BILDENDE KUNST WIR BERICHTEN ÜBER KÜNSTLERINNEN UND KÜNSTLER KUNST IN SCHULEN KUNSTFÖRDERUNG KUNSTRÄUME U.V.M - Stadt Rheinfelden
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Das Kultur- und Stadtmagazin beider Rheinfelden 66 | September/Oktober 2019 | gratis erhältlich SCHWERPUNKT BILDENDE KUNST WIR BERICHTEN ÜBER KÜNSTLERINNEN UND KÜNSTLER KUNST IN SCHULEN KUNSTFÖRDERUNG KUNSTRÄUME ahre U.V.M. 750 J au Kars ober kt 3.–7. O 22/23 MIT DEN VERANSTALTUNGSTIPPS Seite IM SEPTEMBER UND OKTOBER
Anzeige Paradiesisch eintauchen Wärmstens zu empfehlen EDEN Solebad Hotel EDEN im Park **** Rheinfelden, hoteleden.ch Vorankündigung Vorankündigung 7. und 8. September 2019 in Rheinfelden Wir feiern die Neubelebung des Pfaffenviertels. Festbühne, verschie- dene Festbeizli, Live-Musik, Workshops, Gassenführungen, Ausstellungen und andere Erlebnisse. Festbereich: Kapuzinergasse, Jagdgasse, Wasser- gasse, Kirchgasse ... Samstag 7. Sept. 11 Uhr Festeröffnung mit Apéro anschliessend Festbetrieb Sonntag 8. Sept. ab 10 Uhr Z’Morge mit New Orleans Jazz anschliessend Festbetrieb kopfsteingassenfest.ch 2
Rheinfelden Lebenswert. Liebenswert. IMPRESSUM Herausgeber Stadt Rheinfelden (Baden), Stadt Rheinfelden (Schweiz) Redaktion Heft 66 Claudius Beck, Stephanie Braun, Brigitte Brügger, Michelle Geser, Peter Löwe Fotos Inhalt Autoren, wenn nicht anders vermerkt Titelfoto Eleni Kougionis Liebe Leserin, lieber Leser Realisation Peter Löwe, www.Loewe-Werbeagentur.com wir sind ja nicht ganz unschuldig, dass Bildene Künstler in beiden Druck Poppen & Ortmann Druckerei und Verlag KG Freiburg Rheinfelden immer wieder in das Blickfeld kommen. Dass Bildende Kunst jedoch so vielseitig ist und in vielen Bereichen stadtprägend, Auflage 6.000 Exemplare das zeigt sich beim Durchschauen dieser Ausgabe und hat auch ISSN 1664-4778 mich überrascht. Die kreativen Personen unterrichten in Bildung Verteilung und Jugendhilfe, sie sind als Therapeuten tätig, arbeiten in privaten Auslage in Gemeindeverwaltungen, Geschäften, Ateliers und stellen ihre Werke aus. In beiden Rheinfelden wohnen Bibliotheken, Schulen und Kultureinrichtungen und arbeiten eine große Anzahl von Künstlern, die allermeisten Bezug im Abo möglich: Infos auf der vorletzten Seite Rheinfelden (Schweiz): Verteilung an Abonnenten sind nebenberuflich aktiv oder haben erst in ihrem Ruhestand sich der Neuen Fricktaler Zeitung der Kunst verschrieben. Nur von Kunst leben können nur wenige. Auch weil es nicht mehr als modern gilt, sich mit Kunst die Woh- Kontakt für Redaktion und Inserate in Rheinfelden/D nung oder Büros auszugestalten. Dabei wäre unser Gemeinwesen Kulturamt der Stadt, Claudius Beck, ungleich ärmer ohne künstlerisches Wirken. Rathaus, Kirchplatz 2, D-79618 Rheinfelden c.beck@rheinfelden-baden.de, Tel.: +49 7623 95-237 Die Vorschau auf das Progamm im Herbst zeigt, wie lebendig Kontakt Kalender Rheinfelden/D: die Veranstalterszene in unseren beiden Städten ist. Gerade der s.braun@rheinfelden-baden.de September und Oktober ist Hauptsaison bei Musik, Theater, Kunst, Kabarett, Vorträgen und vielem anderen. Nehmen Sie doch bitte teil. Kontakt für Redaktion, Kalender in Rheinfelden/CH Stadtbüro/Kulturbüro, Brigitte Brügger Ihr Claudius Beck Rathaus, Marktgasse 16, CH-4310 Rheinfelden Leiter des Kulturamts in Rheinfelden (Baden) 2xrheinfelden@rheinfelden.ch, Tel.: +41 61 835 51 11 Kontakt für Inserate in Rheinfelden/CH Fricktaler Medien AG, Frau Karin Stocker, PS: Die nächste Ausgabe wird ungewöhnlich. Wir wollen im Novem- Baslerstrasse 10, 4310 Rheinfelden ber-Dezember-Heft nur Kinder und Jugendliche als Autoren. Die karin.stocker@fricktalermedien.ch, Tel. +41 61 835 00 52 jungen Menschen sollen den Titelthemenbereich bestimmen. Ob mit Text, Zeichnung oder Foto: auf badischer Seite suchen wir noch Inserate- und Redaktionsschluss für die Ausgabe Kinder und Jugendliche. Bitte bei mir melden. November/Dezember: 30. September 2019 ID-Nr. 1982470 Schwerpunkt: Bildende Kunst EDITORIAL 3
Einblicke in vielfältiges KÜNSTLERISCHES SCHAFFEN In Kurzporträts stellen wir vier Künstlerinnen und Künstler aus Rheinfelden vor, die in ganz unterschiedlichen Stilen arbeiten: Ruth Loibl, Elisabeth Veith, Manfred Schmid und Willi Raiber Z wei lebensgroße Figuren mit übergroßen Köpfen, Händen und Füßen sit- zen im Atelier von Ruth Loibl. Eine der mannshohen Gestalten be- steht aus gebrauchten Textilien, Jeans, Lei- nen, die andere aus orangefarbener Arbeits- schutzkleidung. Gefüllt sind die Plastiken mit Weidengeflecht und Holzwolle. Eine über deren persönliche Ver- bindung zum Rhein verar- beitet. Loibl hat auch vier Auflagen des Kulturamts- Projekts „Kunststoff – ganz schön jung“ kuratiert, die Ausstellungsreihe Tandem angestoßen und in leer ste- henden Industriehallen am dieser neuesten Arbeiten wird die Künstle- Rhein gemeinsam mit an- rin in der Ausstellung „20 Jahre Zonta Regio deren Künstlern Objekte, Kunstpreis“ im September im Haus Sal- Bilder und Installationen megg zeigen. Mit diesen Figuren knüpft gezeigt – in Bezug zur Ge- Ruth Loibl an ihre Studienzeit an, in der sie schichte der Stadt. Aktuell figurativ-plastisch gearbeitet hat. Vor 30 beteiligt sich die Künstle- Jahren kam die Nürnbergerin, die an der rin, die ihre Umwelt und dortigen Akademie der bildenden Künste das Geschehen um sich he- Ruth Loibl (oben) und Elisabeth Veith Textilkunst und an der Berliner Hochschule rum sehr genau wahr- der Künste Bildhauerei studiert hat, nach nimmt und reflektiert, an Rheinfelden. Seither hat sie sich auf Zeich- dem Lörracher Kunstprojekt „10 x 10 Frau- sches Wirken teilt sich in drei Felder auf. Zu nung, Papierarbeiten, Druckgrafik, Buch- en“ zum Thema 100 Jahre Frauenwahlrecht. Hause in Nollingen arbeitet sie als Graphik- W druck, Schrift konzentriert und verwebt in designerin, entwirft für Kunden Flyer, Bro- ihren komplexen Arbeiten Texte, Muster, olken und Meer, Landschaften, schüren, Kataloge, Werbung. Eine ganz an- Ornamente, Strukturen, Motive aus dem Eindrücke beim Spaziergehen, dere Welt, die mit Gefühlen, Experi- Alltag, Gezeichnetes, Gedrucktes. In ihrer aber auch persönliche Erlebnis- mentierfreude und Intuition zu tun hat, eigenen Buchdruck- und Bleisatz-Werkstatt se: Es gibt vieles, was Elisabeth Veith zu ih- entfaltet sie als freie Künstlerin in ihrem hat sie die nötige Ausstattung mit Schrift- ren Materialbildern, Collagen und Objekten Atelier im Weiler Kulturzentrum Kessel- schränken. Buchstabe für Buchstabe zu set- inspiriert. Die Rheinfelder Künstlerin ver- haus. Dort hat sie den geeigneten Raum, um zen, Bücher selbst zu drucken, dieses „von wendet für ihre Wandarbeiten und plasti- ihre künstlerischen Ideen umzusetzen: „Ich Hand“ machen ist ein wesentliches Merk- schen Skulpturen vorzugsweise Papier, Pap- mal von Loibls Kunst. Die professionelle pe, Karton, Farbe und arbeitet auch »Ich habe eine riesige Sammlung Künstlerin hat sich in das Kulturleben der Fundstücke in die Werke ein. Aus Struktu- an Materialien, Papieren, Stadt stark eingebracht mit vielen Projek- ren, Faltungen, Reliefs des aufwändig bear- Farben, Fundstücken, aus denen ten, in denen sie die Bürger intensiv mit beiteten, geformten und modellierten Pa- ich schöpfen kann.« einbezogen hat. In dem Projekt „Central piers entstehen assoziative Bilder und Park“, das sie mit Tobias Eder initiierte, Objekte, die dem Betrachter Freiräume las- habe eine riesige Sammlung an Materiali- konnten die Leute virtuell ein Grünareal sen. Ihre Arbeiten seien vielschichtiger ge- en, Papieren, Farben, Fundstücken, aus de- nach eigenen Visionen gestalten. In „Rhein- worden, so wie sie sich weiter entwickelt nen ich schöpfen kann“. Aktuell beteiligt sie liebe“ hat sie in einem Buch und einer habe, sagt Elisabeth Veith, die in Freiburg sich an einer Kunstaktion, bei der es um das Wand am Rheinweg Zitate von Bewohnern Graphikdesign studiert hat. Ihr künstleri- Insektensterben geht: ein Thema, das die 4 KÜNSTLERPORTRAITS
V om Konditormeister zum freischaf- chern zu fördern, regt er organisierte fenden Künstler: Manfred Schmid Atelierbesuche an, bei denen die Leute dem hat eine ungewöhnliche Laufbahn Künstler über die Schulter gucken können. F hinter sich. Eine künstlerische Ader hatte der 75-Jährige immer schon, auch als er arbe ins Stadtbild und auf graue Fassa- noch seine eigene Konditorei und sein den zu bringen, ist ein Anliegen von Kunst-Café in Rheinfelden betrieb, kunst- Willi Raiber. Den Umgang mit Farbe volle Delikatessen aus Schokolade formte und großen Flächen hat der 75-Jährige, der seit 45 Jahren in Degerfelden wohnt, im Ma- Seit 2005 konzentriert sich lerhandwerk von der Pike auf gelernt. Seit Manfred Schmid verstärkt auf das 22 Jahren arbeitet Raiber als freischaffender bildhauerische Schaffen. Künstler. Bekannt geworden ist er durch die monumentalen Fassadenmalereien im Sei- und Ausstellungen organisierte. Seit 20 Jah- denweber-Areal, wo er 600 Quadratmeter ren widmet sich Schmid intensiv der freien Fläche mit mythologischen Motiven bemalt Kunst, hat viel gemalt und konzentriert sich hat: Die 16 Meter hohen Figuren Paris und seit 2005 verstärkt auf das bildhauerische Helena und die 24 Meter lange liegende Schaffen in Ton und Bronze. In einer ehema- Aphrodite ziehen die Blicke der Passanten ligen Garage hat er sich Atelier und Werk- auf sich. Auch die Bahnhofsunterführung statt eingerichtet – ein Refugi- hat Raiber mit einer „Farbreise ins Licht“ um, in dem er in aller Ruhe malerisch ausgeschmückt. Auf seine Initia- schalten und walten kann. tive entstanden die farbigen Garagentore in Hier entstehen die realisti- Degerfelden als Land Art. Vor der Scheffel- schen Figuren, Akte, Torsi, Por- schule Herten stehen die gemeinsam mit träts, Köpfe, die Schmid auf- Schülern geschaffenen farbigen Folien. „Es wändig von Hand in Ton kann gar nicht farbig genug sein“, ist die modelliert, in einer Wachs- Devise des Irland- und Fécamp-Fans auch form überarbeitet und dann in bei seinen Bildern. Die leuchtkräftigen Töne, Bronze gießen lässt. Auf le- bensechte Natürlichkeit der »Es kann gar nicht farbig Körper in verschiedenen Posen genug sein.« und Bewegungen und Detail- genauigkeit in Anatomie und die abstrahierten, klaren, reduzierten For- Proportion legt der Bildhauer men sind Kennzeichen seiner Malerei in Manfred Schmid (oben) und Willi Raiber großen Wert. Er hat Zeichnen Spachteltechnik. Das gilt für Ortsansichten und Modellieren an der Basler aus Rheinfelden ebenso wie für Landschaf- naturverbundene Künstlerin stark bewegt. Schule für Gestaltung und in Kunstsemina- ten von Meeresküsten, Bildern mit Symbo- Neben einem aus einer Papierröhre geform- ren studiert. Ein Mal pro Woche modelliert lik und Zahlenmystik oder die markanten ten Libellen-Objekt will sie weitere Werke er mit einer festen Gruppe in den Werkstät- Doppelgesichter. Derzeit hängen zehn Bil- für dieses Projekt schaffen, das im Septem- ten der VHS Rheinfelden. Auch Menschen der des Malers zu religiösen Themen wie ber in Schliengen startet und 2021 auch aus dem Alltag, junge Leute mit Handy und Abendmahl, Bergpredigt oder Auferstehung nach Rheinfelden kommen soll. „Ich finde, iPhone, gestaltet Schmid realitätsnahe in in der Christuskirche, umgesetzt in farbig- dass Kunst auch aktuelle Themen aufgrei- farbig bearbeitetem gebranntem Ton. Inten- geometrischem Stil. Bei Objekten wie dem fen sollte“, sagt Veith. Sehr gefragt und en- siv arbeitet er derzeit an neuen Skulpturen Sonnenkönig am Skulpturenweg am Bach gagiert ist die Künstlerin seit einigen Jahren für eine Doppelausstellung mit der Malerin in Degerfelden kommt es ihm mehr auf die als Kuratorin für das Kulturamt Rheinfelden Petra Heck im April im Haus Salmegg. Im Form an. Als Neuestes ist der Sagen-Comic sowie für „Kunst im Markt“ bei Hieber in öffentlichen Raum präsent ist Schmid durch „Das Kreuz auf Wildenstein“ erschienen, in Lörrach. Ausstellungen eine ganz eigene sein bronzenes „Band der Freundschaft“, dem Raiber in illustrierten Bildergeschich- Note zu verleihen und regionale und inter- das in symbolischer Form die Verbunden- ten von Agnes und ihrem Versteck in der nationale Künstler zusammenzubringen, heit mit den Partnerstädten ausdrückt und Wehratalschlucht erzählt. Im Oktober wird dafür hat Elisabeth Veith eine besondere beim Wettbewerb für den Garten der das Buch im Rahmen einer Ausstellung im Gabe. Sehr ideenreich wirkt sie im Kulturle- Freundschaft ausgewählt wurde. Schmid Stadtmuseum in Raibers Geburtsstadt Wehr ben ihrer Heimatstadt mit. Vier der Künst- schätzt den Austausch mit den anderen vorgestellt. Auch an seinem Wohnort ist der lerfahnen, die in der Innenstadt hängen, hat Rheinfelder Kunstschaffenden und nimmt Maler höchst produktiv und aktiv. Hier bei sie mit Ausschnitten aus ihren Bildern ge- gern an Gemeinschaftsschauen, Kunstakti- Gemeinschaftsschauen und Kunstaktionen staltet. onen und Treffen teil. Um den Kontakt un- mitzumachen, ist für ihn „Ehrensache“. tereinander und zu interessierten Besu- Roswitha Frey KÜNSTLERPORTRAITS 5
Zahlreiche Ausstellungen, Vernis- sagen und Finissagen sowie die „Offenen Ateliers“ alle zwei Jahre im September zeugen von einem reichen und breiten künstlerischen Schaffen und Wirken in unserer Stadt. Die drei nachstehend por- traitierten Malateliers von Doris Horvath, Antonie Josefa Latscha und Beatrice Berner haben eines gemeinsam: Alle drei Künstlerin- nen lassen Menschen wie Du und Ich mittels Kursen, Workshops und Malreisen an ihrer Kunst teilneh- men. 6 KÜNSTLERPORTRAITS
Drei Künstlerinnen – EINE GEMEINSAME BERUFUNG – das Malen Doris Horvath, Malatelier Zollrain 3 Antonie Josefa Latscha, Beatrice Berner, Malatelier Rindergasse 1 Malatelier Theodorshofweg 22 «Die Hände sind die Werk- «In der Malerei kann ich zeuge deiner Seele.» «Meine ungegenständliche das ganze Spektrum des Lebens Malerei lässt sich der Kunst erleben.» Seit der Jahrtausendwende lebt Doris gattung «Lyrische Abstraktion» Horvath mit ihrer Familie in Rheinfelden. Auch bei Beatrice Berner erfüllte sich zuordnen.» Geboren in Winterthur, absolvierte sie punkto Atelier ein Traum. Direkt am eine grundsolide vierjährige Kunstmaler- Geboren und aufgewachsen im heuti- Zähringerplatz befinden sich ihre Räum- Ausbildung an der Visual Art School in gen Tschechien emigrierte Antonie Jo- lichkeiten auf zwei Etagen und laden Münchenstein. «Malen ist für mich die sefa Latscha vor rund vierzig Jahren in zum Vorbeischauen ein. «Farben sind das innere Schönheit nach aussen bringen» die Schweiz. Seit anfangs der Neunziger- Thema meines Lebens» sagt die Künstle- so die Kunstmalerin Doris Horvath. Mit jahre in Rheinfelden wohnhaft, erfolgte rin und fügt gleich hinzu, dass sie in der dem Bezug ihres Malateliers im ehrwür- im Jahr 2009 ihre erste Ausstellung und Malerei Freiheit und Abenteuer, aber auch digen Zollhaus am Zollrain 3 ging ein ein Jahr später der Bezug ihres eigenen Meditation und Stille, Chaos und Ordnung Traum in Erfüllung. Hier hat sie Platz und Ateliers. Mittlerweile zeugen zahlreiche erleben kann. In Rheinfelden aufgewach- eine Umgebung, die ihrem Schaffen und Ausstellungen und Werke in verschie- sen, zeichnet Beatrice Berner als Initia- Wirken einen idealen Rahmen geben. denen öffentlichen Räumen von ihrem torin des Rudolf Steiner Kindergartens Ihre Bilder sind abstrakt und weniger breiten künstlerischen Schaffen und und der «Offenen Ateliers» und hat wie abstrakt, in Mischtechnik aus vielen la- Wirken. Gefragt nach dem Stil der «Lyri- sie selbst sagt, noch viele Ideen. Nach sierenden Schichten, oft in Serien. Beim schen Abstraktion» zeigt sie auf die Bilder dem Lehrerseminar folgten verschiedene Betrachten ihrer Werke taucht man in ein in ihrem Atelier in Kellerräumlichkeiten Aus- und Weiterbildungen in der Malerei. schier unendliches Refugium von Farben der ehemaligen Rheinfelder Strumpffab- Seit bald fünfzehn Jahren gibt auch sie und Formen ein. Doris Horvath gibt ihr rik Chiarello. «Es ist eine impulsive, von ihr Können mittels ihrer Kurse weiter. Je- Können anhand von Kursen gerne weiter. Kompositionsregeln befreite expressive weils am ersten Freitag des Monats finden Auch mit ihren selbst entwickelten Mal- Ausdrucksform, das heisst die Bilder wer- ihre «Art Partys» statt. Papier und Pinsel reisen, welche mittlerweile zum festen den nicht konstruiert, sondern entstehen stehen bereit, wer Lust hat kann malen, Programm des Reisespezialisten Baumeler durch Gefühl und Zufall. Farben stehen Bilder anschauen und neue Menschen Reisen gehören. Ob Andalusien, La Gome- dabei stets im Vordergrund». Auch An- kennenlernen. Ihre Werke zeugen von ei- ra oder Val Müstair; die Begegnungen mit tonie Josefa Latscha lädt in ihrem Atelier ner kreativen Farbenfreude. Mal in Gelb, Kursteilnehmenden und der Einbezug der zum begleiteten Malen und Workshops Orange oder Grün gehalten, verfällt man örtlichen Umgebung und Natur sind zwar ein. Die Workshops finden jeweils sams- beim Betrachten ihrer Bilder fast unge- anstrengend, aber gleichzeitig auch sehr tags von 9 bis 16 Uhr inklusive einem ein- wollt in ganz verschiedene Stimmungen. erfüllend, meint Horvath. fachen Mittagessen statt. Dieses wird no- www.beatriceberner.ch www.doris-horvath.ch tabene von ihrem Ehemann mit viel Liebe zubereitet. www.antonie-latscha.ch Stephan Schöttli Von oben nach unten: Doris Horvath, Antonie Josefa Latscha und Beatrice Berner KÜNSTLERPORTRAITS 7
Die Lehrerin Claudia Himmelsbach unterrichtet an der Hans-Thoma-Schule Kunst und Textiles Werken Kinder an Kunst heranführen A usgelassen singen, tanzen und burg im Hauptfach Kunst studiert und ist neten. „Wie kann man die Realität auf das rappen die Jungen und Mädchen selbst Künstlerin, die bevorzugt auf Papier Papier bringen?“ ist das, was die Lehrerin in den Räumen und im Hof der und Leinwand arbeitet, eher abstrakt, aber ihren Schülern nahebringt. Schule. „Das Gute an der Schule, auch zu speziellen Themen wie Pflanzen. das sind wir“, tönt es fröhlich im Rap-Stil, Der Lehrerin liegt die Kreativität der Kin- Beim Malen ging es einmal um das Thema „die Lehrer hier sind klasse!“. Dieser Schul- der sehr am Herzen. Zwei Stunden Kunst Feuer. Da war die Aufgabe, einen ausbre- song samt Video entstand bei einem Projekt und eine Stunde Textiles Werken pro Wo- chenden Vulkan zu malen und mit dynami- an der Hans-Thoma-Schule in Warmbach, che stehen für die Dritt- und Viertklässler schen „sprühenden“ Farben die fließende an dem sich 180 Schülerinnen und Schüler auf dem Plan, die Kinder aus der ersten und Lava darzustellen. In der Fasnacht wurden der ersten bis vierten Klassen beteiligten. zweiten Klasse haben eine Stunde Kunst Masken aus Zeitung und Kleister gebastelt. Was zeigt, dass Kunst an dieser Grundschule und werden zusätzlich von der Kalten- nicht nur den Umgang mit Pinsel, Farben, bach-Stiftung künstlerisch betreut. In der Zuletzt haben die Viertklässler im Textilen Zeichenstift und Stoffen umfasst, sondern Schule selbst gibt es Dienstagnachmittags Werken Handpuppen gehäkelt und sich das auch neue Medien. verschiedene Betreuungsangebote wie die Figurentheaterstück „Streit im Märchen- Malwerkstatt, bei der Christina land“ ausgedacht, in dem Pokemon, Mons- Kuhn von der Kunstküche des ter und Märchenfiguren eine Rolle spielten. St. Josefshauses mit den Kindern malt. Im Tutti Kiesi haben die Auch an Projekten des Kulturamts haben Schüler die Möglichkeit, in der sich ihre Schüler beteiligt. So zeichneten Holzwerkstatt Figuren und Objek- und malten sie Bilder zum Thema Türkei, te zu gestalten. begleitend zu einer Ausstellung türkischer Auch Theaterpädagogen und Künstler im Haus Salmegg. Die Kunster- Schauspieler des Freien Theaters zieherin erklärte den Schülerinnen und Tempus fugit kommen in die Schülern einiges über das Land und dessen Schule, um mit den Schülern Rol- Kultur und Geschichte, dann brachten die lenspiele, Improvisationen und Kinder zu Papier, was sie mit diesem Land kleine Stücke zu erarbeiten. verbinden. Wie sieht eine Kunststunde in Im Mai wurde ein Video- und Musikprojekt der vierten Klasse aus? Claudia an der Schule durchgeführt, bei dem Kinder Himmelsbach greift Themen auf, aus allen Klassen mit Unterstützung zwei- die im Bildungsplan vorgesehen er Musiker der Band „Otto Normal“ einen sind, sucht Techniken aus und Schulsong geschrieben und aufgenommen stellt den Kindern bestimmte haben, mit eigenem Text und coolen Rap- Aufgaben – zum Beispiel, ein Vo- und HipHop-Elementen. Dazu wurde ein gelnest zu zeichnen. Im Frühling Video gefilmt, für das die Schüler die fanta- ging sie mit den Schülern hin- sievollen Kulissen, Dekoration, Masken und aus in die Natur, um zu schauen, Kostüme selbst gestaltet haben. Das Video Claudia Himmelsbach, Lehrerin an der Hans-Thoma-Schule unter wie ein Baum aufgebaut ist, wie mit dem „HTS“-Song ist auf Youtube und anderem für Kunst und Textiles Werken die Vogelnester darin aussehen, auf der Homepage der Schule anzuklicken. wie die Amseln ihre Jungen füt- „Das hat die Kinder und Lehrer zusammen- Die Kinder kreativ zu fördern und sie an das tern. Diese Naturbeobachtungen wurden gebracht“, sagt Kristina Boos, Klassenleh- Malen, Zeichnen und plastische Gestalten in Zeichnungen umgesetzt. Ein andermal rerin der zweiten Klasse. Die Kinder ließen heranzuführen, ist den Lehrerinnen und sollten die Viertklässler Strommasten ab- sich stark für Medien wie Videokunst be- Lehrern ein Anliegen. Eine davon ist die zeichnen. Um die Wahrnehmung und das geistern. In einem früheren Projekt haben aus Rheinfelden stammende Claudia Him- perspektivische Sehen zu schulen, lief Clau- die Schüler die Seitenwände des Pausen- melsbach, die seit 2011 an der Hans-Thoma- dia Himmelsbach mit den Kindern über ein hofs mit Hundertwasser-Motiven bemalt – Schule unter anderem Deutsch, Kunst, Texti- Feld, wo sie nicht nur die Masten, sondern ein weiteres Beispiel für die kreative Kunst les Werken und Französisch unterrichtet. Sie die gesamte Landschaft und verschiedene von Schülern. hat an der Pädagogischen Hochschule Frei- Details ins Auge fassten und dann zeich- Roswitha Frey 8 KUNST IN DER SCHULE
sisstudium mit Zertifikat, mit dem sich die Absolventen als Vorstufe auf ein Studium an einer Kunsthochschule, Akademie oder Fachhochschule vorbereiten können. In die- sem Basis- und Hauptstudium lernen die Teilnehmer die Mal- und Zeichentechniken, die Grundlagen des Zeichnens und Malens. Neben diesen Studiengängen und Ausbil- dungen, die auf eine spätere akademische Berufslaufbahn vorbereiten, können aber auch Freizeitmaler ihre Technik und ihre kreativen Fähigkeiten bei Kursen weiterbil- den und verfeinern. Nicola Quici zeigt anhand einer Mappe, wie der Unterricht bei ihm gestaffelt ist. Zum Einstieg geht es um das präzise analy- Die TeilnehmerInnen des Malkurses in der Kunstschule tische Zeichnen, um Linie, Schraffur, Vogel-, Quici arbeiten konzentriert an ihren verschiedenen Frosch- und Zentralperspektive, Proportion, Bildmotiven Struktur, Licht, Schatten. Da werden Objekte gezeichnet, Tassen, Schuhe, ein Apfel, aber In der Kunstschule Quici wird Malerei, Zeichnen und Bildhauerei unterrichtet auch Naturstudien und Blumen gezeichnet. Von NATURSTUDIEN Dann wird die menschliche Figur durch- genommen, das figürliche Zeichnen nach genauen anatomischen Vorgaben: Augen, bis zur Farblehre Hände, Kopf, Körper, Akt, Torso. Schritt für Schritt werden die Teilnehmer M auch mit der Farblehre vertraut gemacht. Gearbeitet wird mit den drei Primärfarben, an spürt die harmonische und Farbakzenten an einem geheimnisvol- aus denen sich vielfältigste Farbnuancen Stimmung, die motivieren- len Frauenporträt, die dritte hat sich durch- mischen lassen. Auch die wesentlichen de Atmosphäre, das ver- sichtige Kugeln als Sujet ausgesucht, die in Kunstströmungen werden in der Acrylma- trauensvolle Klima, in dem der Plastizität der Form und der Transpa- lerei durchgenommen: Impressionismus, der Gründer und Leiter der Kunstschule, renz anspruchsvoll zu malen sind. Expressionismus, Kubismus, Moderne, ge- Nicola Quici, den Absolventen seiner Kurse Dozent Nicola Quici geht von Tisch zu genständliche, freie und abstrakte Malerei. und Studiengänge malerisches und zeich- Tisch, von Staffelei zu Staffelei, gibt den Von Stillleben über Porträt, Figur und Akt nerisches Wissen vermittelt. Wenn sie Malerinnen Tipps und Anregungen, nimmt bis zur Landschaft sind die klassischen Gen- manchmal gestresst von der Arbeit hierher- auch mal selbst den Pinsel in die Hand und res in Quicis Unterricht vertreten. komme, sei sie nach dem intensiven Malen zeigt, wie eine bestimmte Stelle im Bild „tief entspannt“, erzählt Sabine, die seit vier noch raffinierter, noch besser aussehen Die Besucher seiner Kunstschule sind zwi- Jahren die Malschule besucht und hier kann, erklärt, wie Licht und Schatten, plas- schen 14 und 70 Jahren, erzählt der gefragte „sehr viel gelernt“ habe in Sachen Maltech- tische Wirkung der Formen, Farbverläufe Dozent, der im aktuellen Semester 26 Stu- nik, Umgang mit Farbe, Form und Linie. Die optimiert werden können. denten und Schüler hat. „Wir sind ausbucht, Malerin arbeitet gerade nach einer fotogra- Als Kunstpädagoge ist Quici in seinem es gibt sogar eine Warteliste“, sagt Quici. fischen Vorlage an einer Naturimpression Element. Er hat aus seiner Kunstschule ei- Gemalt und gezeichnet wird im Kursraum. aus der Petite Camargue mit Wasserspiege- nen Ort der Kreativität, der Bildung und Be- Die Skulpturen entstehen in der Werkstatt lungen und Bäumen in flirrendem Grün. gegnung gemacht. „Wir sind wie eine große oder im Freien im Garten. Gearbeitet wird Neben ihr sitzt eine Kursteilnehmerin, die Familie“, lacht der aus Italien stammende in den Bildhauerkursen mit Materialien in Spachteltechnik eine blühende Wiese temperamentvolle Maler, Bildhauer und wie Gasbeton, Gips, Ton, Speckstein, Sand- mit rotem Klatschmohn malt. Jede Malerin Dozent, der jedes Jahr eine Ausstellung sei- stein, Holz und klassischem Werkzeug wie im Kursraum hat ein Motiv ihrer Wahl auf- ner Schüler und Studenten, ein Sommerfest Meißel und Raspel. Ob Zeichnung, Malerei gegriffen: die eine malt an einem Stillleben und eine Weihnachtsfeier veranstaltet. oder Bildhauern – bei Nicola Quici können mit Flaschen in verschiedenen Größen und Interessierte alles von der Pike auf lernen. Farben, für das sie die realen „Modelle“ mit- Seit 27 Jahren gibt es die Kunstschule Qui- Roswitha Frey gebracht und vor sich arrangiert hat, die ci, in der Zeichnen, Malen und Bildhauerei andere arbeitet mit feinen Pinselstrichen unterrichtet wird. Angeboten wird ein Ba- ➜ www.kunstschulequici.de KUNSTSCHULE 9
Das Pfaffenviertel wird wiederbelebt Viel Kunst und Kultur am Kopfsteingassenfest am 7. und 8. September Kunst im öffentlichen Raum begegnet einem in Rheinfelden auf Schritt und Tritt. Das sogenannte «Pfaffenviertel» rund um die Kapuzinerkirche ist nicht nur eine sehenswerte historische Kulisse, sondern auch Lebensraum, Kultur- schauplatz und Wirkungsgebiet zahlreicher Kunstschaffender in der Vergangenheit und Gegenwart. Nach Abschluss der aufwendigen Neugestaltung mit Kopfsteinen soll das zweitägige Fest ein Auftakt getreu dem Motto «Das Pfaf- fenviertel wird wiederbelebt» darstellen. anfangen. Seine Werke schwanken zwi- Nemey Strasser: schen Realität und Schönheit. Basis seines Lebenskraft in Stein gehauen schöpferischen Wirkens ist die Ästhetik, und die ist ihm enorm wichtig. Darum zi- tiert Antonini auch gerne den deutschen Philosophen Friedrich Wilhelm Nietzsche: «Denn nur als ästhetisches Phänomen ist das Dasein und die Welt ewig gerechtfer- tigt» hat dieser einst geschrieben. Diesem Ausspruch Nietzsches hat sich Ettore An- tonini in seinen Werken stets voll und ganz verschrieben. Diese «grandiose Bellezza» begegnet einem beim Betrachten seiner Werke, welche meist in Serien entstehen, auf eindrückliche Art und Weise. «Ich versuche mit meiner Kunst zwei ver- schiedene Kulturen zu verbinden» so der Ettore Antonini: im Tibet geborene Künstler, Nemey Stras- Bella Italia im Haus an der Jagd- ser. Aufgewachsen als Adoptivsohn des gasse 5 weit über die Grenzen von Rheinfelden hi- naus berühmten Vaters, dem Kunstmaler Jakob Strasser, war sein Leben vorgezeich- net in Richtung Kunst. Schon in jungen Jahren liess er sich zum Bildhauer ausbil- den. Stein und Wasser kunstvoll zu verbin- den sollte bei seinen Werken zusehends von grosser Bedeutung sein und als Sym- bol für das Leben stehen. So zum Beispiel der von ihm gestaltete Brunnen vor dem Altersheim Lindenstrasse in Rheinfelden: Aus der Kugel sprudelt kraftvoll das Wasser als Symbol des Entstehens des Lebens, der Zusammen mit Freunden serviert der Geburt. Anschliessend sucht sich das Was- Kunstmaler Ettore Antonini allerlei Le- ser verschiedene Wege, getreu dem Leben, ckeres aus Italien, wie Panini & Antipas- um dann am Ende von allen Richtungen ti, Vino, Birra und Espresso inklusive der herkommend in das Becken zu fliessen italienischen Gastfreundschaft. Geboren und dort Ruhe und Einigkeit zu finden. Ne- in Rom, aufgewachsen in Perugia bezeich- mey Strasser hat noch einen Traum, einen net sich Antonini selbst schon lange als Lebenstraum wie er selbst sagt: Er möchte Rheinfelder durch und durch und kann vermehrt zeichnen und malen und so sein mit dem jüngsten politischen Stil Salvinis, Leben quasi verarbeiten. Auf seine Bilder der Lega und Cinque Stelle herzlich wenig darf man gespannt sein. Die Ausstellung 10 KUNST IM PFAFFENVIERTEL
seiner Skulpturen und Bilder dauert vom 2. zigartig verarbeitet. Hauchzart und leicht bis 22. September in der Grünanlage Schüt- wie eine Feder sind ihre Werke aus Blät- zenmatt an der Bahnhofstrasse und in der tern, Blüten, Halmen, Federn oder Samen Kirchgasse. gestaltet. Für den Betrachter der Komposi- tionen eröffnet sich eine neue Welt – eine Kapuzinergasse, Wassergasse, Jagdgasse, Kirch- wundersame. Ihre Bilder zeugen von viel gasse, (Hauptbühne Kapuzinergasse 26) akribischer Handarbeit und Geschicklich- Samstag, 7. September keit. Das entstandene Bild stellt am Schluss Feierliche Eröffnung um 11 Uhr reinste Poesie dar und öffnet neue Farb- mit Festrede, Musik und Apéro und Formwelten. Am Kopfsteingassenfest Feiern bis in die Nacht! öffnen Claire Winter und Myrta Buikema ihre gemeinsam geschaffene Naturinsel Sonnstag, 8. September mitten im Städtli. Zudem zeigt Myrta Bu- Ab 10 Uhr Z’Morge mit New Orleans Jazz ikema einen Teil ihrer Collagen. anschliessend Festbetrieb Feiern bis 18 Uhr Auf der Hauptbühne wird das ganze Wochenende gespielt. Zahlreiche Beizen und Bars laden zum Mitfeiern ein. Es gibt feine Spezialitäten, Bier aus Rheinfelden, Milchshakes und Virtual Reality, Tanz, offener Garten, ein Gassenwohnzimmer, die Mu- seumsschüür ist geöffnet und in der Kapuziner- kirche ist Theatersport geplant. Alles nach dem Motto: Das Pfaffenviertel wird wiederbelebt! Es ist noch viel mehr geplant, die Projekte werden laufend ergänzt und erweitert. www.kopfsteingassenfest.ch www.facebook.com/kopfsteingassenfest Myrta Buikema: Ein Stück Natur mitten im Städtli Eltern umgeben in Rheinfelden auf. Mitt- lerweile verwaltet sie das Erbe ihrer Eltern Miquette Thilo und Otto Frey-Thilo. Nur ein paar ausgewählte Einzelstücke ihrer Eltern möchte Katrin Berchtold-Frey an der Kapuzinergasse 6 im Rahmen des Katrin Berchtold-Frey: Kopfsteingassenfestes zeigen. Sie könnte Kunstwerke und Lebensbilder die ganze Strasse füllen, so gross und be- ihrer Eltern, Miquette Thilo und deutend ist der künstlerische Nachlass ih- Otto Frey-Thilo rer Eltern. Das Bildhauerehepaar Miquette Thilo und Otto Frey vorzustellen, gleicht Der Garten von Myrta Buikema und Claire dem viel verwendeten Ausspruch «Wasser Winter beim Fuchsloch ist ein besonders in den Rhein zu tragen». Zu berühmt und schönes Stück Natur pur und dies unweit unvergessen ist das bedeutende Wirken des eigenen Wohnzimmers. Hier kann man und Schaffen im Bereich der Bildhauerei am Blühen und Gedeihen teilhaben, aller- von Beiden. Nur so viel: Die (Lebens)werke lei heimischen Insekten bei ihrem emsigen von Otto Frey und Miquette Thilo ergänzen Treiben zusehen oder einfach die Seele sich und durchdringen einander. Bei Otto baumeln lassen. Die beiden Frauen lassen Frey’s Werken besticht das Nebeneinander der Natur bewusst ihren Freiraum, damit von harmonischen Formen in Marmor, sie sich entfalten kann. Hier wird Unkraut Gips oder auch Holz, bei seiner Ehefrau zur Schönheit mit all ihren Facetten. Über- Miquette Thilo sind es insbesondere die haupt ist die Natur für die Künstlerin Myr- Auch Katrin Berchtold-Frey wurde die Terracotta-Figuren und Köpfe. Eine kleine ta Buikema ein schier unerschöpflicher Kunst gleich in doppelter Portion in die und feine Auswahl davon ist an der Kapu- Fundus an kleinen, wunderschönen Kost- Wiege gelegt. Sie wuchs zwar einfach aber zinergasse 6 zu sehen. barkeiten, die sie in ihren Bildcollagen ein- stets von Kunst und Kunsthandwerk ihrer Stephan Schöttli KUNST IM PFAFFENVIERTEL 11
KUNST im Zeichen der STÄDTEPARTNERSCHAFT Internationales Jugendcamp in Rheinfelden Das Wasser rauscht die Außentreppe des Rathauses hinab. Eimerweise kippen Oberbürgermeister Klaus Eberhardt und Jugendliche aus Rheinfelden und den vier Partnerstädten Wasser auf die Stufen. Wie von Zauberhand werden Buchstaben und Bilder erkennbar. Städtepartnerschaft, Twinning, Jumelage steht auf den Stufen zu lesen. Fécamp, Mouscron, Neumarkt, Rheinfelden, Vale of Glamorgan. Auch die zu den Städten gehörenden Wappen Jugendliche machen mit Wasser die Kunstwerke aus hydrophober Farbe erkennbar. tauchen auf den nassen Steinplatten auf. Die mit hydrophober Farbe aufgetragenen Bilder und Schriftzüge sind nur bei Nässe zu sehen. Mit Kreidespray haben die Teen- ager die gleichen Schriftzüge auch bunt auf der Außentreppe zur Eichamtstraße aufgesprüht. Die Jugendlichen kommen aus den fünf Partnerstädten und haben im Rahmen des Internationalen Jugend- camps Ende August das temporäre Kunst- werk am Rathaus erschaffen. F ür sieben Tage waren Jugendliche aus den vier Partnerstädten von Rheinfel- den, Fécamp, Mouscron, Vale of Glamorgan und Neumarkt, zum vierten Internationa- len Jugendcamp zusammen gekom- men. Sie waren im Werner-Mennicke-Haus auf dem Rührberg untergebracht. Sechs Ju- gendliche aus dem französischen Fécamp, vier aus dem belgischen Mouscron, sechs aus dem walisischen Vale of Glamorgan, sieben aus dem Südtiroler Neumarkt und fünf aus Rheinfelden hatten sich getroffen, um Kontakte zu knüpfen, Freundschaften Die Schrift aus hydrophober Farbe ist nur bei Nässe zu erkennen. 12 KUNST & STÄDTEPARTNERSCHAFT
»Die Jugendlichen lassen sich auf das Kunstprojekt ein und sind mit unglaublicher Energie dabei. Sie nehmen den Austausch sehr ernst.« Die Jugendlichen gestalteten indiviuelle Erinnerungssteine an das Jugendcamp zu schließen und die Kulturen der tag mit den Rheinfelder Freundes- anderen Länder kennen zu lernen. kreisen der Städtepartnerschaften Manche der Kids nahmen schon sowie zahlreichen Aktivitäten zur zum zweiten oder sogar zum dritten freien Auswahl wie Rhein-Rafting Mal am Internationalen Jugend- bei Huningue, Jam-Session im Ju- camp teil, dass nach Mouscron, gendhaus, Besuch der Tschamber- Fécamp und Vale of Glamorgan höhle oder des Todtnauer Wasser- nun in Rheinfelden stattfand. Ju- falls. Jeden Abend bereiteten die gendliche aus Neumarkt, das nur mit Jugendlichen einer anderen Partner- Rheinfelden eine Städtepartnerschaft stadt einen Länderabend vor, um ihre Kul- pflegt, waren zum ersten Mal dabei. tur und Stadt den anderen Kids mit typi- schen Spielen, Musik oder Leckereien D ie Jugendlichen lassen sich auf das Kunstprojekt ein und sind mit un- glaublicher Energie dabei. Sie nehmen vorzustellen. Am Abend vor der Abreise feierten die Jugendlichen eine Abschluss- party im Jugendhaus. den Austausch sehr ernst, stellte Jugend- referentin Stefanie Behringer bei dem dreitägigen Kunstprojekt in der Kunstkü- che des Hertener Sankt Josefshauses fest. D er Kunst-Workshop kam bei den Kids gut an und sie ließen ihrer Kreativität auf den Kieselsteinen und den hölzernen Außer den Schablonen für das Bekenntnis Stelen freien Lauf. Auf drei Stelen sind Wor- zur Städtepartnerschaft auf den Rathaus- te wie Offenheit, Freundschaft oder To- treppen haben die Jugendlichen auch fünf gether bunt ausgearbeitet. Auf einer vier- Stelen mit Motiven der Städtefreund- ten Stele speit ein roter Drache Feuer, in schaft erschaffen, von denen jede Stadt dem das Wort „Croeso“ steht. Die sechzehn- eine zum Aufstellen bekommt. „Für mich jährige Nikita aus Wales erklärte, dass dies war das ein ganz tolles Projekt“, sagte auf Walisisch „Willkommen“ bedeutet. Der Christina Kuhn von der Kunstküche Her- Drache findet sich auch auf der walisischen ten, die das Kunstprojekt leitete. „Die Ju- Landesflagge. Der sechzehnjährige Thé- gendlichen waren sehr motiviert und dis- otime aus Frankreich gestaltete zusammen zipliniert. In kürzester Zeit haben wir ganz mit dem achtzehnjährigen Brandon aus viel erarbeitet.“ Als Erinnerungsstück für Belgien eine Stele, auf der die drei Worte jede/n TeilnehmerIn des Jugendcamps Meeting – Recontre – Treffen in den Farben verzierten die Jugendlichen noch handtel- der Landesflaggen von Wales, Frankreich lergroße Steine mit Symbolen der Freund- und Deutschland prangen. Der vierzehn- schaft und des Friedens. jährige Lukas aus Neumarkt meinte, dass es ihm wichtig sei, andere Kulturen und Men- D as Kunstprojekt war zentral im dichten Programm der Jugendlichen: Die Tage waren neben der Kunstaktion gefüllt mit schen kennen zu lernen, und die vierzehn- jährige Lisa aus Neumarkt sagte: „Mir ge- fällt besonders gut, dass wir ein der Begrüßung durch den Oberbürgermeis- Kunstprojekt machen.“ Jugendreferentin ter im Rathaus, einem Rundgang durch die Behringer freute sich anzukündigen, dass beiden Rheinfelden, einem Ausflug zur nächstes Jahr das fünfte Internationale Ju- Weltkriegsgedenkstätte Hartmannswiller- gendcamp in Fécamp stattfinden wird. kopf im Elsass, einem Begegnungsnachmit- Horatio Gollin Jugendliche aus fünf Städten trafen sich beim Internati- onalen Jugendcamp in Rheinfelden. Kunstaktion in der Kunstküche des Sankt Josefshauses (Bild 2–4). KUNST & STÄDTEPARTNERSCHAFT 13
In Geld kaum zu beziffern Rheinfelden ist für bildende Künstler ein gutes Pflaster. Für eine Kleinstadt aussergewöhnlich, engagiert sich das Rathaus dafür, dass die örtliche Szene lebendig, schillernd und facettenreich bleibt – mit finanzieller Förderung sowie eigenen Projekten und Veranstaltungen. In Geld ist das kaum zu beziffern. Auch das Herzblut, das die bei- den Protagonistinnen dabei investieren, ist unbezahlbar. D ie Stadt müsste sich kein hauptamt- Ein leerstehendes Ladengeschäft in der auch direkte Zuschüsse zwecks Organisa- liches Personal leisten. Sie könnte Marktgasse zur Zwischennutzung als tion von Ausstellungen mit Malerei oder entsprechende Dienstleistungen Kunstgalerie zu nutzen, ist die Idee hin- Skulpturen. Zudem beauftragt das regiona- auch extern einkaufen oder gänzlich aufs ter arte temporis. Einen weiteren Ort für le Zivilstandesamt jedes Jahr eine Künstle- Ehrenamt setzen. Tut sie aber nicht. Statt- bildende Kunst zu schaffen und das mit rin/einen Künstler mit der Gestaltung des dessen laufen die Fäden der örtlichen einem innovativen Ansatz, kann in einer Hochzeitsbildes für die Brautpaare. Kunstförderung im Kulturbüro an der Stadt nicht schaden, wo die Möglichkei- Konzerte, Lesungen, Vorträge, Theater, Marktgasse zusammen, in den Händen ten für bildende Künstler auszustellen, Tanz und Kabarett – die Bandbreite an von Brigitte Brügger und Michelle Geser. Kulturveranstaltungen in Rheinfelden ist 110 Stellenprozent haben die beiden Frau- «Ein Drittel der Projektgelder gross. Dennoch geht die bildende Kunst da- en inne. Sie organisieren, betreuen, vermit- im städtischen Kulturbudget rin nicht unter, im Gegenteil: «Ein Drittel teln, vernetzen, wirken als Jurorinnen und geht in die Förderung der der Projektgelder im städtischen Kultur- Kuratorinnen, öffnen Türen, verschaffen bildenden Kunst.» budget geht in die Förderung der bilden- der örtlichen bildenden Kunst ein Forum. den Kunst», berichten Brigitte Brügger und Es sind oft die ganz persönlichen und indi- überschaubar sind. Die Stadt stellt dafür Michelle Geser. Aber auf die Frage, wie viel viduellen Begegnungen mit den beiden, Trinkhalle und Johanniterkapelle zur Geld Rheinfelden insgesamt für die bilden- von denen Rheinfelder bildende Künstler Verfügung. Wer dort ausstellen möchte, de Kunst ausgibt, vermögen die beiden kei- berichten. So auch Fernand Hofer von der kann dies mit einem Antrag an die Kul- ne exakte Zahl zu nennen. Auch den Anteil Galerie arte temporis. Mit Pragmatismus turkommission tun und bei dieser auch der Arbeitsstunden anzugeben, welche auf und Spontaneität hätten die Frauen so die Reduktion der Saalmiete um die Hälfte diesen Teilbereich der insgesamt sehr fa- manche Ausstellung möglich gemacht: beantragen. Unabhängig vom Veranstal- cettenreichen städtischen Kulturarbeit ent- Hofer: «So macht Zusammenarbeit Spass.» tungsort gewährt die Kulturkommission fallen, fällt schwer. 14 KUNSTFÖRDERUNG
Michelle Geser hält bei der Vernissage zur „kunstlokal 2018“ die Ansprache. Vielleicht ist bei einer städtischen Ver- den Veranstaltungen präsent und beglei- Obwohl: «In den vergangenen vier Jahren anstaltungsreihe die Not zur Tugend ge- ten das Rahmenprogramm. sind seitens der Stadt vier neue Kunstwer- macht worden. Warum, wenn es an eige- Mehr im Stillen haben sie sich in den ke erstanden worden», berichtet sie. Wel- nen Ausstellungsflächen mangelt, nicht vergangenen Jahren als Detektivinnen che Kunst die Stadt gerne sieht und welche einfach die Ateliers der Künstler selbst betätigt – auf der Suche nach allen Stand- sie favorisiert, können die zuständigen zum Schauraum machen? Die ganze Stadt orten, wo sich die im Besitz der Stadt be- Gremien seit April 2018, als die Stadt ihr als offene Werkstatt, mit der Chance für findliche bildende Kunst befindet. Sie nah- Kunstkonzept verabschiedete, nachlesen. Besucher, bildende Kunst dort zu betrach- men Strassen und Plätze unter die Lupe, «Die Kunstsammlung der Stadt Rheinfel- ten, wo sie entsteht: Die dezentrale Aus- klapperten Schulen, Altersheime, Spitäler, den versucht ein ausgewogenes Bild des stellung «Offene Ateliers» war geboren. Feuerwehrdepots und Polizeiposten ab. künstlerischen Schaffens in Rheinfelden Bei der Auflage vom 21./22. September Vor allem Michelle Geser, die den Bildern zu verschiedenen Zeiten zu geben. Dies be- 2019 handelt es sich schon um die neunte. nachspürte, hatte keinen leichten Job: «Ich inhaltet neben der Bewahrung älterer Wer- 40 Maler, Bildhauer, Kunsthandwerker und bin oft mit den Hauswarten in die dunkels- ke auch den gelegentlichen Ankauf von re- Fotografen machen wieder mit. Bettina ten Keller gestiegen, um alles ausfindig zu levanten, zeitgenössischen Werken», heisst Costa ist eine davon. Sie sagt: «Ich wohne machen», berichtet sie. Doch der Aufwand es darin. Die Existenz eines Kunstkonzepts und arbeite seit 2006 in Rheinfelden und hat sich gelohnt: Die Recherchen ergaben, finden Brigitte Brügger und Michelle Ge- meine Erfahrung, was Kunst anbelangt, ser «ziemlich fortschrittlich für eine kleine ist nur positiv. Die Stadt macht viel für die «Ich bin oft mit den Hauswarten Stadt wie Rheinfelden». Kultur.» in die dunkelsten Keller gestiegen, Klein mag Rheinfelden sein, aber den- um alles ausfindig zu machen.» noch will die auf Strassen und Plätzen zur Wenn die gebürtige Argentinierin kein ei- Schau gestellte bildende Kunst gefunden genes Atelier, wo sie in letzter Zeit haupt- dass rund 450 Bilder und 60 Skulpturen sein. Dabei hilft jetzt der neue Stadtplan sächlich mit Collagen arbeitet, hätte, könn- der Stadt gehören. Vieles davon wurde in «Kunst und Architektur in Rheinfelden», te sie ihre Arbeiten auch in der Trinkhalle der Amtszeit von Stadtammann Richard der ab Anfang September vorliegen wird zeigen, wo vor allem auswärtige Künstler Molinari erworben. Millionenschwer ist und mit dem das Kulturbüro-Duo gerade bei «Offene Ateliers» präsent sind. In der Rheinfeldens Kunstbesitz zwar nicht. Aber schwer beschäftigt ist. Bis zu 45 Werke sind Kurbrunnenanlage findet seit 2012 auch mit dem Schwerpunkt auf lokale Grössen darin verzeichnet – mit Standort, Foto und «Kunst Lokal» statt, die zweite eigene Ver- wie das Künstlerpaar Frey-Thilo und Jakob Begleitinformationen. Was natürlich nur anstaltung der Stadt in Sachen bildender Strasser hat die Stadt dafür gesorgt, dass eine kleine Auswahl sein kann. Die beiden Kunst. Weil beide viel Arbeit machen, fin- die örtliche bildende Kunst sprichwört- städtischen Kultur-Projektleiterinnen be- den sie zeitlich versetzt im Zwei-Jahres- lich im Dorf bleibt, weiterhin zu sehen ist dauern, dass aus Platzgründen nicht alle Rhythmus statt. Brigitte Brügger und Mi- und aktuellen und künftigen Schaffenden drin sein können. Sie finden es aber auch chelle Geser arbeiten dafür nicht nur im Ansporn und Inspiration sein kann. Bri- beruhigend, in einer Stadt zu arbeiten, wo Vorfeld, in der Redaktion von Flyern, in der gitte Brügger bedauert es, dass diese Form man in Sachen bildende Kunst aus dem Medienarbeit, der Gestaltung von Plakaten städtischer Kunstförderung heute «ein Vollen schöpfen kann. und im Sponsoring, sie sind auch während bisschen aus der Mode gekommen ist.» Hans Christof Wagner kunstlokal 2018 Brigitte Brügger (2. von links) bei „Kunst und Musik 2017“. KUNSTFÖRDERUNG 15
BILDENDE KUNST im Gymnasium Moskitos, Libellen, Krebse und Spinnen. Krabbel- und Kriechgetier schaut aus der Glasvitrine vor dem Schulsekretariat des Georg-Büchner-Gymnasiums. Manche grob in der Ausführung, andere filigran, aber jedes ein Unikat, gefertigt aus Papier, Draht und Gips. D as Fach Bildende Kunst (BK) ist halte dazu, etwa Kunst und Architektur der Schüler die Wahl zwischen Bildender Kunst deutlich sichtbar im Schul- Renaissance. „Die Inhalte werden komple- und Musik, und die Wahl, ob sie das Fach als haus. Gipsskulpturen zieren xer, auch in den Techniken.“ Museumsbe- Neigungskurs mit fünf oder Basiskurs mit die Wände vor den BK-Fach- suche ergänzen den Schulunterricht, wo- zwei Stunden belegen wollen. Die ursprüng- räumen. In Bilderrahmen hängen mit bei Maier auch schon mit Fünftklässlern lichen BK-Fachräume im Erdgeschoss gibt Wasserfarben bunt ausgemalte Montagen im Tinguely-Museum in Basel war. Die es nicht mehr, da mit der Renovierung der von Unterwasserwelten. „Kunst geht im- Schüler lernen beispielsweise, wie durch verschiedenen Fachräume die Zimmer ge- mer nach außen“, sagt Kunstlehrerin Cor- das Einzeichnen von Schatten bei Bildern tauscht wurden. Die Bildende Kunst ist heu- nelia Maier. Die Ergebnisse des Kunstun- Dreidimensionalität entsteht. te im ersten Obergeschoss in den früheren terrichts sind leichter zu präsentieren als Biologie- und Physikräumen untergebracht. die anderer Fächer. Die Möglichkeiten der Bildende Kunst wird am GBG durchgängig Für BK stehen zwei Klassenzimmer zur Ver- Kunst reichen bis zum Malen von Kulissen von der fünften bis zur zwölften Klasse un- fügung sowie ein Raum für Vorbereitungen für schulische Theateraufführungen. terrichtet. In den meisten Schuljahren sind und Lagerung, der den Schülern nicht offen es zwei Wochenstunden, in den achten, steht. In den größeren Klassenraum passen Die Kunstlehrerin führt aus, dass der Bil- neunten und zehnten Klassen ist es aller- bis zu 30 Schüler. Ein weiterer Raum soll dungsplan für das Gymnasium ein auf- noch im kommenden Schuljahr als Werk- bauendes Curriculum vorgibt, dass in den »Ein Selbstportrait in der achten statt hergerichtet werden. frühen Klassen mit Grundlagen wie der Klasse ist schwierig. Das geht fast Funktion von Farben beginnt. Der Umgang nicht.« In der achten Klasse kommt auch aus al- mit Farben wird gelernt und einfaches, dings nur eine Stunde, die halbjährlich als tersspezifischen Gründen unter anderem plastisches Gestalten mit Ton, Draht und Doppelstunde geblockt wird. Die Anzahl die Epoche der Moderne dran. „Ein Selbst- Pappmaschee angefangen. In der siebten der Stunden wird durch den Bildungsplan portrait in der achten Klasse ist schwierig. Klasse kommen kunstgeschichtliche In- vorgegeben. Ab der elften Klasse haben die Das geht fast nicht“, meint Maier, die am Georg-Büchner-Gymnasium seit 2001 die Fächer Deutsch und Bildende Kunst unter- „Kunst geht immer nach außen“, sagt Cornelia Maier, richtet. Das malerische Farbkonzept wird Kunstlehrerin am Gymnasium Rheinfelden. erprobt. Expressionismus, Impressionis- mus. Wischen, Klecksen, Spritzen. In Klasse 10 beschäftigen sich die Schüler unter an- derem mit dem Thema Design und erstel- len in dem Zusammenhang beispielsweise »Die Schüler sollen nicht nur Kunstwerke sehen, sondern selbst Kunst gestalten.« ein Stuhlmodell aus Papier. „Es geht dar- um, den Schülern bewusst zu machen, was Kunst überhaupt ist. Das geht am ehesten über das Praktische“, sagt die Lehrerin. Die Schüler sollen nicht nur Kunstwerke sehen, sondern selbst Kunst gestalten. „Damit die Schüler das Erlebnis haben, dass sie das auch können, und sehen, dass Kunst nicht etwas ist, was nur wenige können, sondern etwas, das jeder machen kann.“ 16 KUNST IN DER SCHULE
Schülerarbeiten aus dem Fach Bildende Kunst am Gymnasium Rheinfelden Im Wechsel der Betrachtung eigener und Unterrichtsinhalt und reicht über ein- rien. „In der ganzen Schulzeit ist es nicht fremder Arbeiten gelingt es, Kunst zu inter- fache Pappmaschee-Arbeiten über Gips wichtig, dass einer besonders gut abmalen pretieren. „Die Frage ‚Was hat der Künstler zu Ton. Beim Ton gibt es allerdings die kann, sondern die Idee, die er unter Einhal- gedacht?‘ verbietet sich teilweise, besser Schwierigkeit, dass der funktionstüchtige tung vorgegebener Kriterien verwirklichen fragt man die Schüler, was für sie darin Brennofen aufgrund von Brandschutzbe- kann, ist das Entscheidende“, sagt Maier. steckt, erklärt Maier. Menschen, die aus stimmungen nicht mehr genutzt werden Die andere Hälfte der Prüfungsnote ergibt Kunst etwas herauslesen können, können darf. Der Raum müsste entsprechend sa- sich aus einer schriftlichen Arbeit über ein auch selbst Kunst schaffen. Kunstlehrer niert werden. „Eine Schule braucht einen helfen Schülern, denen es nicht gelingt ih- Brennofen, um ihren Bildungsauftrag zu »Kunst verlangt auch Sorgfalt im re Vorstellung umzusetzen, indem sie sie erfüllen“, sagt Maier. Für die Schüler sei Umgang mit dem Material…« auf verschiedene Möglichkeiten der Um- es enttäuschend, wenn ihnen die unge- setzung hinweisen und zeigen, dass ein an- brannten Ton-Kunstwerke in den Händen Kunstwerk, ein architektonisches Bauwerk deres Herangehen zum Erfolg führen kann. zerbröseln. „Ton ist ein wichtiges Material, oder eine kunsttheoretische Problemstel- „Bewertet wird im Kunstunterricht nicht ganz anders als Gips, damit ist schwieriger lung, etwa: Ist das Museumsgebäude des die Idee des einzelnen Schülers, sondern zu arbeiten. Ton ist auch nicht das Gleiche amerikanischen Architekten Frank Owen das bewusste Auseinandersetzen mit bild- wie Draht und Papier. Ton ist das richtige Gehry im spanischen Bilbao noch geeignet, künstlerischen Techniken, das Erarbeiten Material für die Mittelstufe.“ Kunst auszustellen, oder lenkt die extrava- von bildnerischen Lösungen nach vorge- gante Form des Bauwerks von der Kunst gebenen Gestaltungskriterien“, sagt Maier. In der Oberstufe wird im Neigungskurs auf ab? „Kunst verlangt auch Sorgfalt im Um- Das können verschiedene Farb-, Mal- oder die Abiturprüfung hingearbeitet, die zu 50 gang mit dem Material, egal ob Gips und Gestaltungskonzepte sein sowie das Auf- Prozent aus einer praktischen Arbeit be- Feile oder Papier und Bleistift“, meint Mai- greifen oder Nachgestalten verschiedener steht. Die Prüflinge sitzen mit sämtlichen er. Sorgfalt ist etwas, das die Kinder auch Themen der Kunstgeschichte. für die Aufgabe gedachten Materialien im BK-Unterricht lernen können. Plastisches dreidimensionales Ar- in einem Prüfungsraum und erarbeiten beiten ist schon ab der fünften Klasse ein Kunstwerk nach vorgegebenen Krite- Horatio Gollin KUNST IN DER SCHULE 17
04 Rheinweg Kloos Habich-Dietschy-Str. 16/18/20 Kurbrunnen Kurbrunnen Brücke (Haus Salmegg) Brücke (Haus Salmegg) „Salmetörli“, 1986 Sitzende Frauenfigur, 1977 Überbauung Pile Up, 2006 Anlage mit Musiksaal und Trinkhalle „Aurora“, 1937 „Dickfigur Betelgeuze“, 1995 St Anna Brunnen Harald Müller (*1959) (sowie Wandreliefs) Zwimpfer Partner Architekten 1920-33, Restaurierung 2010 Max Weber (1897-1982) Bernhard Luginbühl (1929–2011) Roland Kistner (*1963) Otto Frey-Thilo (1916-2004) A. Liebetrau (1886-1953) Stadtplan Kunst und Architektur Kunstwerke sind Zeitzeugen, sie sind Spiegelbilder der jeweiligen Kulturpolitik, des Zeitgeistes und Kunstverständnisses der Behörden, aber auch privater Donatoren. 16 17 18 19 20 21 22 Grünanlage Schützenmatt Grünanlage Schützenmatt Grünanlage Schützenmatt Grünanlage Schützenmatt Hauptwachplatz Rathaus Rathaus „Keimling“, 1980 „Raumplastik“ , 1980 „Familie“ Stele Bronzerelief Grenzbesetzung, 1939 Winkelrieds Heldentat, 1910/1911 Rhein von der Schifflände bis Paul Augstoni (1934-2012) Otto Frey-Thilo (1916-2004) Otto Frey-Thilo (1916-2004) Nemey Strasser (*1953) Eduard Spörri (1901-1995) (Detailinfo im Stadtbüro erhältlich) Warmbach, 1945 Paul Altherr (1870-1928) Jakob Strasser (1896-1978) 23 25 26 27 28 29 30 Rathaus Bibliothek Bibliothek Kronenhof Gustav-Kalenbach-Platz Winkelgasse 8 Kaiserstrasse Inseli mit Rheinhafen, 1951 Mantra (tibetische Schriftzeichen) Katze Die Rheinfelder Gänse, 1982 Madonna mit Kind Ein Schneider befreit Rheinfelden, Normalisierte Gesellschaftsmaschi- Jakob Strasser (1896-1978) Nemey Strasser (*1953) Miquette Frey-Thilo (1909-2002) (Detailinfo im Stadtbüro erhältlich) Otto Frey-Thilo (1916-2004) 1974 nen, 1984/1990 Peter Lehmann (1921-1995) Jakob Strasser (1896-1978) Valery Heussler-Maier (1920-2007) 31 33 34 35 36 37 38 Reformierte Kirche Rheinuferpassage Neuer Stadtpark Ost Schulhaus Engerfeld Schulhaus Engerfeld Schulhaus Engerfeld Schulhaus Robersten Kreuzigung Christi, 1939-1941 Forelle Frühjahr, 2020 2010 Freundschaft Sonnen Zentrum, 1983 Glasfenster Graffiti Männchen Felix Hoffmann (1911-1975) Schneider Türtscher Architekten Planikum GmbH Axel Frey (*1944) Viktor Hottinger (*1944) Adolf Glatt (1899-1984) SchülerInnen und Lehrpersonen 39 40 41 42 45 46 47 Polizeigebäude Spital Reha Plastik (Bronze) Waldfriedhof Waldfriedhof Waldfriedhof „Ein Schneider befreit Rheinfelden/ Quellen, 1986, keimsche Mineral- Der Weg, 2018 Sitzbank, 2004 Grabmal Förster Wunderlin Brunnen, 1967 Grabmal Habich-Schilplin, 1932 die Schweden vor Rheinfelden“, 1974 malerei Sequoia-Mammutbaum Claire Ochsner (*1948) Otto Frey-Thilo (1916-2004) Otto Frey-Thilo (1916-2004) Adolf Glatt (1899-1984) Jakob Strasser (1896-1978) Gillian White (*1939) Stephan Schmidlin (*1963) D Der Stadtplan „Kunst und Architektur in Rheinfelden“ ist ab Anfang September im Stadtbüro erhältlich. ie Gänse im Kronenhof, das Wandbild zur Schwedensage an der Winkelgasse, Nach 6 Jahren war es an der Zeit, den ers- die verschiedenen Plastiken in der Grünanlage Schützenmatt, die Bilder von ten Stadtplan Kunst zu überarbeiten. Neu Jakob Strasser im Rathaus oder das Wandbild zur Sempacher Schlacht im Rat- sind neben Skulpturen, Plastiken und haushof – täglich begegnen uns in Rheinfelden Kunstwerke, die unser Auge Glasfenstern auch Gemälde und Gebäude und Geist erfreuen, zum Denken oder Wundern anregen, uns vielleicht auch ärgern. Oft- aufgeführt. So stehen gewisse Objekte seit mals aber nehmen wir sie gar nicht wahr und gehen einfach daran vorbei. Um dies zu Jahrzehnten an ihrem Platz, andere sind ändern, erschien 2013 der Faltprospekt „Kunst im öffentlichen Raum“ mit einer Auswahl erst vor kurzer Zeit hinzugekommen; eini- aus dem städtischen Inventar sowie öffentlich zugänglichen Werken in Privatbesitz. ge gehören zum Stadtbild, andere werden kaum bewusst wahrgenommen; Kunst- werke von «Laien» sind ebenso präsent wie solche von (lokal, regional und welt-) bekannten Künstlern; und nicht nur im Städtli gibt es Kunst zu entdecken, auch ausserhalb der Altstadt findet sich viel Spannendes. Der Stadtplan „Kunst und Architektur in Rheinfelden“ enthält eine subjektive Aus- wahl von Objekten aus dem 19. Jahrhun- dert bis heute, ohne eine kunsthistorische Wertung abgeben zu wollen und ohne Berücksichtigung städteplanerischer oder raumgestalterischer Aspekte. Er ist ab An- fang September im Stadtbüro erhältlich. Wir wünschen Ihnen eine spannende Ent- Stele, Nemey Strasser (*1953) Freundschaft, Axel Frey (*1944) deckungsreise. 18 STADTPLAN KUNST UND ARCHITEKTUR
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