80 jahre rotes kreuz bezirksstelle kufstein - Rotes Kreuz Kufstein

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80 jahre rotes kreuz bezirksstelle kufstein - Rotes Kreuz Kufstein
80 jahre rotes kreuz
                                      bezirksstelle kufstein

                                                                  KUFSTEIN

rotes kreuz BEZIRKSSTELLE kufstein | www.roteskreuz-kufstein.at
80 jahre rotes kreuz bezirksstelle kufstein - Rotes Kreuz Kufstein
Feldübung am Grattenberg bei Wörgl am          Rotkreuz-Schwestern
                                                                                                                                        Straßensammlung
    1. Ausschuss der Freiwilligen Ret-   17.9.1940
    tungsgesellschaft vom Roten Kreuz

                   Der Inhalt dieser Chronik stammt aus vielen schriftlichen und mündlichen Quellen. Sämtliche Informationen wurden dabei nach bestem Wissen
                   und Gewissen gesammelt, recherchiert und geprüft. Allerdings erhebt diese Chronik keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Sie ist vielmehr ein
                   Rückblick auf die letzten 80 Jahre, von unserer Entstehungsgeschichte bis zum heutigen Tag. Sie soll zudem vor allem an all die vielen Kame-
                   radinnen und Kameraden erinnern, welche mit ihrem Weitblick die Bezirksstelle Kufstein gegründet, diese mitgestaltet oder in den letzten
                   80 Jahren mitgetragen haben.

                   Kufstein, am 1. August 2016

                   impressum
                   Herausgeber, Medieninhaber und Verleger: Österreichisches Rotes Kreuz, Bezirksstelle Kufstein, Weißachstraße 4, 6330 Kufstein.
                   ZVR-Zahl: 902670788. Verlagsort: Kufstein. Gesamtleitung: Mag. Thomas Dangl, Telefon: +43/5372/6900-101,
                   Website: www.roteskreuz-kufstein.at. Redaktion: Bernhard Eder, Walter Exenberger, Christine Karl, Peter Mader, Bettina Mayr, Melanie
                   Moser, Jutta Obergmeiner, Sylvia Widmann. Fotos: siehe Bildnachweis. Auflage 2016

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80 jahre rotes kreuz bezirksstelle kufstein - Rotes Kreuz Kufstein
Ein Umzug in Kufstein                    Manfred Greiderer (l.) und Dr. Josef Scherntha-
                                                                                                                              Im Kleiderladen Wörgl
Erste-Hilfe-Kurs in den 1970-ern                                            ner vor einem Rettungswagen der Ortsstelle
                                                                            Wörgl

                                                                                                           inhaltsverzeichnis

                                   SEITE          INHALT

                                     5-11         Grußworte

                                   12-13          Entstehungsgeschichte des Roten Kreuzes

                                        14        Unser Leitbild

                                        15        Die sieben Grundsätze des Roten Kreuzes

                                   16-17          Meilensteine des Roten Kreuzes Kufstein

                                   18-25          Chronik der Ortsstelle/Bezirksstelle Kufstein

                                   26-29          Chronik der Ortsstelle Wörgl

                                   30-33          Chronik der Ortsstelle Brixlegg/Kramsach

                                   34-37          Chronik der Ortsstelle Söllandl

                                   38-49          Unsere sieben Leistungsbereiche

                                   50-51          Ausblick

                                   52-53          In Memoriam: Franz Moser

                                   54-65          Pressespiegel

                                   66-67          Literaturverzeichnis/Bildnachweis

                                                                                                                                                      3
80 jahre rotes kreuz bezirksstelle kufstein - Rotes Kreuz Kufstein
Ein Rettungswagenfahrer   Mitglieder der Ortsstelle Kufstein
    SAN-Trupp um 1939
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80 jahre rotes kreuz bezirksstelle kufstein - Rotes Kreuz Kufstein
Praxis beim Sanitäterkurs 1989       Angelobung bei der Generalversammlung 1991
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Sanitätshelfer in Kufstein

Sehr geehrte Damen und Herren!
Liebe Mitglieder, Freundinnen und Freunde des Roten Kreuzes!

Die Bezirksstelle des Roten Kreuzes in Kufstein begeht in diesem Jahr ihr 80-jähriges
Jubiläum. Ein freudiger Anlass, zu dem ich herzlich gratuliere.
Menschlichkeit, Unparteilichkeit, Neutralität, Unabhängigkeit, Freiwilligkeit, Einheit und
Universalität – so lauten jene sieben Grundsätze, auf die sich das Internationale Rote
Kreuz 1965 in Wien geeinigt hat. Diese Leitlinien bilden auch heute noch den Hand-
lungsrahmen, dem sich eine große Zahl von Freiwilligen verpflichtet, wenn es darum geht,
Menschen in Not zu helfen. Sei es im Bereich des Rettungsdienstes, der Katastrophen-
hilfe oder bei der Betreuung von Menschen in Notsituationen – das Rote Kreuz ist stets
bemüht, seine Dienstleistungen dezentral, empfängernah und effizient zu erbringen.

Die Bezirksstelle Kufstein kann sich dabei auf das Engagement von 58 hauptberuflichen
und 750 freiwilligen Mitgliedern stützen. Deshalb ist ein solches Jubiläum auch Anlass,
nicht nur der Leitung zu danken, sondern auch den vielen Helferinnen und Helfern, die
ganz selbstverständlich auf einen Teil ihrer Freizeit verzichten, um in Not geratenen Mit-
menschen zu helfen. Eine besondere Errungenschaft der Bezirksstelle Kufstein ist das
Sozialzentrum in Wörgl, in das alleine zwischen Oktober 2015 und März 2016 rund
5.500 unentgeltliche Stunden Arbeit investiert worden sind. Ohne den Einsatz von Frei-
willigen wäre nicht nur die hervorragende Arbeit des Roten Kreuzes wie auch zahlreicher
anderer Hilfsorganisationen undenkbar, sondern auch unsere Gesellschaft als Ganzes
weit weniger menschlich, weit weniger lebenswert.

Ein großes Dankeschön an dieser Stelle auch den fördernden Mitgliedern, deren finan-
zielle Unterstützung viele Projekte erst möglich macht.

In diesem Sinne wünsche ich allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Roten Kreu-
zes im Bezirk Kufstein für ihre Jubiläumsfeier ein paar unvergessliche Stunden, für ihre
weitere Tätigkeit viel Kraft und dass ihr Engagement stets aufs Neue durch die vielen
bewegenden zwischenmenschlichen Begegnungen belohnt werde.

Ihr
Günther Platter
Landeshauptmann von Tirol
                                                                                            C

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80 jahre rotes kreuz bezirksstelle kufstein - Rotes Kreuz Kufstein
Drei Rotkreuz-Schwestern im Jahre 1941                                                Eine der ersten Katastrophen-
                                                                             Theater-Sanitätsdienst am 6.8.1939 bei den
    Tiroler Sanitäterkurs in 1934                                                                                         übungen des Roten Kreuzes im
                                                                             Passionsspielen in Vorderthiersee
                                                                                                                          Bezirk Kufstein

                                                  Ein „Vergelt‘s Gott“ zum Jubiläum

                                                  Das Rote Kreuz – Bezirksstelle Kufstein – jubiliert. Das ist ein besonderer Anlass zur
                                                  Freude und um „Vergelt‘s Gott“ zu sagen.

                                                  Man ist da, um zu helfen, wo Menschen Hilfe benötigen. Rund um die Uhr, perfekt
                                                  organisiert, uneigennützig und zum größten Teil ehrenamtlich. Der wahre Reichtum einer
                                                  Gesellschaft steckt im Potenzial an Menschen, die aus innerem Antrieb und dem Gefühl
                                                  der so empfundenen Zufriedenheit durch besondere Verantwortungsübernahme und
                                                  besonderes Engagement aus dieser selbst herausragen. Die Bezirksstelle Kufstein mit
                                                  ihren vier Ortsstellen ist reich an solchem Potenzial und damit ein entscheidender Faktor
                                                  unserer Lebensqualität im Bezirk. Ob bei Katastrophen oder Großunfällen, im Rettungs-
                                                  dienst oder bei der Erstversorgung, im Gesundheits- und Sozialdienst, in der sinnstiften-
                                                  den Jugendarbeit und vielem anderen mehr – die helfenden Hände der Rotkreuzmitar-
                                                  beiterinnen und -mitarbeiter sind stets gefragt; 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche.

                                                  Als Bezirkshauptmann ist mir der Wert eines solchen Partners bei Erfüllung all unserer
                                                  Aufgaben im Bezirk mehr als bewusst, schätze ich die so gute Zusammenarbeit mit allen
                                                  FunktionärInnen und weiß um deren Verlässlichkeit. Immer wieder wird diese unkompli-
                                                  ziert und professionell unter Beweis gestellt. Ohne diese Hilfe und ohne das Mitwirken
                                                  der Bezirksstelle Kufstein des Roten Kreuzes wären viele sich stellende Herausforderun-
                                                  gen schlicht und einfach nicht zu bewältigen; man denke an große Veranstaltungen, an
                                                  die humanitäre Betreuung von hilfesuchenden Menschen, an die Versorgung von Not-
                                                  leidenden und so weiter und so fort.

                                                  Es bleibt mir nur, dafür ein aufrichtiges „Vergelt‘s Gott“ zu entbieten und für die Zukunft
                                                  ein nie ermüdendes Engagement zu wünschen.

                                                  Dr. Christoph Platzgummer
                                                  Bezirkshauptmann von Kufstein
                                                                                                                                                          C

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80 jahre rotes kreuz bezirksstelle kufstein - Rotes Kreuz Kufstein
Mitglieder der Ortsstelle Brixlegg zur Jahres-   Herbert Hagmann (l.) und Walter Exenberger
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Bezirkskatastrophenübung in                                                    mit dem neuen Rettungswagen „Ford Granada“
                              hauptversammlung 1991                                                                         zu „Bergdoktor“
Reith i.A. 1989                                                                in 1985

Ein stolzes Jubiläum!

Es ist ein großes Glück für unsere Gesellschaft, dass sich über mittlerweile acht Jahr-
zehnte immer wieder Menschen gefunden haben, die die Hilfe am Mitmenschen zu ihrem
Lebensmotto machen.

Wer hauptberuflich beim Roten Kreuz ist, der hat sein Berufsleben einer guten Sache ge-
widmet und kann stolz darauf sein, dass es ihm ein Anliegen ist, Menschen in verschiede-
nen Notsituationen zu helfen. Die Aufgaben des Roten Kreuzes haben sich in diesen 80
Jahren stets erweitert und gleich geblieben ist bei allen Initiativen aber der Sinn dahinter,
nämlich den Mitmenschen in einer Notsituation zu unterstützen. Diesen Beistand leisten
aber auch unzählige unbezahlte, freiwillige Helfer des Roten Kreuzes, die auf viel Freizeit
verzichten, um als Rettungskräfte ihren Dienst zu versehen.

Die Institution des Roten Kreuzes leistet einen wichtigen Beitrag für unsere Gesellschaft
und es ist auch für uns als Gemeinden von enormem Interesse, dass wir den Rettungs-
dienst in guten Händen wissen. Gerade in den letzten Monaten hat in unserer Stadt das
Rote Kreuz aber noch viel mehr getan, indem es beispielsweise einen wesentlichen Teil
der Flüchtlingshilfe übernommen hat.
Für diese und alle anderen Tätigkeiten, die unter dem Zeichen des Roten Kreuzes in un-
serer Stadt durchgeführt wurden und nach wie vor werden, möchte ich mich bei allen
hauptberuflichen sowie auch ehrenamtlichen Funktionären und Helfern des Roten Kreu-
zes sehr herzlich bedanken. Ich bedanke mich für die hervorragende Zusammenarbeit
und das enorme Engagement aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Der Bezirksstelle Kufstein des Roten Kreuzes möchte ich zum 80-jährigen Bestandsjubi-
läum sehr herzlich gratulieren und wünsche eine erfolgreiche Zukunft!

Mag. Martin Krumschnabel
Bürgermeister der Stadt Kufstein
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80 jahre rotes kreuz bezirksstelle kufstein - Rotes Kreuz Kufstein
Feldübung am Grattenberg bei Wörgl am   Rotkreuz-Schwestern
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    1. Ausschuss der Freiwilligen Ret-   17.9.1940
    tungsgesellschaft vom Roten Kreuz

                                                      Zum 80-Jahr-Jubiläum der Rotkreuz-Bezirksstelle Kufstein möchte ich persönlich und
                                                      im Namen des Landesverbandes Tirol des Österreichischen Roten Kreuzes sehr herzlich
                                                      gratulieren.

                                                      Unser aller Dank gilt den Gründungsvätern, ihrem Mut, dem Weitblick und ihren umge-
                                                      setzten und verwirklichten Initiativen. Wir zollen all jenen, die über Jahrzehnte diesen
                                                      Stützpunkt der Hilfe und Nächstenliebe aufgebaut und letztlich bis zu höchstem Niveau-
                                                      und Leistungsstandard der Gegenwart geführt und ausgebaut haben, unseren Respekt
                                                      und unsere Anerkennung. Generationen von Freiwilligen, die ehrenamtlich ihre Zeit dem
                                                      „Dienst am Nächsten“ bis zum heutigen Tag zur Verfügung gestellt haben und es weiter-
                                                      hin tun werden, gewährleisten mit zahlreichen hauptberuflich Angestellten bestmögliche
                                                      Hilfe in den verschiedensten Tätigkeitsbereichen für die in diesem Ballungsraum lebende
                                                      Bevölkerung und für die vielen Gäste aus aller Welt.

                                                      Auch die Unterstützung zahlreicher Spender und Sponsoren, die den Dienstbetrieb und
                                                      damit die Rotkreuzarbeit an sich, aber auch viele Anschaffungen und Ausstattungen er-
                                                      möglichen, möchte ich dankbar erwähnen.

                                                      Allen gewählten Funktions- und Verantwortungsträgern des Roten Kreuzes im Bezirk
                                                      Kufstein aus Vergangenheit und Gegenwart gilt mein besonderer Dank, vor allem für
                                                      viele Ideen und Initiativen im Bereich der Gesundheits- und Sozialen Dienste.

                                                      Große Bedeutung ist ihnen und ihrer Mannschaft bei der Betreuung von zehntausenden
                                                      Menschen auf der Flucht vor Krieg, Verfolgung und drohender Todesgefahr zugefallen.
                                                      Kufstein hat monatelang die Hauptlast bei der Flüchtlingsbetreuung in Tirol getragen
                                                      und alle Beteiligten haben sich bei dieser schweren Aufgabe bestens bewährt.
                                                      Dafür möchte ich mich im Namen aller Rotkreuzfunktionäre bei den MitarbeiterInnen
                                                      unseres Landes herzlich bedanken.

                                                      Für die Zukunft wünsche ich dem Roten Kreuz im Bezirk und in der Stadt Kufstein viel
                                                      Erfolg, Kraft und Ausdauer sowie Glück und Freude und jenes hohe Engagement und die
                                                      Einsatzfreude, die die RotkreuzmitarbeiterInnen schon bisher ausgezeichnet hat – bei
                                                      ihrem Einsatz „aus Liebe zum Menschen“.

                                                      Dr. Reinhard Neumayr
                                                      Präsident Rotes Kreuz Landesverband Tirol
                                                                                                                                           C

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80 jahre rotes kreuz bezirksstelle kufstein - Rotes Kreuz Kufstein
Ein Umzug in Kufstein        Manfred Greiderer (l.) und Dr. Josef Scherntha-
                                                                                                                  Im Kleiderladen Wörgl
Erste-Hilfe-Kurs in den 1970-ern                                ner vor einem Rettungswagen der Ortsstelle
                                                                Wörgl

Liebe Kameradinnen und Kameraden,
liebe Freundinnen und Freunde des Roten Kreuzes!

Unserer Bezirksstelle des Roten Kreuzes in Kufstein möchte ich zum 80-Jahr-Jubiläum
herzlich gratulieren. Allen Kameradinnen und Kameraden sowohl im ehernamtlichen wie
auch im hauptamtlichen Dienst sage ich aufrichtig Danke für oft nicht selbstverständ-
liche Einsätze, die ihr mit Herz und Freude geleistet habt.

Mit 80 Jahren sind wir ca. halb so alt als das Rote Kreuz seit seiner Gründung durch
Henry Dunant. Eine lange arbeitsreiche Zeit voller Einsätze im Sinne der Menschen und
der Grundsätze des Roten Kreuzes. Diese Grundsätze sind unsere inneren Werte. Ge-
prägt vom Aufbau und von einem Miteinander, das seinesgleichen sucht. Wir stehen im-
mer vor einem Neuanfang, weil wir täglich Menschen helfen wollen, die die unterschied-
lichste Hilfe benötigen.

Meine Grüße zu diesem Jubiläum sollen vermischt sein mit einem Danke für die Vergan-
genheit und einer Bitte an euch alle, auch in Zukunft diese edle Bereitschaft dem Roten
Kreuz Kufstein zukommen zu lassen.

Dr. Heinrich Scherfler
Bezirksstellenleiter
                                                                                             C

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80 jahre rotes kreuz bezirksstelle kufstein - Rotes Kreuz Kufstein
Ein Rettungswagenfahrer                                                        Mitglieder der Ortsstelle Kufstein
     SAN-Trupp um 1939
                                                                                                        um 1966

                                       Die Bezirksstelle Kufstein des Österreichischen Roten Kreuzes feiert ihr 80-jähriges Be-
                                       standsjubiläum!

                                       Ein 80-jähriges Jubiläum ist erst einmal nur eine Anzahl von aufeinanderfolgenden Jah-
                                       ren, die für sich allein betrachtet unbedeutend und vom zeitlichen Ablauf her unbeein-
                                       flussbar sind. Die Zeit läuft auch ohne unser Zutun und ohne unsere Anstrengung.
                                       Anders verhält es sich mit dem Inhalt, mit dem, wie wir diese Zeit ausfüllen, mit dem, wie
                                       wir sie nützen und wie wir sie beeinflussen. Der Anlass dieses Jubiläums besteht also ge-
                                       wissermaßen aus 80 Jahren Inhalt – aus dem, was in diesen Jahren gestaltet, geschaffen
                                       und geleistet worden ist. Und das ist eine ganze Menge.

                                       Was diese Jahreszahl jedoch für uns als Bezirksstelle Kufstein zu etwas so Besonderem
                                       und Einzigartigem macht, sind all die vielen engagierten Menschen, von denen jeder ein-
                                       zelne unsere Organisation über all diese Jahre geprägt und mitgetragen hat, jeder nach
                                       seinen Möglichkeiten. Sie alle haben diese Jahreszahl mit Werten und mit Sinn gefüllt
                                       und ihr eine Geschichte gegeben.

                                       Es lässt sich kaum ermessen noch lässt es sich aufzählen, nur erahnen, was sich hinter
                                       einer solchen Jubiläumszahl alles an eingesetzter Zeit, an geleisteter Hilfe, an erbrachter
                                       Arbeit, an übernommener Verantwortung, an schwerer Belastung, an unlenkbarer Ver-
                                       änderung, an verzichtbaren Sorgen und an persönlichem Verzicht aber auch an gewon-
                                       nener Freude und Dankbarkeit verbirgt.

                                       In der Ihnen nun vorliegenden Chronik spiegelt sich ein kurzer Blick zurück in die Ge-
                                       schichte unseres Vereins und sie schenkt uns ein paar Eindrücke daraus. Die vielen un-
                                       zähligen individuellen Leistungen und Anstrengungen der freiwilligen und hauptberuf-
                                       lichen Rotkreuz‘ler vermag sie jedoch nicht im Mindesten zu fassen und wiederzugeben
                                       – dieses Engagement und dieser Einsatz spiegeln sich dafür in der Wertschätzung und
                                       dem großen Vertrauen der Bevölkerung unserer Organisation gegenüber wider.

                                       Wenn wir heuer dieses Jubiläum feiern so bedeutet das, innezuhalten, einen Blick in die
                                       Vergangenheit zu werfen und die erbrachten Leistungen zu würdigen – es bedeutet
                                       aber ebenso, mit Bedacht nach vorne zu blicken in eine neue Zeit mit ihren eigenen Her-
                                       ausforderungen und Veränderungen.
                                       Ein solches Jubiläum bedeutet daher auch, mit etwas Neuem zu beginnen – aber dabei
                                       immer dem Zauber des Anfangs zu vertrauen.

                                       Mag. Thomas Dangl
                                       Bezirksgeschäftsführer
                                                                                                                                         C

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Praxis beim Sanitäterkurs 1989      Angelobung bei der Generalversammlung 1991
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Sanitätshelfer in Kufstein

Liebe Kameradinnen und Kameraden des
Österreichischen Roten Kreuzes Bezirksstelle Kufstein,

                             Zusammenkommen ist ein Beginn,
                             Zusammenbleiben ein Fortschritt,
                               Zusammenarbeiten ein Erfolg.
                                     (Henry Ford)

Der Kreisverband Rosenheim des Bayerischen Roten Kreuzes drückt euch für euer
80-jähriges Bestehen und die in dieser Zeit erbrachten Leistungen für die Bevölkerung
seinen Respekt aus und gratuliert hierzu recht herzlich. Uns vom Österreichischen und
Bayerischen Roten Kreuz eint das internationale Zeichen: Das Rote Kreuz.
Einer der sieben Grundsätze des Roten Kreuzes ist die Universalität. Sie besagt, dass das
Rote Kreuz weltumfassend ist, alle nationalen Gesellschaften die gleichen Rechte haben
und die Pflicht, einander zu helfen. Für den BRK Kreisverband Rosenheim und seinen
ehren- und hauptamtlichen Helfern und Mitarbeitern ist dieser Grundsatz vor allem in
Bezug auf die Zusammenarbeit mit seinen Grenznachbarn des Roten Kreuzes Tirol, al-
len voran der Bezirksstelle Kufstein, ausgesprochen wichtig. Hierbei ist es nicht nur die
Pflicht, sich einander zu helfen, sondern viel mehr die Freude an der gemeinsamen Arbeit
und an der gegenseitigen Motivation, die im Fokus steht.

Gemeinsam wurde in den letzten Jahren einiges auf die Beine gestellt. Die regelmäßigen
Treffen der Verantwortlichen führten zu einem regen Erfahrungs- und Ideenaustausch,
der BRK Kreisverband Rosenheim konnte das Kufsteiner Rote Kreuz beim Aufbau des
örtlichen Kleiderladens durch seine Erfahrungen unterstützen; durch die gegenseitige
Anerkennung der Berechtigungsausweise ist ein Einkauf „ohne Grenzen“ für die Bedürf-
tigen möglich. Durch gemeinsame Öffentlichkeitsauftritte, wie beim Rettungshundetag
in Rosenheim, kann sich auch die Bevölkerung vom positiven Miteinander überzeugen.
Diese Kontakte führen unter anderem dazu, dass man sich kennt und in schwierigen
Einsatzlagen und Notfallsituationen, wie beim Hochwasser im Landkreis Rosenheim und
dem Zugunglück in Bad Aibling, die Zusammenarbeit zwischen dem Österreichischen
und Bayerischen Roten Kreuz hervorragend funktioniert. Für unsere Rotkreuzarbeit darf
es keine Grenzen geben.

Unseren Freunden der ÖRK Bezirksstelle Kufstein wünschen wir für die Zukunft bei allen
Einsätzen und Projekten im Namen der Menschlichkeit alles Gute und viel Erfolg. Wir
freuen uns auf ein weiterhin freundschaftliches und konstruktives Miteinander.

Karl-Heinrich Zeuner
Vorsitzender Bayerisches Rotes Kreuz,
Kreisverband Rosenheim
                                                                                           C

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Drei Rotkreuz-Schwestern im Jahre 1941                                                Eine der ersten Katastrophen-
                                                                              Theater-Sanitätsdienst am 6.8.1939 bei den
     Tiroler Sanitäterkurs in 1934                                                                                         übungen des Roten Kreuzes im
                                                                              Passionsspielen in Vorderthiersee
                                                                                                                           Bezirk Kufstein

     entstehungsgeschichte des roten kreuzes

                                                   Henry Dunant wurde am 8. Mai 1828 in Genf, als Jean-Henri Dunant geboren. Er war
                                                   ein Schweizer Bankkaufmann und ist der Begründer der Internationalen Rotkreuz- und
                                                   Rothalbmond-Bewegung.

                                                   Schon in seiner Jugend kümmerte sich Henry Dunant um Notleidende und besuchte
                                                   gemeinsam mit seiner Mutter Arme und Kranke. Auch sein Vater war sozial engagiert
                                                   und setzte sich für die Belange von Waisen und Vorbestraften ein. Geprägt von den
                                                   wohltätigen Aktivitäten seiner Eltern übernahm er bereits früh soziale Verantwortung
                                                   für die Gesellschaft. So auch als er am 24. Juni 1859, während einer Geschäftsreise in
                                                   Italien, Augenzeuge einer der wohl blutigsten Schlachten des 19. Jahrhunderts wurde –
     Henry Dunant (1828-1910)                      der Schlacht von Solferino, südlich des Gardasees1.

                                                   Es war die Entscheidungsschlacht im Sardinischen Krieg zwischen dem Kaisertum Öster-
                                                   reich und dem Königreich Sardinien sowie dessen Verbündetem Frankreich unter Napo-
                                                   léon III. Mehr als 300.000 Soldaten standen sich einander an einer 16 Kilometer langen
                                                   Front gegenüber. Die Österreicher wurden geschlagen und Kaiser Franz Joseph I. musste
                                                   die Lombardei abtreten. So wurde der Weg zur Einigung Italiens frei2. Zurück blieben
                                                   auf dem Schlachtfeld fast 40.000 Tote, Sterbende, Verstümmelte und Schwerverletzte.

                                                   Ohne auch nur einen Augenblick zu zögern, organisierte er spontan mit Freiwilligen aus
                                                   der örtlichen Zivilbevölkerung, hauptsächlich Frauen und jungen Mädchen, die notdürf-
                                                   tige Versorgung der verwundeten oder schwerverletzten Soldaten in der 8 km entfern-
     Die Symbole des Roten Kreuzes und             ten Stadt Castiglione delle Stiviere. Kurzerhand funktionierte er die dortigen Kirchen
     des Roten Halbmonds                           und Schulen in Lazarette um und half, wo er nur konnte. Dabei machte es für ihn kei-
                                                   nen Unterschied, welcher Nationalität die Soldaten angehörten. Und so folgten seine
                                                   HelferInnen schon bald seinem Beispiel und ließen allen dieselbe Hilfeleistung zu Teil
                                                   werden. „Tutti Fratelli“ – „Alle sind Brüder“ – wurde in jener Nacht nicht nur zum Leit-
                                                   spruch, sondern auch zum Sinnbild gelebter Menschlichkeit. Es waren diese Worte, die
                                                   Henry Dunant zutiefst berührten und ihn darin bestärkten, eine Gesellschaft zu gründen,
                                                   welche sich auf der Basis von Neutralität und Freiwilligkeit Kriegsverwundeter in einer
                                                   Schlacht annimmt3.

                                                   Wieder daheim in Genf ließen ihn die schrecklichen Erlebnisse in Solferino nicht mehr los.
                                                   Er schrieb ein Buch mit dem Titel „Eine Erinnerung an Solferino“, in welchem er akribisch
                                                   die grauenhaften Bilder des Geschehenen festhielt. Eindringlich schilderte er dort Ver-
                                                   letzungen und Verstümmelungen der Soldaten und dokumentierte zudem den Mangel
                                                   an Ärzten, Helfern, Verbandszeug, Trinkwasser, Material und Verpflegung. Weiters be-
                                                   schrieb er darin eine Möglichkeit, wie künftig das Leid der Soldaten auf dem Schlachtfeld
                                                   gemindert werden könnte4.

                                                   1.600 Exemplare ließ Henry Dunant auf eigene Kosten drucken und verteilte diese an
                                                   führende Persönlichkeiten aus Politik und Militär in ganz Europa.

12
Mitglieder der Ortsstelle Brixlegg zur Jahres-   Herbert Hagmann (l.) und Walter Exenberger
                                                                                                                             Sanitätsdienst bei Filmaufnahmen
Bezirkskatastrophenübung in                                                    mit dem neuen Rettungswagen „Ford Granada“
                              hauptversammlung 1991                                                                          zu „Bergdoktor“
Reith i.A. 1989                                                                in 1985

                                              entstehungsgeschichte des roten kreuzes

Vier Genfer – der Bankier Gustave Moynier, General Guillau-
me-Henri Dufour sowie die Ärzte Louis Appia und Théodore
Maunoir – schlossen sich Dunant schließlich an und gründeten
am 17. Februar 1863 das Internationale Komitee der Hilfsge-
sellschaften für die Verwundetenpflege, welches heute besser
bekannt ist unter dem Namen ‚Internationales Komitee vom
Roten Kreuz‘ (IKRK).

Nur ein Jahr später, am 22. August 1864, unterzeichneten
bereits zwölf Staaten die erste Genfer Konvention, in welcher
festgelegt wurde, dass Ambulanzen, Lazarette und Sanitäts-
personal der Hilfsgesellschaft für die Verwundetenpflege als
neutral anerkannt, geschützt und geachtet werden und die
Verwundeten ohne Unterschied der Nationalität und Partei
aufgenommen und gepflegt werden dürfen.                                                                             Das „Komitee der Fünf“ – die Gründer
                                                                                                                                      des Roten Kreuzes
Als Erkennungssymbol wurde das rote Kreuz auf weißem
Grund gewählt, die Umkehrung der Schweizer Nationalflagge. 1876 erfolgte dann die
Einführung des roten Halbmondes als zusätzliches Zeichen in den islamischen Ländern.

1901 wurde Henry Dunant schließlich der erste Friedensnobelpreis verliehen. Insgesamt
erhielt das Internationale Komitee vom Roten Kreuz drei weitere Male den Friedensno-
belpreis, nämlich 1917, 1944 und 1963 gemeinsam mit der Internationalen Föderation
der Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung.

Henry Dunant starb 1910 im Alter von 82 Jahren. Zu dieser Zeit war das Rote Kreuz
bereits in 36 Ländern anerkannt. Heute gibt es Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegun-
gen in 186 Ländern der Welt, also in fast allen Staaten der Erde5. Weltweit leisten etwa
128 Millionen Freiwillige und rund 275.000 hauptberufliche Mitarbeiter ihren Dienst am
Nächsten. Dabei beschränkt sich die Tätigkeit des Roten Kreuzes längst nicht mehr auf
die Versorgung von Kriegsverwundeten.

Das Rote Kreuz ist heute vor allem im sozialen Bereich aktiv und auch bei Naturkatastro-
phen im Einsatz. Dabei richten die Mitglieder des Roten Kreuzes ihr Handeln stets nach
dem Rotkreuzleitbild, sowie den sieben Grundsätzen, welche weltweit Anerkennung fin-                                               Henry Dunant im Alter
den und im Folgenden auf den nächsten Seiten dargestellt werden.                                                                    von etwa 60 Jahren.

                                                                                                         C

                                                                                                                                                                13
Feldübung am Grattenberg bei Wörgl am   Rotkreuz-Schwestern
                                                                                                          Straßensammlung
     1. Ausschuss der Freiwilligen Ret-   17.9.1940
     tungsgesellschaft vom Roten Kreuz

     unser leitbild

     Unser Leitbild spiegelt in seiner ganzen Schlichtheit unseren wesentlichen Leitgedanken wieder – einfach, klar und
     bescheiden: wir sind da um zu helfen. Warum? Aus Liebe zum Menschen.

14
Ein Umzug in Kufstein          Manfred Greiderer (l.) und Dr. Josef Scherntha-
                                                                                                                    Im Kleiderladen Wörgl
Erste-Hilfe-Kurs in den 1970-ern                                  ner vor einem Rettungswagen der Ortsstelle
                                                                  Wörgl

                                                                                          die sieben grundsätze

Alles was wir tun, machen wir um der Sache Willen, nicht aus Eigennutz. Immer mit unseren sieben Grundsätzen vor
Augen:

MENSCHLICHKEIT | DER MENSCH IST IMMER UND ÜBERALL MITMENSCH.
    Die internationale Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung, entstanden aus dem Willen, den Verwundeten der Schlacht-
    felder unterschiedslos Hilfe zu leisten, bemüht sich in ihrer internationalen und nationalen Tätigkeit, menschliches Lei-
    den überall und jederzeit zu verhüten und zu lindern. Sie ist bestrebt, Leben und Gesundheit zu schützen und der Würde
    des Menschen Achtung zu verschaffen. Sie fördert gegenseitiges Verständnis, Freundschaft, Zusammenarbeit und ei-
    nen dauerhaften Frieden unter allen Völkern.

UNPARTEILICHKEIT | HILFE IN DER NOT KENNT KEINE UNTERSCHIEDE.

    Die Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung unterscheidet nicht nach Nationalität, Rasse, Religion, sozialer Stellung
    oder politischer Überzeugung. Sie ist einzig bemüht, den Menschen nach dem Maß ihrer Not zu helfen und dabei den
    dringendsten Fällen den Vorrang zu geben.

NEUTRALITÄT | HUMANITÄRE INITIATIVE BRAUCHT DAS VERTRAUEN ALLER.

    Um sich das Vertrauen aller zu bewahren, enthält sich die Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung der Teilnahme an
    Feindseligkeiten wie auch zu jeder Zeit an politischen, rassischen, religiösen oder ideologischen Auseinandersetzungen.

UNABHÄNGIGKEIT | SEBSTBESTIMMUNG WAHRT UNSERE GRUNDSÄTZE.

    Die Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung ist unabhängig. Wenn auch die Nationalen Gesellschaften den Behörden
    bei ihrer humanitären Tätigkeit als Hilfsgesellschaften zur Seite stehen und den jeweiligen Landesgesetzen unterworfen
    sind, müssen sie dennoch eine Eigenständigkeit bewahren, die ihnen gestattet, jederzeit nach den Grundsätzen der
    Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung zu handeln.

FREIWILLIGKEIT | ECHTE HILFE BRAUCHT KEINEN EIGENNUTZ.

    Die Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung verkörpert freiwillige und uneigennützige Hilfe ohne Gewinnstreben.

EINHEIT | IN JEDEM LAND EINZIG UND FÜR ALLE OFFEN.

    In jedem Land kann es nur eine einzige nationale Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaft geben. Sie muss allen offen
    stehen und ihre humanitäre Tätigkeit im ganzen Gebiet ausüben.

UNIVERSALITÄT | DIE HUMANITÄRE PFLICHT IST WELTUMFASSEND.

    Die Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung ist weltumfassend. In ihr haben alle nationalen Gesellschaften gleiche
    Rechte und die Pflicht, einander zu helfen.
                                                                                                               C

                                                                                                                                            15
Ein Rettungswagenfahrer                                                       Mitglieder der Ortsstelle Kufstein
     SAN-Trupp um 1939
                                                                                                               um 1966

     MEILENSTEINE DES ROTEN KREUZes KUFSTEIN

         1863
         Gründung des Internationalen
         Roten Kreuzes

                              1880                            1936                                             1959
                              Gründung des Österreichischen   Gründung der Rotkreuz-                           Auflösung der Ortsstelle
                              Roten Kreuzes                   bezirksstelle Kufstein                           Wörgl

     1863                 1880                    1930            1940                 1950                    1960                         1970

                          1879                                            1941                                                   1964
                          Gründung des Frauenhilfsvereines                Gründung der Ortsstelle Wörgl                          Reaktivierung
                          Kufstein                                                                                               der Ortsstelle
                                                                   1939                                                          Brixlegg/
                                 1881                              Gründung der Ortsstelle Brixlegg/Kramsach                     Kramsach
                                 Gründung des Männerhilfs-
                                 vereines Kufstein

16
Praxis beim Sanitäterkurs 1989                 Angelobung bei der Generalversammlung 1991
                                                                                                                                 Pistenrettung Ellmau
Sanitätshelfer in Kufstein

                                                                                                                          2016
                                                                                                                          Eröffnung Rotkreuz-
                                                                                                                          Sozialzentrum Wörgl

                                                                                   2000
                                                                                   ISO 9001 Zertifizierung
                                                                                   Neues Ortsstellengebäude in Kramsach

                                                                         1996                           2009
                                                                         Neues Ortsstellen-             Kleiderladen Rattenberg
                                                                         gebäude in Söllandl
                                                                                                                      2014
                                                                                             2004                     Eröffnung Lernhaus
                                                               1991                          Menüservice              Beginn Sozialbegleitung
                                                               Errichtung Bezirksret-
                                                               tungsleitstelle in Kufstein        2006
                                                                                                  Pistenrettung Ellmau
                                            1985                                                  Kleiderladen Kufstein
     1970                                   Wiedereingliederung der Ortsstelle Wörgl              Schulbus-Dienst
     Gründung erste                         Gründung der Selbsthilfegruppe Multiple               Tafel Wörgl
     Jugendgruppe                           Sklerose (heute: MS-Café)
                                                                                                                  2012
                       1976                                                  1998                                 Warenhaus
                       Gründung der Ortsstelle Söllandl                      Notarztstützpunkt Kramsach           Tafel Kramsach

1970                         1980                    1990                     2000                      2010

     IN DEN SIEBZIGERN                    1984                         1995              2002                           2015
     Aufbau der Großunfall-               Hausnotruf Tirol             Bewegung          Anschluss an die               Flüchtlingshilfe im
     und Katastrophenhilfe                                             zum Wohl-         Bereichsleitstelle             Bezirk Kufstein
                                                                       fühlen            Tirol Mitte

                                                          1990                                        2008
                                                          Start Notarztsystem                         Besuchsdienst
                                                                                                      Kleiderladen Wörgl
                                                                           1997                       Betreuter Fahrdienst
                                                                           Gründung Sozialer          Betreut 24
                                                                           Notdienst (heute
                                                                           Krisenintervention)                  2011
                                                                                                                Gründung Rettungsdienst GmbH
                                                                               1999
                                                                               Notarztstützpunkt am                 2013
                                                                               Krankenhaus Kufstein                 Angehörigengruppe Demenz

                                                                                                 2005
                                                                                                 Gründung der Leitstelle Tirol
                                                                                                 Digitalfunk
                                                                                                 Tafel Kufstein
                                                                                                                                                        17
Drei Rotkreuz-Schwestern im Jahre 1941                                                Eine der ersten Katastrophen-
                                                                              Theater-Sanitätsdienst am 6.8.1939 bei den
     Tiroler Sanitäterkurs in 1934                                                                                         übungen des Roten Kreuzes im
                                                                              Passionsspielen in Vorderthiersee
                                                                                                                           Bezirk Kufstein

     chronik der ORTSSTELLE/BEZIRKSSTELLE kufstein

                                                   Die Geschichte unseres Vereins reicht ursprünglich bis ins 19. Jahrhundert zurück. Bereits
                                                   am 22. Dezember 1879 wurde im Zeichen des „Rothen Kreuzes“ ein „Ständiger Frauen-
                                                   Hilfsverein“ in Kufstein gegründet, welcher sich die Betreuung und Unterstützung von
                                                   verwundeten und kranken Kriegern zur Aufgabe machte, siehe „Tiroler Grenzbote“,
                                                   Nummer 52, vom 28. Dezember 1879, auf Seite 54. Präsidentin dieses Hilfsvereins war
                                                   Frau Burga Stenzl.

                                                   Im Frühjahr 1881 erfolgte, ebenfalls im Zeichen des „Rothen Kreuzes“, die Gründung eines
                                                   „Patriotischen Männer-Hilfsvereins“. Auch dieser verschrieb sich dem Dienst am Nächs-
                                                   ten. Präsident dieses Vereins war der damalige Bezirkshauptmann Dr. Anton Hoflacher.

                                                   In den folgenden Jahren fiel die Trennung zwischen Frauen- und Männer-Hilfsverein je-
                                                   doch weg und die Bezeichnung „Rothes Kreuz“ trat in den Vordergrund.

                                                   Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges, im Jahre 1918, löste sich der „Frauen- und Män-
          Rudolph Schirhakl                        ner-Hilfsverein“ leider auf und dessen Aufgaben wurden größtenteils von der „Rettungs-
                                                   rotte der Sanitätsabteilung der Freiwilligen Feuerwehr“ übernommen. Die Mitglieder
                                                   dieser Abteilung wurden hierzu ärztlich ausgebildet und mussten sich in der Ambulanz
                                                   der Chirurgischen Klinik in Innsbruck praktisch betätigen, ehe sie zum Sanitätsdienst he-
                                                   rangezogen werden durften.

                                                   1928 kaufte die Sparkasse Kufstein zu ihrem 50-jährigen Jubiläum schließlich ein Ret-
                                                   tungsauto an, mit der Voraussetzung, dass es dem Bezirk zu Gute kommen müsse. Die
                                                   Stadtgemeinde Kufstein übernahm dieses Auto als Treuhänderin, mit der Verpflichtung,
                                                                                           es einer in Kufstein zu gründenden Rettungs-
                                                                                           gesellschaft zu übergeben.

                                                                                                    Im Jahre 1933 wurde dann in der Ausschuss-
                                                                                                    sitzung der Freiwilligen Feuerwehr Kufstein
                                                                                                    im Interesse eines reibungslosen Wirkens so-
                                                                                                    wie einer möglichst einfachen Organisation,
                                                                                                    aber auch zwecks Wahrung der besonderen
                                                                                                    Aufgaben des Feuerwehrwesens, der Be-
                                                                                                    schluss gefasst, eine selbstständige Freiwilli-
                                                                                                    ge Rettungsabteilung zu gründen. Allerdings
                                                                                                    vergingen bis dahin noch weitere drei Jahre.
                                                                                                    Erst 1936 ging aus der Freiwilligen Feuerwehr
                                                                                                    Kufstein schließlich die „Freiwillige Rettungs-
                                                                                                    gesellschaft vom Roten Kreuz“ hervor.
                                                                                                    Persönliche Initiatoren waren der Feuerwehr-
     Unsere Gründungsväter v.l.n.r.: Exenberger, Kronthaler, Bernhard, Dr. Zink, Sacco,             arzt Dr. Fritz Zink und der Sanitätskomman-
     Urban, Schirhakl, v. Festi, Werndle, Wörgötter                                                 dant der Feuerwehr, Rudolph Schirhakl. Nach

18
Mitglieder der Ortsstelle Brixlegg zur Jahres-   Herbert Hagmann (l.) und Walter Exenberger
                                                                                                                            Sanitätsdienst bei Filmaufnahmen
Bezirkskatastrophenübung in                                                    mit dem neuen Rettungswagen „Ford Granada“
                              hauptversammlung 1991                                                                         zu „Bergdoktor“
Reith i.A. 1989                                                                in 1985

                                  chronik der ortsstelle/bezirksstelle Kufstein

anfänglichen Schwierigkeiten und ohne jegliche materielle Basis, dafür aber
mit eisernem Willen und großem persönlichem Engagement, fand dann am
7. Juli 1936 die Gründungsversammlung statt und die Rotkreuz-Bezirksstelle
bzw. -Ortsstelle Kufstein war geboren. Rudolph Schirhakl ging dabei als ers-
ter Obmann hervor.

Der Aufruf zum Vereinsbeitritt fand in der Bevölkerung regen Zuspruch. Für
den ersten Sanitätskurs, dessen Beginn laut Aufzeichnungen mit 8. Septem-
ber 1936 datiert wurde, meldeten sich rund 40 Personen, von denen sich an-
schließend fast alle bereit erklärten, Sanitätsdienst innerhalb der Rettungs-
gesellschaft zu leisten.
                                                                                                  Chefarzt Dr. Fritz Zink inmitten
Allerdings fehlte bis dato noch immer ein Bereitschaftslokal. Nach vielen per- von Rotkreuz-Helferinnen.
sönlichen Bemühungen und Verhandlungen war die Stadtgemeinde schließ-
lich bereit, einen Teil des Hauseinganges im alten Volksschulgebäude am Oberen Stadt-
platz für diesen Zweck zur Verfügung zu stellen. Und so konnte am 5. und 6. September
1936 ein zweitägiges Gründungsfest mit einer Schauübung am Oberen Stadtplatz unter
der Leitung des damaligen Chefarztes Dr. Fritz Zink stattfinden.

                                                                                                                              Kufstein, 28.11.33

                                                                                                                              Kameraden!
                                                                                                                              Es ist nun an der Zeit
                                                                                                                              miteinander ein ernstes
                                                                                                                              Manneswort zu tauschen
                                                                                                                              und so wollen wir uns heute
                                                                                                                              Abends 8 h im Kufsteiner
                                                                                                                              Hof auf eine Stunde treffen!
                                                                                                                              Gegenstand ist:
                                                                                                                              Gründung der Rettungs-
                                                                                                                              abteilung in Kufstein!!
                                                                                                                              Erscheinen müssen zu dieser
                                                                                                                              Kurzen aber Ausschlag
                                                                                                                              gebenden Versammlung alle
                                                                                                                              und es ist geradezu eines
                                                                                                                              jeden Ehrensache!

Der beeindruckende Aufruf von Rudolph Schirhakl zur „Gründung einer Rettungsabteilung“. Abschrift siehe rechts.

                                                                                                                                                               19
Feldübung am Grattenberg bei Wörgl am   Rotkreuz-Schwestern
                                                                                                                      Straßensammlung
     1. Ausschuss der Freiwilligen Ret-   17.9.1940
     tungsgesellschaft vom Roten Kreuz

     chronik der ORTSSTELLE/BEZIRKSSTELLE Kufstein

                                                       Durch die später in der Hauptversammlung durchgeführten Neuwahlen wurde schließ-
                                                       lich Bezirkshauptmann Dr. Kurt Hradetzky von 1936 bis 1938 zum neuen Obmann der
                                                       Freiwilligen Rettungsgesellschaft.

                                                                                  Wie zu dieser Zeit üblich, fehlte es an vielem. Man hat-
                                                                                  te nur eine einzige Räderbahre. Für auswärtige Transpor-
                                                                                  te konnte ersatzweise auf die Räderbahre der Freiwilligen
                                                                                  Feuerwehr zurückgegriffen werden. Krankentransporte in die
                                                                                  Klinik nach Innsbruck erfolgten ebenfalls mittels Räderbahre,
                                                                                  welche im Gepäckwagen des Zuges verstaut werden musste.
                                                                                  Außerdem wurden alle nur verfügbaren Transportmittel wie
                                                                                  Pferdefuhrwerke, Taxis aber auch private Personenkraftwa-
                                                                                  gen für Krankentransporte herangezogen, denn all die Bemü-
                                                                                  hungen um das Rettungsauto, welches an die Stadtgemeinde
                                                                                  Kufstein als Treuhänderin ging, waren anfangs noch vergeb-
                                                                                  lich. Dieses wurde erst im August 1938 übergeben.

     Die Sanitätsbahre im Jahre 1938                                              Zuvor jedoch musste sich die Freiwillige Rettungsgesellschaft
                                                                                  vom Roten Kreuz noch bewähren. Dazu übertrug man ihr bald
                                                                                  schon öffentliche Aufgaben.

                                                       So wurde etwa am 23. und 24. Jänner 1937 in Kufstein die Tiroler Skimeisterschaft aus-
                                                       getragen, bei der die Freiwillige Rettungsgesellschaft vom Roten Kreuz erstmals den
                                                       Sanitätsdienst für eine sportliche Großveranstaltung übernehmen durfte. Im selben
                                                       Jahr erging anschließend ein Beschluss der Stadt Kufstein, dass bei größeren Veran-
                                                       staltungen, sowie Theater- und Kinovorstellungen, aber auch bei Zirkusvorstellungen
                                                                  und Veranstaltungen im Freien, bei denen man mit einer größeren Menschen-
                                                                  ansammlung rechnen musste, der Sanitätsdienst vom Roten Kreuz verpflich-
                                                                  tend heranzuziehen sei.

                                                         Der 13. März 1938 brachte dann einen großen Umbruch für die Freiwillige
                                                         Rettungsgesellschaft vom Roten Kreuz mit weitreichenden Folgen. So wurde
                                                         diese in das Deutsche Rote Kreuz übergeleitet und es wurde dessen erweiter-
                                                         ter Aufgabenbereich übernommen.
                                                         Wörgl hatte zu dieser Zeit ebenfalls eine Freiwillige Rettungsgesellschaft.
                                                         Diese wurde 1940 aufgelöst und der Deutschen Rotkreuz-Kreisstelle Kufstein
                                                         unterstellt. Wie es aus der damaligen Zeit heißt, weigerten sich jedoch alle
     1936 –An der Schauübung am Oberen Stadtplatz        Wörgler Mitglieder – bis auf eine Person, dem DRK beizutreten. So musste die
     in Kufstein nahm auch die Stadtfeuerwehr teil.      nun Deutsche Rotkreuzwache Wörgl neu organisiert werden und feierte am
                                                         27. April 1941 schließlich ihre Wiedereröffnung.
                                               Des Weiteren wurde 1941 auch in Brixlegg eine Deutsche Rotkreuzwache mit eigenem
                                               Bereitschaftslokal eingerichtet und in Bad Häring eine Unfallhilfestelle errichtet.

20
Ein Umzug in Kufstein            Manfred Greiderer (l.) und Dr. Josef Scherntha-
                                                                                                                      Im Kleiderladen Wörgl
Erste-Hilfe-Kurs in den 1970-ern                                    ner vor einem Rettungswagen der Ortsstelle
                                                                    Wörgl

                                       chronik der ORTSSTELLE/BEZIRKSSTELLE Kufstein

Nach dem zweiten Weltkrieg musste die Organisation gänzlich neu aufgestellt werden,
um den vielfältigen Anforderungen, wie etwa Kriegsgefangenenfürsorge und -rückfüh-
rung, Vermisstensuchdienst, Versorgung der notleidenden Bevölkerung mit Nahrung und
Kleidung aus internationalen Hilfsaktionen, Familienzusammenführung oder Kinder-
erholungsaktionen, gerecht zu werden. Rechtsanwalt Dr. Hans Stafler stellte
sich diesen Aufgaben und übernahm von 1945 bis 1960 die Führung der Be-
zirksstelle, welche in den ehemaligen Gewerbehof übersiedelte.

Da es 1959 zu internen Meinungsverschiedenheiten mit der Ortsstelle Wörgl
kam, löste sich diese schlussendlich von der Rotkreuz-Bezirksstelle Kufstein
und gründete erneut die Freiwillige Rettungsgesellschaft Wörgl unter Prim.
Dr. Max Brandl.

Im Jahre 1964 fand dann die offizielle Gründungsversammlung der Ortsstelle
Brixlegg unter der Führung von Ortsstellenleiter Dir. Dr. Dipl.-Ing. Paul Kettner
statt. Somit war nun auch der westliche Teil des Bezirks durch die Rettung
abgedeckt.                                                                                                        Jugendwettbewerb 1988 in Lienz

In Michael Mangsts Amtszeit als Ortsstellenleiter in Kufstein fällt 1966
schließlich der Umzug in das neue Haus in der Weißachstraße, in welcher wir heute noch
angesiedelt sind.

Ferner war er in den 1960er Jahren auch der Erste, der zu dieser Zeit Erste-Hilfe-Kurse
für die Bevölkerung hielt. Unterstützt wurde er damals von Josef Köfinger – vulgo „Sani-
Max“ – und Fritz Steurer. Erst in den 1990er Jahren wurde aufgrund steigender Kurs-
und Seminartätigkeiten ein eigenes Ausbildungsreferat gegründet.

  die bezirksstellenleiter von kufstein seit der gründung

                          1936 Rudolph Schirhakl, Gründungsobmann             1968-1983 Dr. Theodor Lantscherat

                 1936-1938 Bezirkshauptmann Dr. Kurt Hradetzky                1983-1988 Dr. Alfons Resel

                          1938 Anschluss an das Deutsche Rote Kreuz           1988-1997 Mag. Reinhard Ott

                 1945-1960 Dr. Hans Stafler                                   1997-2009 Peter Mader

                 1960-1962 Dr. Arno Huber                                      seit 2009 Dr. Heinrich Scherfler

                 1962-1968 Dr. Herwig Dinkhauser

                                                                                                                                                   21
Ein Rettungswagenfahrer                                                        Mitglieder der Ortsstelle Kufstein
     SAN-Trupp um 1939
                                                                                                                  um 1966

     chronik der ORTSSTELLE/BEZIRKSSTELLE Kufstein

                                                                    Auch eine Jugendgruppe vom Österreichischen Jugendrotkreuz gab
                                                                    es bereits in den 1960er Jahren. Damals hieß sie „Matthäus Hörfarter
                                                                    Gruppe“. 1970 ging diese unter Paul Fankhauser ins Rote Kreuz Kuf-
                                                                    stein über.

                                                                    Die folgenden Jahre standen ganz im Zeichen des Katastrophen-
                                                                    schutzes und der Katastrophenhilfe. So wurde in den 1970er Jah-
                                                                    ren vom damaligen Bezirkssekretär und KAT-Beauftragten Franz
                                                                    Raschenberger die Großunfall- und Katastrophenhilfe ins Leben ge-
                                                                    rufen und aufgebaut. Die Ausrüstung wurde hierzu nach und nach
                                                                    ergänzt und auf Stand gebracht, sowie die Ausbildung in den Sani-
     Der KAT-Zug von Kufstein mit Bezirks-KAT-Beauftrag-            tätshilfekurs integriert.
     ten Johann Raffeiner (knieend 2. von rechts)
                                                                  1976 kam es dann zur Gründung unserer jüngsten Ortsstelle in Söl-
                                                 landl unter dem Ortstellenleiter Johann Haselsberger.

                                                 Dr. Alfons Resel leitete ferner von 1983 bis 1988 die Geschicke der Rotkreuz-Bezirksstelle
                                                 Kufstein. Unter seiner Leitung konnte die Rettung Wörgl 1985 wieder in das Rote Kreuz
                                                 eingegliedert werden. Seither besteht die Rotkreuz-Bezirksstelle aus vier Ortsstellen.

                                                             Zwischenzeitlich gab es seinerzeit auch in den Gemeinden Thiersee, Bad Hä-
                                                             ring, Kirchbichl und Wildschönau Ortsstellen. Diese wurden allerdings alle
                                                             wieder aufgelöst, da keine eigenen Einsatzfahrzeuge stationiert waren.

                                                             1990 startete schließlich erstmals die notärztliche Versorgung im Bezirk. Dr.
                                                             Wolfgang Hengl verrichtete diesen Dienst zu jener Zeit fast ein Jahr lang, mit
                                                             seinem Privatauto und mit einem Piepser ausgerüstet, allein. 1991 wurden
                                                             auch die übrigen praktischen Ärzte von Kufstein in das Notarztsystem einge-
                                                             bunden und Dr. Hengl konnte entlastet werden.

     Die ersten NEF-Sanitäter des Bezirks im Jahre           1991 schrieb die Rotkreuz-Bezirksstelle dann Geschichte und man setzte
     1991.                                                   noch einen weiteren zukunftsweisenden Schritt. Es erfolgte die Errichtung ei-
                                                             ner eigenen Rettungsleitstelle im Bezirk, welche 2002 an die Bereichsleitstelle
                                                             Tirol Mitte angeschlossen und 2005 in die neu gegründete Leitstelle Tirol ein-
                                                             gegliedert wurde.

                                                             Diese Leitstelle war damals die modernste in ganz Österreich. Durch die
                                                             Rettungsleitstelle war es erstmals möglich, von einer zentralen Stelle aus die
                                                             Rettungseinsätze im ganzen Bezirk zu koordinieren. Dies führte auch dazu,
                                                             dass Ende 1991 ein Notarzteinsatzfahrzeug als Pilotprojekt des Landes
     1991 begann auch die „modernste Leitstelle              Tirol in Betrieb genommen wurde und heute als unverzichtbare Einrich-
     Österreichs“ ihren Dienst in Kufstein.                  tung im Rettungsdienst gilt. Seit dieser Zeit also werden im Bezirk Kufstein

22
Praxis beim Sanitäterkurs 1989       Angelobung bei der Generalversammlung 1991
                                                                                                               Pistenrettung Ellmau
Sanitätshelfer in Kufstein

                                 chronik der ORTSSTELLE/BEZIRKSSTELLE Kufstein

Notärzte von Sanitätern in Notarzteinsatzfahrzeugen begleitet. 1998 konnte man
schließlich einen Notarztstützpunkt in Kramsach und ein Jahr später einen am Kranken-
haus in Kufstein eröffnen.
Aber nicht nur hier war die Rotkreuz-Bezirksstelle Kufstein Vorreiter. Wir
waren 1997 auch die ersten in ganz Österreich, die einen Sozialen Notdienst anboten.
Heute besser bekannt als die Krisenintervention.

In den Jahren 1998/99 wurde dann ein Qualitätsmanagementsystem aufgebaut und
bereits 2000 erhielt die Bezirksstelle Kufstein, wohlgemerkt wieder als erste in ganz
Österreich, die ISO 9001-Zertifizierung, was alle Beteiligten mit großem Stolz erfüllte.

Und schließlich wurde im Jahr 2000 auch noch das neue Ortsstellengebäude in Kramsach
eröffnet, nachdem jenes in Brixlegg aufgrund der Größe nicht mehr ausreichte.

Zudem wurde im neuen Jahrtausend eine alte Ära wieder neu „eingeleitet“. Der Fokus
lag abermals vermehrt auf den Gesundheits- und Sozialen Diensten, deren Ursprünge
eigentlich im „Ständigen Frauen-Hilfsverein“ von 1879 liegen und die ureigensten Auf-
gaben vom Roten Kreuz darstellen. Genau genommen hatten diese Dienste aber immer
schon einen hohen Stellenwert in der Rotkreuz-Bezirksstelle in Kufstein, allerdings orien-
tierte sich das Angebot stets nach dem Bedarf.

Während es in den Kriegsjahren vor allem um die Familienzusammenführung und die
Versorgung mit dem Nötigsten ging, bot die Bezirksstelle Kufstein in den 1980er Jahren
die Hauskrankenpflege, die Heimhilfe, die Nachbarschaftshilfe oder etwa Essen auf Rä-
dern an. 1984 kam dann der Hausnotruf dazu und 1985 eine Selbsthilfegruppe für Men-
schen mit Multipler Sklerose, heute besser bekannt als „MS-Café“. Einige dieser Dienste
hat inzwischen der Sozialsprengel übernommen. Dafür konnte sich das Rote Kreuz Kuf-
stein im Laufe der Zeit anderen wichtigen Bereichen widmen. Und so kam es, dass die
Gesundheits- und Sozialen Dienste ein rasches Wachstum verzeichneten.

Bereits 2004 wurde der Menüservice neu gegründet.

2005 dann ein weiterer Meilenstein. Die erste „Tafel“ in ganz Österreich wurde in Kufstein
eröffnet. Die positive Resonanz war enorm. Heute gibt es österreichweit 97 Ausgabestel-
len, welche vom Roten Kreuz betreut werden.

2006 folgte dann die Tafeleröffnung in Wörgl. Im selben Jahr wurde außerdem noch
ein Kleiderladen in Kufstein eröffnet und die Pistenrettung sowie der Schulbusdienst in
unsere Leistungsbereiche mitaufgenommen.                                                              Die „Tafel“ unterstützt Bedürftige mit
                                                                                                                 kostenlosen Lebensmitteln.
Seit 2008 gibt es zudem einen Besuchsdienst im Bezirk und es wird seither ein Betreuter
Fahrdienst angeboten. Darüber hinaus wurden 2008 die Sozialen Angebote in Wörgl

                                                                                                                                               23
Drei Rotkreuz-Schwestern im Jahre 1941                                                Eine der ersten Katastrophen-
                                                                              Theater-Sanitätsdienst am 6.8.1939 bei den
     Tiroler Sanitäterkurs in 1934                                                                                         übungen des Roten Kreuzes im
                                                                              Passionsspielen in Vorderthiersee
                                                                                                                           Bezirk Kufstein

     chronik der ORTSSTELLE/BEZIRKSSTELLE Kufstein

                                                   weiter ausgebaut und ebenfalls ein Kleiderladen in der Stadt eröffnet.
                                                   Nur ein Jahr später, 2009, folgte dann in Rattenberg die dritte Kleiderladen-Eröffnung
                                                   im Bezirk. 2012 erweiterte das Rote Kreuz Kufstein abermals seine sozialen Angebote
                                                   und so öffneten das Warenhaus in Wörgl und die Tafel in Kramsach erstmals ihre Pfor-
                                                   ten.

                                                   Und nach fast 30 Jahren gründete man 2013 erstmals wieder eine Selbsthilfegruppe. Es
                                                   handelt sich dabei um die „Selbsthilfegruppe Demenz“ für Personen, deren Angehörige
                                                   unter einer Demenzerkrankung leiden.

                                                   Natürlich stand die Weiterentwicklung der Rotkreuz-Bezirksstelle Kufstein auch in den
                                                   letzten beiden Jahren nicht still. So wurde 2014 die Sozialbegleitung ins Leben gerufen
                                                   und im selben Jahr noch das Lernhaus eröffnet, in welchem jährlich 16 Volksschulkinder
                                                   eine liebevolle Unterstützung bei den Hausaufgaben erfahren und eine kostenlose Lern-
                                                   hilfe in den Unterrichtsfächern Deutsch, Mathematik und Sachunterricht erhalten.

                                                   Eine der wohl größten Herausforderungen für die Rotkreuz-Bezirksstelle Kufstein stellte
                                                   aber sicherlich die weltweit herrschende Flüchtlingsbewegung dar, welche im Juni 2015
                                                   auch unser Land erreichte, als aufgrund des G7-Gipfels und der Bilderberg-Konferenz
                                                   die Bundesrepublik Deutschland wieder Grenzkontrollen einführte. Die unzähligen Men-
                                                   schen auf der Flucht kamen zuerst nach Kufstein und wurden anschließend in der Haupt-
                                                   schule in Langkampfen untergebracht. Dort wurden sie mehrere Wochen lang, bis zur
                                                   neuerlichen Grenzöffnung, von RotkreuzmitarbeiterInnen versorgt.
     Besonders Kinder – wenn auch
     verschiedener Herkunft –                      Im September 2015 wurde schließlich ein Transit-Camp geschaffen, in welchem bis März
     verstehen sich oft schnell.                   2016 mehr als 60.000 Menschen betreut wurden. Nur die wenigsten von ihnen bean-
                                                   tragten Asyl, die meisten zogen weiter in andere Länder. Von unserem Camp aus wurden
                                                   dabei stündlich 50 Personen mit einem Regionalzug nach Rosenheim transferiert und
                                                   von den deutschen Behörden in Empfang genommen. HelferInnen des Roten Kreuzes,
                                                   unterstützt von Team-Österreich-Mitgliedern, leisteten in dieser Zeit rund 35.000 frei-
                                                   willige Stunden.

                                                   Derzeit kümmern wir uns um die im Bezirk untergebrachten Asylwerber und organisie-
                                                   ren bspw. Deutschkurse oder beschaffen Einrichtungsgegenstände für deren Unterkünf-
                                                   te. Einige der Asylwerber engagieren sich mittlerweile sogar selbst freiwillig und sind
                                                   Mitglieder in unserer Rotkreuz-Bezirksstelle geworden.

                                                   Fast zeitgleich wurde 2016 aber auch noch eines unserer größten Wunschprojekte rea-
                                                   lisiert. Das Rotkreuz-Sozialzentrum in Wörgl entstand in nur einem halben Jahr Bauzeit
                                                   und mit der Hilfe unserer freiwilligen Mitglieder, welche mehr als 5.500 unentgeltliche
                                                   Stunden dafür leisteten. Nun findet man dort alle unsere sozialen Angebote – Tafel, Klei-
                                                   derladen und Warenhaus – vereint an einem Standort in der Brixentalerstraße.

24
Mitglieder der Ortsstelle Brixlegg zur Jahres-   Herbert Hagmann (l.) und Walter Exenberger
                                                                                                                             Sanitätsdienst bei Filmaufnahmen
Bezirkskatastrophenübung in                                                     mit dem neuen Rettungswagen „Ford Granada“
                               hauptversammlung 1991                                                                         zu „Bergdoktor“
Reith i.A. 1989                                                                 in 1985

                                   chronik der ORTSSTELLE/BEZIRKSSTELLE Kufstein

Die Eröffnung des Rotkreuz-Sozialzentrums in Wörgl in 2016.

Die Verwirklichung all dieser Projekte und Leistungsbereiche, aber auch die Betreuung
der Menschen auf der Flucht sind wahrlich Höhepunkte in der Vereinsgeschichte. Das
Rote Kreuz Kufstein samt all seinen hauptberuflichen MitarbeiterInnen und seinen mehr                                           KUFSTEIN
als 750 freiwilligen HelferInnen macht sich dabei seit jeher stets für notleidende Men-
schen stark, setzt sich für die Gesundheit und das Wohlbefinden der Bevölkerung ein und
versteht es, am Puls der Zeit zu sein. Für eine lebenswerte Gesellschaft – und:
Aus Liebe zum Menschen.
                                                                                     C

   die ORTsstellenleiter von kufstein seit gründung

                  1948-1970 Michael Mangst                                                1991-1994 Dr. Wolfgang Hengl

                  1970-1976 Hans Jungegger                                                1994-1999 Günther Mair

                  1976-1979 Kurt Breuß                                                    1999-2000 Robert Strauß

                  1979-1987 Peter Mader                                                   2000-2012 Reinhold Reicher-Schiegl

                  1987-1990 Lothar Rieser                                                 seit 2012 Philipp Ellinger

                  1990-1991 Eduard Fleischhacker Jun.

                                                                                                                                                                25
Feldübung am Grattenberg bei Wörgl am   Rotkreuz-Schwestern
                                                                                                                           Straßensammlung
     1. Ausschuss der Freiwilligen Ret-   17.9.1940
     tungsgesellschaft vom Roten Kreuz

     chronik der Ortsstelle wörgl

                                                        In Wörgl fand das „Rothe Kreuz“ erstmals 1905 seine Erwähnung. Dort gründete man,
                                                        wie auch in Kufstein, einen Frauen-und Männer-Hilfsverein vom „Rothen Kreuz“ unter der
                                                        Präsidentin Sofie Deiser. Die Tätigkeiten des Vereins fanden damals schnell große Aner-
                                                        kennung in der Gemeinde, vor allem die Versorgung von erkrankten und verunglückten
                                                        Personen. Leider kam es aber immer wieder, aufgrund von zu langen Transportwegen
                                                        und folglich der zu spät einsetzenden Hilfemaßnahmen dazu, dass Menschen trotz guter
                                                        Überlebenschancen starben.

                                                       Zudem verlangten die oft stundenlangen Fußmärsche bis zum nächstgelegenen Kran-
                                                       kenhaus den damaligen Sanitätern jegliche Kraft ab. Bald schon wurde die Notwen-
     Das Wappen der Rettungsgesellschaft               digkeit eines Rettungswagens deutlich, doch bis dahin vergingen noch etliche Jah-
     Wörgl                                             re. Rudolf Ostermann nahm diese Gegebenheiten jedoch zum Anlass und regte am
                                                       18. August 1909, bei der 4. Generalversammlung, die Gründung einer eigenen Freiwilli-
                                                       gen Rettungsabteilung an. Nur ein Jahr später, am 10. August 1910, war es dann soweit
                                                       und dieses Vorhaben konnte in die Realität umgesetzt werden.

                                                       Zu allererst wurde eine Fahrbahre mit Tragseil angeschafft. Wie wir den Aufzeichnun-
                                                       gen entnehmen können, war man damals damit durchschnittlich 36-45 Mal pro Jahr im
                                                       Einsatz. Zudem gab es bereits die ersten Sanitätskurse, welche Dr. Anton von Avanzini
                                                       leitete. Ebenso gab es auch einen Kurs für KrankenwärterInnen unter der Leitung von
                                                       Dr. Peter Zottl sen.

                                                       1913 kam dann erstmals ein bespannbarer Pferdekutschenwagen für den Krankentrans-
                                                       port zum Einsatz, welcher von Wagnermeister Franz Albert gebaut wurde. Die dafür an-
                                                       fallenden Kosten von 1.600 Kronen konnte man mittels Haussammlungen, verschiedener
                                                       Wohltätigkeitsveranstaltungen, Beitragszahlungen der umliegenden Gemeinden und
                                                       einer Subvention des Landesverbandes Tirol, sowie der Zentralstelle in Wien aufbringen.

                                                                                             Helferinnen und Helfer der „Freiwilligen Rettung Wörgl“ um
     Der erste „Rettungswagen“ der Rettungsgesellschaft Wörgl.                                                                                 1913/14.

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Ein Umzug in Kufstein             Manfred Greiderer (l.) und Dr. Josef Scherntha-
                                                                                                                       Im Kleiderladen Wörgl
Erste-Hilfe-Kurs in den 1970-ern                                     ner vor einem Rettungswagen der Ortsstelle
                                                                     Wörgl

                                                                     chronik der Ortsstelle wörgl

Als dann 1914 der Erste Weltkrieg ausbrach, unterstellte sich
die Freiwillige Rettungsabteilung wieder dem Frauen- und
Männer-Hilfsvereins des Roten Kreuzes. Im fünften Kriegsjahr
wurden die Leistungsberichte immer seltener und die Versor-
gungslage immer schwieriger, bis das Rote Kreuz nach dem
militärischen Zusammenbruch seinen Dienst schlussendlich
einstellen musste. Ein Tätigkeitsbericht der Freiwilligen Ret-
tungsabteilung aus dem Jahre 1922 zeigt die triste Situation
der Nachkriegsjahre: „Das Inventar wie auch die ausübenden
Mitglieder wurden die Jahre her sehr gelichtet. Es sind gegen-
wärtig nur mehr 3 Mann aktiv gegen 24 zur Zeit der Gründung.“
Es dauerte, bis man sich vom Ersten Weltkrieg wieder erholte.
                                                                                   Rotkreuzhelfer von Wörgl um 1916 vor einem Lazarettzug.
1936 konnte dann endlich das erste gebrauchte Auto an-
gekauft werden. Wagnermeister Albert und Sattlermeister
Meyer stellten sich damals unentgeltlich für die Ausstattung dieses Fahrzeuges zur Ver-
fügung.
Zur Zeit des zweiten Weltkrieges wurde in Wörgl die Freiwillige Rettungsgesellschaft
schließlich aufgelöst und der Deutschen Roten Kreuz Kreisstelle Kufstein unterstellt. „Die
Wörgler Mitglieder sind bis auf 1 Mann dem Deutschen Roten Kreuz nicht beigetre-
ten.“, wie es in einem Bericht aus jener Zeit heißt. Die Ortsstelle Wörgl, musste unter dem
Deutschen Roten Kreuz somit neu organisiert werden und feierte am 27. April 1941 ihre
Wiedereröffnung.

Von 1946 bis 1959 übernahm schließlich Prim. Dr. Max Brandl die Ortsstelle Wörgl.
1959 kam es jedoch zu internen Differenzen mit dem Bezirksstellenleiter Dr. Hans Staf-
ler. Ursache dafür war ein aus arbeitsrechtlichen Gründen auferlegtes Nachtfahrverbot                                          Prim. Dr. Max Brandl

  die ortsstellenleiter von wörgl seit gründung

                                   1909-1932 Fidel Dieser                      1985-1988 Franz Hofer

                                   1932-1939 Rudolf Berger                     1988-1992 Dr. Heinrich Prennschütz-Schützenau

                                   1939-1946 Johann Stöger                     1992-2001 Gerhard Baumgartinger

                                   1946-1965 Primar Dr. Max Brandl             2001-2005 Mag. Michael Czastka

                                   1965-1978 Dr. Peter Zottl jun.              2005-2013 Dr. Kurt Höfler

                                   1979-1985 Adolf Hartmann                     seit 2013 Mag. Michael Czastka

                                                                                                                                                      27
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