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report 2019 «Daten als Wettbewerbsvorteil» Potenziale – Risiken – Rahmenbedingungen © ruweba kommunikation ag u BEF Basel Economic Forum 2019 zu Daten als Wettbewerbsvorteil u Datennutzung, -Sicherheit, -Schutz, -Projekte, -Infrastrukturen u Anlass zum Rahmenabkommen CH-EU u Wirtschaftsforen Lörrach, Fricktal und Binningen
Inhalt 4 Grusswort Bundespräsident Ueli Maurer 5 Grusswort Ministerpräsident Winfried Kretschmann 6 Vorworte der Regierungsräte Elisabeth Ackermann, Dr. Markus Dieth, Kathrin Schweizer, Jörg Lutz Architektur ist 8 BEF Basel Economic Forum 2019 «Daten als Wettbewerbsvorteil» unser Kerngeschäft und 15 17 Datenschutz – Persönlichkeits- und Grundrechtsschutz Prof. Dr. Beat Rudin, Datenschutzbeauftragter Online-Dienstleistungen des Eidgenössischen Finanzdepartements Dirk Lindemann, BIT in ihrer ganzen, 18 Daten und Fakten – mit Transparenz, Qualität und Vertrauen in die Zukunft Dr. Madeleine Imhof und Jonas Eckenfels, Statistisches Amt wachsenden Komplexität 20 22 Grenzübergreifende Datensätze gewinnen an Bedeutung Wüest Partner Die Blockchain ermöglicht die Kontrolle über wertvolle Daten Alexander E. Brunner, Experte unsere Leidenschaft 23 Big Data: Wie Supercomputer die Industrie revolutionieren Dr. Matthias Halusa, BASF 24 Wirtschaftsforum Lörrach 2019 Burckhardt+Partner AG Architekten Generalplaner Digitalisierung und Datennutzung: Potenziale und Rahmenbedingungen Basel Bern Genf Lausanne Zürich Berlin Grenzach Stuttgart 25 Datensicherheit und intelligentes Datenmanagement als Schlüssel Ministerialdirektor Stefan Krebs www.burckhardtpartner.com 26 metrobasel Sommeranlass 2019 Rahmenabkommen: ein guter oder schlechter Deal für die Schweiz? 28 Auf dem Weg zum trinationalen digitalen Oberrhein Dr. Manuel Friesecke, Regio Basiliensis 29 Brücken stärken, nicht einreissen Monika Rühl, Economiesuisse 30 Wirtschaftsforum Fricktal 2019: Daten – Treibstoff der digitalen Welt ® 32 Willkommen in der Medizin der Zukunft! Dorothea Ledergerber, Novartis 33 Wirtschaftsforum Binningen 2019: Doppelmoral 34 Werden Sie Mitglied von metrobasel, Partner, Vorstand und Beirat von metrobasel 35 Ausblick metrobasel Projekte und Anlässe 2020 Regula Ruetz Impressum DIREKT ZU DEN Der metrobasel report 2019 erscheint als Druckauflage: Druck: SCHÖNSTEN STÄDTEN Beilage in der bz – Zeitung für die Region ca. 300ʼ000 Exemplare Swissprinters AG, Zofingen EUROPAS Basel (Grossauflage). Er wird in der Met- ropolitanregion Basel (inkl. Fricktal, Lör- Redaktion, Realisation und Inserate Geschäftsstelle metrobasel Ob Amsterdam, Barcelona oder Berlin, egal rach und Elsass) durch zusätzliche Direkt- ruweba kommunikation ag, Riehen Aeschenvorstadt 4, ob wegen ihrer Geschichte, ihrer Museen oder verteilung der Direct Mail Company sowie Postfach, 4010 Basel Kultur oder um einfach dort zu sein und einige Tage des psg Presse- und Verteilservice verteilt. Übersetzungen: Tel. + 41 (0) 61 272 11 44 Neues zu erleben. Vom EuroAirport erreichen Sie mehr als 100 City-Destinationen bequem und direkt. dialogos, François Morel-Fourrier, info@metrobasel.org Freiburg (D) www.metrobasel.org www.euroairport.com à bientôt. bis bald. metrobasel – report 2019 | 3
Die digitale Zukunft gestalten wir heute Datennutzung und Datensicherheit ale Voraussetzungen, um die Vorteile der Digitalisierung zu nut- Als Hochtechnologieländer und führende Innovationsregionen zen. Unsere innovative, global vernetze Wirtschaft, der hohe stehen die Schweiz und Baden-Württemberg vor tiefgreifenden Ausbildungsstand der Bevölkerung und unsere gute digitale Inf- Veränderungen, die nahezu alle Wirtschafts- und Lebensbereiche rastruktur bieten ein solides Fundament, auf welchem neue Tech- betreffen. Die Digitalisierung ist eine rasante technologische Ent- nologien und Anwendungen entwickelt werden können. Der Bun- wicklung und entfaltet eine Dynamik, die unsere Märkte fordert desrat zeigt mit der Strategie «Digitale Schweiz» denn auch auf, und zu einem tiefgreifenden Strukturwandel führt. Im Dienstlei- in welche Richtung er die Schweiz weiterentwickeln will, damit tungssektor, in der Technologieentwicklung und in der For- unser Land bei der Digitalisierung weltweit zur Spitze gehört. schung: Überall gilt es, die virtuelle Welt mit der realen Welt zu Dazu fördert er Innovationen, er schafft attraktive Rahmenbedin- verknüpfen, um neue innovative Geschäftsmodelle zu finden. gungen für die digitale Wirtschaft und treibt in der öffentlichen Wirkungsvolle Antworten auf diese globale Herausforderung kön- Verwaltung die digitale Transformation voran. nen wir nur im europäischen Verbund geben. Wir müssen diesen Prozess als Chance begreifen, um unsere Wirtschaft – etablierte Bei diesen Arbeiten muss es unser Ziel sein, auch die Pessimisten Unternehmen wie auch kleine und mittelständische Betriebe – zu «abzuholen» und auf deren Bedenken einzugehen. Wir müssen erneuern, damit wir im internationalen Vergleich wettbewerbs- ihnen aufzeigen, dass die Digitalisierung auf keinen Fall die Rech- fähig sein können. te und Freiheiten der Bürgerinnen und Bürger beeinträchtigen darf. Sicherheit und Rechtsstaatlichkeit müssen gerade auch bei In dieser zunehmend digitalen Welt spielen Daten als Rohstoff Entwicklungen, welche gemeinhin als Chance wahrgenommen eine entscheidende Rolle. Sie sind die wesentliche Quelle für werden, aber eben doch auch viel Bestehendes in Frage stellen Wachstum und Innovation, ihre Nutzung ermöglicht es nicht nur, können, in jedem Fall garantiert bleiben. Gerade im Bereich Cy- neue Produkte, digitale Dienstleistungen, Geschäftsmodelle und bersicherheit zeigt sich, dass die zunehmende Abhängigkeit von Serviceplattformen zu schaffen. Die Verfügbarkeit und Nutzung digitalen Infrastrukturen zu neuen Bedrohungen führen kann. von Daten wird in Zukunft entscheidend für die europäische Wett- Die Geschwindigkeit, mit welcher solche neuen Bedrohungen ent- bewerbsfähigkeit sein, insbesondere bei der Entwicklung von stehen, stellt die modernen Gesellschaften vor grosse Herausfor- Schlüsseltechnologien wie der Künstlichen Intelligenz. Datenver- derungen. fügbarkeit ist der Schlüssel zu Marktmacht und wirtschaftlichem Wohlstand. Ueli Maurer Damit angesichts des hohen Tempos der Veränderungen genug Winfried Kretschmann Bundespräsident Zeit bleibt für eine Abwägung zwischen den erwarteten Nutzen Um mit den globalen Daten-Giganten aus den USA und China Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg und den möglichen Risiken, muss die Politik entscheidende Ent- mithalten zu können, brauchen wir in Europa jedoch dringend wicklungen frühzeitig erkennen und möglichst realistisch ein- eine schlagkräftige Datenstrategie. Wir benötigen einen europä- «Prognosen sind immer schwierig – besonders, wenn sie die Zu- schätzen können. Der Bundesrat hat deshalb den Aufbau des ischen Masterplan, mit dem wir etwa unser großes Reservoir an nehmen entlang der Grenze zwischen Baden-Württemberg und kunft betreffen»: Diese Aussage trifft auch auf Vorhersagen über Kompetenzzentrums für Cybersicherheit beschlossen, um schnell Maschinen- und Unternehmensdaten aus der Mobilitätsbranche der Schweiz sind in der digitalen Ökonomie auf faire und verläss- unsere digitale Zukunft zu. Gerade in diesem Bereich stellen wir und mit geeigneten Massnahmen auf Bedrohungen zu reagieren oder dem Maschinenbau heben können. Eine souveräne Datenin- liche Rahmenbedingungen angewiesen. eine grosse Bandbreite von unterschiedlichen Erwartungen fest. und den Standort Schweiz, die Infrastrukturen des Landes und frastruktur zur Datenspeicherung und gemeinsame Initiativen seine Bürger schützen zu können. zum Datenaustausch in Wirtschaft und Forschung sind eine ent- Eine weiterhin enge und erfolgreiche grenzüberschreitende Zu- Optimisten sind überzeugt, dass die Digitalisierung unseren Le- scheidende Grundlage für ökonomischen Wohlstand und Hand- sammenarbeit ist die Basis, auf der wir die wichtigen Themen der bensstandard weiter erhöhen wird, und sie erhoffen sich grosse Auch die Einwände der Skeptiker wollen wir ernst nehmen. Tat- lungsfähigkeit in der Zukunft. Gemeinsam sollten wir in Europa Zukunft erfolgreich angehen können. Unser Nachbar Schweiz ist Effizienzgewinne in Wirtschaft und Verwaltung. Sie machen gel- sächlich werden in den Erörterungen rund um die Digitalisierung auf europäische Lösungen und Standards setzen, um die enormen ein starker Partner, mit dem uns eine langjährige Zusammenar- tend, dass neue Technologien erfahrungsgemäss zu strafferen oft grosse Worte verwendet, welche wenig Bezug zum Alltag der Potentiale der Datenverfügbarkeit gewinnbringend nutzen zu beit verbindet. Es ist uns dabei gelungen, zwischen Baden-Würt- Abläufen führen und sehr oft mit der Schaffung von neuen, inno- Bürgerinnen und Bürger haben. Deshalb gilt es, durch einen re- können. temberg und der Schweiz innovative grenzüberschreitende Wirt- vativen Arbeitsplätzen verbunden sind. Pessimisten andererseits gelmässigen Austausch mit der Bevölkerung sicherzustellen, dass schaftsräume zu entwickeln, von denen beide Seiten profitieren. befürchten, dass die Digitalisierung die Privatsphäre beeinträch- die Diskussion über die Digitalisierung nicht die Bodenhaftung Die europäische Datenschutzgrundverordnung bietet uns dabei Dieser gewinnbringende Austausch braucht auch in Zukunft sta- tigt oder sie rechnen gar mit dem Schreckensszenario einer von verliert. Es ist die gemeinsame Aufgabe der Politik, der Wirtschaft die Chance, europäische Geschäftsmodelle „made in Europe“ aus- bile Rahmenbedingungen, die den Fortbestand des bilateralen Algorithmen beherrschten Welt, in welcher der Mensch zuneh- und der Wissenschaft, in einer verständlichen Sprache die Digi- zurollen. Eine Künstliche Intelligenz, die vertrauenswürdig ist Weges zwischen der Schweiz und der EU sichern. Für Baden- mend die Kontrolle über die Technik oder gar über sein Leben talisierung und ihre Effekte so einzuordnen, dass die digitale und Persönlichkeitsrechte achtet, wollen wir zum Markenkern Württemberg besteht deshalb ein klares Interesse an dem avisier- verlieren wird. Eine dritte Gruppe – nennen wir sie die Skeptiker Transformation für die Bevölkerung nachvollziehbar wird. Wir unserer Unternehmen machen. Das wird uns im internationalen ten Rahmenabkommen zwischen der Schweiz und der EU, das – geht davon aus, dass die Digitalisierung allgemein viel kleinere alle, ob als «User» oder Betroffene, wollen wissen, wohin die Rei- Wettbewerb einen entscheidenden Vorteil gegenüber den USA eine sichere Basis für unsere Zusammenarbeit schafft. Dies ist eine Auswirkungen haben wird, als von den ersten beiden Gruppen se geht und welche konkreten Folgen die Entwicklung für die und China verschaffen. hervorragende Grundlage zukünftig, die Bewältigung der gegen- angenommen. Schweiz haben wird. wärtigen Veränderungen und Herausforderungen weiterhin ge- Daten sind eine sensible Ware, für deren Austausch es grenzüber- meinsam anzugehen. Wer letztendlich mit seiner Einschätzung richtig liegt, kann heu- Wenn wir also über die Zukunft der digitalen Schweiz sprechen, greifender Regelungen bedarf. Wir brauchen an dieser Stelle drin- te niemand mit Bestimmtheit sagen. Sicher ist hingegen, dass wir so sollten wir beim Heute anfangen. Wir wollen die rasant voran- gend eine europäische Antwort auf datenbasierte Geschäftsmo- die digitale Zukunft bereits heute aktiv und direkt mitgestalten schreitende Digitalisierung mit offenem, aber durchaus auch kri- delle und Wertschöpfung, die auf den Menschen und seine können. Wir alle – das Individuum, der Staat und die Gesellschaft tischem Geist begleiten. Auch wenn auf viele Fragen zur digitalen Rechte bezogen ist und europäischen Wertvorstellungen ent- – wollen uns in diese Entwicklung einbringen. Mit den Optimisten Zukunft heute noch keine abschliessenden Antworten vorliegen, spricht. Auch unsere vielen kleinen und mittelständischen Unter- teile ich die Erwartung, dass die Digitalisierung für unsere Ge- so heisst das noch lange nicht, dass wir die Entwicklung nicht sellschaft und Wirtschaft ein gewaltiges Potenzial an Nutzen ent- beeinflussen können. Im Gegenteil: es sind unsere Handlungen hält. Die Digitalisierung bietet grosse Chancen, die wir unter allen und Entscheidungen von heute, welche darüber bestimmen, wie Umständen nutzen sollten. In der Schweiz verfügen wir über ide- unsere digitale Zukunft aussehen wird. Eidgenössisches Finanzdepartement (EFD) 4| metrobasel – report 2019 metrobasel – report 2019 | 5
Wert und Schutz von Daten Von einem verantwortungsbewussten Umgang mit Daten profitieren wir alle der Wert von Daten vielseitig und von gro- Diese Daten können einen Mehrwert bein- das Totalitäre an. In Bezug auf die rasante gegenüber ihren Stakeholdern, sie trägt sser Bedeutung. halten, der auf den ersten Blick nicht im- digitale Entwicklung der letzten Jahre er- auch eine Verantwortung gegenüber der mer gleich erkennbar ist. Um ihren Wert scheint der britische Schriftsteller zuneh- gesamten Gesellschaft. Das ist auch unsere Grundidee, die hinter entfalten zu können, müssen diese Daten mend als wohl unfreiwilliger technologi- dem Begriff «Smart City» steckt. Auf dem aufbereitet und für alle „lesbar“ gemacht scher Visionär: Immer und überall können Eine solche Verantwortung schlägt sich Weg zu einer lebenswerten, vernetzten, werden. Sie können dann als offene Daten wir uns vernetzen und werden wir ver- natürlich nicht unmittelbar in nackten nachhaltigen und modernen Stadt gilt es, der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt netzt, geben wir Daten preis und werden Zahlen nieder. Aber mittelfristig bin ich konkrete Antworten auf aktuelle Heraus- werden, sofern dies keine Persönlichkeits- Daten von uns und unserem Verhalten ab- überzeugt, dass wir alle davon profitieren, forderungen zu entwickeln. Ich denke da- rechte verletzt. gesogen. wenn wir verantwortungsbewusster mit bei an den Klimawandel, das Bevölke- der gesamten Datenflut und ihren Möglich- rungswachstum oder den demographischen Der Schutz der persönlichkeitsrelevanten Digitalisierung bringt viele Vorteile und keiten umgehen. Wer nur das Dollar- oder Wandel. Zu den Mitteln, die dabei einge- Daten ist deshalb von zentraler Bedeutung. Erleichterungen, für Private wie für Unter- Eurozeichen im Auge hat, der oder die ver- setzt werden, gehören auch die neuen Offene Daten eröffnen aber auch die Chan- nehmen. Doch so wenig wir dem vorder- liert den Blick aufs Wesentliche, und das Technologien sowie eine zielgerichtete Di- ce auf mehr Teilhabe und Transparenz. Sie gründigen Charme des Zeitgeistes und den ist die entsprechende Verantwortung für gitalisierung, um den damit verbundenen können Impulse für neue Geschäftsmodel- Erleichterungen unkritisch erliegen soll- die Daten und die Personen, die letztlich Regierungspräsidentin Strukturwandel zu gestalten. le und Innovationen setzen und damit ei- Regierungsrätin ten, so viel Verantwortungsbewusstsein im dahinterstehen. Elisabeth Ackermann nen Beitrag zur Stärkung des Wirtschafts- Kathrin Schweizer Umgang mit Daten müssen wir von Unter- Vorsteherin des Präsidialdepartements Oft geäusserte Bedenken, die ich dabei standorts leisten. Vorsteherin der Sicherheitsdirektion nehmen einfordern. Selbstredend wird In diesem Sinne kann ich vorbehaltlos hin- des Kantons Basel-Stadt immer wieder höre, beziehen sich auf den des Kantons Basel-Landschaft sich keiner aus dem Konkurrenzkampf ter dem Titel der Website stehen: Möge Umgang mit den Daten, die gerade im Mit der Einrichtung der Fachstelle Open verabschieden wollen, indem er oder sie George Orwell wieder Fiktion werden. Die Der Wert von Daten für die Gesellschaft, Bereich von Digitalisierungsprojekten ge- Government Data, kurz OGD, im Präsidial- Kürzlich bin ich über eine Website gestol- auf die Auswertung von Daten zu gewerb- kommerzielle Absicht hinter der Website die Wirtschaft und den Staat nimmt lau- sammelt werden. Wir nehmen diese Beden- departement hat der Regierungsrat eine pert: «Lass George Orwell wieder Fiktion lichen Zwecken oder gar zu einem gewerb- hingegen steht auf einem anderen Blatt... fend zu. Neue Technologien sollen in Ver- ken ernst, haben aber auch klare Antworten, vertrauenswürdige Anlaufstelle für die Zi- werden!» Sein Roman «1984» prangert be- lichen Vorteil verzichtet. Doch die Wirt- bindung mit der intelligent verknüpften, denn ein sorgsamer und verantwortungsvol- vilgesellschaft, die Politik, die Wissen- kanntlich in beklemmender Art und Weise schaft trägt nicht nur eine Verantwortung einfachen und schnellen Nutzung digitaler ler Umgang mit den Daten ist auch für uns schaft und die Wirtschaft geschaffen. So Daten gezielt eingesetzt werden, um die entscheidend. bin ich sowohl vom Nutzen eines offenen Lebensqualität und die Wettbewerbsfähig- Datenraums überzeugt, wie auch vom un- keit ressourcenschonend zu erhalten und Der Staat „sammelt“ bei der Erfüllung sei- abdingbaren Schutz der Persönlichkeits- auszubauen. Auch für unseren Standort ist ner Aufgaben grosse Mengen an Daten. rechte – im Interesse von allen. E-Government im Aargau: stets am Ball, aber noch nicht am Ziel Die größte Herausforderung wird sein, die Menschen mitzunehmen Mit der Strategie SmartAargau treibt der Sie kann nur gelingen, wenn wir den Wandel sichtigung der Erwartungshaltung aller In- gewidmet war? Es ging um die Nutzung von Regierungsrat die digitale Transformation positiv und konstruktiv angehen und darin teressensgruppen getroffen werden. Kann Mobiltelefonen auf den Straßen in Berlin: im Kanton Aargau strategisch voran. Er un- vor allem eine Chance erkennen. Einen be- das überhaupt gelingen? man sieht Menschen, dicht gedrängt, Män- terstützt den notwendigen Kulturwandel in wussten Wandel der Unternehmens- und Der englische Ökonom John Maynard ner und Frauen mit Hüten und mobilen Te- der kantonalen Verwaltung und setzt Impul- Führungskultur heisst auch die Weiterent- Keynes soll einmal gesagt haben: „Die größ- lefonen, die wie Orden an der Brust ihrer se für weitere Online-Dienstleistungen. Da- wicklung einer Fehlerkultur. Führungsver- te Schwierigkeit der Welt besteht nicht dar- Mäntel und Jacken befestigt sind. Ist das bei steht der Mehrwert für die Bevölkerung antwortliche und Mitarbeitende sind gefor- in, Leute zu bewegen, neue Ideen anzuneh- nicht erstaunlich? Die Weitsicht der Narren und für die Unternehmen im Kanton Aargau dert, ein Umfeld zu schaffen, wo Innovationen men, sondern alte zu vergessen.“ sah schon damals eine Entwicklung voraus, im Fokus. willkommen sind, Neues ausprobiert und mit die erst 57 Jahre später im Jahr 1983 mit Fehlern konstruktiv umgegangen wird. 2019 haben in Lörrach zwei Traditionsunter- dem Mobiltelefon DynaTAC von Motorola Mit SmartAargau starten wir nicht bei nehmen den Betrieb eingestellt. Industrielle eine Zulassung und kommerzielle Nutzung «Null». Seit vielen Jahren erarbeiten Kanton Die kantonale Verwaltung strebt an, voraus- Arbeitsplätze gingen verloren. Der Struktur- erhielt. Ja, manchmal dauert es länger als und Gemeinden sehr erfolgreich E-Govern- schauend, flexibel und iterativ Lösungen zu wandel sägte erneut und sehr energisch am gedacht. Doch es gibt sie, Menschen, die vor- ment-Dienstleistungen für unsere Bevölke- erarbeiten und in Pilotprojekten zu testen. Stuhlbein der konjunkturellen Zuversicht. denken und umsetzen - das fasziniert mich! rung und die Wirtschaft. Ausgehend von der Als Beispiel verweise ich auf den VoiceBot Für die betroffenen Mitarbeiterinnen und Gesamtsicht Haushaltsanierung wurden ab des kantonalen Strassenverkehrsamts, wo Mitarbeiter ist es alles andere als einfach, Auch der Besuch in unserem phaenovum Dr. Markus Dieth 2017 die verwaltungsinternen Digitalisie- jährlich rund 360’000 Telefonanrufe einge- Jörg Lutz sich nun ganz neuen Arbeitswelten zu öff- Schülerforschungszentrum ist für mich eine Regierungsrat, Vorsteher Departement rungs- und Modernisierungsbestrebungen hen. Dieser soll ab 2020 die Mitarbeitenden Oberbürgermeister der Stadt Lörrach nen. Viele beschleicht auch die Sorge, von Quelle der Ermutigung. Es tut gut, die Be- Finanzen und Ressourcen, Kanton Aargau intensiviert. SmartAargau ist eine Dachstra- entlasten, indem er simple administrative der dynamischen Entwicklung abgehängt geisterung der Jugendlichen zu erleben, die tegie. Sie verfolgt eine Vision mit strategi- Telefonanfragen selber beantworten kann. Die täglichen Herausforderungen eines worden zu sein. Wie können wir diese Men- sich freiwillig Wochenende für Wochenende Der digitale Wandel macht vor der öffentli- schen Zielsetzungen und Stossrichtungen, Oberbürgermeisters sind sehr facettenreich, schen mitnehmen? auf ihre Teilnahme bei Jugend forscht vor- chen Verwaltung nicht Halt. Bevölkerung die in den kommenden fünf Jahren umge- Zum Kulturwandel gehört auch eine gewis- und sie werden von Tag zu Tag komplexer. bereiten, die sich beim RoboRave-Wettbe- und Unternehmen erwarten, dass die staat- setzt werden sollen. se Offenheit. Die Daten von Statistik Aargau Der digitale Wandel eröffnet ganz neue Zwei Beobachtungen stimmen mich opti- werb mit Teams anderer Schulen messen, lichen Dienstleistungen und Informationen und des Geoportals stehen im Internet zur Möglichkeiten, erhöht zugleich aber auch mistisch für unsere Zukunft: die von engagierten Lehrkräften begleitet orts- und zeitunabhängig zur Verfügung Neben technologischen Veränderungen hat Verfügung. Die Reise geht weiter. die Dynamik: alles wird smarter, die City, Wussten Sie, dass bereits im Jahr 1926 in werden. Es lohnt sich, in junge Menschen zu stehen. Sie sollen einfach zu nutzen sein und die digitale Transformation sehr viel mit Un- die Mobilität, die Energie, die Gebäude. Ent- dem deutschen Satiremagazin „Simplicissi- investieren. Sie werden es sein, die auch in effizient erbracht werden. ternehmens- und Führungskultur zu tun. scheidungen sollen noch schneller, noch mus“ eine visionäre Karrikatur von Karl Ar- Zukunft neue visionäre Ideen hervorbringen transparenter und natürlich unter Berück- nold dem Thema „Drahtlose Telephonie“ werden. 6| metrobasel – report 2019 metrobasel – report 2019 | 7
Basel Economic Forum 2019 netzes im Vordergrund, wobei 5G eine cherheitsstandards von heute entsprochen Schlüsseltechnik für den digitalen Um- hätten, dauerte es 100 Jahre. Entspre- Daten als Wettbewerbsvorteil: bau sei: Sie erlaube grössere Bandbrei- ten, um das Datenvolumen zu bewälti- chend seien ebenfalls noch ein paar Jahre Entwicklungsarbeit notwendig, um einen Potenziale – Risiken – Rahmenbedingungen gen, das sich im Mobile-Bereich jedes Jahr verdopple, oder auch um datenin- vergleichbaren Standard im Cyber-Bereich zu implementieren. tensive Anwendungen wie beispielweise Die Datenwelt ist extrem komplex geworden. Wie können wir das Vertrauen in die Digitalisierung gewährleisten? Virtual Reality zu ermöglichen. Zudem Hack me if you can würden mit 5G die Übermittlungs- und Ivan Bütler, Geschäftsführer der Compass Verzögerungszeiten massiv verkürzt. Eine Security AG, zeigte im Rahmen einer Live- In Vertretung von Regie- tennutzung derart bewegt, weil sie uns sprach aber auch die negativen Seiten der Anwendung, die von diesen technischen Performance auf, wie einfach sensible Da- metrobasel rungspräsidentin Elisabeth alle etwas angeht: «Alles, was sich digita- Digitalisierung an: Die digitale Revolution Fortschritten profitiere, sei beispielsweise Philippe Borloz, Kudelski ten beispielsweise aus einem einfachen Ackermann, die ihre Teilnahme am Basel lisieren lässt, wird irgendwann digitali- schaffe eben nicht nur neue Geschäftsfel- smart agriculture: Dabei würden Drohnen Webshop gestohlen werden können und Economic Forum 2019 kurzfristig aus ge- siert. Damit gehen viele Vorteile einher, der für das nächste Google, sondern auch über Felder fliegen, um Schädlingsbefall Die fortschreitende Digitalisierung schaffe wie wenig Wissen es brauche, um schlecht sundheitlichen Gründen absagen musste, die das Leben vereinfachen. Aber nicht für kriminelle, nachrichtendienstliche, zu erkennen. Dies ermögliche eine geziel- allerdings nicht nur neue Überwachungs- geschützte Webseiten zu hacken. Sollen eröffnete Nicole Hostettler, Leiterin des nur, weshalb die Kunst darin besteht, machtpolitische oder terroristische Zwe- tere Schädlingsbekämpfung und damit möglichkeiten, deren Einsatzgebiet gesell- allerdings besser geschützte Ziele ange- Amts für Wirtschaft und Arbeit AWA, im die Datennutzung so zu regulieren, dass cke. Via elektronische Netzwerke ausge- verbunden eine Reduktion des Herbi- schaftlich verhandelt werden müsse. Sie griffen werden, so sei aufgrund von sie dem Menschen und der Gesellschaft führte Manipulationen und gezielte An- zideinsatzes um den Faktor 80. Prof. Dr. verändere auch die Bedrohungslage: Es einen Mehrwert bringt und möglichst griffe seien Risiken, mit denen eine Rolf Dornberger, Leiter des Instituts für gelte insgesamt, ein Bewusstein für Cyber- wenig Schaden verursacht.» Digitalisie- Informationsgesellschaft per se konfron- Wirtschaftsinformatik an der FHNW, woll- Risiken zu schaffen, denn bei den globalen rung dürfe dabei keinesfalls als Modeer- tiert sei. Deshalb sei es von ausserordent- te im Rahmen des «nachgefragt»-Formats Risiken gehörten Cyber-Attacken und data scheinung oder Hype abgetan werden – licher Wichtigkeit, dass Politik, Wirtschaft im Anschluss an das Referat mehr über die fraud zu den fünf Toprisiken, mit denen und sie sei vor allem auch nichts Neues. aber auch die Gesellschaft sich mit den disruptive Kraft von 5G wissen, worauf vor allem Unternehmen konfrontiert sei- Die Digitalisierung begleite uns seit mitt- Potenzialen, Risiken und Rahmenbedin- Kamer erwiderte: «5G eröffnet zahlreiche en. Hacker würden immer professionel- lerweile bald 40 Jahren: In einer ersten gungen der Datennutzung auseinander- Innovationsmöglichkeiten für Unterneh- ler und die Bereiche Banking, Energie, Welle hielten Personal Computer Einzug setzten. men. Prozesse, Maschinen und Informati- Staat und Softwareunternehmen seien in Büros und Wohnzimmern. Mit dem In- onen lassen sich vollständig vernetzen und dabei die häufigsten Angriffsziele. Was ternet wurde in einer zweiten Welle in den ICT made in China und Forschung aus automatisieren. Einzelne Elemente wie die Fortschritte im Sicherheitsbereich an- 1990er-Jahren die Dotcom-Ära eingeläu- der Schweiz Cloud, Sicherheit, Datenmanagement oder gehe, gebe es allerdings auch good news: Nicole Hostettler, AWA tet. 2007 revolutionierte das erste iPhone Zu Beginn seines Referats ging Felix Ka- das Internet der Dinge (IoT) werden dank konnten Eindringlinge 2011 in einem ge- Ivan Bütler, Hacker unser Nutzerverhalten. Gleichzeitig mach- mer, Vizepräsident von Huawei Schweiz, 5G zu einem Ganzen. Die 5. Generation hackten Firmennetzwerk noch im Schnitt Namen der Regierung des Kantons Basel- ten neue Mobilfunkgenerationen das In- auf das Geschäftsfeld von Huawei ein: des Mobilfunkstandards hat damit das Po- 416 Tage unentdeckt wirken, so seien es Firewalls das Eindringen durch die Vor- Stadt das BEF 2019. Sie zeigte in ihrer ternet mobil. Die Datenproduktion explo- tenzial, unser wirtschaftliches und gesell- 2018 nur noch 78 Tage. Diese good news dertür ungleich schwieriger. Viel effekti- Rede auf, wie der Kanton Basel-Stadt den dierte. Der Grundstein war gelegt für eine schaftliches Leben mit ganz neuen Busi- veranlassten Prof. Dr. Rolf Dornberger ver sei es dann beispielsweise, eine Fake- Herausforderungen der Digitalisierung be- Transformation von Wirtschaft und Ge- ness-Modellen und Geschäftsfeldern zu nachzufragen, wann es denn soweit sein Bewerbung auf einem USB-Stick zu gegnet: Der Staat sammle bei der Erfül- sellschaft, die wir als 4.0 – die 4. industri- revolutionieren». würde, dass die Eindringlinge bereits am versenden. Sobald der Stick von einem lung seiner Aufgaben grosse Mengen an elle Revolution – bezeichnen. Die Digitali- ersten Tag entdeckt würden. Borloz gab Mitarbeiter der zu attackierenden Firma Daten. Damit sich deren volles Potenzi- sier u ng sei dabei n ic ht w ie die Digitalisierung ist eine Vertrauenssache daraufhin zu bedenken, dass die Cyber- in einen Rechner eingesteckt würde, be- al entfalten könne, müssten diese Daten Schlüsseltechnologien der vergangenen «Gold ist wertvoll, weil wir in dessen Wert Sicherheit nicht von heute auf morgen ge- ginne die Schadsoftware über den Compu- für die Öffentlichkeit zugänglich sein. Jahrhunderte auf einen Zweck beschränkt vertrauen. Das Vertrauen in die neue Cy- schaffen werden könne: Bis Autos den Si- ter des Gehackten ein Loch durch die Diese Open Government Data (OGD) eröff- – etwa, um mittels Dampfmaschinen von ber-Ära muss zuerst noch geschaffen wer- neten die Chance auf mehr Teilhabe und A nach B zu kommen. Die Datennutzung den.» Mit dieser Metapher eröffnete Phil- Transparenz für den Einzelnen und könn- erlaube sehr viel ergebnisoffenere Anwen- lipe Borloz, Vice President Sales und ten Impulse für neue Geschäftsmodelle dungen: Gegenstände, Prozesse oder General Manager EMEA der Kudelski und Innovationen liefern und damit einen Dienstleistungen, ja auch gesamte städti- Felix Kamer, Huawei Gruppe, sein Referat zum Thema «Erfolg- Beitrag zur Stärkung des Wirtschafts- sche Infrastrukturen würden bereits heute reiche Digitalisierung, eine Vertrauenssa- standorts leisten. Da es sich bei Open in grossen Teilen digital über Daten fern- «Das mittlerweile 40 Jahre alte Unterneh- che». Wir seien im Begriff, eine always Government Data jedoch um das Eigentum gesteuert. Die Zukunft sei vernetzt und men mit rund 190’000 Mitarbeitern ver- on-Gesellschaft zu werden: Smart TVs, der Einwohnerinnen und Einwohner des smart, die Nutzung von Daten ein ent- dient sein Geld nicht mit Daten an sich, Smart Cars, digitale Assistenten von Siri Kantons handle, sei bei deren Bearbeitung scheidender Wettbewerbsvorteil. Ruetz sondern mit der Infrastruktur, die für de- bis Alexa – beinahe jeder Lebensbereich grösste Sorgfalt angezeigt. Die Wichtigkeit ren Transport notwendig ist. Denn ICT werde mittlerweile aufgezeichnet. Damit von Daten erschöpfe sich aber nicht nur in (Information and Communication Techno- stelle sich die drängende Frage, wer unter deren Aufbereitung für Dritte, sondern logy), das Kerngeschäft von Huawei, ist welchen Umständen auf diese Daten Zu- erleichtere auch die Erfüllung staatlicher die Haupttechnologie der Digitalisierung.» griff haben darf. Das chinesische Uber- Aufgaben: Eine ganzheitliche Interpretati- In der Schweiz arbeite Huawei zusammen Pendant höre im Taxi-Innern beispielswei- on von Datenmaterial sei die Basis einer mit Swisscom am Ausbau des Glasfaser- se mit, um Gewalttaten gegen Chauffeure evidenzbasierten Politik, also die Grund- netzwerks, erklärte Kamer. Darüber wür- zu verhindern – und das mit beachtlichem lage für effizienteres, kundenfreundliches den in den urbanen Gegenden die Haus- Erfolg. Angesichts solcher Möglichkeiten und bedarfsgerechtes Verwaltungshan- halte direkt an das Netz angeschlossen. In müssten wir uns zwingend die Frage stel- deln. den ländlichen Gebieten allerdings führe len, wieviel Überwachung uns unsere Si- das Glasfasernetz nicht bis in die Haushal- cherheit wert sei; und an wen wir im Ge- Regula Ruetz, Direktorin metrobasel, te, die Feinverteilung erfolge dort nach genzug die Verantwortung für unsere führte anschliessend in die Thematik des wie vor via bestehende Kupferkabel. Mit Freiheit in der digitalen Welt delegieren BEF 2019 ein und stellte fest, dass die Da- Regula Ruetz, metrobasel Sunrise stehe der Aufbau des 5G-Mobil- wollen – an Firmen, Staaten oder Private? Prof. Dr. Rolf Dornberger – Moderator Format «nachgeforscht» 8| metrobasel – report 2019 metrobasel – report 2019 | 9
Breakout Session 1: Dr. Stephan Mumenthaler, Nicolas Zahn, Panel Talk: Felix Kamer, Philippe Borloz, Bruno Tissot, Prof. Dr. Rolf Dornberger Publikum Panel Talk Breakout Session 2: Ivan Bütler, Jörg Lutz, Jonas Eckenfels, Prof. Dr. Beat Rudin Dr. Madeleine Imhof, Stefan Metzger als wichtige Voraussetzung für Regulie- Konsequenz überblicken können, was es sage und erklärte, dass bei der BIZ beson- Firewall zu Daten des Unternehmens zu ware müsse von Anfang an darauf geach- für die Mobilitätsplanung gewonnen wer- rungen; 3. Das Bewusstsein jedes einzel- bedeute, wenn unsere Daten überall hin- ders sensible Daten auf einem separaten bohren. Damit habe der Angreifer dann tet werden, dass die Systeme so frei von den. Dr. Stephan Mumenthaler, Direktor nen bezüglich der von ihm preisgegebenen terlegt und ausgewertet würden. Viele Netzwerk abgelegt würden. Ohnehin wür- ungestörten Zugriff auf das Firmennetz- Schwachstellen wie möglich seien und so scienceindustries, legte den Fokus auf den Daten. Jonas Eckenfels, von der Fachstel- seien momentan noch bereit, für eine de überwiegend mit anonymisierten Daten werk. Diese social engineering genannte unempfindlich gegen Angriffe wie möglich Bereich Forschung. Dort würden Unmen- le Open Government Data Basel-Stadt, kleine Gegenleistung sehr viel von sich gearbeitet, da diese für die Analysezwecke Methode sei die bei weitem effektivste konzipiert würden. Im abschliessenden gen an Daten generiert, die einen völlig griff den Vertrauensaspekt auf und ortete preiszugeben. Welche Gegenleistung die völlig ausreichend seien und eine Persona- Methode, um an geheime Informatio- «nachgefragt» wollte Prof. Dr. Rolf Dorn- neuen Möglichkeitsraum erschlössen. Wie die grösste Herausforderung für den Staat Preisgabe unserer Daten tatsächlich wert lisierung keinen Mehrwert mit sich bräch- nen wie beispielsweise Passwörter zu berger wissen, wie sich der gemeine User gross dieser am Ende ausfalle, bestimmten als Datensammler im Spagat, den dieser sei, diese Diskussion werde allerdings in te. Man sei allerdings auch trotz Einsatz gelangen und sie schlage rein techni- am besten vor Hackern schützen könne. allerdings in der Hauptsache die herr- zwischen dem Datensammeln und dem Zukunft neue Dimensionen erreichen. Als modernster auf Big Data Analysis-Tech- sche Angriffe in Sachen Geschwindig- Bütler antwortete kurz und knapp: Indem schenden Rahmenbedingungen – sprich gleichzeitigen Anonymisieren zu vollfüh- Beispiel nannte er die Krebsfrüherken- niken beruhender Schutzmechanismen keit um Längen. Die Abwehr von social dieser nicht einfach ohne zu überlegen auf die Regulierungen. Gemäss Mumenthaler ren habe: Bei der Veröffentlichung von nung mittels eingepflanzter Chips. Wenn nicht zu 100 Prozent vor Attacken ge- engineering-Attacken sei äusserst schwie- alles klicke, was sich zum Öffnen anbiete. hätten Daten immer noch das Image des Daten dürften keine Rückschlüsse auf dies möglich werde, würde auch das Ver- feit. Auf Dornbergers Frage, wie denn ein rig sicherzustellen, umso mehr, wenn der Bösen. Das müsse sich unbedingt ändern. Einzelpersonen möglich sein, während- hältnis zwischen Datenschutz und persön- mehr an Sicherheit in unserer vernetzten Hacker es verstehe, mit einer guten Ge- Breakout Session 1 / Datennutzung: So würden in der Schweiz 10% unseres dessen gleichzeitig der Anspruch bestehe, lichem Gewinn neu ausgehandelt werden. Welt zu erreichen sei, antwortete Felix schichte als Beilage des USB-Sticks den Wettbewerbsvorteile für Wirtschaft und Bruttoinlandsprodukts für Gesundheit aus den Daten möglichst detaillierte Ana- K amer, Vizepräsident von Huawei Adressaten zu überzeugen, den Stick an- Gesellschaft ausgegeben. Wir wüssten allerdings nicht, lysen zu liefern und so Wissen zu generie- Panel-Diskussion: Digitalisierung – Schweiz, dass die Weiterentwicklung der zudocken. Den wichtigsten Beitrag zur Moderator Nicolas Zahn, Co-Leiter der worin die Gegenleistung für diese 60 Mil- ren. Jörg Lutz, Oberbürgermeister der Technologische Entwicklungen und die IT-Sicherheit vor allem auf den drei folgen- Bekämpfung von social engineering würde Arbeitsgruppe Digitalisierung, Operation liarden Franken genau bestehe. Jeder Stadt Lörrach, stellte fest, dass in unserer Sicherheit unserer Daten den «Ps» beruhe: People (das Bewusstsein), somit jeder einzelne liefern, indem er Libero, eröffnete die Breakout Session mit Player im Gesundheitsmarkt betreibe westlichen Gesellschaft ein kritisches Moderator Prof. Dr. Rolf Dornberger, Lei- Products (sicher designte Produkte), Proto- Identität und Berechtigung eines Absen- der Frage, wie die Diskussionsteilnehmer eine eigene Datenerfassung. Überall lä- Denken gegenüber dem Staat als Daten- ter des Instituts für Wirtschaftsinformatik col, (normierte Sicherheitsabläufe). Diese ders überprüfe. Auch sollten scheinbar Daten gewinnbringend für ihre Organisa- gen Daten verstreut: bei Spitälern, Ärz- sammler herrsche, jedoch liessen wir die an der FHNW, befragte die Panelteilneh- drei Ps müssten fest in die Firmenprozesse geringfügige und nutzlose Informationen tion einsetzten. Das Statistische Amt der ten, Krankversicherungen, aber diese wür- privaten Unternehmen gleichzeitig kaum mer, ob die Sicherheitsmassnahmen be- integriert sein. Die Diskussionsteilnehmer Unbekannten nicht offengelegt werden, Stadt Basel bereite Daten auf und stelle den und dürften nicht zusammengeführt hinterfragt gewähren. Dieser Umstand züglich unserer Daten mit den technologi- waren sich einig, dass die grösste denn diese Angaben könnten zum Aushor- diese zur Verfügung; die Stadt bekenne werden. Die Diskussion zum elektroni- gleiche der historischen Situation des schen Entwicklungen Schritt halten Schwachstelle der Mensch sei – also der chen anderer missbraucht werden. Mit sich damit zu Open Government Data schen Patientendossier zöge sich beispiels- Manchester-Kapitalismus, wo die Unter- würden. Philippe Borloz, Vice President Mitarbeiter selbst. Deshalb sei es oberste dem Risiko gehackt zu werden, müsse (OGD), also zu öffentlich zugänglichen weise seit Jahren ohne konkretes Resultat nehmen über lange Zeit freie Hand hatten. Sales und General Manager EMEA der Ku- Priorität, durch gezielte Schulungen und aber grundsätzlich jeder leben – ob Pri- Daten, hielt Dr. Madeleine Imhof, Leite- hin. Stefan Metzger ortet beim Thema Erst als die Gewerkschaften Druck ausge- delski Gruppe, ortete in der Bankenbran- Tests bei den Mitarbeitenden ein dahinge- vatperson, Unternehmer oder Politiker. rin des Statistischen Amts des Kantons Datennutzung ein ambivalentes Verhält- übt hätten, seien Regulierungen einge- che das beste Verhältnis zwischen dem hendes Bewusstsein zu schaffen. Die Cyber-Welt sei nun mal auf business Basel-Stadt, fest. Stefan Metzger, Smart nis: Bezüglich des Potenzials, das Daten führt worden. Diese ungleich langen Grad an Digitalisierung und den umge- opportunities ausgelegt und nicht auf Si- City-Experte, ergänzte, dass auch die Mo- böten, herrsche weitgehend Einigkeit. Spiesse bei der Datennutzung seien hin- setzten Sicherheitsstandards. Dies sei Wer ist für die digitale Sicherheit ver- cherheit. Die vielen Einfallstore und bilfunknetzbetreiber Daten zur Verfügung Trotzdem überwögen regelmässig die Sor- derlich auf dem Weg zu einer Smart allerdings auch nicht verwunderlich, da antwortlich? Schwachstellen, die von den Angreifern stellen würden. Prominentes Beispiel hier- gen, dass Daten missbräuchlich genutzt City, mit der wir viele unserer heutigen kaum eine Branche so stark reguliert sei Regierungsrätin Kathrin Schweizer, Vor- bereitwillig ausgenützt würden, seien im für sei das Erstellen von annonymisierten würden. Wenn früher vorwiegend ein Probleme in Umwelt- und Mobilitätsfra- wie die Bankenbranche. Bruno Tissot, steherin der Sicherheitsdirektion des Kan- Grunde Systemfehler, weshalb die Ant- Mobilitätsströmen basierend auf Betriebs- Misstrauen gegenüber dem Staat bestan- gen lösen könnten. Wäre da nämlich eine Head of Statistics and Research Support tons Basel-Landschaft, eröffnete das Nach- wort nur security by design lauten könne: daten des Mobilfunknetztes. Daraus könn- den habe, so richte sich dieses nun ver- Datenerhebung sowie Aufbereitung mög- bei der Bank für Internationalen Zah- mittagsprogramm. In ihren Ausführungen Bei der Entwicklung von Hard- und Soft- ten beispielsweise wertvolle Erkenntnisse mehrt gegen Privatunternehmen. Mit der lich, würde ein grosser Mehrwert für die lungsausgleich BIZ, bestätigte diese Aus- ging sie auf Sicherheitsaspekte der Digita- Bevölkerung müsse unbedingt der gesamte Bevölkerung resultieren. Diesen transparente Dialog zum Thema «Da- Mehrwert gelte es überzeugend zu kom- tennutzung» gesucht werden. Denn munizieren, damit der Einzelne Vertrauen nachhaltiges Vertrauen könne nur gewon- fassen könne und eine solche Entwicklung nen werden, indem der Einzelne an einen mittrage. Prof. Dr. Beat Rudin erwiderte mündigen Umgang mit seinen eigenen darauf, dass die regulatorischen Grenzen Daten herangeführt werde. durchaus fliessend verlaufen könnten. So liessen sich je nach Anwendung und bei Breakout Session 2 / Datennutzung: entsprechender Anonymisierung bei- Risiken und Regulierung spielsweise auch heute schon Aufnah- Moderator Prof. Dr. Beat Rudin, Daten- men von Autos im Verkehr für die smar- schutzbeauftragter des Kantons Basel- te Verkehrslenkung erfassen. Ivan Stadt, lancierte die Breakout Session, in- Bütler, der in seiner Rolle als IT-Sicher- dem er auf drei Themenkreise einging, die heitsberater zwar von jedem weiteren Di- in Zusammenhang mit jeder Art von Regu- gitalisierungsschritt profitiert, steht sol- lierung diskutiert werden müssen: 1. Die chen Entwicklungen gleichwohl kritisch Abhängigkeiten gegenüber dem Ausland; gegenüber. Er sei überzeugt, dass wir 2. Das notwendige Vertrauen in den Staat überfordert seien und nicht mit letzter Auszug Präsentation; Philippe Borloz, Kudelski Auszug Präsentation; Felix Kamer, Huawei 10 | metrobasel – report 2019 metrobasel – report 2019 | 11
Netwoking Pause Phillippe Borloz & Dirk Lindemann William DC Wild Lukas Ott Welcome Café Nicole Hostettler & Prof. Dr. Beat Rudin lisierung ein und mahnte, der Mensch ten- fangreich, dass klassische Datenverarbei- Auf dem Weg zur digitalen Bundesver- des zum wesentlichen Faktor, wenn sich Daten verändern die politische Kampa- «nachgefragt» zu bedenken, dass in der diere dazu, das Positive in den Vorder- t ungssof t ware sie nicht ver walten waltung Unternehmen für ihren Firmensitz ent- gnenführung Politik nicht nur gute Geschichten, son- grund zu stellen: Wir würden die digitale könnten. Unter Verwendung von machi- Dirk Lindemann, Direktor des Bundes- schieden. Von Studenten im Jahr 2014 gegründet, dern auch fake news Reichweite generie- Revolution mit euphorischem Unterton ne learning und anderen data analytics- amts für Informatik und Telekommunika- sei das Kerngeschäft der Operation Libero ren könnten. Zahn betonte hierauf, dass begrüssen, die neuesten Produkte der IT- Verfahren würde uns big data aller- tion, definierte die Digitalisierungsstrate- Die moderne Medizin ist auf Daten an- die politische Kampagnenführung, erklär- die Operation Libero bei der Themenauf- Unternehmen stets aufs Neue bejubeln, dings erlauben, Problemstellungen g ie au f Bu nde s eb e ne w ie folg t: gewiesen. te Nicolas Zahn, Co-Leiter der Arbeits- bereitung besonders grossen Wert auf die anzugehen, deren Lösung bislang au- Digitalisierung erschöpfe sich nicht da- Zu Beginn seines Referats zitierte Dr. Ste- gruppe Digitalisierung bei der Operation Faktentreue lege. In Zeiten von Social Me- sser Reichweite lag. Tissot führte aus, rin, dass man Papier einfach auf den phan Mumenthaler, Direktor von science- Libero. Das Führen einer Kampagne be- dia könne mit fake news zwar durchaus dass die Bank für Internationalen Zah- Bildschirm bringe. Vielmehr gehe es um industries, Severin Schwan, CEO der Ro- deute, mittels orchestrierter Aktivitäten eine enorme Reichweite generiert werden, lungsausgleich die Aufgabe hätte, die Zen- eine end-to-end-Vernetzung, wie sie bei- che. Dieser sähe den Wirtschafts- und auf die Meinungsbildung einzuwirken, um doch der nächste Shitstorm – und damit tralbanken der Mitgliedsländer in ihrem spielsweise in der Reisebranche bei den Forschungsplatz Schweiz in Gefahr, weil politische Entscheide herbeizuführen. Die- der unwiderrufliche Imageschaden – lau- Streben nach Währungs- und Finanzstabi- Buchungsvorgängen bereits verwirklicht es mit der Digitalisierung des Gesund- ses Ziel kann für eine kleine Organisation erten hinter jeder Ecke. Vertrauen sei lität zu unterstützen. Und genau in diesem sei. Auch sei es nicht das primäre Ziel, Per- heitswesens zu langsam vorwärtsgehe, mit beschränkten Mitteln nur erreicht deshalb nicht nur im Umgang mit Daten Bereich läge das Potenzial von big data: sonal einzusparen. Denn die Bundesver- womit ein schleichender Abbau von hoch- werden, wenn das Potenzial der Digitali- das wichtigste Gut, sondern auch bei Die Finanzmärkte könnten in einem bisher waltung werde stets mit neuen Aufgaben qualifizierten Stellen in der Pharmabran- sierung voll ausgeschöpft werde. Dazu der Kampagnenführung im politischen ungekannten Umfang überwacht werden, konfrontiert, ohne dass mehr Personal zur che drohe. Mumenthaler führte deshalb Umfeld. es liessen sich makroökonomische Fore- Verfügung stünde. Weil einfachere Aufga- aus, dass für den Standort Schweiz vor casts erstellen, aus welchen wiederum gra- allem die Äquivalenz mit der EU in Sachen Das Dilemma der Datennutzung nulare Informationen zu einer spezifischen Datenschutzgesetz wichtig sei. Daten Laut Stefan Metzger, Smart City Experte, Regierungsrätin Kathrin Schweizer lokalen Fragestellung abgeleitet werden müssten zirkulieren können – gerade sei das vorherrschende Bild, dass Daten können. Big data erlaube beispielsweise auch über Landesgrenzen hinweg. Habe nur der individualisierte Werbung dien- während gleichzeitig kaum eine Woche auch das Simulieren des Finanzsystems. Forschung bis anhin auf klinischen Studi- ten, schon lange überholt. Aus Daten kön- ohne eine Datenklau- oder Leckmeldung Damit könnten die Auswirkungen eines en basiert, so gelte es nun zunehmend, ne bedeutend mehr nützliches Wissen vergehe. Unklar sei, wer für die digitale externen Schocks modelliert werden – wie Wissen für die personalisierte Medizin aus extrahiert werden, wenn verschiedene Sicherheit des Einzelnen zu bürgen habe. die Finanzkrise von 2008 einer war – mit Daten zu extrahieren. Für diesen Zweck Datensätze richtig kombiniert würden. In Unternehmen herrsche die Ansicht, dem Ziel, adäquate Gegenmassnahmen zu sei das Poolen von Daten unumgänglich. Wenn es allerdings um unsere Einstellung dass Partner-, Kunden- und weitere Daten entwickeln. Im «nachgefragt» wollte Prof. Ein Forschungsnetzwerk spanne sich übli- gegenüber den Datensammlern gehe, mittlerweile quasi im Alleingang über Ge- Dr. Rolf Dornberger wissen, wo sich in der cherweise um den ganzen Globus. Deshalb dann sei diese oft etwas schizophren: Ei- deih und Verderb entschieden. Dies dürfe unfassbar grossen Datenmenge – genannt dürfe das neue Schweizer Datenschutzge- Nicolas Zahn, Operation Libero nerseits wolle man dem Staat so wenige aber nicht zu einem sorglosen Umgang mit big data – denn die relevanten Erkenntnis- setz kein swiss finish aufweisen. Auf Dorn- Daten wie möglich überlassen, gleichzeitig Daten führen, der dann zum Nachteil der- se versteckten. Tissot stellte klar, dass die Dirk Lindemann, BIT berges «nachgefragt» hin, was denn die gehöre zuerst einmal das storytelling, lege man aber gegenüber Internetgiganten jenigen werde, die man zur Preisgabe ih- gesuchten Antworten eben gerade nicht Konsequenzen eines allzu resoluten Geset- denn nur in gute Geschichten verpackte via Smartphone, Tablet oder PC alle mög- rer Daten animiere. Die Konsequenzen der ben mit Hilfe der Digitalisierung automa- Ideen würden über die modernen Medien lichen Daten zu beispielsweise Mobilitäts- Digitalisierung richtig einzuordnen, sei tisiert würden, stehe die Umschulung des geteilt und erreichten unter geringem Mit- und Einkaufsverhalten oder sensible Infor- nicht allein die Aufgabe der Anwenderin- vorhandenen Personals für komplexere teleinsatz eine grosse Reichweite. Den ge- m at ione n b ez üg l ic h de s e ige ne n nen und Anwender. Wer Daten aus unter- Aufgaben im Vordergrund. Oberster An- eigneten Zeitpunkt für eine Kampagne Gesundheitszustands offen. Prof. Dr. Rolf nehmerischem Interesse sammle, der habe spruch des Bundes sei es dabei, einen bestimme die Operation Libero per Daten- Dornberger hakte im «nachgefragt» hier auch die Pflicht, über deren Nutzung Mehrwert für den Bürger zu kreieren. Gro- auswertung: Beim so genannten «Themen ein und bat Metzger, diese Informations- Transparenz zu schaffen. Nur mit dem sse Nachfrage bestehe insbesondere bei Monitoring» würden politische Themen differenz zu illustrieren: Metzger führte richtigen Mass an Vertrauen liesse sich e-Government-Angeboten, denn kaum je- auf Ihre Aktualität und Resonanz geprüft anhand seiner Katze aus, dass der Staat das volle Potenzial der Digitalisierung mand gehe gerne auf öffentliche Ämter, und danach Kampagnen lanciert oder ver- erschliessen – und das ist eine Vorausset- um seine Angelegenheit zu erledigen. Mit schoben. Mithilfe von Google Trends, kön- zung, die für das Bestehen im weltweiten einer durchdachten Digitalisierungsstrate- ne herausgefunden werden, wann und wie Konkurrenzkampf zwingend notwendig gie, die auch die Arbeitskultur angemes- häufig nach gewissen Begriffen gesucht ist. sen berücksichtige, liessen sich wesentli- werde. Dieselben Erkenntnisse liessen sich che Kosteneinsparungen realisieren. Dr. Stephan Mumenthaler, scienceindustries auch aus Twitter oder Facebook gewinnen. Big Data ist nicht gleich Wissen. Bruno Tissot, BIZ gegenüber Dornberger betonte Lindemann Ist eine Kampagne im Gange, sind hunder- Unter dem Begriff big bata verstehe man in der Rubrik «nachgefragt», dass ein zeit- zes wären, warnte Mumenthaler: «Ein zu te an Freiwilligen zu koordinieren. Die Daten, die in großer Vielfalt, in grossen per se in den Rohdaten enthalten seien. gemässer Digitalisierungsstand nicht nur stark ausgebauter, nicht international ab- Operation Libero bewältigt auch diese He- Mengen und mit hoher Geschwindigkeit Seine Arbeit stehe deshalb unter dem Mot- im nationalen Interesse liege, sondern vor gestimmter Datenschutz verhindert, dass rausforderung unter Verwendung von Da- anfallen, erklärte Bruno Tissot, Head of to «Connecting the dots, not just collecting allem auch wichtig für die internationale die personalisierte Medizin auf der best- tenmaterial. Aus vergangenen Aktionen Statistics and Research Support bei der them». Nur auf diese Weise können aus Wettbewerbsfähigkeit unseres Landes sei möglichen Datenlange basiert – zum wisse man jederzeit, welche Personen Bank für Internationalen Zahlungsaus- Daten Information und aus der Informati- – denn nebst Steuern werde immer mehr Nachteil von schwer kranken Menschen». wann für anstehende zur Verfügung stün- gleich BIZ. Diese Datensätze seien so um- on Wissen extrahiert werden. auch der Digitalisierungsgrad eines Lan- den. Prof. Dr. Rolf Dornberger gab im Stefan Metzger, Smart City-Experte 12 | metrobasel – report 2019 metrobasel – report 2019 | 13
Datenschutz – Persönlichkeits- und Grundrechtsschutz Datenschutz ist das Verkehrsrecht für Daten im Spannungsfeld zwischen den verschiedenen, einander entgegenste- henden Interessen: Podiumsdiskussion: Jörg Lutz, Felix Kamer, Dirk Lindemann, Lukas Ott, Dr. Stephan Mumenthaler, Nicolas Zahn Auf der einen Seite das Aufgabenerfüllungsinte- mit grosser Wahrscheinlichkeit nicht einmal von deren Existenz der Daten beispielsweise für die intelligente Weiterentwicklung Beat Rudin resse im weitesten Sinne, das Datenbearbeitungs- wisse, währenddessen Google aufgrund seines Online-Verhaltens der staatlichen Dienstleistungen ausgeschöpft werden. Bezüg- interesse einer Behörde, die ihre gesetzliche Aufgabe erfüllen Name, Alter und Essgewohnheiten der Katze kenne. Metzger lich e-Government-Angeboten würde man bei den Bürgern ja muss, des Wirtschaftsunternehmens, das erfolgreich wirtschaf- zeigte sich überzeugt, dass in der Kombination dieses Wissens bereits offene Türen einrennen. Die Akzeptanz sei derart gross, ten soll, oder der Forschung, die neue Erkenntnisse gewinnen enormes Potenzial liege. Allerdings braucht es Transparenz und weil sich Behördengänge vermeiden liessen – also ein konkreter will – auf der anderen Seite das Interesse der betroffenen Per- Aufklärung, damit der einzelne Bürger nicht nur über seine Da- Nutzen erkennbar sei. Es brauche mehr Mut zur Innovation. Des- son, dass ihre Persönlichkeit und ihr Grundrecht auf informati- ten bestimmen kann, sondern diese auch dem Staat zugänglich halb müsse auch auf Verwaltungsebene vermehrt der Versuchs- onelle Selbstbestimmung nicht verletzt werden. macht und somit gesellschaftlichen Mehrwert schafft. modus angewendet werden – selbst wenn dort das Prinzip «Tri- al & Error» nicht gerne gesehen werde. Der Moderator Lukas Das Datenschutzrecht regelt den Datenverkehr in diesem Span- Podiumsdiskussion: Ott wollte von Felix Kamer wissen, wo denn der Standort nungsfeld. Zuallererst gilt das Rechtmässigkeitsprinzip: Daten- «Standort Basel – Chancen und Risiken auf dem Weg zum Schweiz im Wettbewerb der Digitalisierung stehe. Kamer erwi- bearbeitungen von öffentlichen Organen müssen auf einer ge- führenden digitalen Innovationshub» mit Oberbürgermeister derte, dass die Schweiz über eine ausgezeichnete ICT-Infrastruk- setzlichen Grundlage beruhen – das Datenbearbeiten von Jörg Lutz, Stadt Lörrach (DE) • Felix Kamer, Vice President Hua- tur (Information and Communication Technology) verfüge. Die Privaten, das ohne Rechtfertigung eine Persönlichkeitsverlet- wei Switzerland • Dirk Lindemann, Direktor Bundesamt für In- Konsumenten seien technikbegeistert und verfügten über die zung wäre, kann durch die Einwilligung der betroffenen Person, formatik und Telekommunikation BIT • Dr. Stephan Mumentha- entsprechenden finanziellen Mittel. Uns würden allerdings jene durch ein überwiegendes Interesse oder durch Gesetz gerecht- Beat Rudin, Prof. Dr. iur., Advokat ler, Direktor Sienceindustries • Nicolas Zahn, Co-Leiter der Unternehmen fehlen, deren Geschäftsmodell primär auf Daten fertigt und damit zulässig werden. Ausserdem müssen Datenbe- Datenschutzbeauftragter des Kantons Basel-Stadt Arbeitsgruppe Digitalisierung, Operation Libero • Lukas Ott, basiere – die also explizit data driven seien. Wenn wir uns als arbeitungen verhältnismässig sein, die Zweckbindung einhalten Leiter Kantons- und Stadtentwicklung, Präsidialdepartement des digitale Gesellschaft weiterentwickeln wollten, dann führe und für die betroffene Person transparent sein. nur zulässig, wenn die EU-Kommission die Angemessenheit des Kantons Basel-Stadt (Moderation) kein Weg daran vorbei, Technik einfach einmal einzusetzen schweizerischen Datenschutzrecht anerkennt. Diese Äquivalenz Der Bürger misstraue eher dem Staat und sei in Bezug auf die und auch Fehler in Kauf zu nehmen. Dr. Stephan Mumentha- wird nicht gegeben sein, wenn die Schweiz ihr Datenschutzrecht Wirtschaft sehr viel freigiebiger, konstatierte Lörrachs Oberbür- ler pflichtete Kamer bei und forderte Visionen: Wieso soll die Auf jeden Fall: nicht modernisiert. Was der Nationalrat in der September-Ses- germeister Jörg Lutz zu Beginn der Podiumsdiskussion. Deshalb Schweiz nicht zum safe haven für Daten werden – analog dem Datenschutz: Achtung! sion beschlossen hat, hätte auf jeden Fall nicht gereicht – es ist sei Transparenz bei der Datenverarbeitung in Lutz‘ Augen eben- Bankgeheimnis? Die Schweiz sei ein politisch ausgesprochen zu hoffen, dass die Blockade durch den Ständerat aufgelöst wer- so wichtig wie der permanente gesellschaftliche Dialog zur Da- stabiles Gefüge, die Rechtslage sei klar und voraussehbar. Wür- den kann. Ohnehin ist es eher befremdlich, dass die Schweiz, tennutzung. Wüssten die Bürger nämlich immer genau, wo- de die Wirtschaft bei ihren datenbasierten Diensten zudem für die sich gerne als «Hort der Freiheit» sieht, die Freiheit ihrer für ihre Daten erhoben werden und sähen sie dadurch einen Transparenz sorgen und dem Konsumenten Wahlfreiheit zuge- Bürgerinnen und Bürger in der zunehmende digitalisierten Welt persönlichen Nutzen, wären die Bedenken gegenüber dem stehen, so ergäbe sich aus diesem Paket ein enormer Standort- nicht von sich aus besser schützen will, sondern das offenbar Staat als Datensammler weniger gross. Um die Problematik vorteil. Nicolas Zahn stiess in dieselbe Kerbe und meinte: Von nur zu tun gewillt ist, weil der rechtliche Druck aus dem Ausland zu illustrieren, nannte Lutz den 2020 geplanten neuen Bus von einem anfänglichen Techno-Optimismus würden wir nun zu Datenschutz ist steigt. Dabei haben die auf internationalen Austausch angewie- Lörrach zum Euro-Airport: Mit den zur Verfügung stehenden einem Techno-Pessimismus tendieren. Die Digitalisierung sei Achtung vor den Menschen, senen Wirtschaftsunternehmen ihre Prozesse längst an die An- Informationen könne er nicht sagen, ob der Fahrplan passe oder aufgrund ihrer Komplexität stets schwierig zu vermitteln. Umso über die wir Daten bearbeiten forderungen der EU-DSGVO angepasst. Diese gilt inzwischen die Streckenführung Sinn mache. Er sei sich aber sicher, dass mehr müsse die Bevölkerung frühzeitig in die Diskussion einge- weltweit als «Goldstandard» – an ihr orientieren sich bei ihrer die potenziellen Nutzer des Busangebots ihre Daten gerne zur bunden werden. Jörg Lutz fasste die Diskussion treffend zusam- © B. Rudin 2019 4 Gesetzgebung etliche Staaten auf anderen Kontinenten. Die Verfügung stellen würden, wenn damit das Angebot von Beginn men: «Wenn Daten erkennbar fürs Gemeinwohl und nicht Schweiz muss aufpassen, dass sie nicht abgehängt wird! an den Nutzerbedürfnissen entspreche. Felix Kamer, der ein vorwiegend für ökonomische Interessen genutzt werden, Auszug aus Präsentation von Beat Rudin Jahr in der chinesischen 13-Millionen-Stadt Shenzhen gelebt dann wird der Bürger positiv darauf reagieren. Die Folge hat, betonte die Notwendigkeit der Datenauswertung für stadt- wäre ein Ruck durch die Gesellschaft, der uns auf dem Weg zu Aber wo stehen diese Regeln, welches Datenschutzrecht gilt planerische Zwecke: Shenzen, der Firmensitz von Huawei, wach- einer gelungenen digitalen Transformation einen Schritt weiter- überhaupt? Für private Datenbearbeiter und für Bundesorgane Auszug aus Präsentation von Beat Rudin se jährlich um mehrere 100’000 Einwohner. Ohne eine umfas- bringt.» werden die Verkehrsregeln im Datenschutzgesetz des Bundes sende Datenerhebung sei in dieser Dimension eine festgelegt, für kantonale und kommunale Behörden im jeweili- effiziente Stadtplanung schlicht unmöglich. Deutschland und gen kantonalen (Informations- und) Datenschutzgesetz. Das Datenschutz: Rechtsgrundlagen die Schweiz seien von Herausforderungen dieser Grössenord- tönt nach einer föderalen Rechtszersplitterung, ist aber nicht so nung zwar noch weit entfernt, gleichwohl liessen sich auch hier- schlimm: Die Regeln sind harmonisiert, seit die Schweiz bei zulande Städte intelligent weiterentwickeln. Dirk Lindemann «Schengen» dabei ist. Aufgrund der Schengen-Assoziierung gilt Europarat: Europarats-Konvention 108 (1981) + ZP (2001) wies in diesem Zusammenhang auf die Datensouveränität hin. die EU-Richtlinie 2016/680 für die justizielle und polizeiliche (Europarats-Konvention 108+ (2018)) Es sei enorm wichtig – weil vertrauensbildend – dass dem Bürger Zusammenarbeit auch in der Schweiz. Ausserdem hat unser Europäische Union: Datenschutz-Grundverordnung (EU) 2016/679 / Richtlinie (EU) Justiz und Polizei 2016/680 möglichst viel Selbstbestimmung in Bezug auf die Verwendung Land die Europarats-Konvention 108 ratifiziert und will dies der eigenen Daten zukomme. Es müsse überzeugend kommuni- auch mit der modernisierten Konvention 108+ tun. Diese ist vor Bund Kantone ziert werden, wie viel Sorgfalt der Staat bei der Datenverarbei- kurzem angepasst worden, um mit den technologischen und tung walten lasse. Harmlos erscheinende Daten seien im fal- gesellschaftlichen Entwicklungen Schritt zu halten. Schliesslich Bundesverfassung + (z.T.) Kantonsverfassungen schen Kontext gefährlich. Mit dem entsprechenden Mass an aber geht auch die EU-Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) DSG/Bund (1992) kantonales DSG/IDG usw. Datenbearbeiten durch Bundesorgane Anonymisierung seien keinerlei Rückschlüsse mehr auf den nicht spurlos an der Schweiz vorbei: Ein Datentransfer von EU- Datenbearbeiten durch kantonale und Datenbearbeiten durch Private kommunale Organe einzelnen Bürger möglich und gleichwohl könnte das Potenzial Unternehmen oder -Behörden in die Schweiz ist ohne Weiteres © 2018 B. Rudin © B. Rudin 2019 3 © Fotos BEF 2019: Alex Uehlinger, Wittnau Regula Ruetz 14 | metrobasel – report 2019 metrobasel – report 2019 | 15
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