"moderNTimes" - Digitalisierungsstrategie - Große Kreisstadt Nürtingen (Landkreis Esslingen) - digital@bw
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Stadtverwaltung Nürtingen Oberbürgermeister Otmar Heirich Haupt‐ und Rechtsamtsleiterin Carmen Speidel Stv. Amtsleiter Daniel Riehle Philomena Pirson (Projektleitung) u.a. mit Unterstützung durch: Gt‐service Dienstleistungsgesellschaft mbH des Gemeindetags Baden‐Württemberg Panoramastraße 31 70174 Stuttgart Geschäftsführer Steffen Jäger und Fabian Müller Referent Christopher Heck Herausgeber: Große Kreisstadt Nürtingen www.nuertingen.de © Copyright 2019 Gt‐service GmbH Genderhinweis: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit bezeichnen wir Personengruppen, soweit möglich, in einer neutralen Form (Bür‐ ger, Mitarbeiter). Es sind dabei immer sowohl weibliche als auch männliche Personen, sowie Angehörige des dritten Geschlechts ge‐ meint. Wo aus Gründen der besseren Lesbarkeit notwendigerweise geschlechtsspezifische Formulierungen zum Einsatz kommen, sind ebenso alle Geschlechter gemeint. Es wird um Verständnis gebeten. Nürtingen, im Februar 2019
Inhaltsverzeichnis Vorwort Oberbürgermeister Otmar Heirich ........................................................................................ 5 Überblick ........................................................................................................................................ 6 01 Ausgangslage und übergeordnete Zielsetzung:.............................................................................. 8 Herausforderungen ...................................................................................................................................... 8 Örtliche Gegebenheiten/ Strukturdaten: ..................................................................................................... 10 02 Grundlagen der Digitalisierung .................................................................................................... 12 03 Der Landeswettbewerb „Digitale Zukunftskommune@bw“ als Treiber und Motivator ..................... 14 Digitalisierungsstrategie „digital@bw“ ....................................................................................................... 14 Der Landeswettbewerb „Digitale Zukunftskommune@bw“ ....................................................................... 15 Motivation der Großen Kreisstadt Nürtingen ..............................................................................................16 Rollen der Verwaltung bei der Digitalisierung .............................................................................................16 04 Projektablauf und Dokumentation (Methodik, Prozess)................................................................. 18 Meilenstein 1: Politische Willensbildung ..................................................................................................19 Meilenstein 2: Positionierung und Identifizierung der Ziele .....................................................................19 Meilenstein 3: IST‐Analyse „Digitalisierungs‐Check“.............................................................................. 20 Meilenstein 4: Beteiligungsformat Zukunftswerkstatt ............................................................................ 22 Meilenstein 5: Ableitung der Lebensbereiche .......................................................................................... 23 Meilenstein 6: Digitalisierungsstrategie „moderN Times“ ...................................................................... 24 05 Lebensbereiche .......................................................................................................................... 25 Lebensbereich 0: Querschnittsmassnahmen der Digitalisierung ................................................................ 26 0.1 FTTB/FTTH‐Planung (Glasfaser) für das gesamte Stadtgebiet ........................................................... 27 0.2 Benennung und Qualifizierung von „kommunalen Digitallotsen“ innerhalb der Verwaltung ............ 28 0.3 Datenschutz und Datensicherheit ..................................................................................................... 29 Lebensbereich 1: Bildung und Kultur ........................................................................................................... 30 1.1 Messengerdienste .............................................................................................................................. 31 1.2 Ausserschulischer Medienentwicklungsplan ...................................................................................... 32 1.3 Generationenübergreifende Kurse zur Förderung digitaler Kompetenzen ........................................ 33 1.4 Online‐Plattform und digitales Medienangebot der Stadtbücherei ...................................................34 1.5 Einführung eines Digitalen Veranstaltungskalenders ........................................................................ 35 Lebensbereich 2: Wirtschaft und Handel .....................................................................................................36 2.1 Digitale Vernetzung Wirtschaft und Bildungseinrichtungen ............................................................... 37 2.2 Ausbau des Geoportals der Stadt Nürtingen ..................................................................................... 38 Lebensbereich 3: Gesellschaft und Gesundheit............................................................................................39
3.1 Digitales Nachbarschaftsnetzwerk .................................................................................................... 40 3.2 Weiterentwickeln der städtischen Homepage ................................................................................... 41 3.3 Digitale KITA‐Anmeldung und „Kita‐Matching 4.0“ .......................................................................... 42 3.4 Vernetzung von Eltern chronisch kranker Kinder ...............................................................................43 Lebensbereich 4: Mobilität ......................................................................................................................... 44 4.1 Digitale Echtzeitinformationen ÖPNV .............................................................................................. 45 4.2 Parkleitsystem .................................................................................................................................. 46 Lebensbereich 5: Verwaltung und E‐Government....................................................................................... 47 5.1 Online Bürgerbeteiligung .................................................................................................................. 48 5.2 Online‐Terminportal für die Verwaltung ........................................................................................... 49 5.3 Digitale Bauakte ................................................................................................................................ 50 5.4 E‐Payment ......................................................................................................................................... 51 5.5 Digitale Bürgerservices ..................................................................................................................... 52 5.6 Weitere Themen ................................................................................................................................ 53 Maßnahmenübersicht ................................................................................................................................ 54 06 Integration in Verwaltungsstrukturen .......................................................................................... 55 07 Fortschreibung der Strategie / Monitoring .................................................................................... 56 08 Öffentlichkeitsarbeit .................................................................................................................. 57 09 Zeit‐ und Finanzierungsplanung .................................................................................................. 58 10 Anlagen .....................................................................................................................................59
Daher räumen wir diesem Thema in der Stadtver‐ waltung einen großen Stellenwert ein und sehen den Menschen mit seinen Bedürfnissen im Mittel‐ punkt unserer Bestrebungen. Als Dienstleister wol‐ len wir es unseren Bürgerinnen und Bürgern so ein‐ fach wie nur möglich machen, deren Anliegen zu er‐ füllen. In einer Zukunftswerkstatt haben wir die Wünsche und Anregungen der Bürgerinnen und Bürger gesammelt und entwickeln daraus nun Maßnahmen im Rahmen einer Digitalisierungsstra‐ tegie, um Verfahrensabläufe zu vereinfachen. Vorwort Oberbürgermeister Dies ist ein erster Schritt auf dem Weg zur Digitali‐ Otmar Heirich sierung der Verwaltung. Wir können nicht voraus‐ sagen, wohin er uns führen wird oder wie er in ein Der Fortschritt ist nicht aufzuhalten und das ist gut paar Jahren aussieht. Er wird und muss sich im so, denn Stillstand bedeutet Rückschritt. Die Digi‐ Laufe der Zeit verändern, denn auch die Rahmen‐ talisierung gilt als die nächste große gesellschaftli‐ bedingungen, gesetzlichen Vorgaben, gesellschaft‐ che Revolution, denn sie durchdringt mittlerweile lichen Verhaltensweisen, Gewohnheiten und An‐ all unsere Lebensbereiche. Lernen, Arbeiten, Frei‐ forderungen entwickeln sich weiter. zeit, Mobilität, Gesundheits‐ oder Finanzwesen – nichts und niemand kommt mehr ohne neue Tech‐ Unsere Digitalisierungsstrategie kann nicht perfekt nologien oder digitale Helfer aus. sein und das soll sie auch nicht. Aber damit haben wir ein Instrument an der Hand, das sich am tat‐ Nicht alles, was technisch möglich ist, muss jedoch sächlichen Bedarf der Bürgerinnen und Bürger aus‐ auch umgesetzt werden. Die Frage ist, welchen richtet und die Beziehung zwischen Stadtverwal‐ konkreten Nutzen eine Digitalisierung mit sich tung und Bürgerschaft auf eine neue Basis stellen bringt und ob sie datenschutzkonform ist? Und vor kann. Diese Broschüre gibt Ihnen eine Übersicht der Anwendung steht noch die Nutzerkompetenz, über die Herausforderungen und Chancen der Digi‐ denn ohne diese kann der Schaden größer als der talisierung, zeichnet unsere Herangehensweise Nutzen sein. Sinnvoll ist ein Digitalisierungsprozess nach und beschreibt die Ziele, die wir damit verfol‐ beispielsweise, wenn er uns Zeit, Ressourcen und gen – kompakt, analog und übersichtlich. Ich freue Arbeitskraft spart, das Knüpfen von Netzwerken er‐ mich, wenn wir Ihnen damit einen Denkanstoß ge‐ leichtert oder die Umwelt schont. ben können. Die Digitalisierung wird mit dem Verlust von Ar‐ beitsplätzen einhergehen und verursacht daher nachvollziehbare Vorbehalte und Ängste. Sie schafft aber wiederum auch Arbeitsplätze, eröffnet neue Chancen in vielen Bereichen wie der Stadtent‐ O. Heirich wicklung, der Bildung oder dem Umweltschutz und kann Abläufe vereinfachen, ohne sie jedoch kom‐ Oberbürgermeister plett zu ersetzen. Unser Ziel muss es zum jetzigen Zeitpunkt daher sein, die analogen Vorgänge mit digitalen Instrumenten zu verbessern. Wir müssen Technologien zu unserem Vorteil nutzen und dür‐ fen uns nicht von ihnen beherrschen lassen. 5
Überblick Die vorliegende Digitalisierungsstrategie ist das Er‐ der Ist‐Analyse wurde deutlich, dass bereits vieles gebnis eines 10‐monatigen Entwicklungsprozes‐ im Gang ist, und noch weit mehr Potenzial besteht. ses. Diese Analyse regelmäßig zu wiederholen und da‐ mit die Digitalisierung permanent voranzutreiben In Kapitel 01 werden die Ausgangslage und die wird eine der Kernaufgaben der Zukunft sein, um Zielsetzung der Digitalisierung im Allgemeinen be‐ Verwaltungsprozesse in all ihren Facetten zu opti‐ schrieben: Wie kann Digitalisierung das Leben der mieren. Menschen verbessern? Welche Facetten hat die Di‐ gitalisierung im globalen, internationalen und nati‐ So können auch Lebensbereiche wegfallen, da sie onalen Maßstab? möglicherweise digitalisiert sind, oder weil sie nicht mehr für zwingend erforderlich gehalten werden. Das Kapitel wird kontrastiert durch die Aufzählung Dies gilt es regelmäßig zu betrachten. der örtlichen Gegebenheiten und Strukturdaten der Stadt Nürtingen. Aus dem Gegensatz zwischen In ihrem Herzstück greift die Strategie im Kapitel globaler und nationaler Betrachtung auf der einen, 05 die durch Bürgerschaft, Gemeinderat und Ver‐ und der lokalen Orientierung auf der anderen Seite, waltung ausgewählten Lebensbereiche auf, und entsteht ein erster Themenabriss. ordnet diesen konkrete Maßnahmen zu, die –so‐ weit möglich – mit zeitlichen und finanziellen Di‐ Anschließend werden die Grundlagen der Digitali‐ mensionen belegt sind. Dieser Maßnahmenkatalog sierung angenähert an die Notwendigkeiten der soll als verbindlicher Handlungsleitfaden für die Kommunen in Baden‐Württemberg. Der Begriff kommenden Jahre verstanden werden, ohne dabei wird näher gefasst und präzisiert. Dies ist ein not‐ starr abgearbeitet werden zu müssen. Auch hier gilt wendiger Zwischenschritt, um begreifen zu kön‐ es flexibel auf die sich wandelnden Rahmenbedin‐ nen, welche Fragestellungen im Fokus der Strate‐ gungen zu reagieren, die Digitalisierungsstrategie gieerstellung stehen (Kapitel 02). ist insofern eine Momentaufnahme. Die handlungsleitenden Motive des Landes mit sei‐ Die drei anschließenden Kapitel sind erste Grund‐ ner Digitalisierungsstrategie „digital@bw“, und da‐ lagen zur Umsetzung der Digitalisierung, da sie die von abgeleitet dem Landeswettbewerb „Digitale stetige Fortschreibung/Weiterentwicklung der digi‐ Zukunftskommune@bw“ werden im Kapitel 03 talen Agenda und die Öffentlichkeitsarbeit in den skizziert. Ergänzt wird das Kapitel mit der Motiva‐ Fokus stellen und hier Handlungshinweise für die tion, wie sie die Stadt Nürtingen im Antrag zum Zukunft geben. Landeswettbewerb zum Ausdruck gebracht hat, um „Digitale Zukunftskommune“ werden zu kön‐ Im Einzelnen wird auf die Lektüre der vorliegenden nen. Es wird ergänzt durch die verschiedenen Rol‐ Digitalisierungsstrategie verwiesen. len innerhalb der Verwaltung im Gesamtkomplex Digitalisierung. Es erfolgt insoweit eine weitere praktikable Annäherung an die Thematik. Das Kapitel 04 beschreibt den Prozess der Erarbei‐ tung der vorliegenden Strategie. Über die fünf Mei‐ lensteine hinweg wird dargelegt welche Beteiligten wie zu den vorliegenden Ergebnissen und Erkennt‐ nissen gelangt sind. Dabei ist von zentraler Bedeu‐ tung zu erkennen, dass es sich um keinen abge‐ schlossenen Prozess handeln kann. Auf Grundlage 6
Digitalisierungsroadmap „moderNTimes“ Kurzfristig Mittelfristig Langfristig (2019 – 2020) (2021 – 2022) (2023 – 2025) Bildung und Kul‐ Außerschulischer Medien‐ Messengerdienste tur entwicklungsplan Generationenübergrei‐ Einführung eines Digitalen fende Kurse digitale Kom‐ Veranstaltungskalenders petenz Online‐Plattform u. dig. Medienangebot der Stadt‐ bücherei Digitale Vernetzung Wirt‐ Ausbau Geoportal (Digita‐ Wirtschaft und schaft und Bildungseinrich‐ les Schaufenster und barri‐ Geoportal 3D Handel tungen erefreier Stadtplan) Gesellschaft und Digitales Nachbarschafts‐ Digitale KITA‐Anmeldung Gesundheit netzwerk und „Kita‐Matching 4.0“ Weiterentwickeln der städt. Homepage Vernetzung von Eltern chronisch kranker Kinder Digitale Echtzeitinformati‐ Mobilität onen ÖPNV Parkleitsystem Verwaltung und Online Terminportal für die Online Bürgerbeteiligung E‐Government Verwaltung Digitale Bauakte Digitale Bürgerservices E‐Payment Weitere Themen wie z.B. elektronischer Posteingangs‐ workflow und digitaler Postausgang, mobiles digitales Ar‐ beiten, Einführung E‐Rechnung inkl. elektronischer Ge‐ nehmigungsworkflow, digitale Ratsarbeit. 7
01 Ausgangslage und übergeordnete Zielsetzung: HERAUSFORDERUNGEN Globalisierung und Digitalisierung sind die zwei Gemeinde‐Land‐Gefälles zur Verfügung. Das be‐ großen Treiber, die unsere Welt verändern. Wie wir trifft insbesondere die gesundheitliche Versorgung, leben, arbeiten, uns bilden oder unsere Freizeit ver‐ die Erreichbarkeit von Orten, den Zugang zu Bil‐ bringen wird immer mehr vom Internet bestimmt. dung, die Versorgung mit Gütern aber auch Touris‐ Die ersten Vorläufer der neuen Arbeitswelt 4.0 zei‐ mus und Freizeit. gen sich bereits heute: Arbeitsorte und Arbeitszei‐ ten verlieren ihr starres Gebilde. Arbeitsinhalte und Auch die Ansprüche an die Verwaltung befinden Arbeitsformen verändern sich und werden zuneh‐ sich im Wandel. Der Bürger ist nicht länger Bittstel‐ mend flexibler. Auch die Kommunikation verändert ler, sondern dienstleistungsorientierter Kunde, der sich. Das Internet und insbesondere soziale Netz‐ vom Onlineshopping intuitive, medienbruchfreie werke machen es möglich, in Sekunden weltweit und schnelle Wege gewohnt ist und dies zuneh‐ Informationen auszutauschen, Gemeinschaften zu mend auch bei Verwaltungsleistungen einfordern bilden und sich zu vernetzen. Von diesen Entwick‐ wird. lungen sind auch die Städte und Gemeinden als Le‐ Die Zukunft wird lokal gemacht. Ein Jahrhundert bensort der Menschen und als Standort von Wirt‐ der Kommunen liegt vor uns. Probleme entstehen schaft und Handel besonders betroffen. lokal, sie müssen auch lokal und regional gelöst Es gilt, die kommunale Gestaltungskraft in dieser werden. Internationale Konferenzen und deren sich verändernden, dynamischer werdenden Welt Vereinbarungen, wie zum Beispiel beim Klima‐ zu stärken, Menschen an der Politik teilhaben zu schutz, nutzen wenig, wenn sie vor Ort nicht zügig lassen, moderne Infrastrukturen auf den Weg zu umgesetzt werden. Umsetzung bedeutet aber Ver‐ bringen und letztendlich eine offene Gesellschaft haltensänderungen und diese finden durch Men‐ zu schaffen. Das enorme Potenzial an Wissen in der schen in den Kommunen statt. Die Digitalisierung Bürgergesellschaft kann so genutzt werden. wird für die Stadt Nürtingen zu einem wichtigen Gestaltungselement. Sie ist weit mehr als Die Digitalisierung fördert Vernetzung, Dezentrali‐ E‐Government. Sie unterstützt nicht nur die wichti‐ tät und Subsidiarität und trägt nicht zuletzt zur Vi‐ gen Politikbereiche, sondern auch die Organisation talisierung der Kommunen bei. Sie rückt Fragen wie und das Personal der Verwaltung. „Wie wollen wir in Zukunft leben?", „Welche neuen Infrastrukturen sind notwendig?“ und „Wer darf wie Die Mitarbeiter der Verwaltung spielen bei der welche Daten nutzen?“ in den Vordergrund. Transformation eine entscheidende Rolle. Bei der Digitalisierung muss der Mensch im Mittelpunkt Die zentralen Themen wie Mobilität, Bildung, Ge‐ stehen. Es geht nicht nur um Technik, wie Senso‐ sundheit, Energie und Sicherheit werden massiv ren, Plattformen und Breitband, sondern um neue von der Digitalisierung beeinflusst. Formen der Kommunikation, neue vernetzte Struk‐ turen und moderne Arbeitsweisen der Zusammen‐ Smarte Kommunen und smarte Regionen nutzen arbeit in Behörden und zwischen Behörden bezie‐ digitale Instrumente für mehr Nachhaltigkeit, hungsweise der Wirtschaft und der Zivilgesell‐ Schonung der Ressourcen und mehr Effizienz. Die schaft. Digitalisierung stellt Instrumente zur Vitalisierung des ländlichen Raumes und damit zum Abbau des Das Vorhandensein von Hochleistungsnetzen auf der Basis von Glasfaserleitungen ist eine absolut 8
zwingende Voraussetzung für eine erfolgreiche Di‐ gitalisierungsstrategie. Sowohl in der Verwaltung als auch in kleinen und mittleren Unternehmen ist ein Kapazitätsaufbau zur Schaffung von umfassen‐ der Medienkompetenz notwendig. Gemeinsame Veranstaltungen zwischen Wirtschaft und Verwaltung sind hier sinnvoll und schaffen nicht zuletzt ein Bewusstsein von gemeinsamem lebenslangen Lernen und Zusammenarbeit. „Zu‐ kunft wird aus Zuversicht gemacht“. Dieser Leit‐ spruch ist Ansporn zu mehr Mut zur Veränderung. Die Chancen der Digitalisierung können Kommu‐ nen nur nutzen, wenn sich alle Akteure gemeinsam mit den Möglichkeiten, aber auch den Risiken, früh‐ zeitig auseinandersetzen. Die Digitalisierungsstra‐ tegie Nürtingen setzt dazu wichtige Akzente. 9
ÖRTLICHE GEGEBENHEITEN/ STRUKTURDATEN: Die Große Kreisstadt Nürtingen ist geprägt von den den Bahnhöfen Stuttgart, Plochingen, Reutlingen landschaftlichen Reizen des Neckartals. Sie liegt und Tübingen. Zudem fährt die RegionalBahn circa 19 km südöstlich von der Landeshauptstadt Plochingen‐Herrenberg und die Tälesbahn Nürtin‐ Stuttgart am Vorland der mittleren Schwäbischen gen‐Neuffen. Alb. Inmitten des Landkreises Esslingen sind die Kernstadt und die fünf Stadtteile Heimat für Neben dem ÖPNV ist die Große Kreisstadt Nürtin‐ 41.9981 Einwohner, Tendenz steigend. Auf einer gen ebenfalls gut mittels Individualverkehr zu errei‐ Gesamtfläche von 7.111,82 ha entspricht dies einer chen. Die Bundesstraßen B297 und B313 führen un‐ Bevölkerungsdichte von 3,9 Personen/ha. Von den mittelbar durch das Stadtgebiet. Außerdem ver‐ 41,998 Einwohnern sind 21,1% über 65 Jahre alt – läuft die Autobahn rund 5 km nördlich der Stadt. das Durchschnittsalter liegt bei 43,7 Jahren. 2 Der Flughafen Stuttgart liegt 15 km entfernt. Die Große Kreisstadt ist nach Esslingen am Neckar Bildung und Betreuung: und Filderstadt die drittgrößte Stadt im Landkreis Esslingen und Mittelzentrum in der europäischen Nürtingen umfasst eine lange Tradition als Schul‐ Metropolregion Stuttgart. und Hochschulstadt. Zusätzlich zu dem klassischen Schulangebot an neun Grundschulen, einer Werk‐ Im Gesamten Stadtgebiet besteht eine durch‐ realschule, einer Förderschule, zwei Realschulen, schnittliche Breitbandverfügbarkeit von über 50 drei Gymnasien, einer Waldorfschule und der Ge‐ Mbit/s bereitgestellt durch FTTC und FTTH/FTTB. werblichen Schule, bietet die Große Kreisstadt WLAN (kostenlos) ist auch in großen Teilen der In‐ durch die Kernzeitbetreuung an den Grundschulen, nenstadt Nürtingens verfügbar. der flexiblen Nachmittagsbetreuung und dem Verkehr: Schülerhort ein attraktives Schülerbetreuungsan‐ gebot über die Unterrichtszeiten hinaus. Die Kernstadt, die fünf Stadtteile und das Umland sind über das dichte Busnetz verknüpft. Der zent‐ Als Schulstadt ist die Stadt Nürtingen zusätzlich rale Omnibusbahnhof (ZOB) bildet hierbei den noch Standort für weitere Bildungsangebote wie zentralen Punkt. Am örtlichen ZOB verkehrt nicht Stadtbücherei, Volkshochschule, Musik‐ und Ju‐ nur der örtliche ÖPNV, der Nürtingen ZOB wird z.B. gendkunstschule sowie vier Hochschulen. Eine da‐ auch durch eine Fernbuslinie auf der Strecke Mün‐ von ist die Hochschule für Wirtschaft und Umwelt. chen‐Freiburg angefahren. Sie wurde 1945 als höhere Landbauschule gegrün‐ det. Heute zählt die HfWU zu den ältesten und re‐ Der ZOB befindet sich unmittelbar am Bahnhof der nommiertesten Hochschulen des Landes und hat Großen Kreisstadt Nürtingen und dient als Knoten‐ eine der größten wirtschaftswissenschaftlichen Fa‐ punkt für Bus und Bahn. Vom Bahnhof und dem an‐ kultäten Baden‐Württembergs. grenzenden ZOB ist das Zentrum Nürtingens in nur wenigen Schritten fußläufig gut zu erreichen. Bildung, Betreuung und damit Familienfreundlich‐ keit beginnt jedoch schon im Kleinkindalter. Als Am Bahnhof verkehrt im Stundentakt (im Berufs‐ Träger von 27 städtischen Kinderbetreuungsein‐ verkehr alle 30 Minuten) der RegionalExpress zu richtungen und Standort für weitere sechs private 1 2 https://www.nuertingen.de/de/nuertingen‐fuer‐ https://www.statistik‐bw.de/Intermaptiv/ alle/stadt‐nuertingen/kurzportrait/zahlen‐daten/ 10
Einrichtungen ist es der Stadt ein hohes Anliegen, auf dem Smartphone auf. An 14 Stationen in der dass sich die Eltern sicher sein können, eine sehr Kernstadt kann diese Zeitreise angetreten werden. gute Betreuungsmöglichkeit für die Kleinen, ange‐ passt auf die individuellen Bedürfnisse der Familie Integriertes Stadtentwicklungskonzept Nürtin‐ zu haben. gen 2025: Kultur: Den Weitblick für die Herausforderungen und Auf‐ gaben der Gegenwart und Zukunft bewiesen die Mit einem bunten Kulturangebot bestehend aus Verantwortlichen aus Stadtverwaltung, Gemeinde‐ Ausstellungen, Konzerten, Festen und Theaterstü‐ rat und Bürgerschaft 2015 mit ihrem "Integrierten cken, bietet Nürtingen für jeden Kulturgeschmack Stadtentwicklungskonzept Nürtingen 2025". In ei‐ und für jedes Alter etwas. nem breiten Beteiligungsprozess (repräsentative Bürgerbefragung) zwischen Juni 2013 und März Die kulturelle Vielfalt ist neben Wirtschaft und Bil‐ 2014 konnten sich die Bürger bei mehreren Work‐ dung eine wichtige Säule der Großen Kreisstadt. shops, mehreren Online‐Dialogen sowie Kinder‐ Bereits vor mehreren Jahrhunderten ließen sich und Jugendformaten beteiligen. Als Ergebnis des hier die berühmten Dichter Friedrich Hölder‐ Integrierten Stadtentwicklungskonzept Nürtingen lin und Eduard Mörike nieder, welche beide für ver‐ 2025 stehen zehn Leitbilder und 12 Schlüsselpro‐ schiedene Werke von der schönen Stadt am Neckar jekte mit 54 Projektbausteinen fest, die zukünftig inspiriert wurden. als Richtlinien des kommunalen Handelns dienen Nürtingen sieht sich als moderne, vielfältige und le‐ werden. bendige Stadt an. Sie vereint Tradition und Mo‐ derne, was beispielsweise an der renovierten Alt‐ stadt aber auch an der Zeitreise per Smartphone zu sehen ist. Mittels einer App lebt hier innerhalb we‐ niger Sekunden ein Teil der Nürtinger Geschichte 11
02 Grundlagen der Digitalisierung Digitalisierung auf kommunaler Ebene wird oft‐ aus dem Fokus zu verlieren. Digitalisierung darf mals lediglich mit den Schlagworten „E‐Govern‐ keine gesellschaftlichen, sozialen oder demogra‐ ment“ oder „Breitband“ verbunden. Doch diese De‐ phischen Gruppen und Milieus ausgrenzen oder be‐ finition greift zu kurz, da sie nur das ad hoc Sicht‐ nachteiligen. Ein „digital divide“ (engl. „digitale bare beschreibt. Digitalisierung ist weitaus mehr. Spaltung“) zwischen den Bürgern soll durch proak‐ Die Digitalisierung wird nahezu alle Lebensberei‐ tives Handeln verhindert werden. Es gilt den digita‐ che und damit den Alltag der Menschen verändern. len Wandel vor Ort nach den örtlichen Verhältnis‐ Die Gesamtheit all dieser Veränderungen durch In‐ sen, zielgerichtet auf die Bedürfnisse der Bürger, formations‐ und Kommunikationstechnologien ist anzupassen und das Tempo im Miteinander der Ak‐ unter dem Begriff der Digitalisierung zu subsumie‐ teure zu bestimmen. Somit kann ein zentrales Ziel ren. Die digitalen Städte und Gemeinden („Smart erreicht werden: Die Menschen stehen im Mittel‐ Cities“ und „Smart Villages“) von morgen beschrei‐ punkt des digitalen Wandels. Deren Anliegen, ben Orte, an denen sich die Menschen auch zukünf‐ Ideen, Bedürfnisse und Interessen stellen damit tig zuhause fühlen, die lokale Wirtschaft unter opti‐ auch im digitalen Wandel die Richtschnur des kom‐ malen Bedingungen zur Wertschöpfung in Baden‐ munalen Handels von Bürgermeister, Gemeinderat Württemberg beitragen und die Stadtverwaltung und Stadtverwaltung dar. für all dies effiziente Rahmenbedingungen sicher‐ stellen kann. Der Fortschritt wird dabei in nahezu Darüber hinaus ist es von großer Bedeutung alle am allen Lebensbereichen Einzug halten: Energie, Mo‐ kommunalen Leben Beteiligte in den Prozess des bilität, Gesundheit, Bildung, Infrastruktur, Verwal‐ digitalen Wandels einzubinden, transparent zu in‐ tung, Wirtschaft und Handel, etc. formieren und geeignete Kommunikationswege für eine zielorientierte Vernetzung zu finden. Hier Eine zwingend notwendige Grundlage für das Ge‐ bietet die Digitalisierung die nötigen Instrumente. lingen der Digitalisierung in den Kommunen in Ba‐ So kann es gelingen für kommunalpolitische Pro‐ den‐Württemberg ist eine gute und zukunftsfähige zesse und Entscheidungen mit Hilfe von schneller Breitbandversorgung mit Glasfaser in allen Haus‐ und transparenter Kommunikation mit den Bür‐ halten, Gewerbebetrieben und Schulen. Sie bildet gern, eine höhere Akzeptanz herbeizuführen. Digi‐ die Basisinfrastruktur für alle digitale Anwendun‐ talisierung kann somit dazu beitragen, die Demo‐ gen, Prozesse und Kommunikationswege. kratie insbesondere auf kommunaler Ebene zu stär‐ ken und zu sichern. Zur Grundversorgung im 21. Jahrhundert gehört auch die Versorgung mit ausreichendem und flä‐ Doch die Vernetzung hört nicht an der Stadtgrenze chendeckendem Mobilfunk. auf. (Analoge) Interkommunale Zusammenarbeit gehört bereits seit vielen Jahren zum Nukleus der Beide Technologien gehören für eine wirtschafts‐ kommunalen Familie. Der enge Erfahrungsaus‐ starke Gesellschaft in innovativen und zukunftsfä‐ tausch mit anderen Städten und Gemeinden in Ba‐ higen Städten und Gemeinden zum zentralen Ner‐ den‐Württemberg und darüber hinaus kann für Sy‐ vensystem der Gegenwart und Zukunft. nergie‐Effekte genutzt werden. So können die Die Digitalisierung soll das Leben der Menschen mit Kommunen in Baden‐Württemberg voneinander Hilfe von moderner Technologie, innovativen An‐ lernen und von den bereits gemachten Erfahrun‐ wendungen, Produkten und kreativen Ideen er‐ gen profitieren. Dort wo die eigene Leistungsfähig‐ leichtern. Die Bürger können in ihrem Alltag den keit für die Erledigung der digitalen Herausforde‐ Mehrwert des digitalen Wandels erleben. Dabei gilt rung an Grenzen stößt und Synergie‐Effekte sicht‐ es, die gesamtgesellschaftliche Betrachtung nicht bar werden, ist es sinnvoll über die vielfältigen in‐ terkommunalen Möglichkeiten nachzudenken. So 12
kann es helfen, bei einzelnen Digitalisierungspro‐ schaft zur offenen Nutzung frei zugänglich zu ma‐ jekten die benachbarten Städte und Gemeinden o‐ chen. Daten sind das „Öl des 21. Jahrhunderts“ und der den Landkreis einzubinden, und die Digitalisie‐ damit zugleich volkswirtschaftliches Potential auf rung, im Landkreis Esslingen voranzutreiben. örtlicher Ebene. Bei vielen Digitalisierungsprojekten muss vor Ort Die „neue“ kommunale Aufgabe der Digitalisierung das Rad nicht neu erfunden werden, sondern durch erfordert den mittel‐ und langfristigen Einsatz von Austausch und Dialog mit Verantwortlichen aus personellen und finanziellen Ressourcen der anderen Städten und Gemeinden können Lösun‐ Stadt. Hierzu braucht es den politischen Willen und gen gefunden und einfach und praxisnah adaptiert Bereitschaft, gemeindliche Mittel einzusetzen, da‐ werden. Die Stadt Nürtingen kann als „Digitale Zu‐ mit die Digitalisierung vom Rathaus heraus aktiv kunftskommune“ aus den Erfahrungen als Vorrei‐ und qualitätsvoll mitgestaltet wird. So kann die ter des digitalen Wandels auf kommunaler Ebene Stadt zukunftsweisend weiterentwickelt werden. berichten. Das Digitalisierungsschaufenster „digi‐ tal‐bw“ bietet hier eine gute Grundlage, die Pro‐ Es gilt, die kommunalen Mitarbeiter für die digita‐ zesse und Projekte sichtbar darzustellen. Es leistet len Herausforderungen zu qualifizieren und wei‐ insoweit auch einen wesentlichen Beitrag zum in‐ terzubilden. Möglichkeiten hierfür bilden u.a. das terkommunalen Austausch. Qualifizierungsprogramm „Kommunaler Digital‐ lotse“ der Kommunalen Landesverbände unter Es gehört zum Alltag vieler Bürger beispielsweise dem Dach der „Digitalakademie@bw“ des Landes ihre Finanzangelegenheiten via Online‐Banking Baden‐Württemberg. durchzuführen oder Produkte im Internet zu bestel‐ len. Zu einer modernen und dienstleistungsorien‐ Darüber hinaus sollten alle Mitarbeiter der Stadt‐ tierten Verwaltung gehört künftig die Leistungser‐ verwaltung für die Veränderungen der Digitalisie‐ bringung im Rahmen von E‐Government in allen rung sensibilisiert und transparent informiert Lebenslagen der Bürger. Auf allen politischen Ebe‐ werden. Eine Partizipation aller Beteiligten trägt nen hat die Bundesrepublik Deutschland hier Nach‐ zur Akzeptanz, zum Bewusstsein‐Schaffen und zur holbedarf. Erste Schritte auf dem Weg zu einer di‐ Durchdringung der verwaltungsinternen Digitali‐ gitalen Verwaltung stellt das Online‐Zugangsge‐ sierung bei. setz (OZG) des Bundes dar. In Baden‐Württemberg Für die Schaffung von Vertrauen in die digitale Welt bildet die Plattform „Service‐bw“ die gemeinsame ist der Schutz von Daten, sowohl von Bürgern, als E‐Government‐Infrastruktur von Land und Kom‐ auch allen anderen, deren Daten der Stadt zur Ver‐ munen. Auf Landesebene besteht außerdem für fügung stehen, unabdingbar und von hoher Wich‐ alle Städte, Gemeinden und Landkreise die Mög‐ tigkeit. Die Bürger sowie alle Akteure aus Wirt‐ lichkeit zur Mitwirkung in der Arbeitsgruppe „Ser‐ schaft, Wissenschaft, Gesellschaft, Kultur und Frei‐ vice‐bw“. Unter der Leitung des Innenministeriums zeit müssen darauf vertrauen können, dass die arbeiten dort kommunale Fachpaten, Prozessdes‐ Stadt mit den ihr anvertrauten Daten sorgfältig um‐ igner, User Experience (UX)‐Experten und Fachju‐ geht. Die Stadt stellt auch im digitalen Miteinander risten mit vereinten Kräften an der Umsetzung von einen Vertrauenspartner dar. Dieser Aufgabe gilt E‐Government in Baden‐Württemberg. daher eine hohe Aufmerksamkeit, sie bestimmt das Ein Open Government Data‐Angebot bietet au‐ Tun und Handeln der Kommune. ßerdem die Möglichkeit, nicht‐personenbezogene Daten im Interesse der Allgemeinheit der Gesell‐ 13
03 Der Landeswettbewerb „Digitale Zukunftskommune@bw“ als Treiber und Motivator DIGITALISIERUNGSSTRATEGIE „DIGITAL@BW“ Die Landesregierung hat die Digitalisierung zu ei‐ Dazu kommen die Querschnittsbereiche nem Schwerpunkt der Legislaturperiode 2016‐2021 erklärt. Am 18.Juli 2017 stellte der Minister für Inne‐ Forschung, Entwicklung und Innovation, res, Digitales und Migration, Thomas Strobl, im schnelleres Internet in Gemeinde und Land, Rahmen einer Landespressekonferenz die erste Nachhaltigkeit und Energiewende, Daten‐ landesweite und ressortübergreifende Digitalisie‐ sicherheit, rungsstrategie des Landes Baden‐Württemberg Datenschutz und Verbraucherschutz. „digital@bw“ vor. Mit dieser Strategie zeigt die Das Land gibt damit einen wichtigen Fingerzeig in Landesregierung einerseits auf, welche Chancen Richtung der gesamten öffentlichen Verwaltung, und Potenziale sie in der Digitalisierung sieht, an‐ da alle genannten Themen über die Ebenen hinweg dererseits definiert sie ihre geplanten Maßnahmen eine bedeutsame Rolle spielen. Gleichwohl ist zu zur Umsetzung dieser Strategie. Gegliedert ist das berücksichtigen, dass die Schwerpunktsetzung auf‐ Papier in Schwerpunkt‐ und Querschnittsthemen. grund unterschiedlicher Aufgaben und Rahmenbe‐ 70 konkrete Projekte mit einem Volumen von über dingungen variieren kann. 300 Millionen Euro werden umgesetzt, um Baden‐ Württemberg zur Leitregion des digitalen Wandels in Europa zu machen. Schwerpunkte von „digital@bw“ sind die Bereiche: intelligente Mobilität der Zukunft, digitale Startups, Wirtschaft 4.0, Bildung und Weiterbildung in Zeiten der Di‐ gitalisierung, digitale Gesundheitsanwendungen digitale Zukunftskommunen und Verwal‐ tung 4.0. 14
DER LANDESWETTBEWERB „DIGITALE ZU‐ KUNFTSKOMMUNE@BW“ Als Ergänzung zu dem sehr erfolgreichen Pro‐ gramm „Städte, Gemeinden und Landkreise 4.0‐ Future Communities“ hat das Land Baden‐Würt‐ temberg, in Kooperation mit dem Gemeindetag Baden‐Württemberg, dem Landkreistag Baden‐ Württemberg und dem Städtetag Baden‐Württem‐ berg, den Landeswettbewerb „Digitale Zukunfts‐ kommune@bw“ als integrierten und ganzheitli‐ chen Ansatz zur Förderung der Digitalisierung in den Kommunen entwickelt. Für den Teil A (Leuchtturmprojekte) und den Teil B Die Vertreter der Gewinnerkommunen gemeinsam (Digitalisierungsstrategien) des Landeswettbe‐ mit Innen‐ und Digitalminister Thomas Strobl bei werbs haben sich insgesamt 74 Städte, Gemeinden, der Preisverleihung im Innenministerium am 03. Landkreise sowie Interkommunale Zusammen‐ Mai 2018. (Foto: Innenministerium/Steffen Schmid) schlüsse beworben. Die 50 mit dem Titel „Digitale Zukunftskommune“ ausgezeichneten Kommunen haben in einem 10‐monatigen Prozess eine lang‐ fristig angelegte, digitale Agenda entworfen. Agenda kann dabei im (vom lateinischen übersetz‐ ten) wörtlichen Sinne verstanden werden, „das zu Tuende“ bzw. „was getan werden muss“. Die kom‐ munalen Digitalisierungsstrategien und Digitalen Agenden können so als „To‐Do Liste“ für die politi‐ schen Verantwortlichen und alle am Kommunalen Leben Beteiligten verstanden werden. Als Road‐ map auf einer Zeitleiste bis ins Jahr 2025+ werden die lokalen Maßnahmen und Projekte so strate‐ gisch gebündelt. Haupt‐ und Rechtsamtsleiterin Carmen Speidel empfängt aus den Händen von Innen‐ und Digital‐ minister Thomas Strobl den Förderbescheid zur Entwicklung einer kommunalen Digitalisierungs‐ strategie in Höhe von 40.000 € (Foto: Innenministerium/Steffen Schmid) 15
MOTIVATION DER GROßEN KREISSTADT ROLLEN DER VERWALTUNG BEI DER NÜRTINGEN DIGITALISIERUNG Die Verantwortlichen aus Gemeinderat, Stadtver‐ Wie bei zahlreichen Herausforderungen unserer waltung und Bürgerschaft stellen sich gemein‐ Zeit kann die Stadtverwaltung nicht alle Ideen, Pro‐ schaftlich der gesamtgesellschaftlichen Herausfor‐ jekte und Maßnahmen zur Digitalisierung in Nürt‐ derung des digitalen Wandels im Rahmen des Lan‐ ingen alleine umsetzen und vollumfänglich finan‐ deswettbewerbs „Digitale Zukunftskom‐ zieren. Hier braucht es das starke Miteinander ört‐ mune@bw“. licher Akteure aus Politik, Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft sowie zielgerichteter, staatlicher Im Einklang mit dem Gemeinderat hat sich die Förderanreize, damit die Digitalisierung in Nürtin‐ Stadtverwaltung mit der folgend skizzierten Moti‐ gen gelingen kann. Die Rolle und der Umfang des vation um den Titel „Digitale Zukunftskom‐ Engagements der Kommune stehen in einem en‐ mune@bw“ beworben: gen Zusammenhang mit jedem einzelnen Projekt. Die Große Kreisstadt hat in der Vergangenheit be‐ Ganz bewusst werden auch solche Maßnahmen reits kleinere Projekte, wie kostenloses WLAN in und Projekte vorgesehen, innerhalb deren der der Innenstadt, einem virtuellen Stadtrundgang so‐ Stadtverwaltung nur eine moderierende Rolle zu‐ wie einer Zeitreise per Smartphone, erfolgreich kommt. Dies entspricht dem hergebrachten Rol‐ umgesetzt. Als größeres Projekt wurden mittels lenverständnis zwischen Wirtschaft, Verwaltung Geoportal umfangreiche Daten und Informationen und Politik. Dieses Rollenverhältnis ist bedarfsori‐ einer breiten Öffentlichkeit in Nürtingen verfügbar entiert auszutarieren. gemacht. Darüber hinaus sind in der Stadtbücherei Aufgabenträger / Federführung digitale Angebote eine sehr gute Ergänzung zum Angebot vor Ort. Auch die Stadtverwaltung ist be‐ Zahlreiche kommunale Aufgaben (z.B. Kindergar‐ reits seit Jahren in Sozialen Medien präsent und in‐ ten, Feuerwehr, Friedhof) erfüllt die Stadt Nürtin‐ teragiert auf diesen Kanälen mit ihren Bürgern. Mit gen im Rahmen ihrer Zuständigkeiten nach § 2 Ge‐ Hilfe der Digitalisierungsstrategie sollen diese be‐ meindeordnung. reits umgesetzten Projekte mit weiteren Ideen in ein Gesamtkonzept gebracht und anschließend Es gilt aus Sicht der Stadt zunächst diese Aufgaben systematisch realisiert werden. prozessual und technisch zu optimieren. Hierfür wird sie primär ihre eigenen Ressourcen aufwen‐ den, während sie in anderen Fragestellungen nur moderierend tätig ist (vgl. vorstehend). Es gilt hier den ohnehin vorhandenen personellen und finanziellen Aufwand mithilfe intelligenter Lö‐ sungen zu optimieren, um damit zu einer noch effi‐ zienteren Aufgabenerfüllung zu gelangen. Wie bisher auch schon, ob bei investiven Maßnah‐ men oder nicht‐investiven Maßnahmen obliegt es der Stadtverwaltung die Maßnahmenplanung vo‐ ranzutreiben, ggfs. Ausschreibungen vorzunehmen und den Maßnahmenfortschritt zu beobachten und zu evaluieren. 16
Ein besonderes Augenmerk wurde in Nürtingen da‐ bei auf die interdisziplinäre Arbeit in verwaltungs‐ übergreifenden Projektgruppen gelegt, um die ver‐ schiedenen Maßnahmen zu erarbeiten. Vernetztes Denken erfordert auch vernetztes Arbeiten und Handeln. Moderator Bei einigen der Ideen und Projekten werden die städtischen Ressourcen nicht abschließend ausrei‐ chen, oder sie werden nicht in der originären bzw. direkten Interessensphäre der Stadtverwaltung lie‐ gen, sodass hierzu externes Knowhow sowie die Mitwirkung weiterer starker Akteure aus dem städ‐ tischen Umfeld und darüber hinaus aus Wirtschaft und Wissenschaft erforderlich wird. Die Stadtverwaltung könnte hierbei eher bei der Initiierung von Kooperation, beim Managen von Netzwerken oder der Organisation von Partizipati‐ onsprozessen tätig werden („Türöffner‐Funktion“). Gegebenenfalls können diese Veranstaltungen in geeigneten städtischen Räumlichkeiten stattfin‐ den. 17
04 Projektablauf und Dokumentation Darauf bauen die in der vorliegenden Strategie in den Kapiteln 6, 7 und 8 dargestellten Ausführungen (Methodik, Prozess) zur Die Große Kreisstadt Nürtingen macht sich mit Integration in Verwaltungsstrukturen, Hilfe einer Digitalisierungsstrategie auf den Weg Fortschreibung der Strategie/Monitoring und zur Digitalen Zukunftskommune. Nürtingen Öffentlichkeitsarbeit möchte im Bereich der Digitalisierung Vorreiter und Leuchtturm über die Grenzen des Landkreises auf. Esslingen hinaus sein. Zur Erreichung dieses Ziels wurde die Digitalisierungsstrategie „moderNTi‐ Diese liegen zeitlich nach dem eigentlichen Strate‐ mes“ in Form einer Digitalisierungsroadmap (Kon‐ gieprozess und waren daher nicht Gegenstand der zept auf einer Zeitleiste bis ins Jahr 2025+) erarbei‐ Beratungen. tet. Auf diese Weise soll es zukünftig möglich sein, Dies auch deshalb, da der digitale Wandel mit der die Fortschritte ständig zu überprüfen und die Digi‐ Entwicklung der Strategie nicht abgeschlossen ist. talisierung in der Stadt koordiniert voranzubringen. Er sollte vielmehr weiterhin als agiler Prozess ver‐ Für den bisherigen Prozess wurden aus den in der standen werden und von der Dynamik, der Evalua‐ Bewerbung skizzierten neun Schritten sechs Mei‐ tion, Reflexion und Weiterentwicklung leben. Dazu lensteine zur Erstellung der Strategie entwickelt. dienen die oben genannten ergänzenden Schritte, die nur im täglichen Verwaltungshandeln sinnvoll umgesetzt werden können. Meilenstein 1: Politische Willensbildung Meilenstein 2: Positionierung und Identifizierung der Ziele Meilenstein 3: IST‐Analyse „Digitalisierungs‐Check“ Meilenstein 4: Beteiligungsformat Zukunftswerkstatt Meilenstein 5: Ableitung der Lebensbereiche Meilenstein 6: Digitalisierungsstrategie „moderNTimes“ 18
MEILENSTEIN 1: POLITISCHE WILLENSBIL‐ wie auch auf noch anstehende Tätigkeiten und Ver‐ DUNG anstaltungen verwiesen und Einladungen zur Teil‐ nahme an der Zukunftswerkstatt (12. Oktober „Den großen technologischen Um‐ 2018) ausgesprochen. bruch der Digitalisierung wollen wir im Miteinander mit der Bürger‐ Im anschließenden Austausch mit den Gemeinde‐ schaft, Partnern aus Wirtschaft räten wurde deutlich, dass alle Fraktionen die Aus‐ und Wissenschaft gestalten.“ zeichnung „Digitale Zukunftskommune“ und den Oberbürgermeister Otmar Heirich Projektablauf begrüßen und ihre Ideen und Vorstel‐ lungen aktiv mit einbringen möchten. Bei allen Di‐ Digitalisierung bestimmt wie keine andere Ent‐ gitalisierungsanstrengungen sollten die Nürtinger wicklung zuvor die Gegenwart ebenso wie die Zu‐ Menschen, Bürger wie Verwaltungsmitarbeiter, im kunft in fast allen Bereichen des Alltags. Mittelpunkt stehen und die digitalen Schritte konk‐ ret Nutzen stiften. Beispielhaft sei hier genannt, Die Verwaltungsspitze der Großen Kreisstadt Nürt‐ dass der Gemeinderat auch Home‐Office‐Arbeits‐ ingen versteht die Digitalisierung als Chance, in den plätze zur Verbesserung der Work‐Life‐Balance als unterschiedlichsten kommunalen (Lebens‐) Berei‐ Digitalisierungsmaßnahme vorschlägt. Dafür sind chen Verbesserungen für alle Beteiligten zu erzie‐ allerdings zunächst die Voraussetzungen für mobi‐ len. Überall dort, wo der digitale Wandel in der Lage les Arbeiten zu schaffen (siehe Kapitel 05, Lebens‐ ist, Probleme mit innovativen Lösungen anzuge‐ bereich 5) hen, soll die Digitalisierung eingesetzt werden. Das Ziel der Verwaltung ist es, langfristig in den jeweili‐ MEILENSTEIN 2: POSITIONIERUNG UND IDEN‐ gen Themen und Anträgen die Digitalisierung als TIFIZIERUNG DER ZIELE implizierten Lösungsansatz einzubeziehen und da‐ In Vorbereitung der Bewerbung zum Landeswett‐ mit auf breiter Basis die Digitalisierung voranzutrei‐ bewerb „Digitale Zukunftskommune@bw“ wurde ben. durch die Stadtverwaltung mit Unterstützung des Projekt‐Partners Gt‐service GmbH eine Positionie‐ Die Verantwortlichen aus Gemeinderat, Stadtver‐ rung und Identifizierung übergreifender Projekt‐ waltung und Bürgerschaft haben diese Entwicklung ziele vorgenommen. Durch die Agilität des Ge‐ erkannt und stellen sich der großen Aufgabe des di‐ samtprozesses werden diese Ziele ständig evaluiert gitalen Wandels. Dieser gemeinsame Wille ist in und wo nötig angepasst. den nachfolgenden Schritten dokumentiert: Geleitet werden die Verantwortlichen dabei von In der Gemeinderats‐Sitzung vom 19. Dezember der Richtschnur des kommunalen Handelns, den 2017 informierte OB Heirich das Gremium über die Menschen in den Mittelpunkt zu stellen. Teilnahme am Wettbewerb „Digitale Zukunfts‐ kommune@bw“; nach erfolgreicher Teilnahme am Gemeinsam mit den verschiedenen Akteuren aus Wettbewerb berichtete Haupt‐ und Rechtsamtslei‐ Politik, Wirtschaft und Handel, Wissenschaft, Bil‐ terin Speidel am 8. Mai 2018 über die Preisverlei‐ dung und Gesellschaft wurden die unterschiedli‐ hung und Förderung durch das Land in Höhe von chen Lebensbereiche betrachtet und verschiedene 40.000€ zur Erarbeitung einer Digitalstrategie. Maßnahmen diskutiert. Dies vor allem vor dem Hintergrund, dass die Große Kreisstadt Nürtingen In der Sitzung vom 11. September 2018 wurde dem die Digitalisierung nicht als Selbstzweck begreift, Gemeinderat der aktuelle Stand und der weitere denn schlussendlich muss Digitalisierung stets mit Projektablauf durch den Projekt‐Partner Gt‐service einer Nutzensteigerung für die Menschen einher‐ GmbH vorgestellt. Dabei wurden sowohl über be‐ gehen. Die Digitalisierung soll für die Menschen reits erledigte Arbeiten berichtet (z.B. Ist‐Analyse), sichtbar, greifbar und erlebbar gemacht werden. 19
Die Digitalisierung fördert die Standortfaktoren ei‐ sowie „Mobilität“) wurden rund 140 Fragen zu ein‐ ner Stadt und verbessert die Lebensqualität der zelnen Maßnahmen, Projekten und Dienstleistun‐ dort lebenden Menschen. Mittels der der Digitali‐ gen gestellt. Leitgedanke dafür war der landesweit sierungsstrategie sollen bereits umgesetzte Pro‐ gültige Produktplan, der seit der Einführung des jekte, wie beispielsweise das kostenlose WLAN und kommunalen Haushaltsrechts auf doppischer die Zeitreise per Smartphone, mit weiteren Digita‐ Grundlage für Nürtingen verpflichtend ist. Gleich‐ lisierungsmaßnahmen in ein Gesamtkonzept ge‐ wohl handelt es sich um keine abschließende Ana‐ bracht werden. lyse aller über 600 denkbaren Produkte des Pro‐ duktplans. Der Schwerpunkt lag auf der Abfrage Um die Entwicklung der Digitalisierungsstrategie bestehender oder wünschenswerter Maßnahmen. verfolgen und evaluieren sowie den Aufbau und die Die Stadtverwaltung wurde zudem nach der Wich‐ gewonnenen Erkenntnisse auf andere Kommunen tigkeit einzelner Maßnahmen gefragt. übertragen zu können, soll die Strategie in Form ei‐ ner Digitalisierungsroadmap dargestellt werden. Beantwortet wurde der Fragenkatalog zum „Digi‐ Bei der Erstellung dieser Roadmap wird darauf ge‐ talisierungs‐Check“ durch das verwaltungsinterne achtet, dass die verschiedenen Vorhaben zum Zeit‐ Projektteam unter Einbeziehung zahlreicher Mitar‐ punkt ihrer Entscheidungsvorlage und eventuellen beiter der Stadtverwaltung. Umsetzung finanzierbar sind und die Stadt die Pro‐ jekte auch zukünftig tragen kann. Die Auswertung erfolgte durch die Gt‐service. Die Fragen waren dergestalt aufgebaut, dass aus der Mit der Fertigstellung ergänzt die Digitalisierungs‐ Selbsteinschätzung der Verwaltung ein näherungs‐ strategie das Integrierten Stadtentwicklungskon‐ weiser Digitalisierungsgrad in den einzelnen The‐ zept Nürtingen 2025. menfeldern abgeleitet werden konnte. MEILENSTEIN 3: IST‐ANALYSE Hieraus ergaben sich die aktuellen Sachstände „DIGITALISIERUNGS‐CHECK“ ebenso wie die Ausbaupotenziale. Es handelte sich Mit Hilfe eines standardisierten Fragenkatalogs, dabei um einen iterativen Prozess, der weniger der eine Vielzahl der kommunalen Aufgaben in den streng wissenschaftlichen Maßstäben folgt, son‐ Blick genommen hat, wurde eine IST‐Analyse der dern mehr zum Ziel hatte, einen Überblick über den Stadt Nürtingen durchgeführt. Ist‐Stand und Anhaltspunkte über die möglichen Maßnahmen zu erhalten. Innerhalb der acht Lebensbereiche („Infrastruktur“, „Verwaltung“, „Bauen und Technik“, „Sicherheit und Ordnung“, „Bildung“, „Kultur, Freizeit und au‐ ßerschulische Bildung“, „Wirtschaft und Handel“ 20
IST‐Analyse „Digitalisierungs‐Check“ – Balkendiagramm Die Auswertung des Fragenkatalogs wurde in ei‐ Ausgehend von der IST‐Analyse diskutierten die nem Balkendiagramm dargestellt. Dabei zeigt der Teilnehmer den IST‐Zustand, die Digitalisierungs‐ Digitalisierungsgrad (schwarz) die bereits vorhan‐ potenziale sowie die Selbsteinschätzung der Stadt‐ denen abgefragten Maßnahmen und Produkte, verwaltung in den acht Lebensbereichen. Dabei während das Digitalisierungspotenzial (gelb) die wurde deutlich, dass den Projektverantwortlichen noch vorhandenen Möglichkeiten darstellt. bei der Beteiligung von Bürgern und weiteren örtli‐ chen Akteuren insbesondere die Lebensbereiche Am Dienstag, 10. Juli 2018 fand darauf aufbauend Mobilität, Bildung und Kultur, Wirtschaft und Han‐ ein verwaltungsinterner Workshop zur IST‐Analyse del und Gesellschaft und Gesundheit wichtig sind. mit Vertretern der Stadtverwaltung der Stadt Nürt‐ Dies vor dem Hintergrund des demographischen ingen statt. Neben Bürgermeisterin Bürkner haben Wandels und der Gefahr der „digitalen Spaltung“. zahlreiche Amtsleiterinnen und Amtsleiter sowie weitere Führungskräfte, Projektverantwortliche Die Ist‐Analyse wurde anhand eines standardisier‐ und Mitarbeiter an diesem Workshop teilgenom‐ ten Fragebogens durchgeführt. Da wesentliche Vo‐ men. raussetzungen bei Bildung wie Anschluss der Schu‐ len an Glasfaser, flächendeckendes WLAN oder ein Zu Beginn des Workshops führte die Gt‐Service in Medienentwicklungsplan nicht erfüllt waren, ergab einem kurzen Impuls in das Thema „Digitalisierung sich einen Stand von 0,0 %. Am Ergebnis der IST‐ und Kommune“ ein. Im Kontext von Globalisierung, Analyse für „Verwaltung“ (78,33%) kann beispiel‐ Digitalisierung sowie der Modernisierung von Poli‐ haft abgelesen werden, dass bei generell wenigen tik und Verwaltung wurde deutlich, vor welchen digitalen Angeboten (es gibt erst wenige auf dem Herausforderungen die Gesellschaft aktuell und Markt) ein hoher Digitalisierungsgrad schnell er‐ insbesondere auch in den nächsten Jahren stehen reicht werden kann. wird. Die Städte und Gemeinden haben als zentrale örtliche Ebene die Aufgabe, ihrem Gestaltungsauf‐ trag auch im Zeitalter der Digitalisierung gerecht zu werden und gute Rahmenbedingungen für Lebens‐ qualität und attraktive Standorte für Unternehmen zu schaffen. 21
MEILENSTEIN 4: BETEILIGUNGSFORMAT ZU‐ nehmer über die Herausforderungen und Möglich‐ KUNFTSWERKSTATT keiten transparent zu informieren und zu erfahren, Am 12. Oktober 2018 fand eine Zukunftswerkstatt wo die Teilnehmer ihre Stadt in Zukunft sehen. zum Thema Digitalisierung in der Stadthalle K3N statt. Im Rahmen dieser Veranstaltung hatten Bür‐ Nach der Begrüßung durch Oberbürgermeister ger, Vertreter aus Wirtschaft, Wissenschaft, Gesell‐ Heirich wurde von den Moderatoren des Partners schaft und Politik die Gelegenheit, sich über Digita‐ Gt‐Service GmbH kurz der Projektablauf vorge‐ lisierung zu informieren, gemeinsam über diese stellt. Anschließend präsentierte Franz‐Reinhard nachzudenken und ihre Vorstellungen und Ideen in Habbel in seiner Keynote („Einblicke in die Welt einer Workshop‐Phase einzubringen. Die Stadtver‐ von morgen“), welches Potenzial der digitale Wan‐ waltung hatte neben der öffentlichen Einladung del mit sich bringt. der Bürger (Tagespresse, Homepage, Flyer, Veran‐ Im Anschluss daran stand die Wirtschaft im Mittel‐ staltungskalender) weitere Akteure (z.B. Gemein‐ punkt einer zweiten Keynote. „Silicon Nürtingen – deräte, Unternehmen, Vereine) per E‐Mail zur Ver‐ Mittelstand meets IoT“ betitelte Julian Feinauer, anstaltung eingeladen. Darüber hinaus informier‐ pragmatic minds GmbH, seinen Vortrag – und ten Projektmitarbeiter persönlich über die geplante stellte heraus, dass die Wirtschaft vor zehn Jahren Zukunftswerkstatt, u. a. durch Teilnahme an Veran‐ dort stand, wo die Kommunen heute stehen. Was staltungen (z.B. Sitzung der Stadtseniorenvertre‐ ist Digitalisierung? Vieles kommt, aber sehr viel ist tung). heute schon da. Unter den Teilnehmern waren Vertreter des Ge‐ Die Vorteile der Digitalisierung zeigt Julian Fein‐ meinderats, interessierte Bürger, Vertreter aus auer am Beispiel der Firma Hema, Heermann Ma‐ Wirtschaft und Handel sowie Mitarbeiterinnen und schinenbau GmbH, Frickenhausen, auf; die Firma Mitarbeiter der Stadtverwaltung. Insgesamt haben stellt Sägen her, diese sind sehr „undigital“ und rund 40 Bürger sowie 5 Mitarbeiter der Stadtver‐ doch stellt die Digitalkomponente, die ergänzend waltung an der Zukunftswerkstatt teilgenommen. zur Säge von pragmatic minds GmbH entwickelt Als Beteiligungsformat wurde von der Stadtverwal‐ wurde, einen erheblichen Mehrwert für Kunden tung und dem Projekt‐Partner Gt‐service GmbH dar. Möglich wurde dadurch sowohl unterstüt‐ eine Zukunftswerkstatt mit der Methode World‐ zende wie auch vorausschauende Instandhaltung ‐ Café gewählt. Die Methode World‐Café ermöglicht und das in Echtzeit ‐ durch sofort verfügbare Analy‐ es, in einer zwanglosen Gesprächssituation, den Di‐ sen, die in Diagrammen dargestellt werden. Das alog mit einer kleinen Anzahl von Personen zu ei‐ stellt einen erheblichen Zeitgewinn dar, um nem vorgegebenen Thema zu suchen. Nach ca. 20 Schwachstellen in der Produktion kurzfristig zu fin‐ – 30 Minuten haben die Teilnehmer die Möglichkeit den und zu beheben. die Tische zu wechseln, wodurch sich regelmäßig neue Konstellationen ergeben. Die Ergebnisse je‐ Anschließend hatten die Bürger Gelegenheit in vier der Runde werden von „Tischgastgebern“ doku‐ Kleingruppen zu den unten aufgeführten Themen mentiert. Nach mehreren Runden werden die ge‐ ins Gespräch zu kommen. Im Rahmen des World‐ sammelten Ideen und Lösungsansätze den gesam‐ Café wurde für die verschiedenen Lebensbereiche ten Teilnehmern zusammenfassend vorgestellt.3 In die Frage beantwortet: „Wie können wir Lebensbe‐ Rahmen des World‐Cafés war es möglich die zent‐ reich … in Nürtingen mithilfe der Digitalisierung ralen Fragen der Zukunft zu beleuchten, die Teil‐ verbessern?“ Durch die Antworten und Diskussio‐ nen war es möglich, im kleineren Kreise von den 3 Vgl. Nanz/Fritsche, Handbuch Bürgerbeteiligung, Bun‐ deszentrale für politische Bildung, 2012, S. 77 ff. 22
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