Neuer Förderaufruf Projektskizze einreichen bis 01.06.2022 - Forschungseinblicke und Informationen zur Forschungsförderung

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Neuer Förderaufruf Projektskizze einreichen bis 01.06.2022 - Forschungseinblicke und Informationen zur Forschungsförderung
Neuer
Förderaufruf
Projektskizze
einreichen
bis 01.06.2022

    Forschungseinblicke     Bauen im Klimawandel,
    und Informationen zur   Material, Ressourcen, Prozesse,
    Forschungsförderung     experimentelles Bauen

                                                          ZUKUNFT BAU   1
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Inhalt
                                                                                 08
                                                                                                Bodengebundene Fassadenbegrünungen

03   Mehr als Potenziale –
     Forschung für eine neue Praxis

04   Die Zukunft Bau Forschungsförderung

06   Bauen im Klimawandel

                                                                                                                                               © Susanne Herfort
10   Aus der Forschung für die Praxis
     Zukunft Bau Forschungsprojekte

18   Ausblick: Zukunft Bau Pop-up Campus
     Temporäre Plattform für experimentelles
     Bauen
                                                                                 Zellulose als Umwandler von Sonnenenergie
19   Handlungsempfehlungen Variowohnungen
     Gespräch mit Professorin
     Dr.-Ing. Uta Pottgiesser von der
     Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe
20   Rückblick: Zukunft Bau Kongress 2021
     BAUWENDE: klimabewusst erhalten,
     erneuern, bauen

22   Zukunft Bau
     Veröffentlichungen aus dem BBSR

                                                                                                                                        © Desy/Christian Schmidt
                                                                                                                             12
23   Impressum

16                     Neubau aus Rückbau                                                                   Zukunft Bau Pop-up Campus

                                                                                              POP-UP
                                               © ARGE agn-heimspielarchitekten

                                                                                             CAMPUS

                                                                                 18
                                                                                                                                                © BBSR

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Mehr als Potenziale –
 Forschung für eine neue Praxis

Die Vermeidung der Erderwärmung ist die
aktuell wohl wichtigste Menschheitsaufga-
be. Deutschland hat sich international und                  Zukunft Bau hat in den letzten
national zur Klimaneutralität verpflichtet. Die             ​Jahren erheblich dazu beigetragen, den syste-
Herausforderung ist nun, die gesetzten Ziele                 mischen und sektorenübergreifenden Ansatz
möglichst schnell und effizient zu erreichen.                zur Reduktion der Treibhausgase im Handlungs-
Gleichzeitig müssen wir Klimaanpassungsmaß-
                                                             feld Gebäude wissenschaftlich zu begleiten.
nahmen vornehmen. Der Gebäudebereich hat
hier umfassend beizutragen. In den letzten
Jahrzehnten wurden im Gebäudesektor für den
Klimaschutz anwachsende Anstrengungen mit            werden, andererseits muss eine möglichst
erheblichem Mitteleinsatz sowohl auf privater        umfassende Umstellung der Versorgung der
als auch auf staatlicher Seite (Fördermittel)        rund 19 Millionen Wohn- und rund 3,5 Millionen
unternommen. Seit 1990 konnten damit die CO2-        Nichtwohngebäude auf eine dekarbonisierte
Emissionen um rund 43 Prozent abgesenkt              Energieversorgung gelingen. Doch diese
werden. Mit dem Bundes-Klimaschutzgesetz             sektorale Betrachtungsweise verhindert den
wurden die Klima- und Sektorziele Deutschlands       Blick auf die weitaus umfassenderen Potenziale
im Jahr 2019 erstmals in einem Gesetz verbind-       des Handlungsfelds Gebäude, zur Treibhausgas-
lich geregelt und 2021 verschärft. Das Klimaziel     minderung beizutragen, da dem Gebäudesektor
2030 von 67 Millionen Tonnen CO2 wird mit dem        lediglich die direkten Emissionen in der Phase
derzeitigen Maßnahmenset jedoch wahrschein-          des Betriebs zugerechnet werden, also im
lich verfehlt. Zur erforderlichen umfassenden        Wesentlichen die Verbrennung fossiler Brenn-
Senkung der Emissionen muss einerseits die           stoffe zu Zwecken der Gebäudebeheizung und
Effizienz der Gebäude deutlich gesteigert            der Trinkwassererwärmung. Demgegenüber
                                                     setzt die Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie mit
                                                     einem über die Betriebsphase hinausreichenden
                                                     und damit deutlich weiteren Blickwinkel an. Sie
                                                     fordert eine Begrenzung der im Lebenszyklus
                                 © Mo Wuestenhagen

                                                     von Gebäuden verursachten Treibhausgasemis-
                                                     sionen und, damit verbunden, auch eine
                                                     verbesserte Ressourceneffizienz. Verursacht
                                                     werden circa 40 Prozent der nationalen
              Z U R P E R SO N                       Treibhausgasemissionen durch Nachfrage aus
           Als technischer Regie-                    dem Gebäudebereich. Das geht von der
          rungsdirektor leitet der                   Herstellung von Baustoffen über den Strom-
            Bauingenieur André                       und Fernwärmebedarf bis zum Abbruch.
        Hempel das Referat BW I 5                    Zukunft Bau hat in den letzten Jahren erheblich
         im Bundesministerium für                    dazu beigetragen, den systemischen und
        Wohnen, Stadtentwicklung                     sektorenübergreifenden Ansatz zur Reduktion
           und Bauwesen, das für
                                                     der Treibhausgase im Handlungsfeld Gebäude
          nachhaltiges Bauen und
        Bauforschung zuständig ist.                  wissenschaftlich zu begleiten. Dazu kommen in
                                                     den nächsten Jahren weitere Aufgaben, um eine
                                                     echte Bauwende zu initiieren.

                                                                                                         3
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Zu kunf t B au Fors c h u n gsfö rde r u n g

		 Zukunft Bau Förderaufruf
   Neue Impulse für Planung und Baupraxis

                                                      Ein zentrales Anliegen von Zukunft Bau ist es, die
   Das Bauen steht an einem                           gewonnenen Erkenntnisse und Impulse in die Praxis
   Wendepunkt. Nicht zuletzt zeigen                   zu tragen und damit die Bauwende als Gemein-
   die Ereignisse der jüngsten                        schaftsaufgabe von Forschung, Praxis und Politik
   Vergangenheit – wie das bemer-
                                                      aktiv voranzutreiben.
   kenswerte Urteil des Bundesverfas-
   sungsgerichtes zur Erreichung der
   Klimaziele, die Flutkatastrophe im
   Sommer in Deutschland oder              Ein derartiges Umdenken ist in          Die Zukunft Bau Forschungsförderung
   zunehmende Ressourcen- und              einem Bereich, der sich durch
   Fachkräfteknappheiten –, dass           Traditionalismus und gleichzeitig       Sie interessieren sich für Innovationen im
   bloße Effizienzsteigerung und           hohe Komplexität auszeichnet, alles     Hochbau oder aktuelle Forschungsergebnis-
   Optimierung bestehender Struktu-        andere als leicht. Genau hier setzt     se im Bereich des Bauens? Sie forschen in
   ren nicht mehr ausreichen, um das       die Zukunft-Bau-Forschungsförde-        Architektur, Ingenieurwesen oder anderen
   Bauwesen klima- und generatio-          rung als das Bundesprogramm im          Bereichen des Planens und Bauens von
   nengerecht auszurichten. Vielmehr       Bereich der Architektur- und            Gebäuden? Wir geben Ihnen gerne einen
   stellt sich die Frage, was wir heute    Bauforschung an. Zukunft Bau            Überblick über die Fördermöglichkeiten und
   verändern können, welche Konven-        fördert die Entwicklung neuer           Informationswege im Rahmen der Zukunft
   tionen oder Regularien wir über-        Ansätze und dient als Wissensquel-      Bau Forschungsförderung!
   denken oder gar aufgeben müssen,        le. Dabei werden in interdisziplinä-
   um eine neue Ausrichtung des            ren Teams und unter Einbeziehung        Was ist Zukunft Bau?
   (Um-)Bauens zu schaffen.                der Praxis sowohl spezifische
                                           Themen wie Materialentwicklungen        Zukunft Bau fördert als wichtige Institution
                                           mit nachwachsenden Rohstoffen           der deutschen Architektur- und Baufor-
                                           oder Rezyklaten als auch systemi-       schungslandschaft Forschungsprojekte,
                                           sche Fragestellungen, z. B. zum         vernetzt Forschende und stärkt den Innovati-
                                           Umgang mit dem Bestand,                 ons- und Wissenstransfer in die Bauwelt.
                                           erforscht. Ein zentrales Anliegen       Durchgeführt wird das Innovationsprogramm
                            © Blende11

                                           von Zukunft Bau ist es, die gewon-      im Auftrag des Bundesministeriums für
                                           nenen Erkenntnisse und Impulse in       Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen
                                           die Praxis zu tragen und damit die      vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und
             ZUR P ERSO N
                                           Bauwende als Gemeinschaftsauf-          Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für
          Die Architektin Helga            gabe von Forschung, Praxis und          Bauwesen und Raumordnung (BBR).
         Kühnhenrich leitet das            Politik aktiv voranzutreiben. Mit       Ministerium und BBSR unterstützen hiermit
          Referat Forschung im             Zukunft Bau stehen allen Interes-       aktiv den Klimaschutz, die Energie- und
       Bauwesen im Bundesinstitut
                                           sierten ein weitreichendes, interdis-   Ressourceneffizienz, das bezahlbare Bauen,
           für Bau-, Stadt- und
       Raumforschung (BBSR), das
                                           ziplinäres Netzwerk und ein             die Gestaltungsqualitäten im (städte-)
         für die Umsetzung der             reichhaltiger Wissensspeicher zur       baulichen Kontext sowie die Bewältigung des
       Zukunft Bau Forschungsför-          Verfügung. Wir laden Sie herzlich       demografischen Wandels. Übergeordnetes
        derung verantwortlich ist.         ein, dieses Wissen und die Kontakte     Ziel ist, eine nachhaltige Entwicklung des
                                           zu nutzen!                              Gebäudebereichs zu befördern.

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Was wird gefördert?                         über aktuelle Veranstaltungen und          www.zukunftbau.de stehen ab diesem
                                            Kongresse informiert. Abonnieren Sie       Zeitpunkt alle nötigen Informationen und
Gefördert werden wissenschaftlich           den Newsletter einfach über:               Dokumente zur Verfügung.
fundierte Forschungs- und Entwick-          www.zukunftbau.de
lungsleistungen in der angewandten
Gebäudeforschung. An Projekten, die         An wen richtet sich die Förderung?
Innovationen in den Bereichen Bauwe-        Wer kann gefördert werden?                       A N W E N KA NN I C H MI C H
sen, Architektur sowie Bau- und                                                               BE I F RAG E N W E ND E N ?
Wohnungswirtschaft erwarten lassen,         Für die Förderung eines Forschungspro-        Bei allgemeinen Fragen rund um die
besteht ein erhebliches Bundesinteresse.    jekts können sich Einrichtungen für            Antragstellung können Sie sich an
Im Förderaufruf werden hierzu Themen-       Forschung und Wissensverbreitung                das Beratungstelefon wenden:
schwerpunkte genannt. Darüber hinaus        (z. B. Universitäten und Hochschulen)               Tel.: +49 228 99401-1616
ist die Zukunft Bau Forschungsförde-        sowie Unternehmen (kleine, mittlere,
rung offen für alle Themen, die einen       sonstige Unternehmen, Büros etc.)
Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung        bewerben. Möglich sind auch For-
des Bauwesens leisten und ein öffentli-     schungsverbünde beziehungsweise            Forschungsergebnisse nutzen
ches Interesse bedienen. Gefördert          Kooperationen mehrerer Forschungs-
werden Projekte der angewandten             partner. Zum Zeitpunkt der Auszahlung      Ein zentrales Anliegen von Zukunft Bau
Forschung, im Grundlagenbereich sowie       einer gewährten Zuwendung muss der         ist es, den Transfer von Forschungsergeb-
im industriellen Forschungsbereich.         Antragsteller über eine Betriebsstätte     nissen in die Praxis zu befördern und
Dabei werden wissenschaftliche Leistun-     oder Niederlassung in der Bundesrepub-     damit die Innovationskraft des Bauwe-
gen unterstützt. Eine Förderung von         lik Deutschland verfügen.                  sens zu stärken. Verbindlicher Bestandteil
(Bau-)Investitionen ist nicht möglich.                                                 jedes geförderten Projekts ist die
                                            Wie ist der Weg zur Förderung?             Erstellung eines wissenschaftlichen
Wie/Wo kann ich mich über die               Wie läuft das Antragsverfahren ab?         Forschungsberichts, der der Öffentlich-
Forschungsergebnisse beziehungs-                                                       keit nach Projektabschluss zur Verfügung
weise laufende Forschungsprojekte           Das Verfahren ist zweistufig aufgebaut.    gestellt wird. Je nach Forschungskatego-
informieren?                                                                           rie bietet Zukunft Bau darüber hinaus
                                            Stufe 1 (Projektskizze): Nach Veröffent-   zahlreiche weitere Formate zur Verbrei-
Die Zukunft Bau Forschungsförderung         lichung des Förderaufrufs wird das         tung der Forschungsergebnisse an.
bietet eine Plattform, um innovative        Onlineverfahren auf www.zukunftbau.de
Ansätze zu konzipieren, zu erproben         freigeschaltet und es kann bis zum
und zu vermitteln sowie die Zukunft des     01.06.2022 eine Projektskizze für das
Bauens mit der Fachöffentlichkeit zu        geplante Forschungsprojekt eingereicht         Informieren Sie sich über die
                                                                                         Möglichkeiten und abonnieren Sie
diskutieren. Auf der Webseite               werden.
                                                                                              unseren Newsletter auf:
www.zukunftbau.de informieren wir Sie
                                                                                                www.zukunftbau.de
über die aktuelle Forschung und             Stufe 2 (Zuwendungsantrag): Wird das
Fördermöglichkeiten. Hier finden Sie        skizzierte Projekt für eine Förderung
auch alle Hinweise zur Antragstellung       ausgewählt, erhalten die Antragstellen-
und Bearbeitung von bewilligten             den die Aufforderung, einen detaillier-
Projekten.                                  ten, förmlichen Zuwendungsantrag
                                            einzureichen.
Unter dem Stichwort Publikationen
stehen für Sie die Zukunft Bau-Veröf-       Ab wann kann ich einen Antrag ein-
fentlichungen des Bundesbauministe-         reichen?
riums und des BBSR zum Download
oder zur Bestellung in Papierform bereit.   Die neue Förderrunde startet voraus-
Über den Newsletter bleiben Sie stets       sichtlich am 15.02.2022. Auf der Website

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Neuer Förderaufruf Projektskizze einreichen bis 01.06.2022 - Forschungseinblicke und Informationen zur Forschungsförderung
Zu kunf t B au D i s ku rs

		 Bauen im Klimawandel

                                                                                                   A
                                         E XKU R S                                                            us dem Bereich der Klimafor-
                                                                                                              schung liegen seit vielen Jahren
                         City Climate Canopies                                                                Erkenntnisse zur globalen Kli-
                                                                                                   maerwärmung vor. Nicht nur extreme
                                                                                                   Wetterereignisse nehmen in ihrer Intensi-
                                                                                                   tät und Häufigkeit, aber auch in ihrem
                                                                                                   Schadensausmaß, zu. Im Rahmen der
                                                                                                   Deutschen Anpassungsstrategie an den
                                                                                                   Klimawandel (DAS) werden im Teilbe-
                                                                                                   reich Bauwesen die aktuellen Klimafolgen
                                                                                                   wie Hitze, Starkregen, Hochwasser, aber
                                                                                                   auch Sturm und Tornados mit ihren Aus-
                                                                                                   wirkungen auf das Bauwesen betrachtet;
                                                                                                   auch die Veröffentlichung des Weltklima-
                                                                                                   rates IPCC bestätigt diesen Zusammen-
                                                                                                   hang.
                                                                               © Ata Chokhachian

                                                                                                      Wie also müssen Bauwerke heute be-
       FORSCHUNGSINSTI T U T ION
                                                                                                   schaffen sein, um dem Klimawandel und
       Universität Kassel, Fachbereich                                                             seinen direkten Folgen zu begegnen? Mit
       Tragwerksentwurf (TWE)
                                                                                                   dieser Fragestellung müssen sich nicht nur
       Technische Universität München,                                                             die Gesellschaft, der Gesetzgeber, sondern
       Lehrstuhl für Gebäudetechnolo-
                                             Die verschärfte klimatische Situation                 auch die planenden Berufe verstärkt aus-
       gie und klimagerechtes Bauen
                                             bildet den Ausgangspunkt für die Frage,               einandersetzen. Alle stehen in der Verant-
       PR OJEKTLEITUNG
                                             ob und wie das Stadtklima, und im                     wortung, sich intensiver als in der Vergan-
       Prof. Dr.-Ing. Julian Lienhard,       Speziellen die Vermeidung von Hitze-                  genheit mit den Auswirkungen extremer
       Prof. Dipl.-Ing. Thomas Auer          inseln (Urban Heat Island – UHI), mit                 Wetterereignisse auseinanderzusetzen und
       PR OJEKTM ITARBEIT                    punktuellen architektonischen Maßnah-                 mögliche Risiken bereits vorausschauend
       M.Sc. Liu Dongyuan,                   men verbessert und beeinflusst werden                 in den Blick zu nehmen. Bauen für den
       M.Sc. Ata Chokhachian,                kann. Erkenntnisse aus lokalen Lowtech-               Klimawandel ist eine Querschnittsaufgabe,
       M.Sc. Gregor Grünkorn                 Lösungen aus verschiedenen dicht                      die diverse Politikfelder betrifft. Ihre Be-
                                             besiedelten Regionen werden im                        wältigung benötigt daher auch adäquates
          Forschungsprojekt übertragen, um die zunehmend auch in Europa                            Querschnittsdenken. Dieses Wissen zu
          auftretenden Hitzeinseln mit architektonischen Eingriffen in den städti-                 Klimafolgen und Anpassung an den Kli-
          schen Raum zu regulieren. Die Entwicklung von City Climate Canopies (C³)                 mawandel stärker aus der Forschung für
          erzeugt stadträumliche, gesellschaftlich-soziale und klimatische Mehrwerte               die Praxis zu bündeln, ist Aufgabe der For-
          – im kleinen Maßstab, aber mit größtmöglicher Wirkung. Konkret handelt                   schung von BBSR und Zukunft Bau. Hier
          es sich dabei um leichte, klimaadaptive und flexible Membranüberdachun-                  werden die Schnittstellen und Abhängig-
          gen, die durch ihre reflektierende Wirkung Hitzeinseln entgegenwirken,                   keiten zwischen den unterschiedlichen
          Schatten spenden und urbane (Begegnungs- und Nutz-)Räume erhalten                        Ebenen Bau, Stadt und Raum mit ihren
          und schaffen. So werden moderne Methoden der Klimaanalyse verbunden                      jeweils komplexen Logiken der Akteure
          und es wird ein Interpretationsspielraum für Lowtech-Ansätze geschaffen.                 und Rahmenbedingungen aus einer ganz-
                                                                                                   heitlichen Perspektive betrachtet.

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Neuer Förderaufruf Projektskizze einreichen bis 01.06.2022 - Forschungseinblicke und Informationen zur Forschungsförderung
K l i m a s c h u t z u n d K l i m a a n p a ss u n g       sich ergänzende Herangehensweisen der      Deutschland beitragen kann, denn der-
                                                             Klimastrategie. Beide müssen im Sinne      zeit sind Gebäude noch für bis zu 40 Pro-
Die sich ändernden Prognosen zu den                          des nachhaltigen Bauens zusammen ge-       zent der nationalen Treibhausgasemissio-
Folgen des Klimawandels müssen heute                         dacht werden, denn ohne die konsequen-     nen verantwortlich. Städte und Regionen
schon für morgen Berücksichtigung fin-                       te Verfolgung von Klimaschutzzielen        werden sich wandeln, um bis 2045 einen
den. Nachhaltigkeit kann eine Doppel-                        nimmt der Anpassungsbedarf noch mehr       nahezu klimaneutralen Gebäudebestand
strategie sein, um zum einen über die                        zu. Viele Planungsfragen und -lösungen,    zu erreichen. Es ist an der Zeit, das Klima-
Umsetzung eines umwelt- und klimage-                         die nun unter dem Begriff klimaange-       angepasste Bauen ganzheitlich als ein
rechten Bauens die negativen Wirkungen                       passtes Bauen zusammengefasst werden,      System zu denken. Denn Anpassung soll-
auf das Klima zu minimieren, und zum                         wurden bislang einzeln und vor allem       te viel mehr sein als „nur“ Objektschutz.
anderen Gebäude an den Klimawande                            nicht unter dem Aspekt erhöhter Gefähr-    Robuste, gut geplante Gebäude können
anzupassenl, die Schäden an den Gebäu-                       dung betrachtet. Der Fokus Klimaschutz     am Ende sogar Anpassungsdruck abmil-
den so gering wie möglich zu halten. Kli-                    blickt darauf, wie der Gebäudesektor       dern. Lokale Umwelt- und Klimapoten-
maschutz und Klimaanpassung sind zwei                        maß gebl i ch z u m K l i mas chut z i n   ziale müssen verstanden und genutzt
                                                                                                        werden. Nur so können Klimaanpassung
                                                                                                        und Klimaschutz Hand in Hand gelingen.
                                                                                                        Bautechnische Lösungen und innovative
                                                         E X KU R S                                     Bauprodukte sind weitreichend vorhan-
                                                                                                        den.
                      KLIBAU – Weiterentwicklung
                                                                                                                  M a ß st a b Q u a r t i e r
                      des klimaangepassten Bauens
                                                                                                        In Deutschland sind die meisten Gebäude
  Das Bauwesen muss auf die Verände-                                                                    bereits gebaut. Die Auswirkungen extre-
                                                 FO R SC H U N G S I N ST I T U T I O N
  rungen im Zuge des Klimawandels                                                                       mer Wetterereignisse spüren die Men-
  reagieren. Das klimaangepasste Bauen           Werner Sobek Green                                     schen besonders in dicht bebauten, inner-
  betrachtet darüber hinaus auch die             Technologies GmbH                                      städtischen Quartieren und Ortsteilzen-
  Auswirkungen der gewählten                     ProOkios                                               tren. Und gerade hier wird weiter
  Konstruktionen auf die lokale und              Hochschule Augsburg                                    nachverdichtet. Zur Erhöhung der Wi-
  globale Umwelt. Die Forschungsarbeit                                                                  derstandsfähigkeit und zur Minderung
                                                 CST CumSolTec GmbH
  zeigt die einzelnen Vulnerabilitäten                                                                  von Folgeschäden müssen sich Städte
  der baulichen Infrastruktur gegenüber                                                                 deshalb auf Wetterextreme vorbereiten.
  den verschiedenen Folgen des Klimawandels und bautechnische Lösungsan-                                Klimaanpassung stellt die Kommunen
  sätze hierfür auf. Die im Projekt betrachteten Klima- und Umweltpotenziale sind                       gerade in bestehenden Stadtquartieren
  auf Bauteilebene die Reduktion des Treibhauspotenzials, die Einsparung grauer                         vor deutlich größere Herausforderungen
  Energie und die sortenreine Rückbaubarkeit. Auf der Umweltebene werden                                als bei der Neuplanung. Anpassungen in
  Maßnahmen zum Schutz vor Klimaereignissen wie Starkregen und Hochwasser,                              gebauten Strukturen sind aufwendig, die
  Verbesserung des Mikroklimas durch Gebäudebegrünung sowie die Erhöhung                                Eigentümer- und Nutzerstrukturen viel-
  von Biodiversität und Reduzierung der Schadstoffbelastung der Luft durch                              fältig und die Veränderungsmöglichkei-
  Bepflanzung überprüft. Ein Handlungsleitfaden fasst die Erkenntnisse zusam-                           ten durch Planungsinstrumente be-
  men und bietet ein Konzept, mit dem das klimaangepasste Bauen einfach und                             schränkt. Um die Qualität des Lebens-
  effizient umgesetzt werden kann.                                                                      und Wohnumfelds zu erhalten und

                                                                                                                                                  7
Neuer Förderaufruf Projektskizze einreichen bis 01.06.2022 - Forschungseinblicke und Informationen zur Forschungsförderung
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Klimarisiken vorzubeugen, müssen Stadt-     Gebäuden, sondern auch um klimaange-                       ereignissen, wie etwa überdurchschnitt-
planer die künftigen Effekte des Klima-     passte im Freiraum.                                        lich heiße Tage, Stürme oder Starkregen,
wandels berücksichtigen. Urbane Räume                                                                  in Deutschland wird Städte und Gebäude
sind hochkomplexe Strukturen, die sich               M a ß stab G eb äud e                             und deren Entwicklung, Anpassungs-
gegenseitig beeinflussen und deren Ge-                                                                 und Widerstandsfähigkeit zunehmend
samtwirkung nur so gut ist wie ihre Ein-    Die Resilienz des Gebäudebestands ist im                   vor bislang ungekannte Anforderungen
zelteile auf Gebäudeebene. Beim klima-      Hinblick auf das sich wandelnde Klima                      stellen. Wie kann also die Resilienz von
resilienten Stadtumbau geht es aber nicht   von substanzieller Bedeutung. Die prog-                    Neubauten klug umgesetzt werden und
nur um bautechnische Maßnahmen an           nostizierte Zunahme von Extremwetter-                      die Anpassungsfähigkeit von Bestands-
                                                                                                       gebäuden erkannt, genutzt und erhöht
                                                                                                       werden? Da Gebäude für eine lange Zeit
                                                                                                       errichtet werden, müssen wir jetzt schon
                                      E XKU R S                                                        in die Zukunft schauen und entsprechend
                                                                                                       planen und bauen, auch um Quer-
    Bodengebundene Fassadenbegrünungen                                                                 schnittsthemen wie Nachhaltigkeit, Bar-
                                                                                                       rierefreiheit und die Senkung der Bau-
                                                                                                       kosten gleich mitdenken zu können. Die
                                                                                                       Forschung unterstreicht die herausgeho-
                                                                                                       bene Bedeutung des Gebäudebereiches
                                                                                                       und kann somit die Diskussion unter-
                                                                                                       stützen, mit welchen Maßnahmen in wel-
                                                                                                       chen Bereichen die deutlichsten Fort-
                                                                                   © Susanne Herfort

                                                                                                       schritte erzielt werden können.

                                                                                                               Frei raum /Stad tg rün

                                                                                                       Stadtgrün ist systemrelevant und liefert
                                              FOR SCH UNG SI NSTI TU TI O N
                                                                                                       einen wertvollen und messbaren Beitrag
                                              Institut für Agrar- und Stadtöko-                        zur Erreichung von Klimaschutzzielen
                                              logische Projekte an der Hum-
                                              boldt-Universität zu Berlin (IASP)                       und für die Gesundheitsvorsorge in den
                                                                                                       Städten: als Aufenthaltsraum, wertvoller
                                              Bundesverband GebäudeGrün
     Fassadenbegrünungen erfüllen              e. V. (BuGG)                                            innerstädtischer Naturraum oder Reten-
     sowohl bauphysikalische als auch                                                                  tionsfläche für Starkregenereignisse. Die
                                               PR OJE KT LE I TU N G
     bioklimatische und ökologische                                                                    Frage ist, wie der Zugang zu und die Qua-
     Funktionen und tragen insbesondere        Dipl.-Ing. Susanne Herfort                              lität von Stadtgrün vor dem Hintergrund
     in Städten zur Wohnumfeldverbes-                                                                  knapper Flächen und von Zielkonflikten
     serung bei. Für eine hohe Nachhaltigkeit sind eine fachgerechte Installa-                         bei Nutzungen verbessert werden kön-
     tion sowie eine regelmäßige Pflege und Wartung unbedingt erforderlich.                            nen. Wie sehen Strategien und konkrete
     Ziel des Forschungsprojekts ist es, die Wechselwirkung von Begrünungs-                            Lösungen aus? Hilft das Denken und Pla-
     system und Fassadengestaltung im Hinblick auf Pflegeaufwand, Nachhal-                             nen auf Quartiersebene oder sogar in
     tigkeit des Systems und optimalen Schutz der Gebäudehülle hinsichtlich                            städtischen Dimensionen, um wirksame
     einer zusätzlichen Wärmedämmung aufzuzeigen, aber auch hinsichtlich                               Klimaschutzmaßnahmen kosteneffizien-
     Schattierungsmöglichkeiten und anderer positiver klimatischer Effekte.                            ter umzusetzen? Neben dem (Um)Bauen
     Messtechnische Untersuchungen verschiedener Begrünungssysteme und                                 muss der Blick auch auf die Ertüchtigung
     Fassadenaufbauten sollen valide Ergebnisse liefern, welche Fassaden mit                           „grüner“ Stadtquartiere gelegt werden.
     welchen Pflanzen und Kletterhilfen eine optimale Begrünung gestatten,                             Ansätze dazu sind Flächenumverteilung,
     das Gebäude thermisch am besten schützen können und bezüglich der                                 Dach- und Fassadenbegrünung, klima-
     stadtökologischen Forderungen die größten Vorteile mit sich bringen.                              resiliente Stadtbäume, Wasserwiederge-
                                                                                                       winnungsmaßnahmen etc.

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Neuer Förderaufruf Projektskizze einreichen bis 01.06.2022 - Forschungseinblicke und Informationen zur Forschungsförderung
PRAXI ST IPPS AU S DE R FO RSC H U N G D E S BBSR:

Sprechen wir über Risiko?!
Die globale Pandemie, aber auch die Flutkatastrophe im Juli 2021 haben gezeigt, wie gravierend die
Folgen von Katastrophen sind und wie verwundbar die Gesellschaft oder auch die Infrastruktur ist.
Das Vertrauen in ein Hochtechnologieland kann sich dabei als trügerisch erweisen, denn gerade die
große technische Abhängigkeit, die unseren Alltag prägt, macht uns durchaus empfindlich gegenüber
Störungen. Trotz des Sicherheitsbedürfnisses ist das Thema „Risiko“ in der Öffentlichkeit nicht sehr
präsent. Das ist eine Chance, um die interdisziplinäre Forschung in diesem Bereich voranzutreiben,
daraus konkrete Handlungsempfehlungen abzuleiten und die Akteure des Bevölkerungsschutzes zu
stärken. Das Heft gibt einen Überblick, wie es darum in Deutschland bestellt ist.

Klimaresilienter Stadtumbau
Die Broschüre zielt darauf ab, Kommunen bei der Einbindung von Anpassungsmaßnahmen in ihre
Planungs- und Stadtumbauprozesse zu unterstützen. Sie liefert Argumente, warum sich Kommunen
mit dem Thema Klimaanpassung auseinandersetzen sollten, und zeigt Handlungsansätze auf, wie das
Thema besonders im Stadtumbau beziehungsweise in der Städtebauförderung berücksichtigt werden
kann. In kompakter Form werden dabei unter anderem rechtliche Rahmenbedingungen, Prüffragen und
Praxishinweise für verschiedene Planungsverfahren beschrieben und gute Beispiele aus der Praxis sowie
weiterführende Informationsangebote vorgestellt, um die Recherche zu erleichtern.

Hochwasserschutzfibel – Objektschutz und bauliche Vorsorge
Trotz Fortschritten bei der Früherkennung, Prognose und Schadensabwehr werden wir auch zukünftig
mit dem Naturereignis Hochwasser leben müssen. Deshalb sind überall große Anstrengungen not-
wendig, um den Gefahren wirksam entgegenzuwirken. Lokale Lösungsansätze, aber auch weitflächige
Vorsorge unter Einbeziehung der unterschiedlichen Nutzungen und Anforderungen sind zu diskutieren.
Die Hochwasserschutzfibel gibt Tipps und Hinweise, welche Gefahren im Hochwasserfall zu erwarten
sind, und, wenn das Hochwasser ein Haus erreicht, mit welchen Schadensbildern zu rechnen ist. Sie zeigt
auf, welche verschiedenen hochwasserangepassten Bauweisen helfen, Schäden zu minimieren, welche
Materialien und Bauweisen welche Eigenschaften haben und mit welchem Trocknungsverhalten zu
rechnen ist.

Leitfaden Starkregen – Objektschutz und bauliche Vorsorge
Der Leitfaden zeigt typische Schwachstellen an Gebäuden auf und erklärt, welche Wirkung Überflu-
tungen auf die verschiedenen Baustoffe haben. Mit dem Wissen zur eigenen Gefährdung lassen sich
Schutzmaßnahmen gezielt und effektiv planen. Früh bedacht, lassen sich Maßnahmen einfach und
günstig umsetzen. Auch im Bestand gibt es zahlreiche Möglichkeiten, Gebäude vor der Überflutung zu
schützen und mögliche Schäden gering zu halten. Neben Checklisten und Empfehlungen zur baulichen
Vorsorge gibt die Praxishilfe auch Hinweise zum richtigen Verhalten im Starkregenfall.

Wege zur Erreichung eines klimaneutralen Gebäudebestandes 2050
Im Rahmen dieser Studie wurde untersucht, welche Entwicklungen im Gebäudebereich hierfür not-
wendig sind. Hierzu wurden simulationsgestützt ein Trendszenario und ein Zielszenario entwickelt und
gegenübergestellt. Die durchgeführten Simulationen zur Entwicklung der Treibhausgasemissionen
weisen im Trendszenario eine deutliche Zielverfehlung für das Jahr 2030 aus, im Zielszenario werden
dagegen durch eine konsequente Umstellung auf erneuerbare Wärmeversorgung und Wärmenetze die
Ziele des Klimaschutzgesetzes für den Gebäudesektor im Jahr 2030 übererfüllt und die Treibhausgas-
neutralität bereits im Jahr 2045 annähernd erreicht.

           Downloads und Bestellungen über https://www.bbsr.bund.de/veroeffentlichungen

                                                                                                          9
Neuer Förderaufruf Projektskizze einreichen bis 01.06.2022 - Forschungseinblicke und Informationen zur Forschungsförderung
Zu kunf t B au P ro j e kte

		Material/Forschung
                                                            HOME – Holz-Myzelium-Verbundbauweise

                                                            I
                                                                 n Innenräumen ist die Verwendung
                                                                 von Verbundmaterialien besonders
                                                                 hoch, z. B. werden Trägerplatten dort     © Experimentelles und Digitales Entwerfen und Konstruieren, Universität Kassel
                                                            mit dekorativen Oberflächen oder funktio-
                                                            nalen Schichten versehen, die den Brand-
                                                            und Schallschutz gewährleisten. Oft be-
                                                            steht der Verbund aus einem natürlichen
                                                            Material mit einem technischen Stoff wie
                                                            Kleber, der eine Kreislauffähigkeit der Ver-
                                                            bundmaterialien verhindert. Derzeit gibt
                                                            es nur eine begrenzte Auswahl an alterna-
                                                            tiven biobasierten, leistungsfähigen und
                                                            bezahlbaren Materialien. Zugleich ist der
                                                            ökologische Fußabdruck durch die hohe
                                                            Anzahl von Innenausbauten mit einer kur-
                                                            zen Lebensdauer von fünf bis sieben Jahren
                                                            sehr hoch. Hier setzt das Forschungspro-
                                                            jekt an, die Lücke mit einer neuartigen,
                                                            zirkulären Bioverbundbauweise als Kom-
                                                            bination von additiven Fertigungstechni-
                                                            ken und Bio-Fabrikation zu schließen.                                                  keit besitzt, steht die Verbundbauweise von
                                                               Ausgehend von dem Potenzial des Pilz-                                               Holz und Myzelium als zukunftsfähige Techno-       FO RSC H U N G SI NSTI TU TI O N
                                                            myzeliums als schnell erneuerbarer, rege-                                              logie im Fokus. Hierzu werden in automatisier-
                                                                                                                                                                                                      Universität Kassel
                                                            nerativer, erschwinglicher kohlenstoffar-                                              ten Verfahren effiziente 3D-Gitterstrukturen       Fachbereich Architektur,
                                                            mer Baustoff, werden in Verbindung mit                                                 aus heimischen Holzsorten entwickelt, die als      Stadtplanung, Landschafts-
                                                            additiven, holzbasierten Herstellungsver-                                              Bewehrungs- und Formgerüst für das Bio-            planung
                                                            fahren Bioverbundbauweisen für Innen-                                                  wachstum dienen. Das so hergestellte Verbund-      KIT Karlsruher Institut für
                                                            raumanwendungen erforscht. Da Myzeli-                                                  material wird durch Versuchsreihen hinsicht-       Technologie
                                                            um hervorragende schallabsorbierende                                                   lich der Tragfähigkeit, der mechanischen Be-       Arup
                                                            Eigenschaften, aber eine geringe Tragfähig-                                            lastbarkeit und der Raumakustik charakterisiert.
                                                                                                                                                                                                      P ROJ E KTLE I TU N G
                                                                                                                                                       Diese neue, nachhaltige Bauweise soll zu-
                                                                                                                                                                                                      Prof. Philipp Eversmann
                                                                                                                                                   künftig einen wirtschaftlichen, technischen,
 © Experimentelles und Digitales Entwerfen und Konstruie-

                                                                                                                                                   ökologischen und gestalterischen Mehrwert          Prof. Dirk Hebel
                                                                                                                                                   bringen und zugleich das Wohlbefinden der          Dr. Jan Wurm
                                                                                                                                                   Menschen in den Mittelpunkt stellen. Die Fer-
                                                                                                                                                   tigungsverfahren werden auf Grundlage von in
                                                                                                                                                   Deutschland verfügbaren landwirtschaftlichen
                                                                                                                                                   Rest- und Abfallstoffen entwickelt. Die Auf-
                                                                                                                                                   wertung dieser Materialien von geringem wirt-
 ren, Universität Kassel

                                                                                                                                                   schaftlichem Wert zu leistungsfähigen Elemen-
                                                                                                                                                   ten mit hohem Gestaltungspotenzial eröffnet
                                                                                                                                                   neue lokale und regionale Wertschöpfungs-
                                                                                                                                                   ketten.
Biobeton – Ansätze für die
Herstellung CO2-neutraler Bauteile

8
        Prozent der globalen CO2-Emissionen    freien Systemen. Durch Schalungen, Extru-
        entstehen durch das Brennen von Ze-    sion oder andere additive Fertigungsmetho-         FO RSC H U N G SI NSTI TU TI ON
        ment. Die Nutzung natürlicher Pro-     den wird der mit den Enzymen vermengte             Universität Stuttgart
zesse (mikrobiologisch induzierte Calcitaus-   Sand in eine stabile Form gebracht. Um die         Institut für Leichtbau Entwerfen
fällung, MICP) zur Verfestigung der Ge-        Kristallbildung zu initiieren, wird den Enzy-      und Konstruieren (ILEK)
steinskörnung stellt dabei eine potenziell     men Harnstoff und Calcium zugeführt. Die           Institut für Mikrobiologie (IMB)
CO2-neutrale Alternative zu zement-                  Enzyme spalten den Harnstoff und set-
                                                                                                  Institut für Steuerungstechnik
gebundenem Beton dar. Im                                   zen eine chemische Reaktion bei        der Werkzeugmaschinen und
Forschungsprojekt werden                                       Raumtemperatur in Gang,            Fertigungseinrichtungen (ISW)
Verfahrensprinzipien                                              die CO2 in Form von Cal-        P ROJ E KTLE I TU N G
zur Herstellung von                                               ciumcarbonat bindet.
                                                                                                  Prof. Dr.-Ing. Lucio Blandini
Bauteilen aus Biobeton                                            Während Calcium aus Ab-
                                                             © Institut für Leichtbau Entwerfen

entwickelt, um die An-                                            fallstoffen anderer Indust-     W E BSI TE
wendungsmöglichkei-                                               rien entnommen wird,            https://www.ilek.uni-stuttgart.
                                                             und Konstruieren (ILEK)

ten in der Bauindustrie                                           kann das benötigte Am-          de/forschung/gradientenwerk-
zu erweitern. Ausgangs-                                           monium für den Harnstoff        stoffe/biobeton/
stoffe sind lose Sandkör-                                         als Nebenprodukt aus der
ner und Enzyme in Form                                            M IC P- R e a kt i on d e n
von zellulären oder zell-                                         Kreislauf schließen.

TERA X – technisches                                                                                                          FO RSC H U NG S­

Radialflechten von                                                                                                            I N STI TU TI O N
                                                                                                                              Universität Kassel
Massivholzstrukturen                                                                                                          Fachbereich Architek-
                                                                                                                              tur, Stadplanung, Land-

U
           m die Materialeffizienz im Bauwesen                                                                                schaftsplanung
           zu steigern, rücken zunehmend textile                                                                              Forschungsplattform
           Bauweisen in den Fokus. Ein Disruptor                                                                              BAU KUNST ERFINDEN
ist der Holzfaden, auf dessen Grundlage das For-                                                                              Hochschule Hof, Institut
                                                                                                       © BAU KUNST ERFINDEN

schungsprojekt das Potenzial tubularer Geflechte                                                                              für Materialwissen-
zu leistungsfähigen Halbzeugen für Bauteile                                                                                   schaften
untersucht wird. Tangential geschnittene Einzel-                                                                              P ROJ E KTLE I TU NG
abschnitte von Strauchweiden werden stirnseitig                                                                               Prof. Heike Klussmann
zu einem Endlosfaden gefügt. Ziel ist die Schaf-
                                                                                                                              Dipl.-Des. Stefanie
fung neuer konstruktions- und gestaltungsrele-                                                                                Silbermann
vanter Strukturen für das Bauwesen. Auf diese      Komplexität werden im iterativen, experimentel-
                                                                                                                              Prof. Dr. Claus-Ekkehard
Weise verschmilzt das Leichtbaupotenzial von       len Prozess entworfen und 1 : 1 umgesetzt. Diese
                                                                                                                              Koukal
Textil und Holz, das durch den ressourceneffizi-   Geflechte bieten aufgrund der Differenzierbarkeit
enten, nachhaltigen Flechtprozess und die Her-     ihrer physikalischen und ästhetischen Eigen-
stellbarkeit endkonturnaher Strukturen mit ge-     schaften ein hohes Maß an Materialkontinuität
ringen Abfallmengen einen zusätzlichen Einsatz-    bei Formübergängen sowie Variabilität innerhalb
vorteil erfährt. Tubulare Formen mit steigender    von Ebenen.

                                                                                                                                                         11
Zu kunf t B au P ro j e kte

Ziegelsand ohne Brand – Herstellung
eines Recycling-Wandbaustoffs

I
     m Rahmen einer mehrjährigen Ver-                                      sammenhang beschäftigten sich die Ent-
     bundforschung entwickelten die Leip-                                  wickler mit der Analyse von potenziellen
     finger-Bader Ziegelwerke einen inno-                                  Stoffströmen, dem Marktpotenzial, der
vativen Wandbaustoff unter Verwendung                                      Weiterentwicklung des Fertigungspro-

                                                                                                                      © Leifpinger Bader
recycelter Ziegelmaterialien (Kaltziegel).                                 zesses und der ökonomischen bezie-
Diese nachhaltige Neuentwicklung zeich-                                    hungsweise ökologischen Bilanzierung.
net sich durch eine hohe Druckfestigkeit
und Rohdichte sowie durch einen geringen
Energieeinsatz in der Herstellung aus. Da-                                   FOR SCH U NG SI NSTI TU TI O N
durch eignet sich der Kaltziegel insbeson-                                   Leipfinger-Bader GmbH
dere für tragende Innenwände mit speziel-

                                                                                                                                                                                        © Leifpinger Bader
                                                                             PR OJE KTLE I TU NG
len Schallschutzeigenschaften und hohe
Lasten. Auf Basis der positiven Resultate                                    Dr. Valentin Heizinger
wird derzeit eine Durchführbarkeitsstudie                                    Thomas Bader
realisiert. Ziel der aktuellen Studie ist die
Erarbeitung der Rahmenbedingungen für
die großtechnische Herstellung dieses in-
novativen Wandbaustoffs. In diesem Zu-

Zellulose als Umwandler von Sonnenenergie

                                                                           Z
                                                                                   iel von „Sunny Cellulose“ ist es, ein                   zeugen. Neben der Herausforderung, ein
                                                                                   biobasiertes Material mit sogenann-                     Produktionsverfahren auf Basis der grünen
                                                                                   ten funktionalisierten Eigenschaf-                      Chemie zu entwickeln, soll das Produkt
                                                                           ten herzustellen. Dafür werden neuartige                        eine hohe Langzeitstabilität haben und zu-
                                                                           Zellulosefasern großflächig verwendet und                       dem leicht recycelbar sein. Auch der Ein-
                                                                           mit aufgesprühten Nano-Schichten zu einer                       satz von Fasern aus recyceltem Material
                                                                           Solarzelle kombiniert.                                          wird überprüft.
                                                                               Mithilfe der Röntgenlichtquelle PETRA
                                                                           III des DESY wurde ein Verfahren entwi-                            FO RSC H U NG S­I N STI TU TI O N
                                                                           ckelt, aus Nanocellulose stabile Holzfäden                         Deutsches Elektronen-Synchro-
                                                                           zu spinnen. Die mechanischen Eigenschaf-                           tron DESY
                                                                           ten von Cellulose-Nanofibrillen werden auf
                                                                                                                                              Wallenberg Wood Science Center
                                                                           eine Faser übertragen, wodurch ein starkes
                                                © Desy/Christian Schmidt

                                                                                                                                              KTH Royal Institute of Technology
                                                                           Biomaterial entsteht. Der Wissenstransfer
                                                                                                                                              Kopenhagen
                                                                           in die Baubranche liegt nah: Mit dem Bio-
                                                                           material können in Zukunft Bauteile aus                            P ROJ E KTLE I TU NG
                                                                           dem 3D-Drucker gefertigt werden oder, wie                          Dr. Arik Willner
                                                                           in diesem Forschungsprojekt, über aufge-                           Prof. Stephan Roth
                                                                           sprühte Solarzellen nachhaltig Energie er-

12
6dTEX – Leichtbauteile aus 3D-Textilien
in Kombination mit 3D-Druck
                                                                                                                        lagen und Zwischenräumen eignet sich, um im Zusam-

                                                                           © Frankfurt University of Applied Sciences
                                                                                                                        menspiel mit additiven Druckverfahren resiliente Ver-
                                                                                                                        bundelemente aus sortenreinen, recycelbaren Materialien
                                                                                                                        zu generieren. In Verbindung mit polymerbasierten oder
                                                                                                                        wahlweise mineralischen 3D-Druckstrukturen auf oder
                                                                                                                        im Textil ergibt sich eine Symbiose von Massiv- und Leicht-
                                                                                                                        bau. Es entstehen neue strukturbildende Möglichkeiten in
                                                                                                                        der Architektur, zum Beispiel bei nicht tragenden Sekun-
                                                                                                                        därbauteilen in der Gebäudehülle wie Fassade, Dach oder
                                                                                                                        Sonnenschutz.

               D
                       as Forschungsprojekt 6dTEX führt die zwei unter-
                       schiedlichen Technologiefelder des 3D-Druck-                                                        FO R SC H U N G S I N ST I T U T I O N
                       verfahrens und der Herstellung von 3D-Textilien                                                     Frankfurt University of Applied Sciences
               zusammen, um Erkenntnisse für recycelbare Leichtbau-
                                                                                                                           RWTH Aachen, Institut für Textiltechnik (ITA)
               verbundmaterialien und -bauteile zu erlangen. Zum Ein-
               satz kommen spezielle steh- und schussfadenverstärkte                                                       P R OJ E KT L E I T U N G
               3D-Abstandsgewirke. Ihre dreidimensionale, textile Sand-                                                    Prof. Claudia Lüling
               wichstruktur mit optional unterschiedlich porösen Deck-

Gipsgebundene Bauplatten
aus Rezyklat-Porenbeton-Brechsand

B
        ei der Entwicklung neuer ressour-    den nach ihrer Prüfung gesammelt und
        ceneffizienter Baustoffe müssen      aufbereitet, um in einem zweiten Recyc-
        zukünftige Deponiekapazitäten        lingzyklus ähnliche, sulfatisch gebundene
und Verwertungswege aus der Bauschutt-       Baustoffe herzustellen.
aufbereitung mitgedacht werden. Gleich-
zeitig muss der erwarteten Verknappung
des Rohstoffes Gips Rechnung getragen          FO R SC H U N G S I N ST I T U T I O N
werden. Beide Aspekte kombiniert das For-
                                               Leibniz-Institut für Werkstofforien-
                                                                                                                                         © Ulrich Reiß (Leibniz-IWT)

schungsprojekt mit dem Ziel, die Grund-        tierte Technologien – IWT, Bremen
lagen zu erforschen für einen bautechnisch
                                               Prof. Dr.-Ing. Daniel Ufermann-Wall-
interessanten gipsgebundenen Innenbau-         meier
stoff unter Verwendung von Porenbeton-
                                               Hochschule Nordhausen/Thüringer
bruch. Neben marktüblichem Gipsbinder,         Innovationszentrum für Wertstoffe
der verwendet wird, kommt auch ein Re-
                                               Prof. Dr. Jörg Wagner
cycling-Gips (gebrannt zu Anhydrit) zum
Einsatz. Bei erfolgreichem Verlauf werden      P R OJ E KT B E A R B E I T U N G
Produktionstests auf Anlagen eines Indus-      Hakan Aycil
triepartners durchgeführt. Sämtliche Pro-      Dr. Simon Eichhorn
ben aus dem Laboratoriumsmaßstab wer-

                                                                                                                                                                                13
Zu kunf t B au P ro j e kte

		Prozesse/Forschung
   Tactile Robotic Assembly

   E
            in Baustein zur Transformation des
            Bauwesens ist die Nutzung nach-
            haltiger und produktivitätsstei-
   gernder Potenziale durch die Digitalisie-
   rung. Maschinelles Lernen und Sensorik
   helfen dabei, Bauaufgaben, die derzeit auf-
   grund ihrer Komplexität nicht vorab zu
   programmieren sind oder eine permanen-
   te Anpassungsfähigkeit des Systems erfor-
   dern, autonom durchzuführen. Dazu ist es
   notwendig, dass Maschinen nicht nur die
   architektonisch-konstruktiven Aspekte des
   Bauens, sondern auch das Fügen und De-
   montieren von modularen Konstruktionen

                                                                                                                                                   © Yuxi Liu/DDU, 2021
   mittels taktiler Sensoren lernen. Die Füge-
   prinzipien des Holz- und Stahlbaus werden      FOR SCH U NG SI NSTI TU TI O N

   unter Berücksichtigung der gewünschten         Technische Universität
   Kraftübertragung auf ihre Übertragbarkeit      Darmstadt
   auf andere Materialien untersucht, um eine     Digital Design Unit (DDU)
   Material- und Funktionsdifferenzierung         Intelligent Autonomous                             Roboter zusammengefügt. Das vollständi-
   (Tragfähigkeit, Feuchteregulierung, Licht-     Systems Group (IAS)                                ge sequenzielle Zusammenfügen zu einer
   lenkung etc.) von Elementen innerhalb          PR OJE KTLE I TU NG                                Struktur (Demonstrator) inklusive aller
   einer Konstruktion zu ermöglichen.                                                                Montageschritte erfolgt auf der Grundlage
                                                  Prof. Dr.-Ing. Oliver Tessmann
      Im nächsten Schritt werden prototy-                                                            einer abstrakten Beschreibung (3D-Mo-
   pisch modulare Bausysteme aus seriell,         Prof. Jan Peters, PhD                              dell). Roboter bestimmen dabei ihre Be-
   industriell und wirtschaftlich hergestellten   W E B S ITE                                        wegungsabläufe selbst und „begreifen“
   Elementen entwickelt und durch autonome        https://www.dg.architektur.tu-                     Gewicht, Dimension und Oberflächenei-
                                                  darmstadt.de/fachgebiet_ddu                        genschaften von Bauteilen durch visuotakt-
                                                                                                     ile Sensorik. Auch lernt der Roboter, über
                                                                                                     KI und Reinforcement-Learning ein Ver-
                                                                                                     ständnis für Konstruktion und stabile Bau-
                                                                                                     zustände zu entwickeln. Auf diese Weise
                                                                                                     werden stabile Konstruktionen belohnt,
                                                                                                     während instabile Elemente „bestraft“ wer-
                                                                                                     den. Auf diese Weise entstehen algorithmi-
                                                                                                     sche Entwurfswerkzeuge für elementierte
                                                                                                     Konstruktionen, mit denen die neu gewon-
                                                                                                     nenen gestalterischen und konstruktiven
                                                                                                     Möglichkeiten autonom bauender Roboter
                                                                              © Yuxi Liu/DDU, 2021

                                                                                                     vollumfänglich ausgeschöpft werden kön-
                                                                                                     nen. Automatisierung kann so schrittweise
                                                                                                     und sozialverträglich erfolgen und in einer
                                                                                                     extrem kleinteiligen Industrie angemessen
                                                                                                     implementiert werden.

   14
Robotergestützter Rückbau
zur Wiederverwendung

D
         ie gängige Methode des Abbruchs         schinen nun mit abstrakten Programmier-
         beruht auf der reinen Demontage         befehlen gesteuert werden können. Für die        FO RSC H U NG SI NSTI TU TI ON
         mit manuell gesteuerten Maschinen       kooperative Zusammenarbeit wird eine Bau-        RWTH Aachen
ohne eine baustoffliche Trennung zur Wie-        maschine mit einer Betonsäge ausgestattet,       Lehrstuhl für individualisierte
derverwertung. An dieser Stelle setzt das For-   die einen minimalinvasiven Zuschnitt des         Bauproduktion (IP)
schungsprojekt an, um anstelle von individu-     Wandbauteils ermöglichen soll, während die       P ROJ E KTLE I TU NG
ellen Sonderlösungen zwei ferngesteuerte         andere Maschine im Schneideprozess unter-
                                                                                                  Joo Lee
Abbruchmaschinen für den Einsatz im Rück-        stützend mitwirken und das Bauteil greifen
bauprozess zunächst von Beton zu befähigen.      kann. Das ermöglicht eine präzise Material-      Christoph Heuer
Für den akkuraten Rückbau werden die Ab-         behandlung, Reduzierung von Staub, Lärm          Victoria Jung
bruchmaschinen teilautomatisiert, sodass die                   und physischer Belastung der
ursprünglich ferngesteuerten Abbruchma-                          Arbeiter.

                                                                                                                    © Joo Lee IP RWTH
circularWOOD –
Kreislaufwirtschaft im Holzbau
                                                                           FO RSC H U NG S­I NSTI TU TI O N

M
                                                                           Technische Universität München, D
         it der digital gesteuerten, großformatigen Vorfertigung
         bietet der Holzbau optimale Voraussetzungen für die               School of Engineering and Design
         Umsetzung einer Kreislaufwirtschaft im Bauwesen. Für              Lehrstuhl für Architektur und holzbau
die Anwendung und die Skalierung in der Praxis fehlen bislang              Hochschule Luzern, CH
entsprechende Regularien, Logistikprozesse und Verfahrenstech-
                                                                           Institut für Architektur
niken sowie neue Herangehensweisen auf Bauteilebene.
   Hier setzt circularWOOD an und eruiert Potenziale und Hin-              CC Typologie & Planung in Architektur (CCTP)
dernisse des Baustoffes Holz für eine zirkuläre Bauwirtschaft.             P ROJ E KTTE AM
circularWOOD analysiert die Handlungsfelder auf Bauteil-, Ge-              Sandra Schuster (TUM)
bäude- und Akteursebene, entwickelt Prinzipien für das Design              Sonja Geier (HSLU)
for Disassembly (DfD) und beschreibt Szenarien für Re-Use von              W E BSI TE
Bauteilen.
                                                                           http://www.circularwood.net
   Die zielgruppenorientierte Kommunikation umfasst Hand-
lungsempfehlungen für verschiedene Stakeholder und Zukunfts-               https://www.arc.ed.tum.de/holz/forschung/
                                                                           circularwood/cw-home/
szenarien, die webbasiert publiziert werden.

                                                                                                                                        15
Zu kunf t B au P ro j e kte

		Bestand/Forschung
   Neubau aus Rückbau

                                                © ARGE agn-heimspielarchitekten

   A
              m Beispiel des Rathauses der                                        higkeit auf. Es wurden zunächst die not-       FO RSC H U NG SI NSTI TU TI O N
              Hansestadt Korbach wurden bei-                                      wendigen Indikatoren zur Bewertung der         Universität Kassel
              spielhaft die Bedingungen eru-                                      Umweltverträglichkeit und Ressourcenef-        Center for Environmental
   iert, unter denen Urban Mining zur klima-                                      fizienz im Baubereich festgelegt und die zu    Systems Research (CESR)
   schonenden Nettoeinsparung von stoffli-                                        ihrer Berechnung notwendigen Daten be-         P ROJ E KTLE I TU NG
   chen Ressourcen im Hochbau beitragen                                           stimmt. Auf Grundlage der vorliegenden
                                                                                                                                 Prof. Dr. Stefan Bringezu
   kann. Der Rückbau des bestehenden Rat-                                         Planungen wurden Modelle der Stoff-,
   hausanbaus aus den 1970er-Jahren und die                                       Energie- und Wasserflüsse für die Bereit-      Dr.-Ing. Clemens Mostert
   Errichtung eines Ersatzneubaus an gleicher                                     stellung der Recyclingbaustoffe entwickelt     Dr.-Ing. Husam Sameer
   Stelle wurden wissenschaftlich begleitet,                                      und validiert. Hierfür wurden zunächst die     Dilan Glanz
   analysiert und bewertet. Die Planung und                                       Planzahlen für den modellhaften Rathaus-
                                                                                                                                 P ROJ E KTMI TARBE I TE R
   Umsetzung des selektiven Rückbaus des                                          rückbau berechnet und dann durch einen
   Anbaus, die Aufbereitung des Betonbruchs                                       Soll-Ist-Vergleich der verwerteten bzw. ent-   Prof. Dr. Anja Rosen
   und die Bereitstellung von Recyclingbeton                                      sorgten Mengen mit den kalkulierten Men-       P U BLI KATI O N
   für den Neubau im Sinne eines Urban Mi-                                        gen abgeglichen und die Prognose- bzw.
   ning wurden hierfür in allen Schritten do-                                     Berechnungssystematik validiert. Über die
   kumentiert, qualitativ und quantitativ be-                                     Berechnung der Indikatoren ermöglichten
   schrieben und ausgewertet. Dabei wurde                                         die Modelle eine Bewertung der Umwelt-
   praxisnah geklärt, welche Informationen                                        verträglichkeit und Ressourceneffizienz der
   benötigt werden, um Ressourceneinspa-                                          geplanten und durchgeführten baulichen
   rungen einerseits und mögliche gegenläu-                                       Maßnahmen. Die Modellierung erfolgt             Autorinnen und Autoren

                                                                                                                                  Dr. Clemens Mostert

   fige Umweltbelastungen andererseits zu                                         mithilfe einer Softwarelösung für die Er-       Dr. Husam Sameer
                                                                                                                                  Dilan Glanz
                                                                                                                                  Prof. Dr. Stefan Bringezu
                                                                                                                                  Dr. Anja Rosen

   quantifizieren und zu bewerten. Die For-                                       stellung von Ökobilanzen sowie entspre-
                                                                                                                                                              Neubau aus Rückbau
   schungsarbeiten bauen auf bereits durch-                                       chender LCA-Datenbanken. Die Ergeb-
                                                                                                                                   BBSR-
                                                                                                                                   Online-Publikation
                                                                                                                                   15/2021

   geführten Untersuchungen hinsichtlich des                                      nisse sind im Forschungsbericht „Neubau
   Materialbestands und seiner Recyclingfä-                                       aus Rückbau“ zusammengefasst.

   16
HochhausBestand

D
           as Forschungsvorhaben Hoch-          sonderen Bestand messen lassen müssen.        tieren. Letztlich interessiert der Planungs-,
           hausBestand befasst sich mit Stra-   Dabei geht das Vorhaben von der These         Abwägungs- und Umbauprozess, durch
           tegien für einen bestandsgerech-     aus, dass eine langfristige nachhaltige und   den diese besonderen Bauzeugnisse der
ten und nachhaltigen Umgang mit Büro-           denkmalpflegerische Erhaltung durch be-       Boomjahre und architektonischen Ikonen
hochhäusern der 1950er- und                     wusste Instandhaltung und kontinuierliche     für heutige Anforderungen und Bedürf-
1960er-Jahre. Obwohl seit den frühen            bauliche Erneuerung des Gesamtbauwerks        nisse sinnvoll erhalten und weitergenutzt
1990er-Jahren Gegenstand des denkmal-           durch minimierte Eingriffs- und Verände-      werden können.
pflegerischen wie planerischen Diskurses,       rungstiefe gewährleistet werden kann,
hat sich bis heute keine einheitliche bau-      ohne dass andere und neue Anforderungen
denkmalpflegerische Best Practice im Um-        an den Bestand und seine Nutzung unbe-
                                                                                                  FO R SC H U N G S I N ST I T U T I O N
gang mit Bürohochhäusern der 1950er-            rücksichtigt bleiben müssen.
/1960er-Jahre in Deutschland herausge-              Im Rahmen des Vorhabens sollen kürz-          Technische Universität München
stellt. Gleichartige Objekte werden – mit       lich abgeschlossene und laufende Instand-         Professur für Neuere Baudenkmal-
und ohne Unterschutzstellung – abgerissen       setzungs- und Modernisierungsvorhaben             pflege, Prof. Dr. Andreas Putz
oder aber mit hohem Austausch materieller       identifiziert und analysiert sowie die Po-        Lehrstuhl für Gebäudetechnologie
Substanz erneuert. Einzelne Beispiele ver-      tenziale aus städtebaulicher, baudenkmal-         und klimagerechtes Bauen, Prof.
weisen jedoch auf Vorgehensweisen, die die      pflegerischer, konstruktiver, bauphysikali-       Dipl.-Ing. Thomas Auer
historische und technologische Integrität       scher und gebäudetechnischer Perspektive          Lehrstuhl für Bauphysik, Prof. Dr.
des Bestands durch minimierte Eingriffs-        aufgezeigt werden. Darüber hinaus wird            Klaus Sedlbauer
und Veränderungstiefe bewahren können.          ein Netzwerk von Experten aufgebaut, um            P R OJ E KT L E I T U N G
In der Abwägung verschiedener Schutz-           unterschiedliche, fachübergreifende Er-
                                                                                                  Dipl.-Ing. Hanne Rung
und Erhaltungsziele sind Kompromisse            fahrungen und Erkenntnisse aus aktuellen
notwendig, die sich an der verfügbaren          Erneuerungs- und Instandsetzungsvor-
Best Practice im Umgang mit diesem be-          haben zusammenzuführen und zu disku-

                                                                                               Haus der Werbung,
                            Commerzbank,                                                       Berlin
                                  Düsseldorf

                                                                                                             Plärrerhochhaus,
                                                                                                             Nürnberg

            Schweizer National,
                Frankfurt a. M.
                                                                                                                                              © Professur für Neuere Baudenkmalpflege, TUM

                                                                                                                          Siemens-Hochhaus,
                                                                                                                          Erlangen
                      Hahn-Hochhaus,
                            Stuttgart

                                                                   Siemens-Hochhaus,
                                                                   München

                                                                                                                                                                               17
Zu kunf t B au ex p e r i me nte l l e s B a u e n

                                            POP-UP
                                           CAMPUS
		 Ausblick:
		 Zukunft Bau Pop-up Campus
     Temporäre Plattform für experimentelles Bauen

    I
         n diesem Jahr erprobt Zukunft Bau             seren Umgang mit Ressourcen im Bau-          Beiträgen bespielen, auf ihm arbeiten und
         erstmalig ein neues Format, das eine          wesen aufzuzeigen. Unter dem Motto „Save     gegebenenfalls wohnen. Die zahlreichen
         Brücke schlägt zwischen den neuesten          Material – Save the Planet“ soll das mate-   Aktionen vor Ort werden vorbereitet durch
    Erkenntnissen aus der Wissenschaft, deren          rialeffiziente und -effektive Konstruieren   ein deutschlandweites Hochschulnetzwerk,

                                                                                                                                                    © BBSR
    Übersetzung in baupraktische Anwendun-             im Vordergrund stehen. Dabei soll vor al-    innerhalb dessen im Sommersemester 2022
    gen sowie der Vermittlung an ein breites           lem aufgezeigt werden, wie der Gebäude-      Forschung und Lehre in verschiedenen For-
    Publikum. Für den Zeitraum von circa drei          bestand genutzt und verbessert werden        maten eng verzahnt werden. In Kürze wird
    Monaten wird im Sommer/Herbst 2022 ein             kann, mit den Zielen, Materialknappheit      ein Call for Projects gestartet – Forschungs-
    bestehendes Areal in einen Experimentier-          entgegenzuwirken, Bauweisen zirkulär aus-    teams können sich dann für eine Förderung
    raum verwandelt werden, der ein kreatives          zurichten sowie Bauabfälle und Emissio-      bewerben, um vor Ort konkrete For-
    und niederschwelliges Ausprobieren neuer           nen zu vermeiden. Auf dem Zukunft Bau        schungsarbeiten durchzuführen oder Proto-
    baulicher Ansätze ermöglicht: der Zukunft          Pop-up Campus treffen sich Forschungs-       typen zu errichten. Über die Forschungs-
    Bau Pop-up Campus. Mit dem Fokus auf               teams verschiedener Hochschulen, aus         arbeiten und Workshops hinaus sind für das
    die Zielstellung des klimaneutralen Ge-            Start-ups beziehungsweise der Baupraxis      Fachpublikum eine Tagung und mehrere
    bäudebestands im Jahr 2045 sollen hier             sowie Studierende. Den Höhepunkt bildet      kleinere öffentliche Veranstaltungen in Pla-
    innovative Ansätze für das Bauen der Zu-           die Campuswoche im Spätsommer in 2022,       nung. Die aktuellsten Neuigkeiten zum Zu-
    kunft generiert und demonstriert werden.           in der übergreifende größere Events statt-   kunft Bau Pop-up Campus finden Sie auf
    Zentrale Aufgabe des Zukunft Bau Pop-up            finden und die Studierenden beziehungs-      www.zukunftbau.de – seien Sie in diesem
    Campus ist es, Lösungswege für einen bes-          weise Absolventen den Campus mit ihren       Sommer dabei!

    18
Handlungsempfehlungen
  für Variowohnungen
Im Gespräch mit Professorin Dr.-Ing. Uta Pottgiesser
von der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe

Was sind für Sie die wichtigsten                                                               es Bad sein. Insofern ist unser Fazit
Erkenntnisse aus dem Programm                                                                  hier, wie man es grundsätzlich schaffen
Variowohnungen?                                                                                kann, mit geringen Eingriffen inklusiv
Diese Frage ist nicht einfach zu be-                                                           und anpassbar zu bauen. Und die
antworten, denn die 18 Modellvor-                                                              nächste Frage ist, wie die Bildung einer
haben unterscheiden sich in Bezug                                                              Gemeinschaft räumlich gefördert wer-
auf den Kontext, die Größe der An-                                                              den kann. Wie realisiert man Gemein-
lage sowie die Mischung aus Neu-                                                                schaft, Kommunikation und soziale
und Bestandsbauten stark. Doch alle                                                             Interaktion in einem Wohngebäude?
Projekte weisen trotz ihrer Hetero-                                                             Hier setzt das Programm Variowoh-
genität Ansätze und Lösungen zur                                                                 nungen wichtige Impulse – von spe-
Umsetzung von Anpassbarkeit auf.                                                                 ziellen Angeboten wie Gemein-
Neben einer geringen Anzahl tragen-                                                              schaftsküchen bis zur Gestaltung der
der Innenwände und einer Skelettbau-                                                             Erschließungsflächen und Außen-
weise ermöglicht eine flexible Planung                                                           räume.
und Auslegung der technischen Ge-
bäudeausrüstung die vereinfachte An-                                                             Brauchen wir prinzipiell mehr
passbarkeit von Wohnungszuschnit-                                                                Experimente und Mut für Innova-
ten. Einige Projekte haben mit vorge-                                                            tionen, auch beim Wohnen?
fertigten Bauteilen und Raummodulen                                                                Die Bandbreite der Varioprojekte
gearbeitet. Werden mögliche Durch-                                                                 geht von klassischen Planungen bis
brüche für Türen sowie Installationen und Leitungsführungen         zu Konzepten, die Planungs- und Bauprozesse neu gedacht haben.
bereits im Entwurf mitgedacht, können praktikable Lösungen          Aber alle funktionieren für sich gesehen. Das Collegium Acade-
entstehen.                                                          mium in Heidelberg ist in der Art, wie das Thema Partizipation,
                                                                    Suffizienz und Flächenreduzierung umgesetzt wurde, das extrems-
Die Anpassbarkeit wurde nicht nur aus konstruktiver Sicht           te Projekt. Auch das Thema des Selbstausbaus aus Kostenaspekten
untersucht. Wurde bei den Projekten an Wohnformen für Jung          wurde hier integriert. Andere Projekte zeigen, dass die Frage der
und Alt gedacht?                                                    Beteiligung und die Frage, wie Gemeinschaftsflächen genutzt und
Der Hintergrund von Variowohnungen war die Frage, wie die           organisiert werden, die Toleranz für neue Wohnformen und neue
Zielgruppen der Studierenden und Auszubildenden mit wenig           Wohnmodelle erhöht. Mehr Auskunft darüber wird die noch
Einkommen, aber auch die Gruppe der älter werdenden Menschen        laufende sozialwissenschaftliche Begleitforschung geben.
bedient werden können. Inwiefern unterscheiden sich diese Le-           Auch der Blick auf die nationalen und internationalen Bench-
bensweisen – und kann man die Wohnungen hierfür umnutzen?           mark-Projekte, die in der Publikation vorgestellt werden, lohnt
Ein zentraler Punkt war daher die Reduzierung von Individual-       sich. Wir denken, dass viele der dort gezeigten Lösungen übertrag-
flächen zugunsten der Flächen für die Gemeinschaft. Konkrete        bar sind, zum Beispiel die Umnutzung der Bestandsgebäude aus
Nutzungsangebote in den Gemeinschaftsbereichen sollen den           den 1960er-/1970er-Jahren. Auch diese Bauten können durch
privaten Wohnraum daher gezielt erweitern, um die Balance zwi-      geschickte Eingriffe reaktiviert werden. So kann mit vernünftigen
schen dem Bedürfnis nach Privatsphäre und dem Leben in Ge-          Nutzungs- und Finanzierungskonzepten die Revitalisierung der
meinschaft zu unterstützen. Im Fokus stand daher die Frage, was     vormals ungeliebten und als schwierig angesehenen Bauten ge-
tatsächlich anpassbar sein muss. Das kann schon ein barrierefrei-   lingen, wie auch einige der Varioprojekte zeigen.

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