FILM INSTITUT - DEUTSCHES FILMINSTITUT

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FILM INSTITUT - DEUTSCHES FILMINSTITUT
Film                                   I nstitut
                                       M useum                              11 2008

                                                                           Jim Rakete
                                                                              1/8 sec.
                                                                       Augen/Blick/Porträts

AUSSTELLUNG Alles über Rosemarie KINO Klassiker & Raritäten
Kino horizontal (2) | Nacht der Menschenrechte | Sinn und Suche
Turkish Cinema in all its Colours | Dokumentarfilm & Gespräch
goEast präsentiert: Mongol | Filmhistorischer Vortrag | BritFilms #2
Verso Sud 14 | Kinderkino MUSEUMSPÄDAGOGIK | BIBLIOTHEK
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2
    I nhalt

      3	Editorial                                                    27     Made in Turkey – Bewegte Bilder                       Impressum
                                                                            Video-Präsentation bis 9. November
      4     Jim Rakete: 1/8 sec. Sonderausstellung                                                                                Programmheft November 2008
            Ulrich Matthes und Jim Rakete zu Gast                    27     goEast präsentiert: Mongol                            Deutsches Filminstitut / Deutsches Filmmuseum
            am 14. November                                                 Film mit Einführung am 12. November                   Herausgeber: Deutsches Filminstitut – DIF e.V.
      7	Nachruf auf Dr. Gerd Albrecht                                28     Verso Sud 14: Festival des italie-                    Schaumainkai 41, 60596 Frankfurt am Main
                                                                                                                                  Direktorin: Claudia Dillmann (V.i.S.d.P.)
                                                                            nischen Films, ab 28. November
      8     Zur Sammlung Bioskop Film GmbH                                                                                        Stellvertretender Direktor: Hans-Peter Reichmann
                                                                     29	Lange Nacht der Menschenrechte                            Redaktion: Horst Martin
    10	Alles über Rosemarie                                                                                                       Lektorat: Katja Thorwarth
                                                                        Zwei Filme am 22. November
       Galerieausstellung bis 4. Januar                                                                                           Mitarbeit: Tanja Bischoff, Beate Dannhorn, Daniela
                                                                     30     BritFilms #2                                          Dietrich, Lisa Dressler, Natascha Gikas, Vanessa
    11      Kino horizontal: Prostitution im Film (2)                                                                             Grothaus, Winfried Günther, Monika Haas, Jürgen
                                                                            British Schools Film Festival
            Filmreihe zur Galerieausstellung                                                                                      Kindlmann, Natascha Postlep, Patrick Seyboth, Ulrike
                                                                     30     Kinderkino                                            Stiefelmayer, Gary Vanisian, Julia Welter
    14      filmportal.de empfiehlt
                                                                            jeweils freitags und sonntags
            Filmkultur auf DVD                                                                                                    Grafik: conceptdesign, Offenbach
                                                                     31	Angebote für Groß und Klein                               Druck: Central-Druck Trost GmbH & Co. KG, Heusenstamm
    16	Nahaufnahme: Juliane Lorenz
                                                                                                                                  Papier: Gedruckt auf Sorte Profisilk matt in 100 g
                                                                     32     Dokumentarfilm & Gespräch
    18	Alle Kinotermine im Überblick
                                                                            Biùtiful Cauntri (2007)                               Anzeigen (Preise auf Anfrage): Presse- und
    20      Klassiker & Raritäten                                           mit Gästen am 4. November                             Öffentlichkeitsarbeit, Tel.: 069 - 961 220 222
            Dienstags, mittwochs und donners-                                                                                     presse@deutsches-filmmuseum.de
                                                                     32	Sinn und Suche
            tags und eine Sonntags-Matinee                                                                                        Abbildungsverzeichnis: Alle Abbildungen stammen
                                                                        Jésus de Montréal (1989)                                  aus dem Fotoarchiv des Deutschen Filminstituts – DIF
    22      Frankfurter filmhistorischer Vortrag                        mit Vortrag am 11. November                               e.V. sofern nicht anders verzeichnet.
            Kino ’68 am 19. November                                                                                              Horst Martin (S. 4, 34), Jim Rakete (S. 6),
                                                                     34     kurz notiert                                          Harald Schröder (S. 4), Rainer Werner Fassbinder
    24	Turkish Cinema in all its Colours                                    Europäisches Filmportal im Aufbau                     Foundation (S. 16), Elfi Mikesch (S. 16),
       Filmreihe und 8. Türkisches Filmfestival                             Jugend-Film-Jury, die Zweite                          Daniela Dietrich (S. 34)
                                                                            Dokumentarfilmpreis „Erinnerung                       Verbreitung: ECCO! Agentur für Kulturmedien, Frank­
                                                                            und Zukunft“ unterwegs                                furt. Das monatlich erscheinende Pro­grammheft liegt
                                                                                                                                  aus im Deutschen Filmmuseum sowie an aus­gewähl­
                                                                   Filmbibliothek und Textarchiv                                  ten Orten in Frankfurt und der Region. Mitglieder des
                                                                   Di, Do, Fr 10.00 - 17.00 Uhr, Mi 10.00 - 19.00 Uhr oder nach   Deutschen Filminstituts – DIF e.V., der Freunde des
     Anfahrt mit Öffentlichen Verkehrsmitteln
                                                                   Vereinbarung, Tel.: 069 - 961 220 430 (Filmbibliothek)         Deutschen Filminstituts e.V., der freunde des deut­schen
     U1, U2, U3 (Schweizer Platz) · Straßenbahn 16 ­(Schweizer-/
                                                                   Tel.: 069 - 961 220 410 (Textarchiv)                           filmmuseums e.V. (Bezugspreis im Mitglieds­beitrag
     Gartenstraße) · U4, U5 (Willy-Brandt-Platz) N1, N8 (Willy-
                                                                   Eintrittspreise der Ausstellungen                              enthalten) sowie Inhaber der Kinocard erhalten das
     Brandt-Platz) · N7 (Schwei­zer-/Gartenstraße) · Buslinie 46
                                                                   Dauerausstellung und Galerieaustellung: € 2,50 / 1,30 (erm.)   Monats­pro­gramm frei Haus.
     (Museumsuferlinie 46)
                                                                   Sonderausstellung Jim Rakete: € 5,- / 4,- (ermäßigt)
                                                                                                                                  Alle Programme und Veranstaltungen – sofern nicht
     Öffnungszeiten der Ausstellungen:                             Škoda-FahrerInnen haben freien Eintritt zu Ausstellungen.
                                                                                                                                  anders angegeben – finden statt im:
     Dauerausstellung, Sonderausstellung
                                                                   Öffentliche Führungen am Wochenende                            Deutschen Filmmuseum
     Jim Rakete: 1/8 sec.
                                                                   Sonderausstellung: Sa 15.00 Uhr | Dauerausstellung:            Schaumainkai 41 · 60596 Frankfurt am Main
     Galerieausstellung Alles über Rosemarie
                                                                   So 15.00 Uhr, Gruppenführungen nach Anmeldung möglich!         Information & Ticketreservierung:
     Di, Do, Fr 10.00 - 17.00 Uhr, Mi, So 10.00 - 19.00 Uhr,
     Sa 14.00 - 19.00 Uhr · Mo ge­schlos­sen                       (Änderungen vorbehalten)                                       Tel.: 069 - 961 220 220
                                                                   Besuchen Sie unseren Online-Shop im Internet:                  E-Mail: info@deutsches-filmmuseum.de
     Schule des Sehens Führung / Workshop / Filmanalyse
                                                                   www.deutsches-filmmuseum.de/shop
     für angemeldete Gruppen täglich ab 9.00 Uhr                                                                                  Kulturpartner des
                                                                   Unser wöchentlicher Newsletter informiert Sie per E-Mail
     kinderatelier am Wochenende Trick- und Knetfilme                                                                             Deutschen Filminstituts
                                                                   donnerstags über Kino- und Ausstellungs-Programme.
     drehen im Museumsfoyer: Sa, So 14.00 - 18.00 Uhr                                                                             ­
                                                                   Anmeldung unter www.deutsches-filmmuseum.de

    Titelbild: Heike Makatsch, Foto: Jim Rakete
FILM INSTITUT - DEUTSCHES FILMINSTITUT
Editorial
Li ebe Le se rin n e n u nd L e s e r ,                                                                                                          3

                             die „Klassiker und Raritäten“ haben sich   Arbeit? Welche Abspielmöglichkeiten neben der klassischen 16mm-
                             in unserer Kinoumfrage vom Sommer als      und 35mm-Filmprojektion müssen wir vorhalten? Wie arbeitet künftig
                             der Publikumsfavorit herausgestellt: 70    unser Verleih, wenn das deutsche Filmerbe, das wir in enger Zusam-
                             Prozent der Besucherinnen und Besu-        menarbeit mit Rechte-Inhabern wie der Friedrich-Wilhelm-Murnau-
                             cher, die den Fragebogen ausfüllten, be-   Stiftung auf die Leinwände Kommunaler Kinos bringen, noch nicht
                             grüßen diesen 2007 eingeführten Pro-       digitalisiert ist?
                             grammschwerpunkt, mit dem wir jeden
                             Dienstag, Mittwoch und Donnerstag um       Das filmkulturelle Angebot zukunftssicher zu gestalten, ist eine der
                             18 Uhr wichtige Werke der Filmgeschich-    wesentlichen Aufgaben des Hauses. Dazu gehört auch, immer wie-
                             te präsentieren.                           der ein neues, auch junges Publikum zu gewinnen, Filmgeschichte
Dieses Ergebnis bestärkt uns in der Auffassung, dass das Selbstver-     und -ästhetik an Kinder und Jugendliche zu vermitteln, deren Augen
ständnis als Filmmuseum ein historisch ausgerichtetes Kinoprogramm      für das andere Kino zu öffnen. Ich freue mich deshalb besonders,
verlangt. Und weil die überwiegende Mehrheit der Befragten bedau-       dass die Jugend-Film-Jury in die zweite Runde geht, wieder 20
ert, häufig einen der Filme zu verpassen, wiederholen wir vom näch-     Frankfurter Schülerinnen und Schüler bis in den kommenden Som-
sten Monat an jeweils samstags um 18 Uhr einen der Klassiker. Dabei     mer hinein einmal wöchentlich Filmklassiker sichten, diskutieren,
werden auch die vom Publikum benannten Wunschfilme auf dem Pro-         beurteilen und über sie schreiben. Dank der neuerlichen Förderung
gramm stehen. Die bisherige Stummfilm-Matinee bekommt ebenfalls         durch die Stiftung Polytechnische Gesellschaft in Frankfurt gelingt
einen neuen Termin: Ab Dezember erleben Sie einen Stummfilm mit         damit ein Teil der Zukunftssicherung, die ein kulturell ambitioniertes
Klavierbegleitung einmal pro Monat in einer Freitagabend-Vorstellung.   Kino braucht.

Die Mischung aus alten und neuen Produktionen, die Verortung der        Lassen auch Sie sich von diesem Programmheft oder von unserem
einzelnen Titel im Zusammenhang von Reihen, Länderschwerpunkten,        Internetauftritt anregen, ein Wiedersehen oder eine Erstbegegnung
Retrospektiven, Festivals, ihre Kombination mit Vorträgen, Gesprä-      mit großen Filmen der Geschichte wie der Gegenwart im Kino zu er­
chen, Diskussionen machen die Qualität unseres Kinoprogramms aus.       leben; die beeindruckende Sonderausstellung von bewegenden
Dass dieses Profil und die Qualität der Arbeit anerkannt werden, das    Porträts des Fotografen Jim Rakete zu besuchen; mit der Familie mal
zeigt nicht allein die Publikumsresonanz, sondern auch die neuerliche   wieder in die Dauerausstellung zu gehen. Wir heißen Sie herzlich
Auszeichnung mit dem Hessischen Kinopreis. Gratulation und Dank         willkommen!
gehen an Kinoleiterin Ulrike Stiefelmayer und das Kino-Team!

Die Zukunft des Kinos, sie wird gegenwärtig heftig diskutiert. Was
bedeutet die kommende digitale Distribution und Projektion für unsere                                             Claudia Dillmann Direktorin

 Mitglieder und Institutionelle Förderer
FILM INSTITUT - DEUTSCHES FILMINSTITUT
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        Jim Rakete bei der Pressekonferenz (1) und dem Pressefoto mit
        Hans-Peter Reichmann (3), abends bei der Eröffnung mit Volker   Impressionen der Ausstellung (2+8)
        Schlöndorff (7)                                                 Claudia Dillmann bei der Führung der Freundeskreise (5)
        Hilmar Hoffmann (M.), Hans-Bernhard Nordhoff (l.) und           Besucherinnen mit Katalog (6)
        Schlöndorff im Gespräch (4)                                     Führung durch die Ausstellung (9)
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Sonderausstellung
Jim Ra k e t e : 1 / 8 s ec .                                                                                                                    5

Augen/Blick/Porträts

In einer Hommage an die analoge Fotografie porträtierte
                                                                         Liebe Besucherinnen und Besucher,
Jim Rakete Protagonisten des deutschen Films. Unsere
Ausstellung zeigt aktuelle Aufnahmen von bedeutenden                     wegen des großen Interesses verlängert
Filmschaffenden wie Ulrich Mühe, Martina Gedeck, Jürgen                  sich die Laufzeit unserer Galerieausstellung
Vogel, Mario Adorf, Tom Tykwer und Fatih Akın.                           Alles über Rosemarie bis zum 4. Januar 2009,
                                                                         parallel zeigen wir die Reihe „Kino horizon-
Jim Rakete pflegt einen vertauensvollen und freundschaftlichen Um-
                                                                         tal: Prostitution im Film“.
gang mit den Porträtierten. Als Laudator der Ausstellungseröffnung
beschrieb Regisseur Volker Schlöndorff, was die Besonderheit der
                                                                         Auf zwei Veranstaltungen mit Gästen möchte
Arbeitsweise ausmacht: „Er hat nicht nur das Können eines er­
                                                                         ich Sie in diesem Monat besonders hinweisen. Am 5. November
fahrenen Fotografen, im richtigen Moment abzudrücken, er spürt
                                                                         stellt der Sänger Klaus Hoffmann Die neuen Leiden des jungen W.
intuitiv, was sich in seinem Gegenüber vorbereitet. Das macht die
                                                                         vor. 1975 spielte er in der Verfilmung von Ulrich Plenzdorfs
Lebendigkeit seiner Bilder aus, welche ungestelltem, eingefrorenem
                                                                         Theaterstück den Antihelden Edgar Wibeau, der per Zufall auf
Leben gleichen.“
                                                                         Goethes „Werther“ stößt und sich mit dem Helden des Romans
Schlöndorff und Rakete kennen sich seit nunmehr fast zwei Jahr­
                                                                         identifiziert.
zehnten. Aus ihrer ersten Zusammenarbeit bei der internationalen
Produktion Homo Faber (1991), die Jim Rakete als Fotograf begleitete,
                                                                         Im Rahmenprogramm zu unserer Ausstellung 1/8 sec. Augen/
stammen die eindrucksvollen Schwarz-Weiß-Aufnahmen, die beglei-
                                                                         Blick/Porträts trifft am 14. November Jim Rakete den Schauspieler
tend zur Sonderausstellung im Foyer ausgestellt sind. Bilder des
                                                                         Ulrich Matthes. Nach dem gemeinsamen Gang durch die Ausstel-
Regisseurs und seiner Darsteller wie Sam Shepard und Julie Delpy
                                                                         lung, zeigen wir als Preview Novemberkind (2008) von Christian
zeigen das Gespür für den richtigen Zeitpunkt.
                                                                         Schwochow, in dem Ulrich Matthes neben Anna Maria Mühe die
Rakete arbeite nicht nur schnell, sondern auch ohne sich in den
                                                                         Hauptrolle spielt. Im Anschluss sprechen die beiden Gäste über
Mittelpunkt zu rücken – gerade das habe ihm das Vertrauen der Pro-
                                                                         den Film, ihre Projekte und die Porträtfotografie.
duktion und der Darsteller eingebracht, die Fotografen am Set eher als
Ablenkung von der eigentlichen Arbeit, dem Drehen, fürchten, so
                                                                         Zwei Künstlergespräche, in denen Sie mit unseren Gästen über
Schlöndorff. Seine Aufnahme in der Ausstellung, die in den Babels­
                                                                         deren aktuelle Arbeiten und Pläne für Bühne, Film und Fotografie
berger Studios gemacht wurde, habe nicht viel länger als die besagte
                                                                         diskutieren können. Ich wünsche Ihnen spannende, aufschluss-
1/8-Sekunde gedauert. Man müsse sich nicht inszenieren, Rakete
                                                                         reiche und unterhaltsame Begegnungen im Museum und im Kino.
finde genau das richtige Bild, erinnerte sich der Regisseur.

 Katalog
 Katalog: Jim Rakete: 1/8 sec. Vertraute Fremde. Photographien
 191 Abbildungen in Duotone und Farbe                                                         Hans-Peter Reichmann, Stellvertretender Direktor
 Schirmer und Mosel Verlag, München 2007
 www.schirmer-mosel.de, ISBN: 9783829602969,
 Format: 24,8 x 31,8 cm, gebunden, 272 Seiten, 68,00 Euro
 Der Katalog ist an der Museumskasse erhältlich oder über
 unseren Online-Shop: www.deutsches-filmmuseum.de
 Für die freundliche Unterstützung bei der Ausstellung danken wir:
FILM INSTITUT - DEUTSCHES FILMINSTITUT
Veranstaltungsreihe
6
    Jim Ra k e t e : 1 / 8 s ec .
    Augen/Blick/Porträts

    „Vertraute Fremde“ fotografierte Jim Rakete für das Buch- und    Schauspielerische Intensität ist das erste, was einem zu Ulrich Matthes
    Ausstellungsprojekt. In der begleitenden Veranstaltungs-         einfällt. Er ist ein Theaterschauspieler, der auch im Film nichts von
    ­reihe spricht der Fotograf mit einigen der Porträtierten, als   seiner mimischen Intensität verliert – davon zeugen seine mittlerwei-
     nächsten Gast erwarten wir Ulrich Matthes.                      le mehr als 20 Filmrollen. Seine Stimme und nicht zuletzt sein Gesicht
                                                                     prägen sich nachhaltig ein.

                                                                     Eigentlich wollte Ulrich Matthes Lehrer werden, nahm jedoch wäh-
                                                                     rend des Studiums privaten Schauspielunterricht und bekam schon
                                                                     bald erste Engagements. Als 27-Jähriger wurde er mit dem Düssel­
                                                                     dorfer Förderpreis als bester Nachwuchsschauspieler, wenige Jahre
                                                                     später als Schauspieler des Jahres ausgezeichnet und arbeitete an-
                                                                     schließend an Deutschlands wichtigsten Schauspielhäusern. Seit
                                                                     Anfang der 1990er Jahre nahm er auch erste Filmrollen an und war
                                                                     seitdem in zahlreichen Produktionen zu sehen, so in Winterschläfer
                                                                     (1997) von Tom Tykwer, A imeé und Jaguar (1998) von Max Färberböck,
                                                                     Der neunte Tag (2004) von Volker Schlöndorff und Der Untergang (2004)
                                                                     von Oliver Hirschbiegel.

                                                                     In seinem neuesten Film Novemberkind (2008), dem Debüt von Regis-
                                                                     seur Christian Schwochow, der beim Filmfestival Max Ophüls-Preis in
                                                                     Saarbrücken und beim Filmkunstfest in Schwerin mit dem Publikums-
                                                                     preis ausgezeichnet wurde, verkörpert er die Rolle des Konstanzer
                                                                     Literaturprofessors Robert. Novemberkind erzählt die Geschichte einer
                                                                     jungen Frau (Anna Maria Mühe), die bei ihren Großeltern in Mecklen-
                                                                     burg-Vorpommern in dem Glauben aufwächst, ihre Mutter sei bei
                                                                     einem Badeunfall ertrunken – bis eines Tages ein geheimnisvoller
                                                                     Fremder (Ulrich Matthes) in ihrem Dorf auftaucht und behauptet, ihre
                                                                     Mutter vor einigen Jahren in Westdeutschland getroffen zu haben. Es
                                                                     ist der Beginn einer schmerzhaften Suche nach ihrer Mutter und der
                                                                     eigenen Vergangenheit, die sie quer durch ganz Deutschland führt.

                                                                      KinoTermin

                                                                      Fr 14.11. 20.00 Uhr | Jim Rakete: 1/8 sec. Augen/Blick/Portraits
                                                                      20.00 Uhr: Vor der Veranstaltung im Kino führen Jim Rakete und
                                                                      Ulrich Matthes durch die Ausstellung
                                                                      Preview: Novemberkind D 2008, R: Christian Schwochow
                                                                      Da: Ulrich Matthes, Anna Maria Mühe, 90 min
                                                                      Im Anschluss: Jim Rakete im Gespräch mit Ulrich Matthes
                                                                      Die Veranstaltungsreihe wird unterstützt von
                                                                      Freshfields Bruckhaus Deringer, Frankfurt am Main
                                                                     Ulrich Matthes, Foto: Jim Rakete
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Nachruf
Tr auer u m                                                                                  7

Dr. Gerd A l br e c h t
Das Deutsche Filminstitut trauert um seinen früheren Direktor
Dr. Gerd Albrecht, der am 6. Oktober im Alter von 75 Jahren plötzlich
verstorben ist. Der Spezialist für die Aufarbeitung der Filmproduktion
der NS-Zeit hatte das Institut von 1981 bis 1996 geleitet. In dieser Zeit
begleitete und förderte er den Ausbau der DIF-Abteilungen Dokumen-
                                    tation und Information im damals
                                    neuen Domizil am Schaumainkai,
                                    initiierte die maßgebliche Koopera-
                                    tion mit dem Haus der Geschichte
                                    in Bonn in dessen Gründungspha-
                                    se, engagierte sich für die Beteili-
                                    gung des Instituts an der Erstellung
                                    der Deutschen Filmographie und
                                    prägte mit seinen zahlreichen film-
                                    historischen Vorträgen maßgeblich
                                    die Außenwirkung des Instituts.
                                    Von seiner Vernetzung auf Bundes­
ebene, seiner Zusammenarbeit mit der Bundeszentrale für politische
Bildung, der Freiwilligen Selbstkontrolle der Filmwirtschaft, der SPIO
und der Murnau-Stiftung profitierte das DIF 15 Jahre lang.

Bei aller Konzilianz konnte Gerd Albrecht streitbar sein, wenn es um
das filmkulturelle Erbe und dessen gesellschaftliche Bedeutung ging.
Jede Laxheit in der Argumentation war ihm verhasst; präzise formu-
lierend, politisch argumentierend, zurückhaltend abwägend und auf
Formen bedacht bezog er Stellung. Und das mit Temperament. So
haben wir ihn in zahllosen offiziellen Sitzungen erlebt, in Vorträgen,
Reden, Gesprächen. Seine Herzlichkeit und seine Verschmitztheit, das
Augenzwinkern und den Humor, seine Großzügigkeit und Offenheit
durften wir im kollegialen Kreis erfahren. So werden wir ihn dankbar
in Erinnerung behalten.
                                                                            FISCHHALLE.NET
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    Zur Samm l u n g B i o sk o p Fi l m G mbH

    Zu einem unserer Sammlungsschwerpunkte gehören die                        liche Diskussionen auslösten und eine wichtige künstlerische Aus­
    Firmenarchive bedeutender deutscher Produktionsfirmen.                    einandersetzung mit der bundesrepublikanischen Gesellschaft, die
    Nach Artur Brauners CCC Film und Luggi Waldleitners                       vom Wirtschaftswunder satt, aber unter dem Eindruck von Terroris-
    Roxy-Film ergänzt nun auch die Bioskop Film die Bestände                  mus und Protestbewegung sowie massivem staatlichen Druck aus
    zum bundesrepublikanischen Nachkriegskino. Produzent                      heutiger Sicht zerrissen erscheint.
    Eberhard Junkersdorf übergab unseren Archiven umfang­reiche
    Materialien zu Werken des Neuen Deutschen Films.                          Neben den Produktionen der Gründungs-Regisseure – wie etwa
                                                                              Schlöndorffs Die verlorene E hre der K atharina Blum (1975) und Der
    Mehr als 60 Regalmeter machen die neuen Bestände aus, darin befin-        Fangschuss (1976) – entstanden auch die ersten Filme von Herbert
    den sich Korrespondenzen, Produktionsunterlagen und Pläne ebenso          Achternbusch, Margarethe von Trotta und Christel Buschmann. Zu
    wie Drehbücher.                                                           den von Junkersdorf betreuten Produktionen zählen dabei Achtern-
                                                                              buschs Das A ndechser Gefühl (1974/75), von Trottas Die bleierne Z eit
    Es wurde ihm sehr davon abgeraten, erinnert sich Eberhard Junkers-        (1981) – Gewinner des Goldenen Löwen bei den Filmfestspielen in
    dorf an den Beginn seiner Zusammenarbeit mit Volker Schlöndorff.          Venedig – und Rosa L uxemburg (1985/1986) sowie Hauffs Messer im Kopf
    Doch davon ließ sich der damals 30-Jährige im Jahr 1968 nicht abhal-      (1978) und S tammheim (1985), der nach einem Drehbuch von Stefan
    ten. Mit winzigem Budget wurde eine „Küchenproduktion“ gedreht,           Aust vom Aufsehen erregenden Prozess gegen die RAF-Terroristen
    die auf Anhieb 1971 einen Deutschen Filmpreis gewann: Der plötzliche      handelt und auf den Internationalen Filmfestspielen in Berlin mit dem
    R eichtum der armen L eute von Kombach, ein Heimatfilm, wie man ihn bis   Goldenen Bären ausgezeichnet wurde.
    dahin nicht kannte. Damit begann die Zusammenarbeit zwischen dem          Ihren international bedeutendsten Erfolg feierte die Bioskop mit Die
    Produzenten und dem Regisseur, aus der anschließend eine Produk-          Blechtrommel (1978/79), der den Oscar als bester fremdsprachiger Film
    tionsfirma erwuchs, die national und international Erfolge feierte.       erhielt. In den 1980er Jahren beteiligte sich die Münchner Firma als Ko-
                                                                              produzent bei Filmen, die Volker Schlöndorff in Frankreich und den USA
    Zusammen mit Regisseur Reinhard Hauff gründeten Junkersdorf und           drehte – unter anderem Tod eines Handlungsreisenden (BRD/USA 1985)
    Schlöndorff im Jahr 1973 die Bioskop Film GmbH, die den Neuen             mit Dustin Hofman und John Malkovich sowie Michael Ballhaus als
    Deutschen Film mitprägen sollte. Die Abkehr der jungen Filmemacher        Kameramann. Zu den anspruchsvollsten Projekten gehörte die mit Sam
    von „Opas Kino“ setzten die Bioskop-Produktionen konsequent und           Shepard, Julie Delpy und Barbara Sukowa großartig besetzte Literatur-
    gegen politische Widerstände fort und schufen Filme, die gesellschaft-    verfilmung Homo Faber (1990/91). „Das war nicht ein Film, sondern sechs
                                                                              Filme in einem“, erinnert sich Junkersdorf an die dreijährige Arbeit. In
                                                                              sechs Ländern musste die Produktion dafür Drehorte finden und Studios
                                                                              organisieren, komplette Teams aufbauen und bei der Finanzierung die
                                                                              damaligen Tücken französischer Filmförderung überwinden.

                                                                              Volker Schlöndorff und Eberhard Junkersdorf (r.)
                                                                              bei der Premiere von Eine Liebe von Swann (1983/84)
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                                                                                            9

Mitte der 1990er Jahre wendete sich Junkersdorf auch dem Animati-
onsfilm zu und gründete 1995 das Zeichentrick-Studio Munich Anima-
tion. Beim abendfüllenden Animationsfilm Die furchtlosen Vier (1995-
1997), der mit dem Bayerischen Filmpreis ausgezeichneten Adaptation
des Grimmschen Märchens von den Bremer Stadtmusikanten, führte
er erstmals Regie. Erfolgreich inszenierte er auch die Animations-
Version der Geschichten vom Till E ulenspiegel , die 2003 für einen
Animations-Oscar nominiert wurde.

Über seine Arbeit als Produzent hinaus engagiert sich Junkersdorf seit
langem für die wirtschaftliche und kulturelle Bedeutung des Films,
unter anderem in Spitzenpositionen der Filmförderungsanstalt (FFA)
und der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung Wiesbaden. Der Erhalt
des filmischen Erbes liegt ihm besonders am Herzen: „Es gilt für mich
nicht nur, die zwanziger Jahre und den Beginn der Filmkultur zu erhal-
ten, sondern wir müssen auch an Filme denken, die in den fünfziger,
sechziger, siebziger Jahren entstanden sind und die zum Teil äußerst
vernachlässigt wurden.“ Daher übergab er unseren Sammlungen um-
fangreiches Material, unter anderem Dokumente, Filmkopien und Ton-
bänder, zur archivarischen Erfassung und wissenschaftlichen Er-
schließung.

Die Bestände zu Junkersdorf dürften in den kommenden Jahren weiter
wachsen, denn der im September siebzig Jahre alt gewordene
Junkersdorf produziert trotz zahlreicher Funktionen und Verpflich-
tungen weiter. Und auch der Name Bioskop ist nicht verschwunden:
Mit Dietmar Güntsche als Partner gründete er 2002 die Neue Bioskop
Germany, die unter anderem Oskar Roehlers Berlinale-Wettbewerbs-
beitrag Der alte A ffe A ngst (2002/03) produzierte. Zuletzt kam im
vergangenen Jahr die Uschi-Obermaier-Filmbiografie Das Wilde L eben
(2005-2007) ins Kino.

 Informationen

 Weitere Informationen über die Bioskop Film und
 Eberhard Junkersdorf bietet filmportal.de –
 die zentrale Plattform zum deutschen Film im Internet.
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Galerieausstellung
Alles üb e r Ro se m a ri e

                              „Wir ham den Kanal noch lange nicht voll“, singen Jo Herbst (l.) und
                              Mario Adorf (r.) als Ganoven, die den Aufstieg und Fall der Rose­
                              marie Nitribitt (gespielt von Nadja Tiller) zu Zeiten des Wirtschafts-
                              wunders begleiten. Die satirischen Spitzen auf die bundesrepubli-
                              kanische Gesellschaft und ihre Eliten sorgten für heftigen Wider-
                              stand gegen den Spielfilm Das M ädchen Rosemarie (1958), der vor 50
                              Jahren in die Kinos kam.
                              Unsere Galerieausstellung zeigt die spannende Entstehungs- und
                              Rezeptionsgeschichte von Luggi Waldleitners Erfolgsproduktion,
                              die jeder achte Bundesbürger auf der Leinwand sah. Rosemaries
                              Spuren in Frankfurt folgt die letzte Stadtführung mit Christian
                              Setzepfandt am 1. November. (Anmeldung Tel.: 069 - 961 220 -223)
Kino ho rizo n ta l : Pr o s t i t u t i o n im Fi l m                                                                                                        11

Drei Spielfilme mit jugendlichen Prostituierten bilden einen Schwerpunkt unserer
Filmreihe zur Galerieausstellung „Alles über Rosemarie“ in diesem Monat: Jodie
Foster als Kindfrau Iris in Taxi Driver (1975), Oxana Akinschina als Teenagerin in
L ilja 4-ever (2002) sowie Natja Brunckhorst als „Stricherin“ Christiane F. in Wir
K inder vom Bahnhof Zoo (1981). Vom Anschaffen jugendlicher Drogenabhängiger in
Berlin handelt auch die aktuelle Dokumentation Drifter (2007).
Seinem Drehbuch zu Taxi Driver (1976) stellt Paul   fach ausgezeichneten L ilja 4-ever (2002), der
Schrader ein Zitat des großen Autors Thomas         auf der wahren Geschichte einer Litauerin ba-
Wolfe voran: „Die ganze Überzeugung meines          siert. Irgendwo im russischen Niemandsland
Lebens beruht auf dem Glauben, dass Einsam-         lebt die 16-jährige Lilja, von der eigenen Mutter,
keit ( ) die zentrale und unausweichliche Tatsa-    die mit ihrem Freund in die USA ausgewandert
che der menschlichen Existenz ist.“ Eine brilli-    ist, verlassen und ohne Aussicht auf eine Zu-
ante Meditation über diesen Grundgedanken,          kunft. Sie lernt einen deutlich älteren Mann ken-
setzte Martin Scorseses Film auch Maßstäbe in       nen, der ihr ein besseres Leben in Schweden
der Darstellung der inneren Befindlichkeit einer    verspricht. Doch dort wird sie von einem Zuhäl-
modernen Großstadt: Trostlosigkeit, Aggressi-       terring zur Prostitution gezwungen und durch-
on, Ausbeutung, Gewalt. Als er die von ihrem        lebt ein gleichnishaftes Martyrium.
Zuhälter ausgebeutete 14-jährige Prostituierte
Iris (Jodie Foster) kennen lernt, sieht der Taxi-   1978 erschien unter dem Titel Wir Kinder vom
fahrer Travis (Robert de Niro) den Zeitpunkt ge-    Bahnhof Zoo ein biografischer Bericht über die
kommen, die Stadt von ihrem „Schmutz“ zu be-        Situation drogenabhängiger Jugendlicher, bei-
freien.                                             spielhaft illustriert am Schicksal der Christiane    Z oo (1981) und erzählt, an den wahren Begeben-
                                                    F. Ihr Name erlangte weltweite Bekanntheit und       heiten orientiert, realistisch und zugleich mit
Eine Welt ohne Menschlichkeit, am Ende aller        wurde symbolhaft für die sozialen Abgründe ei-       hoher Ernsthaftigkeit und Verständnis, von ihrer
Kommunikation und Werte, zeichnet auch Lukas        ner modernen Großstadt. Uli Edel verfilmte das       trostlosen Kindheit. Schon mit vierzehn Jahren
Moodysson fast 30 Jahre später in seinem viel-      Buch als Christiane F. – Wir K inder vom Bahnhof     heroinabhängig, sieht Christiane keinen ande-
                                                                                                         ren Ausweg als die Prostitution, um sich das
                                                                                                         Geld für ihre Drogen zu beschaffen. Erst eine tra-
                                                                                                         gische Nachricht bewegt sie zum Umdenken.

                                                                                                         Drifter (2007) liefert einen Hinweis darauf, dass
                                                                                                         sich fast 30 Jahre nach Erscheinen von Christi-
                                                                                                         ane F. grundsätzlich an dem Problem der Dro-

                                                                                                         links: Lukas Moodysson Lilja 4-ever (SE/DK 2002)
                                                                                                         oben: Martin Scorsese Taxi Driver (USA 1976)
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     genabhängigkeit vieler Jugendlicher bis heute       Auch im November bietet sich die Möglichkeit          für die damalige Zeit brisanten und wie nie zuvor
     nichts geändert hat. Der für die Berlinale ausge-   Das Mädchen Rosemarie (1958) nochmal zu sehen.        dargestellten Themen bescherten Robert van
     wählte Dokumentarfilm von Sebastian Heidinger       Sakuran (Sakuran – Wilde Kirschblüte, 2006), das      Ackerens schwarzer Komödie Die flambierte
     porträtiert drei junge Menschen, die aus der        Spielfilmdebüt der Fotografin Mika Ninagawa           F rau (1983) einen beeindruckenden Kassen- und
     Enge ihrer Heimatdörfer in die Anonymität Ber-      und die Verfilmung eines bekannten Mangas,            Kritikerfolg, der auch ein neues, vieldiskutiertes
     lins geflüchtet sind. Ohne biografische Hinter-     folgt dem Schicksal Kiyohas, die schon als Acht-      Frauenbild in den deutschen Film brachte.
     gründe oder Erklärungsmuster für ihr Verhalten      jährige an ein Tokyoter Freudenhaus verkauft
     zu liefern, folgt die Kamera ihnen schonungslos     wird. Dank ihres rebellischen und ungebun-            Während des Zweiten Weltkrieges wurden
     auf der Suche nach einer Unterkunft, nach Frei-     denen Wesens steigt sie im Laufe der Zeit zu          koreanische Frauen, euphemistisch als „com-
     ern und Drogen. In Anlehnung an die „drifter“,      einer teuren Edelprostituierten mit besonderen        fort women“ bezeichnet, von der japanischen
     die Bummler und Nichtstuer, wie das Kino des        Rechten und Privilegien auf. Die nachdenklich         Besatzungsarmee unter schrecklichen Umstän-
     New Hollywood sie in den Mittelpunkt gestellt       machende sinnliche Inszenierung arbeitet mit          den zur Prostitution gezwungen. Auch nach
     hat, werden sie mit zum Sinnbild einer hoff-        knallbunten Farben und Popmusik.                      Kriegsende aus der Gesellschaft ausgeschlos-
     nungs- und zukunftslosen Generation.                                                                      sen, konnten sie das erlittene Leid erst 1991
                                                         Eva (Gudrun Landgrebe) trennt sich von ihrem          öffentlich machen, nachdem Aktivistinnen eine
     Die weiteren Spiel- und Dokumentar-Filme im         Mann und dem bürgerlich einengenden Leben,            Petition an die japanische Regierung gerichtet
     November handeln von so gegensätzlichen             um als Callgirl zu arbeiten. Sie spezialisiert sich   hatten. In N azn moksori (Leise Stimmen/Das
     Themen wie Prostitution als Befreiung aus bür-      mit Erfolg allmählich auf die Rolle der Domina,       Flüstern, 1995) dokumentiert Byung Young-joo,
     gerlichen Verhältnissen und Zwangsprostitution      doch als sie Chris (Matthieu Carrière) kennen         seinerzeit selbst aktiv in dieser Bewegung, die
     im Zweiten Weltkrieg, S/M und Machtver­             lernt, einen Gigolo und Callboy, der mit Frauen       teils positiven, teils negativen Folgen der Aktion
     hältnissen sowie den Lebensverhältnissen von        und Männern verkehrt, wird die Vereinbarkeit          und die individuellen Geschichten der Frauen.
     Prostituierten.                                     von Beruf und Liebe auf die Probe gestellt. Diese
                                                                                                               Der Provinzler und Kleinkriminelle Olivier (Gérad
                                                                                                               Depardieu) wird bei einem Wohnungseinbruch
                                                                                                               von Ariane (Bulle Ogier) erwischt. Dabei stellt er
                                                                                                               fest, dass sie im Keller ihrer Wohnung ein Studio
                                                                                                               als Domina betreibt. Die beiden werden ein
                                                                                                               Paar, doch ihre zweite Existenz als Domina steht
                                                                                                               immer wieder zwischen ihnen. Barbet Schroeder
                                                                                                               drehte mit M aîtresse (1976) eine fesselnde, in-
                                                                                                               tensive Studie über das Ineinandergreifen von
                                                                                                               Liebe und Machtausübung, Realität und Fanta-
                                                                                                               sie, genial fotografiert von Néstor Almendros
                                                                                                               und mit Kostümen von Karl Lagerfeld.

                                                                                                               Robert van Ackeren Die flambierte F rau (BRD 1983)
Filmreihe Kino horizontal: Prostitution im Film
                                                                                                                                                                       13

                                                                                                                Drei Prostituierte aus Guatemala sind die Pro-
                                                                                                                tagonistinnen in E strellas de L a L ínea (The Rail-
                                                                                                                road All-Stars, 2006), die alle unter täglicher
                                                                                                                Gewalt und Verachtung zu leiden haben. Um
                                                                                                                auf ihre Probleme aufmerksam zu machen,
                                                                                                                gründen sie eine Fußballmannschaft und mel-
                                                                                                                den sich nach mehrwöchigem Training zu einer
                                                                                                                lokalen Meisterschaft an. Als sie wegen ihres
                                                                                                                Berufes von der Teilnahme ausgeschlossen
                                                                                                                werden, entbrennt eine landesweite kontrover-
                                                                                                                se Debatte über den Umgang mit den von Staat
                                                                                                                und Leben benachteiligten Frauen. Regisseur
                                                                                                                Chema Rodríguez begleitete die Frauen wäh-
Am Guy Fawkes-Tag 1892 besucht der Dichter             Woman of Bangkok (Die gute Frau von Bangkok,             rend dieser Zeit und gibt Zeugnis von ihrem neu
Oscar Wilde ein von einem Freund betriebenes           1991), in Titel und Einsatz filmischer Mittel ein        entdeckten Mut und Zusammenhalt. Sein un-
Luxus-Bordell. Dort erwartet ihn eine Überra-          Verweis auf Brechts Der gute Mensch von Se-              terhaltsamer Dokumentarfilm wurde auf zahl-
schung: Eine Gruppe Laienschauspieler, darunter        zuan, macht mit selten intensiver Annäherung             reichen Festivals, unter anderem mit dem 2.
Prostituierte und sein Geliebter Lord Alfred, führt    an das Subjekt des Films die Lebenssituation der         Panoramapublikumspreis bei der Berlinale
ihm zu Ehren sein Stück Salome auf, das zuvor          thailändischen Prostituierten erfahrbar.                 2006, ausgezeichnet.
von der Zensur verboten wurde. Das Geschehen
auf der Bühne korreliert mit Intrigen und Eifer-        Kinotermine
süchteleien hinter den Kulissen, in deren Zentrum
                                                        Sa 1.11. 20.30 Uhr                                      Do 20.11. 20.30 Uhr
der Autor des Stückes steht. Wie auch in seinem
                                                        Sakuran Sakuran – Wilde Kirschblüte                     The Good Woman of Bangkok Australien 1991
ganzen Oeuvre nutzt Skandalregisseur Ken
                                                        J 2006 R: Mika Ninagawa                                 R: Dennis O’Rourke, Dokumentarfilm, 82 min OmU
Russell für Salome’s L ast Dance (Salomes letzter       Da: Anna Tsuchiya, Masanobu Ando, 111 min OmU
Tanz, 1987) Stilmittel der Travestie, Farce und der-                                                            Fr 21.11. 20.30 Uhr
                                                        Sa 1.11 22.30 Uhr | So 2.11. 20.30 Uhr                  L ilja 4-ever Schweden/Dänemark 2002
bem Humor, um moralische Normen und bürger-
                                                        Die flambierte F rau                                    R: Lukas Moodysson, Da: Oksana Akinschina,
liche Seherwartungen zu unterlaufen.
                                                        BRD 1983, R: Robert van Ackeren                         Artjom Bogutscharski, 109 min OmU
Der Dokumentarfilmer Dennis O‘Rourke reiste             Da: Gudrun Landgrebe, Matthieu Carrière, 106 min
nach dem Scheitern seiner Ehe nach Bangkok,                                                                     Sa 22.11. 18.00 Uhr | Lange Nacht der Menschenrechte
wo er die Prostituierte Aoi ausfindig machte.           So 2.11. 18.00 Uhr                                      E strellas de la línea The Railroad All-Stars
Während neun bezahlter Monate, die er mit ihr           Das M ädchen Rosemarie BRD 1958, R: Rolf Thiele         Spanien 2006, R: Chema Rodríguez
                                                        Da: Nadja Tiller, Peter van Eyck, Gert Fröbe, 101 min   Dokumentarfilm, 90 min span. OmeU
verbrachte, erzählte sie ihm und seiner Kamera
ihre Lebens- und Leidensgeschichte. The Good            Do 13.11. 20.30 Uhr                                     So 23.11. 20.30 Uhr
                                                        N azn Moksori Leise Stimmen/Das Flüstern                Salome ‘s L ast Dance England 1987, R: Ken Russell
                                                        Südkorea 1997, R: Byung Young-joo                       Da: Imogen Millais-Scott, Stratford Johns, 89 min DF
                                                        Dokumentarfilm, 98 min OmU
                                                                                                                Di 25.11. 20.30 Uhr
                                                        Sa 15.11. 20.30 Uhr                                     C hristiane F. – Wir K inder vom Bahnhof Z oo
                                                        M a î tresse Frankreich 1976, R: Barbet Schroeder       BRD 1981, R: Uli Edel
                                                        Da: Bulle Ogier, Gérard Depardieu, 112 min OmeU         Da: Natja Brunckhorst, Thomas Haustein, 136 min

                                                        So 16.11. 20.30 Uhr | Fr 21.11. 22.30 Uhr               Do 27.11. 21.00 Uhr

links: Uli Edel C hristiane F. – Wir K inder vom        Taxi Driver USA 1976, R: Martin Scorsese                Drifter Deutschland 2007, R: Sebastian Heidinger
Bahnhof Z oo (BRD 1981)                                 Da: Robert de Niro, Harvey Keitel, 113 min OmU          Dokumentarfilm, 82 min
r.: Ken Russell Salome ‘s L ast Dance (England 1987)
filmportal.de empfiehlt
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     BEFREIUNG                                           Deutscher Herbst                                     den-Film Deutschland im Herbst (BRD 1977-78)
     Hierzulande kennen nur wenige dieses seiner-        Seit Monaten sorgt Bernd Eichingers Kassen­          stilistisch und methodisch unterschiedliche
     zeit teuerste Projekt der Filmgeschichte, das       erfolg Der Baader Meinhof Komplex (2008) für eine    Arbeiten von elf namhaften Filmschaffenden
     540 Minuten dauert, 40 Millionen Dollar kostete     neue, breite Auseinandersetzung mit dem RAF-         zusammen, darunter neben Rainer Werner
     und in sechs Jahren Produktionszeit, von 1966       Terrorismus. Bei der Diskussion und Einordnung       Fassbinder und Volker Schlöndorff auch
     bis 1972, mit etwa 100.000 Komparsen gedreht        kommt man nicht an den Schlüsselwerken des           Alexander Kluge und Edgar Reitz. Ihre dokumen-
     wurde. Befreiung, eine Koproduktion der             Neuen Deutschen Films vorbei – unter dem             tarischen und fiktionalen Beiträge reflektieren
     sowjetischen Mosfilm mit der DEFA, ist auch         Arthaus-Label von Kinowelt fasst die Edition         die gesellschaftliche Stimmung nach der Entfüh-
     inhaltlich ein monumentales Unterfangen: Der        „Deutscher Herbst“ nun sechs herausragende           rung und Ermordung Hans Martin Schleyers so-
     Film schildert in fünf Teilen die Befreiung Euro-   Produktionen zusammen.                               wie den Selbstmorden der in Stammheim inhaf-
     pas vom Hitler-Faschismus, von der Panzer-                                                               tierten RAF-Terroristen. Die Kinoproduktion er-
     schlacht bei Kursk 1943 bis zum Fall Berlins im     Wenige Monate nach dem Stammheim-Prozess             zeugte seinerzeit eine Gegenöffentlichkeit, auch
     Mai 1945. Auch heute noch sehr beeindruckende       kam Die verlorene E hre der K atharina Blum (BRD     dank des verwendeten Bildmaterials, das nicht in
     Massenszenen – selbstverständlich ohne jede         1975) in die Kinos. Volker Schlöndorff und           Fernsehberichten zu sehen war.
     digitale Manipulation – wechseln dabei mit          Margarethe von Trotta reflektieren, wie im Zuge
     schwarzweißen Szenen, die Hitler, Stalin und        der Terroristenverfolgung neue Gewalt ent­steht:     Von der Suche nach Wahrheit und ihrer Instru-
     ihre Generäle zeigen. Aber auch einfache            Eine junge Frau, die über eine Zufallsbekannt-       mentalisierung handelt Reinhard Hauffs Messer
     Soldaten werden porträtiert.                        schaft ins Visier von Polizei und Medien gerät,      im Kopf (1978): Ein junger Biogenetiker wird bei
     Trotz ver­ständlicher patriotischer Töne bietet     wird systematisch unter Druck gesetzt und dif-       einer Razzia in einem „konspirativen“ Jugend-
     der Film ein für seine Zeit recht ausgewogenes      famiert – schließlich greift sie selbst zur Waffe.   zentrum schwer verletzt – für die Polizei und
     Bild der Ereignisse. Regisseur Jurij Ozerov zeigt   Inspiriert von den Biografien der Ensslin-           bürgerliche Medien schoss der Polizeibeamte in
                             ungeschönt das Grauen       Schwestern zeigt von Trottas fiktionales Zeitge-     Notwehr, die linke Szene stilisiert das Opfer zum
                             der Schlachtfelder – hat-   schichtsdrama Die bleierne Z eit (BRD 1981) die      Märtyrer. In Stammheim (1985/86) greift Hauff das
                             te er es doch selbst als    gegensätzlichen Lebenswege zweier Frauen:            Thema Terrorismus mit dokumentarischer
                             Soldat erlebt.              Die eine engagiert sich als feministische Jour-      Strenge auf: In Zusammenarbeit mit Stefan Aust
                                                         nalistin, die andere schließt sich dem „bewaff-      wird der 192 Tage dauernde, zermürbende Pro-
                            Zusätzlich zu den fünf       neten Widerstand“ an.                                zess gegen Baader, Meinhoff, Ensslin und Raspe
                            Film-DVDs liefert eine       Fassbinders Die Dritte Generation (BRD 1978-79)      im Jahr 1975 re-inszeniert.
                            Bonus-DVD nicht nur          wiederum handelt von einer Gruppe junger Ter-
                            Informationen zur Ent-       roristen, die längst nichts mehr mit den ur-         Begleitet werden die prominent besetzten Filme
                             stehung des Films, son-     sprünglichen politischen Motiven zu tun hat,         durch ein aufwändiges Booklet mit Texten des
                             dern auch Material zu       sondern nur noch ein willenloses Produkt des         Journalisten und Buchautors Willi Winkler. Da-
                             den historischen Hin-       herrschenden Kampfes ist.                            rüber hinaus ist die Box mit umfangreichem
                              tergründen.                Als einzigartiges Zeitdokument fasst der Episo-      Bonusmaterial (u.a. Interviews) ausgestattet.
KljYž]f^]_]j                                                         15
Nahaufnahme
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     JUL IANE LORENZ
     Zu Besuch bei der Präsidentin der Fassbinder Foundation

     Der Sitz der Rainer Werner Fassbinder Foundation in                         Mutter Liselotte Eder übertragene Verantwortung für sein Werk allei-
     Berlin-Charlottenburg lässt sofort eine private Atmosphäre                  ne zu übernehmen. „Von Rainer etwas wegzukommen war wichtig, um
     aufkommen. Die stilvoll eingerichtete, helle Altbau-                        wieder zurückkehren zu können“, sagt sie rückblickend.
     Wohnung stellt eine freundliche Verbindung von Leben und
     Arbeit her, „die man schätzt, wenn man viele Jahre im                       Fassbinder erhalten und entfalten
     Dunkeln am Schneidetisch verbracht hat“, erzählt Juliane                    Juliane Lorenz versteht sich mehr als
     Lorenz. Sie sei ein „Sonnenkind“, immer schon gewesen.                      Künstlerin, weniger als Archivarin oder
                                                                                 Wissenschaftlerin. Dass Fassbinders
     Offen, freundlich, vertrauend erlebt man sie als Gastgeberin. Ihre Fass-    beeindruckendes Werk – vierundvierzig
     binder-Geschichte beginnt mit einem Prolog in Wiesbaden aus dem             Kino- und TV-Filme, vierzehn Theater-
     Jahr 1969: Stiefvater Dieter Lorenz habe abends zuhause von der FSK-        stücke, sechs Adaptionen, vier Hörspie-
     Prüfung von Liebe ist kälter als der Tod (1969), einem beeindruckenden      le, zwölf Liedertexte – für heutige und
     Erstlingsspielfilm, erzählt, den ein „junger Wilder“ namens Fassbinder      kommende Generationen erhalten und
     gedreht habe. Sieben Jahre später, als zwanzigjährige Studentin, sollte     aktuell bleibt, ist das Verdienst ihrer
     sie bei Chinesisches Roulette (1976) zum ersten Mal für den Regisseur       Foundation. Mehr als 30 Filme wurden
     arbeiten. Daraus entwickelte sich eine Arbeits- und Lebensgemein-           bereits restauriert, darunter der fünfzehneinhalbstündige TV-Mehrtei-
     schaft: Insgesamt 14 Filme schnitt sie, darunter Die Ehe der Maria Braun    ler Berlin Alexanderplatz (1979/80). Unserem Publikum präsentierte
     (1978), Lili Marleen (1980), Lola (1981), Die Sehnsucht der Veronika Voss   Juliane Lorenz, die dem DIF-Freundeskreis angehört, im vergangenen
     (1981/82) und zuletzt Querelle - Ein Pakt mit dem Teufel (1982).            Jahr die von der ursprünglichen 16-Millimeter-Fernsehfassung auf-
                                                                                 wändig neu aufgelegte 35-Millimeter Kino-Fassung und ihre beiden
     Sechs Jahre, bis zu seinem überraschenden Tod 1982, dauerte die Zeit        Dokumentationen Beobachtungen bei der Restauration (2006) und Ein
     mit Fassbinder, seit nunmehr 1992 leitet Juliane Lorenz die gemeinnüt-      Mega-Film und seine Geschichte (2007, in deutscher Erstaufführung).
     zige Nachlassgesellschaft. Dazwischen liegen die zehn Jahre, in de-
     nen sie „für sich“, wie sie sagt, weiter Filme schneiden und montieren      Unter ihrer Leitung hat die Foundation – auch mit Ausstellungen und
     wollte. Die Auszeichnung im Jahr 1991 mit dem Deutschen Filmpreis           Retrospektiven in Deutschland, Frankreich und den USA – Beeindruc-
     für die Montage von Werner Schroeters Malina sollte für sie zur Zäsur       kendes geleistet. Doch Juliane Lorenz blickt nur kurz zurück, und dann
     werden: „Damit hatte ich mir in meinem Beruf bewiesen, was ich be-          entschlossen nach vorne: Noch sind nicht alle Filme gesichert, nicht
     weisen wollte.“ Nun habe sie sich reif gefühlt, die ihr von Fassbinders     alle Materialien erfasst und nicht alle Weichen für die Zukunft gestellt.
                                                                                 Derzeit arbeitet sie an der Restaurierung des zweiteiligen WDR-Fern-
                                                                                 sehfilms Welt am Draht (1973). Und die Fassbinder-Biographie, an der
                                                                                 sie seit Jahren schreibt, soll auch bald fertig werden.

                                                                                 „Man muss Fassbinders Werk erhalten und entfalten. So einen kann
                                                                                 man nicht über Jahrzehnte in Kisten lagern, er ist zeitlos und aktuell.“

                                                                                 Juliane Lorenz
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		     Wir unterstützen Wissenschaft, Kunst und Kultur und fördern
 unter anderem das Deutsche Filminstitut / Deutsche Filmmuseum.
		     Engagieren auch Sie sich bei den Freunden des Deutschen Filminstituts.
                                                     Bögner Hensel Gerns & Partner
                                                     Rechtsanwälte Notare Steuerberater
                                                     Zeppelinallee 47
                                                     D-60487 Frankfurt am Main
                                                     Tel.: ++49 (0)69 79405-0
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                                                     Schaumainkai 41
                                                     60596 Frankfurt am Main
                                                     Telefon: 069 - 961 220 303
                                                     www.deutsches-filminstitut.de
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     D a s Ta b e ll a riu m i s t in ein e
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e m g esondert e n D o k u m e n t
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     Klassik e r & Ra rit ä t e n

     Geschichtlich und künstlerisch bedeutende Filme zeigt diese feste Programmreihe:
     Dienstags, mittwochs und donnerstags sowie in einer Sonntags-Matinee lassen
     sich bekannte Meisterwerke oder fast vergessene Raritäten und Schätze (wieder)
     entdecken – mit Einführungen unserer Mitarbeiter und Kooperationspartner.
     Der nach einem Drehbuch von Orhan Pamuk ent-           spuren des ihm fremd gebliebenen Sohnes.
     standene Gizli yüz (The Secret Face, 1991) greift      Als Gast erwarten wir später den, auch als Lie-
     Motive der islamischen Mystik auf und macht            dermacher erfolgreichen Klaus Hoffmann, der für
     dabei Anleihen bei Werken des berühmten per-           seine Rolle mehrfach ausgezeichnet wurde.
     sischen Poeten Fariduddin Attar. Ein junger Foto-
     graf, der in den Vergnügungslokalen Istanbuls          Nach Motiven des Schauerromans Dracula von          die Morde zu vertuschen, verschwören sie sich
     arbeitet, bringt alle seine Bilder zu einer mysteri-   Bram Stoker drehte F.W. Murnau den expressi-        mit dem amtlichen Leichenbeschauer, der am
     ösen Frau, denn diese sucht schon seit langem          onistischen Stummfilmklassiker Nosferatu (1921).    Ende jedoch ebenfalls das Zeitliche segnet. Nicht
     nach einem bestimmten Gesicht. Schließlich ent-        Virtuos die technischen, poetischen und emoti-      zuletzt dank der grandiosen Licht- und Farbge-
     deckt sie es im Bild eines Uhrmachers und ver-         onalen Effekte des Mediums nutzend, schildert       staltung wurde Drowning by Numbers bei den Film-
     schwindet mit ihm in eine unbekannte Welt. In          Murnau den Einbruch des Dämonischen in die          festspielen in Cannes mit dem Preis für den be-
     Gizli yüz verbindet Regisseur Ömer Kavur alte Er-      bürgerliche Idylle und entwirft damit ein dü-       sten künstlerischen Beitrag ausgezeichnet.
     zählkunst mit moderner Fantastik zu einem medi-        steres Spiegelbild kollektiver Ängste in der        Nach Motiven der George-Cukor-Komödie Die
     tativen Gedicht des Sufismus.                          Weimarer Republik. Thomas Hutter, Sekretär          Nacht vor der Hochzeit (1940) drehte Charles Wal-
                                                            eines Wisborger Maklers, reist nach Transsyl-       ters mit High Society (Die oberen Zehntausend,
     Als Wunschfilm der freunde des deutschen               vanien, um mit dem Grafen Orlok (Max Schreck)       1956) ein perfekt inszeniertes Musical, dessen
     filmmuseums zeigen wir Die neuen Leiden des jun-       über einen Hausverkauf zu verhandeln. Doch          Besetzungsliste einige der größten Stars der
     gen W. (1976) – basierend auf einer in der DDR         der Schlossherr erweist sich als Vampir, der        1950er Jahre versammelt. Grace Kelly spielt die
     wie in der BRD gleichermaßen erfolgreichen             Pest und Tod nach Wisborg bringt. Erst Hutters      Millionärstochter Tracy Lord, die kurz vor ihrer
     Erzählung von Ulrich Plenzdorf. Goethes Werther        junge Frau Ellen (Greta Schröder) gelingt es, in    Hochzeit Besuch von ihrem Ex-Mann (Bing
     in die Gegenwart der DDR der 1970er Jahre              selbstloser Hingabe das Unheil zu bannen.           Crosby) erhält. Ebenfalls mit von der Partie ist der
     übertragend, zeichnete Plenzdorf ein Zeitporträt                                                           Reporter Marc Connor (Frank Sinatra), der über
     und Abbild einer Generation. Sein lässiger Anti-       In seiner ironischen Komödie Drowning by Numbers    die Hochzeit berichten soll. Neben den witzigen
     held Edgar Wibeau (Klaus Hoffmann) stößt per           (Verschwörung der Frauen, 1988) führt Peter         Dialogen ist vor allem die schwungvolle Musik
     Zufall auf eine Ausgabe von Werther, identifi-         Greenaway den Zuschauer durch ein Labyrinth         von Cole Porter und ein Gastauftritt von Louis
     ziert sich sofort mit dem Helden des Romans und        von Assoziationen und mysteriösen Zahlenspie-       Armstrong herausragend.
     übernimmt ganze Absätze des Buches zur                 lereien. Großmutter, Mutter und Tochter, alle na-   In Professione: Reporter (Beruf: Reporter, 1975)
     Schilderung seiner eigenen Situation. Nach             mens Cissie Colpitts, ermorden nacheinander         erzählt Michelangelo Antonioni die Geschichte
     Edgars Unfalltod folgt dessen Vater den Lebens-        und nach festgelegten Regeln ihre Männer. Um        eines Mannes auf der Flucht vor sich selbst. Als

                                                            links: Eberhard Itzenplitz Die neuen L eiden des
                                                            jungen W. (BRD 1976)
                                                            oben: F.W. Murnau Nosferatu (D 1921)
                                                            rechts: Ömer Kavur Gizli yüz (Türkei 1991)
Filmreihe
                                                                                                                                                                   21

                                                                                                              national-bürgerlichen Systems sollen den Se-
                                                                                                              kretär der Kommunisten töten. Doch das Atten-
                                                                                                              tat schlägt fehl und ihm fallen irrtümlich zwei
                                                                                                              Arbeiter zum Opfer.
                                                                                                              Natural Born Killers (1994), Oliver Stones Refle-
                                                                                                              xion über die Wechselwirkungen zwischen
                                                                                                              Medien und Gewalt, zählt zu den umstrittensten
                                                                                                              Filmen der 1990er Jahre. Mickey (Woody
                                                                                                              Harrelson) und Mallory (Juliette Lewis) sind
                                                                                                              nach 52 Morden das berüchtigtste Killer-Pär-
ein Mitreisender plötzlich stirbt, nimmt der aus-   Christensen (Faye Dunaway) beschließt, ihn vor            chen Amerikas. Bei ihren Überfällen lassen sie
gebrannte Journalist David Locke (Jack              laufender Kamera erschießen zu lassen.                    stets einen Überlebenden zurück, damit dieser
Nicholson) dessen Identität an. Ausgerüstet mit     Die nach einer Vorlage von Tania Blixen entstan-          von den „M&M Murders“ berichten kann. Nach
dem Terminkalender des Toten reist er quer          dene Literaturverfilmung Babettes gæstebud (Ba-           ihrer Festnahme wollen der zynische TV-Jour-
durch Europa und Afrika, trifft gefährliche         bettes Fest, 1987) war einer der international            nalist Gale (Robert Downey jr.) und der skrupel-
Waffenschmuggler und verliebt sich in eine ver-     erfolgreichsten dänischen Filme und wurde mit             lose Polizist Scagnetti auf ihre Weise mit der
führerische junge Frau (Maria Schneider). Als       dem Oscar als bester fremdsprachiger Film prä-            Geschichte der „M&M Murders“ groß heraus-
ihm die Situation langsam über den Kopf zu          miert. In einem kargen jütländischen Fischer-             kommen. Doch es kommt anders: Vor laufender
wachsen beginnt, begreift er, dass er für seine     städtchen führt die französische Köchin Babette           Kamera drehen Mickey und Mallory durch und
neugewonnene Freiheit einen hohen Preis be-         (Stéphane Audran) den Haushalt zweier in aske-            die Gewalt eskaliert.
zahlen muss.                                        tischer Frömmigkeit lebender alternder Schwe-             Robert Rossens letzter Film Lilith (1964) ist der
Network (1976), Sidney Lumets mit Sarkasmus         stern. Als Babette in einer Lotterie gewinnt, er-         Versuch einer modernen Interpretation der bi-
und bösem Witz inszenierte Satire auf das ame-      füllt sie sich ihren Lebenstraum und kocht für die        blisch-mythologischen Gestalt der Lilith. Nach
rikanische Kommerzfernsehen, wurde mit vier         pietistischen Dörfler ein erstklassiges Diner.            einer literarischen Vorlage von J.R. Salamanca
Oscars ausgezeichnet. Aufgrund sinkender Ein-                                                                 erzählt Rossen die düstere Liebesgeschichte
schaltquoten wird Howard Beale (Peter Finch),       Mit Popiól i diament (Asche und Diamant, 1958)            zwischen einer schizophrenen Heiminsassin
Moderator einer Nachrichtensendung, entlas-         schuf Andrzej Wajda ein beeindruckendes Zeit-             (Jean Seberg) und ihrem Pfleger (Warren Beatty).
sen. In seiner letzten Sendung kündigt er vor       bild von 1945, das zum Vorbild des intellektuellen        Nach À bout de souffle (1959) war Lilith der zwei-
laufender Kamera seinen Selbstmord an, ändert       Kinos in Europa wurde und Hauptdarsteller                 te große Höhepunkt in Jean Sebergs Karriere
aber den Plan und beschimpft stattdessen das        Zbigniew Cybulski zum Idol seiner Generation              und für viele ihre vielleicht beste Rolle. Von
Publikum. Die Zuschauer sind begeistert, die        machte. Polen am 8. Mai 1945: In einer Provinz-           Publikum und Kritik zu Unrecht kaum beachtet,
Einschaltquoten steigen und er wird wieder          stadt feiert man das Ende des Krieges, nur für            war Lilith jedoch ein finanzieller Misserfolg.
eingestellt – bis er dem Sender erneut unbe-        die Untergrundkämpfer ist Frieden noch ein                Ingmar Bergman verfolgt in Scener ur ett äktens-
quem wird und die Programmdirektorin Diana          Fremdwort. Zwei befreundete Verfechter des                kap (Szenen einer Ehe, 1973) über einen längeren

                                                    links: Robert Rossen L ilith (USA 1964)
                                                    o.l.: Ingmar Bergman Scener ur ett äktenskap (SE 1973)
                                                    oben rechts: Charles Walters High Society (USA 1956)
                                                    rechts: Michelangelo Antonioni P rofessione : R eporter
                                                    (Italien/Frankreich 1975)
Filmreihe Klassiker & Raritäten                                                      Film und Vortrag
22
                                                                                                                     K i no ‘ 6 8

                                                              Zeitraum hinweg die Beziehung des verheira-            Der Lateinamerika-Experte Peter B.
                                                              teten Paares Marianne (Liv Ullmann) und Johan          Schumann beschäftigt sich im siebten
                                                              (Erland Josephson). Sie scheinen zunächst              Frankfurter filmhistorischen Vortrag
                                                              nach dem Muster einer Frauenzeitschrift eine
                                                                                                                     zum „Kino ‘68“ mit dem Filmschaffen in
                                                              harmonische Modell-Ehe zu führen. Allmählich
                                                                                                                     der Dritten Welt, das seinerzeit
                                                              werden jedoch Untiefen und Widersprüche
                                                              offenbar. Wegen einer Affäre kommt es zum              erstmals ein gesteigertes Interesse auf
                                                              traumatischen Zerfall, und erst Jahre nach der         sich ziehen konnte.
                                                              Scheidung scheint eine Annäherung wieder               Schumann stellt den ersten Teil des drei­teiligen
                                                              möglich. „Ich habe drei Monate gebraucht, um           Dokumentarfilms La hora de los hornos (Die Stun-
                                                              dieses Buch zu schreiben, aber es hat mich             de der Feuer, 1968) vor, in dem der Regisseur
                                                              lange Zeit meines Lebens gekostet, es zu erfah-        Fernando Ezequiel Solanas die Ausbeutung in
                                                              ren“, so Ingmar Bergman.                               Argentinien zwischen 1966 und 1968 darstellt
                                                                                                                     und anklagt, um sein Publikum für die Ziele der
                                                                                                                     peronistischen Linken zu mobilisieren. Während
     Kinotermine
                                                                                                                     der Film in Argentinien bis 1973 verboten war,
     Di 4.11. 18.00 Uhr | Turkish Cinema in all its Colours   Di 18.11. 18.00 Uhr                                    lobte man ihn in Europa vor allem wegen seiner
     Gizli Yüz The Secret Face                                Network                                                konsequenten Bild-Ton-Montagen als Parade-
     Türkei 1991, R: Ömer Kavur                               USA 1976, R: Sidney Lumet, Da: Faye Dunaway,           beispiel eines neuen politischen Kinos.
     Da: Zuhal Olcay, Fikret Kus˛kan, 115 min OmeU            William Holden, Peter Finch, 121 min OF
                                                              Einführung: Tim Heptner
     Mi 5.11. 18.00 Uhr
     Die neuen L eiden des jungen W. BRD 1976, R: Eberhard    Mi 19.11.18.00 Uhr
     Itzenplitz, Da: Klaus Hoffmann, Léonie Thelen, 111 min   Babettes G æstebud Babettes Fest
     Im Anschluss: Klaus Hoffmann im Gespräch mit             Dänemark 1987, R: Gabriel Axel
     Ulrich Sonnenschein                                      Da: Stéphane Audran, Birgitte Federspiel, 102 min DF
                                                              Einführung: Susanne Neubronner
     So 9.11. 11.30 Uhr Matinee
     Nosferatu D 1921, R: F.W. Murnau                         Do 20.11. 18.00 Uhr
     Da: Max Schreck, Greta Schröder, 94 min                  Popiól i diament Asche und Diamant
     restaurierte Fassung Klavierbegleitung: Uwe Oberg        Polen 1958, R: Andrzej Wajda
     Einführung: Felix Fischl                                 Da: Zbigniew Cybulski, Ewa Krzyzewska, 103 min DF

     Di 11.11. 18.00 Uhr                                      Di 25.11. 18.00 Uhr
     Drowning by Numbers Verschwörung der Frauen              N atural Born K illers
     GB/NL 1988, R: Peter Greenaway                           USA 1994, R: Oliver Stone                               Kinotermin
     Da: Joan Plowright, Juliet Stevenson, 118 min OF         Da: Woody Harrelson, Juliette Lewis, 118 min OF
     Einführung: Prof. Joachim Valentin, Haus am Dom          Einführung: Marius Hartung                              Mi 19.11. 20.00 Uhr
                                                                                                                      L a hora de los hornos. Primera parte. Neocolonialismo
     Mi 12.11. 18.30 Uhr                                      Mi 26.11.18.00 Uhr
                                                                                                                      y violencia Argentinien 1968, R: Fernando Ezequiel
     High Society Die oberen Zehntausend, USA 1956            L ilith USA 1964, R: Robert Rossen                      Solanas, 90 min OmeU, Vortrag: Peter B. Schumann
     R: Charles Walters, Da: Bing Crosby, Grace Kelly,        Da: Jean Seberg, Warren Beatty, 114 min DF
                                                                                                                      In Zusammenarbeit mit dem Kunstgeschichtlichen
     Frank Sinatra, 111 min OF, Einf.: Beate Dannhorn         Einführung: Monika Haas
                                                                                                                      Institut der Johann Wolfgang Goethe-Universität
     Do 13.11. 18.00 Uhr                                      Do 27.11. 18.00 Uhr                                     Frankfurt am Main
     P rofessione : R eporter Beruf: Reporter                 Scener ur ett äktenskap Szenen einer Ehe
     Italien/Frankreich 1975, R: Michelangelo Antonioni       Schweden 1973, R: Ingmar Bergman                       links: Oliver Stone N atural Born K illers (USA 1994)
     Da: Jack Nicholson, Maria Schneider, 126 min DF          Da: Liv Ullmann, Erland, Josephson, 167 min DF         rechts: Fernando Ezequiel Solanas L a hora de los
     Einführung: Maja Keppler                                 Einführung: Prof. Joachim Valentin, Haus am Dom        hornos . P rimera parte . N eocolonialismo y violencia
                                                                                                                     (Argentinien 1968)
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                                   Cash, Crime & Characters: Legendäre Thriller, Dramen & Krimis
                                      Guns & Heroes: Große Western, Abenteuer- & Kriegsfilme
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                                     Design © 2008 Metro-Goldwyn-Mayer-Studios Inc. Alle Rechte vorbehalten. Vertrieb durch Twentieth Century Fox Home Entertainment Deutschland GmbH, Frankfurt/Main.
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