Neujahrsempfang 2020 in der Stiftung
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Ein Kulturmagazin des Freundeskreises der Otmar Alt Stiftung Freundeskreisvorsitzender Reiner Meyer freute sich über die zahlreichen Besucher des Neujahrsempfangs. Foto: Henrik Wiemer/Westf. Anzeiger Neujahrsempfang 2020 in der Stiftung Die letzte Gelegenheit, die Janosch- ositätenkabinett war die Otmar Alt sind inspiriert von der neuen Um- Ausstellung in den Räumen der Ot- Stiftung mit der Ausstellung „Fan- gebung – „aber in einer Mehrfach- mar Alt Stiftung zu sehen, nutzten tastisches und Skurriles“ des Wa- Konstellation innerhalb eines Bil- Ende Januar zahlreiche Gäste beim rendorfer Künstlers Manfred Kro- des, wie man das bisher noch nicht Neujahrsempfang der Stiftung. nenberg. Der ehemalige Stipendiat gesehen hat“, sagte Meyer. Anno Weihs zeigte Ende März mit Auch Otmar Alt selbst war gekom- „Eitelkeiten“ seine Kunst und kehr- Als weiteren Höhepunkt nann- men. Der Künstler feiert in diesem te so an jenen Ort zurückgekehrt, te Meyer den Auftritt des Freun- Jahr seinen 80. Geburtstag. der ihm wichtige Impulse für sein deskreis-Mitglieds Bernd Stelter. Dazu gibt es eine große Alt-Aus- künstlerisches Schaffen gab. Witzig, kritisch, nachdenklich und stellung im Gustav-Lübcke-Museum aktuell sei sein Programm im Juni in Hamm, welche am 20. Septem- Aus 70 Einsendungen hatte sich die gewesen, das in der ausverkauften ber öffnet. Das sagte der Stiftungs- Jury im Januar 2019 für den 28-jäh- Otmar Alt Stiftung, das mitriss und vorsitzende Reiner Meyer. Viele rigen Malte Frey aus Münster als zum Nachdenken inspirierte. Kurz weitere Museen und Galerien zei- Stipendiaten entschieden. Er macht nach Stelter kam Rizzi: Die schrillen gen zum Jubiläum Bilder von Otmar auch Musik und begleitete den Emp- und naiv wirkenden Bilder James Alt. fang gestern musikalisch am Flügel. Rizzis aus dessen Spätwerk zeigte Außerdem hatte er 2019 sechs Mo- die Stiftung ebenfalls im Juni. In einem Rückblick auf 2019 erin- nate lang die Möglichkeit, sich im nerte Meyer an die künstlerischen Atelier des Hellweghauses ganz sei- Beim Sommerfest spielten der Sän- Highlights: Ein surrealistisches Kuri- ner Kunst zu widmen. Seine Motive Fortsetzung auf Seite 2 1
Janosch-Ausstellung zum Jahresbeginn Fortsetzung von Seite 1 ger Freddy Pieper und der Kult-Hit Club Hits der 1950er, 60er und 70er Jahre. Zudem gab es eine Führung durch den Skulpturenpark. Einen Ausflug in die 20-Jahre gab es beim „Kulturcafé“ mit der Blonden Carmen. Gisbert Sander/Westf. Anzeiger Die Gäste lauschten den Reden ... Bürgermeisterin Ulrike Wäsche begrüßte die Gäste ... und unterhielten sich angeregt über die Bilder Fotos: M. Glowig Foto: Henrik Wiemer/Westf. Anzeiger 2
und ein persönlicher Rückblick Editorial duktes wurde von mir übernom- men, die Druckerei kümmerte sich Maximilian Fresen, schloss ich mich dem Arbeitskreis „Mitgliederwer- um die Herstellung und der Verlag bung- und erhaltung“ an. 1998 gab brachte es in den Buchhandel. Eine Maximilian Fresen den Vorsitz an tolle Sache. Man muss sich das so Peter Crowley ab und ich wurde vorstellen: 1994 wurde noch nicht auch als Beisitzer in den Vorstand digital produziert, es waren viele gewählt. einzelne Arbeitsschritte notwen- dig, um zu einem optimalen Er- Im Vorstand des Freundeskreises gebnis zu kommen. Nachdem die wurden nun neue Konzepte aus- Texte geschrieben und die Bilder gearbeitet. Die Mitgliederwerbung ausgesucht waren, ging es an die stand im Vordergrund. Die Veran- Herstellung des Layouts. Dieser staltungen in der Stiftung nahmen Foto: Tim Luhmann Tag und diese Nacht liegt mir noch zu und die ersten Exkursionen wur- genau in Erinnerung. Unermüdlich den geplant. 1999 lud der Freun- Liebe Freunde der schnitten wir Bilder und Texte aus deskreis seine Mitglieder zu einer Otmar Alt Stiftung, und brachten es auf ein anspre- Besichtigung der Bundeskunsthalle chendes Erscheinungsbild. Bei die- in Bonn ein. das Jahr 2020 ist angebrochen und sen Arbeiten wurde auch viel er- damit das letzte in meiner langjähri- zählt, so berichtete Otmar von der Im Jahr 2000 wurde die Ausstellung gen Amtszeit. Wie ja schon häufiger Gründung seiner Stiftung und so- „Der blaue Reiter“ in der Bremer angekündigt, werde ich mich am 19. fort mit der Frage, ob ich nicht auch Kunsthalle besucht. In diesem Jahr September 2020 auf unserer Mit- mitmachen wolle. Ich fand die Idee wurde auch das Büro des Freundes- gliederversammlung nicht wieder großartig und war sofort infiziert, kreises in neue Hände gelegt. Sylvia zur Wahl stellen. Gesundheitliche zumal die bildende Kunst auch in Harling leitete nun die Geschicke Gründe zwingen mich dazu. Aber meine berufliche Tätigkeit passte. des Vereins. ich habe eine gute Nachricht: Die Eine Firmenmitgliedschaft wur- Nachfolge ist gesichert. de sofort besiegelt. Die Durchführung von Exkursio- Das fertige Buch wurde dann am nen wurden weithin konsequent Gern denke ich an die vielen Jahre 10. September 1994 beim Stiftungs- weiter verfolgt. Ein Theaterbesuch zurück und kann mich noch genau fest vorgestellt. nach Münster zu Andrew Lloyd erinnern wie alles begann. Es war Webber‘s Musical „Evita“ stand auf das Jahr 1994. Ich lebte zu dieser Bei gutem Wetter konnten sich die dem Programm. 2001 ging es dann Zeit in Eberbach am Neckar und zahlreichen Gäste vom erstaunli- in das Künstlerdorf Worpswede. war Geschäftsführer einer Drucke- chen Fortgang der Bauarbeiten der Diese Exkursionen standen immer rei in Heidelberg. Durch mei- Stiftungsgebäude überzeugen. Der unter dem Motto Mitgliederwer- ne Tätigkeit zuvor in Bremen und Künstler Erich Lütkenhaus wurde bung und Mitgliedererhaltung. Man als Haus- und Hoflieferant für die anlässlich seines 70. Geburtstages konnte feststellen, dass die mitrei- Kunsthalle Bremen kam der Kon- mit der Stiftung einer konstruktivis- senden Freunde eine engere Bin- takt zu Otmar Alt zu Stande, der tischen Corten-Plastk geehrt. Spaß, dung zum Freundeskreis bekamen 1988 eine große Ausstellung in Bre- Musik, Spiele und Kommunikation und fast jedes Mal gewannen wir men hatte. ließen das „Familienfest“ wieder zu auch ein neues Mitglied hinzu. Im Der damalige Geschäftsführer der einer Erlebnisveranstaltung wer- Jahr 2002 holte der Freundeskreis Kunsthalle Bremen, sprach mich den. mit der Ausstellung „Klar-Sichten“ an ob ich nicht Interesse hätte zu- Das war der Besuch meiner ers- auch die erste Fotoausstellung in sammen mit Otmar Alt ein Buch zu ten Mitgliederversammlung in Ver- die Stiftung. machen. Es bot sich auch an, da die bindung mit dem Stiftungsfest. Die Druckerei auch über einen renom- Mitgliederzahl betrug hier schon Es waren in diesem Jahr wieder mierten Kunstverlag verfügte. 700 Mitglieder. Neuwahlen angesagt und ich wur- Ich traf mich mich mit dem Künstler de von vielen Seiten bedrängt mich und wir wurden uns schnell han- Nach dem Aufruf des damaligen der Wahl zum 1. Vorsitzenden zu delseinig. Die Gestaltung des Pro- Vorsitzenden des Freundeskreises stellen. Das bedeutete eine Kampf- 3
Die schön Zeit abstimmung von der ich norma- Nach Meinungsverschiedenheiten daran gedacht, dass ich es einmal lerweise überhaupt nichts halte. mit Peter Crowley hatten die Mit- achtzehn Jahre machen würde. Da Otmar Alt mich aber auch er- glieder die weitere Mitarbeit ver- mutigte, habe ich dann zugestimmt weigert. Ich lud alle zu einem ge- In diesen Jahren ist viel passiert. und wurde mit großer Mehrheit meinsamen Treffen ein und ich Vorstände, Beiräte und Geschäfts- gewählt. Nun hatte ich dieses Amt konnte sie für das neue Konzept führer im Freundeskreis und der am Hals und sollte es auch nicht so begeistern. Stiftung wechselten, aber der schnell wieder loswerden. So erschien der „Anstifter“ Nr. 31 Freundeskreis der Otmar Alt Stif- im März 2004. Die Resonanz der tung begeisterte weiter seine Mit- Ich hielt natürlich an dem Kon- Mitglieder über Inhalt und Aufma- glieder mit Veranstaltungen und zept fest, an dem ich ja auch chung war überwältigend. Exkursionen. schon mit Peter Crowley gearbei- tet habe. Nur was mir nicht ge- So, nun ging die Vorstandsarbeit Für alle die dabei waren hier noch fiel war die Aufmachung des An- richtig los. Es wurden mehr Veran- ein paar Erinnerungen. stifters. Es gab zu wenig Informati- staltungen und Exkursionen geplant 2006 ging es ins Kröller-Müller Mu- onen für die Mitglieder, denn dieses und durchgeführt und der „Anstif- seum nach Ottelo in die Nieder- Mitteilungsheft war die wichtigste ter“ immer umfangreicher und ent- lande und Ende des Jahres in die Verbindung zu unseren Mitgliedern, wickelte sich vom Mitteilungsblatt „Adventsstadt Gengenbach“. 2007 die ja über das ganze Bundesgebiet zum Magazin. auf den Spuren von Otmar Alt nach verteilt waren. Gern denke ich an die vielen Exkur- Wernigerode und ein Ausflug der sionen zurück. Der Besuch in der Freunde nach Pott‘s Brauerei in Ein großer Glücksfall half mir jetzt Evelyn-Glashütte in Amberg, die Oelde. weiter. Wegen eines Projektes mit Ausstellung „Innenansichten der Otmar Alt lernte ich die Diplom Moderne“ im Rheinland Museum, 2008 ein sinnliches Erleben auf der Graphik-Designerin Gudrun Wir- Bonn, das Ballett „Alice im Wun- Museumsinsel Hombroich und ein sieg kennen. Beim gemeinsamen derland“ mit Kostümen und Aus- Besuch im Museum „Zitadelle Jü- Abendessen sprachen wir auch stattung von Otmar Alt im „Thea- lich“ und ein Ausflug ins „Raben- über meine Ideen zu einem „neuen ter Hof“. café“ und die „Rabengalerie“ nach Anstifter“ und sie sagte ganz spon- Kallenhardt, Sauerland. 2009 die tan ihre Mitarbeit zu. Der nächste Die ersten drei Jahre Vorstandsar- feierliche Eröffnung des „Weltkul- Schritt war nun den Arbeitskreis beit waren vorbei. Ich glaube, ich turerbes Völklinger Hütte“ mit der „Presse“ wieder zurückzuholen. habe zu diesem Zeitpunkt nicht Ausstellung „Der Rabe im Zentrum der Weltgeschichte“. 2010 besuchte der Freundeskreis das Künstlerdorf Worpswede zum Tag der offenen Ateliers. Wieder einmal ein Wochenende in Wer- nigerode. Anlass im Jahr 2011 war eine Otmar Alt Ausstellung im Wernigeröder Kunst- und Kultur- verein. 2012 besuchten wir den „otmar ALT sommer“ in Buxtehude. Das Triptychon wurde hier das erste Mal der Öffentlichkeit präsentiert. In diesem Jahr war auch die Ge- burtsstunde des „Kulturcafés“. Der Autor Hans-Peter Boer sorgte für Krimistimmung in der Stiftung. 4
als Vorsitzender des Freundeskreises Er las aus Romanen seiner Reihe nachtsmarkt in die „Ständige Ver- der Kunsthalle Messmer in Riegel, um den Landkommissar Klaus Kat- tretung“ nach Wernigerode. einem kleinen Städtchen, unweit tenstroth. Das „Kulturcafé“ wurde Anlässlich Otmars 75. Geburts- von Freiburg. Diese Gelegenheit zur ständigen Einrichtung und er- tag wurde eine große Ausstellung nutzten wir, um unsere Freunde freut sich bis heute großer Beliebt- im Wernigeroder Schloss gezeigt. im Schwarzwald zu besuchen. Wir heit. Grund genug auch 2015 wieder ein- besuchten die Orgelwerkstatt Jäger Der Freundeskreis fuhr 2013 mal mal nach Wernigerode zu fahren. & Brommer und das Orgelmuseum wieder nach Wernigerode und er- Am nächsten Tag wurde noch die in Waldkirch und fuhren weiter ins öffnete die „Ständige Vertretung im Glashütte in Derenburg besichtigt. Museum Haus Löwenberg in Gen- Kartoffelhaus“. Es war der Wunsch Hier entstanden viele neue Glas- genbach. von Otmar, dass hier ein Fixpunkt skulpturen des Künstlers. für zukünftige Treffen werden soll- Nun hoffe ich, dass die schöne Tra- te. Im gleichen Jahr startete der Ein Besuch in der Gemarker Kirche dition der Exkursionen beibehalten Freundeskreis bei kräftigem Re- Wuppertal zu der Ausstellung „Lu- wird. genwetter zu einem Ausflug durch ther – der Verkünder“ mit einem Ich muss sagen, es war eine schöne den Arnsberger Wald und an den anschließenden Besuch im Wupper- Zeit und ich möchte sie nicht mis- Möhnesee. taler Zoo fand im Jahr 2017 statt. sen. Ich bleibe dem Freundeskreis Diesen einmaligen Besuch im Zoo und der Stiftung weiterhin ver- Das Jahr 2014 wurde von zwei Ex- wurde durch unser Freundeskreis bunden und freue mich darauf, die kursionen gekrönt. Einmal ging es Mitglied Bruno Hensel ermöglicht. nächsten Veranstaltungen als Gast in die große Ausstellung ins Schloss zu genießen. Cappenberg. Otmar Alt führte uns 2018 hat es den Freundeskreis in persönlich durch die Ausstellung. den Süden verschlagen. Anlass war Ihr Reiner Meyer Außerdem es ging zum Weih- die Ausstellung von Otmar Alt in Ausflug zum Schloß Cappenberg Gemeinsam in Kaiserslautern zu „Alice im Wunderland“ 5
Oh wie schön ist Janosch‘s Welt Die Ausstellung „Bilder von Janosch“ Zur Vernissage begrüßte Enrico Battaglia, Mitarbeiter der ART 28, die Gäste: Sehr geehrte Gäste, sehr geehrte Auch seine anderen Figuren erfreu- bare Ausstellung ausdrücklich ein- Mitglieder der Otmar Alt Stiftung, en sich noch immer großer Beliebt- laden möchte. In manchen Werken sehr geehrter Otmar, heit. Ursprünglich als Kinderbuch- ist eine versinnbildlichte Erotik un- figuren entworfen, begeistern die übersehbar. Kleine und große An- wer kennt sie nicht – die Tigerente, philosophisch anmutenden Aussa- spielungen sind mit dem für Janosch den kleinen Bären oder den kleinen gen über die Liebe und das Leben, typischen derben Humor darge- Tiger? die Janosch in Sprechblasen oftmals stellt. Janoschs Kinderbuchfiguren sind über seinen Charakteren schweben weltberühmt. Der Wiedererken- lässt, heute seine erwachsen ge- Seine Figuren, allen voran sein Alter nungswert der Motive ist enorm. wordenen Anhänger. Ego Wondrak, den Sie in einigen Vom kleinen Kind bis zum Erwach- der hier ausgestellten Werken fin- senen kennen alle die farbenfrohen, Ich möchte jedoch nicht primär den (wenn Sie ihn nicht schon aus mal lustigen, mal nachdenklichen über den Kinderbuchautor und Illu- seinen wöchentlichen Auftritten im Charaktere aus dem fantasierei- strator Janosch sprechen, sondern ZEIT Magazin kannten), legen dem chen und fantastischen Janosch-Uni- über den Künstler und Menschen Betrachter eine ganz eigene, höchst versum. Janosch. Der im Übrigen in diesem subtile Sicht auf die Fragen des Le- So gibt es folgerichtig denn auch Ja- Jahr seinen 89. Geburtstag feiert. bens nahe. nosch-Briefmarken, Janosch-Baby- Janosch steht nicht nur für Tiger- söckchen oder Janosch-Waffeleisen ente & Co, sondern hat noch ganz Entfernt erinnern viele seiner Bilder – kurz: es gibt fast nichts, was es andere Facetten und Intentionen an die figurativen, surrealistischen nicht mit den bekannten Motiven während seiner über 50-jährigen Welten eines Salvador Dalí oder des berühmten Zeichners und Illus- Schaffenszeit an den Tag gelegt. eines melancholisch-verträumten trators zu kaufen gibt; allen voran Marc Chagall. mit der Tigerente, die in den ver- Dass Janosch mehr zu sagen hat als gangenen 30 Jahren beinahe zu ei- „Oh, wie schön ist Panama“, lässt Scheinbar unzusammenhängende nem Übermotiv mutiert ist, obwohl sich erahnen, wenn man seine Farb- Personen Figuren, Zahlen und At- sie von Janosch als kaum mehr denn radierungen und Unikate genauer tribute komponiert Janosch in eine Fußnote gedacht war. betrachtet, wozu diese wunder- seinen Bildern zu einem Gesamt- 6
www.janosch-kunst.de kunstwerk, dessen freie Deutung Nach einem Aufenthalt in Paris zog manen setzt er sich mit der eigenen dem Betrachter überlassen bleibt. er 1953 nach München, wo er an Kindheit, dem alkoholkranken, ge- Auch der oftmals zart verlaufende der Akademie der Bildenden Küns- walttätigen Vater und der katholi- Plattenton seiner Farbradierungen te unter anderem bei Ernst Geit- schen Erziehung in einer jesuiti- unterstreicht diesen Traumwelt- linger studierte. Sein Kunststudium schen Jugendgruppe, die er schon Charakter. musste er allerdings nach zwei Auf- früh als bigott erlebte, auseinander. Zirkusszenen, fliegende Löwen und nahmeversuchen und einigen Pro- Seine Karikaturen sind Symbole sei- Menschen oder ungewöhnliche Fi- besemestern wegen ihm von Sei- ner Kritik an Gesellschaft und Kir- gurenkonstellationen lösen sich aus ten der Uni offiziell bescheinigter che. So ist sein Werk keineswegs dem starren System unserer Welt. „mangelnder Begabung“ abbrechen. nur humorvoll und unbeschwert, Janosch möchte, dass wir seine es stellt auch gesellschaftliche Miss- Werke unvoreingenommen stände in Frage. wie Kinder betrachten. Da- bei hatte er selbst wahrlich Janosch ist ein bedingungs- keine leichte Kindheit. loser Individualist. Er lebt seit 1980 zurückgezogen auf Janosch wurde 1931 im der Kanareninsel Teneriffa. schlesischen Hindenburg, Manche bezeichnen den dem heutigen Zabrze, als Mann mit dem dichten wei- Horst Eckert in einfachs- ßen Schnauzbart als men- ten Verhältnissen geboren. schenscheu. Von sich selbst Seine Mutter missbrauchte sagte er einmal: „Ich bin ihren ältesten Sohn häufig wirklich Autist. Am liebsten als Schutzschild gegen den wäre ich unsichtbar.“ allabendlich stark alkoholi- siert nach Hause kommen- In einem sind sich Janosch- den Vater. Fans und er selbst wohl ei- 1944 erhielt Janosch eine nig: Die Janosch-Welt hat Lehrstelle als Schmied und generationsübergreifend ih- arbeitete in einer Schlosse- ren Beitrag zur Lebensklug- rei. In seinem Buch „Von heit geleistet. dem Glück, als Herr Janosch über- Dass man ihn in späteren Jahren lebt zu haben“ nannte er diese Zeit zum Professor derselben Kunst- Kein deutscher Autor, Illustrator „meine beste und allerwichtigste hochschule machen wollte, ist nur oder Künstler hat die Deutschen Zeit im Leben, denn man brachte eine Episode der an ironischen Fü- so nachhaltig geprägt wie Janosch mir den wichtigsten Satz meines Le- gungen wahrlich nicht armen Ge- mit seinen unkonventionellen Ge- bens bei: Es gibt nichts, was nicht schichte seines Lebens. schichten und Kunstwerken. Jeder, geht“. egal ob jung oder alt, findet sich in Nach dem Ende des Zweiten Welt- Danach arbeitete er als freier Künst- seinen Werken wieder. kriegs und der Heimkehr seines Va- ler und begann 1956 seine schrift- ters flüchteten die Eltern mit ihm stellerische Tätigkeit im Feuilleton. Oh, wie schön ist Janoschs Welt – nach Westdeutschland. Janosch leb- Der Verleger Georg Lentz verpass- auch und gerade hier an einem Ort te dann 15 Jahre in Bad Zwischen- te ihm schließlich den Künstlerna- eines anderen großen Künstlers, ahn, wo er in Textilfabriken ar- men Janosch. 1960 erschien mit der der offen ist für Künstler - in der beitete. Er besuchte zeitweise die „Geschichte von Valek dem Pferd“ Otmar Alt Stiftung. Textilfachschule in Krefeld, wo sein erstes Kinderbuch. er an einem Lehrgang für Muster- Fotos: © A. Lieventhal, zeichnen bei dem Paul-Klee-Schüler Janosch ist als kritischer Autor be- www.art28.com Gerhard Kadow teilnahm, wovon kannt, der an jedem Satz, auch in noch heute seine zahlreichen Tape- seinen Kinderbüchern, lange her- tenentwürfe zeugen. umfeilt. In seinen Erwachsenen Ro- 7
Schüler entdecken die Kunst Zähnen. Es schaut uns grinsend an. Überraschenderweise will ein klei- nes Mädchen den Bullen spielen und ein großer Junge den Vogel, der auf dem Rücken des Bullen sitzt. Der weibliche Pinguin wird von Jungen wie Mädchen dargestellt, wer auch immer, stets mit Brust raus, Schna- bel – Verzeihung, Kopf und Mund – keck und stolz nach oben gerichtet. Auf dem Rundgang folgen viele Kunstwerke: Der kleine Rabenma- ler von Arno Schlader und Katzen- köpfe in allen Facetten, lachend, schielend oder als Wächter be- drohlich blickend. Überall spricht man über das, was man sieht. Un- terschiedliche Meinungen werden Die Schüler|innen versuchen den Ausdruck der Figuren nachzuahmen. geäußert, sind geradezu erwünscht. Denn über Kunst zu sprechen, ist Ein Tag mit einer Schulklasse im spannend und gleichermaßen lustig. Skulpturenpark von Otmar Alt Ein weiterer Höhepunkt ist die an- schließende Malaktion unter freiem Erfahrungsbericht von Christoph Aßmann Himmel. Vom Gesehenen beflügelt, entstehen farbige Assoziationen, Schülerinnen und Schüler kommen mar Alts, dem „Rexus altus gigan- mit Pinsel und Acrylfarbe auf Lein- mit dem Bus vorgefahren und halten tus“. Er wird flankiert vom „Bullen wand gebannt. vor dem Skulpturenpark der Otmar von der Ostsee“ und einem stolzen Alt Stiftung. Keiner der Schüler ist weiblichen Pinguin. Alles das, was Manchmal, je nach der Wahl des sich ganz sicher, was auf ihn zu- die Schüler sehen, wird ausdruck- Kunstprogramms, kommt noch kommt. Lehrer haben im Vorfeld stark beschrieben: Vom Boxhand- eine weitere Aktion auf die Schüler über den Künstler gesprochen und schuh mit Nägeln, Blume im Maul zu. „Schon mal Altomime gespielt?“ angekündigt, dass man in einen Park über die Banane auf dem Schwanz Im kleinen Amphitheater, neben geht. Aber was soll man denn in ei- bis hin zu den schwarz-gelben Zäh- einer Stuhlreihe aus Cortenstahl nem Park? Zögerlich kommen sie ne (BVB-Gebiss genannt) des Dino von Otmar Alt aus dem Jahre 1994, durch das Tor aus Cortenstahl und werden erkannt. Der Bulle ist ein liegt die Bühne, auf der die Schüler werden im Hof vor dem Stiftungs- Polizist, denn er hat eine leuchten- mit vollem Körpereinsatz agieren. gebäude in Empfang genommen. de Beule auf dem Kopf und gehört Pantomime ist genau genommen Maler, Bildhauer, Designer – ein zur berittenen Vogelpolizei – wegen eine Form der darstellenden Kunst. vielseitiger Künstler ist Otmar Alt, des bunten Vogels auf dem Rücken. Zu erraten sind Titel und Begriffe. so hören es die Schüler. „Habt ihr Der Pinguin hat ja eine Brust! Das Dargestellt wird ohne Worte, nur alle eure Handys dabei?“ Die Fra- Gekicher ist groß. Aber er (genau mit dem Körper. In unserem Fall ge erstaunt, im Museum darf man genommen sie) ist stattlich, kräftig spielt eine Gruppe und drei ande- doch nicht fotografieren? Hier ist und schaut voller Stolz. re Gruppen raten. Es ist, als ob die es erlaubt – ja es gehört ausdrück- Kunstwerke ihren Platz verlassen. lich dazu. Wir sind der Kunst auf Jetzt wird vor der Kunst von Ot- Der Fantasie sind keine Grenzen der Spur, sehen und entdecken sie mar Alt agiert. „ Wer möchte eine gesetzt: Ob fliegender Hund, Vo- und agieren vor ihr. Figur darstellen, sich so positionie- gelnase, Glücksbrunnen oder Bullen ren wie die Figuren von Otmar Alt? von der Ostsee. Kein Titel ist für Der Gang beginnt mit einem wah- Wer spielt den Dino?“ Ein Mädchen die Schüler zu schwer. Die Schüler ren Knaller. Das Empfangskomitee steht, die Fäuste geballt, mit einer spielen, tanzen, rufen, lachen und besteht aus einem Dino, im Stile Ot- Blume zwischen den blinkenden haben Freude an der Kunst von Ot- 8
mit den Figuren Otmar Alts mar Alt. Das Amphitheater, ja der Otmar Alt in Norddinker. Programm geben, bei dem die ganze Skulpturenpark wird zum Le- Schülerinnen und Schüler sowohl ben erweckt. Wenn die große Jubiläumsausstel- die Ausstellung im Museum als auch Kunst kann wunderbar anregend lung ab dem 20. September 2020 das Otmar-Alt-Stiftungsgelände er- sein bei einem Ausflugstag von im Gustav-Lübcke-Museum läuft, obern. Schülern im Skulpturenpark von wird es ein spannendes Kombi- RECHTZEITIG ANMELDEN! Gaukler, 1985 Der Traum der Wiese, 1995 Clown mit Kappe, 1995 Ein Vorgeschmack auf die Jubiläumsausstellung im Gustav-Lübcke-Museum in Hamm Otmar Alt – „Das Leben ist ein Versuch“ 20. September 2020 bis 28. Februar 2021 Otmar Alt hat bislang ein gewaltiges zuversichtlich, denn dort wird der- len Bildern über die puzzleartigen und überaus facettenreiches Œuvre zeit mit viel Elan die große Jubilä- leuchtenden Kompositionen und die geschaffen. Die Kunst erfüllt sein umsausstellung anlässlich des 80. fabelhaften Gemälde bis hin zu den Leben, und seine lebenbejahende Geburtstages von Otmar Alt vorbe- jüngsten Serienbildern des Künst- Kunst vermag auch die Menschen reitet. Im Folgenden für die Mitglie- lers gespannt. zu beflügeln. „Das Leben ist ein Ver- der des Freundeskreises eine klei- Besondere Beachtung findet die Ma- such. Wir haben nur eine Chance ne Vorschau darauf. lerei – schließlich ist das Malen Ot- – mit unserer positiven Einstellung Die Schau wird sich wie ein ab- mar Alts Hauptanliegen. Aber auch zum Leben.“ Dieses sanfte Credo, wechslungsreicher Kunstreigen aus- die Papierarbeiten, etwa Zeichnun- das der Künstler immer wieder breiten, bei dem das vielfältige Schaf- gen und Aquarelle, sowie die Grafi- kundtut, macht zuversichtlich und fen wie auch die künstlerischen Etap- ken, z.B. Radierungen und Siebdru- wirkt in sorgenreichen Zeiten, wie pen des Multitalents sichtbar wer- cke, kommen nicht zu kurz. Kei- wir sie gerade erleben, ermutigend. den. Auf über 500qm² wird ein Bo- neswegs fehlen werden Alts Werk Im Gustav-Lübcke-Museum ist man gen von den anfänglichen informel- zur Angewandten Kunst. Deutlich Fortsetzung auf Seite 10 9
Sonderausstellung in Hamm Fortsetzung von Seite 9 Generation. Der Universalkünstler, Themen, denen sich Otmar Alt der zahlreiche Auszeichnungen, ins- widmet, zum Tragen. Mit der le- besondere für sein soziales Engage- bensbejahenden Kunst Otmar Alts ment erhielt, hat 1991 – wir wissen wird ein Vermittlungsprogramm ins es alle – eine Stiftung gegründet, Leben gerufen, das Menschen aller die seit 1996 vielen Menschen aus Altersklassen anspricht. Für Kinder- unterschiedlichen gesellschaftlichen gärten, Schulklassen und Erwach- Schichten und verschiedenen Alters sene wie auch für Menschen mit zugänglich ist. psychischer Behinderung und de- menziellen Veränderungen werden Auch die Sonderausstellung im spezielle Programme erarbeitet. Museum soll ein Anziehungspunkt Eine Neuheit stellen die kombinier- für kleine und große Besucherin- ten Angebote dar, die im Museum nen und Besucher sein. Sie möchte und auf dem Gelände der Otmar- verdeutlichen, wie es dem Univer- Alt-Stiftung in Norddinker stattfin- salkünstler Otmar Alt gelingt, mit den. Die Mitglieder des Freundes- seiner Kunst und seinen Zeichen kreises heißen wir schon jetzt zur in alle Bereiche unseres Lebens Ausstellung herzlich willkommen! vorzudringen, sie zu besetzen, um die Welt ein bisschen schöner, ja Diana Lenz-Weber freudiger zu gestalten. Allerdings Kuratorin der Sonderausstellung Lebensbaum, 2012 wird die Präsentation nicht nur Hei- terkeit erwecken, sondern auch die hierbei wird, wie Otmar Alt immer Spannung des Lebens, die Welt der wieder seine tiefe Achtung vor dem Gefühle sowie die wunderbare Na- Material unterstreicht, mit dem er tur spürbar machen. arbeitet, und vor der Funktionalität Sie wird Kräfte der dessen, was durch seine Erfindungs- Fantasie mobilisie- kraft erwächst. Fantastische Objek- ren und die Wahr- te aus Holz, Keramik, Bronze und nehmung stärken Glas, für das der Künstler besonde- – so wie es dem re Wertschätzung genießt, treffen Künstler am Herzen aufeinander und treten in Dialog zu liegt. den Malereien. Es wird einen reich Die Arbeiten kommen aus der Stif- bebilderten Katalog tung und aus verschiedenen Gale- mit 5 Beiträgen ge- rien in Deutschland. Auch etliche ben. Breit gefächert Privatsammler stellen ihre erwor- wie die Ausstellung benen Arbeiten dankenswerterwei- ist auch das Rah- se zur Verfügung. Vieles, was vor menprogramm. Mit Jahrzehnten aus Künstlerhand oder dem Publikum wird Kunsthandel in private Käuferhand u.a. diskutiert, wel- überging, wird sich nun eine Zeit- chen Wert die Ver- lang einer breiten Öffentlichkeit zei- knüpfung von hoher gen. Die spannenden Recherchen Kunst und Dingen sind noch nicht gänzlich abgeschlos- des alltäglichen Ge- sen, lohnen sich aber durchaus! brauchs bietet. Bei den Vermittlungs- Seit jeher will Otmar Alt umsetzen, programmen kom- was die Kreativität hergibt und sich men alle künstleri- einsetzen für die Kunst einer neuen schen Bereiche und Künstlergedanken „Dem Mutigen gehört die Welt“, 2019 10
Begegnungen Begegnung mit fröhlicher Farbigkeit in Nürtingen: Otmar Alt in der Kreuzkirche Ein Bericht in der Nürtinger Zeitung - „Jeder Tag ist ein neuer Versuch“, Jahre alt, wegen der typischen Autor „jh“ : sagte Otmar Alt (links), dessen Bil- Handschrift seiner farbenfrohen der im Februar 2020 gemeinsam Bilder wird er oft in einem Atemzug mit Werken von Pablo Picasso in mit Keith Haring und James Rizzi der Nürtinger Kreuzkirche zu se- genannt. Mittlerweile gehört er zu hen waren. Der Künstler war an ei- den bekanntesten und beliebtesten nem Tag im Februar persönlich an- Künstlern der Gegenwart. In der wesend. Da saß er auf seinem Stuhl Kreuzkirche waren nur Gemälde zu im Obergeschoss der Kreuzkirche, sehen. Immer wieder widmet sich unter dem Stuhl ein Glas Rosé, das Alt aber auch Keramiken, Skulptu- ihm „der Arzt verschrieben hat“, ren und großen Bühnenbildern fürs und ließ sich bereitwillig fotografie- Theater. Zwei Stunden lang hat der ren und befragen. Wenn er musste, Künstler die Besucher der Ausstel- stand er auf und erklärte den zahl- lung in seinen Bann gezogen, viele Otmar Alt erzählte über seine Bilder reichen Besuchern seine Bilder. werden die Begegnung mit ihm si- Dieses Jahr wird der Künstler 80 cher nicht so schnell vergessen. Eine finnisch-deutsche Kurzgeschichte Vor wenigen Jahren hatte ich das Kabel einer Lampe über meinem sucher hatte eine Ahnung von der Glück, im Rahmen eines Senioren- Zeichentisch nieder und verstrickte „Co-Produktion“. Das Bild wurde Stipendiums ein Vierteljahr in Finn- mich in ein Gespräch. Es entwickel- übrigens in einer späteren Ausstel- land leben und arbeiten zu dür- te sich ein lebhafter Dialog zwischen lung in Frankreich verkauft. Was es fen. Ein EU-Programm machte das dem Vogel und mir. Ich freute mich mit dem gestalterischen Detail auf möglich. Man bot mir drei Städte über seine Gesellschaft, machte mir sich hat, bleibt das Geheimnis zwi- zur Auswahl, darunter Joensuu in aber Sorgen um ihn. Was wäre, schen dem Vogel und mir. Nordkarelien, die Partnerstadt von wenn er das Fenster, das ich in- Hof. Natürlich entschied ich mich zwischen weit geöffnet hatte, nicht PS: In der Stadtbibliothek von Jo- für Joensuu. In einem Studenten- finden und die Nacht über im Ate- ensuu lieh ich mir ein Buch über hotel erhielt ich ein Zimmer und in lier verbringen würde? Es vergin- die Ornis Nordkareliens aus. Darin einem Kulturzentrum stellte man gen knapp zwei Stunden zwischen fand ich den Vogel. Es war ein Vä- mir ein geräumiges Atelier zur Ver- Freude und Bangen, bis der Vogel stäräkki. fügung. Abgeschlossen wurde das sich ein letztes Mal auf das Kabel Peter-Michael Tschoepe Stipendium mit einer Ausstellung setzte, diesmal nicht ohne das Bild, im städtischen Kunstmuseum. an dem ich gerade arbeitete, mit ei- Ich arbeitete täglich mehrere Stun- ner gewissen Hinterlassenschaft zu den im Atelier und erhielt dabei „signieren“. Danach entschwand er den einen oder anderen Besuch. In über den Weg, auf dem er zu mir besonderer Erinnerung ist mir ein gekommen war. geflügelter Besucher, der sich Ein- Ich entschied mich, die „Signatur“ gang durch ein spaltbreit geöffnetes nicht zu entfernen und des Vogels Fenster verschaffte: ein Vogel, wie Hinterlassenschaft als gestalteri- ich ihn noch nie gesehen hatte, ähn- sches Element in das Bild einzube- lich einer Bachstelze. Er flatterte in ziehen. Die Arbeit wurde, gerahmt, meinem Atelier umher, inspizierte am Ende meines Joensuu-Aufent- Farbflaschen, Pinsel und Farbstifte. halts in meiner Ausstellung gezeigt. Dazwischen ließ er sich auf dem Niemand aus dem Kreis der Be- 11
Otmars Künstlerleben Otmar Alt wird 80 Jahre alt! Ein Rückblick auf eine spannende und ereignisreiche Zeit. Otmar Alt wird 80 Jahre alt! erbittliche Erziehungswerk sei- „Maler werden – das könnte mir Ein Rückblick auf eine spannende nes übermächtigen Vaters. Unter schon gefallen.“ und ereignisreiche Zeit. Zwang sollte er ein Instrument er- lernen. Ohnmacht und Angst wa- Die Familie Alt zog um in die Stadt. „Der Sprung ins kalte Wasser“, so ren in diesen Jahren seine stärksten In dieser Zeit heißt es: Platz ist in tituliert Otmar Alt seine Geburts- Gefühle. Es war die Zeit, da der Ju- der kleinste Hütte. Das Geld reich- stunde. Am 17. Juli 1940 wird er in gend Zucht und Ordnung vorzugs- te gerade mal für eine kleine Ein- Wernigerode geboren. Er ist ein weise dadurch beigebracht wurde, Zimmer-Wohnung. Otmar ist in Kriegskind. indem sie mit allerlei verantwor- der Zeit oft allein zu Haus. Er wird Otmar ist der uneheliche Sohn des tungsvollen Aufgaben betraut wur- zum Schlüsselkind. Ihm ist es sowie- Kirchenmusikers und Musiklehrers de, über deren Erledigung selbst- so am liebsten, wenn er von seinen Rudolf Hermann Alt und der aus ei- redend sorgfältig gewacht wurde. Eltern nicht behelligt wird. ner Kaufmannsfamilie stammenden Dorothea Stiemke. Otmar beendet mit dem Einjährigen, also der Mittle- Der Junge wird auf den ren Reife, die Schule. Er Namen Otmar Rudolf erinnert sich an seinen Hermann in der Lieb- Wunsch, Maler werden zu frauenkirche getauft. wollen und wählt den Be- Vor dem Krieg ist die ruf des Dekorateurs und Familie ist von Werni- Plakatmalers. Seine Lehr- gerode nach Berlin ge- stelle findet er im legen- zogen. Die Alts haben dären Karstadt-Kaufhaus eine typische Berliner am Hermannplatz. Der Wohnung bezogen. Fünf Vater von Otmar kommt Zimmer. Doch es blieb 1957 bei einem Verkehrs- keine Zeit diesen Kom- unfall ums Leben. fort zu genießen. Berlin Kaum ist der herrische Va- ist im Visier der Alliier- ter tot, steht Otmar bei ten. Otmar Alt ist damals Karstadt einem Ausbilder kaum 5 Jahre alt. Das und Lehrherren gegen- Haus in der Droysen- über, der in seiner Will- straße wurde durch die kür und seiner Strenge Bomben in Schutt und dem ungeliebten Vater in Asche gelegt. nichts nachsteht. Lehrjah- Die Familie flieht mit ein re sind eben keine Her- paar Habseligkeiten gen renjahre. Potsdam und Babelsberg. Die Lehre als Schaufens- Platz sich nieder zu las- tergestalter schließt Ot- sen und neu einzurichten mar im Jahr 1958 erfolg- werden sie erst nach Be- reich ab. Er besteht seine endigung des Krieges im Gesellenprüfung dank her- Flecken Ragösen in der Mark Bran- Otmar träumt in diesen Tagen am vorragender Noten mit Auszeich- denburg finden. Bis dahin stolpern sie liebsten von seiner Zukunft. Be- nung und bekommt sogar einen ziellos von einer Bleibe zur nächsten. ruf und Arbeit sollen ihn dereinst Preis dafür zuerkannt. befreien. „Doch niemals, niemals An seine Jugend erinnert sich Otmar werde ich ein Musiker“, schwört er Während seiner Berufsausbildung Alt ungern, bedingt durch das un- sich. entwickelt sich ein verstärktes In- 12
in einer Zusammenfassung teresse an Mode. Er will Mode- gemeint ist. Er arbeitet fleißig für Sie beteiligt sich am lustvollen Trei- zeichnung studieren. Im Jahr 1959 seine erste Einzelausstellung, und er ben in den Ateliers, geht mitunter beginnt er daraufhin ein Studium genießt zugleich das Künstlerleben aber auch ihre ganz eigenen Wege. an der Berliner Meisterschule für in vollen Zügen. Die bildende Kunst Eines Tages haut er für einige Zeit Kunsthandwerk. vereinigt sich mit der Lebenskunst nach Paris ab. Am Ende des Jahres und Lebenslust: Die gefeierte Avant- 1966 werden Inge Papenfuß und Noch während seiner Lehrzeit garde der französischen Künstler- Otmar Alt sich zusammentun: Sie ergänzt er seine musikalische Bil- kollegen hatte es schließlich vorge- heiraten in Berlin. dung, die bislang nur im verhassten macht. Das pralle Leben erobert Klavierunterricht bestanden hatte, die Ateliers. Gleich mit seiner ersten Einzelaus- durch Musikstunden in Klarinette Neben Kaffee und Kuchen warten stellung in Berlin landet Otmar Alt und Saxophon. die Flasche Rotwein und die Flasche einen Coup: Die bekannte Galerie Schnaps. Alles ist eine einzige Party. Werner & Katz am Kurfürsten- 1960 beginnt Otmar mit seinem damm präsentiert 18 Gemälde und Studium an der Hochschule für Bil- Ein keuscher Junggeselle war der eine Reihen von Zeichnungen des dende Künste zu Berlin. Künstler in diesen Tagen laut seiner bis dahin noch unbekannten Künst- Die Aufnahmeprüfung zur Hoch- Bekenntnis nie. Als Musikus und Ma- lers. schule liegt so ungünstig, dass er ler galt er in der Szene längst als Die Ausstellungseröffnung wird ei- dadurch seine Prüfung an der Meis- ein „bunter Vogel“, den man ger- ne ekstatische Party. Es heißt: terschule verpatzt und ohne „Hoch die Becher, hoch einen Abschluss ausschei- die Tassen“. Der Künstler det. nimmt am Ende der Ver- Er wird in die Vorklasse anstaltung den Galerie- bei Professor Walter Berg- schlüssel an sich, um in mann in der Abteilung „An- den Morgenstunden des gewandte Kunst“ aufgenom- folgenden Tages das Cha- men. Zusätzlich nimmt er os in der Galerie zu lichten am Aktzeichnen bei Profes- und die Ausstellung wieder sor Hermann Bachmann teil, präsentabel zu machen. wodurch er in dessen Klas- Lange bevor der Galerist se wechseln kann. in seinem Geschäft er- Otmar Alt orientiert sich be- scheint, hat Otmar Alt reits in Richtung abstrak- schon die ersten Besu- te Malerei und wird 1964 cher empfangen und Ver- Meisterschüler bei Hermann käufe getätigt. Die außer- Bachmann. gewöhnliche Vernissage hat sich schnell herumge- Gemeinsam mit Waldemar Griz- ne im Atelier mal besuchte. Die sprochen. mek bezieht Alt ein Atelier in der Versuchungen für einen attraktiven Görresstraße im Stadtteil Schöne- Künstler waren mannigfaltig, selbst Otmar Alt wird in diesen Jahren berg. Hier entsteht eine große An- als er auf einer Party die junge und von seinen ersten Erfolgen und der zahl informeller Arbeiten. höchst attraktive Pharmazeutin In- Anerkennung, die ihm durch die Der Künstler steht in den Startlö- ge Papenfuß kennen lernt. Der Kunstkritik zuteil wird, angetrie- chern. Die Vorarbeiten für den ers- Künstler nennt sie mit leiser Ironie ben. Im Jahr 1967 bekommt er von ten öffentlichen Auftritt scheinen nur „Pinguin“. „Sie sah tatsächlich Januar bis Februar seine zweite viel- vollendet, mit dem Otmar Alt wie wie ein Pinguin aus. Das war ihr beachtete Einzelausstellung. Im glei- mit einem Paukenschlag, die künst- Markenzeichen: Sie kleidete sich am chen Jahr erhält Alt während seiner lerische Bühne betreten wird. liebsten in Schwarz-Weiß und hat- Beteiligung an der Münchener Aus- te einen unverwechselbaren Wat- stellung „Collage '67“ seine erste öf- Das Leben wird für den Künstler schelgang“. „Pinguin“ wird die Muse fentliche Auszeichnung. Er wird mit Otmar Alt von Tag zu Tag bunter, des Künstlers und inspiriert ihn zu dem Franz-Roh-Preis geehrt, der was durchaus im doppelten Sinne einer Vielzahl von Arbeiten. nach dem 1965 gestorbenen deut- 13
beschreibt seine Vielfalt schen Fotografen, Kunsthistoriker 1971 wird über Otmar Alt ein Künst- beit zu vergraben. Im gleichen Jahr und -kritiker ins Leben gerufen wor- lerporträt gedreht. Der Film trägt entsteht das Plakat für die Plakatedi- den war. Im Jahr 1969 liegt der den Titel „Vorfrühling“ und wird im tion „Olympia 1972“, die der Bruck- Beginn der Auseinandersetzung Kino als Vorfilm eingesetzt. mann Verlag anlässlich der Olym- mit der Plastik. Es entstehen erste pischen Spiele in München heraus- Skulpturen aus Keramik. Das Jahr 1972 bildet eine scharfe gibt. Zäsur im Leben des Künstlers. Ein Es läuft für den Künstler Otmar Alt schwerer Schicksalsschlag unter- Berlin als Lebensmittelpunkt wird besser, als man es sich nur wün- bricht die Erfolgsserie und verän- in Frage gestellt. Die Alts wollen so schen kann. Er hat mit seinen Ar- dert schlagartig den Blick des Künst- schnell es geht weg aus der Groß- beiten offenbar den Nerv der Zeit lers auf die Welt: stadt. Der Galerist Kley lädt ihn getroffen. Eine Traumkar- auf das bäuerliche Anwe- riere eröffnet sich, denn sen in Hamm-Norddinker der künstlerischen Aner- ein, das später zur neuen kennung folgt der wirt- Heimat des Künstlers wird schaftliche Erfolg. und bis heute mit dem Stif- tungsgelände sein Lebens- Mit „Pinguin“ reist er nach mittelpunkt ist. Paris. Die Metropole un- ter dem Eiffelturm lockt Die Schaffenskraft ist unge- mit allen Versuchungen brochen. Der wirtschaftli- des süßen Lebens. che Erfolg und auch die in- ternationale Anerkennung Zurück in Berlin stürzt setzen sich weiter fort. sich der Künstler wieder Die Alts beschließen nach in die Arbeit. Die Ausei- Italien umzusiedeln, an den nandersetzung mit neuen Lago Maggiore, wo sich Materialien und Medien vor allem „Pinguin“ wohler kommt hinzu. Es entsteht fühlt. Vor dem tatsächli- eine neue Keramikserie chen Umzug geschieht je- aus Porzellan. doch ein schreckliches Un- glück, das den Lebensweg Bei dem Paar kündigt des Künstlers einmal mehr sich Nachwuchs an. Der jäh unterbricht und wie- Künstler macht keinen der in eine neue Richtung Hehl daraus, dass für ihn lenkt. Ein Trauma. Seine ein Kind nicht wirklich in Frau kommt 1976 bei ei- seinen Lebensplan passt. nem mysteriösen Unfall in Vor vollendete Tatsachen der Nähe der italienischen gestellt, setzt sich Otmar Alt auch Während Otmar Alt sich auf einer Exklave Campione am Schweizer künstlerisch mit dem Thema ausei- Reise nach Süddeutschland befin- Ufer des Luganer Sees ums Leben. nander. Es entsteht das Kinderbuch det, um dort eine Ausstellung zu „Luderbär“ zusammen mit den Au- eröffnen, stirbt Sohn Fabian mit nur Otmar Alt sucht einen Neufang. Er toren Hans Stempel und Martin zwei Jahren in der Berliner Woh- greift auf ein Angebot des Galeris- Ripkens. nung. ten Kley aus Hamm zurück, sich in Hamm niederzulassen. Im Ortsteil Im Jahr 1970 wird der Sohn Fabian Um den Schicksalsschlag zu über- Norddinker bezieht er den kleins- in Berlin geboren. Die junge Familie winden stürzt sich der Künstler ten, ziemlich heruntergekommenen ist von Anfang an in großer Sorge noch mehr in die Arbeit. Teil eines alten Bauernhauses. Es um das Leben des Babys, denn Fabi- Die lange geplante Ausstellung in gibt viel zu tun. Die Um- und Aus- an hat bereits bei seiner Geburt eine der Kunsthalle Düsseldorf ist ein bauarbeiten werden mehrere Jahre lebensbedrohliche Behinderung. willkommener Anlass, sich in die Ar- in Anspruch nehmen. Später wird 14
und Größe, ... in unmittelbarer Nähe zum Atelier gen gestalten seither diesen Ad- die Verwaltung, die Atelierräume und Wohnhaus eine Art Menagerie ventskalender jedes Jahr. und Aufenthaltsräume für junge Sti- entstehen. Hier hält der Künstler pendiaten und repräsentative Aus- seltene Hühner- und Wasservögel Dass Otmar Alt in Hamm mit den stellungsflächen beherbergen. Hier sowie wie einige Nandus und La- Jahren heimisch wird, lässt sich bietet sich zugleich die Möglichkeit, mas. daran ablesen, dass die Stadt den die Werke Otmar Alts kunstwis- Künstler unter ihre Fittiche nimmt senschaftlich aufzuarbeiten. Otmar Alt arbeitet jetzt häufiger und sich mehr und mehr mit seiner plastisch. Im Jahr 1978 beginnt Anwesenheit schmückt. Hamm er- Im Jahr 1994 wird Otmar Alt zu- auch eine langjährige Zusammen- klärt sich selbst zur „Alt-Stadt“. sammen mit der Dozentin Inge arbeit mit der Firma Rosenthal in Litschke zum „Bürger des Ruhr- Selb. Im gleichen Jahr lernt gebiets“ nominiert. Diese der Künstler am Schluchsee Auszeichnung wird jähr- im Schwarzwald „Gundi“ lich vom Verein pro Ruhr- Gundhild Weisel kennen. Sie gebiet e.V. an Prominen- kommt öfter nach Hamm, te vor allem aus NRW um dort für einige Zeit zu vergeben, die sich für das leben. Als erfahrene Haus- Ruhrgebiet stark machen frau – sie war bereits zwei- und den notwendigen ge- mal verheiratet – packt sie sellschaftlichen und wirt- mit an und tut sich im Haus- schaftlichen Wandel vor- halt des Künstlers um. Gun- antreiben. di erweist sich als eine her- vorragende Gastgeberin. Das Jahr 1996 wird für den Künstler von zwei Otmar Alt ist seit Beginn großen Ereignissen be- der 80er bundesweit als stimmt: In Krakau, der Gestalter gefragt. In diesen heimlichen Hauptstadt Jahren stehen wieder viele Polens, startet im Natio- bildhauerische und skulptu- nalmuseum eine große rale Arbeiten auf dem Pro- Ausstellung mit seinen gramm des Künstlers. Werken und in Hamm Selbstverständlich arbeitet öffnet nach einer Vorbe- er auch weiter als Maler. Tie- reitungszeit von mehre- re werden für das Schaffen ren Jahren die Otmar des Künstlers immer bedeu- Alt Stiftung ihre Pforten. tungsvoller und es entsteht Von Anfang an entwickelt eine Vielzahl von Tiermoti- sich die Stiftung zu einer ven. der bedeutendsten Kul- Allen voran bevölkern die Katzen Er legt 1991 den ersten Stein für die turstätten in der Stadt Hamm. In der die Bilderwelt des Künstlers. Er be- nach ihm benannte Stiftung, die auf Galerie werden regelmäßig sehens- kommt dadurch den Ruf, der „Kat- dem bäuerlichen Anwesen in Nord- werte Ausstellungen präsentiert. In zenmaler“ zu sein – ein Etikett, das dinker entsteht und sich in den fol- einem kleinen Amphitheater, das bis der Künstler in der Folgezeit nur genden Jahren weiter entwickeln zu 200 Personen Platz bietet und schwer wieder los wird. soll. Das Stiftungsareal besteht aus im Veranstaltungsraum der Stiftung 1996 und 1997 wird Otmar Alt in mehr als 13.000 Quadratmetern finden hochkarätige Kulturveranstal- Gengenbach unter anderem die 24 Fläche, die schrittweise in den fol- tungen, Konzerte, Lesungen und Dis- Fenster des historischen Rathauses genden Jahren zu einem Skulpturen- kussionsrunden statt, die weit über zum größten Adventskalender der garten mit einem Amphitheater und den Kreis von Hamm hinweg Beach- Welt umgestalten. Aus diesem Pro- einer Teichanlage entwickelt wird. tung und Interesse finden. jekt entwickelt sich eine regelrech- Außerdem werden hier die Gebäu- te Tradition. Verschiedene Kolle- de errichtet, die die Stiftung sowie Als Anerkennung für sein gesell- 15
... seine Verdienste... schaftliches Engagement und die gewordenen Bildern aus der ersten turbild des Ruhrgebietes“ in Essen Unterstützung zahlloser sozialer Hälfte des 20. Jahrhunderts ausei- enthüllt. Unmittelbar nach seiner und wohltätiger Projekte bekommt nander. Enthüllung wird es als die „größte Otmar Alt 1998 das Bundesver- Am 06. April 2005 wird die Ausstel- Liebeserklärung Deutschlands“ ge- dienstkreuz verliehen. lung unter dem gleichen Namen im handelt. Ein Rekord ist es allemal, Rheinischen Landesmuseum Bonn denn ein größeres Format hätte In den Jahren 1999 und 2000 ent- eröffnet. Sie wird zu einem großen sich Otmar Alt kaum mehr vorneh- steht eine besonders produktive Erfolg. men können. Das Kunstwerk ist Zusammenarbeit mit dem Stadt- 3.418 Quadratmeter groß und hat theater Hof. 2005 wird der Künstler in seiner eine Höhe von 48 Metern. Otmar Alt übernimmt in diesen Heimatstadt Wernigerode mit dem Jahren das Bühnenbild Mit unermüdlichem Fleiß und die Kostüme für arbeitet Otmar Alt an neu- verschiedene Produktio- en Projekten. Sie sollen nen. Darunter „Pas de nach Möglichkeit der Stif- Bleu“, „Medea“, „Alice tung auch weitere Spenden- im Wunderland“ und gelder einbringen. So macht „Der Nussknacker“. er mit immer neuen Aus- stellungen von sich reden. Ein Kunstwerk geht auf Fahrt: Otmar Alt über- Ab April 2009 werden 31 nimmt im selben Jahr die biografische Bildtafeln un- Gestaltung eines gesam- ter dem Titel „Otmar Alt ten Zuges. Die Dürener – der Rabe im Zentrum der Regionalbahn beauftragt Weltgeschichte“ im Welt- den Künstler mit der Ge- kulturerbe Völklinger Hütte staltung des Regiosprin- erstmals der Öffentlichkeit ters, der zwischen Dü- vorgestellt. ren und dem Rurtal ver- kehrt. Das Jahr 2010 steht ganz im Zeichen des 70. Geburts- 2003 wird durch einen tages des Künstlers. In der Zufall bei einer Routine- Stiftung werden verschiede- untersuchung bei Otmar ne Benefiz-Konzerte bekan- Alt ein bösartiger Tu- ter Musiker über die Bühne mor in einer Niere en- gehen, um den Künstler zu deckt, der allerdings un- feiern und das Engagement mittelbar nach der Dia- der Stiftung zu unterstüt- gnose bei einem opera- zen. tiven Eingriff vollständig entfernt lokalen Kulturpreis ausgezeichnet. Es gibt eine Feier im Park der Stif- werden kann. In diesem Jahr bekommt Otmar tung mit ca. 400 Gästen. Die Stadt Alt in der Ruhrgebietsstadt auch Hamm verleiht dem Künstler den Während einer Zeit von mehr als den „Steiger Award“ verliehen, mit Ehrenring der Stadt. fünf Jahren Arbeit sind über 200 dem in diesem Jahr erstmals Per- Gemälde entstanden. Große For- sönlichkeiten aus dem In- und Aus- 2011 wagte sich Otmar Alt wieder mate und Miniaturen. „Innenansich- land geehrt werden, die sich den auf die Bühne: Premiere von „Alice ten der Moderne“ - so nennt Otmar Tugenden des Steigers verbunden im Wunderland“ im Pfalz-Theater in Alt seine künstlerische Ausein-an- fühlen. Dazu gehören Geradlinig- Kaiserslautern, zu der er das Büh- dersetzung mit den Klassikern der keit, Offenheit, Menschlichkeit und nenbild und die Kostüme entwarf. Moderne. In Übermalungen und Zi- Toleranz. Ein Jahr später: Der „otmar ALT taten setzt sich der Künstler mit sommer“ in Buxtehude. Seit gut bekannten Werken und zu Ikonen Am 28. März 2006 wird sein „Kul- nunmehr 12 Jahren ist Otmar Alt 16
...und wir freuen uns auf die Zukunft mit ihm ein Begriff für den Buxtehuder Bür- men, einem der bekanntesten zeit- rum des Gustav-Lübcke-Museum ger. Und zwar nicht nur für einen genössischen deutsche Künstler zu gekommen waren. kleinen Kreis auserwählter kunst- gratulieren. begeisterter Bürger, sondern für Pünktlich zum Weihnachtsfest 2015 Einige große Ausstellungen kenn- ein breites und vor allen auch jun- ist die „Otmar Alt-Bibel“ da. Er hat zeichneten die nächsten Jahre: Die ges Publikum. Auch Braunschweig die theologische und ästhetische Retrospektive in der Kunsthalle war in diesem Jahr im „Alt-Farb- Auseinandersetzung mit der Heili- Messmer in Riegel am Kaiserstuhl Rausch“. Eine derartige Fülle von gen Schrift gesucht und eine (Künst- oder „Fabelhafte Zauberwelten“ im Kunstwerken – 120 Arbeiten (Ge- ler-) Bibel in Wort und Bild gestal- Haus Opherdicke – Kreis Unna. mälde, Drucke, Skulpturen und Plas- tet. tiken) aus unterschiedlichen Schaf- Und nun freuen wir uns auf die fensperioden – verteilt an mehr Ausstellung im Gustav-Lübcke-Mu- als 25 Orten der Stadt – hat es in seum in Hamm anlässlich seines 80. dieser Zusammenstellung noch nir- Geburtstages am 20. September gends gegeben. 2020. Die folgenden Jahre sind für den Künstler von Anfang an Jahre voller Ausstellungen und Präsentationen. Rückblick auf den „Versuch Leben“. Festreden, gutes Essen und unter- Perfektes Geburtstagswetter beglei- haltsame Musik, dazu viele gute tete den Empfang zu Otmar Alts 75. Gespräche „unter Freunden“: Das Geburtstag in dessen Stiftungspark zeichnete 2017 die Gala zum Sil- in Norddinker. Rund 150 geladene berjubiläum der Otmar Alt Stiftung Gäste ließen es sich nicht neh- aus, zu der über 120 Gäste ins Fo- Von Menschen und Hühnern Stellen Sie sich vor: Ein Huhn überquert die Straße. Und ich frage Sie: Sigmund Freud: Warum überquert das Huhn die Straße? Die Tatsache, dass Sie sich über- haupr mit dieser Frage beschäfti- Hier einige mögliche Antworten: Roland Berger Consulting: gen, offenbart Ihre unterschwellige Platon: Wir haben für das Huhn eine sexuelle Unsicherheit. Für ein bedeutenderes Gut. Expansionsstrategie, die es nun erfolgreich umsetzt. Albert Einstein: Epikur: Ob das Huhn die Straße überquert Aus Freude. Arnold Schwarzenegger: hat oder die Straße sich unter dem Es wird wiederkommen. Huhn bewegte, hängt von Ihrem Christopher Columbus: Referenzrahmen ab. Es wollte nach Indien. Donald Trump: Ein Huhn? Es sind hunderte, groß- John Lennon: Karl Marx: artige, fantastische amerikanische Imagine all the chicken, crossin‘ Es war historisch unvermeidlich. Hühner. streets in peace. Martin Luther King: Ernest Hemingway: Es hatte einen Traum. Um zu sterben. Im Regen. Captain James T. Kirk: John Wayne: Um dahin zu gehen, wo noch nie Ein Huhn muss tun, was es tun zuvor ein Huhn gewesen ist. muss! 17
100 Jahre Bauhaus Das Bauhaus Einhundert Jahre sind sicherlich als „Keimzelle bolschewistischer ein Grund, sich mit dem Bauhaus Zersetzung“ bezeichnet. Die Kon- zu beschäftigen. Am 21. März sequenz ist die Schließung des Bau- 1919 wurde die Großherzliche hauses. Viele Lehrer des Bauhauses Sächsische Hochschule für Bildende emigrierten in die USA. Kunst und die bereits aufgelöste Kunstgewerbeschule in Weimar Dort wurde Walter Gropius Pro- zusammengefasst und als Bauhaus fessor für Architektur in Har-vard gegründet. Die Gründer waren ohne einen Abschluss in Archi- Walter Gropius und Henri van de tektur gemacht zu haben. Erst Velde. Der Begriff „Bauhaus“ war 1960 wurde in Darmstadt auf An- eine Zusammenfassung für alle regung von Walter Gropius ein Bereiche der Kunst. Künstler wie Bauhaus-Archiv gegründet, das Lyonel Feininger, Johannes Ittel, 1961 eröffnet wurde. Grundlage Paul Klee und Wassily Kandinsky des Archivs war eine Sammlung haben sich diesem Gedanken an- des Kunsthistorikers Hans Maria geschlossen. 1923 entstand das ers- Wingler, der seit 1950 die Ge- te Projekt, ein Musterhaus namens schichte des Bauhauses erforschte. „Am Horn“ in Weimar und war 1964 stellte Walter Gropius einen von der „Neuen Sachlichkeit“ ge- Entwurf zum Bau eines eigenen prägt. Die Nüchternheit des Ge- Gebäudes vor, das in Darmstadt bäudes fand nicht unbedingt die gebaut werden sollte. Die Stadt Anerkennung der Öffentlichkeit. Darmstadt aber unterstützte die- Fotoquelle: Flyer zur akt. Ausstellung ses Vorhaben nicht, sodass Gropius 1925 kürzt die thüringische Regie- und Wingler dieses Projekt in Berlin sische Moderne“, „Neue Sachlich- rung den Etat um 50%. Daraufhin verwirklichen wollte. Dort unter- keit“, „Internationaler Stil“ und „Neu- beschließt der Meisterrat den Um- stützte die Berliner Bau- und Muse- es Bauen“ eingeordnet. zug des Bauhauses nach Dessau. umspolitik Projekte, die auf eine Walter Gropius hat in Berlin viele Dort wird 1926 ein von Gropius Rehabilitierung und auch auf eine Sehenswürdigkeiten, sprich Bauten, entworfenes Bauhaus gebaut und Darstellung der Moderne gerichtet hinterlassen. Das Gropius-Haus ist eingeweiht. Der darin enthaltene war. Dies zeigte sich bei den Auf- ein konvex gebogenes Gebäude, das Werkstattflügel ist zur Straßenseite trägen an Hans Scharoun (Philhar- 1957 zur Internationalen Bauaus- hin vollständig verglast. Hier ent- monie), Mies von der Rohe (Neue stellung errichtet wurde. Ein ganzes stehen Designklassiker, die heu- Nationalgalerie) und eben dem Bau Stadtviertel, die Gropiusstadt, wur- te noch weltbekannt sind, so zum des Bauhaus-Archivs von Wal-ter de von ihm konzipiert. Hier wurden Beispiel das Sitzmöbel von Marcel Gropius, der allerdings den Baube- zwischen 1962 und 1975 18.500 Breuers „Freischwinger“. 1928 ginn nicht mehr erlebt hat, er starb Wohnungen gebaut. Innerhalb der tritt Walter Gropius als Direktor 1969. Gropiusstadt gibt es das halbrunde zurück, sein Nachfolger wird der Gropiushaus und das Wohnhoch- Schweizer Architekt Hannes Mey- Das Bauhaus ist u.a. mit den Namen haus „Ideal“ mit 31 Stockwerken als er, dem 1930 der Architekt Ludwig Oskar Schlemmer, Laszlo Moholy- höchstes Wohnhaus Berlins sowie Mies van der Rohe bis 1933 folgt. Nagy, Lyonel Feininger, Wassily die Walter-Gropius-Schule als erste In dieser Zeit muss das Bauhaus Kandinsky und auch Paul Klee ver- integrierte Gesamtschule. Mit sei- wegen der neuen politischen Ver- bunden. Es ist nicht zwingend ein nen Bauten, unter anderem in der hältnisse in Dessau (die NSDAP konkreter Kunststil, sondern eher Siemensstadt, ist Walter Gropius gewinnt die Gemeinderatswahlen) ein Zusammenkommen von ver- Teil des Unesco-Weltkulturerbes. nach Berlin umziehen. Mittlerweile schiedenen Ausdrucksarten. Die „Gropius to go“ ist eine App mit werden die Künstler des Bauhau- Projekte der Lehrer und Schüler am der man auf seinen Spuren die Stadt ses als „links“ und „internationalis- Bauhaus werden unter den Begrif- Berlin erkunden kann. tisch“ verunglimpft und das Bauhaus fen wie „Funktionalismus“, „Klas- M. Pipprich - Textquelle: vgl. Berliner Morgenpost 18
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