Auf gute Nachbarschaft 50 Jahre - Wohnungsgenossenschaft von 1904 eG

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Auf gute Nachbarschaft 50 Jahre - Wohnungsgenossenschaft von 1904 eG
HERBST 2021

              Auf gute Nachbarschaft          50 Jahre        Bundestagswahl
                 Regeln mal anders: die     Happy Birthday,   Das sagen die Parteien
              Haus­ordnung als Wimmelbild     "bei uns"!       zu Wohnen & Klima
Auf gute Nachbarschaft 50 Jahre - Wohnungsgenossenschaft von 1904 eG
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                    Liebe Mitglieder,                                I N H A LT

                                                                     3     Laub ade
    in gut vier Wochen dürfen wir wieder entscheiden:
                                                                           Entsorgung in Eigeninitiative
    Wer soll künftig unser Land regieren?
    Wer kann unsere Überzeugungen am besten vertreten?               4     Bündnis für das Wohnen
                                                                           Mehr Wohnraum für Hamburg
    Das sind schon generell keine leichten Fragen. Bei dieser        5     Bundestagswahl
    Bundestagswahl scheint es aber besonders schwer zu sein,               Was haben die Parteien in Sachen
                                                                           Wohnungspolitik im Programm?
    eine Antwort zu finden. Wie die Forschungsgruppe Wahlen
    herausfand, hatten im Juli ein Viertel aller Wahlberechtigten    10    Auf gute Nachbarschaft!
                                                                           Die Hausordnung – anders erklärt
    noch keine Ahnung, welcher Partei sie ihre Stimme geben
    wollen. Das klingt erst mal nicht dramatisch, immerhin sind ja   12    Vertreterversammlung 2021
                                                                           Wieder im schriftlichen
    noch einige Wochen Zeit. Experten gehen jedoch davon aus,
                                                                           Umlaufverfahren
    dass die meisten selbst am Wahltag noch ratlos sein werden.
                                                                     13    Mit Elan und Tatkraft
    Vielleicht sind ja auch Sie noch auf der Suche nach einer Ent-         Der Aufsichtsratsvorsitzende
                                                                           Matthias Schröder stellt sich vor
    scheidungshilfe? Dann haben wir hier zwei Tipps für Sie: Eines
    der großen Themen dieses Wahlkampfs ist das bezahlbare           14    Happy Birthday!
    Wohnen. Jede Partei, die im Bundestag vertreten ist, hat sich          Rückblick auf 50 Jahre „bei uns“

    dazu etwas ins Programm geschrieben. Wir haben die Positi-       16    Klimaschutz zu Hause
    onen zusammengetragen und ab Seite 5 gegenübergestellt.                So sparen Sie C02 im Alltag

                                                                     18    Harte Schule
    Möchten Sie sich einfach und schnell über alle anderen                 Ausbildung in Zeiten der Pandemie
    wichtigen Themen informieren, können wir Ihnen den Wahl-
                                                                     20    Aktuelles
    O-Mat der Bundeszentrale für politische Bildung empfehlen
                                                                           Materialengpässe durch Corona
    (siehe Seite 8). Über den interaktiven Fragebogen können Sie
    herausfinden, welche Ziele die Parteien verfolgen und mit        21    Baustellen-Ticker
                                                                           Neues aus Stellingen,
    welcher Sie am meisten übereinstimmen. So sind Sie für die             Horn und Uhlenhorst
    Wahlkabine gut gerüstet.
                                                                     22    Mülltrennung, leicht gemacht
    Genießen Sie noch den schönen Spätsommer und starten Sie               Mit der App der Stadtreinigung
    anschließend gesund in den Herbst!                               23    Aus der Genossenschaft
                                                                           Die Stiftungsarbeit der 1904

                                                                     24    Ausflüge und Veranstaltungen
                                                                           Unterwegs und in den
                                                                           Nachbartreffs mit der 1904

                                                                     39    Rätsel, Impressum
                                                                                                               Titel-Illustration: Detlef Surrey, Foto: 1904

                            Monika Böhm
                           Vorstandsmitglied

    AUSGABE HERBST 2021
Auf gute Nachbarschaft 50 Jahre - Wohnungsgenossenschaft von 1904 eG
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             GEMEINSCHAF T

                       Laubbeseitigung vor Ihrem Hauseingang
                        in genossenschaftlicher Eigeninitiative
                                  Buntes Laub sieht zweifelsohne schön aus. Trotzdem muss es
                             schnell weg, damit sich daraus nicht eine rutschige Gefahrenquelle bildet
                                     und so eine erhöhte Unfallgefahr für Fußgänger besteht.

                              Jedes Jahr im Spätsommer, wenn die Bäume das               Sollten sich einmal in ausgewählten Bereichen
                              erste Laub abwerfen und es dazu die ersten feuch­     (z. B. vor den Mülltonnen oder im Eingangsbereich
                              teren Herbsttage gibt, besteht draußen vor der        der Wohnanlage) größere Mengen Laub ansam­
                              Tür Rutschgefahr durch nasses Laub.                   meln und zu einer „Rutschgefahr“ werden, kann
                                  Generell ist in unserem schönen Hamburg, wie      Ihr zuständiger Hausmeister diesbezüglich einen
                              auch überall sonst in Stadt und Land, im Herbst mit   Einzelauftrag an die Gartenfirma erteilen. Die Ab­
                              Laub auf den Straßen und Wegen zu rechnen.            arbeitung dieses Auftrags wird aber, aufgrund der
                              Aber jeder Einzelne von uns wird jedes Jahr aufs      Auslastung der Firmen, nicht kurzfristig möglich
                              Neue von dieser Jahreszeit überrascht. Dann muss      sein.
                              jeder von uns sein Verhalten auf die aktuelle Situ­        Solange der Laubfall nicht abgeschlossen ist,
                              ation abstimmen und auf seine Umgebung achten.        wird sich nach jeder Windböe erneut das Laub vor
                                  Auch die Hamburger Stadtreinigung unter­          Ihrer Tür aufhäufeln.
                              stützt alle Bürgerinnen und Bürger dabei und be­           Für diesen Fall haben wir im letzten Herbst in
                              seitigt regelmäßig das gefallene Laub im öffentli­    vielen Eingangsbereichen im Treppenhaus einen
                              chen Raum, aber dieses auch nicht wöchentlich.        gekennzeichneten Besen bereitgestellt und unter­
                                  Wir beseitigen in allen Wohnanlagen das anfal­    stützen hiermit die genossenschaftliche Eigeniniti­
                              lende Laub durch die im jeweiligen Objekt zustän­     ative. Bitte sprechen Sie bei Bedarf Ihren Hausmeis­
                              digen Gartenpflegefirmen. Diese Laubbeseitigung       ter an. Für den bevorstehenden Herbst möchten
                              erfolgt vertragsgemäß zweimal im Jahr.                wir daher noch mal alle unsere Mitglieder bitten
                                  Ein wöchentlicher Turnus wäre zu teuer, zumal     und dazu aufrufen: Wenn es so weit ist, schnappen
                              die dadurch entstehenden Kosten die Betriebs­         Sie sich den Besen und beseitigen Sie kurz das stö­
Foto: 1904

                              kosten Ihrer Wohnanlage für alle Mitglieder erhö­     rende Laub. Für Ihre Sicherheit und für Ihren Geld­
                              hen würden und Ihren Geldbeutel leeren.               beutel!!! Gemeinsam schaffen wir das!

                                                                                                                                     AUSGABE HERBST 2021
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                                                                     NEWS

               Wohnraum für die Hansestadt
                    Stadt, Bezirke und Wohnungswirtschaft einigen sich auf eine
                            Erneuerung des Bündnisses für das Wohnen.

                                                                                                   Kommentar
                                                                                                   Zu viele Unbekannte, zu teuer
                                                                                                   Es hat also doch noch geklappt. Das
                                                                                                   Bündnis für das Wohnen wurde ver-
                                                                                                   längert. Es war eine schwere Geburt
                                                                                                   und das lag vor allem am Erbbau-
                                                                                                   recht. Genauer gesagt, am Beschluss
                                                                                                   des Senats, öffentliches Bauland für
                                                                                                   den Wohnungsbau nicht mehr zu
                                                                                                   verkaufen. Seit Hamburg diesen Weg
                                                                                                   geht, also seit über zwei Jahren, hat
                                                                                                   sich keine der traditionellen Woh-
                                                                                                   nungsgenossenschaften mehr um ein
                                                                                                   städtisches Grundstück bemüht.
                                                                                                       Es stimmt schon: Die Konditionen
                                                                                                   haben sich nun verbessert. Jedoch
                                            Stadtentwicklungssenatorin Dr. Dorothee                hat sich am Prinzip nichts geändert.
                                            Stapelfeldt, VNW-Direktor Andreas Breitner und         Hamburg will seine Grundstücke
                                            Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher (v. l. n. r.).    möglichst nur noch verpachten. Wir,
                                                                                                   und da sind wir nicht die Einzigen,
    Nach neun Monate dauernden Verhand-            politik: Voriges Jahr hatte der Senat be­       möchten die Grundstücke kaufen,
    lungen haben sich im Juni die Hamburger        schlossen, öffentliche Grundstücke für den      auf denen wir bauen.
    Wohnungswirtschaft, der Hamburger Se­          Wohnungsbau nur noch im Erbbaurecht zu              Nicht nur, weil es auf lange Sicht
    nat und die Bezirke auf ein neues Bündnis      vergeben. Jetzt heißt es in der Vereinbarung:   günstiger ist – und wir planen schließ-
    für das Wohnen geeinigt. Demnach soll          „Je größer eine Fläche ist, je zentraler sie    lich auf sehr lange Sicht von mindes­
    auch in den kommenden Jahren der Bau           liegt und je stärker sie mit vorhandenem        tens 100 Jahren! Wir wollen lieber
    von jährlich mindestens 10.000 Wohnungen       städtischem Besitz verknüpft ist, desto         kaufen, weil beim Erbbaurecht-Mo-
    genehmigt werden. Der Anteil sozial geför­     eher wird für sie ein Erbbaurecht bestellt      dell zu viele Unbekannte im Spiel
    derter Wohnungen wird aufgestockt – von        werden.“ Damit habe man eine tragfähige         sind, allesamt unkalkulierbar: Was
    3000 schrittweise bis auf 4000 pro Jahr.       Lösung gefunden, sagt Andreas Breitner.         wird uns der vereinbarte Inflations-
        Als Interessenvertreter der Wohnungs­          Zudem werde die Laufzeit von Erbbau­        ausgleich kosten? Wie werden künf-
    genossenschaften und anderer gemein­           rechtsverträgen von 75 auf 99 Jahre verlän­     tige Politikergenerationen entschei-
    wohlorientierter Wohnungsunternehmen           gert und bei Neuverträgen kann eine Verlän­     den? Werden sie die Pachtverträge
    saßen der Direktor des Verbands Norddeut­      gerung vereinbart werden, bei der die Ent­      verlängern und zu welchen Konditi-
    scher Wohnungsunternehmen (VNW),               wicklung der Bodenwerte außer Betracht          onen? Oder müssen wir die Grund-
    Andreas Breitner und der Vorsitzende des       bleibt. Außerdem habe die Stadt sich ver­       stücke abgeben und damit unsere
    Hamburger VNW-Landesverbands, Marko            pflichtet, Streitigkeiten bei bestehenden       Häuser auch?
    Lohmann, am Verhandlungstisch. Ihr Resü­       Erbbaurechten und Wiederkaufsrechten                Da keiner diese Fragen beantwor-
    mee: Die jetzt vereinbarte höhere Verbind­     einvernehmlich bis Ende 2021 zu klären. Um      ten kann, wird es wohl nicht leichter
                                                                                                                                             Foto: Bertold Fabricius

    lichkeit diene vor allem dem Bau bezahl­       problematische Vorgänge kooperativ und          mit dem neuen Bündnis.
    barer Wohnungen.                               zügig zu lösen, wurde eine Clearing-Runde       Monika Böhm und Holger Westphal
        Auch in anderen Punkten zeigten sie sich   mit Stadtentwicklungssenatorin und Finanz­      Vorstand der „1904“
    zufrieden, wie bei der umstrittenen Boden­     senator geschaffen.

    AUSGABE HERBST 2021
Auf gute Nachbarschaft 50 Jahre - Wohnungsgenossenschaft von 1904 eG
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                                                                                       B U N D E STAG S WA H L 2 02 1

                                                    Bezahlbares Wohnen:
                                               die Parteien im Themen-Check
                                                    Klima und Wohnen: Im Vorfeld der Bundestagswahlen wurde jetzt viel
                                                 darüber gesagt – allerdings selten im Detail. Wir wollten es genau wissen und
                                                        haben die Wahlprogramme einem Themen-Check unterzogen.

                                                                                       mit einer Doppelstrategie: Zum einen       und Recyclingmaterial. Im Rahmen
                                                                                       setzt sie sich ausdrücklich für Nachver­   eines „Sonnenpakets“ will sie eine
                                                                                       dichtung ein, für das Aufstocken von       ­Onlineplattform für die Genehmigung
                                            Bauen & Wohnen                             Gebäuden, An- und Ausbauten sowie          von Photovoltaik-Anlagen auf- und
                                            „Ausreichender Wohnraum ist der bes­       Überbauten von Supermärkten und            „noch bestehende Hemmnisse beim
                                            te Mieterschutz“: Nach dieser Maxime       Parkplätzen.                               Mieterstrom“ abbauen. Energiebezo­
                                            will die Union mit zahlreichen Maß­            Zum anderen will sie das Umland        gene Steuern, Umlagen und Entgelte
                                            nahmen dafür sorgen, dass bis 2025         stärken – mit einer modernen Grund­        will die Union künftig stärker an den
                                            mehr als 1,5 Millionen neue Woh­           versorgung, verbesserter Anbindung         CO2-Emissionen ausrichten. Die ener­
                                            nungen entstehen. Dafür hat sie sich       an Bus und Bahn und einem Eigen­           getische Sanierung vermieteter Ge­
                                            vorgenommen, Planungs- und Geneh­          heim-Programm für Familien. Unter          bäude soll steuerlich berücksichtigt
                                            migungsverfahren zu beschleunigen          anderem sollen sie bei der Grunder­        werden.
                                            und gemeinsam mit den Ländern die          werbssteuer einen Freibetrag in Höhe           Nicht zuletzt will sie den altersge­
                                            Anzahl der Bauvorschriften „signifikant    von 250.000 Euro erhalten und jeweils      rechten und barrierefreien Umbau von
                                            zu verringern“. Bauanträge sollen künf­    weitere 100.000 Euro pro Kind.             Wohnimmobilien fördern.
                                            tig bereits zwei Monate nach Vorlage
                                            aller Unterlagen entschieden sein.         Modernisieren                              Wohnkosten
                                            Klappt das nicht, sollen sie als geneh­    Die CDU will Deutschland bis 2045 in       Um den sozialen Wohnungsbau anzu­
                                            migt gelten.                               ein „klimaneutrales Industrieland“ um­     kurbeln, will die CDU „mit den Ländern
                                                 Bauwilligen stellt sie in Aussicht,   bauen. Die energetische Sanierung der      erörtern“, ob sie jeden Bundes-Euro
                                            fünf Prozent Sonderabschreibung auf        Gebäude sei für sie deshalb „ein Muss“.    mindestens verdoppeln würden. Das
                                            die Anschaffungs- und Herstellungs­        Für die Finanzierung will sie die Woh­     Wohngeld will sie ab 2022 regelmäßig
Foto: Alexander Limbach – stock.adobe.com

                                            kosten auch künftig von der Steuer         nungsunternehmen „in die Pflicht neh­      anpassen und die EEG-Umlage „als Ers­
                                            absetzen zu können. Per Gesetz ist         men“. Wie, bleibt offen.                   tes“ abschaffen. Am Emissionshandel
                                            ­dies bei Mietwohnungen nur bis Ende           Zugleich verspricht sie mehr Hilfe:    und der CO2-Abgabe hält sie weiterhin
                                             des Jahres möglich.                       So soll das schrittweise Sanieren bes­     fest. Über reduzierte Strompreise soll
                                                 Dem Mangel an Wohnungen und           ser gefördert werden, ebenso das Bau­      diese jedoch an alle Bürger und Be­
                                             Bauland in vielen Städten begegnet sie    en mit heimischem Holz, Sand, Gips         triebe in vollem Umfang zurückfließen.

                                                                                                                                                            AUSGABE HERBST 2021
Auf gute Nachbarschaft 50 Jahre - Wohnungsgenossenschaft von 1904 eG
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    B U N D E STAG S WA H L 2 02 1

    Bauen & Wohnen                                     neten Dächern“ Solaranlagen installiert.
    Die SPD legt ihren Fokus auf bezahl­               Fördern will sie ebenso Photovoltaik in
    bares Wohnen und will jährlich 100.000             der Gebäudehülle und auf landwirt­
    neue Sozialwohnungen schaffen. An­                 schaftlichen Flächen.
    gelehnt an das Hamburger Bündnis will                  Als Herzstück ihres Energiekon­
    sie dafür „alle Beteiligten an einen               zepts sieht sie die Beteiligung der Bür­
    Tisch“ holen. Daneben plant sie, eine              ger und will Mieterstrom und die ge­
    neue Wohngemeinnützigkeit einzu­                   meinschaftliche Eigenversorgung stär­
    führen „als zusätzliches nicht gewinn­             ken. Zugleich mahnt sie zu einer effi­
    orientiertes Segment auf dem Woh­                  zienteren Energienutzung und will
    nungsmarkt“.                                       deshalb die Energieeffizienzstandards
        Um Spekulationen mit Wohnraum                  weiterentwickeln.
    und Boden zu stoppen, hat sie vor, ein
    zentrales Eigentümer- und Immobilien­              Wohnkosten
    register einzurichten. Außerdem sollen             In angespannten Wohnlagen will die
    öffentliche Grundstücke für den Woh­               SPD ein zeitlich befristetes Mieten­
    nungsbau künftig ausschließlich in Erb­            moratorium einführen. Mieterhö­
    pacht vergeben werden.                             hungen sind dort dann nur im Rahmen
        Eigentum will sie fördern, indem sie           der Inflationsrate möglich. Zudem will
    Familien den Kauf von Genossen­                    sie die Mietpreisbremse entfristen und
    schaftsanteilen erleichtern will. Vorge­           Schlupflöcher schließen. Um Miet­
    sehen sind auch Förderprogramme für                wucher zu verhindern, will sie bundes­
    Mietkauf und für den Hauskauf in Or­               weit einen einheitlichen und qualifi­
    ten mit Leerstand.                                 zierten Mietspiegel einführen. Neben
        Weiterhin will sie sich für generati­          Mieten bei Neuvermietung sollen darin
    onsübergreifende, alternative und bar­             auch Vertragsmieten der vergangenen
    rierefreie Wohnformen einsetzen. Für               acht Jahre erfasst werden.
    obdachlose Menschen will sie flächen­                   Auch die SPD hält am CO2-Preis und
    deckend Housing-First-Projekte voran­              Emissionshandel fest. Die EEG-Umlage
    bringen.                                           will sie bis 2025 jedoch abschaffen. Der
                                                       Umstieg auf erneuerbare Energien im
    Modernisieren                                      Verkehr und der Gebäudewärme soll
    Klimaneutralität will die SPD bis 2045             aus der CO2-Bepreisung finanziert wer­
    in Deutschland erreichen. Ihr Plan: Bis            den. Die automatische Anhebung des
    2030 sollen fünf Millionen Miethäuser              CO2-Preises wollen die Sozialdemo­
    auf innovative Heiz- und Energiesysteme            kraten beibehalten, zugleich aber für
    wie Wärmepumpen umgerüstet wer­                    weiteren Ausgleich sorgen. Einen Pro-
    den. Um Investitionen klimagerecht zu              Kopf-Bonus wollen sie prüfen.
    lenken, sollen Vermieter den CO2-Preis
    zahlen. Staatliche Förderung verspricht
    sie für Investitionen in Wärmenetze
    und Quartierskonzepte. Geht es nach
    der SPD, werden auf „allen dazu geeig­

    Die Reihenfolge richtet sich nach der aktuellen Sitzverteilung im Bundestag.

    AUSGABE HERBST 2021
Auf gute Nachbarschaft 50 Jahre - Wohnungsgenossenschaft von 1904 eG
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                                        Bauen & Wohnen                             für das selbstbestimmte Wohnen im
                                        Die FDP will „mehr Flächen mobilisieren    Alter.
                                        und mehr bauen“. Auf konkrete Zahlen
                                        legt sie sich nicht fest. Die Mietpreis­   Modernisieren
                                        bremse will sie abschaffen, einen Mie­     Die FDP bekennt sich zum Ziel des Pa­
                                        tendeckel verhindern, da sie „nachweis­    riser Abkommens und einem klimaneu­
                                        lich zu einer Verknappung des Ange­        tralen Deutschland bis 2050. Spezielle
                                        bots“ geführt haben.                       Maßnahmen hat sie im Wahlprogramm
                                            Vorwiegend wollen die Freien De­       nicht aufgeführt, da sie die Bevorzu­
                                        mokraten bessere Voraussetzungen für       gung bestimmter Technologien ab­
                                        den Wohnungs- und Hausbau schaffen         lehnt. Stattdessen möchte die FDP
                                        und Regularien ändern. Dazu gehören:       erneuerbare Energien „vollständig in
                                                                                   den Wettbewerb überführen“ und die
                                         • Einführung eines Baukosten-TÜV,         Förderungen nach dem Erneuer­
                                           der sowohl alte Normen als auch         bare-Energien-Gesetz (EEG) beenden.
                                           neue Regelungen auf ihre Kosten         Die Eigenversorgung mit erneuerbarem
                                           für Bauen und Wohnen prüft. Ziel        Strom will sie vereinfachen.
                                           ist, die Baukosten zu senken.
                                                                                   Wohnkosten
                                         • Aufbau eines digitalen und teil­
                                                                                    Die FDP hat sich keine Ziele für den
                                           automatisierten Baugenehmi­
                                                                                    Bau von Sozialwohnungen gesetzt.
                                           gungsverfahrens. Bauanträge sol­
                                                                                    Menschen mit niedrigem Einkommen
                                           len in einem bestimmten Zeitraum
                                                                                    will sie jedoch den Zugang zum freien
                                           bearbeitet sein (im Wahlpro­
                                                                                    Wohnungsmarkt über das Wohngeld
                                           gramm nicht definiert). Andern­
                                                                                    erleichtern. „Erst wenn dort die Woh­
                                           falls gelten sie als genehmigt.
                                                                                    nungssuche erfolglos bleibt, soll die
                                         • Angleichung der Landesbauord­            Berechtigung auf Bezug einer Sozial­
                                           nungen, speziell der Anforde­            wohnung erteilt werden.“
                                           rungen für modulares und serielles           Auch Menschen mit Behinde­
                                           Bauen.                                   rungen sollen selbstbestimmt ihre
                                                                                    Wohnung wählen können, fordert die
                                         • Aufbau eines Baulückenkatasters
                                                                                    Partei. Deshalb sollten sie unabhängig
                                           und Entbürokratisierung des Dach­
                                                                                    von Wohnform und -ort Anspruch auf
                                           ausbaus und der Dachaufsto­
                                                                                    alle Leistungen aus der Sozialversiche­
                                           ckung.
                                                                                    rung haben. Um Strom und Energie
                                            Mit einem Grunderwerbssteuer-           „bezahlbar zu machen“, will die FDP die
Foto: Anton Sokolov – stock.adobe.com

                                        Freibetrag von bis zu 500.000 Euro will     EEG-Umlage abschaffen und die
                                        sie die Eigentumsquote erhöhen. Für        Stromsteuer auf das EU-Mindestmaß
                                        mehr Steuergerechtigkeit will sie Sha­     senken. Darüber hinaus will sie eine
                                        re-Deals verbieten. Weiterhin fordert      ­Klimadividende einführen. Um die En­
                                        die FDP mehr barrierefreien oder -ar­       ergiewende aufkommensneutral für
                                        men Wohnraum in Bestand und Neu­            die Bürger zu gestalten, sollte jeder
                                        bau und damit verbunden ein Bündnis         eine jährliche Pauschale erhalten.

                                                                                                          AUSGABE HERBST 2021
Auf gute Nachbarschaft 50 Jahre - Wohnungsgenossenschaft von 1904 eG
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                                     B U N D E STAG S WA H L 2 02 1

                                     Bauen & Wohnen                                 Modernisieren
                                     Die Linke „kämpft für eine Neuausrich­         Die Linke will, „dass die Bundesrepublik
                                     tung der Mieten- und Stadtentwick­             bis 2035 klimaneutral ist“ und alle Alt­
                                     lungspolitik“, will ein Recht auf Woh­         bauten bis dahin „nahezu vollständig
                                     nen im Grundgesetz aufnehmen und               energetisch saniert werden“. Dafür will
                                     auf lange Sicht den Wohnungsbestand            sie sozial gerechte Förderprogramme
        Kennen Sie                   dem freien Markt entziehen.                    ausbauen. Die Modernisierung von Ge­
     den Wahl-O-Mat?                     Mit 15 Milliarden Euro jährlich will sie
                                     den kommunalen und genossenschaft­
                                                                                    bäuden aus der Wiederaufbau-Ära soll
                                                                                    dauerhaft mit 15 Milliarden Euro jähr­
       Unter www.wahl-o-mat.de       lichen Wohnungsbau ankurbeln und den           lich gefördert werden.
     stellt die Bundeszentrale für   Bestand energetisch umbauen. Förde­                Alle Gebäude sollen einer Solar­
      politische Bildung seit 2002   rungen und steuerliche Vergünstigungen         pflicht unterliegen. Weiterhin unter­
       zu jeder Wahl einen inter­    sind allerdings an eine neue Wohnungs­         stützt die Linke Mieterstromkonzepte
      aktiven Fragebogen online.     gemeinnützigkeit geknüpft mit dauer­           und will die Nutzung von Wärmepum­
      In knapp 40 Fragen führt er    haften Mietobergrenzen, Reinvestiti­           pen und Erdwärme als Heizenergie for­
     Sie durch alle wichtigen und    onen und Mitbestimmungsrechten für             cieren.
          aktuellen politischen      Mieter. Jährlich sollen so bis zu 250.000
     Themen. So können Sie sich      Sozialwohnungen entstehen.                     Wohnkosten
         auf recht einfache und          Öffentliches Bauland soll ausschließ­      Das Wahlprogramm der Linken sieht
     schnelle Art einen Überblick    lich in Erbbaurecht vergeben werden,           weitreichende Änderungen des Miet­
          über die Forderungen       Kommunen sollen ein preislimitiertes Vor­      rechts vor. So will sie den Mieten­
      und Ziele der Parteien ver-    kaufsrecht erhalten. Spekulationen mit         deckel bundesweit einführen und be­
         schaffen und sie sogar      Bauland will sie mithilfe einer Bodenwert­     sonders hohe Mieten absenken. Dies
           direkt vergleichen.       zuwachssteuer stoppen, Share-Deals ver­        soll auch für Kleinbetriebe gelten. Wei­
                                     bieten und private Immobilienverkäufe          terhin fordert sie ein Umwandlungs­

                                                                                                                               Foto: LZPolBRLP /HeikeRost.com, AdobeStock, Text: Ewelina v. Lewartowski-Jansen
         Der Wahl-O-Mat ist          nicht mehr von der Steuer befreien. Für        verbot von Miet- in Eigentumswoh­
     kostenlos und kann anonym       Transparenz soll ein öffentlich einseh­        nungen sowie eine Ausweitung des
          genutzt werden.            bares Immobilienregister sorgen.               Milieuschutzes.
                                         Weiterhin fordert die Partei, Zweck­            Um eine „Energiearmut“ zu verhin­
                                     entfremdung von Wohn- und Gewer­               dern, will sie die Stromsteuer für Pri­
                                     beraum zu verbieten und die Besetzung          vatverbraucher senken, die Umlage der
                                     leer stehender Wohnungen zu legalisie­         CO 2-Steuer abschaffen sowie das
                                     ren. Immobilienfonds will sie verbieten        Wohngeld auf Basis der Bruttowarm­
                                     und große Immobilienkonzerne mit               miete berechnen. Auch die Moderni­
                                     mehr als 3.000 Wohnungen enteignen.            sierungsumlage will sie abschaffen.
                                         Ländliche und strukturschwache             Vermietern, die sich eine energetische
                                     Regionen sollen über bundesweite               Sanierung nicht leisten können, bietet
                                     Förderprogramme gestärkt werden.               sie eine vollumfängliche Förderung,
                                     Obdachlosigkeit will auch sie mit              wenn sie sich „unter den Schirm der
                                     „Housing First“ bekämpfen.                     Wohnungsgemeinnützigkeit begeben“.

    AUSGABE HERBST 2021
Auf gute Nachbarschaft 50 Jahre - Wohnungsgenossenschaft von 1904 eG
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Bauen & Wohnen                              Modernisieren                                       KO M M E N TA R
Die Grünen wollen eine ressourcen­          Ebenfalls bis 2035 wollen die Grünen
schonende „konsequente Bauwende“            Klimaneutralität in Deutschland errei­          Darum fehlt die AfD
herbeiführen, gemeinsam mit der             chen. Dafür wollen sie die Energiestan­       Demokratie, Toleranz, Respekt
Wohnungswirtschaft den Wohnungs-            dards bei Neubauten auf KfW 40 fest­       und der freie Meinungsaustausch:
und Immobilienmarkt gemeinwohl­             legen, im Bestand auf KfW 55 (außer         Für unsere „1904“ sind das echte
orientiert gestalten und ein Recht auf      denkmalgeschützte Gebäude).                    Werte, nach denen wir unser
Wohnen im Grundgesetz verankern.                Generell hat für sie der Erhalt des      ganzes Handeln ausrichten und
    Als Ziel haben sie sich den Bau von     Bestands Vorrang vor dem Neubau.            die wir auch von den Menschen
einer Million Mietwohnungen gesetzt.        Deshalb müsse die Sanierungsquote               einfordern, die unser Land
Dafür wollen sie die Mittel für den sozi­   „sehr schnell verdoppelt werden“, zum             regieren. Eine Vielzahl an
alen Wohnungsbau „deutlich erhöhen“         Beispiel durch serielle Modernisie­            AfD-Mitgliedern richten sich
sowie eine neue Wohngemeinnützigkeit        rungen. Mit Fördergeldern wollen sie         nachweisbar nicht nach diesen
einführen. Bundeseigenes Bauland soll       dafür sorgen, dass in den kommenden           Werten und deshalb möchten
bevorzugt in Erbpacht vergeben werden.      vier Jahren 1,5 Millionen Solardächer          wir ihnen kein Forum bieten.
    Um Ressourcen zu schonen, soll          gebaut werden. In diesem Zuge wollen        Wir sind nicht der Meinung, dass
künftig „mehr hoch als breit“ gebaut und    sie die Mietstromregeln vereinfachen          eine Demokratie antidemokra­
Verkehrsflächen reduziert werden. Wei­      und bürokratische Hürden für die Nut­      tische Meinungen tolerieren muss.
terhin wollen die Grünen einen digitalen    zung abbauen.                                  Denn eine uneingeschränkte
Gebäude-Materialpass einführen mit In­                                                  Großzügigkeit gegenüber intole­
formationen über die verwendeten Ma­        Wohnkosten                                 ranten Kräften führt unweigerlich
terialien, ihre Herkunft und Produktion.    Die Grünen haben sich eine umfas­          zu Einschränkungen. Oder wie uns
    Für Transparenz auf dem Wohnungs­       sende Änderung des Mietrechts vorge­            die Geschichte gelehrt hat:
markt soll ein Immobilienregister sorgen.   nommen. So wollen sie die Mietpreis­             in einen totalitären Staat.
Spekulationen und Geldwäsche will die       bremse entfristen und „deutlich nach­            Dagegen wehren wir uns.
Partei mit einem Verbot von Bargeld-Ge­     schärfen“ sowie den Milieuschutz aus­
schäften und von Share-Deals bekämp­        weiten. Reguläre Mieterhöhungen
fen. Wer in Wohneigentum investieren        sollen auf 2,5 Prozent pro Jahr begrenzt          Links zum Thema
möchte und es selbst nutzt, soll mit        werden, Modernisierungsumlagen auf                Unsere Meinung zu
günstigen Krediten und Bürgschaften         1,50 Euro pro Quadratmeter. Ausnah­               Erbbaurecht: Seite 4
unterstützt werden. Gleiches gilt bei       men für möbliertes Wohnen werden                 Mietendeckel, neue
Mietkauf und Beteiligungen an Genos­        gestrichen. Nicht zuletzt wollen sie die    Gemeinnützigkeit, Mieterstrom:
senschaften und Gemeinschaftspro­           Umlagefähigkeit der Grundsteuer ab­               Geschäfts- und
jekten. Die Kaufnebenkosten sollen          schaffen.                                   Nachhaltigkeitsbericht 2020/21
gesenkt werden durch eine Umvertei­             Um die Energiewende sozialver­          www.1904.de/service/downloads
lung der Grunderwerbssteuer. Für große      träglich zu gestalten, soll das Wohn­
                                                                                          Alle Wahlprogramme finden
Wohnungsunternehmen soll der Steu­          geld aufgestockt und der CO2-Preis                     Sie unter
ersatz erhöht, für Selbstnutzer gesenkt     fürs Heizen vom Hauseigentümer ge­           www.bundestagswahl-2021.de/
werden. Wohnungslose sollen mit             zahlt werden.                                      wahlprogramme/
Housing-First-Projekten Hilfe erhalten.

                                                                                                        AUSGABE HERBST 2021
Auf gute Nachbarschaft 50 Jahre - Wohnungsgenossenschaft von 1904 eG
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     AUSGABE HERBST 2021
11
                              HAUSORDNUNG

                                                                     So klappt’s mit
                                                                     den Nachbarn
                                            Soziales Miteinander wird in Genossenschaftshäusern großgeschrieben.
                                               Und wenn sich alle Mitglieder rücksichtsvoll verhalten, steht dem
                                                   harmonischen Wohnen unter einem Dach nichts im Wege.
                                              Aber was darf man eigentlich, was nicht, und wo gibt es Spielraum?
                                                  In unserem Wimmelbild haben wir einige Beispiele versteckt.
                                                  Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Stöbern und Zuordnen!

                                            An den Gemeinschaftsflächen         Wohnungstüren stapeln. Die kön­           den Top-Recyclern gehört und
                                            möchten sich alle Mitglieder mit    nen übrigens auch echte Stolper­          sortieren Sie Ihren Müll in die da­
                                            ihren Familien erfreuen. Deshalb    fallen werden, wenn Frau Müller           für vorgesehenen Tonnen.
                                            ist es selbstverständlich, dass     aus dem zweiten Stock den Müll
                                            Hundehalter*innen das Geschäft      stets an ihnen vorbeitragen muss …        Parkende Autos, herumstehende
                                            ihrer Vierbeiner wegräumen und                                                Kinderwagen und Fahrräder au­
                                            diese stets an der Leine führen.    Ein Pläuschchen in Ehren kann             ßerhalb der dafür vorgesehenen
                                                                                niemand verwehren – aber bitte            Flächen … Im Notfall können sol­
                                            Geduld und Nachsicht mit un­        nicht lautstark von Fenster zu            che Gegenstände dafür verant­
                                            seren kleinen Mitbewohnern ist      Fenster. Auf den Gemeinschafts­           wortlich sein, dass lebensrettende
                                            natürlich Ehrensache. Noch leich­   flächen gibt es zahlreiche Plätze         Sekunden verloren gehen. Feuer­
                                            ter fällt sie, wenn Kinder mög­     oder Bänke, um sich bei einem             wehr oder Notarzt müssen daher
                                            lichst auf den dafür vorgese­       Klönschnack über die neuesten             ungehinderten Zugang zu Haus-
                                            henen Spielplätzen spielen. Wenn    Neuigkeiten auszutauschen.                und Hofeingängen, Treppen,
                                            sie dann auch noch auf die An­                                                Fluren und Kellergängen haben.
                                            wohner und die üblichen Ruhe­       Grillfans müssen jetzt tapfer sein.
                                            zeiten Rücksicht nehmen, steht      Denn egal ob auf Balkon, Terrasse         In unseren vier Wänden wollen
                                            dem Kinderspaß nichts im Wege.      oder im Garten: Wenn Rauch in             wir ungestört unsere Privatsphäre
                                                                                die Nachbarwohnungen ziehen               genießen – dazu gehört natürlich
                                            Spontane und ausschweifende         kann, ist Grillen leider nicht er­        auch der Balkon. Deshalb achten
                                            Feierlichkeiten sind leider kein    laubt.                                    wir zum Beispiel beim Blumengie­
                                            Beitrag zum Allgemeinwohl. Des­                                               ßen darauf, dass wir unseren
                                            wegen sollten private Feste, die    Unsere Wohnungen sind vor                 Nachbarn keine ungefragte Ab­
                                            sich über 22 Uhr hinaus erstre­     allem für eines da: zum Wohnen.           kühlung verpassen.
                                            cken, den Mitgliedern rechtzeitig   Sie sind nicht für die gewerbliche
                                            angekündigt werden. Das Gebot       Nutzung vorgesehen – schon gar        Suchspaß für Kids und Co.
                                            der Zimmerlautstärke gilt dabei     nicht für eine, die nicht offiziell   Achtung: Neben den hier beschrie­
                                            aber natürlich immer.               bei der Genossenschaftsverwal­        benen Regeln haben wir im Bild wei­
                                                                                tung angemeldet ist.                  tere versteckt. Was gehört noch zu
                                            So schön ein kleiner Stadt­                                               einem für alle angenehmen gemein­
                                            dschungel auch ist: Vor den Fens­   Ordnung ist das halbe Leben. Ent­     schaftlichen Wohnalltag? Wir wün­
Illustration: Detlef Surrey

                                            tern im Treppenhaus hat er          scheiden Sie sich – auch im Inte­     schen Ihnen und Ihren Familien viel
                                            nichts zu suchen, denn er er­       resse der Umwelt – bitte nicht für    Vergnügen beim Suchen, Nachdenken
                                            schwert die Reinigung. Gleiches     die andere Hälfte: Helfen Sie mit,    und Diskutieren und sagen dann:
                                            gilt für Schuhberge, die sich vor   dass Deutschland weiterhin zu         Auf gute Nachbarschaft!

                                                                                                                                             AUSGABE HERBST 2021
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                            So war die Vertreter-
                           versammlung 2021 leider
                                nicht möglich.

           Vertreterversammlung in 2021 -
                                  im schriftlichen Umlaufverfahren
                       Auch die diesjährige ordentliche Vertreterversammlung
                     haben wir, wie letztes Jahr schon sehr gut erprobt, wieder im
                         schriftlichen Umlaufverfahren stattfinden lassen.

     L
                eider, denn der Austausch mit        ihre Dividende nicht vorenthalten und dann    beantwortet. An dem schriftlichen Um­
                unserer Vertreterversammlung ist     noch aus formalen Gründen. Es gibt nach       laufverfahren haben dann 55 der 62 Ver­
                uns sehr wichtig. Aber die Ge­       wie vor viele Mitglieder, die in Kurzarbeit   treter*innen teilgenommen.
                sundheit unserer Mitglieder der      und schlimmer noch, arbeitslos geworden           Die Genossenschaft erhielt bei allen
                Vertreterversammlung wollten         sind und alle brauchen ihr Geld.              Punkten der Tagesordnung die Zustim­
     wir weiterhin nicht gefährden.                      Auch die Auseinandersetzungsguthaben      mung der Vertreterversammlung.
         In diesem besonderen Fall gibt uns die      von Mitgliedern, die unsere Genossenschaft        Auf dieser Basis konnte dann auch die
     Corona-Gesetzgebung die Möglichkeit, die        verlassen, konnten auf dieser Basis ausge­    Dividende, die wieder mit 4% der Ge­
     Vertreterversammlung im schriftlichen Um­       zahlt werden.                                 schäftsguthaben dotiert ist und die Aus­
     laufverfahren stattfinden zu lassen. Dieses         Den Mitgliedern der Vertreterversamm­     einandersetzungsguthaben ausgezahlt
     Verfahren hatten Vorstand und Aufsichtsrat      lung sind Mitte Mai die Tagesordnung, wie     werden.
     bei ihrer vorbereitenden Sitzung am 4. Mai      auch der vorläufige Geschäfts- und Nach­          Als einziger Tagesordnungspunkt
     2021 gemeinsam beschlossen.                     haltigkeitsbericht 2020/2021, zugegangen.     mussten die Wahlen zum Aufsichtsrat ver­
         Dies war übrigens nach den Corona-Ge­       Alle Mitglieder, auch die Ersatzvertre­       schoben werden. Dieses geht nur in einer
     setzgebungen auch der einzige Weg, dass         ter*innen, die regelmäßig an den Ver­         Präsenzveranstaltung, die wir baldmög­
     wir eine Dividende beschließen und aus­         sammlungen teilnehmen, hatten dann die        lichst nachholen werden.
     zahlen durften. Für Vorstand und Aufsichts­     Möglichkeit, schriftlich Fragen zu den Ta­    Wir bedanken uns bei unserer Vertreter-
                                                                                                                                               Foto: 1904

     rat ein ganz wichtiger Punkt, denn in Zeiten    gesordnungspunkten zu stellen. Die Ge­        versammlung für das Vertrauen.
     wie diesen, wollten wir unseren Mitgliedern     nossenschaft hat alle Fragen ausführlich

     AUSGABE HERBST 2021
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                     A U F S I C H T S R AT

                                                                           Matthias Schröder
                                                                 Aufsichtsratsvorsitzender seit Mai 2021

                                                Liebe Mitglieder, liebe 1904!
                       Als Holger Eschholz am 27.05.2021 aus Altersgründen als        litativ und energetisch im Rahmen unserer Möglichkeiten
                       Vorsitzender des Aufsichtsrates unserer 1904 ausgeschieden     weiter verbessern. Dabei achten wir sehr stark auf die
                       ist, endete eine Ära. Mit seiner Lebendigkeit, Tatkraft und    Belange der Mitglieder. Gerade in den letzten Jahren hat
                       Herzlichkeit hat er unsere Zusammenarbeit im Aufsichts-        unsere 1904 viel in den Bestand investiert. Neubauwoh-
                       rat nachdrücklich geprägt.                                     nungen können und wollen wir nur erstellen, wenn die
                       Seit acht Jahren bin ich Mitglied des Aufsichtsrates der       Anschaffungs- und Baukosten für uns passen.
                       Wohnungsgenossenschaft von 1904 eG und kenne die               Wie sich die Preise für Baugrundstücke und auch für
                       Menschen und Strukturen deshalb sehr gut. Die Mitwir-          bebaute Grundstücke in Hamburg exponentiell entwickelt
                       kung in diesem vielfältigen, interessanten und verantwor-      haben, ist uns allen sehr bewusst. Auch die zum Teil drama-
                       tungsvollen Aufgabengebiet bereitet mir viel Freude.           tisch hohen Mietzinsen, die außerhalb der Wohnungsge-
                       Der frühere Vorstand von 1904, Klaus Weise und die jetzige     nossenschaften berechnet werden, sind für eine gesunde
                       Vorständin Monika Böhm haben mich 2012 angesprochen            Weiterentwicklung in der Stadt nicht akzeptabel.
                       und überzeugt, für das Amt eines Aufsichtsratsmitglieds        Die Stadt Hamburg verfolgt mit ihrer schwierigen Bauland-
                       zu kandidieren. Dieses habe ich sehr gerne angenommen          politik (Erbbaurechte) eher einen Konfrontationskurs zu den
                       und von allen Vertretern große Unterstützung erfahren.         vielen Hamburger Wohnungsgenossenschaften. Die Anpas-
                       Als ich nun im Mai dieses Jahres als Nachfolger von Holger     sungen der Erbbauzinsen führen in der Zukunft zu stetigen
                       Eschholz zum Vorsitzenden des Aufsichtsrates gewählt wur-      Kostensteigerungen. Dies ist insbesondere für die sozial aus-
                       de, habe ich mich sehr über das in mich gesetzte Vertrauen     gerichteten Wohnungsgenossenschaften nicht zu vertreten.
                       und die damit verbundene Verantwortung gefreut.                Hier ist dringend ein Kurswechsel der Politik notwendig.
                       Mein besonderes Wirken für Wohnungsbaugenossenschaf-           Zu meiner Person: Ich bin in der Nordheide geboren und
                       ten begann schon vor mehr als einem Jahrzehnt, als ich in      lebe seit fast 30 Jahren in der Heideblütenstadt Schnever-
                       meiner damaligen Funktion als Vorstandsmitglied der            dingen. Schon als Jugendlicher habe ich viel Zeit in Ham-
                       Hamburger Volksbank mit dem ehemaligen Vorstand des            burg, der schönsten Stadt der Welt, zugebracht, zumal ein
                       Arbeitskreises Hamburger Wohnungsbaugenossenschaften           Großteil meiner Familie hier lebt. Nur für den HSV konnte
                       e.V. an einer intensiveren Zusammenarbeit zwischen die-        ich mich niemals so recht erwärmen. Der FC St. Pauli stand
                       sen beiden Hamburger Institutionen gearbeitet habe.            mir immer ein wenig näher.
                       Dieses mündete dann 2007 in einer Vereinbarung und             Ich war dem Fußball als Aktiver viele Jahre lang verbunden,
                       Kooperation für Mitgliedermehrwerte, die bis heute auch        bis ich aus gesundheitlichen Gründen auf andere Sportar-
                       zum Wohle der Mitglieder unserer 1904 Bestand hat.             ten ausweichen musste. Seither habe ich mich dem Laufen,
                       Als Dipl.-Bankbetriebswirt war ich von 2002 bis 2014 Vor-      Radfahren und Schwimmen verschrieben und nehme
                       standsmitglied der Hamburger Volksbank. Seit nunmehr           manchmal an Altersklassenwettkämpfen im Triathlon teil.
                       sieben Jahren bin ich Vorstandsvorsitzender der Sparkasse      Ich bin 59 Jahre alt, verheiratet und habe zwei erwachsene
                       im Heidekreis.                                                 Söhne. Mein ältester Sohn lebt und arbeitet in Hamburg,
                       Ehrenamtlich engagiere ich mich in der Gremienarbeit in        der „Kleine“ studiert noch in Göttingen.
                       der Evangelischen Stiftung Altersdorf. Hier unterstütze        Auch künftig möchte ich meine Kenntnisse und Erfah-
                       bzw. entwickle ich mit einer kleinen Anzahl von Personen       rungen sowie meine Verbindungen und Netzwerke in Ham-
                       Verbesserungsmöglichkeiten für Menschen mit Handicap.          burg nutzen, um unsere Wohnungsgenossenschaft von 1904
                       Unser Motto lautet hier: „Hamburg sozial gestalten“.           zu unterstützen und erfolgreich in die Zukunft zu führen.
                       Mit unserer Wohnungsgenossenschaft von 1904 eG sind            Dabei freue ich mich sehr, dass ich von allen Aufsichtsrats-
Foto: KSK-Walsrode

                       wir auf einem guten Kurs. Die Strategie, die unser Vorstand    mitgliedern so viel Unterstützung und Rückhalt bekomme.
                       Monika Böhm und Holger Westphal aufgestellt haben, un-         Für das in mich gesetzte Vertrauen bedanke ich mich sehr
                       terstütze ich vollends. Wir wollen unsere Wohnungen qua-       herzlich.

                                                                                                                                     AUSGABE HERBST 2021
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                                                              JUBILÄUM

                                  Happy Birthday,
                                    „bei uns“!
         Damals innovativ, heute nicht mehr wegzudenken: Seit 50 Jahren geben
          wir im Verbund mit den Hamburger Wohnungsbaugenossenschaften
          ein eigenes Mitgliedermagazin heraus. Der perfekte Anlass, um einen
         Blick zurückzuwerfen – auf immer neue Ideen und witzige Retro-Cover.

     O
                      b Krankenkasse, Supermarkt                                  zählt nämlich unser langjähriges Vorstandsmit­
                      oder Sportclub: Heute scheint                               glied Klaus Weise. Die Idee, alle „1904er“ regel­
                      fast jedes Unternehmen ein ei­                              mäßig und auf möglichst unterhaltsame Art und
                      genes Kundenmagazin zu dru­                                 Weise mit Neuigkeiten aus der Genossenschaft
                      cken. Als wir unserem eigenen            bei uns            zu versorgen, hat ihn fasziniert. Glücklicherwei­
     „Baby“ auf die Genossenschaftswelt verhalfen,                                se fand er im Verein der Hamburger Wohnungs­
     war das nahezu ein exklusiver Service. Mitte der         IN ZAHLEN           baugenossenschaften genügend Mitstreiter. So
     1970er Jahre gab es deutschlandweit gerade ein­                              erschien nach langer Vorbereitung auch endlich
     mal 61 Titel.
         Das „wir“ bezieht sich in diesem Fall übrigens
                                                             138.000              im Sommer 1971 unter dem Titel „Gut wohnen“
                                                                                  die Erstausgabe unserer „illustrierten Zeit­
                                                           Mal erscheint jede
     wirklich auf unsere „1904“: Zu den Geburtshelfern    Ausgabe der bei uns,    schrift“, wie es damals so schön hieß.
                                                               Hamburgs
                                                           auflagenstärkstes      Warum sich Ende der 1980er Jahre der Name
                                                            „Stadt­magazin“.      plötzlich änderte?
                                                                                  Ehrlich gesagt: Keiner weiß es mehr so genau.
                                                                 195              Im Prinzip ist es aber auch egal. Denn wir fin­
                                                                                  den, das war eine tolle Idee! Schließlich geht
                                                          Ausgaben sind seit
                                                          dem Gründungsjahr       es in der „bei uns“ eben tatsächlich in erster
                                                             erschienen.          Linie darum, was bei uns so los ist. Die neuen
                                                                                  Familienwohnungen in Hamm. Das Sommer­
                                                                   4              fest im Nachbartreff Eimsbüttel. Unsere
                                                                                  Schwierigkeiten, an günstige Baugrundstücke
                                                          Ausgaben werden pro
                                                          Jahr herausgegeben –    zu kommen: In der „bei uns“ steht es ganz be­
                                                          jede Genossenschaft     stimmt und die Hintergründe dazu selbstver­
                                                          bekommt ihr eigenes     ständlich auch.
                                                           Logo und macht die         Die Themen, Texte und Fotos entstehen üb­
                                                             bei uns zu ihrem     rigens in einem gemischten Team: Als Profis der
                                                             eigenen Magazin.     Wohnungswirtschaft sind sowohl „1904“-Mitar­
                                                            Erstellt werden die   beiter als auch Medienprofis bei jeder Ausgabe
                                                          Ausgaben von Abge-      mit an Bord. Was sie alle vereint: absolute Be­
                                                            sandten aller Woh-    geisterung und ganz viel Herzblut!
                                                           nungsbaugenossen-          Wahrscheinlich ist das auch das Geheimnis,
                                                           schaften, was bester   warum die „bei uns“ mit ihren 50 Jahren immer
      Kabelfernsehen, Sommerurlaub, Dialogkultur          Ausweis einer starken   noch gerne und regelmäßig gelesen wird.
        Immer engagiert in Sachen fortschrittliche           Vereinsarbeit ist.   Oder was meinen Sie? Ein Feedback von
     Wohnungstechnik und Mitgliederservice war auch                               Ihnen – vor allem zur neuen „bei uns“ – wäre
      der damalige Chefredakteur Klaus Bangemann.                                 das perfekte Geburtstagsgeschenk!

     AUSGABE HERBST 2021
Fotos: Torner Brand Media, mit freundlichem Dank an das „Bei uns“-Archiv der BGFG, 1904, Text: Ewelina v. Lewartowski-Jansen

                                                                                                                                                      1972

                                                                                                                               1990

                      2004
                      2017
                                                                                                                               1997
                                                                                                                                                      1986

                      2021
                                                                                                                                                      1988

                                                                                                                               2000

AUSGABE HERBST 2021
                                                                                                                                                             15
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                                                     KLIMASCHUTZ

                      Minus 2 Tonnen:
                 So spart man zu Hause CO2
                       Eigentlich weiß es jeder: Um die Erde zu retten, müssen wir dringend
                     unseren CO²-Verbrauch reduzieren. Bei dieser enormen Aufgabe ist jeder
                      von uns gefordert und sollte auch lieb gewonnene Handlungen einmal
                         überdenken. Die Frage ist nur: Wo soll man anfangen? Am besten
                    zu Hause. Hier lässt sich relativ einfach CO² sparen, wie diese Ideen zeigen:

     Ein Grad weniger                                                       trotzdem, und zwar Wasser und CO²! An­
     Trotz Wärmedämmung und allerlei klima­                                 statt ein Vollbad zu nehmen (145 Kilo
     schonender Technik: Beim Heizen produ­                                 CO²), sollte man öfter duschen und dabei
     zieren wir immer noch am meisten CO².                                  auf die Zeit achten und das Wasser z. B.
     Dabei muss man nur wenige Regeln be­                                   beim Einseifen ausstellen. Mehr kann man
     achten, um zu sparen: Nie die Fenster auf                              kaum sparen, denn alle unsere Armaturen
     Kipp stellen, wenn die Heizung läuft, und                              sind wassersparend.
     ganz besonders auch im Winter mehrmals
     täglich kurz durchlüften (Fenster weit öff­                              Effekt:
     nen, Heizung ausstellen). Wer richtig spa­                               12 Vollbäder weniger, dafür jeweils
     ren will – übrigens auch Geld! – reduziert                               10 Minuten duschen: –1.620 Kilo CO² /
     die Temperatur um ein Grad. Das ist Ihnen                                Jahr. Einmal täglich 5 statt 10 Minuten
     zu unbehaglich? Wie wäre es mit schicken            Tipp:                warm duschen: –1.825 Kilo CO² / Jahr
     Fenstervorhängen? Das sorgt für Gemüt­          Um die Erderwär-
     lichkeit und hält die Kälte der Fenster­       mung zu stoppen,
     scheibe fern. Aber Achtung, die Vorhänge       sollte jeder Bürger
     dürfen den Heizkörper nicht verdecken.         nicht mehr als eine
                                                    Tonne CO² im Jahr
      Effekt:                                          verbrauchen.
      –160 Kilo CO² / Jahr                           Wie das gelingen
                                                      kann, zeigen die
                                                    Smartphone-Apps
     Warmwasser ohne Reue                            „Worldwatchers“
     Es ist schon ein Dilemma: Fürs Klima           und „Eevie“. Beide
                          müssten wir ei­          gibt es kostenlos für
                          gentlich so wenig          Android und iOS.       Surfpause & Funkstille
                          Warmwasser wie                                    Auch zu Hause greifen wir ständig zum
                          möglich verbrau­                Unter             Smartphone – mit ungeahnten Folgen:
                          chen. Drehen wir          www.klimatarier.        10 Minuten Handychecken produziert
                          aber nicht regel­        com kann man den         50 Gramm CO², eine Whatsapp ohne Foto
                          mäßig alle Wasser­           CO²-Gehalt           verschicken 10 Gramm.
                          hähne in der Woh­         seiner Mahlzeiten
                          nung auf, können              berechnen.           Effekt:
                          sich wiederum Le­                                  3 Whatsapp weniger pro Tag =
                          gionellen bilden.                                  –10 Kilo CO² / Jahr
                          Sparen lässt sich

     AUSGABE HERBST 2021
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                                                                                                                                                     TV-freier Abend
                                                                                                                                                     Im Durchschnitt hat jeder Deutsche vo­
                                                                                                                                                     riges Jahr täglich 220 Minuten ferngesehen.
                                                                                                                                                                                                                                              Wohnjubiläen
                                                                                                                                                     Das macht täglich 458 Gramm Kohlendio­                                        Auch in diesem Quartal haben wir wieder Jubiläen von
                                                                                                                                                     xid. Beim Videostreamen kommen sogar                                      Wohnanlagen. Dies war in der Vergangenheit immer ein Grund
                                                                                                                                                     noch 2.200 Gramm dazu.                                                          für die dort wohnenden Mitglieder, dieses zu feiern.
                                                                                                                                                                                                                                  Das haben wir sehr begrüßt und auch immer unterstützt.
                                                                                                                                                       Effekt:
                                                                                                                                                                                                                                    Wir müssen aber zum Wohle der Gesundheit von allen
                                                                                                                                                       1 Tag Fernsehpause pro Woche =
                                                                                                                                                                                                                              Mitgliedern noch darum bitten, vorerst und auch bis auf Weiteres
                                                                                                                                                       –138 Kilo CO² / Jahr
                                                                                                                                                                                                                                               auf Jubiläumsfeiern zu verzichten.
                                                                                                                                                                                                                              Wenn wir wieder zur Normalität übergehen können, dann können
                                                                                                                                                                                                                               Sie gerne wieder in geselliger Runde feiern. Selbstverständlich
                                                                                                                                                                                                                           stehen wir Ihnen dann wie gewohnt bei der Planung und Durchführung
                                                                                                                                                                                                                                  zur Verfügung. Wir freuen uns, dann von Ihnen zu hören.
                                                                                                                                                                                                                                  Also, frei nach dem alten Sprichwort „Aufgeschoben ist
                                                                                                                                                                                                                                      nicht aufgehoben“. Findet eben nur später statt!

                                                                                                                                                                                                                                 65 Jahre                             65 Jahre
                                                                                                                                                                                                                                  1. November                          1. Dezember
                                                                                                                                                     Tschüss, Spüllappen!                                                   Carl-Petersen-Straße 73–75,               Sievekingdamm
                                                                                                                                                     Das ist doch mal eine gute Nachricht: Wer                                     81a–c, 85a–c                            32–38
                                                                                                                                                     eine moderne Spülmaschine besitzt (A+++),
                                                                                                                                                     kann auf das lästige Abwaschen guten Ge­
                                                                                                                                                     wissens verzichten. Das kostet nämlich
                                                                                                                                                     deutlich mehr CO²!

                                                                                                                                                       Effekt:
Fotos: 1904, Alexander Limbach, Irina Schmidt – stock.adobe.com (2), nikkytok, Roobcio – Shutterstock.com (2); Text: Ewelina v. Lewartowski-Jansen

                                                                                                                                                       Geschirrspüler anstatt Abwasch (1 Stunde)
                                                                                                                                                       jeden dritten Tag = –139 Kilo CO² / Jahr

                                                                                                                                                     Hallo, Bäcker!                                                              60 Jahre                             50 Jahre
                                                                                                                                                     Ihnen ist es egal, ob Sie den Tag mit Toast                                  1. Dezember                           1. Oktober
                                                                                                                                                     oder Brötchen starten? Dann motten Sie                                      Wendlohstraße                      Nydamer Weg 33–41,
                                                                                                                                                                                                                                    33a–d                        Meiendorfer Straße 41 + 41a
                                                                                                                                                     Ihren Toaster ein. Damit sparen Sie täglich 44
                                                                                                                                                     Gramm des schädlichen Klimagases. Voraus­
                                                                                                                                                     gesetzt, Sie gehen zu Fuß oder fah­ren Rad.

                                                                                                                                                       Effekt:
                                                                                                                                                       –16 Kilo CO² / Jahr

                                                                                                                                                     Fisch statt Fleisch
                                                                                                                                                     Früher war es gang und gäbe: Anstatt
                                                                                                                                                     Fleisch kam freitags Fisch auf den Tisch.                                                        30 Jahre
                                                                                                                                                     Wer sich diese gesunde Lebensweise an­                                                     1. Dezember Lohwurt 25–31
                                                                                                                                                     eignet, tut auch etwas fürs Klima. Beson­
                                                                                                                                                     ders, wenn er dafür auf Rind verzichtet.

                                                                                                                                                       Effekt:
                                                                                                                                                       300 Gramm Frischfisch anstatt
                                                                                                                                                       300 Gramm Rind = –86 Kilo CO² / Jahr

                                                                                                                                                     Quellen: Bundesumweltamt, Statista, Fraunhofer-Institut, Klimatarie

                                                                                                                                                                                                                                                                                    AUSGABE HERBST 2021
18

         I N T E RV I E W

                                                                Yannick Schlag
                                                       Immobilienkaufmann seit Juni 2021

                               Ausbildung in Zeiten
                                   von Corona
                 Nach sechs Schulpraktika und Abitur wusste Yannick Schlag nicht, was er
             beruflich machen wollte. Dann hörte er einen Bericht im Radio und es war klar:
                   Immobilienkaufmann! Seine Ausbildung startete er am 1. August 2018
             voller Elan. Dann kam Corona und hat ihn durch eine harte Schule gehen lassen.
                     Im Interview erzählt der 23-Jährige offen, wie er die Zeit erlebt hat.

     Herr Schlag, wie war Ihre Ausbildung?                                                 verändert. Zum Beispiel ist das interaktive Mit­
     Im Betrieb ist absolut alles sehr gut gelaufen.                                       einander auf der Strecke geblieben. In der Be­
     Ich konnte alle Kernabteilungen durchlaufen                                           rufsschule unterhält man sich ja, schlägt sich
     und hatte jederzeit einen Ansprechpartner,                                            quasi den Tennisball hin und her und lernt da­
     den ich fragen konnte.                                                                durch. Im Online-Unterricht war es die ersten
         In der Berufsschule waren die ersten ein­                                         Monate so, dass wir nachmittags nach dem
     einhalb Ausbildungsjahre auch gut. Alles, was                                         Unterricht Aufgaben bekamen, die wir allein
     danach kam, war jedoch mit großen Unsicher­                                           ausarbeiten mussten und die wir erst in der
     heiten verbunden.                                                                     folgenden Woche besprechen konnten. So
                                                                                           stelle ich mir ein Studium vor.
     Was hat die Unsicherheiten ausgelöst?
     Die Corona-Krise hat sehr viel durcheinander­                                         Hat sich das im Laufe der Zeit gebessert?
     gewürfelt. Ab März 2020 haben wir auf                                                 Es hat sich auf jeden Fall verändert. Nach den
     Online-Unterricht umgestellt. Das heißt: Die                                          großen Ferien wurde ein Schichtmodell einge­
     Lehrer haben zunächst über verschiedene                                               führt. Die Hälfte der Klasse hatte Online-Unter­
     Portale versucht, vernünftig Unterricht zu                                            richt, die anderen mussten während der Zeit
     machen. Das war aber sehr anstrengend und                                             den Stoff komplett selbstständig lernen. Nach
     hat das ganze Unterrichtsmodell massiv                                                zwei Wochen wurde gewechselt.

     AUSGABE HERBST 2021
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                                                                Die selbst erarbeiteten Aufgaben wurden al­
                                                            lerdings nicht kontrolliert. Wir mussten sie nur
                                                            einreichen, damit die Lehrer sehen konnten, ob
                                                            man etwas gemacht hat. Fragen wurden im                          „Die Corona-Krise hat
                                                            ­Online-Unterricht behandelt, zugleich aber neue
                                                            Inhalte durchgenommen.                                          sehr viel durcheinander-
                                                                Und dann hatten wir während dieser Zeit
                                                            auch noch aus organisatorischen Gründen zwei                           gewürfelt.“
                                                            Lehrerwechsel.

                                                            Das heißt, Sie waren völlig auf sich allein ge-
                                                            stellt?
                                                            Die Lehrer haben uns schon gesagt: Wenn Ihr                           hat mir vor der Abschlussprüfung aber Mut
                                                            Fragen habt, bin ich permanent erreichbar –                           gemacht, dass ich das kann.
                                                            und das war wirklich toll von ihnen. Das haben
                                                            wir aber nur in Ausnahmen genutzt. Bei so                             Hatten Sie denn die Gelegenheit, sich selbst
                                                            vielen Schülern hat man eine Hemmschwelle,                            zu testen?
                                                            den Lehrer zu kontaktieren.                                           Nicht für die Zwischenprüfung. Aber für die
                                                                                                                                  Abschlussprüfung habe ich mir alte Prüfungs­
                                                            Konnten Sie sich mit Ihren Mitschülern aus-                           unterlagen gekauft. Außerdem hatten wir das
                                                            tauschen und sich gegenseitig helfen?                                 große Glück, dass einer unserer Lehrer noch
                                                            Ja, das haben wir gemacht. Das hat auch gehol­                        vor Corona ein Pilotprojekt zum digitalen
                                                            fen. Wir kamen ja aus unterschiedlichen Unter­                        Lernen gestartet hat. Von Anfang an wurden
                                                            nehmen und jeder hat seine Stärken. Alles                             alle Arbeitsunterlagen in eine Cloud geladen,
                                                            konnten wir aber natürlich nicht auffangen.                           auf die wir jederzeit Zugriff hatten. Das war
                                                                                                                                  als Vorbereitung für die Prüfung optimal.
                                                            Wurde Lehrstoff gekürzt?
                                                            Nein. Durch das Umstellen auf das Schicht­                            Meinen Sie, dass Sie durch die Pandemie im
                                                            modell haben wir zwar nicht alle Themen so                            Vergleich zu früheren Azubis benachteiligt
                                                            ausführlich mit den Lehrern durchgenommen,                            sind?
                                                            weggefallen ist aber nichts. Vieles wurde im                          Ich glaube schon, dass mein Jahrgang in ge­
                                                            Schnellverfahren durchgenommen. Zum Bei­                              wisser Weise Nachteile hat und der Jahrgang
                                                            spiel hatten wir für das Thema „Makler“ nur                           nach uns wahrscheinlich noch schlimmer dran
                                                            zwei Wochen Zeit. Für mich als Genossen­           Das Ausbildungs­   ist. Vor allem durch den fehlenden Präsenz­
                                                                                                                zertifikat der
                                                            schaftler, der mit Makeln überhaupt nichts zu                         unterricht. Denn da wird ja doch immer noch
                                                                                                               Handelskammer.
                                                            tun hat, war das eine echte Herausforderung.                          mehr durchgenommen als online oder im
                                                            Noch dazu, weil wegen Corona leider auch                              Selbststudium.
                                                            der Azubi-Tausch nicht stattfinden konnte.                                 Aber auch mit der Organisation der Ab­
                                                            Das war dann einer der wenigen Momente, in                            schlussprüfungen bin ich noch immer nicht
                                                            denen ich den Lehrer doch kontaktiert habe.                           glücklich. Uns wurde immer gesagt, dass wir im
                                                                                                                                  Klassenverbund bleiben und unsere Lehrer die
                                                            Wie haben Sie unter diesen Voraussetzungen                            Prüfungen beaufsichtigen. Durch Corona ist
                                                            Ihre Zwischenprüfung gemeistert?                                      alles komplett anders gekommen. Alle Prüflinge
                                                            Eine Zwischenprüfung hatte ich nicht. Die                             wurden nach dem Alphabet in kleine Gruppen
                                                            wurde abgesagt.                                                       aufgeteilt und als Aufsicht hatten wir Prüfer von
Foto: Hermann Jansen, Text: Ewelina v. Lewartowski-Jansen

                                                                                                                                  der Handelskammer. Das war zusätzlicher Stress.
                                                            War das gut oder schlecht?
                                                            Ich hatte ein mulmiges Gefühl dabei. Denn eine                        Einfachere Aufgaben wurden Ihnen deshalb
                                                            Zwischenprüfung ist ja eine Zwischenabfrage                           aber nicht gestellt?
                                                            nicht nur für das Unternehmen und die Han­                            Nein. Den viel zitierten Corona-Bonus gab es
                                                            delskammer. Es ist auch für einen selber, um                          nicht. Aber den wollten wir auch gar nicht.
                                                            den eigenen Wissensstand abzufragen. Ich habe                         Denn das würde uns unser ganzes Berufsleben
                                                            zwar immer gelernt und wusste ungefähr, was                           verfolgen – und wir haben in unserer Ausbil­
                                                            ich kann. Es hat mir aber etwas die Sicherheit                        dung und Prüfung genauso viel geleistet wie
                                                            genommen. Herr Fuchs als mein Ausbildungsleiter                       die Jahrgänge davor.

                                                                                                                                                                   AUSGABE HERBST 2021
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                                                                  AKTUELLES

                                   Materialengpässe …
                                   da fehlt noch was!
                           Materialengpässe sind jetzt leider auch bei den Bauvorhaben
                                 und Modernisierungen unserer „1904“ zu spüren.
                           Das hört man gelegentlich. Neuerdings aber immer häufiger.

       Auf Baustellen sind Leistungen beauftragt, aber es stockt. In      late als Grundstoff aus der Erdölverarbeitung fehlen. Und so
       unseren Wohnungen sind Instandhaltungsarbeiten beauftragt,         betrifft es immer mehr Teile. Verschärfend kommt hinzu, dass
       aber es kommen keine Terminvereinbarungen zustande. Das            in dieser Situation Firmen zusätzliche Lager anlegen, um für sich
       war doch bisher nicht so!                                          den Mangel abzufedern. Das führt insgesamt zu noch mehr
           Zurzeit erleben wir einen Einbruch bei der Materialbeschaf­    Lieferschwierigkeiten. Der „Klopapier-Effekt“ vom Beginn der
       fung. Bei immer mehr Baumaterialien und Ersatzteilen gibt es       Pandemie lässt hier grüßen.
       Lieferschwierigkeiten. Wenn sonst Teile nach wenigen Tagen             Wir schildern Ihnen dies, weil auch die Bautätigkeiten und
       bereitlagen, werden jetzt plötzlich Wochen oder gar Monate         die Instandhaltungsarbeiten unserer Genossenschaft betroffen
       bis zur Lieferung von der Industrie bzw. den Händlern genannt.     sind. Unsere beauftragten Handwerksfirmen versuchen für un­
                                                                                                                                              Foto: rawpixel.com – stock.adobe.com

       Aus der Presse hat man vom Mangel an Holzbaumaterialien,           sere Mitglieder diese Verzögerungen bei notwendigen Repara­
       Kunststoffrohren, Dämmmaterialien, Metallerzeugnissen etc.         turen so gering wie möglich zu halten. Vermeiden lassen sie sich
       gehört. Als Erklärung wird der Welthandel, hier der fast uner­     leider nicht. Dafür können wir nur um Ihr Verständnis bitten.
       schöpfliche Bedarf in Ländern wie China oder den USA, ange­        Wir gehen aber davon aus, dass es nach der Überwindung der
       führt. Aber auch Auswirkungen der Pandemie mit dem Einbruch        konjunkturellen Ausschläge auf dem Weltmarkt bzw. der Über­
       von Produktionsketten sind zu nennen. Kunststoff-Ersatzteile       windung der Pandemie wieder zu einem normalen Materialfluss
       für Reparaturen sind nicht lieferbar, weil die Kunststoff-Granu­   kommen wird.

     AUSGABE HERBST 2021
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