MITGLIEDERMAGAZIN DRK-Kreisverband Fläming-Spreewald e.V - DRK-Kreisverband Fläming Spreewald eV
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Ausgabe 4/2021 Die Menschlichkeit Unparteilichkeit Neutralität Unabhängigkeit Freiwilligkeit Einheit MITGLIEDERMAGAZIN Universalität DRK-Kreisverband Fläming-Spreewald e.V. Neues Projekt der Generationenarbeit in ländlichen Regionen DRK-Mitgliederversammlung 2021 Ein Reisebericht aus Solferino
Das DRK hilft – helfen Sie uns! Ob als freiwillige Testhelfer an vielen verschiedenen Orten im Kreisverbandsge- biet, als verlässliche Unterstützer, die schnell und unkompliziert bei der Versor- gung von Menschen helfen, die z.B. quarantänebedingt ihre Häuslichkeiten nicht verlassen durften, ob als Unterstützer bei der verheerenden Flutkatastro- phe in diesem Jahr oder bei der Unterbringung und Versorgung von Flüchtlin- gen aus Afghanistan, Syrien oder anderen humanitären Katastrophenregionen – ohne die uneigennützige Hilfe unserer vielen ehren- und hauptamtlichen Helferinnen und Helfer wäre unsere Gesellschaft wesentlich ärmer. Wir freuen uns, wenn Sie uns mit Ihrer Spende unterstützen! Empfänger: DRK-Kreisverband Fläming-Spreewald e.V. IBAN: DE 30 1605 0000 3633 0275 39 BIC: WELADED1PMB DANKE! 2 MITGLIEDERMAGAZIN Kreisverband Fläming-Spreewald e.V. 4/2021
Inhalt Seite Das DRK hilft 2 Grußwort 3 Generationenarbeit im ländlichen Raum 4 Mitgliederversammlung 2021 6 Präsidiumsmitglied Beatrix Kensy 7 Jugendarbeit im ländlichen Raum 8 JRK-Wettbewerb 10 Erstaufnahme-Einrichtung Wünsdorf 11 Leben und Wohnen im Alter 12 Die Zukunft der Pflege 13 Grüße aus Solferino 14 Unterstützung für Afganistan 16 Corona-Marke aus Österreich 16 Das historische Fenster 17 kurz & knapp notiert 18 Hier werden Sie gebraucht 19 Liebe Rotkreuzfreunde, unsere Region ist, abgesehen von den nördlichen Landkreisgrenzen nach Impressum Berlin, im Wesentlichen durch einen ländlichen Raum geprägt. Erfreuliche- V.i.S.d.P.: Jan Spitalsky [jsp] weise verzeichnen einige Kommunen einen Bevölkerungszuwachs, jedoch Redaktionsmitglieder: Jan Spitalsky [jsp], Anja Thoß [at], Prof. Dr. Rainer gibt es auch viele Gebiete, die mit einer schrumpfenden Bewohnerzahl zu Schlösser [rs], Harald-Albert Swik [has] kämpfen haben. Dort gilt es, die soziale Infrastruktur zu erhalten oder wieder- Katrin Tschirner [kt] zubeleben. Einen kleinen Einblick, welchen Anteil unser Kreisverband daran Gastautoren: hat, gewinnen Sie in dem Artikel „Wir müssen dichter ran an die Menschen“ Märkische Verlags- und Druck-Gesellschaft mbH Potsdam [mvd], Marie-Christin Lux [mcl], Ralf (Seite 4) und „Helfer in größter Not und Förderer von Ideen“ (Seite 8). Ergänzt Wroblewski [rw] werden solche offenen oder niederschwelligen Angebote durch eine Vielzahl Bildnachweise: von Dienstleistungen bspw. für ältere oder pflegebedürftige Menschen, wie Archiv des DRK-Kreisverbands (S. 1, 4, 5, 6, 8, 9, Sie auf den Seiten des Landesverbands (Seite 12 und 13) beschrieben sind. 10, 11, 18), Ines Glöckner (S. 3, 7), Ortsverband Jüterbog (S. 10), Andre Zelck/DRK-Service GmbH Gerade im ländlichen Raum sind diese Angebote ohne das Engagement und (S. 12), Michel Eram (S.13), Rolf Zimmermann und die Förderung von Rotkreuzlern oft nicht möglich. Hierfür und für Ihre Unter- H. A. Swik (S. 14, 15), Rotkreuz-Museum Lucken- walde (S. 17) stützung des Kreisverbands in diesem für alle bewegten zweiten „Corona- Jahr“ danken wir Ihnen sehr. Lassen Sie uns gemeinsam die Rotkreuz-Idee weiterhin bewahren und vor allem leben. Grafik und Layout: Ines Glöckner/Visuelle Kommunikation Wir wünschen Ihnen und Ihren Familien ein schönes und friedvolles Weih- Anschrift: nachtsfest sowie zum Jahreswechsel viel Gesundheit, Kraft und Zuversicht DRK-Kreisverband Fläming-Spreewald e.V. für das kommende Jahr 2022! Redaktion Mitgliedermagazin Neue Parkstraße 18 14943 Luckenwalde Herzlichst Tel.: 03371 62 57-0 Ihr Ihr E-Mail: tschirner.katrin@drk-fs.de Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck – auch auszugsweise – nur mit Genehmigung des Herausgebers. Dietmar Bacher Jan Spitalsky Kreispräsident Kreisvorsitzender Im Einklang mit dem deutschen Sprachsystem sind gram- matisch männliche Personenbezeichnungen, soweit sie sich nicht auf konkrete Personen beziehen, geschlechtsneutral zu verstehen. MITGLIEDERMAGAZIN Kreisverband Fläming-Spreewald e.V. 4/2021 3
„Wir müssen dichter ran an die Menschen“ Neues Projekt der Generationenarbeit in ländlichen Regionen startet Manchmal muss eben auch der Zufall helfen. Wie in der Ge- meinde Heideblick westlich von Luckau. Hier initiiert der Kreisverband gerade neue, generationenübergreifende An- gebote. Ein eigenes Haus dafür gibt es noch nicht. Nur eine Wohnung gegenüber der Schule und ein Büro, direkt im Amtssitz des Bürgermeisters. Aber es gibt regelmäßige Kon- takte mit dem Bürgermeister. Auf einem gemeinsamen Rund- gang, an dem auch Ailine Lehmann vom DRK-Kreisverband teilnahm, erzählte er beiläufig, dass dieses verwilderte Gelän- de „da hinten“ der ehemalige Schulgarten war. „Und schon ist ein Projekt entstanden“, freut sich Ailine Lehmann, Abtei- lungsleiterin Generationenarbeit und Pflege. Künftig heißt es: Ab ins Beet! Denn der verwaiste Schulgarten soll Alt und Jung zusammenbringen. Die einen haben die Erfahrung, die anderen das Interesse und die körperliche Fitness. Gemein- sam werden sie dem in Vergessenheit geratenen Garten wie- der Leben einhauchen. Das ist ein gutes Beispiel dafür, wie Generationenarbeit funk- tionieren kann. Und Ailine Lehmann weiß: „Qualität spricht sich rum.“ So auch in der Stadt Golßen. Jetzt im Oktober geht es dort im restaurierten Marstall los. Ailine Lehmann: „Die Vereine und Interessierte stehen schon in den Startlö- chern, um sich einzumieten und Kurse anzubieten.“ Insge- samt betreibt der DRK-Kreisverband Fläming-Spreewald e.V. Eröffnung des Mehrgenerationenhauses in Golßen neun Mehrgenerationenhäuser und Familienzentren. Es gibt Ailine Lehmann (l.) - Abteilungsleiterin Generationenarbeit und Pflege und Susanne Rieckhof - Erste Beigeordnete und Vizelandrätin LDS, Pekip-Kurse (spielerische Förderung von Babys) und Krab- genießen die entspannte Atmosphäre bei der Eröffnung. belgruppen für junge Familien, Tanz und Reha-Sport für die Älteren und Computer- beziehungsweise Nähkurse, in denen die Jungen den Alten etwas beibringen und umgekehrt. „Wir Älteren zu helfen. So hat es die Beratung am offenen Fenster haben so viel!“, sagt Ailine Lehmann und ergänzt die große gegeben, Nachbarschaftshilfe in der Gemeinde Märkische Aufgabe, die sie sieht: „Wir müssen dichter ran an die Men- Heide oder auch Angebote für telefonische Kontakte und Be- schen.“ Auch hier zeigt das Beispiel Heideblick, wie schwer ratungen. Corona habe gezeigt, wie wichtig die Angebote das ist. Die Gemeinde hat 14 Ortsteile und in einigen Regio- des DRK sind, so Ailine Lehmann. Um sich die ländlichen nen schlechten Handyempfang. „Soziale Teilhabe ist schön Räume neu zu erschließen, startet der Kreisverband in diesen und gut“, sagt die Abteilungsleiterin, „aber wie erreiche ich die Regionen das Projekt Mobilität und soziale Teilhabe. In gewis- Menschen?“ Eine mögliche Lösung ist aus ihrer Sicht, die An- ser Weise ist der DRK-Kreisverband Wolfenbüttel ein Vorreiter gebote mit mobilen Teams in die Ortsteile zu bringen. dafür. Er brachte das Sozio-Med-Mobil auf die Straße, das Schließlich gebe es in den meisten Gemeindeteilen so etwas Menschen zum Arzt fährt und umgekehrt Beratung und Hilfe wie Gemeindehäuser und natürlich auch Kirchen. Hier könne in die Ortschaften bringt. Der Kreisverband Fläming-Spree- man vielleicht Angebote unterbreiten und zum Senioren- wald möchte diese Idee auf die Brandenburger Verhältnisse kaffeeklatsch laden. anwenden. Los geht es mit der Unterstützung der bereits en- gagierten Kümmerer. Sie suchen den Kontakt zu den Bewoh- In den Corona-Monaten hat das Team der Generationenar- nern in der ländlichen Region, um in Erfahrung zu bringen, wo beit und Pflege gelernt, neue Wege zu gehen, um vor allem bei den meisten der Schuh drückt. 4 MITGLIEDERMAGAZIN Kreisverband Fläming-Spreewald e.V. 4/2021
Zunächst läuft das Pilotprojekt in der Gemeinde Märkische Heide im Landkreis Dahme-Spreewald an, wie der Kreisvorsit- zende Jan Spitalsky erklärt. Gefördert werde das Projekt durch den Landkreis. Und auch der Kreisverband nehme Geld in die Hand. „Es ist immer ein enormer Aufwand, neue Projek- te zu initiieren, die in keine Förderstruktur passen“, so Jan Spi- talsky. Er möchte mit Mobilität und sozialer Teilhabe im ländli- chen Raum viel erreichen – mehr als einen Shuttleservice. Was genau, entscheiden die Bewohner selbst mit. „Wir brauchen neue Ideen, um nah an die Menschen zu kommen“, sagt er. Ganz nah am Menschen sind die Kollegen der mobilen Pfle- ge. Etwa 650 Patienten werden über die Hauskrankenpflegen betreut. Die größte Herausforderung sei es, so Ailine Leh- © Bildseite: Peter Lasch, BerlinWertseite: Patrick Niesel, mann, das Fachpersonal zu haben, das bei Wind und Wetter Röthenbach, Fotograf: Hans-Joachim Wuthenow, Quelle: BVA die weiten Wege auf sich nimmt. Aber mit der Hauskranken- pflege würden Angebote geschaffen, die die Menschen län- ger in ihrem eigenen Zuhause leben lassen. Das sei für die 10-Euro-Sammlermünze „Pflege“ Betroffenen enorm wichtig. Die Bundesregierung hat die Ausgabe einer fünftei- Zu den pflegebedürftigen Patienten, die von den DRK-Mitar- ligen Serie von 10-Euro-Sondermünzen beschlos- beitern versorgt werden, gehören auch etwa 40 Menschen in sen, die unter dem Motto „Im Dienst der Gesell- palliativer Versorgung. Für sie wurden eigens Palliativ-Teams schaft“ steht. gebildet. Diese Pflege(fach)kräfte fahren wie alle anderen Den Auftakt macht die Münze zum Thema „Pflege“, eine festgelegte Tour ab. Wenn aber ein Patient oder auch ei- die im April 2022 erscheint. ner seiner Angehörigen dringend Hilfe benötigt, dann ist die Zeit dafür da. „Die Nachfrage nach solchen Angeboten ist enorm“, weiß die Abteilungsleiterin Generationenarbeit und Pflege. Hier kommen fachliche Expertise und soziale Nähe zusammen – zum Vorteil des Patienten. [mvd] In den Marstall Golßen zieht neues Leben ein. MITGLIEDERMAGAZIN Kreisverband Fläming-Spreewald e.V. 4/2021 5
DRK-Mitgliederversammlung 2021 Der Einladung folgten 79 der 110 Delegierten (die stimmbe- rechtigten Mitglieder des Präsidiums, die gewählten Vertreter aus den Ortsverbänden und Gemeinschaften sowie die kor- porativen Mitglieder) zur diesjährigen Kreisversammlung. Sie konnte unter Einhaltung der gültigen Corona-Regeln am 27. August 2021 im Congresscenter des Biotechnologie- parks in Luckenwalde in Präsenz stattfinden. In den Rechenschaftsberichten von Dietmar Bacher (Kreis- präsident) und Jan Spitalsky (Kreisvorsitzender) wurde die geleistete Arbeit im Jahr 2020 resümiert. Diese war im We- sentlichen durch die Corona-Pandemie bestimmt, bei deren Bewältigung die ehren- und hauptamtlichen Mitarbeiter ge- meinsam Herausragendes geleistet haben. Aber es gab auch Abstimungen jenseits des dominierenden Corona-Themas über kleine und Die Entlastung des Präsidiums und des Kreisvorstands für ihre Tätig- keit im Jahr 2020 erfolgte einstimmig ohne Gegenstimmen und Ent- große Prozesse, wie etwa die Einführung der elektronischen haltungen. Helferakte, ein Fahrsicherheitstraining unter Extremsituatio- nen, der Neuausrichtung der Mitgliederkommunikation sowie ka (Beauftragte für den Katastrophenschutz) erhielten auf der der Entwicklung in den Einrichtungen und Diensten des Kreisversammlung feierlich ihre Auszeichnung. Da Christian Kreisverbandes zu berichten. Globig (stellv. SEE-Leiter, Bereitschaftsleiter OV Schönefeld) Im Anschluss fasste Beatrix Kensy (Präsidiumsmitglied und und Sven Friedrich (Leiter SEE San BHP 25, OV Königs Wus- Vorsitzende des Finanzausschusses des Ehrenamtes) die terhausen) nicht an der Kreisversammlung teilnehmen konn- wesentlichen Aspekte aus dem Prüfbericht zum Jahresab- ten, soll ihnen die Auszeichnung in der kommenden Präsidi- schluss zusammen. Dieser wurde im Vorfeld der Kreisver- umssitzung überreicht werden. sammlung bereits im Präsidium und im Kreisausschuss der Nach Abschluss der Kreisversammlung erhielten die Delegier- Ortsverbände zur Kenntnis genommen und diskutiert. Die ten das druckfrische Jahrbuch 2020 des Kreisverbands, wel- Delegierten stellten formal den Jahresabschluss 2020 fest ches zukünftig als weiteres Kommunikationsinstrument zur und entlasteten einstimmig das Präsidium und den Kreisvor- Darstellung der geleisteten Arbeit genutzt und jeweils zur stand für ihre erfolgreiche Tätigkeit im Jahr 2020. Kreisversammlung veröffentlicht werden soll. Das Jahrbuch Neben den Wahlen der Delegierten für die DRK-Landesver- kann auf unserer Internetseite heruntergeladen werden. [jsp] sammlungen 2021 und 2022 wurden Satzungsänderungen beschlossen. Hierbei standen vor allem folgende Punkte im Fokus: • das Verfahren zur Besetzung der Vertreter der Gemein- schaften und Ortsverbände im Präsidium, die zukünftig direkt vom jeweiligen Kreisausschuss gewählt werden, • die dauerhafte Einrichtung der Möglichkeit zur Durchfüh- rung von Onlinesitzungen der Vereinsorgane, • die Zuerkennung von Regelungskompetenzen von Fach- ausschüssen des Präsidiums, welche bisher eine beraten- de Funktion hatten. Nachdem im letzten Jahr keine Ehrungen stattfanden, da die Kreisversammlung im Umlaufverfahren stattfand, wurden in Auszeichnungen diesem Jahr fünf Personen mit der Kreisverbandsmedaille in v.l. Detlef Pudlitz (Vizepräsident), Dietmar Bacher (Präsident), Doreen der Stufe III (Bronze) für ihren Einsatz und ihre Verdienste für Labes (Kreiskonventionsbeauftragte), Herbert Vogler (Vertreter des öffentlichen Lebens im Präsidium), Jeannette Sroka (Beauftragte für den DRK-Kreisverband Fläming-Spreewald geehrt. Doreen den Katastrophenschutz), Susanne Rieckhof (Vizepräsidentin), Jan Labes (Kreiskonventionsbeauftragte), Herbert Vogler (Vertre- Spitalsky (Kreisvorsitzender) nach der Überreichung der ter des öffentlichen Lebens im Präsidium) und Jeannette Sro- Kreisverbandsmedaillen 6 MITGLIEDERMAGAZIN Kreisverband Fläming-Spreewald e.V. 4/2021
7 Fragen an Frau Kensy Präsidiumsmitglied Beatrix Kensy im Interview: Harald-Albert Swik: Frau Kensy, Sie beit in einer Sparkasse, die auch die sind „Vertreterin des öffentlichen Ortsnähe verkörpert, von Anfang an Lebens“ in unserem Präsidium. Wie das Richtige für mich. Mit Menschen zu wird man solch eine Vertreterin? arbeiten, das kann ich in unserer Spar- Beatrix Kensy: Nun, eines Tages kam kasse. Im Gespräch mit den Kunden, mein damaliger Vorgesetzter, Herr deren Anliegen annehmen und dafür Scheppan, der zu jener Zeit im Kreisver- Lösungen finden, bei Existenzgründun- bandspräsidium diese Aufgabe wahr- gen oder bei Nachfolgeregelungen für nahm, zu mir und fragte mich, ob ich In- Gewerbetreibende mitwirken zu kön- Beatrix Kensy teresse an dieser Aufgabe habe. Er nen: Das ist wichtig und das mache ich Präsidiumsmitglied als Vertreterin des öffentlichen Lebens stellte mich Herrn Bacher vor und die- gerne. Das ist ein bisschen wie im DRK. ser mich dem Präsidium. Das Präsidium HAS: Und was macht Ihnen im DRK begrüßte mich sehr freundlich und so viel Spaß? schwieriger wird, Ehrenamtliche zu fin- schon hatte ich diese neue Aufgabe! BK: Es ist beeindruckend zu sehen, wie den. Denn insbesondere die Jugend ist Obwohl ich noch viel über das DRK ler- viele Menschen sich in ihrer Freizeit im ja von so vielen umworben und so viele ne, macht mir das Engagement im Prä- DRK engagieren. Die Arbeit der Aktiven Themen sind da, zu denen sie sich en- sidium sehr viel Freude. Durch die Lei- in den Gemeinschaften, egal ob in den gagieren können. tung des „Finanzausschusses Ehren- Bereitschaften, der Wasserwacht oder HAS: Sehen Sie da Probleme? amtliche Arbeit“ habe ich bereits eine der jungen Leute und Kinder im JRK BK: Alleine aus der Demographie he- große Zahl an Akteuren mit ihren Aufga- oder in Wohlfahrts- und Sozialarbeit. Da raus kann man erkennen, dass immer ben sowie ihrem Engagement kennen- macht es mich wirklich stolz, Teil dieses weniger junge Menschen von gefühlt lernen dürfen. Ganzen zu sein. Mir gefällt auch, dass mehr Organisationen und Ideen umwor- HAS: Und was hat Ihre Familie dazu der Kreisverband mit der Solferino- ben werden. Aber es gibt immer mehr gesagt? /Genf-Reise seine Geschichte erspürt. ältere Menschen, die Hilfe benötigen. BK: Das Rote Kreuz ist uns ja allen be- Und die sieben Grundsätze: Damit zu Ich glaube, wir müssen uns zusätzlich kannt. Mein Mann war aktiver Blutspen- leben, bringt eine große Stärke. neben der Jugendwerbung um die An- der (genau 50 Mal, leider darf er nun Die Breite der Arbeitsfelder, die der sprache der 40- bis 70-Jährigen küm- nicht mehr, ich selber darf leider nicht Kreisverband mit hauptamtlichen Be- mern, die – wenn die eigene Familien- Blut spenden, weil ich zur BSE-Zeit in schäftigten abdeckt, finde ich sehr gut, planung erfolgt ist – häufig wieder mehr Großbritannien gelebt habe). Und mein weil es auch strategisch richtig ist – und Zeit haben, sich neben der Arbeit in ih- Schwiegervater war passionierter Blut- ebenso hier kann ich Neues lernen und rer Freizeit neu zu engagieren. spender und ist später von der DRK- in meine Funktion im Präsidium einflie- HAS: Und wie sehen Sie Ihre persön- Hauskrankenpflege geradezu liebevoll ßen lassen. liche Zukunft? versorgt worden. Aber jetzt habe ich Und nicht zuletzt: Dass wir uns im BK: Das Wichtigste ist: gesund bleiben. natürlich durch meine Präsidiumsmit- Kreisverband mit unserer Geschichte Ich bin dankbar, dass mich und uns pri- gliedschaft einen anderen Einblick ins beschäftigen, gar ein Museum aktiv ha- vat die Corona-Pandemie nicht unmit- DRK. Und meine Familie freut das. ben und unterstützen, finde ich toll und telbar getroffen hat; bin aber zusätzlich HAS: Warum sind Sie heute bei der spannend. sensibilisiert, wie gefährdet alle eigenen Sparkasse beschäftigt? HAS: Wie sehen Sie denn die Zu- Pläne sind. Beruflich möchte ich sehr BK: Ich wäre gerne Lehrerin geworden, kunft unseres Roten Kreuzes? gern bei der Sparkasse bleiben, da mir aber meinen Eltern war zur Wendezeit BK: Die Stärke des DRK hier in unserer meine Arbeit einfach Spaß macht. Und wichtig, dass ich einen „sicheren Beruf“ Region ist seine breite Aufstellung für wenn man mich lässt, will ich mich auch – und dafür stand der Wirtschafts- und alle Lebensphasen der Menschen bei weiter im DRK engagieren, mehr prä- Bankensektor für sie – erlerne. Mir ausgeprägter Professionalität. Und die sent sein. selbst war dann wichtig, mit Menschen Einbindung von Ehrenamtlichen ist so HAS: Danke für das Gespräch und Kontakt zu haben. Deshalb war die Ar- wichtig. Auch wenn es sicherlich weiterhin viel Erfolg. MITGLIEDERMAGAZIN Kreisverband Fläming-Spreewald e.V. 4/2021 7
Helfer in größter Not und Förderer von Ideen Jugendarbeit im ländlichen Raum Für den Kreisverband Fläming-Spreewald sind 37 Jugend- gendamt dabei. Sie weiß damit umzugehen, wenn Kinder und Sozialarbeiter aktiv – sie sind die Lobby für die jungen und Jugendliche „ein Problem mit sich selbst oder mit ande- Generationen. ren haben“, so die Abteilungsleiterin, z.B. Gewalterfahrung, „Wir sind Helfer in größter Not und Förderer von Ideen“, be- Selbstverletzung, Schuldistanz und auch die Einnahme von schreibt Elisa Kaletta deren Rolle. Die Jugend(sozial)arbeit im Rauschmitteln. Kreisverband hat zwei starke Säulen: Das sind die Sozialar- „Wir merken, dass man uns braucht, dass es viel aufzuarbei- beiter, die direkt in den Schulen aktiv sind, und die Jugendar- ten gibt“, sagt Elisa Kaletta. Als die Corona-Beschränkungen beiter, die sich um Angebote außerhalb der Schulen küm- endlich fielen, sei deutlich geworden, dass viele Schüler mern. Zum Team von Elisa Kaletta, der Abteilungsleiterin Kin- Schwierigkeiten haben, wieder in den normalen Tagesrhyth- der, Jugend und Familie im Kreisverband Fläming-Spreewald, mus überzugehen. Die Sozialarbeiter sind dann die passen- gehören 37 Jugend- und Sozialarbeiter. „Sie arbeiten sehr den Ansprechpartner und Helfer. Andererseits fehlen nicht gut zusammen“, weiß die Chefin. Im Idealfall hat der Sozialar- selten, gerade in ländlichen Regionen, Räume, in denen sich beiter zu den Kindern und Jugendlichen ein Vertrauensver- Jugendliche treffen können, um sich unter ihresgleichen aus- hältnis aufgebaut, und er macht sie auf weitere Angebote der zutauschen. Hier engagieren sich die Jugendarbeiter und DRK-Jugendarbeit aufmerksam – oder anders herum. Eines nehmen Ideen und Anregungen der jungen Generationen auf. ist klar: Wenn man jemandem geholfen hat, so Elisa Kaletta, Wenn es an der einen Stelle der Bolzplatz ist, der vermisst dann spreche sich das herum. wird, und an der anderen Stelle ein überdachter Treffpunkt mit Wie wichtig die Jugend- und Sozialarbeit des DRK ist, macht W-Lan, dann tragen die Jugendarbeiter diese Ideen mit den Elisa Kaletta mit wenigen Worten deutlich: „Als junger Kindern und Jugendlichen in den politischen Raum. Elisa Ka- Mensch kennt man häufig nicht die vielfältigen Unterstüt- letta: „Wir versuchen, ihnen ein Sprachrohr zu sein.“ Die Ge- zungsangebote für Kinder, Jugendliche und Familien. Meine meinden und Städte wiederum sind offen für diese Anregun- Kollegen kennen das Hilfssystem rund um die Kinder- und gen. Sie sehen ihre Verantwortung, die Kinder- und Jugend- Jugendhilfe , sie wissen dieses den Hilfesuchenden zu erklä- arbeit zu unterstützen und die Jugendlichen an Entscheidun- ren und die Brücke zu schlagen. Auf Wunsch ist die Vertrau- gen, die sie betreffen, zu beteiligen. ensperson auf dem Weg zu einem Arzt oder auch zum Ju- In Flächenlandkreisen wie Teltow-Fläming und Dahme-Spree- Wir machen uns die Welt, wie sie uns gefällt - Mitbestimmung und Mitgestaltung wird gelebt! 8 MITGLIEDERMAGAZIN Kreisverband Fläming-Spreewald e.V. 4/2021
wald ist es nicht einfach, die Kinder und Jugendlichen zu er- reichen. Dafür ist ein größerer Aufwand nötig, den der Kreis- verband unbedingt in Kauf nimmt. Denn die jungen Genera- tionen brauchen eine Lobby. Um zu erfahren, was genau sie bewegt und was sie benötigen, setzt der Kreisverband zu- nehmend auf mobile Jugendarbeit. Das bedeute, so die Ab- teilungsleiterin, dass die Jugendarbeiter Treffunkte von Ju- gendgruppen im öffentlichen Raum, in Parks oder vor Läden aufsuchen, sich mit sozialräumlichen Angeboten vernetzen und mit Sportvereinen oder der Freiwilligen Feuerwehr im Ort zusammenarbeiten. „Wir wollen Möglichkeiten aufzeigen, sich im Gemeinwesen zu engagieren, und wir wollen Jugend- initiativen fördern“, betont Elisa Kaletta. Trotz aller Mobilität geben die Jugendarbeiter ihren Schützlingen stets die Ge- wissheit, für sie erreichbar zu sein. Dafür vereinbaren sie feste Zeiten für regelmäßige Treffen in den einzelnen Orten und bie- Auszeit vom Alltag Der Jugendraum als Ort für Spaß mit Freunden ten mobile und digitale Kommunikationsmöglichkeiten an. „Es ist unser Selbstverständnis, auch im ländlichen Raum die Menschen mitzunehmen und ihnen niedrigschwellige Ange- bote zur gesellschaftlichen Teilhabe anzubieten“, betont der Kreisvorsitzende Jan Spitalsky. Dazu gehören auch Angebote in Mehrgenerationenhäusern oder Familienzentren. „Da von denjenigen, die diese Angebote wahrnehmen, kein Entgelt gefordert wird“, so Jan Spitalsky, „sind wir auf Zuwendungs- geber angewiesen. Das sind in erster Linie die Landkreise – mit einer gewissen Kofinanzierung durch die jeweiligen Kom- munen.“ Doch manchmal ist es ein Problem, die Familienzentren oder Jugendclubs überhaupt zu erreichen, nämlich dann, wenn die Infrastruktur fehlt. Aber auch darum kümmern sich die Ju- gendarbeiter. Sie organisieren Fahrgemeinschaften, gewin- nen Eltern für einen „Shuttle-Dienst“ oder stellen einen Bus zur Verfügung. Manchmal führt sogar die erste Tour von der Stadt hinaus aufs Land – nämlich dann, wenn sich herumge- sprochen hat, dass es „jwd“ ein schönes Dorffest gibt, das die Städter gern besuchen wollen. „Es müssen nicht immer hochdramatische Situationen sein, in denen wir helfen“, sagt Abteilungsleiterin Elisa Kaletta. Manchmal reicht schon ein gemeinsamer Kinobesuch, die Unterstützung beim Bewerbungsschreiben oder einfach nur, da zu sein und zuzuhören. Schließlich liege es in der Natur der Entwicklung, dass Eltern für ihre Kinder irgendwann vielleicht Spende für die Jugendarbeit nicht mehr erste Ansprechpartner sind. Dann können die Ju- Olof Ulbricht, Jugendsozialarbeiter in der Gemeinde Märkische Heide, mit Tablets aus einer gend- und Sozialarbeiter vertrauensvolle Wegbegleiter sein. Spende für die Jugendarbeit im ländlichen Raum [mvd] MITGLIEDERMAGAZIN Kreisverband Fläming-Spreewald e.V. 4/2021 9
30. JRK-Landeswettbewerb und der JRK-Kreiswettbewerb unseres Kreisverbands Nach über einem Jahr coronabedingter rund um Erste Hilfe, Rotkreuzgeschich- Verzögerung bestritt das Jugendrot- te und Geschicklichkeit unter Beweis. kreuz (JRK) im Land Brandenburg am Es starteten je fünf Mannschaften in 18. September mit über 200 Jugend- den Altersklassen 0 und 1, acht Mann- rotkreuzlern seinen 30. Landeswettbe- schaften in der Altersklasse 2 und vier werb in Ludwigsfelde. Der JRK-Wett- Mannschaften in der Altersklasse 3. bewerb unseres Kreisverbands wurde Von den insgesamt 22 JRK-Teams ka- in den Landeswettbewerb integriert. men acht aus dem Kreisverband Flä- unter anderem zeigen, wie gut sie Men- Die beste Mannschaft des Kreisver- ming-Spreewald e.V. schen im Notfall auch per Telefon durch bands in jeder Altersgruppe ist die wichtigsten Erste-Hilfe-Maßnahmen Kreis(verbands)sieger und qualifiziert Platzierungen unserer leiten können. „Hier liegt eine Person. sich damit für den JRK-Landeswettbe- Mannschaften beim Sie ist ohnmächtig und atmet ganz ko- werb 2022. JRK-Landeswettbewerb: misch“, so der Notruf der Mimin an der In den Teams war die Freude darüber Erste-Hilfe-Station. Eine ungewohnte allgegenwärtig, dass nach über andert- Altersklasse 0 (6-9 Jahre): Herausforderung für viele Nachwuchs- halb Jahren digitalen Gruppentreffen 2. Platz JRK Ludwigsfelde rotkreuzler, die sie aber mit Teamgeist und Aktionen wieder ein Wettbewerb 5. Platz JRK Königs Wusterhausen zu meistern wussten. stattfand. Als die Band „Trommelfieber“ Bedruckte Leinenbeutel bei der Eröffnung die ersten Takte an- Altersklasse 1 (10-12 Jahre): und Mehrwegbecher stimmte, war auch der Nieselregen 2. Platz JRK Ludwigsfelde Auch in diesem Jahr standen wieder schnell vergessen. 5. Platz JRK Königs Wusterhausen die Themen Nachhaltigkeit und Um- Zusammen mit Andreas Igel, Bürger- weltschutz im Fokus. Einweggeschirr meister der Stadt Ludwigsfelde und Altersklasse 2 (13-16 Jahre): hatte beim Wettbewerb keinen Platz. Schirmherr des Wettbewerbs, Dietmar 3. Platz JRK Königs Wusterhausen Alle Teilnehmer erhielten einen mit dem Bacher, Präsident des DRK-Kreisver- 4. Platz JRK Luckenwalde Wettbewerbslogo bedruckten Mehr- bands Fläming-Spreewald, und Ju- 6. Platz JRK Ludwigsfelde wegbecher. Und auch beim Mittages- gendrotkreuz-Landesleiter Daniel Küh- 8. Platz JRK Zossen sen war kein Plastikgeschirr notwendig. ne eröffnet Britta Ernst, Ministerin für Passend zum Jubiläum konnten sich Bildung, Jugend und Soziales des Lan- Herzlichen Glückwunsch an alle die Teams noch über ein weiteres An- des Brandenburg, die Veranstaltung. erfolgreichen Teilnehmer! denken freuen: Gesponsert von der Für die versammelten Jugendrotkreuz- Stadt Ludwigsfelde erhielten alle Teil- ler hatte die Bildungsministerin eine nehmer handbedruckte Rucksäcke aus wichtige Botschaft: „Ihr lernt schon Die Schwierigkeitsgrade der Aufgaben Biobaumwolle. früh, Menschen zu helfen und sie zu un- orientierten sich am Alter der Teilneh- Die Freude war groß, dass nach so lan- terstützen. Dass ihr im jungen Alter mer. Von der Altersklasse 0 der Jüngs- ger Zeit ein so großes und schönes euch einer so wichtigen und großen ten bis zu den jungen Erwachsenen der Wiedersehen im Jugendrotkreuz mög- Aufgabe annehmt, dafür bin ich euch Altersklasse III hatte sich die AG Wett- lich war. Ein großes Dankeschön gilt sehr dankbar.“ bewerbe wieder viele kreative Aufgaben hierfür JRK-Koordinator Ralf Wro- Erste Hilfe, Rotkreuzwissen, einfallen lassen. blewski, den Ortsverbänden Zossen Nachhaltigkeit und Umweltschutz Eine besondere Herausforderung wa- und Ludwigsfelde, der Versorgungsein- An insgesamt 14 Stationen stellten die ren die anspruchsvollen Erste-Hilfe- heit Dahme, dem Jugendzentrum Lud- JRK-Mannschaften, die aus ganz Bran- Stationen, z.B. Erste Hilfe am Telefon. wigsfelde und den vielen fleißigen denburg angereist waren, ihr Wissen So mussten die älteren JRK-Gruppen Schiedsrichtern. [mcl, rw] 10 MITGLIEDERMAGAZIN Kreisverband Fläming-Spreewald e.V. 4/2021
Erstaufnahme-Einrichtung Wünsdorf Afghanische Flüchtlinge auch in Wünsdorf Es ist ein herrlicher Sonnentag in der Kindern bis drei Jahren, über die Kin- Paschtu, die in Afghanistan gesprochen Erstaufnahme-Einrichtung (EAE) Wüns- derbeschäftigung mit Betreuern bis zu werden, werden zurzeit sehr gesucht. dorf, der einzigen Erstaufnahme-Ein- den Jugendclubs für die 12 bis 18 Jäh- „Ein großes Plus ist unsere Küche“ be- richtung in unserem Kreisverbandsge- rigen, gibt es reichlich Angebote. Nur tont Herr Seiler. Zum einen haben deren biet. Die Kinder und Jugendlichen tollen die Schulstunden werden vom Landes- Mitarbeiter in der Corona-Zeit durch ein auf der großen Grünfläche oder auf den schulamt mit entsprechenden Lehrern gutes Hygienekonzept weiterarbeiten Freizeitflächen; unter den Bäumen ru- in der Einrichtung durchgeführt. Aber können. „Aber das Wichtigste ist: Das hen sich die Erwachsenen aus – und nicht nur für die Kinder und Jugendli- Essen ist von hoher Qualität und genießen Ruhe und Frieden. Es ist chen gibt es Angebote. Auch für Er- kommt bei den verschiedenen Bewoh- schön hier. Aber die Einrichtung ist wie- wachsene ist vieles entwickelt worden. nergruppen sehr gut an“, beendet Herr der fast vollständig belegt. Waren im Für Frauen gibt es den Beautysalon Seiler das interessante Gespräch. [has] ersten Halbjahr rund 350 Bewohner in oder die Teestunde, wo sie sich unter den verschiedenen Häusern, so sind es sich zurückziehen können, bis zum nun 650 Menschen, die sich die Zim- Frauensport im Sportraum. Neu ist ein mer teilen. Fast 40% von ihnen sind Fa- Fahrradfahrtraining für die Frauen, das milien und Asylsuchende aus Afghanis- von einem Berliner Verein durchgeführt tan, gefolgt von Flüchtlingen aus Syrien, wird. Die Männer können sich in den Die EAE-Wünsdorf der Russischen Föderation (Tschet- Play-Stations oder in ihrer „Mucki- Partnerschaften im September 2021: schenen) und anderen Staaten. Auch in Bude“ mit anspruchsvollen Geräten be- ca. 650 Bewohner der Haupterstaufnahme-Einrichtung in währen, wenn sie nicht in der Schnei- • davon ca. 250 Kinder und Eisenhüttenstadt nimmt die Zahl der af- derei mithelfen oder in der Fahrrad- Jugendliche ghanischen Flüchtlinge stark zu, gefolgt werkstatt. „Leider muss die ehrenamtli- • 56 DRK-Mitarbeiter von Menschen aus dem Irak. che Unterstützung, die durch die Coro- (Hausbetreuer, Sozialberater, Alleine rund 250 Kinder und Jugendli- na-Bestimmungen vollständig zusam- Sozialbetreuer, Hausmeister che (bis 18 Jahren) werden in diesem mengebrochen war, jetzt wieder neu und Verwaltung); 3 FsJ/BuFDi September in der Einrichtung betreut, aufgebaut werden“, informiert Bettina • ca. 40 Personen Küche und beschult und begleitet. „So viele Kinder Nathusius, die Ehrenamtskoordinatorin, Wachdienst (nicht DRK) und Jugendliche hatten wir noch nie“, über ihre aktuellen Bemühungen in die- lacht EAE-Leiter Christian Seiler im Ge- ser Richtung. Langsam laufen auch spräch. Das fordert die Mitarbeiter sehr. wieder erste Deutschkurse durch Eh- Denn sie müssen entsprechend viele renamtliche an. Denn die Sprachbarrie- Kinderspielplatz Die kleinen Bewohner der Angebote entwickeln und anbieten. ren sind zum Teil sehr hoch. Sprach- Erstaufnahmeeinrichtung genießen Vom „Eltern-Kind-Club“ für Eltern mit kenner in den Sprachen Dari und das Spielen an der frischen Luft. MITGLIEDERMAGAZIN Kreisverband Fläming-Spreewald e.V. 4/2021 11
Leben und Wohnen im Alter – die vielfältigen Angebote des DRK DRK – Landesverband Hohe Lebensqualität und möglichst lange selbstbestimmt leben – diesen Wunsch haben die meisten Menschen, sowohl für sich selbst als auch für ihre Familienmitglieder. Um diesen Wunsch zu erfüllen, unterstützt das Deutsche Rote Kreuz in Brandenburg Sie und Ihre Familie mit seinen Angeboten in je- der Phase des Lebens. Seniorentreffs und Sportkurse gehen, können die Ambulanten Dienste auch die komplette Älter werden bedeutet nicht automatisch pflegebedürftig zu Grund- oder Behandlungspflege sowie Betreuungsleistungen werden. Dennoch verändert sich für die meisten Menschen mit aller Art übernehmen“, erklärt Sven Priegnitz, Fachreferent für dem fortschreitenden Lebensalter der Alltag. Um diesen neuen Altenhilfe und Pflege im DRK-Landesverband Brandenburg. Alltag abwechslungsreich zu gestalten, sind regelmäßige Be- Ergänzend zur ambulanten Versorgung bietet sich für viele suche in den Begegnungsstätten des Roten Kreuzes ideal. Menschen auch der Besuch in einer der 21 Tagespflegen des Ob Sportkurse, Handarbeit, Spieletreff oder gemeinsames DRK in Brandenburg an. Tagespflegen ermöglichen Pflegebe- Frühstück, die DRK-Begegnungsstätten bieten viele Möglich- dürftigen eine regelmäßige Abwechslung zum Alltag zu Hause keiten für ein geselliges Miteinander. Als Treffpunkt für Senioren und das Knüpfen von sozialen Kontakten. fördern die Begegnungsstätten ein gesundes Älterwerden und helfen so, einer Pflegebedürftigkeit im Alter vorzubeugen. Wohngemeinschaften und stationäre Pflege Sollten Sie oder Ihre Familie außerdem Fragen rund um den Wenn das Wohnen in den eigenen vier Wänden zunehmend Bereich Pflege haben, erhalten Sie in den Seniorentreffs des schwierig und für die Angehörigen herausfordernd wird, bietet Roten Kreuzes erste Informationen zu den vielfältigen Angebo- das Rote Kreuz auch Möglichkeiten des betreuten Wohnens. In ten des DRK. einer familiären Gemeinschaft werden hier gemeinschaftliche Ambulante Dienste und Tagespflege Räume wie Wohnzimmer und Küche gemeinsam genutzt, je- – Entlastung im Alltag der Bewohner hat gleichzeitig auch seinen eigenen Wohnraum. Sollte die Bewältigung des Alltags doch allein zu belastend Sollte eine umfassendere pflegerische Versorgung benötigt werden, bietet das Rote Kreuz mit seinen Ambulanten Diens- werden, empfehlen sich die stationären Pflegeeinrichtungen ten umfassende und individuell anpassbare Unterstützung. In des DRK. In dieser Versorgungsform fehlt es den Bewohnern allen Regionen Brandenburgs ist das DRK mit diesen Angebo- en an nichts: Neben ausgewogener Ernährung, bietet eine voll- ten vertreten und ermöglicht so eine umfassende Versorgung. stationäre Pflegeeinrichtung eine ganztägige Betreuung und „Welcher Bedarf konkret besteht, wird mit jedem Pflegebedürf- gleichzeitig ein hohes Maß an Sicherheit. Somit können sich die tigen individuell geplant. Neben der häuslichen Versorgung, wie Angehörigen sicher sein, dass sich ihr liebster Mensch in guten zum Beispiel die Reinigung der Wohnung oder das Einkaufen- Händen befindet. [mcl] 12 MITGLIEDERMAGAZIN Kreisverband Fläming-Spreewald e.V. 4/2021
Die Zukunft der Pflege – ein Gesamtpaket von Unterstützungsleistungen Das Thema Pflege ist in aller Munde und betrifft auch in Brandenburg fast jede Familie. Viola Jacoby, Leiterin der Wohlfahrts- und Sozialarbeit im DRK-Landesverband Brandenburg, im Gespräch über die Sicherung der Pflegeversorgung im ländlichen Raum und die Zukunft des Berufsfelds Altenpflege. Was bedeutet gute und zukunftsfähige Pflege? Welche Bereiche müssen ineinandergreifen, um Menschen auch im Alter hohe Lebensqualität zu ermöglichen? Gute Pflege braucht ein Gesamtpaket von Unterstützungsleis- tungen unterschiedlicher Akteure. Sie reichen von Haus- und Fachärzten, über professionelle Pflegefach- und Betreuungs- kräfte, bis zu den Angehörigen, Vereinen und ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern. Die DRK-Pflegedienste, Tagespflegen und vollstationären Pfle- geeinrichtungen erbringen ihre Pflege- und Betreuungsleistun- gen entsprechend gesetzlichen Qualitätsstandards. Wir wissen aber auch, dass ein zufriedenes und möglichst selbst bestimm- Nicht zu vergessen im Gesamtpaket sind ehrenamtliche Helfe- DRK – Landesverband tes Leben im Alter mehr braucht. Themen wie Selbstversor- rinnen und Helfer. Mit Besuchs- oder Einkaufsdiensten unter- gung, gesunde Ernährung, Mobilität, soziale Kontakte, Zuwen- stützen sie direkt pflegebedürftige Menschen. Ein gemeinsa- dung und eine sinnvolle Tagesstruktur gehören neben einer gu- mes Mittagessen in einer Seniorenbegegnungsstätte und die ten Pflege zu einem zufriedenen Leben im Alter. damit verbundenen sozialen Kontakte und die Geselligkeit sind wichtige Aspekte zur Vermeidung von Einsamkeit und tragen Im aktuellen Pflegemonitor für Brandenburg steht es wie- zur Erhöhung der Lebensqualität bei. der eindringlich: Die Brandenburger werden älter und we- niger. Damit werden prozentual immer mehr Menschen Um die Pflegeversorgung zu sichern und neue Angebote in Brandenburg pflegebedürftig. Welche Maßnahmen zu schaffen, werden dringend Fachkräfte benötigt. Wie brauchen wir, um die Pflegeversorgung zu sichern? können Pflegeberufe – vor allem auch für den Nach- Ein Blick auf die Fakten zeigt die Ernsthaftigkeit der Lage. Heute wuchs – attraktiver gemacht werden? sind 6,1 Prozent der Brandenburger Bevölkerung bereits pfle- Wir müssen ein positives Berufsbild vermitteln, um noch viel gebedürftig, bis 2030 werden es 168.000 Menschen sein, da- mehr Auszubildende zu gewinnen oder Quereinsteiger mit dem von werden ca. 72.000 Menschen an Demenz erkrankt sein. Angebot berufsbegleitender Fortbildung und ausländische Die meisten Menschen werden zu Hause versorgt. Fachkräfte Fachkräfte anzuwerben. Erste Erfahrungen mit albanischen und Angehörige sichern gemeinsam und in enger Abstimmung Fachkräften haben wir gesammelt und wissen, dass es neben die Versorgung. Um dieses System zu erhalten, brauchen wir einem guten Berufsalltag auch eines gut organisierten Integrati- bis 2030 ca. 10.000 zusätzliche Fach- und Betreuungskräfte, onsprozesses bedarf, um ihnen und ihren Familien einen guten schnelle und unkomplizierte Zugänge zu Beratungsangeboten, Start in Brandenburg zu ermöglichen. aber auch mehr niedrigschwellige und barrierefreie Angebote Zur Mitarbeitergewinnung soll u.a. die Umsetzung der neuen im Quartier und Unterstützung der pflegenden Angehörigen. generalistischen Ausbildung in der Pflege beitragen, die im Jahr Als DRK ist unsere Aufgabe auch die eines modernen Arbeitge- 2020 gestartet ist. Um noch mehr Menschen für den Pflegebe- bers mit guten Gehältern, Rahmenbedingungen für die Verein- ruf zu begeistern, ist aber auch eine engere Zusammenarbeit barkeit von Arbeit und Familie, Entwicklungschancen und einer zwischen Praxis, Pflegeschulen und allgemeinbildenden Schu- wertschätzenden Arbeitsatmosphäre. Unsere DRK-Kreisver- len wichtig. Praktika oder ein Freiwilliges Soziales Jahr sind gute bände setzen sich vor Ort für die Verbesserung regionaler Le- Möglichkeiten, um das Berufsfeld kennenzulernen. bensbedingungen ein: ein funktionierender ÖPNV, interessante Das DRK unterstützt außerdem ausdrücklich die Bezahlung fai- Freizeitangebote, Kinderbetreuungseinrichtungen und Schulen rer Gehälter für Mitarbeitende, die in der Pflege und Betreuung sind wichtig, um Fachkräfte mit ihren Familien in ländlichen Re- tätig sind. Die Entlohnung der Mitarbeitenden ist auch ein Zei- gionen zu halten. chen der Wertschätzung für die ausgeübte Tätigkeit. [mcl] MITGLIEDERMAGAZIN Kreisverband Fläming-Spreewald e.V. 4/2021 13
Grüße aus Solferino Ein Reisebericht von Meike und Robby Walz Neben der Vorfreude war anfangs schon ein wenig Skepsis ob Das Ortseingangsschild der langen Busfahrt und der ungewohnt großen Schar über- von Solferino verweist auf die Bedeutung des Ortes: „Hier wurde wiegend unbekannter Mitreisender. Am Ende war es dann tat- die Idee des Roten Kreuzes sächlich eine lange Reise: laut Statistik unseres Fahrers 3.740 geboren.“ km von Deutschland über Luxenburg, Frankreich, die Schweiz, das Fürstentum Liechtenstein, Italien und wieder zurück nach Beeindruckend, wenn auch bedrückend war die NS-Ordens- Deutschland. Lang ja, aber dank der Choreographie von Rainer burg Vogelsang. Die Gigantomanie der Nationalsozialisten Schlösser und seinen vielen geschichtlich fundierten Anmer- spricht hier Bände. Heute sind auf dem Gelände unter ande- kungen interessant und kurzweilig. Die anfangs unbekannten rem das Rotkreuzmuseum des DRK-Kreisverbands Euskirchen Mitreisenden wurden schnell zu angenehmen Reisepartnern. sowie die Rotkreuz-Akademie Vogelsang ansässig. Ein herzli- Müde, aber glücklich zu Hause wieder angekommen, konnten ches Dankeschön an die rheinische Frohnatur Rolf Zimmer- wir feststellen: Mit der Anmeldung zur Fahrt haben wir alles mann, der uns die Wirkungsstätte seines ausgedehnten Muse- richtig gemacht. umskomplexes näherbrachte. Am Donnerstag, dem 23. September 2021, ging die nunmehr Von Düsseldorf ging es mit einem kurzen Zwischenstopp am zehnte DRK-Bildungsreise nach Solferino los. Pünktlich um Archäologiepark Römische Villa Borg und am Europa-Museum acht Uhr starteten wir. Die erste Etappe war Düsseldorf. Der Schengen ins französische Elsass nach Colmar. Colmar ist eine Rotes Kreuz – national Charme der Stadt hielt sich für den Fremden eher in Grenzen, wunderschöne Stadt. Schon am Ortseingang begrüßte uns aber das Krankenpflegemuseum im Stadtteil Kaiserswerth war eine Nachbildung der New Yorker Freiheitsstatue von Auguste ein gelungener Einstieg. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhun- Bartholdi, der hier lebte und wirkte. Die Stadtführung am derts gründete Pfarrer Theodor Fliedner hier eine Bildungsan- nächsten Vormittag war ein Genuss. Und da wir schon beim Im Krankenpflegemuseum Kaiserswerth betrachten unsere Kreisverbandsärzte Ullrich Fleck (Fläming-Spreewald) und Elke Obst (Lausitz) Erinnerungsstücke an Florence Nightingale. stalt für evangelische Pflegerinnen. Er bot vor allem unverheira- teten Frauen die Möglichkeit, durch eine Ausbildung einen bes- seren Stand in der Gesellschaft zu bekommen. Die Schule wur- de unter anderem auch von der wohl berühmtesten Kranken- schwester besucht: Florence Nightingale. „Krankenpflege ist Im Palais de l'Athénée eine Kunst“, hat Florence Nightingale schon damals festge- in Genf, wo 1863 das Rote Kreuz gegründet wurde, stellt. Dass diese Tatsache von der Politik heute langsam ver- spricht Roger Durand, Präsident der Genfer Dunant- standen wird, ist schon erstaunlich. Gesellschaft, über die historischen Hintergründe. 14 MITGLIEDERMAGAZIN Kreisverband Fläming-Spreewald e.V. 4/2021
Stadtbummeln waren, haben wir uns am Nachmittag dann auch noch das mittelalterliche Stadtbild der Schweizer Stadt Murten gegönnt. Der Tag war voller Eindrücke und einfach wunderbar. Als wir am Abend in Annemasse, der französischen Nachbarstadt von Genf, ankamen, waren wir verdientermaßen müde, aber für ein ausgelassenes koreanisches Abendmahl hat die Kraft noch gereicht. Die nächsten drei Nächte haben wir in Annemasse verbracht, tagsüber waren wir in Genf. Die Stadtführung auf den Spuren des Roten Kreuzes war interessant und entwickelte sich zu ei- nem emotionalen Höhepunkt der Reise. Wir standen gerade vor dem Palais de l’Athénée, als ein älterer Herr mit einem Du- nant-Abzeichen an uns vorbeiging. Wir staunten nicht schlecht, als er Rainer Schlösser freundschaftlich auf Französisch be- grüßte. Kurz darauf fanden wir uns in dem Gebäude und genau dem Raum wieder, in dem im Jahr 1863 36 Personen aus 16 Staaten in Privatinitiative die Gründung des Roten Kreuzes be- schlossen. Es sollte in Friedenszeiten Freiwillige ausbilden, die in Kriegszeiten den Sanitätsdienst der Armee unterstützen. Der Auf der Place des Nations französische sprechende ältere Herr war Roger Durand, der vor dem Völkerbundpalast in Genf mahnt ein zerbrochener Stuhl an die Zerbrechlich- Rotes Kreuz – national Präsident der Genfer Dunant-Gesellschaft. Seine Erläuterun- keit von Frieden und Menschenwürde. gen waren so authentisch, dass wir uns in die Zeit Henry Du- nants zurückversetzt fühlten. Ein weiterer Höhepunkt unserer Reise war der Besuch des vermisst galten. Die Beinhauskappelle legt davon ein bedrü- Rotkreuz-Museums in Genf. Die dort gezeigten Ausstellungs- ckendes Zeugnis ab. Auch heute noch werden bei der Arbeit stücke, z.B. Geschenke für Rotkreuzhelfer, die aus einfachsten auf den Feldern menschliche Knochen gefunden. Als Folge des Materialen hergestellt waren, aber auch die Regale mit Millio- Krieges kam die von der Habsburger Monarchie abhängige nen erhaltener Karteikarten von Vermissten des Ersten Welt- Lombardei zum sich einenden Italien, und Henry Dunant entwi- kriegs, haben einen großen Eindruck hinterlassen. Ein leider ckelt aufgrund des in Solferino erlebten Elends die Idee zur sehr kurzer, aber ebenfalls sehr interessanter Vortrag von IKRK- Gründung von Hilfsgesellschaften für Verwundete. Die Idee des Mitglied Prof. Dr. Jürg Kesselring über seine Arbeit rundete den Roten Kreuzes war geboren und führte im Jahr 1864 zum Besuch ab. Abschkuss der Genfer Konvention. … und ehe wir uns versahen, waren wir auch schon in Solferino Die letzten Reisetage führten uns nach Sirmione am Gardasee, und San Martino, den Orten, an denen am 24. Juni 1859 mehr nach Vaduz (Fürstentum Liechtenstein), nach Lindau am Bo- als 40.000 Soldanten getötet oder verwundet wurden oder als densee und nach Rothenburg ob der Tauber. Hier hatten wir Gelegenheit zum Stadtbummel und zum Entspannen. Die Reisegruppe Als Fazit wollen wir festhalten: Die Reise verlangt nach einem wartet auf den Rundgang durch das Nachschlag, möglicherweise schon in zwei Jahren. Rotkreuz-Museum Vogelsang. MITGLIEDERMAGAZIN Kreisverband Fläming-Spreewald e.V. 4/2021 15 15
Das Rote Kreuz hilft Afghanistan Afghanistan erlebt seit Jahrzehnten massive Veränderungen. Der Bedarf an humanitärer Hilfe ist nach wie vor und jetzt erst recht enorm. Seit 30 Jahren ist das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) in Afghanistan im Einsatz und leistet wichtige humanitäre Hilfe. Auch jetzt wird es präsent bleiben und seine Mitarbeiter nicht aus Afghanistan abziehen. Ge- meinsam mit seinem Partner, dem Afghanischen Roten Halb- mond, ist es weiterhin im ganzen Land im Einsatz. Das IKRK hat Zugang zu allen Teilen des Landes. Es arbeitet seit Jahren in den von den Taliban kontrollierten Gebieten und hat eine Arbeitsbeziehung zu ihnen, sowohl auf der höchsten Ebene als auch auf der Ebene der lokalen Führung. Die aktu- Hilfeleistung des IKRK ellen Veränderungen in Afghanistan haben dieser Beziehung für Angehörige der Taliban (Quelle: Basler Zeitung) nicht geschadet, und die aktuelle Situation ändert nichts an der Art und Weise, wie das IKRK zu arbeiten versucht. „Die humanitäre Situation ist nach Jahrzehnten des Kriegs, lichen Helfer ihre Arbeit fort. „Die Rotkreuz- und Rothalbmond- Rotes Kreuz – international Gewalt und Misswirtschaft katastrophal“, berichtet Dominik bewegung unterscheidet nicht nach Herkunft, Religion oder Stillhart, Leiter Operationen beim IKRK, über die Lage in Af- politischer Überzeugung. Dadurch hat sie eine große Akzep- ghanistan. tanz bei allen Akteuren und kann Zugang zu den notleidenden Die Gesundheitsversorgung ist besonders dringend. Während Menschen erlangen“, sagt DRK-Generalsekretär Christian der Kämpfe in den Städten wurden Tausende Menschen ver- Reuter. Schon seit mehreren Jahren unterstützt nämlich das letzt. Bei der Behandlung von mehr als 7.600 Verwundeten DRK seine Schwestergesellschaften in Pakistan, Tadschikistan half das IKRK in 48 Gesundheitseinrichtungen in den ersten und Iran, wohin viele Menschen aus Afghanistan geflohen sind. beiden Augustwochen. Von Juni bis August wurden in den von Afghanische Flüchtlinge, nämlich die Ortskräfte, die zuvor mit ihm unterstützten Einrichtungen mehr als 40.000 Verletzte be- der Bundeswehr zusammengearbeitet hatten, sind inzwischen handelt. auch in der brandenburgischen Erstaufnahmeeinrichtung des Das IKRK hat daher die Zahl dieser Gesundheitseinrichtungen DRK in Doberlug-Kirchhain angekommen. Dort werden sie auf 89 Kliniken und mobile medizinische Einsatzteams verdop- erstbetreut, bevor sie nach einem bestimmten Schlüssel auf pelt. Hinzu kommen zwei Krankenhäuser in Kandahar und in die Bundesländer verteilt werden – froh, einem ungewissen Kabul, die vom Afghanischen Roten Halbmond betrieben wer- Schicksal entkommen zu sein. [rs; nach DRK und IKRK] den. In die Kliniken, wie dem Regionalkrankenhaus Mirwais in Kan- dahar, kommen immer mehr Kinder, die durch neu verlegte Mi- nen verwundet werden. Deshalb fordert das IKRK, dass die Minenräumung Priorität erhalten muss, zum Wohl aller Kinder, Neue die aus natürlicher Neugier heraus gegen die unbekannten Objekte treten oder sogar eine Mine anfassen und dabei ein Corona-Marke Bein oder einen Arm oder gar ihr Leben verlieren. Seit Beginn aus Österreich ihres Einsatzes in Afghanistan im Jahr 1988 haben die ortho- pädischen Teams des IKRK mehr als 210 000 Patienten mit Corona hat die Phantasie der österreichischen Briefmarken- Behinderungen behandelt. Sie helfen ihnen, wieder laufen zu Designer sehr beflügelt. Nachdem vor einiger Zeit bereits eine können. Denn die Prothese hilft ihnen, wieder Teil der Gesell- Briefmarke auf Toilettenpapier erschienen war, gibt es nun schaft zu werden und ein menschenwürdiges Leben zu führen. eine neue Marke, die nicht nur die Form einer FFP2-Schutz- Der aktuelle Konflikt erschwert die humanitäre Arbeit sehr, da maske hat, sondern auch aus dem gleichen Material herge- die Infrastruktur und Wasserversorgung vielerorts beschädigt stellt ist. In einem aufwendigen Stick- und Schneideverfahren sind. Auch wurden Gesundheitseinrichtungen und deren Per- entstanden 150.000 solcher philatelistischen Kleinkunstwer- sonal gezielt angegriffen. Trotzdem setzen die meist ehrenamt- ke mit einem Frankaturwert von 2,75 Euro. [rs] 16 MITGLIEDERMAGAZIN Kreisverband Fläming-Spreewald e.V. 4/2021
Das historische Fenster Clara Barton (1821-2021) Zum 200. Geburtstag der Gründerin des Silberbarren Amerikanischen Roten Kreuzes zu Ehren Clara Bartons in der Reihe „Our Greatest Americans“, 1974 Clara Barton gehört zu den großen Namen in der amerikani- Bei Beginn des Deutsch-Französischen Krieges lernte Clara schen Geschichte. Eine in den 1970er Jahren erschienene Barton dann Großherzogin Luise von Baden kennen. Diese Serie von Silberbarren auf die 50 größten Amerikaner widmet hatte bereits vor Jahren den Badischen Frauenverein gegrün- auch ihr ein Silberstück. Und nicht wenige Amerikaner glau- det, den Vorläufer des heutigen DRK-Landesverbands Badi- ben, dass sie nicht nur das Amerikani- sches Rotes Kreuz. Durch Luise und ih- sche Rote Kreuz gegründet habe, son- ren Frauenverein lernte Clara Barton das dern das Rote Kreuz überhaupt. Rote Kreuz von der praktischen Seite her Die am ersten Weihnachtstag des Jahres kennen und kümmerte sich um verletzte 1821 geborene Clara Barton sammelte Soldaten beider Kriegsgegner. Luise und schon als Zehnjährige erste Erfahrungen Clara begründeten eine lebenslange als Krankenschwester im wahrsten Sinne Freundschaft, ihre Korrespondenz wird in des Wortes: Sie pflegte ihren Bruder ge- der Kongressbibliothek in Washington sund, der vom Dach gefallen und eine aufbewahrt. ernste Kopfverletzung davongetragen Als Clara Barton 1873 in die USA zurück- hatte. Im Amerikanischen Bürgerkrieg kehrte, begann sie mit den Vorbereitun- engagierte sich Clara Barton, die eigent- gen zur Gründung einer amerikanischen lich Lehrerin war, mit vielen anderen Frau- Rotkreuzgesellschaft. Nachdem sie viele en in der Krankenpflege – mit so großem Hindernisse ausgeräumt und viel Über- Erfolg, dass ihr die Verantwortung für die Clara Barton zeugungsarbeit geleistet hatte, war es Feldlazarette übertragen wurde. Auch rief im Alter von 83 Jahren 1881 soweit: Das Amerikanische Rote (Foto: James Edward Purdy, 1904) sie eine frühe Form des Suchdienstes ins Kreuz wurde gegründet, Clara Barton zu Leben, der helfen sollte, das Schicksal seiner Vorsitzenden gewählt. In ihrer vermisster Soldaten zu klären. Ihre pflegerischen Kenntnisse Wohnung in Washington fanden die ersten Sitzungen statt, hatte sie sich im Selbststudium erworben, denn eine profes- und der erste Ortsverband entstand in dem Dorf, in dem sie sionelle Ausbildung zur Krankenschwester gab es zu ihrer ihren Landsitz hatte. Zeit noch nicht. 1891 stellte man ihr in Glen Echo im Staat Maryland, wenige Wegen gesundheitlicher Probleme, die sich zwischenzeitlich Kilometer von Washing- ton entfernt, ein Haus zur Verfügung, eingestellt hatten, empfahlen ihr die Ärzte eine Fernreise, weit das nach dem Muster von Häusern für Hoch- wasseropfer weg von aller anstrengenden Beschäftigung. Für mehrere gebaut war, zunächst ohne Heizung und Sanitärinstallatio- Jahre reiste Clara Barton nach Europa, doch rastlos blieb sie nen. Nach der Modernisierung war es nicht nur Clara Bartons nicht. Zuerst traf sie 1869 in Genf Louis Appia, der sechs Heim, wo sie bis zu ihrem Tod lebte, sondern wurde auch der Jahre zuvor mit Henry Dunant zu den Gründern des Roten erste offizielle Sitz des Amerikanischen Roten Kreuzes. Kreuzes gehörte hatte. Er machte sie mit der neuen Organi- In den USA sind zahlreiche Schulen, Straßen, öffentliche Ge- sation und ihren Grundsätzen vertraut, gab ihr Dunants Buch bäude nach Clara Barton benannt. Ihr Haus in Glen Echo gilt Eine Erinnerung an Solferino zu lesen; Dunant selbst lebte ja als nationale Kulturstätte und steht als „Clara Barton House“ schon nicht mehr in Genf, sondern in Paris. Besuchern offen. [rs] MITGLIEDERMAGAZIN Kreisverband Fläming-Spreewald e.V. 4/2021 17
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