2018 Tumorzentrum München

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2018 Tumorzentrum München
ISSN 1437-8019
                                                            Einzelverkaufspreis 4,– €

                                                           3 . 4 | 2018

Antigenbindestellen von Trastuzumab mit Leicht- und Schwerketten im Modell.
(® RedAndr/Wikimedia Commons)

Immuntherapie: Nutzen und Risiko
Von Immun-Checkpoint-Inhibitoren bis zur
personalisierten T-Zell-Therapie
Stephan Kruger, Gesa Schuebbe, Michael von Bergwelt

Biosimilares Trastuzumab
Mittlerweile sind in Deutschland drei
Trastuzumab-Biosimilars verfügbar

„In den letzten 5 Jahren ist mehr passiert
als in den 50 Jahren davor“
Sven Mahner zu alten und neuen Therapieoptionen
in der Behandlung von Frauen mit Ovarialkarzinom

Seltene erbliche Tumorsyndrome:
Das Cowden-Syndrom
Etwa eine von 200 000 Personen ist betroffen
Verena Steinke-Lange, Elke Holinski-Feder

Zeitschrift des Tumorzentrums München und des CCC München
an den Medizinischen Fakultäten der Ludwig-Maximilians-Universität
und der Technischen Universität
2018 Tumorzentrum München
Colloquium Senologie

                                                    begreifen
                                                                       Herausgegeben von Michael Untch,
                                                                       Nadia Harbeck und Christoph Thomssen
          2018 | 2019

                                                                       Biosimilare Antikörper in der Brustkrebstherapie,
                                                                       Immunonkologie in der Senologie, Zusatznutzen
                         Colloquium
                                                                       neuer Arzneimittel
                                                                       Marc Thill, Achim Rody, Bibiane Schulte-Bosse
                                                                       Epidemiologie und Pathologie
   Herausgegeben
                 von                                                   Jutta Engel, Hans H. Kreipe, Marcus Schmidt
     Michael Untch
     Nadia Harbeck                                                     Familiär gehäuft auftretende Mammakarzinome
                sen
Christoph Thoms                                                        Christine Mau, Nina Ditsch, Stephan Niemann
          Relevante                                                    Therapie beim frühen Mammakarzinom
    Erkenntnisse zur
      Diagnostik und                                                   Thorsten Kühn, Wilfried Budach, Christoph Thomssen,
        Therapie von
     Patientinnen mi
                     t                                                 Nadia Harbeck, Volkmar Müller
                   m
    Mammakarzino
                                                                       Therapie beim fortgeschrittenen Mammakarzinom
                                                                       Ingo Bauerfeind, Rachel Würstlein, Anton Scharl,
                                                                       Sibylle Loibl, Jens Huober, Oleg Gluz
                                                                 rs,
                                                          simila
                                                    zu Bio nd zur
                                            iträgen         u          Osteoonkologie, Supportive Maßnahmen
                                      mit Be unonkologie
                                             m             eit
                                      zur Im ngssicherh
                                       Verord
                                              nu                       und Komplementäre Verfahren
                                                                       Ingo Diel, Karin Jordan, Gustav Dobos, Sherko Kümmel

                          Colloquium Senologie erscheint jährlich zur Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft
                          für Gynäkologie und Geburtshilfe beziehungsweise der Deutschen Gesellschaft für Häma-
                          tologie und Onkologie. Colloquium Senologie 2018/2019 erhalten Sie im Fachbuchhandel
                          oder direkt beim LUKON Verlag München.

                          Michael Untch, Nadia Harbeck, Christoph Thomssen (Hg.)
                          Colloquium Senologie 2018/2019
                          ISBN 978-3-933012-44-9 (Print) – ISBN 978-3-933012-56-2 (E-Book)
                          505 Seiten, 126 farbige Abbildungen und Tabellen,
                          Print 39,50 Euro – E-Book 33,00 Euro
                          Erhältlich im Fachbuchhandel oder direkt beim Verlag
                          www.Lukon.de/produkt/colloquium-senologie-2018-2019
2018 Tumorzentrum München
Editorial

Liebe Leserin, lieber Leser,
am Ende eines nicht nur klinisch und wissenschaftlich ereignisreichen Jahres
wollen wir in dieser Ausgabe der TZM-News einige ausgewählte Stationen der
letzten zwölf Monate Revue passieren lassen.                                                  4 Schwerpunkt
                                                                                                Immuntherapie: Nutzen und Risiko
Das Thema Immunonkologie bleibt spannend; denn es haben sich nicht nur                          Personalisierte T-Zell-Therapien bilden
die PD-1- und PD-L1-Inhibitoren in einer Reihe von Indikationen durchgesetzt:                   den nächsten Meilenstein in der
Im August dieses Jahres sind mit Tisagenlecleucel und Axicabtagen-Ciloleucel                    immunonkologischen Therapie.
die beiden ersten T-Zell-basierten Therapien auch in Europa zugelassen worden.                  Stephan Kruger, Gesa Schuebbe,
                                                                                                Michael von Bergwelt
Damit sind therapeutische T-Zellen mit chimärem Antigenrezeptor, also CAR-
T-Zellen, in der Versorgung angekommen. Für München gilt das übrigens im                      8 Biosimilars
wahrsten Sinne des Wortes; denn seit wenigen Tagen ist das Klinikum der Uni-
                                                                                                Biosimilares Trastuzumab
versität das erste für beide zugelassenen Therapien akkreditierte CAR-T-Zentrum
                                                                                                Seit Mai 2018 ist das erste biosimilare
in Europa. Mit anderen Worten: die refraktäre/rezidivierte (r/r) ALL (für Patienten             Trastuzumab in Deutschland verfügbar.
bis 25 Jahre), das r/r diffuse großzellige B-Zell-Lymphom und das r/r primär                    Mittlerweile sind drei weitere Präparate
mediastinale großzellige B-Zell-Lymphom können hier ab dem zweiten Rezidiv                      zugelassen. Was genau sind Biosimilars,
mit Tisagenlecleucel respektive Axicabtagen-Ciloleucel behandelt werden.                        und können sie die in sie gesteckten
                                                                                                Erwartungen erfüllen?
Wir beglückwünschen das Team um Professor Michael von Bergwelt ganz
herzlich zu diesem Erfolg.                                                                   13 Interview
                                                                                                „In den letzten 5 Jahren ist mehr
Angekommen in der therapeutischen Wirklichkeit von Hämatologie und Onko-
                                                                                                passiert als in den 50 Jahren davor“
logie sind mittlerweile auch biosimilare Antikörper. Gleich drei Trastuzumab-                   Sven Mahner zu alten und neuen
Biosimilars für die Therapie HER2-positiver Mammakarzinome sind hierzulande                     Therapieoptionen in der Behandlung
verfügbar. Den Stand der Dinge fassen wir ab Seite 8 zusammen.                                  von Frauen mit Ovarialkarzinom.

Mit dem Interview dieser Ausgabe bleiben wir in der Gynäko-Onkologie.                        18 ERN GENTURIS
Sven Mahner berichtet im Gespräch mit Ludger Wahlers über großartige                            Seltene erbliche Tumorsyndrome:
Fortschritte in der systemischen Therapie des Ovarialkarzinoms, die zuletzt                     Das Cowden-Syndrom
beim ESMO-Kongress 2018 Ende Oktober deutlich wurden.                                           Das Cowden-Syndrom gehört zum
                                                                                                Formenkreis der PTEN-hamartomatösen
                                                                                                Tumorsyndrome. Etwa eine von 200 000
Und ganz am Ende stehen schließlich noch die Jahrestagung der amerikanischen                    Personen ist davon betroffen.
Gesellschaft für Hämatologie (ASH) und das Brustkrebssymposium in San Antonio                   Verena Steinke-Lange,
(SABCS). Berichterstattung dazu finden Sie zwangsläufig (noch) nicht in diesem                  Elke Holinski-Feder
Heft, aber schon am 15. Dezember werden Sie beim gynäkologischen Winter-
symposium exklusiv über den SABCS informiert, und die Ergebnisse des ASH                        TZM-intern/Panorama
spielen natürlich auch bei unserem Jahreskongress – den TZM Essentials – am                     Einladung zum
9. Februar 2019 eine herausragende Rolle.                                                       12. Wintersymposium . . . . . . . . . . . . . . . 7
                                                                                                Alle Projekt- und Arbeitsgruppen
                                                                                                des TZM . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .10
Für die kommenden Tage wünschen wir Ihnen von Herzen ausgiebig Gelegenheit
                                                                                                TZM Essentials 2019 . . . . . . . . . . . . . . .17
zur Entspannung und wirklich guten Begegnungen. Feiern Sie Weihnachten ganz                     Alle Manuale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .17
nach Ihren Vorstellungen und freuen Sie sich mit uns auf ein ereignisreiches, gutes
neues Jahr.                                                                                  19 Impressum

Herzlichst, Ihre

Prof. Dr. med.       Prof. Dr. med.        Prof. Dr. med.   Prof. Dr. rer. soc.
Thomas Kirchner      Volkmar Nüssler       Volker Heinemann Peter Herschbach
Vorsitzender des     Geschäftsführender    Direktor des         Stellvertretender Direktor
TZM-Vorstands        Koordinator des TZM   CCC München          des CCC München
2018 Tumorzentrum München
TZM News 3 / 2018 (20 Jg.)                                                 Schwerpunkt

                                                                                                4

Immuntherapie
          Nutzen und Risiko
                                                Stephan Kruger, Gesa Schuebbe,
                                                Michael von Bergwelt

                                                Medizinische Klinik und Poliklinik III
                                                am Klinikum der Universität München –
                                                Campus Großhadern und Campus Innenstadt

D       ie bahnbrechenden Fortschritte
        der letzten Jahre haben die
Immunonkologie zu einem wichtigen
                                                CPIs in der klinischen Anwendung sind
                                                Ipilimumab (anti-CTLA-4), Nivolumab
                                                (anti-PD-1), Pembrolizumab (anti-PD-1)
                                                                                                rung der T-Zelle auslöst. Eine mit chimä-
                                                                                                rem Antigenrezeptor ausgestatte T-Zelle
                                                                                                wird als CAR-T-Zelle bezeichnet.
Pfeiler der onkologischen Therapie ge-          und Atezolizumab (anti-PD-L1).
macht. Für viele Patienten mit Tumoren,                                                         Da sich monoklonale Antikörper im
die bisher nur unzureichend behandelbar         Personalisierte T-Zell-Therapien                Prinzip gegen jede beliebige Zielstruktur
waren, ergeben sich dadurch neue, effek-                                                        herstellen lassen, können auch CAR-T-
tive therapeutische Optionen. Auch im           Während es sich bei den derzeit klinisch        Zellen spezifisch für jedes Antigen pro-
Jahre 2018 hat sich die Immunonkologie          angewandten CPIs um monoklonale Anti-           duziert werden. Solchermaßen „scharf“
mit rasanter Geschwindigkeit weiterent-         körper handelt, stellt die Entwicklung per-     gestellte T-Zellen lösen nach Bindung des
wickelt. Zum einen wurde die Erfolgsge-         sonalisierter (T-)Zell-Therapien einen          Antigens eine zelluläre Immunantwort aus,
schichte der Checkpoint-Inhibitoren mit         weiteren Meilenstein in der Immuntherapie       und damit werden sie zu sehr mächtigen
Zulassungen in zahlreichen Indikations-         dar. Nach Zulassung durch die FDA im            Instrumenten im Kampf gegen den Krebs.
gebieten fortgeschrieben. Zum anderen           Jahre 2017, erfolgte 2018 die Zulassung der     Der Herstellungsprozess selbst ist allerdings
wurden in Europa erstmals (T-)Zell-             ersten beiden (T-)Zell-basierten Therapien      sehr aufwendig; denn die zur CAR-T-Zell-
basierte Therapieansätze zugelassen.            durch die EMA. Sowohl bei Tisagenlecleucel      Herstellung genutzten T-Zellen müssen
                                                (Kymriah®) als auch bei Axicabtagen-            vom jeweiligen Patienten selbst stammen,
                                                Ciloleucel (Yescarta®) handelt es sich um       da sonst mit immunologischen Absto-
Die Bedeutung der Immuntherapie für die         T-Zellen mit chimärem Antigenrezeptor           ßungsreaktionen zu rechnen ist, die eine
Behandlung von onkologischen Patienten          (CAR), also um CAR-T-Zellen. Die Grund-         therapeutische Nutzung unmöglich ma-
spiegelt sich nicht zuletzt in der Verleihung   idee der therapeutischen Intervention ist       chen. Zunächst werden deshalb patienten-
des Medizin-Nobelpreises 2018 an den            denkbar einfach: Es geht darum, T-Zellen        eigene T-Zellen aus dem peripheren Blut
US-Amerikaner James P. Allison und den          des Patienten mit einem Rezeptor auszu-         gewonnen. Diese durchlaufen dann ver-
Japaner Tasuku Honjo wider. Mit dieser          statten, der ein definiertes Tumorantigen er-   schiedene Reinigungs- und Aktivierungs-
Auszeichnung wurden die Arbeiten der            kennt. Nach Bindung an die T-Zelle wird         schritte (siehe Kasten rechts). Entscheidend
Preisträger um die Erstbeschreibung der         eine (zelluläre) Immunantwort gegen dieses      ist die Transfektion mit einem Gen für
sogenannten Checkpoint-Rezeptoren auf           Antigen eingeleitet. Damit das gelingt, wer-    einen (tumorspezifischen) CAR. Bei Tisa-
T-Zellen gewürdigt. Die beiden Nobelpreis-      den die T-Zellen genetisch so modifiziert,      genlecleucel und Axicabtagen-Ciloleucel wird
träger leisteten durch die Entdeckung von       dass sie einen neuen Rezeptor, den soge-        ein CAR gegen CD19 verwendet. CD19
Cytotoxic T-lymphocyte-associated protein 4     nannten CAR (chimärer Antigenrezeptor),         wird unter anderem auf der Oberfläche von
(CTLA-4, James P. Allison) und Programm-        exprimieren. Dieser besteht aus einer extra-    lymphatischen Blasten exprimiert, wie sie
ed cell death protein 1 (PD-1, Tasuku           zellulären Domäne, welche gegen das Tu-         bei der akuten lymphoblastischen B-Zell-
Honjo) einen entscheidenden Beitrag für         morantigen gerichtet ist. Zudem verfügt er      Leukämie (B-ALL) und beim diffus-groß-
die Entwicklung der sogenannten Check-          über eine intrazelluläre Domäne, welche         zelligen B-Zell-Lymphom (DLBCL) vor-
point-Inhibitoren (CPIs). Die bekanntesten      nach Bindung des Antigens eine Aktivie-         kommen. Entsprechend konnten in Studien
2018 Tumorzentrum München
TZM
                                                                                                                TZM   News
                                                                                                                    News 3 /3 2018
                                                                                                                              / 2008 (10
                                                                                                                                   (20 Jg.)

                                                                       So können CAR-T-Zellen hergestellt werden
an therapierefraktären Patienten mit B-ALL und DLBCL beein-
druckende Ansprechraten beobachtet werden, welche zur Zulas-
sung der beiden Zelltherapeutika führten. Die zum Teil lebensbe-
drohlichen Nebenwirkungen, ein ausgesprochen komplexer Ent-
nahme-, Aufbereitungs- und Logistikprozess sowie Kosten von                                                                      9
knapp 500.000 € (alleine für die Zelltherapeutika, ohne Kranken-
haus- oder Arztkosten) bringen jedoch erhebliche Herausforde-
rungen mit sich und erfordern die Behandlung an hochspeziali-               1                                                          8
sierten Zentren.

Immun-Checkpoint-Modulatoren

Bei den derzeit zugelassenen Immun-Checkpoint-Modulatoren
handelt es sich um monoklonale Antikörper, die in der Lage sind,
inhibitorische Checkpoint-Moleküle zu blockieren. Durch die
Blockade von CTLA-4 oder PD-1 (beziehungsweise dessen Ligan-
den PD-L1) heben sie den inhibitorischen („bremsenden“) Effekt
dieser Checkpoints auf. Als Folge der fehlenden Bremswirkung
entwickelt sich eine wirksame Immunantwort gegen den Tumor.                            2

    Aktivierende Signale                   Inhibierende Signale

     AM0010                                            Ipilimumab                                                                                  19
                                                       Tremelimumab

   MEDI-570                                            Nivolumab
                       IL-10R             CTLA-4
                                                       Pembrolizumab
                    ICOS                     PD-1      REGN2810
     TRX518      CD28                          TIGIT
   MEDI1873                                                                                                       7
                GITR                            TIM-3 MGB453
                                T-Zelle
  Varlilumab
                CD27                           VISTA
                                                                        3
   Urelumab      CD137                        BTLA     JNJ-61610588
 Utolimumab         HVEM                    LAG-3
                        OX40
  MOXR0916
   MEDI0562                                            BMS-986016
                               Zugelassen              IMP321
GSK3174998
                             In Entwicklung            LAG525
PF-04518600
                       Präsentiert beim ASCO 2016

Abbildung 1: Checkpoint-Moleküle der dritten Generation. Übersicht
                                                                                                                                               6
zu inhibierenden und aktivierenden Checkpoint-Molekülen als Ziel-
strukturen für die Entwicklung von Immun-Checkpoint-Modulatoren.
                                                                            4
                                                                                                          5
Neben den vorgenannten Oberflächenmolekülen befindet sich
auch eine Reihe weiterer Substanzen gegen inhibitorische Check-
point-Moleküle in klinischer Erprobung. Hierbei handelt es sich
zum Teil auch um Oberflächenmoleküle auf T-Zellen (etwa TIM-
3, LAG3), aber auch um Enzyme wie die Indolamin-2,3-Dioxy-
genase (IDO), die auf Tumorzellen und Antigen-präsentierenden            1 | Leukozyten des Patienten werden per Leukapherese gesammelt.
Zellen exprimiert werden.                                                2 | Zu transfizierende T-Zellen werden isoliert.
                                                                         3 | Ex-vivo-Transfektion für die Expression des CAR
Nicht nur inhibitorische, auch aktivierende Checkpoint-Mole-             4 | Modifizierte T-Zelle (CAR-T-Zelle)
küle sind Zielstrukturen in der Immunonkologie. Zu den viel-             5 | Antikörper-beschichtete Beads zur Anregung der Zellteilung
                                                                         6 | CAR-T-Zellen werden ex vivo vermehrt.
versprechendsten gehören Mitglieder der Tumornekrosefaktor-
                                                                         7 | Entfernung der Beads
Rezeptor-Superfamilie wie CD27, CD40, 4-1BB, OX40 und
                                                                         8 | Der Patient erhält vor der CAR-T-Zell-Infusion eine
GITR (Abb. 1).                                                               Lymphozyten-depletierende Chemotherapie.
                                                                         9 | Die modifizierten T-Zellen (CAR-T-Zellen) werden re-infundiert.
2018 Tumorzentrum München
TZM News 3 / 2018 (20 Jg.)

                                                                                                          6

Studienstart
2009 2010          2011      2012    2013        2014                       2015                         2016                       2017

   Klinische Phase
       Phase 4
       Phase 3
       Phase 2
       Phase 1/2
       Phase 1

Zahl neuer Studien
  1      5        2        13           20          58                      190                        329                           469
Geplante Teilnehmerzahl insgesamt
 136 2473        582      4867        5031       11276                     39821                       46153                        52539
Geplante Teilnehmerzahl pro neuer Studie
 136    495      291      347          252       194                        210                        140                           112

Abbildung 2: Klinische Studien zu Anti-PD-1/PD-L1-Kombinationen zwischen 2009 und 2017. Die Größe der Kreise korreliert mit der geplanten Teil-
nehmerzahl. Adaptiert nach [1].

Insgesamt erscheint vor allem die Kombi-          Adjuvante und neo-adjuvante                            pie des Malignen Melanoms in den USA zu-
nation von PD-1/PD-L1-Blockade und                Anwendung von CPIs                                     gelassen, aufgrund von zum Teil schwerwie-
neuen immunmodulatorischen Medika-                                                                       genden Nebenwirkungen war die adjuvante
menten beziehungsweise Chemotherapie              Bislang war die klinische Anwendung der                CPI-Anwendung jedoch bislang internatio-
oder Strahlentherapie vielversprechend.           CPIs in Deutschland auf fortgeschrittene               nal umstritten [2]. Dies änderte sich mit den
Die Zahl entsprechender klinischer Studien        Tumorerkrankungen begrenzt. Zwar wurde                 Ergebnissen der Studie CheckMate 238. In
hat in den letzten Jahren rasant zugenom-         der CTLA-4-Inhibitor Ipilimumab bereits                dieser Arbeit wurde Nivolumab gegen Ipi-
men (Abb. 2).                                     2015 durch die FDA zur adjuvanten Thera-               limumab als adjuvante Therapie nach Re-
                                                                                                         sektion eines Malignen Melanoms mit
Interessant ist in diesem Zusammenhang,                                                                  Lymphknotenmetastasen untersucht. Nivo-
dass die Zahl klinischer Studien insgesamt                                                               lumab war Ipilimuab sowohl in Effektivität
zugenommen hat, während die Zahl der                                                                       als auch Nebenwirkungsrate deutlich über-
Patienten pro Studie deutlich rückläufig                                                                        legen. Grad-3/4-Nebenwirkungen
ist. Ein Grund dafür könnte die An-                                            CD20                                kamen bei 14,4% der Patienten im
wendung in zunehmend selektier-                                                            Chemo-/                    Nivolumab-Arm, aber bei 45,9%
                                                                                           Strahlen-
ten Patientenpopulationen sein                                  HER-2                      therapie                     der Patienten im Ipilimumab-
(seltene Tumorentitäten,                                                    VEGFA                                        Arm vor [3]. Auf Grundlage
                                      CD38
Präselektion mit Hilfe                                                                                                     dieser Daten erhielt Nivolu-
bestimmter Biomarker).                                                                                          ID01        mab als erster CPI eine
Aktuell befinden sich mehr                                                                                                   Zulassung zur adjuvanten
als 1000 immunmodulato-                                                                                                      Therapie (des Malignen
                                                    CTLA-4                             Chemotherapie
rische Kombinationen in                                                                                           MEK        Melanoms) durch die
Erprobung [1] (Abb. 3).                                                                                                      EMA.

                                                                                                                           Ein möglicher nächster
                                                                                                                          Schritt wäre die neo-
                                             BRAF                       Strahlentherapie       EGFR                      adjuvante Gabe von CPIs.
                                                         PARP
                                                                                                                       Hierzu wurden 2018 in
Abbildung 3: Studien zu Kombina-                                                                                      Nature Medicine bemerkens-
tionstherapien mit Anti-PD-1/PD-L1-
Substanzen. Die Kreisgröße korreliert mit                                                                           werte Daten zum Malignen
der Anzahl an Studien.                                                                                           Melanom publiziert: In einer rando-
251 Studien untersuchen die Kombination mit                                                                   misierten Phase-Ib-Studie wurde die
Anti-CTLA-4-Substanzen, 170 die Kombination                                                              neoadjuvante Gabe von Nivolumab plus
mit Chemotherapien, 64 Kombinationen mit
Strahlentherapie. 43 Studien befassen sich mit
                                                                                                         Ipilimumab mit der adjuvanten Gabe
der Kombination mit Anti-VEGFA-Substanzen                                                                verglichen. Spannend war insbesondere
und 42 mit der gemeinsamen Anwendung von                                                                 der translationale Teil der Ergebnisse:
Chemo- und Strahlentherapie. Adaptiert nach
[1].
2018 Tumorzentrum München
Immuntherapie                                                       TZM News 3
                                                                                                                     2 / 2018 (20 Jg.)

Verglichen mit der adjuvanten Gabe, war     liteninstabilität (MSI) gab es 2018
                                                                                   Literatur
bei Patienten nach neoadjuvanter Gabe       erste vielversprechende Studiendaten
                                                                                   [1] Tang, J., A. Shalabi, and V.M. Hubbard-
eine deutliche höhere Anzahl an tumor-      zur neoadjuvanten CPI-Gabe [5, 6].     Lucey, Comprehensive analysis of the clinical
spezifischen T-Zellklonen im peripheren                                            immuno-oncology landscape. Ann Oncol, 2018.
                                                                                   29(1): p. 84-91.
Blut nachweisbar [4]. Dies legt die Hypo-
these nahe, dass eine neoadjuvante CPI-                                            [2] Garcia, C.A., et al., Neurologic immune-
                                                                                   related adverse events associated with adjuvant
Gabe bei Patienten mit resektablen Tumo-                                           ipilimumab: report of two cases. J Immunother
ren zu einer effektiveren T-Zellantwort                                            Cancer, 2018. 6(1): p. 83.
und damit möglicherweise auch zu einem                                             [3] Weber, J., et al., Adjuvant Nivolumab versus
besseren Therapieerfolg führen könnte.                                             Ipilimumab in Resected Stage III or IV Mela-
                                                                                   noma. New England Journal of Medicine, 2017.
                                                                                   377(19): p. 1824-1835.
Auch zum nicht-kleinzelligen Bronchial-                                            [4] Blank, C.U., et al., Neoadjuvant versus ad-
karzinom (NSCLC) und zum kolorektalen                                              juvant ipilimumab plus nivolumab in macros-
                                                                                   copic stage III melanoma. Nat Med, 2018.
Karzinom mit Nachweis einer Mikrosatel-
                                                                                   [5] Forde, P.M., et al., Neoadjuvant PD-1 Blo-
                                                                                   ckade in Resectable Lung Cancer. New England
                                                                                   Journal of Medicine, 2018. 378(21): p. 1976-
                                                                                   1986.
                                                                                   [6] Chalabi, M., et al., LBA37_PRNeoadjuvant
  Lesen Sie weiter im Jahrbuch des Tumorzentrums München 2019,                     ipilimumab plus nivolumab in early stage colon
  das anlässlich der TZM Essentials am 6. Februar 2019 erscheint                   cancer. Annals of Oncology, 2018. 29(suppl_8):
  (siehe auch Seite 17).                                                           p. mdy424.047-mdy424.047.

                                                                                                                                         7

                                       12. Wintersymposium
                                       München 2018
                                       15. Dezember 2018
                                       Hilton Munich Park, München

                                       Gynäkologische Tumoren
                                       und Brustkrebs:
                                       Aktuelle Entwicklungen
                                       Neues aus San Antonio
                                        Veranstalter:
                                        Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde
                                        und Geburtshilfe der Universität München (LMU)
                                        Direktor: Prof. Dr. med. Sven Mahner
                                        Wissenschaftliche Leitung:
                                        Prof. Dr. med. Nadia Harbeck
                                        Prof. Dr. med. Sven Mahner

                                        wintersymposium-muenchen.de
2018 Tumorzentrum München
Biosimilares
                              Trastuzumab
Antigenbindestellen von Trastuzumab mit Leicht- und Schwerketten im Modell. © Red Andr | Wikimedia Commons

Seit Mai 2018 ist der Anti-HER2-Anti-          Die Patente vieler dieser biologischen          Biosimilars sind keine
körper Trastuzumab in Deutschland              Medikamente – häufig auch als Biologika,        Generika
auch als sogenanntes Biosimilar verfüg-        biologicals oder Biopharmazeutika be-
bar. Mittlerweile sind in Europa ins-          zeichnet – sind mittlerweile abgelaufen;        Auch Generika sind Nachahmerprodukte
gesamt vier biosimilare Trastuzumab-           gleichzeitig sind sie therapeutisch aller-      von Referenzarzneimitteln – diese
Präparate zugelassen, drei davon sind          dings nach wie vor unverzichtbar. Mit           Eigenschaft ist allerdings auch das Einzige,
in Deutschland auch erhältlich. Was            anderen Worten: Gesundheitsökono-               was sie mit Biosimilars verbindet. Gene-
sind Biosimilars genau, wie werden sie         misch macht es Sinn, Nachahmerpräpa-            rika sind chemisch kleinmolekulare Pro-
hergestellt und durch die Behörden zu-         rate dieser Biologika auf den Markt zu          dukte, die sich im Labor vergleichsweise
gelassen? Am Beispiel von Trastuzumab          bringen. Da sie aufgrund ihrer Herstel-         einfach und identisch herstellen lassen.
fasst dieser Beitrag den Stand der Dinge       lung in lebenden Systemen mit ihrem             Mit anderen Worten: Generika sind
zusammen*.                                     Referenzarzneimittel nicht identisch,           immer Wirkstoffmoleküle, die mit der
                                               sondern lediglich ähnlich, sprich bio-          Originalsubstanz identisch sind.
                                               similar sein können, müssen Hersteller
                                               in einem genau geregelten Verfahren             Anders bei Biosimilars: Ihre Herstellung

D       ie Entwicklung von Arzneimitteln
        hat mit der Einführung rekombi-
nanter DNA-Techniken in den 1980er-
                                               die Äquieffektivität des Biosimilars mit
                                               seinem Referenzarzneimittel nachweisen.
                                                                                               ist umso schwieriger, je komplexer die
                                                                                               Wirkstoffmoleküle aufgebaut sind, also
                                                                                               je größer die Zahl der Aminosäuren ist,
Jahren eine neue Dimension erreicht.           Das Thema Biosimilars ist für Ärzte, die        aus denen sie (respektive die jeweiligen
Therapeutisch eingesetzte Proteine wie         sich der Behandlung von Patientinnen mit        Referenzarzneimittel) bestehen. Insulin
Insuline oder Wachstumshormone müs-            Mammakarzinom widmen, seit Mai 2018             besteht aus 51 Aminosäuren und ist schon
sen seither nicht mehr aus menschlichem        von Interesse, als Herzuma® als erstes bio-     seit einigen Jahren als Biosimilar verfüg-
oder tierischem Gewebe isoliert und auf-       similares Trastuzumab in Deutschland ver-       bar. Auch das Wachstumshormon Soma-
gereinigt werden. Sie lassen sich vielmehr     fügbar wurde. Mittlerweile sind in Europa       tropin mit seinen 191 Aminosäuren gibt
gezielt in lebenden Zellsystemen herstel-      vier Trastuzumab-Biosimilars zugelassen         es schon lange als Biosimilar. Therapeu-
len, die das gewünschte Protein im Über-       (Tab. 1). In Deutschland verfügbar sind         tisch eingesetzte monoklonale Antikörper
schuss produzieren.                            Herzuma®, Ontruzant® und Kanjinti®.             dagegen bestehen aus rund 1500 Amino-

*Dieser Artikel basiert in wesentlichen Teilen auf dem Beitrag „Biosimilares Trastuzumab in der Therapie des Mammakarzinoms“ von Marc Thill
in: Untch M, Harbeck N, Thomssen C (2018) Colloquium Senologie 2018/2019, LUKON Verlag München; siehe Seite 11.
2018 Tumorzentrum München
Biosimilares Trastuzumab                                                                     TZM News 3 / 2018 (20 Jg.)

                                                                                                            Tabelle 1: In der EU zugelassene biosimilare
säuren, und die ersten in der Onkologie                 die Qualität des Proteins, die analytisch           Trastuzumab-Präparate. Adaptiert nach [10].
eingesetzten biosimilaren Antikörper sind               und funktionell untersucht wird. Typische
erst seit gut einem Jahr zugelassen.                    Fragen auf dieser Stufe lauten: Wie ist die         Wirkstoff                      Trastuzumab
                                                        Aminosäuresequenz des Proteins? Wie                 Zelllinie                      Säugerzellen (CHO)
Die Aminosäuresequenz beziehungsweise                   sieht die Glykosylierung aus? Wie stark ist         Referenzprodukt                Herzeptin®

die zugrundeliegende DNA-Sequenz ist                    die Bindung zwischen dem Antikörper                 Herzuma®
die einzige Information über das nicht                  und seinem Epitop? Wie stark ist die                Vertrieb in Deutschland        Mundipharma
                                                                                                            Zulassungsinhaber              Celltrion
mehr patentgeschützte Referenzarznei-                   durch die Bindung induzierte, Antikör-              Hersteller Wirkstoff           Celltrion
mittel, die ein pharmazeutisches Unter-                 per-abhängige, zellvermittelte Toxizität            Produktionsland                Südkorea
nehmen erhält, das ein Biosimilar her-                  (antibody-dependent cell-mediated cytoto-           Kanjinti®
stellen will. Informationen zum für die                 xicity, ADCC) beziehungsweise die Anti-             Vertrieb in Deutschland        Amgen
                                                                                                            Zulassungsinhaber              Amgen
Synthese verwendeten Zellsystem und                     körper-abhängige zelluläre Phagozytose              Hersteller Wirkstoff           Patheon Biologics
zur Produktion in industriellem Maßstab                 (antibody-dependent cellular phagocytosis,          Produktionsland                Niederlande
dagegen sind geistiges Eigentum des                     ADCP)? Ziel dieser Untersuchungen ist es,
                                                                                                            Ontruzant®
Referenzarzneimittel-Herstellers und                    die analytische und funktionelle Biosimi-           Vertrieb in Deutschland        MSD
lassen sich nicht kopieren (Abb. 1). Hinzu              larität zu bestätigen. In der darauf folgen-        Zulassungsinhaber              Samsung Bioepis
                                                                                                            Hersteller Wirkstoff           Biogen Manufacturing
kommt, dass für die Sicherheit und die                  den präklinischen Testung werden nicht-             Produktionsland                Dänemark
Effektivität der Substanz nicht nur die                 klinische In-vivo-Studien durchgeführt,
                                                                                                            Trazimera®
Aminosäuresequenz entscheidend ist.                     die Auskunft geben zu Toxizitäten und               Vertrieb in Deutschland        –
Posttranslational werden Proteine bei-                  Pharmakodynamik. Bei einem Trastuzu-                Zulassungsinhaber              Pfizer
                                                                                                            Hersteller Wirkstoff           Boehringer Ingelheim
spielsweise mit Zuckerketten versehen.                  mab-Biosimilar müssen beispielsweise                Produktionsland                Deutschland
Diese Glykosylierung und andere post-                   die Mechanismen, die zum Tumorzelltod
translationale Modifikationen sind der                  führen, evaluiert werden. Dazu gehören
Grund dafür, warum ein Biosimilar mit                   die ADCC-Aktivierung, die Blockade der                                                                    9
seinem Referenzarzneimittel nie identisch,              extrazellulären Domäne des HER2-Rezep-            Klinische Sicherheit, Wirksam-
sondern immer nur similar mit weitest-                  tors, die Hemmung der Angiogenese und             keit und Immunogenität
gehend gleicher Wirkung sein kann.                      die verminderte DNA-Reparatur nach
Diese Biosimilarität muss im Zulassungs-                Chemotherapie. Ist die präklinische Tes-          Die fünfte und finale Stufe des von der
verfahren nach einem standardisierten                   tung erfolgreich verlaufen, folgen klinisch-      EMA vorgegebenen Konzepts besteht in
Verfahren nachgewiesen werden. Die                      pharmakologische Untersuchungen zur               der Überprüfung der Similarität in Form
Herstellung von Biosimilars ist deshalb                 Pharmakokinetik und zur Pharmako-                 einer klinischen Phase-III-Studie. Die
aufwendiger und teurer als die Herstel-                 dynamik. Damit ist die klinische Phase            Studie wird in der Regel nach dem Äqui-
lung von Generika.                                      des Stufenkonzepts eingeleitet. In ihr geht       valenzdesign durchgeführt (Abb. 3, S. 10),
                                                        es weniger darum, den klinischen Benefit          mit anderen Worten: Es werden Unter-
Analytische und                                         für den Patienten nachzuweisen, denn das          und Obergrenzen festgelegt, innerhalb
funktionelle Qualität                                   ist bereits in den Zulassungsstudien des          derer der Kandidat als äquieffektiv mit
                                                        Referenzarzneimittels geschehen. Viel-            dem Referenzarzneimittel gilt. Die Äqui-
Die europäische Zulassungsbehörde EMA                   mehr besteht das Ziel darin, die Vergleich-       valenzgrenzen sollen wissenschaftlich
sieht für die Zulassung eines Biosimilars               barkeit von Biosimilar und Referenz-              gerechtfertigt und dazu geeignet sein,
ein vierteiliges Stufenkonzept vor (Abb. 2,             arzneimittel auch auf klinischer Ebene            gegebenenfalls vorhandene relevante
S. 10). Auf der untersten Stufe geht es um              zu belegen.                                       Unterschiede aufzuzeigen.

  Produktionsschritte

                                                                         Wi t   ll
                                                                         Wirtszellen
       Gensequenz                          DNA-Vektor                (Produktionsklone)               Fermentation                      Reinigung
  Einsehbarkeit
                           öffentlich                                                                            nicht öffentlich

   Ist publiziert und deshalb      Kann in der Regel nicht      Sind urheberrechtlich           Prozessschritte und Prozessbedingungen sind
   kopierbar                       im Detail kopiert werden     geschützt, immer einzigartig    Eigentum jedes Herstellers, nichtveröffentlicht und
                                                                und nicht kopierbar             damit nicht kopierbar

  Identität
  Eventuell gleich                                                                             Nicht identisch

Abbildung 1: Herstellungsprozess therapeutischer Antikörper und für Biosimilar-Hersteller verfügbare beziehunsweise nicht verfügbare Informationen.
2018 Tumorzentrum München
TZM News 3 / 2018 (20 Jg.)

                                                                                                    10
Alle Projekt- und
Arbeitsgruppen                                                 Klinische Phase-III-Studie
                                                                    (Sicherheit, Wirksamkeit,
des Tumorzentrums                                                           Immunogenität)
                                                                                                Substitution und
München                                                          Klinische Pharmakologie
                                                         (Pharmakokinetik, Pharmakodynamik)
                                                                                                Pharmakovigilanz
auf einen Blick                                                                                 Sind Referenzarzneimittel und Biosimilar
                                                                     Präklinische Testung
                                                                           (In-vivo-Studien)    tatsächlich gleichwertig einsetzbar? Diese
                                                    Analytische und funktionelle Analyse        Frage steht nahezu immer im Raum,
                                                                           (In-vitro-Studien)   wenn es um Biosimilars geht. Dahinter
Endokrine Tumoren
Herr Prof. Dr. H. Fürst
                                                                                                steht manchmal auch die Befürchtung,
                                           Abbildung 2: Vierteiliges Stufenkonzept der
heinrich.fuerst@martha-maria.de            EMA für die Zulassung eines Biosimilars. Adap-       dass es in absehbarer Zeit Sache des Apo-
Gastrointestinale Tumoren                  tiert nach [1].                                      thekers sein könnte zu entscheiden, ob ein
Herr Prof. Dr. J. Werner                                                                        Patient das Referenzarzneimittel oder ein
jens.werner@med.uni-muenchen.de
                                                                                                Biosimilar erhält.
Hirntumoren                                Das klinische Outcome ist nicht Gegen-
Herr Prof. Dr. J.-C. Tonn
joerg.christian.tonn@med.uni-muenchen.de   stand der klinischen Untersuchung; denn              Für die europäische Zulassungsbehörde
Knochentumoren / Weichteilsarkome          das ist bereits in der Zulassungsstudie des          EMA sind zugelassene Biosimilars eine
Herr PD Dr. L. Lindner                     Referenzarzneimittels geprüft worden.                therapeutische Alternative zum jeweiligen
lars.lindner@med.uni-muenchen.de
                                           Stattdessen geht es um den Nachweis                  Referenzarzneimittel. Zur Frage der auto-
Kopf-Hals-Malignome                        der Similarität: Nicht klinische Outcome-            matischen Substitution gibt die EMA je-
Herr Dr. Dr. G. Mast
gerson.mast@med.uni-muenchen.de            Parameter wie OS, DFS oder PFS sind die              doch keine Empfehlung, sondern verweist
Leukämien und MDS
                                           Endpunkte solcher Studien, sondern –                 an die jeweiligen nationalen Behörden.
Herr Prof. Dr. K. Spiekermann              im Fall von Trastuzumab – die Objective              Für Deutschland und die meisten Länder
karsten.spiekermann@med.uni-muenchen.de    Response Rate (ORR) für die metastasierte            Europas gilt: Eine automatische Substitu-
Maligne Lymphome                           Situation sowie die pathologische Kom-               tion ohne Einflussnahme des verschrei-
Herr Prof. Dr. M. Dreyling
martin.dreyling@med.uni-muenchen.de        plettremission in Brust und axillären                benden Therapeuten ist nicht erlaubt.
                                           Lymphknoten (tpCR) für die (neo-)                    Diese Regelung ist auch in Hinblick auf
Maligne Melanome
Frau Prof. Dr. C. Berking                  adjuvante Situation. Die für Trastuzumab-            Pharmakovigilanz-Aspekte wichtig; denn
carola.berking@med.uni-muenchen.de         Biosimilars relevanten Studien und ihre              der Wirkstoffname allein ist aus offensicht-
Maligne Ovarialtumoren                     Endpunkte sind in Tabelle 2 zusammen-                lichen Gründen nicht mehr geeignet, um
Herr Dr. A. Burges
alexander.burges@med.uni-muenchen.de
                                           gestellt.                                            Nebenwirkungen eines bestimmten Präpa-
                                                                                                rates zu dokumentieren respektive weiter
Mammakarzinome
Herr Dr. I. Bauerfeind                     Unverzichtbarer Teil der Sicherheits-                zu melden.
frauenklinik@klinikum-landshut.de          prüfung des Biosimilar-Kandidaten ist
Multiples Myelom                           schließlich die Frage der Immunogenität.             Damit auftretende und im Rahmen eines
Herr Prof. Dr. Ch. Straka                  Es muss ausgeschlossen werden, dass das              Risk-Management-Plans zu dokumentie-
christian.straka@lmu.de
                                           Immunsystem des Patienten beispiels-                 rende Nebenwirkungen präzise nachvoll-
Psycho-Onkologie
Frau Dr. D. Pouget-Schors                  weise Antikörper gegen das Biosimilar                zogen werden können, verlangt die EMA
d.pouget-schors@lrz.tu-muenchen.de         produziert und damit schlimmstenfalls                die Dokumentation des Handelsnamens
Supportive Maßnahmen in der                den Effekt des Biosimilars neutralisiert.            und der jeweiligen Chargenbezeichnung.
Hämatologie und Onkologie                  Im Rahmen des EMA-Stufenkonzepts ist                 Patientinnen und Patienten, die mit einem
Herr Prof. Dr. H. Ostermann
helmut.ostermann@med.uni-muenchen.de       deshalb auch nachzuweisen, dass Biosimi-             Biosimilar behandelt werden, sollten vom
Tumoren der Lunge und des Mediastinums
                                           lar und Referenzarzneimittel ein ähnliches           behandelnden Arzt darüber aufgeklärt
Herr Prof. Dr. R. M. Huber                 Immunogenitätsprofil haben.                          werden.
pneumologie@med.uni-muenchen.de
Urogenitale Tumoren
Herr PD Dr. S. Tritschler                                                  Similarität in der Effektivität
stefan.tritschler@med.uni-muenchen.de
Uterusmalignome                                    Untergrenze
Herr Prof. Dr. Ch. Dannecker
                                                                                                                Obergrenze
                                                   („Akzeptabler Nachteil“)                                     („Akzeptabler Vorteil“)
christian.dannecker@med.uni-muenchen.de
AG Ernährung und Krebs
Herr Prof. Dr. H. Hauner                           Biosimilarer Kandidat                        0               Biosimilarer Kandidat
hans.hauner@tum.de                                 schlechter als Originator                                    besser als Originator
AG Komplementärmedizin
Frau Prof. Dr. S. Combs                    Abbildung 3: Überprüfung der Similarität nach dem Äquivalenzdesign.
stephanie.combs@mri.tum.de
Biosimilares Trastuzumab                                                                                          TZM News 3 / 2018 (20 Jg.)

  Tabelle 2: Phase-III-Studien mit Trastuzumab

  Trastuzumab Biosimilar                  n             Setting                Primärer               Resultate nach primärem Endpunkt                       EMA-
                                                                               Endpunkt                                                                      Zulassung

  ABP 980                                827        Neoadjuvant,                  tpCR                Innerhalb der unteren und außerhalb                    Ja
  Kanjinti® (Amgen) [11]                            adjuvant EBC                                      der oberen Äquivalenzgrenze
  BCD-022                                126              MBC                      ORR                Keine Nicht-Unterlegenheit                             Nein
  Biocadi [8]
  PF-05280014                            707              MBC                      ORR                Innerhalb der Äquivalenzgrenzen                        Ja
  Trazimera® (Pfizer) [2]
  PF-05280014                            226      Neoadjuvant EBC               Ctrough               Primärer Endpunkt erreicht                             Ja
  Trazimera® (Pfizer) [5]
  CT-P6                                  475              MBC                      ORR                Innerhalb der Äquivalenzgrenzen                        Ja
  Herzuma® (Celltrion) [3]
  CT-P6                                  504        Neoadjuvant,                   pCR                Innerhalb der Äquivalenzgrenzen                        Ja
  Herzuma® (Celltrion) [9]                          adjuvant EBC
  MYL-14010                              500              MBC                      ORR                Innerhalb der Äquivalenzgrenzen                        Nein
  Ogivri® (Mylan) [7]
  SB3                                    800      Neoadjuvant EBC                  pCR                Innerhalb der unteren und außerhalb                    Ja
  Ontruzant® (Samsung-Bioepis) [6]                                                                    der oberen Äquivalenzgrenze

EBC Early Breast Cancer, Ctrough lowest concentration before next dose, MBC Metastatic Breast Cancer, ORR Objective Response Rate, pCR pathologic
complete response, tpCR total pathologic complete response

                                                 Literatur
Können Biosimilars die                                                                                                                                                           11
                                                 1. European Medicines Agency, European commission                 Factor Receptor 2-Positive Early Breast Cancer. J Clin
Therapiekosten senken?                           (2017) Biosimilars in the EU. Information guide for he-           Oncol 36(10):968-974
                                                 althcare professionals. https://www.ema.europa.eu/docu-           7. Rugo HS, Barve A, Waller CF et al.; Heritage Study In-
                                                 ments/leaflet/biosimilars-eu-information-guide-health-            vestigators (2017) Effect of a Proposed Trastuzumab Bio-
Entwicklung und Produktion von Biosimi-          care-professionals_en.pdf                                         similar Compared With Trastuzumab on Overall Response
lars sind zwar aufwendig, aber letztlich         2. GaBI Online - Generics and Biosimilars Initiative (2017)       Rate in Patients With ERBB2 (HER2)-Positive Metastatic
                                                 Positive phase III results for Pfizer’s trastuzumab biosimilar.   Breast Cancer: A Randomized Clinical Trial. JAMA
natürlich weniger kostenintensiv als die         Pfizer Press Release, veröffentlicht am 22.09.2017.               317(1):37-47
Herstellung eines Original-Arzneimittels.        http://www.gabionline.net/Biosimilars/Research/Positive-          8. Shustova M, Burdaeva O, Alexeev S et al. (2016) Effi-
                                                 phase-III-results-for-Pfizer-s-trastuzumab-biosimilar             cacy and safety of BCD-022, trastuzumab biosimilar can-
Davon ausgehend erwarten die meisten             3. Im YH, Odarchenko P, Grecea D et al. (2013) Double-            didate, compared to herceptin: Results of international
Protagonisten im Gesundheitsmarkt, dass          blind, randomized, parallel group, phase III study to de-         multicenter randomized double blind study in patients
                                                 monstrate equivalent efficacy and comparable safety of            with HER2+ mBC. Ann Oncol 27(Suppl6):vi68-vi99
Biosimilars die onkologische Therapie            CT-P6 and trastuzumab, both in combination with pa-               9. Stebbing J, Baranau Y, Baryash V et al. (2017) CT-P6
preiswerter machen und damit auch in             clitaxel, in patients with metastatic breast cancer (MBC)         compared with reference trastuzumab for HER2-positive
                                                 as first-line treatment. J Clin Oncol 31 (suppl; abstr 629)       breast cancer: a randomised, double-blind, active-con-
Ländern mit schwächerer Kaufkraft ver-           4. IMS Institute for Healthcare Informatics (2016) Deli-          trolled, phase 3 equivalence trial. Lancet Oncol 18(7):917-
fügbar sind. Eine Analyse des IMS Institute      vering on the potential of biosimilar medicines. The role         928
                                                 of functioning competitive markets. https://www.medi-             10. Verband Forschender Arzneimittelhersteller e.V. (2018)
for Healthcare Informatics kommt zu dem          cinesforeurope.com/wp-content/uploads/2016/03/IMS-                Übersicht über zentralisiert in der EU zugelassene Biosi-
Schluss, dass die potenziellen kumulativen       Institute-Biosimilar-Report-March-2016-FINAL.pdf                  milars. https://www.vfa.de/biosimilars, Stand 27.11.2018,
                                                 5. Lammers PE, Dank M, Masetti R et al. (2018) Neoad-             Abruf am 30.11.2018
Einsparungen in den Gesundheitssystemen
                                                 juvant PF-05280014 (a potential trastuzumab biosimilar)           11. von Minckwitz G, Colleoni M, Kolberg HC et al. (2018)
der Europäischen Gemeinschaft innerhalb          versus trastuzumab for operable HER2+ breast cancer. Br           Efficacy and safety of ABP 980 compared with reference
                                                 J Cancer 119(3):266-273                                           trastuzumab in women with HER2-positive early breast
der nächsten fünf Jahre ein Volumen von
                                                 6. Pivot X, Bondarenko I, Nowecki Z et al. (2018) Phase           cancer (LILAC study): a rando-
50 Milliarden Euro erreichen [4].                III, Randomized, Double-Blind Study Comparing the Effi-           mised, double-blind, phase 3
                                                 cacy, Safety, and Immunogenicity of SB3 (Trastuzumab              trial. Lancet Oncol 19(7):987-
                                                 Biosimilar) and Reference Trastuzumab in Patients Treated         998
Was heute schon feststeht, ist die Tatsache,     With Neoadjuvant Therapy for Human Epidermal Growth
dass von der EMA zugelassene Biosimilars
sicher und wirksam sind. Die diesbezügli-
che Expertise der EMA ist beeindruckend:               Dieser Artikel basiert in wesentlichen Teilen
Seit 2006 hat die europäische Behörde 40               auf dem Beitrag „Biosimilares Trastuzumab in der Therapie
Biosimilars zugelassen. Nicht ein einziges             des Mammakarzinoms“ von Marc Thill in
dieser Präparate wurde seither wegen
Sicherheits- oder Wirksamkeitsmängeln                  Colloquium Senologie 2018/2019
vom Markt genommen.
                                                       Michael Untch, Nadia Harbeck, Christoph Thomssen (Hrsg.)

                                                       ISBN 978-3-933012-44-9 (Print) - ISBN 978-3-933012-56-2 (E-Book)
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Sehen Sie Trastuzumab
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1. 797,90 € Herzuma® i.v. 150 mg vs. 866,40 € Herceptin® i.v. 150 mg, Lauertaxe Taxe-VK, Stand 02.05.2018, ohne Berücksichtigung von Parallel- oder Reimporten
2. Aktuelle Fachinformation Herzuma® 3. Stebbing J et al. Lancet Oncol 2017;18(7):917-928 4. Bezogen auf die Vergleichbarkeit bzgl. Sicherheit, Wirksamkeit und Pharmakologie zum Original-Trastuzumab, EPAR Assessment Report: Herzuma®, EMA/44005/2018,
https://www.ema.europa.eu/documents/assessment-report/herzuma-epar-public-assessment-report_en.pdf, abgerufen am 22.05.2018
Herzuma® 150 mg Pulver für ein Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung Wirkstoff: Trastuzumab. Verschreibungspflichtig. Dieses Arzneimittel unterliegt einer zusätzlichen Überwachung. Dies ermöglicht eine schnelle Identifizierung neuer Erkenntnisse über die Sicherheit. Angehörige von
Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung zu melden. Zusammensetzung: Arzneilich wirksamer Bestandteil: Eine Durchstechflasche enthält 150 mg Trastuzumab, einen humanisierten monoklonalen IgG1-Antikörper, der aus einer Suspensionskultur von Säugetierzellen
(Ovarialzellen des chinesischen Hamsters) hergestellt und durch eine Affinitäts- und Ionenaustauschchromatographie, die spezifische virale Inaktivierungs- und Entfernungsprozesse beinhaltet, gereinigt wird. Die rekonstituierte Lösung mit Herzuma® enthält 21 mg/ml Trastuzumab. Sonstige Bestandteile:
L-Histidinhydrochlorid, L-Histidin, α,α-Trehalosedihydrat, Polysorbat 20 Anwendungsgebiete: Brustkrebs. Metastasierter Brustkrebs: Herzuma® wird angewendet zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit HER2-positivem metastasiertem Brustkrebs (metastatic breast cancer - MBC): Als Monotherapie
zur Behandlung von Patienten, die mindestens zwei Chemotherapieregime gegen ihre metastasierte Erkrankung erhalten haben. Die vorangegangene Chemotherapie muss mindestens ein Anthrazyklin und ein Taxan enthalten haben, es sei denn, diese Behandlung ist für die Patienten nicht geeignet. Bei
Patienten mit positivem Hormonrezeptor-Status muss eine Hormonbehandlung erfolglos gewesen sein, es sei denn, diese Behandlung ist für die Patienten nicht geeignet. In Kombination mit Paclitaxel zur Behandlung von Patienten, die noch keine Chemotherapie gegen ihre metastasierte Erkrankung erhalten
haben und für die ein Anthrazyklin ungeeignet ist. In Kombination mit Docetaxel zur Behandlung von Patienten, die noch keine Chemotherapie gegen ihre metastasierte Erkrankung erhalten haben. In Kombination mit einem Aromatasehemmer zur Behandlung von postmenopausalen Patienten mit Hormon-
rezeptor-positivem MBC, die noch nicht mit Trastuzumab behandelt wurden. Brustkrebs im Frühstadium: Herzuma® wird angewendet zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit HER2-positivem Brustkrebs im Frühstadium (early breast cancer - EBC): Nach einer Operation, Chemotherapie (neoadjuvant oder
adjuvant) und Strahlentherapie (soweit zutreffend). Nach adjuvanter Chemotherapie mit Doxorubicin und Cyclophosphamid, in Kombination mit Paclitaxel oder Docetaxel. In Kombination mit adjuvanter Chemotherapie mit Docetaxel und Carboplatin. In Kombination mit neoadjuvanter Chemotherapie, gefolgt
von adjuvanter Therapie mit Herzuma®, bei lokal fortgeschrittenem (einschließlich entzündlichem) Brustkrebs oder Tumoren > 2 cm im Durchmesser. Herzuma® ist nur bei Patienten mit metastasiertem Brustkrebs oder Brustkrebs im Frühstadium anzuwenden, deren Tumore entweder eine HER2-Überexpression
oder eine HER2-Genamplifikation aufweisen, die durch eine genaue und validierte Untersuchung ermittelt wurde. Metastasiertes Magenkarzinom: Herzuma® in Kombination mit Capecitabin oder 5 Fluorouracil und Cisplatin wird angewendet zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit HER2-positivem
metastasiertem Adenokarzinom des Magens oder des gastroösophagealen Übergangs, die bisher keine Krebstherapie gegen ihre metastasierte Erkrankung erhalten haben. Herzuma® ist nur bei Patienten mit metastasiertem Magenkarzinom (metastatic gastric cancer - MGC) anzuwenden, deren Tumore eine
HER2-Überexpression, definiert durch ein IHC2+ und ein bestätigendes SISH- oder FISH-Ergebnis, oder durch ein IHC3+ Ergebnis, aufweisen. Hierfür sollten genaue und validierte Untersuchungsmethoden angewendet werden. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen Trastuzumab, Mausproteine oder
einen der sonstigen Bestandteile, schwere Ruhedyspnoe, die durch Komplikationen der fortgeschrittenen Krebserkrankung verursacht wird oder die eine unterstützende Sauerstofftherapie benötigt. Nebenwirkungen: Infektion, Nasopharyngitis, neutropenische Sepsis, Zystitis, Herpes zoster, Influenza, Sinu-
sitis, Hautinfektion, Rhinitis, Infektion der oberen Atemwege, Harnwegsinfektion, Erysipel, Cellulitis, Pharyngitis, Sepsis, Progression der malignen Tumorerkrankung, Progression der Tumorerkrankung, febrile Neutropenie,
Anämie, Neutropenie, Leukozytenzahl erniedrigt/Leukopenie, Thrombozytopenie, Hypoprothrombinämie, Immunthrombozytopenie, Überempfindlichkeit, anaphylaktische Reaktion, anaphylaktischer Schock, Entwicklung
von Antikörpern gegen Trastuzumab (intravenöse Anwendung), Gewicht erniedrigt/Gewichtsverlust, Anorexie, Hyperkaliämie, Schlaflosigkeit, Angst, Depression, Denkstörungen, Tremor, Schwindelgefühl, Kopfschmerzen,
Parästhesie, Geschmacksstörung, periphere Neuropathie, erhöhter Muskeltonus, Somnolenz, Ataxie, Parese, Hirnödem, Konjunktivitis, verstärkte Tränensekretion, trockenes Auge, Papillenödem, Netzhautblutung, Taubheit,
Blutdruck erniedrigt, Blutdruck erhöht, Herzschläge unregelmäßig, Palpitationen, Herzflattern, Auswurffraktion vermindert, Herzinsuffizienz (kongestiv), supraventrikuläre Tachyarrhythmie, Kardiomyopathie, Perikarder-
guss, kardiogener Schock, Perikarditis, Bradykardie, Galopprhythmus vorhanden, Hitzewallung, Hypotonie, Vasodilatation, Giemen (pfeifendes Atemgeräusch), Dyspnoe, Husten, Epistaxis, Rhinorrhoe, Pneumonie, Asthma,
Lungenerkrankung, Pleuraerguss, Pneumonitis, Lungenfibrose, respiratorische Insuffizienz, Atemnot, Lungeninfiltration, akutes Lungenödem, akutes respiratorisches Distress-Syndrom, Bronchospasmus, Hypoxie, Sauer-
stoffsättigung erniedrigt, Kehlkopfödem, Orthopnoe, Lungenödem, interstitielle Lungenerkrankung, Diarrhö, Erbrechen, Übelkeit, geschwollene Lippen, Abdominalschmerz, Dyspepsie, Obstipation, Stomatitis, Pankreatitis,
Hämorrhoiden, Mundtrockenheit, hepatozelluläre Verletzung, Hepatitis, Druckschmerz der Leber, Ikterus, Leberversagen, Erythem, Ausschlag, geschwollenes Gesicht, Haarausfall, Nagelveränderungen, palmar-plantares
Erythrodysästhesie-Syndrom (Hand-Fuß-Syndrom), Akne, trockene Haut, Ekchymose, Hyperhidrose, makulopapulöser Ausschlag, Pruritus, Onychoklasie, Dermatitis, Urtikaria, Angioödem, Arthralgie, Muskelspannung, My-
algie, Arthritis, Rückenschmerzen, Knochenschmerzen, Muskelspasmen, Nackenschmerzen, Schmerzen in den Extremitäten, Nierenerkrankung, membranöse Glomerulonephritis, Glomerulonephropathie, Nierenversagen,
Oligohydramnie, Nierenhypoplasie, Lungenhypoplasie, Brustentzündung/Mastitis, Asthenie, Schmerzen im Brustkorb, Schüttelfrost, Abgeschlagenheit, Grippe-ähnliche Symptome, infusionsbedingte Reaktion, Schmerzen,
Fieber, Schleimhautentzündung, peripheres Ödem, Unwohlsein, Ödeme, Prellung. Warnhinweis: Arzneimittel für Kinder unzugänglich aufbewahren. Celltrion Healthcare Hungary Kft., 1062 Budapest, Váci út 1-3.
WestEnd Office Building B torony, Ungarn Örtlicher Vertreter in Deutschland: Mundipharma GmbH, 65549 Limburg                                                                                                          02-18
Interview                                                        TZM News 3 / 2018 (20 Jg.)

              „In den letzten 5 Jahren ist

mehr passiert                                                                                      Therapieoptionen
                                                                                                   beim Ovarialkarzinom

       als in den 50 Jahren davor“
                                  Interview mit Professor Dr. med. Sven Mahner, Direktor der Klinik
                                  für Frauenheilkunde und Geburtshilfe am Klinikum der Universität München

   Herr Professor Mahner, der ESMO-Kon-       In der Verum-Gruppe lebten progressions-        gung der Kostenübernahme durch die Kran-
gress 2018 ist zum Zeitpunkt unseres Ge-      frei nach 3 Jahren noch 60% der Patientin-      kenversicherung. Eine weitere Konsequenz
sprächs gerade eine gute Woche vorbei,        nen, in der Placebo-Gruppe dagegen 27%.         betrifft unsere laufenden Studien: Seit wir
und zur systemischen Therapie des Ovari-      Alle teilnehmenden Patientinnen waren           die SOLO-1-Daten haben, sollte keine Pa-
alkarzinoms gab es gute Nachrichten.          BRCA-Mutationsträgerinnen.                      tientin in der Ersterkrankungssituation, die
Ja, das kann man guten Gewissens sagen.                                                       BRCA-mutiert ist, auf einen PARP-Inhibitor
Die SOLO-1-Studie hat gezeigt, dass die Er-      Kamen die Ergebnisse für Sie über-           verzichten. Wir nehmen deshalb eine An-
haltungstherapie mit dem PARP-Inhibitor       raschend?                                       passung vor: Der Placebo-Arm, mit dem bei
Olaparib das progressionsfreie Überleben      Ich wusste im Vorfeld, dass die Studie sehr     BRCA-mutierten Frauen der PARP-Inhibi-
nicht nur im Rezidiv, sondern auch bei Pa-    positiv sein würde, aber ich kannte natürlich   tor getestet werden sollte, fällt nun weg.          13
tientinnen mit neu diagnostiziertem, fort-    keine Zahlen.
geschrittenem Eierstockkrebs und Vorliegen
einer bestimmten Genmutation signifikant
verlängert. Bereits am Tag der Präsentation
wurden die Ergebnisse auch im New Eng-
land Journal veröffentlicht.

  Die Erhaltungstherapie mit einem PARP-
                                                                                              E    s tut sich etwas in der Therapie des
                                                                                                   Ovarialkarzinoms. Nach wie vor ist die
                                                                                              makroskopisch tumorfreie Operation
Inhibitor ist beim Eierstockkrebs nichts                                                      Voraussetzung für die erfolgreiche
ganz Neues.                                                                                   Behandlung der Patientinnen. Dank
Das stimmt, seit 2015 ist Olaparib für                                                        neuer systemischer Optionen lässt sich
                                                                                              der Therapieerfolg aber besser stabilsieren
Patientinnen mit platinsensiblem Rezidiv
                                                                                              als je zuvor, so die Quintessenz von
zugelassen, seit 2017 auch Niraparib. Die
                                                                                              Professor Sven Mahner.
Zulassung von Olaparib beschränkte sich
zunächst auf Patientinnen mit BRCA-Mu-
tation, mittlerweile sind beide Medikamente
auch bei Patientinnen mit BRCA-Wildtyp
zugelassen. Voraussetzung ist nur, dass die
Patientinnen auf die platinhaltige Rezidiv-
therapie angesprochen haben.                    Und welche Konsequenzen sind nun zu             Stichwort BRCA-Mutation: Im Rezidiv hat
                                              ziehen?                                         sich ja spätestens mit der Zulassung von
  Und SOLO-1 belegt nun die Wirkung auch      Für den Montag nach der Präsentation hatte      Niraparib vor ziemlich genau einem Jahr
in der Erhaltung nach Erstlinientherapie.     ich bereits einige Patientinnen mit passen-     gezeigt, dass auch Frauen ohne BRCA-Mu-
Das ist das Spannende: In SOLO-1 sehen        dem Profil einbestellt, um mit ihnen zu be-     tation deutlich profitieren. Erwarten Sie für
wir ganz ähnliche Effekte für Patientinnen    sprechen, wie die neuen Erkenntnisse direkt     die adjuvante Situation eine ähnliche Ent-
mit neu diagnostiziertem, fortgeschrittenem   in die Therapie einfließen können. Olaparib     wicklung?
Eierstockkrebs. Die Patientinnen wurden in    als Erhaltungstherapie nach der Erstlinien-     Das wird derzeit unter anderem in der
zwei Gruppen randomisiert und erhielten       behandlung ist für BRCA-Mutationsträge-         Phase-III-Studie AGO OVAR-20 untersucht.
nach Operation sowie erfolgreicher platin-    rinnen nun eine echte Option, allerdings        Dort geht es um die Erhaltungstherapie mit
haltiger Chemotherapie entweder eine Er-      fehlt noch die offizielle Zulassung, und wir    Olaparib in Kombination mit Bevacizumab
haltungstherapie mit Olaparib oder Placebo.   unterstützen Patientinnen bei der Beantra-      nach primärer, platinbasierter Chemothera-
TZM News 3 / 2018 (20 Jg.)

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 pie bei Patientinnen mit neu diagnostizier-   kopischen Tumorfreiheit gilt somit auch            Wie beurteilt man im Vorfeld, ob im
 tem, fortgeschrittenem Ovarialkarzinom,       für die Lymphknoten.                            Rezidiv eine makroskopisch tumorfreie
 und zwar unabhängig von ihrem BRCA-                                                           Resektion gelingen wird?
 Status. Erste Ergebnisse werden im zweiten      Mit anderen Worten: Eine systematische        Das ist ziemlich schwierig. In der Studie
 Halbjahr 2019 erwartet. Und auch von an-      Lymphonodektomie ist bei makrosko-              haben wir bei der Auswahl der Patientinnen
 deren PARP-Inhibitoren erwarten wir im        pischer Tumorfreiheit obsolet?                  vergleichsweise einfache Kriterien ange-
 kommenden Jahr erste Ergebnisse aus der       Bei fortgeschrittenem Tumorstadium sowie        wandt, um möglichst viele Patientinnen zu
 Primärtherapie, unabhängig vom BRCA-          palpatorisch und radiologisch unauffälligen     rekrutieren, bei denen die makroskopische
 Mutationsstatus.                              Lymphknoten. Und für diese Patientinnen         Tumorfreiheit auch gelingt. Dazu haben wir
                                               bedeutet das tatsächlich einen neuen Stan-      einen Score entwickelt, der mit einer Zwei-
   Der Erfolg der PARP-Inhibition ist in der   dard, denn sie können nun schonender ope-       Drittel-Wahrscheinlichkeit vorhersagen
 Therapie des Ovarialkarzinoms nur einer       riert werden, ohne dass Auswirkungen auf        konnte, ob die Patientin erfolgreich operier-
 von mehreren Meilensteinen der vergan-        die Prognose zu befürchten sind. Die kom-       bar ist oder nicht. Im klinischen Alltag ist
 genen Jahre, könnte man meinen.               plette makroskopisch tumorfreie Resektion       das allerdings zu kurz gesprungen, denn
 Das ist auch mein Eindruck. Es gibt bemer-    ist beim Ovarialkarzinom natürlich weiter-      wenn man den Score retrospektiv bei Pa-
 kenswerte Fortschritte in beiden Säulen der   hin das Ziel jeder Operation.                   tientinnen anwendet, die erfolgreich operiert
 Therapie: der Operation und der medika-                                                       worden sind, dann stellt sich heraus, dass
 mentösen Therapie.                               Und gilt das Konzept auch für die            darunter auch solche sind, die in der Studie
                                               Rezidivsituation? Sprich, lohnt es sich, im     durchs Raster gefallen wären. Im klinischen
   Was hat sich in Sachen Operation getan?     Rezidiv nochmals zu operieren?                  Alltag sollte aber jede einzelne Patientin die
 Da liegen nun die Ergebnisse von langjährig   Diese Frage konnte man bis vor kurzem nur       größtmögliche Chance auf makroskopisch
 durchgeführten, sehr aufwendigen Studien      auf Grundlage von retrospektiven Studien        tumorfreie Operation erhalten.
 vor. Herausstellen möchte ich die AGO         beantworten. Jetzt aber liegen die Ergebnisse
 LION-Studie, in der wir geprüft haben, ob     der AGO-DESKTOP-III-Studie vor. Und die            Mit anderen Worten: In Expertenhand
                                                                                               kann sich eine Operation lohnen, auch
                                                                                               wenn besagter Score dagegen spricht?
                                                                                               Das ist die Erfahrung aus mehreren großen
                                                                                               Zentren. Die operative Qualität ist ein
                                                                                               Schlüssel zur erfolgreichen Therapie des
                                                                                               Ovarialkarzinoms. Und deshalb ist es so un-
                                                                                               gemein wichtig, operative Studien in solchen
                                                                                               Zentren durchzuführen, in denen die höchs-
                                                                                               te operative Qualität gewährleistet ist. Nur
                                                                                               unter diesen Voraussetzungen kommt man
                                                                                               zu objektivierbaren Befunden.

                                                                                                  Womit wir bei der TRUST-Studie wären.
                                                                                               Das ist in der Tat eine Studie, an der nur
                                                                                               Zentren mit nachgewiesener höchster ope-
 Patientinnen hinsichtlich des Überlebens      zeigt: Wenn es gelingt, in der Rezidivsitua-    rativer Qualität teilnehmen. Und sie rekru-
 profitieren, wenn ihnen die Lymphknoten       tion makroskopisch tumorfrei zu operieren,      tiert sehr, sehr gut. Es sind jetzt schon mehr
 entfernt werden. Wir wissen, dass selbst      dann profitiert die Patientin, was die Dauer    als 500 Patientinnen dabei, und wir erwarten
 makroskopisch unauffällige Lymphknoten        der Progressionsfreiheit angeht. Aber selbst    für Anfang bis Mitte nächsten Jahres den
 in mehr als der Hälfte tumorbefallen sind.    kleinste Reste machen den Benefit zunichte.     Abschluss der Rekrutierung. Die TRUST-
 Die LION-Studie hat gezeigt, dass dieser      Das ist ein wichtiger Unterschied zur Pri-      Studie wird uns Antworten darauf geben
 mikroskopische Tumorbefall keine pro-         märoperation, wo wir wissen, dass zwar ein      können, welches das beste Timing für die
 gnostische Relevanz hat, wenn es um einen     kleiner, aber reproduzierbar messbarer Vor-     Operation ist, sprich ob sie ganz zu Anfang
 intraperitoneal ausgebreiteten Tumor geht,    teil für Patientinnen auch dann besteht,        der Therapie oder erst nach einer neoadju-
 den wir erfolgreich operativ entfernen        wenn kleinste Reste zurückbleiben müssen,       vanten Chemotherapie durchgeführt wer-
 konnten. Deshalb können wir nun zahlrei-      falls zum Beispiel der gesamte Darm tumor-      den sollte.
 chen Patientinnen diesen Teil des Eingriffs   befallen ist.
 ersparen, also einfach schonender operie-                                                       Warum ist das so anders als in der Brust-
 ren, als wir das etwa vor fünf Jahren noch                                                    krebstherapie? Dort hat sich die neo-
 gemacht haben. Das Konzept der makros-                                                        adjuvante systemische Therapie mit dem
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