"moderNTimes" - Digitalisierungsstrategie - Große Kreisstadt Nürtingen (Landkreis Esslingen) - digital@bw

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"moderNTimes" - Digitalisierungsstrategie - Große Kreisstadt Nürtingen (Landkreis Esslingen) - digital@bw
„moderNTimes“

       Digitalisierungsstrategie – Große Kreisstadt Nürtingen
                        (Landkreis Esslingen)
"moderNTimes" - Digitalisierungsstrategie - Große Kreisstadt Nürtingen (Landkreis Esslingen) - digital@bw
Stadtverwaltung Nürtingen
Oberbürgermeister Otmar Heirich
Haupt‐ und Rechtsamtsleiterin Carmen Speidel
Stv. Amtsleiter Daniel Riehle
Philomena Pirson (Projektleitung)
u.a.

mit Unterstützung durch:

Gt‐service Dienstleistungsgesellschaft mbH
des Gemeindetags Baden‐Württemberg
Panoramastraße 31
70174 Stuttgart

Geschäftsführer Steffen Jäger und Fabian Müller
Referent Christopher Heck

Herausgeber:
Große Kreisstadt Nürtingen
www.nuertingen.de

© Copyright 2019 Gt‐service GmbH

Genderhinweis: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit bezeichnen wir Personengruppen, soweit möglich, in einer neutralen Form (Bür‐
ger, Mitarbeiter). Es sind dabei immer sowohl weibliche als auch männliche Personen, sowie Angehörige des dritten Geschlechts ge‐
meint. Wo aus Gründen der besseren Lesbarkeit notwendigerweise geschlechtsspezifische Formulierungen zum Einsatz kommen, sind
ebenso alle Geschlechter gemeint. Es wird um Verständnis gebeten.

Nürtingen, im Februar 2019
"moderNTimes" - Digitalisierungsstrategie - Große Kreisstadt Nürtingen (Landkreis Esslingen) - digital@bw
Inhaltsverzeichnis
Vorwort Oberbürgermeister Otmar Heirich ........................................................................................ 5
Überblick ........................................................................................................................................ 6
01 Ausgangslage und übergeordnete Zielsetzung:.............................................................................. 8
   Herausforderungen ...................................................................................................................................... 8
   Örtliche Gegebenheiten/ Strukturdaten: ..................................................................................................... 10
02 Grundlagen der Digitalisierung .................................................................................................... 12
03 Der Landeswettbewerb „Digitale Zukunftskommune@bw“ als Treiber und Motivator ..................... 14
   Digitalisierungsstrategie „digital@bw“ ....................................................................................................... 14
   Der Landeswettbewerb „Digitale Zukunftskommune@bw“ ....................................................................... 15
   Motivation der Großen Kreisstadt Nürtingen ..............................................................................................16
   Rollen der Verwaltung bei der Digitalisierung .............................................................................................16
04 Projektablauf und Dokumentation (Methodik, Prozess)................................................................. 18
      Meilenstein 1: Politische Willensbildung ..................................................................................................19
      Meilenstein 2: Positionierung und Identifizierung der Ziele .....................................................................19
      Meilenstein 3: IST‐Analyse „Digitalisierungs‐Check“.............................................................................. 20
      Meilenstein 4: Beteiligungsformat Zukunftswerkstatt ............................................................................ 22
      Meilenstein 5: Ableitung der Lebensbereiche .......................................................................................... 23
      Meilenstein 6: Digitalisierungsstrategie „moderN Times“ ...................................................................... 24
05 Lebensbereiche .......................................................................................................................... 25
   Lebensbereich 0: Querschnittsmassnahmen der Digitalisierung ................................................................ 26
      0.1 FTTB/FTTH‐Planung (Glasfaser) für das gesamte Stadtgebiet ........................................................... 27
      0.2 Benennung und Qualifizierung von „kommunalen Digitallotsen“ innerhalb der Verwaltung ............ 28
      0.3 Datenschutz und Datensicherheit ..................................................................................................... 29
   Lebensbereich 1: Bildung und Kultur ........................................................................................................... 30
      1.1 Messengerdienste .............................................................................................................................. 31
      1.2 Ausserschulischer Medienentwicklungsplan ...................................................................................... 32
      1.3 Generationenübergreifende Kurse zur Förderung digitaler Kompetenzen ........................................ 33
      1.4 Online‐Plattform und digitales Medienangebot der Stadtbücherei ...................................................34
      1.5 Einführung eines Digitalen Veranstaltungskalenders ........................................................................ 35
   Lebensbereich 2: Wirtschaft und Handel .....................................................................................................36
      2.1 Digitale Vernetzung Wirtschaft und Bildungseinrichtungen ............................................................... 37
      2.2 Ausbau des Geoportals der Stadt Nürtingen ..................................................................................... 38
   Lebensbereich 3: Gesellschaft und Gesundheit............................................................................................39
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3.1 Digitales Nachbarschaftsnetzwerk .................................................................................................... 40
      3.2 Weiterentwickeln der städtischen Homepage ................................................................................... 41
      3.3 Digitale KITA‐Anmeldung und „Kita‐Matching 4.0“ .......................................................................... 42
      3.4 Vernetzung von Eltern chronisch kranker Kinder ...............................................................................43
   Lebensbereich 4: Mobilität ......................................................................................................................... 44
      4.1 Digitale Echtzeitinformationen ÖPNV .............................................................................................. 45
      4.2 Parkleitsystem .................................................................................................................................. 46
   Lebensbereich 5: Verwaltung und E‐Government....................................................................................... 47
      5.1 Online Bürgerbeteiligung .................................................................................................................. 48
      5.2 Online‐Terminportal für die Verwaltung ........................................................................................... 49
      5.3 Digitale Bauakte ................................................................................................................................ 50
      5.4 E‐Payment ......................................................................................................................................... 51
      5.5 Digitale Bürgerservices ..................................................................................................................... 52
      5.6 Weitere Themen ................................................................................................................................ 53
   Maßnahmenübersicht ................................................................................................................................ 54
06 Integration in Verwaltungsstrukturen .......................................................................................... 55
07 Fortschreibung der Strategie / Monitoring .................................................................................... 56
08 Öffentlichkeitsarbeit .................................................................................................................. 57
09 Zeit‐ und Finanzierungsplanung .................................................................................................. 58
10 Anlagen .....................................................................................................................................59
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Daher räumen wir diesem Thema in der Stadtver‐
                                                         waltung einen großen Stellenwert ein und sehen
                                                         den Menschen mit seinen Bedürfnissen im Mittel‐
                                                         punkt unserer Bestrebungen. Als Dienstleister wol‐
                                                         len wir es unseren Bürgerinnen und Bürgern so ein‐
                                                         fach wie nur möglich machen, deren Anliegen zu er‐
                                                         füllen. In einer Zukunftswerkstatt haben wir die
                                                         Wünsche und Anregungen der Bürgerinnen und
                                                         Bürger gesammelt und entwickeln daraus nun
                                                         Maßnahmen im Rahmen einer Digitalisierungsstra‐
                                                         tegie, um Verfahrensabläufe zu vereinfachen.

Vorwort Oberbürgermeister                                Dies ist ein erster Schritt auf dem Weg zur Digitali‐
Otmar Heirich                                            sierung der Verwaltung. Wir können nicht voraus‐
                                                         sagen, wohin er uns führen wird oder wie er in ein
Der Fortschritt ist nicht aufzuhalten und das ist gut    paar Jahren aussieht. Er wird und muss sich im
so, denn Stillstand bedeutet Rückschritt. Die Digi‐      Laufe der Zeit verändern, denn auch die Rahmen‐
talisierung gilt als die nächste große gesellschaftli‐   bedingungen, gesetzlichen Vorgaben, gesellschaft‐
che Revolution, denn sie durchdringt mittlerweile        lichen Verhaltensweisen, Gewohnheiten und An‐
all unsere Lebensbereiche. Lernen, Arbeiten, Frei‐       forderungen entwickeln sich weiter.
zeit, Mobilität, Gesundheits‐ oder Finanzwesen –
nichts und niemand kommt mehr ohne neue Tech‐            Unsere Digitalisierungsstrategie kann nicht perfekt
nologien oder digitale Helfer aus.                       sein und das soll sie auch nicht. Aber damit haben
                                                         wir ein Instrument an der Hand, das sich am tat‐
Nicht alles, was technisch möglich ist, muss jedoch      sächlichen Bedarf der Bürgerinnen und Bürger aus‐
auch umgesetzt werden. Die Frage ist, welchen            richtet und die Beziehung zwischen Stadtverwal‐
konkreten Nutzen eine Digitalisierung mit sich           tung und Bürgerschaft auf eine neue Basis stellen
bringt und ob sie datenschutzkonform ist? Und vor        kann. Diese Broschüre gibt Ihnen eine Übersicht
der Anwendung steht noch die Nutzerkompetenz,            über die Herausforderungen und Chancen der Digi‐
denn ohne diese kann der Schaden größer als der          talisierung, zeichnet unsere Herangehensweise
Nutzen sein. Sinnvoll ist ein Digitalisierungsprozess    nach und beschreibt die Ziele, die wir damit verfol‐
beispielsweise, wenn er uns Zeit, Ressourcen und         gen – kompakt, analog und übersichtlich. Ich freue
Arbeitskraft spart, das Knüpfen von Netzwerken er‐       mich, wenn wir Ihnen damit einen Denkanstoß ge‐
leichtert oder die Umwelt schont.                        ben können.

Die Digitalisierung wird mit dem Verlust von Ar‐
beitsplätzen einhergehen und verursacht daher
nachvollziehbare Vorbehalte und Ängste. Sie
schafft aber wiederum auch Arbeitsplätze, eröffnet
neue Chancen in vielen Bereichen wie der Stadtent‐
                                                         O. Heirich
wicklung, der Bildung oder dem Umweltschutz und
kann Abläufe vereinfachen, ohne sie jedoch kom‐
                                                         Oberbürgermeister
plett zu ersetzen. Unser Ziel muss es zum jetzigen
Zeitpunkt daher sein, die analogen Vorgänge mit
digitalen Instrumenten zu verbessern. Wir müssen
Technologien zu unserem Vorteil nutzen und dür‐
fen uns nicht von ihnen beherrschen lassen.

                                                                                                            5
"moderNTimes" - Digitalisierungsstrategie - Große Kreisstadt Nürtingen (Landkreis Esslingen) - digital@bw
Überblick
Die vorliegende Digitalisierungsstrategie ist das Er‐   der Ist‐Analyse wurde deutlich, dass bereits vieles
gebnis eines 10‐monatigen Entwicklungsprozes‐           im Gang ist, und noch weit mehr Potenzial besteht.
ses.                                                    Diese Analyse regelmäßig zu wiederholen und da‐
                                                        mit die Digitalisierung permanent voranzutreiben
In Kapitel 01 werden die Ausgangslage und die           wird eine der Kernaufgaben der Zukunft sein, um
Zielsetzung der Digitalisierung im Allgemeinen be‐      Verwaltungsprozesse in all ihren Facetten zu opti‐
schrieben: Wie kann Digitalisierung das Leben der       mieren.
Menschen verbessern? Welche Facetten hat die Di‐
gitalisierung im globalen, internationalen und nati‐    So können auch Lebensbereiche wegfallen, da sie
onalen Maßstab?                                         möglicherweise digitalisiert sind, oder weil sie nicht
                                                        mehr für zwingend erforderlich gehalten werden.
Das Kapitel wird kontrastiert durch die Aufzählung      Dies gilt es regelmäßig zu betrachten.
der örtlichen Gegebenheiten und Strukturdaten
der Stadt Nürtingen. Aus dem Gegensatz zwischen         In ihrem Herzstück greift die Strategie im Kapitel
globaler und nationaler Betrachtung auf der einen,      05 die durch Bürgerschaft, Gemeinderat und Ver‐
und der lokalen Orientierung auf der anderen Seite,     waltung ausgewählten Lebensbereiche auf, und
entsteht ein erster Themenabriss.                       ordnet diesen konkrete Maßnahmen zu, die –so‐
                                                        weit möglich – mit zeitlichen und finanziellen Di‐
Anschließend werden die Grundlagen der Digitali‐        mensionen belegt sind. Dieser Maßnahmenkatalog
sierung angenähert an die Notwendigkeiten der           soll als verbindlicher Handlungsleitfaden für die
Kommunen in Baden‐Württemberg. Der Begriff              kommenden Jahre verstanden werden, ohne dabei
wird näher gefasst und präzisiert. Dies ist ein not‐    starr abgearbeitet werden zu müssen. Auch hier gilt
wendiger Zwischenschritt, um begreifen zu kön‐          es flexibel auf die sich wandelnden Rahmenbedin‐
nen, welche Fragestellungen im Fokus der Strate‐        gungen zu reagieren, die Digitalisierungsstrategie
gieerstellung stehen (Kapitel 02).                      ist insofern eine Momentaufnahme.
Die handlungsleitenden Motive des Landes mit sei‐       Die drei anschließenden Kapitel sind erste Grund‐
ner Digitalisierungsstrategie „digital@bw“, und da‐     lagen zur Umsetzung der Digitalisierung, da sie die
von abgeleitet dem Landeswettbewerb „Digitale           stetige Fortschreibung/Weiterentwicklung der digi‐
Zukunftskommune@bw“ werden im Kapitel 03                talen Agenda und die Öffentlichkeitsarbeit in den
skizziert. Ergänzt wird das Kapitel mit der Motiva‐     Fokus stellen und hier Handlungshinweise für die
tion, wie sie die Stadt Nürtingen im Antrag zum         Zukunft geben.
Landeswettbewerb zum Ausdruck gebracht hat,
um „Digitale Zukunftskommune“ werden zu kön‐            Im Einzelnen wird auf die Lektüre der vorliegenden
nen. Es wird ergänzt durch die verschiedenen Rol‐       Digitalisierungsstrategie verwiesen.
len innerhalb der Verwaltung im Gesamtkomplex
Digitalisierung. Es erfolgt insoweit eine weitere
praktikable Annäherung an die Thematik.

Das Kapitel 04 beschreibt den Prozess der Erarbei‐
tung der vorliegenden Strategie. Über die fünf Mei‐
lensteine hinweg wird dargelegt welche Beteiligten
wie zu den vorliegenden Ergebnissen und Erkennt‐
nissen gelangt sind. Dabei ist von zentraler Bedeu‐
tung zu erkennen, dass es sich um keinen abge‐
schlossenen Prozess handeln kann. Auf Grundlage

6
Digitalisierungsroadmap „moderNTimes“

                            Kurzfristig                Mittelfristig                Langfristig
                          (2019 – 2020)               (2021 – 2022)               (2023 – 2025)

Bildung und Kul‐                                 Außerschulischer Medien‐
                   Messengerdienste
tur                                              entwicklungsplan
                   Generationenübergrei‐
                                                 Einführung eines Digitalen
                   fende Kurse digitale Kom‐
                                                 Veranstaltungskalenders
                   petenz
                   Online‐Plattform u. dig.
                   Medienangebot der Stadt‐
                   bücherei
                   Digitale Vernetzung Wirt‐     Ausbau Geoportal (Digita‐
Wirtschaft und
                   schaft und Bildungseinrich‐   les Schaufenster und barri‐   Geoportal 3D
Handel
                   tungen                        erefreier Stadtplan)
Gesellschaft und   Digitales Nachbarschafts‐                                   Digitale KITA‐Anmeldung
Gesundheit         netzwerk                                                    und „Kita‐Matching 4.0“
                   Weiterentwickeln der
                   städt. Homepage
                   Vernetzung von Eltern
                   chronisch kranker Kinder
                                                 Digitale Echtzeitinformati‐
Mobilität
                                                 onen ÖPNV
                                                 Parkleitsystem
Verwaltung und     Online Terminportal für die
                                                                  Online Bürgerbeteiligung
E‐Government       Verwaltung
                                       Digitale Bauakte

                                    Digitale Bürgerservices

                   E‐Payment
                   Weitere Themen wie z.B. elektronischer Posteingangs‐
                   workflow und digitaler Postausgang, mobiles digitales Ar‐
                   beiten, Einführung E‐Rechnung inkl. elektronischer Ge‐
                   nehmigungsworkflow, digitale Ratsarbeit.

                                                                                                         7
01 Ausgangslage und
übergeordnete Zielsetzung:
HERAUSFORDERUNGEN

Globalisierung und Digitalisierung sind die zwei        Gemeinde‐Land‐Gefälles zur Verfügung. Das be‐
großen Treiber, die unsere Welt verändern. Wie wir      trifft insbesondere die gesundheitliche Versorgung,
leben, arbeiten, uns bilden oder unsere Freizeit ver‐   die Erreichbarkeit von Orten, den Zugang zu Bil‐
bringen wird immer mehr vom Internet bestimmt.          dung, die Versorgung mit Gütern aber auch Touris‐
Die ersten Vorläufer der neuen Arbeitswelt 4.0 zei‐     mus und Freizeit.
gen sich bereits heute: Arbeitsorte und Arbeitszei‐
ten verlieren ihr starres Gebilde. Arbeitsinhalte und   Auch die Ansprüche an die Verwaltung befinden
Arbeitsformen verändern sich und werden zuneh‐          sich im Wandel. Der Bürger ist nicht länger Bittstel‐
mend flexibler. Auch die Kommunikation verändert        ler, sondern dienstleistungsorientierter Kunde, der
sich. Das Internet und insbesondere soziale Netz‐       vom Onlineshopping intuitive, medienbruchfreie
werke machen es möglich, in Sekunden weltweit           und schnelle Wege gewohnt ist und dies zuneh‐
Informationen auszutauschen, Gemeinschaften zu          mend auch bei Verwaltungsleistungen einfordern
bilden und sich zu vernetzen. Von diesen Entwick‐       wird.
lungen sind auch die Städte und Gemeinden als Le‐       Die Zukunft wird lokal gemacht. Ein Jahrhundert
bensort der Menschen und als Standort von Wirt‐         der Kommunen liegt vor uns. Probleme entstehen
schaft und Handel besonders betroffen.                  lokal, sie müssen auch lokal und regional gelöst
Es gilt, die kommunale Gestaltungskraft in dieser       werden. Internationale Konferenzen und deren
sich verändernden, dynamischer werdenden Welt           Vereinbarungen, wie zum Beispiel beim Klima‐
zu stärken, Menschen an der Politik teilhaben zu        schutz, nutzen wenig, wenn sie vor Ort nicht zügig
lassen, moderne Infrastrukturen auf den Weg zu          umgesetzt werden. Umsetzung bedeutet aber Ver‐
bringen und letztendlich eine offene Gesellschaft       haltensänderungen und diese finden durch Men‐
zu schaffen. Das enorme Potenzial an Wissen in der      schen in den Kommunen statt. Die Digitalisierung
Bürgergesellschaft kann so genutzt werden.              wird für die Stadt Nürtingen zu einem wichtigen
                                                        Gestaltungselement. Sie ist weit mehr als
Die Digitalisierung fördert Vernetzung, Dezentrali‐     E‐Government. Sie unterstützt nicht nur die wichti‐
tät und Subsidiarität und trägt nicht zuletzt zur Vi‐   gen Politikbereiche, sondern auch die Organisation
talisierung der Kommunen bei. Sie rückt Fragen wie      und das Personal der Verwaltung.
„Wie wollen wir in Zukunft leben?", „Welche neuen
Infrastrukturen sind notwendig?“ und „Wer darf wie      Die Mitarbeiter der Verwaltung spielen bei der
welche Daten nutzen?“ in den Vordergrund.               Transformation eine entscheidende Rolle. Bei der
                                                        Digitalisierung muss der Mensch im Mittelpunkt
Die zentralen Themen wie Mobilität, Bildung, Ge‐        stehen. Es geht nicht nur um Technik, wie Senso‐
sundheit, Energie und Sicherheit werden massiv          ren, Plattformen und Breitband, sondern um neue
von der Digitalisierung beeinflusst.                    Formen der Kommunikation, neue vernetzte Struk‐
                                                        turen und moderne Arbeitsweisen der Zusammen‐
Smarte Kommunen und smarte Regionen nutzen              arbeit in Behörden und zwischen Behörden bezie‐
digitale Instrumente für mehr Nachhaltigkeit,           hungsweise der Wirtschaft und der Zivilgesell‐
Schonung der Ressourcen und mehr Effizienz. Die         schaft.
Digitalisierung stellt Instrumente zur Vitalisierung
des ländlichen Raumes und damit zum Abbau des           Das Vorhandensein von Hochleistungsnetzen auf
                                                        der Basis von Glasfaserleitungen ist eine absolut

8
zwingende Voraussetzung für eine erfolgreiche Di‐
gitalisierungsstrategie. Sowohl in der Verwaltung
als auch in kleinen und mittleren Unternehmen ist
ein Kapazitätsaufbau zur Schaffung von umfassen‐
der Medienkompetenz notwendig.

Gemeinsame Veranstaltungen zwischen Wirtschaft
und Verwaltung sind hier sinnvoll und schaffen
nicht zuletzt ein Bewusstsein von gemeinsamem
lebenslangen Lernen und Zusammenarbeit. „Zu‐
kunft wird aus Zuversicht gemacht“. Dieser Leit‐
spruch ist Ansporn zu mehr Mut zur Veränderung.
Die Chancen der Digitalisierung können Kommu‐
nen nur nutzen, wenn sich alle Akteure gemeinsam
mit den Möglichkeiten, aber auch den Risiken, früh‐
zeitig auseinandersetzen. Die Digitalisierungsstra‐
tegie Nürtingen setzt dazu wichtige Akzente.

                                                      9
ÖRTLICHE GEGEBENHEITEN/
STRUKTURDATEN:

Die Große Kreisstadt Nürtingen ist geprägt von den       den Bahnhöfen Stuttgart, Plochingen, Reutlingen
landschaftlichen Reizen des Neckartals. Sie liegt        und Tübingen. Zudem fährt die RegionalBahn
circa 19 km südöstlich von der Landeshauptstadt          Plochingen‐Herrenberg und die Tälesbahn Nürtin‐
Stuttgart am Vorland der mittleren Schwäbischen          gen‐Neuffen.
Alb. Inmitten des Landkreises Esslingen sind die
Kernstadt und die fünf Stadtteile Heimat für             Neben dem ÖPNV ist die Große Kreisstadt Nürtin‐
41.9981 Einwohner, Tendenz steigend. Auf einer           gen ebenfalls gut mittels Individualverkehr zu errei‐
Gesamtfläche von 7.111,82 ha entspricht dies einer       chen. Die Bundesstraßen B297 und B313 führen un‐
Bevölkerungsdichte von 3,9 Personen/ha. Von den          mittelbar durch das Stadtgebiet. Außerdem ver‐
41,998 Einwohnern sind 21,1% über 65 Jahre alt –         läuft die Autobahn rund 5 km nördlich der Stadt.
das Durchschnittsalter liegt bei 43,7 Jahren. 2          Der Flughafen Stuttgart liegt 15 km entfernt.
Die Große Kreisstadt ist nach Esslingen am Neckar        Bildung und Betreuung:
und Filderstadt die drittgrößte Stadt im Landkreis
Esslingen und Mittelzentrum in der europäischen          Nürtingen umfasst eine lange Tradition als Schul‐
Metropolregion Stuttgart.                                und Hochschulstadt. Zusätzlich zu dem klassischen
                                                         Schulangebot an neun Grundschulen, einer Werk‐
Im Gesamten Stadtgebiet besteht eine durch‐              realschule, einer Förderschule, zwei Realschulen,
schnittliche Breitbandverfügbarkeit von über 50          drei Gymnasien, einer Waldorfschule und der Ge‐
Mbit/s bereitgestellt durch FTTC und FTTH/FTTB.          werblichen Schule, bietet die Große Kreisstadt
WLAN (kostenlos) ist auch in großen Teilen der In‐       durch die Kernzeitbetreuung an den Grundschulen,
nenstadt Nürtingens verfügbar.                           der flexiblen Nachmittagsbetreuung und dem
Verkehr:                                                 Schülerhort ein attraktives Schülerbetreuungsan‐
                                                         gebot über die Unterrichtszeiten hinaus.
Die Kernstadt, die fünf Stadtteile und das Umland
sind über das dichte Busnetz verknüpft. Der zent‐        Als Schulstadt ist die Stadt Nürtingen zusätzlich
rale Omnibusbahnhof (ZOB) bildet hierbei den             noch Standort für weitere Bildungsangebote wie
zentralen Punkt. Am örtlichen ZOB verkehrt nicht         Stadtbücherei, Volkshochschule, Musik‐ und Ju‐
nur der örtliche ÖPNV, der Nürtingen ZOB wird z.B.       gendkunstschule sowie vier Hochschulen. Eine da‐
auch durch eine Fernbuslinie auf der Strecke Mün‐        von ist die Hochschule für Wirtschaft und Umwelt.
chen‐Freiburg angefahren.                                Sie wurde 1945 als höhere Landbauschule gegrün‐
                                                         det. Heute zählt die HfWU zu den ältesten und re‐
Der ZOB befindet sich unmittelbar am Bahnhof der         nommiertesten Hochschulen des Landes und hat
Großen Kreisstadt Nürtingen und dient als Knoten‐        eine der größten wirtschaftswissenschaftlichen Fa‐
punkt für Bus und Bahn. Vom Bahnhof und dem an‐          kultäten Baden‐Württembergs.
grenzenden ZOB ist das Zentrum Nürtingens in nur
wenigen Schritten fußläufig gut zu erreichen.            Bildung, Betreuung und damit Familienfreundlich‐
                                                         keit beginnt jedoch schon im Kleinkindalter. Als
Am Bahnhof verkehrt im Stundentakt (im Berufs‐           Träger von 27 städtischen Kinderbetreuungsein‐
verkehr alle 30 Minuten) der RegionalExpress zu          richtungen und Standort für weitere sechs private

1                                                        2
         https://www.nuertingen.de/de/nuertingen‐fuer‐       https://www.statistik‐bw.de/Intermaptiv/
alle/stadt‐nuertingen/kurzportrait/zahlen‐daten/

10
Einrichtungen ist es der Stadt ein hohes Anliegen,      auf dem Smartphone auf. An 14 Stationen in der
dass sich die Eltern sicher sein können, eine sehr      Kernstadt kann diese Zeitreise angetreten werden.
gute Betreuungsmöglichkeit für die Kleinen, ange‐
passt auf die individuellen Bedürfnisse der Familie     Integriertes Stadtentwicklungskonzept Nürtin‐
zu haben.                                               gen 2025:

Kultur:                                                 Den Weitblick für die Herausforderungen und Auf‐
                                                        gaben der Gegenwart und Zukunft bewiesen die
Mit einem bunten Kulturangebot bestehend aus            Verantwortlichen aus Stadtverwaltung, Gemeinde‐
Ausstellungen, Konzerten, Festen und Theaterstü‐        rat und Bürgerschaft 2015 mit ihrem "Integrierten
cken, bietet Nürtingen für jeden Kulturgeschmack        Stadtentwicklungskonzept Nürtingen 2025". In ei‐
und für jedes Alter etwas.                              nem breiten Beteiligungsprozess (repräsentative
                                                        Bürgerbefragung) zwischen Juni 2013 und März
Die kulturelle Vielfalt ist neben Wirtschaft und Bil‐   2014 konnten sich die Bürger bei mehreren Work‐
dung eine wichtige Säule der Großen Kreisstadt.         shops, mehreren Online‐Dialogen sowie Kinder‐
Bereits vor mehreren Jahrhunderten ließen sich          und Jugendformaten beteiligen. Als Ergebnis des
hier die berühmten Dichter Friedrich Hölder‐            Integrierten Stadtentwicklungskonzept Nürtingen
lin und Eduard Mörike nieder, welche beide für ver‐     2025 stehen zehn Leitbilder und 12 Schlüsselpro‐
schiedene Werke von der schönen Stadt am Neckar         jekte mit 54 Projektbausteinen fest, die zukünftig
inspiriert wurden.                                      als Richtlinien des kommunalen Handelns dienen
Nürtingen sieht sich als moderne, vielfältige und le‐   werden.
bendige Stadt an. Sie vereint Tradition und Mo‐
derne, was beispielsweise an der renovierten Alt‐
stadt aber auch an der Zeitreise per Smartphone zu
sehen ist. Mittels einer App lebt hier innerhalb we‐
niger Sekunden ein Teil der Nürtinger Geschichte

                                                                                                       11
02 Grundlagen der Digitalisierung
Digitalisierung auf kommunaler Ebene wird oft‐          aus dem Fokus zu verlieren. Digitalisierung darf
mals lediglich mit den Schlagworten „E‐Govern‐          keine gesellschaftlichen, sozialen oder demogra‐
ment“ oder „Breitband“ verbunden. Doch diese De‐        phischen Gruppen und Milieus ausgrenzen oder be‐
finition greift zu kurz, da sie nur das ad hoc Sicht‐   nachteiligen. Ein „digital divide“ (engl. „digitale
bare beschreibt. Digitalisierung ist weitaus mehr.      Spaltung“) zwischen den Bürgern soll durch proak‐
Die Digitalisierung wird nahezu alle Lebensberei‐       tives Handeln verhindert werden. Es gilt den digita‐
che und damit den Alltag der Menschen verändern.        len Wandel vor Ort nach den örtlichen Verhältnis‐
Die Gesamtheit all dieser Veränderungen durch In‐       sen, zielgerichtet auf die Bedürfnisse der Bürger,
formations‐ und Kommunikationstechnologien ist          anzupassen und das Tempo im Miteinander der Ak‐
unter dem Begriff der Digitalisierung zu subsumie‐      teure zu bestimmen. Somit kann ein zentrales Ziel
ren. Die digitalen Städte und Gemeinden („Smart         erreicht werden: Die Menschen stehen im Mittel‐
Cities“ und „Smart Villages“) von morgen beschrei‐      punkt des digitalen Wandels. Deren Anliegen,
ben Orte, an denen sich die Menschen auch zukünf‐       Ideen, Bedürfnisse und Interessen stellen damit
tig zuhause fühlen, die lokale Wirtschaft unter opti‐   auch im digitalen Wandel die Richtschnur des kom‐
malen Bedingungen zur Wertschöpfung in Baden‐           munalen Handels von Bürgermeister, Gemeinderat
Württemberg beitragen und die Stadtverwaltung           und Stadtverwaltung dar.
für all dies effiziente Rahmenbedingungen sicher‐
stellen kann. Der Fortschritt wird dabei in nahezu      Darüber hinaus ist es von großer Bedeutung alle am
allen Lebensbereichen Einzug halten: Energie, Mo‐       kommunalen Leben Beteiligte in den Prozess des
bilität, Gesundheit, Bildung, Infrastruktur, Verwal‐    digitalen Wandels einzubinden, transparent zu in‐
tung, Wirtschaft und Handel, etc.                       formieren und geeignete Kommunikationswege
                                                        für eine zielorientierte Vernetzung zu finden. Hier
Eine zwingend notwendige Grundlage für das Ge‐          bietet die Digitalisierung die nötigen Instrumente.
lingen der Digitalisierung in den Kommunen in Ba‐       So kann es gelingen für kommunalpolitische Pro‐
den‐Württemberg ist eine gute und zukunftsfähige        zesse und Entscheidungen mit Hilfe von schneller
Breitbandversorgung mit Glasfaser in allen Haus‐        und transparenter Kommunikation mit den Bür‐
halten, Gewerbebetrieben und Schulen. Sie bildet        gern, eine höhere Akzeptanz herbeizuführen. Digi‐
die Basisinfrastruktur für alle digitale Anwendun‐      talisierung kann somit dazu beitragen, die Demo‐
gen, Prozesse und Kommunikationswege.                   kratie insbesondere auf kommunaler Ebene zu stär‐
                                                        ken und zu sichern.
Zur Grundversorgung im 21. Jahrhundert gehört
auch die Versorgung mit ausreichendem und flä‐          Doch die Vernetzung hört nicht an der Stadtgrenze
chendeckendem Mobilfunk.                                auf. (Analoge) Interkommunale Zusammenarbeit
                                                        gehört bereits seit vielen Jahren zum Nukleus der
Beide Technologien gehören für eine wirtschafts‐        kommunalen Familie. Der enge Erfahrungsaus‐
starke Gesellschaft in innovativen und zukunftsfä‐      tausch mit anderen Städten und Gemeinden in Ba‐
higen Städten und Gemeinden zum zentralen Ner‐          den‐Württemberg und darüber hinaus kann für Sy‐
vensystem der Gegenwart und Zukunft.                    nergie‐Effekte genutzt werden. So können die
Die Digitalisierung soll das Leben der Menschen mit     Kommunen in Baden‐Württemberg voneinander
Hilfe von moderner Technologie, innovativen An‐         lernen und von den bereits gemachten Erfahrun‐
wendungen, Produkten und kreativen Ideen er‐            gen profitieren. Dort wo die eigene Leistungsfähig‐
leichtern. Die Bürger können in ihrem Alltag den        keit für die Erledigung der digitalen Herausforde‐
Mehrwert des digitalen Wandels erleben. Dabei gilt      rung an Grenzen stößt und Synergie‐Effekte sicht‐
es, die gesamtgesellschaftliche Betrachtung nicht       bar werden, ist es sinnvoll über die vielfältigen in‐
                                                        terkommunalen Möglichkeiten nachzudenken. So

12
kann es helfen, bei einzelnen Digitalisierungspro‐     schaft zur offenen Nutzung frei zugänglich zu ma‐
jekten die benachbarten Städte und Gemeinden o‐        chen. Daten sind das „Öl des 21. Jahrhunderts“ und
der den Landkreis einzubinden, und die Digitalisie‐    damit zugleich volkswirtschaftliches Potential auf
rung, im Landkreis Esslingen voranzutreiben.           örtlicher Ebene.

Bei vielen Digitalisierungsprojekten muss vor Ort      Die „neue“ kommunale Aufgabe der Digitalisierung
das Rad nicht neu erfunden werden, sondern durch       erfordert den mittel‐ und langfristigen Einsatz von
Austausch und Dialog mit Verantwortlichen aus          personellen und finanziellen Ressourcen der
anderen Städten und Gemeinden können Lösun‐            Stadt. Hierzu braucht es den politischen Willen und
gen gefunden und einfach und praxisnah adaptiert       Bereitschaft, gemeindliche Mittel einzusetzen, da‐
werden. Die Stadt Nürtingen kann als „Digitale Zu‐     mit die Digitalisierung vom Rathaus heraus aktiv
kunftskommune“ aus den Erfahrungen als Vorrei‐         und qualitätsvoll mitgestaltet wird. So kann die
ter des digitalen Wandels auf kommunaler Ebene         Stadt zukunftsweisend weiterentwickelt werden.
berichten. Das Digitalisierungsschaufenster „digi‐
tal‐bw“ bietet hier eine gute Grundlage, die Pro‐      Es gilt, die kommunalen Mitarbeiter für die digita‐
zesse und Projekte sichtbar darzustellen. Es leistet   len Herausforderungen zu qualifizieren und wei‐
insoweit auch einen wesentlichen Beitrag zum in‐       terzubilden. Möglichkeiten hierfür bilden u.a. das
terkommunalen Austausch.                               Qualifizierungsprogramm „Kommunaler Digital‐
                                                       lotse“ der Kommunalen Landesverbände unter
Es gehört zum Alltag vieler Bürger beispielsweise      dem Dach der „Digitalakademie@bw“ des Landes
ihre Finanzangelegenheiten via Online‐Banking          Baden‐Württemberg.
durchzuführen oder Produkte im Internet zu bestel‐
len. Zu einer modernen und dienstleistungsorien‐       Darüber hinaus sollten alle Mitarbeiter der Stadt‐
tierten Verwaltung gehört künftig die Leistungser‐     verwaltung für die Veränderungen der Digitalisie‐
bringung im Rahmen von E‐Government in allen           rung sensibilisiert und transparent informiert
Lebenslagen der Bürger. Auf allen politischen Ebe‐     werden. Eine Partizipation aller Beteiligten trägt
nen hat die Bundesrepublik Deutschland hier Nach‐      zur Akzeptanz, zum Bewusstsein‐Schaffen und zur
holbedarf. Erste Schritte auf dem Weg zu einer di‐     Durchdringung der verwaltungsinternen Digitali‐
gitalen Verwaltung stellt das Online‐Zugangsge‐        sierung bei.
setz (OZG) des Bundes dar. In Baden‐Württemberg        Für die Schaffung von Vertrauen in die digitale Welt
bildet die Plattform „Service‐bw“ die gemeinsame       ist der Schutz von Daten, sowohl von Bürgern, als
E‐Government‐Infrastruktur von Land und Kom‐           auch allen anderen, deren Daten der Stadt zur Ver‐
munen. Auf Landesebene besteht außerdem für            fügung stehen, unabdingbar und von hoher Wich‐
alle Städte, Gemeinden und Landkreise die Mög‐         tigkeit. Die Bürger sowie alle Akteure aus Wirt‐
lichkeit zur Mitwirkung in der Arbeitsgruppe „Ser‐     schaft, Wissenschaft, Gesellschaft, Kultur und Frei‐
vice‐bw“. Unter der Leitung des Innenministeriums      zeit müssen darauf vertrauen können, dass die
arbeiten dort kommunale Fachpaten, Prozessdes‐         Stadt mit den ihr anvertrauten Daten sorgfältig um‐
igner, User Experience (UX)‐Experten und Fachju‐       geht. Die Stadt stellt auch im digitalen Miteinander
risten mit vereinten Kräften an der Umsetzung von      einen Vertrauenspartner dar. Dieser Aufgabe gilt
E‐Government in Baden‐Württemberg.                     daher eine hohe Aufmerksamkeit, sie bestimmt das
Ein Open Government Data‐Angebot bietet au‐            Tun und Handeln der Kommune.
ßerdem die Möglichkeit, nicht‐personenbezogene
Daten im Interesse der Allgemeinheit der Gesell‐

                                                                                                        13
03 Der Landeswettbewerb
„Digitale Zukunftskommune@bw“
als Treiber und Motivator
DIGITALISIERUNGSSTRATEGIE „DIGITAL@BW“

Die Landesregierung hat die Digitalisierung zu ei‐        Dazu kommen die Querschnittsbereiche
nem Schwerpunkt der Legislaturperiode 2016‐2021
erklärt. Am 18.Juli 2017 stellte der Minister für Inne‐         Forschung, Entwicklung und Innovation,
res, Digitales und Migration, Thomas Strobl, im                 schnelleres Internet in Gemeinde und Land,
Rahmen einer Landespressekonferenz die erste                    Nachhaltigkeit und Energiewende, Daten‐
landesweite und ressortübergreifende Digitalisie‐                sicherheit,
rungsstrategie des Landes Baden‐Württemberg                     Datenschutz und Verbraucherschutz.
„digital@bw“ vor. Mit dieser Strategie zeigt die
                                                          Das Land gibt damit einen wichtigen Fingerzeig in
Landesregierung einerseits auf, welche Chancen
                                                          Richtung der gesamten öffentlichen Verwaltung,
und Potenziale sie in der Digitalisierung sieht, an‐
                                                          da alle genannten Themen über die Ebenen hinweg
dererseits definiert sie ihre geplanten Maßnahmen
                                                          eine bedeutsame Rolle spielen. Gleichwohl ist zu
zur Umsetzung dieser Strategie. Gegliedert ist das
                                                          berücksichtigen, dass die Schwerpunktsetzung auf‐
Papier in Schwerpunkt‐ und Querschnittsthemen.
                                                          grund unterschiedlicher Aufgaben und Rahmenbe‐
70 konkrete Projekte mit einem Volumen von über           dingungen variieren kann.
300 Millionen Euro werden umgesetzt, um Baden‐
Württemberg zur Leitregion des digitalen Wandels
in Europa zu machen. Schwerpunkte von
„digital@bw“ sind die Bereiche:

        intelligente Mobilität der Zukunft,
        digitale Startups,
        Wirtschaft 4.0,
        Bildung und Weiterbildung in Zeiten der Di‐
         gitalisierung,
        digitale Gesundheitsanwendungen
        digitale Zukunftskommunen und Verwal‐
         tung 4.0.

14
DER LANDESWETTBEWERB „DIGITALE ZU‐
KUNFTSKOMMUNE@BW“

Als Ergänzung zu dem sehr erfolgreichen Pro‐
gramm „Städte, Gemeinden und Landkreise 4.0‐
Future Communities“ hat das Land Baden‐Würt‐
temberg, in Kooperation mit dem Gemeindetag
Baden‐Württemberg, dem Landkreistag Baden‐
Württemberg und dem Städtetag Baden‐Württem‐
berg, den Landeswettbewerb „Digitale Zukunfts‐
kommune@bw“ als integrierten und ganzheitli‐
chen Ansatz zur Förderung der Digitalisierung in
den Kommunen entwickelt.

Für den Teil A (Leuchtturmprojekte) und den Teil B
                                                      Die Vertreter der Gewinnerkommunen gemeinsam
(Digitalisierungsstrategien) des Landeswettbe‐
                                                      mit Innen‐ und Digitalminister Thomas Strobl bei
werbs haben sich insgesamt 74 Städte, Gemeinden,
                                                      der Preisverleihung im Innenministerium am 03.
Landkreise sowie Interkommunale Zusammen‐
                                                      Mai 2018. (Foto: Innenministerium/Steffen Schmid)
schlüsse beworben. Die 50 mit dem Titel „Digitale
Zukunftskommune“ ausgezeichneten Kommunen
haben in einem 10‐monatigen Prozess eine lang‐
fristig angelegte, digitale Agenda entworfen.

Agenda kann dabei im (vom lateinischen übersetz‐
ten) wörtlichen Sinne verstanden werden, „das zu
Tuende“ bzw. „was getan werden muss“. Die kom‐
munalen Digitalisierungsstrategien und Digitalen
Agenden können so als „To‐Do Liste“ für die politi‐
schen Verantwortlichen und alle am Kommunalen
Leben Beteiligten verstanden werden. Als Road‐
map auf einer Zeitleiste bis ins Jahr 2025+ werden
die lokalen Maßnahmen und Projekte so strate‐
gisch gebündelt.                                      Haupt‐ und Rechtsamtsleiterin Carmen Speidel
                                                      empfängt aus den Händen von Innen‐ und Digital‐
                                                      minister Thomas Strobl den Förderbescheid zur
                                                      Entwicklung einer kommunalen Digitalisierungs‐
                                                      strategie in Höhe von 40.000 € (Foto: Innenministerium/Steffen
                                                      Schmid)

                                                                                                                 15
MOTIVATION DER GROßEN KREISSTADT                       ROLLEN DER VERWALTUNG BEI DER
NÜRTINGEN                                              DIGITALISIERUNG

Die Verantwortlichen aus Gemeinderat, Stadtver‐        Wie bei zahlreichen Herausforderungen unserer
waltung und Bürgerschaft stellen sich gemein‐          Zeit kann die Stadtverwaltung nicht alle Ideen, Pro‐
schaftlich der gesamtgesellschaftlichen Herausfor‐     jekte und Maßnahmen zur Digitalisierung in Nürt‐
derung des digitalen Wandels im Rahmen des Lan‐        ingen alleine umsetzen und vollumfänglich finan‐
deswettbewerbs        „Digitale      Zukunftskom‐      zieren. Hier braucht es das starke Miteinander ört‐
mune@bw“.                                              licher Akteure aus Politik, Gesellschaft, Wirtschaft
                                                       und Wissenschaft sowie zielgerichteter, staatlicher
Im Einklang mit dem Gemeinderat hat sich die           Förderanreize, damit die Digitalisierung in Nürtin‐
Stadtverwaltung mit der folgend skizzierten Moti‐      gen gelingen kann. Die Rolle und der Umfang des
vation um den Titel „Digitale Zukunftskom‐             Engagements der Kommune stehen in einem en‐
mune@bw“ beworben:                                     gen Zusammenhang mit jedem einzelnen Projekt.
Die Große Kreisstadt hat in der Vergangenheit be‐      Ganz bewusst werden auch solche Maßnahmen
reits kleinere Projekte, wie kostenloses WLAN in       und Projekte vorgesehen, innerhalb deren der
der Innenstadt, einem virtuellen Stadtrundgang so‐     Stadtverwaltung nur eine moderierende Rolle zu‐
wie einer Zeitreise per Smartphone, erfolgreich        kommt. Dies entspricht dem hergebrachten Rol‐
umgesetzt. Als größeres Projekt wurden mittels         lenverständnis zwischen Wirtschaft, Verwaltung
Geoportal umfangreiche Daten und Informationen         und Politik. Dieses Rollenverhältnis ist bedarfsori‐
einer breiten Öffentlichkeit in Nürtingen verfügbar    entiert auszutarieren.
gemacht. Darüber hinaus sind in der Stadtbücherei      Aufgabenträger / Federführung
digitale Angebote eine sehr gute Ergänzung zum
Angebot vor Ort. Auch die Stadtverwaltung ist be‐      Zahlreiche kommunale Aufgaben (z.B. Kindergar‐
reits seit Jahren in Sozialen Medien präsent und in‐   ten, Feuerwehr, Friedhof) erfüllt die Stadt Nürtin‐
teragiert auf diesen Kanälen mit ihren Bürgern. Mit    gen im Rahmen ihrer Zuständigkeiten nach § 2 Ge‐
Hilfe der Digitalisierungsstrategie sollen diese be‐   meindeordnung.
reits umgesetzten Projekte mit weiteren Ideen in
ein Gesamtkonzept gebracht und anschließend            Es gilt aus Sicht der Stadt zunächst diese Aufgaben
systematisch realisiert werden.                        prozessual und technisch zu optimieren. Hierfür
                                                       wird sie primär ihre eigenen Ressourcen aufwen‐
                                                       den, während sie in anderen Fragestellungen nur
                                                       moderierend tätig ist (vgl. vorstehend).

                                                       Es gilt hier den ohnehin vorhandenen personellen
                                                       und finanziellen Aufwand mithilfe intelligenter Lö‐
                                                       sungen zu optimieren, um damit zu einer noch effi‐
                                                       zienteren Aufgabenerfüllung zu gelangen.

                                                       Wie bisher auch schon, ob bei investiven Maßnah‐
                                                       men oder nicht‐investiven Maßnahmen obliegt es
                                                       der Stadtverwaltung die Maßnahmenplanung vo‐
                                                       ranzutreiben, ggfs. Ausschreibungen vorzunehmen
                                                       und den Maßnahmenfortschritt zu beobachten und
                                                       zu evaluieren.

16
Ein besonderes Augenmerk wurde in Nürtingen da‐
bei auf die interdisziplinäre Arbeit in verwaltungs‐
übergreifenden Projektgruppen gelegt, um die ver‐
schiedenen Maßnahmen zu erarbeiten. Vernetztes
Denken erfordert auch vernetztes Arbeiten und
Handeln.

Moderator

Bei einigen der Ideen und Projekten werden die
städtischen Ressourcen nicht abschließend ausrei‐
chen, oder sie werden nicht in der originären bzw.
direkten Interessensphäre der Stadtverwaltung lie‐
gen, sodass hierzu externes Knowhow sowie die
Mitwirkung weiterer starker Akteure aus dem städ‐
tischen Umfeld und darüber hinaus aus Wirtschaft
und Wissenschaft erforderlich wird.

Die Stadtverwaltung könnte hierbei eher bei der
Initiierung von Kooperation, beim Managen von
Netzwerken oder der Organisation von Partizipati‐
onsprozessen tätig werden („Türöffner‐Funktion“).
Gegebenenfalls können diese Veranstaltungen in
geeigneten städtischen Räumlichkeiten stattfin‐
den.

                                                       17
04 Projektablauf und Dokumentation                          Darauf bauen die in der vorliegenden Strategie in
                                                            den Kapiteln 6, 7 und 8 dargestellten Ausführungen
(Methodik, Prozess)
                                                            zur
Die Große Kreisstadt Nürtingen macht sich mit
                                                                  Integration in Verwaltungsstrukturen,
Hilfe einer Digitalisierungsstrategie auf den Weg
                                                                  Fortschreibung der Strategie/Monitoring und
zur Digitalen Zukunftskommune. Nürtingen
                                                                  Öffentlichkeitsarbeit
möchte im Bereich der Digitalisierung Vorreiter
und Leuchtturm über die Grenzen des Landkreises             auf.
Esslingen hinaus sein. Zur Erreichung dieses Ziels
wurde die Digitalisierungsstrategie „moderNTi‐              Diese liegen zeitlich nach dem eigentlichen Strate‐
mes“ in Form einer Digitalisierungsroadmap (Kon‐            gieprozess und waren daher nicht Gegenstand der
zept auf einer Zeitleiste bis ins Jahr 2025+) erarbei‐      Beratungen.
tet. Auf diese Weise soll es zukünftig möglich sein,
                                                            Dies auch deshalb, da der digitale Wandel mit der
die Fortschritte ständig zu überprüfen und die Digi‐
                                                            Entwicklung der Strategie nicht abgeschlossen ist.
talisierung in der Stadt koordiniert voranzubringen.
                                                            Er sollte vielmehr weiterhin als agiler Prozess ver‐
Für den bisherigen Prozess wurden aus den in der
                                                            standen werden und von der Dynamik, der Evalua‐
Bewerbung skizzierten neun Schritten sechs Mei‐
                                                            tion, Reflexion und Weiterentwicklung leben. Dazu
lensteine zur Erstellung der Strategie entwickelt.
                                                            dienen die oben genannten ergänzenden Schritte,
                                                            die nur im täglichen Verwaltungshandeln sinnvoll
                                                            umgesetzt werden können.

     Meilenstein 1:          Politische Willensbildung

     Meilenstein 2:          Positionierung und Identifizierung der Ziele

     Meilenstein 3:          IST‐Analyse „Digitalisierungs‐Check“

     Meilenstein 4:          Beteiligungsformat Zukunftswerkstatt

     Meilenstein 5:          Ableitung der Lebensbereiche

     Meilenstein 6:          Digitalisierungsstrategie „moderNTimes“

18
MEILENSTEIN 1: POLITISCHE WILLENSBIL‐                     wie auch auf noch anstehende Tätigkeiten und Ver‐
DUNG                                                      anstaltungen verwiesen und Einladungen zur Teil‐
                                                          nahme an der Zukunftswerkstatt (12. Oktober
      „Den großen technologischen Um‐                     2018) ausgesprochen.
      bruch der Digitalisierung wollen wir
      im Miteinander mit der Bürger‐                      Im anschließenden Austausch mit den Gemeinde‐
      schaft, Partnern aus Wirtschaft                     räten wurde deutlich, dass alle Fraktionen die Aus‐
      und Wissenschaft gestalten.“                        zeichnung „Digitale Zukunftskommune“ und den
               Oberbürgermeister Otmar Heirich
                                                          Projektablauf begrüßen und ihre Ideen und Vorstel‐
                                                          lungen aktiv mit einbringen möchten. Bei allen Di‐
Digitalisierung bestimmt wie keine andere Ent‐            gitalisierungsanstrengungen sollten die Nürtinger
wicklung zuvor die Gegenwart ebenso wie die Zu‐           Menschen, Bürger wie Verwaltungsmitarbeiter, im
kunft in fast allen Bereichen des Alltags.                Mittelpunkt stehen und die digitalen Schritte konk‐
                                                          ret Nutzen stiften. Beispielhaft sei hier genannt,
Die Verwaltungsspitze der Großen Kreisstadt Nürt‐
                                                          dass der Gemeinderat auch Home‐Office‐Arbeits‐
ingen versteht die Digitalisierung als Chance, in den
                                                          plätze zur Verbesserung der Work‐Life‐Balance als
unterschiedlichsten kommunalen (Lebens‐) Berei‐
                                                          Digitalisierungsmaßnahme vorschlägt. Dafür sind
chen Verbesserungen für alle Beteiligten zu erzie‐
                                                          allerdings zunächst die Voraussetzungen für mobi‐
len. Überall dort, wo der digitale Wandel in der Lage
                                                          les Arbeiten zu schaffen (siehe Kapitel 05, Lebens‐
ist, Probleme mit innovativen Lösungen anzuge‐
                                                          bereich 5)
hen, soll die Digitalisierung eingesetzt werden. Das
Ziel der Verwaltung ist es, langfristig in den jeweili‐   MEILENSTEIN 2: POSITIONIERUNG UND IDEN‐
gen Themen und Anträgen die Digitalisierung als           TIFIZIERUNG DER ZIELE
implizierten Lösungsansatz einzubeziehen und da‐          In Vorbereitung der Bewerbung zum Landeswett‐
mit auf breiter Basis die Digitalisierung voranzutrei‐    bewerb „Digitale Zukunftskommune@bw“ wurde
ben.                                                      durch die Stadtverwaltung mit Unterstützung des
                                                          Projekt‐Partners Gt‐service GmbH eine Positionie‐
Die Verantwortlichen aus Gemeinderat, Stadtver‐
                                                          rung und Identifizierung übergreifender Projekt‐
waltung und Bürgerschaft haben diese Entwicklung
                                                          ziele vorgenommen. Durch die Agilität des Ge‐
erkannt und stellen sich der großen Aufgabe des di‐
                                                          samtprozesses werden diese Ziele ständig evaluiert
gitalen Wandels. Dieser gemeinsame Wille ist in
                                                          und wo nötig angepasst.
den nachfolgenden Schritten dokumentiert:
                                                          Geleitet werden die Verantwortlichen dabei von
In der Gemeinderats‐Sitzung vom 19. Dezember
                                                          der Richtschnur des kommunalen Handelns, den
2017 informierte OB Heirich das Gremium über die
                                                          Menschen in den Mittelpunkt zu stellen.
Teilnahme am Wettbewerb „Digitale Zukunfts‐
kommune@bw“; nach erfolgreicher Teilnahme am              Gemeinsam mit den verschiedenen Akteuren aus
Wettbewerb berichtete Haupt‐ und Rechtsamtslei‐           Politik, Wirtschaft und Handel, Wissenschaft, Bil‐
terin Speidel am 8. Mai 2018 über die Preisverlei‐        dung und Gesellschaft wurden die unterschiedli‐
hung und Förderung durch das Land in Höhe von             chen Lebensbereiche betrachtet und verschiedene
40.000€ zur Erarbeitung einer Digitalstrategie.           Maßnahmen diskutiert. Dies vor allem vor dem
                                                          Hintergrund, dass die Große Kreisstadt Nürtingen
In der Sitzung vom 11. September 2018 wurde dem
                                                          die Digitalisierung nicht als Selbstzweck begreift,
Gemeinderat der aktuelle Stand und der weitere
                                                          denn schlussendlich muss Digitalisierung stets mit
Projektablauf durch den Projekt‐Partner Gt‐service
                                                          einer Nutzensteigerung für die Menschen einher‐
GmbH vorgestellt. Dabei wurden sowohl über be‐
                                                          gehen. Die Digitalisierung soll für die Menschen
reits erledigte Arbeiten berichtet (z.B. Ist‐Analyse),
                                                          sichtbar, greifbar und erlebbar gemacht werden.

                                                                                                          19
Die Digitalisierung fördert die Standortfaktoren ei‐   sowie „Mobilität“) wurden rund 140 Fragen zu ein‐
ner Stadt und verbessert die Lebensqualität der        zelnen Maßnahmen, Projekten und Dienstleistun‐
dort lebenden Menschen. Mittels der der Digitali‐      gen gestellt. Leitgedanke dafür war der landesweit
sierungsstrategie sollen bereits umgesetzte Pro‐       gültige Produktplan, der seit der Einführung des
jekte, wie beispielsweise das kostenlose WLAN und      kommunalen Haushaltsrechts auf doppischer
die Zeitreise per Smartphone, mit weiteren Digita‐     Grundlage für Nürtingen verpflichtend ist. Gleich‐
lisierungsmaßnahmen in ein Gesamtkonzept ge‐           wohl handelt es sich um keine abschließende Ana‐
bracht werden.                                         lyse aller über 600 denkbaren Produkte des Pro‐
                                                       duktplans. Der Schwerpunkt lag auf der Abfrage
Um die Entwicklung der Digitalisierungsstrategie       bestehender oder wünschenswerter Maßnahmen.
verfolgen und evaluieren sowie den Aufbau und die      Die Stadtverwaltung wurde zudem nach der Wich‐
gewonnenen Erkenntnisse auf andere Kommunen            tigkeit einzelner Maßnahmen gefragt.
übertragen zu können, soll die Strategie in Form ei‐
ner Digitalisierungsroadmap dargestellt werden.        Beantwortet wurde der Fragenkatalog zum „Digi‐
Bei der Erstellung dieser Roadmap wird darauf ge‐      talisierungs‐Check“ durch das verwaltungsinterne
achtet, dass die verschiedenen Vorhaben zum Zeit‐      Projektteam unter Einbeziehung zahlreicher Mitar‐
punkt ihrer Entscheidungsvorlage und eventuellen       beiter der Stadtverwaltung.
Umsetzung finanzierbar sind und die Stadt die Pro‐
jekte auch zukünftig tragen kann.                      Die Auswertung erfolgte durch die Gt‐service. Die
                                                       Fragen waren dergestalt aufgebaut, dass aus der
Mit der Fertigstellung ergänzt die Digitalisierungs‐   Selbsteinschätzung der Verwaltung ein näherungs‐
strategie das Integrierten Stadtentwicklungskon‐       weiser Digitalisierungsgrad in den einzelnen The‐
zept Nürtingen 2025.                                   menfeldern abgeleitet werden konnte.

MEILENSTEIN 3: IST‐ANALYSE                             Hieraus ergaben sich die aktuellen Sachstände
„DIGITALISIERUNGS‐CHECK“                               ebenso wie die Ausbaupotenziale. Es handelte sich
Mit Hilfe eines standardisierten Fragenkatalogs,       dabei um einen iterativen Prozess, der weniger
der eine Vielzahl der kommunalen Aufgaben in den       streng wissenschaftlichen Maßstäben folgt, son‐
Blick genommen hat, wurde eine IST‐Analyse der         dern mehr zum Ziel hatte, einen Überblick über den
Stadt Nürtingen durchgeführt.                          Ist‐Stand und Anhaltspunkte über die möglichen
                                                       Maßnahmen zu erhalten.
Innerhalb der acht Lebensbereiche („Infrastruktur“,
„Verwaltung“, „Bauen und Technik“, „Sicherheit
und Ordnung“, „Bildung“, „Kultur, Freizeit und au‐
ßerschulische Bildung“, „Wirtschaft und Handel“

20
IST‐Analyse „Digitalisierungs‐Check“ – Balkendiagramm

Die Auswertung des Fragenkatalogs wurde in ei‐          Ausgehend von der IST‐Analyse diskutierten die
nem Balkendiagramm dargestellt. Dabei zeigt der         Teilnehmer den IST‐Zustand, die Digitalisierungs‐
Digitalisierungsgrad (schwarz) die bereits vorhan‐      potenziale sowie die Selbsteinschätzung der Stadt‐
denen abgefragten Maßnahmen und Produkte,               verwaltung in den acht Lebensbereichen. Dabei
während das Digitalisierungspotenzial (gelb) die        wurde deutlich, dass den Projektverantwortlichen
noch vorhandenen Möglichkeiten darstellt.               bei der Beteiligung von Bürgern und weiteren örtli‐
                                                        chen Akteuren insbesondere die Lebensbereiche
Am Dienstag, 10. Juli 2018 fand darauf aufbauend        Mobilität, Bildung und Kultur, Wirtschaft und Han‐
ein verwaltungsinterner Workshop zur IST‐Analyse        del und Gesellschaft und Gesundheit wichtig sind.
mit Vertretern der Stadtverwaltung der Stadt Nürt‐      Dies vor dem Hintergrund des demographischen
ingen statt. Neben Bürgermeisterin Bürkner haben        Wandels und der Gefahr der „digitalen Spaltung“.
zahlreiche Amtsleiterinnen und Amtsleiter sowie
weitere Führungskräfte, Projektverantwortliche          Die Ist‐Analyse wurde anhand eines standardisier‐
und Mitarbeiter an diesem Workshop teilgenom‐           ten Fragebogens durchgeführt. Da wesentliche Vo‐
men.                                                    raussetzungen bei Bildung wie Anschluss der Schu‐
                                                        len an Glasfaser, flächendeckendes WLAN oder ein
Zu Beginn des Workshops führte die Gt‐Service in        Medienentwicklungsplan nicht erfüllt waren, ergab
einem kurzen Impuls in das Thema „Digitalisierung       sich einen Stand von 0,0 %. Am Ergebnis der IST‐
und Kommune“ ein. Im Kontext von Globalisierung,        Analyse für „Verwaltung“ (78,33%) kann beispiel‐
Digitalisierung sowie der Modernisierung von Poli‐      haft abgelesen werden, dass bei generell wenigen
tik und Verwaltung wurde deutlich, vor welchen          digitalen Angeboten (es gibt erst wenige auf dem
Herausforderungen die Gesellschaft aktuell und          Markt) ein hoher Digitalisierungsgrad schnell er‐
insbesondere auch in den nächsten Jahren stehen         reicht werden kann.
wird. Die Städte und Gemeinden haben als zentrale
örtliche Ebene die Aufgabe, ihrem Gestaltungsauf‐
trag auch im Zeitalter der Digitalisierung gerecht zu
werden und gute Rahmenbedingungen für Lebens‐
qualität und attraktive Standorte für Unternehmen
zu schaffen.

                                                                                                        21
MEILENSTEIN 4: BETEILIGUNGSFORMAT ZU‐                   nehmer über die Herausforderungen und Möglich‐
KUNFTSWERKSTATT                                         keiten transparent zu informieren und zu erfahren,
Am 12. Oktober 2018 fand eine Zukunftswerkstatt         wo die Teilnehmer ihre Stadt in Zukunft sehen.
zum Thema Digitalisierung in der Stadthalle K3N
statt. Im Rahmen dieser Veranstaltung hatten Bür‐       Nach der Begrüßung durch Oberbürgermeister
ger, Vertreter aus Wirtschaft, Wissenschaft, Gesell‐    Heirich wurde von den Moderatoren des Partners
schaft und Politik die Gelegenheit, sich über Digita‐   Gt‐Service GmbH kurz der Projektablauf vorge‐
lisierung zu informieren, gemeinsam über diese          stellt. Anschließend präsentierte Franz‐Reinhard
nachzudenken und ihre Vorstellungen und Ideen in        Habbel in seiner Keynote („Einblicke in die Welt
einer Workshop‐Phase einzubringen. Die Stadtver‐        von morgen“), welches Potenzial der digitale Wan‐
waltung hatte neben der öffentlichen Einladung          del mit sich bringt.
der Bürger (Tagespresse, Homepage, Flyer, Veran‐        Im Anschluss daran stand die Wirtschaft im Mittel‐
staltungskalender) weitere Akteure (z.B. Gemein‐        punkt einer zweiten Keynote. „Silicon Nürtingen –
deräte, Unternehmen, Vereine) per E‐Mail zur Ver‐       Mittelstand meets IoT“ betitelte Julian Feinauer,
anstaltung eingeladen. Darüber hinaus informier‐        pragmatic minds GmbH, seinen Vortrag – und
ten Projektmitarbeiter persönlich über die geplante     stellte heraus, dass die Wirtschaft vor zehn Jahren
Zukunftswerkstatt, u. a. durch Teilnahme an Veran‐      dort stand, wo die Kommunen heute stehen. Was
staltungen (z.B. Sitzung der Stadtseniorenvertre‐       ist Digitalisierung? Vieles kommt, aber sehr viel ist
tung).                                                  heute schon da.
Unter den Teilnehmern waren Vertreter des Ge‐           Die Vorteile der Digitalisierung zeigt Julian Fein‐
meinderats, interessierte Bürger, Vertreter aus         auer am Beispiel der Firma Hema, Heermann Ma‐
Wirtschaft und Handel sowie Mitarbeiterinnen und        schinenbau GmbH, Frickenhausen, auf; die Firma
Mitarbeiter der Stadtverwaltung. Insgesamt haben        stellt Sägen her, diese sind sehr „undigital“ und
rund 40 Bürger sowie 5 Mitarbeiter der Stadtver‐        doch stellt die Digitalkomponente, die ergänzend
waltung an der Zukunftswerkstatt teilgenommen.          zur Säge von pragmatic minds GmbH entwickelt
Als Beteiligungsformat wurde von der Stadtverwal‐       wurde, einen erheblichen Mehrwert für Kunden
tung und dem Projekt‐Partner Gt‐service GmbH            dar. Möglich wurde dadurch sowohl unterstüt‐
eine Zukunftswerkstatt mit der Methode World‐           zende wie auch vorausschauende Instandhaltung ‐
Café gewählt. Die Methode World‐Café ermöglicht         und das in Echtzeit ‐ durch sofort verfügbare Analy‐
es, in einer zwanglosen Gesprächssituation, den Di‐     sen, die in Diagrammen dargestellt werden. Das
alog mit einer kleinen Anzahl von Personen zu ei‐       stellt einen erheblichen Zeitgewinn dar, um
nem vorgegebenen Thema zu suchen. Nach ca. 20           Schwachstellen in der Produktion kurzfristig zu fin‐
– 30 Minuten haben die Teilnehmer die Möglichkeit       den und zu beheben.
die Tische zu wechseln, wodurch sich regelmäßig
neue Konstellationen ergeben. Die Ergebnisse je‐        Anschließend hatten die Bürger Gelegenheit in vier
der Runde werden von „Tischgastgebern“ doku‐            Kleingruppen zu den unten aufgeführten Themen
mentiert. Nach mehreren Runden werden die ge‐           ins Gespräch zu kommen. Im Rahmen des World‐
sammelten Ideen und Lösungsansätze den gesam‐           Café wurde für die verschiedenen Lebensbereiche
ten Teilnehmern zusammenfassend vorgestellt.3 In        die Frage beantwortet: „Wie können wir Lebensbe‐
Rahmen des World‐Cafés war es möglich die zent‐         reich … in Nürtingen mithilfe der Digitalisierung
ralen Fragen der Zukunft zu beleuchten, die Teil‐       verbessern?“ Durch die Antworten und Diskussio‐
                                                        nen war es möglich, im kleineren Kreise von den

3
 Vgl. Nanz/Fritsche, Handbuch Bürgerbeteiligung, Bun‐
deszentrale für politische Bildung, 2012, S. 77 ff.

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