Lernen, unterstützen und gestalten - an Realschulen in Baden-Württemberg BEISPIELE AUS DER PRAXIS FÜR DIE PRAXIS - max-planck-rs.de
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Lernen, unterstützen und gestalten an Realschulen in Baden-Württemberg BEISPIELE AUS DER PRAXIS FÜR DIE PRAXIS
INHALT Inhalt 1 Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 2 Weiterentwicklung der Realschulen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 2.1 Zielsetzung der Landesregierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 2.2 Umsetzung der neuen Konzeption . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 2.2.1 Orientierungsstufe in Klasse 5 und 6 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 2.2.2 Kurssystem in Klassenstufe 7 und 8 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 2.2.3 Klassenstufe 9 und 10 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 2.3 Zeitliche Perspektive . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 2.3.1 Konkrete Umsetzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 3 Bildungsplan . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 3.1 Bildungsplan 2016 – Kurzdarstellung Konzeption und Intention . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 3.2 Veränderungen im Zusammenhang mit dem Bildungsplan 2016 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 3.2.1 Leitperspektiven . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 3.2.2 Das Verhältnis von Kern- und Schulcurriculum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 3.2.3 Überblick über die fachlichen Veränderungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 3.2.4 Lernstand 5 und VERA 8 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 3.3 Unterstützungsangebote für die Schulen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 3.4 Mögliches Fördermodell für die Realschulen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 3.4.1 Pädagogische Diagnose- und Förderelemente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 4 Individualisiertes Lernen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 4.1 Begriffsklärung zum Lernen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 4.2 Mögliche Anlässe in der Realschule zur pädagogischen Diagnose, Förderung und Differenzierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 4.3 Fördergespräche in der Realschule . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 4.4 Beispiele von Organisationsmodellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 4.4.1 Das Lernband . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 4.4.2 Das Lernatelier . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 4.5 Individualisierender und kompetenzorientierter Unterricht im Überblick . . . . . . . . . . 16 5 Kurzübersicht: Beispiele aus der Praxis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 5.1 Hermann-Hesse-Realschule Fellbach Schmiden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 5.2 Sophie La Roche-Realschule Bönnigheim . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 5.3 Geschwister-Scholl Realschule Nürtingen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 5.4 Realschule Hechingen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 5.5 Realschule Tettnang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 5.6 Hermann-Hesse-Realschule Reutlingen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 5.7 Realschule Niefern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 5.8 John-Bühler-Realschule Dornhan . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 5.9 Reischach-Realschule mit Werkrealschule Immendingen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 5.10 Theodor-Heuss-Realschule Konstanz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 5.11 Werkreal- und Realschule Friesenheim . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 6 Glossar zu den Praxisbeispielen der Schulen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 7 Literaturliste . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 8 Materialsammlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 2
VORWORT Liebe Leserinnen und Leser, Schulen in Baden-Württemberg sind schon immer durch eine heterogene Schülerschaft geprägt. Aufgrund gesell- schaftlicher Entwicklungen nehmen seit einigen Jahren das Spektrum und die Vielfalt der Begabungsmuster bei Schülerinnen und Schülern zu – auch und gerade an den Realschulen. Jeder Schülerin und jedem Schüler muss die Möglichkeit gegeben werden, sein Potenzial zu entfalten und auszu- bauen, um den bestmöglichen Bildungsabschluss zu erreichen. Dabei müssen die Realschulen Sorge tragen, dass sie Angebote für unterschiedlich leistungsstarke Schülerinnen und Schüler bereithalten. In diesem Zusammenhang konzentrierte sich der bildungspolitische Diskurs der letzten Monate unter anderem auf die Frage, wie sich die Re- alschulen im Land auf die geänderten Rahmenbedingungen einstellen können. Die Landesregierung hat verschiedene Maßnahmen ergriffen, damit Schulen und Lehrerinnen und Lehrer auf die notwendigen Veränderungen vorbereitet und dabei unterstützt werden. Zukunftsweisend ist hierbei das Konzept zur Weiterentwicklung der Realschulen, das zum Schuljahr 2016/2017 an allen Realschulen eingeführt wird. Zukünftig werden die Realschulen ihren Schülerinnen und Schülern je nach deren individuellen Leistungs- entwicklungen sowohl den Realschulabschluss in Klasse 10 als auch den Hauptschulabschluss nach Klasse 9 anbieten. Ziel ist, dass alle Schülerinnen und Schüler bis zu einem erfolgreichen Abschluss an der Realschule bleiben können. Um alle Schülerinnen und Schüler in ihrer individuellen Lern- und Leistungsentwicklung zu för- dern, werden verstärkt individualisierte Lernformen eingesetzt. Damit die Realschulen bereits ab dem Schuljahr 2015/2016 Konzepte zur Individualisierung und Binnendifferenzierung umsetzen können, hat die Landesregierung die Zahl der Poolstunden pro Zug von 2,2 auf 6 erhöht. Zum Schuljahr 2016/2017 erhalten die Realschulen weitere zwei Lehrerwochenstunden je Zug. In den Folgejahren soll dann pro Schuljahr jeweils eine weitere zusätzliche Stunde zugewiesen werden, sodass den Realschulen im Schuhljahr 2018/2019 insgesamt zehn Poolstunden zur Verfügung stehen würden. Eine Ressourcenausstattung in diesem Umfang ist einmalig in der Geschichte dieser Schulart. In diesem Impulsheft stellen sich Realschulen vor, die sich bereits intensiv mit Individualisierung und Differen- zierung auseinander gesetzt und Unterrichtsbeispiele erprobt haben. Sie zeigen, wie individualisierte Lernformen im Unterricht an Realschulen eingesetzt werden können. Die Beispiele reichen von den ersten Schritten einer Realschule, die zunächst in einem Unterrichtsfach individuelle Förderangebote ermöglicht haben, bis hin zu Schu- len, die sich seit Jahren kontinuierlich damit auseinandergesetzt haben und nun einen Hauptteil der Lernzeit mit individuellen Lernformen gestalten. Lernarrangements wurden konzipiert, erprobt, evaluiert und anschließend weiterentwickelt. Diese Schulen haben die erfolgten Veränderungen in ihr pädagogisches Konzept aufgenommen und sich über die neue Lernkultur definiert. Nun sind alle Realschulen in Baden-Württemberg aufgefordert, eine Strategie zu entwickeln, wie sie das Konzept zur Weiterentwicklung der Realschulen an ihrem jeweiligen Standort bestmöglich umsetzen können. Die in diesem Impulsheft vorgestellten Modelle können insbesondere in der Vorbereitungs- und Übergangsphase bis zu Beginn des Schuljahres 2016/2017 wertvolle Impulse dafür liefern. Ergänzend sind im letzten Kapitel einige Beispiele und Materialien für die konkrete Umsetzung im Unterricht dargestellt. Den Schulleitungen und Lehrerinnen und Lehrern, die ihre Konzeptionen und Materialien zur Verfügung stellen, danken wir sehr herzlich. Ihre Erfahrungen können Impulse für die Weiterentwicklung individualisierten Lernens an allen Realschulen geben. Ein herzlicher Dank geht an die Mitglieder der Konzeptionsgruppe am Kultusministerium und an alle Lehrkräfte, die durch ihre Beiträge und Anmerkungen zur Entstehung dieses Impulsheftes beigetragen haben. Wir wünschen jeder Realschule viel Erfolg auf ihrem Weg der Weiterentwicklung. Mit freundlichen Grüßen Ministerium für Kultus, Jugend und Sport des Landes Baden-Württemberg 3
WEITERENTWICKLUNG DER REALSCHULEN 2 Weiterentwicklung der Realschulen 2.1 Zielsetzung der Landesregierung Unterrichtsstunden begrenzt. Am Ende der Klassenstufen 7 und 8 erfolgt eine erneute Niveauzuweisung durch die Versetzungs- Die Weiterentwicklung der Realschule im Sinne verstärkter in- konferenz. dividualisierter Lernformen soll den Aufbau der zweiten Säule innerhalb des Zwei-Säulen-Systems unterstützen. Die Realschu- 2.2.3 KLASSENSTUFE 9 UND 10 len sollen befähigt werden, sich ihrer zunehmend heterogenen In Klassenstufe 9 werden diejenigen Schülerinnen und Schü- Schülerschaft anzunehmen. Schülerinnen und Schüler sollen mit ler, die auf dem grundlegenden Niveau lernen, gezielt auf die Einführung der Konzeption auf dem zum Hauptschulabschluss Hauptschulabschlussprüfung vorbereitet. Diese wird am Ende führenden grundlegenden Niveau (G-Niveau) oder dem zum der Klasse 9 durchgeführt. Das Lernen kann in Klasse 9 binnen- Realschulabschluss führenden mittleren Niveau (M-Niveau) differenziert oder in getrennten Klassen bzw. Gruppen erfolgen. gefördert werden. Dabei soll keine Trennung in separate Züge Die Schülerinnen und Schüler, die den Realschulabschluss an- (Hauptschul-Zug und Realschul-Zug) erfolgen. streben, lernen in den Klassenstufen 9 und 10 auf dem mittleren Kerngedanke des Konzepts ist es, Schülerinnen und Schülern Niveau und absolvieren die Realschulabschlussprüfung am Ende künftig zwei Schulabschlüsse an Realschulen zu ermöglichen. von Klasse 10. Zusätzlich soll die Möglichkeit eröffnet werden, Dabei können alle Schülerinnen und Schüler bis zu einem er- nach dem in Klasse 9 erreichten Hauptschulabschluss am Ende folgreichen Abschluss an der Realschule verbleiben. von Klasse 10 den Realschulabschluss zu erwerben. Realschulabschlussprüfung am Ende von Klasse 10 Neu: Hauptschulabschlussprüfung am Ende von Klasse 9 2.3 ZEITLICHE PERSPEKTIVE Die Realschulen bieten wie bisher das mittlere Niveau, künftig aber auch das grundlegende Niveau an. Sofern gewünscht ist, SJ 2014/2015 SJ 2015/2016 SJ 2016/2017 auch das erweiterte Niveau anzubieten, besteht die Möglichkeit einer Weiterentwicklung zur Gemeinschaftsschule. Vorberei- Maßnahmen zur Einführung des Die notwendige Schulgesetzänderung wird im Herbst 2015 im tung auf die Vorbereitung neuen Bildungs- Gesetzblatt veröffentlicht und tritt zum Schuljahr 2016/2017 in Maßnahmen der Umsetzung plans im folgenden des Konzepts Inkrafttreten der Kraft. Die Realschulversetzungsordnung sowie die Realschul- Schuljahr (Umgang mit Schulgesetzände- abschlussprüfungsordnung werden angepasst. Heterogenität, rung Binnendifferen- (zum 1.8.2016) zierung) Umsetzung des Herbst 2015: neuen Konzepts Veröffentlichung 2.2 Umsetzung der neuen Konzeption der Schulgesetz- änderung 2.2.1 ORIENTIERUNGSSTUFE IN KLASSE 5 UND 6 Im Anschluss: neue Realschul- Schülerinnen und Schüler lernen gemeinsam im Klassenver- verordnung band auf dem grundlegenden und dem mittleren Niveau. Dabei gibt es keine Versetzungsentscheidung nach Klasse 5. Am Ende Fortbildungskonzeption von Klasse 6 entscheidet die Versetzungskonferenz darüber, ob die Schülerin bzw. der Schüler im folgenden Schuljahr auf dem grundlegenden oder mittleren Niveau lernt. 2.3.1 KONKRETE UMSETZUNG Das neue Konzept wird mit dem Inkrafttreten des neuen Bil- 2.2.2 KURSSYSTEM IN KLASSENSTUFE 7 UND 8 dungsplans im Schuljahr 2016/2017 in den Klassenstufen 5 und 6 Schülerinnen und Schüler der Realschule lernen weiterhin ge- umgesetzt und wächst in den folgenden Schuljahren nach oben. meinsam im Klassenverband auf dem grundlegenden und dem mittleren Niveau. Dabei erfolgt das Lernen binnendifferenzie- Schuljahr 2016/2017 Orientierungsstufe in Klasse 5 und 6 rend und zieldifferent. In den Fächern Mathematik, Englisch Schuljahr 2017/2018 Kurssystem in Klasse 7 und Deutsch ist eine zeitweilige äußere Differenzierung gemäß Schuljahr 2018/2019 Kurssystem in Klasse 8 dem grundlegenden und dem mittleren Niveau möglich. Zeit- Schuljahr 2019/2020 Erste Hauptschulabschlussprüfung an lich ist die äußere Differenzierung auf maximal die Hälfte der der Realschule in Klasse 9 4
BILDUNGSPLAN 3 Bildungsplan 3.1 Bildungsplan 2016 – Kurzdarstellung Für die Sekundarstufe I entsteht ein gemeinsamer, schulartüber- Konzeption und Intention greifender Bildungsplan für Hauptschulen, Werkrealschulen, Re- alschulen und Gemeinschaftsschulen. Die Differenzierung zwi- Die Reform der Bildungspläne aller allgemein bildenden Schu- schen den unterschiedlichen Bildungsgängen wird dabei durch len ist unter anderem auf die veränderten Bedingungen in der die Ausweisung dreier unterschiedlicher Anspruchsniveaus Schullandschaft zurückzuführen. Bildung ist nach unserem (grundlegendes, mittleres und erweitertes Niveau) verwirklicht. Verständnis dann gut, wenn keiner vergessen wird und wenn wir jedem Kind und Jugendlichen in Baden-Württemberg den entsprechend seinen individuellen Fähigkeiten bestmöglichen Bildungsabschluss ermöglichen. Die Förderung der Einzelnen 3.2 Veränderungen im Zusammenhang mit bzw. des Einzelnen nach ihren bzw. seinen Begabungen und sei- dem Bildungsplan 2016 ner Leistungsfähigkeit ist die Voraussetzung einer erfolgreichen 3.2.1 LEITPERSPEKTIVEN Bildungsbiografie. Die aktuelle Bildungsplanreform stellt eine In den künftigen Bildungsplänen2 werden sechs Leitperspekti- konsequente Weiterentwicklung der Bildungspläne von 2004 dar ven verankert, die in die Fächer integriert sind. Es wird zwischen und wird zu einer höheren Bildungs- und Chancengerechtigkeit allgemeinen und themenspezifischen Leitperspektiven unter- in Baden-Württemberg beitragen. schieden: Durch abgestimmte Rahmenbedingungen, Fächer und Inhalte ermöglichen die neuen Bildungspläne eine verbesserte horizon- Leitperspektiven tale und vertikale Durchlässigkeit innerhalb des Bildungssystems Baden-Württembergs. Durchgängig präzise Kompetenzformulie- Allgemeine Themenspezifische rungen bilden die Grundlage für Maßnahmen der individuellen Leitperspektiven Leitperspektiven Förderung und für Lernen in heterogenen Gruppen. Die neuen Bildungsstandards und die dazugehörigen pädagogischen Unter- • Bildung für • Berufliche nachhaltige Orientierung stützungsangebote (z. B. Kompetenzraster) ermöglichen einen Entwicklung in die Fächer • Medienbildung Unterricht, der allen Schülerinnen und Schülern ausreichend • Prävention und integriert • Verbraucher- Chancen bietet, die in den Standards formulierten Kompeten- Gesundheits- bildung förderung zerwartungen zu erreichen. Die Präzisierung der Inhalte und des • Bildung für zu erreichenden Niveaus führen zur Stärkung der Fachlichkeit Toleranz und sowie zu einer Sicherheit bei der unterrichtlichen Umsetzung Akzeptanz von Vielfalt und der Festlegung von Prüfungsanforderungen.1 Kompetenzorientierung geht von der individuellen Lernbiogra- phie aus: Nicht ein bestimmter Inhalt steht im Mittelpunkt, son- Bei den Leitperspektiven handelt es sich um Themen, die dern vielmehr die Frage, über welche Fähigkeiten, Fertigkeiten nicht einem einzigen Fach zugeordnet, sondern übergreifend und Kenntnisse Schülerinnen und Schüler verfügen und wie sie in verschiedenen Fächern altersgerecht vermittelt und spiral- diese in ihren individuellen Lernprozessen nutzen können. curricular vertieft werden sollen. Auf der Ebene der Fachpläne wird in den neuen Bildungsplä- nen zwischen prozessbezogenen und inhaltsbezogenen Kom- petenzen unterschieden. Die prozessbezogenen Kompetenzen kennzeichnen übergreifende, allgemeine, das Fach betreffende Kompetenzen, die nicht an bestimmte Inhalte gebunden sind und sich im Bildungsprozess individuell herausbilden. Sie sind aus diesem Grund auf das Ende des jeweiligen Bildungsgangs bezogen. Die Standards für inhaltsbezogene Kompetenzen 1 Leitlinie neuer Lehr- und Bildungspläne sind in allen Bundesländern definieren die fachlichen Anforderungen an die Schülerinnen die Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz (KMK). und Schüler und legen möglichst konkret und präzise fest, 2 Bei den Leitperspektiven handelt es sich um Themen, die nicht einem einzigen Fach zugeordnet werden, sondern übergreifend in verschie- über welche fachlichen Kompetenzen die Schülerinnen und denen Fächern altersgerecht vermittelt und spiral-curricular vertieft Schüler am Ende der jeweiligen Standardstufe verfügen sollen. werden sollen. 5
BILDUNGSPLAN 3.2.2 DAS VERHÄLTNIS VON KERN- UND 3.2.4 LERNSTAND 5 UND VERA 8 SCHULCURRICULUM Lernstandserhebungen sind ein diagnostisches Instrument, das Die Bildungsplankommissionen verwenden als Vorgabe für ihre der Ermittlung des Lernstands von Klassen und von einzelnen Arbeit einen Richtwert, der in der Regel einem Verhältnis von Schülerinnen und Schülern dient. Es sind schriftliche Arbeiten Kern- und Schulcurriculum von 3/4 zu 1/4 (statt bisher 2/3 zu in Form von Tests, die flächendeckend und jahrgangsbezogen 1/3) der zur Verfügung stehenden Unterrichtszeit entspricht. Das untersuchen, welche Kompetenzen Schülerinnen und Schüler zu Kerncurriculum ist die Summe der verbindlichen Inhalte der einem bestimmten Zeitpunkt erreicht haben. Sie orientieren sich Bildungsstandards Baden-Württembergs. Das Schulcurriculum dabei an den Anforderungen der länderübergreifend verbindlich dient der Vertiefung und Erweiterung der inhaltlichen Vorgaben festgelegten Bildungsstandards. der Bildungsstandards Baden-Württembergs und wird von der In Baden-Württemberg wird in der dritten Jahrgangsstufe das Schule selbst erarbeitet, d. h. eine spezifische Schwerpunktset- bundesweit einheitlich eingeführte Verfahren VERA 3 durchge- zung ist möglich. führt, ab dem Schuljahr 2015/2016 beteiligt sich Baden-Württem- berg in der achten Jahrgangsstufe an dem bundesweit gültigen 3.2.3 ÜBERBLICK ÜBER DIE FACHLICHEN Verfahren VERA 8. VERÄNDERUNGEN Da VERA die Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern Durch Abschaffung der bisherigen schulartspezifischen Fächer- unabhängig von unmittelbar vorgeschalteten unterrichtlichen verbünde wird die Voraussetzung für eine verbesserte Durch- Lernprozessen und curricularen Vorgaben testet, ist bei VERA lässigkeit zwischen den Schularten erreicht. Der Ansatz des keine Benotung der Schülerleistungen vorgesehen. Der Schwer- vernetzten fächerübergreifenden Lernens soll dabei grundsätz- punkt der Vergleichsarbeiten liegt nicht auf dem Abschneiden lich weiterverfolgt werden. Explizite Verweise zwischen den einer Klasse, sondern auf der Analyse und Interpretation der Er- Fächern eines Fächerfelds sollen die positiven Aspekte fächer- gebnisse im Hinblick auf die Weiterentwicklung des Unterrichts. verbindenden Lernens weiterhin ermöglichen. Ziel ist es, durch VERA ist demnach in erster Linie als ein Instrument der Schul- die Weiterentwicklung der Bildungspläne die fachlichen Kom- und Unterrichtsentwicklung zu verstehen und nur bedingt ein petenzen der Schülerinnen und Schüler zu stärken und damit Instrument zur individuellen Leistungsbeurteilung. die Fachlichkeit als Voraussetzung für interdisziplinäres Lernen Im Zuge einer angemessenen pädagogischen Diagnostik soll eine sicherzustellen. Der einzige neu eingerichtete Fächerverbund empirisch gesicherte Lernstandserhebung zeitlich zwischen den „Biologie, Naturphänomene und Technik“ in der Orientierungs- beiden Verfahren VERA 3 und VERA 8 angesiedelt werden. Ab stufe ist im Gegensatz zu den bisherigen Fächerverbünden schul- dem Schuljahr 2015/2016 wird zu Beginn des 5. Schuljahres der artübergreifend angelegt.3 neue „Lernstand 5“ auf Basis der bundesweiten Standards der Primarstufe durchgeführt. Mit dem neuen Verfahren „Lernstand 5“ in der Orientierungs- Neues Fach ab Neues Wahlpflicht- stufe können Lehrkräfte an allen auf der Grundschule aufbau- Klasse 7 fach ab Klasse 7 enden allgemein bildenden Schularten zu Beginn dieses neuen Wirtschaft / Berufs- Alltagskultur, Bildungsabschnitts wichtige Informationen über den Leistungs- und Studien- Ernährung und stand der neuen Fünftklässlerinnen und Fünftklässler erhalten. orientierung Soziales Daraus können dann umfassende Unterstützungsmaßnahmen und Förderangebote abgeleitet werden. Neuer Fächerver- einheitlicher „Lernstand 5“ ist ein förderdiagnostisches Verfahren und zielt auf bund für Beginn der die prospektive Unterstützung der Schülerinnen und Schüler im Klasse 5 und 6 2. Fremdsprache ab Klasse 6 Anschluss an die Erhebung ab. In den Kernfächern Deutsch und Biologie, Natur- phänomene und Mathematik soll aufgezeigt werden, bezüglich welcher Basiskom- Technik petenzen (z. B. Leseverstehen) die Schülerin oder der Schüler im folgenden Bildungsabschnitt einer weiteren Unterstützung bedarf. Durch Orientierung an den Kompetenzstufenmodellen stehen bei den Ergebnisrückmeldungen stärker die inhaltlichen 3 http://www.kultusportal-bw.de/,Lde/Startseite/ und kompetenzorientierten Bezüge und weniger die sozialen Be- schulebw/Rahmenvorgaben_Eckpunkte züge im Vordergrund. 6
BILDUNGSPLAN Das Landesinstitut für Schulentwicklung wird die Lernstandser- formulierten Erwartungen an den Leistungsstand der Schüle- hebung durch begleitendes Diagnose- und Fördermaterial unter- rinnen und Schüler zu erreichen; stützen und steht diesbezüglich in engem Kontakt mit Hoch- in der Umsetzung des Konzepts „Lernen im Fokus der schulen. Kompetenzorientierung an allgemeinbildenden Schulen“ ; individuelles Fördern in der Schule durch Beobachten – Beschreiben– Bewerten – Begleiten. Das professionelle Beobachten von Schülerinnen und Schülern, die Beschrei- 3.3 Unterstützungsangebot für Schulen bung und Dokumentation der beobachteten Stärken und Schwächen, deren Bewertung und das Schlussfolgern münden Die Schulen erhalten als pädagogische Umsetzungshilfen suk- in eine individuell zugeschnittene Begleitung und Förderung zessive Beispielcurricula, Kompetenzraster, Lernwegelisten und von Lernenden, exemplarische Lernmaterialien zur Begleitung des individuellen in der GFS (gleichwertigen Feststellung der Schülerleistung) Lernens. Die Veröffentlichung der neuen Bildungspläne auf ei- in den Klassen 8 und 9, bei der jede Schülerin und jeder ner Internetplattform verzahnt die Bildungsstandards mit den Schüler durch die freie Themenwahl die Möglichkeit erhält, genannten Umsetzungshilfen. die eigenen Interessen und Fähigkeiten zu entfalten, Von Seiten des Kultusministeriums wurden die nachfolgend ge- in der Einführung des Diagnose- und Förderinstruments nannten Rahmenvorgaben und Eckpunkte für die individuelle Kompetenzanalyse Profil AC an Realschulen in der 8. Klasse. Förderung unter anderem auch für die Realschulen festgelegt: Das Kompetenzprofil als Ergebnis der Erhebung stellt die Das Lernen von Schülerinnen und Schülern zu unterstützen Stärken und den Förderbedarf der Schülerinnen und Schüler und zu gestalten ist eine wesentliche Grundlage für eine im überfachlichen und berufsbezogenen Bereich dar. Das gelingende Bildungsbiographie. Rückmeldegespräch verbunden mit dem Ziel- und Lernver- Jeder Unterricht sollte vom Entwicklungsstand und den einbarungsgespräch ermöglicht es, Ansatzpunkte der indivi- individuellen Potenzialen des einzelnen Kindes bzw. Jugend- duellen Förderung (iF)4 zu erkennen. Die Durchführung der lichen ausgehen und sich an den jeweiligen Bildungsstandards Kompetenzanalyse Profil AC an Realschulen ist daher orientieren. die Grundlage für die individuelle Förderung überfachlicher Rechtliche Grundlagen sind zum einen das Schulgesetz, zum und berufsbezogener Kompetenzen. Anhand des Profils las- anderen die Verwaltungsvorschrift „Kinder und Jugendliche mit sen sich in Kooperation mit den am Lernprozess Beteiligten besonderem Förderbedarf und Behinderungen“ aus dem Jahr individuelle Förderpläne erstellen und Ziel- und Lernverein- 2008. barungen treffen, die fortlaufend ergänzt und auch erweitert werden können. Diese Vereinbarungen und Maßnahmen sind Gegenstand des Beratungsgesprächs. Die Stärkenorientierung steht hier im Fokus. Unter diesem Gesichtspunkt sollte das 3.4 Mögliches Fördermodell für die Profil vorrangig gelesen, verstanden und ressourcenorientiert Realschulen gefördert werden. An dieser Stelle sei auf die ausführliche Materialsammlung Ansatzpunkte zur individuellen Förderung an Realschulen wer- „Handbuch individuelle Förderung der überfachlichen, be- den u. a. in den folgenden pädagogischen Ansätzen deutlich: rufsbezogenen Kompetenzen auf Grundlage der Kompetenz- in dem neuen Verfahren Lernstand 5, mit dem Lehrkräfte analyse Profil AC an Realschulen“ verwiesen, das an die wichtige Informationen über den Leistungsstand der neuen Schulen versandt wurde. Fünftklässlerinnen und Fünftklässler erhalten und umfassende Unterstützungsmaßnahmen und Förderangebote in den Fächern Mathematik und Deutsch ableiten können; in den Lernstandserhebungen VERA 8, die als Instrument der Qualitätsentwicklung und Selbstevaluation von Schulen den Lernstand von Klassen und von einzelnen Schülerinnen und 4 Die Abkürzung „iF“ steht für die individuelle Förderung der über- Schülern erheben und mit den Schulen überprüfen können, fachlichen und berufsbezogenen Kompetenzen im Rahmen der inwieweit es ihnen gelungen ist, die in den Bildungsstandards Kompetenzanalyse AC an Realschulen. 7
BILDUNGSPLAN In der folgenden Grafik werden die oben genannten Förderansätze veranschaulicht: Klasse 5 Klasse 6 Klasse 7 Klasse 8 Klasse 9 Klasse 10 Instrumente/ Fachunterricht, Schriftliche Arbeiten, Projekte, Dokumentation von Verfahren Lernprozessen, Rückmelde- und Beratungsgespräche, Kompetenzraster VERA 8 FACHLICH Lernstand 5 GFS GFS Individuelle Maßnahmen (schulisch und außerschulisch) Module, Projekte oder Einheiten zur individuellen Förderung ÜBERFACHLICH Lions- Lions- Lions- Kompetenz- Profil AC und Rückmelde- Reflexion Ziel- und Lernverein- Reflexion Ziel- und Lernverein- Quest* Quest* Quest* analyse gespräch barung barung Profil AC Fachunterricht, verbunden mit Angeboten zur überfachlichen und berufsbezogenen Kompetenzentwicklung Individuelle Maßnahmen (schulisch und außerschulisch) Erweiterung der Individualisierte Maßnahmen (schulisch und außerschulisch) Kompetenzen *optional Erweiterung der fachlichen und überfachlichen Kompetenzen Individuelle Maßnahmen (schulisch und außerschulisch) Module, Projekte oder Einheiten zur individuellen Förderung Profil AC und Ziel- und Ziel- und Rückmelde- Reflexion Lernverein- Reflexion Lernverein- gespräch barung barung Fachunterricht, verbunden mit Angeboten zur überfachlichen und berufsbezogenen Kompetenzentwicklung Individuelle Maßnahmen (schulisch und außerschulisch) 8
BILDUNGSPLAN 3.4.1 PÄDAGOGISCHE DIAGNOSE- UND FÖRDERELEMENTE Klasse/ Diagnose und Förderung Strukturelle und organisa- fakultativ/verbindlich Zeitpunkt der Durchführung in den Fächern torische Alternativen zur Umsetzung Beginn des Schul- Lernstand 5: Durchführung: verbindlich ab Schuljahr jahres Lernstandserhebung in der Lehrkräfte der Fächer Deutsch 2015/2016 Orientierungsstufe für Deutsch und Mathematik und Mathematik auf der Ziel: prospektiv-diagnostische Grundlage der Primarstufen- Förderung zu Beginn des standards 4 Bildungsabschnitts; Unter- stützungsmaßnahmen für die Schülerinnen und Schüler ableiten, um sie für die nach- Kl. 5 folgenden Bildungsabschnitte optimal zu fördern. Lernstandsgespräch im Ergebnisse aus dem Lern- Die Ergebnisse der Lernstand- Anschluss an Lernstand 5 stand 5 in Mathematik und serhebungen werden mit den Deutsch werden festgehalten Schülerinnen und Schülern, und in Lernstandsgesprächen dem Erziehungsberechtigten (auch mit Eltern) kommu- und in den entsprechenden niziert, Zielvereinbarungen Konferenzen besprochen. getroffen und Lernpläne entwickelt. Beginn des zweiten VERA 8: verbindlich ab Schuljahr Halbjahres in Deutsch, Mathematik und 2015/2016 der ersten Fremdsprache, optional zweite Fremdsprache Lernstands- Ergebnisse aus VERA 8: Die Ergebnisse der Lern- gespräche Ergebnisse in Mathematik, standserhebungen werden Deutsch und Englisch werden mit den Schülerinnen und festgehalten und in Lern- Schülern, den Erziehungs- Kl. 8 standsgesprächen (auch ge- berechtigten und in den genüber Eltern) kommuniziert, entsprechenden Konferenzen Zielvereinbarungen getroffen besprochen und Lernpläne entwickelt. Differenzierungsmaßnahmen Teamteaching, im Anschluss an VERA 8 und Lernstudio, die Lernstandsgespräche Kombikurs, Lernband / offener Unterricht u. a. Im Kompetenzanalyse Profil AC Geschulte Lehrertandems verbindlich Schuljahr an Realschulen für Profil AC Erhebung überfachlicher und zwei Stunden in der Kontin- berufsspezifischer Kompe- Fördergespräche durch alle gentstundentafel Kl. 8 tenzen mit anschließender Lehrkräfte der Klasse möglich individueller Förderung Erhebung in Profilwoche / Themenwoche möglich Schuljahres- überfachliche, berufsbezogene alle Lehrkräfte der Klasse Kl. 8/ begleitend individuelle Förderung, Kl. 9 Ziel- und Lernvereinbarungen in Feedbackgesprächen 9
INDIVIDUALISIERTES LERNEN 4 Individualisiertes Lernen Die große Bandbreite der Fähigkeiten und Fertigkeiten der Schü- Fach/Thema lerinnen und Schüler ist im Schulalltag zunehmend erkennbar. Sozialform In Anbetracht dieser wachsenden Heterogenität gilt es, der Ver- Lerntempo antwortung für die uns anvertrauten Schülerinnen und Schüler Materialien Rechnung zu tragen. selbst bestimmen. Ziel hierbei ist es, die Lernenden mit all ihren Facetten in den Blick zu nehmen, sie zu unterstützen und Angebote zu schaf- Vorbereitung des personalisierten Lernens fen, die es erlauben, im Rahmen einer positiven und wertschät- Um personalisiertes Lernen zu ermöglichen, bedarf es verschie- zenden Beziehungskultur maximal gelingende Bildungsbiogra- dener „Vorstufen“. fien zu gestalten. Schule, Unterricht und Lehrkräfte müssen sich Wenn eine Schülerin oder ein Schüler nicht selbstgesteuert ler- dahingehend weiterentwickeln. Die zunehmende Heterogenität nen kann, machen Lernarrangements von selbstgesteuertem Ler- bietet jedoch auch mannigfaltige Chancen für die Schule, das nen (noch) wenig Sinn.6 Kollegium und die Schülerinnen und Schüler. Der Weg der Individualisierung und des individuellen Förderns und Forderns muss ergänzt werden durch kooperative Strukturen Stufe 4: Personalisiertes Lernen (z. B. mit Kompetenzraster, Lernauf- und Lernformen. Nur so können die Potenziale der Lernenden gaben, Lernplanung, Lerntagebuch, angemessen gefördert und entwickelt werden. Arbeitspläne) Stufe 3: Zunehmende Selbstorganisation (Lernzirkel, Lerntheke), Unterrichtskonzep- 4.1 Begriffserklärung zum Lernen tionen: Kooperatives Lernen, Wechselsei- tiges Lehren und Lernen (WELL- Methode) und das Selbstorganisierte Lernen (SOL) Individualisierung/individuelles Fördern bedeutet: die Schülerinnen und Schüler kompetent zu machen, ihr Ler- nen selbst zu steuern und zu verantworten. Individuelles Fördern Stufe 2: Methodisches Repertoire bei Schüle- rinnen und Schülern aufbauen z. B. Methoden- ist das Unterrichtsprinzip, in dem Schülerinnen und Schüler ihr curriculum, verschiedene Strukturierungs- Lernen (teilweise) selbst bestimmen bzw. die Lehrkraft indivi- methoden und Arbeitstechniken duell interagiert.5 Individualisierung/individuelles Fördern findet im Unterricht mit der gesamten Klasse statt sowie in Lehr-Lern- Stufe 1: Lernklima und pädagogische Strukturen arrangements, in denen die Schülerinnen und Schüler selbststän- sichern (Classroom – Management) dig und eigenverantwortlich arbeiten und lernen. Letzteres wird als „personalisiertes Lernen“ bezeichnet. Grundlage aller Differenzierungsmaßnahmen ist eine fundierte Individualisierung im gemeinsamem Unterricht: pädagogische Diagnostik. Binnendifferenzierung Lehrkräfte stellen im gemeinsamen Unterricht unterschiedliche Aufgaben zur Verfügung: nach Schwierigkeit nach Arbeitstempo nach Vorkenntnissen nach Interessen u. a. 5 Landesinstitut für Schulentwicklung: Lernen im Fokus der Kompeten- zorientierung (NL 01), S. 7 und 8. Individualisierung durch personalisiertes Lernen: 6 Herold, Martin; Landherr, Birgit (2003): SOL, Selbstorganisiertes Schülerinnen und Schüler steuern in „personalisierten“ Lern- Lernen – ein systematischer Ansatz für Unterricht. Handreichung Mi- arrangements ihr Lernen, indem sie nisterium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg (Hrsg.). Weilheim/Teck: Bräuer GmbH. Aufgabenformate http://www.km-bw.de/site/pbs-bw/get/documents/KULTUS.Dachman- Ziele dant/KULTUS/kultusportal-bw/zzz_pdf/SOL.pdf. Abruf 12.06.2015. 10
INDIVIDUALISIERTES LERNEN Pädagogische Diagnostik meint: Verfahren (Möglicher) Fokus, z. B. die systematische Sammlung von Informationen zu Lernvoraus- Schriftliche Arbeiten Leistungsmessung setzungen, Lernprozessen oder dem Lernstand von Schülerinnen und mündliche Leis- und Schülern mit dem Ziel der individuellen Förderung. tungen Onlinediagnose Bei Onlinediagnose zusätzlich: „Instrumente“ zur pädagogischen Diagnostik fachliche Kompetenzen, Schnellig- keit, Durchhaltevermögen u. a. 1. Lernergebnisse: schriftliche Arbeiten wie Klassenarbeiten, schriftliche GFS Präsentationsfähigkeit, fachliche Kompetenz Wiederholungsarbeiten u. a. Kompetenzanalyse Kommunikationsfähigkeit, Kritik- Lernstandserhebung fähigkeit, Teamfähigkeit, Planungs- Profil AC Gleichwertige Feststellung von Schülerleistungen (GFS) fähigkeit, Problemlösefähigkeit, Kompetenzanalyse Profil AC u. a. Selbstständigkeit, Ordentlichkeit u. a. Portfolio Durchhaltevermögen, Selbstständig- 2. Individuelle Lernprozesse/Kompetenzen feststellen und doku- keit, Planungsfähigkeit, Ordentlich- mentieren durch: keit, Strategien zur Beschaffung von Beobachtungsbögen (systematische Beobachtung) Informationen Portfolio Lerntagebuch „Lernkompetenz“ Reflexion und Steuerung des Lerntagebuch eigenen Lernens Arbeitsprotokolle Kompetenzraster „Lernkompetenz“ Kompetenzraster Selbstständigkeit, Planungsfähigkeit Online-Lernstandsdiagnose Einschätzungsbogen Reflexion über den eigenen Lern- Dokumentation der Fördergespräche stand systematische Selbst- und Fremdbeobachtung durch Schüle- Arbeitsprotokolle Dokumentation von Lernwegen und rinnen und Schüler Arbeitsweisen Dokumentation der Ziel- und Lernvereinbarungen z. B. Fördergespräche in einem Portfolio dokumentieren (Einschätzungsbögen, Arbeits- protokolle u.a.) zur Reflexion des 4.2 Mögliche Anlässe in der Realschule zur persönlichen Förderweges und pädagogischen Diagnose, Förderung und Entwicklungsprozesses bis zur 10. Klasse Differenzierung (Fördergespräche = Lernentwick- lungs-, Zielvereinbarungs-, Rückmeldegespräche) Im Folgenden sollen die Instrumente der pädagogischen Dia- Lernstand 5, VERA 8 Identifikation individueller Unter- gnostik, verschiedene Methoden und Arbeitstechniken zum dif- stützungsmaßnahmen ferenzierten/personalisierten Lernen sowie Gestaltungsmöglich- keiten von Lernarrangements vorgestellt werden. 11
INDIVIDUALISIERTES LERNEN Differenzierung und personalisiertes Lernen über Methoden und Arbeitsaufträge Differenzierung in den z. B. Differenzierung nach … Methoden z. B. Arbeitsaufträgen Unterschiedliche Aufgaben- Aufgabe 1 Anforderungsniveau, Placemat stellung zum Thema Aufgabe 2 Vorkenntnisse Gruppenpuzzle Formulierung von Fragen und Wissen Anforderungsniveau Placemat Arbeitsaufträgen verstehen, anwenden, Gruppenpuzzle bewerten Aufgabenformate: z. B. Lernschrittaufgaben Unterschiedliche Bearbei- Lern-, Lese-, Bearbeitungs- Lerntempoduett, tungszeit tempo u. a. Partnerinterview u. a. Art der Materialien, die zur Text, Bilder, Karikatur, Grafik Unterschiedliche Zugänge think-pair-share Verfügung gestellt werden u. a Unterschiedliche Gruppenarbeit: Projekt Interessen Kleinprojekt in Gruppen, (Teil-)Themen Einzelarbeit: Portfolio Expertengruppen u. a. Förderung durch Gestaltung von Lernarrangements7 Differenzierungsmöglichkeiten mit zunehmender Differenzierungsaspekte nach Bönsch nach (vorwiegend ange- Öffnung des Unterrichts sprochenen) Kompetenzen Partnerinterview, Partnerpuzzle, Quantität, Qualität, Zeit Gruppenpuzzle (Fachkompetenz, soziale Kompetenz) Kleinprojekte in Gruppen Quantität, Qualität, Interessen, Selbstständigkeit (Fachkompetenz, methodische, soziale Kompetenz) Unterricht mit Arbeitsplänen Quantität, Qualität, Zeit, Interessen, Selbstständigkeit (Tagesplan, Wochenplan, Portfolio, Projekte u.a.) (Fachkompetenz, methodische, personale, soziale Kompetenz) Die Aufgaben bestehen in der Regel aus drei Anforderungsbe- Auf diese Weise lässt sich erkennen, welche Anforderungen er- reichen: füllt sein müssen, um dem jeweiligen Standard zu genügen. Die I Reproduktion, Standards geben damit Orientierung, welcher Anforderungsbe- II Reorganisation, reich bei einem Thema und Gegenstand avisiert ist. 8 Dies ist III Transfer / Beurteilung. besonders wichtig im Hinblick auf die Gestaltung von Aufga- benstellungen, sei es in Prüfungen, bei Klassenarbeiten oder bei Lernstands- und Lernaufgaben 7 Dr. Adolphy, Ursula in Anlehnung an Bönsch, Manfred (2004): Differenzierung in Schule und Unterricht. Ansprüche, Formen, Strategien. Oldenbourg Schulbuchverlag GmbH 8 Arbeitsfassung zur Erprobung des neuen Bildungsplans 2015: Orientierungsstufe. http://www.bildung-staerkt-menschen.de/ service/downloads/arbeitsfassung/sek1/Sek1_Einfuehrung_Erpro- bung_2014_15.pdf. Abruf am 12.06.2015. 12
INDIVIDUALISIERTES LERNEN 4.3 Fördergespräche in der Realschule Anlässe für Fördergespräche und Einleitung der individuellen Förderung (IF) Fördergespräche, die auch in Kleingruppen durchgeführt wer- Lernstand den können, können eine Standortbestimmung sowie einen Aus- VERA 8 blick beinhalten. Alle Lehrkräfte der jeweiligen Klasse können Gleichwertige Feststellung von Schülerleistungen (GFS) aufgrund einheitlicher Absprachen diese Gespräche führen. Be- in den Klassen 8 und 9 sprochen werden die Leistungen der Schülerin bzw. des Schü- Fächerbergreifende Kompetenzprüfung (FÜK) in Klasse 10 lers, das Erreichen und Nichterreichen der vereinbarten Ziele Fachinterne Überprüfung (FIP) in Klasse 10 und das Verhalten. Vor dem Hintergrund eines entsprechenden Kompetenzanalyse Profil AC an Realschulen und die Schülerportfolios/Lerntagebuches können gemeinsam Lernpläne daran anschließende individuelle Förderung überfachlicher, entwickelt, neue Ziele vereinbart, ggf. Berufsperspektiven disku- berufsbezogener Kompetenzen tiert sowie Förder- und Entwicklungsmaßnahmen im Hinblick Kompetenzraster als pädagogisches Instrument auf Prüfungselemente besprochen werden. Das Fördergespräch Schriftliche Arbeiten / Klassenarbeiten u. a. erfordert von der Lehrkraft und den Schülerinnen und Schülern eine gute Vorbereitung und ein aktives Mitwirken. Möglicher Aufbau eines Fördergesprächs Fördergespräche im Anschluss an Lernstandserhebungen (z. B. Diagnosearbeiten) liefern wichtige Hinweise auf die zu fördern- 1. Vorbereitung der Schülerin / des Schülers und der Lehrkraft auf das Gespräch den fachlichen Kompetenzen. Die Schülerin / der Schüler notiert sich Ge- In regelmäßigen Gesprächen mit einer Lehrkraft im Anschluss an sprächspunkte und aktuelle Ergebnisse von die Kompetenzanalyse Profil AC an Realschulen wird der Leistungsnachweisen. Förderprozess reflektiert und weiterentwickelt. Die Schülerinnen Die Schülerin / der Schüler lässt diese von und Schüler wählen Kompetenzen aus, die sie weiterentwickeln einem Erziehungsberechtigten auf einem Dokumentationsbogen unterschreiben. möchten und treffen gemeinsam mit einer Lehrkraft eine Ziel- Abgabe des Dokumentationsbogens und und Lernvereinbarung, die diese Absicht dokumentiert. Anmeldung zum Gespräch bei der Lehrkraft. Die Lehrkraft leitet aus Unterrichtsanlässen Die Grundintention der Gespräche weitere Gesprächsinhalte ab bzw. holt Mit Hilfe dieser Gespräche sollen Schülerinnen und Schüler, Gesprächsanlässe bei anderen Kollegen ein. Herausforderungen angehen und die ihnen anvertrauten Aufgaben zunehmend selbstverantwortlich lösen, 2. Durchführung des Gesprächs Eigenverantwortung übernehmen und Im Gespräch werden Vereinbarungen zur Förderung getroffen und dokumentiert. sich fachlich und persönlich weiterentwickeln können. Eine Kopie des Dokumentationsbogens verbleibt bei der Lehrkraft und eine Version Ziele des Fördergesprächs wird im Lerntagebuch der Schülerin / des Schülers abgeheftet. Anerkennung und Wertschätzung, Rückmeldung für und über die geleistete Arbeit geben, fachliche und persönliche Entwicklungen anerkennen und 3. Planung des Folgegesprächs weiter fördern, Beim nächsten Gespräch werden die Umsetzung von vereinbarten Zielen überprüfen, Zielvereinbarungen des vorhergehenden Stärken und Schwächen gemeinsam analysieren, Gesprächs kurz aufgegriffen bzw. ggf. fort- geführt. neue Ziele, Schwerpunkte abstimmen und dokumentieren, Maßnahmen für die Weiterentwicklung planen und einleiten, Lernpläne entwickeln u. a. 13
INDIVIDUALISIERTES LERNEN Strukturell und organisatorisch sinnvolle Möglichkeiten zur Leistungsniveaus mit Pflicht- und Wahlaufgaben angeboten, Umsetzung von Fördergesprächen das die Schülerinnen und Schüler selbstorganisiert während der Für jede Schülerin und jeden Schüler sind einige Förderge- Lernbandstunden bearbeiten. Unterricht im Lernband bedeutet, spräche im Schuljahr mit einer Lehrkraft ihrer/seiner Wahl dass Schülerinnen und Schüler entsprechend ihrem Leistungs- (auch in Kleingruppen) möglich. niveau arbeiten und von der Lehrkraft hierbei unterstützt wer- Dokumentation der Gespräche und Zielvereinbarungen den. Schülerinnen und Schülern erhalten Übungen passend werden beispielsweise in Lerntagebüchern festgehalten. zum aktuellen Thema auf einem für sie entsprechenden Anfor- Die Dokumentation stellt die Basis für das Gespräch dar – derungsniveau. Die Lernenden dokumentieren die individuelle je nach Jahrgangsstufe und Anlass hat das Gespräch andere Lernentwicklung in ihrem Lerntagebuch. Schwerpunkte. Fördergespräche können während des Unterrichts stattfinden. Organisation und Anmerkungen aus der Praxis Zwei Lehrkräfte unterrichten parallel: Eine Lehrkraft Drei Lehrkräfte in den Kernfächern Deutsch, Mathematik übernimmt die Lernbegleitung, die andere Lehrkraft führt und Englisch unterrichten parallel. währenddessen Fördergespräche durch. Die Stundenpläne der drei Parallelklassen werden synchroni- siert und es wird dafür Sorge getragen, dass stets eine Lehr- kraft für Englisch, Deutsch und Mathematik zur Verfügung steht. Hier ist ein Doppelstundenmodell sinnvoll. 4.4 Beispiele von Organisationsmodellen Teambildung im Kollegium anregen (Materialpools, Standar- disierung der Vorgehensweise, Kommunikation und Trans- 4.4.1 DAS LERNBAND parenz). Beim Lernband bringen die Kernfächer Stunden für Lernband- Es wird eine Agenda zur Planung erstellt, die Vorgehensweise stunden ein, in denen die Schülerinnen und Schüler selbstor- verschriftlicht und in ein „Organisationsgedächtnis“ angelegt, ganisiert arbeiten. Zum Beispiel findet montags von der 1. bis zum Beispiel in eine Moodle-Plattform. zur 3. Stunde eine Inputphase in den Kernfächern Deutsch, Inputphase mit praktischer Arbeitsphase. Daran anschlie- Mathematik und Englisch bei der jeweiligen Fachlehrkraft statt. ßend eine Wochenplanungsstunde, in der ein individueller Nach dem fachlichen Input sollte sich in der 4. Stunde eine Pla- Lernplan erstellt und Aufgaben (Pflicht- und Wahlaufgaben) nungsphase anschließen (hier: Wochenplanungsstunde), in der bearbeitet werden. die Schülerinnen und Schüler ihr Vorgehen für die folgende Wo- Lehrkräfte beaufsichtigen die Klassen und führen Lernent- che selbständig planen. Es wird Material auf unterschiedlichen wicklungs-, Zielvereinbarungs- oder Rückmeldegespräche. Std(n). Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag 1 Deutsch Lernband: Lernband: Fachlicher Input D/M/E D/M/E 2 Englisch Lernband: Lernband: D/M/E D/M/E 3 Mathematik Lernband: D/M/E 4 Wochen- Lernband: Planungsstunde D/M/E 5 6 Abb 1: Das Lernband 14
INDIVIDUALISIERTES LERNEN Es erfolgt eine Synchronisierung zwischen Phasen des „tradi- Organisation und Anmerkungen aus der Praxis tionellen“ Unterrichts und offenen Lernbandphasen. Parallel gelegter Unterricht findet in allen drei Klassen (5a, Schülerinnen und Schüler erlernen und trainieren den Um- 5b, 5c) z. B. in Mathematik, Deutsch und Englisch mit den gang mit „Freiheiten“ in offenen Unterrichtsphasen (gestaf- entsprechenden Fachlehrkräften statt, somit sind Hilfe und feltes System mit wachsenden Freiheits- und Verantwortungs- Unterstützung bei Fachfragen gewährleistet. graden implementieren). Jede Lehrkraft sollte jedoch auch bei fächerübergreifenden Lehrkräfte haben den Überblick darüber, wie viel Zeit die Fragen unterstützen können. Schülerinnen und Schüler in ihre Arbeit in dem jeweiligen Schülerinnen und Schüler haben je zwei Stunden-Kärtchen Fach investieren. für die Fächer Deutsch, Mathematik und Englisch. Diese Es besteht ein Angebot an Unterrichtsmaterial auf unter- Kärtchen setzen die Schülerinnen und Schüler nach eigenen schiedlichen Leistungsniveaus mit Pflicht- und Wahlaufgaben. Vorstellungen in den ausgewiesenen Atelier-Stunden ein. Hierbei ist es möglich, mit Wochenplänen zu arbeiten. 4.4.2 DAS LERNATELIER Fördergespräche finden u. a. integrativ statt und sind ressour- Unter einem Lernatelier versteht man einen Raum oder räumlich cenorientiert angelegt. abgegrenzten Bereich mit Einzelarbeitsplätzen, in dem die Schü- Mischsystem: Gespräch während der Lernatelierzeit und lerinnen und Schüler u. a. niveaudifferenzierte Materialien für Fördergespräche in einer zusätzlichen Förderstunde. (Lehr- Selbstlernphasen vorfinden (Lernmaterialien). Das Lernatelier kräfte beaufsichtigen die Klassen, eine Lehrkraft führt parallel ist eine Organisationsform, die voraussetzt, dass Schülerinnen Fördergespräche durch.) und Schüler selbstorganisiert lernen und arbeiten können. In diesem Beispiel wird an bestimmten Tagen pro Woche jeweils in der 1. und auch in der 3. Stunde das Lernatelier im Stunden- plan integriert. Beispielsweise am Dienstag in der 1. Stunde or- ganisieren sich die Schülerinnen und Schüler selbst, indem sie unter anderem ihre Woche planen, um dann in den folgenden Atelierstunden weitgehend selbstorganisiert zu arbeiten. Std(n). Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag 1 Atelier D, M, E Atelier D, M, E Atelier D, M, E 2 3 Atelier D, M, E Atelier D, M, E Atelier D, M, E 4 5 6 Abb 2: Das Lernatelier 15
INDIVIDUALISIERTES LERNEN 4.5 Individualisierender und kompetenzorientierter Unterricht im Überblick Lerngestalter Projektorientierter Unterricht Lernberater Lernen in Lernlandschaften Förderplan Lernbegleiter Lehrerrolle (personalisiertes Lernen) Kompetenzraster Lehrmeister Lernarrangements Klassenunterricht Instrukteur Lernlandkarten Lernbeobachter Themenplan Steuerung der Lernprozesse Lernpläne Arbeitsplan Selbstverantwortung Lernportfolio Selbstständigkeit Schülerrolle Lerntagebuch Selbstorganisation Instrumente Lernjournal Selbststeuerung individualisierender Lehrer-Schüler-Feedback kompetenzorienter Arbeitstechniken Unterricht Schüler-Schüler-Feedback Lesekompetenz Feedback Schüler-Lehrer-Feedback Schreibkompetenz Rückmeldungen Gesprächskompetenz Steuerung der Lernkompetenz Kriterienorientierung Medienkompetenz Dokumentation Bewertung Fremdbewertung Recherchekompetenz Präsentationskompetenz Pädagogische Lernausgangslage Diagnostik bestimmen Kontrollisten/Checklisten Lernvoraussetzungen feststellen realistische Ziele formulieren Beratungsgespräche Lernarrangements initiieren Lernprozesse begleiten Lernentwicklung dokumentieren Inhalte der Mindmap10 ohne Anspruch auf Vollständigkeit 10 Inhalte der Mindmap: vgl. Greving, Johannes; Paradies, Liane; Wester, Franz (2010): Individualisieren im Unterricht. Erfolgreich Kompetenzen vermitteln. Berlin: Cornelsen Verlag Scriptor GmbH & Co, S. 10f 16
INDIVIDUALISIERTES LERNEN Unterrichtsformen zum individualisierten Lernen und Fördern 1. Gemeinsamer Unterricht 2. Kooperativer Unterricht 3. Individualisierter Unterricht Überwiegend frontale Überwiegend gemeinsame Überwiegend selbstorganisierte Lehr- und Lernsituationen Lehr- und Lernsituationen Lehr- und Lernsituationen Referat/Präsentationen Arbeitsteilung bei Projekten Stationenarbeit Rollenspiel Gruppenarbeit (heterogene Lernzirkel/Lernbüro Lehrgespräch und homogene Gruppen) Lerntheke (Impulsgespräch) Teamarbeit /Partnerarbeit Lernen mit PC (Onlinediagnose) Lehrkraft macht Angebote Traditionelle Lehrerrolle Lehrkraft nimmt sich zurück und begleitet Diese Komponenten sollten sich im Unterricht ergänzen, um den unterschiedlichen Leistungsstärken der Schülerinnen und Schüler gerecht zu werden. Quelle: Inhalte aus der Konzeption der Sophie La Roche-Realschule, Bönnigheim 17
KURZÜBERSICHT BEISPIELE AUS DER PRAXIS 5 Kurzübersicht Beispiele aus der Praxis In den folgenden Konzeptbeschreibungen werden u. a. Begriffe Diese Übersicht zeigt die Schulen, die im Anschluss ihre Schul- verwendet, die von den Schulen entwickelt wurden. Im Glossar konzepte darstellen. werden die Begriffe ausführlicher erläutert. Schule und Bezeichnung des Konzepts Klassenstufe Staatliches Schulamt (SSA) Regierungspräsidium (RP) 5.1 Hermann-Hesse-Realschule Fellbach-Schmiden 5 RP Stuttgart Tel.: 0711 5851652 SSA Backnang E-Mail: hermann-hesse-realschule@fellbach.de Kontaktperson: Dieter Burkhardt Individualisiertes und kompetenzorientiertes Lernen 5.2 Sophie La Roche-Realschule Bönnigheim 5 RP Stuttgart Tel.: 07143 8852-18 SSA Ludwigsburg E-Mail: poststelle@04165839.schule.bwl.de Kontaktperson: Mirko Samietz Individuelles Lernen und Fördern in Klasse 5 5.3 Geschwister-Scholl-Realschule Nürtingen 5 bis 10 RP Stuttgart Tel.: 07022 9260-11 SSA Nürtingen E-Mail: poststelle@04112811.schule.bwl.de Kontaktperson: Klaus Wellpott Auf dem Weg zum individuellen und kooperativen Lernen im Deutschunterricht 5.4 Realschule Hechingen 5 und 6 RP Tübingen Tel.: 07471 93700 SSA Albstadt E-Mail: poststelle@04119982.schule.bwl.de Kontaktperson: Stefan Hipp Das „Hechinger Modell“: Arbeitsplanzeit mit individualisierten Bausteinen in den Kernfächern 5.5 Realschule Tettnang 5 bis 7 RP Tübingen Tel.: 07542 932410 SSA Markdorf E-Mail: poststelle@04120285.schule.bwl.de Kontaktperson: Jürgen Stohr Einführung und Fortsetzung der Arbeit in Stufenteams 5.6 Hermann-Hesse-Realschule Reutlingen 5 RP Tübingen Tel.: 07121 3034562 SSA Tübingen E-Mail: poststelle@04119830.schule.bwl.de Kontaktperson: Dr. Matthias Riemer Umgang mit Heterogenität mithilfe von Lerncoachingstunden und Arbeitsplänen 5.7 Realschule Niefern 5 und 6 RP Karlsruhe Tel.: 07233 964212 SSA Pforzheim E-Mail: poststelle@04165487.schule.bwl.de Kontaktperson: Sylvia Schleifer-Dürr Kombikurs: Förderprogramm in allen fünften und sechsten Klassen in den Fächern Deutsch, Mathematik und Englisch 5.8 John-Bühler-Realschule Dornhan 5 RP Freiburg Tel.: 07455 9385-813 SSA Donaueschingen E-Mail: poststelle@04119349.schule.bwl.de Kontaktperson: Mark Kunzelmann Eigenverantwortliches Lernen (EVL) in Klasse 5 18
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