Medikamenten-Cocktails 1/2020 - Argomed Ärzte AG
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1/2020 Bringt Ärzte weiter Hausarzt und Medikamente: Medikamenten HepCare hilft Hausärzten, eine ambivalente Wechselwirkung interaktionen Hepatitis C zu heilen Medikamenten- Cocktails www.argomed.ch
Impressum Inhalt sver zeichnis 02 Editorial von Dr. med. Gregor Dufner 03 DEFACTO | Fokus Hausarzt und Medikamente: Eine ambivalente Wechselwirkung 04 Dr. med. Gregor Dufner «mediplus» – Projekt zur Verbesserung 06 des Medikationsprozesses Roger Tschumi «Grundsätzlich hat bei der Medikationsverordnung 11 der Arzt oder die Ärztin den Lead» Fragen an Dr. med. Simone Fischer «Auch der Patient muss seinen Beitrag 13 zur Medikationssicherheit leisten» Interview mit Prof. Dr. med. Michael Bodmer Medikamentenabfälle in Millionenhöhe 16 Bringt Ärzte weiter Bernhard Stricker Argomed Ärzte AG Bahnhofstrasse 24 DEFACTO | Medizin CH-5600 Lenzburg T +41 56 483 03 33 Von Interaktionen und Medikationssoftwares 17 argomed@argomed.ch Dr. med. Corina Omlin www.argomed.ch Redaktionelle und eMediplan – Der Schweizer Medikationsplan 20 inhaltliche Verantwortung Roger Tschumi Dr. med. Gregor Dufner Dr. med. Corina Omlin Dr. sc. nat. Claudine Blaser Bernhard Stricker, lic. phil. DEFACTO | Argomed Michelle Stettler «Diabetes-Cockpit» – 21 Gestaltungskonzept Stier Communications AG Chronic Care Management in der Hausarztpraxis www.stier.ch Lukas Wenger, Nina Grütter HepCare hilft Hausärzten, Hepatitis C zu heilen 22 Dr. med. Urs Hürlimann Zur Verabschiedung von Claudine Blaser 24 Bernhard Stricker, Dr. med. Wolfgang Czerwenka in guter Partnerschaft Erfolgreicher 3C-Workshop auf dem Stoos 26 Bernhard Stricker DEFACTO | Persönlich Wenn sich Arzt und Patient als Experten treffen 27 Bernhard Stricker
Editorial 03 Corona verändert unser Leben Liebe Leserin, lieber Leser Gerade eben erleben wir mit der Corona-Pandemie, was wir wohl kaum für möglich gehalten hätten. Wie komplex verwoben und gleichzeitig labil ist unser Weltgefüge? Die Finanzkrise ist überwunden. Nun tobt die Gesundheitskrise COVID-19 auf der gan- zen Welt. Neue Wertschöpfungen wie social distancing, Lockout von Betrieben und der halben Industrie erinnern ans Grounding der Swissair. Nun ist es aber nicht mehr nur ein Betrieb. Es sind ganze Länder und Kontinente, schliesslich unser ganzer Globus. Dr. med. Gregor Dufner Redaktionsleiter DEFACTO Solidarität, Respekt, Verantwortungsbewusstsein, Gemeinschaftssinn und Nachbar- schaftshilfe erhalten in dieser schweren Zeit plötzlich neue Inhalte. Auf der anderen Seite auch Egoismus, Angst und Selbsterhaltungstrieb. Es wird uns vor Augen geführt, was es bedeutet, wenn ganze Lieferketten ausfal- len. Unser reichlich verwöhntes Leben und unsere täglichen Selbstverständlichkeiten basieren auf einem hochkomplexen Zusammenspiel. Sie werden durch COVID-19 massiv und nachhaltig durchgerüttelt. Und mit COVID-19 hat die Welt wohl noch nicht die letzte Herausforderung zu meistern. Trotz ausgedehnter allgemeiner Restriktionen geht der Alltag – so gut wie möglich – weiter. In diesem DEFACTO widmen wir uns einem im medizinischen Alltag sehr zentralen Problem: den Medikamenten. Die Bedeutung der Lieferketten hatten wir unlängst beim Valsartan eindrücklich erfahren. Sobald ein wesentlicher Baustein der Produktionskette ausfällt, drohen Ver- sorgungslücken. Beim Valsartan waren dies gesundheitsrelevante Qualitätsmängel. Die Anzahl der Medikamente und die Anzahl beteiligter Player erhöhen aus meiner Erfahrung die Komplikationsquote. Nicht nur das 4-Augen-Prinzip der Medikation im Kanton Aargau nehme ich daher etwas genauer unter die Lupe. Im Projekt «Progress» der Patientensicherheit beschreibt Frau Dr. Fischer Medikationsprobleme in Pflege- heimen. Gerade dort ist die Fehlerquote durch unterschiedliche Player besonders problematisch. Über die Medikamentensicherheit am Spital hat sich unser Redaktor Bernhard Stricker mit Prof. Bodmer, Chefarzt Medizin am Kantonsspital Zug, unterhalten. Die Projekte «mediplus», «eMediplan» und schliesslich auch das EPD müssen zur Entwirrung der Medikation beitragen. Die Medikation ist ein Dauerbrenner. Komplexe Interaktionen sind nur eine Schwierigkeit bei Polymorbiden. Diese können aber zu erheblichen Konsequenzen führen. Grund genug daher, dass Frau Dr. Corina Omlin im medizinischen Teil einige elementare Interaktionen als Überblick zusammen- fassend darstellt und geeignete Interaktionsadressen im Netz auflistet. Überraschend beendet unsere Geschäftsführerin Dr. Claudine Blaser Ihre Tätigkeit bei der Argomed per Ende April 2020. Auch wenn dieser Abgang sehr schmerzt, so tut es gut zu wissen, dass ihr Know-how andernorts im Gesundheitswesen Früchte tragen wird. Herzlichen Dank für das Engagement in den vergangenen drei Jahren und alles Gute im neuen Aufgabenbereich – im Namen der ganzen Redaktion. Dr. med. Gregor Dufner Redaktionsleiter DEFACTO DEFACTO 1/2020
DEFACTO | Fokus – Schwerpunktthema 04 Hausarzt und Medikamente: Eine ambivalente Wechselwirkung Medikamente, deren Wirkungen, Nebenwirkungen und Interaktionen begleiten uns in jeder Sprechstunde. Ein Interaktionspanel dürfte in jeder Praxissoftware zum Standard gehören. Die Pflege der Medikamentenliste nimmt immer breiteren Raum ein. Besonders schwierig und aufwändig wird dies zum Beispiel nach einer Hospitalisation, wenn nebst dem Spital andere Beteiligte wie Angehörige, Spitex, Alters- und Pflegeheime oder die Apotheke hin- zukommen und dadurch die Liste potenzieller Fehlerquellen länger und länger wird. DEFACTO 1/2020
DEFACTO | Fokus – Schwerpunktthema 05 Damals auf der Inneren lernte ich von blau-weissen Tablettli (wie bitte?) Aus Norvasc wird Amlodipin 2 … und meinem Chef, dass kein Patient bei mässig erfolgreich behandelt. Ausser der Patient kommt zur nächsten Kon- Austritt mehr als fünf Medikamente Müdigkeit keine Nebenwirkungen. trolle… und schluckt ganz zufrieden verordnet haben sollte. Die Compliance Oder war es eine Kapsel? Kenne spon- beides. Kommt halt drauf an, wo die der Einnahme sinkt drastisch, während tan keine blau-weissen Tabletten, vier Augen hinschauen. die Gefahr von Interaktionen drastisch bekomme sie als Nicht-SD-Arzt ohnehin zunimmt. nicht zu Gesicht. Unglücklich ist unser Patient nur, dass er jetzt – wie im Spital – wieder unter Das war damals. Heute muss der Klar doch, kann ja alle Medis im Com- Herzstolpern leidet. Klar doch. Ursa- Mensch widerstandsfähiger geworden pendium nachklicken. Wohl am besten chen sind Vorhofflimmern oder Amio- sein. Die fünf Medikamente sind nach in Anwesenheit des Patienten, falls ich daron! einem Koronarsyndrom schon fast ver- auf die kühne Idee käme, diese äusserst geben (ASS, duale Tc-Hemmung, Statin, ärztliche Aufgabe auch noch verrech- Nach Grapefruit-Saft hat heute leider ACE-Hemmer, ggf. Betablocker, Nitro iR.). nen zu wollen. Klar doch. Kann auch NIEMAND gefragt. Don’t worry! Brilique nur ein Jahr, also darauf verzichten, vielen Dank! sind es ja nur noch drei bis vier Medis… Dr. med. Gregor Dufner Redaktionsleiter DEFACTO davon lediglich zwei auf (Lebens-)Dauer. Die Citalopram-Tröpfli wurden zu mei- Klar doch. ner Freude (?) aber nicht abgesetzt. Wir hatten schon mal auszuschleichen Pech halt, wenn sich das Vorhofflim- versucht… mit unangenehmem psy- mern nur mit Amiodaron ausreichend chischem Rebound. Wie ist die QT-Zeit behandeln liess und eine Dysthyreose aktuell? Natrium? im Anmarsch ist. Klar doch, das kriegen wir in den Griff. Vom Nachbar empfohlen wird nun auch noch Q10 geschluckt, gewünscht Unangenehm die vorbestehende rheu- ein Vitamin-B12- und Eisenspiegel. Jetzt matoide Arthritis: Methotrexat, tief langt’s! dosierte Steroide, Vit. D, NSAR und – um eben diese einzusparen – das modische Wir alle kennen Dutzende solcher Pati- Paracetamol in noch modischerer Kom- enten. bination mit Metamizol (geht das mit MTX?). Langsam wird es beklemmend. Im Aargau zusätzlich pikant kommt das – zumindest im Wahlkampf propagierte Übelkeit? Kein Wunder! Gastroskopie? und von der Politik als «bewährt» titu- Das steht nun – trotz einem Sprützli lierte– 4-Augen-Prinzip1 hinzu. Ist ja Prednison + COX2-Hemmer – wirklich eigentlich ungeheuerlich, hier unter nicht im Vordergrund. Daher wurde am dem Strich von einer Qualitätsverbesse- Spital einfach mal probatorisch etwas rung zu sprechen. Wenn dann noch ein Pantoprazol dazugegeben. In der Mei- Altersheim oder die Spitex dazukommt, nung, dass dies auch mal wieder abge- wird’s richtig bunt. Soll doch jeder setzt (oder weiter abgeklärt) werden machen, was er am besten kann. Der könnte. Wenn die Übelkeit mal weg- eine schluckt, was der andere richtet, ginge. Hoffentlich erinnern Sie sich in was wiederum der andere verkaufte einem Jahr noch daran. Klar doch? und (vielleicht?) substituierte. Und wir 1 Hier wird suggeriert, dass die zusätzliche Hausärzte übernehmen mit der Unter- Apotheken-Kontrolle der ärztlichen Verord- Der Neurologe hatte die Polyneuro- schrift unters Rezept die Verantwor- nung generell qualitätssteigernd wirken pathie letztes Jahr mit den kleinen tung. Klar doch! 2 Norvasc ® enthält Amlodipin als Wirkstoff DEFACTO 1/2020
DEFACTO | Fokus – Schwerpunktthema 06 «mediplus» – Projekt für höhere Sicherheit, Effizienz und Qualität im Medikationsprozess Wenn Patienten viele Medikamente einnehmen müssen, ist es gerade in Hausarzt- praxen eine grosse Herausforderung, den Überblick zu behalten. Selbst wenn sich die Hausärztin oder der Hausarzt genügend Zeit für detaillierte Abklärungen und Instruktionen nehmen kann – die Vielzahl der beteiligten Personen und Stellen macht den Prozess sehr aufwändig und birgt immer das Risiko, dass wichtige Informationen nicht bei allen Beteiligten ankommen – mit negativen Folgen für die Patienten. Mit dem Projekt «mediplus» wollen wir mit unseren Projektpartnern eastcare, Zur Rose und BlueCare den Medikationsprozess über den gesamten Behandlungspfad des Patienten vernetzen und damit sicherer machen. Komplexes Zusammenspiel plexen Medikation überfordert sind und die Patienten dabei unterstützen, der Beteiligten ihre Medikamente falsch oder gar nicht ihre medikamentöse Therapie besser Menschen ab 65 Jahre nehmen in der einnehmen. zu verstehen und zu befolgen. So ist Schweiz im Durchschnitt 5,6 Medika- beispielsweise jedes Medikament in mente ein. Bei dieser Patientengruppe Das Projekt «mediplus» geht mit mehre- seiner Darreichungsform als Bild dar- treten unerwünschte Arzneimittel- ren Interventionen auf diese Probleme gestellt und enthält einen (in patien wirkungen, Medikationsfehler und ein, verbindet die Beteiligten und unter- tenverständlicher Form verfassten) mangelnde Therapietreue häufig auf. stützt Hausärztinnen und Hausärzte mit Beschrieb, weshalb ein Medikament Gründe dafür sind fehlende oder fal- innovativen digitalen Werkzeugen. eingenommen werden muss. sche Informationen, nicht nachgeführte Medikationslisten (z. B. nach Spital 1. Intervention: «eMediplan» – der Der im «eMediplan» enthaltene aufenthalten) sowie ein unvollständi- Schweizer Medikationsplan QR-Code enthält sämtliche Informa- ger oder verzögerter Informationsfluss Im Schweizer Gesundheitswesen tionen des Medikationsplans auch zwischen den Behandelnden. zirkulieren unzählige unterschiedlich als strukturierte, digitale Daten und gestaltete Medikationspläne, was für kann von allen Behandelnden in ihre Die Koordination der Informationen alle Beteiligten eine grosse Heraus- IT-Systeme eingelesen werden. Damit über den gesamten Behandlungspfad forderung darstellt, insbesondere für werden die Medienbrüche zwischen ist bei diesen Patienten besonders die Patienten. Ein allgemein verbrei- den Behandelnden umgangen und anspruchsvoll und aufwändig. Im teter Standard fehlt bisher. der Datenaustausch wird endlich Durchschnitt sind 4,3 Leistungserbrin- möglich. ger und 2,4 Abgabestellen involviert. Die national breit abgestützte Interes- Medikationsi nformationen werden sengemeinschaft IG «eMediplan» hat Jeder Behandelnde kann den «eMedi hierbei aufgrund inkompatibler IT-Sys- vor rund fünf Jahren den standardi- plan» einlesen, anpassen, ergänzen teme kaum digital ausgetauscht – man sierten «eMediplan» e ntwickelt. Der und wieder als neue Version ausge- erfasst sie jeweils ineffizient und feh- Medikationsplan umfasst eine ein- ben. So reichert sich der Plan auf sei- leranfällig von Hand. heitliche, übersichtliche und verständ- nem Weg im Behandlungspfad an. liche Darstellung der Medikation eines Erschwerend kommt hinzu, dass die Patienten. Er erleichtert die Arbeit der Die einzige, aber grosse Hürde: Der betroffenen Patienten oft mit ihrer kom- Behandelnden und soll insbesondere offene «eMediplan»-Standard muss DEFACTO 1/2020
DEFACTO | Fokus – Schwerpunktthema 07 2) Interventionen/Elemente in "mediplus" Qualitätsmodul «mediplus» BlueMedication Identifizieren und einschliessen geeignete Patienten Bestandesaufnahme Koordination, Qualitätsprozess Medikation, Abgleich eMediplan und eMediplan-App (für Patienten) Medikationslisten Medikamenten-Review Arzt - Patient Erstellen und Ausgabe eMediplan Instruktion und Nachinstruktion eMediplan und eMediplan-App Regelmässiges Nachführen eMediplan bei Änderungen Services Zur Rose AMTS/eMedikation Adhärenzbegleitung Abbildung 1: Interventionen/Elemente in «mediplus» 1 19.12.2019 von den Herstellern der Praxis-, Kli- Rückenwind erhalten wir dabei von «BlueMedication» entwickelt, welche nik- und Apotheken-Informationssys- Behörden und der Politik: eHealth die Behandelnden bei diesem sehr teme unterstützt werden. Von allen Suisse hat den «eMediplan» als wichtigen Abgleich digital unterstützt. führenden Herstellern sind Absichts- kompatiblen Standard zum elekt- erklärungen vorhanden, einige arbei- ronischen Patientendossier (EPD) Die Software liest die Medikamente ten bereits an der konkreten Umset- anerkannt und empfiehlt ihn in der aus Berichten und Listen automatisch zung des Standards. Einführungsphase des EPD als For- aus (PDF oder Scan von Papier) und mat zur Darstellung der aktuellen vergleicht diese mit der bestehenden Die betroffenen Institutionen wie Spi- Medikation. Ausserdem hat der Medikation im Praxisinformationssys- täler, Spitex, Heime und Apotheken Berner Ständerat Hans Stöckli 2018 tem (PIS). «BlueMedication» erkennt spielen dabei eine wichtige Rolle. Mit eine Motion mit dem Titel «Recht auf Unterschiede in der Medikation (Pro- ihnen stehen wir ebenfalls im Dialog, einen Medikationsplan zur Stärkung dukt, Wirkstoff, Dosierung, Einnah- erste Vereinbarungen sind in Arbeit. der Patientensicherheit» eingereicht, meschema) und stellt diese in einer die derzeit im Nationalrat zur weite- Übersicht dar. Die Patienten und/oder ihre mit- ren Beratung ansteht. betreuenden Angehörigen können Der Arzt wählt daraus die gewünsch- den «eMediplan» bereits heute in Wie wichtig ein aktueller und voll- ten Medikamente und erstellt mit eine «eMediplan»-App einlesen. Die ständiger Medikationsplan ist, zeigt wenigen Klicks eine neue, konsoli- App stellt die Medikation geordnet eine aktuelle Studie der Pharmaceuti- dierte Liste. Diese wird von Docume- nach Einnahmezeitpunkt dar und cal Reseach Group der Uni Basel, an dis CDS.CE-Checks (Clinical Decision erinnert an deren Einnahme, wenn der Argomed mit weiteren Beteilig- support Checks) von HCI Solutions AG gewünscht. Ausserdem hat die App ten mitgewirkt hat (siehe Box am auf Wechselwirkungen geprüft: Inter- den Vorteil, dass der Medikationsplan Ende des Beitrages). aktionen, Kontraindikationen, Über- immer präsent ist, auch beim Gang in dosierungen, Unverträglichkeiten etc. die Apotheke oder beim Besuch eines Arztes. Die App kann den QR-Code 2. Intervention: Die Software «Blue Die fertig überarbeitete Medikati- anzeigen, was das Einscannen direkt Medication» onsliste wird als «eMediplan» aus- vom Bildschirm ermöglicht. Der Abgleich der Austrittsmedikation gegeben und gleichzeitig als Daten nach einem Spitalaufenthalt mit der im Praxisinformationssystem (PIS) Der «eMediplan» hat sich in kleineren Medikationsliste der Praxis ist auf- gespeichert (PIS bleibt das füh- Projekten bereits bewährt. Im Projekt grund fehlender IT-Integration der rende System). Die Patientendaten «mediplus» wollen wir den «eMedi Systeme sehr zeitaufwändig. Unser und «eMedipläne» werden nicht plan» als einheitlichen Standard über- Projektpartner BlueCare hat daher für in einem zentralen Dossier gespei- regional etablieren. «mediplus» die webbasierte Software chert. DEFACTO 1/2020
DEFACTO | Fokus – Schwerpunktthema 08 Die Funktionalitäten von «BlueMe- • Überarbeiten der Medikation eine angemessene Vergütung für die dication» sind in der Schweiz bisher auf aktuelle Indikationen zusätzliche Koordinationsleistung der einzigartig. Uns ist kein vergleichba- • Nachführen und Abgabe Hausarztpraxis gehört. Mit mehreren res Produkt mit solchem Praxisnut- eines aktuellen «eMediplans» grossen Krankenversicherern laufen zen bekannt. Dieser neue, innovative an den Patienten derzeit Gespräche über eine Beteili- Lösungsansatz adressiert ein aufwän- • Ausführliche Instruktion des gung am Projekt. diges Alltagsproblem in Arztpraxen. Patienten (als Repetition zusätzlich auch durch MPA und MPK) Stand des Projekts und weiteres 3. Intervention: Das Qualitätsmodul Vorgehen «mediplus» Die Empfehlungen für die einzelnen Das Projekt ist auf mehrere Jahre ange- Die technischen Hilfsmittel «eMedi Prozess-Schritte basieren auf eta- legt. Derzeit wird «BlueMedication» in plan», die «eMediplan»-App und blierten Guidelines. Sie haben das einem Pilotprojekt von rund 20 Ärzten «BlueMedication» erhöhen als Ein- Ziel, die Medikation eines Patien getestet. Die Pilotanwender setzen zelmassnahmen die Qualität bereits ten möglichst korrekt und aktuell die Praxissoftware Elexis ein, mit der erheblich. Der volle Nutzen ent- abzubilden, inadäquate Medikation eine erste Schnittstelle zwischen der steht jedoch erst, wenn sie in den zu vermeiden und allen Behandeln- Praxissoftware und «BlueMedication» Gesamtprozess der Medikation ein- den zur Verfügung zu stellen. Die realisiert werden konnte. gebettet sind. Prozesse werden von der Versand- apotheke Zur Rose mit qualitätsstei- Die ersten Rückmeldungen der Gemeinsam mit Ärzten wurden Leis- gernden Services unterstützt. Anwender sind sehr positiv und tungen und Prozesse entwickelt, wel- es gehen viele Anregungen für die che eine hohe Qualität und Sicherheit Der Patient soll seine Medikation Weiterentwicklung des Systems der Medikation über den gesamten durch gezielte Nachinstruktionen ein. Es zeigt sich aber auch, wie Behandlungspfad des Patienten besser verstehen und sich so – mit wichtig eine Schnittstelle zu «Blue- sicherstellen sollen – koordiniert Unterstützung durch den «eMedip- Medication» ist. Die Projektgruppe durch die Grundversorger. lan» und allenfalls durch die zugehö- steht mit den führenden Herstellern rige App – besser an seine verordnete von Praxisinformationssystemen im Dazu gehören folgende, mindestens Therapie halten. Dialog und hat bereits verbindliche einmal jährlich wiederkehrende Leis- Zusagen für die Umsetzung erhal- tungen: Die Leistungen in «mediplus» sind so ten. Es ist unser Ziel, auf Ende die- • Medikamenten-Review mit aufgebaut, dass sie als Qualitätsmo- ses Jahres eine weiterentwickelte dem Patienten über seine dul in Managed Care-Modelle einge- Marktversion von «BlueMedication» Gesamtmedikation bunden werden können, wozu auch gemeinsam mit Schnittstellen zu 4) "BlueMedication" – Prozessunterstützung für Behandelnde Abbildung 2: «BlueMedication» – Prozessunterstützung für Behandelnde 2 19.12.2019 DEFACTO 1/2020
DEFACTO | Fokus – Schwerpunktthema 09 mehreren Praxisinformationssyste- und Regionen für eine Umsetzung men zu lancieren. gewonnen werden sollen. Weitere Infos Wollen Sie «mediplus» und Ab 2021 soll «mediplus» den Ärztin- Roger Tschumi «BlueMedication» ebenfalls Argomed, Leiter Entwicklungsprojekte kennenlernen? Wenn Sie weitere nen und Ärzten in den Ärztenetzwer- Informationen wünschen, wenden ken der Argomed und der eastcare Sie sich bitte an: zur Verfügung gestellt werden. Für Roger Tschumi, Tel. 056 483 03 38 die Ausbreitung des Konzepts sind oder roger.tschumi@argomed.ch mehrere Jahre vorgesehen, in deren Verlauf auch weitere Organisationen Aktuelle und vollständige Medikationspläne sind nützlich Medikationspläne haben einen deutlichen Nutzen, sowohl für Patientinnen und Patienten als auch das Gesundheitsfachpersonal. Dies geht aus einer neuen systematischen Literatursuche hervor, welche von der Doktorandin Fine Dietrich (Pharmaceutical Care Research Group, Universität Basel) durchgeführt wurde. Die Arbeit wurde finanziell unterstützt durch HCI Solutions AG, Argomed sowie den Aargauischen Apothekerverband. Die Literatursuche fasst die Resultate von 30 Originalartikeln aus dem englisch- und deutschsprachigen Raum zusammen. Patientinnen und Patienten, die einen Medikationsplan verwenden, haben ein deutlich besseres Verständnis ihrer Medikation ver- glichen mit jenen ohne einen solchen Plan. Sie können häufiger ihre Arzneimittel korrekt benennen und die richtige Dosierung angeben. Bei ihnen besteht ausserdem eine höhere Therapietreue, und eine Verbesserung in der Arzneimittel- und Patienten sicherheit konnte festgestellt werden. Konkret geht es dabei um eine Reduktion von unerwünschten Arzneimittelwirkungen und die Detektion von Medikationsfehlern und Kontraindikationen. Für Gesundheitsfachpersonen stellt der Medikationsplan ein wichtiges Hilfsmittel zur Kommunikation mit den Patientinnen und Patienten dar. Während des ärztlichen Beratungsgesprächs erhalten sie deutlich mehr Informationen zu ihren Medikamenten – neu verordnete sowie bekannte –, wenn der Arzt oder die Ärztin einen Medikationsplan zu Hand hat. Weiterhin wird mit einem solchen Plan die interprofessionelle Zusammenarbeit gestärkt. Hausärztinnen und Hausärzte erfahren von Diagnosen und verord- neten Arzneimitteln durch Fachärztinnen und Fachärzte oder aus dem Spital. Die Arzneimittel-Kontinuität ist durch den Einsatz von Medikationsplänen ebenfalls erhöht. Eine weitere wichtige Erkenntnis aus dieser Literatursuche ist, dass ein Medikationsplan nur dann seine Vorteile offenbaren kann, wenn er aktuell, vollständig und für Patientinnen und Patienten verständlich ist. Eine wissenschaftliche Publikation der Arbeit wurde in einer Fachzeitschrift (mit Peer-review) eingereicht. Fine Dietrich, Pharmaceutical Care Research Group, Universität Basel, Doktorandin Lukas Wenger, Argomed, Leiter eHealth Aufruf: Medikationslisten von polypharmazierten Patienten jetzt aktualisieren Aufgrund der aktuellen COVID-19-Pandemie ist zu erwarten, dass in den kommenden Monaten die Spitalaufenthalte von poly- pharmazierten Patienten zunehmen. Für diesen Fall ist es wichtig, dass die Behandelnden im Spital eine aktuelle Übersicht über die Medikation der Patienten haben. Es lohnt sich, freie Kapazitäten in der Arztpraxis dafür einzusetzen, die Medikationslisten von polypharmazierten Patienten zu kontrollieren, zu aktualisieren und den Patienten zuzustellen. Argomed, BlueCare und HCI Solutions unterstützen Sie dabei. Falls Sie den «eMediplan» als übersichtliches Standard-Format nut- zen wollen, instruieren wir Sie gerne per Fernwartung in der Anwendung des eMediplan-Editors von Documedis (HCI Solutions). Wenn Sie Spitalberichte digital unterstützt abgleichen möchten, stellen wir Ihnen die Pilotversion von «BlueMedication» (BlueCare) kostenfrei zur Verfügung und instruieren Sie in der Anwendung. Ihre Kontaktperson bei Argomed ist Roger Tschumi, Leiter Entwicklungsprojekte (Tel. +41 56 483 03 38 oder roger.tschumi@argomed.ch). DEFACTO 1/2020
Therapieerfolg ist Teamerfolg Optimale Betreuung gemeinsamer Patienten durch direkten Medikamentenversand Dank dem Patientenreport haben Sie die aktuelle Übersicht über die Bezüge Ihrer Patienten. Damit erhöhen wir gemeinsam die Ad- härenz und Arzneimitteltherapie-Sicherheit und Ihre Patienten profitieren von mehr Komfort. Übermitteln Sie jetzt auf Wunsch Ihrer Patienten das Rezept an die Versandapotheke Zur Rose. Zur Rose Suisse AG | T +41 800 851 111 | info@zurrose.ch | zurrose.ch 20200226_Mediversand_A5 quer.indd 1 26.02.2020 11:41:43 UNTERSTÜTZUNG BERATUNG BETREUUNG Service für Ihre Praxis, der weit über Analyseresultate hinausgeht. Ihr regionales Labor mit schweizweit vernetzter Kompetenz. Bioanalytica - Bioanalytica Aareland - MCL - Toggweiler
DEFACTO | Fokus – Schwerpunktthema 11 «Grundsätzlich hat bei der Medikationsverordnung der Arzt oder die Ärztin den Lead» FR AGEN AN DR. MED. SIMONE FISCHER ÜBER DAS NATIONALE PROGR AMM «PROGRESS! SICHERE MEDIK ATION IN PFLEGEHEIMEN» DEFAC TO: Welches Ziel hat «progress! und Hausärztinnen und Hausärzten, die Sichere Medikation in Pflegeheimen»? Analyse und Auswertung von einschlä- Dr. med. Simone Fischer: Das überge- giger internationaler Fachliteratur und ordnete Programmziel ist die Reduktion Forschungsprojekten sowie der konti- von sog. unerwünschten Arzneimittel nuierliche Austausch mit Experten. ereignissen (UAE) in Schweizer Alters- und Pflegeheimen. Zu diesem Zweck Basierend auf diesen Erkenntnissen soll die verordnete Medikation siche- wurden im Rahmen des aktuell lau- rerer und auf jeden einzelnen Bewoh- fenden Vertiefungsprojekts die fünf ner und jede Bewohnerin abgestimmt Qualitätsstandards für eine verbesserte werden. Dies gelingt jedoch nur dann, Medikationssicherheit in Pflegeheimen wenn Polypharmazie und PIP (engl. für entwickelt und anschliessend Massnah- Dr. med. Simone Fischer potentially inappropriate prescribing, men zur Einführung und Umsetzung = inadäquate Verschreibung) identifi- dieser erarbeitet. Es sind schweizweit ziert und die Medikation fachkompe- die ersten nationalen Qualitätsstan- tent und bewohnerorientiert angepasst dards zum Thema Medikationssicher- werden. Hierfür hat Patientensicherheit heit in Pflegeheimen. Daraus wurde Schweiz fünf Qualitätsstandards für ein «best-practice model» konzipiert. alle am Medikationsprozess beteiligten Ein Teamcoaching, Fortbildungen für Fachpersonen entwickelt. Diese wur- alle am Medikationsprozess beteiligten den anschliessend mittels eines Kon- Fachpersonen sowie Tools wie z. B. PIP- sens-Verfahrens mit 25 Expertinnen Listen für Apothekerinnen und Ärzte und Experten aus den Bereichen Pflege, und Hilfsmittel zur Beobachtung allfälli- Ärzteschaft und Pharmazie, die jeweils ger Nebenwirkungen für das Pflegeper- einen wissenschaftlichen oder praxis- sonal stellen weitere unterstützende und nahen Hintergrund haben, validiert. nachhaltig umsetzbare Massnahmen zur Sie beschreiben Minimalanforderungen Umsetzung der Qualitätsstandards dar. an den Medikationsprozess und an die Zusammenarbeit der am Medikations- Wie geht es nun weiter? prozess beteiligten Fachpersonen. Die Umsetzbarkeit und Wirksamkeit der empfohlenen Qualitätsstandards soll- Wie ist der aktuelle Zwischenstand ten zwischen Frühling und Winter 2020 beim Programm «progress»? getestet werden. Der Programmstart Das 2018 abgeschlossene Grundlagen- musste jedoch aufgrund der aktuellen projekt diente der Bestandesaufnahme COVID-19-Pandemie auf unbestimmte und Analyse von Medikationsprozessen Zeit verschoben werden. Hierfür wur- in Schweizer Pflegeheimen sowie der den fünf Pflegeheime im Kanton Wallis Identifizierung primärer Handlungs- und vier im Kanton Zürich rekrutiert. felder. Die wissenschaftliche Evidenz Diese Pilotpflegeheime integrieren die dazu lieferten eine Online-Befragung standardisierten Prozesse in ihre täg- von Pflegedienstleitungen in Heimen, liche Versorgung der Heimbewohne- explorative Interviews mit zwölf Heim- rinnen und -bewohner. Die Evaluation DEFACTO 1/2020
DEFACTO | Fokus – Schwerpunktthema 12 der Wirksamkeit und Umsetzbarkeit der Zeitressourcen von Ärztinnen und Ärz- Qualitätsstandards erfolgt anhand von ten erfordern jedoch klar strukturierte Wirkungs- und Prozessindikatoren. Abläufe und eine Verteilung, ggf. auch Umverteilung der Aufgaben auf meh- Warum ist dieses Projekt auf Pfle- rere Fachpersonen. Nur so kann lang- geheime beschränkt? Kann man die fristig eine hohe Versorgungsqualität Erkenntnisse und Standards nicht auch gewährleistet werden. auf Spitäler übertragen? Polypharmazie ist primär ein Problem Können künftig Medikationsfehler mit in der Langzeitbetreuung von Seniorin- den neuen Sicherheitsstandards aus- nen und Senioren und im Speziellen bei geschlossen werden? Bewohnern in Einrichtungen der Lang- Medikationsfehler können vermutlich zeitpflege. Das Programm wurde daher nie gänzlich ausgeschlossen werden. speziell für Pflegeheimbewohnerinnen Aber mit dem Programm «progress! und -bewohner konzipiert. Eine Über- Sichere Medikation in Pflegeheimen» tragung auf Spitäler ist aufgrund der soll die Medikationssicherheit von unterschiedlichen Versorgungsschwer- Bewohnerinnen und Bewohnern in der punkte und Prozesse von Einrichtungen stationären Langzeitpflege substan der Langzeitpflege und Akutbehand- ziell verbessert werden. Damit wird die lung nicht möglich. Ausserdem laufen medikamentenbezogene Versorgungs- im Spitalbereich schon viele Aktivitäten qualität in den Pflegeheimen erhöht zur Förderung der Patientensicherheit. und gesichert. Mit «progress! Sichere Medikation in Pflegeheimen» werden erstmals auch Die Fragen stellte Bernhard Stricker Redaktor DEFACTO Institutionen der Langzeitbetreuung in den Fokus gerückt. Wer hat den Lead beim Programm «progress! Sichere Medikation in Pfle- Dr. med. Simone Fischer ist Leiterin geheimen»? nationales Pilotprogramm progress! Grundsätzlich hat bei der Medikations- der Stiftung Patientensicherheit verordnung der Arzt oder die Ärztin den Schweiz in Zürich Lead. Die immer knapper werdenden «progress! Sichere Medikation in Pflegeheimen» – Der Hintergrund In der Schweiz leben rund 120‘000 meist ältere und multimorbide Personen über längere Zeit in Pflegeheimen. Altersbedingte Einschränkungen und Multimorbidität führen sehr häufig zum Problem der Polypharmazie. Schweizweit erhalten Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeheimen durchschnittlich neun Medikamente, wobei 86 % der Heimbewohner von Polypharmazie (Bezug von mindestens fünf Medikamenten innert drei Monaten) betroffen sind. Diese Personen unterliegen einem erhöhten Risiko für unerwünschte Arzneimittelereignisse (UAE). Beruht die Polypharmazie auf einer potenziell inadäquaten Verordnung (engl. potentially inappropriate prescribing, kurz PIP), dann wird es besonders problematisch. Der Begriff PIP umfasst sowohl die Überversorgung wie auch die Unter- und Fehlversorgung. Unterkategorien der Fehlversorgung sind Duplikationen und eine sogenannte PIM (potenziell inadäquate Medikation). PIM wie z. B. antipsychotische Substanzen, Benzodiazepine oder Medikamente mit anticholinergen Nebenwirkungen weisen bei geriatri- schen Patienten ein schlechtes Nutzen-Risiko-Verhältnis auf. Deren Einsatz birgt ebenfalls ein erhöhtes Risiko für UAE und Spital einweisungen. Polypharmazie und PIP stellen somit zentrale Problemfelder in der medikamentösen Behandlung von Pflegeheimbewohnerinnen und -bewohnern dar und gefährden deren Sicherheit. Vor diesem Hintergrund wurde 2016 das nationale Pilotprogramm «progress! Sichere Medikation in Pflegeheimen» lanciert. Das Programm besteht aus einem bereits erfolgreich abgeschlossenen Grundlagen- projekt (2016 –2018) sowie dem aktuell laufenden Vertiefungsprojekt (2019 –2021). DEFACTO 1/2020
DEFACTO | Fokus – Schwerpunktthema 13 «Auch der Patient muss seinen Beitrag zur Medikations- sicherheit leisten» INTERVIEW MIT PROF. DR. MED. MICHAEL BODMER, CHEFARZT MEDIZINISCHE KLINIK K ANTONSSPITAL ZUG DE FAC TO: Wie steht es grundsätzlich gehören die regelmässigen ärztlichen um die Medikationssicherheit in den Visiten sowie schwerpunktmässig Visi- Schweizer Spitälern? ten durch klinische Pharmazeuten, die Prof. Dr. Michael Bodmer: Es steht prin- jede Medikation regelmässig überprü- zipiell gut. Wir haben standardisierte fen. Beim Austritt des Patienten wird Prozesse in der Medikation. Dazu gehört dann in einem letzten Schritt die Medi- die Zusammenarbeit von Pharmakolo- kationsliste nochmals überprüft und wo gen, Spitalapothekern und Spitalärz- notwendig korrigiert. Es ist ein interdis- ten, die Hand in Hand arbeiten und die ziplinäres Mehraugenprinzip. Medikationen regelmässig überprüfen. Können Sie damit alle Fehler aus- Welches sind heute die grössten schliessen? Prof. Dr. Michael Bodmer Gefahren, bzw. Schwachstellen bei Nein, eine 100 %ige Sicherheit gibt der Medikation in einem Spital? es nicht, das wird es auch nie geben, Pharmakotherapie ist ein anspruchsvol- solange Menschen involviert sind. Aber les Fach, vor allem auch, weil ständig wir machen alles, um einen hohen Grad neue Therapien auf den Markt kom- an Sicherheit zu erreichen. men, die immer neue Kombinationen ermöglichen. Das erfordert eine stän- Wie gut funktioniert heute die Schnitt- dige Weiterbildung der Fachleute. Dazu stelle Hausarzt/Spital beim Eintritt ins kommt, dass die Patienten immer älter Spital, bzw. beim Austritt? und polymorbider werden, wodurch Diese Schnittstelle ist tatsächlich ein die Gefahr von Interaktionen zwischen noch nicht ganz gelöstes Problem. Zum Medikamenten steigt. Teil ist es ein digitales Problem, weil nach wie vor viele Hausärzte kein elektroni- Welche Patientengruppe ist in einem sches Medikamenten-Erfassungssystem Spital am meisten gefährdet? und ganz unterschiedliche IT-Systeme Das sind ältere, polymorbide Patientin- haben. Es ist aber auch ein Genera nen und Patienten, die viele Medika- tionenproblem. Die älteren Hausärzte mente einnehmen müssen. Ausserdem arbeiten zum Teil noch handschriftlich, haben kognitiv eingeschränkte Men- während die jungen schon bereits voll schen ein erhöhtes Risiko, das sind zum in der digitalen Welt zu Hause sind. Wir Beispiel Menschen mit einer Demenz. haben Anstrengungen unternommen, uns mit den Hausärzten besser elektro- Gibt es Programme oder Projekte zur nisch zu vernetzen, aber es ist uns bis Verbesserung der Medikationssicher- heute nicht gelungen. heit in Spitälern? Wir haben bei uns einen mehrstufigen Was kann ein Patient zur Erhöhung Prozess auf mehreren Ebenen installiert: seiner eigenen Medikationssicherheit Auf der Abteilung wird die Medikation beitragen? elektronisch erfasst, worauf ein spital Ein Patient oder eine Patientin sollte interner Routineprozess erfolgt. Dazu nicht nur wissen, wie die Medikamente DEFACTO 1/2020
DEFACTO | Fokus – Schwerpunktthema 14 heissen, die er einnimmt, sondern auch, Hirnhautentzündungen. Bei den kardio- wozu er sie einnimmt. Ganz wichtig ist vaskulären Kreislauferkrankungen oder die regelmässige Einnahme, hier braucht Stoffwechselstörungen ist der Effekt der es viel Selbstdisziplin. Das heisst: Er oder Medikamente geringer. sie darf nicht eigenständig ein Medika- ment absetzen, wenn er zum Beispiel Was braucht es für eine optimale keine Symptome mehr spürt. Hier wäre Medikation (Pharmakotherapie)? immer die Rücksprache mit dem Haus- Es braucht erst einmal Fachleute mit arzt angezeigt. Fachwissen und entsprechender Aus- bildung, und zwar auf Seiten der Phar- Welche Bedeutung hat die Medikation mazeuten ebenso wie seitens der Ärzte. (Pharmakotherapie) grundsätzlich für Dann braucht es eine technische Lösung den Heilungsprozess eines Patienten? für eine exakte und einwandfreie Doku- Das hängt von der Indikation ab. Bei mentation, in der sämtliche Daten ent- Infektionskrankheiten ist die Medika- halten sind, die es für eine optimale tion – zum Beispiel über die Einnahme Pharmakotherapie braucht. Ausserdem von Antibiotika – ganz wesentlich für braucht es ein optimales Schnittstel- den Therapieerfolg verantwortlich. lenmanagement und eine ebenso gute Dazu gehören etwa Nierenbeckenent- Kommunikation zwischen allen an der zündungen, Lungenentzündungen oder Therapie beteiligen Personen. Und nicht Geht es dir wieder besser? Stand: 01/2019 Gut für Sie. Gut für alle. Generika von Sandoz.
DEFACTO | Fokus – Schwerpunktthema 15 zuletzt braucht es einen motivierten ante, wenn aufgrund der klinischen Patienten, der den Sinn der Therapie Präsentation eine medizinisch sinnvolle versteht und die Therapie umsetzt. Zuordnung nicht erfolgen kann. Ist in Zukunft mit einem Mangel von Ist die Pharmakotherapie – gerade am einzelnen, bestimmten Medikamenten Beispiel von Zolgensma – nicht auch zu rechnen? Opfer des eigenen Erfolges? Auch bei uns in der Spitalapotheke Ja, das kann man so formulieren. Es gibt kommt es immer wieder mal vor, dass immer mehr Möglichkeiten, mit Medika- gewisse Medikamente nicht lieferbar menten Menschen zu heilen oder deren sind. Das ist nicht neu, es kam schon frü- Lebensqualität zu verbessern. Gleich- her immer wieder mal zu Lieferengpäs- wohl manövrieren uns die Erfolge in der sen bestimmter Medikamente. Gleich- Pharmakotherapie immer mehr in ein wohl entsteht heute in den Medien der Dilemma. Grössere Erfolge generieren Eindruck, dass sich Meldungen über grössere Kosten, die irgendwann eine fehlende Medikamente häufen. Das hat Grenze überschreiten, die die Kassen auch damit zu tun, dass immer mehr nicht mehr zahlen können oder wollen. Medikamente in Ländern hergestellt Dann beginnt die Frage der Verteilungs- werden die keinen «Erstwelt-Status» gerechtigkeit: Wer bekommt teure, und haben. Das betrifft zum Beispiel Anti- womöglich beschränkt lieferbare Medi- biotika, die kaum mehr in der Schweiz kamente? Und wer entscheidet das? hergestellt werden. Die Schweiz und Darauf haben wir noch keine Antwort. andere europäische Länder sind ent- sprechend bezüglich der Versorgungs- Die Fragen stellte Bernhard Stricker Redaktor DEFACTO sicherheit zunehmend von Drittländern abhängig. Was müsste man machen, um eine höhere Medikamenten-Sicherheit zu Prof. Dr. med. Michael Bodmer ist erreichen? Chefarzt Medizinische Klinik im Wir müssten eine nachhaltigere Bestan- K antonsspital Zug. deskontrolle einführen, damit wir eine Ausserdem: MSc. Chemie ETH bessere Arzneimittel-Versorgungssi- Zürich, Klin. Pharmakologie und All- cherheit etablieren und garantieren kön- gemeine Innere Medizin FMH und nen. Das ist aber primär ein politisches SGNOR Klinische Notfallmedizin Problem, auch weil unser Pharma-Markt nach wie vor sehr marktwirtschaftlich orientiert und organisiert ist. Das heisst: Es werden primär Gelder in die Medika- mentenentwicklung investiert, die auch einen Gewinn versprechen. Welches ist Ihre Ansicht über die Anwendung von besonders teuren und limitierten Medikamenten? (Bei- spiel Novartis, Verlosung des Medika- mentes Zolgensma) Diese Therapie ist eine absolute Inno- vation – zugunsten von schwerkranken Kindern. Ich finde es schwierig, die- ses Vorgehen, die Verlosung von Zol- gensma von aussen abzuschätzen und will es hier auch nicht kommentieren. Die Verlosung ist keine schlechte Vari- DEFACTO 1/2020
DEFACTO | Fokus – Schwerpunktthema 16 Medikamentenabfälle in Millionenhöhe Jedes Jahr werden tonnenweise ungebrauchte Medikamente in den Abfall geworfen. Doch niemand kennt die genauen Zah- ist häufig bei schleichenden Krank- len, wie hoch der jährliche Medikamen- heiten wie Bluthochdruck, Diabetes tenabfall in der Schweiz ist. Weder das oder Nierenleiden der Fall, weil die Bundesamt für Umwelt (BAFU), das Folgen der Krankheiten erst in einem Bundesamt für Statistik (BFS) noch der sehr späten Stadium zu spüren sind – Apothekerverband (pharmaSuisse) oder nämlich dann, wenn bereits irrepara- Interpharma (Verband der pharmazeu- ble Schäden eingetreten sind. tischen Industrie) können auf Anfrage von DEFACTO genaue Zahlen nennen. Konkret: In der Schweiz gibt es 2,2 Millionen chronisch kranke Men- Gleichwohl gibt es Schätzungen. schen. Diese verursachen 80 Prozent der Kosten der OKP (obligatorische • Das BAFU schätzt, dass in der Schweiz Krankenpflegeversicherung). Rund bis zu einem Drittel der abgegebenen die Hälfte (1,2 Mio.) nimmt die Medi- Medikamente ungebraucht fortge- kamente so ein, wie es die Therapie worfen werden. Immerhin kann das vorsieht, rund 1 Mio. dagegen nicht. BAFU bei Medikamenten, die in der Diese nicht therapietreuen chronisch Kategorie « Sonderabfälle» gesammelt kranken Menschen verursachen vier werden, eine Zahl nennen. Danach Mal mehr Kosten, als Menschen, die waren es im Jahr 2018 5‘685 Tonnen ihre Therapie einhalten. «Altmedikamente und feste pharma- zeutische Abfälle». In dieser Zahl nicht Bernhard Stricker Redaktor DEFACTO enthalten sind Medikamente, die über den normalen Hauskehricht entsorgt werden. • Und pharmaSuisse geht davon aus, dass jährlich in der Schweiz Medika- mente im Wert von ca. 500 Millionen CHF im Abfall landen. Ein Grund dafür ist die sog. «Therapie untreue», die gemäss pharmaSuisse in der Schweiz jährlich 30 Milliarden Franken kostet. Damit sind jene Medi- kamente gemeint, die einem Patien ten verschrieben oder zugestellt wer- den, die dieser aber aus verschiedenen Gründen nicht nimmt. Zum Beispiel aus Angst vor Nebenwirkungen oder weil der Patient nicht glaubt, dass er das Präparat wirklich braucht. Dies DEFACTO 1/2020
DEFACTO | Medizin – Wissenswertes aus der Medizin 17 Von Interaktionen und Medikationssoftwares Im Rahmen unseres Schwerpunktthemas Medikamente sollte auch das Thema Medikamenteninteraktionen aufgefrischt werden. Es gibt bei der Verschreibung von Medikamenten mehrere Umstände in Bezug auf Interaktionen zu berücksichti- gen: Welche Medikamente nimmt der Patient bereits ein? An welchen Krankheiten leidet er? Welche nicht verschreibungspflichtige Medikamente nimmt er ein? Und wie werden die Medikamente eingenommen oder gibt es spezielle Einnahmeanwei- sungen? Und zuletzt: Mit welchen Lebensmitteln sollte man vorsichtig sein? Grob zusammengefasst gibt es Interaktionen auf verschiedenen Ebenen: Pharmakokinetik: Resorption, Verteilung, Pharmakodynamik: Wechselwirkung mit Metabolisierung und Elimination Rezeptoren, Wirkung auf den Körper Die Pharmakokinetik beginnt bereits bei der Medikations- Medikamente können reversibel oder irreversibel an Rezep- form: oral oder parenteral (i.v., i.m., s.c., i.o., Inhalation, toren binden, wobei sie unabhängig davon erwünschte über Schleim-/Haut). In welcher Form ist das Medikament? (oder unerwünschte) Wirkungen auslösen. Abhängig davon Prodrug, aktive Metaboliten? Manche Medikamente unter- gibt es noch die Heilung und das Placebo, welche den Effekt liegen dem First-Passeffekt (sog. hepatische Elimination), des Pharmakons mitbeinflussen können. welche die Resorption beeinflusst. Aber auch die Bindung an Plasmaproteine und Verteilung im Körper muss berück- Mit diesem Hintergrund lassen sich die Interaktionen von sichtigt werden. Welche Metabolisierung erfolgt durch Medikamenten besser verstehen und reduzieren. den Körper? Diese ist sehr abhängig von Alter, Genetik und Enzymaktivitäten, wobei diese häufig die Ursache Nicht zu vergessen ist, dass andere Medikamente die Wir- von Interaktionen von Arzneimitteln und Umweltstoffen kung verstärken oder vermindern können. Es soll aber das (z. B. Alkohol) sind. Augenmerk auf Medikamente gelegt werden, die… Die Ausscheidung erfolgt hauptsächlich über die Leber und • eine enge therapeutische Breite oder die Nieren, somit ist die Funktion dieser beiden Organe starke Proteinbindung haben individuell bei jedem Patienten zu beurteilen und in der • Veränderung des Leber- oder Pharmakotherapie zu berücksichtigen. Nierenstoffwechsels verursachen • Für verschiedene Erkrankungen verwendet werden Eine Auflistung aller Interaktionen ist aus Platzgründen nicht möglich, aber hier einige Beispiele. (Die Tabelle ist weder vollständig noch konnten alle Interaktionen des jeweiligen Pharmakons aufgelistet werden). DEFACTO 1/2020
DEFACTO | Medizin – Wissenswertes aus der Medizin 18 Betablocker: bei Asthmatiker mit Vorsicht einsetzen ZNS-dämpfende Medikamente: Alkohol potenziert die Wirkung! Orale Antikoagulantien: • erhöhte Wirkung durch Allopurinol, Amiodaron, Simvastatin, NSAR, Carbimazol, Schilddrüsenhormone • Weniger Wirkung durch Barbiturate, Kortikoide, Rifampicin, Diuretika, Vitamin K • Chron. Alkoholkonsum: gerinnungshemmende Wirkung erniedrigt, bei Leberinsuffizienz erhöht • Frisches Gemüse (Spinat, Broccoli, Kohl) enthält Vit. K und hemmt die Wirkung Levothyroxin: Einnahme 2 h vor anderen Medikamenten insbesondere Antazida und eisenhal- tige Pharmaka, welche die Resorption hemmen. Ansonsten diverse Interaktio- nen mit z.B. Lithium, Jodid, Amiodaron, Propanolol und oralen Kontrazeptiva. Fluconazol: CYP3A4-Induktoren senken den Spiegel. Mit Antikoagulantien vermehrte Blu- tungen und mit Sulfonylharnstoffen vermehrte Hypoglykämien. Antibiotika: Aminoglykoside: Oto- und Nephrotoxizität, nicht mit Amphotericin (ototoxisch) oder Schleifendiuretika (nephrotoxisch) kombinieren. Tetracylcine/Chinolone: Chelatbildung mit Ca2+, Mg2+, Fe2+, Al und somit nicht mit Milch oder Antazida einnehmen. Nitroimidazol (z. B. Metronidazol): Führt zu Alkoholintoleranz (Antabus-ähnliche Wirkung) Cotrimoxazol: Digoxinspiegel erhöhend, verstärkte Wirkung von Methotrexat, Hemmung von oraler Kontrazeptiva Zolpidem: Mit Opiaten kombiniert vermehrte Euphorie und Abhängigkeit. Alkohol und weitere zentral-wirkende Medikamente: verstärkte ZNS-Dämpfung Diclofenac: Lithium- und Digoxinspiegelerhöhung, Diuretika-Wirksamkeit senkend, vermin- derte Wirkung von Antihypertensiva, erhöhte Nephrotoxizität bei Aminoglyko- siden und Cyclosporin, erhöhtes Blutungsrisiko bei OAK, gastrointestinale NW bei Steroiden, erhöhte Toxizität von MTX Koffein: Wirkung reduziert durch Rauchen ACE-Hemmer: zusammen mit Aldactone kann eine Hyperkaliämie auftreten Amiodaron: Zusammen mit Laxantien, Diuretika und Gluko-/Minerolkortikoide kommt es zu Hypokaliämien. Amiodaron erhöht den Spiegel oralen Antikoagulantien, Digoxin, Phenytoin, Cyclosporin. Allgemein: QT-Zeit-Verlängerung und Schild- drüsenfunktionsstörung. Grapefruitsaft: Erhöhte Konzentration von Statinen, Antiarrhythmika, Immunsuppressiva und Kalziumkanalblocker DEFACTO 1/2020
DEFACTO | Medizin – Wissenswertes aus der Medizin 19 Medikamenteninteraktionscheck: Einen Überblick über diese diversen Interaktionen ist im Alltag meist nicht möglich. Es sollte jedoch in regelmässi- gen Abständen die Medikamentenliste der Patienten überprüft und angepasst werden, auch der Einbezug von nicht verschreibungspflichtigen Präparaten sollte nicht vergessen werden. In vie- len Praxen ist bereits heute ein Inter- aktionscheck in der Praxissoftware hinterlegt (z. B. Documedis), ansons- ten gibt es noch weitere Online-Tools, die hilfreich sind – meist jedoch nicht kostenfrei. • compendium.ch • mediQ.ch (kostenpflichtig) • Medscape (englisch) • Uptodate (englisch, kostenpflichtig) • www.hiv-druginteractions.org/ • epha.ch (kostenlos) • drugs.com (englisch, kostenlos) Dr. med. Corina Omlin Quellenangabe: https://www.rosenfluh.ch/media/arsmedici/2007/20/Grapefruit-Medikamenten-Wechselwirkungen.pdf Pharmakologie: 1. Auflage April 2009, Bernd Özdemir https://www.zora.uzh.ch/id/eprint/69621/1/2011_Interactions_Medical_Tribune_Russmann_Kopie.pdf DEFACTO 1/2020
DEFACTO | Medizin – Wissenswertes aus der Medizin 20 eMediplan – Der Schweizer Medikationsplan Der eMediplan fasst die gesamte, aktuelle Medikation eines Patienten übersichtlich zusammen. Das nützt allen: Patienten, Angehörigen und Gesundheitsfachpersonen. Der «eMediplan» orientiert sich an den Bedürfnissen der Patienten und Gesundheitsfachpersonen. Er enthält viele wichtige Informationen für den Patienten: 3) Der Standard «eMediplan» Daten können mit Scanner automatisch eingelesen werden Kann medizinische Daten enthalten Patientengerecht gestaltet Verordnender Arzt ist hinterlegt Definiert durch die breite abgestützte «Interessengemeinschaft eMediplan» www.emediplan.ch Format als schweizweiter Standard anerkannt (eHealthSuisse 2019) 3 19.12.2019 Die eMediplan-App für das Smartphone Mit der eMediplan-App haben Patienten ihren Medikamentenplan stets dabei. Die App stellt die Medikamente übersichtlich dar, erinnert an die Einnahme und hilft, den Vorrat zu verwalten. 8) Live-Demo "eMediplan-App" 1. Installieren 2. eMediplan scannen | 3. eMediplan speichern | 4. Einnahmeschema | 5. Plan als QR-Code iOS: Android: 4 19.12.2019 Scannen Sie den QR-Code (je nach Betriebssystem) ein und installieren Sie die «eMediplan»-App auf Ihrem Smartphone. DEFACTO 1/2020
DEFACTO | Argomed – Interessantes aus der Argomed 21 Ihre Diabetes-Konsultationen im Überblick Das «Diabetes-Cockpit» entlastet und verschafft Überblick. Seit knapp drei Mona- ten steht das praktische Hilfsmittel «Diabetes-Cockpit» nun allen Mitgliedern der Argomed zur Verfügung. Wer bereits damit arbeitet weiss, dass die Betreuung der Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 nach der SGED-Leitlinie dadurch um ein Vielfaches vereinfacht wird. Mit einer Pilotgruppe von rund 30 Argo- Das «Diabetes-Cockpit» von Argomed med-Praxen haben wir die Software auf unterstützt direkt in der Konsultation, Interessiert? Das «Diabetes-Cockpit» Herz und Niere getestet und durch die zeigt, wo der einzelne Patient steht, steht unter www.my.argomed > erhaltenen Rückmeldungen den Funkti- was gemäss Leitlinie zu erledigen ist Themen > Chronic Care M anagement onsumfang geschärft. Stand heute bie- und verschafft einen Überblick über das für Sie bereit – inklusive kurzen Schulungsvideos. tet das «Diabetes-Cockpit»: ganzen Patientenkollektiv. • Einmalige Datenerfassung der Nutzen auch Sie das «Diabetes-Cock- Patientinnen und Patienten, nicht pit» und seien Sie gespannt – bereits auf ein einzelnes Kalenderjahr Mitte 2020 steht eine Lösung zur Ver- beschränkt. meidung der doppelten Stammdatener- • Während der Konsultation beim Arzt/ fassung bereit. bei der Ärztin oder der MPA/MPK einsetzbar: Darstellung der noch Lukas Wenger Argomed, Leiter eHealth benötigten Werte oder Datenerfas- sung zur jeweiligen Konsultation. Nina Grütter • Anonymisierter Datenexport für Argomed, Datenanalystin Argomed DEFACTO 1/2020
DEFACTO | Argomed – Interessantes aus der Argomed 22 HepCare hilft Hausärzten, Hepatitis C zu heilen Das Projekt HepCare wurde in der Schweiz gegründet mit dem Ziel, die Hepatitis C auszurotten. Ein zentraler Pfeiler des Projekts in der Schweiz ist die Einbindung der Grundversorger. • Die Hepatitis C ist unterdiagnos • Die Symptome der Hepatitis C sind tiziert: Gründe sind unter anderem sehr vielfältig. Betroffene zeigen nach Infektionen durch Blutkonserven der Heilung in vielen Bereichen eine zeitlich vor der diagnostischen Prü- verbesserte Gesundheit. fungsmöglichkeit von mit Hepatitis C verseuchten Blutprodukten sowie Das Ziel, Hepatitis C in der Schweiz aus- Infektionen durch Mehrfachimpfun- zurotten, ist umso dringlicher, als heute gen von ganzen Dörfern mit der glei- in der Schweiz fünfmal mehr Menschen chen Kanüle, zum Beispiel in Italien so an Hepatitis C als an der HIV-Infektion geschehen. Dazu kommen die klassi- sterben. schen Suchtpatienten, welche ärztlich nicht optimal betreut sind. Bereits während des Qualitätszirkels Dr. med. Urs Hürlimann dachte ich an meinen Patienten A.K., • Die Hepatitis C ist heilbar gewor der Hepatitis-C-positiv ist, der die neuen den: Seit wenigen Jahren ist die Medikamente kannte und der mich auch Die folgenden medizinischen Fakten zu Hepatitis C durch die direkt auf den schon darauf angesprochen hatte. Also Hepatitis C stammen von PD Dr. med. Lebenszyklus des Hepatitis-C-Virus fragte ich ihn bei der nächsten Kon- Philip Bruggmann und Bettina Maeschli, einwirkenden (Direct-Acting Antiviral sultation, ob er die Therapie machen die uns in unserem Qualitätszirkel Agents (DAAs)) Medikamente heilbar. wolle. Er willigte ein. Wir vereinbarten Ennetsee in Cham besuchten. PD Dr. In der Schweiz zugelassen sind Mavi- die initiale Blutentnahme und began- med. Bruggmann hat Einsitz in die Steu- ret ® (Glecaprevir und P ibrentasvir) nen den von HepCare vorgesehenen ergruppe von HepCare und ist Chefarzt und Epclusa ® ( Sofosbuvir und Prozess sprich das Aktenkonsil beim Innere Medizin bei Arud Zentrum für Velpatasvir). Die Therapie dauert acht Spezialisten und die Ausstellung des Suchtmedizin in Zürich, einer Non-Pro- bis zwölf Wochen mit der täglichen Rezepts. Ich nahm nach zwei Wochen fit-Organisation für die multidisziplinäre Einnahme dreier (Maviret ®) Tabletten und nach Abschluss der Behandlung Therapie von Suchtkranken. Bettina oder einer (Epclusa ®) Tablette. Die (acht Wochen) das empfohlene Ver- Maeschli ist die Geschäftsführerin des Behandlung ist zwar immer noch sehr laufslabor ab. Der Patient hatte keinerlei Vereins Hepatitis Schweiz und leitet des- teuer, die Preise sind jedoch in den Nebenwirkungen. Das Hepatitis-C-Virus sen Projekt HepCare. letzten ein bis zwei Jahren deutlich RNA war nach der Behandlung nicht gesunken. Die Kosten pro Behand- mehr nachweisbar, Herr A.K. war geheilt. lung belaufen sich aktuell auf ca. CHF 30'000. Nebenwirkungen treten Die oben genannten Medikamente im placeboähnlichen Bereich auf, die fliessen nicht in die Rechnungsstel- Behandlung ist gut verträglich und ler-Statistik von santésuisse, also keine sicher. Ein erkrankter Hepatitis-C-Pa- Hausärztin/kein Hausarzt, die/der eine tient mit Entwicklung einer Zirrhose solche Therapie durchführt, erscheint oder eines hepatozellulären Karzi- über diese hohen Beträge gegenüber noms dürfte dann auch bald wesent- den Krankenversicherer als Kostenverur- lich teurer kommen. sacher! Die Therapiekosten erscheinen in der Statistik der Spezialisten. Dr. med. Urs Hürlimann Argomed, Mitglied Geschäftsleitung DEFACTO 1/2020
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