Neubau Bettenhaus Stadtspital Triemli
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Inhalt Seite Zentrumsspital für die Stadt Zürich 3 Für heutige und künftige Generationen Städtebau und Umgebung 4 Eine Marke im Stadtbild Bauliche Erneuerung der städtischen Gesundheitsinfrastruktur 6 Gegliedert und konzentriert Hohe Ansprüche an den Spitalbetrieb 8 Zwanzigtausend Patientinnen und Patienten Innovation in den Bettenzimmern 10 Angenehmer Aufenthalt Bauen für die Zukunft 12 Gesund und umweltverträglich Sicherheit und Technik 14 Zuverlässig, sparsam und CO2-neutral Umbau- und Erweiterungsphase 16 Künstlerische Transformation Realisierung in Etappen 18 Spitalbetrieb läuft weiter Impressum Herausgeber Stadt Zürich Amt für Hochbauten Text und Gestaltung: Faktor Journalisten AG (Christine Sidler, Othmar Humm, Paul Knüsel) Februar 2011
Zentrumsspital für die Stadt Zürich Für heutige und künftige Generationen Das Stadtspital Triemli erhält ein neues Betriebsabläufen Rechnung tragen. So Markenzeichen. Ergänzend zum 20-ge- hat sich die Zahl der behandelten Pati- schossigen Hauptgebäude aus den entinnen und Patienten bis heute verviel- 1970er Jahren wird ein Neubau erstellt, facht. Gleichzeitig sollen die veränderten der 550 Betten für die stationäre medi- Anforderungen an die sichere medizini- zinische Behandlung beherbergen sowie sche Versorgung abgedeckt werden. Ins- sämtliche Bettenstationen, die Notfall- besondere die heute übliche Logistik ei- station und die Frauenklinik inklusive Neo- nes Spitals dieser Grösse sowie die für natologie und Kinderklinik zusammen- das vertrauliche Gespräch zwischen Pati- fassen wird. Das neue 15-stöckige Bet- ent und Arzt notwendigen Separatzimmer tenhaus ist ein langgezogener, gross- verlangen nach einer Raumorganisation, formatiger Baukörper, dessen gläserne die mit den Grundrissen des bestehenden Fassade und die modulierte Balkon- Bettenhauses kaum realisierbar ist. schicht einen variablen Ausdruck ermög- licht. Bei einem Investitionsvolumen von Betrieblich, baulich und technisch wird 290 Mio. Franken und einer Bauzeit von im erweiterten Stadtspital Triemli Neues 7 Jahren soll der Neubau 2015 in Betrieb und Innovatives realisiert, zu Gunsten genommen werden. Parallel dazu wird bis einer hohen Flexibilität, reibungsloser Be- 2020 unter anderem das Hauptgebäude triebsabläufe sowie einwandfreiem instand gestellt und neu für die Ambulato- Komfort. Vollständig erneuert wird auch rien und die Spitalverwaltung umgenutzt. die Versorgung Energie, welche sich an Für die bisherigen drei Personalhochhäu- den Vorgaben der 2000-Watt-Gesellschaft ser ist der Rückbau vorgesehen. orientiert. Trotz hohem technischen und energetischen Aufwand soll der Spitalbe Der Umbau und die Erweiterung des 40 trieb weitgehend CO2-frei erfolgen – im Jahre alten Stadtspitals Triemli wird den Dienste der Gesundheitsversorgung heuti- komplexer und aufwändiger gewordenen ger und kommender Generationen. Ansichtsschema des Erweite- rungsprogramms; Neubau Betten- haus (rot). 3
Städtebau und Umgebung Eine Marke im Stadtbild Vor vier Jahrzehnten wurde das Stadtspi- Kompakt und zweckmässig tal Triemli in Betrieb genommen und bildet In den letzten Jahren ist das Zentrums- seither einen zentralen Bestandteil in der spital mehrfach angepasst und ausgebaut städtischen Gesundheitsinfrastruktur. Sein worden. Mit der Erweiterung werden die Bettenhochhaus ist auch aus dem Zür- Nutzungen räumlich neu geordnet und die cher Stadtbild nicht mehr wegzudenken. Betriebsabläufe vereinfacht. Der Gebäu- Am südlichen Siedlungsrand bilden das dekomplex wird im Kern verdichtet und 20 Stockwerke hohe Hauptgebäude und mit dem neuen Bettenhaus zugleich zu die drei benachbarten Personalhäuser einem Ensemble erweitert. Die kompak- eine grossräumig sichtbare Marke. Von ei- te Gestaltung des Neubaus verkürzt die ner offenen Hügellandschaft umgeben Abläufe für eine zweckmässige und effizi- schaffen die Hochhäuser ebenso klein- ente Behandlung und Pflege am Stadtspi- räumig Ordnung. Sie markieren den tal Triemli. Übergang von der locker bebauten Gar- tenstadt im Friesenberg zur beliebten Grosszügige und ruhige Umgebung Naherholungszone am Üetliberg. Mit Sorgfalt wird auch der bestehende Aussenraum angepasst. Die kleinen Privilegierte Lage Hügel, Baumgruppen und Rasenflächen Für die Patientinnen und Patienten, die waren vom Gartenarchitekten Willy Mitarbeitenden sowie Besuchende ist die Neukom ursprünglich angelegt worden, leicht erhöhte Randlage heute schon ein um dem Triemlipark einen offenen und Privileg. Durch die bauliche Erweiterung geordneten Charakter zu geben. Die zu- des Stadtspitals werden die günstigen rückhaltende Struktur wird belassen; Voraussetzungen zusätzlich betont: Zum die Neugestaltung der Landschaftsarchi- einen wird das neue, 15-stöckige Betten- tektur setzt jedoch darauf, die Sichtbe- haus derart im Gelände platziert, dass die züge im Gelände zu erweitern. Eine üppi- Ausblicke frei gehalten werden. Zum ande- ge Bepflanzung ist einzig im Garten ren erweitert der Rückbau der Personal- der Besucher-Cafeteria vorgesehen. häuser den Abstand zwischen Spitalkom- plex und angrenzendem Wohnquartier auf Zuverlässige Erschliessung ein grosszügiges Mass. Ein grosser Platz vor dem Haupteingang, der am Scheitelpunkt zwischen neuem Bettenhaus und bestehendem Hauptge- bäude liegt, wird die verschiedenen Zugänge zum Stadtspital bündeln. Die Zufahrtsstrasse muss im Vergleich zu heute leicht nach Süden versetzt werden. Beim Haupteingang wird ausreichend Platz für den öffentlichen Busverkehr so- wie für Fussgänger geschaffen. Dank dem erweiterten Fusswegnetz sind auch die Haltestellen von Tram und S-Bahn schnell und zuverlässig erreichbar. Dieser Rundweg ist für Spaziergänge im Triem- lipark ausgelegt und erlaubt zugleich die Vernetzung mit dem angrenzenden Wohn- quartier. 4
Blick über die Stadt auf das erweiterte Stadtspital Triemli (Bettenhaus visuali- siert, oben). Situation mit Umgebung (links). Linke Seite: Ansicht Stadtspital Triemli unmittelbar nach Eröffnung 1970. 5
Bauliche Erneuerung der städtischen Gesundheitsinfrastruktur Gegliedert und konzentriert Das «Triemli» erhält mit dem neuen Bet- patientenfreundliche und behandlungsge tenhaus ein veritables Grossformat: rechte Abläufe. Ebenerdig ist die neue Die 15 Stockwerke reichen 50 Meter in Notfallstation eingerichtet; darüber folgen die Höhe; jedes dieser Geschosse ist auf zwei Etagen die Mutter-Kind-Station 35 Meter breit und 100 Meter lang. Das und medizinisch verwandte Bereiche. Die beachtliche Gebäudevolumen erlaubt Bettenzimmer für die stationäre Behand- es, die gesamten Spitalleistungen in ei- lung und die verschiedenen Kliniken liegen nem einzigen Gebäudekomplex zu- auf den obersten zehn Stockwerken. Die sammenzufassen. Das Platzangebot mit Betriebsinfrastruktur – Personalrestaurant, 550 Betten soll dank optimaler Raum Küche, Bettenzentrale und Wäscheauf organisation nicht nur einen effizienten bereitung – befindet sich auf zwei Etagen Spitalbetrieb, sondern auch eine gross im Gebäudesockel, über den beiden zügige und angenehme Atmosphäre für Technikgeschossen. die Patientinnen und Patienten sowie das Spitalpersonal bieten. Einfache Gliederung mit Nischen Die Bettenstationen auf den einzelnen Lebhafte, kontrastreiche Architektur Etagen sind einheitlich und einfach Das neue Bettenhaus ist in Glas gepackt, gegliedert. Entlang der Mittelachse liegen was der strengen Gebäudeform ein leich- die Betriebsräume für das Personal tes und lebhaftes Gesicht verleiht. Die glä- und die Ver- und Entsorgung, die Apothe serne Hülle setzt sich aus den umlaufen- ke, sanitäre Anlagen sowie die Liftzu den Serviceschichten zusammen, welche gänge. Mehrmals wird dieser Kern durch- fein moduliert geformt sind und die äus- brochen, um die beiden Längskorrido- seren Wetter- und Lichtverhältnisse reflek- re querseitig zu verbinden. An die Aussen- tieren. Zusätzlich erlauben die Glasbrüs- fassaden gelegt sind die insgesamt 16 tungen einen hohen Tageslichteinfall in die Ein- und Zwei-Bettzimmer. Unterbrochen Bettenzimmer. Auch die Verknüpfung be- werden die äusseren Zimmerreihen stehender Gebäude mit dem Neubau ist vom Treppenhaus, von Nischen sowie den architektonisch kontrastreich gestaltet. Ruhe- oder Aufenthaltszonen mit Blick Das «gläserne» Bettenhaus ist mit dem nach aussen. massiven Hauptgebäude durch eine Passerelle verbunden. Funktional ist die- Kompakte Gebäudeform ser Anschluss zwingend: Die Übergänge Mit dem gewählten Architekturkonzept zwischen Bettenhaus und Hauptgebäude wird das neue Bettenhaus auch den sind stufenlos und geschossweise ange- Anforderungen an eine energieeffiziente legt, um die Wege für die Behandlung und Bauweise gerecht. Unter anderem dank Pflege der Patientinnen und Patienten der kompakten Gebäudeform kann der wesentlich zu verkürzen. Energiebedarf sowohl beim Erstellen als auch im Betrieb auf einem ausseror- Wirtschaftlichkeit im Betrieb dentlich tiefen Niveau gehalten werden. Die Ansprüche – schneller und wirtschaft- Das neue Bettenhaus erfüllt die Vorgaben licher Betrieb sowie optimale Funktio- für den Gebäudestandard «Minergie-P- nalitäten – werden im neuen Bettenhaus Eco», womit der spezifische Heizwärme- durch ein konzentriertes und doch bedarf einem 3-Liter-Haus entspricht. grosszügiges Raumprogramm eingelöst. Zum Vergleich: Konventionelle Neubauten Das räumliche Zusammenlegen von liegen bei knapp 5 Liter Heizöläquivalente Funktions- und Nutzungseinheiten erlaubt pro m2 Nutzfläche. 6
Lebhafte Architektur: Visualisierung der Südwestfassade am neuen Betten- haus (oben). Schnitt durch Hauptgebäude (rechts) und Bettenhaus: Die Regelgeschos- se mit den Bettenstationen liegen im oberen Bereich (dunkelgrün), die medi- zinischen Stationen über dem Parterre (hellgrün) und darunter befinden sich die Betriebseinrichtungen (grau). 7
Hohe Ansprüche an den Spitalbetrieb Zwanzigtausend Patientinnen und Patienten Seit der Inbetriebnahme des Stadtspi- Vertikale Erschliessung tals Triemli hat sich die Zahl der stationär Die Betriebsorganisation im neuen Betten behandelten Patientinnen und Patienten haus beruht auf einer dreidimensionalen verdoppelt. Über 20 000 Personen wer- Logik: Kernstück ist die vertikale Erschlies- den aktuell pro Jahr medizinisch versorgt. sung der 15 Stockwerke. Dazu gehören In derselben Zeitspanne ist der Personal- neben den Personen- und Materialaufzü- bestand aber weniger als zwei Drittel ge- gen insbesondere die Multitower: Betten- wachsen. Für die künftige Gesundheits- lifte, welche zugleich als rotierende Betten- versorgung heisst das: höhere Ansprüche lager dienen. Dieses neu entwickelte an die Behandlung, aber gleichzeitig kür- Konzept umfasst zwei separate Aufzüge zere Aufenthalts- und Betreuungszeiten. für gebrauchte sowie saubere Betten. Ärztinnen und Ärzte sowie das Pflegeper- Sie verbinden die Stationsgeschosse mit sonal müssen auf eine Logistik und Be- der Bettenzentrale im Untergeschoss. triebsorganisation zurückgreifen können, Zum internen Transport- und Fördersys- welche durchdachte und effiziente Abläufe tem, an welchem alle Bettengeschosse erlauben. angeschlossen sind, gehören ausserdem Abwürfe für Kehricht und Wäschesäcke Gemeinsame Infrastruktur sowie die Rohrpost. Die umfassende und lückenlose Betreu- ung der Patientinnen und Patienten ver- Anbindung an Bestehendes langt nach kurzen Interventionsfristen Auf eine optimale – räumliche und funktio und damit nach kurzen Wegen. Dafür nale – Anbindung des neuen Bettenhau- werden die Bettenzimmer im Vergleich ses an den Behandlungstrakt respektive zu heute einer grösseren Stationseinheit an das bestehende Hochhaus wird gros- zugeordnet. Jedes Regelgeschoss wird sen Wert gelegt. Nach der Instandsetzung zwei Pflegestationen à je 28 Betten um- wird das 20-geschossige Hauptgebäu- fassen. Zur Optimierung des Betriebs trägt de die Ambulatorien, Untersuchungsräu- auch die durchdachte Anordnung der Be- me, Büroräumlichkeiten für die einzelnen triebsinfrastruktur bei. So sind viele Ein- Kliniken und Institute sowie die Büros der richtungen auf einem Geschoss, darunter Spitalverwaltung beherbergen. Die Am auch die Apotheke, gemeinsam nutzbar. bulatorien werden so platziert, dass sie gemeinsam mit den neu erstellten Bet- Flexible Nutzungsstandards tenstationen über die Passarelle unmittel- Was heute für den Umbau und die Erwei- bar verbunden, betrieblich zusammenge- terung geplant ist, muss auch morgen fasste Einheiten bilden. noch optimal funktionieren. Der absehbare Wandel in der Spitalausstattung und der Medizintechnik ist auf ein flexibles Raum- und Nutzungssystem angewiesen. Ge- ändert hat sich nicht nur das Nutzerpro- fil des Spitals, auch die Ansprüche an die medizinische Betreuung werden in Zukunft, entsprechend dem technischen Fortschritt, weiter wachsen. 8
Blick in den Hauptgang eines Regel- geschosses; Ansicht aus dem Pavillon zum Pilot- und Demonstrationsprojekt (oben). Grundriss Regelgeschoss mit Betten- haus (links), Passarelle (Mitte) und Hauptgebäude (rechts); Erschlies- sungskorridore und Ruhezonen sind grün eingezeichnet. 9
Innovation in den Bettenzimmern Angenehmer Aufenthalt Ein wesentlicher Massstab für den Um- es kühler wird, gibt die Lehmdecke die bau und die Erweiterung des Stadtspitals Feuchtigkeit wieder an die Raumluft ab. Triemli ist die Zufriedenheit der Patientin- Die Luftfeuchtigkeit wird aber auch im nen und Patienten: Ist der Spitalaufenthalt Winter ausgeglichen, wenn die beheizten angenehm? Sind die Bettenzimmer wohn- Bettenzimmer über eine Lüftungsanlage lich, hell und der Genesung förderlich? stetig mit frischer Luft versorgt werden. Stimmt das Raumklima an kalten und an heissen Tagen? Das persönliche Wohl Sonnenlicht als erste Wärmequelle befinden wird durch sehr unterschiedliche Über das ganze Jahr gesehen müssen die Faktoren bestimmt, die insbesondere Bettenzimmer vorrangig gekühlt werden. im Bettenzimmer aufeinander abzustim- Auch an kalten Tagen ist weitgehend ohne men sind: Dazu gehören der visuelle Heizung für behagliche Raumtemperatu- Kontakt zur Aussenwelt, der thermische ren gesorgt. Dank der guten Wärmedäm- Komfort, die Regulierung der Luftfeuch- mung und der dichten Bauweise genügen tigkeit, der ständige Luftaustausch oder die Abwärme von Personen, Lampen und auch ein wirksamer Sonnen- und Blend- Geräten sowie der passive Wärmegewinn schutz. In einem eigens erstellten Pavillon aus dem Tageslicht. Die Raumtemperatu- werden das Bettenzimmer und die Ge- ren schwanken im Tagesverlauf gering – bäudehülle als Pilot- und Demonstrations- und sind bei Bedarf nur geringfügig zu be- objekt im Massstab 1:1 erprobt. einflussen. Aktiv werden die Temperatu- ren über die Kühldecke reguliert, welche Freier Blick nach Aussen auch dem Heizen dient. Ein im Lehmputz Der räumliche Komfort und ein ausgegli- eingelegtes Leitungssystem ist über einen chenes Klima sind in erster Linie von Wasserkreislauf mit Erdsonden verbun- der Architektur abhängig. Insofern haben den, wodurch die Bettenzimmer im Som- auch die Proportionen und die Material- mer gekühlt und im Winter mittels zwi- wahl in den Bettenzimmern für behagliche schengeschalteter Wärmepumpen beheizt Verhältnisse zu sorgen. Das in die Länge werden. gezogene, nach Ost-West ausgerichtete Bettenhaus gewährt eine ausgezeichnete Multifunktionale Leuchte Nutzung des Tageslichts. Die raumhohen An die künstliche Beleuchtung der Betten- Fenster und die gläsernen Balkonbrüs- zimmer werden hohe Anforderungen tungen gestatten aus jedem Bettenzimmer gestellt, weshalb eine Spezialanfertigung freie Sicht über die Stadt oder zum Üetli entwickelt wird. Die multifunktionale berg. Gleichzeitig hält die umlaufende Ser- Leuchte ist insbesondere energieeffizient viceschicht den direkten Einfall der Son- und möglichst ohne Abwärme zu betrei- nenstrahlen – im Sinne eines Blendschut- ben. Folgendes hat sie zu leisten: zes – ab. • eine nach oben gerichtete Fluoreszenz- lampe für indirekte Allgemeinbeleuchtung Klima für die Genesung • eine fluoreszierende Lampe mit Fokus Um die Luftfeuchtigkeit natürlich zu regu auf das Bett für die medizinische Visite lieren, werden die Bettenzimmer mit • eine LED-Leselampe Lehmdecken versehen. Der 2,5 Zentime- • ein LED-Orientierungslicht für die Kont- ter dicke Lehmverputz kann mehr als rolle durch das Pflegepersonal ein Kilogramm Wasser einlagern, was an • ein Nachtlicht, ebenfalls als LED-Leuch- warmen Sommertagen ein schwüles te konzipiert, das an der Wand über dem Raumklima verhindert. Und abends, wenn Kopfende des Betts angebracht ist. 10
Visualisierung des Bettenzimmers (auf der Basis des Pilot- und Demonst- rationsobjekts; oben). Schema der neu entwickelten, multi- funktionalen Leuchte (links). 11
Bauen für die Zukunft Gesund und umweltverträglich Durch den Umbau und die Erweiterung destandard «Minergie-P-Eco» erfüllt, ist wird das Stadtspital Triemli auch zum Vor- der Einsatz von Recyclingbeton. Im Wei- boten der 2000-Watt-Gesellschaft. «Die teren ist jedoch auch auf die Gesundheit nachhaltige Stadt Zürich» ist seit der Volks- der Patientinnen und Patienten sowie des abstimmung im November 2008 ein de- Spitalpersonals zu achten, wenn es die klariertes Ziel in der Gemeindeordnung. Bau- und Oberflächenmaterialien aus- Das heisst: Die öffentliche Hand und Pri- zuwählen gilt: Unter anderem verhindern vate werden verpflichtet, den Ressourcen- emissionsarme und lösungsmittelfreie und Energiebedarf auf ein nachhaltiges Farben und Wandbeläge, dass die Raum- Mass zu senken. Dafür ist das Planungs- luft mit Schadstoffen belastet wird. Die konzept – vom Gebäudedesign bis zur Lehmdecken im neuen Bettenhaus illust- Materialauswahl – auf ökologisch, öko- rieren, wie das gute Raumklima mit einem nomisch und sozial verträgliche sowie ökologischen Baustoff anstelle techni- alltagstaugliche Standards auszurichten. scher Systeme mit hohem Energiebedarf sicher gestellt werden kann. Die Feuchtig Nachhaltige Bauweise keit ausgleichende Wirkung von Lehm ist Um die Auswirkungen auf die Umwelt seit Jahrhunderten bekannt und wird in und den Ressourcenbedarf so gering wie südlichen Ländern auch häufig genutzt. möglich zu halten, ist das neue Betten- Dieser traditionelle Lösungsansatz wur- haus auf folgende Elemente der nachhalti- de in unseren Breitengraden weitgehend gen Bauweise ausgerichtet worden: durch andere Bauweisen mit mechani- • Sparsamer Betrieb und wenig graue schen Systemen ersetzt. Ein spezieller Fo- Energie: Die kompakte Bauweise senkt kus liegt zudem auf der Verminderung von den Materialaufwand und begünstigt ei- elektromagnetischen Feldern: Sämtliche nen energieeffizienten Gebäudestandard. gebäudetechnischen Installationen wer- • Hohe Flexibilität: Die einzelnen Gebäu- den auf allfälligen Elektrosmog überprüft. destrukturen, etwa das Betonskelett oder die technischen Installationen, sind konse- Überhitztes Glashaus? quent auseinanderzuhalten, um den Zu- «Glashäuser» besitzen einen zweifelhaften gang für den Unterhalt respektive den Er- Ruf, was die Überhitzungsgefahr der satz der Bauteile zu vereinfachen. Zudem Räume im Sommer betrifft. Tatsächlich ist erlauben flexible Raumkonzepte spätere der aktive Kühlbedarf in den Bettenzim- Nutzungsänderungen. mern grundsätzlich hoch. Im Gegenzug • Langlebigkeit: Die Oberflächen an De- müssen sehr oft Beschattungssysteme cken und Böden werden mit robusten in Gang gesetzt werden, welche den visu Materialien versehen, letztere beispiels- ellen Aussenkontakt verhindern. Beim weise mit Linoleumbelägen. Die Decken neuen Bettenhaus wird vorgesorgt, dass im Infrastrukturbereich bleiben zudem roh der Benutzerkomfort trotz transparenter und werden einzig mit Farbe überstrichen. Glashülle aufrecht erhalten werden kann: • Recycling: Der Einsatz von rezyklierten Die Serviceschicht dient ihrerseits als Baustoffen wie Recyclingbeton respektive baulicher Sonnenschutz und schützt die wieder verwertbaren Baustoffen verklei- Bettenzimmer vor dem direkten Einfall nert den Ressourcenbedarf beträchtlich. von Sonnenstrahlen im Sommer. Ergän- zend dazu werden Rafflamellenstoren Unbedenkliche Baustoffe eingesetzt, womit der Tageslichteinfall Eine zentrale Vorgabe, damit das neue selbst bei herunter gelassenem Sonnen- Bettenhaus die Kriterien für den Gebäu- schutz einfach gesteuert werden kann. 12
Ansicht des Pilot- und Demonstrati onsobjekts: Aussenfassade mit der Serviceschicht für zwei Regelge- schosse (oben). Aufbau der für die Bettenzimmer ge- planten Lehmdecke (links). 13
Sicherheit und Technik Zuverlässig, sparsam und CO2-neutral Das Areal des Stadtspitals Triemli besitzt energieeffizienten Bettenhaus-Neubau, das Ausmass eines kleinen Stadtquartiers der Sanierung bestehender Gebäude und und ist mit entsprechend hohem techni- dem Einsatz erneuerbarer Energie kön- schen Aufwand zu betreiben. Zur medizi- nen nach Abschluss der Erweiterung über nischen Betreuung kommt der Service 5000 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart für Aufenthalt und Verpflegung der Patien werden. Das entspricht im Vergleich zu tinnen und Patienten dazu. Der Umbau heute einer Reduktion um 90 Prozent. und die Erweiterung des Stadtspitals wer- den zur Neuorganisation der Versorgung Klimafreundliche Energiequelle Energie und Gebäudetechnik genutzt, Die grössten Anteile des Energiebedarfs so dass der künftige Betrieb weitgehend beanspruchen das Kühlen und das Behei- CO2-neutral erfolgen kann. Unter ande- zen der Arbeits- und Behandlungsräume rem wird eine neue Energiezentrale für sowie der Bettenzimmer, gefolgt von der die Wärme- und Kälteversorgung erstellt. Dampferzeugung für die Sterilisation me- dizinischer Geräte. Um Temperaturen bis Betriebssicherheit 160 °C zu erreichen, wird eine Holzschnit- Eine derart umfangreiche Betreuungs- zelfeuerungsanlage in Betrieb genommen. dienstleistung – im 24-Stunden-Betrieb Diese wird zur Minimierung der Feinstaub- – stellt hohe Anforderungen an die Ver- belastung mit einer aufwändigen Filterung sorgungssicherheit: Unterbrüche im öf- ausgerüstet. Als Energiequelle für die Re- fentlichen Elektrizitätsnetz müssen mit gulierung des Raumklimas werden dage den spitaleigenen Stromgeneratoren über- gen die Abwärme der Kältemaschinen brückt werden können. Auch das Versor- sowie Erdwärme genutzt. Für Letzeres gungsnetz ist derart redundant konzipiert, zapfen Erdsondenfelder nach Bedarf Wär- dass jedes einzelne Gebäude im Not- me und Kälte im rund 200 Meter tiefen fall rund um die Uhr sicher und zuverläs- Erdreich ab. Zum Beheizen der Räume sig betrieben werden kann. Schliesslich sowie zur Warmwassererzeugung werden trägt eine sorgfältige Überwachung der Wärmepumpen in den Kreislauf zwischen- Anlagen, wozu auch unterirdische Korri- geschaltet. Beheizt oder gekühlt werden dore für die Zulieferung und den internen die Bettenzimmer über ein wasserführen- Transport sowie Leitungskanäle gehören, des Röhrensystem an der Decke. zur Sicherheit bei. Selbstverständlich gel- ten alle Anforderungen auch während den Wassermanagement Umbau- und Erweiterungsarbeiten. Für den Neubau Bettenhaus ist die übli- che getrennte Entwässerung von Meteor Arealbezogene Versorgung wasser und dem intern anfallenden Ab- Die Versorgung Energie und Gebäude- wasser geplant. Das von der Stadt Zürich technik wurde vorgängig an Hand eines verlangte Trennsystem soll den Spitzenab- arealbezogenen Masterplans konzipiert. fluss in das Kanalisationssystem reduzie- Damit sind einerseits die Gebäude und ren. Zur Erfüllung der Auflagen ist in der Anlagen miteinander zu vernetzen, ande- Nähe des Bettenhauses ein Retentionsbe- rerseits ist eine optimale klimafreundliche cken mit einem Auffangvolumen von 240 Energie- und Stoffbilanz zu erzielen. In ei- m3 geplant. Zusätzlich wird ein Drainage- nem für die Schweiz einmaligen Planungs- teppich unter das neue Bettenhaus ge- prozess wurde das Energiemanagement legt. Das als Industrieabwasser klassierte deshalb vor der Ausschreibung des Archi- Abwasser aus dem Spitalbetrieb wird der tekturwettbewerbs festgelegt. Dank dem Kanalisation zugeführt. 14
Energiequellen Gas, Öl Holz, Biomasse Erdwärme Öffentliches Notstrom- Stromnetz ewz versorgung Bedarfsdeckung Heizkessel Wärme- Dieselaggregat im Notfall pumpe Wärme- und Dampf Raumwärme Kühlung Stromversorgung Kältebedarf (Hygiene) Warmwasser Behandlungs- im Stadtspital Betten- Be- räume, Betten- Triemli zimmer hand- stationen und lungs- alle technischen räume Anlagen Der Energiebedarf im Stadtspital Absenkpfad Treibhausgasemissionen Triemli wird zur Hauptsache aus (kg CO2-Äquivalente pro m2 Energiebezugsfläche und Jahr) erneuerbaren Quellen abgedeckt. 50 Erwarteter Absenkpfad für die Treib- hausgasemissionen, als Resultat der Erneuerung des Stadtspitals Triemli. 40 Gebäude 30 – 75 % Betriebs- einrichtungen 20 – 75 % 10 0 2006 2020 2050 15
Umbau- und Erweiterungsphase Künstlerische Transformation Das Stadtspital Triemli steht im Dienste 2020 provisorisch eingerichtet wird. der Bevölkerung und ist auch in der brei- An diesem Ort werden unterschiedliche ten Wahrnehmung ein prägender Be- künstlerische Aktivitäten lanciert, die standteil des städtischen Lebensraums. zwischen Bau, Spital und Alltag vermitteln Die öffentlich zugängliche Infrastruktur und die Wahrnehmung für unterschied- künstlerisch zu ergänzen, ist in der Stadt liche Lebensrealitäten schärfen sollen. Zürich ein permanentes Anliegen. So auch beim Stadtspital Triemli: Unmittelbar Mobile Kunststation ins Blickfeld geraten beispielsweise die Für die Realisierung der temporären «Kunst raumhohen Fensterinstallationen in der Station» ist die Londoner Künstler- und Eingangshalle des jetzigen Bettenhoch- Architektengruppe public works eingeladen hauses. Im Untergeschoss finden Wech- worden. Sie hat dafür einen begehbaren, selausstellungen statt. Und im Aussen- mobilen Raum entworfen, der sich an ei- raum der Cafeteria wurde ein stetig wach- nem beliebigen Ort im Spital in jeweils sender Skulpturengarten angelegt. adaptierbarer Form aufstellen lässt. Die Dimensionen der mobilen Kunststation Skulpturen und Installationen sind so gewählt, dass sie sich mit dem In der 40 Jahre alten Geschichte des Bettenlift transportieren lässt. Der Raum Stadtspitals Triemli sind nicht nur die Ge- ist mehrteilig strukturiert und beinhaltet bäude ergänzt, erweitert und erneuert bewegliche Elemente mit integriertem worden. Auch das Gelände wurde seither Web- und Medienraum. Zusätzlich zur mit einer ansehnlichen Anzahl von Arbei- künstlerischen Plattform ist die Kunst- ten bedeutender zeitgenössischer Künst- station nämlich als Ort für Information und ler aufgewertet. Kunst in Verbindung mit Dokumentation gedacht, bei dem alle Architektur und Stadtraum ist in der Stadt Daten zu den Projekten gelagert werden Zürich seit dem Jahr 1962 gesetzlich ge- und öffentlich zugänglich sind. regelt. Bei grösseren Hochbauprojekten wird ein jeweils im Voraus festgelegter Ein Veranstaltungszyklus Anteil der Investitionen für Kunst am Bau Mit dem englischen Begriff für Gastfreund- zur Verfügung gestellt. Für die Umset- schaft – Hospitality – lanciert, wird in der zung ist die Fachstelle Kunst und Bau, «Kunst Station Triemli» ein vielfältiges Pro- dem Amt für Hochbauten angegliedert, gramm mit Videos, Performances, Work- zuständig. shops, Gesprächen und künstlerischen Interventionen bestritten. Künstlerinnen Temporäre Kunstvermittlung und Künstler werden eingeladen, im Takt Auch die zehnjährige Umbau- und Er- der Bauphasen einen Prozess vor Ort zu weiterungsphase am Stadtspital Triemli initiieren. Der physische Kunstraum wird wird von der städtischen Fachstelle zugleich virtuell erweitert. Audioarbeiten, Kunst und Bau kuratorisch begleitet. In Videos, Bilder, Texte oder Blogs können der Eingangshalle des Stadtspitals soll online (www.kunststationtriemli.ch) ein- – in Zusammenarbeit mit den Architekten gesehen werden. Nach Abschluss des – eine permanente Rauminstallation ent- temporären Interventionsprojekts, Ende stehen. Die Transformation des städtischen 2020, wird eine eigene Abschlusspublika- Zentrumsspitals wird durch die «Kunst tion erscheinen. Im Leitungsgremium Station Triemli» thematisiert. Dies ist ein in für den Kunst-und-Bau-Prozess sind Bau- den Spitalalltag eingebetteter Kunstraum, herrschaft, Nutzer, Planer und auch ex- der für die Umbauzeit zwischen 2010 und terne Kunstsachverständige eingebunden. 16
Kunstvermittlung im Spitalbetrieb: Vernissage der mobilen «Kunst Station Triemli», die als Kunst-und-Bau-Pro- jekt den Umbau begleitet (oben). Ansichtsskizze der Elemente für die mobile künstlerische Stationseinheit (links). Quelle: public works 17
Realisierung in Etappen Spitalbetrieb läuft weiter Während der ganzen Bauzeit bis im Jahr Kosten 2020 ist die Gesundheitsversorgung si- Die Baukosten für das neue Bettenhaus cher, zuverlässig und rund um die Uhr wie belaufen sich auf 290 Mio. Franken. bisher zu gewährleisten. Trotz der kom- Für das Gebäude werden 204 Mio. Fran- plexen Bautätigkeiten: Störungsfreie Be- ken respektive 70 Prozent der Investiti- triebsabläufe und die reibungslose Notfall- onssumme beansprucht. Das Betriebs- organisation bedingen eine koordinierte mobiliar, inklusive der medizinischen Etappierung des Bauprogramms sowie Einrichtungen, beansprucht rund 6 Pro- provisorisch nutzbare Zufahrts- und Ein- zent. Der Rest ist für die Provisorien, das stelleinrichtungen. Der Neubau des Bet- Anpassen der bestehenden Bauten sowie tenhauses bietet auch diesbezüglich die Umgebungsarbeiten veranschlagt. Die optimale Variante, weil die bauliche Erwei- Kosten und die Investitionskennzahlen für terung für die Patientinnen und Patienten, den Neubau liegen im Bereich respektive Ärztinnen und Ärzte sowie das Pflegeper- leicht unterhalb derjenigen vergleichbarer sonal fast ohne Provisorien erfolgen kann. Spitalprojekte in der Schweiz. Umbauetappen Projektverfasser und Beteiligte Der Spatenstich ist im August 2008 er- • Bauherrschaft: Stadt Zürich, vertreten folgt. Die ersten beiden Bauetappen sind durch das Amt für Hochbauten bereits in Angriff genommen worden. • Nutzer: Gesundheits- und Umweltde- Dazu gehören die Provisorien für die Er- partement, Stadtspital Triemli schliessung und Anlieferung sowie die • Architekten und Gesamtleitung: Aeschli- Umplatzierung der Zufahrt für die Ambu- mann Prêtre Hasler Architekten AG, lanzfahrzeuge. Das Bauprogramm wird Zürich in folgende Etappen unterteilt: • Energie-Masterplan: Enerconom, Bern • Bis 2010: Vorbereitungsarbeiten mit • Bauingenieure: ARGE Heyer Kaufmann Aushub, Erdsondenfelder, unterirdische Partner AG, Zürich und dsp Ingenieure & Transport- und Medienkorridore Planer AG, Greifensee • 2010 bis 2015: Neubau Bettenhaus in • Fachkoordination Gebäudetechnik: zwei Teilen Waldhauser Haustechnik AG, Basel • 2015 bis 2017: Instandsetzung Sockel- • Landschaftsarchitekt: Berchtold.Lenzin geschoss Hauptgebäude Landschaftsarchitekten, Zürich • 2017 bis 2020: Instandsetzung beste- • Baumanagement: GMS Partner AG, hendes Hochhauses (Ziel: Gebäudestan- Zürich dard Minergie) • ab 2021: Rückbau Provisorien im Bet- tenhaus und Personalhäuser. Vorbereitungsarbeiten Neubau Bettenhaus 2010 2015 18
Die Bauphase kommt mit wenigen Provisorien aus. An der Südseite des Behandlungstrakts liegt die provisori- sche Zufahrt für Ambulanzfahrzeuge. Instandsetzung Sockelgeschoss Instandsetzung Hochhaus 2017 2020 19
Stadt Zürich Amt für Hochbauten Lindenhofstrasse 21 Amtshaus III Postfach, 8021 Zürich Telefon 044 412 11 11 Fax 044 412 19 36 www.stadt-zuerich.ch/ahb 20
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