Natur in Berlin Gefährlicher Abfall - Was Plastikmüll in der Natur anrichtet und wie wir ihn vermeiden können

Die Seite wird erstellt Oliver Klemm
 
WEITER LESEN
Natur in Berlin Gefährlicher Abfall - Was Plastikmüll in der Natur anrichtet und wie wir ihn vermeiden können
Ausgabe 4/2022

Natur in Berlin
                   Mit dem Exkursionsprogramm
                         von Dezember bis März

        Gefährlicher Abfall
Was Plastikmüll in der Natur anrichtet
 und wie wir ihn vermeiden können
Natur in Berlin Gefährlicher Abfall - Was Plastikmüll in der Natur anrichtet und wie wir ihn vermeiden können
LIEBE MITGLIEDER,                                                                                                        AKTUELLES   
                                                                                                                         Strauchkampagne                                                        3
LIEBE FREUNDINNEN UND FREUNDE DES NABU BERLIN,                                                                           Gewässeraufwertung                                                     4
                                                                                                                         Mehr Stellen für Naturschutz                                           5
                                        Weihnachten steht mal wieder vor der Tür,                                        Aktiventreffen 2022                                                    6
                                        und die meisten Mitbürger*innen quälen                                           Alte Gärtnerei                                                         7
                                        sich mit der Frage: Was soll ich XY bloß
                                        schenken? Wobei XY wahlweise für den                                             SCHWERPUNKT MÜLL

                                        Ehepartner, die Oma, die Lehrerin der Kin-                                       Müll in der Natur                                                   8
                                        der oder eben diese Kinder selbst stehen                                         Das müllfreie Bad                                                  10
                                                                                                                         Reparieren statt wegwerfen                                         11
                                        kann, von Onkels, Tanten und anderen
                                        Verwandten ganz zu schweigen.
                                                                                                                         SPEKTRUM
                                        Da kommen Berge von Geschenken
                                                                                                                         Haustiere der anderen Art                                          13
                                        zusammen. Manche mögen heiß ersehnt
                                                                                                                         Projekt Fairpachten                                                14
                                        sein, viele andere erfreuen den oder die
                                        Beschenkte*n bestenfalls für den Moment,                                         NABU VOR ORT
                                        um dann in irgendeiner Ecke zu verstau-                                          Cleanup Day in Pankow                                              15
                                        ben. Schlimmstenfalls landen die Gaben
                                        gleich nach den Feiertagen im Müll, zusam-                                       BERLINER MITBEWOHNER
                                        men mit den ähnlich hohen Gebirgen aus                                           Der Neuntöter                                                      16
Styropor, Plastik und Karton, worin all die schönen Geschenke verstaut waren.
Müll – ob die immer weiter anschwellende Verpackungsflut oder nach kurzer                                                TERMINE UND KONTAKTE                                               17
Zeit ausrangierte Konsumgüter – ist ein Umweltproblem, das sich auch durch
fleißiges Trennen nur bedingt lösen lässt. Vor allem Kunststoffe werden nach wie
vor zu selten recycelt und gelangen viel zu häufig in die Umwelt – auch bei uns.
Wie das der Natur schadet und was Sie dagegen tun können, lesen Sie in unserem                                                                            Neuer Flyer:
Schwerpunkt ab Seite 8. Aber selbst wenn der Müll nicht in der Landschaft endet,                                                                          Unsere Fachgruppen stellen sich vor
sondern ordnungsgemäß „entsorgt“ wird, bedeutet er eine enorme Verschwen-                                                                                 Download: berlin.nabu.de/
dung von Rohstoffen und Energie.                                                                                                                          wir-ueber-uns/fachgruppen
Fazit: Schenken ist Stress – für die Schenkenden, für die unpassend Beschenkten                                                                           orum
und ganz besonders für die Umwelt. Vielleicht muss es ja nicht immer etwas Ge-
kauftes sein? Schenken Sie Zeit, selbst Gefertigtes – oder vielleicht eine Wildvo-
gel- oder Strauchpatenschaft des NABU Berlin. Übrigens: Wenn Sie bei feierlichen
Anlässen den Naturschutz unterstützen möchten, bieten wir Ihnen künftig die
Möglichkeit, bei Hochzeiten, Geburtstagen oder auch Weihnachtsfeiern Spenden
für den NABU Berlin zu sammeln – mit einer Spendenbox oder einem vorab ver-
einbarten Stichwort für die Überweisungen. Näheres finden Sie auf Seite 5.
Ich wünsche Ihnen frohe Weihnachten und ein glückliches, gesundes Jahr 2023!

1. Vorsitzender NABU Berlin                                                                                              Besuchen Sie uns auch auf Social Media!

IMPRESSUM
NABU Berlin e.V., Wollankstraße 4, 13187 Berlin; 1. Vorsitzender: Rainer Altenkamp, 2. Vorsitzende: Kerstin Brümmer, Geschäftsführung: Melanie von Orlow ; www.nabu-berlin.de,
www.facebook.com/NABU-Berlin; Redaktion: Rainer Altenkamp (V.i.S.d.P.), Alexandra Rigos (ar); Layout: Alexandra Rigos; Schlussredaktion: Christine Szyska; Redaktionelle Beiträge:
Janna Einöder, Imke Mühlbacher, Ansgar Poloczek, Alexandra Rigos, Lutz Rothmann, Juliana Schlaberg, Hans-Jürgen Stork; Anzeigendaten: NABU Berlin e.V., Wollankstraße 4,
13187 Berlin, Tel.: (030) 9860837-18, arigos@nabu-berlin.­de; Mediadaten unter www.nabu-berlin.de; Erscheinungsweise: vierteljährlich; Nächster Redaktionsschluss: 01.02.23,
Papier: 100% Recycling, Auflage: 17.700, Druck: Dierichs Druck + Media GmbH, Kassel; Bildnachweis: Titel: Happycreator/shutterstock, S.2: Rainer Altenkamp: Carmen Baden, Cover
Flyer: Juliana Schlaberg, S.3: Strauchaktion: Alexandra Rigos, Strauchpflanzung: Christoph Kassette, Logo: Ruth Lankeit, S. 4: Körnerteich: Juliana Schlaberg, Packereigraben: Andreas
Böhm, S. 5: Flughafensee: Frank Sieste, Janna Einöder: Max Noack, S.6: Aktiventreffen: Alexandra Rigos, Hans Martin: Hans-Jürgen Stork, Stefan Materna: Susanne Jeran/Stiftung Natur-
schutz, S. 7: Sensenkurs: Lily Schneider, Insektenzählung: Bezirgsgruppe Charlottenburg-Wilmersdorf, S. 8/9: Müll im Wald: Alexandra Rigos, S. 10: Flaschen: Monticello/shutterstock,
S. 11: Repair Café: Nicole Katschewitz, 12: Zitterspinne: privat, Silberfischchen: D. Kucharski, K. Kucharska/shutterstock, Schmetterlingsmücke Psychoda cinerea: RealityImages/shutter-
stock, S. 13: Deutsche Schabe: Gallinago Media/shutterstock, Nosferatu-Spinne: Gugu Mannschatz/shutterstock, S. 14: Fairpachten-Logo: F. Gottwald, Beratungstermin Karoline Brandt:
Sabrina von der Heiden, S. 15: Müllsammelaktion, Eimer: Janna Einöder, S.16: Neuntöter-Männchen: Christoph Bosch, Neuntöter-Weibchen: Kathy Büscher, aufgespießte Feldgrille:
Somogyi Laszlo/shutterstock, S. 19: Illustration: Ruth Lankeit, S. 20: Illustration: Ruth Lankeit; Hinweise der Redaktion: Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die
Meinung der Redaktion wieder. Die Redaktion behält sich Kürzungen und Bearbeitung von Beiträgen vor. Der NABU Berlin haftet nicht für unverlangt eingesandte Beiträge. Das Magazin und
alle in ihm enthaltende Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Eine Verwertung bedarf der Genehmigung.
Bankverbindung Spendenkonto NABU Berlin, Bank für Sozialwirtschaft IBAN: DE 76 1002 05000 003 2932 00 BIC: BFSWDE33 BER

NATUR IN BERLIN 4/22
Natur in Berlin Gefährlicher Abfall - Was Plastikmüll in der Natur anrichtet und wie wir ihn vermeiden können
AKTUELLES | 3

                                                                                                             Interessierte weiterge-
                                                                                                             geben.
                                                                                                             „Alle reden vom Kli-
                                                                                                             mawandel, und trotz-
                                                                                                             dem werden in Berlin
                                                                                                             noch immer Stadtquar-
                                                                                                             tiere gebaut, in denen
                                                                                                             kaum ein Pflänzchen
                                                                                                             gedeiht“, sagt Juliana
                                                                                                             Schlaberg, Naturschutz-
                                                                                                             referentin des NABU
                                                                                                             Berlin. „Dabei ist doch
                                                                                                             bekannt, wie wichtig
                                                                                                             Grünflächen für die Ar-
                                                                                                             tenvielfalt, aber auch
                                                                                                             für ein erträgliches
                                                                                                             Stadtklima und als Ver-
                                                                                                             sickerungsflächen für
                                                                                                             Starkregenfälle sind.“
 Mit Sträuchern und Bannern                                                                                  Der Schloßplatz stand
 am Humboldt-Forum                                                                                           bei der Aktion stellver-
                                                                                                             tretend für die vielen
                                                                                                             versiegelten, aber nicht
                                                                                                             sinnvoll genutzten Flä-

Öder Schloßplatz begrünt
                                                                                           chen in der Hauptstadt, die aus unserer
                                                                                           Sicht entweder entsiegelt und begrünt
                                                                                           (etwa am Schloßplatz) oder für den Woh-

NABU-Aktion mit 250 Sträuchern
                                                                                           nungsbau herangezogen (etwa die vielen
                                                                                           Supermarkt-Parkplätze) werden sollten.
                                                                                           Erst Anfang September hatte der NABU
Die Fläche hinter dem Humboldt-Fo-           Deshalb hat der NABU Berlin den Schloß-       Berlin eine Recherche vorgestellt, nach
rum – erst kürzlich fertig gestellt und      platz im Rahmen der Kampagne „Natür-          der in Berlin mindestens 985 Hektar be-
vollständig versiegelt – ist ein besonders   lich Strauch!“ Mitte September mit 250        reits versiegelte Flächen bebaut werden
haarsträubendes Beispiel einer Stadt-        Sträuchern in Pflanzgefäßen symbolisch        könnten, ohne der Artenvielfalt oder dem
planung, die die Zeichen der Zeit nicht      begrünt. „Mehr Sträucher für Berlin!“         Stadtklima weiteren Schaden zuzufügen
erkannt hat: Weit und breit nur Pflas-       und „Stadtnatur statt Versiegelung!“ lau-     (siehe Natur in Berlin 3/2022). Das Hin-
ter, nicht ein Grashalm unterbricht die      teten die Forderungen. Nach der Aktion        tergrundpapier stieß auf viel Resonanz
weitläufige, versiegelte Fläche.             wurden die Sträucher zur Pflanzung an         seitens Politik und Medien.              ar
                                                                                            Strauchpflanzaktion
                                                                                                      in Rudow
Strauch Nr. 1.000 ist ein Roter Hartriegel
Kampagnenziel schon Ende Oktober erreicht
1.000 einheimische Wildsträucher in          etwa in Kooperation mit der Adler Group
Berlin zu pflanzen – das war die Zielmar-    in Spandau, in Johannisthal mit der Be-
ke der Kampagne „Natürlich Strauch!“.        zirksgruppe Treptow-Köpenick sowie
Erreicht haben wir sie viel früher als       in Rudow gemeinsam mit der Evangeli-
gedacht: Am 31. Oktober kam Strauch          schen Kirchengemeinde. Dort kehrten
Nr. 1.000, ein Roter Hartriegel, in der      wir gewissermaßen zum Ausgangspunkt
Tempelhofer Kleingartenanlage „Kolo-         unserer Kampagne zurück, denn auf ei-
nie Frieden“ in die Erde. „Wir fühlen uns    nem Grundstück der Rudower Kirchen-
geehrt, den tausendsten Strauch bei uns      gemeinde hatten wir Ende März den
zu pflanzen“, sagt Johanna Ostendorf,        ersten Strauch gesetzt. Die meisten Kam-
Pächterin des Kleingartens. „Sträucher       pagnen-Sträucher wurden übrigens aus
sind einfach ideal für Kleingärten, weil     Pankow gemeldet (210), dicht gefolgt von
sie nicht zu hoch wachsen und Struktur       Spandau (208) und Reinickendorf (153).
schaffen – und dabei gleich auch noch        Trotz Erreichen der Zielmarke pflanzen
Vögeln und Insekten etwas Gutes tun.“        wir natürlich weiter – Sträucher kann           Pflanzaktion auf einem
Nachdem bereits im Frühjahr mehr als         man schließlich nie genug haben!                Grundstück der Adler Group
500 Sträucher gepflanzt wurden, gab es       Weitere Informationen zur Strauch-Kampagne:     in Spandau
im Herbst weitere große Pflanzaktionen,      berlin.nabu.de/natuerlichstrauch.

                                                                                                                      NATUR IN BERLIN 4/22
Natur in Berlin Gefährlicher Abfall - Was Plastikmüll in der Natur anrichtet und wie wir ihn vermeiden können
4 | AKTUELLES / MEINUNG

Erste Hilfe für Berlins schwindende Kleingewässer
Aktionsnetz beginnt mit Aufwertungsmaßnahmen
                                                                                                   Auch die anderen Akteur*innen des „Ak-
                                                                                                   tionsnetz Kleingewässer“ führten er-
                                                                                                   folgreiche Veranstaltungen durch: Am
                                                                                                   Waldsee in Steglitz etwa hat sich als Fort-
                                                                                                   setzung einer Dialogveranstaltung des
                                                                                                   BUND ein Runder Tisch mit Verwaltung,
                                                                                                   Anwohner*innen und Vertreter*innen der
                                                                                                   Naturschutzverbände gebildet.

                                                                                                   Kies für mehr Vielfalt
                                                                                                   Am Reinickendorfer Packereigraben fand
                                                                                                   eine von der BLN organisierte Aufwer-
                                                                                                   tungsmaßnahme statt, deren Ergebnis
                                                                                                   im nächsten Jahr vom NABU anhand von
                                                                                                   Makrozoobenthosbestimmung überprüft
                                                                                                   werden wird. Die Helfer*innen brachten
      Begehung am Körnerteich                                                                      Kies in das Gewässer ein und errichteten
                                                                                                   Strömungslenker, um für mehr Struktur-
                                                                                                   vielfalt zu sorgen. Außerdem entfernten

A
       us der Wassernetz-Initiative, einem      Anwohner*innen mit uns zusammen, um                sie Neophyten und pflanzten heimische
       losen Zusammenschluss von In-            über die Erdkrötenpopulation im Körner-            Erlen an.
       teressierten am Thema Gewässer-          teich zu beraten.                                  Erfreulicherweise hat die Lotto-Stiftung
schutz, entstand Anfang des Jahres das          Deren Bestand geht leider seit Jahren              nun ein Nachfolgeprojekt mit dem Ti-
Projekt „Aktionsnetz Kleingewässer“, an         dramatisch zurück (siehe Natur in Ber-             tel „Wassernetz“ genehmigt. So können
dem auch der NABU Berlin beteiligt ist.         lin 1/2022), und dieses Jahr sammelten             NABU, BLN, BUND, Grüne Liga, Museum
Unser Ziel ist es, die Aufmerksamkeit der       Anwohner*innen nur noch 22 Erdkröten               für Naturkunde und a:tiptap nun gemein-
Berliner Politik und Verwaltung sowie von       an dem Amphibienzaun ein, den der NABU             sam drei Jahre lang weitere Dialogveran-
Anwohner*innen auf die Berliner Kleinge-        Berlin dort seit 1998 regelmäßig aufstellt.        staltungen und Aufwertungsmaßnahmen
wässer zu lenken und deren ökologische          In Spitzenjahren waren es mehr als 1.700.          an Gewässern durchführen. Außerdem
Qualität zu verbessern.                         Derzeit ist unklar, warum die Krötenpo-            werden wir über das Projekt Seminare,
Unsere Gewässer leiden stark unter dem          pulation schrumpft. Der NABU Berlin hat            Workshops und landesweite Veranstal-
Klimawandel, mangelnder Pflege, Schad-          bereits das Fischereiamt kontaktiert, um           tungen zum Thema Gewässerschutz orga-
stoffeinträgen oder auch hohem Nutzungs-        herauszufinden, ob eingeschleppte Raub-            nisieren.                  Juliana Schlaberg
druck. Im Laufe des Jahres 2022 fanden          fische möglicherweise die Ursache sind.        Eine vom Aktionsnetz erarbeitete Broschüre über die
im Rahmen des Projekts deshalb mehrere          Langfristig wäre es vielleicht sinnvoll, die Berliner Kleingewässer steht unter
Dialogveranstaltungen und Aufwertungs-          Erdkröten auf ein Ersatzlaichgewässer um- bln-berlin.de/aktionsnetz-kleingewaesser
maßnahmen an Kleingewässern statt. Als          zuprägen. Da in der unmittelbaren Um- zum Download bereit.
Kleingewässer bezeichnen wir einen Teich        gebung erst eines geschaf-
oder Weiher, dessen Einzugsgebiet kleiner       fen werden müsste, handelt         In den Packereigraben
als zehn Quadratkilometer ist oder, bei         es sich um ein langfristiges       wird Kies eingebracht.
Standgewässern, dessen Oberfläche weni-         Vorhaben, das nun als Ergeb-
ger als 50 Hektar beträgt.                      nis unserer Veranstaltung
Bereits im April 2022 führte der NABU Ber-      mit den Umwelt- und Natur-
lin eine Dialogveranstaltung am Schwar-         schutzämtern von Marzahn-
zen Graben in Reinickendorf durch (siehe        Hellersdorf und Treptow-Kö-
Natur in Berlin 2/2022). Es zeigte sich, dass   penick beraten werden soll.
der analysierte Abschnitt des Wasserlaufs       Highlight der Veranstaltung
im Septimer Becken leider in keinem gu-         war ein besonderer Gewässer-
ten Zustand ist. Wir planen daher weitere       anwohner: Dass der Eisvogel
Gewässeranalysen sowie Gespräche mit            am Körnerteich vorkommt,
den Behörden, um eine Verbesserung der          hatten die Anwohner*innen
Wasserqualität zu erreichen.                    zwar schon gehört, ihn je-
Eine weitere Dialogveranstaltung fand           doch noch nicht gesehen. So
Ende Oktober am Körnerteich in Mahls-           war die Freude groß, als sich
dorf statt. Dort trafen das Umwelt- und         kurz vor Ende des Treffens
Naturschutzamt Marzahn-Hellersdorf und          ein Eisvogel blicken ließ.

NATUR IN BERLIN 4/22
Natur in Berlin Gefährlicher Abfall - Was Plastikmüll in der Natur anrichtet und wie wir ihn vermeiden können
AKTUELLES | 5

                                                                                                   kommentar
                                                                                                   Das V-Wort darf nicht
                                                                                                   länger ein Tabu sein

  Am Flughafensee
                                                                                                   Janna Einöder
                                                                                                   Pressereferentin NABU Berlin

Fortschritt am Flughafensee                                                                        Im Zusammenhang mit der Klima- und Ener-
                                                                                                   giekrise ist wohl kein Wort so verhasst wie „Ver-

Mehr Stellen für Ausweisung von Schutzgebieten                                                     zicht“. Verzicht klingt wie „Verbot“, das Wort
                                                                                                   fühlt sich nach kalten Füßen und trocken Brot
                                                                                                   an. Doch eins ist klar: Langfristig zahlen wir
Nachdem sich der NABU Berlin seit Jah-        mit der SenUMVK erfuhren. Bei dem bis-               für unseren Konsum, unsere kopflose „Ex-und-
ren für eine beschleunigte Ausweisung         herigen Tempo der Ausweisungen hätte                 hopp-Mentalität“, einen zu hohen Preis. Je mehr
von Schutzgebieten in Berlin eingesetzt       die Unterschutzstellung der Gebiete noch             wir verbrauchen, umso stärker schädigen wir
hat, werden dafür nun tatsächlich zwei        Jahrzehnte dauern können, obwohl in bei-             unsere Lebensgrundlagen. Wir kommen um we-
neue Stellen bei der Senatsverwaltung für     den Fällen wegen großer Bauprojekte in               niger Konsum also nicht herum!
Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Kli-      der Nachbarschaft Eile geboten ist.                  Ein Beispiel: Momentan stammen etwa zwölf
maschutz (SenUMVK) geschaffen. Das ent-       Der NABU Berlin hatte vor zwei Jahren                Prozent der in Deutschland genutzten Roh-
spricht einer Verdreifachung der Kapazität    eine Petition für die Unterschutzstellung            stoffe aus der Wiederverwertung. Selbst wenn
– zuletzt gab es nur eine einzige Stelle in   der Naturoase am ehemaligen Flugha-                  man alle Stoffe recyceln würde, bei denen das
diesem Bereich.                               fen Tegel gestartet, die mehr als 10.000             technisch möglich ist, käme man laut einer
Geplant ist zudem, die Tegeler Stadtheide     Bürger*innen unterzeichneten. Daraufhin              NABU-Studie nur auf mickrige 22 Prozent.
mit dem Vogelschutzreservat am Flugha-        hatte die damalige Umweltsenatorin Regi-             Daher: Elektroauto statt Diesel? Recycelte Jeans
fensee sowie die Moorlinse Buch mit er-       ne Günther versprochen, zusätzliche Stel-            statt neuer Hose? Bio statt Konventionell? Alles
höhter Priorität als Naturschutzgebiete       len für die Schutzgebietsausweisung zu               schön und gut – aber leider nicht genug. Was
auszuweisen, wie wir bei einem Gespräch       beantragen.                                          wir brauchen, ist: weniger.
                                                                                                   Weniger „Fast fashion“ im Kleiderschrank,
                                                                                                   weniger Einrichtungsgegenstände, Unterhal-
Feiern und Spenden für den Naturschutz sammeln                                                     tungselektronik, Reisen und auch Lebensmittel.
NEU: Anlassspenden für den NABU Berlin möglich                                                     Wenn man sich einmal bewusst macht, was
                                                                                                   man wirklich zum Leben braucht, bleibt eigent-
Sie feiern Geburtstag und wissen nicht,       Oder – zweite Möglichkeit – Sie bitten Ihre          lich gar nicht so viel übrig. Der „Verzicht“ auf
was Sie sich wünschen sollen? Sie heira-      Gäste, direkt an den NABU Berlin zu spen-            bestimmte Produkte ist auch eine Chance, sich
ten, brauchen aber keine Tischdecken oder     den. Dafür können Sie mit uns vorab ein              auf das wirklich Wichtige zu konzentrieren.
Espressotassen mehr? Oder wollen Sie die      Stichwort vereinbaren. Anschließend las-             Denn wer weniger besitzt, muss sich um weni-
Weihnachtsfeier der Firma nutzen, um für      sen wir Ihnen eine Liste der Spender*innen           ger kümmern, hat dafür mehr Platz, mehr Geld,
einen guten Zweck zu sammeln?                 zukommen.                                            mehr Zeit und ist glücklicher (sagen auch Studi-
Dann haben wir etwas für Sie: Bitten Sie      Neben Familienfeiern aller Art bieten sich           en!). Mehr noch: Wer seine Kleidung repariert
Ihre Gäste, für den NABU Berlin zu spen-      auch Schul-, Kita- und Betriebsfeste oder            statt neu kauft, wer seine Bohrmaschine nicht
den, statt Geld für Geschenke auszugeben,     Sportveranstaltungen zum Spendensam-                 kauft, sondern leiht, wer für die Reise nach Spa-
die Sie gar nicht unbedingt brauchen.         meln an. Sprechen Sie uns an – gerne ent-            nien den Zug und nicht das Flugzeug nimmt,
Um eine so genannte Anlassspende abzu-        wickeln wir mit Ihnen gemeinsam Ihre in-             gewinnt meiner Meinung nach noch etwas
wickeln, gibt es grundsätzlich zwei Mög-      dividuelle Spendenaktion!                            anderes: Respekt und Verantwortung. Für die
lichkeiten: Entweder Sie stellen auf Ihrer                                 Kontakt: Nina Baudis,   verbrauchten Ressourcen, für die Arbeitskraft,
Party unsere dekorativ gestaltete NABU-           nbaudis@nabu-berlin.de oder 030-9860837-19       aber auch für die Gesellschaft. Nirgendwo sonst
Spendenbox auf, die wir Ihnen natürlich                                   Weitere Informationen:   hat man als Privatperson so viel Verantwor-
gratis zur Verfügung stellen, und überwei-        berlin.nabu.de/spenden-und-mitmachen/anlaesse    tung für Mensch und Umwelt wie beim Konsum.
sen den darin gesammelten Betrag nach            Spendenkonto NABU Berlin: Bank für Sozialwirt-    „Verzicht“ heißt also für mich: Verantwortung
der Feier an den NABU Berlin.                     schaft, IBAN: DE 76 1002 05000 003 2932 00       übernehmen!

                                                                                                                                NATUR IN BERLIN 4/22
Natur in Berlin Gefährlicher Abfall - Was Plastikmüll in der Natur anrichtet und wie wir ihn vermeiden können
6 | AKTUELLES

NABU-Mitglieder trotzen Sturm und Regen
Aktiventreffen 2022 am Fuße der Düne Wedding
                                                                       gen zumindest ein
                                                                       wenig nach, und
                                                                       pünktlich trafen
                                                                       die ersten ehren-
                                                                       amtlich Aktiven
                                                                       ein – mit Regen-
                                                                       schirmen bewaff-
                                                                       net und bester
                                                                       Laune. Insgesamt
                                                                       versammelten
                                                                       sich etwa 40 Gäste
                                                Feuchtes Vergnügen:    im Gewächshaus,
                                Aktiventreffen an der Düne Wedding     wo sich schnell
                                                                       eine gemütliche
                                                                       Stimmung      ein-
Die Ärzte mussten ihr Konzert absagen,          stellte. Nur wer sich am Buffet bedienen
der Bundespräsident seine Gäste ausla-          wollte, musste sich nach draußen in den
den, doch unser Aktiventreffen auf dem          Regen wagen, wo Speisen und Getränke
Gelände des Schul-Umwelt-Zentrums Mit-          unter einem NABU-blauen Zeltdach auf-
te fand trotz Gewitter und prasselnden          getischt wurden.
Regens statt. Zwar verstand man während         Auch in diesem Jahr wurden verdiente
der Aufbauarbeiten mitunter sein eigenes        Mitglieder geehrt. Eine silberne Ehren-
Wort nicht, weil der Regen zu laut auf das      nadel erhielten Gerhard Einhorn, Christi-
Glasdach hämmerte, und das Team der             ne Kirschner, Matthias Mundt, Alexand-
Landesgeschäftsstelle befürchtete schon,        ra Matschke, Klaus Pfeifer und Andrea
niemand werde sich bei diesem Wetter            Schulz. Mit einer goldenen Ehrennadel
auf den Weg zur Sanddüne Wedding ma-            wurde Karla Paliege ausgezeichnet, bis
chen. Doch kurz vor 17 Uhr ließ der Re-         vor kurzem Leiterin der FG Naturgarten.
                                                                                               Ehrung für Ehrenamtler
Naturschützer bis zum letzten Augenblick                                                       Stefan Materna erhält den
Ein Nachruf auf Hans Martin                                                                    Berliner Naturschutzpreis 2022
Mit Hans Martin hat uns im Juni die-          Auch im hohem Alter war ihm keine Last           Seit über 30
ses Jahres ein besonders engagiertes          zu schwer.                                       Jahren      setzt
NABU-Mitglied verlassen. Noch an sei-         Ganz besonders hat sich Hans Martin um           sich Stefan Ma-
nem Todestag hatte er eine seiner Kon-        die Umweltbildung verdient gemacht,              terna aus der
trollfahrten am Tegeler Fließ gemacht,        Spaziergänger und Schulklassen fanden            Bezirksgruppe
mit seinem Teamgefährten Helmut die           in ihm immer einen bereitwilligen Erklä-         Marzahn-Hel-
nächsten Naturschutzziele besprochen          rer. In der Lüneburger Heide fand er un-         lersdorf ehren-
und für Schulklassen eine Handreichung        ter seinem Baum die letzte Ruhe.                 amtlich für die
                                                                                                                        Stefan Materna
zur Unterscheidung von Biber und Bisam                        Hans-Jürgen Stork im Namen der   Stadtnatur ein.
entworfen.                                                       Bezirksgruppe Reinickendorf   Dabei widmete
Wichtigstes Arbeitsfeld                                                                        er sich nicht nur dem Schutz der Amphi-
war für Hans der Lern-                                                                         bien und der Biotope im Osten Berlins,
weg am Eichwerder                                                                              sondern vor allem den Turmfalken, für
Steg, wo er so manche                                                                          die er 35 Nistkästen an Gebäuden und
verschmierte Informa-                                                                          Strommasten anbrachte. Zudem kontrol-
tionstafel säubern, re-                                                                        liert er jährlich viele dieser Kästen und
parieren oder ersetzen                                                                         beringt die Jungvögel. Mit seiner Arbeit
musste.                                                                                        hat er wesentlich dazu beigetragen, dass
Aufmerksam achtete er                                                                          sich der Bestand der Berliner Turmfalken
auf Umweltsünden, vol-                                                                         nach einem drastischen Rückgang in der
ler Ideen entdeckte er                                                                         zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts er-
kleine Verbesserungs-                                                                          holen konnte. Heute gibt es wieder 180
möglichkeiten im Ar-                                                                           bis 250 Brutpaare in der Hauptstadt. Der
ten- und Biotopschutz.                                                      Hans Martin        NABU Berlin gratuliert herzlich!

NATUR IN BERLIN 4/22
Natur in Berlin Gefährlicher Abfall - Was Plastikmüll in der Natur anrichtet und wie wir ihn vermeiden können
AKTUELLES | 7

Grünes Licht für die „Alte Gärtnerei“
NABU Berlin erhält Zuschlag für Umweltbildungszentrum
auf dem Tempelhofer Feld
                                                                                         die Artenvielfalt wichtigen Strukturen
                                                                                         pflegen und weiterentwickeln.
                                                                                         Pflege- und Entwicklungsarbeiten sol-
                                                                                         len nach unseren Vorstellungen im Rah-
                                                                                         men fachlich angeleiteter Umweltbil-
                                                                                         dungsmaßnahmen erfolgen. „Wir sehen
                                                                                         hier großes Potential für die fachschu-
                                                                                         lische oder handwerkliche Aus- und

                                                                 5
                                                                                         Weiterbildung“, sagt Melanie von Or-
                                                                                         low, Geschäftsführerin des NABU Ber-
                                                                                         lin. „Die praktische Ausbildung von
                                                                                         Landschaftsgärtner*innen könnte einen
                                                                                         handfesten Beitrag zur Aufwertung des
                                                                                         Geländes leisten."
                                                                                         Unser Konzept sieht zudem vor, den Gärt-
                                                                                         nereibetrieb wiederaufleben zu lassen
                                                                                         und zum Beispiel gebietseigene Gehölze
  Sensenkurs auf dem Tempelhofer Feld
                                                                                         und Wildstauden heranzuziehen. Die
                                                                                         größte finanzielle Herausforderung ist
Das gut sieben Hektar große Gelände der      Kampfmittelberäumung im Frühjahr            das alte, schadstoffbelastete Gärtnereige-
"Alten Gärtnerei" liegt im Südosten des      will der Senat das Gelände nun einer na-    bäude, das abgerissen und durch einen
Tempelhofer Felds und ist bislang der        turverträglichen Nutzung zuführen und       Neubau ersetzt werden muss.
Öffentlichkeit nicht zugänglich. In den      suchte in Zusammenarbeit mit der Feld-      Vor der vertraglichen Vereinbarung der
1950er Jahren wurde hier Gemüse für          koordination des THF und der Grün Ber-      voraussichtlich auf zehn Jahre begrenz-
die Werkskantine des Flughafens ange-        lin GmbH nach einem passenden Partner.      ten Nutzung werden nun Rahmenbedin-
baut, heute dient das Areal in Teilen als    Der NABU Berlin konnte mit einem um-        gungen und Ziele für ein gemeinschaft-
Betriebshof und Rückzugsraum für die         weltpädagogischen Konzept überzeugen,       liches Entwicklungskonzept erarbeitet.
Schafe.                                      bei dem selbstverständlich der Natur- und   Wir haben jedoch bereits begonnen, das
Im Laufe der Zeit hat sich die aufgelas-     Artenschutz an erster Stelle steht.         Gelände für erste Umweltbildungsaktivi-
sene Gärnerei mit ihren baufälligen Ge-      Wir möchten den Offenlandcharakter          täten zu nutzen: Mitte August fand ein
wächshäusen und die umliegende, halb-        erhalten, die vorkommenden Arten wie        gut nachgefragter Sensenkurs statt, wei-
offene Gehölz- und Wiesenlandschaft zu       Steinschmätzer, Grauammer und Zaunei-       tere Kurse sowie Exkursionen sollen im
einer Naturoase entwickelt. Nach einer       dechse dauerhaft schützen sowie die für     nächsten Jahr folgen.

Jetzt auch zwischen Tiergarten und Wannsee aktiv                                         zen und entwickeln wollen. Neben den ak-
Neue Bezirksgruppe Charlottenburg-Wilmersdorf                                            tuellen Schwerpunkten Vögel, Insekten,
                                                                                         Garten und Öffentlichkeitsarbeit planen
Seit Mai 2022 gibt es endlich eine NABU      Wir unterstützen Projektarbeit in den       wir für 2023 weitere Schwerpunktthe-
Bezirksgruppe Charlottenburg-Wilmers-        Schulen, pflegen Biotope (zum Beispiel      men wie Botanik und Uferbiotope.
dorf. Der Bedarf war groß: Nach kurzer       die Trockenwiesen im Schanzenwald/Mu-       Wer sich über uns informieren, uns be-
Zeit wuchs unsere Gruppe auf über 40         rellenschlucht), kümmern uns um Nist-       gleiten oder mitgestalten möchte ist herz-
Interessierte. Der aktive Kern besteht aus   kästen (etwa im Lietzenseepark), unter-     lich willkommen!              Lutz Rothmann
etwa 30 Personen aus allen Altersgrup-       stützen bei der ökologischen Aufwertung        bgcw@nabu-berlin.de, Tel. 0160-99822856
pen, die sich monatlich treffen.             von Flächen (wie dem Hof des Bundes-
Wir setzen uns in unserem Bezirk für die     presseamts), beteiligen uns an NABU-Ak-
Vielfalt der Lebensräume und Arten, gute     tionen wie der Stunde der Garten- und
Luft, sauberes Wasser und gesunden Bo-       Wintervögel oder dem Insektensommer,
den ein. Aktuell liegt unser Fokus einer-    unternehmen Exkursionen, kartieren
seits auf der Vernetzung mit den lokalen     und bauen den Kontakt mit der Bürger-
„Playern“ (Behörden, Vereine, Institu-       initiative Ruhwald und den mit ihr ver-
tionen), andererseits lernen wir, in un-     bundenen Kleingartenvereinen aus.
serem Bezirk mit Artenkenntnis Biotope       Begleitend tauschen wir uns fachlich aus,    Beim Insektensommer
zu identifizieren und zu beurteilen.         um alles kennenzulernen, was wir schüt-

                                                                                                                  NATUR IN BERLIN 4/22
Natur in Berlin Gefährlicher Abfall - Was Plastikmüll in der Natur anrichtet und wie wir ihn vermeiden können
8 | SCHWERPUNKT

Für immer und ewig
Wie die Abfälle unserer
Konsumgesellschaft der
Natur schaden
A
       lle Jahre wieder im September wird    Gemessen daran erscheint
       aufgeräumt. Dieses Jahr sammel-       die einzelne, im Müggelsee
       ten Freiwillige beim „Cleanup         dümpelnde Plastiktüte eher
Day“ in Deutschland nicht weniger als        als ästhetisches Problem.
sieben Tonnen Abfälle. Auch viele NABU-      Das täuscht, denn Müll, der
Gruppen beteiligten sich an der interna-     in die Umwelt gelangt, ge-
tionalen Aktion (siehe Seite 15). Bei der    fährdet die Artenvielfalt und
Auswertung von 13.000 gesammelten Ob-        auch die menschliche Ge-
jekten lagen wie in den Vorjahren Ziga-      sundheit.                                                       Müll im Wald I: Lachgummi
rettenkippen vorn, gefolgt von Plastikver-   Wie sehr, ist ungewiss. Man-
packungen und Glasflaschen.                  che Naturschützer*innen halten das Müll-      eines verendeten Jungstorchs nachgewie-
Und das in Deutschland, dem Mutterland       problem für nachrangig im Vergleich zur       sen. Bei Untersuchungen in Spanien fand
der Mülltrennung. Mitleidig schauen wir      Zerstörung von Lebensräumen. Andere           man bei 63 Prozent der Jungstörche und
auf die Müllteppiche in asiatischen Häfen    schlagen Alarm angesichts der Allgegen-       35 Prozent der Altvögel Plastik im Magen.
oder die Deponien Afrikas. Doch auch         wart langlebiger Plastikabfälle in der Um-    Während Störche in Spanien ihre Nah-
wenn die heimische Landschaft nicht der-     welt. Eine pauschale Bewertung erscheint      rung gern auf offenen Mülldeponien su-
art eklatant mit Müll verseucht ist – sau-   schwierig, denn so vielfältig wie die Aus-    chen, wird ihnen in Deutschland Kom-
ber kann man sie nicht gerade nennen.        scheidungen unserer Konsumgesellschaft        post auf den Äckern zum Verhängnis,
Dabei sind die überquellenden Mülleimer      sind ihre Auswirkungen auf die Natur.         denn der Biomüll, den die Kompostieran-
in Berliner Parks, Zigarettenkippen oder     Hier ein Überblick über die wichtigsten       lagen verarbeiten, ist mit Plastik durch-
in der Spree treibenden To-Go-Becher nur     Schäden:                                      setzt. Wer entfernt schließlich schon das
die Spitze des Eisbergs: Auch jener Müll,                                                  Gummiband, wenn er einen welken Blu-
der ordnungsgemäß „entsorgt“ wird,           I. Großplastik: Verschluckt, verbaut,         menstrauß wegwirft?
sollte uns durchaus Sorgen bereiten. Weil    verheddert                                    Wir kennen die grausigen Fotos toter
etwa große Mengen Plastikabfälle noch        Als man die Mägen mehrerer Jungstörche        Seevögel, Meeresschildkröten oder Wale,
immer nicht recycelt, sondern trotz ver-     untersuchte, die in diesem Sommer in          die am Plastik in ihren Leibern verendet
schärfter Regelungen exportiert werden.      der Nähe von Chemnitz tot aufgefunden         sind. Doch wie das Beispiel der Störche
Im Jahr 2021 landeten nach Branchenan-       wurden, stieß man darin auf große Ballen      zeigt, ist das Problem keineswegs auf die
gaben knapp 700.000 Tonnen Kunststoff-       aus Haushaltsgummis. Die Gummiknäu-           Ozeane beschränkt. Es gibt wenig Grund
abfälle, hauptsächlich Verpackungs-                      el hatten den Verdauungstrakt     zu der Annahme, dass Wasservögel und
müll, in Ländern wie der Türkei         700.000             der Vögel blockiert, so dass   Fische im Binnenland weniger Plastik
oder Malaysia und belasten nun             Tonnen            sie mit vollem Magen ver-     schlucken als die Bewohner der Ozeane;
dort die Umwelt.                    Plastikmüll wurden hungerten. Ähnliche Fälle           es wurde bislang nur viel weniger dazu
Vor allem aber stellt jedes weg-        im Jahr 2021         wurden aus anderen Bun-       geforscht, wie Wissenschaftler selbstkri-
geworfene Produkt, jede nur               exportiert       desländern gemeldet.            tisch zugeben.
kurz genutzte Verpackung, jeder Fast-                Störche verwechseln die rosa          Eine Studie aus Kanada dokumentierte
Fashion-Fummel eine Energie- und Roh-        Gummiringe häufig mit Regenwürmern,           Plastikteile in fast jeder zweiten unter-
stoffverschwendung dar, die wir uns in       nehmen sie in großer Zahl zu sich und ver-    suchten Stockente, eine weitere, eben-
Zeiten des Klimawandels nicht leisten        füttern sie an ihre Jungen. Im pfälzischen    falls kanadische Untersuchung an 18 Ar-
können. Denn recycelt wird nur ein           Landkreis Germersheim wurden nicht            ten wies Metall- und Plastikteile in jedem
Bruchteil unserer Abfälle.                   weniger als 312 Gummiringe im Magen           zehnten untersuchten Vogel nach; beide

NATUR IN BERLIN 4/22
Natur in Berlin Gefährlicher Abfall - Was Plastikmüll in der Natur anrichtet und wie wir ihn vermeiden können
SCHWERPUNKT | 9

Studien betrachteten auch Tiere aus Ge-          mehr bestimmbare Chitintrümmer. Al-            schwemmt die Donau täglich ins Schwar-
genden weitab menschlicher Siedlungen.           lein 30 Individuen des Schwarzhörnigen         ze Meer. Andere Flüsse sind mitnichten
Inwieweit kleinere Mengen verschlucktes          Totengräbers (Necrophorus vespilloides)        sauberer. Messungen der TU Berlin an der
Plastik die Gesundheit der Vögel beein-          hatte diese eine Flasche das Leben ge-         Gotzkowskybrücke im Jahr 2020 ergaben
trächtigen, ist unklar. Ein Fütterungsver-       kostet, dazu 14 Aaskäfer der seltenen          eine mittlere Mikroplastik-Konzentration
such mit frisch geschlüpften Japa-                 Art Necrophilus subterraneus, die seit       von 16,7 Mikrogramm pro Liter. Hochge-
nischen Wachteln ergab, dass             312             langen nicht mehr lebendig im          rechnet aufs Jahr trudeln damit etwa 19
sich die Tiere zwar etwas           Gummiringe             Schwarzwald gesichtet worden         Tonnen Mikroplastik durch die Berliner
verzögert entwickelten und           steckten im             war.                               City.
ihr Hormonhaushalt gestört Magen eines toten Es ist kein Zufall, dass gerade                    Bei Mikroplastik handelt es sich keines-
war, sie aber nicht früher             Storchs             aasfressende Käfer in großer Zahl    wegs nur um jene Kügelchen, die in Pee-
starben und sich trotz Polypro-                         in die Falle gingen, denn im Wald       lings und anderen Kosmetika enthalten
pylen-Pellets im Futter erfolgreich fort-        liegende – oder schlimmer noch: aufrecht       sind; deren Menge erscheint vernachläs-
pflanzten.                                       stehende – Flaschen und Dosen setzen           sigbar angesichts Abertausender Ton-
Vögel sind jedoch nicht nur durch das            eine grausige Kettenreakti-
Verschlucken von (Plastik)-Abfällen ge-          on in Gang: Zunächst locken
fährdet, sondern verheddern sich zudem           die Reste von Bier oder Li-
häufig in Sixpack-Ringen, Obstnetzen,            monade interessierte Insek-
Angelschnüren und ähnlichen Hinterlas-           ten, manchmal auch Mäuse
senschaften. Immer wieder wird die Wild-         an, die wegen der glatten
vogelstation des NABU Berlin mit solchen         Wände und der kleinen Öff-
Fällen konfrontiert, sei es die Nebenkrä-        nung häufig nicht mehr aus
he, die sich in eine Schnur gewickelt hat-       dem Behälter herausfinden.
te oder der Schwan, dem ein langes Stück         Ihr Tod setzt Verwesungs-
Angelschnur aus dem Schnabel hing.               gerüche frei, die Aasfresser
Besonders gefährdet sind Jungtiere, denn         unwiderstehlich anziehen.
Vögel nutzen die allgegenwärtigen Pla-           Auch sie können aus der
stikabfälle mittlerweile ganz selbstver-         glatten Flasche oder Dose
ständlich zum Nestbau. Leicht strangu-           nicht mehr herauskrabbeln,                                          Müll im Wald III: Softdrink
lieren sich die Nestlinge dann an Netzen         die allmählich zum Massen-
oder Schnüren. Bei Störchen oder an-             grab wird.                                     nen Reifenabrieb, die von Deutschlands
deren Arten, die offene, der Witterung           Zu den Tieren, die häufig in leeren Fla-       Straßen gespült werden, und den Syn-
ausgesetzte Horste bewohnen, können              schen verenden, gehören auch Spitzmäu-         thetikfasern, die bei jedem Waschgang
verbaute Plastiktüten oder Folien zudem          se und Eidechsen. Auf der kanarischen          zu Tausenden mit dem Abwasser davon-
dazu führen, dass Regenwasser schlecht           Insel Lanzarote entdeckten Biologen in         schwimmen. Der Löwenanteil des Mikro-
abläuft und die Jungvögel im Nassen sit-         einer einzigen Glasflasche 22 tote Eidech-     plastiks in unseren Gewässern hat seine
zen und unterkühlen.                             sen. Angesichts derartig hoher Opfer-          Karriere freilich als Makroplastik begon-
                                                 zahlen können weggeworfene Flaschen            nen: PET-Flaschen, Plastikbecher, Styro-
II. Dosen und Flaschen: Tückische Fallen         durchaus eine Gefahr für lokale Populati-      porboxen zerbröseln nach und nach in
Während einer Wanderung im Schwarz-              onen seltener Arten darstellen.                immer kleinere Teile. Üblicherweise be-
wald hob der Konstanzer Entomologe                                                              zeichnet man als Mikroplastik Teilchen
Josef Kleß eine Bierflasche auf, die im          III. Mikroplastik: Klein und giftig            kleiner als einen, mitunter auch als fünf
modernden Buchenlaub lag. Als er den             Im Frühjahr 2022 schwamm der Fur-                        Millimeter.
Inhalt herausschüttelte, kamen neben             twängler Chemieprofessor An-                    70          Mikroplastik treibt nicht nur
einem schalen Schluck Pils 70 Käferlei-          dreas Fath 2700 Kilometer die             tote Käfer         im Wasser, es belastet auch
chen ans Licht, dazu eine Menge nicht            Donau entlang, drei Monate be-          lagen in einer       unsere Böden. Die Eintrags-
                                                                nötigte er für die      einzigen leeren pfade sind unterschiedlich:
                                                                Strecke von Ulm bis          Flasche        Siedlungsnahe Gewässer wie
                                                                zum Schwarzen Meer. Ziel               der Schäfersee in Reinickendorf
                                                                des     Schwimm-Marathons       leiden insbesondere unter dem Reifena-
                                                                war, auf die Mikroplastik-      brieb, der bei starkem Regen zusammen
                                                                Belastung der Gewässer auf-     mit Zigarettenkippen und anderen Stra-
                                                                merksam zu machen. Das          ßenmüll hineingespült wird.
                                                                Thema treibt Fath um, seit      Das Abwasser der Kläranlagen ist hinge-
                                                                er 2014 den Rhein durch-        gen weitgehend plastikfrei, da sie die Par-
                                                                schwamm und sich schon          tikel zu 95 Prozent zurückhalten. Das he-
                                                                im Toma-See nahe der Quel-      rausgefilterte Mikroplastik konzentriert
                                                                le von Myriaden Plastikteil-    sich dann allerdings im Klärschlamm
                                                                chen umgeben sah.               und wird mit ihm sowie mit kommu-
                                                                Vier Tonnen Plastik in al-      nalem Kompost auf die Felder verbracht.
                               Müll im Wald II: Durstlöscher    len Formen und Größen           Hinzu kommen landwirtschaftliche Ab-

                                                                                                                             NATUR IN BERLIN 4/22
Natur in Berlin Gefährlicher Abfall - Was Plastikmüll in der Natur anrichtet und wie wir ihn vermeiden können
10 | SCHWERPUNKT

fälle, etwa Fragmente von Folien oder die   ckende, mal moderate oder auch              19            ganismen – auch uns Menschen
Beschichtungen von Dünger- und Saat-        überhaupt keine Effekte fest.       Tonnen Mikro-          – nicht direkt aufgenommen
gutpellets. Einer NABU-Studie zufolge       Gerade Würmer scheinen je-          plastik treiben        würden. Doch auch das ist bis-
gelangen in Deutschland jährlich 13.000     doch eher empfindlich zu             jährlich durch        lang wenig untersucht.
Tonnen Plastik auf den Äckern; hinzu        sein; in Experimenten führte Mi-          Berlin         Angesichts der klaffenden Wis-
kommen 5.800 Tonnen verwehte Kunst-         kroplastik bei verschiedenen Arten                  senslücken beim Thema Mikropla-
stoffabfälle, etwa Reifenabrieb.            zu verringerter Vitalität, langsamerem         stik und der schieren Dimension des
Mikroplastik in Böden und Ge-                       Wachstum und reduzierter Fort-         Problems erscheint es dringend geboten,
wässern gefährdet Regenwür-          13.000            pflanzung. Inwieweit sich sol-      den Eintrag von Plastik in die Umwelt zu
mer, Springschwänze, Krebs-        Tonnen Plastik        che Fütterungsversuche auf die    stoppen.
tierchen, Fischlarven und         landen pro Jahr Verhältnisse in der Natur über- Ein Großteil des Plastikmülls besteht
andere kleine Organismen auf       auf deutschen        tragen lassen, ist unklar. Fest    aus Verpackungen, und viele davon sind
ähnliche Weise wie größere Pla-        Äckern         steht jedoch: Das Mikroplastik in    schlicht überflüssig. Noch im Jahr 1995
stikteile die Seevögel und Störche:              Böden und Sedimenten verschwindet         benötigten die Deutschen nur halb so
Sie verwechseln die unverdaulichen Pla-     nicht, sondern wird ständig mehr. Und da-      viele Kunststoffverpackungen wie heute.
stikteilchen mit Nahrung und nehmen         mit steigt auch die potenzielle Gefahr für     Hier kann jede*r Einzelne ansetzen: Wer
sie nachweislich zu sich.                   Lebewesen aller Art.                           Obst und Gemüse lose kauft, Mehrweg-
Was dann passiert, ist unzureichend er-     Hinzu kommt, dass Plastikpartikel wie          verpackungen nutzt und das Essen beim
forscht, und die vorhandenen Studien        Magnete auf andere Schadstoffe, etwa Pe-       Imbiss in ein mitgebrachtes Gefäß füllen
liefern widersprüchliche Ergebnisse. Je     stizide oder Antibiotika, wirken, die sich     lässt, spart nicht nur Rohstoffe und Ener-
nach betrachtetem Organismus, verfüt-       an der Oberfläche anlagern. Mikroplastik       gie, sondern vermeidet zugleich das Mi-
terten Mengen und Kunststoffart stel-       könnte daher als eine Art Trojanisches         kroplastik von morgen.
len Wissenschaftler*innen mal erschre-      Pferd für Gifte wirken, die sonst von Or-                                   Alexandra Rigos

Sauberer Baden
                                                                                            den gekauften Produkten mit ihren Kon-
                                                                                            servierungsstoffen und künstlichen Aro-
                                                                                            men oft überlegen sind. Und damit man
Wie man bei Kosmetik und Körperpflege                                                       nicht wiederum viele Fläschchen mit In-
                                                                                            haltsstoffen erwerben muss, bedient man
Plastikmüll vermeidet                                                                       sich bevorzugt am Küchenschrank, wo
                                                                                            sich Zutaten wie Oliven-, Avocado- und
Nirgendwo im Haus reihen sich so um-         3. Mehrwegbehälter nutzen!                     Kokosöl, Honig, Natron oder Kakaobutter
fangreiche Batterien von Plastikflaschen,    Wenn es denn doch etwas Flüssiges sein         finden.
-tiegeln und -tuben aneinander wie im        soll: Für viele Putzmittel und Handseifen
Badezimmer. Das muss nicht sein! Wir         gibt es inzwischen nachfüllbare Behälter.      5. Menstruationsmüll vermeiden!
geben Tipps für ein plastikarmes Bad:        Der Nachfüllbeutel besteht zwar immer          Zugegeben, die Sache ist etwas gewöh-
                                             noch aus Plastik, insgesamt reduzieren         nungsbedürftig, erspart aber jede Menge
1. Überflüssiges weglassen!                  sich Müllaufkommen und Rohstoffver-            Müll: Eine Menstruationstasse aus Silikon
Die Kosmetikindustrie hat ganze Arbeit       brauch aber deutlich.                          ist hygienisch unbedenklich, lässt sich
darin geleistet, uns glauben zu machen,                                                     jahrelang verwenden und macht Tam-
wir bräuchten für jedes Körperteil und       4. Hausmittel funktionieren!                   pons überflüssig. Für viele jüngere Frauen
jede Tageszeit eine eigene Creme oder        Apfelessig statt Haarspülung, Quark als        ist sie schon eine Selbstverständlichkeit
Waschlotion. Aber in Wahrheit tut es         Gesichtsmaske, Kaffeesatz als Peeling,         und beweist: Plastik kann durchaus auch
natürlich eine einzige, aus hochwertigen     Soda statt Scheuermilch – unsere Großel-       umweltfreundlich sein! Als müllfreie Al-
Zutaten bestehende Creme für morgens         tern wussten sich auch ohne die Wunder-        ternative zu Damenbinden gibt es übri-
und abends und für Kopf bis Fuß.             mittel aus der Fabrik zu behelfen und er-      gens waschbare Menstruationsslips.       ar
                                             stickten dennoch nicht
2. Feste Pflegeprodukte kaufen!              im Schmutz. Wer keine
Zum Händewaschen greifen wir ganz            Oma hat, die Tipps ge-
selbstverständlich zu einem Stück Sei-       ben kann, findet Rat im
fe, aber das Haarwaschmittel muss aus        Internet.
der Flasche kommen – wieso eigentlich?
Mittlerweile gibt es eine große Auswahl      5. Kosmetik selber
fester Shampoos. Sie sehen aus wie ein       machen!
Stück Seife und stecken in einem kleinen     Für Experimentierfreu-
Karton, sind aber ergiebig wie eine Fla-     dige mit etwas Zeit:
sche Shampoo – und sparen enorm viel         Cremes und andere
Plastik! Besser noch: Auch Conditioner,      Pflegemittel anzurüh-
Duschgel, Rasierschaum und Bodylotion        ren, macht Spaß und
                                                                                                           Flaschenbatterie im Bad
gibt es schon im festen Aggregatzustand.     ergibt Resultate, die

NATUR IN BERLIN 4/22
SCHWERPUNKT | 11

                                                                                            Tatsächlich ist bloß der Schalter aus sei-
                                                                                            ner Halterung gerutscht. Aram schiebt
                                                                                            ihn wieder hinein, wir setzen Wasser auf
                                                                                            – es kocht! Wir sind begeistert. So eine
                                                                                            Kleinigkeit! Und das in nur zehn Minuten!

                                                                                            Keine Chance für das Waffeleisen
                                                                                            Nach Handstaubsauger Nummer 2 (Akku
                                                                                            tot – nichts mehr zu machen), einem Han-
                                                                                            dy (falsche Bedienung hat Funktionen
                                                                                            blockiert) und einem Rührgerät (Schalt-
                                                                                            stellen verklebt) bin ich endlich an der
                                                                                            Reihe. Michael widmet sich erst meinen
                                                                                            Kopfhörern, bei dem aus einem der Ohr-
                                                                                            stöpsel kein Ton mehr erklingt. Der Test
                                                                                            mit dem Multimeter zeigt: Kabelbruch.
                                                                       Kisten stapeln:      Doch anders als beim Staubsauger lässt
                                                              Bau eines Bürogebäudes        sich das Kabel nicht einfach austauschen
                                                                             in Berlin      – das Todesurteil für meine Kopfhörer.
                                                                                            Meine Hoffnung hängt an meinem Waf-
                                                                                            feleisen, das zwar noch backt, aber un-
                                                                                            gleichmäßig heiß wird. Michael vermutet
                                                                                            eine Verschmutzung oder Korrosion an
 Unsere Autorin Janna Einöder am Waffeleisen
                                                                                            den Heizstäben. Nachdem wir uns durch
                                                                                            eine Vielzahl kleiner Verschraubungen
                                                                                            gekämpft haben, können wir leider kei-
Von Kabelbrüchen und Spezialschrauben                                                       nerlei Verschmutzungen feststellen. Folg-
                                                                                            lich sind wohl die Heizstäbe korrodiert.
Im „Repair Café“ gibt's Hilfe zur Selbsthilfe                                               Zwei Nieten also für meine Geräte. Den-
                                                                                            noch lerne ich viel an diesem Abend. Über

J
      eder kennt es: Plötzlich geht nichts     terstützung in Form von Werkzeugen,          Heizstäbe und Schraubentypen, Gerätefir-
      mehr. Ob Staubsauger, Lautsprecher       gutem Rat oder indem die Helfer*innen        men und Anlaufstellen. Mir fällt auf, dass
      oder Handy – das Gerät hat seinen        selbst Hand anlegen. Durchschnittlich        ich wenig weiß über meine Geräte aus Kü-
Geist aufgegeben. Was nun? Wer den             treffen hier drei Ehrenamtliche auf sie-     che und Bad, und dass auch ich viel zu oft
Hersteller kontaktiert, hört häufig die        ben Besucher*innen. Ich habe meine           den einfachen Weg des Neukaufs wähle.
Diagnose: Die Reparatur käme teurer als        Kopfhörer und ein Waffeleisen dabei und
ein Neukauf. Oft fehlen die Ersatzteile,       hoffe auf Rettung.                           Das Recht auf Reparatur
oder es mangelt an Fachkräften. Der neue       Als ich ankomme, sitzen bereits fünf äl-     Im Rahmen des Green Deals plant die EU-
Apparat ist hingegen nur ein paar Klicks       tere Damen und Herren im Café. Meine         Kommission ein „Recht auf Reparatur“.
entfernt.                                      Geräte müssen wohl ein bisschen warten.      Sie möchte die Verfügbarkeit von Ersatz-
Das muss sich ändern! Schließlich ver-         Zunächst wird ein noch schick ausseh-        teilen sicherstellen, der berüchtigten „ge-
braucht Neuware sehr viel Energie und          ender Handstaubsauger inspiziert, der        planten Obsoleszenz“, also Produkten mit
Ressourcen. Reparaturfähige Geräte weg-        beim Einstöpseln plötzlich den Dienst        bewusst geringer Lebensdauer, ein Ende
zuwerfen, können wir uns in der Klima-         einstellte. Michael, einer der Ehrenamt-     machen und einen Reparatur-Index als
krise einfach nicht mehr erlauben. Um-         lichen, prüft die Kabelverbindungen mit      Verbraucherinformation einführen.
fragen zufolge sind rund drei Viertel der      einem Multimeter. Schnell wird klar:         Wir alle würden von diesem Recht pro-
Verbraucher*innen bereit, ihre Geräte          Durch dieses Kabel fließt kein Strom         fitieren – ob durch die Arbeitsplätze, die
selbst zu reparieren oder in Ordnung           mehr. Weil der restliche Staubsauger aber    dadurch geschaffen werden, den gesun-
bringen zu lassen. Oft fehlt es jedoch an      noch gut in Schuss ist, empfiehlt Michael,   kenen Rohstoffverbrauch oder das gestie-
Kenntnissen: Wie funktioniert ein Staub-       ein Ersatzteil zu kaufen und nächstes Mal    gene Selbstvertrauen, wenn man seine Sa-
sauger eigentlich, welche Werkzeuge            zur Montage mitzubringen.                    chen wieder selbst reparieren kann.
brauche ich, um ihn zu reparieren?             Das nächste Gerät ist der knallrote Was-     Beim nächsten kaputten Gerät steht fest:
Das möchte ich lernen und melde mich           serkocher von Christe. Seit ein paar Ta-     Nicht gleich neu kaufen, sondern erst ein-
daher zum „Repair Café“ im Café Gren-          gen rastet der Schalter nicht mehr ein.      mal die Möglichkeiten der Reparatur aus-
zenlos in Alt-Treptow an, einem von rund       Aram schraubt den Boden des Geräts ab.       loten. Und wenn ich Hilfe dabei brauche,
30 Repair Cafés in Berlin, das jeden zwei-     Dazu reicht aber nicht etwa ein normaler     weiß ich ja jetzt, wo ich sie finde.
ten Freitag im Monat stattfindet. Hier         Kreuzschlitzschraubenzieher, sondern es                                             Janna Einöder
werden kaputte Kleingeräte aus Küche           braucht einen speziellen Aufsatz. Aram       Das Repair Café im „Grenzenlos“ findet immer am 2.
und Bad, Unterhaltungselektronik oder          erklärt, dass viele Firmen ungewöhnliche     Freitag im Monat statt, nächster Termin ist am 9. De-
Handys mit Unterstützung von Ehren-            Schrauben verwenden, um Reparaturen zu       zember. Adressen und Termine weiterer Repair Cafés
amtlichen repariert. Das Café bietet Un-       erschweren. Eine Sauerei, findet Christe.    finden Sie unter berlin.nabu.de/reparieren.

                                                                                                                          NATUR IN BERLIN 4/22
12 | SCHWERPUNKT

                                                               Weibliche Zitterspinnen halten    pa nach Nordamerika verschleppt, wo sie
                                                                        den Kokon mit ihrem      sich als Neozoon etabliert hat.
                                                                               Nachwuchs bis     Anders als die Hauswinkelspinne ist die
                                                                      zum Schlüpfen in ihren     Große Winkelspinne aber nicht an Ge-
                                                                                 Kieferklauen.   bäude gebunden, sondern kommt auch
                                                                                                 in natürlichen Höhlen oder in der Streu-
                                                                                                 schicht trockener Wälder vor. Ihre Net-
                                                                                                 ze verlassen beide Arten nur selten und
                                                                                                 wenn, dann meist nachts.

Haustiere der anderen Art
                                                                                                 So kommt es mitunter vor, dass die Spin-
                                                                                                 nen morgens in Waschbecken oder Ba-
                                                                                                 dewannen angetroffenen werden, deren
Unsere Wohnungen beherbergen allerlei                                                            glatte Wände sie nicht mehr erklimmen
                                                                                                 können. Dies hat zu der irrigen Vorstel-
Untermieter, die auf den zweiten Blick gar nicht                                                 lung geführt, die Spinnen entstiegen
                                                                                                 nachts den Wasserrohren.
so eklig, sondern ziemlich interessant sind.                                                     Der hauptsächliche Fressfeind beider Ar-
                                                                                                 ten scheint erstaunlicherweise die deut-
                                                                                                 lich kleinere und zierlichere Große Zitter-

D
        er Winter naht – für Naturschüt-      Menschliche Behausungen sind für an-               spinne (Pholcus phalangioides) zu sein. Diese
        zer eine eher ruhige Zeit. Die        passungsfähige Tiere eben ein attrak-              und einige andere Arten der Gattung Phol-
        Bäume und Sträucher sind kahl,        tiver Lebensraum. Sie sind warm, und               cus kommen in praktisch jeder Wohnung
krautige Pflanzen warten im Erdreich          irgendwo findet sich meist auch Wasser,            vor, wo sie meist in Zimmerecken dichte
oder im Samenkorn auf Licht und Wär-          die Vorräte und Abfälle der Menschen               und unregelmäßig geformte Netze spin-
me. Natürlich gibt es auch im Winter          sind attraktive Nahrungsquellen, und               nen. Diese Netze mit ihren Fangfäden
mitunter Spannendes zu sehen, gerade          Schutz vor Feinden bieten Häuser meist             ermöglichen es den Zitterspinnen, auch
Ornithologen erfreuen sich an den Win-        auch. Insofern ist es nicht verwunder-             sehr große Beutetiere zu fangen. Dabei
tergästen aus nördlichen Breiten, unter       lich, dass sich eine ganze Reihe von Tie-          wird das Netz oft schon mit der ersten Be-
denen sich bisweilen die eine oder andere     ren an das Ökosystem „Haus“ angepasst              rührung der Beute in Bewegung versetzt,
Rarität findet. Auch die Überlebens- und      hat und inzwischen dort ihren Verbrei-             so dass sich das Opfer immer dichter in
Überdauerungsstrategien von Tieren und        tungsschwerpunkt hat, man spricht bei              den Spinnweben verstrickt.
Pflanzen in der kalten Jahreszeit                   diesem Phänomen von „Synanthro-
sind nicht nur von immenser                              pie“. Wobei der Begriff „Öko-           Der Zitter-Trick
ökologischer Bedeutung,                                      system Haus“ eigentlich ein         Der Name „Zitterspinne“ leitet sich von
sondern auch für den                                           Pleonasmus ist, denn das          ihrem charakteristischen Verhalten ab,
Naturfreund hochinte-                                            altgriechische Wort „oi-        ihren Körper bei Gefahr in Schwingung
ressant.                                                         kos“ bedeutet nichts an-        zu versetzen. Auf diese Weise sind ihre
Dennoch, viel zu beob-                                           deres als „Haus“.               Konturen für Feinde nur noch schwer
achten gibt es draußen                                           Eines der bekanntesten          auszumachen, was jedoch vor einer wei-
derzeit nicht. Für Natur-                                       synanthropen Tiere dürf-         ßen Zimmerwand nur begrenzt wirkt.
                                           Schmetterlings-
liebhaber ist der Winter                                      te die Hauswinkelspinne            Ihr filigraner Körper ähnelt auf den ers-
                                           mücke
somit eine Gelegenheit, den                                (Tegenaria domestica) sein, die       ten Blick dem eines Weberknechts, aller-
Blick nach innen zu richten. Ge-                      wegen ihrer Größe bisweilen für            dings trügt diese Ähnlichkeit: Wer genau
meint sind damit nicht etwa die Abgründe      Erschrecken sorgt. Diese für den Men-              hinsieht, erkennt schnell die Aufteilung
des Geistes und der Seele, sondern etwas      schen vollkommen harmlose Spinne ist               des Spinnenkörpers in den mit Beinen
weit Profaneres: die eigenen vier Wände.      bei uns fast ausschließlich in oder an             ausgestatten Vorderleib (Prosoma) und
                                              Gebäuden anzutreffen, wo sie in Fugen,             den beinlosen Hinterleib (Ophistosoma),
Wärme, Schutz und Nahrung                     unter Möbeln oder in dunkleren Ecken               während bei Weberknechten Vorder- und
Wer hier wohnt, ist meist kein sonder-        eines Kellers ihre trichterförmigen Netze          Hinterleib zusammengewachsen sind.
lich beliebter Gast – wie Hausmaus und        baut.                                              Die Große Zitterspinne stammt vermut-
Wanderratte, die sich, ausgehend von          In Mitteleuropa wird sie inzwischen vie-           lich aus Asien und ist ursprünglich ein
ihren asiatischen Ursprungsgebieten, im       lerorts von der nah verwandten und sehr            Höhlenbewohner. Im Gefolge des Men-
Gefolge des Menschen über beinahe den         ähnlichen Großen Winkelspinne (Erati-              schen hat sie sich fast weltweit verbreitet
gesamten Erdball verbreitet haben (siehe      gena atrica) verdrängt. Diese Art scheint          und ist in Europa nahezu ausschließlich
Natur in Berlin 1/2022). Und das, ohne        sich seit dem 19. Jahrhundert aus ihrer            in Gebäuden anzutreffen.
ein „Nutztier“ des Menschen zu sein. Im       südeuropäischen Heimat nach Norden
Gegenteil – als Vorratsschädlinge wurden      ausgebreitet zu haben. Auch
die kleinen Nager seit jeher verfolgt. Man    sie bewohnt größtenteils
domestizierte sogar die Wildkatze, um die     Häuser und wurde durch
ungebetenen Gäste in Schach zu halten.        den Menschen aus Euro-
                                                                                                                               Silberfischchen

NATUR IN BERLIN 4/22
SPEKTRUM | 13

                                                                                                                        Deutsche Schabe
Ein weiterer typischer Untermieter ist          Frost und kommt
das sogenannte Silberfischchen (Lepisma         deshalb      in
saccharina), dessen ursprüngliche Heimat        unseren
nicht genau bekannt ist. Heute kommt            Breiten aus-
es weltweit vor. Da das Silberfischchen         schließlich
eine warme und feuchte Umgebung liebt,          in beheizten Ge-
liegt die Vermutung nahe, dass dieses Tier      bäuden vor. Typische
einst in tropischen Gegenden beheimatet         Lebensräume sind Großküchen,
war. In Europa kommt es fast ausschließ-        Hallenbäder oder Wäschereien, wo sie        falls aus den Tropen stammen und in-
lich in Gebäuden vor.                           sich von organischen Substanzen aller       zwischen weltweit vorkommen. Deren
Die „Fischchen“ (Zygentoma) sind Insek-         Art ernährt. Da sie ausschließlich nacht-   bekanntester Vertreter Drosophila melano-
ten, und zwar sehr ursprüngliche und evo-       aktiv ist und Licht meidet, bemerkt man     gaster ist zu einem der bestuntersuchten
lutionär alte Vertreter dieser Tiergruppe,      ihr Vorkommen oft erst spät.                Organismen der biologischen Forschung
die noch keine Flügel ausgebildet haben.        Auch die Gemeine Küchenschabe kommt         geworden.
Sie sind eigentlich vollkommen harmlos,         in Europa fast ausschließlich in Häusern
beißen oder stechen nicht und übertragen        vor. Anders als ihre Verwandte übersteht    Lebensraum stilles Örtchen
auch keine Krankheiten. Bisweilen kann          sie aber kühle Temperaturen bis minus       Ein interessanter Hausgast ist auch die so-
massenhafter Befall jedoch zu Vorrats-          zehn Grad und kann in milden westeu-        genannte Abortfliege (Psychoda grisescens),
schäden führen, vor allem an stärke- oder       ropäischen Regionen auch im Freiland        eine zur Gruppe der Schmetterlingsmü-
zuckerhaltigen Lebensmitteln. Eine Vor-         überwintern. Ihre ursprüngliche Heimat      cken (Psychodidae) zählende kleine Fliege
liebe für Zucker verrät schon der Artname       liegt vermutlich in Nordafrika.             mit markanten herzförmigen Flügeln.
L. saccharina. Auch in Bibliotheken oder        Kakerlaken beider Arten sind nicht nur      Wie ihr Name nahelegt, ist sie vor allem
Archiven können Silberfischchen und ei-         Vorratsschädlinge, sondern übertragen       in Toiletten oder Badezimmern anzutref-
nige verwandte Arten Schäden an Papier          auch diverse Krankheiten. Zudem kann        fen, wo sie sich oft von organischem Ma-
und Bucheinbänden verursachen.                  ihr Kot Allergien auslösen. Davon ab-       terial in Abflussrohren ernährt.
                                                gesehen handelt es sich jedoch um in-       Nicht nur Häuser, auch andere frostfreie,
Putzkommando in Bad und Küche                   teressante Tiere mit einem komplexen        gerne feucht-warme Strukturen mensch-
Ein massives Auftreten dieser lichtscheu-       Sozialleben, die sich untereinander mit     lichen Ursprungs bieten einer ganzen
en Tiere deutet eigentlich immer auf            Duftsignalen verständigen.                  Reihe von Arten Lebensraum. Als Beispie-
hohe Feuchtigkeit hin und ist damit auch        Auch viele andere Arten besiedeln hier-     le seien die Gewächshausspinne (Paraste-
ein Indikator für eine Schimmelgefahr.          zulande fast ausschließlich Gebäude und     atoda tepidariorum) aus dem tropischen
Tatsächlich ernähren sich Silberfischen         andere Strukturen. Schließlich macht die    Südamerika oder der Gewächshaus-Tau-
meist hauptsächlich von Schimmelpilzen,         Siedlungs- und Verkehrsfläche fast 15       sendfüßer (Oxidus gracilis) aus Südostasien
was sie für den Menschen zu durchaus            Prozent der Gesamtfläche Deutschlands       genannt, die beide durch internationalen
nützlichen Mitbewohnern macht. Ein              aus, und dieses riesige Lebensraum-Po-      Pflanzenhandel verbreitet wurden und
geringes Vorkommen in Küche oder Bade-          tential lockt eben auch Bewohner an.        inzwischen weltweit in Treibhäusern ge-
zimmer lässt sich ohnehin kaum verhin-          Weitere Beispiele sind die Tau- oder        funden werden.
dern.                                           Fruchtfliegen (Drosophilidae), die eben-                                  Ansgar Poloczek
Unangenehmere Zeitgenossen sind die
Schaben (Blattodea), auch Kakerlaken ge-
nannt. Diese große Gruppe flugfähiger
Insekten, die mit den Termiten verwandt         Keine Angst vor Nosferatu!                  tung oder leichte Schwellung. Der Biss
sind, haben ihren Verbreitungsschwer-                                                       wird je nach Quelle mit einem Mücken-
punkt in den Tropen. Einige wenige Arten        Spinnen-Migrantin sorgt für Aufregung       oder Wespenstich verglichen.
kommen natürlicherweise in Mitteleu-                                                        Damit ist die Neubürgerin, die mittler-
ropa vor, etwa die Gemeine Waldschabe           Mehr oder minder bissige Tiere sind         weile auch in Berlin vorkommt, für Men-
(Ectobius lapponicus), die in der Streu- und    stets ein beliebtes Thema, um das Som-      schen harmlos
Strauchschicht dichterer Waldgebiete            merloch zu füllen. In diesem Jahr war es    und als Insek-
lebt und sich manchmal auch in Häuser           die aus dem Mittelmeerraum stammen-         tenjägerin ein
verirrt, sich dort aber meist nicht dauer-      de Nosferatu-Spinne (Zoropsis spinimana),   nützliches Tier,
haft einrichtet.                                die die Republik in Aufregung versetzte.    das man ruhig
Weltweit verbreitete, synanthrope Arten         Dieses Tierchen ist nämlich für mitteleu-   in der Wohnung
sind die Gemeine Küchenschabe (Blatta           ropäische Verhältnisse nicht nur recht      dulden sollte.
orientalis) und die Deutsche Schabe (Blattel-   groß (die Beine erreichen sechs Zentime-    Ihren gruseligen
la germanica). Trotz ihres Namens stammt        ter Spannweite), sondern kann auch wie      Namen verdankt
die Deutsche Schabe wohl ursprünglich           sonst nur wenige einheimische Spinnen       die Spinne übri-
vom indischen Subkontinent und hat sich         die menschliche Haut an zarteren Stellen    gens ihrer Zeich-
durch den regen Handel im Kolonialzeit-         durchbeißen.                                nung am Kopf,
alter weltweit ausgebreitet. In Europa ist      Wie fast alle Spinnen ist auch die Nosfe-   die der Filmfi-
sie seit dem 18. Jahrhundert nachweis-          ratu-Spinne giftig,
                                                   Graugans mit     doch beschränken sich
                                                                Nachwuchs                   gur Nosferatu                  Nosferatu-
bar. Die Deutsche Schabe verträgt keinen        die Folgen für den Menschen auf eine Rö-    ähnelt.        ar                 Spinne

                                                                                                                     NATUR IN BERLIN 4/22
Sie können auch lesen