Natur an der Schule in NRW - Bilanz und Aufbruch nach 25 Jahren Arbeitskreis - NUA NRW

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Natur an der Schule in NRW - Bilanz und Aufbruch nach 25 Jahren Arbeitskreis - NUA NRW
Nummer 52
                                           17. Jahrgang
                                            März 2014

                           Themen
                           Boden begreifen

Natur an der Schule        EN blüht auf
                           Generationengarten
                           Hamm

in NRW                     Inklusion in der Natur
                           Nachhaltiges NRW
                           NaturErlebnisWochen
Bilanz und Aufbruch nach   Tag der Parke

25 Jahren Arbeitskreis
                           Urban Gardening
                           Waldpädagogisches
                           Forum

www.nua.nrw.de                                      1
                                    52/2014
Aus der NUA

Impressum                                 NUA-Haus nimmt
                                          Tagungsbetrieb wieder auf
                                          Sanierungsmaßnahmen nach Wasserschaden
Natur- und Umweltschutz-
Akademie NRW (NUA)
Siemensstr. 5
                                          Nach einem Starkregenereignis im Juni 2013 kam es
45659 Recklinghausen                      zu Wassereintritten ins NUA-Haus und zu Schäden an
Tel. 02361 305-0                          den Innenwänden aus Holz und Stroh. Nach Untersu-
Fax: 02361 305-3340
                                          chung durch Bausachverständige mussten umfangreiche
E-Mail: poststelle@nua.nrw.de
www.nua.nrw.de                            Sanierungsmaßnahmen durchgeführt werden. Große
www.nuancen.nrw.de                        Teile des Erdgeschosses, auch der Tagungsbereich,
Herausgeber:                              konnten von August 2013 bis Februar 2014 nicht ge-
Landesamt für Natur, Umwelt               nutzt werden. Einige Kolleginnen mussten mit ihrem
und Verbraucherschutz                     Arbeitsplatz in ein Nachbargebäude umziehen. Es ge-
Nordrhein-Westfalen (LANUV)
Leibnizstr. 10                            lang jedoch, alle betroffenen Veranstaltungen in andere
45659 Recklinghausen                      Tagungsstätten zu verlegen. Gute Erfahrungen machte
E-Mail: poststelle@lanuv.nrw.de           das NUA-Team dabei mit dem Umspannwerk – Museum
www.lanuv.nrw.de
                                          Strom und Leben – in Recklinghausen. Viele Tagungsteil-
Die NUA ist eingerichtet im               nehmer lernten so auch ein spannendes Museum ken-
­Landesamt für Natur, Umwelt
 und Verbraucherschutz NRW                nen! Sollte künftig ein zusätzlicher Tagungsraum benö-
 (LANUV). Sie arbeitet in einem           tigt werden, wird die NUA gerne auf diese Möglichkei-     Seit Anfang März finden im NUA-Tagungshaus wieder Ver-
 Kooperationsmodell mit den vier          ten zurückgreifen.                                        anstaltungen statt.
 anerkannten Naturschutzver­
 bänden zusammen (BUND, LNU,              Anfang März konnte nach Abschluss der Bauarbeiten                                              Foto: NUA-Archiv
 NABU, SDW).                              der Veranstaltungsbetrieb in der NUA wieder aufge-
                                          nommen werden. Um das Haus für die Zukunft vor            der unvermeidbar. Nach Abschluss der Erdarbeiten
Redaktion:
Andrea Mense (ame)                        Wasser besser zu schützen, hat der Bau- und Liegen-       sollen die Naturbereiche aber wieder hergestellt wer-
(verantwortlich)                          schaftsbetrieb des Landes (BLB) rund um das Gebäude       den. Es bleibt zu hoffen, dass sich bis 2015 – die NUA
Volker Langguth (vla)                     eine Dränage einbauen lassen. Dabei waren kleinere        feiert dann 30-jähriges Jubiläum – die Natur im NUA-
Erscheinungsweise:                        Eingriffe in das naturnah gestaltete Außengelände lei-    Umfeld wieder von den Eingriffen gut erholt hat. (NUA)
Die NUAncen erscheinen viermal
jährlich. Redaktionsschluss jeweils
10.02., 10.05., 10.08., 10.11.

Gestaltung:
                                          Neuer NUA-Seminarbericht
völcker druck, Goch                       Erfolgskontrollen von Renaturierungs­
Druck:
                                          maßnahmen an Fließgewässern
Grafische Werkstatt von 1980
GmbH, Kassel
Klimaneutral gedruckt auf 100%            Renaturierungen von Fließgewässern sind seit über
Recycling-Papier, ausgezeichnet           zwei Jahrzehnten ein wichtiges Thema in der Wasser-
mit dem „Blauen Umweltengel“              wirtschaft und im Naturschutz. Mit dem Landespro-
                                          gramm „Lebendige Gewässer“ werden nordrhein-west-
klimaneutral                              fälische Fluss- und Bachlandschaften deshalb wieder in
gedruckt
                                          einen naturnahen Zustand versetzt. Eine Tagung der
Die CO2-Emissionen
dieses Produkts wurden
                                          NUA in Kooperation mit MKULNV, LANUV und Wasser-
durch CO2-                                verband Obere Lippe bot im Juni 2013 in Paderborn
Emissionszertifikate
ausgeglichen.                             Gelegenheit für einen Informations- und Erfahrungsaus-
Zertifikatsnummer:                        tausch zum Stand der Umsetzung der Europäischen
373-10134-0212-1005
www.climatepartner.com
                                          Wasserrahmenrichtlinie und des Landesprogramms.
Ausgabe:                                  Über 130 Fachleute aus Wasserwirtschaft und Natur-
Nummer 52, 17. Jahrgang 2014              schutz nahmen daran teil. Dazu hat die NUA jetzt einen
15.03.2014                                130-seitigen, reich bebilderten Seminarbericht heraus-
Bezug: kostenlos                          gegeben. Er enthält alle Vorträge der Tagung, eine
                                          Darstellung der präsentierten Poster, Berichte über die
ISSN: 1615-3057 (Print)
	  2197-8301 (Internet)
                                          Exkursionen an die Lippe und eine Tagungszusammen-
                                          fassung.
Zum Titelfoto:                            Die im Tagungsband anschaulich dokumentierten Er-         Bezug und Download: NUA-Seminarbericht Band 11
Ein gutes Beispiel, um nicht vor-
handenes naturnahes Schulgelän-           gebnisse der Tagung „können für die weitere Planung       über die Tagung in Paderborn vom 10./11.06.2013,
de zu kompensieren: Der Natur­            und Umsetzung von Renaturierungsmaßnahmen von             1. Aufl. 12/2013, 136 Seiten, A4, zahlreiche farbige
erlebnisgarten Herten.                    Nutzen sein“, so Umweltminister Johannes Remmel in        Abbildungen, ISSN 1436-0284, 10,– € (zzgl. 1,– €
                         Foto: S. Zobel   seinem Vorwort.                                           Versandkostenanteil), www.nua.nrw.de

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               52/2014
Natur an der Schule

25 Jahre Arbeitskreis Natur an der Schule
Von der reinen Schulgartenarbeit bis zur Bedeutung des Schulgeländes heute und in der Zukunft

25 Jahre nach der Gründung des Arbeitskreises Schul-       Im Rahmen einer Aus-
garten im November 1988 in der Freiluft- und Garten-       tauschrunde zu den Zu-
Schule in Köln trafen sich am 28. November 2013 et-        kunftsthemen „Lobbyar-
wa 30 besonders engagierte Akteure und Unterstützer        beit für das naturnahe
des inzwischen umbenannten AK Natur an der Schule          Schulgelände“, „Fortbil-
auf Einladung der NUA zum Jubiläum in Recklinghau-         dung zwischen Innova­
sen. Immerhin sechs der damals 23 Gründungsmitglie-        tion und Nachfrage“,
der fanden den Weg ins Umspannwerk, neben weiteren         „Stadtteilbezug und Ko-
langjährig Aktiven aus Schulen, Behörden und Verbän-       operation“ erarbeiteten
den.                                                       die Teilnehmerinnen und
                                                           Teilnehmer abschließend
In gemütlicher Runde gab Adalbert Niemeyer-Lüllwitz,
                                                           Visionen und Schwer-
Leiter der NUA, zunächst einen Rückblick auf 25 Jahre
                                                           punkte für die Arbeit des
Fortbildung und Beratung rund um das naturnahe Schul-
                                                           AK Natur an der Schule
gelände: Er dankte allen Anwesenden für die langjähri-
                                                           in den kommenden Jah-
ge Mitarbeit und Unterstützung. Aus seiner Sicht kann
                                                           ren.                                                      Der Arbeitskreis Natur an der
heute Schulgeländearbeit bei der Bildung für nachhalti-
                                                                                                                     Schule blickt auf 25 Jahre erfolg-
ge Entwicklung an Schulen eine besonders wichtige
                                                           Inhaltlich sollen Themenbereiche wie Inklusion und Be-    reiche Arbeit zurück und zeigt
Rolle spielen. Neue Chancen eröffneten sich dafür auch                                                               Perspektiven für die Zukunft auf.
                                                           rufswahlvorbereitung stärker in Fortbildungsangebote
durch die Einführung des Ganztagesbetriebes. Die
                                                           integriert werden und eine deutlichere Einbindung in
NUA könne diese Entwicklung durch praxisorientierten
                                                           die kompetenzorientierten Lehrpläne erfolgen. Weiter
und fächerübergreifende Fortbildungen unterstützen.
                                                           wurde geplant, die Lobbyarbeit für das naturnahe
Martina Hoff, Landschaftsarchitektin und langjährige
                                                           Schulgelände, beispielsweise durch eine Pressereise,
Expertin im AK Natur an der Schule, ging danach mit
                                                           wieder deutlich zu verstärken, den Austausch mit ande-
einem engagierten Vortrag auf mögliche Entwicklungen
                                                           ren Bundesländern zu intensivieren und die Arbeit des
in der Zukunft ein (siehe nachfolgender Beitrag).
                                                           AK zukünftig durch einen zehnköpfigen Expertenrat zu
Anschließend stand die Präsentation von drei beson-        begleiten. Der Expertenrat, zusammengesetzt aus Lehr-
ders innovativen Projekten im Mittelpunkt des Jubiläums.   kräften, Mitarbeitern von Kindertagesstätten, Behörden-
Dieter Leder und Katja Pohlmann aus Hamm stellten das      vertretern und Vertretern aus dem Naturschutz wird sich
Projekt „Generationengarten“ vor, Sigrun Zobel vom         zukünftig jährlich treffen, um den begonnenen Aus-
BUND-Naturerlebnisgarten in Herten referierte zum          tausch fortzuführen und Anregungen und Wünsche aus
Thema „Inklusion bei der Geländearbeit“ und Elke           den Regionen in die jeweiliges Jahresplanung einzu-
Zach-Heuer von der Biologischen Station im Ennepe-         bringen. (B. Rafflenbeul)                                 Der persönliche Austausch und die
Ruhr-Kreis berichtete über das Schulprojekt „EN blüht                                                                Verbreitung guter Beispiele sind
auf“. Alle Projekte werden auf den folgenden Seiten        Kontakt: Birgit Rafflenbeul, Tel. 02361 / 305-3336        dem Arbeitskreis wichtig.
eingehender vorgestellt.                                   (Mi/Do), E-Mail birgit.rafflenbeul@nua.nrw.de                             Fotos: NUA-Archiv

Schulgeländearbeit in NRW
Ein Grund für Bilanz und Aufbruch: 25 Jahre Arbeitskreis Natur an der Schule bei der NUA

Die Schullandschaft war in den letzten 25 Jahren einem     schiedlichen Maßnahmen durch Fortbildungen, Work-
stetigen Wandel unterworfen und mit ihr die Arbeit auf     shops, Beratungsmappen, Lobbyarbeit und manchem
dem Gelände rund um die 6.300 Schulen in NRW. G8,          mehr. 1988 gestartet als Arbeitskreis Schulgarten war
Qualitätsanalyse, Migration, Bildung für nachhaltige       das Motto der Akteure „Ich tue was für die Natur!“ und
Entwicklung, Pisa-Studie, Öffnung von Schule, Schullei-    stand damit in klarem Gegensatz zu einer langen Pha-
tungsmangel, Agenda 21, Nothaushalte, Inklusion,           se, in der kognitives Wissen über die Natur im Vorder-
Ganztag, Zentralabitur oder Sekundarschule waren           grund stand. Trotz der Ökologiebewegung war die Ar-
Schlagwörter, die in dieser Zeit auftauchten und zum       beit im Schulgarten eine Nischenaktivität, die vor Ort
Teil auch schon wieder verschwunden sind. Die Arbeit       auf einzelnen Schultern lastete. Heute nach 25 Jahren
im Schulgelände hat sich mit ihnen verändert.              lautet das Motto der Akteure eher „Davon haben wir        Landschaftsarchitektin Martina
                                                           alle was!“: Das Schulgelände wird als Lebensraum von      Hoff (rechts) zieht Bilanz und denkt
Der Arbeitskreis Natur an der Schule unterstützt die Ar-   Mensch und Natur gesehen und die Aktivitäten finden       in die Zukunft.
beit der Kommunen und Schulen vor Ort mit unter-           gesellschaftliche Akzeptanz. Angesichts rückläufiger                       Foto: NUA-Archiv

                                                                                                                                                  3
                                                                                                                                52/2014
Natur an der Schule

                                     Schülerzahlen wird das Schulgelände geradezu zum              loren gehen dürfen. Nachwuchswerbung bedeutet
                                     Imageträger und dokumentiert mit Freiluftklasse und           dann nicht mehr nur Berufsbörsen. Bei der Berufsvorbe-
                                     schülergerechten Aufenthaltsorten das Schulprofil nach        reitung in Zusammenarbeit von Schule und Wirtschaft
                                     außen. Allerdings ohne dass eine gezielte öffentliche         sowie den Institutionen vor Ort wird das Schulgelände
                                     Förderung erfolgt oder das Schulgelände als Unter-            zum Betriebsgelände und zur Lehrstelle.
                                     richtsort in den Schulbaurichtlinien von 2010 verankert
                                     wurde. Angesichts knapper Kassen und Haushaltssiche-          Hier ist was los! – Schulgelände als sozialer Knoten
                                     rung bei den überwiegend kommunalen Schulträgern              Kooperationen im Ganztag, generationenübergreifen-
                                     werden die regionalen Ausstattungsunterschiede zudem          de Stadtteil-Mensa, lokale Lernzentren, Nachmittagsan-
                                     immer drastischer.                                            gebote mit Stadtteilstundenplan, Inklusion sind nur eini-
                                                                                                   ge Beispiele für die Öffnung von Schule und die Bünde-
Schülerinnen und Schüler gestalten
                                     Wie geht’s weiter?!                                           lung von sozialen Ressourcen. Schulen werden zum
ihr Schulgelände selbst mit.
                                     2038 – in weiteren 25 Jahren – werden viele der heu-          ­lebendigen Bestandteil des Netzes von Sozialeinrich­
 Foto: Hildegardis-Schule Bochum
                                     tigen Akteure in Rente sein. Die aktuellen Initiativen zum     tungen.
                                     Urban Gardening, zu Transition City, zu Inklusion und
                                     Förderung der Schlüsselkompetenzen mit praktischem            Ich fühl mich wohl! – Schulgelände als Jugendzentrum
                                     Lernen sowie der Ausbau des Ganztags lassen erwar-            Insbesondere der Ganztag macht Schule und Schulge-
                                     ten, dass sich Nachwuchs findet und die Aktivitäten im        lände zu einem Ort, wo sich Freunde treffen, zu einem
                                     Schulgelände mit neuen Schwerpunkten ihre Fortfüh-            Ort von Sport treiben, Hobbys und Erholung. Funktio-
                                     rung finden. Heutige Themen in die Zukunft gedacht,           nen von Bildung, Sozialarbeit und Jugendhilfe überla-
                                     lassen Richtungen und Schwerpunkte der bevorstehen-           gern sich. Rund um die Schule konzentrieren sich Ange-
                                     den 25 Jahre erahnen:                                         bote wie in einer Begegnungsstätte.

                                     Cooles Klima! – Schulgelände als Klimaschutzzone
                                                                                                   Zusammengefasst könnten diese Entwicklungstenden-
                                     Entwicklungen in den nächsten Jahren werden Maßnah-
                                                                                                   zen als Vision für 2038 bedeuten: Unter dem Motto
                                     men wie Entsiegelung, Regenwasserversickerung und
                                                                                                   „Da ist viel zu entdecken!“ werden Schulen und Schul-
                                     Baumpflanzung, Förderung der Artenvielfalt, Einsatz
Installation einer Solaranlage auf                                                                 gelände zu Stadtteilknoten, die praktisches Lernen für
dem Schuldach.                       regenerativer Energie, Dach- und Fassadenbegrünung
                                                                                                   alle ermöglichen. Zur Vision gehört dann natürlich eine
                                     bis hin zum Wegfall von Parkplätzen mit sich bringen.
                Foto: NUA-Archiv                                                                   Förderung des Schulgeländes mit einem festen Budget
                                     Wie allen öffentlichen Gebäuden kommt Schulen und
                                                                                                   im Bau- und Sozialetat sowie die Wertschätzung mit
                                     Schulgeländen zunehmend eine Vorbildfunktion für
                                                                                                   einer breiten politischen und gesellschaftlichen Basis.
                                     Nachhaltigkeit im kommunalen Umfeld zu, insbesonde-
                                     re vor dem Hintergrund des Klimawandels auch bei der
                                                                                                   Tatsächlich erfordern alle Perspektiven eine stärkere
                                     Durchgrünung der Städte und Stadtteile.
                                                                                                   Verbindung der Schulen mit den Akteuren und Institutio-
                                                                                                   nen in der Kommune und im Stadtteil. Kooperationen
                                     Klein und Groß zusammen! – Schulgelände als
                                                                                                   machen Schulen zu einem wichtigen – gefragten und
                                     ­Bildungslandschaft
                                                                                                   nachfragenden – Partner und Akteur in vielen Berei-
                                      Bündelung von Ressourcen, jahrgangsübergreifendes
                                                                                                   chen. Schulen sind in den nächsten Jahren dadurch
                                      Lernen und rückläufige Schülerzahlen führen dazu, dass
                                                                                                   stark gefordert und brauchen ein Stadtteilmanagement.
                                      Tageseinrichtung für Kinder, Grundschule, Sekundar-
                                                                                                   Das Schulgelände spiegelt und befördert die Entwick-
                                      schule, Oberstufe und Berufskolleg bis hin zur Volks-
                                                                                                   lungen.
Der Schulgarten als Bildungsland­     hochschule an einem Standort zusammengefasst wer-
schaft für den Biologieunterricht.    den. Es entstehen Bildungszentren in den Kommunen.
                                                                                                   Der Arbeitskreis Natur an der Schule kann und will in
   Foto: Köllerholz-Schule Bochum                                                                  den nächsten Jahren in diesem Entwicklungsprozess
                                     Achtung Probefahrt! – Schulgelände als Projektlabor
                                                                                                   Aufgaben übernehmen und Schulen und Schulträgern
                                     Ganzheitliches Lernen erfolgt in fächerübergreifenden
                                                                                                   Unterstützung bieten. Als Vernetzungsplattform infor-
                                     Projekten und fördert die Schlüsselqualifikationen wie
                                                                                                   miert er über aktuelle Trends und neue Ideen. Er bietet
                                     Teamfähigkeit, Toleranz und Respekt, Konfliktfähigkeit,
                                                                                                   Hilfe bei ganz praktischen Alltagsproblemen, die allen
                                     Zuverlässigkeit oder Kreativität und Flexibilität. Projekt-
                                                                                                   Entwicklungen zum Trotz erforderlich bleiben. Durch
                                     arbeit erfordert Bildungslabore drinnen und draußen,
                                                                                                   Lobbyarbeit kann er mit seinen vielfältigen Akteuren die
                                     einen veränderten Schulbau und Schulgelände mit
                                                                                                   Basis für die Arbeit vor Ort erleichtern – und das hof-
                                     Raum für Experimente.
                                                                                                   fentlich mindestens bis 2038! (M. Hoff)
                                20
                                     Nachwuchskräfte! – Schulgelände als
Vision – können Schulen zu sozi-     Assessment­center                                             Kontakt: Landschaftsarchitekturbüro Martina Hoff,
alen Stadtteilknoten werden?         Demografischer Wandel macht alle Schülerinnen und             45276 Essen, Tel. 0201 / 280313,
                    Bild: M. Hoff    Schüler zu wichtigen Nachwuchskräften, die nicht ver-         E-Mail info@martina-hoff.de, www.martina-hoff.de

    4
             52/2014
EN blüht auf

„EN blüht auf“ und die Natur geht zur Schule
Förderung der Artenvielfalt an Schulen im Ennepe-Ruhr-Kreis

Bunte Vielfalt und Schulgärten statt pflegeleichtem Ein-    angebahnt. Mitglieder der „Of-
heitsgrün für Kinder und Jugendliche: Zum Start der         fenen Gartenpforte“ helfen vor
UN-Dekade Biologische Vielfalt 2011 macht die Biolo-        Ort an Patenschulen.
gische Station im Ennepe-Ruhr-Kreis auf die Schönheit,
den Wert und die Bedrohung der Artenvielfalt aufmerk-       Das Kombinationsangebot aus
sam. „EN blüht auf“ und die Natur geht zur Schule.          Pflanzen, Material und Fortbil-
                                                            dungen stieß auf große Reso-
Storchschnabel, Hauhechel und Platterbse bereichern
                                                            nanz. 35 Schulen aller Schulfor-
das Schulumfeld und die Randstreifen am Schulhof. Jo-
                                                            men und Ganztags-Einrichtun-
hannisbeeren, Majoran und Bohnenkraut halten Einzug
                                                            gen haben sich für das Projekt
in den Schulgarten. Schüppe hoch und Hacke tief arbei-
                                                            „EN blüht auf“ angemeldet, im-                            Anpflanzung von Storchschnabel
ten Schülerinnen und Schüler, um sich ein Stück Natur
                                                            merhin mehr als ein Viertel aller Schulen des Kreises.    und Co. im Umfeld der eigenen
zurück zu erobern. Keine Blüte ohne Bestäuber, keine
                                                            Saatgut für eine Fläche von über 3.000 qm wurde be-       Honigbienen an der GES Hattin-
Bestäuber ohne Blüten. Neben der Förderung einheimi-                                                                  gen.
                                                            reits ausgebracht, weitere Lieferungen werden folgen.
scher Pflanzenarten geht es um die Anlage von Nah-                                                                              Foto: S. Andrae-Sander
                                                            Auf seiner Homepage weist der Ennepe-Ruhr-Kreis auf
rungsinseln für Wildbienen Auf den Blüten lassen sich
                                                            „EN blüht auf“ hin, der Sponsor AVU widmete dem
die wilden Verwandten der Honigbiene, aber auch an-
                                                            Projekt Beiträge in verschiedenen Publikationen.
dere Vertreter der Insekten gut beobachten. Der Dschun-
                                                                                                    (E. Zach-Heuer)
gel vor der Schultür ermöglicht einen spannenden Unter-
richt zur ökologischen Beziehung von Pflanze und Tier
                                                            Ansprechpartnerin: Elke Zach-Heuer, Biologische
und dem ökonomischen Wert der Bestäubungsleistung,
                                                            S­tation im Ennepe-Ruhr-Kreis, Loher Straße 85,
Bildung zur Nachhaltigkeit im realen Kontext.
                                                            58256 Ennepetal, Tel. 02333 / 603541 oder
                                                            01578 / 5754850
Dreistufiges Projekt
Das Projekt „EN blüht auf“ richtete sich an Schulen und
Ganztagseinrichtungen, es gliedert sich in drei frei
wählbare und kombinierbare Stufen. In der einfachsten                                                                 Sieht schön aus und duftet auch
Version erhält die Schule Saatgut des Netzwerks Blü-         Schulen in NRW blühen auf                                gut!
                                                                                                                                Foto: Ziemers-Ebinghaus
hende Landschaft, Region Nord, mit einer Standzeit von       Förderung der Artenvielfalt im Schulgelände
5 Jahren und einem geringen Pflegeaufwand. In der
Stufe II gibt es Kräuter, Stauden und Sträucher sowie        In Anlehnung an das Projekt „EN blüht auf“ der Bio-
Informationen zur Pflege und farbige Bestimmungskar-         logischen Station im Ennepe-Ruhr-Kreis plant der Ar-
ten für den Einsatz im Freigelände. Zusätzlich bietet die    beitskreis Natur an der Schule im Jahr 2015 eine
Pädagogin der Station in Stufe III Fortbildungsangebote      Ausweitung des Projektes auf weitere Schulen in
zur unterrichtlichen Nutzung der Artenvielfalt an.           NRW.

Für viele Schulen war die Pflanzenlieferung die Initial-     Ausgewählte Schulen aus dem Pool der Kampagne
zündung zur Reaktivierung alter Schulgartenflächen.          „Schule der Zukunft“ sowie aus dem Teilnehmerkreis
Die Begeisterung der Schüler bei Aussaat und Pflege          des AK Natur an der Schule erhalten kostenlos regio-
ermutigte Lehrer, Garten AGs zu gründen, 9 Schulen           nales Saatgut entweder zum Thema Ackerwildkräuter
wagten sich an die Neuanlage von Schulgärten. Die            (vornehmlich für die Grundschulen) oder Wiesenwild-      Schülerinnen kartieren Wildkräuter.
Ideen zum Umgang mit Biodiversität sind vielfältig. An       kräuter (vornehmlich für die weiterführenden Schu-                            Foto: S. Horn
einer Hattinger Grundschule gibt es jetzt einen Medita-      len). Die Teilnehmerschulen sind aufgefordert, die
tionsgarten, Förderschüler konnten bereits erste Beeren      Entwicklung der Saatfläche in einer Art Naturtage-
ernten. In enger Zusammenarbeit zwischen Schule und          buch zu dokumentieren. Beteiligte Schülerinnen und
Ganztag wird die Freude am Säen, Pflanzen, Pflegen           Schüler lernen so im Laufe von Frühjahr und Sommer
entdeckt, immerhin die Basics unserer Ernährung.             die auftretenden Arten und ihre Bedeutung für die
                                                             Insektenvielfalt in NRW kennen und die neu gewon-
Kooperation und Unterstützung                                nene Artenvielfalt auf dem Schulgelände zu schätzen.
Finanzielle Unterstützung gab es durch den Verein „Of-       Begleitet wird das Projekt durch Fortbildungsangebo-
fene Gartenpforte“ und den regionalen Energieversor-         te wie zum Beispiel „Vielfalt im Getreidefeld“ zur
ger AVU; außerdem gewährte eine gut sortierte Baum-          Ackerwildkräutermischung und „Bienen und Blüten“
schule großzügige Rabatte. Synergien ergaben sich            zur Wiesenmischung. (NUA)
                                                                                                                      Weg vom Einheitsgrün – eine Blu-
durch die Kooperation mit Imkern und Gartenbesitzern.        Kontakt: NUA / Birgit Rafflenbeul, 02361 / 305-3336      menwiese beeindruckt durch ihre
Grundschüler durften auf einem privaten Gartengelän-                                                                  Blütenvielfalt.
                                                             (Mi/Do.), E-Mail birgit.rafflenbeul@nua.nrw.de
de eine Bienenweide anlegen, weitere Einsätze sind                                                                            Foto: A. Niemeyer-Lüllwitz

                                                                                                                                                  5
                                                                                                                                52/2014
Natur für alle

                                       „All inclusive“ in der Natur – Inklusion der besonderen Art
                                       Projekt des BUND-Naturerlebnisgarten Herten zum gemeinsamen Naturerleben

                                                                       Das vom BUND-Natur­           verschiedenen Bienenarten. Jetzt im Frühling 2014 zei-
                                                                       erlebnisgarten Herten         gen sich bereits starke Vernarbungen der Einzelruten
                                                                       entwickelte Inklusions-       miteinander zu einem gemeinsamen Stamm. Nachhal­
                                                                       projekt will Kindern mit      tiges Wachstum ist eben oft nur gemeinsam möglich
                                                                       und ohne Beeinträchti-        und es gibt immer gemeinsame Berührungspunkte,
                                                                       gung regelmäßiges, ge-        wenn alle die „Berührung“ nur lange genug aushalten.
                                                                       meinsames Naturerle-
                                                                       ben ermöglichen. Die          Zielsetzung
                                                                       teilnehmenden 220 Kin-        Kinder und Jugendliche sollen zusammengeführt wer-
                                                                       der im Alter von fünf bis     den, die sich im Alltag niemals treffen würden. Inhalte
                                                                       15 Jahren treffen sich        der Erlebnisbiologie sollen hautnah und stark verein-
                                                                       ein bis zwei mal im Mo-       facht vermittelt werden, damit jedes Kind bei jedem
                                                                       nat über einen Zeitraum       Treffen mindestens ein Erfolgserlebnis mit nach Hause
                                                                       von drei Jahren mit den       nehmen kann. Berührungsängste gegenüber starken
                                                                       Umweltpädagogen des           Beeinträchtigungen sollen abgebaut werden, wie z.B.
Gemeinsame Abschlussveranstal-                                         BUND Herten und ler-          gegenüber teilnehmenden Kindern in Rollstuhl oder Lie-
tung auf dem Naturerlebnisgelän-       nen über die Vielfalt in der Natur auch die Vielfalt der      gebett mit Beatmungsgerät und Magensonde. Durch
de des BUND Herten.                    Menschen in einer Gesellschaft kennen. Dabei zeigt            gezielte Frageaktionen ist dies auch zu einem großen
                                       sich: Je mehr Vielfalt sichtbar wird, desto mehr Unter-       Teil gelungen.
                                       schiedlichkeit wird akzeptiert.
                                       Das 18.000 qm große Gelände des Naturerlebnisgar-             Erste Ergebnisse
                                       tens befindet sich auf einem ehemaligen Zechenpark-           Je jünger die Kinder, umso größer sind die Erfolgsaus-
                                       platz und bietet den Kindern alle Möglichkeiten, sich         sichten für die Inklusion. Mit den Schülerinnen und
                                       und die Natur besser kennen zu lernen. Das Projekt            Schülern der Hauptschule Klasse 9 wurde das Projekt
                                       wurde 2012 von der Stadt Herten mit dem Jugendkul-            bereits nach einem Jahr auf eigenen Wunsch beendet.
                                       turpreis ausgezeichnet.                                       Die Schüler der Partnerklasse aus der Förderschule wa-
                                                                                                     ren darüber sehr enttäuscht. Das Team des Naturerleb-
                                       Salix alba: Beispiel für Inklusion in der Natur               nisgartens hat bei jedem Treffen „Inklusionsmomente
                                       Suchen wir in der Natur ein Vorbild für Inklusion, treffen    und Inklusionsaugenblicke“ sammeln können und diese
                                       wir auf die Weide. Wie kein anderer Baum symbolisiert         auch in einem ausführlichen Zwischenbericht für die
                                       sie das Zusammenwachsen durch gemeinsame Berüh-               Stiftung Aktion Mensch festgehalten, die das Projekt im
Die Weide – ein Vorbild für Inklu-     rungspunkte. Zum Projektstart im Herbst 2011 verflech-        Zeitraum Sept. 2011 – Juli 2014 gefördert hat.
sion in der Natur.                     teten alle beteiligten Kinder, ob mit oder ohne Beein-        Wissenschaftlich begleitet wird das Projekt von PRO-
                   Fotos: S. Zobel     trächtigung, Weidenruten verschiedener Arten zu klei-         SOZ Herten Institut für Sozialforschung, das die Evalua-
                                       nen Bündeln und pflanzten diese gemeinsam zu einem            tion im Juli 2014 fertig stellen wird. (Sigrun Zobel)
                                       Kreis von 15 Metern Durchmesser. Dieser Weidenkreis,
                                       wie auch das Projekt, haben nun schon einige Winter           Infos: Der Zwischenbericht kann bei Sigrun Zobel,
                                       überlebt und die ersten Weidenkätzchen erblühten be-          E-Mail Bund-Naturerlebnisgarten@t-online.de,
                                       reits im Frühling 2012 und sorgten für Nahrung bei den        angefordert werden

                                       Ein Projekt mit Zukunft – Der Generationengarten Hamm
                                       Schüler und Senioren begegnen sich im Kleingarten

                                       Die Geschichte des Generationengartens Hamm be-               obachten der Natur zu vermitteln. Mit Gründung der
                                       gann 2010 mit dem Kauf einer etwa 500 m² großen               „Interessengemeinschaft Generationengarten“ konnten
                                       Parzelle in der Kleingartenanlage Ontario in Hamm             Kooperationen geschlossen werden. Dabei wurde der
                                       (Westf.). Das Gartenteam, bestehend aus vier Kleingärt-       Aufbau bewusst in Etappen vollzogen. Die Arbeit be-
                                       nern und einer ehemaligen Schulleiterin, plante den           gann mit der Albert-Schweitzer-Hauptschule (9./10.
                                       Garten von Beginn an sowohl als Schulgarten für Schü-         Klasse) und der Paul-Dohrmann-Förderschule (2.- 4.Klas-
                                       lerinnen und Schüler aller Altersgruppen und Schulfor-        se). Inzwischen sind die Talschule, eine Grundschule mit
Jung und Alt bei der Kartoffelernte.
                                       men als auch als Begegnungsstätte zwischen Senioren           einer 3.  Klasse, die Caritas Jugendwerkstatt (Hauswirt-
Foto: Generationengarten Hamm          und Schülern. Ziel ist es, allen Beteiligten den sorgfälti-   schaftsabteilung) und das Ludgeri-Senioren-Stift dazuge-
                                       gen Umgang mit der Natur, Achtung vor Pflanzen und            kommen. Es besteht außerdem eine Zusammen­arbeit mit
                                       Tieren sowie Freude bei der Gartenarbeit und beim Be-         dem Jugendzentrum Hamm-Bockum-Hövel.

    6
             52/2014
Urban Gardening

Von der Aussaat bis zur Ernte                                Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Von der Aussaat bis zur Ernte wird den Schülerinnen          Alle Projekte der „Interessengemeinschaft Generationen-
und Schülern praktische und theoretische Gartenarbeit        garten“ werden von der örtlichen Presse begleitet. Re-
vermittelt. Alle geernteten Produkte werden in den Schul-    gelmäßig verfasste Tätigkeitsberichte in Form von Jahres-
küchen verarbeitet. Die jährliche Apfelernte wird ge-        heften liegen in der Stadtteil- und Stadtbücherei aus.
meinsam durchgeführt und die Äpfel anschließend zu           Wesentlicher Bestandteil der Öffentlichkeitsarbeit ist
Saft gepresst und konserviert. Einen wichtigen Bestand-      auch die Internetpräsenz.
teil ihrer Arbeit sieht die Interessengemeinschaft Genera-   So hat der „Generationengarten“ nicht nur in der Stadt
tionengarten im Zusammenwirken zwischen Schülern             Hamm, sondern inzwischen auch darüber hinaus an
und Senioren. Ein besonders gelungenes Beispiel dafür        Bekanntheit gewonnen. Da sich das Projekt über Spen-
ist ein von Schülern und Senioren gemeinsam angeleg-         den finanziert, wird die Gründung eines gemeinnützi-        Der komplette Kreislauf der Gar-
tes Kräuterbeet im Senioren-Stift. Darüber hinaus berei-     gen Vereins angestrebt. (D. Leder / B. Rafflenbeul)         tenarbeit bis zum fertigen Produkt
ten Schülerinnen und Schüler der Hauptschule regelmä-                                                                    wird vermittelt.
ßig im Garten ein Frühstück vor, zu dem die Senioren         Kontakt: Interessengemeinschaft Generationengarten,          Foto: Generationengarten Hamm
eingeladen und von den Jugendlichen bedient werden.          Dieter Leder, Zedernstraße 48, 59075 Hamm,
                                                             Tel. 02381 / 3737453, www.ig-generationengarten.de

Urban Gardening mit Kindern
Sozio-ökologische Aufwertung von Wohneinheiten am Beispiel der Kottenforststraße in Köln

Grundlage für die Aktivitäten in der Kottenforststraße       Pflanzen, Ernten und Genießen
war eine Anfrage der Stadt Köln an die BUND-Kreis-           Die allererste, in die Praxis umgesetzte Aktion
gruppe Köln, sich an einer Initiative zu beteiligen, die     des BUND an der Kottenforststraße war die
zum einen das Siedlungsgrün ökologisch aufwerten und         Pflanzung einer Wildgehölzhecke. Die aus-
zum anderen den Anwohnern und deren Kindern ein              nahmslos heimischen Wildsträucher sollen vor-
Angebot zur Betätigung im Garten machen sollte. Die          rangig der Vogel- und Insektenwelt als Nah-
Wohnanlage an der Kottenforststraße dient der Stadt          rung bzw. Lebensraum dienen. Entlang der
Köln als Obdachlosensiedlung. Alle vier Wohnblocks           Spielplatz-Einzäunung wurden gemeinsam mit
sind vor kurzem u.a. energetisch saniert worden. Mit         den Anwohnern, BUND-Mitgliedern und Akteu-
dem gärtnerischen Angebot und den Einzelmaßnahmen            ren der Stadt Köln verschiedene Beerensträu-
sollen die Bewohner für ihr Umfeld sensibilisiert und die    cher gepflanzt. Einige Kinder haben eine Pa-
Integrität der Bewohner erhöht werden. Die Formulie-         tenschaft für die Pflanzen übernommen.
rung der einzelnen Maßnahmen und deren Planung               Bei den wöchentlichen Treffen entstanden dar-
wurden maßgeblich von Gabriele Falk und Peter Mül­           über hinaus ein Hügel- und ein Hochbeet.
bredt (Kompetenznetzwerk Schule als Garten) vom              Diese werden gemeinsam mit den Kindern be-
                                                                                                                         Beerensträucher-Pflanzaktion am
BUND erarbeitet und zusammen mit verschiedenen Ak-           stellt, beerntet und das Geerntete wird gemeinsam zu-       Spielplatz in der Kottenforststraße.
teuren der Stadt Köln (Wohnungsversorgungsbetriebe,          bereitet und verzehrt. Dabei gab es vielfältige Naturer-
Untere Landschaftsbehörde, Umweltamt) abgestimmt.            fahrungen für die Sinne, aber auch spielerisches Arbei-
                                                             ten, wie z.B. einen Unkraut-zupf-Wettbewerb oder ei-
Garten-Treff vor allem für Kinder                            nen Wettbewerb, welcher Regenwurm als erster in der
Als zentraler, verbindender Baustein vor Ort findet seit     Erde verschwindet.
Mai ein wöchentlich stattfindender Garten-Treff statt,
welcher von Martin Meusel und Jana Oelkers vom               Weitere Aktionen
BUND Köln geleitet wird. Das offene Angebot richtet          Im Oktober 2013 fand ein abwechslungsreiches, multi-
sich in erster Linie an die Kinder der Kottenforststraße,    kulturelles Herbstfest statt, das von den Aktiven des
ist aber generell für alle Interessierten offen. Einmal      BUND und Mitarbeitern der Stadt Köln organisiert
wöchentlich bieten die Betreuenden ein Programm von          wurde. Im Herbst hat die Stadt Köln an einigen Stellen
etwa drei Stunden an. Dessen Hauptinhalt ist prakti-         Nistkästen für Mauersegler und Kästen für Fledermäuse
sches ökologisches Gärtnern mit dem Ziel, einen re-          unter die Dächer der Wohnhäuser montiert. Die Koope-
spektvollen Umgang mit Natur und Umwelt – auch un-           ration von BUND Köln und Stadt Köln soll bei diesem
tereinander – zu fördern. Weitere Methoden neben der         Projekt auch 2014 fortgeführt werden und das Garten-
angeleiteten praktischen Arbeit sind begleitende und         Team hat noch viel vor.
spielerische Wissensvermittlung sowie der kreative Um-                           (M. Meusel, P. Mülbredt, J. Oelkers)
gang mit vielen verschiedenen Naturmaterialien. In der                                                                   Bepflanzung des Hügelbeetes mit
Regel nehmen sechs bis zehn Kinder pro Termin das            Infos: BUND Kreisgruppe Köln, www.bund-koeln.de,            Kindern des Garten-Treffs in der
Angebot wahr. Die Altersspanne reicht von vier bis 13        E-Mail martin.meusel@bund.net,                              Kottenforststraße.
Jahren.                                                      peter.muelbredt@bund.net, jana@email.de                                      Fotos: M. Meusel

                                                                                                                                                      7
                                                                                                                                    52/2014
Grünes Klassenzimmer

                                    Begeisterung für Natur und Umwelt
                                    Schulgelände der Zukunft – Grünes Klassenzimmer

                                                       Hört oder liest man von „Außerschu-     unterlage“, „Planung“, „Fassadenbegrünung“, „Bäume,
                                                       lischen Lernorten“, denkt man an        Sträucher, Hecken“ und „Geometrie auf der Wiese –
                                                       Lernen bei Fachleuten, Schulwissen      Mathematik“ richten sich, angepasst an die Rahmen-
                                                       aus anderer Sicht betrachten, Aus-      lehrpläne, an die Schulklassen fünf bis zehn. Schon
                                                       flug, usw. – es findet eben alles au-   manche Schülerin und mancher Schüler hat mit dieser
                                                       ßerhalb der Schule und des Schulge-     praktischen Umsetzung verstanden, weshalb der Satz
                                                       bäudes statt. Solche Lernorte sind      des Pythagoras nicht nur Theorie ist und Prozentrech-
                                                       wichtige Ergänzungen für Kinder         nung überall im Leben gebraucht wird.
                                                       und Jugendliche, die sich nachweis-
                                                       lich mehr erinnern und mehr verste-     Wettbewerbe für Schulen und Schüler/innen
                                                       hen, wenn es abwechslungsreich          Mit Wettbewerben suchen die
                                                       zugeht. Ein kleines Stücken dieser      Landschaftsgärtner direkten
                                                       außerschulischen Lernorte holen sich    Kontakt zur Jugend und zu
                                                       aber immer mehr Schulen direkt vor      Schulen, um ihre Naturbe-
                                                       ihre Tür – im Schulgelände der Zu-      geisterung zu teilen – und
Bau einer Teichanlage an der                           kunft – und nennen es oft Grünes        um die Möglichkeiten in ih-
Gesamtschule Wanne-Eickel.          Klassenzimmer. Circa 129.000 Einträge findet man bei       rem Berufsbild kund zu tun.
          Foto: GS Wanne-Eickel     einer Internetsuche zum Begriff Grünes Klassenzimmer.      Der Wettbewerb „Schönere
                                    In den meisten Fällen geht es um die Umgestaltung des      Welt“ findet seit dem Jahr
                                    Schulgeländes zu einem attraktiven Lern- und Treffpunkt.   2006 alle zwei Jahre statt. Rund
                                                                                               um das Thema Schulgeländegestaltung ranken sich die
                                    Gestaltung und Nutzung des Schulgeländes                   Aufgaben, die es allgemeinbildenden Schulen aus
                                    Zahlreiche Fächer jeden Schultyps lassen sich auch au-     ganz Deutschland ermöglichen, 5.000 Euro zu gewin-
                                    ßerhalb des Schulgebäudes praxisnah vermitteln. Biolo-     nen – zweckgebunden für die grünere und attraktivere
                                    gie, Erdkunde, Mathematik, Sport, Kunst, Arbeitslehre      Gestaltung des Schulgeländes. Die nächste Ausschrei-
                                    oder Sachkunde und Interkulturelles Lernen sind nur        bung wird im Herbst 2014 stattfinden. Ein anderer
                                    ers­
                                       te Beispiele. Um diese Möglichkeiten Pädagogen          Wettbewerb an allen allgemeinbildenden Schulen ist für
                                    und Jugendlichen näher zu bringen, engagiert sich der      dieses Jahr gerade zu Ende gegangen – den jungen
                                    Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Nord­      Menschen angepasst wurde er auf facebook begleitet.
                                    rhein-Westfalen (VGL NRW e.V.) mit Veranstaltungen         Dabei ging es um die Darstellung von zwölf Tätigkeits-
                                    (Grünes Klassenzimmer für Kinder und Jugendliche bei       feldern der Landschaftsgärtner für einen Schulkalender.
                                    Landesgartenschauen und Fachtagungen für Pädago-
Grünes Klassenzimmer auf der        gen), seit inzwischen 20 Jahren auch zusammen mit          Landschaftsgärtner sind engagiert dabei
Landesgartenschau Hemer.            dem bei der NUA angesiedelten Arbeitskreis Natur an        Landschaftsgärtner lieben die zahlreichen Facetten der
                  Foto: GaLaBau     der Schule. Bei mancher Fachtagung tauschten Lehrerin-     Natur und suchen den Kompromiss zwischen deren Er-
                                    nen und Lehrer bereits Erfahrungen bei der Schulgelän-     haltung und Gestaltungsvarianten zu den vielfältigen
                                    degestaltung aus – Möglichkeiten der Schulgeländenut-      Wünschen der Umwelt bzw. der Menschen, die dort
                                    zung für den Unterricht selbstverständlich inbegriffen.    leben. Jugendlichen „Grün und Natur“ auf jedwede Art
                                    In diesem Jahr werden Beispiele von Unterrichtseinhei-     ins Bewusstsein zu rufen, ist das erklärte Ziel der Land-
                                    ten anlässlich der Landesgartenschau Zülpich im dorti-     schaftsgärtner. 50 Jahre Bestehen feiert der VGL NRW
                                    gen Grünen Klassenzimmer angeboten (teilnehmen und         e. V. in diesem Jahr und hat „Grün – (auch) in die Stadt“
                                    abgucken erwünscht!). Außerdem planen die beiden           als Motto gewählt. Feinstaubbelastung, Regenwasser-
                                    Organisationen eine Fachtagung für Lehrerinnen und         versickerung oder natürliche Klärverfahren, Straßenbe-
                                    Lehrer – „hilfreich, innovativ und fördernd“ lautet die    gleitgrün und Dach- oder Fassadenbegrünung, Arten-
                                    Zielvorgabe.                                               vielfalt – Heimat – Lebensbedingungen von Pflanzen
                                                                                               und Lebensräume für Tiere sowie der Klimawandel all-
                                    Unterrichtsmaterialien                                     gemein sind Themen, mit denen sich auch Landschafts-
                                    In Zusammenarbeit zwischen dem Ausbildungsförder-          gärtner beschäftigen. (S. Weller)
                                    werk Garten- und Landschaftsbau e.V. (AuGaLa) und
                                    dem Arbeitskreis Natur an der Schule bzw. der enga-        Infos: Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatz-
                                    gierten Landschaftsarchitektin Martina Hoff wurden         bau NRW e. V., Tel. 0208 / 84830-0,
                                    mehrere Unterrichtsmaterialien zu Themen entwickelt,       E-Mail info@galabau-nrw.de, www.galabau-nrw.de,
Das Kennenlernen von Kräutern ist
                                    die das Schulumfeld einbeziehen. Fünf Broschüren sind      www.gruenes-klassenzimmer.org,
ein Angebot des Grünen Klassen-
zimmer.                             bisher entstanden, die beim AuGaLa bestellt werden         www.schoenerewelt.de, Broschüren: www.augala.de/
                 Foto: GaLaBau      können. Diese Anregungen zu den Themen „Beratungs-         unterrichtsmaterialienform.aspx

    8
            52/2014
Waldpädagogisches Forum NRW

10 Jahre Waldpädagogisches Forum NRW
Jubiläumsveranstaltung in Recklinghausen mit dem Thema „Wald statt Ritalin?“

Das 22. Waldpädagogische Forum NRW (WPF) fand              für ADHS vor, wobei schnell deutlich wurde, dass die
auf Einladung der NUA am 14. November 2013 mit             Diagnostizierung nicht trivial ist und hierzu auch in der
dem Schwerpunktthema „Wald statt Ritalin?“ im E-Werk       Fachwelt nicht selten Unsicherheit herrscht. Dr. Haas:
in Recklinghausen statt. 77 Wald- und Umweltpädago-        „Ein unruhiges, unaufmerksames und leicht impulsives
gen nahmen teil, ein Beweis dafür, dass hier wieder        Kind ist ein schwieriges Kind! Aber ist die Ursache da-
einmal ein Thema mit großem Informations- und              für ein ADHS?“
Diskussions­bedarf auf der Tagesordnung stand.
                                                           Für eine positive Diagnose müssen die drei Symptome:
                                                           1. Unruhe/Hyperkinese, 2. Unaufmerksamkeit/Ablenk-
10 Jahre Waldpädagogisches Forum NRW
                                                           barkeit und 3. Impulsivität gemeinsam und situations-
Gleichzeitig – so hob Adalbert Niemeyer-Lüllwitz, Leiter                                                               77 Wald- und Umweltpädagogen
                                                           übergreifend in verschiedenen Lebenskontexten (Schule,
der NUA, bei seiner Begrüßung hervor – kann das                                                                        aus ganz NRW nahmen an der
                                                           Familie, unter Gleichaltrigen) auftreten. Nach deutschen    Jubiläumsveranstaltung im Um-
Waldpädagogische Forum NRW selbstbewusst auf sein
                                                           Regeln wird die Diagnose und nachfolgend eine mög­          spannwerk teil.
10-jähriges Bestehen zurückblicken, ein kleines Jubi­
                                                           liche multimodale und/oder medikamentöse Therapie
läum, zu dem auch Rückschau gehalten werden kann.
                                                           erst ab dem 7. Lebensjahr durch einen Psychiater/Psy-
Alle bisherigen 22 Veranstaltungen sind bei den Akteu-
                                                           chotherapeuten gestellt bzw. bestätigt. Eine vom Patien-
ren mit je 45 bis 120 Teilnehmenden auf gute bis sehr
                                                           ten gewollte therapeutische Behandlung unter Einbezie-
gute Resonanz gestoßen. Professor Dr. Wilfried Stich-
                                                           hung der sozialen Umwelt ist unbedingt sinnvoll, eine
mann erinnerte an die Anfänge des Forums 2003, die
                                                           Pille, wenn sie denn die gewünschte Wirkung hat, ku-
Idee der Vernetzung, unabhängig und Institutionen
                                                           riert nur am Symptom, kann aber dem Patienten die
übergreifend, mit ganzheitlichen und praxisbezogen
                                                           notwendige Unterstützung geben, über die Tagespha-
Fachinformationen.
                                                           sen (Schule) in einer nicht geeigneten Umgebung hin-
Bei einer bunten Bilderrevue, in der sich viele Teilneh-   weg zu kommen.
merinnen und Teilnehmer wiedererkannten, rief Man­
fred Kebbel, Waldschule Münsterland e.V. und Wald          Tipp für die waldpädagogische Praxis
und Holz NRW, die 10 Jahre WPF in Erinnerung: die          Für ein von ADHS betroffenes Kind sind vor allem klare      Prof. Dr. Wilfried Stichmann, einer
Vielfalt der Themen, die gemeinsamen Erlebnisse, die       Zuwendung und das Gefühl, ernst genommen zu wer-            der Gründungsväter des WPF, ge-
Kommunikation und Netzwerkbildung der Akteure un-          den, wichtig. Sanktionen, Stress oder auch ein „Sich-       nießt zusammen mit seiner Frau
                                                           austoben-lassen“ wirken nicht! Fragen Sie nach seiner       die Bilderrevue.
tereinander. Ministerialrat Heinrich Brodale, der durch
seine Kindheit in der Nachbarschaft des Veranstaltungs-    „Skill-Box“; wenn der Patient so etwas dabei hat, ist das                      Fotos: G. Hein
ortes einen besonderen örtlichen Bezug hatte, über-        für ihn möglicherweise der Weg aus einer kritischen
brachte zum Jubiläum die Grüße und Glückwünsche            Situation. Peter Vieres, Lehrer der Albert-Schweitzer-
des NRW-Umweltministeriums.                                Schule und Waldpädagoge der Walderlebnisschule,
                                                           Bochum, berichtete von einer Vergleichsuntersuchung,
Zum Thema ADHS und Wald                                    bei der 16 mit ADHS psychiatrisch diagnostizierte Kin-
Die offenbar sehr positiven Wirkungen des Waldes und       der im Schuljahr 2010/2011 von ihm waldpädago-
des Aufenthaltes in der Natur auf uns Menschen, unsere     gisch betreut wurden. Er berichtete aus der Praxis, dass
Gesundheit und unser psychisches Gleichgewicht wer-        man möglichst nur einen Sinn in den Fokus bringen
den in vielen Publikationen hervorgehoben und von          sollte, z.B. barfuß am Seil durchs Laub laufen, um die
vielen Menschen beschrieben. Wir selbst fühlen und         taktile Wahrnehmung zu schulen. Wichtige Elemente            Das Waldpädagogische
ahnen es, doch das Allerwenigste hiervon ist wissen-       sind auch die Möglichkeiten zu Grenzerfahrungen, z.B.
                                                                                                                        ­Forum NRW ist ein offener
schaftlich belegt! So wurde vom Veranstalter der Ta-       beim Klettern.
                                                                                                                         Zusammenschluss für all jene,
gung bewusst das Fragezeichen in den provokanten           Dr. Myriam Menter, Geschäftsführerin der „Selbsthilfe
                                                                                                                         die in diesem Bundesland an
Titel „Wald statt Ritalin?“ gesetzt. Akteure der Umwelt-   ADHS-Deutschland“ mit rund 5.000 Mitgliedern, wies
                                                                                                                         Fragen, Inhalten und Metho-
bildung sind ebenso wie Lehrer und Erzieher oft mit        darauf hin, dass ADHS-Kinder klare Strukturen und feste
                                                                                                                         den der Waldpädagogik in-
verhaltensauffälligen Kindern und Jugendlichen konfron-    Leitlinien brauchen, jedoch keinesfalls zu viele Reize,
                                                                                                                         teressiert sind und auf Kon-
tiert. Ziel des 22. Waldpädagogischen Forums war es        Machtkämpfe und Diskussionen.
                                                                                                                         takte, Erfahrungsaustausch,
daher, mit fach­lichem Hintergrundwissen zum oft zitier-
                                                           Zusammengefasst ist der Wald allein sicher kein ADHS-         Fort- und Weiterbildung Wert
ten Thema „ADHS“ (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperakti-
                                                           Therapeutikum, schwerere Fälle kommen auch im Wald            legen. Die Koordinierung
vitätsstörung) aufzuklären und praktische Hilfestellung
                                                           kaum ohne Medikament aus. Doch, da waren sich die             und Organisation wird von
zu geben.
                                                           Partner in der von Sprecher Gerhard Naendrup, SDW,            der Natur- und Umweltschutz-
Dr. Claus Rüdiger Haas, medizinischer Leiter der           geleiteten Diskussionsrunde einig, Naturbegegnung             Akademie des Landes NRW
Haardt-Klinik für Jugendpsychiatrie des Landschaftsver-    und Bewegung in der Natur ist auf jeden Fall bei ver-         (NUA), Dr. Gertrud Hein,
bandes Westfalen-Lippe, stellte die Symptome bzw.          schiedenen ADHS-Therapieformen eine sehr gute Hilfe!          wahrgenommen.
Diagnose-Kriterien und mögliche Entstehungsursachen                                                  (M. Kebbel)

                                                                                                                                                   9
                                                                                                                                 52/2014
NaturErlebnisWochen NRW

                                  NaturErlebnisWochen NRW 2014
                                  Auftaktwanderung mit Umweltminister Remmel am 30. April am Sintfeld-Höhenweg

                                                     Endlich Frühling! Jetzt geht es wie-       Barrierefreie Naturerlebnisangebote
                                                     der raus in die Natur! So denken           Immer mehr Einrichtungen verfügen mittlerweile über
                                                     viele, wenn die Temperaturen stei-         viele praktische Erfahrungen mit barrierefreien Natur­
                                                     gen, das Vogelgezwitscher inspirie-        erlebnisangeboten, die von Menschen mit Behinderun-
                                                     rend wirkt und der Frühling sogar zu       gen wahrgenommen werden können. Insbesondere der
                                                     riechen ist. Um Menschen Lust zu           Nationalpark Eifel, der Naturpark Nordeifel sowie die
                                                     machen, die neu erwachte Natur mit         Biologischen Stationen aus dem Rheinland (Oberberg,
                                                     allen Sinnen zu erleben und die            Düren, Wahrsmannshof, Städteregion Aachen), die im
                                                     Vielfalt von Natur und Landschaft in       Netzwerk Umwelt beim Landschaftsverband Rheinland
                                                     Deutschland kennen zu lernen, ha-          zusammengeschlossen sind, bieten attraktive Veranstal-
                                                     ben die im Arbeitskreis der Bildungs-      tungen an, die sich an den Anforderungen und Erwar-
                                                     stätten im Natur- und Umweltschutz         tungen der Teilnehmenden orientieren, z.B. im Hinblick
                                                     (BANU) zusammengeschlossenen               auf Mobilitätseinschränkungen, Seh- oder Hörbehinde-
                                                     Akademien die bundesweiten Na-             rungen. Die Ausschreibungen sind entsprechend ge-
                                                     turerlebniswochen entwickelt, an de-       kennzeichnet.
                                                     nen sich viele Partner vor Ort beteili-
Auf Entdeckungsreise in die neu
                                  gen. Bundesweit besteht an über 1.000 Orten die               Auftaktveranstaltung am 30. April
erwachte Natur.
                                  Möglichkeit, die ganze Faszination der Natur kennen-          Die Auftaktwanderung zu den diesjährigen Naturerleb-
                  Foto: G. Hein   zulernen, den Geheimnissen der Tiere und Pflanzen in          niswochen NRW findet am 30. April 2014 um 16 Uhr
                                  Wald und Flur auf die Spur zu kommen, aber auch               gemeinsam mit Umweltminister Johannes Remmel am
                                  ökologische Zusammenhänge näher zu ergründen. Es              Sintfeld-Höhenweg an der Wewelsburg (Stadt Büren)
                                  gibt die Möglichkeit, Natur in der Stadt zu entdecken         statt. Veranstalter sind neben der NUA auch die Biolo-
                                  oder auch Geschmackserlebnisse aus heimischen Land-           gische Station im Kreis Paderborn-Senne und der Kreis
                                  schaften zu erfahren. Dabei geht es nicht nur um Tiere        Paderborn.
                                  und Pflanzen des Heimatraumes, sondern auch um Zu-
                                                                                                Am Sintfeld-Höhenweg kann gezeigt werden, dass Na-
                                  sammenhänge in unserer Kulturlandschaft.
                                                                                                turschutz und ein naturverträglicher Tourismus gemein-
                                  Auch in Nordrhein-Westfalen gibt es vom 4. Mai bis            sam viel zum Schutz und zum Erlebnis heimischer Natur
                                  1.  Juni 2014 viele Gelegenheiten, im Frühling die Na-        und Landschaft beitragen können. So wurden die Na-
                                  tur zu erleben. Die NUA hat alle interessierten Vereine,      turerlebnismöglichkeiten in NATURA 2000-Gebieten am
                                  Biologische Stationen, Naturparke, Verbände, Einrich-         Sintfeld-Höhenweg verbessert. Die Biologische Station
                                  tungen und Organisationen aufgerufen, ihre Exkursio-          Kreis Paderborn-Senne hat das Projekt gemeinsam mit
                                  nen, Wanderungen und Mitmachaktionen zu melden,               vielen regionalen Partnern seit dem Frühjahr 2012 in
                                  um möglichst vielen Menschen die Gelegenheit zu ge-           einem vom Kreis Paderborn und der EU mit EFRE-­
                                  ben, der Natur auf der Spur zu sein.                          Geldern kofinanzierten Projekt betreut und wird die
                                                                                                Auftaktwanderung (ca. 1 ½ Stunden) fachlich begleiten.
Auftaktveranstaltung zu den Na-   Exkursionen vom 4. Mai bis 1. Juni                            Zu dem bis ins Jahr 2015 laufenden Projekt gehörte
turErlebnisWochen im Jahr 2013.   Wie wäre es mit einer Rangertour im Nationalpark              auch die 2013 abgeschlossene Qualifizierung von Na-
               Foto: NUA-Archiv   ­Eifel, einer Exkursion zu den Edelsteinen der Lüfte in       tur- und Landschaftsführern für den Sintfeld-Höhenweg.
                                   Arnsberg oder mit einer Wanderung entlang der römi-
                                   schen Wasserleitung in der Eifel. Je nach Lust kann man      Zum Sintfeld-Höhenweg
                                   entlang blühender Streuobstwiesen im Bergischen Land         Der etwa 140 km lange, von den Städten Bad Wünnen-
                                   wandern oder zum Frühlingserwachen in den Düffelwie-         berg, Büren und Lichtenau eingerichtete Rundwander-
                                   sen mit dem Fahrrad unterwegs sein. Familien können          weg liegt im Süden des Kreises Paderborn und führt
                                   zu einer Familienexpedition an der Berkel starten oder       durch die abwechslungsreiche Kulturlandschaft auf der
                                   sich im Kreis Minden-Lübbecke ins Große Torfmoor             Paderborner Hochfläche im Übergang zum Eggegebir-
                                   wagen. Vielleicht wollen sich Eltern mit ihren Kindern       ge und zum Sauerland. Viele interessante Naturerleb-
                                   mit „Survivalwissen“ im Wildwald Vosswinkel vertraut         nisgebiete liegen am Sintfeld-Höhenweg. Seltene Pflan-
                                   machen. Die Naturerlebniswochen bieten spannende             zen und Tiere, die in Nordrhein-Westfalen mittlerweile
                                   Nachtwanderungen zur Ortung von Fledermäusen, Be-            gefährdet sind, können hier entdeckt und beobachtet
                                   suche beim Imker, Kutsch- und Schiffsfahrten im Natio-       werden. Die aus europäischer Sicht wertvollen Gebiete
                                   nalpark Eifel. Es gibt vielfältige Gelegenheiten, sich von   und schützenswerten Arten sind in einem Schutzgebiets-
                                   Rangern, Ornithologen, Orchideenfreunden, Förstern,          netz mit dem Titel „NATURA 2000“ miteinander ver-
                                   Jägern oder auch von Mitarbeitern der Biologischen           knüpft. (G. Hein)
                                   Stationen, Naturschutzverbände, Heimatvereine und
                                   Museen begleiten zu lassen, die alle sehr bemüht sind,
                                   den Gästen nicht nur Informationen weiterzugeben,            Alle Angebote – auch in Ihrer Region – finden Sie auf
                                   sondern auch ein Naturerlebnis zu vermitteln.                www.natuerlebniswochen.nrw.de

   10
            52/2014
Zukunft der Senne

„Tag der Parke“ in OWL mit Fachtagung zur Senne
Großes Familienfest am Sonntag, 22. Juni im Arminiuspark und am Kongresshaus

Der jährliche „Tag der Parke“ wird zur Tradition in        nahmen sind sinnvoll und nötig, um das Gebiet mit sei-
Ostwestfalen! Nach dem großen Erfolg 2013 findet           ner einzigartigen Artenvielfalt langfristig zu erhalten?
das Fest rund um den Naturschutz, das Naturerlebnis        Was wird aktuell zum Schutz des Gebietes getan?
und die Arbeit von Großschutzgebieten am Sonntag,          Warum braucht die Senne Schutz? Wovor müssen wir
den 22. Juni 2014 erneut in Bad Lippspringe statt. Un-     die Senne schützen? Und was sind dafür geeignete
ter dem Motto „Wilde Heimat OWL“ gibt es im Kon-           Schutzkategorien? FFH, NSG, LSG, NLP oder Biosphä-
gresshaus und im Arminiuspark wieder ein attraktives       renreservat? Lässt sich z.B. das Ziel der Landesregie-
Programm für die ganze Familie.                            rung, hier einen Nationalpark einzurichten, umsetzen?
Erneut ist ein Aktionswochenende geplant mit weiteren
Veranstaltungen. Alle im Naturschutz, der Umweltbil-       Fachleute der Biologischen Station und des Bundesforst-
dung und dem naturbezogenen Tourismus aktiven Grup-        amtes werden über den Naturschutz auf dem Truppen-           Die Senne mit ihrer einzigartigen
pen, Vereine, Verbände, Einrichtungen, Schulen, Dienst-    übungsplatz berichten. Das LANUV stellt sein Gutachten       Artenvielfalt soll geschützt werden.
stellen und Unternehmen sind eingeladen, den Tag der       zur möglichen Eignung der Senne als Nationalpark vor.                            Foto: P. Schütz
Parke mitzugestalten. Beiträge und Stände können           Über Erfahrungen aus den Nationalparken Hainich und
schon jetzt bei der NUA angemeldet werden.                 Eifel im Umgang mit Offenlandflächen und der Akzep-
                                                           tanz für Prozessschutz referieren die Leiter der National-
Fachtagung zur Zukunft der Senne                           parke Manfred Grossmann und Henning Walter. Zu ei-
Die 2013 mit einer Podiumsdiskussion gestartete Debat-     ner möglichen Nationalparkausweisung nach nationa-
te um die Zukunft des Truppenübungsplatzes Senne           len und internationalen Kriterien wird Karl-Friedrich
(siehe NUAncen Heft 50) wird mit einer Fachtagung          Sinner von Europarc Deutschland Stellung nehmen. In
fortgeführt. Am Samstag, den 21. Juni wird dazu ein        einer abschließenden Podiumsdiskussion geht es dann
hochkarätig besetztes Fachprogramm geboten. Die            um die Frage „Was ist nach einem Truppenabzug der
Senne im Bereich des Truppenübungsplatzes gehört zu        beste Schutz für die Senne – aus Sicht des Naturschut-
den wertvollsten und artenreichsten Naturgebieten in       zes und der Region?“ Dazu haben unter anderem Ver-
NRW. Hier blieb nach 120-jähriger militärischer Nut-       treter der Naturschutzverbände, des NRW-Umweltmini-
zung eine einzigartige naturnahe Landschaft erhalten.      steriums und der Region zugesagt. Die ganztägige Ta-
Offene Heideflächen, Sandmagerrasen, Moore, Auen-          gung findet im Kongresshaus Bad Lippspringe statt.
und Kiefernwälder sowie naturnahe Bäche auf einer          Detaillierte Informationen zum Programm gibt es dem-
Fläche von über 10.000 Hektar prägen das Gebiet.           nächst unter www.nua.nrw.de bzw. www.tagderparke.
                                                           nrw.de. (A. Niemeyer-Lüllwitz)                               Klettern für Kinder ist eine der At-
Bis 2018 haben die britischen Truppen ihren Abzug                                                                       traktionen am Tag der Parke in
angekündigt. Damit steht der künftige Schutz dieses        Kontakt: Adalbert Niemeyer-Lüllwitz, Tel. 02361 / 305-       Bad Lippspringe.
Gebietes auf der Tagesordnung. Welche Schutzmaß-           3335, E-Mail adalbert.niemeyer-luellwitz@nua.nrw.de                             Foto: S. Lüllwitz

Fledermäuse in der Landschaftsplanung
Teilnehmerzahl an Kooperationsveranstaltung von NUA und echolot steigt beständig

Ende November vergangenen Jahres kamen rund 180            Fledermäuse gehören zu den besonders geschützten
Expertinnen und Experten aus den Bereichen Land-           Tierarten und sind planungsrelevant. Daher sind Auswir-
schaftsplanung, Naturschutz und Fachbehörden ins           kungen von Eingriffen auf alle Fledermausarten zu be-
Umspannwerk nach Recklinghausen, um am 5. Seminar          rücksichtigen. Es eröffnen sich dabei immer neue Hand-
„Fledermäuse in der Landschaftsplanung – Neue Er-          lungsfelder für die Akteure. Durch die andauernde Sa-
kenntnisse zur Methodik, Maßnahmenplanung und zum          nierungswelle an alten Gebäuden, aber auch an Brü­
Monitoring“ teilzunehmen. Das Tagungsprogramm war          ckenbauwerken und Industrieanlagen und damit einher-
wie immer anspruchsvoll und hoch aktuell. Fledermaus-      gehenden Auswirkungen auf Fledermäuse ist es wichtig,
experten aus Praxis und Forschung aus NRW, Nieder­         als Federmaus-Experte immer auf dem neuesten Stand
sachsen, Berlin, Brandenburg und Bayern stellten neues­    zu sein – was den großen Zuspruch zu dieser Veranstal-
te Ergebnisse und Ansätze zum Fledermausschutz dar,        tungsreihe erklärt.
zum Beispiel aus den Bereichen Einfluss von künstlichem
                                                                                                                        Zwergfledermaus
Licht, Umgang mit Sanierung und Abriss, aber auch          Die erfolgreiche Veranstaltungsreihe wir am 27. No-
aktuelle Verbreitungsdaten. Grundlage für alle Schutz-     vember 2014 fortgesetzt, Anmeldungen sind schon jetzt                            Foto: P. Schütz
maßnahmen müssen qualitativ hochwertige Felduntersu-       unter www.nua.nrw.de möglich. (S. Helm / vla)
chungen, aber auch unterstützende Abfragen und kor-
rekte Interpretationen von zusätzlich verfügbaren Daten-   Ansprechpartnerin: Saskia Helm, Tel. 02361 / 305-
und Literaturquellen sein.                                 3318, E-Mail saskia.helm@nua.nrw.de

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