Vom Restgebiss bis zur Totalprothese - Herbstsymposium 2019 Mitteilungsblatt Berliner Zahnärzte MBZ - KZV Berlin
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12 | 2019 MBZ Mitteilungsblatt Berliner Zahnärzte Herbstsymposium 2019 Vom Restgebiss bis zur Totalprothese
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Aus der Redaktion 10 Liebe Leserinnen, liebe Leser, schon lange hat sich die Altersstruktur der Bevölkerung gewandelt ● Angesichts immer neuer Gesetze zur Digitalisierung macht sich von der Pyramiden- zu einer Pilzform und sie verändert sich wei- Dr. Michael Dreyer Sorgen über die stetig fortschreitende Aushöh- ter: Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes wird die Grup- lung des informationellen Selbstbestimmungsrechts. Lesen Sie sei- pe der 60- bis 70-Jährigen weiter zunehmen und von 2030 bis nen Leitartikel auf Seite 6. 2050 die größte Altersgruppe stellen. ● Auf der Delegiertenversammlung der Zahnärztekammer Berlin An- Auch infolge der höheren Lebenserwartung wird sich der Kreis je- fang November standen unter anderem der Wirtschaftsplan für das ner Menschen erweitern, die mit wenigen Restzähnen einer pro- kommende Jahr und der ausführliche Bericht des Vorstandes zur Dis- thetischen Versorgung bedürfen. Diese Restzähne sind beim kussion. Von der arbeitsintensiven Sitzung berichten wir ab Seite 16. älteren Menschen oft parodontal geschädigt und häufig auch kon- servierend vorbehandelt. Trotzdem müssen sie den Halt bestimm- ● Im Herbst 2020 tritt die neue Zahnärztliche Approbationsord- ter prothetischer Versorgungen sichern und einen Großteil der ein- nung in Kraft. Da bleibt nicht mehr viel Zeit, die Umsetzung in den wirkenden Kräfte aufnehmen. Unter besonderer Berücksichtigung Universitäten vorzubereiten. Ab Seite 18 stellen wir die wichtigsten der Bedingungen im hohen Alter spielt also bei der Planung von Neuerungen vor. Zahnersatz der Erhalt strategisch wichtiger Pfeiler eine Rolle. Hinzu kommt, dass bei vielen Patienten eine Implantat-prothetische Be- ● Auf dem Deutschen Zahnärztetag in Berlin haben Bundeszahn- handlung – aus verschiedenen Gründen – ausscheidet. ärztekammer und Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung zahlrei- che Beschlüsse zu zentralen berufspolitischen Themen gefasst und Das diesjährige Herbstsymposium der Kassenzahnärztlichen Verei- damit die Weichen für die Zukunft gestellt. Wir berichten ab Seite 20. nigung Berlin stand ganz im Zeichen der Prothetik: vom stark redu- zierten Restgebiss bis zur Totalprothese. Die Referenten widmeten ● Nach Abschluss einer ZFA-Aufstiegsfortbildung sehen sich man- sich dem geriatrischen Patienten, erörterten unterschiedliche Perio- che Absolventen auf dem Weg in die Selbstständigkeit. Doch klare Implantat-prothetische Lösungskonzepte und gingen der Frage Regelungen des Gesetzgebers, der BZÄK und der Rechtsprechung nach, ob sich der Zahnerhalt überhaupt lohnt. Wir berichten in un- stehen dagegen. Prüfkriterien für eine mögliche Scheinselbststän- serem Titelthema ab Seite 10 und zeigen Impressionen vom Get- digkeit geben wir Ihnen auf Seite 35 an die Hand. together, das am Freitagabend wieder Gelegenheit bot, Kontakte zu pflegen, neue aufzubauen und sein Netzwerk in der Dentalfa- Eine anregende Lektüre wünscht milie auszubauen. Vanessa Hönighaus 12 | 2019 MBZ 3
Inhalt StockPhotoPro - Fotolia.com ZÄK Berlin | axentis.de 24 30 Beruf & Politik 16 Delegiertenversammlung der ZÄK Berlin 18 Apropos Hygiene Umsetzung der neuen Approbationsordnung 20 Deutscher Zahnärztetag 2019 22 Vertreterversammlung der KZBV 23 Fortbildung im Zeichen der Digitalisierung 24 Jahrestreffen der Patientenberater Leitartikel Im Dialog mit dem KZV-Vorstand 6 Gesetzgebung zur Digitalisierung ZahnMedizin Meldungen 26 Fortbildungen der KZV Berlin 8 Geschäftsstellen geschlossen 27 Berliner Zahnärztetag: Start-up Praxis Neuer DGZMK-Präsident Berliner Zahnärztetag: Jetzt anmelden Zahnärzte-Praxis-Panel 28 Dienstagabend-Fortbildung der Zahnärztekammer BG Paro Praktikerabend Thema DAF-Termine 2020 10 Herbstsymposium 2019 30 ZFA-Aufstiegsfortbildungen 2020 Vom stark reduzierten Restgebiss 31 Dentales Erbe bis zur Totalprothese 32 Kursangebot des Philipp-Pfaff-Instituts ANZEIGE Ästhetik Kreativität Innovation • CLEARsplint, unser Thermoaktiver Kunststoff für Aufbiss-Schienen und Interimsprothesen • Besonders für Allergiker geeignet, hypoallergen, MMA-frei • Unsichtbar & anschmiegsam mit dem Memoryeffekt • Super bruchsicher durch die hohe Flexibilität • Reparabel, unterfütter- und erweiterbar Telefon 0 3 0. 41 47 10 10 Internet www.smileworks-berlin.de E-Mail info@smileworks-berlin.de 4 MBZ 12 | 2019
Inhalt Alexander Limbach, AdobeStock | Seiring Design Sandor Kacso | AdobeStock 36 37 Amtliches 41 Sitzungstermine des Zulassungsausschusses 42 Mittelverwendung der KZV Berlin GOZ & Bema 43 ZFA-Prüfungstermine 34 GOZ-Workshops 2020 44 Neuzulassungen im November Trepanation bei Wurzelkanalbehandlung Meldefrist für Notdienst-Änderungen Praxis & Team Soziales Engagement 35 Delegation oder Selbstständigkeit 45 BHZ-Mitgliederversammlung 36 Eigene Website für ZFA-Infos Umfrage zu Arbeitsbedingungen von ZFA MBZ 2019 Aktuelle Punktwerte 46 Der gesamte MBZ-Jahrgang im Überblick 37 Angebot der Kammer: Siegelnahtfestigkeitsprüfung Panorama 38 Einsatz schwangerer oder stillender Frauen 54 Neujahrstreffen der Senioren in der Zahnarztpraxis Die Kunst des Heilens 39 Zahnärztliche Stelle: Änderungen zum Jahreswechsel 48 Rubrik-Anzeigen 40 ZQMS-Schulungen 2020 51 Impressum 41 Praxisinformationen im KZV-Serviceportal 53 Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner ANZEIGE MedConsult MedConsult Wirtschaftsberatung Wirtschaftsberatung fürfürmedizinische medizinischeBerufe Berufe Praxisverkauf Praxisverkauf Burkhardt Burkhardt Otto Otto Praxiswertermittlung Praxiswertermittlung Olaf Steingräber Kauf- Kauf- undund Mietvertragsabwicklung Mietvertragsabwicklung Olaf Steingräber Vermittlung von Kaufinteressenten Volker Schorling Vermittlung von Kaufinteressenten Unterstützung bei Vertrags- Unterstützung bei Vertrags- Arztsitzausschreibungen Arztsitzausschreibungen FAB Praxiskauf FAB Praxiskauf Niederlassungsberatung Investitionsberatung Investitionsberatung Niederlassungsberatung Finanzierungsvermittlung MedConsult Finanzierungsvermittlung Versicherungen MedConsult Wirtschaftsberatung für Versicherungen Wirtschaftsberatung medizinische Berufe oHG für Praxiskooperation medizinische Giesebrechtstraße Berufe 6 • 10629 oHG Berlin Praxiskooperation Job-Sharing Partnerschaften Giesebrechtstraße 6 • 213 Tel.: 213 90 95 • Fax: 10629 Berlin 94 94 Job-Sharing Partnerschaften MVZ-Konzepte Tel.: 213 90 E-mail: 95 • Fax: 213 94 94 info@fab-invest.de MVZ-Konzepte E-mail: info@fab-invest.de 12 | 2019 MBZ 5
Leitartikel Gesetzgebung zur Digitalisierung Ade informationelle Selbstbestimmung Liebe Kolleginnen und Kollegen, letzte Woche erhielt ich von einer älteren Dame ein ordentlich mit ich mit meinem Backup auch alle Daten wiederherstellen, wenn Schreibmaschine getipptes, fein säuberlich mit Füller unterschrie- der Rechner gehackt oder geklaut wurde? Ich hab es noch nie aus- benes Blatt. Darauf untersagte sie mir ausdrücklich, ihre Patienten probiert. Muss ich dem Datenschutzbeauftragten nur einen Hack daten in das Internet zu stellen. Nach einem kurzen Schmunzeln oder auch einen Diebstahl melden? meinerseits führte ich ein sehr interessantes Gespräch mit ihr. Mal schnell zwischendurch noch eine Füllung machen, dann aber Die Medienberichtserstattung über Sicherheitslücken in der Praxis gleich prüfen, ab wann ich auch noch die Patientenakte auf die software der (Zahn-)Ärzte hatte sie bewogen, mir dieses Schrei- App meines Patienten runterladen darf. Damit ich dazu auch wirk- ben zu geben. Sie wolle nicht, dass ihre Nachbarn wissen, dass lich verpflichtet bin, wurde gerade im Schnellverfahren ein neues ihre Zähne nicht echt seien. Gesetz durch den Bundestag gejagt. Das Digitale-Versorgung-Ge- setz (DVG) tritt trotz zahlreicher Warnungen von besorgten Datenschützern Anfang 2020 in Kraft. Aus dem Bundes Die Umsetzung gesundheitsministerium lesen wir dazu: „Die IT-Sicherheit der ministerialen bei den niedergelassenen […] Zahnärzten wird nachhal- tig gestärkt. Hierzu erhält die Selbstverwaltung den Auftrag, Digitalisierungswünsche IT-Sicherheitsstandards verbindlich festzuschreiben. Zertifi- zierte Dienstleister können die Praxen bei der Umsetzung müssen wir Zahnärzte ZÄK Berlin | Jens Jeske unterstützen. Damit sorgen wir dafür, dass die sensiblen bezahlen. Gesundheitsdaten in den Praxen auch in Zukunft sicher geschützt werden.“ Dr. Michael Dreyer Übersetzt heißt das: Alle Kosten für die Umsetzung der mi- Vizepräsident der Zahnärztekammer Berlin nisterialen Digitalisierungswünsche außerhalb der TI müs- sen wir Zahnärzte tragen, der Verwaltungsaufwand wird zu- Der Versuch, ihr zu erklären, wohin ein Teil ihrer Daten geleitet sätzlich vermehrt, die KZVen werden zur Kontrolle verpflichtet. Die wird und aus welchem Grund, scheiterte kläglich. Vielleicht auch Eigenleistung wird nahezu unmöglich, weil man nur durch zertifi- am beiderseitigen Unverständnis, was tatsächlich mit den Daten zierte und entsprechend kostenintensive Anbieter „sicher“ ist. geschieht. Allein die Zusicherung, dass ich ihre Daten nicht ins In- Künftig soll ich also während der Wurzelbehandlung noch neben- ternet stellen werde, beruhigte die Dame ein wenig. bei per Video beraten. Die Chancen meiner Patientin, ihre Daten Für mich Anlass genug, mich genauer mit meiner Praxissoftware, doch noch im Internet zu finden, sind durch das DVG deutlich meinen Sicherheitsmaßnahmen und dem gesetzlichen Umfeld zu gestiegen. Die sensiblen Patientendaten sollen zentral gesammelt beschäftigen. Warnungen vor zu unsicheren Passwörtern in den und dann pseudonymisiert wissenschaftlich ausgewertet werden, Praxen finden sich in den Medien zuhauf. Dazu nur so viel: Ich ohne Widerspruchsmöglichkeit durch die Patienten. Informationel- habe meine geändert. Überlegungen über den Anschluss an die les Selbstbestimmungsrecht ade! Big Brother willkommen! Telematikinfrastruktur (TI) folgten als nächstes: Seriell oder paral- lel, was war bei mir noch einmal der Fall? Stand alone wäre gut ge- Liebe Kolleginnen und Kollegen, alle kritischen Punkte in den Ge- wesen; aber da war doch noch etwas: Ist der Virenschutz auf dem setzen der letzten Zeit aufzuführen, würde den Rahmen dieses Ar- neuesten Stand? Wie sieht es mit dem automatischen Löschen tikels sprengen. Beide Körperschaften sind im (manchmal etwas der Daten entsprechend den Fristen der DSGVO aus? Welche Fris- einseitigen) Dialog mit der Politik. Helfen Sie uns, indem Sie uns ten gelten für was? Alles hatte ich schon mal bearbeitet, aber ist es Ihre Probleme zuleiten. So können wir am praktischen Beispiel be- auch immer noch aktuell? Das Wartezimmer ist voll. Im Kopf rattert legen, wie weit Theorie in der Gesetzgebung und Praxis in unse- es weiter, obwohl ich mich eigentlich auf die gerade stattfindende rem Behandlungsalltag auseinander liegen. Die Forderungen der Extraktion konzentrieren sollte. Zahnärzteschaft sind keine Verweigerungshaltung, sondern prak Soll ich noch einen zweiten Server kaufen und damit Bestellungen tische Überlegungen zum Wohle der Patienten. und E-Mails bearbeiten, damit diese von der Praxissoftware ge- Wir sind für Sie da – digital, analog, persönlich! trennt laufen? Mal wieder ein- bis zweitausend Euro extra für Hard- ware, um dann vielleicht alle aktuellen gesetzlichen Auflagen zu er- Ihr füllen. An Installationskosten, Wartung, Updates und zusätzlichen Virenschutz sowie einen eventuell notwendigen weiteren Arbeits- platz will ich gar nicht denken. Kleiner Blick auf die Patientenkarte, ja, der richtige Zahn wurde ge- zogen. Noch kann ich auf die Papierakte zurückgreifen. Aber kann Michael Dreyer 6 MBZ 12 | 2019
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Meldungen ZÄK | KZV | VZB zum Jahresende Geschäftsstellen geschlossen Bitte beachten Sie, dass die Geschäftsstellen der Zahnärztekammer Berlin, der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Berlin und des Versorgungswerks der Zahnärztekammer Berlin um die Feiertage, von Montag, 23.12.2019, bis Dienstag, 31.12.2019, geschlossen bleiben. Im neuen Jahr sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ab Donnerstag, 02.01.2020, zu den bekannten Zeiten wieder für Sie erreichbar. ZÄK Berlin | KZV Berlin | VZB Berlin Prof. Dr. Roland Frankenberger Zahnärzte-Praxis-Panel Neuer DGZMK-Präsident Teilnahmefrist verlängert Mitte November hat Prof. Dr. Mehr als 37.000 Zahnarztpraxen in ganz Deutschland haben per med. dent. Roland Frankenber- Post einen strukturierten Fragebogen erhalten, mit dem Auskünf- ger (Universität Marburg) als te über die wirtschaftliche Situation und die Rahmenbedingungen neuer Präsident der Deutschen ihrer Praxis eingeholt werden. So entsteht – unter Wahrung Gesellschaft für Zahn-, Mund- von Anonymität und strengsten Vorgaben für Datenschutz und und Kieferheilkunde (DGZMK) -sicherheit – eine aussagekräftige und belastbare Datengrundla- DGZMK | Michelle Spillner die Leitung der wissenschaft- ge über die wirtschaftliche Entwicklung in der vertragszahnärztli- lichen Dachorganisa t ion mit chen Versorgung. Sowohl für die Kassenzahnärztliche Vereinigung 43 Fachgesellschaften und Ar- (KZV) Berlin als auch für die Kassenzahnärztliche Bundesvereini- beitskreisen sowie 23.000 Mit- gung sind diese Angaben für erfolgreiche Honorarverhandlungen gliedern übernommen. „Die mit den Krankenkassen auf Landes- und Bundesebene unverzicht- Zahnmedizin wird sich in der bar. Denn keine der offiziellen Preissteigerungsindizes spiegelt die kommenden Dekade mehr verändern als in den dreißig Jahren tatsächliche Entwicklung in den zuvor“, so Frankenberger. Die Zukunftstrends in der Zahnmedizin Zahnarztpraxen wider. sieht er auf den Feldern Digitalisierung, demografischer Wandel, Sollten Sie zu den vom Zentral- Feminisierung und Landflucht. Aber auch die neue Approbations- institut für die Kassenärztliche ordnung, die im Oktober 2020 in Kraft treten wird, steht auf der Versorgung (Zi) angeschriebe- Agenda. nen Zahnärzten gehören, bitten Neuer Präsident elect der DGZMK ist Prof. Dr. med. Dr. med. wir Sie herzlich, an dieser Befra- dent. Jörg Wiltfang (Universität Kiel). Er wurde auf der DGZMK- gung bis zum 31.01.2020 teilzu- Mitgliederversammlung am Rande des wissenschaftlichen nehmen. Kongresses zum Deutschen Zahnärztetag 2019 gewählt und wird Weitere Informationen finden Sie turnusmäßig in drei Jahren die Präsidentschaft der DGZMK über- auf der Website der KZV Berlin nehmen. (Webcode: W00321). PM DGZMK Ihr Vorstand der KZV Berlin I hnen, Ihren Familien und Ihren Praxisteams wünschen wir frohe und harmonische Weihnachtsfeiertage sowie einen guten Start in ein gesundes und erfolgreiches neues Jahr. Auch 2020 werden Ihnen Vorstände, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Rat und Tat zur Seite stehen. siggi1956 | AdobeStock Der Vorstand der Zahnärztekammer Berlin Der Vorstand der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Berlin und Ihre MBZ-Redaktion 8 MBZ 12 | 2019
Wir bündeln in unserem HeilberufePortal nicht nur Finanzwissen. S T E U E R B E R AT E R Wir helfen Ihnen auch dabei, das TENNERT • S O MME R Potenzial Ihrer Praxis zu entfalten. & PARTNER #PositiverBeitrag Pantone 540 Pantone 652 Nutzen Sie mit dem HeilberufePortal der Deutschen Bank jederzeit eine verlässliche Entscheidungshilfe, wenn es um TENNERT • S O MME R Gründung, Investitionen oder Praxisübergabe geht. & PARTNER Heilberufezentrum Berlin, Otto-Suhr-Allee 6, 10585 Berlin Jana Bronner, Telefon (030) 3407-5547 Hans-Peter Herz, Telefon (030) 3407-3480 W W W.T E N N E R T- S O M M E R - PA R T N E R . D E heilberufe.berlin@db.com deutsche-bank.de/heilberufe Wie auf Sie zugeschnitten Mit unseren Zeitschriften erreichen Sie Gründer und Entscheider, Sport-, Medien- und Lokalinteressierte RAZ Verlag GmbH Am Borsigturm 13 · 13507 Berlin Tel.: (030) 43 777 82 - 0 Fax (030) 43 777 82 - 22 rn! aten anforde E-Mail: info@raz-verlag.de Jetzt Mediad
Thema Herbstsymposium 2019 Vom stark reduzierten Restgebiss bis zur Totalprothese I n diesem Jahr stand das Herbstsymposium der Kassenzahnärzt- lichen Vereinigung (KZV) Berlin im Zeichen der Prothetik beim geriatrischen Patienten. Die Zahl der älteren Patienten nimmt zu, Professor Dr. Ina Nitschke, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Alterszahn- die mit wenigen Restzähnen einer prothetischen Versorgung be- medizin, stellte zunächst dürfen. Darüber hinaus geht es gerade in der Seniorenzahnme- anhand der aktuellen Ster- dizin auch um Themen, die bei den meisten Patienten eine eher betafel des Statistischen untergeordnete Rolle spielen, wie Pflegegrad, Demenz, Betreuung Bundesamtes die derzeitige oder die Kommunikation mit Mitarbeitern einer Pflegeeinrichtung. Lebenserwartung des jewei- „Vor allem aber erfordert deren Behandlung viel Empathie“, beton- ligen Lebensalters dar. So hat te Dr. Jörg Meyer, Vorsitzender des Vorstandes der KZV Berlin, in ein Hundertjähriger im Mittel seiner Begrüßung. noch eine Lebenserwartung Neu in diesem Jahr war, dass parallel zur Fortbildung für die Zahn- von zwei Jahren. Aufgrund Professor Dr. Ina Nitschke, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Alterszahnmedizin ärzte ein umfangreiches Weiterbildungsprogramm für zahnmedi- des demografischen Wan- zinisches Fachpersonal angeboten wurde mit dem Fokus auf Ab- dels wird heutzutage nicht rechnungsfragen. In thematischer Anlehnung an das Programm für mehr von einer Bevölkerungspyramide, sondern vom Bevölke- die Zahnärzte konnten die Praxismitarbeiter zwischen verschiede- rungspilz gesprochen. Sie gab einen Überblick über die Zahl der nen Workshops wählen; vorab erhielten sie bereits in Vorträgen Frauen und Männer mit Pflegebedarf, deren Anteil insgesamt be- wertvolle Tipps für den Praxisalltag. reits heute bei den 85-Jährigen und Älteren bei 53 Prozent liegt. Dr. Karsten Heegewaldt, Präsident der Zahnärztekammer Berlin, Nitschke warf die Frage auf, ab wann man als alt gelte, und ana- die das Herbstsymposium unterstützt, begrüßte ebenfalls die über lysierte die Altersentwicklung in Deutschland. Sie wies darauf hin, 300 teilnehmenden Zahnärzte und bekräftigte den KZV-Vorstand in seiner Wahl des Themas für das achte Herbstsymposium: „Je- den Tag befinden wir uns doch in einem Zwiespalt zwischen Zahn erhaltung und prothetischer Versorgung“, so Heegewaldt. Darüber hinaus berichtete er von den Anstrengungen der Bundeszahnärzte kammer (BZÄK) im Bundesministerium für Gesundheit zur Forde- rung nach einer Erhöhung des GOZ-Punktwertes. Anlässlich der Aussage von Bundesminister für Gesundheit Jens Spahn (CDU), Zahnärzte verdienten bereits ausreichend, fordert die BZÄK, den politischen Stillstand um die Novellierung der Gebührenordnung zu beenden, und hat die Kampagne „#11 Pfennig“ ins Leben ge- rufen. 10 MBZ 12 | 2019
Thema dass 70 Prozent der pflegebedürftigen Senioren ambulant betreut die Behandlung dieser Patienten, Kompromisse zu schließen und und 30 Prozent stationär in Heimen versorgt werden. Daher sind sich nicht allzu strikt nach der Schulmedizin zu richten. Bei der Ent- auch die Angehörigen ein entscheidender Faktor bei der Versor- scheidung über die zahnmedizinische funktionelle Kapazität des gung dieser Patientengruppe, die häufig unter Immobilität, Insta- Patienten spielen die Therapie- und Mundhygienefähigkeit sowie bilität, Inkontinenz, intellektuellem Abbau, Inappetenz, iatrogenen die Eigenverantwortlichkeit eine Rolle. In diesem Zusammenhang Schäden oder Isolation leide. Somit wandelt sich die zahnärztliche erläuterte sie die Begriffe „Versorgungsdiagnose“ und „Nachsorge- Behandlung dieser Patienten in eine zahnmedizinische Betreu- kompetenz“: In den Therapieentscheidungsprozess müssen also ung. „Wir sind als Gesellschaft und auch als Zahnärzte aufgefor- die Lebensumstände des Patienten einbezogen werden; eben- dert, die Übergänge zwischen den Lebensphasen fit, gebrechlich so ist entscheidend, ob der Patient die prothetische Versorgung und pflegebedürftig so lange wie möglich hinauszuzögern“, beton- allein reinigen kann oder ob eine kontrollierte Betreuung regelmä- te Nitschke. Sie machte darauf aufmerksam, dass ältere Menschen ßig, auch engmaschig, durchgeführt werden muss. Die partizipa mit Pflegebedarf eine schlechtere Zahn- und Mundgesundheit auf- tive Entscheidungsfindung ist also genauso entscheidend wie weisen als die Gruppe der älteren Senioren ohne Pflegegrad. Da- eine patientenmotivierende Gesprächsführung. An Patientenfällen ten der Fünften Deutschen Mundgesundheitsstudie (DMS V) be- zeigte Nitschke, dass die Therapieentscheidung vom Alter ab- legen dies, was sich auch mit der Tatsache deckt, dass statistisch hängt und welche prothetische Versorgung individuell möglich ist. die Häufigkeit des Zahnarztbesuchs mit steigender Pflegebedürftig- Zudem gab sie praktische Hinweise zum Umgang mit Patienten keit abnimmt. Erschwerend kommt hinzu, dass die tägliche Zahn- mit Demenz. pflege nicht regelmäßig erfolgt. Nitschke wies daher darauf hin, Daten der DMS V belegen auch, dass die abnehmbare Versor- dass eine schlechte Zahn- und Mundgesundheit bei Pflegebedürf- gung bei den älteren Patienten vorrangig ist, erst recht bei Patien tigen nicht nur soziale und psychologische Konsequenzen habe, ten mit Pflegebedarf. Gerade bei Patienten mit einer Belastbar- sondern auch massive gesundheitliche Auswirkungen haben kön- keitsstufe 3 sei eine Neuanfertigung nur bedingt möglich. Unter ne, und appellierte an die Teilnehmer des Symposiums, hier ge- Berücksichtigung des relativierten objektiven Behandlungsbedarfs genzusteuern. empfahl Nitschke, z. B. eine partielle Kunststoffprothese mit ein- Die Betreuung geriatrischer Patienten bedeute auch für die Praxis fachen Verankerungselementen oder eine Neuanfertigung durch und das Praxisteam Veränderungen: Die Zahl alter Patienten wer- Duplizierung zu verwenden. Grundsätzlich bedeute also „Geropro- de zunehmen; daher müsse in den Praxen Platz für Rollator und thetik“, die Versorgung immer in Abhängigkeit bestimmter Parame- Rollstuhl geschaffen werden. Nitschke verdeutlichte, dass die Pra- ter zu planen. Ihr Tipp: Solide, stabil und simpel planen! xisstruktur angepasst werden müsse, und stellte klar, dass eine se- Nitschke erinnerte daran, dass auch bei diesen Patienten die freie niorengerechte Praxis weit mehr sei, als lediglich das Kriterium der Arztwahl gelte und zudem der „Entscheider“ ausfindig gemacht Barrierefreiheit zu erfüllen (Stichwort: gerostomatologischer Wohl- werden müsse. So könne z. B. im Anamnesebogen die Frage so- fühlfaktor der Praxis). Sie betonte, dass man Vertrauen schaffen wohl nach dem möglichen Betreuer als auch nach dem Pflegegrad müsse, wenn man Senioren behandelt; vor allem sei es wichtig, aufgenommen werden. den Blick bei dieser Patientengruppe weit schweifen zu lassen, Abschließend ging Nitschke auf verschiedene Konzepte ein, die es da der subjektive und objektive zahnmedizinische Behandlungs- ermöglichen, in der aufsuchenden Betreuung tätig zu sein, und er- bedarf stets voneinander abweichen würden. Vor allem bedeute läuterte, welche Ausstattung hierfür erforderlich ist. KZV Berlin 12 | 2019 MBZ 11
Thema Dr. Karl-Ludwig Ackermann, Das sog. Tripel „P-I-P3“ fasst die Kernelemente zusammen: prä- niedergelassener Fachzahnarzt implantologische Positionierung, Perio-Implantat-Prothetik und für Oralchirurgie mit den Tätig- post-implantologische Prophylaxe. Perio-Implantat-prothetische keitsschwerpunkten Implanto- Rehabilitationen werden, so Ackermann, heute mehr denn je vom logie und Implantatprothetik in Patienten abgefragt und gewünscht. Gleichzeitig erwartet der Pa Filderstadt und Spezialist für Pa- tient Erfolgssicherheit und ästhetisch-funktionell optimale Behand- rodontologie (EDA), widmete lungsergebnisse. Da die individuelle Ausgangssituation standardi- sich unterschiedlichen Perio-Im- sierte Behandlungsstrategien ausschließt, muss grundsätzlich vor plantat-prothetischen Lösungs- einer Therapiedurchführung ein individuelles Risikoprofil erhoben privat konzepten bei einem stark re- werden. Die Analyse eines Risikos oder mehrerer bestehender Ri- duzierten Restgebiss oder bei siken bedeutet zunächst nichts anderes als die Möglichkeit, einen Dr. Karl-Ludwig Ackermann, niedergelassener Fachzahnarzt für Oralchirurgie mit den totaler Zahnlosigkeit. Zu Beginn potenziellen Schaden zu vermeiden. „Unsere Patienten, die mit Tätigkeitsschwerpunkten Implantologie und erläuterte Ackermann anhand oder ohne Implantate eine moderne Therapie wünschen, setzen Implantatprothetik und Spezialist für Parodon- einer Grafik sehr anschaulich, voraus, dass der Behandler alle möglichen Risiken kennt und dem- tologie (EDA) dass sowohl die Parodontolo- zufolge auch ausschließen kann“, stellte Ackermann fest. Er wies gie als auch die Implantologie Querschnittsfächer der Zahnme- darauf hin, dass hierbei zwischen zwei Endpunkten – dem maxi- dizin darstellen. Beim Verweis auf die Literaturrecherche wur- mal möglichen Behandlungsziel und dem den Patientenwünschen de deutlich, dass die Zahl der Metaanalysen, also das statistische und -möglichkeiten angepassten individuellen Behandlungsziel – Verfahren, Ergebnisse verschiedener Studien mit derselben Fra- unterschieden werden muss. Bei einer derartigen Annäherung an gestellung in einem wissenschaftlichen Forschungsgebiet quanti- die ursprüngliche, gesunde Situation und die erforderliche Projek- tativ zusammenzufassen und zu bewerten, geringer ist als jene tion in eine Therapiesequenz diktiert das individuell gewünschte der Systematic Reviews, die eher für den Praktiker von hilfreicher Behandlungsziel den Therapieweg. Letztendlich hat aber der Be- Relevanz sind. Im Bereich der Parodontologie, Endodontologie, handler die Verantwortung für die Therapiemaßnahmen. Implantatchirurgie und -prothetik überwiegen Literaturübersichten, Ackermann stellte diverse Implantat-prothetische Behandlungsbei- mit denen versucht werden soll, alles verfügbare Wissen zu sam- spiele unterschiedlicher Indikationen dar und diskutierte diese. Er meln, zusammenzufassen und kritisch zu bewerten. Grundlage ist erläuterte detailliert den jeweiligen Ausgangsbefund sowie den Pa- hierbei immer die publizierte Fachliteratur. tientenwunsch, das jeweilige Behandlungsziel, die dazugehörige Ackermann betonte, dass die Parodontologie als Kerngebiet bei Planung, die einzelnen Therapieschritte und ging hierbei explizit hoch bejahrten Patienten immer wesentlicher wird; zu erwarten auf die erforderlichen chirurgischen Maßnahmen ein. In diesem sei, dass die meisten von ihnen für stabilisierten Zahnersatz Im- Zusammenhang wies er darauf hin, dass bestimmte Therapien plantate benötigen werden. Seine Botschaft: Wer implantiert, muss vom Alter des Patienten abhängen, was bedeutet, dass Zähne vor- über parodontologische Fähigkeiten und entsprechendes (Grund-) nehmlich funktional belastet werden sollten, um den individuellen Wissen verfügen. Zahnersatz zu stabilisieren. 12 MBZ 12 | 2019
Thema Dass gerade bei der Planung eine 3-D-Aufnahme des oralen Professor Dr. Michael H. Walter, Bereichs unerlässlich ist, zeigte Ackermann an verschiedenen Leiter der Poliklinik für zahnärzt Parodontitis- und Augmentationsfällen und erläuterte, wo der liche Prothetik Universitätsklini- Zahnarzt in der Parodontologie sowie Augmentationschirurgie bei kum Carl Gustav Carus an der 2-D-Aufnahmen an seine Grenzen stößt. Seine Botschaft: Eine Technischen Universität Dres- 3-D-Aufnahme ermögliche z. B. zwar keine bessere parodontolo den, ging in seinem Vortrag der gische Behandlung, aber eine bessere Planung und Prognose. Frage nach, ob sich der Zahner- Welches Level nach einer Parodontitisbehandlung erreicht sein halt überhaupt lohnt, und refe- muss, um implantieren zu können (Stichwort: degenerative re- rierte zu prothetischen Lösun- spektive chronische Parodontitis), erklärte Ackermann sehr an- gen bei wenigen Restzähnen. Er schaulich. Zudem ging er auf die Notwendigkeit ein, wann zur stellte Konzepte ohne und mit Professor Dr. Michael H. Walter, Leiter der Po- besseren Stabilisation Kronenverblockungen hilfreich sind. Keine Implantat(en) vor. Bei der Fra- liklinik für zahnärztliche Prothetik Universitäts- verlässlichen Konzepte gebe es für die Behandlung einer Peri- ge, ob der Zahnerhalt im Zeitalter klinikum Carl Gustav Carus an der Technischen implantitis, daher müsse unbedingt verhindert werden, dass der von „All-on-4“ noch zeitgemäß Universität Dresden Knochen angegriffen wird. ist, wägte Walter die Vor- und Ackermann beleuchtete auch Fälle von Patienten mit zahnlosem Nachteile von Implantaten ab und schlussfolgerte, dass die Extrak- Kiefer, die entweder eine herausnehmbare Prothese erhielten tion mit anschließender Implantation sicherlich der konsequente oder bei denen festsitzender Zahnersatz implantiert wurde. Bei Weg in vielen Fällen sei. Fraglich ist aber, ob er auch für den oft letzteren Fällen stellte er dar, an welcher Stelle implantiert wer- geriatrischen Patienten das Mittel der Wahl ist. Mit Blick auf die all- den muss, um den Patienten anschließend mit Brücken zu ver- gemeine Studienlage ging Walter auf die Vorteile von natürlichen sorgen. In diesem Zusammenhang riet er den Teilnehmern, die Zähnen ein und erinnerte daran, dass Zähne auch erheblich zum Leitlinie für festsitzenden Zahnersatz zu beachten, und ging auf Strukturerhalt beitragen, also einen funktionellen Wert haben. Da- die Nachteile bei nur einem Brückenersatz auf vier bis sechs her lohnt es sich, sie zu erhalten und in die Versorgung einzubezie- Implantaten ein. Sein Tipp: Das Konzept der klein-segmentierten hen. Folglich muss seiner Meinung nach die Aussage, Zähne früh- Brücken anwenden! Werden Implantate über eine Bohrschablone, zeitig zu extrahieren, um problemfreier implantieren zu können, die zuvor digital geplant und erstellt wurde, gesetzt, gab er zu be- sehr differenziert betrachtet werden. Denn in vielen Fällen, kritisier- denken, dass dieses Verfahren zeitlich sehr aufwendig ist – sowohl te Walter, würde lediglich an Implantate gedacht. Grundlage jeder für die Planung als auch für die Umsetzung. medizinischen Entscheidung ist aber eine sorgfältige Nutzen-Risiko- Abschließend wies Ackermann darauf hin, dass die Patienten- Abwägung, bei der sowohl die zugrunde liegenden Rahmenbe- gespräche zum Thema Finanzen vor einer solchen Behandlung dingungen als auch die Ziele und Präferenzen von Zahnarzt und durchaus zeitaufwendig sein können, weil ein Großteil der zu er- Patient zu berücksichtigen sind sowie die zahnbezogene, patien- bringenden Leistungen vom Patienten privat gezahlt werden muss tenbezogene und die (kau-)organbezogene Prognose. Auch spielt und somit die Kosten für ihn nachvollziehbar sein müssen. die Topografie, also die potenzielle Abstützung, eine große Rolle. KZV Berlin 12 | 2019 MBZ 13
Thema Bei der Entscheidung für oder gegen eine bestimmte prothetische die Modellgussprothese. Ob sie die Prognose der Restzähne ver- Intervention sind zudem die Risiken zu bedenken, die den jeweils bessert, ist unklar. Welche Teleskopformen im stark reduzierten möglichen Versorgungsformen zuzuordnen sind. Etwaige Gründe Gebiss indiziert sind, ist nach Walter ebenso situationsabhängig für den frakturierten Teleskoppfeiler, den Klassiker, sind eine ge- wie die Wahl zwischen parodontal offener Gestaltung und Cover- schwächte oder stark reduzierte Zahnhartsubstanz, Avitalität und Denture-Prothese. Seine Indikationsempfehlungen zu Teleskop eine ungünstige Topografie. Walter gab zu bedenken, dass nicht prothesen im Ober- und Unterkiefer: 1. Bei nur zwei Pfeilern oder alles mit Teleskopen machbar ist, sondern auch deren Nachteile einem Pfeiler und ungünstiger Topografie die Indikation von Te- kritisch beleuchtet werden müssen. Er verwies auch auf das um- leskopprothesen sorgfältig differenzialtherapeutisch abwägen. fangreiche Portfolio von Handlungsempfehlungen der Deutschen 2. Die Nutzung von avitalen Zähnen als Teleskoppfeiler kritisch ab- Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (Leitlinien, wägen. Wenn ja: Allgemeine Regeln für die Überkronung avitaler Wissenschaftliche Mitteilungen), aus denen wichtige Empfehlungen Pfeiler konsequent befolgen (Fassreifeneffekt, Wurzelstift bei stär- zur Prognosebewertung abgeleitet werden können. Diese stehen kerem Substanzverlust). 3. Knochenabbau bei Teleskoppfeilern nicht im Widerspruch zu Zahnersatz- und Behandlungsrichtlinie. nicht über 50 Prozent. In diesem Zusammenhang gab Walter auch Im Anschluss stellte Walter verschiedene Strategien prothetischer zu bedenken, dass die Bedeutung des Prothesenlagers nicht un- Lösungen vor am Beispiel der zahnbezogenen Prognose „gut“ terschätzt werden dürfe, und gab weitere klinische und technische bei günstiger und ungünstiger Topografie. Bei herausnehmbarem Empfehlungen für Teleskopprothesen. Zahnersatz ist es unmöglich zu sagen, welche Versorgung die bes- Die Modellgussprothese hält Walter für allgemein unterschätzt und te bzw. langlebigste ist, da sich vergleichende Aussagen aus der Li- wies darauf hin, dass ihre Evidenzgrundlage besser ist als jene der teratur nicht machen lassen. Walter stellte dar, bei welchen Indika- Teleskopprothese und sie zudem gute Überlebenswerte hat. Er tionen die Teleskopprothese das Mittel der Wahl ist, und erklärte zeigte ihre Indikationen auf und sieht gerade in der geriatrischen an einem Patientenfall den Zahn- und Strukturerhalt durch Sanie- Zahnmedizin ihren Vorteil darin, dass sie – aus welchen Grün- rung und indikationsgerechte Versorgung mit einer Teleskoppro- den auch immer – nicht getragen werden muss; es gibt also kei- these über mehr als 20 Jahre. Walter bezweifelt, dass die Teles- nen Demaskierungseffekt und eine Restfunktionalität besteht auch kopprothese grundsätzlich parodontalhygienisch günstiger ist als ohne Prothese. Darüber hinaus muss die Modellgussprothese 14 MBZ 12 | 2019
Thema nicht gänzlich fest sitzen, da alte Patienten unter Umständen mit einem zu festen Sitz sogar Probleme haben. An Patienten- Neu beim Herbstsymposium fällen erklärte Walter Modellguss-geeignete Topografien. Er be- tonte, dass es bei Vorbehalten oft um Fragen der Ästhetik geht. Weiterbildungsprogramm für Da die Möglichkeiten hier immer noch nicht gänzlich genutzt zahnmedizinisches Fachpersonal würden, gab er am Beispiel der Roachklammern und der Kom- Ein umfangreiches Angebot an Vorträgen und Workshops bination mit gebogenen Elementen praktische Hinweise für de- richtete sich in diesem Jahr zum ersten Mal auch an das ren Anwendung. zahnmedizinische Fachpersonal. In Anlehnung an das pro- In Fällen, bei denen die Versorgung ohne Implantate, also nur mit thetische Fortbildungsprogramm für die Zahnärzte erhielten einer Teleskopprothese, nicht nachhaltig gewesen wäre, zeigte er die Praxismitarbeiter in zwei Vorträgen u. a. Informationen zu Lösungen mit strategischen Implantaten. Außerdem behandelte er Festzuschüssen unter der besonderen Berücksichtigung von Strategien bei zweifelhafter und schlechter zahnbezogener Prog- Reparaturen und Suprakonstruktionen (FZ 6 und FZ 7) so- nose. Bei einer Versorgung ohne Implantate ist die Differenzial- wie zu konservierend-chirurgischen Leistungen, wobei hier indikation der Zahnersatz-Formen patientenbezogen abzuwägen. vor allem die Pflege-Bema-Positionen im Vordergrund stan- Implantate sind nicht die besseren Zähne. Sie können aber unter den. Im Anschluss hatten die Teilnehmer Gelegenheit, in Umständen die Möglichkeiten zum Zahnerhalt verbessern. Auch thematisch verschiedenen Workshops das zuvor erworbene die Totalextraktion kann bei tragfähiger Begründung das Mittel der Wissen anzuwenden: In kleinen Gruppen bearbeiteten sie Wahl sein, mit den Behandlungszielen „Totaler Zahnersatz“ oder eigenständig Abrechnungsfragen oder füllten Behandlungs- „Zahnersatz mit Implantaten“. pläne aus. Hierbei nutzten viele die Chance, ihre individuel- Zusammenfassend wies Walter darauf hin, dass die Versorgung im- len Fragen zu stellen. Am Ende wurden die erarbeiteten Lö- mer fallbezogen entschieden werden muss, unter Berücksichtigung sungen gemeinsam besprochen. von Prothesenlager, parodontalem Zustand und weiteren Faktoren. Sämtliche Fragen wurden kompetent von den Referenten Zudem wird die (Zahn-)Gesundheitsprognose mit zunehmendem des Vorstandes sowie den Mitarbeiterinnen der Abrech- Alter unsicherer; einen „Königsweg“ gebe es daher nicht. nungsabteilung der KZV Berlin beantwortet. Vanessa Hönighaus KZV Berlin 12 | 2019 MBZ 15
Beruf & Politik 11. Ordentliche Delegiertenversammlung der ZÄK Berlin Jahresabschluss bestätigt, Wirtschaftsplan genehmigt D ie Delegierten der Zahnärztekammer (ZÄK) Berlin befass- ten sich auf ihrer 11. Versammlung am 7. November 2019 mit den Statistiken und Ergebnissen des Geschäftsberichtes, des Entlastung des Vorstandes Die Delegierten stellten den Jahresabschluss 2018 fest und be- Jahresabschlusses 2018 und des Wirtschaftsplans für das kom- schlossen die Entlastung des im Jahr 2018 amtierenden Vorstan- mende Jahr. Detailliert setzten sie sich mit den Zahlen auseinan- des sowie den Wirtschaftsplan 2020. Die zwei als Gäste anwesen- der, sodass sich die Sitzung durch Diskussion und Nachfragen bis den Wirtschaftsprüfer der BDO AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft nach Mitternacht zog. hatten zuvor dem Jahresabschluss und dem Lagebericht der ZÄK Berlin einen uneingeschränkten Bestätigungsvermerk erteilt so- Erfolgreiches Geschäftsjahr 2018 wie dem Kammervorstand und den für die Kammer ehrenamtlich Zunächst stellte Dr. Jan Fischdick, Geschäftsführer der ZÄK Ber- tätigen Zahnärzten korrektes Abrechnungsverhalten hinsichtlich ih- lin, den Geschäftsbericht 2018 vor. Da die Delegierten diesen wie rer Reisekosten und Sitzungsgelder attestiert. Zu diesem Ergebnis auch den Jahresabschluss und den Wirtschaftsplan bereits einige kam auch der Haushaltsauschuss, bestehend aus den Zahnärz- Wochen vorab durchlesen und Fragen stellen konnten, beschränk- ten Niko Fotiadis, Jens Füting und Dr. Lewon Tunjan. „Bei größt- te er sich auf die wichtigsten Ereignisse und Entwicklungen der möglicher Transparenz und Offenheit konnten Einsicht in alle Be- einzelnen Kammerbereiche. „In der Zahnärztekammer verlief das lege genommen und alle Fragen zur Zufriedenheit beantwortet Geschäftsjahr 2018 insgesamt erfolgreich und das Tagesgeschäft werden“, so Fotiadis und dankte in diesem Zusammenhang den läuft gleichbleibend gut“, resümierte Fischdick. „Ich will an erster Kammermitarbeiterinnen Claudia Hetz und Monika Müller für ihre Stelle allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Hauses für ihre Unterstützung. Gemeinsam mit dem stellvertretenden Kammer exzellent geleistete Arbeit danken.“ geschäftsführer Henning Fischer stellte Vorstandsmitglied Dr. Hel- Er appellierte an die Berliner Zahnärzteschaft, sofern noch nicht mut Kesler die Jahresbilanz ausführlich vor und wies auf wichtige geschehen, umgehend auf die bereits 2018 erfolgte Meldeda- Tendenzen hin. „Die Gesamtanzahl aller Mitglieder hat sich 2018 tenabfrage bzw. leider notwendigen anschließenden mehrfa- kontinuierlich erhöht“, so Fischer. Leider habe sich aber gleichzei- chen Erinnerungsschreiben zu antworten. Die Meldepflicht sei tig die Anzahl der Praxisinhaber, die die Hauptbeitragszahler sei- elementar für die Funktionsfähigkeit der Kammer an sich und en, etwas rückläufig entwickelt. „Grund für diese Entwicklung ist unerlässlich für die Beitragserhebung. zum Beispiel die zunehmende Bürokratie in den Praxen. Auch jün- Im Referat Praxisführung habe man 2018 die Prüfung medizini- gere Zahnärzte, die lieber als angestellte Zahnärzte arbeiten, als scher und elektrischer Arbeits- und Betriebsmittel deutlich ausge- sich in eigener Praxis niederzulassen, tragen zu dieser Entwicklung baut. Diese Dienstleistung komme bei den Mitgliedern sehr gut bei.“ Insgesamt sei festzuhalten, dass sich die Liquiditätsentwick- an, da sie alles abdecke, was das Landesamt für Gesundheit und lung durch die Erhöhung der Kammerbeiträge zum 1. April 2018 Soziales (LAGeSo) bei seinen Begehungen fordere. weiter stabilisiert habe und eine leichte Liquiditätserhöhung er- Das Referat Aus- und Fortbildung Zahnmedizinische Fachangestell- reicht werden konnte. Momentan bestehe kein Liquiditätsrisiko, da te (ZFA) habe sich für die Nachwuchsgewinnung engagiert ein- das Vermögen aktuell ausreichend ist. „Chancen und Risiken ste- gesetzt und zu einem Zuwachs der Ausbildungszahlen von über hen bei der ZÄK Berlin in einem ausgewogenen Verhältnis“, so ihr sechs Prozent in Berlin erheblich beigetragen. „Dennoch hat sich Fazit. Fragen aus dem Plenum kamen z. B. zur Prüfungsmethodik der Fachkräftemangel in den Praxen nicht entspannt, sodass das oder zu einzelnen Statistiken. So sorgte etwa der Personalmangel Referat weiter am Ball bleibt“, so Fischdick. im Öffentlichen Gesundheitsdienst – 15 Zahnärzte für 12 Bezirke Im Bereich Öffentlichkeitsarbeit wurden 2018 einige neue Pro- – für Erstaunen. „Wer gerne im öffentlichen Gesundheitsdienst ar- jekte initiiert. Als Beispiel nannte er den monatlichen Newsletter, beiten möchte, darf sich gerne bewerben und ist sehr herzlich will- der seit Dezember 2018 die Kammermitglieder per E-Mail über kommen“, ermutigte Dr. Karsten Heegewaldt, Präsident der ZÄK Aktuelles und Termine informiert. Berlin. Fischdick sprach in seinem Bericht auch ein unerfreuliches Er- eignis und seine Konsequenzen an: „Leider haben der Un- Bericht des Vorstandes treuefall im Philipp-Pfaff-Institut und die Betreuung des Ver- Kammerpräsident Heegewaldt berichtete u. a. von der Klausur- fahrens 2018 erhebliche Zeit beansprucht und Kapazitäten tagung der Bundeszahnärztekammer (BZÄK) und der dort be- gebunden“, erläuterte Fischdick. Zum einen musste man acht- sprochenen BZÄK-Kampagne „Elf Pfennig“. Die Kampagne solle geben, dass sich der Schaden trotz manch kritischem Artikel aufklären und Entscheidungsträger daran erinnern, dass der GOZ- für das Fortbildungsinstitut als wirtschaftliches Unternehmen Punktwert für die Bewertung privatzahnärztlicher Leistungen seit in Grenzen halte. Zum anderen sei es wichtig gewesen, sich 1988 unverändert bei 11 Pfennig liegt. Laut Aussagen der Politik intensiv um die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Instituts müsse man aber erst abwarten, welche Ergebnisse voraussichtlich zu kümmern und sie weiterhin positiv an das Unternehmen Anfang 2020 die von der Bundesregierung eingerichtete Kommis- zu binden. sion zum Thema einheitliche Gebührenordnung präsentiere. 16 MBZ 12 | 2019
Beruf & Politik Darüber hinaus wies Heegewaldt auf die Bestrebungen auf rungskonferenz komplett übernommen worden und dient nun als Bundesebene hin, die Gründung von GmbH-MVZ zu begrenzen. bundesweites Vorbild,“ berichtete er. Beim Verfassen dieser Ord- Eine mögliche von insgesamt sieben zentralen Maßnahmen sei nung habe man sich seinerzeit an Westfalen-Lippe angelehnt und dabei, im Zahnheilkundegesetz festzulegen, dass GmbH-MVZ in diese seit 2015 implementiert. Frau Kronfeld-Möhring habe „die der Mehrheit von Zahnärzten gegründet werden müssten und Ge- Ordnung wunderbar konzipiert und für uns umsetzbar gemacht“, winne nicht an Dritte abgeführt werden dürften. bedankte sich Förster. Er informierte außerdem über Gespräche Heegewaldt stellte zudem den neuen Geschäftsführer des Philipp- zwischen Arbeitnehmern, Arbeitgebern und dem Bundesinstitut Pfaff-Instituts ab 1. Januar 2020, Kay Lauerwald, vor. „Wir freuen für berufliche Bildung zur Ausbildungsordnung ZFA. Nach Vorgabe uns, mit Herrn Lauerwald eine Persönlichkeit gefunden zu haben, des Bundesgesundheitsministeriums müssen 120 Stunden Hygi- die das Unternehmen Philipp Pfaff auch für die Zukunft gut auf- ene in die neue Ausbildungsordnung implementiert werden. Dies stellen wird.“ Gleichzeitig bedauere er sehr, dass der bisherige Ins- sei Voraussetzung, dass Auszubildende auch künftig die Befähi- titutsleiter Dr. Thilo Schmidt-Rogge seine Tätigkeit nach über drei- gung erhalten, Medizinprodukte zu bearbeiten, so Förster. zehn Jahren zum Jahresende auf eigenem Wunsch beende. „Auch Dr. Helmut Kesler, Referatsleiter Praxisführung, brachte von der wenn er heute Abend nicht anwesend ist, möchte der Vorstand Koordinierungskonferenz einen wissenschaftlichen Beleg mit, der Herrn Dr. Schmidt-Rogge für seine hervorragende, engagierte Ar- insbesondere für Gespräche mit dem LAGeSo wichtig sei. Dieser beit seinen Dank aussprechen. Die äußerst positive Entwicklung untermauere, dass die manuelle Aufbereitung von Instrumenten und exzellente Aufstellung des Philipp-Pfaff-Instituts sind in erster sehr wohl immer noch gleichwertig sei mit einer maschinellen Linie ihm zu verdanken.“ Aufbereitung. Er kündigte zudem eine neue Dienstleistung sei- Vizepräsident Dr. Michael Dreyer informierte die Delegierten über nes Referats Praxisführung an: Ab Januar 2020 bietet die ZÄK aktuelle Projekte seines Referats Öffentlichkeitsarbeit. In enger Ver- Berlin die Siegelnahtfestigkeitsprüfung an (siehe Seite 37). Die- zahnung mit dem ZFA-Referat habe man die ZFA-Kampagne aus- se Prüfung durch die Kammer ersetze die einmal jährlich zu er- gebaut (siehe Berichte im MBZ 11|2019 und S. 36), worum auch folgende Prüfung durch einen zertifizierten Prüfer. Sie sei jedoch die Delegierten Anfang 2019 in einem Beschluss gebeten hatten. nicht gleichzusetzen mit der Validierung des Siegelnahtgeräts. Weiter berichtete er über den gemeinsam mit der Charité-Zahn- „Diesen weiteren, nicht ganz einfachen Schritt wollen wir aber klinik veranstalteten Tag der Zahngesundheit am 13. September langfristig durch entsprechende Zertifizierung auch angehen“, so 2019, der in diesem Jahr mit 240 Grundschülern und einer per- Kesler. fekten Organisation besonders reibungslos und erfolgreich ab Referatsleiter Berufsrecht und Mitgliederverwaltung Dr. Dietmar gelaufen sei. Gemeinsam mit der Charité-Pressestelle habe man Kuhn berichtete vom letzten Gutachterstammtisch, der zweimal einen Fernsehbeitrag zum Aktionstag im rbb lancieren können. jährlich stattfindet und einen hilfreichen und anregenden Aus- In Vertretung seiner Kollegin Dr. Jana Lo Scalzo, die krankheits tausch unter Gutachter-Kollegen ermöglicht. Insbesondere die um- bedingt nicht an der Delegiertenversammlung teilnehmen konnte, fangreiche Diskussion über Gerichtsgutachten und deren juristi- teilte er wichtige Punkte aus dem GOZ-Referat mit. Es erarbeite in sche Fallstricke kam bei allen Teilnehmern sehr gut an. Auch die Zusammenarbeit mit dem Referat Öffentlichkeitsarbeit einen Fly- Fallvorstellungen, bei denen Kollegen Gutachten oder kritische Fäl- er zum Thema des nächsten Berliner Zahnärztetages „Endodontie le erläuterten, waren für die Gutachter von Interesse. Des Weite- richtig liquidieren nach GOZ in PKV und GKV“. Lo Scalzo halte auf ren gab Kuhn den aktuellen Stand zum umstrittenen Geschäfts- dem Fortbildungskongress auch Vorträge zu diesem Thema. Die konzept von Aligner-Start-ups, Behandeln ohne Zahnarzt, wieder. nachgefragte GOZ-Workshop-Reihe werde auch 2020 fortgesetzt Solche Start-ups, die den kieferorthopädischen Standard bei Diag- (siehe Seite 34). nostik und Therapie eindeutig unterschreiten, geraten zunehmend Referatsleiterin Zahnärztliche Fort- und Weiterbildung Dr. Juliane auch von Patientenseite unter Druck. Die ZÄK Berlin achtet selbst- von Hoyningen-Huene berichtete von den Koordinierungskonfe- verständlich darauf, dass hier keine medizinischen Eingriffe ohne renzen im Bereich Fortbildung (siehe Seite 23). Spannend fand Approbation vorgenommen werden. Mit Erfolg, denn es hat nun sie die vorgestellte Möglichkeit, etwa Operationsdokumentationen bei diesen Start-ups ein Umdenken stattgefunden und die meis- vom Weiterbildungsberechtigten nicht handschriftlich, sondern via ten von ihnen arbeiten mittlerweile unter zahnärztlicher Verantwor- einer elektronischen Signatur freigeben zu lassen. Kritisch äußer- tung. te sich von Hoyningen-Huene gegenüber einer Eins-zu-Eins-Über- nahme der Musterweiterbildungsordnung. Diese habe man daher Heegewaldt dankte den Delegierten für die Bewältigung der straf- in einigen wichtigen Bereichen konkretisiert, um mögliche Schlupf- fen Tagesordnung und wünschte allen eine schöne Vorweihnachts- löcher zu schließen. zeit. Die nächste Delegiertenversammlung findet am 13. Februar Dr. Detlef Förster, Leiter des ZFA-Referats, erläuterte Hintergrün- 2020 statt. de zur Musterfortbildung zur Fachwirtin für Zahnärztliches Praxis- management: „Die Berliner Ordnung ist von der ZFA-Koordinie- Kornelia Kostetzko 12 | 2019 MBZ 17
Beruf & Politik Aus meiner Sicht Apropos Hygiene I ch habe eine sogenannte Kiezpraxis – mittendrin in Neukölln- Nord, in Berlin sicherlich eine der aufregenderen Ecken der Stadt. Nicht alles, was bei uns vor der Tür passiert, ist unproblema- Warum schreibe ich dies hier? Weil ich es nur schwer ertragen kann, wie unsere Praxen mit überzogenen bürokratischen Anfor- derungen behelligt werden, für Hinterlassenschaften von Junkies tisch, manches aber ist schier unglaublich. aber niemand zuständig sein mag. In unseren Praxen werden die Direkt an der nächsten Straßen Hygieneanforderungen immer weiter erhöht. Ein Hygienezuschlag ecke haben Junkies ihr Lager in der GOZ – für den ich in der BZÄK kämpfe – wird für nicht not- aufgeschlagen und dort ge- wendig erachtet und gewerbliche Unternehmen, die früher Steris brauchte Spritzen und sonstiges gebaut haben, verlagern heute ihr Geschäft in die RKI- und DIN- „Besteck“ hinterlassen. Patien- konforme Überwachung, genannt Validierung. tinnen und Patienten haben uns Die Zahnärztekammer wird diesem Geschäftsmodell ab dem kom- in der Praxis darauf aufmerksam menden Jahr u. a. mit einem sehr kostengünstigen Angebot der gemacht und ihre Sorge ausge- Siegelnahtsprüfung entgegentreten und die Berliner Zahnärztinnen drückt, dass spielende Kinder und Zahnärzte hier durch ein kammereigenes Angebot unterstüt- ZÄK Berlin | Capital Headshots sich verletzen können oder mit zen. Die Voraussetzungen, die wir in unseren Zahnarztpraxen ein- lebensbedrohlichen Krankhei- halten müssen, orientieren sich an Krankenhausstandards und die ten infizieren. für die Überwachung der Hygieneanforderungen zuständigen Be- Daraufhin haben wir mit dem hörden müssen diesen politischen Irrweg durchsetzen – ob sie Ordnungsamt telefoniert: Nicht dies für sinnvoll erachten oder nicht. zuständig. Wir haben die Polizei Die Begehungen durch das LAGeSo zeigen regelmäßig, dass die Dr. Karsten Heegewaldt informiert: Nicht zuständig. Wir Hygiene in unseren Praxen sehr wichtig genommen wird – zum Präsident der Zahnärztekammer Berlin haben das für Hygiene fragen Schutz unserer Patientinnen und Patienten. Aber ich frage mich allzuständige Gesundheitsamt manchmal, ob die Validierung der Validierung und die Überprü- angerufen: Nicht zuständig. Dankenswerterweise haben sich zwei fung von Prüfungen die Sicherheit der uns anvertrauten Patienten Polizisten auf Streife wie zugesagt tatsächlich der Sache angenom- steigert, wenn vor der Tür Drogenspritzen herumliegen. men. Zwei Stunden später waren der Drogenplatz gereinigt und die Spritzen weggeräumt. Karsten Heegewaldt Universitäten bereiten sich vor Umsetzung der neuen Approbationsordnung I m August fand in Berlin der jährliche Kongress der Association for Dental Education in Europe (ADEE) statt. Im Rahmen die- ser renommierten Veranstaltung fand ein Workshop des Arbeits- In den 64 Jahren des Bestehens der alten AOZ hat die die gesam- te Zahnmedizin eine große Entwicklung durchgemacht. Während in dieser Zeit die ärztliche Approbationsordnung mehrfach novel- kreises für die Weiterentwicklung der Lehre in der Zahnmedizin liert wurde, wurde es also höchste Zeit für Veränderung auch in (AKWLZ) zur Umsetzung der neuen Approbationsordnung für der zahnmedizinischen Ausbildung. Zahnärzte (AOZ) in Deutschland statt. Der Workshop des Arbeits- Besonders viel diskutiert wurde vorab die künftige deutliche Reduk- kreises, der auch maßgeblich am Nationalen Kompetenzbasierten tion der zahntechnischen Ausbildung in der Vorklinik sowie die bes- Lernzielkatalog (NKLZ) beteiligt war, wurde organisiert von Prof. sere Betreuungsrelation in den klinischen Behandlungskursen, die Dr. Sebastian Paris als Kongresspräsidenten und Prof. Dr. Hans- einhergeht mit einer größeren finanziellen Belastung für die Bundes- Jürgen Wenz als Vorsitzendem der AKWLZ und moderiert von Prof. länder. Dies hatte auch dazu geführt, dass die vor über zehn Jahren Dr. mult. Robert Sader, dem Präsidenten der VHZMK (Vereinigung von der VHZMK entwickelte, dann vom Bundesgesundheitsminis- der Hochschullehrer für ZMK-Heilkunde) und stieß auf reges Inter- terium dem Bundesrat endlich 2017 vorgelegte Novelle bis heute esse. Bis auf den letzten Platz gefüllt war der Raum mit Vertreterin- dann noch einmal drei Durchläufe brauchte, bis endlich ein Konsens nen und Vertretern vieler deutscher Hochschulen, um darüber zu erzielt werden konnte. Der medizinische Teil der Ausbildung sowohl sprechen, wie die im Juni verabschiedete und dann im Juli über in Vorklinik als auch in Klinik wurde bei der Novelle ausgeklammert raschend zum Gesetz erhobene Novelle der AOZ in der Studen- und soll nach den aktuellen Planungen mit dem Masterplan Medizin tenausbildung umgesetzt werden kann. 2020 in einem zweiten Schritt verändert werden. 18 MBZ 12 | 2019
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