Netze - Zeitschrift der Quartiervertretung Stadtteil IV 26. Jahrgang Nummer 104 September 2021s
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Quavier_10421.qxp_Layout 1 30.08.21 09:35 Seite 1 Q UAV I E R Zeitschrift der Quartiervertretung Stadtteil IV · 26. Jahrgang · Nummer 104 · September 2021s Netze
Quavier_10421.qxp_Layout 1 30.08.21 09:35 Seite 3 E D I T O R I A L I N H A L T Aus der QUAV 4 4 Kleine Netze Zum Thema 6 In der sozialen Aufbruchstimmung der Siebzi- gerjahre entwarf der Architekt Hans Rusterholz Biodiversität 6 (1931–2015) bei einem Bildungsurlaub in Schwe- den den Begriff «Kleine Netze», weil er feststellte, Fotoseite 9 dass er in Niederlenz (Kt. AG) genau in so einem kleinen Netz zuhause war. Im kleinen Netz lebt Netzwerk der Pflanzen 11 eine Gruppe von Menschen in einer Nach- barschaft so nahe beisammen, dass sie sich fast Veranstaltungen 12 täglich irgendwann begegnen, sich aushelfen bei der Kinderbetreuung, bei Erkrankungen ein- Leiterlispiel im ÖV-Netz 14 zelner Personen und bei der Unterstützung der älteren Leute. Das Architekturbüro Metron in Denkmal 16 Brugg, in dem Rusterholz arbeitete, ergründete zusammen mit der Soziologin Ellen Meyrat- Verein am See 17 Schlee (die heute in unserem Stadtteil wohnt) die Wohnform der kleinen Netze, die sich damals Gelebte Integration 19 vorerst auf Reiheneinfamilienhäuser beschränkte. Kleine Netze gibt es dort, wo sich Bewohnerinnen und Bewohner hin und wieder zufällig begegnen können. In Bern wurde in den Achtzigerjahren bei Soziale Netze 19 den Gäbelbach-Hochhäusern versucht, ebenfalls zusammen mit Soziologen, soziale Kontakte zu provozieren, indem man beispielsweise die Waschküchen nicht im Keller, sondern an attraktiven Vernetzte Stadtteile 21 Orten im Gebäude platzierte. QUAVIER war hier 23 Der Begriff der kleinen Netze ist während der individualistischen Zeitspanne um die Jahrtausend- wende etwas verloren gegangen. Beim Googeln habe ich festgestellt, dass der Begriff «kleine soziale Füller 23 Netze» heute in Wien gebräuchlich zu sein scheint. Es gibt sie auch bei uns noch, die kleinen Netze, ohne dass man davon spricht. Sie sind in allen Bauformen möglich, wenn das die Menschen wünschen Schulen 25 und wollen. Ich denke etwa an die Siedlung Baumgarten-Ost (Aarplan-Architekten) an der Oster- mundigenstrasse. Als ich kürzlich die neue Siedlung «Huebergass» (GWJ-Architekten) an der Mutach- Neu und Jubiläen 27 strasse im Stadtteil III besuchte, musste ich wieder an Hans Rusterholz denken. Auch die kürzlich in den Zeitungen vorgestellte netzartige Studie von Architekt Rolf Mühlethaler für die Quartierstadt Impressum 27 Wankdorf lässt auf einen neuen Städtebau hoffen. Wettbewerb 27 Möglicherweise zwingt uns die Klimaveränderung vermehrt, dichter zu bauen, um uns vor der Sonne zu schützen. Doch eine neue Aufbruchstimmung wollte bisher noch kaum aufkommen. Aber die Kleininserate 27 vielen Wasser- und Feuer-Katastrophen in diesem Jahr führen vielleicht dazu, dass die egoistische Mentalität, die sich in unseren Landen eingeschlichen und zur Ablehnung des CO2-Gesetzes geführt hat, überwunden werden kann. Denken wir zum Beispiel bei der nun anlaufenden Planung einer neuen Siedlung auf dem Springgarten an das künftige Klima, aber auch an das kleine und soziale Netz: Mit einer dichten netzartigen Siedlung könnten – mit dem vorgegebenen Nutzungsmass – der grösste Teil der Grünfläche und die vielen Bäume erhalten werden. Titelbild: Jürg Krähenbühl ARMIERUNGSNETZ- Co-Präsident WERKER auf der grössten Baustelle in unserem Quartiervier! Foto: Lukas Lehmann, Bern QUAVIER 104/21 |3
Quavier_10421.qxp_Layout 1 30.08.21 09:35 Seite 4 A U S D E R Q U A V 4 BGZ integriert wer- Verkehr den. Zum Umfang dieser BGZ wurden Start Hauptarbeiten PUN grundsätzliche Be- Im März 2019 hatten wir vorschnell den Start denken geäussert, der Arbeiten an der PUN verkündet, aber es die jedoch durch ers- dauerte dann noch ein gutes halbes Jahr, bis te Erfahrungen mit die letzte Beschwerde aus der Anwohnerschaft dem Obstberg ent- vom Bundesverwaltungsgericht abgewiesen kräftet werden kön- und der Weg für die Umsetzung frei wurde nen. Zudem ist er - (s. QUAVIER Nr. 97). Diesen Sommer ist es nun wiesen, dass es gera- so weit: Am Point de Presse vom 30. Juni hat das de für Kinder ein- ASTRA die Anpassung der Verkehrsführung für facher und sicherer die Baustelle angekündigt und damit den ist, ein durchgehen- Start der Hauptarbeiten eingeläutet. In den des Regime zu verste- nächsten zweieinhalb Jahren wird in zwei Situation beim Ausgang der Tagesschule Mottastrasse aus der Sicht hen und zu befolgen. Schichten an der Umsetzung der PUN gear- eines kleinen Kindes. Foto: pr Die Delegierten ha- beitet. Die Autobahn bleibt derweil, mit einer ben dem Vorschlag Temporeduktion auf 60 km/h, im Vollbetrieb. Parkplatz in der blauen Zone und an der der Stadt mit 12 zu 5 Stimmen bei zwei Enthal- Sicher ist, dass die Bauphase sowohl Anwoh- Jubiläumsstrasse deren acht aufgehoben tungen zugestimmt. Ferner wurde einstim- ner*innen also auch Automobilist*innen Ver- sowie der Standort auf der Jubiläumsstrasse mig beschlossen, alle Seitenstrassen des Elfe- ständnis abverlangen und Nerven kosten wird. in Richtung KaWeDe mit einem Schild «Ach- nauwegs in die BGZ aufzunehmen. Wer nun eine schleichende Kapazitäts- tung Kinder» signalisiert werden. erhöhung wittert, sei beruhigt: Da die Umnut- Erwartungsgemäss wurde der stetige Einsprache Endhaltestelle Elfenaubus zung des Pannenstreifens aus Platzgründen Abbau von Parkfeldern im Kirchenfeld und in Es ist ein klassischer Zielkonflikt, wie ihn die nicht durchgehend ist, wird die die Kapazität anderen Quartieren beklagt. Zwar sollen von QUAV 4 immer wieder erlebt und für dessen nicht gesteigert, sondern mehr Raum für den insgesamt 1113 blauen Parkfelder lediglich Auflösung die Partizipation so wertvoll ist. Im Verkehr geschaffen und somit in den Spitzen- deren 9 aufgehoben werden. Bei insgesamt Fall der Endhaltestelle Elfenau besteht das 1117 verkauften Dauerparkkarten geht die Spannungsfeld zwischen fortschrittlicher Rechnung, auf das gesamte Quartier gesehen, Mobilität, Erhaltung des Ortsbilds und der nach wie vor knapp auf. Am Beispiel des Peri- Erfüllung gesetzlicher Auflagen. Konkret: wol- meters Gantrischstrasse – Bürglenstrasse, len wir emissionsarme Elektrobusse, die den wurde jedoch gemahnt, dass die Aufhebung Anwohner*innen entlang der Linie 19 Entlas- weniger Parkfelder entlang des Ostrings die tung bringen? Sind wir bereit, die entspre- Situation im Quartier rund um das ehemalige chende Infrastruktur im öffentlichen Raum zu Diessbachgut (Selibühlweg 11) empfindlich dulden? Sind wir bereit, mit dem Widerstand verschärft hat. gegen Neues die gesetzlich vorgeschriebene Aktuelle PUN-Baustelle. Foto: pr Fakt ist allerdings auch, dass Gefahren auf Barrierefreiheit der Endstation Elfenau zu dem Schulweg oft «Elterntaxis» auf den Plan verzögern und das Leben jener Mitbürger*in- zeiten ein Rückstau auf die Autobahn ver- rufen. Insofern wäre es wünschenswert, die- nen, die darauf angewiesen wären, einzu- mieden. Zudem werden die zeitgleich ausge- sem Anliegen aus dem Elternrat zu entspre- schränken? Aktuell scheinen die Signale, wenn führten Verbesserungen der Lärmdämmung chen. In der Abstimmung wurde das Vorhaben auch denkbar knapp, weder auf Fortschritt (höhere Lärmschutzwände, lärmdämmender mit 4 Ja und 11 Nein bei 2 Enthaltungen ab- noch auf Inklusion gesetzt zu sein: 8 Delegierte Belag) die Anwohner*innen entlasten, und die gelehnt, mit der Bitte an die Verkehrsplanung, sprachen sich dafür aus, die Einsprache gegen zeitgemässe Gestaltung der Bauten wird diese eine Begegnungszone in Betracht zu ziehen. die Gestaltung der Endhaltestelle Elfenau auf- triste Schneise zumindest ansatzweise auf- Wie sich diese jedoch mit dem MIV-Aufkom- recht zu erhalten, 6 waren dagegen und 5 ent- werten. men und der Buslinie 19 vereinbaren lässt, hielten sich der Stimme. Wir dürfen gespannt bleibt zu klären. sein, welche Lösung den verschiedenen An- Schulwegsicherheit spruchsgruppen gerecht wird und wann wir Kindergarten Mottastrasse Begegnungszone Elfenau mit einer Umsetzung rechnen dürfen. (pr) Die Schulwegsicherheit im Bereich der Tages- In der Elfenau soll wie im Obstberg eine gross- schule Mottastrasse soll verbessert werden. flächige Begegnungszone (BGZ) entstehen, Ihre direkte Mitwirkung Für Kinder im Kindergartenalter ist die welche die bestehenden Abschnitte rund um Was fehlt Ihnen im Stadtteil IV? Was Querung der Jubiläumsstrasse sowie der das Manuelschulhaus verbindet sowie die möchten Sie anders haben? Schreiben Sie Mottastrasse anspruchsvoll und gefährlich, Seitenstrassen des Elfenauwegs und den an: QUAV 4, Laubeggstrasse 47, 3006 Bern, parkierte Autos reduzieren die Sichtweite auf Willadingweg (bis zur Brunnadernstrasse) oder mailen Sie an info@quavier.ch. und von querenden Kindern, ausserdem ist einbezieht. Ausserdem soll, nach positiven Ihre Anregungen werden an die QUAV4 für ortsfremde Automobilist*innen die Erfahrungen mit einem vorübergehenden weitergeleitet. Besuchen Sie auch unsere Liegenschaft an der Mottastrasse 50 nicht Tempo 20-Regime auf dem Elfenauweg, der Website unter www.quavier.ch und teilen unmittelbar als Tagesschule erkennbar. Aus Abschnitt zwischen der Muristrasse und der Sie uns dort Ihre Meinung mit. diesem Grund sollen an der Mottastrasse ein Einmündung der Manuelstrasse in die neue 4 | QUAVIER 104/21
Quavier_10421.qxp_Layout 1 30.08.21 09:35 Seite 5 Von Menschen für Menschen Nachbarschafts-Netze Emma Graf Preis Covid hat uns gezeigt, wie nachbarschaftliche Neuer Preis zur Würdigung des Einsatzes für Beziehungen in Ausnahmesituationen wichti- die Partizipation: Der Emma Graf Preis wird ge Unterstützung ermöglichen. an Preisträger*innen unterschiedlicher Genera- In manchen Quartieren des Stadtteils IV sind tionen vergeben für besondere Leistungen im tragfähige Nachbarschaftsstrukturen bereits Bereich der Partizipation und Mitwirkung im vorhanden, in anderen sind sie erst am Ent- Stadtteil IV. Es handelt sich um einen Doppel- stehen. Im Quartier Freudenberg versuchen wir preis: Der oder die Preisträger*in bezeichnet VBG Quartierarbeitenden Jana Obermeyer und eine weitere Person aus einer anderen Genera- Reto Bärtsch, vorhandene Interessen und Enga- tion für ihr Engagement, Potential oder eine gements zu fördern und zu lebendigen Nach- besondere Idee. barschafts-Netzen zu verknüpfen. Der Preis erinnert an das Engagement von In Zusammenarbeit mit den Hyperwerk- Emma Graf (1865 – 1926) für die politische und Studentinnen Valentina Merz und Rebecca wirtschaftliche Partizipation der Frauen in der Bürocontainer und offene Zäune auf dem Areal Geyer durften wir das experimentelle «Bureau Schweiz, an ihr Wirken als Lehrerin und die des Museumsquartiers. Fotos: pr Giacometti» als öffentliche Infostelle an der Verankerung im Stadtteil IV durch Gründung Giacomettistrasse 4 einrichten, um die Nach- des ehemaligen Heims des Schweizerischen nachmittag auf jeden Fall schon rege im barschaft zu fördern und Menschen in ihrem Lehrerinnenvereins (heute: Domicil Kom- Gebrauch; die Türen bildeten das «Gugus- Alltag zu unterstützen. So konnte eine Gruppe petenzzentrum Demenz Wildermettpark, Dada»-Highlight. Quartierbewohnende gewonnen werden, um Wildermettweg 46). Vergeben wird er von einer – Die Jungfreisinnigen der Stadt Bern haben das «Königsplätzli» oberhalb des Freudenberg- Jury im Auftrag der QUAV 4. Info zur Preisver- in den letzten Stadtratswahlen einen Sitz Quartiers neben dem Zentrum Paul Klee mittels leihung siehe Veranstaltungskalender. errungen und damit Anspruch auf einen Belebungs-Aktionen einladender zu gestalten. Delegierten in der QUAV 4. Belmin Hasanovic Gemüsekisten und Spielaktionen laden dazu Varia hat an der DV 225 zum ersten Mal als Delegier- ein, Kontakte zu finden und neue Beziehungen – Der regelmässigen Leserschaft ist es sicher auf- ter teilgenommen. (pr) zu knüpfen. Ein kleines, aber feines Sommerfest gefallen: Giacometti hat ebenfalls stattgefunden. In dieser Nummer umfasst die Rubrik«Aus der Die Nachbarschaftsarbeit in Quartieren ist seit je ein Schwerpunkt der Vereinigung Berner QUAVIER» nur zwei Seiten. Grund ist der Ausfall von zwei Delegiertenversammlungen: Raum gestalten Gemeinwesenarbeit (VBG). Durch Nachbar- Jene vom Mai wurde abgesagt, der Juli-Termin Arealentwicklung Elfenau – Start der schaftsprojekte und die kontinuierliche Quar- fiel den langen Sommerferien (während Testplanung tierarbeit in der Stadt Bern gewann das Thema denen keine Delegiertenversammlungen Die Arealentwicklung Elfenau ist ein zentrales in jüngster Vergangenheit nochmals an Bedeu- stattfinden dürfen) zum Opfer. Vorhaben im Stadtteil IV und war bereits tung. Der Wissensaufbau und die regelmässige – Totgesagte leben länger: mehrmals Thema in der Quartierkommission Reflexion unserer Arbeit, gekoppelt mit einer Mitten im Sommerloch hat die Post kommu- (s. QUAVIER Nrn. 96, 97, 101), nun hat die ange- Bachelorthesis eines Quartierarbeiters, moti- niziert, dass die Filiale Bern 6 Kirchenfeld kündigte ko-kreative Werkstatt (s. QUAVIER Nr. vierte uns, die Erkenntnisse in einem Praxisleit- mangels zufriedenstellender Alternativen 103) stattgefunden. faden zusammenzufassen, den wir gerne teilen. weiter in Betrieb bleiben soll. Mami muss also An der öffentlichen Werkstatt vom 1. Juli Wir freuen uns, wenn Sie Rückmeldungen ha- mit den Zalando-Paketen der Jungschar nicht konnten Interessierte aus dem Quartier und ben (www.nachbarschaftsarbeit.vbgbern.ch). in die Schanzenpost pilgern. der Stadt einen Einblick in die Arbeitsweise der Reto Bärtsch, VBG Quartierarbeiter – Erste Veränderungen im Museumsquartier. Planungsteams erhalten und sich dazu äus- Nun sind sie weg, sern. Ungefähr 60 Personen haben diese Gele- zumindest sym- genheit genutzt. Begleitend gibt es eine Infor- bolisch, durch- mationsausstellung zum Stand der Planung in brochen von Tü- der Elfenau. Während der Synthesephase im ren: die Zäune November werden an einer Outdoor-Ausstel- auf dem Areal lung in der Elfenau die wichtigsten planeri- des Museums- schen Erkenntnisse aus der Testplanung der quartiers. Darü- Bevölkerung zugänglich gemacht. ber thront der Bü- Am Ende der Testplanung sollen anhand der rocontainer von Erkenntnisse und Empfehlungen aus dem Sally de Kunst (s. Beurteilungsgremium – in welchem auch der QUAVIER Nr. 103). Stadtteil IV mit 2 Personen vertreten ist – die Der Spielplatz auf Leitplanken für die künftige Entwicklung der El- den ehemaligen fenau bestimmt sein. Im März 2022 soll dem Ge- Parkfeldern war meinderat ein behördenverbindlicher Master- an einem regneri- plan als Grundlage für die etappenweise auszu- Sommerfest Giacometti Juli 2021. Foto: zvg schen Mittwoch- führenden Teilprojekte vorgelegt werden. (pr) QUAVIER 104/21 |5
Quavier_10421.qxp_Layout 1 30.08.21 09:35 Seite 6 T H E M A Es summt am Klimabalkon Ein Netz für die «Biodiversität ist die Grundlage unseres Le- Netze bens, welche unbedingt gestärkt werden muss», findet Radi in Bezug auf die aktuelle Netze sind ambivalent. Sie fangen auf, Biodiversität Kampagne Klimabalkon der Stadt, die die Be- tragen und schützen. Manchmal jedoch völkerung zum Bepflanzen ihrer Balkone mo- bleibt man verhängnisvoll in ihnen hängen, Angesichts des fortschreitenden Biodiversi- tivieren will, am besten mit vielen unterschied- wie das Insekt im Spinnen- oder der Hecht tätsverlustes hat Stadtgrün Bern, zusammen lichen und möglichst einheimischen Pflanzen. im Fischernetz. Sich gut zu vernetzen, ist das mit dem Botanischen Garten, 2021 zum The- Eine begrünte Stadt hat einen kühlenden Ef- A & O, zum Beispiel für die Stellensuche. menjahr «Natur braucht Stadt» ausgerufen. fekt, was angesichts des heisser werdenden Aber vielen von uns liegt das Knüpfen und «Jeder Quadratmeter zählt», ist das Motto, un- Klimas bessere Lebensqualität bedeutet. Pflegen beruflicher Kontakte nicht wirklich. ter dem versucht werden soll, möglichst vielen «Jede*r kann etwas dafür tun», sagt Radi. Er Netzstrümpfe? Die einen lieben sie, die Menschen in der Stadt Bern «so viel Fachwis- lebt im zweiten Stock einer Murifeldwohnung anderen finden sie ordinär. Und unser sen weiterzugeben, dass alle selbst wirksam und ist sowohl im Garten, wo er seine Hochbee- Strassennetz? Ist es zu dicht oder zu locker? aktiv werden können». Da gibt es zum Beispiel te mit Gemüse bepflanzt, als auch auf dem Bal- Für Sie, liebe Leserin, lieber Leser, haben wir die «Aktion Klimabalkon», eine Ausstellung im kon gärtnerisch tätig. In diesem Jahr wachsen uns vor allem mit den positiven Seiten von Botanischen Garten zu Kleinstrukturen und dort neben Tomaten auch Lavendel, Schnitt- Netzen befasst. Nisthilfen oder auch sieben Spaziergänge lauch, Kresse, Rucola, Rosmarin, Sonnenblu- durch alle Stadtteile, auf denen die verschiede- men, Steinblumen, Melisse, ein Feigenbaum Aufhänger für das Thema dieser QUAVIER- nen Unterstützungsformen zu mehr Biodiver- und auch Unkraut. «Ich habe Unkraut nie als Nummer ist das Themenjahr «Natur sität in einer konkreten Situation im städti- was Schlechtes betrachtet, sondern finde, dass braucht Stadt» von Stadtgrün Bern und dem schen Raum betrachtet werden können. Ein es durchaus seinen Platz haben sollte», so Radi. Botanischen Garten. Es hat zum Ziel, «ein vielfältiges Veranstaltungsprogramm um- engmaschiges Netz an wertvollen Lebens- rahmt das Themenjahr, das noch bis im Okto- Das Unkraut: räumen zu schaffen und zu erhalten». Wir ber läuft. (Detaillierte Infos unter www.bern.ch Was wir unter Unkraut verstehen, hängt stark vom nehmen Sie mit auf die Spaziergänge durch [Stichwort «Biodiversität»] oder in Papierform, eigenen Empfinden ab. Unkraut wird so genannt, naturnahe Lebensräume in unserem Stadt- z. B. beim Tourismusbüro.) weil viele es als störend und unerwünscht betrach- teil, auf einen Klimabalkon im Murifeld, Die Häuser und Strassen der Stadt reissen die ten, obwohl manch eines davon sowohl Nutz- als in einen «BiodiversitätsGarten» in der Lebensräume für Tiere und Pflanzen auseinan- auch Heilpflanze ist. Im ökologischen Landbau wird Brunnadern und zum Wildwechselwagen der. Darum ist es wichtig, dass sich die einzelnen Unkraut nicht ausschließlich als schädliche Pflanze, im Marzili. Im Interview mit Florianne kleineren und grösseren grünen Inseln ver- sondern als wichtiger Teil des Ökosystems gesehen. Koechlin sprechen wir über Kommunikati- knüpfen und sich als dichtes, reissfestes Netz Man nennt es hier deshalb «Beikraut». onsnetzwerke von Pflanzen. über und in die Stadt legen können. Damit der Igel vom Waldrand dank Durchschlupf über den Wer beim Projekt Klimabalkon mitmacht, Wertvolle Netzwerke sind auch unsere Botschaftsgarten bis in den Asthaufen in Ihrem bekommt einen Wimpel und dazu eine Sa- Quartierkommission und die vielen Vereine Hinterhof findet, und die Steinhummel vom be- menmischung mit verschiedenen Pflanzenar- und Treffpunkte in unserem Stadtteil. Und pflanzten Dach Ihres Velounterstandes einen ten zugeschickt. Obwohl aus dieser Mischung Netze gehören zu Sportarten wie Tennis, zarten Blütengruss auf den Balkon des Nach- auf seinem Balkon leider nichts wuchs, findet Fuss-, oder Basketball, die im Osten von Bern barn tragen kann. Radi die Aktion sehr gut und erfreut sich statt- sehr beliebt sind. Ein besonderes Zückerli Dabei ist aber auch die Qualität der einzel- dessen am gut gedeihenden Feigenbaum. «Ein des Hefts Nummer 104 ist das Leiterlispiel nen Grüninseln entscheidend – Kirschlorbeer- grüner Balkon hat für mich ganz klar Vorteile», zum Herausnehmen, das vom Verkehrsnetz hecken, Forsythien und Palmen tragen zwar erklärt er. Es entstehe eine Wohlfühloase mit durch unseren Stadtteil inspiriert ist. auch Grün, aber um ihr Kleid herum ist Wüste. natürlichem Schatten, und auch Bienen, QUAVIER streifte durch die Grünräume un- Schmetterlinge und weitere Insekten würden Wir wünsche Ihnen viel Freude beim Blät- seres Stadtteils und besuchte ihre Gärtner*in- regelmässig vorbeischauen. tern, Lesen, Spielen und Vernetzen. nen – hier der Report! (jkü) Deshalb für alle neuen Balkon-Gärtner*in- nen sein persönlicher Tipp: Einfach anfangen! Die Redaktion Tipps für die Bepflanzung finden sich im schön gestalteten Online-Praxishandbuch auf der bereits in der Einleitung genannten Webseite der Stadt Bern. (aha) Die Zitronenmelisse: Die Melissa officinalis kann 25-30 Jahre alt und bis zu einem Meter hoch werden. Die in ihren Blättern ent- haltene Rosmarinsäure wirkt antimikrobiell und an- tiviral. Zudem gehört sie zu den Pflanzen, welche be- Der Leopard im Dählhölzli sieht den sonders reichhaltig an Nektar und Pollen sind und Wolkenhimmel durch dieses Netzzelt. somit als Weide für die Bienen zur Erzeugung von Foto: mr Auch der Gummi-Zwerg meint: Honig überaus wichtig sind. «Natur braucht Stadt!» Foto: jkü 6 | QUAVIER 104/21
Quavier_10421.qxp_Layout 1 30.08.21 09:35 Seite 7 Guck durch den roten Rahmen! Wildwechsel BiodiversitätsGarten 2021 Zwei der links erwähnten Biodiversitäts-Spa- Auf der Rasenfläche zwischen den Volleyball- Zwei in die Höhe geschossene, invasive Kirsch- ziergänge von «Natur braucht Stadt» führen feldern des Marzilibads und den Containern loorbeer-Bäume wuchsen bis vor kurzem als abwechslungsreich durch unseren Stadtteil. der Aare Bar steht ein bunter holziger Bauwa- immergrüner Sichtschutz vor unserem Schlaf- Die Route Elfenaugenfalter geht von Wittig- gen: der Wildwechsel. Seit 2015 ist dieser Wa- zimmerfenster. Als ich von der Auszeichnung kofen über das Murifeld und das Egghölzli bis gen jedes Jahr in einem andern Berner Quar- «BiodiversitätsGarten» der Fachstelle Natur in die Elfenau. Bei allen zwölf Stationen bietet tier stationiert: zuerst im Wyssloch, später im und Ökologie von Stadtgrün Bern hörte, war ein rot angemalter Bilderrahmen einen Blick Steigerhubel, dann im Weissenstein und die- klar: Der Kirschlorbeer muss weg, die schöne auf einen spezifischen, biodiversen Grün- ses Jahr im Marzili. Plakette her! Mit dem Fuchsschwanz des Nach- raum. Die entsprechende Infotafel daneben er- Mit Themenführungen, Workshops und barn sägte ich einen dicken Ast nach dem läutert, was zu sehen ist: eine «Ruderalflur» Angeboten für Schulklassen will der Wild- anderen ab, bis meine Arme schmerzten. Mitte mit Pionierpflanzen beispielsweise, einen ver- wechsel die Stadtbevölkerung für das Thema August dann die Prüfung: Herr Eggenberger, rottenden «Heuhaufen», in dem sich Insekten- Biodiversität sensibilisieren und die Eigenini- Mitarbeiter von Stadtgrün, zückt seine Check- larven einnisten können oder eine «Dachbe- tiative der Quartierbewohner*innen fördern. liste und inspiziert jeden Winkel unseres grünung», wo es summt und brummt. wilden Gartens im Brunnandernquartier. Auf dem Abschnitt vom Murifeldweg bis «Wie viele Totholzhaufen haben Sie auf- zur Egghölzlistrasse lassen sich eindrücklich geschichtet? Wie viele verschiedene einheimi- die riesigen Unterschiede zwischen biodivers sche Sträucherarten wachsen in der Wild- gelungenen und komplett misslungenen Aus- hecke? (Eine Hecke aus nur 2–3 Arten gäbe senräumen im suburbanen Umfeld erkennen. keine Punkte.) Wie viele Nisthilfen haben Sie Neben den weiten Asphaltflächen und den errichtet, und welche Tiere können Sie rund «halbtoten» X-was-Rabatten, die die Weltpost- ums Haus beobachten?» Der absterbende strasse säumen, wirkt der Teich zwischendrin Pflaumenbaum, auf dem bereits grosse Pilze leider lächerlich klein. Man stelle sich vor, wachsen, die Mauersegler-Kästen und die sämtliche Parkplätze hier wären Teich – und Der Wildwechsel-Wagen steht noch bis am moosbewachsene Treppe sind Höhepunkte umgekehrt. 23. September 2021 im Marzili. Foto: as der Besichtigung. Herr Eggenberger gibt auch Wer den Weg vom Rosengartenrotschwanz Tipps: Auf dem Kiesplatz neben dem Haus unter die Füsse nimmt, startet bei der Tra- Beratung vor Ort könnten wir ein paar Ruderalpflanzen wie mendschlaufe am Freudenbergerplatz, wan- Jeweils mittwochs und freitags ist im Wagen Wegwarte und Könizgskerze pflanzen und dert am Zentrum Paul Klee vorbei in den von 17-19 Uhr eine Fachperson anwesend, die einen Steinhaufen für Eidechsen auftürmen. Schosshaldenfriedhof und bis hinaus zur Ge- Besucher*innen zu Fragen rund um das Thema meindegrenze am Zentweg. Hier macht man «Biodiversität in der Stadt» Auskunft gibt. Wie kehrt und geht Richtung Westen bis zum können Hinterhöfe, Gärten oder Balkone öko- Baumgarten-Geviert («Fassadenbegrü- logisch aufgewertet werden? Wie viele Pilzar- nung»), dann hinunter auf die Bolligenstrasse ten gibt es in der Stadt Bern? Und wo befindet am Springgarten und erreicht schliesslich den sich der neugebaute künstliche Bau der Mar- Rosengarten, wo man nahtlos die originelle zili-Biberfamilie? Tour Altenbergahorn anhängen könnte. Zur Information liegen beim Wildwechsel- Gucken wir im Schosshaldenfriedhof durch Wagen auch Broschüren zu invasiven Neophy- den roten Rahmen der Station 5, sehen wir auf ten auf sowie ein Praxishandbuch für mehr eine «Wiese», in der auch verschiedene Orchi- Biodiversität in der Stadt, in dem beispielswei- deenarten wachsen. Im Unterholz des Waldes se erklärt wird, was Quartierbewohner*innen darüber sollen in den Sommernächten sogar gegen die Ausbreitung der vor kurzem im Obst- die selten gewordenen Glühwürmchen aus- berg entdeckten Tigermücken tun können. schwärmen. (jkü) Themenführungen Rund 70 Gartenbesitzer*innen haben Neben dem Angebot vor Ort gehören auch The- sich für die Auszeichung «BiodiversitätsGar- menführungen zum Wildwechsel-Programm. ten2021» beworben. Nicht ganz alle der bisher In den letzten vier Monaten konnten Personen besuchten Gärten haben jedoch die Mini- jeden Alters auf zwölf Führungen unter ande- malanforderungen erfüllt. Hoffentlich werden rem mehr über die heimischen Schneckenarten deren Besitzer*innen den invasiven Sträuchern erfahren, die Vielfalt der Insekten im Gaswerk- und Stauden auch mit Säge und Schaufel areal entdecken und essbare Wildpflanzen im zu Leibe rücken, den Rasenmäher entsorgen Quartier kennenlernen. Die letzte Themenfüh- und mehr einheimische Wildpflanzen säen. rung steht am Donnerstag, 23. September, um Voraussichtlich werden sie nächstes Jahr wie- 18 Uhr an; sie findet in Form eines Spaziergangs der die Chance haben, die Plakette zu erhalten, durch das Marzili-Quartier statt, auf dem die denn Stadtgrün möchte die Aktion auch in den Lebensräume von Hasel-, Rötel- und Spitzmäu- kommenden Jahren durchführen. Geplant sind sen entdeckt werden. Interessierte können sich auch eine Webseite «Berner BiodiversitätsGar- bis zwei Tage vorher unter natur@bern.ch oder tennetz» sowie ein Netzwerkanlass für den 031 321 69 11 anmelden. (as) Austausch unter Naturgärtner*innen. (mr) QUAVIER 104/21 |7
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Quavier_10421.qxp_Layout 1 30.08.21 09:35 Seite 9 F O T O S E I T E Auffangnetz unter der Kirchenfeldbrücke. Foto: jkü Tennisnetze entlang des Dählhölzli: immer perfekt gespannt. Foto: jkü Jeder Begegnungsstrasse ihr Basketballnetz oder zwei. Foto: mr Unabhängig vom Stromnetz: Bulli an der Jubiläumsstrasse. Foto: mr Innert kürzester Zeit fertig gesponnen. Foto: mr QUAVIER 104/21 |9
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Quavier_10421.qxp_Layout 1 30.08.21 09:35 Seite 11 T H E M A «Unter dem Boden geht wirklich die Post ab» Florianne Koechlin ist Biologin, Chemikerin und Autorin, die können, ist eine relativ neue Einsicht. Das stellt sich in verschiedenen Publikationen mit dem Netzwerk und der das Pflanzenbild vom Kopf auf die Füsse! Kommunikation von Pflanzen befasst. Im Gespräch mit QUAVIER erzählt sie, welches Wissen im Bereich der Pflanzenkommuni- Was ist das Neueste, das Sie über die kation bereits vorhanden ist und wieso dieser Forschungszweig Kommunikation zwischen Pflanzen erfahren für eine zukunftsfähige Landwirtschaft von grossem Nutzen sein haben? könnte. Man weiss, dass Pflanzen ihre Umwelt sehr nuanciert wahrnehmen können: Sie können Eine Faustregel besagt, dass die Wurzeln eines dungen, Enzyme, Aminosäuren oder Warnstof- schmecken, sie können riechen – ob Warnstof- Baums so gross sind wie seine Krone. Stimmt fe. Unter dem Boden geht wirklich die Post ab! fe oder Spucke von Insekten. Rezeptoren und das? Sinneszellen sind über die ganze Pflanze ver- Bei einem Waldbaum ist das sehr schwierig zu Wie kann man sich diesen teilt. Lange galt es aber als total esoterisch, sagen, weil die meisten Waldbäume sym- Informationsaustausch vorstellen? wenn man sagte, dass Pflanzen vielleicht sogar biotisch vernetzt sind mit Pilzen. Diese Sym- Ich kann als Beispiel einen Erbsenversuch nen- hören, also Schallwellen und Vibrationen biose nennt sich auch Mykorrhiza-Netz. Man nen, der mir bekannt ist. Bei diesem Versuch wahrnehmen können. Letztes Jahr jedoch nimmt an, dass dieses riesige, dynamische, wurden Erbsen weit auseinander gepflanzt wurde in Israel ein Versuch mit Nachtkerzen mehrschichtige Netz grösser ist, als das Volu- und in Plastiksäcke verpackt, damit sich sie sich gemacht, in dem das Summen von Bienen auf- men oberhalb des Bodens. Die Wurzeln einer nicht mit Duftstoffen warnen konnten. Auch genommen und anschliessend den Blumen Buche beispielsweise sind mit 30 bis 60 ver- die Wurzeln berührten sich nicht. Sie teilten vorgespielt wurde. Die Nachtkerzen produ- schiedenen Pilzarten vernetzt. Die Pilze sorgen einzig das gemeinsame Mykorrhiza-Netz. zierten innerhalb von nur drei Minuten einen für Nährstoffe und Wasser, die Bäume machen Anschliessend haben die Forscher*innen auf süsseren und auch mehr Nektar, um die Bienen Fotosynthese und versorgen die Pilze mit eine der beiden Erbsen Blattläuse gesetzt, wo- anzulocken. Das finde ich unglaublich! Zuckerverbindungen. Die beiden sind also sehr raufhin die Pflanze sich zu wehren begann. Sie direkt aufeinander angewiesen. Hätte die aktivierte ihre Abwehrenzyme, um die Blatt- Buche kein Mykorrhiza-Netz, wäre sie ziemlich läuse zu vertreiben – und die andere Pflanze, verloren und würde vielleicht so gross wie ein auf der sich gar keine Blattläuse befanden, tat Spielzeugbäumchen. dasselbe. Der gleiche Versuch wurde mit Mehl- taupilzen durchgeführt, und auch bei Bäumen Wie genau funktioniert dieses unterirdische wurden ähnliche Experimente gemacht. Netzwerk von Bäumen, Pilzen und anderen Pflanzen? Die eine Pflanze hat die andere also gewarnt? Genau weiss man das noch nicht. Was man Genau. Die erste Erbse hat die zweite über das Können Pflanzen hören? Ein Versuch mit weiss, ist, dass die Mykorrhiza-Pilze die Wurzel- unterirdische Netz gewarnt. Pflanzen haben Nachtkerzen in Israel besagt: ja! spitzen der Bäume umschliessen, ähnlich wie sowohl unter als auch über der Erde unglaub- Foto: James Jeon, Unsplash ein Handschuh. Im Prinzip übernehmen die liche Kommunikationsnetzwerke, von denen Pilze die Funktion der Wurzelhaare des Baums, wir erst sehr wenig wissen. Sie kommunizieren weil sie mit ihren dünnen Fäden viel besser in mit Duftstoffen auf vielfältigste Weise; inzwi- Glauben Sie, dass der Forschungsbereich rund abgelegene Ecken kommen und so mehr Nähr- schen sind mehr als 2000 verschiedene Duft- um die Vernetzung und die Kommunikation stoffe akquirieren können. Dieses unterir- stoffvarianten bekannt. Die Pflanzen warnen von Pflanzen in Zukunft an Wichtigkeit dische Netz hat in der Wissenschaft den Über- sich gegenseitig vor Feinden und beispielswei- gewinnen wird? namen «WWW» erhalten, also «Wood Wide se auch vor Dürre. Sie senden SOS-Signale aus, Ich hoffe es, denn ich sehe in diesem Bereich Web» – anstelle des «World Wide Web». Dieses locken Nützlinge oder auch Bestäuber an. Sie auch ein riesiges Potenzial für die Landwirt- Gleichnis des «WWW» finde ich einerseits sehr senden Signale aus, um Schädlinge abzustos- schaft. Wenn man Pflanzen ihre Schädlinge gut, weil es einen Eindruck dieser unvorstell- sen und sie koordinieren ihr Verhalten. selbst abwehren lässt, Pflanzendüfte gezielt bar grossen, unterirdischen Vernetzung gibt. einsetzt und Mischkulturen anbaut, in denen Andererseits finde ich technische Metaphern Die Forschung in diesem Bereich steckt also die einzelnen Pflanzen einander gegenseitig in Bezug auf die Natur auch problematisch, da noch in den Kinderschuhen? unterstützen – zu all dem gibt es bereits sie uns daran hindern können, das wirkliche Es gibt einzelne Versuche, und man nähert sich Forschung, und vieles könnte man bereits Ausmass dieses natürlichen Netzes zu erken- dem Thema an, aber es gibt immer noch ein machen. Das Problem liegt eher bei den Ver- nen. Trotzdem brauche ich die Metapher riesiges Unwissen. Die Forschung hat bis vor 10, antwortlichen der Landwirtschaft. In Zukunft gerne. Sie schafft eine Vorstellung davon, wie 20 Jahren nicht daran gedacht, dass Pflanzen ist es wichtig, von Monokulturen wegzukom- unglaublich vernetzt unser Boden ist, und dass miteinander kommunizieren können. Pflan- men, mehr auf Mischkulturen zu setzen und ein Wald mitnichten eine Ansammlung von zen wurden eher als lebendige Bioautomaten die Fähigkeiten der Pflanzen noch besser zu einzelnen Bäumen ist. Interessant ist auch, angesehen, die isoliert und passiv dastehen, erforschen. Denn darin liegt ein grosses Poten- dass es nicht nur Symbiosen zwischen Bäu- von unten Wasser und von oben CO2 aufneh- zial für die zukünftige Landwirtschaft – und men und Pilzen gibt, sondern dass Bäume auch men und ihr genetisches Programm abspulen. das finde ich genial! untereinander Nährstoffe und Informationen Aber dass Pflanzen miteinander kommunizie- austauschen, wie zum Beispiel Zuckerverbin- ren und sich aktiv verhalten und vernetzen Für das Interview: Alice Sommer QUAVIER 104/21 | 11
Quavier_10421.qxp_Layout 1 30.08.21 09:35 Seite 12 V E R A N S T A L T U N G E N I M S T A D T T E I L I V 17. Sept. Museumsnacht 18 Uhr bis Mitternacht Alle Veranstaltungen unter Corona-Vorbehalt, s. Webseiten! Bernisches Historisches Museum bis 14.11. Frauen ins Bundeshaus! 50 Jahre Frauenstimmrecht Zentrum Paul Klee ab 4.11. Mythos Samurai. Die Sammlung Ann und Gabriel Paul Klee, Menschen unter sich Barbier-Müller ab 16.9. max bill global Dauerausstellungen | siehe www.bhm.ch Führungen | jeden Sa 15 Uhr, So 12 Uhr/13.30 Uhr | Di 12.30–13 Uhr Kunst Einstein Museum | s. www.bhm.ch/de/ausstellungen/ am Mittag | So 10.15–11.30 Uhr Familienmorgen (Kinder ab 4 J.) | Anm. einstein-museum creaviva@zpk.org / Tel. 031 359 01 61 Veranstaltungen und Führungen Kindermuseum Creaviva 11./25.9./9./23.10./6./20.11. Multaka – Geflüchtete zeigen das ab 16.9. Interaktive Ausstellung formenspiel Museum | 15–16 Uhr 14./21./28.9./5./12./19./26.10. Yoga im Museum | 12.15–13 Uhr | mit Offenes Atelier | Di – Fr 14 und 16 Uhr/Sa/So 12, 14 und 16 Uhr Anm. 11./18.9. Kunst am Samstag | 9.30–11.45 Uhr | für Kinder ab 7 J. 30.9./7./14.10. Ferienspass Werken wie im Mittelalter | 9–17 Uhr | 18.9./2./16.10. Rad-Wahn Spaziergang | 14–15.30 Uhr | für Fam. mit Kinder von 7–12 J. | mit Anm. Kindern von 4–12 J. 3.10. Sonntagsführung «Die Pfahlbauten» | 11–12 Uhr 3hoch3 Architekturspaziergang | Di-So 10–17 Uhr | für Fam. mit Kin- Info Bernisches Historisches Museum, Helvetiaplatz 5, 3000 dern von 13–18 J. Bern 6, Tel. 031 350 77 11, info@bhm.ch, www.bhm.ch Die Spirale weist den Weg interakt. Entdeckungstour | Di–Do 10–17 Uhr | für Fam. mit Kindern von 4–12 J. Erwachsenenkurse s. www.creaviva-kurse.ch Naturhistorisches Museum Info Zentrum Paul Klee, Monument im Fruchtland 3, 3006 Bern, Weltuntergang – Ende ohne Ende (Sonderausstellung) mit Installa- Tel. 031 359 01 01, info@zpk.org, www.zpk.org tion «Resurrecting the Sublime» Queer – Vielfalt ist unsere Natur (Sonderausstellung) 16.9./11.11. Kamingespräche | 20–21.30 Uhr Kunsthalle Bern bis 3.20. Sergej Jensen Dauerausstellung Wunderkammer – Die Schausammlung 3.10. Rundgang durch die Ausstellung mit U. Leutenegger | 14 Uhr Führungen jeden ersten Mi des Monats 18 Uhr und am folgenden ab 16.10. Monika Baer Do 12.15 Uhr (Dauer ca. 1 Std.) | Anm. bis Vortag Info Kunsthalle, Helvetiaplatz 1, 3005 Bern, Tel. 031 350 00 40, 6./7.10. Lukas Rüber Eingelegt – Fische in Forschung und info@kunsthalle-bern.ch; www.kunsthalle-bern.ch Sammlung 3./4.11. Ursula Menkveld Paläontologie als Werkzeug 1./2.12. Beda Hofmann Seltene Erden Alpines Museum der Schweiz 25. bis 29.10. Winterbergs Bestiarium Licht aus, Spot an! (über Let's Talk about Mountains Filmische Annäherung an Nordkorea leuchtende Tiere) | 19.30–21 Uhr | Vorverkauf: seeticket od. 28.10. Staatsberge in Asien: Was macht sie heilig? | 18.30 Uhr VVK-Stellen 10.11./8.12.Was die Bilder nicht zeigen | 17.30–19 Uhr 4.11./2.12. Dullins Tiershow | 19.30–20.45 Uhr | Vorverkauf: s.o. 11.11. Wo steht Nordkorea heute? | 18.30 Uhr Info Naturhistorisches Museum, Bernastr. 15, 3005 Bern, Biwak 28 Auf Pirsch. Vom Handwerk der Jagd Tel. 031 350 71 11, contact@nmbe.ch, www.nmbe.ch bis 25.9. Fundbüro für Erinnerungen (Ausstellungsraum im UG)| No. 1 Skifahren Info Museum für Kommunikation Alpines Museum der Schweiz, Helvetiaplatz 4, 3005 Bern, Tel. 031 350 04 40, info@alpinesmuseum.ch, Von Höhenfeuern, Smartphones und Cyborgs Kernausstellung www.alpinesmuseum.ch SUPER – Die zweite Schöpfung Biotechnologie, Künstliche Intelli- genz und Digitalisierung StattLand alle Rundgänge siehe: www.stattland.ch Veranstaltungen Öffentliche Rundgänge im Stadtteil IV: 22.10./5./19.11./3.12. Dark Gossip Vol.5 Kommunikativer Rundgang 29.9. Bern top secret | 18 Uhr | ab Rathausplatz bis Bundes- durch ein verlassenes Museum in der Nacht | 21–22.45 Uhr | Fr. 25.– | archiv | mit Anm. Alter: ü18 | mit Anm. 11./18.9. Bern quartiert (IV) | Rundgang von und mit Quartier- Info Museum für Kommunikation, Helvetiastr. 16, 3005 Bern bewohnenden aus dem Stadtteil IV | 14 Uhr | ab Tram- Tel. 031 357 55 55, communication@ mfk.ch, www.mfk.ch haltestelle Wittigkofen bis Zentrum Paul Klee | Dauer: ca. 1 Std und 40 Min. Fr. 25.–/20.–, Kinder bis 12 J. gratis Schweizer Schützenmuseum Info Verein StattLand, Tel. 031 371 10 17, info@stattland.ch, ab 24.9. Lasst es krachen! Studentenverbindungen und www.stattland.ch Schützenwesen (Sonderausstellung) Veranstaltungshinweise bis 3.11.2021 an Info Schweizer Schützenmuseum , Bernastr. 5, 3005 Bern, redaktion@quavier.ch, aktuelle Anlässe auch an events.quavier.ch www.schuetzenmuseum.ch 12 | QUAVIER 104/21
Quavier_10421.qxp_Layout 1 30.08.21 09:35 Seite 13 S E P T E M B E R – N O V E M B E R Verein am See Werkhof Egelsee, Muristr. 21 E SpielreVier – ungerwägs 12.9. Flohmi am See | 11–16 Uhr Spiel-,Treff- und Werkangebote für Kinder | jeweils 14.30–17.30 Uhr 16.9. Bonne nuit au lac | Musik, Worte und ein Bettmümpfeli | Mi Brache Wyssloch/Do Quartier Burgfeld/Fr Schulhaus Wittigkofen mit Cliodhna Ni Aodain, Cello | 19.40–20 Uhr aktuelle Infos www.spielrevier-bern.ch 18.9. Konzert Kloks Tik | 19.30 Uhr 2.10. Spoken Word Stefanie Grob | 19.30 Uhr 6.11. Konzert AEIOU | 19.30 Uhr 4.12. Konzert Helenka | 19.30 Uhr Kirchgemeindehaus Petrus Brunnadernstr.40 2.10./6.11./4.12. OpenHouse | 10–18 Uhr 27.10./17.11. FamilienZmittag | Essen ab 12 Uhr | Fr. 12.–, Kinder Fr. 1.– Info kultur@vereinamsee.ch, www.vereinamsee.ch pro Altersjahr, max. Fr. 8.– | Anm. bis Mo Abend Tel. 031 350 43 04, christina.frank@refbern.ch 18./25.10./1./8.11. Vortragsreihe «Was für die Seele gut ist» | mit Dr. Nachberegruppe Obstberg Volkhard Göber (Glückliche Seele = gesundes Herz?, 18.10.), Prof. Jürg 28.9. Energie im Obstberg Rundgang | 18 Uhr | Dauer ca. 2 Std. | Kesselring (Resilienz & Neuroplastizität, 25.10.), PD Claudia Kohli (Für Quartierbibliothek Laubegg, Schosshaldenstr. 37 | Anm. an die Seele sorgen, 1.11.), Prof. Daniel Hell (Selbst- oder Seelsorge?, 8.11.) | pablo.derungs@bluewin.ch jeweils 19.30–21 Uhr | Info: Daniel Ficker Stähelin, Tel. 031 351 30 42, da- 19.10. Dürrenmatt im Film: Der Richter und sein Henker | niel.ficker@refbern.ch 19 Uhr | Träffer, Schosshaldenstr. 43 | Kollekte | Anm. an 12. bis 14.10. Herbsttage | 9.30–15.30 Uhr | Kinder bis 4. Kl. | Fr. 30.– | pablo.derungs@bluewin.ch Anm. bis 15.9. | Infos: sarah.wyss@refbern.ch 13.11. Räbeliechtli-Umzug | 18 Uhr | Schulhausplatz Laubegg | 28.10. bis 1.11. Kleiderbörse | Annahme 28/29.10. | Verkauf 29/30.10. | Schnitzen: am 10.11.,14-15.30 Uhr, können beim Schulhaus Laubegg Rückgabe 1.11. | Einschreiben: www.basarlino.de Räben und eine Anleitung zum Schnitzen bezogen werden | Info: 3.11. Mit SpielPlatz | Spielen auf dem Kirchenvorplatz | 14–17 Uhr pia.rothhuehn@hotmail.com oder liliobstberg@gmail.com 10. bis 24.11. Kerzenziehen | Zeiten und Infos: sarah.wyss@refbern.c 14.11. Schweizer Volksmusik Konzert «Münsiger Spiellüt» | 19 Uhr | 25. bis 27.11. Adventskränze selber machen | Infos und Anm. (bis Kollekte | Träffer, Schosshaldenstr. 43 19.11.): christina.frank@refbern.ch Nachbarschaftshilfe Obstberg: Tel. 079 271 94 26 od. nachbarschaftshilfe@ng-obstberg.ch Regelmässig Wittigkofen ab 24.10. Open Sunday Bern Manuel für Kinder 15.9./20.10./17.11. Mütter-Treff | ohne Thema | 9 Uhr 1.–6.Kl./jeden So 13.30–16.30 24.9./22.10./26.11. Senior*innentreff | 14.30 Uhr Uhr/Sporthalle Manuel/Info 6.10./3.11. Mütter Treff | mit Thema | 9 Uhr www.ideesport.ch 27.10. Lesetreff | «Schatten über dem Dorf» von Arno Camenisch | 19 Uhr ab 23.10. Midnight Sports Bern Ost Volleyball, Fussball 6.11. JUPI-Zmorge für alle | 8.30 Uhr etc./für Jugendl. 7.Kl.–17 J./jeden Sa 20–23 Uhr/Sporthalle ECLF Franz. 12.11. Räbeliechtli-Umzug | Quartierverein Schule Wittigkofen/Info: s.o. 14.11. Theater im Quartier «Die kleinste Gabel der Welt» | ab 5 J. | 15 Uhr | mit dem Schlachthaustheater Bern | Tickets Treffpunkt Wittigkofen (Tel. 031 941 04 92): www.schlachthaus.ch Allround (Fit/Gym) für SeniorInnen Pro Senectute: Di 8.30 – 9.30 Uhr, 20.11. Weihnachtsmärit Kunsthandwerk, hausgemachte 9.30 – 10.30 Uhr, 10.30 – 11.30 Uhr (ausser Schulferien) Produkte, Geschenke | 10–16 Uhr | neue Aussteller*innen KinderTreff: Mi 14 – 16.30 Uhr willkommen | Anm. und Info bei E.Wäckerlin oder S. Zysset isa – Ich lerne Deutsch | Stufe 3: Di und Fr 13.45–15.30 Uhr | Stufe 4: Di und Fr 15.45– 17.30 Uhr | Info: ISA Tel. 031 310 12 70 Offener Frauentreff 13.10. Achtsamkeit | mit Catherine Schläfli | 9.30–11 Uhr | Kaffee | Familienzentrum Muristr. 27 | Spielgruppe Zwärge-Treff | Mo mit Anm. 8.45–11.15 Uhr | Info: www.familienzentrumbern.ch od. Tel. 031 351 51 41 10.11. «Pro Pallium» Begleitung für schwerstkranke Kinder | Freizeithaus Saalistock | Mi 16–20 Uhr, Fr 16–22 Uhr | Kontakt: ju- mit Christiane von May | 19 Uhr | Kollekte gendarbeit.bern-nordost@toj.ch, Tel. 079 688 53 07, Tel. 079 688 51 49 4.12. Frauezmorge | Blick hinter die Gitter | mit Franziska Klassische Konzerte: ElfenauPark | Elfenauweg 50 | jeweils Sa/So Bangerter Lindt, Gefängnisseelsorgerin | 9.30–11.30 Uhr | 17 Uhr | Programm und Info: Tel. 031 356 36 36, www.elfenaupark.ch Anm. erwünscht Offene Mittagstische: Info Tel 031 941 04 92, tpw.petrus@refbern.ch, tilia Pflegezentrum Wittigkofen Caféteria Mo-Fr 9-10.30 Uhr und www.petrus.refbern.ch 11.15–16.30 Uhr, Sa/So 11.15–16.30 Uhr | Tel. 031 940 64 82, Elfenau Park Mo–Fr 8–20 Uhr, Sa/So 9–20 Uhr | Tel. 031 356 36 56 Verschiedenes Café Träffer | Schosshaldenstr. 43 | Di–Fr 11–14 Uhr, ab 11.45 Uhr Mittag- 14.9. 1. Verleihung des Emma-Graf-Preises | 17.30–19 Uhr | essen (auch take-away möglich) | Reservation: www.traeffer.ch | Schul- Wildermettpark, Wildermettweg 46 | Preisträgerinnen: ferien: geschlossen Sabine Schärrer, Reni Müller und Karin Rüfenacht | Anm. an 20.9./25.10./15.11. Jassen | 14–17 Uhr info@quavier.ch 4.10./11.11. Strick-Café | 9–11 Uhr QUAVIER 104/21 | 13
Quavier_10421.qxp_Layout 1 30.08.21 09:35 Seite 14 T H E M A Auf zum Laubeggplatz! Eile mit Weile im Leiterlispiel durchs ÖV-Netz im Stadtteil IV Vor dem Laubegg-Schulhaus liegt ein neu gestalteter Platz, der von nun an Laubeggplatz heisst: Zur Einweihung findet ein grosses Fest statt. Ausser für den Bus ist der Platz ab heu- te für den Motor-Verkehr gesperrt. Schon den ganzen Tag über laufen die Vorbereitungen. Allerdings fehlen noch ein paar wichtige Sachen … und darum macht ihr euch ebenfalls auf den Weg, um das Fehlende zu organisieren, bevor ihr ans Fest geht. Material: 1 Würfel und 3 –6 kleine Spielfiguren (Töggeli, Kiesel o. Ä.) Alle Spieler würfeln 1 x, um ihren jeweiligen Startpunkt zu bestimmen: Bei 1 oder 6 → Station Elfenau Bei 2 oder 5 → Station Ostermundigen Bahnhof (S-Bahn-Linie) Bei 3 oder 4 → Station Wankdorf Bahnhof (Linie 28) Dann würfeln alle noch einmal, um zu ermitteln, was sie ans Fest mit- bringen müssen. Du würfelst eine 1, dann holst du zuerst bei Werner im Wittigkofen den berühmten Hörnlisalat. Bei einer 2 fährst du ins Gal- genfeld, um die frisch gewaschenen und gebügelten Tischtücher abzu- holen. Es ist eine 3 – dann machst du dich auf zum Dennigkofengässli und pflückst einen prächtigen Blumenstrauss! Würfelst du eine 4, so führt dich dein Weg zuerst zum Bärenpark. Dort wartet ein grosses Fass Bier. Bei einer 5 fliegst du zur Milchstrasse, denn von dort kam ein Notruf der Band, die sich total verfahren hat. Eine glatte 6 – Ach du Schreck, Polly ging vergessen! Du rast zur Tillierstrasse, um Tinas und Housis Kätz- chen zu füttern, denn die beiden sind voll im Stress mit den Aufbauar- beiten. Gewonnen hat, wer zuerst in der Schosshalde ankommt. Jetzt geht’s los, wer den weitesten Weg hat, darf beginnen. Man würfelt und fährt die entsprechende Augenzahl Stationen weit. Die Richtung kann bei jedem Zug frei gewählt werden, aber es darf pro Spielzug nur in eine Richtung gefahren werden. Fährt man über die Zielstation hi- naus, muss man hin- und herfahren, bis man die passende Augenzahl würfelt. Kommt man mit zu vielen Würfelpunkten an eine Endstation, fährt man mit den verbleibenden Punkten zurück, es sei denn, man wol- le und könne das «nette Velo» nehmen (vgl. unten). Man muss solange auf einer Linie bleiben, bis man sie an einem Kno- tenpunkt wechseln kann, das Wechseln der Linie gilt als ein Punkt auf dem Würfel. Wer eine 6 würfelt, kann entweder sechs Stationen weit fahren oder aber auf der Stelle eine neue Linie legen zu einer Station einer anderen Linie, die «gegenüber» liegt, wie z. B. vom Luternauweg zum Egghölzli o. Ä. Direkt zur Schosshalde sowie zu Bitziusstrasse und Tavelweg ist nicht erlaubt. Die neue Linie wird mit einem Stift auf dem Plan eingezeichnet und darf ab sofort von allen benutzt werden. – Helvetiaplatz: Es findet eine Demo statt. Entweder du sitzt spontan Bei gewissen Stationen steht ein «nettes Velo» bereit, das bei Bedarf dazu (2 x aussetzen) oder du steigst in den Bus Richtung Elfenau und gratis gebraucht werden kann. Sein Weg ist vorbestimmt. Wird es ver- fährst direkt bis zur Tillierstrasse. schoben, kann es nur zum Zurückfahren gebraucht werden. Merkt euch – Kasernenstrasse: Billett-Kontrolle! Und du hast nicht gelöst. Sofort also gut, wo das Velo gerade steht! zum Wankdorf Bahnhof springen, um die Busse zu begleichen. – Ka-We-De: Der Bus hat einen Lauf, egal in welche Richtung, rücke fünf Bei den unterstrichenen Stationen gilt Folgendes: Felder vor! – Aegertenstrasse: Für deine Rede am Fest musst du im Bundesarchiv – Ostring: Eine Strassenmusikerin verzaubert dich und du lässt Tram noch etwas nachforschen. (1 x aussetzen) um Tram abfahren. (1 x aussetzen) // Zudem gibt es auch hier eine – Guisanplatz Expo: Von irgendwo her tönt auf einmal Polo Hofers «Im Baustelle und du kannst nicht auf den Bus umsteigen! letschte Tram», und du fährst, wie von magischer Hand gesteuert, auf – Petruskirche: Du gerätst in den 31er-Bus und fährst im Kreis herum, bis der Linie 9 bis nach Wankdorf Bahnhof. jemand eine 1 würfelt und dich erlöst. 14 | QUAVIER 104/21
Quavier_10421.qxp_Layout 1 30.08.21 09:35 Seite 15 – Rosengarten: Mit einer Gruppe Touristen flanierst du zum Bärenpark – Waldeck: Billett-Kontrolle! Doch du entwischst und rennst noch eine hinunter, wo du 1 x aussetzt. Station weiter. – Seminar: «Shit, ds Turnseckli vergässe!» – zurück an die Manuelstrasse. – Weltistrasse: Der Bus hat einen Lauf, egal in welche Richtung, rücke – Sonnenhof: Baustelle! Umsteigen nur bei den Bus-Linien möglich. fünf Felder vor! – Spital Sonnenhof: Hilfe, Dr. Narkos winkt mit der K.-o.-Spritze! Du – Wölflistrasse: Billett-Kontrolle! Und du hast nicht gelöst. Sofort zum fährst in deiner Fahrtrichtung drei Stationen weiter. Wankdorf Bahnhof springen, um die Busse zu begleichen. – Thunplatz: Du steigst irrtümlich in eine falsche Linie und fährst auf – Zentrum Paul Klee: Mit einer/einem beliebigen Mitspielenden schaust dieser eine Station in die für dich falsche Richtung. du dir die Ausstellung an (beide 1x aussetzen). – Tiefenmösli: Es gibt Tee und Torte bei Tante Theres. (1 x aussetzen) – UPD Waldau: Auf der Suche nach deinem besten Freund, den du auch Spielidee, Text und Collage: Johannes Künzler ans Fest mitnehmen willst, bleibst du in den endlosen Gängen hän- gen. (1 x aussetzen) Zonenplan-Ausschnitt mit freundlicher Genehmigung von «Libero Tarifverbund». QUAVIER 104/21 | 15
Quavier_10421.qxp_Layout 1 30.08.21 09:35 Seite 16 D E N K M A L tete. Unentwegt Im Netz der Erinnerungen suchte er das Ur- sprüngliche, Unver- Wir sind alle in ein Netz von Erinnerungen verstrickt – gute und ungute. Diese fälschte und Schöne, Wertungen können sich im Lauf der Zeit ändern – was damals hui, ist heute pfui. um es festzuhalten. Mit lei- Monumente geraten ins Wanken, Denkmäler stürzen vom Sockel. ser Trauer stellte er schon 1952 fest: «Kunterbunt Die Erinnerungen unserer Jugend sind Ganz fest und gläubig schauten sie alle auf das und freund- geprägt von der Familie, von Freunden und weisse Kreiz im roten Feld». Auch das Pfad- lich wäre die Kolleg*innen, aber auch von den Büchern, mit finderversprechen gehörte dazu: Es soll «wie Erde, wun- denen wir gelebt haben. Kinder aus bürger- ein Schwur tönen. Ein Schwur ist etwas Heili- derlich und lichen Häusern haben etwa «Heidi» von Johan- ges». Und von der Freundschaft hiess es: «Es schön an allen na Spyri verschlungen: Sie hören noch die wäre nichts, ohne einen guten Freund zu leben. Ecken und Enden, wenn nur der Mensch . . . Tannen rauschen, sehen den knorrigen Alpöhi Man konnte nicht darüber nachdenken, noch etwas friedlicher darauf leben wollte.» vor sich, fühlen das Heimweh von Heidi bei der weniger darüber sprechen. Das war einfach strengen Dame Rottenmeier in Frankfurt. so». – Solche Töne, in den Jahren um den Zwei- Das Leben in der «Wildnis» sah Gardi in schar- Kaum hundert Jahre später verkündete ein ten Weltkrieg noch gang und gäbe, klingen fem Kontrast zur Dekadenz der europäischen Soziologe, Spyris Bücher gehörten «in den heute zu hoch. Oder gar falsch? Völker: «Man trifft in der Wildnis . . . keine lang- Giftschrank der Jugendliteratur». – Die Werke weiligen Nörgler oder sture Pedanten, sondern von Elisabeth Müller, «Vreneli» oder «Theres- Reisen aus Leidenschaft Menschen, die . . . in der Ungebundenheit ihres li», fast in der Art Gotthelfs geschrieben, haben Gardi war zeitlebens gerne unterwegs, freien Lebens . . . auch innerlich frei geblieben besonders Mädchen angesprochen; diese sind zunächst als Pfadfinder «mit Rucksack, Zelt sind.» Und er war fasziniert von ihrer natürli- als starke Persönlichkeiten geschildert. Ihr und Kochtopf», wie er sein Buch von 1936 chen Bildung: «Diese Unzivilisierten, . . . die Glaube an das Gute und ihr Gottvertrauen betitelte. Nach 1945 machte er das Reisen zum nicht verstanden ein Zündholz anzureiben mögen heute fremd tönen, aber die Autorin Beruf und arbeitete als selbständiger Schrift- und zum ersten Male Papier zwischen den hat soziale Nöte nicht verschwiegen und war steller, Fotograf und Filmemacher. Vor allem Händen hielten, . . . waren in ihrer Einfalt nie nur der heilen Welt verpflichtet; ihre «Kum- Afrika hatte es ihm angetan – die Sahara, der höfliche, wohlerzogene Leute, obschon es sie merbuben» von 1942 belegen das. Tschadsee, der Norden Kameruns und die niemand gelehrt hatte.» Wie die «Zivilisation» Mandaraberge. Als «Populärethnograf» sam- ins Unberührte einbricht, zeigte er drastisch Schwarzwasser melte er Geschichten und Objekte von Kultu- am Beispiel eines Radiolautsprechers, der die Das Buch von 1943 stammt von René Gardi: Ein ren, deren baldiges Verschwinden er befürch- Matakam-Menschen in helle Angst versetzte: Trupp Berner Pfadfinder gerät in ein heftiges «‹Der weisse Mann ist Gewitter und findet Unterschlupf in der Hütte schrecklich›, sagte ein Alter eines Malers am Schwarzwasser. Peter, der sel- und schüttelte den Kopf, ber Maler werden möchte, fühlt sich von ihm ‹denn er macht Dinge, die angezogen. Später findet er heraus, dass dieser wir nicht verstehen›.» sein Onkel ist. Der Vater hat sich mit ihm tief Trotz seiner Idealisierung zerstritten. Um den Onkel wieder zu besuchen, traditioneller Kulturen, lügt Peter den Eltern vor, er fahre mit den Pfad- blieb Gardi deren Elend findern ins Lager; seinem Führer gibt er an, da- nicht verborgen: fehlende heimbleiben zu müssen. Weil der Führer Zwei- Gesundheitsversorgung, fel hegt, schickt er Peters Freund Waly zu Peters Hungersnöte, Besessenheit Eltern. Dort erfährt Waly von Peters Schwester, von Geisterglauben. «Ach, dass dieser im Schwarzwasser weilt. Gemein- Afrika ist kein Paradies!», sam reisen sie hin und überzeugen Peter, doch betonte er immer wieder. noch ins Lager einzurücken. Dort lädt Peter Der offiziellen Entwick- Vater und Onkel zum Besuchstag ein, und es lungshilfe stand er skep- gelingt ihm, die beiden zu versöhnen. tisch gegenüber, ebenso den neuen Eliten in den de- René Gardi, geboren 1909 in Bern, war selber kolonisierten Ländern. Er Pfadfinderführer und hielt deren Erziehungs- setzte eher auf vorsichtige grundsätze hoch: «. . . Ihr müsst immer versu- Hilfe zur Selbsthilfe. chen, das Selbstbewusstsein zu stärken und die Selbständigkeit zu fördern. . . . Vielleicht war Schweizer das ein Grund, dass sich die Buben gerne be- Kolonialismus? fehlen liessen und willig gehorchten. Sie spür- Gardis Reiseberichte und ten, dass man ihnen etwas zutraute und auf Fotos haben das Afrika-Bild sie zählte». Ideale und Rituale galten damals hierzulande geprägt. Die viel; etwa der Fahnengruss im Lager: «Der Ven- Schweiz hatte keine eigene ner sprach das Pfadfindergesetz. . . . Die Buben koloniale Erfahrung. Und hielten die Hand zum Gruss an den Hutrand. Schwarzwasser. Foto: ar Safaris waren nur einigen 16 | QUAVIER 104/21
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