Momente der Hoffnung 1/2020

 
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Momente der Hoffnung 1/2020
1/2020

Momente
der Hoffnung
Momente der Hoffnung 1/2020
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      Inhalt

       3         Willkommen
       4         Momente der Hoffnung – durch Corona
       6         Gottesdienstplan
       8         Andacht
      10         Bewahrt in schweren Zeiten
      11         Hoffnungsvolles Großstadtgrün
      12         Meine Zeit in Indien – Charlotte Urbanek
      15         Neues Presbyterium
      16         Jugendkirche geistreich
      18         Neues aus der Kirchenmusik
      19         Krabbelgruppen, Eltern-Kind-Gruppen
      20         Statements
      22         beymeisterlicher Corona-Sommer
      25         Konfirmation 2020
      26         Taufen, Trauungen und Bestattungen
      27         Kirche in Mülheim
      28         Gemeinsam unterwegs – Mülheim und Buchheim-Buchforst
      29         Gruppen und Kreise
      30         Mit wem reden Sie eigentlich über den Tod
      32         Adressen

           Impressum: die brücke
           Evangelische Kirchengemeinde Mülheim am Rhein
           Wallstraße 93, 51063 Köln
           V.i.S.d.P.: Pfarrer Sebastian Baer-Henney
           Foto Titelseite: © Sebastian Baer-Henney
           Bilder ohne gesonderten Nachweis wurden von privater Seite zur Verfü-
           gung gestellt oder stammen aus dem Archiv der Kirchen­gemeinde,
           www.geschichte-kirche-koeln-muelheim.de
           Layout und Satz: bierbass.art - Druck: Schüller Druck GbR
           Redaktionsschluss die brücke 1/2021: 01.03.2021
           die brücke wird mit mineralölfreien Farben auf Papier aus nachhaltiger Forst-
           wirtschaft gedruckt.
Momente der Hoffnung 1/2020
Willkommen
Liebe Leser:innen,

es ist verrückt, was uns im letzten halben Jahr alles begeg-
net ist, wie unsere Komfortzonen immer wieder erweitert, ge-
sprengt, ins Unerträgliche verschoben wurden – und wie wir als
Mülheimer:innen gelernt haben, mit diesem Virus umzugehen.
Als Gemeindemenschen werden Sie es bemerkt haben, dass un-
sere Gemeindearbeit auf den Prüfstand gestellt wurde – wie soll
es auch anders sein, wenn eine Gruppe, die auf Gemeinschaft
ausgerichtet ist, sich auf einmal nicht mehr treffen kann? Doch
wollen wir nicht lamentieren. Wir haben beschlossen, dieses Heft
der Hoffnung zu widmen, die für uns aus dieser Zeit – trotz allem
– entspringt. Weil wir glauben, dass Gott auch in die Krisen hin-
einwirkt, dabeibleibt und weiterträgt. Als Gemeinde sind wir ge-
halten gewesen, uns in dieser Zeit radikal zu hinterfragen, und das
wird wahrscheinlich so weitergehen. So mussten wir nicht nur die
erste Jahresausgabe der Brücke streichen, wir mussten auch un-
sere Gottesdienste umbauen, Gruppen und Kreisen neu struktu-
rieren, mussten uns darauf einstellen, ganz anders zu arbeiten als
bisher – und werden uns so an vielen Stellen neu erfinden müssen.
Das Bild der Mülheimer Brücke auf der Titelseite ist dabei ein gu-
tes Symbol für das, was passiert. Das Grundgerüst soll weitertra-
gen, und doch muss viel von dem, was außen sichtbar ist, behut-
sam abgetragen und auf Tragfähigkeit geprüft werden. Was darin
Hoffnung birgt? Das sehen Sie in diesem Heft. In den Berichten
über das Geschehene, im Blick über den Tellerrand nach Indien, in
den Erfahrungen der Gemeindeglieder und im Ausblick auf das,
was kommen wird. Eine Übersicht über Gruppen und Kreise kön-
nen wir in dieser Ausgabe nicht präsentieren, weil vieles schlicht
nicht planbar ist. Aber Momente der Hoffnung sehen Sie, die uns
in unserer Arbeit weitertragen – wie auch immer sie in Zukunft
aussehen wird. Wir sind gespannt und zugleich zuversichtlich.
Denn wir wollen eine Gemeinschaft für Mülheim sein, evangelisch
im Stadtteil bei den Menschen. Gerne mit Ihnen.
Viel Spaß beim Lesen und Hoffnung schöpfen,

Ihr Sebastian Baer-Henney

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Momente der Hoffnung 1/2020
Mittagsgebete.
                                                  Nicht alles lief digital. Ganz analog fanden mittags
                                                    um 12 immer Gebete statt. Ein Mensch betete in
                                                     der Kirche, während die Glocken läuteten – das
                                                    hörten viele andere im Stadtteil, und sie nahmen
                                                   dasselbe Gebet zur Hand und beteten es mit. So
                                                 entstand eine Gebetsgemeinschaft, die den Stadt-
                                                    teil überspannte. Die Hoffnung gab und das Ge-
                                                   fühl, in diesen Zeiten nicht allein zu sein. Sondern
                                                   verbunden mit vielen anderen aus der Gemeinde
                                                 und mit Gott. Und darin liegt Hoffnung, dass Men-
                                                 schen in Mülheim Gemeinde sind, egal, wo sie sich
                                                 gerade aufhalten, Gemeinschaft, die zusammenge-
                                                               hört, zusammenhält, zusammen agiert.

Momente der Hoffnung – durch Corona

Gottesdienst & Freiluft-Kirchen-Kaffee.
Kaum ein Ort der Gemeinde ist veränderungsresistenter
als ein Gottesdienst. Das hat auch seine Gründe, haben
viele ihn doch über die Jahrzehnte so liebgewonnen und
sich dran gewöhnt, auch ist die Form über so lange Zeit
gewachsen. Und doch haben viele Veränderungen der
Coronazeit den Gottesdiensten gutgetan: nicht die weni-
gen Besucher, die nun möglich waren, das bleibt schwie-
rig. Ebenso der fehlende Gesang. Aber die Leichtigkeit
der Liturgie, die ihre lutherische Schwere abgelegt hat,
die neue Form der Stippvisiten, der Abendgebete mit
Livemusik, die fortgesetzt werden. Die Flexibilität im Um-
gang mit der Situation, und nicht zuletzt der Kirchenkaf-
fee, der nun nicht mehr drinnen stattfinden kann und so
kurzerhand nach draußen wanderte. Auf einmal stehen
dort Menschen sichtbar mitten im Veedel und trinken zu-
sammen eine Tasse Kaffee, und viele bleiben stehen und
wundern sich und finden es gut – die Hoffnung liegt wohl
darin, dass wir viel stärker öffentlich präsent geworden
sind, und dass wir gezeigt haben: Gottesdienste gehen
auch mal anders.
Momente der Hoffnung 1/2020
Ostern.
Das Osterfest, wie wir es kannten, musste dieses
Jahr ausfallen. Stattdessen gab es von uns Oster-
briefe. Diese wurden von vielen fleißigen Helfen-
den in kürzester Zeit gepackt (schon das war ein
tolles Gefühl, immerhin waren es ca. 4000 Stück!).
Und dann kamen sie bei den Menschen an und
begleiteten sie über drei Tage. Mit Gedanken, mit
Aktionen, mit Ostern. Dazu gab es Videos von Kan-
tor Christoph Spering und Johannes Vorländer und
vielen Gemeindegliedern. Momente zum Stillhalten
und auf Gott hören – und all das zusammen gab
Hoffnung. Dass neue Wege nicht immer schlecht
sein müssen, dass Gott die Menschen auch zu Hau-
se erreicht, und für uns auch die Erkenntnis, dass
Digitales und Analoges in Zukunft viel stärker Hand
in Hand gehen dürfen.

A
           uf einmal war er da, der Lockdown. Und Corona wirkt weiter, beeinflusst alle Bereiche
           unseres Lebens. Und obwohl wir als Gemeinde erst einmal gelähmt waren, haben wir ein
           paar Elemente entdecken dürfen, die uns Hoffnung geben. Kleine Hinweise darauf, wie
           eine Kirche durch diese Krise gestärkt werden kann, wie sie neue Wege suchen kann, auf
           die sie durch den Coronavirus gewiesen wird. Vier Momente der Hoffnung in der Krise.
All diese Hoffnungszeichen tragen wir weiter, wenn wir das Gemeindeleben um Corona herum
planen. Vielleicht wird uns ja noch wundern, was alles Neues hier entsteht.
                                                                              Sebastian Baer-Henney

                                                                                       Einkaufsservice.
                                                      Binnen 48 Stunden nach dem Lockdown war ein
                                                         Netz von Ehrenamtlichen gesponnen, die sich
                                                   bereit erklärten, für Menschen aus der Risikogrup-
                                                     pe einkaufen zu gehen. Eine Nummer war einge-
                                                      richtet, überall im Stadtteil Flyer verteilt und per
                                                   Email verschickt, und in kürzester Zeit lief er, unser
                                                  Einkaufsdienst. Es war toll, zu sehen, wie viele Men-
                                                      schen helfen wollten, wie unkompliziert das alles
                                                     schnell vonstatten ging, wie gut die Kommunika-
                                                    tion über WhatsApp funktionierte – die Hoffnung
                                                       liegt darin, dass Menschen sich um andre küm-
                                                     mern. Und dass es auch mal schnell gehen kann,
                                                                            was auf die Beine zu stellen.
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Gottesdienstplan

                          Sonntag, 11.10.     10:00 Friedenskirche, Baer-Henney, Gottesdienst
                                              11:00 Friedenskirche, Baer-Henney, Gottesdienst
                          Sonntag, 18.10.     10:00 Friedenskirche, Rudziewski, Gottesdienst
                                              11:00 Friedenskirche, Rudziewski, Gottesdienst
                          Sonntag, 25.10.     10:00 Friedenskirche, Vorländer, Gottesdienst
                                              11:00 Friedenskirche, Vorländer, Gottesdienst
                          Sonntag, 01.11.     10:00 Friedenskirche, K. Müller, Gottesdienst
                                              11:00 Friedenskirche, K. Müller, Gottesdienst,
                                              danach Abendmahlsfeier
                          Sonntag, 08.11.     10:00 Friedenskirche, Vorländer, Gottesdienst
                                              11:00 Friedenskirche, Vorländer, Gottesdienst
                          Sonntag, 15.11.     10:00 Friedenskirche, Baer-Henney, Gottesdienst
                                              11:00 Friedenskirche, Baer-Henney, Gottesdienst
                          Sonntag, 22.11.     10:00 Friedenskirche, Vorländer, Gottesdienst
                                              11:00 Friedenskirche, Vorländer, Gottesdienst
                                              15:00 Ev. Friedhof, Vorländer, Andacht
                          Sonntag, 29.11.     10:00 Friedenskirche, Baer-Henney, Gottesdienst
                                              11:00 Friedenskirche, Baer-Henney, Gottesdienst
                          Sonntag, 06.12.     10:00 Friedenskirche, Baer-Henney, Gottesdienst
                                              11:00 Friedenskirche, Baer-Henney, Gottesdienst
                                              danach Abendmahlsfeier
                          Sonntag, 13.12.     10:00 Friedenskirche, Vorländer, Gottesdienst
                                              11:00 Friedenskirche, Vorländer, Gottesdienst
                          Sonntag, 20.12.     10:00 Friedenskirche, Vogel, Gottesdienst
                                              11:00 Friedenskirche, Vogel, Gottesdienst

Zurzeit ist durch die Corona Pandemie keine langfristige Planung der Gottesdienste möglich. Bitte schauen Sie auf
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sich? Hier in Mülheim? Was wün-
schen Sie sich? Schreiben Sie es in
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Und dann fotografieren Sie es ab und
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kopieren Sie die Seite, oder reißen
Sie sie aus, schicken Sie sie uns. Denn
erst durch Sie können wir für Sie
Relevantes tun.
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                                                    Das ist ein Rückblick auf 40 Jahre Wüstenwanderung.

                                                    Auch wir blicken heute zurück.
                                                    Coronabedingt liegt eine ungewöhnliche Zeit hinter uns.
                                                    Ein Lockdown mit geschlossenen Firmen, Schulen und
                                                    Kitas. Familie und Freunde konnten nicht mehr getroffen
                                                    werden. Es galt, das Risiko einzugrenzen. Nach dem Lock-
                                                    down erwachte dann wieder das Leben. Ganz zaghaft.
                                                    Fast nichts ist mehr so, wie es vorher war. Der Abstand
                                                    regiert weiterhin unser Denken.

                                                    Das prägte auch den Sommer und die Ferienzeit und be-
                                                    deutete: Urlaubspläne konnten nicht realisiert werden.
                                                    Der eine oder die andere hat spontan einen alternativen
                                                    Urlaubsort in Deutschland gefunden. Viele von uns haben
                                                    sich voller Sehnsucht an die unbeschwerten Sommer ihrer
                                                    Kindheit und Jugend erinnert.

                                                    Rückblickend scheint es, dass dieser Sommer kein Ende
                                                    nehmen wollten. Mir waren die Sommerferien früher im-

           Andacht
                                                    mer zu lang, und ich habe den Schulbeginn nicht abwar-
                                                    ten können….

                                                    Trotzdem erinnere ich mich – in diesem Jahr vermutlich
                                                    öfter als sonst – gerne an lange Abende, dunkle Nächte,
                                                    Sternenhimmel, die ganz anders aussahen als bei mir da-
                                                    heim. Ich erinnere mich an unbeschwerte Momente voller
                                                    Freiheit, Grillen am Lagerfeuer mit verbrannten Würst-
         Der HERR, unser Gott, hat uns              chen und ebenso angebrannten Kartoffeln. Herrlich und
        behütet auf dem ganzen Wege,                lecker!Ich erinnere mich an Tage, die von morgens bis
               den wir gegangen sind.               abends im Freien verbracht wurden, an aufregende Ent-
                                                    deckungen in der Natur, an Baden im See oder am Fluss,
                                      Josua 24,17
                                                    entspannte Eltern, an Heumachen auf dem Nachbarbau-
                                                    ernhof und allabendliches Milchholen…

                                                    In meiner Erinnerung werden diese Momente wieder le-
                                                    bendig, lassen mich heute, rund 40 Jahre danach, wieder
                                                    die Luft riechen, die Freiheit und Unbeschwertheit dieser
                                                    Tage spüren. Ich gehe in Gedanken durch Häuser, sehe
                                                    Menschen und höre Stimmen, die schon lange nicht mehr
                                                    unter uns sind. In meiner Erinnerung sind und bleiben sie
                                                    wie selbstverständlich lebendig. Die Erinnerung überwin-
                                                    det Grenzen.

                                                    Wer in der Erinnerung seiner Lieben lebt, der ist nicht
                                                    wirklich tot. Das ist schon ein wesentlicher biblischer Ge-
                                                    danke.
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Momente der Hoffnung 1/2020
Die jüdische Religion ist wahrscheinlich die, die das Er-      bleibt und heute wieder Realität wird, was
innern am deutlichsten pflegt.                                 Gott für uns getan hat.
                                                               Heil und Heilung.
„Höre Israel. Der Herr ist unser Gott, der Herr allein…        Frieden und Versöhnung.
und diese Worte sollst du deinen Kindern einschärfen           Recht und Gerechtigkeit.
und davon reden.“ 5. Mose 6,4ff.                               Liebe und Gnade.

Von den Eltern auf die Kinder und über die Kinder auf          Deshalb sprechen wir von Gott, deshalb
die Enkel wird die Erinnerung übertragen. Wer erinnert,        bauen wir Gemeinde und feiern Gottes-
bleibt Teil der Gemeinschaft.                                  dienst, damit Menschen sich an diesen
                                                               Gott erinnern.
Das Judentum identifiziert sich über sein Geschichts-
denken. Das ist erstaunlich. Umso mehr, wenn man be-           Me-olam – ad-olam.
denkt: Die hebräische Sprache, also die Sprache des
Alten Testaments, kennt keine Zeitformen. Gegenwart,           Von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Vergangenheit und Zukunft als eigene Zeitform wie bei
uns, gibt es nicht. Es gibt aber Wirklichkeit und Möglich-     Deshalb haben wir Hoffnung – trotz Coro-
keit. So ist im jüdischen Denken das Vergangene auch           na und allen Einschränkungen.
heute noch wirklich. Auch das Mögliche ist jetzt schon
wirklich. So kommt es, dass, wenn Juden am Sabbat an
                                                               Christus spricht:
den Auszug aus Ägypten erinnern, dieser Auszug jetzt
geschieht.                                                     Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der
                                                               Welt Ende. Mt. 28, 20

Was heißt das aber für uns Christen und unser Erinnern?
                                                               Bleiben Sie behütet!
Der Jesus Christus der Vergangenheit ist der Jesus
Christus jetzt und in Zukunft. Sein Wirken ist nicht fertig.
Nicht abgeschlossen. Christus ist wirklich gegenwärtig,                                  Andy Rudziewski
indem er erinnert wird. Unsere Aufgabe als Christinnen                                         Prädikant
und Christen ist das Erinnern. Erinnern, damit lebendig

                                                   Termine der Mülheimer Friedensinitiative
                                                         für 2020/2021 im Peter-Beier-Haus

                                                                             02.11.2020, 19:30 - 21:00 Uhr
                                                                             07.12.2020, 19:30 - 21:00 Uhr

                                                                  Info: Walter Neumann, Tel.: 61 58 58
Momente der Hoffnung 1/2020
10|11

Bewahrt in
schweren
Zeiten
Beitrag von Heinz Klement zur
erzwungenen Kontaktsperre
wegen der Corona-Krise

Ich bin nun in einem Alter, wo Väter und Mütter den      Miriam wollte immer mehr wissen, und so kramte ich
Kindern gehorchen sollten. So haben mir auch mei-        weiter in meiner Erinnerung und berichtete ihr von
ne drei Kinder vor ca. 7 Wochen „Hausarrest befoh-       meiner weiteren Schulzeit, Ausbildung, Berufslauf-
len“ und mir gleichzeitig versprochen, mich mit allem    bahn usw.
Nötigen zu versorgen, auch Klopapier haben sie mir
genügend vorbeigebracht! Außerdem sind wir re-           Heute bin ich bei der Zeit angekommen, in der ich
gelmäßig per Telefon oder WhatsApp in Kontakt. –         meine spätere Frau Ingeborg kennenlernte (1960ff.)
Gleich nach diesem strengen Gebot hat mich meine         und finde natürlich mit dem Berichten darüber gro-
17-jährige Enkelin Miriam per E-Mail gefragt, ob ich     ßes Interesse bei Miriam und auch bei meinen er-
so etwas schon mal erlebt hätte.                         wachsenen Kindern. Als die davon erfuhren, was ich
                                                         da schrieb, wollten sie alle drei auch die Berichte
Zuerst habe ich verneint, dann aber fiel mir ein,        haben, so dass ich jetzt schon einen Empfängerkreis
dass im April 1945 ähnliche große Verunsicherung         von vier Personen für meine „Memoiren“ habe!
herrschte und niemand wusste, wie es weitergehen
sollte. Dabei ging es mir mit meinen neuneinhalb         So wurde für mich der „Hausarrest“ zu einer hochin-
Jahren noch verhältnismäßig gut. Unsere Kleinstadt       teressanten Zeit!
in Oberschwaben (Biberach an der Riss) blieb weitge-
hend von Luftangriffen verschont; mein Vater muss-
te nicht Soldat werden, da er in einer Molkerei eine
Stelle hatte, die für die Versorgung der Bevölkerung
wichtig war – sein wohlwollender Chef hatte ihn als
„unabkömmlich“ requiriert!
Ich teilte das meiner Enkelin mit, und die wollte un-
bedingt wissen, wie das im Einzelnen war. Da fing ich
an, ihr an jedem Abend einige Stories und Begeben-
heiten aus dem April 1945 zu schreiben, die sie mit
großem Interesse las und immer mehr wissen wollte.
Je mehr ich schrieb, desto mehr Einzelheiten fielen
mir ein, einige Erinnerungen musste ich anhand von
Büchern und Berichten aus jener Zeit überprüfen, so
dass ich stundenlang damit beschäftigt war – was mir
unwahrscheinlich viel Spaß gemacht hat und mich
gleichzeitig sehr dankbar werden ließ für viel erlebte
Bewahrung. Der Liedvers: „In wieviel Not hat nicht
der gnädige Gott über dir Flügel gebreitet“ wurde
mir ganz neu wichtig!
Hoffnungsvolles Großstadtgrün
Dieses Jahr fühlt sich in vielen Aspekten an wie ein Jahr des Stillstandes, der
Einsamkeit und der Angst. Angst vor dem Virus und Isolation, oft einhergehend
mit Hoffnungslosigkeit. Dennoch, oder vielleicht auch gerade, um dieser Angst
entgegenzuwirken, blitzte in der Gemeinde an vielen Stellen eine ganz neue Auf-
bruchsstimmung hervor. Um an alten, lieb gewonnenen Ritualen festzuhalten,
wurden neue Wege aufgetan, um Hoffnung zu schüren, Möglichkeiten zu schaf-
fen, einfach um weiter zu machen – jetzt erst recht!
Nach wie vor ist das Peter-Beier-Haus neben der Friedenskirche das zweite
Zentrum der Gemeinde. Benannt nach dem ehemaligen Präses der Evangeli-
schen Kirche im Rheinland findet hier ein Großteil des Gemeindelebens statt.
Und Herz des Peter-Beier-Hauses bildet der grüne Innenhof mit seinem alten
Baumbestand. Peter Beier hat gesagt: „Ein Volk ohne Gott hat keine Zukunft“
Und Gott manifestiert sich jeden Tag neu in der Schöpfung. Der Gedanke, diese
aktiv zu pflegen, zu bewahren und wachsen zu lassen liegt nahe. So hat sich vor
knapp zwei Jahren die Gruppe „Peters Großstadtgrün“ gegründet. Nach ersten
Hindernissen der Stadtverwaltung – die Rasenfläche muss, so wie sie ist, erhal-
ten bleiben – und ganz pragmatischen Problemen: Zier oder Nutzpflanzen? Und
wenn ja welche? Und wohin – Sonne oder Schatten? fanden sich schnell Buddel-
und Pflanzbegeisterte zum Mitmachen. Das Besondere an „Peters Großstadt-
grün“ sind aber die Menschen, die mitmachen, denn es ist ein Projekt, das die
Generationen verbindet. Während die Älteren aus einem reichen Wissen schöp-
fen und den Mittelälteren beibringen, dass man Tomaten am besten vorzieht,
ehe sie in die Erde gesetzt werden, toben die Kleinsten an der frischen Luft. Und
ganz nebenbei kann man mal in Ruhe durchatmen, in der Erde wühlen und die
(R)Auszeit genießen.
So wurde im ersten Jahr von Peters Großstadtgrün Gemüse angepflanzt, geerntet,
verkocht, es wurden neue Freundschaften geschlossen, Waffeln gebacken, Advents-
kränze gebunden, es wurde Sauerkraut gestampft, das Fernsehen war da und hat
gepflanzt, und es gab ganz viel Kaffee und Kuchen. Weil das immer passt.
Und auch in diesem zweiten Jahr von „Peters Großstadtgrün“, diesem Jahr, das
so anders ist, gab es schon ganz viel Raum für neues Wachsen und Gedeihen
im grünen Innenhof unter den alten Bäumen. Während des scheinbaren Still-
standes wurde der Garten zum Hoffnungsort. Die Blumen wollten trotz Corona
gegossen, das Gemüse gepflanzt und der Rasen gesprengt werden. Zwar konn-
ten immer nur Einzelne Zuflucht suchen, sich kümmern, mal durchatmen. Aber
mit guter Absprache und verbunden durch die gemeinsame Aufgabe und die
vielen Blumenbilder, die digital in Sekundenschnelle an alle verschickt wurden,
doch gemeinsam. Irgendwie. Und so entstand auch in dieser Zeit manch gute
Idee und mancher Zukunftsplan in der Stille des Gartens. Z.B. dass nächstes Jahr
unbedingt Kamille und Vergissmeinnicht angepflanzt werden soll, diese Blumen
stehen nämlich für Hoffnung, und davon kann man nie genug haben. Gewachsen
sind in dieser Zeit also nicht nur die Pflanzen, sondern auch die Menschen. Und
auch „Peters Großstadtgrün“ möchte noch weiterwachsen: Wer Lust hat mitzu-
machen: Die Gruppe trifft sich, wenn das Wetter es zulässt, jeden Dienstag ab 15
Uhr im Innenhof des Peter-Beier-Hauses, ab Oktober dann vierzehntägig – und
jede:r ist herzlich eingeladen.
Für die Zukunft. Mit ganz viel Grün. Und mit Gott.
Dietlind Sprickmann
12|13

 Von Hupen, Freude und Gottvertrauen –
 meine Zeit in Indien                             					Fotos: Charlotte Urbanek

 Krähengeschrei, spielende Kinder, Fußbälle, die ge-      Und so bin ich für ein Jahr (das war zumindest der
 gen die Wand knallen, Trillerpfeifen, Rufe in einer      Plan) mit einer Mitvolontärin in Mumbai, Indien ange-
 fremden Sprache und Hupen. Immer wieder dieses           kommen. Ich könnte nicht glücklicher sein irgendwo
 Hupen. Diese Geräusche wecken mich seit sechs Mo-        anders auf der Welt als ich es hier bin. Die Menschen,
 naten. Solange bin ich schon in Mumbai (Bombay),         die ich hier kennengelernt habe, sind unglaublich
 der Megastadt Indiens mit über 18 Millionen Einwoh-      Willkommen heißend, liebevoll und fröhlich.
 nern, 7000 km von Köln entfernt.
                                                          Ich wohne in einer Kommunität der Salesianer Don
 Wer bin ich? Charlotte Urbanek, 19 Jahre alt. Ich woh-   Boscos. Hier sprechen wir Englisch, mit indischem Ak-
 ne normalerweise mit meinen Eltern, meinen drei          zent allerdings (das war zu Beginn schon eine kleine
 jüngeren Geschwistern in Köln-Mülheim. Ich wurde         Herausforderung). Alle Fathers sind super nett und
 2014 in der Friedenskirche konfirmiert, und habe im      ich liebe es, mit ihnen gemeinsam zu essen und mir
 Sommer 2019 mein Abi gemacht. In meiner Freizeit         ihre Geschichten anzuhören.
 tanze und lese ich gerne und mache Akrobatik am
 Vertikaltuch.                                            Ich arbeite im Shelter Don Bosco, einem Kinderheim
                                                          der Salesianer. Hier leben 55 Jungs, zwischen 9 und
 Ich wollte schon sehr lange nach dem Abi ins Ausland     18 Jahren. Es sind ehemalige Straßenkinder, Waisen
 gehen und etwas ganz Anderes erleben. Aber wie           oder „Runaway-Children“, also Kinder, die von zu
 und wo? Irgendwie bin ich bei Don Bosco Volunteers       Hause weggelaufen sind. Oder ihre Familien sind so
 gelandet, einer katholischen Organisation, die junge     kaputt, dass sie von dort rausgeholt werden mussten,
 Freiwillige in die ganze Welt schickt, um dort mit be-   weil die Eltern z.B. im Gefängnis sind.
 nachteiligten Kindern zu arbeiten.
                                                          Im Shelter wird hauptsächlich Hindi gesprochen. Das
ist etwas anspruchsvoller als Englisch, aber mittlerwei-      winzigen Hütten. Vor meinem Freiwilligendienst habe
le komme ich ganz gut durch, zumal ein paar Jungs             ich gedacht, dass hier die Ärmsten der Armen leben.
ein wenig Englisch sprechen und übersetzen können.            Inzwischen weiß ich, dass es auch in Slums ein paar
Es ist auch einfach wirkungsvoller, „tumhara naam me          reiche Menschen gibt, aber es natürlich immer noch
fatherko bataungi“ oder „yeh bahott accha hai“ zu sa-         ärmer geht. So leben ganze Familien auf dem Bürger-
gen, anstatt auf Englisch: „wenn du nicht hörst, dann         steig direkt neben heftig befahrenen Straßen. Und
geh ich zum Father“ oder „das ist richtig gut“:)!             zwar unter Planen, die von wenigen Stöcken gestützt
                                                              werden. Über rauchenden Feuern kochen Frauen mit
Obwohl der Shelter eine katholische Einrichtung ist, ist      Babys im Arm. Wo wird geschlafen? Auf dem Steinbo-
nicht jedes Kind Christ, es gibt Muslime und vor allem        den. Gehen die Kinder zur Schule? Manche vielleicht,
Hindus. Sie alle leben friedlich nebeneinander. Und           die meisten sicher nicht.
wenn zum Beispiel Weihnachten oder Diwali (großes
Fest der Hindus) ansteht, feiern einfach alle fröhlich mit.   Auch meine Shelterjungs kommen aus dieser Schicht.
Hauptsache, es gibt Musik, Tanz, Spiele und Essen. In         Einmal im Jahr werden ihre Familien, oder was davon
Indien wird ohnehin jede Woche irgendetwas gefeiert.          geblieben ist, besucht. So finde ich mich plötzlich mit
                                                              dem liebsten, fröhlichsten Jungen auf einer Müllhalde
Ich werde im Shelter nur „Didi“ genannt, was Schwes-          wieder, bei der Großmutter. Beide Eltern sind im Ge-
ter auf Hindi bedeutet. Und genauso fühlt es sich auch        fängnis wegen Kokain.
an: Mit Kunal habe ich einen speziellen Handschlag,
Rajendra winke ich nur zu, weil ich keine Knochenbrü-         Es sind diese Einzelschicksale, die mich am Leben
che riskieren will und er gut im Handzerquetschen ist.        und seiner Fairness zweifeln lassen. Dennoch sind die
Bei Luke weiß ich genau, dass man schnell sein muss           Kinder, von denen ich berichte, unglaublich lebens-
bei der Lernzeit, bevor er sich wieder versteckt, Sumit       froh und voller Liebe. Wenn ich im Shelter ankomme,
versucht immer, mir Kekse beim Tee zu klauen. Sohail          schmeißen sich sofort mehrere Kinder in meine Arme
hält mir die Augen von hinten zu, bis ich seinen Namen        und lachen fröhlich. Bin ich krank, versichern alle, dass
sage… und so weiter.                                          sie für mich beten. Ganz oft soll ich ein Video von mei-
                                                              ner Schwester und unserem Hund, die sich nacheinan-
Ich liebe sie alle sehr, obwohl ich manche natürlich zwi-     der unter einer Decke verstecken, zeigen. Reaktion ist
schendurch auf den Mond schießen könnte – das übli-           begeistertes Lachen oder ein Kuss auf meinen Handy-
che Geschwisterding halt.                                     bildschirm. Als ich einen Jungen gefragt habe, wie alt
Was sind meine Aufgaben?                                      er ist und erstaunt realisiert habe, dass ich älter bin, war
                                                              die Antwort: „Didi, es ist unwichtig, wie alt wir sind, es
Mein Tag beginnt mit dem Mitarbeitertreffen auf Hin-          zählt nur, dass du meine Schwester bist und ich dein
di, gefolgt vom Morgengebet. Anschließend helfe ich           Bruder. Wir sind alle deine Brüder.“
bei der Lernzeit. Die variiert sehr in ihrer Produktivität,
je nachdem, wie die Jungs drauf sind: Meistens schrei-        Eins, zwei, drei CUT. Corona Cut.
ben Vikrant (mein Schüler) und ich ein paar Gedicht-          Nur drei Wochen, nachdem ich dies geschrieben
analysen, lernen etwas über die Zentrifugalkraft der          habe, sitze ich im letzten Flugzeug nach Deutschland.
Erde oder schreiten ab, wie lang ein Blauwal ist. In den      Wie konnte das geschehen? Ich weiß es selbst nicht.
Pausen ist Autorennen und Murmelspielen angesagt              Völlig aus dem Nichts heißt es, alle Freiwilligen müssen
und dann Essensausgabe. Schließlich das obligatori-
sche Streiten, dass ich mal wieder zu wenig Kekse ver-
teilt habe.
Nach der Mittagspause begleite ich die Jungs zum Ho-
ckeytraining und bringe anschließend sechs von ihnen
ein bisschen Vertikaltuch bei, das ich aus Deutschland
mitgebracht habe. Das ist immer ein Highlight und so
hatten wir auch schon einen Auftritt:). Anschließend ist
nochmal Lernzeit und danach ein bisschen Lesen und
Murmelbahn spielen, bis ich mich bis zum nächsten
Morgen verabschiede. Wegen der vielen Feste oder
spontanen Wettkämpfe variiert mein Tagesablauf aber
sehr, und es kommt selten Langeweile auf.
Armut und Glauben
In Mumbai liegt „Dharavi“, der größte Slum Asiens.
Auf engstem Raum leben hier Hunderttausende in
14|15

 umgehend zurück. Donnerstagabend kommen
 die Tickets, Samstagmorgens fliegen wir. Kaum
 Zeit sich zu verabschieden, keine Zeit sich ir-
 gendwie vorzubereiten.
 In Indien sind im März 2020 noch weniger Fälle
 als allein in Köln und ich soll zurück?! Ich wer-
 de doch hier gebraucht? Wir können es nicht
 fassen, haben aber keine Wahl und finden uns
 plötzlich in München wieder. Es ist unter 0°C und
 es schneit, über 30°C Unterschied zu Mumbai.
 Der Kulturschock ist riesig, viel größer als bei
 meiner Ankunft. Die Straßen sind so leer und
 überall hängen unnötige Straßenschilder, es
 ist totenstill und niemand hupt und alle sind so
 reich. Ich komme in meinem Zimmer an, vierfach
 so groß wie manche Häuser, die ich kennenge-
 lernt habe und in denen manchmal bis zu acht
 Personen schlafen. Die nächsten Wochen ver-
 bringe ich in meinem Zimmer, immer in Kontakt
 mit Anna-Lu und meinen Indern. Mich umgeben
 Massen von unnötigem Besitz und zu viele Le-
 bensmittel. Und immer die Sorge: Wie geht es
 denen, die ich zurückgelassen habe in dieser
 Pandemie?
 Trotz der vielen Schicksale, die ich mitbekom-
 men habe, und obwohl ich plötzlich von allem
 weggerissen wurde, ist mein Glaube in das
 Gute und an Gott sehr gewachsen. Ich konnte
 bei meiner Arbeit sehen, wie viel schon kleinste
 Dinge bewirken können. Die Salesianer leisten
 Unglaubliches mit ihrer weltweiten Arbeit und
 ihrer fröhlichen Art.
 Das alles macht die Erlebnisse der Kinder na-
 türlich nicht ungeschehen und ihre Geschich-
 ten berühren mich sehr. Vor allem jetzt in der
 Corona-Krise wird der Shelter vor größte Her-       Wenn Sie mehr über meinen Freiwilligendienst
 ausforderungen gestellt. Natürlich hat die Pan-     und meine Erlebnisse in Indien erfahren wollen,
 demie überall schlimme Auswirkungen, aber um        lesen Sie gerne meinen Blog im Internet „Lotta
 Menschen, die schon vorher ums Überleben ge-        in Mumbai“ (https://blogs.donboscovolunteers.
 kämpft haben, steht es momentan wirklich rich-
                                                     de/lottainmumbai/).
 tig schlecht.
                                                     Wenn Sie mein Engagement unterstützen wol-
 Wir müssen uns bemühen, jeder Einzelne. Lasst
                                                     len, freue ich mich sehr über Ihre Spende an:
 uns dankbar sein für die unglaublichen Reichtü-
 mer, die Gott uns gegeben hat. Ich versuche,        Kontoinhaber: Don Bosco Volunteers
 dem Leitspruch von Don Bosco gerecht zu wer-        Bank: Sparkasse Köln Bonn
 den, und vielleicht machen Sie ja mit: Fröhlich     IBAN: DE89 3705 0198 0000 0994 99
 sein, Gutes tun, und die Spatzen pfeifen lassen.    BIC: COLSDE33XXX
                                                     Verwendungszweck: Charlotte Urbanek
                                                     S19VR022 Spende
                                                     Bei Angabe Ihrer Adresse erhalten Sie
                                                     rechtzeitig eine Spendenbescheinigung.
Neues Presbyterium 2020
Einige neue Gesichter sind auf dem Presbyteriumsfoto zu entdecken. Im Zuge der Presbyteriumswahl
2020 stellt sich das neue Leitungsteam unserer Gemeinde seit dem 22. März 2020 neuen Herausforde-
rungen: „Wie können wir als Gemeinde trotz erheblicher Einschränkungen durch die Coronapandemie
nah bei den Menschen sein, Gemeinschaft auch auf Abstand ermöglichen und neue Wege erproben,
um nicht in der gefühlten Corona-Sackgasse stecken zu bleiben?“ Mit großem Gottvertrauen wollen
wir die Krise als Chance nutzen. Dafür bitten wir um Unterstützung durch Gebet und Ihre Anregungen.

Pfr. Sebastian Baer-Henney (Presbyteriumsvorsitzender, nicht im Bild)
Armin Durka
Jörg Heyd
Rainer Gutmann (Finanzkirchmeister)
Marie Kaiser
Michael Kaiser
Ines Lenze (Baukirchmeisterin)
Andy Rudziewski (stellvertr. Vorsitzender)
Dr. Christiane von Scheven
Christoph Spering (Mitarbeiterpresbyter)
Pfr‘in Andrea Vogel
Pfr. Johannes Vorländer
16|17

Schlagzeile mit Hoffnung:                   geistreich Aktionswoche:
                                            Sieben Tage kamen 39 Jugendliche in die Jugendkir-
Die Jugendkirche                            che und machten sich nach dem Frühstück und starken
                                            Impulsen zum Thema „Vertrauen“ auf in verschiedene
verpasst dem                                Workshops. Vom Backduell über Raften auf dem Rhein
                                            bis hin zum Balancieren im Hochseilgarten gab es für alle

Lockdown einen                              Geschmäcker etwas. Nach neun Stunden täglicher Action
                                            fielen nicht nur die Jugendlichen müde ins Bett.

Lockdown.
                                            Survivalfreizeit:
                                            „Müde ins Bett“ ist für diese Tour das Stichwort. Am ers-
„Och Mensch“ dachte ich, als mir im März    ten Tag fuhren wir nicht wie geplant 7, sondern 10 Stunden
gesagt wurde: „Schmink dir die Hoffnung     bis zum Siebengebirge. Doch nachdem es in der erazsten
schnell ab, die Sommerfreizeit machen       Nacht aufhörte zu regnen, und wir satt unter den Planen in
zu können.“ Die 63 Jugendlichen und 20      der Felslichtung schliefen (siehe Bild), war die erste große
Mitarbeiter haben dennoch gehofft, dass     Grenzerfahrung geschafft. Ab da nahmen die Erfolgserleb-
zumindest der Sommer ein bisschen Nor-      nisse überhand. Durch tolle Gemeinschaft und persönliche
malität verspricht. Doch dann kam Mitte     Schattensprünge wurde diese Tour zu einem besonderen
Juni die bittere Botschaft: Die Freizeit    Abenteuer.
nach Norwegen fällt flach. Waren nun alle
                                            Insgesamt wurden innerhalb dieser drei Tage zu Fuß und
Hoffnungen und Vorbereitungen für Nor-
                                            mit dem Rad 145 km bewältigt.
wegen für die Katz?
Viele Mitarbeiter und Jugendliche rap-
pelten sich schnell nach dieser Nachricht   Fahrwerkstatt:
wieder auf. Versetzten so dem Freizeit-     „Raus aus dem Bus, rauf auf die Rollen, Sonne im Rücken,
Lockdown einen Lockdown:                    Bowle im Glas, Wind in der Frise“. So lässt sich die ab-
                                            wechslungsreiche Fahrwerkstatt im Rückblick beschreiben.
                                            Egal, ob es ein Board war oder Inliner: Es wurde gefahren,
                                            was das Zeug hält.
Drei Dinge, die uns dabei sehr viel Hoffnung und Mut auch für
die Zukunft geben, sind:
1. Die Jugendlichen machten die Jugendkirche zu einem
fröhlichen Ort und zu einem Ort mit Hoffnung. Besonders
dieses Jahr haben wir es gemerkt, wie dankbar sie für diese
Zeit waren.
2. Wir haben es wieder einmal erlebt, dass junge Erwachsene
sich uneigennützig für Jugendliche einsetzen. Vielen Dank.
3. Dank gilt auch Gott, der die Freizeiten beschützt hat und
uns den Mut gab in dieser Gemeinschaft, dem Lockdown
einen Moment lang den Lockdown zu setzen.
                                               Hannes Averbeck
                                        Fotos: Jugendkirche geistreich

   Um die Arbeit der Jugendkirche geistreich zu unterstützen, haben wir seit Kurzem den Förderverein
   FÖR JuKi e.V. ins Leben gerufen. Ab sofort setzt sich der Verein mit Mitgliedern aus Köln-Mülheim,
   Stammheim, Flittard und Dünnwald dafür ein, die übergemeindliche Jugendarbeit finanziell und
   ideell zu unterstützen. Dafür suchen wir neue Mitglieder (Jahresbeitrag 24€/12€ für Nichtverdiener),
   Spenden und Hilfen. Lassen Sie uns gemeinsam dafür sorgen, dass durch die vom Verein finanzierten
   Jugendreferent:innen die Gemeinschaft, die Freude und die inhaltliche Arbeit weiter so gut gelingen
   kann!
   Für alle Fragen und Mitgliedsanfragen kann man sich unter juki.vorstand@gmail.com melden.
   Die Bankverbindung für den FÖR JuKi e.V. lautet:
   DE16 3705 0198 1935 4218 24 bei der Sparkasse KölnBonn (BIC: COLSDE33XXX).
   Die Gemeinnützigkeit des FÖR JuKi e.V. ist beantragt; sobald diese bewilligt ist, können die Beiträge
   auch steuerlich geltend gemacht werden.
18|19

                Neues aus der Kirchenmusik, schon das ist an sich ein
                Kunststück, denn der Lockdown macht eine kirchenmusi-
                kalische Arbeit abseits der Gottesdienste fast unmöglich.
                Dennoch: Wir haben wieder begonnen. Mit neuen musika-
                lischen Gottesdiensten, ein erstes Orgelkonzert fand statt,
                und andere Ereignisse werfen ihren Schatten voraus:
                Internationale Orgelfesttage
                Wie in den vergangenen Jahren wollen wir zur Feier der
                Vollendung unserer neuen Orgel wieder Internationale
                Orgelfesttage veranstalten. Dabei spielen in diesem Jahr
                international renommierte Professoren aus München und
                Leipzig. Das erste Konzert findet statt am Reformations-
                tag, dem 31. Oktober 2020 um 17 Uhr mit Prof. Gerhard
                Weinberger aus München. Er spielt Werke von Johann Se-
                bastian Bach und Max Reger. Anschließend laden wir zum
                Reformations-Gottesdienst.
                Das zweite Konzert ist am Allerheiligen-Tag, dem 1. No-
                vember 2020, mit Prof. Martin Schmeding, Leipzig. Er spielt
                Werke von Brahms, Schumann und Reubke.
Neues aus der   CD-Aufnahmen mit unserer Orgel

Kirchenmusik    Das Presbyterium hat sich dafür entschieden, eine Portrait-
                CD unserer Orgel zu veröffentlichen. Diese CD nimmt Be-
                zug auf unser Orgelkonzert am 1. November 2020 und wird
                mit Martin Schmeding aufgenommen. Sie können sich die
                CD gerne als Weihnachtsgeschenk vormerken. Sie wird
                auf jeden Fall in der Adventszeit erscheinen und im Ge-
                meindeamt und in der Kirche erhältlich sein.
                Orgel-Talk – vierzig Minuten Orgelmusik erklärt
                Die Kirchengemeinde hat sich entschlossen, in der Woche
                mittwochs um 19 Uhr jeweils kurze Veranstaltungen mit
                Musik und Wort in der Kirche anzubieten. Christoph Spe-
                ring wird Stücke an der Orgel spielen und sie zusätzlich
                erklären. Leichte Konzerte für den Feierabend verbunden
                mit interessanten Informationen. Sie finden ab dem 7.10.
                regelmäßig im Wechsel mit der Stippvisite (siehe nächste
                Seite) statt, mittwochs um 19 Uhr.
Endlich! Froh und dankbar trafen sich
  ab dem 8. Juli nach fast 4 Monaten
  Corona Zwangspause wieder Eltern
  mit ihren Kindern – sichtbar gewach-
  sen – im Gemeindegarten in ihren
  Krabbelgruppen. Vorher hatte die
  NRW Coronaschutzverordnung solche
  Treffen leider nicht zugelassen.
  Gerade noch rechtzeitig konnten die
  Gruppen sich noch einmal treffen und
  verabschieden, denn mit den Som-
  merferien gibt es jedes Jahr einen
  deutlichen Umbruch in den Eltern-Kind-Gruppen: Viele Kinder
  kommen in die Tagespflege oder eine Kita, einige Familien ziehen
  leider auch weg. Ein frohes Abschiedsfest war das nachgeholte
  Spielgruppen-Sommerfest am 16. August.
  Drei Krabbelgruppen haben sich neu gebildet und treffen sich wö-
  chentlich im Garten bzw. im Kinderraum des Peter-Beier-Hauses.
  Informationen finden Interessierte auf der Gemeindehomepage.
  Ansprechpartner ist Johannes Vorländer johannes.vorlaender@
  ekir.de / Tel. 298 88 182.

Stippvisiten.
Musik und Beten.
Keiner durfte auftreten. Das Kulturleben war heruntergefah-
ren. Eine fast unerträgliche Situation für Künstler:innen, aber
auch für all jene, die sonst im Publikum sitzen. Wie gut, dass
ein Lichtblick aufschien: Gebete in der Kirche waren ja wie-
der erlaubt. Wie wäre es, wenn man Musikerinnen und Musi-
kern die Chance gäbe, diese Gebete zu gestalten? Nicht, um
die Regeln zu brechen, sondern weil wir glauben, dass Musik
Gottesnähe ermöglicht. Sie tut gut, öffnet das Herz, hilft,
den durch Corona so stark eingeengten Horizont zu weiten.
Das haben wir getan. Haben kleine Abendgebete im Team
gestaltet und Musiker:innen dazugeladen – und es wurde
wunderbar. Eine Oase war es für die, die kamen, Momente,
die wir nicht mehr missen wollen. So werden sie weiterge-
hen, diesen Herbst: am 30.9., 28.10. und 25.11. jeweils um
20.00 – in etwas erweiterter Form. Livemusik mit Gebet, eine
Dreiviertelstunde in der Friedenskirche. Kommen Sie dazu,
es lohnt sich – und gibt Hoffnung.                         SBH
Dietlind Sprickmann                                          Stephanie Kaldik
                     Die Gemeinschaft war während                                 Ich habe sehr viel Zuwendung er-
                     des Lockdowns weiterhin deut-                                fahren, vor allem zu denjenigen,
                     lich spürbar. Sei es durch die                               die diese so dringend gebraucht
                     Nachbarschaftshilfe,        digitale                         haben (Einkaufshilfe), aber auch
                     Angebote wie das Abendmahl,                                  anderen durch zum Beispiel den
                     Mut-Mach-Post zu Ostern, Ge-                                 netten Osterbrief. Ich persönlich
                     sprächs- und Musikangebote                                   durfte mich als jemand, dem es
                     oder das Bemalen von Stoffmas-                               verhältnismäßig gut ging, ein-
                     ken für Kinder.                                              bringen und Gutes tun.
Es wäre toll, wenn die Kreativität, die diese neuen Ide-    Ich wünsche mir mehr von diesen Dingen, die nach au-
en entstehen ließ noch lange nachweht und weiter-           ßen gehen, die man im Stadtteil spürt und imaginäre
hin neue Ideen (und alte im frischen Glanz) schneller       Grenzen überschreitet. Auch wünsche ich mir, dass ich
umgesetzt werden. Der Zwang, neue Wege finden zu            ein aktiver Teil dessen sein darf, was in der Gemeinde
müssen, um die Verbundenheit sichtbar zu machen,            passiert.
konnte manche Hindernisse einreißen, die hoffentlich
nicht wiederaufgebaut werden.
                                                                                Ute Camphausen
                                                                                Das 12-Uhr-Gebet war eine ganz
                     Hartmut Rösler                                             wichtige Erfahrung. Das hat gut-
                     Viele Gemeindemitglieder spre-                             getan.
                     chen auf online-Angebote gut
                     an. Dieses Medium ausbauen,
                     ohne die persönlichen Kontakte
                     zu vernachlässigen.
                     Wunsch: Intensiver darüber nach-
                     denken, was Unverfügbarkeiten
                     theologisch => für den Glauben
                     bedeuten.                                                  Tina Vöbel
                                                                                Musikabende mit Impulsen für
                                                                                den Geist haben mich durch die
                     Erika Nitzschmann
                                                                                Zeit getragen❤ Also: mehr davon,
                     Die Gemeinde hat ein sehr gut                              wenn möglich. Die Gottesdienste
                     funktionierendes Konzept für                               sind mir auch sehr wertvoll... an
                     die Gottesdienste unter Corona-                            dieser Stelle auch herzlichen Dank
                     Bedingungen erarbeitet. Dank                               für alle, die mitdenken und orga-
                     der neuen Bänke auf dem Platz                              nisieren und so weiter ...
                     vor der Kirche und dem Kaffee-
                                                                                Außerdem: den Kirchengarten
                     ausschank kann man trotz der
                                                            aufsuchen zu können, wenn die Wohnung zu klein ge-
                     Abstandsregeln gut Gespräche
                                                            worden ist. Etwas zu pflanzen und beobachten, wie es
                     führen und etwas Gemeinschaft
                                                            wächst... den Garten wässern und sehen, wie gut das
                     erleben.
                                                            den Pflanzen tut.
Wunsch: Es wäre schön, wenn die Gottesdienste wie-
der länger wären. Eventuell könnte man die Uhrzeiten
überdenken, ein Gottesdienst um 10:30 wäre ideal.

                                                              U
Häufig sind sprechende Personen (Predigt, Lesung)
                                                                       ns als Gemeinde tut es gut, Fragen zu
sehr schlecht zu verstehen. Es ist bei unserer Raum-
                                                                       stellen, statt Antworten vorzusetzen.
akustik wichtig, auf deutliche und langsame Ausspra-
                                                                       Gerade in den Zeiten von Corona hat
che zu achten. Eventuell muss auch die Lautsprecher-
                                                                       sich das bewährt – ohne die Antwor-
anlage verbessert werden.
                                                              ten aus der Gemeinde hätten wir in der Zeit si-
                                                              cher anders agiert. Hier also erneut Fragen an
                                                              die Gemeinde:
                                                              Wo habe ich in der bisherigen Corona-Zeit

    Statements
    Fotos: privat
                                                              Gutes von der Kirchengemeinde erlebt oder
                                                              mitbekommen?
                                                              Und was wünsche ich mir von der Kirche nach
                                                              den Erfahrungen dieser Zeit?
Verena Zühlsdorf                                           Jörg Heyd
                                                                               Trotz aller Widrigkeiten konnte ich
                    Ich habe mich gefreut, dass im-
                                                                               hier echte Gesichter sehen.
                    mer jemand in und aus der Ge-
                    meinde erreichbar war.                                     Mein Wunsch: Warum nicht ir-
                                                                               gendwie auch neu anfangen? Mit
                   Das hat mir in dieser komischen                             mutigen Ideen und ergänzenden
                   Zeit sehr geholfen. Schön fand                              alternativen Formen der Gemein-
                   ich auch, dass es Briefe zu Os-                             schaft.
                   tern gab. Getreu nach dem Mot-
                   to: Kannst du nicht in die Kirche,
kommt die Kirche zu dir.
Wunsch: Dass wir die verschiedenen Formen der Kir-                             Sanas Hajati
che beibehalten. Warum nicht öfter mal so einen Got-                           Die Gemeinschaft ist mir wichtig
tesdienst wie zu Ostern?!                                                      geworden.

                    Heinz Klement
                    Mir ist aufgefallen, wie viele gute
                    Ideen die Verantwortlichen in
                    den letzten Monaten entwickelt
                    haben. Unter anderem die zwei
                    Kurzgottesdienste am Sonntag-
                    morgen und das Empfangsblatt
                                                                               Lydia Thomas
                    beim Gottesdienst mit dem Ab-
                    lauf und den Bekanntmachungen,                             Ich freue mich, dass mich die Men-
                    um nur zwei von vielen zu nennen.                          schen aus dem Garten besucht
Gefallen haben mir die kurzen, prägnanten Predigten                            haben, als ich nicht rauskam.
und die freundliche Atmosphäre trotz aller Einschrän-                          Ich wünsche mir eine Kirche, die
kungen.                                                                        für meine Fragen ansprechbar ist,
Ich wünsche mir, dass das so bleibt und dass neue Ide-                         wenn es hart auf hart kommt.
en nicht abgewürgt werden.

                    Markus Dominick
                    Das Mittagsgebet hat mir sehr gut                         Johannes Vorländer
                    gefallen. Es war schön, sich jeden                        Wertvoll empfunden habe ich die
                    Tag zu einer bestimmten Zeit an                           spontane Hilfsbereitschaft von
                    Gott zu wenden. Und zu wissen,                            Gemeindegliedern bei neuen
                    dass dies auch andere taten, hat                          Projekten und Herausforderun-
                    mir Kraft gegeben.                                        gen, z.B. Einkaufshilfe und Konfir-
                    Ich wünsche mir, dass die Kirche                          mationsgottesdiensten.
                    weiterhin lebenspraktische Hilfe                          Ich wünsche mir, dass wir als Kirche
                    anbietet, wie z. B. den Einkaufsser-                      die Coronakrise als Chance nutzen
                    vice. Das war eine tolle Leistung!                        – mit Gottes Hilfe. Dass wir uns
                                                                              nicht zu bequem sind, um neue,
                                                           gute Wege zu suchen und sie gemeinsam zu gehen.
                     Ines Lenze
                     Ich war sehr beeindruckt, wie
                                                                               Andreas Sprickmann
                     schnell eine Gruppe zusammen-
                     gestellt wurde, die beim Einkaufen                        Ich habe in der Zeit viele gute
                     helfen wollte. Gott sei Dank habe                         Gespräche geführt. Die Nachbar-
                     ich diese Hilfe nicht gebraucht.                          schaftshilfe hat funktioniert.
                     Ich wünsche mir, dass dieses An-                          Was ich mir von der Kirche wün-
                     gebot für jeden Kranken und Al-                           sche? Aktives Gestalten der
                     ten bestehen bleibt und dass es                           Nachbarschaft.
                     noch mehr persönliche Anspra-
che gibt. So kann ein Gemeinschaftsgefühl entstehen.
22|23

Fotos: beymeister

                    beymeisterlicher
                    Corona-Sommer
                    D   as war mein erster Sommer in Mülheim. Und spontan erinnere ich
                        mich an Schlange stehen vor’m Rewe, an verdächtig leere Wiesen
                    am Rhein und an lauter unbekannte Gesichter, die sich unter selbst ge-
                    nähten Masken verstecken. Das hatte ich mir anders vorgestellt. Irgend-
                    wie mit mehr Leben und weniger Vorsicht.

                    U   nd doch ist mir hier jetzt schon so viel vertraut. Denn die beymeis-
                        ter sind vom Laden ins Veedel gezogen. Als Ende März niemand so
                    recht vor die Türe konnte, da haben beymeister*innen in ganz Mülheim
                    leuchtend orangene Tulpen entdeckt, mit Kreide auf die Straßen und
                    Plätze gesprüht. Und es lohnte sich, durch die Straßen zu ziehen und
                    überall den Frühling zu entdecken – weil Blumen der Seele guttun.

                    Im Juni haben sich Familien aufgemacht, mit einer Chaoskirche im Ge-
                     päck. Die gab’s zum Mitnehmen. Am Nepomuk, auf dem Katzenbuckel,
                    am Rheinstrand, überall in Mülheim konnten Kinder mit ihren Eltern Klei-
                    nes und Großes entdecken und Spuren hinterlassen.
A   uch für die Werkskunst und dreyerley ha-
    ben sich beymeister*innen einen neuen
Ort gesucht. Am Rhein gab’s bis spät in die
Nacht Lagerfeuer und Musik und Geschich-
ten und Picknick und sowas wie Gottesdienst.
War das schön!

U    nd dann war da noch Freikunst. Eine
     Meditation am Sonntagabend. Plötzlich
waren da Musiker*innen auf den Balkonen
im Veedel. Die haben auf ihre Weise von der
Hoffnung und vom Leben erzählt. Und es gab
schöne Worte und Popcorn und Blütenkon-
fetti und Kreise auf der Straße, damit sich nie-
mand zu nah kommt und doch alle etwas ge-
meinsam erleben können. Und halb Mülheim
war dabei.

I m Laden in der Wallstraße ist’s dafür etwas
  ruhiger geworden. Dienstags gibt’s immer
noch selbst gekochtes Mittagessen, aber das
ist jetzt zum Mitnehmen im Weckglas. Und
wer mag, isst gemeinsam auf dem Mäuerchen
und erzählt, wie’s gerade so geht. Dafür war
den Sommer über auch freitagsabends Zeit.
Bei der Nachtschicht vor’m oder im Laden.

U   nd dazwischen haben wir geplant und
    verworfen, haben geflucht und gebetet.
Wir haben Osterbriefe geschrieben, Pakete
geschnürt. Damit die beymeister*innen die
Geschichte vom Sterben und trotzdem Leben
zu Hause entdecken können. Denn sie trägt
uns, auch über Ostern hinaus. Wir haben uns
Lieblingsgeschichten als Sprachnachricht ge-
schickt, haben per Video Abendmahl gefeiert
und das Beste getan, um uns nicht aus den
Augen zu verlieren.

D    ieser Sommer, der war ganz anders als
     ich ihn mir erdacht hatte. Vielleicht sogar
ein bisschen schöner!
                                Janneke Botta
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                                                                                         Wir an Ihrer Seite

Helfen
ist einfach.                                                                           Das Bestattungshaus
                                                                                       in Köln-Mülheim
                             Unser soziales
                             Engagement.
                                                                                       E. Maus
                                                                                       seit 1878
                             Soziales Engagement ist für uns
                             selbstverständlich. Wir setzen uns
                             dafür ein, dass die Bürger in der
                             Region am wirtschaftlichen und
                                                                                       Eigene Trauerhalle
                             gesellschaftlichen Leben teilhaben                        und Abschiedsraum
                             können. Ob Pavillon fürs Senioren-
                             heim, Anschaffung von Kinder-
                             sportrollstühlen für einen Verein,
                             Förderung der AIDS-Stiftung              Rat und Hilfe
                             oder eine „Überlebensstation“ für
                             Obdachlose: Wir engagieren uns.
                             Jährlich fördern wir rund 500 sozi-
                                                                   im Trauerfall bei   Regentenstraße 85
                                                                    Tag und Nacht!
                             ale Projekte in der Region.                               51063 Köln
                                                                                       Telefon 0221 - 613725
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„Ist es nicht wunderbar, an diesem Tag zu sein.
 Es ist ein Privileg, erachte es nicht als klein.“
Diese Liedzeile entspricht dem Gefühl der Konfir-
mierten, ihrer Familien und aller Mitwirkenden am
Sonntag, den 20. September 2020. Freude, Erleich-
terung und Dankbarkeit lagen in der Luft des herr-
lichen Spätsommertages, an dem 24 Jugendliche
(12 aus Mülheim und 12 aus Buchforst-Buchheim) in
zwei Gottesdiensten in der Buchheimer Kreuzkir-
che von Johannes Vorländer und Hannes Averbeck
konfirmiert wurden: coronabedingt um 120 Tage
verschoben. Die Gottesdienste standen unter dem
Motto „Konfirmation 2020 – ein ganz besonderes
JA(HR)“ und wurden zusätzlich vor die Kirche über-
tragen. Ein wunderbares Team ehrenamtlicher Mit-
wirkender und HelferInnen aus beiden Gemeinden
ermöglichte die Festgottesdienste gemäß Corona-
schutzverordnung. Vielen herzlichen Dank dafür!
                                                     Konfirmation
Johannes Vorländer                                          2020
26|27
26|xx

                                                      Beerdigt wurden
                                                      Elli Ackermann            77 Jahre
                                                      Heinz Ahlgrimm            90 Jahre
                                                      Lisa Czymmek              86 Jahre
                                                      Helmut Gabriel            77 Jahre
                                                      Ruth Graap                95 Jahre
                                                      Inge Grottker             86 Jahre
                                                      Peter Helmut Hornung      79 Jahre
                                                      Lieselotte Jordans        84 Jahre
                                                      Joachim Kelm              95 Jahre
                                                      Edelgard Koch             93 Jahre
                                                      Marie Ellinor Kohnen      84 Jahre
                                                      Helga Kubert              83 Jahre
                                                      Marianne Kuhn             81 Jahre
                                                      Eberhard Lenk             87 Jahre
Getauft wurden                                        Doris Lettner             80 Jahre
Luca Brinken                Karl Henri Höffer         Elke Lindermann           66 Jahre
Luis Brinken                Elay Khery Renger         Renate Lorenz             87 Jahre
Isabell Veronika Burchert   Konstantin Reyl           Hildegard Machwirth       92 Jahre
Greta Erler                 Fabian Römer              Dietrich May              80 Jahre
                                                      Ingeborg Müller           91 Jahre
                                                      Günther Neumann           91 Jahre
Konfirmiert wurden                                    Hilde Neuhäuser           92 Jahre
Kim Classen                 Konstantin Reyl           Richard Nolden            91 Jahre
Greta Erler                 Jil Schillings            Monika Ordu               75 Jahre
                                                      Heinrich-Gustav Pamatat   80 Jahre
Hendrik Feddern             Leon Schmöle
                                                      Johanna Pohlisch          95 Jahre
Jonah Flach                 Kira Sickel
                                                      Prof. Dr. Hans Reuter     87 Jahre
Greta Löhr                  Moritz Urbanek
                                                      Irene Richardt            91 Jahre
Nicolas Quade               Teresa Weis
                                                      Helga Röhrig              94 Jahre
                                                      Irmgard Sauer             82 Jahre
Getraut wurden                                        Werner Schatz             79 Jahre
                                                      Eva Christine Schmidt     93 Jahre
Sandra Henkel und Christian Mergenbaum                Reinhold Schmidt          82 Jahre
                                                      Ursula Schumann           62 Jahre
                                                      Dieter Siegers            79 Jahre
Jesus sagt: Ich bin bei Euch. Alle Tage.              Carin Thom                83 Jahre
Bis ans Ende der Welt.                                Edith Vogel               94 Jahre
                                   (Matthäus 28,20)   Luise Voigt               71 Jahre
Kirche in Mülheim
Kirche ist nicht nur da, wo ein Turm ist. Kirche ist überall im Stadtteil. Ob als Botschaft auf der Straße, ob in
den Seniorenheimen, ob als Balkonkonzert, als Standup-Predigt am Rhein oder bei Ihnen zu Hause – Kirche
ist da, wo Gemeinschaft entsteht. In Seinem Namen. Für Mülheim. Weil wir zur Gemeinschaft berufen sind.
28|29

Gemeinsam unterwegs:
Mülheim und Buchforst-Buchheim
Wussten Sie schon, dass im Jahr 1959 die Pfarrbezirke      verwechselbares Gepräge gegeben. Deshalb ist eine
Buchforst und Buchheim aus dem Pfarrbezirk Mülheim-        achtsame Begegnung auf Augenhöhe wichtig, um die
Süd ausgegliedert wurden? In den 1960er Jahren wur-        jeweiligen Bedürfnisse der anderen wahrzunehmen und
den die beiden Pfarrbezirke aus der Muttergemeinde         bestmöglich zu erfüllen. Denn nur so kann eine starke
Mülheim am Rhein gelöst und wurden zum 1. Januar           und sichere Bindung wachsen.
1968 zur eigenständigen Kirchengemeinde Köln-Buch-
forst-Buchheim.                                            Die ein oder andere gute Ergänzung unserer Gemein-
                                                           den ist bereits sichtbar geworden: Die Konfirmand:innen
Sind damals die Pfarrbezirke stark gewachsen, nehmen       aus Buchforst-Buchheim haben sich bereits 2018 dem
die Gemeindegliederzahlen seit Jahren deutlich ab.         Mülheimer Konfirmandenkurs angeschlossen, sind eine
Deshalb erschien es beiden Gemeinden vor geraumer
                                                           Gemeinschaft geworden um haben am 20.09.2020 ge-
Zeit sinnvoll, über neue Möglichkeiten wie z.B. eine Ko-
                                                           meinsam Konfirmation gefeiert. Und vielen Mülheimer
operation oder auch eine Vereinigung nachzudenken.
                                                           Familien fehlt eine ev. Kita, welche sie in Buchheim, in
Grundlegend dafür war die Erkenntnis, dass ein gut
                                                           der Ev. Kita „Kleine Arche“, gefunden haben oder fin-
durchdachtes, gegenseitiges Ergänzen neue Perspekti-
                                                           den können.
ven für die verschiedenen Säulen der Gemeindearbeit
öffnen kann.
                                                           Wir vertrauen darauf, dass Gott uns auf dem weiteren
So sind die Presbyterien aus Mülheim und Buchforst-        Weg führen und segnen wird und freuen uns, wenn Sie
Buchheim bereits seit 2018 dabei, sich besser kennen-      die weiteren Schritte unserer Gemeinde mit Interesse
zulernen. Im Frühjahr 2020 haben beide Gemeinden           und Offenheit begleiten. Wir sind Ihnen sehr dankbar,
ihren Willen erklärt, sich zum Frühjahr 2022 wieder zu     wenn sie uns unterstützen mit konstruktiven Ideen, Mit-
vereinen. Ein mutiger Schritt. Der Weg bis dahin wird      arbeit und Gebet. Über weitere Schritte des gemeinsa-
eine Herausforderung. Es werden etliche Fragen zu be-      men Weges werden wir berichten.
raten und gute Lösungen zu suchen sein: über 50 Jah-                                            Das Presbyterium
ren „Single-Leben“ haben beiden Gemeinden ihr un-                    Ihrer Ev. Kirchengemeinde Mülheim am Rhein
Es passiert viel Gutes: Ein Beispiel? Unser Neu-
bau ist fertig! Die Mieter:innen sind eingezogen
– und er ist wirklich schön geworden. Schauen
Sie doch mal vorbei. Am Lutherturm in der Re-
gentenstraßen. 			                   Foto: Klaus Müller

          GRUPPEN UND
                KREISE
          In Coronazeiten müssen wir spontan sein.
          Daher finden Sie hier keine Liste zu Gruppen
          und Kreisen – obwohl viel stattfindet. Wir
          müssen uns ständig anpassen und können
          keine langfristigen Informationen geben.
          Wir versichern aber: Das, was passiert, ist
          schön und sehenswert. Bitte achten Sie auf
          unsere Aushänge und unsere Homepage –
          das hat ja auch was Überraschendes!
Mit wem reden Sie eigentlich über den Tod? Mit wem übers Sterben?
Darüber, was das mit Ihrem Leben macht?
Wir glauben, dass das Sterben zum Leben gehört.
Und gerade deswegen sollte man drüber reden.
Vielleicht mit uns? Wir sind ansprechbar.
Wenn Sie wollen.
Auf unserem Evangelischen Friedhof
Evangelischer Friedhof           erinnern wir uns an vertraute Menschen.
Köln-Mülheim                     Wir glauben daran, dass Gott ewiges
Bergisch-Gladbacher Straße 86    Leben schenkt und dass wir in seiner
                                 Hand geborgen sind.
über 400 Jahre
evangelische Grabkultur
im Herzen von Mülheim            Ich lebe, und ihr sollt auch leben.
Telefon 0221 2724967             Jesus Christus
(Montag - Donnerstag 8-12 Uhr)   im Johannesevangelium, Kapitel 14, Vers 19
                                 Die Bibel

                                 www.ort-der-hoffnung.de
UNSERE ADRESSEN
EV. GEMEINDEBÜRO                          PFARRER UND PFARRERIN                     JUGENDARBEIT UND
Wallstraße 93, 51063 Köln                                                           JUGENDKIRCHE
Bürozeiten: Di. Do. und Fr. 8 - 12 Uhr    Pfarrer Sebastian Baer-Henney
Marina Pellmann Tel. 0221 - 96 25 02 0    Graf-Adolf-Str. 22, 51065 Köln            Adamsstraße 47, 51063 Köln
Fax 0221 - 96 25 02 14                    Tel. 96 61 15 88                          www.geistreich-koeln.de
muelheim-am-rhein@ekir.de                 sebastian.baer-henney@ekir.de
                                                                                    Jugendreferent Tobias Diekmeyer
PETER-BEIER-HAUS                          Superintendentin Pfarrerin Andrea Vogel   Tel. 61 80 09, mob. 0176 22 66 99 28
Wallstraße 93, 51063 Köln                 Wuppertaler Str. 21a, 51067 Köln          tobias.diekmeyer@ekir.de
                                          Tel. 27 85 61 81
ANDREAE-HAUS                              andrea.vogel@ekir.de                      Jugendreferent Hannes Averbeck
Graf-Adolf-Straße 22, 51065 Köln                                                    Tel. 61 80 09, mobil: 0151 25 69 24 80
                                          Pfarrer Johannes Vorländer                hannes.averbeck@ekir.de
                                          Altstraße 6, 51063 Köln
FRIEDENSKIRCHE                            Tel. 29 88 81 82
Wallstraße 70, 51063 Köln
                                          johannes.vorlaender@ekir.de
                                                                                    EVANGELISCHER FRIEDHOF
Küsterin: Lydia Hill,                                                               Bergisch-Gladbacher Straße 86
Tel. 96 25 02 13, mob. 0176 92 28 58 76                                             Verwaltung: Jörg Kolbenschlag,
                                                                                    Tel. 27 24 96 7
Hausmeister: Axel Meyer,                                                            ev.friedhof.koeln@web.de
Tel. 96 25 02 13
Sprechzeiten:                                                                       FRIEDHOFSGÄRTNER
montags, 8:30 - 9:00 Uhr                                                            Frederic Schatz
donnerstags, 8:30 - 9:00 Uhr                                                        Tel. 61 05 66

                                                                                    KANTOR
                                                                                    Christoph Spering
                                                                                    mob. 0172 54 32 329
Unsere Gruppen und Kreise
finden Sie auf Seite 29 (Hinweis)
www.kirche-koeln-muelheim.de
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