Netze - Zeitschrift der Quartiervertretung Stadtteil IV 26. Jahrgang Nummer 104 September 2021s

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Netze - Zeitschrift der Quartiervertretung Stadtteil IV 26. Jahrgang Nummer 104 September 2021s
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      Q UAV I E R              Zeitschrift der Quartiervertretung Stadtteil IV · 26. Jahrgang · Nummer 104 · September 2021s

                                                          Netze
Netze - Zeitschrift der Quartiervertretung Stadtteil IV 26. Jahrgang Nummer 104 September 2021s
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       E D I T O R I A L                                                                                        I N H A L T

                                                                                                                Aus der QUAV 4                          4
       Kleine Netze                                                                                             Zum Thema                               6
                                                         In der sozialen Aufbruchstimmung der Siebzi-
                                                         gerjahre entwarf der Architekt Hans Rusterholz         Biodiversität                           6
                                                         (1931–2015) bei einem Bildungsurlaub in Schwe-
                                                         den den Begriff «Kleine Netze», weil er feststellte,   Fotoseite                               9
                                                         dass er in Niederlenz (Kt. AG) genau in so einem
                                                         kleinen Netz zuhause war. Im kleinen Netz lebt         Netzwerk der Pflanzen                  11
                                                         eine Gruppe von Menschen in einer Nach-
                                                         barschaft so nahe beisammen, dass sie sich fast        Veranstaltungen                        12
                                                         täglich irgendwann begegnen, sich aushelfen
                                                         bei der Kinderbetreuung, bei Erkrankungen ein-         Leiterlispiel im ÖV-Netz               14
                                                         zelner Personen und bei der Unterstützung der
                                                         älteren Leute. Das Architekturbüro Metron in           Denkmal                                16
                                                         Brugg, in dem Rusterholz arbeitete, ergründete
                                                         zusammen mit der Soziologin Ellen Meyrat-              Verein am See                          17
                                                         Schlee (die heute in unserem Stadtteil wohnt) die
                                                         Wohnform der kleinen Netze, die sich damals            Gelebte Integration                    19
       vorerst auf Reiheneinfamilienhäuser beschränkte. Kleine Netze gibt es dort, wo sich Bewohnerinnen
       und Bewohner hin und wieder zufällig begegnen können. In Bern wurde in den Achtzigerjahren bei           Soziale Netze                          19
       den Gäbelbach-Hochhäusern versucht, ebenfalls zusammen mit Soziologen, soziale Kontakte zu
       provozieren, indem man beispielsweise die Waschküchen nicht im Keller, sondern an attraktiven            Vernetzte Stadtteile                   21
       Orten im Gebäude platzierte.
                                                                                                                QUAVIER war hier                       23
       Der Begriff der kleinen Netze ist während der individualistischen Zeitspanne um die Jahrtausend-
       wende etwas verloren gegangen. Beim Googeln habe ich festgestellt, dass der Begriff «kleine soziale      Füller                                 23
       Netze» heute in Wien gebräuchlich zu sein scheint. Es gibt sie auch bei uns noch, die kleinen Netze,
       ohne dass man davon spricht. Sie sind in allen Bauformen möglich, wenn das die Menschen wünschen         Schulen                                25
       und wollen. Ich denke etwa an die Siedlung Baumgarten-Ost (Aarplan-Architekten) an der Oster-
       mundigenstrasse. Als ich kürzlich die neue Siedlung «Huebergass» (GWJ-Architekten) an der Mutach-        Neu und Jubiläen                       27
       strasse im Stadtteil III besuchte, musste ich wieder an Hans Rusterholz denken. Auch die kürzlich in
       den Zeitungen vorgestellte netzartige Studie von Architekt Rolf Mühlethaler für die Quartierstadt        Impressum                              27
       Wankdorf lässt auf einen neuen Städtebau hoffen.
                                                                                                                Wettbewerb                             27
       Möglicherweise zwingt uns die Klimaveränderung vermehrt, dichter zu bauen, um uns vor der Sonne
       zu schützen. Doch eine neue Aufbruchstimmung wollte bisher noch kaum aufkommen. Aber die                 Kleininserate                          27
       vielen Wasser- und Feuer-Katastrophen in diesem Jahr führen vielleicht dazu, dass die egoistische
       Mentalität, die sich in unseren Landen eingeschlichen und zur Ablehnung des CO2-Gesetzes geführt
       hat, überwunden werden kann. Denken wir zum Beispiel bei der nun anlaufenden Planung einer
       neuen Siedlung auf dem Springgarten an das künftige Klima, aber auch an das kleine und soziale
       Netz: Mit einer dichten netzartigen Siedlung könnten – mit dem vorgegebenen Nutzungsmass – der
       grösste Teil der Grünfläche und die vielen Bäume erhalten werden.

                                                                                                                Titelbild:
           Jürg Krähenbühl                                                                                      ARMIERUNGSNETZ-
           Co-Präsident                                                                                         WERKER auf der
                                                                                                                grössten Baustelle in
                                                                                                                unserem Quartiervier!

                                                                                                                Foto:
                                                                                                                Lukas Lehmann, Bern

                                                                                                                                           QUAVIER 104/21   |3
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      A U S       D E R      Q U A V         4

                                                                                                                                  BGZ integriert wer-
      Verkehr                                                                                                                     den. Zum Umfang
                                                                                                                                  dieser BGZ wurden
      Start Hauptarbeiten PUN                                                                                                     grundsätzliche Be-
      Im März 2019 hatten wir vorschnell den Start                                                                                denken geäussert,
      der Arbeiten an der PUN verkündet, aber es                                                                                  die jedoch durch ers-
      dauerte dann noch ein gutes halbes Jahr, bis                                                                                te Erfahrungen mit
      die letzte Beschwerde aus der Anwohnerschaft                                                                                dem Obstberg ent-
      vom Bundesverwaltungsgericht abgewiesen                                                                                     kräftet werden kön-
      und der Weg für die Umsetzung frei wurde                                                                                    nen. Zudem ist er -
      (s. QUAVIER Nr. 97). Diesen Sommer ist es nun                                                                               wiesen, dass es gera-
      so weit: Am Point de Presse vom 30. Juni hat das                                                                            de für Kinder ein-
      ASTRA die Anpassung der Verkehrsführung für                                                                                 facher und sicherer
      die Baustelle angekündigt und damit den                                                                                     ist, ein durchgehen-
      Start der Hauptarbeiten eingeläutet. In den                                                                                 des Regime zu verste-
      nächsten zweieinhalb Jahren wird in zwei           Situation beim Ausgang der Tagesschule Mottastrasse aus der Sicht       hen und zu befolgen.
      Schichten an der Umsetzung der PUN gear-           eines kleinen Kindes.                                         Foto: pr Die Delegierten ha-
      beitet. Die Autobahn bleibt derweil, mit einer                                                                             ben dem Vorschlag
      Temporeduktion auf 60 km/h, im Vollbetrieb.        Parkplatz in der blauen Zone und an der der Stadt mit 12 zu 5 Stimmen bei zwei Enthal-
      Sicher ist, dass die Bauphase sowohl Anwoh-        Jubiläumsstrasse deren acht aufgehoben tungen zugestimmt. Ferner wurde einstim-
      ner*innen also auch Automobilist*innen Ver-        sowie der Standort auf der Jubiläumsstrasse mig beschlossen, alle Seitenstrassen des Elfe-
      ständnis abverlangen und Nerven kosten wird.       in Richtung KaWeDe mit einem Schild «Ach- nauwegs in die BGZ aufzunehmen.
          Wer nun eine schleichende Kapazitäts-          tung Kinder» signalisiert werden.
      erhöhung wittert, sei beruhigt: Da die Umnut-          Erwartungsgemäss wurde der stetige Einsprache Endhaltestelle Elfenaubus
      zung des Pannenstreifens aus Platzgründen          Abbau von Parkfeldern im Kirchenfeld und in Es ist ein klassischer Zielkonflikt, wie ihn die
      nicht durchgehend ist, wird die die Kapazität      anderen Quartieren beklagt. Zwar sollen von QUAV 4 immer wieder erlebt und für dessen
      nicht gesteigert, sondern mehr Raum für den        insgesamt 1113 blauen Parkfelder lediglich Auflösung die Partizipation so wertvoll ist. Im
      Verkehr geschaffen und somit in den Spitzen-       deren 9 aufgehoben werden. Bei insgesamt Fall der Endhaltestelle Elfenau besteht das
                                                         1117 verkauften Dauerparkkarten geht die Spannungsfeld zwischen fortschrittlicher
                                                         Rechnung, auf das gesamte Quartier gesehen, Mobilität, Erhaltung des Ortsbilds und der
                                                         nach wie vor knapp auf. Am Beispiel des Peri- Erfüllung gesetzlicher Auflagen. Konkret: wol-
                                                         meters Gantrischstrasse – Bürglenstrasse, len wir emissionsarme Elektrobusse, die den
                                                         wurde jedoch gemahnt, dass die Aufhebung Anwohner*innen entlang der Linie 19 Entlas-
                                                         weniger Parkfelder entlang des Ostrings die tung bringen? Sind wir bereit, die entspre-
                                                         Situation im Quartier rund um das ehemalige chende Infrastruktur im öffentlichen Raum zu
                                                         Diessbachgut (Selibühlweg 11) empfindlich dulden? Sind wir bereit, mit dem Widerstand
                                                         verschärft hat.                                 gegen Neues die gesetzlich vorgeschriebene
      Aktuelle PUN-Baustelle.                 Foto: pr       Fakt ist allerdings auch, dass Gefahren auf Barrierefreiheit der Endstation Elfenau zu
                                                         dem Schulweg oft «Elterntaxis» auf den Plan verzögern und das Leben jener Mitbürger*in-
      zeiten ein Rückstau auf die Autobahn ver-          rufen. Insofern wäre es wünschenswert, die- nen, die darauf angewiesen wären, einzu-
      mieden. Zudem werden die zeitgleich ausge-         sem Anliegen aus dem Elternrat zu entspre- schränken? Aktuell scheinen die Signale, wenn
      führten Verbesserungen der Lärmdämmung             chen. In der Abstimmung wurde das Vorhaben auch denkbar knapp, weder auf Fortschritt
      (höhere Lärmschutzwände, lärmdämmender             mit 4 Ja und 11 Nein bei 2 Enthaltungen ab- noch auf Inklusion gesetzt zu sein: 8 Delegierte
      Belag) die Anwohner*innen entlasten, und die       gelehnt, mit der Bitte an die Verkehrsplanung, sprachen sich dafür aus, die Einsprache gegen
      zeitgemässe Gestaltung der Bauten wird diese       eine Begegnungszone in Betracht zu ziehen. die Gestaltung der Endhaltestelle Elfenau auf-
      triste Schneise zumindest ansatzweise auf-         Wie sich diese jedoch mit dem MIV-Aufkom- recht zu erhalten, 6 waren dagegen und 5 ent-
      werten.                                            men und der Buslinie 19 vereinbaren lässt, hielten sich der Stimme. Wir dürfen gespannt
                                                         bleibt zu klären.                               sein, welche Lösung den verschiedenen An-
      Schulwegsicherheit                                                                                 spruchsgruppen gerecht wird und wann wir
      Kindergarten Mottastrasse                          Begegnungszone Elfenau                          mit einer Umsetzung rechnen dürfen.       (pr)
      Die Schulwegsicherheit im Bereich der Tages-       In der Elfenau soll wie im Obstberg eine gross-
      schule Mottastrasse soll verbessert werden.        flächige Begegnungszone (BGZ) entstehen,          Ihre direkte Mitwirkung
      Für Kinder im Kindergartenalter ist die            welche die bestehenden Abschnitte rund um         Was fehlt Ihnen im Stadtteil IV? Was
      Querung der Jubiläumsstrasse sowie der             das Manuelschulhaus verbindet sowie die           möchten Sie anders haben? Schreiben Sie
      Mottastrasse anspruchsvoll und gefährlich,         Seitenstrassen des Elfenauwegs und den            an: QUAV 4, Laubeggstrasse 47, 3006 Bern,
      parkierte Autos reduzieren die Sichtweite auf      Willadingweg (bis zur Brunnadernstrasse)          oder mailen Sie an info@quavier.ch.
      und von querenden Kindern, ausserdem ist           einbezieht. Ausserdem soll, nach positiven        Ihre Anregungen werden an die QUAV4
      für ortsfremde Automobilist*innen die              Erfahrungen mit einem vorübergehenden             weitergeleitet. Besuchen Sie auch unsere
      Liegenschaft an der Mottastrasse 50 nicht          Tempo 20-Regime auf dem Elfenauweg, der           Website unter www.quavier.ch und teilen
      unmittelbar als Tagesschule erkennbar. Aus         Abschnitt zwischen der Muristrasse und der        Sie uns dort Ihre Meinung mit.
      diesem Grund sollen an der Mottastrasse ein        Einmündung der Manuelstrasse in die neue

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       Von Menschen für Menschen
       Nachbarschafts-Netze                                Emma Graf Preis
       Covid hat uns gezeigt, wie nachbarschaftliche       Neuer Preis zur Würdigung des Einsatzes für
       Beziehungen in Ausnahmesituationen wichti-          die Partizipation: Der Emma Graf Preis wird
       ge Unterstützung ermöglichen.                       an Preisträger*innen unterschiedlicher Genera-
       In manchen Quartieren des Stadtteils IV sind        tionen vergeben für besondere Leistungen im
       tragfähige Nachbarschaftsstrukturen bereits         Bereich der Partizipation und Mitwirkung im
       vorhanden, in anderen sind sie erst am Ent-         Stadtteil IV. Es handelt sich um einen Doppel-
       stehen. Im Quartier Freudenberg versuchen wir       preis: Der oder die Preisträger*in bezeichnet
       VBG Quartierarbeitenden Jana Obermeyer und          eine weitere Person aus einer anderen Genera-
       Reto Bärtsch, vorhandene Interessen und Enga-       tion für ihr Engagement, Potential oder eine
       gements zu fördern und zu lebendigen Nach-          besondere Idee.
       barschafts-Netzen zu verknüpfen.                        Der Preis erinnert an das Engagement von
           In Zusammenarbeit mit den Hyperwerk-            Emma Graf (1865 – 1926) für die politische und
       Studentinnen Valentina Merz und Rebecca             wirtschaftliche Partizipation der Frauen in der      Bürocontainer und offene Zäune auf dem Areal
       Geyer durften wir das experimentelle «Bureau        Schweiz, an ihr Wirken als Lehrerin und die          des Museumsquartiers.                Fotos: pr
       Giacometti» als öffentliche Infostelle an der       Verankerung im Stadtteil IV durch Gründung
       Giacomettistrasse 4 einrichten, um die Nach-        des ehemaligen Heims des Schweizerischen               nachmittag auf jeden Fall schon rege im
       barschaft zu fördern und Menschen in ihrem          Lehrerinnenvereins (heute: Domicil Kom-                Gebrauch; die Türen bildeten das «Gugus-
       Alltag zu unterstützen. So konnte eine Gruppe       petenzzentrum Demenz Wildermettpark,                   Dada»-Highlight.
       Quartierbewohnende gewonnen werden, um              Wildermettweg 46). Vergeben wird er von einer        – Die Jungfreisinnigen der Stadt Bern haben
       das «Königsplätzli» oberhalb des Freudenberg-       Jury im Auftrag der QUAV 4. Info zur Preisver-         in den letzten Stadtratswahlen einen Sitz
       Quartiers neben dem Zentrum Paul Klee mittels       leihung siehe Veranstaltungskalender.                  errungen und damit Anspruch auf einen
       Belebungs-Aktionen einladender zu gestalten.                                                               Delegierten in der QUAV 4. Belmin Hasanovic
       Gemüsekisten und Spielaktionen laden dazu           Varia                                                  hat an der DV 225 zum ersten Mal als Delegier-
       ein, Kontakte zu finden und neue Beziehungen        – Der regelmässigen Leserschaft ist es sicher auf-     ter teilgenommen.                         (pr)
       zu knüpfen. Ein kleines, aber feines Sommerfest       gefallen:
       Giacometti hat ebenfalls stattgefunden.               In dieser Nummer umfasst die Rubrik«Aus der
           Die Nachbarschaftsarbeit in Quartieren ist
       seit je ein Schwerpunkt der Vereinigung Berner
                                                             QUAVIER» nur zwei Seiten. Grund ist der
                                                             Ausfall von zwei Delegiertenversammlungen:
                                                                                                                Raum gestalten
       Gemeinwesenarbeit (VBG). Durch Nachbar-               Jene vom Mai wurde abgesagt, der Juli-Termin       Arealentwicklung Elfenau – Start der
       schaftsprojekte und die kontinuierliche Quar-         fiel den langen Sommerferien (während              Testplanung
       tierarbeit in der Stadt Bern gewann das Thema         denen keine Delegiertenversammlungen               Die Arealentwicklung Elfenau ist ein zentrales
       in jüngster Vergangenheit nochmals an Bedeu-          stattfinden dürfen) zum Opfer.                     Vorhaben im Stadtteil IV und war bereits
       tung. Der Wissensaufbau und die regelmässige        – Totgesagte leben länger:                           mehrmals Thema in der Quartierkommission
       Reflexion unserer Arbeit, gekoppelt mit einer         Mitten im Sommerloch hat die Post kommu-           (s. QUAVIER Nrn. 96, 97, 101), nun hat die ange-
       Bachelorthesis eines Quartierarbeiters, moti-         niziert, dass die Filiale Bern 6 Kirchenfeld       kündigte ko-kreative Werkstatt (s. QUAVIER Nr.
       vierte uns, die Erkenntnisse in einem Praxisleit-     mangels zufriedenstellender Alternativen           103) stattgefunden.
       faden zusammenzufassen, den wir gerne teilen.         weiter in Betrieb bleiben soll. Mami muss also         An der öffentlichen Werkstatt vom 1. Juli
       Wir freuen uns, wenn Sie Rückmeldungen ha-            mit den Zalando-Paketen der Jungschar nicht        konnten Interessierte aus dem Quartier und
       ben (www.nachbarschaftsarbeit.vbgbern.ch).            in die Schanzenpost pilgern.                       der Stadt einen Einblick in die Arbeitsweise der
                      Reto Bärtsch, VBG Quartierarbeiter   – Erste Veränderungen im Museumsquartier.            Planungsteams erhalten und sich dazu äus-
                                                                                         Nun sind sie weg,      sern. Ungefähr 60 Personen haben diese Gele-
                                                                                         zumindest sym-         genheit genutzt. Begleitend gibt es eine Infor-
                                                                                         bolisch, durch-        mationsausstellung zum Stand der Planung in
                                                                                         brochen von Tü-        der Elfenau. Während der Synthesephase im
                                                                                         ren: die Zäune         November werden an einer Outdoor-Ausstel-
                                                                                         auf dem Areal          lung in der Elfenau die wichtigsten planeri-
                                                                                         des Museums-           schen Erkenntnisse aus der Testplanung der
                                                                                         quartiers. Darü-       Bevölkerung zugänglich gemacht.
                                                                                         ber thront der Bü-         Am Ende der Testplanung sollen anhand der
                                                                                         rocontainer von        Erkenntnisse und Empfehlungen aus dem
                                                                                         Sally de Kunst (s.     Beurteilungsgremium – in welchem auch der
                                                                                         QUAVIER Nr. 103).      Stadtteil IV mit 2 Personen vertreten ist – die
                                                                                         Der Spielplatz auf     Leitplanken für die künftige Entwicklung der El-
                                                                                         den ehemaligen         fenau bestimmt sein. Im März 2022 soll dem Ge-
                                                                                         Parkfeldern war        meinderat ein behördenverbindlicher Master-
                                                                                         an einem regneri-      plan als Grundlage für die etappenweise auszu-
       Sommerfest Giacometti Juli 2021.                                     Foto: zvg   schen Mittwoch-         führenden Teilprojekte vorgelegt werden. (pr)

                                                                                                                                               QUAVIER 104/21   |5
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      T H E M A

                                                                                                              Es summt am Klimabalkon
                                                         Ein Netz für die                                     «Biodiversität ist die Grundlage unseres Le-
       Netze                                                                                                  bens, welche unbedingt gestärkt werden
                                                                                                              muss», findet Radi in Bezug auf die aktuelle
       Netze sind ambivalent. Sie fangen auf,            Biodiversität                                        Kampagne Klimabalkon der Stadt, die die Be-
       tragen und schützen. Manchmal jedoch                                                                   völkerung zum Bepflanzen ihrer Balkone mo-
       bleibt man verhängnisvoll in ihnen hängen,        Angesichts des fortschreitenden Biodiversi-          tivieren will, am besten mit vielen unterschied-
       wie das Insekt im Spinnen- oder der Hecht         tätsverlustes hat Stadtgrün Bern, zusammen           lichen und möglichst einheimischen Pflanzen.
       im Fischernetz. Sich gut zu vernetzen, ist das    mit dem Botanischen Garten, 2021 zum The-            Eine begrünte Stadt hat einen kühlenden Ef-
       A & O, zum Beispiel für die Stellensuche.         menjahr «Natur braucht Stadt» ausgerufen.            fekt, was angesichts des heisser werdenden
       Aber vielen von uns liegt das Knüpfen und         «Jeder Quadratmeter zählt», ist das Motto, un-       Klimas bessere Lebensqualität bedeutet.
       Pflegen beruflicher Kontakte nicht wirklich.      ter dem versucht werden soll, möglichst vielen           «Jede*r kann etwas dafür tun», sagt Radi. Er
       Netzstrümpfe? Die einen lieben sie, die           Menschen in der Stadt Bern «so viel Fachwis-         lebt im zweiten Stock einer Murifeldwohnung
       anderen finden sie ordinär. Und unser             sen weiterzugeben, dass alle selbst wirksam          und ist sowohl im Garten, wo er seine Hochbee-
       Strassennetz? Ist es zu dicht oder zu locker?     aktiv werden können». Da gibt es zum Beispiel        te mit Gemüse bepflanzt, als auch auf dem Bal-
       Für Sie, liebe Leserin, lieber Leser, haben wir   die «Aktion Klimabalkon», eine Ausstellung im        kon gärtnerisch tätig. In diesem Jahr wachsen
       uns vor allem mit den positiven Seiten von        Botanischen Garten zu Kleinstrukturen und            dort neben Tomaten auch Lavendel, Schnitt-
       Netzen befasst.                                   Nisthilfen oder auch sieben Spaziergänge             lauch, Kresse, Rucola, Rosmarin, Sonnenblu-
                                                         durch alle Stadtteile, auf denen die verschiede-     men, Steinblumen, Melisse, ein Feigenbaum
       Aufhänger für das Thema dieser QUAVIER-           nen Unterstützungsformen zu mehr Biodiver-           und auch Unkraut. «Ich habe Unkraut nie als
       Nummer ist das Themenjahr «Natur                  sität in einer konkreten Situation im städti-        was Schlechtes betrachtet, sondern finde, dass
       braucht Stadt» von Stadtgrün Bern und dem         schen Raum betrachtet werden können. Ein             es durchaus seinen Platz haben sollte», so Radi.
       Botanischen Garten. Es hat zum Ziel, «ein         vielfältiges Veranstaltungsprogramm um-
       engmaschiges Netz an wertvollen Lebens-           rahmt das Themenjahr, das noch bis im Okto-           Das Unkraut:
       räumen zu schaffen und zu erhalten». Wir          ber läuft. (Detaillierte Infos unter www.bern.ch      Was wir unter Unkraut verstehen, hängt stark vom
       nehmen Sie mit auf die Spaziergänge durch         [Stichwort «Biodiversität»] oder in Papierform,       eigenen Empfinden ab. Unkraut wird so genannt,
       naturnahe Lebensräume in unserem Stadt-           z. B. beim Tourismusbüro.)                            weil viele es als störend und unerwünscht betrach-
       teil, auf einen Klimabalkon im Murifeld,             Die Häuser und Strassen der Stadt reissen die      ten, obwohl manch eines davon sowohl Nutz- als
       in einen «BiodiversitätsGarten» in der            Lebensräume für Tiere und Pflanzen auseinan-          auch Heilpflanze ist. Im ökologischen Landbau wird
       Brunnadern und zum Wildwechselwagen               der. Darum ist es wichtig, dass sich die einzelnen    Unkraut nicht ausschließlich als schädliche Pflanze,
       im Marzili. Im Interview mit Florianne            kleineren und grösseren grünen Inseln ver-            sondern als wichtiger Teil des Ökosystems gesehen.
       Koechlin sprechen wir über Kommunikati-           knüpfen und sich als dichtes, reissfestes Netz        Man nennt es hier deshalb «Beikraut».
       onsnetzwerke von Pflanzen.                        über und in die Stadt legen können. Damit der
                                                         Igel vom Waldrand dank Durchschlupf über den            Wer beim Projekt Klimabalkon mitmacht,
       Wertvolle Netzwerke sind auch unsere              Botschaftsgarten bis in den Asthaufen in Ihrem       bekommt einen Wimpel und dazu eine Sa-
       Quartierkommission und die vielen Vereine         Hinterhof findet, und die Steinhummel vom be-        menmischung mit verschiedenen Pflanzenar-
       und Treffpunkte in unserem Stadtteil. Und         pflanzten Dach Ihres Velounterstandes einen          ten zugeschickt. Obwohl aus dieser Mischung
       Netze gehören zu Sportarten wie Tennis,           zarten Blütengruss auf den Balkon des Nach-          auf seinem Balkon leider nichts wuchs, findet
       Fuss-, oder Basketball, die im Osten von Bern     barn tragen kann.                                    Radi die Aktion sehr gut und erfreut sich statt-
       sehr beliebt sind. Ein besonderes Zückerli           Dabei ist aber auch die Qualität der einzel-      dessen am gut gedeihenden Feigenbaum. «Ein
       des Hefts Nummer 104 ist das Leiterlispiel        nen Grüninseln entscheidend – Kirschlorbeer-         grüner Balkon hat für mich ganz klar Vorteile»,
       zum Herausnehmen, das vom Verkehrsnetz            hecken, Forsythien und Palmen tragen zwar            erklärt er. Es entstehe eine Wohlfühloase mit
       durch unseren Stadtteil inspiriert ist.           auch Grün, aber um ihr Kleid herum ist Wüste.        natürlichem Schatten, und auch Bienen,
                                                            QUAVIER streifte durch die Grünräume un-          Schmetterlinge und weitere Insekten würden
       Wir wünsche Ihnen viel Freude beim Blät-          seres Stadtteils und besuchte ihre Gärtner*in-       regelmässig vorbeischauen.
       tern, Lesen, Spielen und Vernetzen.               nen – hier der Report!                      (jkü)       Deshalb für alle neuen Balkon-Gärtner*in-
                                                                                                              nen sein persönlicher Tipp: Einfach anfangen!
                                       Die Redaktion                                                          Tipps für die Bepflanzung finden sich im schön
                                                                                                              gestalteten Online-Praxishandbuch auf der
                                                                                                              bereits in der Einleitung genannten Webseite
                                                                                                              der Stadt Bern.                           (aha)

                                                                                                               Die Zitronenmelisse:
                                                                                                               Die Melissa officinalis kann 25-30 Jahre alt und bis zu
                                                                                                               einem Meter hoch werden. Die in ihren Blättern ent-
                                                                                                               haltene Rosmarinsäure wirkt antimikrobiell und an-
                                                                                                               tiviral. Zudem gehört sie zu den Pflanzen, welche be-
        Der Leopard im Dählhölzli sieht den                                                                    sonders reichhaltig an Nektar und Pollen sind und
        Wolkenhimmel durch dieses Netzzelt.                                                                    somit als Weide für die Bienen zur Erzeugung von
                                         Foto: mr        Auch der Gummi-Zwerg meint:                           Honig überaus wichtig sind.
                                                         «Natur braucht Stadt!»                Foto: jkü

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       Guck durch den roten Rahmen!                       Wildwechsel                                         BiodiversitätsGarten 2021
       Zwei der links erwähnten Biodiversitäts-Spa-       Auf der Rasenfläche zwischen den Volleyball-        Zwei in die Höhe geschossene, invasive Kirsch-
       ziergänge von «Natur braucht Stadt» führen         feldern des Marzilibads und den Containern          loorbeer-Bäume wuchsen bis vor kurzem als
       abwechslungsreich durch unseren Stadtteil.         der Aare Bar steht ein bunter holziger Bauwa-       immergrüner Sichtschutz vor unserem Schlaf-
          Die Route Elfenaugenfalter geht von Wittig-     gen: der Wildwechsel. Seit 2015 ist dieser Wa-      zimmerfenster. Als ich von der Auszeichnung
       kofen über das Murifeld und das Egghölzli bis      gen jedes Jahr in einem andern Berner Quar-         «BiodiversitätsGarten» der Fachstelle Natur
       in die Elfenau. Bei allen zwölf Stationen bietet   tier stationiert: zuerst im Wyssloch, später im     und Ökologie von Stadtgrün Bern hörte, war
       ein rot angemalter Bilderrahmen einen Blick        Steigerhubel, dann im Weissenstein und die-         klar: Der Kirschlorbeer muss weg, die schöne
       auf einen spezifischen, biodiversen Grün-          ses Jahr im Marzili.                                Plakette her! Mit dem Fuchsschwanz des Nach-
       raum. Die entsprechende Infotafel daneben er-         Mit Themenführungen, Workshops und               barn sägte ich einen dicken Ast nach dem
       läutert, was zu sehen ist: eine «Ruderalflur»      Angeboten für Schulklassen will der Wild-           anderen ab, bis meine Arme schmerzten. Mitte
       mit Pionierpflanzen beispielsweise, einen ver-     wechsel die Stadtbevölkerung für das Thema          August dann die Prüfung: Herr Eggenberger,
       rottenden «Heuhaufen», in dem sich Insekten-       Biodiversität sensibilisieren und die Eigenini-     Mitarbeiter von Stadtgrün, zückt seine Check-
       larven einnisten können oder eine «Dachbe-         tiative der Quartierbewohner*innen fördern.         liste und inspiziert jeden Winkel unseres
       grünung», wo es summt und brummt.                                                                      wilden Gartens im Brunnandernquartier.
          Auf dem Abschnitt vom Murifeldweg bis                                                               «Wie viele Totholzhaufen haben Sie auf-
       zur Egghölzlistrasse lassen sich eindrücklich                                                          geschichtet? Wie viele verschiedene einheimi-
       die riesigen Unterschiede zwischen biodivers                                                           sche Sträucherarten wachsen in der Wild-
       gelungenen und komplett misslungenen Aus-                                                              hecke? (Eine Hecke aus nur 2–3 Arten gäbe
       senräumen im suburbanen Umfeld erkennen.                                                               keine Punkte.) Wie viele Nisthilfen haben Sie
       Neben den weiten Asphaltflächen und den                                                                errichtet, und welche Tiere können Sie rund
       «halbtoten» X-was-Rabatten, die die Weltpost-                                                          ums Haus beobachten?» Der absterbende
       strasse säumen, wirkt der Teich zwischendrin                                                           Pflaumenbaum, auf dem bereits grosse Pilze
       leider lächerlich klein. Man stelle sich vor,                                                          wachsen, die Mauersegler-Kästen und die
       sämtliche Parkplätze hier wären Teich – und        Der Wildwechsel-Wagen steht noch bis am             moosbewachsene Treppe sind Höhepunkte
       umgekehrt.                                         23. September 2021 im Marzili.       Foto: as       der Besichtigung. Herr Eggenberger gibt auch
          Wer den Weg vom Rosengartenrotschwanz                                                               Tipps: Auf dem Kiesplatz neben dem Haus
       unter die Füsse nimmt, startet bei der Tra-        Beratung vor Ort                                    könnten wir ein paar Ruderalpflanzen wie
       mendschlaufe am Freudenbergerplatz, wan-           Jeweils mittwochs und freitags ist im Wagen         Wegwarte und Könizgskerze pflanzen und
       dert am Zentrum Paul Klee vorbei in den            von 17-19 Uhr eine Fachperson anwesend, die         einen Steinhaufen für Eidechsen auftürmen.
       Schosshaldenfriedhof und bis hinaus zur Ge-        Besucher*innen zu Fragen rund um das Thema
       meindegrenze am Zentweg. Hier macht man            «Biodiversität in der Stadt» Auskunft gibt. Wie
       kehrt und geht Richtung Westen bis zum             können Hinterhöfe, Gärten oder Balkone öko-
       Baumgarten-Geviert           («Fassadenbegrü-      logisch aufgewertet werden? Wie viele Pilzar-
       nung»), dann hinunter auf die Bolligenstrasse      ten gibt es in der Stadt Bern? Und wo befindet
       am Springgarten und erreicht schliesslich den      sich der neugebaute künstliche Bau der Mar-
       Rosengarten, wo man nahtlos die originelle         zili-Biberfamilie?
       Tour Altenbergahorn anhängen könnte.                   Zur Information liegen beim Wildwechsel-
          Gucken wir im Schosshaldenfriedhof durch        Wagen auch Broschüren zu invasiven Neophy-
       den roten Rahmen der Station 5, sehen wir auf      ten auf sowie ein Praxishandbuch für mehr
       eine «Wiese», in der auch verschiedene Orchi-      Biodiversität in der Stadt, in dem beispielswei-
       deenarten wachsen. Im Unterholz des Waldes         se erklärt wird, was Quartierbewohner*innen
       darüber sollen in den Sommernächten sogar          gegen die Ausbreitung der vor kurzem im Obst-
       die selten gewordenen Glühwürmchen aus-            berg entdeckten Tigermücken tun können.
       schwärmen.                                 (jkü)
                                                          Themenführungen                                        Rund 70 Gartenbesitzer*innen haben
                                                          Neben dem Angebot vor Ort gehören auch The-         sich für die Auszeichung «BiodiversitätsGar-
                                                          menführungen zum Wildwechsel-Programm.              ten2021» beworben. Nicht ganz alle der bisher
                                                          In den letzten vier Monaten konnten Personen        besuchten Gärten haben jedoch die Mini-
                                                          jeden Alters auf zwölf Führungen unter ande-        malanforderungen erfüllt. Hoffentlich werden
                                                          rem mehr über die heimischen Schneckenarten         deren Besitzer*innen den invasiven Sträuchern
                                                          erfahren, die Vielfalt der Insekten im Gaswerk-     und Stauden auch mit Säge und Schaufel
                                                          areal entdecken und essbare Wildpflanzen im         zu Leibe rücken, den Rasenmäher entsorgen
                                                          Quartier kennenlernen. Die letzte Themenfüh-        und mehr einheimische Wildpflanzen säen.
                                                          rung steht am Donnerstag, 23. September, um         Voraussichtlich werden sie nächstes Jahr wie-
                                                          18 Uhr an; sie findet in Form eines Spaziergangs    der die Chance haben, die Plakette zu erhalten,
                                                          durch das Marzili-Quartier statt, auf dem die       denn Stadtgrün möchte die Aktion auch in den
                                                          Lebensräume von Hasel-, Rötel- und Spitzmäu-        kommenden Jahren durchführen. Geplant sind
                                                          sen entdeckt werden. Interessierte können sich      auch eine Webseite «Berner BiodiversitätsGar-
                                                          bis zwei Tage vorher unter natur@bern.ch oder       tennetz» sowie ein Netzwerkanlass für den
                                                          031 321 69 11 anmelden.                      (as)   Austausch unter Naturgärtner*innen.       (mr)

                                                                                                                                            QUAVIER 104/21   |7
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       F O T O S E I T E

       Auffangnetz unter der Kirchenfeldbrücke.
                                           Foto: jkü   Tennisnetze entlang des Dählhölzli: immer perfekt gespannt.           Foto: jkü

       Jeder Begegnungsstrasse ihr Basketballnetz
       oder zwei.                           Foto: mr   Unabhängig vom Stromnetz: Bulli an der Jubiläumsstrasse.              Foto: mr

       Innert kürzester Zeit fertig gesponnen.                                                                               Foto: mr

                                                                                                                     QUAVIER 104/21   |9
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       T H E M A

       «Unter dem Boden geht wirklich die Post ab»
                            Florianne Koechlin ist Biologin, Chemikerin und Autorin, die                       können, ist eine relativ neue Einsicht. Das stellt
                            sich in verschiedenen Publikationen mit dem Netzwerk und der                       das Pflanzenbild vom Kopf auf die Füsse!
                            Kommunikation von Pflanzen befasst. Im Gespräch mit QUAVIER
                            erzählt sie, welches Wissen im Bereich der Pflanzenkommuni-                        Was ist das Neueste, das Sie über die
                            kation bereits vorhanden ist und wieso dieser Forschungszweig                      Kommunikation zwischen Pflanzen erfahren
                            für eine zukunftsfähige Landwirtschaft von grossem Nutzen sein                     haben?
                            könnte.                                                                            Man weiss, dass Pflanzen ihre Umwelt sehr
                                                                                                               nuanciert wahrnehmen können: Sie können
       Eine Faustregel besagt, dass die Wurzeln eines      dungen, Enzyme, Aminosäuren oder Warnstof-          schmecken, sie können riechen – ob Warnstof-
       Baums so gross sind wie seine Krone. Stimmt         fe. Unter dem Boden geht wirklich die Post ab!      fe oder Spucke von Insekten. Rezeptoren und
       das?                                                                                                    Sinneszellen sind über die ganze Pflanze ver-
       Bei einem Waldbaum ist das sehr schwierig zu        Wie kann man sich diesen                            teilt. Lange galt es aber als total esoterisch,
       sagen, weil die meisten Waldbäume sym-              Informationsaustausch vorstellen?                   wenn man sagte, dass Pflanzen vielleicht sogar
       biotisch vernetzt sind mit Pilzen. Diese Sym-       Ich kann als Beispiel einen Erbsenversuch nen-      hören, also Schallwellen und Vibrationen
       biose nennt sich auch Mykorrhiza-Netz. Man          nen, der mir bekannt ist. Bei diesem Versuch        wahrnehmen können. Letztes Jahr jedoch
       nimmt an, dass dieses riesige, dynamische,          wurden Erbsen weit auseinander gepflanzt            wurde in Israel ein Versuch mit Nachtkerzen
       mehrschichtige Netz grösser ist, als das Volu-      und in Plastiksäcke verpackt, damit sich sie sich   gemacht, in dem das Summen von Bienen auf-
       men oberhalb des Bodens. Die Wurzeln einer          nicht mit Duftstoffen warnen konnten. Auch          genommen und anschliessend den Blumen
       Buche beispielsweise sind mit 30 bis 60 ver-        die Wurzeln berührten sich nicht. Sie teilten       vorgespielt wurde. Die Nachtkerzen produ-
       schiedenen Pilzarten vernetzt. Die Pilze sorgen     einzig das gemeinsame Mykorrhiza-Netz.              zierten innerhalb von nur drei Minuten einen
       für Nährstoffe und Wasser, die Bäume machen         Anschliessend haben die Forscher*innen auf          süsseren und auch mehr Nektar, um die Bienen
       Fotosynthese und versorgen die Pilze mit            eine der beiden Erbsen Blattläuse gesetzt, wo-      anzulocken. Das finde ich unglaublich!
       Zuckerverbindungen. Die beiden sind also sehr       raufhin die Pflanze sich zu wehren begann. Sie
       direkt aufeinander angewiesen. Hätte die            aktivierte ihre Abwehrenzyme, um die Blatt-
       Buche kein Mykorrhiza-Netz, wäre sie ziemlich       läuse zu vertreiben – und die andere Pflanze,
       verloren und würde vielleicht so gross wie ein      auf der sich gar keine Blattläuse befanden, tat
       Spielzeugbäumchen.                                  dasselbe. Der gleiche Versuch wurde mit Mehl-
                                                           taupilzen durchgeführt, und auch bei Bäumen
       Wie genau funktioniert dieses unterirdische         wurden ähnliche Experimente gemacht.
       Netzwerk von Bäumen, Pilzen und anderen
       Pflanzen?                                           Die eine Pflanze hat die andere also gewarnt?
       Genau weiss man das noch nicht. Was man             Genau. Die erste Erbse hat die zweite über das      Können Pflanzen hören? Ein Versuch mit
       weiss, ist, dass die Mykorrhiza-Pilze die Wurzel-   unterirdische Netz gewarnt. Pflanzen haben          Nachtkerzen in Israel besagt: ja!
       spitzen der Bäume umschliessen, ähnlich wie         sowohl unter als auch über der Erde unglaub-                           Foto: James Jeon, Unsplash
       ein Handschuh. Im Prinzip übernehmen die            liche Kommunikationsnetzwerke, von denen
       Pilze die Funktion der Wurzelhaare des Baums,       wir erst sehr wenig wissen. Sie kommunizieren
       weil sie mit ihren dünnen Fäden viel besser in      mit Duftstoffen auf vielfältigste Weise; inzwi-     Glauben Sie, dass der Forschungsbereich rund
       abgelegene Ecken kommen und so mehr Nähr-           schen sind mehr als 2000 verschiedene Duft-         um die Vernetzung und die Kommunikation
       stoffe akquirieren können. Dieses unterir-          stoffvarianten bekannt. Die Pflanzen warnen         von Pflanzen in Zukunft an Wichtigkeit
       dische Netz hat in der Wissenschaft den Über-       sich gegenseitig vor Feinden und beispielswei-      gewinnen wird?
       namen «WWW» erhalten, also «Wood Wide               se auch vor Dürre. Sie senden SOS-Signale aus,      Ich hoffe es, denn ich sehe in diesem Bereich
       Web» – anstelle des «World Wide Web». Dieses        locken Nützlinge oder auch Bestäuber an. Sie        auch ein riesiges Potenzial für die Landwirt-
       Gleichnis des «WWW» finde ich einerseits sehr       senden Signale aus, um Schädlinge abzustos-         schaft. Wenn man Pflanzen ihre Schädlinge
       gut, weil es einen Eindruck dieser unvorstell-      sen und sie koordinieren ihr Verhalten.             selbst abwehren lässt, Pflanzendüfte gezielt
       bar grossen, unterirdischen Vernetzung gibt.                                                            einsetzt und Mischkulturen anbaut, in denen
       Andererseits finde ich technische Metaphern         Die Forschung in diesem Bereich steckt also         die einzelnen Pflanzen einander gegenseitig
       in Bezug auf die Natur auch problematisch, da       noch in den Kinderschuhen?                          unterstützen – zu all dem gibt es bereits
       sie uns daran hindern können, das wirkliche         Es gibt einzelne Versuche, und man nähert sich      Forschung, und vieles könnte man bereits
       Ausmass dieses natürlichen Netzes zu erken-         dem Thema an, aber es gibt immer noch ein           machen. Das Problem liegt eher bei den Ver-
       nen. Trotzdem brauche ich die Metapher              riesiges Unwissen. Die Forschung hat bis vor 10,    antwortlichen der Landwirtschaft. In Zukunft
       gerne. Sie schafft eine Vorstellung davon, wie      20 Jahren nicht daran gedacht, dass Pflanzen        ist es wichtig, von Monokulturen wegzukom-
       unglaublich vernetzt unser Boden ist, und dass      miteinander kommunizieren können. Pflan-            men, mehr auf Mischkulturen zu setzen und
       ein Wald mitnichten eine Ansammlung von             zen wurden eher als lebendige Bioautomaten          die Fähigkeiten der Pflanzen noch besser zu
       einzelnen Bäumen ist. Interessant ist auch,         angesehen, die isoliert und passiv dastehen,        erforschen. Denn darin liegt ein grosses Poten-
       dass es nicht nur Symbiosen zwischen Bäu-           von unten Wasser und von oben CO2 aufneh-           zial für die zukünftige Landwirtschaft – und
       men und Pilzen gibt, sondern dass Bäume auch        men und ihr genetisches Programm abspulen.          das finde ich genial!
       untereinander Nährstoffe und Informationen          Aber dass Pflanzen miteinander kommunizie-
       austauschen, wie zum Beispiel Zuckerverbin-         ren und sich aktiv verhalten und vernetzen                         Für das Interview: Alice Sommer

                                                                                                                                               QUAVIER 104/21   | 11
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      V E R A N S T A L T U N G E N                    I M      S T A D T T E I L            I V

        17. Sept. Museumsnacht 18 Uhr bis Mitternacht                              Alle Veranstaltungen unter Corona-Vorbehalt,
                                                                                                      s. Webseiten!
      Bernisches Historisches Museum
      bis 14.11. Frauen ins Bundeshaus! 50 Jahre Frauenstimmrecht                Zentrum Paul Klee
      ab 4.11. Mythos Samurai. Die Sammlung Ann und Gabriel
                                                                                          Paul Klee, Menschen unter sich
                  Barbier-Müller
                                                                                 ab 16.9. max bill global
      Dauerausstellungen | siehe www.bhm.ch
                                                                                 Führungen | jeden Sa 15 Uhr, So 12 Uhr/13.30 Uhr | Di 12.30–13 Uhr Kunst
      Einstein Museum | s. www.bhm.ch/de/ausstellungen/
                                                                                 am Mittag | So 10.15–11.30 Uhr Familienmorgen (Kinder ab 4 J.) | Anm.
                  einstein-museum
                                                                                 creaviva@zpk.org / Tel. 031 359 01 61
      Veranstaltungen und Führungen
                                                                                 Kindermuseum Creaviva
      11./25.9./9./23.10./6./20.11. Multaka – Geflüchtete zeigen das
                                                                                 ab 16.9. Interaktive Ausstellung formenspiel
                  Museum | 15–16 Uhr
      14./21./28.9./5./12./19./26.10. Yoga im Museum | 12.15–13 Uhr | mit        Offenes Atelier | Di – Fr 14 und 16 Uhr/Sa/So 12, 14 und 16 Uhr
                  Anm.                                                           11./18.9. Kunst am Samstag | 9.30–11.45 Uhr | für Kinder ab 7 J.
      30.9./7./14.10. Ferienspass Werken wie im Mittelalter | 9–17 Uhr |         18.9./2./16.10. Rad-Wahn Spaziergang | 14–15.30 Uhr | für Fam. mit
                  Kinder von 7–12 J. | mit Anm.                                  Kindern von 4–12 J.
      3.10.       Sonntagsführung «Die Pfahlbauten» | 11–12 Uhr                  3hoch3 Architekturspaziergang | Di-So 10–17 Uhr | für Fam. mit Kin-
      Info        Bernisches Historisches Museum, Helvetiaplatz 5, 3000          dern von 13–18 J.
                  Bern 6, Tel. 031 350 77 11, info@bhm.ch, www.bhm.ch            Die Spirale weist den Weg interakt. Entdeckungstour | Di–Do 10–17
                                                                                 Uhr | für Fam. mit Kindern von 4–12 J.
                                                                                 Erwachsenenkurse s. www.creaviva-kurse.ch
      Naturhistorisches Museum                                                   Info     Zentrum Paul Klee, Monument im Fruchtland 3, 3006 Bern,
      Weltuntergang – Ende ohne Ende (Sonderausstellung) mit Installa-                       Tel. 031 359 01 01, info@zpk.org, www.zpk.org
      tion «Resurrecting the Sublime»
      Queer – Vielfalt ist unsere Natur (Sonderausstellung)
      16.9./11.11. Kamingespräche | 20–21.30 Uhr
                                                                                 Kunsthalle Bern
                                                                                 bis 3.20.   Sergej Jensen
      Dauerausstellung Wunderkammer – Die Schausammlung
                                                                                 3.10.       Rundgang durch die Ausstellung mit U. Leutenegger | 14 Uhr
      Führungen jeden ersten Mi des Monats 18 Uhr und am folgenden               ab 16.10.   Monika Baer
      Do 12.15 Uhr (Dauer ca. 1 Std.) | Anm. bis Vortag
                                                                                 Info        Kunsthalle, Helvetiaplatz 1, 3005 Bern, Tel. 031 350 00 40,
      6./7.10. Lukas Rüber Eingelegt – Fische in Forschung und
                                                                                             info@kunsthalle-bern.ch; www.kunsthalle-bern.ch
                  Sammlung
      3./4.11.    Ursula Menkveld Paläontologie als Werkzeug
      1./2.12.    Beda Hofmann Seltene Erden
                                                                                 Alpines Museum der Schweiz
      25. bis 29.10. Winterbergs Bestiarium Licht aus, Spot an! (über            Let's Talk about Mountains Filmische Annäherung an Nordkorea
                  leuchtende Tiere) | 19.30–21 Uhr | Vorverkauf: seeticket od.   28.10.      Staatsberge in Asien: Was macht sie heilig? | 18.30 Uhr
                  VVK-Stellen                                                    10.11./8.12.Was die Bilder nicht zeigen | 17.30–19 Uhr
      4.11./2.12. Dullins Tiershow | 19.30–20.45 Uhr | Vorverkauf: s.o.          11.11.      Wo steht Nordkorea heute? | 18.30 Uhr
      Info        Naturhistorisches Museum, Bernastr. 15, 3005 Bern,                         Biwak 28 Auf Pirsch. Vom Handwerk der Jagd
                  Tel. 031 350 71 11, contact@nmbe.ch, www.nmbe.ch               bis 25.9. Fundbüro für Erinnerungen (Ausstellungsraum im UG)|
                                                                                             No. 1 Skifahren
                                                                                 Info
      Museum für Kommunikation                                                               Alpines Museum der Schweiz, Helvetiaplatz 4,
                                                                                             3005 Bern, Tel. 031 350 04 40, info@alpinesmuseum.ch,
      Von Höhenfeuern, Smartphones und Cyborgs Kernausstellung                               www.alpinesmuseum.ch
      SUPER – Die zweite Schöpfung Biotechnologie, Künstliche Intelli-
      genz und Digitalisierung                                                   StattLand alle Rundgänge siehe: www.stattland.ch
      Veranstaltungen                                                            Öffentliche Rundgänge im Stadtteil IV:
      22.10./5./19.11./3.12. Dark Gossip Vol.5 Kommunikativer Rundgang           29.9.     Bern top secret | 18 Uhr | ab Rathausplatz bis Bundes-
      durch ein verlassenes Museum in der Nacht | 21–22.45 Uhr | Fr. 25.– |                  archiv | mit Anm.
      Alter: ü18 | mit Anm.                                                      11./18.9.   Bern quartiert (IV) | Rundgang von und mit Quartier-
      Info        Museum für Kommunikation, Helvetiastr. 16, 3005 Bern                       bewohnenden aus dem Stadtteil IV | 14 Uhr | ab Tram-
                  Tel. 031 357 55 55, communication@ mfk.ch, www.mfk.ch                      haltestelle Wittigkofen bis Zentrum Paul Klee | Dauer:
                                                                                             ca. 1 Std und 40 Min.
                                                                                             Fr. 25.–/20.–, Kinder bis 12 J. gratis
      Schweizer Schützenmuseum                                                   Info        Verein StattLand, Tel. 031 371 10 17, info@stattland.ch,
      ab 24.9. Lasst es krachen! Studentenverbindungen und                                   www.stattland.ch
                  Schützenwesen (Sonderausstellung)
                                                                                              Veranstaltungshinweise bis 3.11.2021 an
      Info        Schweizer Schützenmuseum , Bernastr. 5, 3005 Bern,
                                                                                   redaktion@quavier.ch, aktuelle Anlässe auch an events.quavier.ch
                  www.schuetzenmuseum.ch

      12 | QUAVIER 104/21
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       S E P T E M B E R              –    N O V E M B E R

       Verein am See Werkhof Egelsee, Muristr. 21 E                               SpielreVier – ungerwägs
       12.9.      Flohmi am See | 11–16 Uhr                                       Spiel-,Treff- und Werkangebote für Kinder | jeweils 14.30–17.30 Uhr
       16.9.      Bonne nuit au lac | Musik, Worte und ein Bettmümpfeli |         Mi Brache Wyssloch/Do Quartier Burgfeld/Fr Schulhaus Wittigkofen
                  mit Cliodhna Ni Aodain, Cello | 19.40–20 Uhr                    aktuelle Infos www.spielrevier-bern.ch
       18.9.      Konzert Kloks Tik | 19.30 Uhr
       2.10.      Spoken Word Stefanie Grob | 19.30 Uhr
       6.11.      Konzert AEIOU | 19.30 Uhr
       4.12.      Konzert Helenka | 19.30 Uhr                                     Kirchgemeindehaus Petrus Brunnadernstr.40
       2.10./6.11./4.12. OpenHouse | 10–18 Uhr                                    27.10./17.11. FamilienZmittag | Essen ab 12 Uhr | Fr. 12.–, Kinder Fr. 1.–
       Info       kultur@vereinamsee.ch, www.vereinamsee.ch                       pro Altersjahr, max. Fr. 8.– | Anm. bis Mo Abend Tel. 031 350 43 04,
                                                                                  christina.frank@refbern.ch
                                                                                  18./25.10./1./8.11. Vortragsreihe «Was für die Seele gut ist» | mit Dr.
       Nachberegruppe Obstberg                                                    Volkhard Göber (Glückliche Seele = gesundes Herz?, 18.10.), Prof. Jürg
       28.9. Energie im Obstberg Rundgang | 18 Uhr | Dauer ca. 2 Std. |           Kesselring (Resilienz & Neuroplastizität, 25.10.), PD Claudia Kohli (Für
       Quartierbibliothek Laubegg, Schosshaldenstr. 37 | Anm. an                  die Seele sorgen, 1.11.), Prof. Daniel Hell (Selbst- oder Seelsorge?, 8.11.) |
       pablo.derungs@bluewin.ch                                                   jeweils 19.30–21 Uhr | Info: Daniel Ficker Stähelin, Tel. 031 351 30 42, da-
       19.10. Dürrenmatt im Film: Der Richter und sein Henker |                   niel.ficker@refbern.ch
       19 Uhr | Träffer, Schosshaldenstr. 43 | Kollekte | Anm. an                 12. bis 14.10. Herbsttage | 9.30–15.30 Uhr | Kinder bis 4. Kl. | Fr. 30.– |
       pablo.derungs@bluewin.ch                                                   Anm. bis 15.9. | Infos: sarah.wyss@refbern.ch
       13.11. Räbeliechtli-Umzug | 18 Uhr | Schulhausplatz Laubegg |              28.10. bis 1.11. Kleiderbörse | Annahme 28/29.10. | Verkauf 29/30.10. |
       Schnitzen: am 10.11.,14-15.30 Uhr, können beim Schulhaus Laubegg           Rückgabe 1.11. | Einschreiben: www.basarlino.de
       Räben und eine Anleitung zum Schnitzen bezogen werden | Info:              3.11. Mit SpielPlatz | Spielen auf dem Kirchenvorplatz | 14–17 Uhr
       pia.rothhuehn@hotmail.com oder liliobstberg@gmail.com                      10. bis 24.11. Kerzenziehen | Zeiten und Infos: sarah.wyss@refbern.c
       14.11. Schweizer Volksmusik Konzert «Münsiger Spiellüt» | 19 Uhr |         25. bis 27.11. Adventskränze selber machen | Infos und Anm. (bis
       Kollekte | Träffer, Schosshaldenstr. 43                                    19.11.): christina.frank@refbern.ch

       Nachbarschaftshilfe Obstberg: Tel. 079 271 94 26 od.
       nachbarschaftshilfe@ng-obstberg.ch
                                                                                  Regelmässig
       Wittigkofen                                                                ab 24.10. Open Sunday
                                                                                  Bern Manuel für Kinder
       15.9./20.10./17.11. Mütter-Treff | ohne Thema | 9 Uhr
                                                                                  1.–6.Kl./jeden So 13.30–16.30
       24.9./22.10./26.11. Senior*innentreff | 14.30 Uhr
                                                                                  Uhr/Sporthalle Manuel/Info
       6.10./3.11. Mütter Treff | mit Thema | 9 Uhr
                                                                                  www.ideesport.ch
       27.10.     Lesetreff | «Schatten über dem Dorf» von Arno Camenisch |
                  19 Uhr
                                                                                  ab 23.10. Midnight Sports
                                                                                  Bern Ost Volleyball, Fussball
       6.11.      JUPI-Zmorge für alle | 8.30 Uhr
                                                                                  etc./für Jugendl. 7.Kl.–17 J./jeden Sa 20–23 Uhr/Sporthalle ECLF Franz.
       12.11.     Räbeliechtli-Umzug | Quartierverein
                                                                                  Schule Wittigkofen/Info: s.o.
       14.11.     Theater im Quartier «Die kleinste Gabel der Welt» | ab 5 J. |
                  15 Uhr | mit dem Schlachthaustheater Bern | Tickets             Treffpunkt Wittigkofen (Tel. 031 941 04 92):
                  www.schlachthaus.ch                                             Allround (Fit/Gym) für SeniorInnen Pro Senectute: Di 8.30 – 9.30 Uhr,
       20.11.     Weihnachtsmärit Kunsthandwerk, hausgemachte                     9.30 – 10.30 Uhr, 10.30 – 11.30 Uhr (ausser Schulferien)
                  Produkte, Geschenke | 10–16 Uhr | neue Aussteller*innen         KinderTreff: Mi 14 – 16.30 Uhr
                  willkommen | Anm. und Info bei E.Wäckerlin oder S. Zysset       isa – Ich lerne Deutsch | Stufe 3: Di und Fr 13.45–15.30 Uhr | Stufe 4: Di
                                                                                  und Fr 15.45– 17.30 Uhr | Info: ISA Tel. 031 310 12 70
                  Offener Frauentreff
       13.10.     Achtsamkeit | mit Catherine Schläfli | 9.30–11 Uhr | Kaffee |   Familienzentrum Muristr. 27 | Spielgruppe Zwärge-Treff | Mo
                  mit Anm.                                                        8.45–11.15 Uhr | Info: www.familienzentrumbern.ch od. Tel. 031 351 51 41
       10.11.     «Pro Pallium» Begleitung für schwerstkranke Kinder |            Freizeithaus Saalistock | Mi 16–20 Uhr, Fr 16–22 Uhr | Kontakt: ju-
                  mit Christiane von May | 19 Uhr | Kollekte                      gendarbeit.bern-nordost@toj.ch, Tel. 079 688 53 07, Tel. 079 688 51 49
       4.12.      Frauezmorge | Blick hinter die Gitter | mit Franziska           Klassische Konzerte: ElfenauPark | Elfenauweg 50 | jeweils Sa/So
                  Bangerter Lindt, Gefängnisseelsorgerin | 9.30–11.30 Uhr |       17 Uhr | Programm und Info: Tel. 031 356 36 36, www.elfenaupark.ch
                  Anm. erwünscht                                                  Offene Mittagstische:
       Info       Tel 031 941 04 92, tpw.petrus@refbern.ch,                       tilia Pflegezentrum Wittigkofen Caféteria Mo-Fr 9-10.30 Uhr und
                  www.petrus.refbern.ch                                           11.15–16.30 Uhr, Sa/So 11.15–16.30 Uhr | Tel. 031 940 64 82, Elfenau Park
                                                                                  Mo–Fr 8–20 Uhr, Sa/So 9–20 Uhr | Tel. 031 356 36 56
       Verschiedenes                                                              Café Träffer | Schosshaldenstr. 43 | Di–Fr 11–14 Uhr, ab 11.45 Uhr Mittag-
       14.9.      1. Verleihung des Emma-Graf-Preises | 17.30–19 Uhr |            essen (auch take-away möglich) | Reservation: www.traeffer.ch | Schul-
                  Wildermettpark, Wildermettweg 46 | Preisträgerinnen:            ferien: geschlossen
                  Sabine Schärrer, Reni Müller und Karin Rüfenacht | Anm. an      20.9./25.10./15.11. Jassen | 14–17 Uhr
                  info@quavier.ch                                                 4.10./11.11. Strick-Café | 9–11 Uhr

                                                                                                                                             QUAVIER 104/21   | 13
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      T H E M A

      Auf zum Laubeggplatz!
      Eile mit Weile im Leiterlispiel durchs ÖV-Netz im Stadtteil IV
      Vor dem Laubegg-Schulhaus liegt ein neu gestalteter Platz,
      der von nun an Laubeggplatz heisst: Zur Einweihung findet
      ein grosses Fest statt. Ausser für den Bus ist der Platz ab heu-
      te für den Motor-Verkehr gesperrt. Schon den ganzen Tag
      über laufen die Vorbereitungen. Allerdings fehlen noch ein
      paar wichtige Sachen … und darum macht ihr euch ebenfalls
      auf den Weg, um das Fehlende zu organisieren, bevor ihr ans
      Fest geht.

      Material: 1 Würfel und 3 –6 kleine Spielfiguren (Töggeli, Kiesel o. Ä.)

      Alle Spieler würfeln 1 x, um ihren jeweiligen Startpunkt zu bestimmen:
      Bei 1 oder 6 → Station Elfenau
      Bei 2 oder 5 → Station Ostermundigen Bahnhof (S-Bahn-Linie)
      Bei 3 oder 4 → Station Wankdorf Bahnhof (Linie 28)

      Dann würfeln alle noch einmal, um zu ermitteln, was sie ans Fest mit-
      bringen müssen. Du würfelst eine 1, dann holst du zuerst bei Werner im
      Wittigkofen den berühmten Hörnlisalat. Bei einer 2 fährst du ins Gal-
      genfeld, um die frisch gewaschenen und gebügelten Tischtücher abzu-
      holen. Es ist eine 3 – dann machst du dich auf zum Dennigkofengässli
      und pflückst einen prächtigen Blumenstrauss! Würfelst du eine 4, so
      führt dich dein Weg zuerst zum Bärenpark. Dort wartet ein grosses Fass
      Bier. Bei einer 5 fliegst du zur Milchstrasse, denn von dort kam ein Notruf
      der Band, die sich total verfahren hat. Eine glatte 6 – Ach du Schreck,
      Polly ging vergessen! Du rast zur Tillierstrasse, um Tinas und Housis Kätz-
      chen zu füttern, denn die beiden sind voll im Stress mit den Aufbauar-
      beiten. Gewonnen hat, wer zuerst in der Schosshalde ankommt.

      Jetzt geht’s los, wer den weitesten Weg hat, darf beginnen. Man würfelt
      und fährt die entsprechende Augenzahl Stationen weit. Die Richtung
      kann bei jedem Zug frei gewählt werden, aber es darf pro Spielzug nur
      in eine Richtung gefahren werden. Fährt man über die Zielstation hi-
      naus, muss man hin- und herfahren, bis man die passende Augenzahl
      würfelt. Kommt man mit zu vielen Würfelpunkten an eine Endstation,
      fährt man mit den verbleibenden Punkten zurück, es sei denn, man wol-
      le und könne das «nette Velo» nehmen (vgl. unten).
          Man muss solange auf einer Linie bleiben, bis man sie an einem Kno-
      tenpunkt wechseln kann, das Wechseln der Linie gilt als ein Punkt auf
      dem Würfel.

      Wer eine 6 würfelt, kann entweder sechs Stationen weit fahren oder
      aber auf der Stelle eine neue Linie legen zu einer Station einer anderen
      Linie, die «gegenüber» liegt, wie z. B. vom Luternauweg zum Egghölzli
      o. Ä. Direkt zur Schosshalde sowie zu Bitziusstrasse und Tavelweg ist nicht
      erlaubt. Die neue Linie wird mit einem Stift auf dem Plan eingezeichnet
      und darf ab sofort von allen benutzt werden.                                  – Helvetiaplatz: Es findet eine Demo statt. Entweder du sitzt spontan
          Bei gewissen Stationen steht ein «nettes Velo» bereit, das bei Bedarf       dazu (2 x aussetzen) oder du steigst in den Bus Richtung Elfenau und
      gratis gebraucht werden kann. Sein Weg ist vorbestimmt. Wird es ver-            fährst direkt bis zur Tillierstrasse.
      schoben, kann es nur zum Zurückfahren gebraucht werden. Merkt euch            – Kasernenstrasse: Billett-Kontrolle! Und du hast nicht gelöst. Sofort
      also gut, wo das Velo gerade steht!                                             zum Wankdorf Bahnhof springen, um die Busse zu begleichen.
                                                                                    – Ka-We-De: Der Bus hat einen Lauf, egal in welche Richtung, rücke fünf
      Bei den unterstrichenen Stationen gilt Folgendes:                               Felder vor!
      – Aegertenstrasse: Für deine Rede am Fest musst du im Bundesarchiv            – Ostring: Eine Strassenmusikerin verzaubert dich und du lässt Tram
        noch etwas nachforschen. (1 x aussetzen)                                      um Tram abfahren. (1 x aussetzen) // Zudem gibt es auch hier eine
      – Guisanplatz Expo: Von irgendwo her tönt auf einmal Polo Hofers «Im            Baustelle und du kannst nicht auf den Bus umsteigen!
        letschte Tram», und du fährst, wie von magischer Hand gesteuert, auf        – Petruskirche: Du gerätst in den 31er-Bus und fährst im Kreis herum, bis
        der Linie 9 bis nach Wankdorf Bahnhof.                                        jemand eine 1 würfelt und dich erlöst.

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       – Rosengarten: Mit einer Gruppe Touristen flanierst du zum Bärenpark        – Waldeck: Billett-Kontrolle! Doch du entwischst und rennst noch eine
         hinunter, wo du 1 x aussetzt.                                               Station weiter.
       – Seminar: «Shit, ds Turnseckli vergässe!» – zurück an die Manuelstrasse.   – Weltistrasse: Der Bus hat einen Lauf, egal in welche Richtung, rücke
       – Sonnenhof: Baustelle! Umsteigen nur bei den Bus-Linien möglich.             fünf Felder vor!
       – Spital Sonnenhof: Hilfe, Dr. Narkos winkt mit der K.-o.-Spritze! Du       – Wölflistrasse: Billett-Kontrolle! Und du hast nicht gelöst. Sofort zum
         fährst in deiner Fahrtrichtung drei Stationen weiter.                       Wankdorf Bahnhof springen, um die Busse zu begleichen.
       – Thunplatz: Du steigst irrtümlich in eine falsche Linie und fährst auf     – Zentrum Paul Klee: Mit einer/einem beliebigen Mitspielenden schaust
         dieser eine Station in die für dich falsche Richtung.                       du dir die Ausstellung an (beide 1x aussetzen).
       – Tiefenmösli: Es gibt Tee und Torte bei Tante Theres. (1 x aussetzen)
       – UPD Waldau: Auf der Suche nach deinem besten Freund, den du auch                                       Spielidee, Text und Collage: Johannes Künzler
         ans Fest mitnehmen willst, bleibst du in den endlosen Gängen hän-
         gen. (1 x aussetzen)                                                      Zonenplan-Ausschnitt mit freundlicher Genehmigung von «Libero Tarifverbund».

                                                                                                                                               QUAVIER 104/21   | 15
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      D E N K M A L

                                                                                                               tete. Unentwegt
      Im Netz der Erinnerungen                                                                                 suchte er das Ur-
                                                                                                               sprüngliche, Unver-
      Wir sind alle in ein Netz von Erinnerungen verstrickt – gute und ungute. Diese                           fälschte und Schöne,
      Wertungen können sich im Lauf der Zeit ändern – was damals hui, ist heute pfui.                          um es festzuhalten. Mit lei-
      Monumente geraten ins Wanken, Denkmäler stürzen vom Sockel.                                              ser Trauer stellte er schon
                                                                                                               1952 fest: «Kunterbunt
      Die Erinnerungen unserer Jugend sind                   Ganz fest und gläubig schauten sie alle auf das   und freund-
      geprägt von der Familie, von Freunden und              weisse Kreiz im roten Feld». Auch das Pfad-       lich wäre die
      Kolleg*innen, aber auch von den Büchern, mit           finderversprechen gehörte dazu: Es soll «wie      Erde, wun-
      denen wir gelebt haben. Kinder aus bürger-             ein Schwur tönen. Ein Schwur ist etwas Heili-     derlich und
      lichen Häusern haben etwa «Heidi» von Johan-           ges». Und von der Freundschaft hiess es: «Es      schön an allen
      na Spyri verschlungen: Sie hören noch die              wäre nichts, ohne einen guten Freund zu leben.    Ecken und Enden, wenn nur der Mensch . . .
      Tannen rauschen, sehen den knorrigen Alpöhi            Man konnte nicht darüber nachdenken, noch         etwas friedlicher darauf leben wollte.»
      vor sich, fühlen das Heimweh von Heidi bei der         weniger darüber sprechen. Das war einfach
      strengen Dame Rottenmeier in Frankfurt.                so». – Solche Töne, in den Jahren um den Zwei-    Das Leben in der «Wildnis» sah Gardi in schar-
      Kaum hundert Jahre später verkündete ein               ten Weltkrieg noch gang und gäbe, klingen         fem Kontrast zur Dekadenz der europäischen
      Soziologe, Spyris Bücher gehörten «in den              heute zu hoch. Oder gar falsch?                   Völker: «Man trifft in der Wildnis . . . keine lang-
      Giftschrank der Jugendliteratur». – Die Werke                                                            weiligen Nörgler oder sture Pedanten, sondern
      von Elisabeth Müller, «Vreneli» oder «Theres-          Reisen aus Leidenschaft                           Menschen, die . . . in der Ungebundenheit ihres
      li», fast in der Art Gotthelfs geschrieben, haben      Gardi war zeitlebens gerne unterwegs,             freien Lebens . . . auch innerlich frei geblieben
      besonders Mädchen angesprochen; diese sind             zunächst als Pfadfinder «mit Rucksack, Zelt       sind.» Und er war fasziniert von ihrer natürli-
      als starke Persönlichkeiten geschildert. Ihr           und Kochtopf», wie er sein Buch von 1936          chen Bildung: «Diese Unzivilisierten, . . . die
      Glaube an das Gute und ihr Gottvertrauen               betitelte. Nach 1945 machte er das Reisen zum     nicht verstanden ein Zündholz anzureiben
      mögen heute fremd tönen, aber die Autorin              Beruf und arbeitete als selbständiger Schrift-    und zum ersten Male Papier zwischen den
      hat soziale Nöte nicht verschwiegen und war            steller, Fotograf und Filmemacher. Vor allem      Händen hielten, . . . waren in ihrer Einfalt
      nie nur der heilen Welt verpflichtet; ihre «Kum-       Afrika hatte es ihm angetan – die Sahara, der     höfliche, wohlerzogene Leute, obschon es sie
      merbuben» von 1942 belegen das.                        Tschadsee, der Norden Kameruns und die            niemand gelehrt hatte.» Wie die «Zivilisation»
                                                             Mandaraberge. Als «Populärethnograf» sam-         ins Unberührte einbricht, zeigte er drastisch
      Schwarzwasser                                          melte er Geschichten und Objekte von Kultu-       am Beispiel eines Radiolautsprechers, der die
      Das Buch von 1943 stammt von René Gardi: Ein           ren, deren baldiges Verschwinden er befürch-      Matakam-Menschen in helle Angst versetzte:
      Trupp Berner Pfadfinder gerät in ein heftiges                                                                                 «‹Der weisse Mann ist
      Gewitter und findet Unterschlupf in der Hütte                                                                                 schrecklich›, sagte ein Alter
      eines Malers am Schwarzwasser. Peter, der sel-                                                                                und schüttelte den Kopf,
      ber Maler werden möchte, fühlt sich von ihm                                                                                   ‹denn er macht Dinge, die
      angezogen. Später findet er heraus, dass dieser                                                                               wir nicht verstehen›.»
      sein Onkel ist. Der Vater hat sich mit ihm tief                                                                               Trotz seiner Idealisierung
      zerstritten. Um den Onkel wieder zu besuchen,                                                                                 traditioneller       Kulturen,
      lügt Peter den Eltern vor, er fahre mit den Pfad-                                                                             blieb Gardi deren Elend
      findern ins Lager; seinem Führer gibt er an, da-                                                                              nicht verborgen: fehlende
      heimbleiben zu müssen. Weil der Führer Zwei-                                                                                  Gesundheitsversorgung,
      fel hegt, schickt er Peters Freund Waly zu Peters                                                                             Hungersnöte, Besessenheit
      Eltern. Dort erfährt Waly von Peters Schwester,                                                                               von Geisterglauben. «Ach,
      dass dieser im Schwarzwasser weilt. Gemein-                                                                                   Afrika ist kein Paradies!»,
      sam reisen sie hin und überzeugen Peter, doch                                                                                 betonte er immer wieder.
      noch ins Lager einzurücken. Dort lädt Peter                                                                                   Der offiziellen Entwick-
      Vater und Onkel zum Besuchstag ein, und es                                                                                    lungshilfe stand er skep-
      gelingt ihm, die beiden zu versöhnen.                                                                                         tisch gegenüber, ebenso
                                                                                                                                    den neuen Eliten in den de-
      René Gardi, geboren 1909 in Bern, war selber                                                                                  kolonisierten Ländern. Er
      Pfadfinderführer und hielt deren Erziehungs-                                                                                  setzte eher auf vorsichtige
      grundsätze hoch: «. . . Ihr müsst immer versu-                                                                                Hilfe zur Selbsthilfe.
      chen, das Selbstbewusstsein zu stärken und
      die Selbständigkeit zu fördern. . . . Vielleicht war                                                                         Schweizer
      das ein Grund, dass sich die Buben gerne be-                                                                                 Kolonialismus?
      fehlen liessen und willig gehorchten. Sie spür-                                                                              Gardis Reiseberichte und
      ten, dass man ihnen etwas zutraute und auf                                                                                   Fotos haben das Afrika-Bild
      sie zählte». Ideale und Rituale galten damals                                                                                hierzulande geprägt. Die
      viel; etwa der Fahnengruss im Lager: «Der Ven-                                                                               Schweiz hatte keine eigene
      ner sprach das Pfadfindergesetz. . . . Die Buben                                                                             koloniale Erfahrung. Und
      hielten die Hand zum Gruss an den Hutrand.             Schwarzwasser.                                             Foto: ar   Safaris waren nur einigen

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