NEUE HÖHEN - PIA SUNDHAGE GEWALTIGE ENTWICKLUNG GEGEN DISKRIMINIERUNG FUSSBALL BEDEUTET - FIFA.com
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NR. 20, 7. MÄRZ 2014 DEUTSCHE AUSGABE Fédération Internationale de Football Association – Seit 1904 PIA SUNDHAGE GEWALTIGE ENTWICKLUNG STEFFI JONES GEGEN DISKRIMINIERUNG SEPP BLATTER FUSSBALL BEDEUTET FREIHEIT Frauenfussball NEUE HÖHEN W W W.FIFA.COM/ THEWEEKLY
I N H A LT 6 Frauenfussball mit Business-Plan Nord- und Mittel- Südamerika In Lyon baut man seit zehn Jahren eine Frauenfussball-Abteilung amerika 10 Mitglieder auf. Zurzeit stehen da zwanzig Profi-Fussballerinnen unter Vertrag. 35 Mitglieder www.conmebol.com In den vergangenen vier Jahren konnte die Champions League der www.concacaf.com Frauen zweimal errungen werden. Wie lebt es sich in Lyon als Profi-Fussballerin? Wie weit ist der Klub in seinen Ambitionen bereits gekommen? Eine Reportage von Perikles Monioudis (Text) und Mareike Foecking (Bilder). Abby Wambach Amerikanische Vorkämpferin 17 Weit mehr als ein Abklatsch der Premier League Chelsea, Arsenal, Liverpool. Die Favoriten in der englischen Women’s Super League heissen gleich wie in der Premier League der Männer. Trotzdem ist die WSL nicht nur ein billiger Abklatsch. 18 USA: Die Zeichen stehen auf Erfolg Am 12. April startet die zweite Saison der National Women’s Soccer League (NWSL). Die Ballon-d’Or-Gewinnerin Nadine Angerer und die Weltmeisterin Nahomi Kawasumi sollen die Attraktivität der Liga steigern und ihr zu nachhaltigem Erfolg verhelfen. 20 Pia Sundhage - das grosse Interview Die Schwedin gehört zu den erfolgreichsten Trainerinnen der Welt. Im Interview prophezeit sie ihrem Sport eine grosse Zukunft, erklärt, was die männlichen Fussballer von ihren weiblichen Kollegen lernen könnte und weshalb der Kampf um Gleichberechtigung für sie anfänglich kein Thema war. 37 eekly Top 11: Heldinnen W Kristine Lilly aus den USA führt unsere Top 11 von dieser Woche an. Auch Lotta Schelin aus Schweden und die Deutsche Birgit Prinz schafften es auf die Liste der Heldinnen im Frauenfussball. 40 R ückblick mit Emotionen María Elena Valverde hat den Fussball in Costa Rica geprägt. Wir trafen die 86-jährige Pionierin zum Gespräch und machten eine eindrückliche Reise in die Vergangenheit. 42 teffi Jones - ein Gespräch ohne Tabu S Interview mit Tiefgang: Die 111-fache deutsche Nationalspielerin redet über Homophobie, Rassismus und Emanzipation. “Fussball beinhaltet Werte, die wir im alltäglichen Leben genauso beherzigen sollten.” 44 N etzer schwärmt Unser Kolumnist Günter Netzer ist vom Frauenfussball begeistert und erinnert sich an das WM-Finale 2011: “Es war fantastisch. Dieses Spiel hätte es jederzeit mit dem Männerfussball aufnehmen können.” 45 D en väterlichen Schlägen getrotzt Die Nigerianerin Perpetua Nkwocha wurde von ihrem Vater mit Schlägen vom Fussballfeld ferngehalten. Trotzdem setzte sie sich U-17 Frauen-Weltmeisterschaft Blue Stars/FIFA Youth Cup durch – und fand in Schweden eine neue Heimat. 15. März bis 4. April 2014, Costa Rica 28. bis 29. Mai 2014, Zürich 2 T H E F I FA W E E K LY
D I E WO C H E I N D E R W E LT D E S F U S S B A L L S Europa Afrika Asien Ozeanien 53 Mitglieder 54 Mitglieder 46 Mitglieder 11 Mitglieder www.uefa.com www.cafonline.com www.the-afc.com www.oceaniafootball.com Steffi Jones Pia Sundhage Deutsche Symbolfigur Schwedische Homare Sawa Erfolgstrainerin Japanische Weltmeisterin Neue Höhen Unser Cover zum Internationalen Frauen- tag: Das Powerhouse Olympique Lyonnais Féminin zählt auf die japanische Weltmeisterin Saki Kumagai, die Französin Wendy Renard und die Schwedin Lotta Schelin (v.l.n.r.). Perpetua Nkwocha Afrikanischer Widerstandsgeist Cover: Mareike Foecking / Getty Images Fussball-Weltmeisterschaft U-20 Frauen-Weltmeisterschaft Olympische Jugendfussball FIFA Klub-Weltmeisterschaft 12. Juni bis 13. Juli 2014, Brasilien 5. bis 24. August 2014, Kanada turniere 10. bis 20. Dezember 2014, Marokko 15. bis 27. August 2014, Nanjing T H E F I FA W E E K LY 3
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UNCOVERED Der Fussball ist weiblich Triumphal Die Spielerinnen von Olympique Lyonnais feiern den Sieg im Champions-League-Finale gegen den FFC Frankfurt im Mai 2012. Thomas Renggli bringt The FIFA Weekly eine Spezialausgabe 20 Profispielerinnen und möchte mit dem Frau- zum Thema Frauenfussball. enfussball dereinst Geld verdienen. Zwei Cham- “Im Einvernehmen mit den klassenbewussten “Die Zukunft des Fussballs ist weiblich”, pions-League-Erfolge sind bis jetzt der Lohn politischen und gewerkschaftlichen Organisati- sagte FIFA-Präsident Blatter vor zwanzig Jah- seiner Bemühungen. Lesen Sie die spannende onen des Proletariats in ihrem Lande veranstal- ren. Die Fakten geben ihm recht. Heute spielen Reportage unseres Redaktors Perikles Moniou- ten die sozialistischen Frauen aller Länder jedes Frauen in allen der 209 FIFA-Verbände Fussball – dis aus der drittgrössten französischen Stadt. Jahr einen Frauentag, der in erster Linie der selbst in Ländern, in denen sie aus kulturellen Auch am FIFA-Hauptsitz in Zürich ist Fuss- Agitation für das Frauenwahlrecht dient. Der Gründen in der Öffentlichkeit kaum in Erschei- ball längst nicht mehr eine Männerdomäne. Frauentag muss einen internationalen Charak- nung treten dürfen. “Der Fussball besitzt die Von den 401 Mitarbeitenden sind 40 Prozent ter tragen und ist sorgfältig vorzubereiten.” Kraft, kulturelle und soziale Barrieren zu über- weiblich. Und wer während der Mittagspause winden und den Mädchen und Frauen Selbst- zum Lunchkick mit Bürokolleg(inn)en aufläuft, M it diesen formellen Worten wurde am vertrauen zu geben und ihnen einen besseren ist (allfällige) Vorurteile schnell los. Ex-Natio- 27. August 1910 an der zweiten inter- Platz in der Gesellschaft zu ermöglichen”, be- nalspielerinnen aus Neuseeland, Griechenland nationalen sozialistischen Frauen- schreibt die schwedische Erfolgstrainerin Pia und der Schweiz setzten den fussballerischen konferenz in Kopenhagen die Einfüh- Sundhage die Bedeutung des Sports als gesell- Massstab. Und Honey Thaljieh, die Vorkämpfe- rung eines internationalen Frauentages schaftlicher Integrationsfaktor. rin des Frauenfussballs in Palästina, dribbelt vorgeschlagen. Die Idee stammte aus Die Entwicklung im Frauenfussball ist auch auf dem FIFA-Kunstrasen das männliche Ego den USA. Heute ist der 8. März ein fester Be- in der internationalen Klubszene zu spüren. elegant aus. Dylan Martinez / Reuters standteil im Kalender. In Osteuropa gilt er als Viele Grossklubs haben ihre Frauenabteilungen Übrigens verschliesst sich auch unsere gesetzlicher Feiertag. Und wenn er – wie in die- professionalisiert. Als Wegbereiter gilt Olym- Redaktion nicht dem Zeitgeist: Das Magazin, sem Jahr – auf einen Samstag fällt, erhält die pique Lyonnais Féminin in Frankreich. Dort hat das Sie in den Händen halten, wurde zu über berufstätige Bevölkerung am folgenden Mon- Klubpräsident Jean-Michel Aulas den Frauen- 50 Prozent von Frauen produziert. Die Gegen- tag frei – auch die Männer. Aus diesem Anlass fussball zur Chefsache erklärt: Er beschäftigt wart der FIFA ist weiblich. Å T H E F I FA W E E K LY 5
O LY M P I Q U E LY O N N A I S F É M I N I N Olympique Lyonnais Féminin soll eines Tages Geld abwerfen. Mit seinen zwanzig Profispielerinnen hat der zweifache Champions-League-Sieger gute Voraussetzungen dafür. Zu Recht versteht sich der Klub als Vorreiter für den Frauenfussball. Von Perikles Monioudis (Text) und Mareike Foecking (Bilder) in Lyon A ls die Bilder laufen lernten, war Lyon das Zentrum der Welt. Die findigen Brüder Auguste und Louis Lumière erwirtschaf- teten mit ihren fotographischen Platten ein Vermögen – 1894 verkauften sie 15 Millionen Stück davon, hergestellt von 300 Arbeitern. Der erste öffentliche Film der Lumière-Brüder dauerte eine Minute und trug den Titel “Arbeiter verlassen die Lumière-Werke”. Darin war genau das zu sehen, was der Titel aus- sagt: Arbeiter verlassen nach der Arbeit die Lumière-Werke im Lyoner Stadtteil Montplaisir. Von Montplaisir nach Gerland sind es ein paar Kilometer in südwestlicher Richtung – und ein Jahrhundert. Die Spielerinnen des Klubs Olympique Lyonnais Féminin verlassen die Klu- bräume, um auf dem Trainingsgelände – gelegen in Sichtweite des altehrwürdigen Stade de Ger- land – mehrere Einheiten zu Schnellkraft und Torschuss zu absolvieren. Sie sind professionelle Fussballerinnen. Ihre königsblaue Trainings- kleidung bildet einen starken Kontrast zum Grün des Rasens, der an diesem Vormittag im zögerlichen Sonnenlicht glitzert. Sie haben Spass bei ihrer Arbeit. Sie leben ihren Traum. Das sagt sich so leicht. Hier aber trifft es zu. Wendy Renard bespricht sich nach dem Training in den funktional eingerichteten Räumlichkeiten des OL Féminin mit dem Phy- siotherapeuten. Die 23-jährige Innenverteidi- gerin ist so etwas wie das neue Aushängeschild des französischen Frauenfussballs. Als 8-Jährige verliess sie die Karibikinsel Martinique und kam nach Frankreich. Zuvor hatte sie in kind- lich bestimmender Voraussicht ihrer Mutter angekündigt, bald im Trikot der französischen Nationalmannschaft aufzutreten. Renard hielt Wort. Die eloquente Leaderin des Olympique Lyonnais wurde bis jetzt 40-mal ins National- team berufen und trägt in beiden Teams die Verantwortung als Kapitänin. “Ich kam mit 16 Jahren nach Lyon”, sagt Renard, “aber ich habe Lyon nicht selbst ausge- Trainingsgeräte Die Kapitänin Wendie Renard legt Hand an. wählt. Nachdem ich im Ausbildungszentrum des 8 T H E F I FA W E E K LY
O LY M P I Q U E LY O N N A I S F É M I N I N Perspektive fürs Leben Die U19-Spielerin Maeva Manuel im Training. französischen Verbands in Clairefontaine nicht aufgenommen worden war, fragte meine Vertrau- ensperson beim Trainer in Lyon an, und ich durf- te fürs Erste herkommen. Seit 2009 bin ich hier nun Profi.” Die hochgewachsene Spielerin weiss um das Glück, das ihr in Lyon widerfährt. “Der Fussball ist zwar mein Beruf, aber er ist vor allem meine Leidenschaft. Ich war schon als Kind stets als Erste auf dem Platz, konnte es nicht erwarten, gegen den Ball zu treten.” Die zweifache Champions-League-Gewin- nerin spricht konzis – ganz so, wie sie auch auf dem Platz agiert. “Wir müssen Titel erringen. So sehen die Leute, dass der Frauenfussball sich nicht zu verstecken braucht.” Stabile Erfolgsspirale Titel erringen, das möchte natürlich jede, die Leistungssport betreibt. Sie sind der sichtbare Ausdruck dessen, was am Ende einer Karriere bleibt. In Lyon aber haben Titel eine zusätzliche, programmatische Bedeutung. Ohne nationalen und europäischen Titelgewinn und deren wie- derholte Bestätigung fällt das Konstrukt zu- sammen, das man sich in der drittgrössten Stadt Frankreichs ausgedacht hat. Der Frauen- fussball soll seinen Platz in den wichtigsten Sportereignissen des Landes finden und am Ende etwas einbringen. Damit ist nicht nur Prestige gemeint, sondern auch Geld. Hinter dem OL Féminin steht ein Business plan in der Art dessen, was auch für das Män- nerteam galt. Die besten Spielerinnen sollen verpflichtet, aber auch in der eigenen Jugend ausgebildet werden, damit sie Titel erringen und mithin die Menschen ins Stadion und vor den Fernseher locken können. Die Werbewirt- schaft soll folgen. Grosse Investitionen in die Marke OL – grosse Gewinnaussichten. Die ver- gangenen sechs Champions-League-Heimspie- le wurden von je 10 000 Zuschauern besucht. Noch ist man bei den Frauen defizitär. Aber die Abteilung hat weiterhin Zeit, um das zu än- dern. Sonia Bompastor soll als Verantwortliche mithelfen, die Strukturen für den Frauenfuss- Höchste Sprünge Die Japanerin Saki ball im Klub weiter zu verbessern. Die frühere Kumagai wurde 2011 Weltmeisterin. Mittelfeldspielerin gewann zwei Champions- T H E F I FA W E E K LY 9
O LY M P I Q U E LY O N N A I S F É M I N I N 110_legende_x11 inkl. ZF 110_urw_bold League-Titel mit Lyon und war noch in der ver- gangenen Saison im OL aktiv. Sie glaubt an die Kraft der Ausbildung – und an die Notwenig- keit der Bildung. Sie möchte den Mädchen eine Art Internatsstruktur anbieten, analog zu den Jungen. Bompastor überwacht an diesem Nachmittag das Training der ältesten Jugendspielerinnen. “Wir haben ein zweifaches Projekt”, sagt sie. “Wir wollen den Mädchen zeigen, dass profes- sioneller Sport persönliche Entbehrungen und Leistungsbereitschaft voraussetzt. Und wir le- gen Wert darauf, dass sie auf ihrem Weg die schulischen Leistungen nicht vernachlässigen.” Bompastor, die 156-mal im französischen Nationalteam figurierte, konzentriert sich am Spielfeldrand. Ihrem geübten Blick scheint nichts zu entgehen. “Eine Profikarriere kann, wenn man es überhaupt so weit bringt, schnell wieder zu Ende sein, etwa durch eine Verlet- zung”, sagt sie anschliessend. “Unser Ziel ist es, dass die Mädchen im Fussball, aber auch sonst im Leben reüssieren.” Denn das Ziel, Profi zu werden, ist nicht einfach zu erreichen. Sie rech- net vor: “Wir haben 9 Teams, in denen 180 Frau- en und Mädchen spielen. Im OL sind 20 Profis verpflichtet, in Frankreich insgesamt etwa 50 – von 65 000 Spielerinnen.” Schulische Leistung, Fortschritte auf dem Platz, ein gutes Benehmen – für Bompastor ist grundsätzlich wichtig, dass die Mädchen dazu imstande sind, sich selber zu hinterfragen. Akzent auf der Technik Man soll den Fussball der Frauen nicht mit dem der Männer vergleichen, sagen manche. Patrice Lair, der Trainer des Frauen-Profiteams, pflichtet ihnen bei. “Die Frauen spielen langsamer und mit weniger Kraft. Aber ihr Spiel hat einen Ak- zent auf dem Technischen, und es fallen mehr Treffer. Es ist ein Fussball, der die Menschen ins Stadion zu locken vermag, weil die Spiele- rinnen Kreativität zeigen und sich zum Tor hin orientieren.” Der erfahrene Fussballlehrer schliesst an: Eigene Infrastruktur Die U18-Spielerin Yasmine Badache auf dem Trainingsgelände von OL Féminin. “Und doch muss man sich dem Fussball der Män- ner annähern. Etwa, was den Kontakt mit dem 10 T H E F I FA W E E K LY
O LY M P I Q U E LY O N N A I S F É M I N I N Gegenspieler oder den höheren Spielrhythmus anbelangt.” Einen prinzipiellen Unterschied zwi- schen dem Fussball der Männer und der Frauen habe er im Ansatz nie gemacht. “Ich schaue mit demselben Anspruch auf den Fussball, und ich trainiere Männer und Frauen auf die gleiche Weise.” Die Divergenz sieht Lair lediglich darin, dass der Fussball der Frauen bis jetzt nicht im selben Mass Anerkennung gefunden hat. Wendy Renard bringt es auf den Punkt: “Für viele mag eine Fussballerin kein grosses Prestige haben, und vielen kommt der Frauen- fussball merkwürdig vor. Man darf aber nicht vergessen, dass er erst seit ein paar Jahren pro- fessionell betrieben wird. Vor zehn Jahren schien es einem unmöglich, seiner Leiden- schaft für den Fussball berufsmässig nachge- hen zu können.” “Ziel ist es, dass die Renard sieht gerade darin die Errungen- schaft des Frauenfussballs. “Man darf den Mäd- Mädchen im Fussball, chen nicht das Recht vorenthalten, sich so zu auszudrücken, wie sie das wollen. Davon konn- ten wir in Frankreich schon einige überzeugen. aber auch sonst im Vor allem die Eltern, für die es oft schwierig war, ihre Töchter zum Fussball zu bringen. Heute ist Leben reüssieren.” das nichts Aussergewöhnliches mehr.” “Mir tut es im Herzen weh, wenn ich sehe, dass zum Beispiel in Bulgarien die Frauen Fuss- Sonia Bompastor ball spielen wollen, es aber alles andere als leicht haben. Deswegen ist es wichtig, dass wir uns hinterfragen und dankbar sind für die Möglichkeit, täglich Fussball zu spielen und die Mittel dazu zu haben.” Während Renard zu den jüngeren Spielerin- nen zählt, denkt die 29-jährige Camille Abily bereits an das, was nach der Karriere kommt. Die Mittelfeldspielerin will Trainerin werden und hat sich entsprechend fortgebildet. Abily, 120-mal für die französischen Farben auf dem Platz, gehört zur ersten Generation von Spiele- rinnen, denen sich eine echte berufliche Pers- pektive im Fussball bot. “Ich denke, dass sich die Investitionen im OL noch nicht ausbezahlt haben, aber es steigen immer mehr Sponsoren ein. Und es kommen immer mehr Fans. Unser Präsident Jean-Michel Aulas ist den anderen Präsidenten jedenfalls weit voraus.” “Dass der T H E F I FA W E E K LY 11
O LY M P I Q U E LY O N N A I S F É M I N I N Hohe Ansprüche Trainer Patrice Lair im Stade de Gerland. 110_legende_x11 inkl. ZF 110_urw_bold Profifussball der Frauen eine solche Entwick- lung nehmen würde, konnte man vor zehn Jah- ren noch nicht voraussehen. Der Spielerinnen- pass war schon eine Belohnung für uns. Aber man darf nicht vergessen: Diese Entwicklung ist anfällig. Sie hängt von vielen Dingen ab. Falls Herr Aulas sich eines Tages entscheiden sollte, die Abteilung zu schliessen, würden in Frankreich nur ein oder zwei Klubs mit profes- sionellen Strukturen übrig bleiben.” Der erfolgreiche Unternehmer und voraus- schauende Klubpräsident Jean-Michel Aulas hat eine klare Vorstellung von Olympique. Er wollte Lyon, als er 1987 zum Klub stiess, an die europä- ische Spitze führen. Das ist dem Präsidenten auch gelungen. Vor zehn Jahren begann er, den Frauenfussball im Klub zu kultivieren. Auch hier wollte Aulas nur die Besten verpflichten. Im aktuellen Kader der Frauen stehen etwa die Weltmeisterin Saki Kumagai und die schwedi- sche Weltklassestürmerin Lotta Schelin. Schwedische Treffer Eine Zerrung ausheilend, trainiert Schelin an diesem Tag nicht. Gleichwohl schaut sie beim Klub herein. “Ich kam 2008 nach Lyon, um Aus- “Wir müssen Titel erringen. sichten auf den Champions-League-Titel zu ha- ben. Ich zog Olympique einem amerikanischen Klub vor. Ich wollte dann doch in Europa blei- So sehen die Leute, dass der ben.” Schelin ist 29-jährig und spielt seit 23 Jah- ren Fussball. “Ich bin jetzt in Lyon verwurzelt. Frauenfussball sich nicht zu Ich brauche das Gefühl, irgendwo zu Hause zu sein. Der Erfolg kam hier.” Der Alltag einer Profifussballerin liegt der verstecken braucht.” Schwedin, die schon als Kind den Wunsch hat- Wendy Renard te, nur Fussball zu spielen. “Wir trainieren am Morgen und essen anschliessend zu Mittag. Zwischen 13 und 15 Uhr haben wir Gelegenheit, mit dem Physiotherapeuten zu arbeiten. Zwei- mal in der Woche mache ich ausserdem Krafteinzeltraining, die anderen Spielerinnen auch. Üblicher Weise steht uns der Nachmittag zur freien Verfügung. Wir reisen mit dem Team natürlich auch viel.” Lächelnd fährt sie fort: “Die Welt ist männlich. Aber wir sind im Fuss- ball dabei, das zu verändern. Jedes Jahr um ein weiteres Stück. Was wirklich zählt, ist, dass 12 T H E F I FA W E E K LY
O LY M P I Q U E LY O N N A I S F É M I N I N Denkt an morgen Camille Abily will Trainerin werden. jedes Mädchen die Möglichkeit hat, Fussball zu spielen, wenn es das möchte.” Die Japanerin Saki Kumagai hat 2011 im WM-Finale den entscheidenden Elfmeter gegen das US-Team erzielt und dabei die amerikani- sche Torhüter-Legende Hope Solo bezwungen. Die 23-jährige Abwehrspielerin kam 2011 nach Europa, um den 1. FFC Frankfurt zu verstärken. In Lyon spielt sie seit dieser Saison. “Einen zu- sätzlichen Erfolgsdruck verspüre ich hier nicht, nein”, sagt Kumagai nach dem Training. “Wir gewinnen sehr oft, das macht die Sache leichter. Wir setzen uns selber unter Druck.” Ihre Eltern hätten, als sie noch ein Kind war, ihren Wunsch, Fussball zu spielen, nicht beargwöhnt. Sie habe vielmehr Unterstützung erfahren. “Der WM-Titel 2011 hat in Japan ei- nen zusätzlichen Ruck ausgelöst, die Mädchen meldeten sich vermehrt in Fussballklubs an. Doch die Leute besuchen die Spiele der höchs- ten Liga nach wie vor nicht sehr zahlreich.” In der aktuellen Champions League sind die Frauen von Olympique Lyonnais bereits ausgeschieden. In der Liga sieht es besser aus. Nur Paris Saint-Germain kann die Lyonerinnen ernsthaft gefährden. Nach dem Training verlassen die Spielerin- nen das Gelände in kleinen weissen Autos. Sie fahren einer zwar nicht ganz gewissen Zukunft entgegen. Aber sie werden so oder so von sich behaupten können, dass sie ihren Traum gelebt haben. Damals, als der professionelle Frauen- fussball im grossen Stil in Lyon, der Stadt der Lumière-Brüder, das Laufen lernte. Å “Die Welt ist männlich. Aber wir sind im Fussball dabei, das zu verändern.” Lotta Schelin T H E F I FA W E E K LY 13
O LY M P I Q U E LY O N N A I S F É M I N I N DER SIEGESWILLE, DER LYON EIN BEIN STELLTE Von der Champions League musste sich Olympique Lyonnais vorzeitig verabschieden. Die Achtelfinal-Niederlage gegen Turbine Potsdam zeigt, wie stark die Konkurrenz aus Deutschland ist. Sarah Steiner ASD Torres Calcio die Halbfinal-Qualifikation desliga hat an Aufmerksamkeit gewonnen. Das schaffen. Falls auch Wolfsburg gegen den DFB-TV überträgt pro Runde ein Spiel live. Und I m Kampf um die Tabellenspitze der deut- FC Barcelona gewinnen sollte, würden die bei- seit dieser Saison hat sich Eurosport die Rechte schen Frauen-Bundesliga ist noch lange den Ligakonkurrenten gegeneinander um die an der Frauen-Bundesliga bis 2016 gesichert. nicht das letzte Wort gesprochen. Der Finalteilnahme kämpfen. Dank Yuki Ogimi, die bis zur letzten Saison 1. FFC Frankfurt eroberte die Spitzenposi- bei Turbine Potsdam spielte und 2013 als erste tion dank eines 3:0 gegen den SC Freiburg Bundesliga erobert Japan japanische Spielerin zu Chelsea in die FA Wo- zwar zurück, Turbine Potsdam befindet Für internationales Aufsehen sind die deutschen men’s Super League wechselte, zog die Bundes- sich mit nur einem Punkt Rückstand aber in Frauen-Klubs seit langem verantwortlich. Insge- liga immer mehr Spielerinnen aus dem Land der Lauerstellung. Und auch den amtierenden samt sieben Champions-League-Titel und elf aufgehenden Sonne an. Der japanische Sender Champion VfL Wolfsburg darf man im Rennen Finalteilnahmen stehen für sie zu Buche. Der Asahi überträgt ab sofort das Topspiel der Run- um die Meisterschale nicht abschreiben. Für Frauenfussball hat es in Deutschland geschafft, de. “Das ist ein tolles Zeichen für die Marke die verbleibenden zehn Runden ist für Span- sich neben dem der Männern einen Platz im Frauen-Bundesliga und ihre hohe Qualität. nung also gesorgt. nationalen Bewusstsein zu erkämpfen – dies Damit haben wir einen weiteren wichtigen Bereits geklärt ist die Trainerfrage in sicherlich auch dank der zwei WM- und sieben Schritt in der Entwicklung der Liga gemacht”, Wolfsburg. Meistercoach Ralf Kellermann hat EM-Titel der Landesauswahl. Doch auch die Bun- sagt DFB-Direktorin Steffi Jones. Å seinen im Sommer auslaufenden Vertrag vorzeitig um drei Jahre verlängert. Der 45-Jäh- rige stellt hohe Ansprüche an sein Team. “Die Entwicklung der Mannschaft ist noch lange nicht abgeschlossen. Ich bin glücklich, weiter- hin ein Teil davon zu sein”, sagte er nach der Verlängerung. Der Erfolg gibt Kellermann recht: Nach dem zweiten Platz 2012 führte er “Das ist ein tolles Zeichen Wolfsburg ein Jahr später zum überraschenden Triple-Erfolg. Und auch wenn die “Wölfinnen” diese Saison aus dem Pokal ausgeschieden sind, für die Frauen-Bundesliga haben sie noch immer die Chance auf die Meis- terschaft und die Champions League. und ihre hohe Qualität. Deutsches Duell im Halbfinale? In der Champions League sorgen aber nicht nur Damit haben wir einen die Frauen aus Wolfsburg für Aufsehen. Turbi- ne Potsdam ist ebenfalls bis in das Viertelfinale weiteren wichtigen Schritt des Wettbewerbes vorgedrungen. Um dies zu erreichen, musste sich das Team um Spielma- cherin Julia Simic an Titelverteidiger Olympique gemacht.” Lyonnais messen – und schaffte die Sensation. “We made it!!! Stolz, in dieser Mannschaft zu DFB-Direktorin Steffi Jones sein”, jubilierte Simic nach dem Sieg auf ihrer Facebook-Seite. Und auch Patrice Lair, Head- coach der Französinnen, war beeindruckt von Potsdams Leistung. “Bei den Deutschen spürst du immer diesen unbändigen Siegeswillen! Das müssen meine Spielerinnen noch lernen.” Am 23. und 30. März will Turbine nun gegen den 14 T H E F I FA W E E K LY
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BLICK IN DIE LIGEN I N S I D E F A W o m e n ’s S u p e r L e a g u e Zwischen beiden Ligen gibt es einen Conti- Arsenal steht für den englischen Frauenfuss- nental Cup und, auch das ist neu, eine Auf- ball wie sonst nur der Kinofilm “Bend it Like Investitionen und Abstiegsregelung. Zum kommenden Jahr Beckham” und hat immerhin als einzige tauschen der Letzte der WSL und der Meister englische Mannschaft die Champions League allenthalben der WSL2 die Plätze. Unabhängig davon hat gewonnen. Das war 2007, als der Wettbewerb die FA dem Manchester City Women’s Foot- noch UEFA Women’s Cup hiess. Bei Arsenal Sven Goldmann ist Fussball ball Club ohne sportliche Qualifikation eine ist der Frauenfussball so etabliert, dass das experte beim “Tagesspiegel” in Wild Card für die WSL angeboten. Das war Team zu ausgewählten Anlässen im grossen Berlin. nicht ganz unumstritten, denn dafür wurden Emirates Stadium auflaufen darf. die traditionsreichen Doncaster Rover Belles Zum Kreis der Favoriten in die WSL 2 relegiert. Liverpool hingegen hatte die ersten beiden zählen die üblichen Verdäch- Spielzeiten in der WSL auf dem letzten Platz tigen. Liverpool und Arsenal – Chelsea ist Die Ladies aus Manchester gehen durchaus beendet. Daraufhin baute Trainer Matt Beard nicht ganz so hoch einzuschätzen, dafür ambitioniert in ihre Premieren-Saison. Im Tor die Mannschaft radikal um und verpflichtete mischt Manchester City jetzt ganz oben mit. steht künftig die von den Lincoln Ladies zehn neue Spielerinnen. Allerdings ist die lokale Konkurrenz von akquirierte englische Nationalspielerin Karen Manchester United gar nicht dabei, und dass Bardsley, die allerdings wegen eines Ermü- Es kamen unter anderem die Isländerin Notts County und Bristol Academy zu den dungsbruchs im Fuss erst einmal ausfällt. Katrin Omarsdottir, die Schwedin Louise Topteams gehören, zeigt auf, dass die FA Die Kommandos im Mittelfeld gibt die aus Fors, die Deutschen Corina Schröder und Women’s Super League (WSL) nicht bloss ein Everton verpflichtete Jill Scott, sie verfügt Nicole Rolser. Die überragende Spielerin der Abklatsch der Premier League ist. über die Erfahrung von 74 Länderspielen. Meistersaison aber war eine Engländerin, die Vom früheren Serienmeister Arsenal kam schon in schlechteren Zeiten das rote Trikot Die höchste Frauenliga Englands startet am Stephanie Houghton, die das neue Team als getragen hatte. Natasha Dowie schoss in 16. April in ihre vierte Saison. Wieder spielen Kapitänin anführt. 14 Spielen 13 Tore und bescherte Liverpool acht Teams mit Hin- und Rückrunde die das, worauf die Männer jetzt schon bald ein Meisterschaft aus, aber sonst hat sich einiges Wie hoch City einzuschätzen ist, wird sich Vierteljahrhundert warten. verändert. Die FA will den Frauenfussball gleich am ersten Spieltag zeigen, beim Gast- weiter voranbringen und investiert in den spiel im Halton Stadium von Widnes, wo die Die bislang letzte Meisterschaft des FC Liver- kommenden vier Jahren 3,5 Millionen Pfund Liverpool Ladies ihre Heimat gefunden haben. pool datiert aus dem Jahr 1990. Damals in die Liga. Zum ersten Mal gibt es als Unter- Es war schon eine kleine Sensation, als Liver- spielte Ian Rush noch an der Anfield Road, bau eine WSL 2, der zehn Klubs angehören, pool im vergangenen Herbst die neun Jahre und der Trainer hiess Kenny Dalglish. Er unter ihnen so prominente Name wie Sunder- währende Regentschaft der Arsenal Ladies wechselte sich im letzten Saisonspiel gegen land, Aston Villa und Watford. beendete. Coventry City selbst ein. Lange her. Å Getty Image Ambitioniert Arsenal gewann als einziges englisches Frauenteam den Champions-League-Titel. T H E F I FA W E E K LY 17
N a t i o n a l W o m e n ’s S o c c e r L e a g u e Die Zeit ist reif Sarah Steiner ist redaktionelle Mitarbeiterin bei The FIFA Weekly. Die USA sind zwar nicht wirklich für ihre Fussball- Leidenschaft berühmt, trotz- dem spielt der Frauenfussball dort eine wichti- ge Rolle. Diverse berühmte Spielerinnen wie Mia Hamm, Abby Wambach, Kristine Lilly oder Hope Solo stammen aus Amerika und stehen als Botschafterinnen für den Frauen- fussball. In den Colleges erfreut sich die Sportart grosser Beliebtheit (300 Teams), und auch die Liga wird mit Interesse verfolgt – ei- gentlich. Denn die Geschichte des amerikani- schen Liga-Frauenfussballs umfasst mehrere Kapitel. 2001 wurde die erste Profiliga ins Leben gerufen. Die Women’s United Soccer Associa- Euphorisch Das Team der Portland Thorns will in der neuen Saison seinen Titel erfolgreich verteidigen. tion (WUSA) wurde aber nach nur zwei Jahren wegen finanzieller Probleme wieder eingestellt. Ein speziell gegründetes Komitee zur Reorganisation des Frauenfussballs nahm mehrere Anläufe, um die WUSA wiederzube- wurden jedem Team Nationalspielerinnen aus klassespielerin, die unserer Offensive eine leben. Doch alle Versuche scheiterten. Ganz den unterstützenden Nationalverbänden neue Dimension verleihen wird”, so Seattles ähnlich erging es der Women’s Professional zugeteilt. Das Gehalt dieser Spielerinnen Trainerin Laura Harvey. Soccer (WPS): 2009 nahm die Liga den Be- übernehmen die Verbände, um die Kosten für trieb auf, drei Jahre später war auch dieses die Vereine im Rahmen zu halten. Wohin der Weg des amerikanischen Frauen- Projekt am Ende. fussballs führen wird, steht in den Sternen. Um eine Attraktion reicher ist die NWSL Doch die Voraussetzungen sind besser als in Im vergangenen Jahr folgte der nächste und diese Saison bestimmt. Weltfussballerin der Vergangenheit. Die Kinder der früheren bis anhin letzte Versuch, die Gründung der Nadine Angerer wird ab April zwischen den Profispielerinnen stehen in den Startlöchern, National Women’s Soccer League (NWSL). Die Pfosten des Meisters Portland Thorns stehen. um selber eine Karriere zu starten, die Topre- finanzielle Absicherung gilt als oberste “Es war schon immer mein Traum, in Amerika sultate der Frauen-Nationalmannschaft sowie Priorität. Die Liga wird aus diesem Grund von zu spielen”, sagte die Deutsche an der Ballon- die erfolgreiche Männerliga Major League den Fussballverbänden der USA, Kanada und d’Or-Gala, wo sie den Preis als beste Fussbal- Soccer haben zu einer grossen Akzeptanz des Mexiko unterstützt. Acht Mannschaften lerin 2013 entgegennahm. Doch nicht nur Fussballs geführt und eine breite Fanbasis nahmen an der ersten Ausgabe der Meister- Angerer wird die amerikanische Liga in der geschaffen. Und eines ist gewiss: Im Land des schaft teil, welche die Portland Thorns für neuen Saison bereichern. Auch die japanische Frauenfussballs ist es langsam, aber sicher sich entschied. Für die neue Saison, die am 12. Weltmeisterin Nahomi Kawasumi wechselt Zeit für eine erfolgreiche, finanziell auf April 2014 startet, wurde die Liga um das auf Leihbasis von INAC Kobe Leonessa zum gesunden Beinen stehende Profiliga. Å Team der Houston Dash erweitert. Im Januar US-Team Seattle Reign. “Naho ist eine Welt- Howard Smith / ISI / Corbis / Dukas / Urzula Striner “Es war schon immer mein Traum, in Amerika zu spielen.” 18 T H E F I FA W E E K LY
“Der Trend weist nach unten” Premier League Schweden Der Kampf der Favoriten Andrea Grünenfelder ist schwe- dische Autorin und Journalistin LdB Malmö, der Meister der letzten Saison, spiele) erwartet ein Kind. Kopparberg/Göte- und lebt in der Schweiz. wurde im Dezember 2013 in FC Rosengård borg FC hat zudem einige weitere wichtige umbenannt. Auch für die neue Saison gilt das Spielerinnen verloren, so dass in Bezug auf Am 13. April beginnt die neue Team wieder als Favorit. Experten erwarten die kommende Saison Unsicherheit besteht. Saison der schwedischen eine mindestens ebenso starke Mannschaft Allerdings hat man mit Stefan Rehn einen Frauenliga. Im Vorfeld gibt es einige klare wie in der vergangenen Saison, als man neuen Startrainer verplichtet, der als Spieler Favoriten – und einen interessanten Neuling 17 Siege aus 22 Partien errang. und als Coach mehrfach die schwedische mit grossen Ambitionen. Meisterschaft gewann. In seiner aktiven Zeit Der FC Rosengård startet mit einem Auswärts war er ein begnadeter Mittelfeldspieler, der In der vergangenen Saison stiegen die Gehäl- spiel bei Neuling AIK FF aus Stockholm, dem etwa für Everton und Lausanne spielte. Zuvor ter aller Spielerinnen erneut an. In den Vorjahreszweiten in der Elitettan (der zweiten war er Trainer der Männermannschaften von letzten fünf Jahren haben sich die Löhne schwedischen Frauenliga). Vizemeister Tyresö IFK Göteborg und Djurgårdens IF. Nach einer verdoppelt – und der Trend weist weiter nach FF hat ebenfalls Titelambitionen und beginnt Saison bei Jitex BK in der Damallsvenskan ist oben. Heute liegt das Durchschnittseinkom- mit einem Auswärtsspiel gegen Kristianstad er nun wieder in Göteborg. men einer Profifussballerin in Schweden bei DFF (im Vorjahr Neunter). 11 000 Kronen pro Monat (ca. 1230 Euro). Besonders interessant dürfte in dieser Saison Insgesamt konnte die Liga ihre Einnahmen Zuvor tritt Tyresö FF im März noch im Viertel- das Team von Neuling Eskilstuna United sein. 2012 um zwölf Prozent steigern und dieses finale der Champions League an. Der Klub Die Mannschaft, die letztes Jahr die Elitettan Niveau auch in der vergangenen Saison wird wahrscheinlich alle Topspielerinnen gewann, hat 200 Kleinsponsoren und einen halten. Trotz des gesteigerten Medien- und halten können. Unsicherheit besteht allerdings Hauptsponsor, der pro Saison 2,5 Millionen Sponsoreninteresses gelingt es der Damall in Bezug auf die drei Amerikanerinnen schwedische Kronen (rund 277 000 Euro) in svenskan allerdings auch weiterhin nicht, Christen Press, Whitney Engen und Meghan den Klub investiert. Zudem hat Eskilstuna mit genügend Zuschauer anzuziehen. Im Gegen- Klingenberg. Gerüchten zufolge werden die Sara Thunebro eine der besten schwedischen teil, der Trend weist nach unten. Die Besu- drei nach der Champions-League-Partie in die Verteidigerinnen verpflichtet. Thunebro kann cherzahlen in der Saison 2011 waren höher als USA zurückkehren. auf 105 Länderspiele und 300 Einsätze in der in den folgenden zwei Spielzeiten. Im letzten schwedischen Damallsvenskan sowie 70 Jahr wurde der Zuschauerrekord von 5361 Der letztjährige Tabellenvierte Kopparberg/ Spiele in Deutschland zurückblicken. Å Besuchern bei der Partie zwischen Linköping Göteborg FC muss während der gesamten FC (am Ende Tabellenvierter) gegen KIF Saison ohne Stina Segerström auskommen. Örebro (Fünfter) aufgestellt. Die erfahrene Innenverteidigerin (52 Länder- Favoritenrolle Meister FC Rosengård, ehemals LdB Malmö, mit der starken Sara Björk Gunnarsdottir (in Weiss). T H E F I FA W E E K LY 19
Vordenkerin Sundhage setzt als Trainerin Massstäbe – kontinentübergreifend. Bildbyrån 20 T H E F I FA W E E K LY
PIA SUNDHAGE Zweifache Olympiasiegerin, Welttrainerin des Jahres 2012. Pia Sundhage ist eine Ikone des Frauenfussballs. Im Interview prophezeit sie ihrem Sport eine grosse Zukunft und erklärt, weshalb sie kein Männerteam betreuen möchte. “Wir befinden uns in einem gewaltigen Entwicklungsprozess” Name Pia Sundhage Geburtsdatum, Geburtsort 13. Februar 1960, Ulricehamn (Schweden) In einem Artikel im “Svenska Dagbladet” war Ist der Fussball der Frauen eine andere Sport- Stationen als Spielerin unlängst zu lesen, dass der Fussball der Frauen art als derjenige der Männer? 1978 Falköpings KIK 1979–1981 Jitex BK bald den gleichen Stellenwert habe wie derjeni- Nein, es ist derselbe Sport. Es spielen elf 1982–1983 Östers Växjö ge der Männer. Teilen Sie diese Einschätzung? gegen elf mit den gleichen Regeln. Auch 1984 Jitex BK Pia Sundhage: Das ist schwer zu sagen. Taktik und Technik sind identisch. Wer aber 1985 Lazio Rom 1985 Stattena IF Was ich aber sicher weiss: Seit ich begonnen ein gleiches Spiel erwartet, liegt trotzdem 1985 Jitex BK habe Fussball zu spielen, ist extrem viel falsch. Das ist ähnlich wie im Theater. Wer 1986 Hammarby IF 1987–1989 Jitex BK passiert. Da war beispielsweise die WM 1999 mit einer falschen Erwartungshaltung eine 1990–1996 Hammarby IF in den USA, als der Frauenfussball erstmals Vorführung besucht, wird enttäuscht. 1975–1996 Nationalmannschaft Schweden zu einem Ereignis für die breiten Massen Stationen als Trainerin wurde. Damals kamen viele Zuschauer das Am Anfang des Frauenfussballs standen auch 1992–1994 Hammarby IF (Spielertrainerin) erste Mal mit Frauenfussball in Berührung. in Schweden männliche Ignoranz, ja sogar 1998–1999 Vallentuna BK (Co-Trainerin) Sie waren überrascht, dass Frauen auf diesem Spott und Hohn. Können Sie das heute noch 2000 AIK Solna (Co-Trainerin) Niveau spielen. Viele Zuschauer kamen nachvollziehen? 2001–2002 Philadelphia Charge (Co-Trainerin) 2003 Boston Breakers damals nicht nur wegen des Sports ins Es ist wirklich wie ein weit entfernter 2004 Kolbotn IL Stadion, sondern auch um ihre Solidarität Traum, wenn ich an meine ersten Spiele 2005–2006 KIF Örebro 2007 China (Co-Trainerin) mit der Frauenbewegung zu demonstrieren. zurückdenke. Ich war elf Jahre alt und spielte 2008–2012 USA Sie waren glücklich, dass sie Frauen Fussball mit den Jungs. Ich kann mich noch genau seit 2012 Schweden spielen sahen. erinnern: Ich nahm Anlauf, um einen Eckball Erfolge als Spielerin zu treten. An der Seitenlinie stand ein alter Europameister: 1984 Kann man Frauen- und Männer-Fussball Mann, der sagte: “Das schaffst du nicht – du Schwedischer Meister: 1979, 1981, 1984, 1989 Schwedischer Pokalsieger: 1981, 1984, 1994, 1995 überhaupt vergleichen? hast zu wenig Kraft, um den Ball hoch vors Algarve Cup Sieger: 1995 Nein, das wäre genau so ungerecht wie in Tor zu bringen.” Es war für ihn undenkbar, Torschützenkönigin der Damallsvenskan: 1982 und 1983 anderen Sportarten. Im Fussball kommt der dass ein Mädchen die Technik beherrscht. Er Erfolge als Trainerin Zeitfaktor dazu. Die Männer sind in ihrer musste seine Meinung rasch ändern. Vize-Weltmeister bei der Fußball-Weltmeister- Entwicklung viel weiter – weil sie früher schaft der Frauen: 2011 mit den USA begonnen haben, auf bessere Organisatio- Es hiess, Fussball sei nicht weiblich und könne Olympiasieger: 2008 und 2012 mit den USA Algarve Cup Sieger: 2008, 2010, 2011 mit den USA nen und Infrastrukturen zählen können und sogar körperliche Schäden bei Frauen verursa- WUSA Meister 2003 mehr Medieninteresse und finanzielle Mittel chen. War das die Angst der Männer vor der Auszeichnungen generieren. Es gibt aber definitiv Bereiche, in weiblichen Konkurrenz? Spielerin des Jahres in Schweden: 1981 denen der Frauenfussball weiter ist: Es war vor allem Unwissenheit. Anfäng- WUSA Trainerin des Jahres: 2003 Fair Play ist keine Floskel. Brutale Fouls, lich hörten wir: Mädchen können nicht FIFA Trainerin des Jahres im Frauenfussball: 2012 3. Platz bei der Wahl zur FIFA-Frauenfussballtrai- Zeitschinden oder Schwalben kommen bei Fussball spielen. Dann hiess es: Fussball sei nerin des Jahres: 2013 den Frauen viel weniger vor. für den weiblichen Körper ungesund. Dabei T H E F I FA W E E K LY 21
PIA SUNDHAGE Vorbild Sundhage gehört in Schweden zu den gefragtesten Sportpersönlichkeiten. Ausblick “Vor allem das Tempo wird in den nächsten 10 Jahren zunehmen.” Rückblick Als Sundhage ihre ersten Spiele bestritt, war der Frauenfussball von Vorurteilen und Missverständnissen umweht. waren diese Thesen völlig aus der Luft war der Norden den anderen Ländern so weit Dies bescherte dem Frauenfussball in den gegriffen. Beweise gab es keine. Aber die Leu- voraus? USA einen enormen Entwicklungsschub. Das te durften das einfach behaupten. Ich wollte Es liegt an der Stellung der Frau in diesen Zuschauerinteresse hinkte jedoch lange als Jugendliche Fussball spielen, weil ich Ländern. In Nordeuropa war man in dieser hinterher. Obwohl wir um alle wichtigen Titel Freude und Spass hatte – nicht um irgend- Beziehung immer sehr fortschrittlich. Des- mitspielten – 2008 und 2012 Olympiasieger etwas zu beweisen. Heute bin ich sehr dank- halb ging es auch im Fussball schneller. Zu wurden sowie 2011 im WM-Finale standen – bar, dass ich die Gelegenheit erhalten habe, Beginn der 1970er-Jahre setzte diese Entwick- kamen zu unseren Heimspielen anfänglich Fussball zu spielen. lung so richtig ein. Erstmals kamen Frauen nur 4000 Zuschauer. Heute hat sich das im grossen Stil zusammen, um Fussball zu geändert. Das Heimspiel gegen Kanada Ende Was war zuerst? Der Frauenfussball oder der spielen. Und viele realisierten: Das ist das Januar sahen 20 000 Fans. Der amerikanische Kampf um die Gleichberechtigung? schönste Spiel der Welt. Verband profitierte auch davon, dass er auf Das lief parallel. Für mich waren Fragen grossartige Botschafterinnen für den Fussball des Frauenrechtes damals noch kein Thema. Noch stärker etabliert ist der Frauenfussball in zählen kann. Spielerinnen wie Mia Hamm, Heute denke ich aber, dass man den Fussball den USA – dort gilt Soccer sogar als eigentli- Hope Solo oder Abby Wambach sind Aushän- mehr als Mittel zu diesem Zweck hätte einset- cher Frauensport … geschilder für die ganze Fussballbewegung. zen sollen. Beide Bewegungen hätten davon Wegweisend war ein Entwicklungs profitieren können. programm an den Universitäten, das vor- 2007 waren Sie als Co-Trainerin Ihrer Lands- Carl Sandin / Bildbyrån schrieb, dass den Frauen im Sport die glei- frau Marika Domanski-Lyfors bei der chinesi- Als Sie Ihre Karriere begannen, verbesserte chen finanziellen Mittel zur Verfügung stehen schen Auswahl engagiert – eine andere sich die Situation – zumindest in Schweden. wie den Männern. Und weil im Baseball und führende Nation … 1973 zählte der schwedische Verband schon American Football keine Frauen mitspielen, Das war tatsächlich ein ganz spezielles 10 000 lizenzierte Fussballerinnen. Weshalb floss überproportional viel Geld in den Soccer. Erlebnis. Wir sprachen kein Chinesisch und 22 T H E F I FA W E E K LY
PIA SUNDHAGE konnten nur via Dolmetscher mit den Spiele- Mittel in die Ausbildung zu stecken. Die Würden Sie sich zutrauen, ein Männerteam zu rinnen kommunizieren. Trotzdem wurden wir Mädchen und Frauen profitieren auf allen coachen? auch verstanden, wenn es hektisch wurde. Ebenen davon. Der Sport ist ein optimales Ich könnte es mir vorstellen. Aber ich Die Fussballsprache ist international. Kultu- Instrument zur Integration in die Gesellschaft möchte es nicht tun, nur um zu beweisen, rell war China ein grosses Abenteuer. Wir und Förderung des Selbstvertrauens. dass eine Frau das kann. Ausserdem ist das, erhielten vom V erband jede Unterstützung. was gerade im Frauenfussball abläuft, extrem Der Erfolg machte alles möglich, obwohl Gerade im Bereich des Coaching sind aber spannend. Wir befinden uns am Anfang eines China in Sachen Gleichberechtigung keine noch vergleichsweise wenige Frauen am Ruder. gewaltigen Entwicklungsprozesses. Das Vorreiterrolle spielt. Wie lässt sich das ändern? möchte ich auf keinen Fall verpassen. Es braucht ein klares Bekenntnis der Mittlerweile spielen fast 30 Millionen Frauen Verbände. Man muss in jeder Beziehung vom Wo steht der Frauenfussball in zehn Jahren? und Mädchen auf der ganzen Welt Fussball. alten Rollendenken abrücken. Ich kenne Mit der wachsenden Professionalität Gibt es ein Schlüsselereignis für diesen Ent- viele aktive und ehemalige Spielerinnen, die werden Niveau und Leistungsdichte weiter wicklungsschub? hervorragende Trainerinnen wären. Aber steigen – technisch, aber auch athletisch. Ich Das war zweifellos die Lancierung der man muss ihnen das Vertrauen schenken erwarte vor allem, dass das Tempo stark Weltmeisterschaft 1991. Es brachte enormen und eine Bewährungschance geben. Im zunimmt. Å Schwung in die Entwicklung und gab den Coaching-Bereich müssen Frauen und Verbänden einen Anlass, in den Frauenfuss- Männer vermehrt zusammenarbeiten. Die Mit Pia Sundhage sprach ball zu investieren. Ebenso wichtig ist, dass fähigsten Personen müssen in den optima- Thomas Renggli mittlerweile WM-Turniere auf allen Nach- len Rollen zum Einsatz kommen – egal, ob Bildbyrån wuchsstufen stattfinden. So werden die sie weiblichen oder männlichen Geschlech- Verbände motiviert, noch mehr Energie und tes sind. T H E F I FA W E E K LY 23
Photograph by Levon Biss with support from Umbro / RPM
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C O U N T D OW N K A N A DA 2015 → http://www.fifa.com/worldcup “Wir wollen den Titel” Die WM 2015 wird das grösste Turnier in der Geschichte des Frauenfuss- balls. Alleine die Eröffnung verspricht Spektakel. Edmonton versteht es, Sportfeste zu feiern. Alan Schweingruber M it Edmonton, der fünf- grössten Stadt Kanadas, verbindet der Sportfan in erster Linie grossartiges Eishockey und Canadian Football. Die Oilers ge- wannen alleine in den 80er-Jahren viermal den begehrten Stan- ley-Cup. Und die Eskimos errangen ab 1978 fünf Grey-Cup-Titel in Fol- ge. Edmonton, seit den Ölfunden 1947 zur Metropole avanciert, wird seitdem auch „City of Champions“ genannt. Nach 1991 wurde es ruhig um die Sporttriumphe in der Stadt. Die Menschen im Herzen Kanadas aber haben nicht vergessen, wie Sport- feste gefeiert werden. Im Jahr 2002 schaffte es Edmonton zu einer Mel- dung, die heute noch in sämtlichen Jugend-Sportschulen der Welt am Schwarzen Brett zu finden ist: Da- mals konnten 47 784 Zuschauer für das WM-Finale der U-19-Mädchen WM-Vorfreude Kanadas Karina Le Blanc und Teamkollegin Christine Sinclair (rechts) in Vancouver. mobilisiert werden. Bis heute haben nicht mehr so viele Menschen ein F IFA-Nachwuchsspiel live gesehen. Der Plan: 1,5 Millionen Besucher Dass der Titel damals per Golden Goal an die spricht dafür, dass das Turnier in Kanada traditionsgemäss mit von der Partie sein USA ging, ist zwölf Jahre danach fast zur Ne- neue Besucherrekorde verzeichnen wird. Pe- wird, wird in Edmonton gespielt. Die Offensi- bensache verkommen. “Das Erlebnis in Edmon- ter Montopoli, CEO des Nationalen Organisa- ve von Christine Sinclairs passt gut ins Bild: ton bleibt unvergessen”, sagt Christine Sinclair, tionskomitees sagt: „Wir wollen nach der “Wir wollen 2015 Weltmeister werden. Wir die damalige Torschützenkönigin. “Wir haben Männer-WM der bestbesuchte Fussballanlass sind bereit für diesen Titel.”Å uns seither entwickelt und 2012 ein grossarti- in der Geschichte werden. Unser Ziel ist es, ges Olympiaturnier gespielt. Der dritte Platz in dass insgesamt 1,5 Millionen Menschen zu London gibt uns Schwung für die WM 2015.” den Spielen kommen. “ Sinclair ist mittlerweile Kapitänin des Natio- nalteams und hält die wichtigsten Rekorde im Sinclair geht in die Offensive kanadischen Frauenfussball: Zehnfache „Spie- Noch dauert es 15 Monate bis das Spektakel lerin des Jahres“, 203 Einsätze für Kanada, 147 beginnt. Als Hauptprobe geht diesen Sommer Tore. „Die WM im eigenen Land wird zum Hö- die U20-WM in Edmonton, Toronto, Montreal Reuters / Andy Clark hepunkt meiner Karriere. So eine Chance und Moncton über die Bühne. Dann wird Ed- kommt nicht wieder.“ monton, die Ölhauptstadt Kanadas, zum Zen- Die siebte Frauen-WM wird zum ersten trum des Frauenfussballs. Das WM-Eröff- Mal mit 24 Nationen ausgetragen. Alles nungsspiel am 6. Juni 2015, bei dem Kanada T H E F I FA W E E K LY 27
6 JUNE – 5 JULY EDMONTON VANCOUVER WINNIPEG
Canada has hosted one edition of the Summer Olympics (Montreal 1976) and two Winter Olympics (Calgary 1988 and Vancouver 2010). The Canadian women’s team has participated in five out of six editions of the FIFA Women’s World Cup™, their best ranking being fourth in 2003. One year before the FIFA Women’s World Cup 2015™, Canada will also play host to the FIFA U-20 Women’s World Cup 2014. Canada will be the first country to host this tournament twice after staging the first edition in 2002 when they finished as runners-up. Toronto is the only FIFA U-20 Women’s World Cup stadium that will not host the senior event in 2015. The Canadian Soccer Association celebrated its centenary in 2012. Christine Sinclair scored ten goals in one edition of the FIFA U-19 Women’s World Championship in 2002, the tournament that is now called the FIFA U-20 Women’s World Cup. Former FIFA referee Sonia Denoncourt from Canada has refereed the second highest number of matches in the FIFA Women’s World Cup™ with a total of nine. The number of teams participating in the FIFA Women’s World Cup™ will increase from 16 to 24 in 2015. In 1991 and 1995, there were just 12. In Mexico in 2010, Canada won the CONCACAF Women’s Championship for the second time. Alexander Graham Bell was an eminent scientist, inventor, engineer and innovator who is credited with inventing the first practical telephone. The Royal Canadian Mounted Police (RCMP), known around the world as The Mounties, is a federal police force for Canada. Even though the RCMP is a modern policing body, the scarlet tunic and the black horse remain an important part of the force’s traditions and form part of Canada’s national identity, as seen in MONCTON the popular Musical Ride ceremony. Inuksuit are stone landmarks or cairns built primarily by the Inuit in the Arctic region of Canada. They vary greatly in shape, colour, size and how they are constructed and each one has some form of meaning. They have also been used in the past by Inuit in the Arctic region to divert caribou to a wider part of a river or lake for hunting purposes. The word inukshuk means “in the likeness of a human”. Inuit Heritage Trust MONTREAL Totem poles are monumental sculptures carved from large trees, mostly Western Red Cedar, by indigenous peoples of the Pacific coast of North America. The word totem means “kinship group”. Tidal Bores are natural phenomena caused here by the surging Bay of Fundy tides which are the highest in the world. The higher OTTAWA waters in the bay cause the water in the placid Petitcodiac River to roll back upstream in one wave. Tidal bore activity occurs twice daily and waves range in height from 3cm to 60cm. Trees have a commercial, environmental and aesthetic importance to Canadians. Maples sustain the maple sugar industry, help to beautify the landscape and contribute valuable wood products. The maple tree was officially recognised as Canada’s arboreal emblem in 1996. On 15 February, 1965, the red maple leaf flag was inaugurated as the national flag of Canada making it one of the most prominent Canadian symbols. Live Your Goals is FIFA’s long-term commitment to support women’s football worldwide and encourage more young women and girls to participate in the sport. @FIFAWWC facebook.com/fifawomensworldcup © FIFA 2014 Editorial deadline: March 2014 Images © Getty Images
DEBAT T E Der Frauenfussball ist auf Kurs Nachwuchshoffnungen Immer mehr Mädchen zieht es zum Fussball – wie hier an einer Sportschule in Potsdam. Wo steht der Frauen- Rechnung zu machen. Die Frauen stahlen den Fairness ein fester Wert Männern die Show. So kam der denkwürdige Trotz des zeitlichen Rückstandes in der fussball in zehn Jah- Tag im Jahr 1922 – 19 Tage vor Weihnachten – Geschichte gibt es Bereiche, in denen die Frau- ren? Die Entwicklung als die Football Association den hilflosen Ent- en den Männern einen Schritt voraus sind. scheid traf, Frauenfussball in England einfach Frauenfussball besticht nicht nur durch Quali- befindet sich in ihrer zu verbieten. Belgien und etwas später auch tät, sondern auch durch Fairness. Wer sich ein spannendsten Phase. Deutschland taten es den Briten gleich. Spiel über 90 Minuten anschaut, wird schnell merken, dass selten Zeit geschunden wird. Glorreiche Rückkehr Auch harte Fouls finden selten statt. Schwalben Alan Schweingruber und Xavier Breuil Wenn man sich heute die Frage stellt, wo der sind tabu. “Fair Play ist im Frauenfussball kei- Frauenfussball in zehn Jahren steht, also 2024, ne Floskel”, sagt Welttrainerin Pia Sundhage im Es ist zu bezweifeln, dass James Brown s eine muss auch die wundersame Auferstehung in Interview auf Seite 20. Headline zu “It‘s a Man’s Man’s Man’s World” den Sechzigerjahren miteinbezogen werden. Die Meinungen über James Browns 1966 nochmals umgeschrieben hätte. Sein Mit Mut und Engagement drängte die einst ab- A nsichten gehen heute noch auseinander. Mit chauvinistischer Titel brachte der Soul-Legen- gemurkste Sportart in die Männerwelt zurück. seiner Zusatzschleife im Song 1966 (oder war es de Millionen ein. Aber schon die Geschehnisse 1969 und 1970 anerkannten Deutschland, die Pointe?) hat er den Dreh aber gefunden: “It 45 Jahre vor seinem Welthit hätten ihm zu den- Schweden und Frankreich den Frauenfussball wouldn’t be nothing, nothing without a woman ken geben müssen. Da befand sich der engli- wieder offiziell. Der Durchbruch folgte in den or a girl!” Å sche Frauenfussball gerade in einer prächtigen Neunzigerjahren mit der Erstaustragung der Entwicklung, verzeichnete bei der Liverpooler Weltmeisterschaft (1991) und dem Spektakel Benefiz-Partie zwischen den Dick Kerr Ladies mit 660 000 Zauschauern acht Jahre später in (Werksteam des Lokomotiv-Fabrikanten Dick den USA. Heute befindet sich der Frauenfuss- Die Weekly-Debatte. Kerr) und Saint Helen sagenhafte 53 000 Zu- ball vielleicht in seiner wichtigsten Entwick- Was brennt Ihnen unter den Nägeln? schauer. Der ansehnliche Stil und die Eleganz lungsphase. Fundamentale Erfahrungen sind Über welche Themen wollen Sie der Frauen auf dem Fussballfeld schien dem gemacht, die Akzeptanz ist vorhanden. Es rei- diskutieren? Ihre Vorschläge an: AFP a nderen Geschlecht einen Strich durch die fen Technik, Taktik und Athletik. feedback-theweekly@fifa.org 30 T H E F I FA W E E K LY
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