Moderne Genitalatrophie-behandlung - Frauenheilkunde ...

 
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Moderne Genitalatrophie-behandlung - Frauenheilkunde ...
ISSN 1663-6988 (Print)
                                     ISSN 2296-441X (Internet)

                                             3 I 20

                         weitere Themen
Moderne                  Komplementärmedizin

Genitalatrophie-         bei Brustkrebs
                         Mehr als eine Tubagravidität 21
                                                             16

behandlung               Über Knabenchöre
                         und Engelsflügel                    24
                         Sonoquiz                            26
                         Endometriose einmal anders 30

                   Daten Fakten Analysen
Moderne Genitalatrophie-behandlung - Frauenheilkunde ...
© Copyright 2020 bei den Herausgebern
                                                                                                                                   ISSN 1663-6988 (Print)
                                                                                                                                ISSN 2296-441X (Internet)

             www.frauenheilkunde-aktuell.ch

   in   Langfristige niedrig-dosierte vaginale Östrogen-
                                                                                        out   Roboterassistierte Inguinalhernien-OP: keine Vor-
        therapie auch bei Risikopatientinnen (Menopause                                       teile gegenüber einem laparoskopischen Eingriff,
        2020; 27:361)                                                                         jedoch teurer und längere OP-Zeiten (randomisier-
                                                                                              te RIVAL Studie) (JAMA Surg 2020; 155:380)
        Opportunistische Salpingektomie bei Hyster-                                           Adjuvante Chemotherapie beim frühen muzinösem
        ektomie oder Sterilisation – kein Einfluss auf                                        Ovarialkarzinom (FIGO IA – IC): in einer Kohor-
        das Menopauseneintrittsalter und protektiv für                                        tenstudie wurde nachgewiesen, dass eine adjuvante
        Ovarialkarzinome (AJOG 2020; 223:221)                                                 Chemotherapie das Überleben nicht verbessert
                                                                                              (Gynecol Oncol 2019; 154:302)
        Mammographiescreening bereits ab 40 Jahren                                            Urinscreening auf Bakteriurie in asymptomati-
        reduziert Mamma-Ca Mortalität um 25 % (Lancet                                         schen, nicht schwangeren Patientinnen ohne ge-
        Oncol. doi.org/10.1016/S1470-2045(20)30398-3)                                         plante Operationen (Clin Infect Dis. 2020; ciaa274)

Impressum
Herausgeber        Prof. Michael D. Mueller                                   Prof. Martin Heubner                              Prof. Michael K. Hohl
                   Prof. Annette Kuhn                                         PD Dr. Cornelia Leo                               Kinderwunschzentrum Baden
                   Prof. Luigi Raio                                           Kantonsspital Baden                               Mellingerstrasse 207
                   Universitätsklinik für Frauenheilkunde                     5404 Baden                                        5405 Baden-Dättwil
                   Inselspital Bern                                           Tel.: +41 56 486 35 02                            mkh@kinderwunschbaden.ch
                   Effingerstrasse 102                                        Fax + 41 56 486 35 09                             www.kinderwunschbaden.ch
                   3010 Bern                                                  frauenklinik@ksb.ch
                                                                                                                                Prof. Bernhard Schüssler
                   Tel.: +41 31 632 12 03                                     www.frauenheilkunde-aktuell.ch
                                                                                                                                St. Niklausenstrasse 75
                   michel.mueller@insel.ch
                                                                                                                                6047 Kastanienbaum
                   annette.kuhn@insel.ch
                                                                                                                                bernhard.schuessler@luks.ch
                   luigi.raio@insel.ch
                   www.frauenheilkunde.insel.ch                                                                                 Prof. H. Peter Scheidel
                                                                                                                                Mammazentrum Hamburg
                                                                                                                                DE-20357 Hamburg
                                                                                                                                scheidel@mammazentrum.eu
                                                                                                                                www.mammazentrum.eu
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Titelbild: Quelle: FreeImages.com
Moderne Genitalatrophie-behandlung - Frauenheilkunde ...
29/3/2020

Betrifft              Virtuelle Kontakte
                      Für die Herausgeber
                      Prof. Martin Heubner                                                       2
Thema                 Moderne Genitalatrophiebehandlung
                      Prof. Annette Kuhn, Prof. Martin Birkhäuser                                3
Für Sie kommentiert   Niedrigeres Risiko für Zervixdysplasien bei Kupferspiralenträgerinnen?/
                      Prä- und intraoperative Lidocaininfusionen vermindern postoperative
                      Schmerzen/Vertikale HPV-Übertragung/Mammographiescreening ab
                      40 Jahren?/Outcome der Schwangerschaft und spätere rheumatologische
                      Erkrankungen                                                               8
Wussten Sie schon …   Antibiotika mindern Wirkung von Ovulationshemmern/Einfluss des
                      COVID-19-Lockdowns auf die Krebsmortalität/Stillen während der
                      Schwangerschaft erhöht Fehlgeburtsrisiko/Mütterliches Rauchen und
                      Frakturrisiko der Kinder/Chirurgie des Descensus genitalis verbessert
                      Lebensqualität/Beckenbodenrehabilitation bei inkontinenten Primiparae/
                      Langes Stillen fördert Kariesbildung/Lokalanaestetikum reduziert Schmer-
                      zen bei ambulanter Hysteroskopie/Hypermenorrhoe: Endometriumablation
                      wirksamer als Levonorgestrel-IUD/Bilateraler Lymphknotenbefall
                      verschlechtert Prognose beim Vulva-Ca                                    12
Forum                 Komplementärmedizin und Brustkrebstherapie
                      PD Cornelia Leo, Dr. Tilly Nothhelfer                                     16
Der spezielle Fall    Mehr als eine Tubagravidität
                      Prof. Martin Heubner                                                      21
FHA Persönlich        Über Knabenchöre und Engelsflügel
                      Prof. Annette Kuhn                                                        24
Sonoquiz              Was ist das?
                      Prof. Luigi Raio                                                          26
Auflösung Sonoquiz    Das Mirror-Syndrom
                      Prof. Luigi Raio                                                          28
Im Bild               Endometriose einmal anders
                      Prof. Martin Heubner                                                      30
Internet News         www.crd.york.ac.uk/PROSPERO
                      www.sciencenews.org
                      Prof. Michael D. Müller                                                   32

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Moderne Genitalatrophie-behandlung - Frauenheilkunde ...
Betrifft                                                                                       29/3/2020

Virtuelle Kontakte

           Schon wieder ein COVID-Betrifft? Leider ja. US-Wahlkampf und Begrenzungs-
           initiative sind zwar nicht minder aktuelle Themen, aber doch etwas heikel. Dann
           also lieber etwas zu virtuellen Kontakten respektive zur virtuellen Pflege von
           Kontakten. Zunächst einmal mutet der Begriff „virtueller Kontakt“ allein sprach-
           lich seltsam an. Bedenkt man, dass das Wort „Kontakt“ etymologisch seinen
           Ursprung im lateinischen contingere (berühren) hat, könnte man fast von einem
           Oxymoron sprechen. Wie auch immer, eine bessere Umschreibung haben wir
           nicht. Virtuelle Veranstaltungen sind momentan omnipräsent. Online-Konferen-
           zen und Fortbildungen im Format von Webinars haben in den letzten Monaten
           eine bemerkenswerte Entwicklung durchlaufen. Sie haben den Sprung vom Aus-
           senseitertum in unseren Alltag geschafft. Wachsende Technikaffinität aus purer
           Notwendigkeit hat eine Entwicklung beschleunigt, die davor nur in Ansätzen zu
           erkennen war. Wo stehen wir nun nach Monaten des beruflichen social distancing?
           Auf der Positivseite sind weniger lästige Fahrten, weniger abendliche Absenzen in
           der Familie und eine geringere Verkehrsdichte zu verzeichnen. Auf der Strecke
           bleibt der informelle Austausch vor und nach Veranstaltungen, bei Pausen und
           Apéros – wir alle wissen, dass auch dieser einen hohen Stellenwert hat. Wir sind,
           und ich denke zum Glück, auch im Beruf soziale Wesen. Im ärztlichen Beruf
           allemal. Es bleibt zu hoffen, dass wir uns bald wieder aussuchen können, welche
           Kontakte wir virtuell pflegen möchten und welche von Angesicht zu Angesicht.
           Bleiben Sie weiterhin gesund!

                                                                       Für die Herausgeber
                                                                      Prof. Martin Heubner

                                                  2
Moderne Genitalatrophie-behandlung - Frauenheilkunde ...
29/3/2020                                                                                                        Thema

                                                                                                          Prof. Annette Kuhn
                                                                                                    Prof. Martin Birkhäuser
                                                                                     Universitätsklinik für Frauenheilkunde
                                                                                                             Inselspital Bern

Moderne Genitalatrophiebehandlung

Die Menopause und die begleitende ovarielle Funktions-        Der Verlust der vaginalen Schleimhautfalten (Rugae)
abnahme können vielfältige Veränderungen, die prak-           und das Dünnerwerden des Epithels werden zwei bis
tisch jedes Organ des Körpers betreffen, beinhalten.          drei Jahre nach der Menopause bemerkt. Der Beginn
Während Hitzewallungen und nächtliches Schwitzen in           dieser körperlichen Befunde ist variabel. Der Verlust
der westlichen Welt allgemein als die häufigsten Symp-        der Fältelung ist durch ein Auseinanderbrechen der
tome angesehen werden, können in anderen geografi-            kollagenen Stützfasern des Vaginalepithels bedingt.
schen Bereichen andere Beschwerden mehr im Vorder-            Bei älter werdenden Frauen ohne Hormontherapie ist
grund stehen. Unterschiede zwischen der westlichen            der Kollagenstoffwechsel beschleunigt.
Welt und dem Fernen Osten bestehen.
                                                              Scheidentrockenheit tritt bereits in der frühen Post-
Der Urogenitaltrakt kann auf das Östrogendefizit              menopause auf und ist am sichtbarsten bei sexuell akti-
besonders empfindlich reagieren. Schätzungsweise die          ven Frauen, bei denen Geschlechtsverkehr mit Schmer-
Hälfte von allen postmenopausalen Frauen wird                 zen oder Dyspareunie verbunden ist. Postmenopausale
Symptome erleiden, die mit der urogenitalen Atrophie          Frauen haben ein totales geschätztes Volumen an
in Beziehung stehen und die das Sexualleben und die           Vaginalsekret von 0,0825/Sammlung von 15 Min., ver-
Lebensqualität beeinträchtigen: Rezidivierende Harn-          glichen mit 0,214 g bei fertilen Frauen. Bei postmeno-
wegsinfekte, Dyspareunie, Inkontinenz und vaginale            pausalen Frauen scheint die Mehrheit der vaginalen
Trockenheit können die Folge sein. Insbesondere rezi-         Flüssigkeit vom Scheidenepithel sezerniert zu werden.
divierende Harnwegsinfektionen können die Lebens-
qualität der Patientinnen erheblich beeinträchtigen.          Die weibliche Urethra und die Harnblase sind
                                                              embryologisch mit der sich entwickelnden Vaginal-
Die vaginale Atrophie wird klinisch meistens vier bis         anlage verwandt. Die Urethra besitzt eine hohe Dichte
fünf Jahre nach der Menopause manifest. Objektive             von Östrogenrezeptoren, da sie sich von derselben
Veränderungen und subjektive Beschwerden sind bei             embryologischen Struktur ableitet wie die distale
25–50 % aller postmenopausalen Frauen vorhanden.              Vagina. Postmenopausal kommt es zu einer Atrophie
                                                              der Urethra mit einer relativen Zunahme von urethra-
Wichtig ist, dass eine lokale vaginale Atrophie auch          len epithelialen Übergangszellen und einer entspre-
bei systemisch substituierten Frauen auftreten kann.          chenden Abnahme von intermediären und superfiziel-
                                                              len squamösen Zellen.
Die Serum-Östradiolspiegel liegen bei der prä-
menopausalen Frau zwischen 147 und 1468 pmol/l
(40–400 pg/ml) und fallen nach der Menopause auf
< 73 pmol/l (20 pg/ml) ab. Diese Verminderung der zir-
kulierenden Östrogene spiegelt sich in der vaginalen
Physiologie und Symptomatik. Die Vagina ist ein ein-
fach zugänglicher und empfindlicher biologischer Indi-
kator für die abnehmenden und tiefen zirkulierenden
Östrogenspiegel bei der postmenopausalen Frau. Der
Verlust der ovariellen Östrogenproduktion ist mit einer                               Abb. 1.Abb. 1. Vulväre Atrophie
Vaginalatrophie assoziiert, die progressiv verläuft.                                  mit Candidabesiedlung

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Thema                                                                                                              29/3/2020

Für die moderne Therapie der vulvogainalen Atrophie                   Ein Cochrane-Review von 2016 fand für die verschie-
kommen prinzipiell zwei Methoden in Frage:                            denen vaginalen Estrogen-Präparate keine unter-
1. Die (klassische) lokale Östrogenisierung und – in                  schiedliche Wirksamkeit.
   letzter Zeit zunehmend gefragt –
2. die lokale Lasertherapie                                           In der Schweiz sind nur Vaginalpräparate mit Estra-
                                                                      diol und dem systemisch schwach wirksamen Estriol
Die lokale Östrogenisierung                                           verfügbar. Hier wird nur auf Estradiol eingegangen.

Nochmals: Auch bei systemisch substituierten Frauen                   Zur lokalen Behandlung eines leichten bis mittel-
kann eine lokale Östrogenisierung wegen symptomati-                   schweren GMS werden im Vergleich zur systemischen
scher Atrophie notwendig sein.                                        Therapie deutlich kleinere Dosierungen benötigt. Die
                                                                      dabei erreichten Steady-State-Plasmaspiegel bleiben
Lokal-vaginale Estrogene können als Tabletten, Vagi-                  für Vaginalringe (Freisetzung von 7,5 μg Estra-
nalzäpfchen/Ovula, Crèmes oder als Vaginalring ver-                   diol/24 h) und Estradioltabletten (25 μg und 10 μg) alle
abreicht werden.                                                      im normalen postmenopausalen Bereich und sind

Tab. 1. Auswirkungen der lokalen Atrophie auf die unterschiedlichen anatomischen Regionen

Blase und Urethra

Belastungsinkontinenz
Reizblase
Rezidivierende Harnwegsinfekte
Abnormer urethraler Maturationsindex
Störung der Kollegensynthese des periuretrhalen Gewebes
Verminderte Durchblutung des periurethralen Plexus

Vagina

Verminderte Durchblutung
Juckreiz
Brennen
Trockenheitsgefühl
Verminderter Glykogengehalt der vaginalen Epithelzellen, Erhöhung des vaginalen pHs
Vermehrte Vaginale Besiedlung mit pathogenen Keimen
Leukorrhoe mit Fluor vaginalis
Abflachung der vaginalen Rugae
Verengung des Introitus und der Vagina, fehlende Elastizität
Störung der Kollagensynthese des paravaginalen Gewebes

Vulva

Verkürzung des Präputiums und daraus resultierende vermehrte Exposition der Klitoris
Verlust des subkutanen Fettgewebes im Bereich der Labien
Schrumpfung der Labia minora und majora
Verlust der Pubesbehaarung

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Beschwerden.

www.zellerag.ch/medical

Z: Estriol, 0.03 mg I: Lokale Behandlung von durch Östrogenmangel bedingten vaginalen Symptomen bei Frauen nach der Menopause D: Ovulum abends vor dem Schlafengehen tief in die Vagina
einführen. Initialbehandlung: 1 Ovulum täglich während der ersten 3 Wochen; Erhaltungstherapie: 2× wöchentlich 1 Ovulum KI: Mammakarzinom, östrogenabhängige Tumoren, unbehandelte
Endometriumhyperplasie, genitale Blutungen unbekannter Ursache, venöse und arterielle thromboembolische Erkrankungen, bekannte Thrombophilie, akute und vorausgegangene Lebererkrankun-
gen, Porphyrie, sowie Überempfindlichkeit auf Inhaltsstoffe UW: Hypertonie, anorektale Beschwerden, Dysurie, vulvovaginaler Pruritus, brennendes Gefühl im Vulvovaginalbereich, Schmerzen
im Vulvovaginalbereich, Fluor vaginalis P: 20 Ovula VK: B, kassenzulässig Zulassungsinhaberin: Zeller Medical AG, 8590 Romanshorn, Tel. 071 466 05 00 Detaillierte Arzneimittelinformationen:
www.swissmedicinfo.ch (Stand der Information: März 2019)
1
  Griesser H et al. (2012) Low dose estriol pessaries for the treatment of vaginal atrophy: A double-blind placebo-controlled trial investigating the efficacy of pessaries containing 0.2mg and 0.03mg estriol.
Maturitas. 71(4):360–8.                                                                                                                                                                            1290/1230
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damit tiefer als die bei einer transdermalen systemi-         tung unter Estrogen-Therapie muss eine endometriale
schen Therapie erreichten Serumspiegel.                       Pathologie ausgeschlossen werden.

Die allfällige Notwendigkeit einer gleichzeitigen Ges-        Seit kurzem sind in der Schweiz ultraniedrigdosierte
tagengabe bei Frauen unter niedrig-dosierten vagina-          Estriol-Ovula (Kadefemin®) erhältlich, die zum einen
len Estrogenpräparaten wurde im Cochrane-Review               nicht gekühlt aufbewahrt werden müssen und zum
von 2016, in der Women’s Health Initiative (WHI)              anderen in Studien nachgewiesen keine Erhöhung des
Observational Study (medianer Follow-Up 7,2 Jahre)            Serumöstriols mit sich bringen, was eine sehr attrak-
und in zwei Reviews von 2019 und 2020 analysiert.             tive Art der Substitution für Patientinnen, die nur
Danach erhöht sich weder das Risiko für eine Verän-           niedrig dosierte Östrogene nehmen wollen, bei guter
derung der Endometriumhöhe noch dasjenige für                 Wirksamkeit und Verträglichkeit bedeutet.
Hyperplasien oder Endometriumkarzinome. Die
Schlussfolgerung, dass bei niedrigdosierter vaginaler         Die Lasertherapie
Estrogentherapie keine Notwendigkeit für die gleich-
zeitige Gabe eines Gestagens zum Endometrium-                 Lasertherapie ist insbesondere für Frauen, bei denen
schutz besteht, ist auch in den Empfehlungen der              Östrogene kontraindiziert sind, eine wirksame und
IMS (International Menopause Society), der SGGG               einfache, aber kostenintensivere Variante.
und der NAMS (North American Menopause Soci-
ety) festgelegt und wird in den Beipackzetteln                Insbesondere bei Frauen mit induzierter Menopause,
beschrieben.                                                  zum Beispiel nach Ovarienentfernung und bei durchge-
                                                              führter Chemo- und/oder Hormontherapie bei Mam-
Wie die transdermale besitzt auch die vaginale Estra-         makarzinom, interessant, bei denen eine herkömmliche
diol-Gabe keinen hepatischen First-Pass-Effekt.               systemische Hormonsubstitution kontraindiziert ist.
Deshalb und wegen der normalpostmenopausalen                  Mehrere Studien haben die Wirksamkeit der Laserthe-
Estradiolspiegel unter Therapie ist es bei der niedrig-       rapie bei vulvovaginaler Atrophie auch randomisiert
dosierten vaginalen Estradiolgabe nicht zu erwarten,          bewiesen, es gibt keine Sicherheitsbedenken.
dass es zu einer Risikoerhöhung von kardiovaskulären
Erkrankungen, Schlaganfällen, thrombo-embolischen             In der Regel werden drei Lasersitzungen im Abstand
Ereignissen, gynäkologischen Karzinomen inkl.                 von etwa vier bis sechs Wochen empfohlen, die Sitzun-
Mamma-Ca oder von Demenz kommt. Die übrigen                   gen können ambulant durchgeführt werden und zeigen
Risiken waren nicht erhöht. Damit ist die in den meis-        gute Resultate. Ein Wermutstropfen sind aktuell die
ten Beipackzetteln immer noch behauptete Risiko-              Kosten, die von den Versicherern nicht übernommen
zunahme für die in der WHI-Studie untersuchten                werden und an den meisten Orten als Selbstzahlerleis-
Erkrankungen formell widerlegt. Diese Fehlinforma-            tung abgerechnet werden müssen.
tion zu den Risiken sollte dringend entfernt werden.
                                                              Zur Verfügung stehen der Neodym YAG Laser und
Bei Patientinnen mit undiagnostizierten vaginalen             der CO2 Laser, bei denen die gängigen Apparate ähn-
Blutungen und solchen mit bekanntem oder vermute-             lich benutzerfreundlich und praktisch sind. Der Neo-
tem Endometriumkarzinom ist eine vaginale Östro-              dym YAG Laser hat eine minimale Eindringtiefe, ist
gengabe kontraindiziert. Bei unklarer vaginaler Blu-          ein sehr robustes Gerät und kann für vielfältige Indi-

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29/3/2020                                                                                            Thema

kationen auch im Bereich der kosmetischen Indikatio-      tinnen aus Sicherheitsgründen nur im Rahmen von
nen eingesetzt werden. Wir führen die Anwendungen         Studien angeboten werden.
mit einer lokalanästhetischen Salbe durch, die vor
Behandlung durch die Patientin aufgetragen wird und       In einer der nächsten Ausgaben werden wir auf die
ca. 20 Minuten einwirken sollte.                          Lasertherapie im Detail unter dem Aspekt der ver-
                                                          schiedensten Indikationen und im Sinne einer Meta-
Für andere Indikationen (OAB, Belastungsinkonti-          analyse eingehen.
nenz, Senkungen, Lichen) als die vulvovaginale Atro-
phie muss der Wirksamkeitsnachweis des Lasers noch        Literatur
erbracht werden; für diese Indikationen sollten Patien-   Bei den Autoren erhältlich                           ■
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Für Sie kommentiert                                                                                           29/3/2020

Niedrigeres Risiko für Zervixdysplasien bei Kupfer-             Prä- und intraoperative Lidocaininfusionen vermindern
spiralenträgerinnen?                                            Schmerzen nach laparoskopischen Operationen

Ein Einfluss auf das Risiko für höhergradige Zervix-            In einer methodisch sauberen, prospektiv randomisier-
dysplasien und Zervixkarzinome durch IUD ist immer              ten Doppelblindstudie bei Patientinnen, die sich einer
wieder diskutiert worden. Viele Studien zeigen einen            laparoskopischen Inguinalhernien-OP unterzogen,
moderaten protektiven Effekt. Eine aktuelle retro-              erhielt die Therapiegruppe Lidocain 2 % (zuerst einen
spektive Kohortenstudie an einem nordamerikani-                 Bolus 1.5 mg/kg gefolgt von einer Infusion mit 2 mg/
schen Patientinnenkollektiv mit über 10 000 Patientin-          kg/Stunde) zu Beginn der Anästhesieeinleitung bis hin
nen beschäftigte sich nun mit der Frage, ob die Art des         zur Extubation.
IUD (Levenorgestrel[LNG]-IUD versus Kupfer[CU]-                 Der primäre Outcome Parameter war der Morphium-
IUD) einen Einfluss auf diesen Effekt hat. Etwa drei            verbrauch innert der ersten 24 Stunden; sekundär wur-
Viertel der Patientinnen, deren medianes Alter bei              den postoperative Schmerzscores, Übelkeit/Erbrechen
29 Jahren lag, hatten ein Cu-IUD erhalten. Die Fol-             (PONV) sowie die Qualität der Erholung (QoR-40
low-Up-Zeit betrug für beide Kohorten etwa neun                 Scores) untersucht.
Jahre im Median, bei 22 % (Cu) respektive 33 %                  Die Vergleichsgruppe erhielt das gleiche Volumen als
(LNG) erfolgte im Laufe dieser Zeit die Entfernung              NaCl-Lösung.
des IUD. Bei der Analyse erfolgte die Adjustierung
                                                                Resultate
auf einige demographische und anamnestische Variab-
                                                                Der Morphiumverbrauch innert 24 Stunden war (0–1)
len. Im Verlauf wurde bei 0,7 % der Cu-IUD-Trägerin-
                                                                mg in der Lidocaingruppe vs. 4 mg in der Kontroll-
nen und bei 1,8 % der LNG-IUD-Trägerinnen eine
                                                                gruppe (p
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einer relativ niedrigen und dementsprechend unbedenk-         scheint als die vaginale Geburt [5, 6]. Die primäre Sec-
lichen Dosierung.                                             tio schliesst aber eine perinatale Übertagung nicht
Da Lidocain mehrere Schmerzwege beeinflusst, ist es           aus [7, 8]. Eine horizontale Übertragung von HPV
ein interessanter Spieler in einem multimodalen               beim Stillen ist ebenfalls möglich, wird aber sehr kon-
Schmerzpräventionskonzept.                                    trovers diskutiert [9]. So wurde interessanterweise
Auch in einer kürzlich veröffentlichten Cochrane Studie       keine Korrelation gefunden zwischen den in der Mut-
zeigte sich eine signifikante Verminderung des postope-       termilch und der oralen Mucosa der Säuglinge nach-
rativen Opiatverbrauchs unter Lidocain (Weibel, S et          gewiesenen HPV-Subtypen, wohl aber mit denjenigen
al., Cochrane Database Syst. Rev.2018;6:CD009642).            der Mundmucosa des Partners! [10]
Die Frage ist noch unbeantwortet, ob ein Weiterführen         Es gibt kaum saubere, prospektive Studien mit ver-
der Lidocaininfusion nach Aufwachen der Patientinnen          gleichbaren Einschlusskriterien und Labormethoden
eine weitere Verbesserung bringt.                             zur HPV-Detektion und -Typisierung. Entsprechend
Bemerkenswert ist auch die Reduktion von PONV                 sind die verschiedenen Metaanalysen durch eine mehr
(Übelkeit/Erbrechen), wahrscheinlich, weil unter Lido-        oder weniger ausgeprägte Heterogenität geprägt und
cain weniger Opioide gegeben wurden.                          müssen entsprechend mit Vorsicht interpretiert wer-
Zusammengefasst ein interessanter, einfacher Ansatz,          den. In der Literatur wird von Transmissionsraten
um die postoperative Phase weiter zu verbessern.              zwischen 2.8 und 39.7 % berichtet [11, 12]. In einer der
                                        Michael K. Hohl       letzten Metaanalysen, welche ich gefunden habe, lag
                                                              die vertikale Transmissionsrate bei 4.9 % (95 % CI
                                                              1.651–9.849) und die Sectio schien hier nicht mit einer
Vertikale HPV-Übertragung                                     geringeren Transmissionsrate assoziiert zu sein
                                                              (pooled RR = 0.912, 95 % CI 0.226–3.674, I2 =
Bei Kindern kann das humane Papillomavirus (HPV)              24.48 %) [6]. Insgesamt scheint die vertikale Transmis-
eine rezidivierende, respiratorische Papillomatose            sionsrate doch geringer auszufallen, als man erwartet
(RRP) verursachen, eine benigne und sehr seltene              hat.
Krankheit, welche fast immer durch Low-risk-HPV-              Spannend wird es sein zu verfolgen, wie sich diese
Subtypen (v. a. 6 oder 11) induziert wird [1]. Maligne        Transmissionsrate im Zeitalter der HPV-Impfung ver-
Tumoren im Mund- und Halsbereich sind in etwa                 halten wird. Bekanntlich verursacht diese Impfung
25 % ebenfalls mit HPV assoziiert, v. a. mit den onko-        eine stärkere Antikörperreaktion als eine genuine
genen Subtypen, welche auch in den Zervixdysplasien           HPV-Infektion. Ein Vergleich der HPV-IgG zwischen
und -karzinomen oder anogenital gefunden wer-                 Mutter und Neugeborenem konnte zeigen, dass eine
den [1, 2]. HPV ist zweifelsohne eine sexuell übertra-        hohe Korrelation besteht für die Subtypen 6, 11, 16
gene Krankheit. Im Falle der HNO-Tumoren ist dies             und 18 [13]. Das spricht nicht unbedingt für eine verti-
meist bedingt durch oralen Sex oder durch Selbst-             kale HPV-Transmission, sondern für den physiologi-
inokulation [3, 4]. Somit sind auch nicht-sexuelle            schen, transplazentaren IgG-Transfer zwischen Mut-
Wege der Übertragung möglich.                                 ter und Kind. Die Antikörper verschwinden innerhalb
                                                              von 12–24 Monaten nach der Geburt praktisch voll-
Eine vertikale Transmission von der infizierten Mutter        ständig [12]. Wahrscheinlich könnten diese Antikörper
auf das Kind wurde mehrfach beschrieben, wobei die            auch protektiv wirken auf die horizontale HPV-Trans-
Sectio in früheren Studien eher protektiver zu sein           mission bei der Geburt oder gar beim Stillen? Entspre-

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chende Studien bei Frauen nach HPV-Impfung fehlen                           up lag bei 22.8 Jahren (IQR 21.8–24.0). Die Autoren
zurzeit gänzlich.                                                           beobachteten eine signifikante Reduktion der brust-
                                                                            krebsassoziierten Mortalität nach zehn Jahren Follow-
Literatur                                                                   up: 83 Brustkrebstodesfälle in der Screening-Gruppe
 1.   Tumban E., Viruses 2019; 11:922.                                      vs. 219 Brustkrebstodesfälle in der Kontrollgruppe
 2.   Syrjänen S., APMIS 2010; 118: 494–509.                                (relative rate [RR] 0.75 [95 % CI 0.58–0.97]; p = 0.029).
 3.   Sonnex C et al., Sex Transm Infect 1999; 75:317–9.                    Nach mehr als zehn Jahren Follow-up war die Reduk-
 4.   Winer RL, et al., Cancer Epidemiol Biomarkers Prev 2010; 19:
      1682–5.                                                               tion der Todesfälle nicht mehr signifikant, in absolu-
 5.   Medeiros LR et al., Cad Saude Publica 2005; 21:1006–15.               ten Zahlen jedoch weiterhin nachvollziehbar: 126 vs.
 6.   Zouridis A et al., Archives of Gynecology and Obstetrics 2018;        255 Todesfälle (RR 0.98 [0.79–1.22]; p =0.86) (Duffy
      298:35–44.                                                            et al., Lancet Oncol 2020; 21:1165–72).
 7.   Chatzistamatiou K, et al., J Obstet Gynaecol 2016; 36:10–4.
 8.   Tseng CJ, et al., Obstet Gynecol 1998; 91: 92–6.
 9.   Yoshida K et al., J Obstet Gynaecol 2011; 31:503–6.                   Kommentar
10.   Louvanto K et al., Pediatr Infect Dis J 2017; 36:627–30.              Die jährliche Mammographie ab dem 40. Lebensjahr
11.   Freitas AC et al., Clin Infect Dis 2013; 56:1451–6.                   war in der hier publizierten Studie mit einer signifikan-
12.   Watts DH, et al., Am J Obstet Gynecol 1998; 178:365–73.
13.   Zahreddine M et al., EClinicalMedicine 2020; 21:100334.
                                                                            ten Reduktion der brustkrebsassoziierten Mortalität
                                                                            während der Interventionsphase assoziiert (gegenüber
                                                        Luigi Raio          einer Kontrollgruppe, die keine MG erhielt). Ab dem
                                                                            50. Lebensjahr (ab dem sowohl die Interventions- als
                                                                            auch Kontrollgruppe das reguläre Screening erhielten)
Mammographiescreening ab 40 Jahren?                                         war die relative Reduktion nicht mehr so ausgeprägt,
                                                                            aber die absolute Reduktion an Todesfällen blieb kons-
Die Autoren berichten über den UK Age Trial, wel-                           tant. Der Effekt an „Überdiagnosen“ in den ersten zehn
cher zwischen 1990 und 1997 Frauen rekrutierte, um                          Jahren schien nicht wesentlich erhöht zu sein, und die
den Effekt des jährlichen Mammographiescreenings                            Autoren beobachteten auch keinen Schaden bezüglich
ab dem 40. Lebensjahr zu untersuchen. Es handelt sich                       einer erhöhten Strahlenexposition.
um eine randomisierte, kontrollierte Studie, die an                                                                      Cornelia Leo
23 Brustscreening-Einheiten in Grossbritannien statt-
fand. Insgesamt wurden 160 921 Frauen rekrutiert,
davon wurden 53 883 in die Interventionsgruppe ran-                         Schlechter Outcome der Schwangerschaft und spätere
domisiert (jährliche MG zwischen 40. und 48. Lebens-                        Entwicklung von rheumatologischen Erkrankungen
jahr) und 106 953 in die Kontrollgruppe (keine MG bis
50. Lebensjahr). Ab dem 50. Lebensjahr erhielten die                        Die Schwangerschaft als Belastungstest für das Leben
Frauen alle die in Grossbritannien übliche Einladung                        war schon einige Male Thema in der FHA. Dabei wis-
zum regulären Mammographiescreening. Der primäre                            sen wir ja zur Genüge, dass speziell die hypertensiven
Endpunkt dieser Studie war die brustkrebsassoziierte                        Erkrankungen ein deutlich erhöhtes Risiko für kardio-
Mortalität während der Interventionsphase.                                  vaskuläre Erkrankungen später im Leben darstellen.
                                                                            So haben Frauen mit Zustand nach schwerer Präe-
In der vorliegenden Analyse werden die Daten zum                            klampsie ein signifikant höheres Risiko, eine Hyperto-
Langzeit-Follow-up dargestellt. Das mediane Follow-                         nie zu entwickeln oder an einem Herzinfarkt oder

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Hirnschlag zu sterben als Frauen mit normalem                Autoimmunprozesse kausal mit der Entwicklung einer
Schwangerschaftsoutcome [1]. Wir wissen auch, dass           Präeklampsie assoziiert sein können. Es stellt sich hier
vorbestehende Krankheiten, welche mit einer endo-            die Frage, was ist Huhn und was das Ei!? In dieser
thelialen Störung einhergehen, das Risiko für eine           Arbeit wurden Datenbanken und Diagnosecodes
hypertensive Erkrankung in einer Schwangerschaft             gekoppelt und Inzidenzen gesucht. Es ist nicht klar, ob
signifikant erhöhen. Zu nennen sind dabei vorbeste-          diese Frauen zum Zeitpunkt der Geburt bereits Hin-
hende Hypertonie oder renale Krankheiten, metaboli-          weise für autoimmune Probleme aufgewiesen haben
sche Störungen wie Adipositas oder Diabetes wie auch         oder nicht. Aus meiner Erfahrung der letzten 20 Jahre
hämatologische und rheumatologische Erkrankungen             Nachsorge von PE-Fällen sind etwa 14 % der Frauen
wie v. a. ein systemischer Lupus erythematodes (SLE),        bereits 6–12 Wochen nach der Geburt positiv für aPL-
ein Antiphospholipidsyndrom (APS) und andere Bin-            Ak und einige Prozent dieser Frauen weisen „unspezi-
degewebserkrankungen. Vor allem das APS wird bei             fische“ Erhöhungen der antinukleären Antikörper auf.
uns in der Präeklampsie-Nachsorgesprechstunde                Ich bin eher der Meinung, dass eine saubere, post-
gesucht, insbesondere bei den frühen Präeklampsien           natale Abklärung dieser Frauen viele solcher Prob-
Wussten Sie schon …                                                                                     29/3/2020

… dass Antibiotika (AB) die            die Empfehlung, dass Antibiotika        rapie wurde je nach potenzieller
Wirkung von Ovulationshemmern          und Ovulationshemmer kein dies-         Zuweisungsart (aus Routine-
(OH) mindern können?                   bezügliches Problem hätten. Aller-      Screening, über Notfallaufnahme
                                       dings basiert diese Empfehlung auf      etc.) kalkuliert und der Einfluss
Basierend auf einer grossen            sehr kleinen Studien.                   auf die Prognose nach 1, 3 und
Datenbank aus Grossbritannien          Diese neuen Daten weisen nun dar-       5 Jahren nach Diagnose berechnet.
wurden drei Gruppen verglichen:        auf hin, dass Antibiotika tatsächlich   Je nach Szenario wird eine Erhö-
Patientinnen, die Antibiotika ein-     die Wirksamkeit von OH beein-           hung der Sterblichkeit an Brust-
nahmen (N = 74 623) (z. B.:            trächtigen können, z. B. durch          krebs von 7.9 bis 9.6 %, an kolo-
Amoxicillin, Ampicillin, Cefale-       Beeinflussung der Östrogenauf-          rektalem Karzinom von 15.3 bis
xin, Ciprofloxacin, Erythromycin,      nahme im Gastrointestinaltrakt          16.6 %, an Bronchialkarzinom von
Metronidazol, Nitrofurantoin,          (Änderung des Darmmikobioms             4.8 bis 5.3 % sowie am Ösophagus-
Oxytetracyclin, Trimethoprim);         durch die Antibiotika).                 karzinom von 5.8 bis 6.0 % nach
enzyminduzierende Medikamente          Die Autoren empfehlen, dass sich        5 Jahren geschätzt. An den Zahlen
(z. B.: Carbamazine, Griseofulvin,     Frauen mit OH während einer Anti-       für Mamma- und kolorektale Kar-
Phenobarbital, Phenytoin, Prifa-       biotikatherapie und eine Woche          zinome wird deutlich, dass insbe-
butin, Rifampicin, Topiramat)          darüber hinaus zusätzlich schützen      sondere bei den durch Früherken-
und solche mit Kontrollmedika-         sollten (z. B. mit Kondomen). Die       nungsprogramme entdeckte
menten (N = 65 578).                   Erkenntnis aus dieser Studie ist von    Tumorentitäten der erwartete
Im Vergleich zu den Kontrollen         erheblicher praktischer Bedeutung       negative Effekt besonders ausge-
waren unerwünschte Schwanger-          und in der gynäkologischen Praxis       prägt ist (Maringe C et al., Lancet
schaften unter Antibiotika 7× häu-     sollten wir auf diesen Zusammen-        Oncology 2020; 21,8:1023–34).
figer (p
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Abortes deutlicher erhöht zu sein        die den Rauchstopp in und vor der      parae die Inkontinenz signifikant
(Molitoris J et al., Perspect Sex        Schwangerschaft einmal wieder          reduziert, nicht aber die Stuhl-
Reprod Health 2019; 51:153–63).          unterstützt.                           inkontinenz?
                                         Das schwedische Register erleich-
Kommentar                                tert eine so grosse Datenanalyse       Diese hochqualitative Studie aus
Was mich bei der Lektüre dieser,         von qualitativ hochwertigen Daten      Island hat in einem aufwendigen
aber auch anderer Arbeiten zum           mit grossen Zahlen und kann nur        Setting gezeigt, was wir schon
Stillen und zur Schwangerschaft          immer wieder lobenswert erwähnt        lange vermuten: Postpartal inkon-
überrascht hat, war, dass das Stil-      werden (Brand J et al., BMJ 2020;      tinente Primiparae wurde in eine
len während der Schwangerschaft          368: l7057).                           Interventionsgruppe mit 12 konse-
neben dem Abortrisiko nicht unbe-                                       a.k.    kutiven Physio-Session und eine
dingt mit anderen Komplikationen                                                Kontrollgruppe ohne Therapie
wie Frühgeburtlichkeit oder Plazen-      … dass die operative Korrektur des     randomisiert. Als Endpunkt wur-
tainsuffizienz assoziiert war.           Descensus genitalis zu einer deut-     den die Urininkontinenz und der
                                  l.r.   lichen Verbesserung der Lebens-        Störwert selbiger definiert, erfasst
                                         qualität führt?                        wurde darüber hinaus aber auch
… dass Kinder von Raucherinnen                                                  noch die Stuhlinkontinenz.
ein erhöhtes Frakturrisiko haben?        Mehr als 255 Patientinnen wurden       Nach 12 Monaten war Urininkon-
                                         nach operativer Korrektur eines        tinenz immer noch bei 57 % der
Eine Datenanalyse von knapp              Descensus nach sechs Monaten           Interventionsgruppe und bei 82 %
3 000 000 Kindern, die im schwedi-       sowie nach zwei Jahren standardi-      der Kontrollgruppe ein Problem.
schen Geburtenregister prospektiv        siert hinsichtlich ihrer Lebensqua-    Die Stuhlinkontinenz wurde nicht
erfasst wurden, hat das Frakturri-       lität befragt. Bei ca. 70 % konnte     positiv beeinflusst.
siko von Kindern, deren Mütter in        auch nach zwei Jahren eine signifi-    Diese sorgfältig durchgeführte Stu-
der Schwangerschaft rauchen und          kante Verbesserung der Lebens-         die untermauert die Verschreibung
von Müttern, die während der             qualität verzeichnet werden, 85 %      postpartaler Physiotherapie insbe-
Schwangerschaft nicht rauchen,           waren langfristig zufrieden mit        sondere bei Patientinnen, die
analysiert.                              dem erreichten Ergebnis. Vor           Beckenbodenprobleme haben, der
Die Resultate waren sehr interes-        allem die Korrektur eines apikalen     Langzeiteffekt ist nicht determi-
sant: Im ersten Lebensjahr und im        Prolapses war mit einer guten und      niert. Ein ungelöstes Problem
Alter von fünf bis 32 Jahren hat         konsistenten Verbesserung ver-         bleibt immer noch das Training der
der Nachwuchs der Raucherinnen           gesellschaftet, fortgesetzter Niko-    Reflexreaktivität, die in dieser Stu-
ein erhöhtes Frakturrisiko, im           tinabusus war dagegen ein negati-      die nicht untersucht wurde (Am J
Alter von einem bis vier und nach        ver prädiktiver Faktor (Mattsson       Obstet Gynecol 2020; 222:247).
32 Jahren hat das Rauchen auf            NK et al., AJOG 2019; 222,6:588).                                        a.k.
den Nachwuchs keinen signifikan-                                         m.h.
ten Einfluss.                                                                   … dass Kinder, welche über
Eine – wie immer bei aus dem             … dass postpartale physiotherapeu-     12 Monate gestillt werden, mit fünf
schwedischen Register stammen-           tisch instruierte Beckenbodenreha-     Jahren signifikant mehr Karies
den Studien! – informative Studie,       bilitation bei inkontinenten Primi-    aufweisen?

                                                         13
Wussten Sie schon …                                                                                      29/3/2020

Es gibt keine bessere Ernährung          führt. 100 Patientinnen wurden         metriumablation zu einer starken
für die Säuglinge als die Mutter-        präoperativ blind in zwei Gruppen      Abnahme des Menstruationsblut-
milch. Da gibt es keine Zweifel.         randomisiert: 50 Patientinnen wur-     verlusts führen, die Endometrium-
Mindestens sechs Monate wird             den der Interventionsgruppe (mit       ablation jedoch effektiver ist. Die
empfohlen. Auch hier zeigt sich          Lokalanästhetikum) und 50 in die       Patientenzufriedenheit, Lebens-
aber, dass mehr nicht unbedingt          Kontrollgruppe zugeteilt. Ein sig-     qualität und sexuelle Funktionen
besser bedeutet. In dieser brasilia-     nifikanter Schmerz-Unterschied         waren zwischen beiden Strategien
nischen Population lag die Inzi-         (gemessen mittels Visual Analogue      vergleichbar. Frauen, die mit dem
denz von schwerem Kariesbefall           Scale [VAS]) konnte in der Inter-      intrauterinen Levonorgestrel-
im Alter von fünf Jahren bei             ventionsgruppe nachgewiesen wer-       System behandelt wurden, hatten
23.9 %! Kinder, welche über              den. In der Interventionsgruppe        jedoch ein erhöhtes Risiko, eine
12 Monate gestillt worden waren,         betrug der durchschnittliche           weitere Intervention zu erhalten,
hatten ein 2.4-fach höheres Risiko       Anstieg des VAS-Wertes 1,9; ver-       um das gewünschte Ergebnis zu
verglichen mit denjenigen, welche        glichen mit einem VAS-Anstieg          erzielen. Die Ergebnisse erlauben
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                  tiven Lymphknoten im Bereich                                                                knotenbeteiligung eine schlechtere                                                    Gesamtüberleben bei Patientinnen
                  beider Inguinae im Vergleich zu                                                             Prognose als Patientinnen mit                                                         mit Vulvakarzinome vorhersagen
                  Patientinnen mit einseitiger                                                                bilateralem Nachweis von negati-                                                      (Papadia A et al, J Cancer Res
                  Lymphknotenbeteiligung eine                                                                 ven Lymphknoten. Ausserdem                                                            Clin Oncol 2020; doi.org/10.1007/
                  schlechtere Prognose haben. In                                                              sind Tumorgröße und Lymphkno-                                                         s00432-020-03196-9).
                  ähnlicher Weise haben Patientin-                                                            tenstatus unabhängige Faktoren,                                                                                   m.d.m.
                  nen mit einer einseitigen Lymph-                                                            welche die Rezidivrate und das                                                                                       ■

                                                                                              NEU:
                                                                                              Kassenzulässig 1
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Lynparza® ist der einzige indizierte PARP-Inhibitor
für die Erstlinien-Erhaltungstherapie bei Patientinnen
mit fortgeschrittenem Ovarialkarzinom
und BRCA-Mutation*2

* Indiziert in der 1L für somatische sowie Keimbahn-BRCA-Mutationen

Referenzen
1. Spezialitätenliste, www.spezialitaetenliste.ch. 2. Fachinformation Lynparza® Filmtabletten, www.swissmedicinfo.ch; Stand der Fachinformation: Mai 2020.
Konsultieren Sie bitte vor einer Verschreibung die vollständige Fachinformation publiziert auf der Homepage von Swissmedic (www.swissmedic.ch oder www.swissmedicinfo.ch).
Lynparza® Z: Olaparibum; Filmtabletten zu 100 mg und 150 mg; Liste A. I: Zur Erhaltungstherapie (Monotherapie) bei Patientinnen mit BRCA-mutiertem fortgeschrittenem, high-grade serösem
Ovarialkarzinom im Anschluss an eine (neo)adjuvante platinhaltige Erstlinien-Chemotherapie bei Vorliegen einer kompletten oder partiellen Remission. Zur Erhaltungstherapie (Monotherapie) bei
Patientinnen mit fortgeschrittenem, platinsensitivem rezidiviertem high-grade serösem Ovarialkarzinom im Anschluss an eine platinhaltige Chemotherapie bei Vorliegen einer kompletten oder par-
tiellen Remission. Monotherapie bei Patienten mit metastasiertem HER2-negativem Mammakarzinom mit gBRCA-Mutation, die zuvor mit Anthrazyklin und Taxan behandelt wurden. Zur Erhaltungs-
therapie (Monotherapie) bei Patienten mit metastasiertem Adenokarzinom des Pankreas mit gBRCA-Mutation. D: 300 mg zweimal täglich. Dosisanpassung auf 250 mg bzw. 200 mg zweimal täglich
möglich. Lynparza Filmtabletten dürfen nicht Milligramm per Milligramm durch Lynparza Kapseln ausgetauscht werden. KI: Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff oder einem der Hilfsstoffe.
Schwangerschaft und Stillzeit. V: Hämatologische Toxizität. Myelodysplastisches Syndrom/akute myeloide Leukämie. Pneumonitis. Interaktionen mit starken oder moderaten CYP3A-Modulatoren.
IA: Antineoplastische Substanzen. Starke und moderate CYP3A-Modulatoren. Substrate von CYP3A und Transportproteinen. UAW: Sehr häufig: Übelkeit, Erbrechen, Diarrhö, Dyspepsie, Schmerzen
im Oberbauch, Fatigue, Kopfschmerzen, Dysgeusie, verminderter Appetit, Schwindel, Anämie, Neutropenie, Thrombozytopenie, Leukozytopenie, Husten, Dyspnoe. Häufig: Lymphozytopenie, Rash,
Stomatitis, Anstieg des Kreatininspiegels. Gelegentlich, selten, sehr selten: siehe www.swissmedicinfo.ch. Weitere Informationen: www.swissmedicinfo.ch oder AstraZeneca AG; Neuenhofstrasse 34,
6340 Baar. www.astrazeneca.ch. Stand der Information: Mai 2020.
AstraZeneca AG, Neuhofstrasse 34, 6340 Baar.
MSD Merck Sharp & Dohme AG, Werftestrasse 4, 6005 Luzern.                                                                                                        CH-2590 / CH-LYN-00055 / 06.2020
Forum                                                                                                           29/3/2020

                                                                                                          PD Cornelia Leo1
                                                                                                        Dr. Tilly Nothhelfer2
                                                                                                   Frauenklinik1, Onkologie2
                                                                                                       Kantonsspital Baden

Komplementärmedizin und Brustkrebstherapie

Unter dem Begriff Komplementärmedizin wird eine                 medizin wünschen, dass das Thema häufig aber nicht
Vielzahl diverser Verfahren zusammengefasst, welche             aktiv vom behandelnden Onkologen angesprochen
zusätzlich und häufig parallel zur konventionellen Medi-        wird. Patientinnen scheinen sich die Informationen
zin Anwendung finden. Dazu gehören unter anderem                aus dem Internet und von Freunden und Familie zu
Therapiesysteme, wie die traditionelle chinesische Medi-        holen. Auch der Hausarzt spielt eine wichtige Rolle.
zin (TCM) mit u. a. Akupunktur und Akupressur, nicht            Wichtig ist es, von Seiten der Onkologen/Gynäkolo-
medikamentöse Therapieformen, wie Mind-Body-Medi-               gen hier aktiv Gesprächs- und Behandlungsangebote
zin und Yoga, aber auch der Einsatz einzelner Nah-              zu unterbreiten, um einerseits sinnvolle komplemen-
rungsergänzungskomponenten (z. B. Vitamin C oder                tärmedizinische Therapieansätze zu integrieren und
Selen) und die Misteltherapie.                                  um andererseits zu verhindern, dass schädliche Thera-
                                                                pien angewendet werden. Es ist wichtig zu wissen,
Über die letzten 30 Jahre hat sich der Anteil an                welche zusätzlichen Substanzen, Vitamine, Spurenele-
Patienten/-innen, die komplementär-medizinische                 mente etc. eingenommen werden, da es zu ungünstigen
Angebote im Rahmen einer Krebstherapie nutzen,                  Wechselwirkungen mit der Antitumortherapie kom-
deutlich erhöht. Einer Metaanalyse aus dem Jahr 2012            men kann.
zufolge steigerte sich dieser Anteil von ca. 25 % in den
1970er Jahren auf mehr als 30 % in den 1990er Jahren
auf bis zu 49 % nach dem Jahr 2000 [1]. Unter                   Was sagen die Leitlinien?
Brustkrebspatientinnen ist der Anteil von Frauen, die
komplementärmedizinische Ansätze zusätzlich zur                 Die deutsche Arbeitsgemeinschaft für gynäkologische
Standardkrebstherapie nutzen, besonders hoch [2].               Onkologie (AGO) hat Empfehlungen zur Komple-
                                                                mentärmedizin in ihre Leitlinien integriert, die jährlich
Aspekte der hohen Akzeptanz komplementärmedizi-                 nach dem aktuellen Stand der Evidenz aktualisiert
nischer Methoden bei Brustkrebspatientinnen sind das            werden (https://www.ago-online.de/leitlinien-empfeh-
Bedürfnis, zur Verbesserung ihrer allgemeinen                   lungen/leitlinien-empfehlungen/kommission-mamma).
Gesundheit aktiv beizutragen, der Wunsch, Nebenwir-             Dort kommt v. a. den nicht-medikamentösen Mass-
kungen der onkologischen Therapien zu reduzieren                nahmen, wie Yoga, Akupunktur und Mindfulness
sowie ihr Immunsystem zu stärken. Dabei wird die                Based Stress Reduction (MBSR), eine prominente
Compliance mit den konventionellen Therapien äus-               Rolle zu. Für diese Verfahren liegt eine positive Evi-
serst selten negativ beeinflusst. Patientinnen, die Kom-        denz vor, sie können mit der Antitumortherapie gut
plementärmedizin nutzen, sind in der Regel jünger,              kombiniert werden und sie wirken sich auf verschie-
haben einen höheren Bildungsstatus und zeigen einen             dene Aspekte der tumortherapie-assoziierten Neben-
aktiveren Umgang mit der Erkrankung [3]. Auf der                wirkungen günstig aus.
anderen Seite scheinen auch Frauen mit fortgeschritte-
ner Erkrankung und stärker beeinträchtigter Lebens-             Medikamentöse komplementärmedizinische Thera-
qualität eher komplementärmedizinische Angebote zu              pien werden nur sehr eingeschränkt empfohlen. Das
nutzen [2].                                                     liegt einerseits an der mangelnden Evidenz für einen
                                                                Nutzen der Substanzen und andererseits an deren
Verschiedene Studien haben gezeigt, dass sich Brust-            Potenzial zu ungünstigen Interaktionen mit der Anti-
krebspatientinnen Informationen zu Komplementär-                tumortherapie. Gemäss AGO können beispielsweise

                                                           16
29/3/2020                                                                                                 Forum

Mistellektine erwogen werden zur Reduktion therapie-          seits, aber auch von Fatigue und Schlafstörungen
assoziierter Nebenwirkungen.                                  andererseits, konnten durch MBSR nachgewiesen wer-
                                                              den [5]. Das MBSR-Programm geht über 8 Wochen
Aktuell beschäftigen sich einige Studien mit dem              (2–3h pro Woche), hinzu kommen ein Achtsamkeitstag
Effekt des Kurzzeitfastens auf die Chemotherapiever-          und tägliche Übungsaufgaben. Kurse werden z. B. über
träglichkeit und es scheint hier positive Effekte zu          die Krebsliga angeboten. Ausgebildete Therapeuten
geben [4]. Allerdings sind die vorhandenen Studien            sind auf der Homepage des MBSR-Verbandes der
noch zu klein, als dass man generelle Empfehlungen            Schweiz zu finden (www.mbsr-verband.ch/kursange-
ableiten könnte.                                              bote/lehrende/).

MBSR (Mindfulness-Based Stress Reduction)                     Yoga

Für die achtsamkeitsbasierte Stressbewältigung gibt es        In einer aktuellen Metaanalyse wurde gezeigt, dass
gute Evidenz, dass damit die Lebensqualität von               Yoga v. a. bei Frauen nach Brustkrebstherapie einen
Krebspatienten verbessert werden kann (Abb. 1). Ver-          grossen Effekt auf die Linderung von Fatigue-Symp-
minderung von Stress, Angst und Depression einer-             tomen (körperliche und kognitive Fatigue) hatte. Der

Abb. 1. AGO-Empfehlungen und Evidenz für Mind-Body-Medizin/MBSR

                                                         17
Forum                                                                                                   29/3/2020

Effekt unter einer noch laufenden Therapie war gerin-        flussen, zum anderen wurde in einer randomisierten
ger ausgeprägt [6]. Auch ein Cochrane Review aus             klinischen Studie auch gezeigt, dass Akupunktur aro-
dem Jahr 2017 kommt zu dem Schluss, dass Yoga                mataseinhibitor-assoziierte Arthralgien lindern kann
einen positiven Effekt hat für die Verbesserung der          [8]. Auch die schwierig zu behandelnden Hitzewallun-
Lebensqualität, die Reduktion von Fatigue und                gen lassen sich durch Akupunktur verbessern [9].
Schlafstörungen sowie die Bewältigung von Depres-            Damit kommen auch die AGO-Empfehlungen zu
sion und Angst [7]. Demzufolge wird Yoga auch in             einer positiven Bewertung für die Akupunktur als
den AGO-Leitlinien empfohlen.                                komplementäre Therapie (Abb. 3).

Akupunktur/Akupressur                                        Fazit

Verschiedene Studien haben in den letzten Jahren             Viele Brustkrebspatientinnen haben den Wunsch,
positive Evidenz für die Anwendung von Akupunktur            Verfahren der Komplementärmedizin in ihre onkolo-
zur Linderung therapie-assoziierter Nebenwirkungen           gische Therapie zu integrieren. Die nicht-medikamen-
geliefert. Zum einen kann Akupunktur chemothera-             tösen Interventionen, wie MBSR, Yoga oder Aku-
pie-assoziierte Übelkeit und Erbrechen günstig beein-        punktur, sind mit positiver Evidenz belegt und werden

Abb. 2. AGO-Empfehlungen und Evidenz für Mind-Body-Medizin/Yoga

                                                        18
1 ST
                                                                                                                                                  IBRA LINE
                                                                                                                                                        NCE
                                                                                                                                                            + AI
                                                                                                                                                    KASS
                                                                                                                                                  VERG EN-
                                                                                                                                                        ÜTET 1

                                                                                             GEMEINSAM
                                                                                             MEHR ERREICHEN
                                                                                             BEI FORTGESCHRITTENEM
                                                                                             HR+/HER2- BRUSTKREBS2

                                                                                                     1st-line                                          2nd-line

                                                                                             PRÄ-, PERI- UND
                                                                                             POSTMENOPAUSAL2,3,4

IBRANCE® ist indiziert zur Behandlung von postmenopausalen Frauen mit HR+/HER2- fortgeschrittenem oder metastasiertem
Mammakarzinom in Kombination mit einem Aromatasehemmer, oder, falls sie zuvor eine endokrine Therapie erhielten, in Kombination
mit Fulvestrant. Bei prä-/perimenopausalen Frauen kombiniert mit LHRH Analoga.2

AI = aromatase inhibitor; HR+/HER2– = hormone receptor positive, human epidermal growth factor receptor 2 negative; LHRH = luteinising hormone–releasing hormone; mBC = metastatic breast
cancer; PFS = progression–free survival
                                                                                                                                                                                                    PP-IBR-CHE-0236 Mar 2020

Referenzen: 1. Angaben zur Spezialitätenliste des Bundesamts für Gesundheit und der Limitatio finden Sie unter www.spezialitätenliste.ch/ShowPreparations. aspx?searchType=Substance
&searchValue=Palbociclibum 2. Aktuelle Fachinformation IBRANCE® (Palbociclib), www.swissmedicinfo.ch. 3. Finn RS et al. Palbociclib and Letrozole in Advanced Breast Cancer. N Engl J Med.
2016;375(20):1925-1936. 4. Cristofanilli M et al. Fulvestrant plus palbociclib versus fulvestrant plus placebo for treatment of hormone-receptor-positive, HER2-negative metastatic breast cancer
that progressed on previous endocrine therapy (PALOMA-3): final analysis of the multicentre, double-blind, phase 3 randomised controlled trial. Lancet Oncol. 2016;17(4):425-39.
Ibrance® (Palbociclib). Indikationen: Behandlung von postmenopausalen Frauen mit HR-positivem, HER2-negativem lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem Mammakarzinom in
Kombination mit einem Aromatasehemmer, oder, falls sie zuvor eine endokrine Therapie erhielten, in Kombination mit Fulvestrant. Bei prä-/perimenopausalen Frauen kombiniert mit LHRH
Analoga. Dosierung: Erwachsene: 125 mg einmal täglich (mit Mahlzeit) während 21 Tagen, gefolgt von einer siebentägigen Pause. Letrozol-, Anastrozol- oder Exemestan-Dosierung gemäss
entsprechender Fachinformation; Fulvestrant-Dosierung gemäss Fachinformation. Dosisanpassung abhängig von individueller Sicherheit und Verträglichkeit. Keine Dosisanpassung bei leichter
oder mittelschwerer Leberfunktionsstörung; Bei Patienten mit schwerer Leberfunktionsstörung 75 mg einmal täglich im Schema 3/1. Bei leichter, mässiger oder schwerer Niereninsuffizienz
keine Dosisanpassung erforderlich. Ungenügende Daten bei hämodialysepflichtigen Patienten. Kontraindikationen: Überempfindlichkeit gegenüber Palbociclib oder Hilfsstoffen.
Warnhinweise/Vorsichtsmassnahmen: Hämatologische Störungen (Blutbildkontrollen erforderlich), Infektionen, Fertilität, QT-verlängernde Co-Medikation, Schwangerschaft/Stillzeit,
embryofetale Toxizität. Interaktionen: CYP3A4 Inhibitoren, Grapefruit, CYP3A4 Induktoren, Johanniskraut, CYP3A4 Substrate. Unerwünschte Wirkungen: Infektionen, Neutropenie
(häufig febril), Leukopenie, Anämie, Thrombozytopenie, Appetit vermindert, Geschmacksstörung, Sehen verschwommen, Tränensekretion verstärkt, trockenes Auge, Epistaxis,
interstitielle Lungenerkrankung/Pneumonitis, Übelkeit, Stomatitis, Diarrhoe, Erbrechen, ALT bzw. AST erhöht, Alopezie, Ausschlag, trockene Haut, Ermüdung, Asthenie, Fieber,
u.a. Packungen: 75 mg, 100 mg und 125 mg: 21 Hartgelatinekapseln. Verkaufskategorie A. Zulassungsinhaberin: Pfizer AG, Schärenmoosstrasse 99, 8052 Zürich. Ausführliche
Informationen siehe Arzneimittel-Fachinformation unter www.swissmedicinfo.ch. (V013)
Forum                                                                                                             29/3/2020

Abb. 3. AGO-Empfehlungen und Evidenz für Akupunktur zur Behandlung von Nebenwirkungen

in den deutschen AGO-Empfehlungen v. a. zur                  Literatur
Behandlung von therapie-assoziierten Nebenwirkun-            1. Horneber M. et al., Integr Cancer Ther. 2012; 11:187–203.
gen empfohlen. Vorsicht geboten ist bei den medika-          2. Tautz E. et al., Eur J Cancer 2012; 48:3133–9.
                                                             3. Molassiotis A. et al., Annals of Oncology 2005; 16:655–63.
mentösen Ansätzen: hier kann es zu unerwünschten
                                                             4. de Groot S. et al., J Exp Clin Cancer Res. 2019; 38:209.
Wechselwirkungen mit der onkologischen Therapie              5. Elkins G. et al., Curr Treat Options Oncol. 2010; 128–40.
kommen und die Evidenz bezüglich positiver Wirkun-           6. Dong B. et al., Breast Cancer Res Treat. 2019; 177:5–16.
gen ist häufig nicht erbracht.                               7. Cramer H. et al., Cochrane Systematic Review – Intervention
                                                                Version published: 03 January 2017. https://doi.org/10.1002/
                                                                14651858.CD010802.pub2
Uns als betreuenden Gynäkologen/Onkologen obliegt            8. Hershman D. L. et al., Jama 2018, 320:167–76. 4.
es, die Patientinnen über Möglichkeiten und Grenzen          9. Lesi G. et al., J Clin Oncol. 2016; 34:1795–802.
der Komplementärmedizin zu beraten und sie bei                                                                             ■
Wunsch an entsprechend ausgerichtete und qualifi-
zierte Sprechstunden zuzuweisen.

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                                                                                                           Prof. Martin Heubner
                                                                                                                 Frauenkliniken
                                                                                                           Kantonsspital Baden

Mehr als eine Tubagravidität

Anamnese                                                             Mit der Verdachtsdiagnose einer intrabdominalen
                                                                     Blutung bei EUG im Sinne einer heterotopen Gravi-
Eine 38-jährige Patientin wird durch die Rettungsambu-               dität erfolgt die Indikation zur sofortigen Laparo-
lanz mit seit drei Stunden bestehenden, stärksten Unter-             skopie.
bauchschmerzen ins Spital gebracht. Die Patientin ist
Drittgravida und anamnestisch in der 9. Schwanger-                   Intraoperativ bestätigt sich der Verdacht auf ein aus-
schaftswoche. Schwangerschaft spontan konzipiert, Sta-               geprägtes Hämatoperitoneum. Entfernen von reichlich
tus nach einer Spontangeburt, Status nach einem Abort                Blut- und Koagelmaterial mit einem Gesamtvolumen
in der Frühschwangerschaft. In dieser Schwangerschaft                von 200 ml. Es besteht eine rupturierte Tubargravidi-
war bislang eine unauffällige Kontrolle inklusive Ultra-             tät rechts, es erfolgt die Salpingektomie, perioperativ
schall durchgeführt worden. Keine relevanten Vorer-                  erhält die Patientin zwei Erythrozytenkonzentrate.
krankungen, lediglich orale Eisensubstitution bei vorbe-
stehender Eisenmangelanämie.                                         Die Entlassung erfolgt am dritten postoperativen Tag,
                                                                     bei der Austrittsuntersuchung stellt sich eine unauffäl-
Bei der Untersuchung imponiert ein akutes Abdomen                    lige Einlingsgravidität intrauterin dar. Der Hb-Wert
mit Abwehrspannung. Die Patientin ist sichtlich                      liegt bei 6,6 g/dl. Eine intravenöse Eisensubstitution
blass, positiver Schockindex. Per Vaginalsonographie                 wird bei Status nach allergischer Reaktion nicht
stellt sich eine intakte Einlingsgravidität dar, gleich-             durchgeführt, die orale Substitution wird fortgesetzt.
zeitig massiv freie Flüssigkeit im gesamten Abdomen                  Sämtliche Schwangerschaftskontrollen sind unauffäl-
und v. a. Blutkoagel. Im kapillären Blutbild stellt sich             lig, in der 39. + 1. Schwangerschaftswoche kommt ein
eine Anämie mit einem Hb-Wert von 6,5 g/dl dar.                      gesundes Mädchen per Spontangeburt zur Welt.

  1                                                                  2

Abb. 1 und 2. Intraoperativer Situs zu Beginn (1) und nach Salpingektomie (2).

                                                                21
Der spezielle Fall                                                                                                   29/3/2020

Fazit                                                           nicht, dass in vielen Fällen – wie in unserem beschrie-
                                                                benen – die Diagnose erst bei massiven Beschwerden
Eine spontane heterotope Gravidität ist ein extrem sel-         mit chirurgischem Interventionsbedarf gestellt wird.
tenes Ereignis. Während das Risiko bei Patientinnen
unter reproduktionsmedizinischen Massnahmen auf                 Literatur
ca. 1 : 4000 geschätzt wird, liegt es bei spontaner Kon-
                                                                Chadee A. et. al., Case Rep Obstet Gynecol 2016; 2016: 2145937
zeption bei etwa 1 : 30 000. Die Differenzialdiagnose           Barrenetxea G. et al., Fertil Steril 2007; 87(2):417
wird naturgemäss durch den Nachweis einer intraute-             Diallo D. et al., J Gynecol Obstet Biol Reprod (Paris) 2000;
rinen Fruchtanlage erschwert. Daher verwundert es                  Apr;29(2):131–41
                                                                                                                                 ■

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