NEUES 214/16 Messgeräte für überall - Rohde & Schwarz

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NEUES 214/16 Messgeräte für überall - Rohde & Schwarz
NEUES
214/16

Messgeräte
für überall
Manche Messungen erfordern den Einsatz
netzstromunabhängiger Mobilgeräte. Zwei
neue Modelle zeigen, was die Handheld-
Klasse heute schon kann.

 Wireless-Technologien                     Allgemeine Messtechnik        Funküberwachung / -ortung
Der Mobilfunk als Wegbereiter             Phasenrauschmessungen an      Software überwacht ­komplexe
für das Internet der Dinge                High-End-Radarsignalquellen   Funkerfassungssysteme
NEUES 214/16 Messgeräte für überall - Rohde & Schwarz
Die NEUES-App
                                                                    Die NEUES-App „R&S®News“ gibt es kostenlos für iPad, Android-­
                                                                    Tablets und Amazon-Kindle-Geräte in den jeweiligen App Stores. Die
                                                                    Sprache kann App-intern zwischen deutsch, englisch, französisch
                                                                    und spanisch umgeschaltet werden.

                                                                    Über die Beiträge der aktuellen Druckausgabe hinaus bietet die
                                                                    App alle Artikel der zurückliegenden drei Jahrgänge, sortiert nach
                                                                    Themen­bereichen und damit in Sekunden erreichbar. Videos reichern
                                                                    den Inhalt an. Grafische Signale markieren, welche neuen Artikel seit
                                                                    dem letzten Öffnen der App erschienen sind und leiten so zielgerich-
                                                                    tet zu den Innovationen.

                                                                    Sie finden die App in den einschlägigen App Stores unter den Stich-
                                                                    worten R&S News oder Rohde & Schwarz.

Impressum
Herausgeber:
Rohde&Schwarz GmbH& Co. KG
www.rohde-schwarz.com                                                Erscheinungsweise: ca. dreimal pro Jahr
Mühldorfstraße 15 · 81671 München                                    ISSN 0548-3093
Postfach 801469 · 81614 München                                      Bezug k
                                                                           ­ ostenlos über die Rohde& Schwarz-Vertretungen
Support-Center: Tel. +49 89 4129 12345                               Nachdruck mit Quellen­angabe und gegen Beleg gern gestattet.

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E-Mails an die Redaktion: newsmagazine@rohde-schwarz.com

Chefredaktion: Volker Bach, Rohde & Schwarz                          R&S® ist eingetragenes Warenzeichen der Rohde&Schwarz GmbH&Co. KG.
Redaktion und Layout: Redaktion Drexl & Knobloch GmbH (München)      Eigennamen sind Warenzeichen der jeweiligen Eigentümer. CDMA2000® ist
Fotos: Rohde&Schwarz                                                 eingetragenes Warenzeichen der Telecommunications Industry ­Association
                                                                     (TIA-USA). Die ­Bluetooth®-Wortmarke und -Logos sind eingetragene Waren-
Printed in Germany
                                                                     zeichen und Eigentum von Bluetooth SIG, Inc., ihre Verwendung ist für
56. Jahrgang; Auflage ca. 60 000 (deutsch, englisch, französisch,    Rohde&Schwarz lizenziert. Alle anderen Warenzeichen sind Eigentum der
­spanisch und japanisch)                                             jeweiligen Besitzer.
NEUES 214/16 Messgeräte für überall - Rohde & Schwarz
Titelthema
Wenn das Messobjekt nicht zum Messgerät kommen kann, dann eben
umgekehrt. Installationsarbeiten sind so ein Fall. Oder der Service
an Industrieanlagen und stationärer Kommunikationstechnik. Dann
müssen Mobilgeräte her, und zwar solche, die der Aufgabe voll und
ganz gewachsen sind und verlässliche Resultate liefern. Die buchstäb-
lich nicht ins Gewicht fallen, gut in der Hand liegen, keine Bedienrätsel
aufgeben und in wenigen Schritten zum Messergebnis führen. Und
vielleicht die eine oder andere Raffinesse aufweisen, die dem Bediener
ein Lächeln ins Gesicht malt. Geräte mit diesem Anspruch sind dünn
gesät. Und so manches, was der Markt anbietet, entspricht nicht
gerade dem Stand der Technik. Zugegeben: Die Entwicklung hoch-
wertiger Messtechnik kostet Geld, zumal auch dann, wenn Messfunk-
tionen, die sich sonst auf ein geräumiges Desktop-Kabinett verteilen,
auf einmal ins Handheld-Format geschrumpft werden sollen. Dann
ist Hochintegration angesagt – eine Disziplin, die Rohde & Schwarz
seit Langem beherrscht. Und jetzt in zwei neuen Modellreihen wieder
beispielhaft demonstriert. Beide sind zugleich die ersten Vertreter
eines neuen Formfaktors, der einen flexiblen Gestaltungsrahmen für
Handheld-Geräte aller Art abgibt. Der eine Neuling, das Oszilloskop
R&S®Scope Rider, hat Laborqualität und bringt eine für die Klasse
beispiellose Ausstattung mit, darunter einen Logikanalysator und die
Messkategorie CAT IV, die ihn für uneingeschränkte Niederspannungs-
messungen qualifiziert. Sein Geschwister, der Spektrumanalysator
R&S®Spectrum Rider, überzeugt ebenfalls drinnen wie draußen, dort
nicht zuletzt durch lange Akkulaufzeiten und Bedienhilfen wie einen
Mess-Wizard. Abgesehen von ihren technischen Vorzügen belegen
die Modelle den hohen Stellenwert, den Rohde & Schwarz der Bedien­
ergonomie und dem Design beimisst. Die Arbeit soll nicht nur zügig
von der Hand gehen, sondern darf auch Spaß machen. So gesehen
stellen wir in dieser Ausgabe zwei Spaßgeräte vor. Was sie im Detail
auszeichnet, lesen Sie ab den Seiten 22 und 32.
NEUES 214/16 Messgeräte für überall - Rohde & Schwarz
Überblick
NEUES
214/16

    Wireless-Technologien                                  Allgemeine Messtechnik

Hintergrund                                               Oszilloskope                                        Signalerzeugung und -analyse
Big Data und das Internet der Dinge –                     R&S®Scope Rider                                     R&S®Spectrum Rider
 Wie sich die Mobilfunkindustrie der                      Eine neue Größe im                                  Gut ausgerüstet für Feld und Labor... 32
­Herausforderung stellt.......................... 8       Handheld-Segment............................ 22
                                                                                                              Phasenrausch- und VCO-Messplatz
Signalerzeugung und -analyse                              Oszilloskop R&S®RTM2000                             R&S®FSWP
Vektorsignalgenerator                                     Kabellose Ladesysteme im Zeit-                      Messung des Phasenrauschens von
R&S®SMW200A; Signal- und                                  und Frequenzbereich analysieren....... 28           High-End-Signalquellen für Radare.....37
Spektrumanalysator R&S®FSW
Channel Sounding – auf der Suche
nach Frequenzen für den Mobilfunk
der Zukunft......................................... 14

Tester
Wideband Radio Communication
Tester R&S®CMW500
IP-basierte Mobilfunk-
Sprachdienste testen.......................... 18

Big Data und das Internet der Dinge – Heraus-             Labor-Klasse im Handheld-Format: Ein neues Oszilloskop (Bild) und ein neuer Spektrumanalysator
forderung für die Mobilfunkindustrie (Seite 8).           begeistern durch ihre Leistungsfähigkeit und ihre Robustheit im Feld (ab den Seiten 22 bzw. 32).

4
NEUES 214/16 Messgeräte für überall - Rohde & Schwarz
Im Blickpunkt                                                   Sichere Kommunikation                           Dienstleistungen

RPG Radiometer Physics GmbH                                     Referenz                                        Customer Support
Eine der ersten Adressen für                                    Sichere Standortverbindung für                  „Hallo, ich hab‘ da eine Frage …“
Milli­meter- und Submillimeter-                                 das Gedächtnis der Nation................. 52   – 20 Jahre Customer Support............ 59
wellentechnik in Europa...................... 42

 Rundfunk- und Medientechnik                                     Funküberwachung / -ortung                       Weitere Rubriken

Messtechnik                                                     Systeme                                         Impressum...........................................2
Videotester-Familie R&S®VTx                                     Systemstatus-Überwachungs­
Farbexplosion auf dem                                            software R&S®RA-CHM                            NEUES kompakt................................ 6
Bildschirm – HDMI 2.0a überträgt                                Komplexe Funkerfassungssysteme
HDR-Video.......................................... 48          ­automatisch im Blick behalten........... 55    Kurznachrichten............................... 60

Die Rohde & Schwarz-Tochter RPG ­Radiometer                     Die Deutsche Nationalbibliothek vertraut die    Eine neue Software überwacht komplexe Funk­
Physics GmbH dringt mit ihren Messinstrumen-                    Sicherheit ihrer Nutzerdaten den Kryptolösun-   erfassungssysteme, unbemannte ­Kleinsysteme
ten bis weit in den Raum vor (Seite 42).                        gen von Rohde & Schwarz SIT an (Seite 52).      sowie abgesetzte Sensoren (Seite 55).
                                                  © ESA /AOES

                                                                                                                                                NEUES 214/16 5
NEUES 214/16 Messgeräte für überall - Rohde & Schwarz
NEUES kompakt

                Paradigmenwechsel beim Handy-Produktionstest
                So kannte man Mobilfunk-Tester bis-             schein hat, denn durch seine Funktions-
                her nicht: keine 19-Zoll-Box, keine be-         und Softwarekompatibilität zum Vorgän-
                weglichen Teile, kein Lärm, keine staub-        ger (Test ohne Signalisierung) ist ein Um-
                ziehenden Öffnungen, kein schnell ver-          stieg problemlos möglich. Zwei Über-
                altendes Rechnerboard, stattdessen HF-          legungen stehen hinter dem neuen An-
                Messtechnik pur in einem eleganten              satz. Zum einen: Lange HF-Kabel sind
                Flachgehäuse mit zahlreichen Anschlüs-          potenzielle Fehlerquellen. Statt der üb-
                sen. Doch was zunächst ein paar Fra-            lichen drei bis fünf Meter bei Rack-Ein-
                gen aufwerfen mag (Warum? Wie geht              bau genügen beim R&S®CMW100, der
                das? Steckt da weniger drin?), ist nur          unmittelbar an der Messobjektaufnahme
                die konsequente Übersetzung der An-             platziert wird, Zentimeter. Zum andern:
                forderungen beim Produktionstest in ein         Rechnertechnik veraltet schneller als
                technisch adäquates Konzept. Der Neue           Messtechnik, ist aber entscheidend für
                heißt R&S®CMW100 und soll mittelfris-           die Performance. Deshalb läuft die Mess-
                tig den Marktführer in der Produktion           software in Zukunft auf einem normalen
                ablösen, den vieltausendfach verkauf-           Produktions-PC. Bis zu acht Messobjekte
                ten R&S®CMW 500. Und ist deshalb we-            können parallel getestet werden, und
                niger radikal, als es zunächst den An-          das deutlich schneller als zuvor.

                Mobilfunknetz-Benchmarking perfektioniert
                Zur Ermittlung der Qualität von Mobil-          Containment Modules“ handelt es sich
                funknetzen setzt man Messfahrzeuge mit          um kompakte Klimakammern für je ein
                einer Vielzahl von Test-Smartphones ein.        Gerät, die Dank einer smarten Regelung
                Bisher waren diese Handys im Fahrzeug-          thermisch einheitliche und stabile Mess-
                innern untergebracht und ihre Anten-            bedingungen garantieren und die Ver-
                nenkontakte über HF-Kabel mit Dach-             wendung hardwareseitig unmodifizier-
                antennen verbunden. Aktuelle Smart-             ter Smartphones ermöglichen. Die TCMs
                phones enthalten allerdings bis zu fünf         sind HF-technisch vollständig transpa-
                Mobilfunk-Antennen, um den Anforde-             rent und erlauben durch das Anbringen
                rungen an Multistandard-Geräte gerecht          konfigurierbarer, dämpfender Zubehör-
                zu werden und moderne Technologien              teile eine realitätsnahe Nachbildung ver-
                wie MIMO zu unterstützen. Eine Nach-            schiedener Endbenutzerszenarien (z. B.
                bildung dieser Verhältnisse über Dach-          halten am Kopf oder in der Hand). Die kli-
                antennen ist nicht länger praktikabel, zu-      matische Unabhängigkeit der TCMs er-
                mal wenn mehr als ein Dutzend Geräte            laubt deren Betrieb quasi im Freien, zum
                gleichzeitig auf Testfahrt geht. Darum hat      Beispiel in einer dafür maßgeschneider-
                die Rohde & Schwarz-Tochter SwissQual           ten Autodachbox, die bis zu 16 Kammern
                das zum Patent angemeldete Produkt              aufnimmt. Die Datenverarbeitung über-
                TCM entwickelt. Bei diesen „Test Device         nimmt der Benchmarker II von SwissQual.

                GNSS-Chipset-Tester für Produktion und Charakterisierung
                 Kaum noch ein Mobilgerät, das nicht per        ter eine reduzierte Ausstattung und die
                 Satellitennavigation seine Position be-        Beschränkung auf je einen Satelliten der
                 stimmen kann. Entsprechend groß ist das        Standards GPS, Galileo, GLONASS und
                 Produktionsvolumen an GNSS-Chips und           BeiDou, um allen Produktionsbelangen
                -Modulen (Global Navigation Satellite Sys-      gerecht zu werden. Damit aber außer-
                 tem), das allmonatlich die Fabriken ver-       dem auch fertigungsnahe Labormuster
                 lässt. Um Fehlfunktionen ­auszuschließen,      über einen einfachen Funktionstest hin­
                 die im Reklamationsfall teuer kämen,           ausgehend charakterisiert werden kön-
                 wird jedes Stück getestet, was natürlich       nen, sind die generierten Signale in allen
                 so effizient und kostengünstig wie mög-        Aspekten authentisch und vollständig. Sie
                 lich erfolgen soll. Dafür empfiehlt sich der   werden in Echtzeit berechnet, beinhal-
                 neue GNSS-Tester R&S®SMBV-P101. Ab-            ten eine durchlaufende Zeit und unter-
                 geleitet vom bewährten Signalgenerator         stützen Dopplerprofile, wie sie bei Bewe-
                 R&S®SMBV100A, der in GNSS-Vollaus-             gung des Empfängers vorkommen. Für
                 stattung komplexe Hybrid-Szenarien mit         die Kalibrierung des Testsetups stellt der
                 bis zu 24 Satelliten in allen Details simu-    R&S®SMBV-P101 ein stabiles CW-Hoch-
                 lieren kann, genügt dem Produktionstes-        pegelsignal bereit.

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NEUES 214/16 Messgeräte für überall - Rohde & Schwarz
Umfassende Signalanalyse mit dem PC
Ein Rohde & Schwarz-­Signalanalysator        lysierenden Daten werden wie erwähnt
kann, mit entsprechenden Software-           entweder als Datei geladen (I/Q oder
Funktionen ausgestattet, eine Vielzahl an    MATLAB®) oder aber direkt von einem
Signaltypen nach allen Regeln der Kunst      über LAN angeschlossenen Analysator in
analysieren, etwa gepulste Signale, Mo-      Echtzeit zugespielt. Der R&S®VSE arbei-
bilfunksignale oder beliebig vektormodu-     tet dann als abgesetzte Analyse- und
lierte Signale. Allerdings war der Anwen-    Fernsteuerstation für den ans Netz ange-
der bisher an das Messgerät gebunden,        schlossenen Messgerätepark, was neben
wenn es um die Auswertung der Mess-          dem Bedienkomfort über einen ­großen
daten ging, obwohl man oft gar nicht         Bildschirm noch andere Vorteile hat. So
mit Live-Daten arbeitet, sondern mit ge-     lassen sich als Frontend auch preis-
speicherten Datensätzen. Hierbei ist das     werte Geräte wie der R&S®FSL nutzen,
Messgerät eigentlich entbehrlich, denn       auf denen die High-End-Analysetools
die Analysefunktionen sind reine Soft-       des R&S®VSE gar nicht lauffähig wären.
ware. Der neue Vector Signal Explorer        R&S®VSE unterstützt aktuell die Analysa-
R&S®VSE trägt dem Rechnung, indem er         tor-Familien R&S®FSL / FPS / FSV / FSW
die Analyse messgeräteunabhängig auf         sowie auch die Oszilloskope R&S®RTO.
jedem PC möglich macht. Die zu ana-

Ein HF-Funkpeiler, dem nichts entgeht
Für den Hochgeschwindigkeits-HF-­Peiler      ten HF-Bereich mit allen Aussendungen,
R&S®DDF1GTX hat Rohde & Schwarz              die zum Erfassungszeitpunkt on air wa-
sein ganzes über Jahrzehnte gewachse-        ren, und deren Richtungsinformationen
nes Peiler-Know-how mobilisiert. Das Er-     auszuwerten. Dies übernimmt eine Bat-
gebnis ist ein äußerlich schlichtes, an      terie von FPGAs der höchsten Leistungs-
technischer Güte aber kaum zu übertref-      klasse, deren Performance die größt-
fendes Gerät. Entwickelt für den Bedarf      mögliche Erfassungswahrscheinlich-
von Regulierungs- und Sicherheitsbehör-      keit sicherstellt. Ein gegenüber markt-
den, ist der R&S®DDF1GTX in der Lage,        üblichen Peilern um 10 dB n  ­ iedrigerer
praktisch jedes Signal zu peilen, das sich   Rauschgrund sorgt dafür, dass auch
im HF-Spektrum sehen lässt, sei es auch      schwache Signale sicher detektiert wer-
noch so kurz und schwach. Um das zu          den. Weitere Highlights: Super-Resolu-
erreichen, verfügt der R&S®DDF1GTX           tion-Modus zur Peilung unterschiedli-
über zehn Empfangskanäle zur paralle-        cher Signale auf der gleichen Frequenz,
len Abtastung der Antennenelemente. In       Beam Forming zur Unterdrückung von
Verbindung mit der Echtzeitbandbreite        Gleichkanalstörern, innovative Anten-
von 30 MHz genügt ein einziger spektra-      nen mit großer Apertur und Aktiv/Pas-
ler „Schnappschuss“, um den komplet-         siv-Schaltung.

Sprachterminal für die sichere Kommunikation auf Marineschiffen
Mit R&S®NAVICS hat Rohde & Schwarz            lich über das Internet-Protokoll (IP), so-
ein hochmodernes Kommunikations-              dass marktgängige Netzwerktechnik ein-
system für Schiffe entwickelt. In ­seiner     gesetzt werden kann. Auf Kundenwunsch
jüngsten Evolutionsstufe wird es bei-         wird das Netz allerdings akkreditierbar si-
spielsweise auf den Fregatten des Typs        cher gemacht, d. h. kryptografisch ge-
26 GCS der britischen Royal Navy im-          härtet. Eine wichtige Komponente da-
plementiert, deren Baubeginn für 2016         bei ist das VoIP-Sprachterminal mit inte-
vorgesehen ist. R&S®NAVICS umfasst            griertem Kryptomodul R&S®GB5900SM
die gesamte interne und externe Kom-         (Bild). Es kann leicht überall an Bord ver-
munikation. Dazu gehört die HF/VHF/           baut werden, von wo aus Sprachkom-
UHF/SHF-Funkanlage mit Message-               munikation innerhalb des Schiffs oder
Handling-System wie auch das schiffs-        zu externen Dienststellen möglich sein
weite dienste­übergreifende Ethernet mit      soll. An den Netz­übergängen postierte
VoIP-Sprechstellen, Switches und Gate-       ­Sicherheitsfilter gewährleisten, dass nur
ways, z. B. ins WLAN mit angeschlosse-       zugelassene Gegenstellen erreicht wer-
nen ATEX-Endgeräten. Anders als her-          den. Das Terminal ist aber auch ohne
kömmliche Systeme kommunizieren die           Kryptomodul lieferbar und so auch für die
R&S®NAVICS-Komponenten ausschließ-           zivile Schifffahrt interessant.

                                                                        NEUES 214/16 7
NEUES 214/16 Messgeräte für überall - Rohde & Schwarz
Wireless-Technologien | Hintergrund

        Big Data und das
        Internet der Dinge –
                                      Wie sich die
                                      Mobilfunkindustrie der
                                      Heraus­forderung stellt

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NEUES 214/16 Messgeräte für überall - Rohde & Schwarz
Zukunftsprojekte wie das Internet of Things oder selbstfahrende Autos setzen extrem leistungsfähige Mobil-
funknetze voraus. 5G, die nächste Mobilfunkgeneration, soll die nötigen Fähigkeiten bereitstellen. Aber
schon die heutigen Netze leisten dank kontinuierlicher Technologie-Upgrades Beachtliches. Ein Überblick.

Nimmt man das Einfrieren der Spezifi-       wird deutlich, dass sowohl die Einfüh-       ❙❙ Höherwertige Modulationsverfahren,
kationen für den 900-MHz-GSM-Stan-          rung neuer Übertragungstechnolo-                konkret QPSK, 16QAM, 64QAM und
dard im Jahr 1990 als Stunde Null, dann     gien auf der Luftschnittstelle zwischen         256QAM.
hat der digitale Mobilfunk gerade eine      Basisstation und Endgerät als auch
silberne Jubiläumsmarke passiert. Doch      eine optimierte Architektur des Mobil-       Eine schlanke Netzarchitektur und die
keine Spur von Ermattung, ganz im           funknetzes signifikante Verbesserun-         ausschließlich paketvermittelte Daten-
Gegenteil. Denn der Datenhunger im          gen gebracht haben. Die theoretisch          übertragung erlauben außerdem kurze
zellularen Mobilfunk ist ungebrochen        erreichbare Datenrate pro Endgerät hat       Reaktionszeiten des Netzes. Dies führt
und verlangt nach weiteren technischen      sich von wenigen 100 kbit/s (EDGE)           dazu, dass beispielsweise ­Internetseiten
Fortschritten zu seiner Bewältigung. Die    über 42 Mbit/s (HSPA+) bis zu mehre-         auf einem LTE-Smartphone deutlich
Rede ist von einer Verzehnfachung des       ren hundert Mbit/s (LTE / LTE-A) entwi-      schneller aufgebaut werden können als
mobilen Datenverkehrs in den kommen-        ckelt. Moderne, kommerziell verfügbare       bei Verwendung älterer Technologien.
den sechs Jahren. Darüber hinaus wird       LTE-A-Endgeräte erreichen in einer idea-
ein exponentieller Anstieg der Anzahl       len Laborumgebung bis zu 600 Mbit/s.         Durch die Einführung von LTE / LTE-A
von „Dingen“ (Internet of Things = IoT)     Im Netzbetrieb reduzieren jedoch Aus-        konnten Netzbetreiber die steigenden
vorhergesagt, die über das Mobilfunk-       breitungsbedingungen und das Shared-         Anforderungen erfüllen. Der Erfolg die-
netz miteinander kommunizieren wer-         Channel-Prinzip die erreichbare Down-        ser Technologie lässt sich auch daran
den. Der Ericsson Mobility Report weist     load-Geschwindigkeit, weil die verfüg­       ablesen, dass seit dem Einschalten des
allein fürs erste Quartal 2015 108 Mil-     bare Bandbreite unter allen gleichzeitig     ersten kommerziellen LTE-Netzes Ende
lionen neue Mobilfunkteilnehmer aus         aktiven Nutzern aufgeteilt wird. Nichts-     2009 bis zum Herbst 2015 bereits 442
(davon 26 Millionen in Indien, 21 Millio-   destotrotz hat insbesondere die LTE/         kommerzielle Netze in 147 Ländern
nen in Afrika und 8 Millionen in China).    LTE-A-Technologie die verfügbaren            weltweit implementiert wurden (Quelle:
Für 2020 werden weltweit 9,2 Milliarden     Datenraten und auch die Netzkapazi-          The Global mobile Suppliers Associa-
mobile Anschlüsse prognostiziert. 2014      tät erheblich gesteigert. Das wurde im       tion (GSA), Stand Juli 2015). Einige der
betrug die Menge der konsumierten           wesentlichen durch folgende Maßnah-          wesentlichen Verbesserungen von LTE
Daten pro Smartphone-Teilnehmer und         men erreicht:                                im Rahmen der technischen Fortschrei-
Monat im Durchschnitt 1 GByte. Bis          ❙❙ Eine hohe Systembandbreite von            bung durch das Standardisierungs-
2020 soll diese Zahl auf 4,9 GByte stei-       20 MHz, die einem einzelnen Teilneh-      gremium 3GPP (ab 3GPP Release 10
gen. Die Kombination beider Faktoren           mer zur Verfügung gestellt werden         wird LTE auch als LTE-Advanced, kurz
wird für einen exponentiellen Anstieg          kann, sowie die Bündelung von bis zu      LTE-A, bezeichnet) werden im Folgen-
des Datenverkehrs weltweit sorgen.             fünf dieser 20-MHz-Trägerfrequenzen       den erläutert.
                                               pro Teilnehmer, bekannt als „Carrier
Der folgende Beitrag beschreibt, wie           Aggregation“ (CA). CA ist die kommer-      LTE verfügt über einen spezifischen
bereits heute die Übertragung immen-           ziell bedeutendste Verbesserung inner-    „enhanced Multimedia Broadcast Multi­
ser Datenmengen realisiert wird und            halb von LTE-Advanced.                     cast Service“ (eMBMS, siehe auch
wie die Betreiber der Mobilfunknetze        ❙❙ Ausnutzung des sogenannten S   ­ patial    NEUES 213 ab Seite 10). Dieser erlaubt
sicherstellen, dass sie den Endkunden          Multiplexings (MIMO-Technologie),          es, mehreren Teilnehmern in einer Zelle
auch morgen eine zufriedenstellende            also die Verwendung von zwei bis zu        die gleichen Ressourcen (Frequenz und
Qualität (Quality of Experience) bieten        acht /vier Sende-/Empfangsantennen.       Zeit) zuzuordnen. Es handelt sich um
können.                                     ❙❙ Schnelles OFDMA-Multiplexing, d. h.        eine sehr effiziente Methode, um z. B.
                                               die Zuteilung der Ressourcen Fre-          mobile TV-Anwendungen zu adressie-
                                               quenz und Zeit kann jede Millisekunde      ren, bei der viele Teilnehmer zur glei-
2G-, 3G-, 4G-Technologie und                   geändert werden. Die kleinste Res-         chen Zeit die gleichen Daten empfan-
zukünftige Verbesserungen                      source, die einem Endgerät zugeord-        gen. Dieser Modus erlaubt es auch,
Betrachtet man die verschiedenen               net werden kann, ist ein sogenannter       Endgeräten eine neue Software effizient
Mobilfunktechnologien 2G (GSM, GPRS,           Ressource Block (RB), der in der Fre-      aufzuspielen, was bislang noch in aller
EDGE), 3G (UMTS, HSPA, HSPA+)                  quenz 180 kHz und in der Zeit 0,5 ms       Regel über einzelne Datenverbindungen
und 4G (LTE / LTE-Advanced (LTE-A)),           umfasst.                                   pro Gerät erfolgt.

                                                                                                                  NEUES 214/16 9
NEUES 214/16 Messgeräte für überall - Rohde & Schwarz
Wireless-Technologien | Hintergrund

Da WLAN in fast allen Endgeräten            Flexibilität und eine weitere Möglich-          an verbundene Endgeräte sendet. Die
implementiert ist, besteht im priva-        keit, ihren Endkunden höhere Datenra-           dadurch entstehenden Interferenzen
ten Umfeld, aber auch an vielen öffent-     ten und mehr Kapazität zur Verfügung            beeinträchtigen die erreichbare Daten-
lichen Orten die Möglichkeit, WLAN-         zu stellen. Zu dem gleichen Zweck ver-          rate und die Systemkapazität. Dieser
Verbindungen zu nutzen. Einige Mobil-       folgt man den Ansatz, LTE / LTE-A auch          Effekt spielt im Besonderen in soge-
funkbetreiber setzen Hotspots vor allen     in unlizenzierten Frequenzbändern zu            nannten heterogenen Netzwerkumge-
an exponierten Orten wie Flughäfen          betreiben (Licensed-Assisted-Access             bungen eine Rolle. Hierbei handelt es
ein und stellen damit einen alternati-      im kommenden 3GPP-Release 13). Statt            sich um Netzwerktopologien, bei denen
ven Internetzugang zur Verfügung. Ein-      eines Technologie-Switch zu WLAN                mehrere kleine (Femto- oder Pico-) Zel-
faches Ein- und Ausschalten der WLAN-       aggregiert man etwa das unlizenzierte           len innerhalb einer großen (Makro-)
Funktion am Endgerät steuert den            2,4-GHz-Band (ISM-Band), in dem auch            Zelle betrieben werden. Beispielsweise
Zugriff. Gegebenenfalls erlaubt eine        WLAN aktiv ist, zum lizenzierten LTE-           in Fußgängerzonen, die an frequentier-
Applikation auf dem Endgerät, automa-       Band hinzu und wickelt unkritischen             ten Plätzen durch kleine Hotspots mit
tisch umzuschalten, sobald ein Hotspot      Datenverkehr darüber ab. In gewisser            hoher Kapazität versorgt werden und
mit ausreichender Leistung empfan-          Weise konkurrieren damit WLAN und               gleichzeitig im Empfangs­bereich einer
gen wird. Dabei wird allerdings immer       LTE im unlizenzierten Spektrum mitein-          übergeordneten Zelle liegen, die Teile
der komplette Datenverkehr entweder         ander. Zur Vermeidung von Konflikten            des Stadtbereichs abdecken. Um die-
über Mobilfunk oder über WLAN gerou-        soll LTE deshalb um eine Listen-Before-         sem Effekt entgegenzuwirken, wurde
tet. Es gibt jedoch auch einen zwar spe-    Talk (LBT)-Funktionalität erweitert wer-        das sogenannte Coordinated-­Multipoint-
zifizierten, aber noch kaum durch die       den, die sicherstellt, dass ein Bandzu-         Transmission-and-Reception-Feature
Netzbetreiber implementierten Modus,        griff nur erfolgt, wenn Kapazität frei ist.     (CoMP) eingeführt. Es erlaubt das koor-
der die parallele Nutzung der Techno-                                                       dinierte Senden eines Signals zu einem
logien erlaubt. Damit ist es beispiels-     In einem LTE-Netz wird in allen ­Zellen         Endgerät an der Zellengrenze. Die Koor-
weise möglich, eine E-Mail-Anwendung,       dieselbe Frequenz verwendet. Damit              dinierung kann unterschiedlich realisiert
die im Hintergrund läuft, über WLAN zu      entstehen an Zellgrenzen ­prinzipiell Stö-      werden. Im einfachsten Fall wird ledig-
bedienen, und gleichzeitig eine Video-      rungen. Ein Endgerät mit einer ­aktiven         lich entschieden, welche der ­potenziell
Übertragung über die LTE-Technologie        Verbindung zu einer Basisstation emp-           möglichen Basisstationen zur Über-
zu realisieren. Die Netzbetreiber erhal-    fängt die Signale der Basis­station einer       tragung genutzt wird. Darüber hin-
ten dadurch eine wesentlich höhere          Nachbarzelle, die ihrerseits Signale            aus können auch Ressourcen (RBs)

Was steuert die Messtechnik bei?
Die Messtechnik spielt sowohl bei der Einführung neuer
Technologien als auch beim Betrieb der Netze eine zentrale
Rolle. Unzählige Testlösungen sind erforderlich sowohl bei
der Entwicklung und Herstellung der Endgeräte und ihrer
Kompo­nenten wie auch der Basisstationen und Vermitt-
lungsknoten. Des Weiteren braucht man Testlösungen bei
der Inbetriebnahme des Netzes und der Überprüfung seiner
Leistungsfähigkeit.

Zunächst gilt es für Netzbetreiber, die richtigen Infrastruktur-
produkte zum Betrieb des Netzes zu selektieren. Unter ande-
rem kommen hier Signalgeneratoren und Spektrum- / Sig-
nalanalysatoren zum Einsatz. Im Endgerätebereich definiert
das Global Certification Forum (GCF) diverse Tests als Vor-
aussetzung für eine Zertifizierung. Viele Betreiber spezifizie-
ren zusätzliche Tests, die besondere Anforderungen ihres Net-
zes widerspiegeln. Ein Testgerät wie beispielsweise der Wide-      BILD 1: Systeme für HF- und Protokolltests unterstützen Netzbetreiber
band Radio Communication Tester R&S®CMW500 emuliert                dabei, geeignete Anbieter von Endgeräten auszuwählen. Die Testlösungen
hierzu alle notwendigen Funktionen des Netzes und überprüft        stellen deren Konformität mit den Mobilfunkstandards sicher.

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für die Endgeräte abgestimmt oder            mögliche Handover-Fehler beim Zell-           austauschen. Diese grundlegend neue
 sogar Antennendiagramme der invol-           wechsel minimiert werden. Auch auf           Funktionalität ist maßgeblich durch
vierten Basisstationen so ausgerich-          der Endgeräteseite kann der Interferenz       den Public-­Safety-Fall motiviert. Feuer-
 tet werden, dass Störungen minimiert         an Zellgrenzen begegnet werden, indem         wehr- und P ­ olizei-Anwendungen erfor-
 werden. Schließlich erlaubt eine abge-       verbesserte Empfänger diese spezifi­          dern den Austausch großer Daten-
 stimmte Beeinflussung des Basisband-         schen Störungen erkennen und mit              mengen (Bilder, Videos) innerhalb klei-
 signals (precoding) in Verbindung mit        geeigneten Algorithmen aus dem Emp-           ner Personengruppen, wobei sich ein-
 der MIMO-Technologie eine optimale           fangssignal herausrechnen. Dem End-          zelne Gruppenteilnehmer auch außer-
Versorgung an der Zellgrenze. Eine wei-       gerät können dazu ergänzende Informa-         halb der Netzab­deckung befinden kön-
 tere Verbesserung für heterogene Netze       tionen über die potenziellen Störungen        nen, z. B. im Keller eines brennenden
 wurde mit der Spezifizierung von „Dual       gesendet werden, um die Berechnung           Hauses. Der Datenaustausch zwischen
 Connectivity“ eingeführt. Das End-           zu verbessern. Das Feature ist in der         so verbundenen Endgeräten wird aller-
 gerät ist dabei für die Verbindung mit       LTE-Standardisierung unter dem Namen          dings zunächst auf BOS-­Anwendungen
zwei Basisstationen auf zwei unter-          „further enhanced InterCell Interference      (Behörden und Organisationen mit
 schiedlichen Trägerfrequenzen konfigu-       Coordination“ (feICIC) bekannt.               Sicherheitsaufgaben) beschränkt, für
 riert. Die Master-­Basisstation („eNodeB“                                                  die allgemeine Nutzung sind im ers-
 in LTE) versorgt dabei die übergeord-        Eine besondere Bedeutung muss der             ten Schritt nur applikationsbezogene
 nete ­Makro-Zelle und die Slave-eNodeB       kommenden Einführung des soge-               ­Broadcast-Dienste vorgesehen. Weitere
 den Hotspot, also eine Pico- oder            nannten Device-to-Device-Features             kommerzielle Nutzungsmodelle sind
­Femto-Zelle. In dieser Konfiguration ent-    (D2D) beigemessen werden. Dieses              aber vorstellbar und werden im Rah-
 scheidet die Master-eNodeB unter Ein-        beinhaltet zwei grundlegende Funk-            men der 5G-Entwicklung diskutiert.
 bezug von Parametern wie Zellauslas-         tionen. Zum einen erlaubt die netz-
 tung und Endgeräte-Geschwindigkeit,          gestützte „­Discovery“-Funktion, dass        Trotz der immer leistungsfähigeren
 ob die Datenverbindung über die Mak-         sich zwei räumlich benachbarte End-          LTE / LTE-A-Netze ist zu berücksichti-
 ro-Zelle oder über den Hotspot bedient       geräte detektieren können. Zum ande-         gen, dass die flächendeckende Ver-
 wird. Das Umschalten kann sehr schnell       ren können diese oder auch ­weitere          sorgung mit 4G Zeit erfordert, sodass
 erfolgen und bedarf keiner ­zusätzlichen     Geräte in der Nähe direkt – also ohne        effiziente Handover in die verfügba-
 Signalisierung, wodurch Signalisie-         ­Vermittlung durch die das Gebiet             ren 2G- und 3G-Technologien eine Not-
 rungskapazität eingespart wird und           versorgende Basisstation – Daten             wendigkeit bleiben. Außerdem gibt es

sowohl, ob sich das Endgerät richtig verhält (funktionaler Test
der implementierten Protokolle) als auch ob dessen Hardware
korrekt implementiert ist, beispielsweise, ob es Vorgaben zur
maximalen Sendeleistung einhält. BILD 1 zeigt entsprechende
Conformance-Testsysteme wie das R&S®TS8980.

Bei der Inbetriebnahme einer Basisstation im Feld sind hand-
liche Testgeräte gefragt, mit denen sich schnell überprüfen
lässt, ob z. B. die regulatorischen Anforderungen erfüllt wer-
den (BILD 2). Nach der Inbetriebnahme müssen die Mobil-
funkbetreiber ihr Netz optimieren. Beispielsweise sind Para-
meter wie Handover-Schwellenwerte anzupassen oder
Lücken in der Abdeckung aufzuspüren, um bestmögliche
Datenraten zu realisieren. BILD 3 zeigt eine Drive-Test-Lösung
zur effektiven Planung von Mobilfunknetzen. Das QualiPoc
von SwissQual implementiert eine Messapplikation in einem
handelsüblichen Smartphone. So kann die Testlösung wie
eine normale App genutzt werden. Damit können Netzbetrei-
ber insbesondere die Leistungsfähigkeit aus Sicht des End-        BILD 2: Kosteneffiziente mobile Messtechnik kommt bei der Installation
nutzers (end user experience) bewerten. Im Kernnetz des           der Basisstationen zum Einsatz.

                                                                                                                      NEUES 214/16 11
Wireless-Technologien | Hintergrund

viele Anwendungsfälle, bei denen eine       Zusammenfassend steht mit LTE/                 nicht zu realisieren. Neben technischen
kleine Datenrate ausreicht, der Fokus       LTE-A eine Technologie zur Verfü-              Argumenten erfordert aber vielleicht
auf einer kosteneffizienten Lösung liegt    gung, die bis auf Weiteres die steigen-        auch einfach der fortgesetzte Takt der
und zudem sehr lange Batterielaufzei-       den Anforderungen des mobilen Daten-           bisherigen Entwicklung den nächsten
ten gefordert sind. In diesem soge-         verkehrs, aber auch M2M- / IoT-Bedürf-         technologischen Schritt im Jahr 2020 –
nannten Machine-to-Machine-Umfeld           nisse abdeckt. Gleichwohl wird bereits         nach der Einführung von GSM im Jahre
(M2M) werden daher vielfach Module          die nächste Generation (5G) umfas-             1990, UMTS im Jahre 2000 und LTE im
mit vergleichsweise einfacher GPRS-         send diskutiert. Woher kommt also die          Jahre 2010. Übrigens sei angemerkt,
Technologie genutzt, deren Betriebs-        Motivation, bereits im Jahr 2020 (regio-       dass 2020 die Olympischen Spiele in
laufzeit auf viele Jahre ausgelegt ist.     nal sogar schon 2018) eine neue Mobil-         Japan ausgetragen werden, das sich
Allerdings wurden auch im Rahmen der        funkgeneration einzuführen? Zum                in der 5G-Entwicklung stark engagiert,
LTE / LTE-A-Technologie bereits einige      einen wird durch das „immer mehr“              wenn auch natürlich nicht nur deshalb.
Verbesserungen eingeführt, um den           an Teilnehmern und Datenraten auch
M2M-Anwendungsfall zu bedienen.             LTE / LTE-Advanced einschließlich aller        Im Forschungsumfeld und in den Vor-
Beispielsweise gibt es eine Kategorie 0     Verbesserungen nicht langfristig den           entwicklungsabteilungen der bedeu-
für LTE-Endgeräte, die den Implemen-        Bedarf decken können. Darüber hinaus           tenden Mobilfunkfirmen finden daher
tierungsaufwand für diese Geräteklasse      wurde industrieweit eine neue Klasse           schon heute weitreichende Untersu-
reduziert (nur begrenzte Datenraten­        von Anwendungsfällen definiert, die            chungen zu 5G statt. Diese betreffen im
anforderungen und keine MIMO-Unter-         vor allem die Reaktionszeit im Mobil-          Wesentlichen vier Technologieblöcke,
stützung). Außerdem wurden Verfahren        funknetz (latency) verbessern soll und         die zur Erfüllung der künftigen Anfor-
eingeführt, die das Mobilfunknetz vor       sehr hohe Ansprüche an die Sicher-             derungen diskutiert werden. Zunächst
Überlastung schützen, wenn sehr viele       heit und Verlässlichkeit der Verbindung        wird untersucht, welche zusätzlichen
M2M-Geräte gleichzeitig auf das Netz        stellt. Der zellulare Mobilfunk kann dann      Frequenzbänder mit deutlich größe-
zugreifen wollen. Weitere Verbesserun-      in der Autoindustrie (Stichwort autono-        rer Bandbreite nutzbar gemacht werden
gen sind in der Spezifikationsphase und     mes Fahren) und der Industrie 4.0 zur          können. Die Untersuchungen umfassen
beinhalten eine reduzierte Bandbreite       Anwendung kommen und damit neue                das Spektrum bis 100 GHz mit Band-
(200 kHz) und sogar die Verringerung        Ertragsquellen erschließen. Insbeson-          breiten bis zu 2 GHz. An dieser Stelle
des Unterträgerabstandes von 15 kHz         dere Latenz-Anforderungen im Bereich           spielen insbesondere deutlich verän-
auf 3,75 kHz.                               von 1 ms sind mit LTE/LTE-A technisch          derte Kanalausbreitungsbedingungen

Mobilfunkbetreibers, wo alle Datenströme verarbeitet wer-
den, ist es heute zunehmend wichtig, den Datenverkehr bis
auf Paketebene analysieren zu können. Dies erlaubt es, den
Datenverkehr zu klassifizieren und so Datenpakete eines Ser-
vices (oder gleichartiger Services) optimal durch das Netz zu
routen. Die IP-Analysetechnologie der Rohde & Schwarz-Toch-
ter ipoque gewährt diese Einblicke. Die gleiche ­Funktionalität
ist auch beim Endgerätetest von besonderem Interesse.
Implementiert auf einem R&S®CMW500, können Anwen-
der analysieren, welche IP-Datenströme (einschließlich der
benutzten Protokolle) ein Smartphone allein durch im Hinter-
grund laufende Applikationen ständig aufrechterhält.

Im Betrieb eines Mobilfunknetzes kann es letztlich auch
immer zu unvorhersehbaren Störungen kommen. Diese
gilt es schnellstmöglich zu identifizieren und zu eliminie-
ren. Man nutzt dazu stationäre Monitoring-Tools im Mobil-
funknetz ebenso wie mobile Interference-Hunting-Lösun-
gen. So können etwa defekte Leuchtreklamen Interferenzen          BILD 3: Um die Netzperformance im Sinne zufriedener Nutzer zu analysie-
in einem Empfangsband einer Basisstation auslösen und den         ren und zu optimieren, setzen Netzbetreiber Messtechnik ein.

12
eine Rolle, die zunächst messtech-          Division Multiplexing (GFDM) genannt.          Einbeziehung von WLAN in die Infra-
nisch erfasst werden müssen, bevor           Nicht zuletzt wird eine effizientere Netz-    struktur erlauben es Netzbetreibern,
geeignete Kanalmodelle zur Evaluie-          topologie untersucht, die in Ansätzen         auch mittelfristig die fortlaufend wach-
rung neuer Techniken entwickelt und          schon heute zur Anwendung kommt.              senden Big-Data-Anforderungen ihrer
bewertet werden können (wie man             Die zugrunde liegende Idee ist, mobil-         Endkunden zu erfüllen. Broadcast/Mul-
potenzielle Kanäle untersucht, zeigt         funkspezifische Funktionen in Software        ticast-Lösungen erweitern die Flexibi-
der anschließende Artikel). Des Weite-      zu realisieren und auf allgemein verfüg-       lität im System. Zudem spielen bereits
ren wird die Verwendung von sehr vie-        baren Hardware-Plattformen zu imple-          heute M2M-Anwendungen eine große
len (Größenordnung 100) Sende- und           mentieren. Funktionen des Enhanced-           Rolle. Es wird erwartet, dass bedingt
Empfangsantennenelementen disku-            Packet-Core-Knotens (EPC) im Mobil-            durch die steigende Anzahl der Dinge,
tiert. Im Frequenzspektrum unterhalb         funkkernnetz oder ­Basisbandfunktionen        die künftig miteinander kommunizieren
von 6 GHz lassen sich diese nutzen, um       einer Basisstation könnten so kosten-         werden (IoT) und aufgrund neuer Anfor-
die Datenrate durch fortgeschrittene         effizienter implementiert werden und          derungen aus vertikalen Industriezwei-
MIMO-Techniken zu erhöhen, und im            im Fall von Hardwarefehlern auf alter-        gen (Autoindustrie, Gesundheitswesen,
hohen Frequenzbereich (> 60 GHz) sind        native Plattformen verschoben wer-            Robotersteuerung, etc.), weitere sig-
sie notwendig, um ausreichende Anten-        den. Letztlich nutzt man ähnliche Ver-        nifikante Verbesserungen erforderlich
nengewinne zu realisieren, damit ent-        fahren wie schon heute in Datencen-           sind. Daher diskutiert die Mobilfunk-
sprechende Zellgrößen erreicht werden.       tern. Die flexible Implementierung der        branche im Forschungsumfeld bereits
In Verbindung mit deutlich höheren Fre-     ­Funktionen im Mobilfunknetz wird unter        5G mit Blick auf das Jahr 2020 und
quenzen, aber auch zur Ermöglichung          den Schlagworten Network Function             danach. Rohde & Schwarz und seine
sehr kurzer Reaktionszeiten, werden         Virtualization (NFV) und Software Defi-        Töchter SwissQual und ipoque, die ein
darüber hinaus neue Luftschnittstellen­      ned Networking (SDN) vorangetrieben.          umfassendes Portfolio für bestehende
techniken diskutiert. Diese ­umfassen                                                      Messaufgaben bieten, sind aktiv in die
teilweise zusätzliche Filterfunktionen                                                     5G-Forschungsarbeit eingebunden.
basierend auf der in LTE angewand-          Fazit                                                                         Meik Kottkamp
ten OFDM-Technologie. Beispielsweise        Die hohe Leistungsfähigkeit der
seien hier Univeral Filtered Multi Car-     LTE / LTE-Advanced-Technologie, deren          Weitere Informationen unter:
                                                                                           ❙❙ www.rohde-schwarz.com/mobile-network-test
rier (UFMC), Filter Bank Multi Carrier      nahtlose Kooperation mit bestehen-             ❙❙ www.rohde-schwarz.com/technology/lte
(FBMC) oder Generalized Frequency           den 2G/3G-Mobilfunknetzen und die              ❙❙ www.rohde-schwarz.com/technology/5G

gesamten Datenverkehr einer Zelle beeinträchtigen. BILD 4
zeigt einen Anwender mit mobilem Messempfänger und
Richtantenne zum Lokalisieren von Interferenzquellen.

Bei der Evaluierung möglicher 5G-Komponenten kommen
bereits heute Signalgeneratoren und Signalanalysatoren zum
Einsatz, die wegen ihrer Flexibilität in Frequenzlage, Band-
breite und Übertragungstechnologie unverzichtbar sind. Sie
sind auch wesentliche Bestandteile von Messsystemen für
die Analyse der Ausbreitungsbedingungen in neuen, zu defi-
nierenden Frequenzbändern (siehe nachfolgenden Artikel).
Mehrtor-Netzwerkanalysatoren werden eine entscheidende
Rolle bei der Implementierung zukünftiger Antennentechno-
logie spielen. Nicht zuletzt muss der Einfluss einzelner Appli-
kationen auf Datenraten, Signalisierungslast und Stromver-
brauch überprüft werden, was besonders auch bei IoT-Modu-
len essenziell ist. Dies setzt voraus, dass man einzelne Appli-
kationen schon auf dem IP-Layer messtechnisch unterschei-
den kann.                                                          BILD 4: Mobile Messempfänger mit Richtantennen unterstützen bei der
                                                                   Überwachung des operativen Netzes und identifizieren Störungen.

                                                                                                                      NEUES 214/16 13
Wireless-Technologien | Signalerzeugung und -analyse

Channel Sounding – auf der Suche nach
Frequenzen für den Mobilfunk der Zukunft
5G, die nächste Generation des Mobilfunks, soll bis 2020 einsatzbereit sein. Um aber den geplanten signi-
fikanten Leistungssprung gegenüber den heutigen Netzen möglich zu machen, bedarf es umfangreicher
Voruntersuchungen. Das Finden und Charakterisieren geeigneter Übertragungskanäle spielt eine wichtige
Rolle dabei.

Was 5G genau sein wird und durch welche Methoden und                      Die Kanalimpulsantwort (Channel Impulse Response, CIR) lie-
Technologien man die ambitionierten Ziele schließlich errei-              fert eine komplexe, d. h. Betrag und Phase eines Signals ein-
chen wird, weiß mit Sicherheit heute noch niemand. Aller-                 beziehende und damit vollständige Information über den Ein-
dings zeichnen sich zwei wesentliche Merkmale schon deut-                 fluss des betrachteten Kanals auf ein Funksignal und e­ ignet
lich ab: 5G wird ganz neue Frequenzbänder bis in den Milli-               sich somit insbesondere zu seiner Charakterisierung. Den
meterwellenbereich (d. h. jenseits von 30 GHz) für den kom-               Funkkanal beeinträchtigende Einflüsse sind Signal-Echos
merziellen Mobilfunk erschließen (BILD 1). Der zweite wesent-             durch Reflexionen, Verzerrungen durch Beugungs- und Streu­
liche Aspekt ist die signifikante Erweiterung der Nutzsignal-             effekte, Abschattungen durch Gebäude und Bäume, aber
bandbreite. Diese neuen Kanäle müssen umfassend analy-                    auch wetterbedingte Auswirkungen wie Regen und Schnee.
siert werden, um sie möglichst optimal nutzen zu können. Die              BILD 2 stellt exemplarisch das Betragsquadrat einer zeit­
wichtigste Methode zum Charakterisieren von Mobilfunk­                    varianten Kanalimpulsantwort h(t, τ) dar, das sog. Leistungs-
kanälen ist das Channel Sounding.                                         verzögerungsprofil (Power Delay Profile, PDP).

                                                                          Über die Verzögerungsachse τ ist eine mögliche Mehrwege-
Wie man hineinruft …                                                      ausbreitung des Funksignals erkennbar. Die lokalen Maxima
… so schallt es nicht unbedingt wieder heraus. Zumindest                  lassen auf starke, zeitverzögerte Echos und damit Reflekto-
dann nicht, wenn es um breitbandige Funksignale geht und                  ren im Funkkanal schließen. Entlang der Zeitachse t erkennt
zwischen Sender und Empfänger eine alles andere als per-                  man im Beispiel eine zeitliche Veränderung der Kanalimpuls­
fekte Übertragungsstrecke liegt. Um unter diesen Umständen                antwort. Eine mögliche Ursache für eine solche Zeitvarianz
dennoch Hochleistungsfunk betreiben zu können, muss man                   sind zum Beispiel ein sich bewegender Empfänger oder allge-
die Eigenschaften der Strecke genau kennen. Deren Charakte-               mein sich ändernde Kanalbedingungen.
ristik liefert ein Channel Sounder. Channel Sounding bezeich-
net ganz allgemein den Vorgang zur Bestimmung der Impuls-                 An diesem Beispiel sind auch schon die wesentlichen Anfor-
antwort eines Übertragungskanals, insbesondere eines Mobil-               derungen an einen Channel Sounder erkennbar. Neben einer
funkkanals. Der Begriff entstand in Anlehnung an klassische               hohen Empfindlichkeit in den betrachteten Frequenzberei-
akustische Messverfahren zur Bestimmung von Distanzen,                    chen und Bandbreiten muss er schnell genug sein, um zeitli-
z. B. der Wassertiefe mit einem Echolot (echo sounding) [1].              che Änderungen des Kanals zu erkennen. Andererseits muss

BILD 1: Neue Spektren für die mobile Kommunikation. Quelle: ITU: Recommendation ITU-R V.431-7:   ITU-Band     Frequenzbereich
Nomenclature of the Frequency and Wavelength Bands Used in Telecommunications.                   X            8 GHz bis 12 GHz
                                                                                                 Ku           12 GHz bis 18 GHz
                                                                                                 K            18 GHz bis 27 GHz
                                                                                                 Ka           27 GHz bis 40 GHz
Frequenzband                       Frequenzbereich             Wellenlängenbereich
                                                                                                 Q            33 GHz bis 50 GHz
UHF (Ultra High Frequency)         300 MHz bis 3 GHz           1 dm bis 10 dm
                                                                                                 U            40 GHz bis 60 GHz
SHF (Super High Frequency)         3 GHz bis 30 GHz            1 cm bis 10 cm                    V            50 GHz bis 75 GHz
EHF (Extra High Frequency)         30 GHz bis 300 GHz          1 mm bis 10 mm                    E            60 GHz bis 90 GHz

14
Einfluss eines Kanals auf ein Funksignal

                                                                                      Verzögerungsbereich

                                      |h|2

                                                      Zeit t

BILD 2: Leistungsverzögerungs­
                                                         τ0                                                      Verzögerung τ
profil (englisch PDP) einer zeit­
varianten Kanalimpulsantwort.

er aber auch jede einzelne Kanalimpulsantwort lange genug          Warum überhaupt „5G sounding“?
messen, um den gesamten Verzögerungsbereich (delay                 Mit GSM begann das Zeitalter der digitalen Mobilkommu-
spread) zu erfassen, und das mit einer möglichst hohen zeit-       nikation, aber auch die Herausforderung an die ­Hersteller
lichen Auflösung und Messdynamik. Wie so häufig sind das           von Basis- und Mobilstationen, mit zeit- und ortsabhängi-
zwei sich widersprechende Anforderungen, die nur mit einem         gen Funkkanälen umzugehen. Die Lösung des Problems
Kompromiss erfüllt werden können. Der bestmögliche Kom-            lag insbesondere in der ausgiebigen Vermessung der Funk-
promiss wiederum hängt von dem betrachteten Szenario ab,           kanäle und der Ableitung von Kanalmodellen daraus. Letz-
d. h. ob stationär oder in einer stark zeitvarianten Umgebung      tere dienten dabei als wesentliche Entwicklungsgrundlage
(z. B. in einem Schnellzug) gemessen wird. Offensichtlich          für das gesamte Mobilfunksystem einschließlich der Funk-
muss also ein Channel Sounder ein sehr hohes Maß an Quali-         netzplanungswerkzeuge. Die Kanalmodelle wurden kontinu-
tät und Flexibilität mitbringen, und gerade deshalb ist die hier   ierlich bis hin zur heutigen vierten Generation des Mobilfunks
vorgestellte Lösung besonders geeignet.                            (LTE-A) weiterentwickelt [2]. Da die bisherigen Mobilfunkge-
                                                                   nerationen sich im Wesentlichen immer in den gleichen Fre-
 Nun kann man die Kanalimpulsantwort durch ­Korrelation            quenzbändern unterhalb von 3 GHz bewegten, konnten die
 direkt im Zeitbereich messen. Dazu bedient man sich               Kanalmodelle relativ einfach immer wieder angepasst wer-
 der besonderen Autokorrelationseigenschaften bestimm-             den. Bewegt man sich jedoch in völlig neue Frequenzbereiche,
 ter komprimierter, periodischen Pulssignale [1]. Diese sog.       etwa in den Millimeterwellenbereich, und erweitert man auch
­Sounding-Signale sind sehr einfach in ihrer Struktur. Zum         noch die Nutzkanalbandbreite auf ein Vielfaches der bisher
Beispiel eignen sich dafür einfache binäre Pseudozufallsfol-       üblichen, dann sind die bisherigen Kanalmodelle nicht mehr
 gen (Pseudo Random Binary Sequences, PRBS) maximaler              hinreichend geeignet [1]. Es müssen also neue Modelle her,
Länge, sog. M-Sequenzen. Die Idee des Channel Soundings            und die kann man nur aus den Daten ausgedehnter Chan-
 ist dabei denkbar einfach: Eine periodische M-Sequenz wird        nel-Sounding-Messkampagnen gewinnen. So wurden zum
 über den zu untersuchenden Funkkanal gesendet. Das emp-           Beispiel genau für diesen Zweck vom 3GPP beim „5G Start
 fangene Signal wird am „Ende“ des Kanals mit der bekann-          Workshop“ im September 2015 umfangreiche Messkampag-
 ten M-Sequenz korreliert und liefert die gewünschte Kanal­        nen in typischen Umgebungsszenarien auf den Weg gebracht.
 impulsantwort. Die Sounding-Sequenzen kann man noch
 optimieren, z. B. hinsichtlich ihrer spektralen Reinheit oder
 ihres Crest-Faktors. Deshalb werden neben M-­Sequenzen
z. B. auch Frank-Zadoff-Chu-Sequenzen oder die aus der
Radartechnik bekannten FMCW-Signale (auch bekannt als
 Chirp-Signale) verwendet.

                                                                                                               NEUES 214/16 15
Wireless-Technologien | Signalerzeugung und -analyse

Die Lösung                                                                 R&S®SMW200A und dem Signal- und Spektrumanalysator
Eine Channel-Sounding-Lösung zur direkten Messung der                      R&S®FSW finden sich zwei Geräte mit den genau richtigen
Kanalimpulsantwort besteht aus einem qualitativ hoch-                      Eigenschaften im Rohde & Schwarz-Programm.
wertigen, flexiblen Sender für die Sounding-Sequenz und
einem hochempfindlichen Breitbandempfänger mit sehr                       Zur einfachen Bestimmung der Kanalimpulsantwort dient
hoher Messdynamik (BILD 3). Im Vektorsignalgenerator                      die neue MATLAB®-basierte PC-Applikationssoftware

Messaufbau für Channel Sounding

     Erzeugen des Sounding-Signals            Reale Umgebung            Erfassen der I/Q-Daten                        Analyse der Kanalimpulsantwort

                                                                                                          I/Q-Daten

       ¸SMW200A                                                                ¸FSW

BILD 3: Prinzipieller Aufbau für die direkte Messung der Kanalimpulsantwort (ohne Verkabelung und Antennen).

BILD 4: Exemplarische Messung eines Leistungsverzögerungsspektrums. Als Messtrecke diente das Atrium des Rohde & Schwarz-Schulungszentrums in
München. Gemessen wurde bei 17 GHz mit einer 13-dBi-Hornantenne auf der Senderseite (am R&S®SMW200A) und einer omnidirektionalen Breitband-
antenne auf der Empfangsseite (am R&S®FSW43), übrigens eine typische Antennenwahl für Channel-Sounding-Messkampagnen. Hervorstechend sind
die Reflexionen durch Boden und Decke des Gebäudes.

                                                                                          Direkte Sichtverbindung (Line Of Sight, LOS)

                                                                                                    Reflexionen

16
R&S®TS-5GCS. Sie wertet die vom R&S®FSW gelieferten I/Q-                     Fazit
Daten aus und berechnet die Kanalimpulsantwort per Korre-                    Mit der neuen Sounding-Software R&S®TS-5GCS im Verbund
lation mit einer kalibrierten Originalsequenz. Die Messdaten                 mit einem Generator R&S®SMW200A und einem Analysator
werden grafisch dargestellt und lassen sich MATLAB®-kompa-                   R&S®FSW steht schon heute eine kompakte, höchst flexible,
tibel exportieren (BILD 4 und 5). Der Anwender profitiert von                stabile und damit reproduzierbare Lösung zur Kanalvermes-
den überragenden, stabilen Eigenschaften der Messgeräte                      sung in den hoch gelegenen Frequenzbändern der fünften
bei Frequenzen bis in den Millimeterwellenbereich und kann                   Generation des Mobilfunks zur Verfügung. Für alle Frequenz-
sich auf die Auswertung der Messdaten konzentrieren. Außer-                  lagen und Bandbreiten findet sich eine passende Geräte­
dem liefert die Sounding-Software die notwendige ­Flexibilität               version, aber auch geeignete Sende- und Empfangsanten-
bezüglich der Sounding-Sequenzen. Alle Sounding-Signale                      nen. Die Sounding-Software liefert dann die gesuchten Kanal­
werden als R&S®SMW200A-kompatible Wellenformen mitge-                        impulsantworten auf eine erstaunlich komfortable Weise.
liefert. Außerdem kann der Anwender mithilfe der R&S®ARB                                                             Heinz Mellein; Johannes Köbele
Toolbox Plus die Sequenzen an seine Bedürfnisse anpassen
bzw. eigene Sounding-Sequenzen generieren.

                                                                             Referenzen
                                                                             [1] Radio Propagation Measurement and Channel Modeling, Sana Salous,
                                                                                 ­Durham University UK, published 2013 by John WILEY and Sons Ltd.
                                                                             [2] WINNER II D1.1.2, „Channel models”, V1.2, 2008, erhältlich bei
                                                                                  http://www.ist-winner.org/deliverables.html.

BILD 5: Ein dreidimensionales Leistungsverzögerungs-Dopplerprofil. Zu jedem Echo wird die korrespondierende Dopplerfrequenzverschiebung gezeigt.
Das hier abgebildete Profil wurde nicht durch Messung einer realen Strecke gewonnen, sondern mit dem Fading-Simulator des R&S®SMW200A gene-
riert, mit dem sich sehr einfach die Funktion der Channel-Sounding-Software demonstrieren und verifizieren lässt.

                                                                                                                                  NEUES 214/16 17
Wireless-Technologien | Tester

IP-basierte Mobilfunk-
Sprachdienste testen
Die Mobilfunknetze ab der vierten Generation (LTE / LTE-A) nutzen für alle Dienste das Internet-­Protokoll.
Damit traditionelle Dienste wie die Sprachkommunikation weiter funktionieren, ist zusätzliche Infrastruktur
erforderlich. Erst mithilfe des IP Multimedia Subsystems wird aus einem 4G-Endgerät ein „Telefon“. Der
R&S®CMW500 kann eine Vielzahl damit verbundener Testfragen beantworten.

Die All-IP-Kommunikation erschließt                       möglichst ausgeglichen werden, da sie –               diesen Over-the-Top (OTT)-Applikatio-
dem Mobilfunk eine große neue Welt                        im Fall der Telefonie – einen erheblichen             nen aber die eben erwähnte Integration
von Anwendungsmöglichkeiten, bedeu-                       Einfluss auf die Sprachqualität haben.                fehlt, können sie keine QoS garantieren
tet aber auch, dass leitungsvermittelte                   3GPP-basierte Mobilfunknetze wie LTE                  und daher nicht immer eine zufrieden-
Dienste, wie sie bisher in 2G- (GSM)                      bieten die Möglichkeit, die IP-basierten              stellende User Experience bieten. Auch
und 3G-Netzen (UMTS) für die Sprach-                      Dienste auf der Transportebene zu sepa-               ist der Nutzer von der Verbreitung der
übertragung üblich waren, nicht mehr                      rieren und je nach Notwendigkeit mit                  Applikation abhängig, da die verschie-
zur Verfügung stehen. Sprache muss                        einer zugesicherten Quality of Service                denen Dienste in der Regel nicht inter-
stattdessen in IP-Pakete verpackt wer-                    (QoS) aufzubauen. Dies wird über soge-                operabel sind. Das Fehlen von Mecha-
den. Zwar haben Datendienste (erst!)                      nannte Dedicated Bearer realisiert, die               nismen zur Behandlung von Notrufen
im letzten Jahr die Sprachtelefonie als                   vom genutzten Dienst getriggert wer-                  ist ebenfalls ein deutlicher Nachteil die-
wichtigsten Umsatzbringer für die Netz-                   den. Ein Dedicated Bearer ist eine Art                ser Anwendungen. Folglich müssen für
betreiber abgelöst, jedoch ist ihr Anteil                 virtueller Kanal mit eigener Netzadresse              die Sprachunterstützung in LTE entspre-
immer noch beachtlich, sodass sie tech-                   (Port-Bereich) und festgelegten Perfor-               chende Mechanismen und Architek-
nisch nicht vernachlässigt werden darf.                   mance-Eigenschaften. Voraussetzung                    turen im Mobilfunknetz realisiert wer-
Vor allem muss sichergestellt sein, dass                  für diese Funktionalität ist eine hohe                den, die zum einen neue Features wie
die Sprachqualität nicht hinter den                       Integration der Dienste in das Endgerät               Videotelefonie, aber auch bewährte und
gewohnten Standard zurückfällt. In der                    bzw. Modem.                                           bekannte Funktionen wie die klassische
Praxis bereiten solche Legacy-Dienste                                                                           Telefonie und Notrufe in garantiert hoher
IP-basierten Netzen häufig Probleme, da                   Services wie Skype oder Face Time                     Qualität ermöglichen.
es bei der Übertragung zu Paketverlus-                    bieten zwar bereits heute Funktionen
ten, Jitter oder der Verzögerung von IP-                  wie Videotelefonie und Nachrichten-
Paketen kommen kann. Diese Beein-                         dienste für Mobilgeräte, die die Erwar-               Das IP Multimedia Subsystem
trächtigungen müssen im Empfänger                         tungshaltung der Nutzer bestimmen. Da                 Eine Schlüsseltechnologie zur Integra-
                                                                                                                tion von Sprachdiensten in ein LTE-Netz
Netzarchitektur mit integriertem IMS                                                                            ist das IP Multimedia Subsystem (IMS).
                                                                                                                IMS bietet ein Framework für die Unter-
     Applikationen
                                                                                                                stützung IP-basierter Multimedia-
                                                                                                                Dienste und erfordert neue Netzwerk-
     SMS over IMS          Voice over IMS (VoLTE)                    Video over IMS          RCS            …
                                                                                                                elemente als Teil der Netzwerkarchitek-
                                                                                                                tur (BILD 1).
                                                    IMS
                                                                                                                IMS wurde vom 3GPP bereits im Rah-
                                                                                                                men der UMTS-Standardisierung entwi-
                                                                                                                ckelt und mit Verbesserungen nun auch
     Breitbandkabel-             Festanschluss             Mobiler Zugang             Breitband-Drahtlos-
     Zugang                                                (GSM, UMTS, LTE, C2K)      Zugang (WLAN)             für Sprachdienste in LTE (Voice over LTE,
                                                                                                                VoLTE) herangezogen (BILD 2). Das Ses-
                                                                                                                sion Initiation Protocol SIP ist das Basis-
BILD 1: IMS als Schlüsseltechnologie im Mobilfunknetz.                                                          protokoll von IMS, welches über ein

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