80 jahre rotes kreuz bezirksstelle kufstein - Rotes Kreuz Kufstein
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80 jahre rotes kreuz bezirksstelle kufstein KUFSTEIN rotes kreuz BEZIRKSSTELLE kufstein | www.roteskreuz-kufstein.at
Feldübung am Grattenberg bei Wörgl am Rotkreuz-Schwestern Straßensammlung 1. Ausschuss der Freiwilligen Ret- 17.9.1940 tungsgesellschaft vom Roten Kreuz Der Inhalt dieser Chronik stammt aus vielen schriftlichen und mündlichen Quellen. Sämtliche Informationen wurden dabei nach bestem Wissen und Gewissen gesammelt, recherchiert und geprüft. Allerdings erhebt diese Chronik keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Sie ist vielmehr ein Rückblick auf die letzten 80 Jahre, von unserer Entstehungsgeschichte bis zum heutigen Tag. Sie soll zudem vor allem an all die vielen Kame- radinnen und Kameraden erinnern, welche mit ihrem Weitblick die Bezirksstelle Kufstein gegründet, diese mitgestaltet oder in den letzten 80 Jahren mitgetragen haben. Kufstein, am 1. August 2016 impressum Herausgeber, Medieninhaber und Verleger: Österreichisches Rotes Kreuz, Bezirksstelle Kufstein, Weißachstraße 4, 6330 Kufstein. ZVR-Zahl: 902670788. Verlagsort: Kufstein. Gesamtleitung: Mag. Thomas Dangl, Telefon: +43/5372/6900-101, Website: www.roteskreuz-kufstein.at. Redaktion: Bernhard Eder, Walter Exenberger, Christine Karl, Peter Mader, Bettina Mayr, Melanie Moser, Jutta Obergmeiner, Sylvia Widmann. Fotos: siehe Bildnachweis. Auflage 2016 2
Ein Umzug in Kufstein Manfred Greiderer (l.) und Dr. Josef Scherntha- Im Kleiderladen Wörgl Erste-Hilfe-Kurs in den 1970-ern ner vor einem Rettungswagen der Ortsstelle Wörgl inhaltsverzeichnis SEITE INHALT 5-11 Grußworte 12-13 Entstehungsgeschichte des Roten Kreuzes 14 Unser Leitbild 15 Die sieben Grundsätze des Roten Kreuzes 16-17 Meilensteine des Roten Kreuzes Kufstein 18-25 Chronik der Ortsstelle/Bezirksstelle Kufstein 26-29 Chronik der Ortsstelle Wörgl 30-33 Chronik der Ortsstelle Brixlegg/Kramsach 34-37 Chronik der Ortsstelle Söllandl 38-49 Unsere sieben Leistungsbereiche 50-51 Ausblick 52-53 In Memoriam: Franz Moser 54-65 Pressespiegel 66-67 Literaturverzeichnis/Bildnachweis 3
Praxis beim Sanitäterkurs 1989 Angelobung bei der Generalversammlung 1991 Pistenrettung Ellmau Sanitätshelfer in Kufstein Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Mitglieder, Freundinnen und Freunde des Roten Kreuzes! Die Bezirksstelle des Roten Kreuzes in Kufstein begeht in diesem Jahr ihr 80-jähriges Jubiläum. Ein freudiger Anlass, zu dem ich herzlich gratuliere. Menschlichkeit, Unparteilichkeit, Neutralität, Unabhängigkeit, Freiwilligkeit, Einheit und Universalität – so lauten jene sieben Grundsätze, auf die sich das Internationale Rote Kreuz 1965 in Wien geeinigt hat. Diese Leitlinien bilden auch heute noch den Hand- lungsrahmen, dem sich eine große Zahl von Freiwilligen verpflichtet, wenn es darum geht, Menschen in Not zu helfen. Sei es im Bereich des Rettungsdienstes, der Katastrophen- hilfe oder bei der Betreuung von Menschen in Notsituationen – das Rote Kreuz ist stets bemüht, seine Dienstleistungen dezentral, empfängernah und effizient zu erbringen. Die Bezirksstelle Kufstein kann sich dabei auf das Engagement von 58 hauptberuflichen und 750 freiwilligen Mitgliedern stützen. Deshalb ist ein solches Jubiläum auch Anlass, nicht nur der Leitung zu danken, sondern auch den vielen Helferinnen und Helfern, die ganz selbstverständlich auf einen Teil ihrer Freizeit verzichten, um in Not geratenen Mit- menschen zu helfen. Eine besondere Errungenschaft der Bezirksstelle Kufstein ist das Sozialzentrum in Wörgl, in das alleine zwischen Oktober 2015 und März 2016 rund 5.500 unentgeltliche Stunden Arbeit investiert worden sind. Ohne den Einsatz von Frei- willigen wäre nicht nur die hervorragende Arbeit des Roten Kreuzes wie auch zahlreicher anderer Hilfsorganisationen undenkbar, sondern auch unsere Gesellschaft als Ganzes weit weniger menschlich, weit weniger lebenswert. Ein großes Dankeschön an dieser Stelle auch den fördernden Mitgliedern, deren finan- zielle Unterstützung viele Projekte erst möglich macht. In diesem Sinne wünsche ich allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Roten Kreu- zes im Bezirk Kufstein für ihre Jubiläumsfeier ein paar unvergessliche Stunden, für ihre weitere Tätigkeit viel Kraft und dass ihr Engagement stets aufs Neue durch die vielen bewegenden zwischenmenschlichen Begegnungen belohnt werde. Ihr Günther Platter Landeshauptmann von Tirol C 5
Drei Rotkreuz-Schwestern im Jahre 1941 Eine der ersten Katastrophen- Theater-Sanitätsdienst am 6.8.1939 bei den Tiroler Sanitäterkurs in 1934 übungen des Roten Kreuzes im Passionsspielen in Vorderthiersee Bezirk Kufstein Ein „Vergelt‘s Gott“ zum Jubiläum Das Rote Kreuz – Bezirksstelle Kufstein – jubiliert. Das ist ein besonderer Anlass zur Freude und um „Vergelt‘s Gott“ zu sagen. Man ist da, um zu helfen, wo Menschen Hilfe benötigen. Rund um die Uhr, perfekt organisiert, uneigennützig und zum größten Teil ehrenamtlich. Der wahre Reichtum einer Gesellschaft steckt im Potenzial an Menschen, die aus innerem Antrieb und dem Gefühl der so empfundenen Zufriedenheit durch besondere Verantwortungsübernahme und besonderes Engagement aus dieser selbst herausragen. Die Bezirksstelle Kufstein mit ihren vier Ortsstellen ist reich an solchem Potenzial und damit ein entscheidender Faktor unserer Lebensqualität im Bezirk. Ob bei Katastrophen oder Großunfällen, im Rettungs- dienst oder bei der Erstversorgung, im Gesundheits- und Sozialdienst, in der sinnstiften- den Jugendarbeit und vielem anderen mehr – die helfenden Hände der Rotkreuzmitar- beiterinnen und -mitarbeiter sind stets gefragt; 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche. Als Bezirkshauptmann ist mir der Wert eines solchen Partners bei Erfüllung all unserer Aufgaben im Bezirk mehr als bewusst, schätze ich die so gute Zusammenarbeit mit allen FunktionärInnen und weiß um deren Verlässlichkeit. Immer wieder wird diese unkompli- ziert und professionell unter Beweis gestellt. Ohne diese Hilfe und ohne das Mitwirken der Bezirksstelle Kufstein des Roten Kreuzes wären viele sich stellende Herausforderun- gen schlicht und einfach nicht zu bewältigen; man denke an große Veranstaltungen, an die humanitäre Betreuung von hilfesuchenden Menschen, an die Versorgung von Not- leidenden und so weiter und so fort. Es bleibt mir nur, dafür ein aufrichtiges „Vergelt‘s Gott“ zu entbieten und für die Zukunft ein nie ermüdendes Engagement zu wünschen. Dr. Christoph Platzgummer Bezirkshauptmann von Kufstein C 6
Mitglieder der Ortsstelle Brixlegg zur Jahres- Herbert Hagmann (l.) und Walter Exenberger Sanitätsdienst bei Filmaufnahmen Bezirkskatastrophenübung in mit dem neuen Rettungswagen „Ford Granada“ hauptversammlung 1991 zu „Bergdoktor“ Reith i.A. 1989 in 1985 Ein stolzes Jubiläum! Es ist ein großes Glück für unsere Gesellschaft, dass sich über mittlerweile acht Jahr- zehnte immer wieder Menschen gefunden haben, die die Hilfe am Mitmenschen zu ihrem Lebensmotto machen. Wer hauptberuflich beim Roten Kreuz ist, der hat sein Berufsleben einer guten Sache ge- widmet und kann stolz darauf sein, dass es ihm ein Anliegen ist, Menschen in verschiede- nen Notsituationen zu helfen. Die Aufgaben des Roten Kreuzes haben sich in diesen 80 Jahren stets erweitert und gleich geblieben ist bei allen Initiativen aber der Sinn dahinter, nämlich den Mitmenschen in einer Notsituation zu unterstützen. Diesen Beistand leisten aber auch unzählige unbezahlte, freiwillige Helfer des Roten Kreuzes, die auf viel Freizeit verzichten, um als Rettungskräfte ihren Dienst zu versehen. Die Institution des Roten Kreuzes leistet einen wichtigen Beitrag für unsere Gesellschaft und es ist auch für uns als Gemeinden von enormem Interesse, dass wir den Rettungs- dienst in guten Händen wissen. Gerade in den letzten Monaten hat in unserer Stadt das Rote Kreuz aber noch viel mehr getan, indem es beispielsweise einen wesentlichen Teil der Flüchtlingshilfe übernommen hat. Für diese und alle anderen Tätigkeiten, die unter dem Zeichen des Roten Kreuzes in un- serer Stadt durchgeführt wurden und nach wie vor werden, möchte ich mich bei allen hauptberuflichen sowie auch ehrenamtlichen Funktionären und Helfern des Roten Kreu- zes sehr herzlich bedanken. Ich bedanke mich für die hervorragende Zusammenarbeit und das enorme Engagement aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Der Bezirksstelle Kufstein des Roten Kreuzes möchte ich zum 80-jährigen Bestandsjubi- läum sehr herzlich gratulieren und wünsche eine erfolgreiche Zukunft! Mag. Martin Krumschnabel Bürgermeister der Stadt Kufstein C 7
Feldübung am Grattenberg bei Wörgl am Rotkreuz-Schwestern Straßensammlung 1. Ausschuss der Freiwilligen Ret- 17.9.1940 tungsgesellschaft vom Roten Kreuz Zum 80-Jahr-Jubiläum der Rotkreuz-Bezirksstelle Kufstein möchte ich persönlich und im Namen des Landesverbandes Tirol des Österreichischen Roten Kreuzes sehr herzlich gratulieren. Unser aller Dank gilt den Gründungsvätern, ihrem Mut, dem Weitblick und ihren umge- setzten und verwirklichten Initiativen. Wir zollen all jenen, die über Jahrzehnte diesen Stützpunkt der Hilfe und Nächstenliebe aufgebaut und letztlich bis zu höchstem Niveau- und Leistungsstandard der Gegenwart geführt und ausgebaut haben, unseren Respekt und unsere Anerkennung. Generationen von Freiwilligen, die ehrenamtlich ihre Zeit dem „Dienst am Nächsten“ bis zum heutigen Tag zur Verfügung gestellt haben und es weiter- hin tun werden, gewährleisten mit zahlreichen hauptberuflich Angestellten bestmögliche Hilfe in den verschiedensten Tätigkeitsbereichen für die in diesem Ballungsraum lebende Bevölkerung und für die vielen Gäste aus aller Welt. Auch die Unterstützung zahlreicher Spender und Sponsoren, die den Dienstbetrieb und damit die Rotkreuzarbeit an sich, aber auch viele Anschaffungen und Ausstattungen er- möglichen, möchte ich dankbar erwähnen. Allen gewählten Funktions- und Verantwortungsträgern des Roten Kreuzes im Bezirk Kufstein aus Vergangenheit und Gegenwart gilt mein besonderer Dank, vor allem für viele Ideen und Initiativen im Bereich der Gesundheits- und Sozialen Dienste. Große Bedeutung ist ihnen und ihrer Mannschaft bei der Betreuung von zehntausenden Menschen auf der Flucht vor Krieg, Verfolgung und drohender Todesgefahr zugefallen. Kufstein hat monatelang die Hauptlast bei der Flüchtlingsbetreuung in Tirol getragen und alle Beteiligten haben sich bei dieser schweren Aufgabe bestens bewährt. Dafür möchte ich mich im Namen aller Rotkreuzfunktionäre bei den MitarbeiterInnen unseres Landes herzlich bedanken. Für die Zukunft wünsche ich dem Roten Kreuz im Bezirk und in der Stadt Kufstein viel Erfolg, Kraft und Ausdauer sowie Glück und Freude und jenes hohe Engagement und die Einsatzfreude, die die RotkreuzmitarbeiterInnen schon bisher ausgezeichnet hat – bei ihrem Einsatz „aus Liebe zum Menschen“. Dr. Reinhard Neumayr Präsident Rotes Kreuz Landesverband Tirol C 8
Ein Umzug in Kufstein Manfred Greiderer (l.) und Dr. Josef Scherntha- Im Kleiderladen Wörgl Erste-Hilfe-Kurs in den 1970-ern ner vor einem Rettungswagen der Ortsstelle Wörgl Liebe Kameradinnen und Kameraden, liebe Freundinnen und Freunde des Roten Kreuzes! Unserer Bezirksstelle des Roten Kreuzes in Kufstein möchte ich zum 80-Jahr-Jubiläum herzlich gratulieren. Allen Kameradinnen und Kameraden sowohl im ehernamtlichen wie auch im hauptamtlichen Dienst sage ich aufrichtig Danke für oft nicht selbstverständ- liche Einsätze, die ihr mit Herz und Freude geleistet habt. Mit 80 Jahren sind wir ca. halb so alt als das Rote Kreuz seit seiner Gründung durch Henry Dunant. Eine lange arbeitsreiche Zeit voller Einsätze im Sinne der Menschen und der Grundsätze des Roten Kreuzes. Diese Grundsätze sind unsere inneren Werte. Ge- prägt vom Aufbau und von einem Miteinander, das seinesgleichen sucht. Wir stehen im- mer vor einem Neuanfang, weil wir täglich Menschen helfen wollen, die die unterschied- lichste Hilfe benötigen. Meine Grüße zu diesem Jubiläum sollen vermischt sein mit einem Danke für die Vergan- genheit und einer Bitte an euch alle, auch in Zukunft diese edle Bereitschaft dem Roten Kreuz Kufstein zukommen zu lassen. Dr. Heinrich Scherfler Bezirksstellenleiter C 9
Ein Rettungswagenfahrer Mitglieder der Ortsstelle Kufstein SAN-Trupp um 1939 um 1966 Die Bezirksstelle Kufstein des Österreichischen Roten Kreuzes feiert ihr 80-jähriges Be- standsjubiläum! Ein 80-jähriges Jubiläum ist erst einmal nur eine Anzahl von aufeinanderfolgenden Jah- ren, die für sich allein betrachtet unbedeutend und vom zeitlichen Ablauf her unbeein- flussbar sind. Die Zeit läuft auch ohne unser Zutun und ohne unsere Anstrengung. Anders verhält es sich mit dem Inhalt, mit dem, wie wir diese Zeit ausfüllen, mit dem, wie wir sie nützen und wie wir sie beeinflussen. Der Anlass dieses Jubiläums besteht also ge- wissermaßen aus 80 Jahren Inhalt – aus dem, was in diesen Jahren gestaltet, geschaffen und geleistet worden ist. Und das ist eine ganze Menge. Was diese Jahreszahl jedoch für uns als Bezirksstelle Kufstein zu etwas so Besonderem und Einzigartigem macht, sind all die vielen engagierten Menschen, von denen jeder ein- zelne unsere Organisation über all diese Jahre geprägt und mitgetragen hat, jeder nach seinen Möglichkeiten. Sie alle haben diese Jahreszahl mit Werten und mit Sinn gefüllt und ihr eine Geschichte gegeben. Es lässt sich kaum ermessen noch lässt es sich aufzählen, nur erahnen, was sich hinter einer solchen Jubiläumszahl alles an eingesetzter Zeit, an geleisteter Hilfe, an erbrachter Arbeit, an übernommener Verantwortung, an schwerer Belastung, an unlenkbarer Ver- änderung, an verzichtbaren Sorgen und an persönlichem Verzicht aber auch an gewon- nener Freude und Dankbarkeit verbirgt. In der Ihnen nun vorliegenden Chronik spiegelt sich ein kurzer Blick zurück in die Ge- schichte unseres Vereins und sie schenkt uns ein paar Eindrücke daraus. Die vielen un- zähligen individuellen Leistungen und Anstrengungen der freiwilligen und hauptberuf- lichen Rotkreuz‘ler vermag sie jedoch nicht im Mindesten zu fassen und wiederzugeben – dieses Engagement und dieser Einsatz spiegeln sich dafür in der Wertschätzung und dem großen Vertrauen der Bevölkerung unserer Organisation gegenüber wider. Wenn wir heuer dieses Jubiläum feiern so bedeutet das, innezuhalten, einen Blick in die Vergangenheit zu werfen und die erbrachten Leistungen zu würdigen – es bedeutet aber ebenso, mit Bedacht nach vorne zu blicken in eine neue Zeit mit ihren eigenen Her- ausforderungen und Veränderungen. Ein solches Jubiläum bedeutet daher auch, mit etwas Neuem zu beginnen – aber dabei immer dem Zauber des Anfangs zu vertrauen. Mag. Thomas Dangl Bezirksgeschäftsführer C 10
Praxis beim Sanitäterkurs 1989 Angelobung bei der Generalversammlung 1991 Pistenrettung Ellmau Sanitätshelfer in Kufstein Liebe Kameradinnen und Kameraden des Österreichischen Roten Kreuzes Bezirksstelle Kufstein, Zusammenkommen ist ein Beginn, Zusammenbleiben ein Fortschritt, Zusammenarbeiten ein Erfolg. (Henry Ford) Der Kreisverband Rosenheim des Bayerischen Roten Kreuzes drückt euch für euer 80-jähriges Bestehen und die in dieser Zeit erbrachten Leistungen für die Bevölkerung seinen Respekt aus und gratuliert hierzu recht herzlich. Uns vom Österreichischen und Bayerischen Roten Kreuz eint das internationale Zeichen: Das Rote Kreuz. Einer der sieben Grundsätze des Roten Kreuzes ist die Universalität. Sie besagt, dass das Rote Kreuz weltumfassend ist, alle nationalen Gesellschaften die gleichen Rechte haben und die Pflicht, einander zu helfen. Für den BRK Kreisverband Rosenheim und seinen ehren- und hauptamtlichen Helfern und Mitarbeitern ist dieser Grundsatz vor allem in Bezug auf die Zusammenarbeit mit seinen Grenznachbarn des Roten Kreuzes Tirol, al- len voran der Bezirksstelle Kufstein, ausgesprochen wichtig. Hierbei ist es nicht nur die Pflicht, sich einander zu helfen, sondern viel mehr die Freude an der gemeinsamen Arbeit und an der gegenseitigen Motivation, die im Fokus steht. Gemeinsam wurde in den letzten Jahren einiges auf die Beine gestellt. Die regelmäßigen Treffen der Verantwortlichen führten zu einem regen Erfahrungs- und Ideenaustausch, der BRK Kreisverband Rosenheim konnte das Kufsteiner Rote Kreuz beim Aufbau des örtlichen Kleiderladens durch seine Erfahrungen unterstützen; durch die gegenseitige Anerkennung der Berechtigungsausweise ist ein Einkauf „ohne Grenzen“ für die Bedürf- tigen möglich. Durch gemeinsame Öffentlichkeitsauftritte, wie beim Rettungshundetag in Rosenheim, kann sich auch die Bevölkerung vom positiven Miteinander überzeugen. Diese Kontakte führen unter anderem dazu, dass man sich kennt und in schwierigen Einsatzlagen und Notfallsituationen, wie beim Hochwasser im Landkreis Rosenheim und dem Zugunglück in Bad Aibling, die Zusammenarbeit zwischen dem Österreichischen und Bayerischen Roten Kreuz hervorragend funktioniert. Für unsere Rotkreuzarbeit darf es keine Grenzen geben. Unseren Freunden der ÖRK Bezirksstelle Kufstein wünschen wir für die Zukunft bei allen Einsätzen und Projekten im Namen der Menschlichkeit alles Gute und viel Erfolg. Wir freuen uns auf ein weiterhin freundschaftliches und konstruktives Miteinander. Karl-Heinrich Zeuner Vorsitzender Bayerisches Rotes Kreuz, Kreisverband Rosenheim C 11
Drei Rotkreuz-Schwestern im Jahre 1941 Eine der ersten Katastrophen- Theater-Sanitätsdienst am 6.8.1939 bei den Tiroler Sanitäterkurs in 1934 übungen des Roten Kreuzes im Passionsspielen in Vorderthiersee Bezirk Kufstein entstehungsgeschichte des roten kreuzes Henry Dunant wurde am 8. Mai 1828 in Genf, als Jean-Henri Dunant geboren. Er war ein Schweizer Bankkaufmann und ist der Begründer der Internationalen Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung. Schon in seiner Jugend kümmerte sich Henry Dunant um Notleidende und besuchte gemeinsam mit seiner Mutter Arme und Kranke. Auch sein Vater war sozial engagiert und setzte sich für die Belange von Waisen und Vorbestraften ein. Geprägt von den wohltätigen Aktivitäten seiner Eltern übernahm er bereits früh soziale Verantwortung für die Gesellschaft. So auch als er am 24. Juni 1859, während einer Geschäftsreise in Italien, Augenzeuge einer der wohl blutigsten Schlachten des 19. Jahrhunderts wurde – Henry Dunant (1828-1910) der Schlacht von Solferino, südlich des Gardasees1. Es war die Entscheidungsschlacht im Sardinischen Krieg zwischen dem Kaisertum Öster- reich und dem Königreich Sardinien sowie dessen Verbündetem Frankreich unter Napo- léon III. Mehr als 300.000 Soldaten standen sich einander an einer 16 Kilometer langen Front gegenüber. Die Österreicher wurden geschlagen und Kaiser Franz Joseph I. musste die Lombardei abtreten. So wurde der Weg zur Einigung Italiens frei2. Zurück blieben auf dem Schlachtfeld fast 40.000 Tote, Sterbende, Verstümmelte und Schwerverletzte. Ohne auch nur einen Augenblick zu zögern, organisierte er spontan mit Freiwilligen aus der örtlichen Zivilbevölkerung, hauptsächlich Frauen und jungen Mädchen, die notdürf- tige Versorgung der verwundeten oder schwerverletzten Soldaten in der 8 km entfern- Die Symbole des Roten Kreuzes und ten Stadt Castiglione delle Stiviere. Kurzerhand funktionierte er die dortigen Kirchen des Roten Halbmonds und Schulen in Lazarette um und half, wo er nur konnte. Dabei machte es für ihn kei- nen Unterschied, welcher Nationalität die Soldaten angehörten. Und so folgten seine HelferInnen schon bald seinem Beispiel und ließen allen dieselbe Hilfeleistung zu Teil werden. „Tutti Fratelli“ – „Alle sind Brüder“ – wurde in jener Nacht nicht nur zum Leit- spruch, sondern auch zum Sinnbild gelebter Menschlichkeit. Es waren diese Worte, die Henry Dunant zutiefst berührten und ihn darin bestärkten, eine Gesellschaft zu gründen, welche sich auf der Basis von Neutralität und Freiwilligkeit Kriegsverwundeter in einer Schlacht annimmt3. Wieder daheim in Genf ließen ihn die schrecklichen Erlebnisse in Solferino nicht mehr los. Er schrieb ein Buch mit dem Titel „Eine Erinnerung an Solferino“, in welchem er akribisch die grauenhaften Bilder des Geschehenen festhielt. Eindringlich schilderte er dort Ver- letzungen und Verstümmelungen der Soldaten und dokumentierte zudem den Mangel an Ärzten, Helfern, Verbandszeug, Trinkwasser, Material und Verpflegung. Weiters be- schrieb er darin eine Möglichkeit, wie künftig das Leid der Soldaten auf dem Schlachtfeld gemindert werden könnte4. 1.600 Exemplare ließ Henry Dunant auf eigene Kosten drucken und verteilte diese an führende Persönlichkeiten aus Politik und Militär in ganz Europa. 12
Mitglieder der Ortsstelle Brixlegg zur Jahres- Herbert Hagmann (l.) und Walter Exenberger Sanitätsdienst bei Filmaufnahmen Bezirkskatastrophenübung in mit dem neuen Rettungswagen „Ford Granada“ hauptversammlung 1991 zu „Bergdoktor“ Reith i.A. 1989 in 1985 entstehungsgeschichte des roten kreuzes Vier Genfer – der Bankier Gustave Moynier, General Guillau- me-Henri Dufour sowie die Ärzte Louis Appia und Théodore Maunoir – schlossen sich Dunant schließlich an und gründeten am 17. Februar 1863 das Internationale Komitee der Hilfsge- sellschaften für die Verwundetenpflege, welches heute besser bekannt ist unter dem Namen ‚Internationales Komitee vom Roten Kreuz‘ (IKRK). Nur ein Jahr später, am 22. August 1864, unterzeichneten bereits zwölf Staaten die erste Genfer Konvention, in welcher festgelegt wurde, dass Ambulanzen, Lazarette und Sanitäts- personal der Hilfsgesellschaft für die Verwundetenpflege als neutral anerkannt, geschützt und geachtet werden und die Verwundeten ohne Unterschied der Nationalität und Partei aufgenommen und gepflegt werden dürfen. Das „Komitee der Fünf“ – die Gründer des Roten Kreuzes Als Erkennungssymbol wurde das rote Kreuz auf weißem Grund gewählt, die Umkehrung der Schweizer Nationalflagge. 1876 erfolgte dann die Einführung des roten Halbmondes als zusätzliches Zeichen in den islamischen Ländern. 1901 wurde Henry Dunant schließlich der erste Friedensnobelpreis verliehen. Insgesamt erhielt das Internationale Komitee vom Roten Kreuz drei weitere Male den Friedensno- belpreis, nämlich 1917, 1944 und 1963 gemeinsam mit der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung. Henry Dunant starb 1910 im Alter von 82 Jahren. Zu dieser Zeit war das Rote Kreuz bereits in 36 Ländern anerkannt. Heute gibt es Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegun- gen in 186 Ländern der Welt, also in fast allen Staaten der Erde5. Weltweit leisten etwa 128 Millionen Freiwillige und rund 275.000 hauptberufliche Mitarbeiter ihren Dienst am Nächsten. Dabei beschränkt sich die Tätigkeit des Roten Kreuzes längst nicht mehr auf die Versorgung von Kriegsverwundeten. Das Rote Kreuz ist heute vor allem im sozialen Bereich aktiv und auch bei Naturkatastro- phen im Einsatz. Dabei richten die Mitglieder des Roten Kreuzes ihr Handeln stets nach dem Rotkreuzleitbild, sowie den sieben Grundsätzen, welche weltweit Anerkennung fin- Henry Dunant im Alter den und im Folgenden auf den nächsten Seiten dargestellt werden. von etwa 60 Jahren. C 13
Feldübung am Grattenberg bei Wörgl am Rotkreuz-Schwestern Straßensammlung 1. Ausschuss der Freiwilligen Ret- 17.9.1940 tungsgesellschaft vom Roten Kreuz unser leitbild Unser Leitbild spiegelt in seiner ganzen Schlichtheit unseren wesentlichen Leitgedanken wieder – einfach, klar und bescheiden: wir sind da um zu helfen. Warum? Aus Liebe zum Menschen. 14
Ein Umzug in Kufstein Manfred Greiderer (l.) und Dr. Josef Scherntha- Im Kleiderladen Wörgl Erste-Hilfe-Kurs in den 1970-ern ner vor einem Rettungswagen der Ortsstelle Wörgl die sieben grundsätze Alles was wir tun, machen wir um der Sache Willen, nicht aus Eigennutz. Immer mit unseren sieben Grundsätzen vor Augen: MENSCHLICHKEIT | DER MENSCH IST IMMER UND ÜBERALL MITMENSCH. Die internationale Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung, entstanden aus dem Willen, den Verwundeten der Schlacht- felder unterschiedslos Hilfe zu leisten, bemüht sich in ihrer internationalen und nationalen Tätigkeit, menschliches Lei- den überall und jederzeit zu verhüten und zu lindern. Sie ist bestrebt, Leben und Gesundheit zu schützen und der Würde des Menschen Achtung zu verschaffen. Sie fördert gegenseitiges Verständnis, Freundschaft, Zusammenarbeit und ei- nen dauerhaften Frieden unter allen Völkern. UNPARTEILICHKEIT | HILFE IN DER NOT KENNT KEINE UNTERSCHIEDE. Die Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung unterscheidet nicht nach Nationalität, Rasse, Religion, sozialer Stellung oder politischer Überzeugung. Sie ist einzig bemüht, den Menschen nach dem Maß ihrer Not zu helfen und dabei den dringendsten Fällen den Vorrang zu geben. NEUTRALITÄT | HUMANITÄRE INITIATIVE BRAUCHT DAS VERTRAUEN ALLER. Um sich das Vertrauen aller zu bewahren, enthält sich die Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung der Teilnahme an Feindseligkeiten wie auch zu jeder Zeit an politischen, rassischen, religiösen oder ideologischen Auseinandersetzungen. UNABHÄNGIGKEIT | SEBSTBESTIMMUNG WAHRT UNSERE GRUNDSÄTZE. Die Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung ist unabhängig. Wenn auch die Nationalen Gesellschaften den Behörden bei ihrer humanitären Tätigkeit als Hilfsgesellschaften zur Seite stehen und den jeweiligen Landesgesetzen unterworfen sind, müssen sie dennoch eine Eigenständigkeit bewahren, die ihnen gestattet, jederzeit nach den Grundsätzen der Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung zu handeln. FREIWILLIGKEIT | ECHTE HILFE BRAUCHT KEINEN EIGENNUTZ. Die Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung verkörpert freiwillige und uneigennützige Hilfe ohne Gewinnstreben. EINHEIT | IN JEDEM LAND EINZIG UND FÜR ALLE OFFEN. In jedem Land kann es nur eine einzige nationale Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaft geben. Sie muss allen offen stehen und ihre humanitäre Tätigkeit im ganzen Gebiet ausüben. UNIVERSALITÄT | DIE HUMANITÄRE PFLICHT IST WELTUMFASSEND. Die Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung ist weltumfassend. In ihr haben alle nationalen Gesellschaften gleiche Rechte und die Pflicht, einander zu helfen. C 15
Ein Rettungswagenfahrer Mitglieder der Ortsstelle Kufstein SAN-Trupp um 1939 um 1966 MEILENSTEINE DES ROTEN KREUZes KUFSTEIN 1863 Gründung des Internationalen Roten Kreuzes 1880 1936 1959 Gründung des Österreichischen Gründung der Rotkreuz- Auflösung der Ortsstelle Roten Kreuzes bezirksstelle Kufstein Wörgl 1863 1880 1930 1940 1950 1960 1970 1879 1941 1964 Gründung des Frauenhilfsvereines Gründung der Ortsstelle Wörgl Reaktivierung Kufstein der Ortsstelle 1939 Brixlegg/ 1881 Gründung der Ortsstelle Brixlegg/Kramsach Kramsach Gründung des Männerhilfs- vereines Kufstein 16
Praxis beim Sanitäterkurs 1989 Angelobung bei der Generalversammlung 1991 Pistenrettung Ellmau Sanitätshelfer in Kufstein 2016 Eröffnung Rotkreuz- Sozialzentrum Wörgl 2000 ISO 9001 Zertifizierung Neues Ortsstellengebäude in Kramsach 1996 2009 Neues Ortsstellen- Kleiderladen Rattenberg gebäude in Söllandl 2014 2004 Eröffnung Lernhaus 1991 Menüservice Beginn Sozialbegleitung Errichtung Bezirksret- tungsleitstelle in Kufstein 2006 Pistenrettung Ellmau 1985 Kleiderladen Kufstein 1970 Wiedereingliederung der Ortsstelle Wörgl Schulbus-Dienst Gründung erste Gründung der Selbsthilfegruppe Multiple Tafel Wörgl Jugendgruppe Sklerose (heute: MS-Café) 2012 1976 1998 Warenhaus Gründung der Ortsstelle Söllandl Notarztstützpunkt Kramsach Tafel Kramsach 1970 1980 1990 2000 2010 IN DEN SIEBZIGERN 1984 1995 2002 2015 Aufbau der Großunfall- Hausnotruf Tirol Bewegung Anschluss an die Flüchtlingshilfe im und Katastrophenhilfe zum Wohl- Bereichsleitstelle Bezirk Kufstein fühlen Tirol Mitte 1990 2008 Start Notarztsystem Besuchsdienst Kleiderladen Wörgl 1997 Betreuter Fahrdienst Gründung Sozialer Betreut 24 Notdienst (heute Krisenintervention) 2011 Gründung Rettungsdienst GmbH 1999 Notarztstützpunkt am 2013 Krankenhaus Kufstein Angehörigengruppe Demenz 2005 Gründung der Leitstelle Tirol Digitalfunk Tafel Kufstein 17
Drei Rotkreuz-Schwestern im Jahre 1941 Eine der ersten Katastrophen- Theater-Sanitätsdienst am 6.8.1939 bei den Tiroler Sanitäterkurs in 1934 übungen des Roten Kreuzes im Passionsspielen in Vorderthiersee Bezirk Kufstein chronik der ORTSSTELLE/BEZIRKSSTELLE kufstein Die Geschichte unseres Vereins reicht ursprünglich bis ins 19. Jahrhundert zurück. Bereits am 22. Dezember 1879 wurde im Zeichen des „Rothen Kreuzes“ ein „Ständiger Frauen- Hilfsverein“ in Kufstein gegründet, welcher sich die Betreuung und Unterstützung von verwundeten und kranken Kriegern zur Aufgabe machte, siehe „Tiroler Grenzbote“, Nummer 52, vom 28. Dezember 1879, auf Seite 54. Präsidentin dieses Hilfsvereins war Frau Burga Stenzl. Im Frühjahr 1881 erfolgte, ebenfalls im Zeichen des „Rothen Kreuzes“, die Gründung eines „Patriotischen Männer-Hilfsvereins“. Auch dieser verschrieb sich dem Dienst am Nächs- ten. Präsident dieses Vereins war der damalige Bezirkshauptmann Dr. Anton Hoflacher. In den folgenden Jahren fiel die Trennung zwischen Frauen- und Männer-Hilfsverein je- doch weg und die Bezeichnung „Rothes Kreuz“ trat in den Vordergrund. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges, im Jahre 1918, löste sich der „Frauen- und Män- Rudolph Schirhakl ner-Hilfsverein“ leider auf und dessen Aufgaben wurden größtenteils von der „Rettungs- rotte der Sanitätsabteilung der Freiwilligen Feuerwehr“ übernommen. Die Mitglieder dieser Abteilung wurden hierzu ärztlich ausgebildet und mussten sich in der Ambulanz der Chirurgischen Klinik in Innsbruck praktisch betätigen, ehe sie zum Sanitätsdienst he- rangezogen werden durften. 1928 kaufte die Sparkasse Kufstein zu ihrem 50-jährigen Jubiläum schließlich ein Ret- tungsauto an, mit der Voraussetzung, dass es dem Bezirk zu Gute kommen müsse. Die Stadtgemeinde Kufstein übernahm dieses Auto als Treuhänderin, mit der Verpflichtung, es einer in Kufstein zu gründenden Rettungs- gesellschaft zu übergeben. Im Jahre 1933 wurde dann in der Ausschuss- sitzung der Freiwilligen Feuerwehr Kufstein im Interesse eines reibungslosen Wirkens so- wie einer möglichst einfachen Organisation, aber auch zwecks Wahrung der besonderen Aufgaben des Feuerwehrwesens, der Be- schluss gefasst, eine selbstständige Freiwilli- ge Rettungsabteilung zu gründen. Allerdings vergingen bis dahin noch weitere drei Jahre. Erst 1936 ging aus der Freiwilligen Feuerwehr Kufstein schließlich die „Freiwillige Rettungs- gesellschaft vom Roten Kreuz“ hervor. Persönliche Initiatoren waren der Feuerwehr- Unsere Gründungsväter v.l.n.r.: Exenberger, Kronthaler, Bernhard, Dr. Zink, Sacco, arzt Dr. Fritz Zink und der Sanitätskomman- Urban, Schirhakl, v. Festi, Werndle, Wörgötter dant der Feuerwehr, Rudolph Schirhakl. Nach 18
Mitglieder der Ortsstelle Brixlegg zur Jahres- Herbert Hagmann (l.) und Walter Exenberger Sanitätsdienst bei Filmaufnahmen Bezirkskatastrophenübung in mit dem neuen Rettungswagen „Ford Granada“ hauptversammlung 1991 zu „Bergdoktor“ Reith i.A. 1989 in 1985 chronik der ortsstelle/bezirksstelle Kufstein anfänglichen Schwierigkeiten und ohne jegliche materielle Basis, dafür aber mit eisernem Willen und großem persönlichem Engagement, fand dann am 7. Juli 1936 die Gründungsversammlung statt und die Rotkreuz-Bezirksstelle bzw. -Ortsstelle Kufstein war geboren. Rudolph Schirhakl ging dabei als ers- ter Obmann hervor. Der Aufruf zum Vereinsbeitritt fand in der Bevölkerung regen Zuspruch. Für den ersten Sanitätskurs, dessen Beginn laut Aufzeichnungen mit 8. Septem- ber 1936 datiert wurde, meldeten sich rund 40 Personen, von denen sich an- schließend fast alle bereit erklärten, Sanitätsdienst innerhalb der Rettungs- gesellschaft zu leisten. Chefarzt Dr. Fritz Zink inmitten Allerdings fehlte bis dato noch immer ein Bereitschaftslokal. Nach vielen per- von Rotkreuz-Helferinnen. sönlichen Bemühungen und Verhandlungen war die Stadtgemeinde schließ- lich bereit, einen Teil des Hauseinganges im alten Volksschulgebäude am Oberen Stadt- platz für diesen Zweck zur Verfügung zu stellen. Und so konnte am 5. und 6. September 1936 ein zweitägiges Gründungsfest mit einer Schauübung am Oberen Stadtplatz unter der Leitung des damaligen Chefarztes Dr. Fritz Zink stattfinden. Kufstein, 28.11.33 Kameraden! Es ist nun an der Zeit miteinander ein ernstes Manneswort zu tauschen und so wollen wir uns heute Abends 8 h im Kufsteiner Hof auf eine Stunde treffen! Gegenstand ist: Gründung der Rettungs- abteilung in Kufstein!! Erscheinen müssen zu dieser Kurzen aber Ausschlag gebenden Versammlung alle und es ist geradezu eines jeden Ehrensache! Der beeindruckende Aufruf von Rudolph Schirhakl zur „Gründung einer Rettungsabteilung“. Abschrift siehe rechts. 19
Feldübung am Grattenberg bei Wörgl am Rotkreuz-Schwestern Straßensammlung 1. Ausschuss der Freiwilligen Ret- 17.9.1940 tungsgesellschaft vom Roten Kreuz chronik der ORTSSTELLE/BEZIRKSSTELLE Kufstein Durch die später in der Hauptversammlung durchgeführten Neuwahlen wurde schließ- lich Bezirkshauptmann Dr. Kurt Hradetzky von 1936 bis 1938 zum neuen Obmann der Freiwilligen Rettungsgesellschaft. Wie zu dieser Zeit üblich, fehlte es an vielem. Man hat- te nur eine einzige Räderbahre. Für auswärtige Transpor- te konnte ersatzweise auf die Räderbahre der Freiwilligen Feuerwehr zurückgegriffen werden. Krankentransporte in die Klinik nach Innsbruck erfolgten ebenfalls mittels Räderbahre, welche im Gepäckwagen des Zuges verstaut werden musste. Außerdem wurden alle nur verfügbaren Transportmittel wie Pferdefuhrwerke, Taxis aber auch private Personenkraftwa- gen für Krankentransporte herangezogen, denn all die Bemü- hungen um das Rettungsauto, welches an die Stadtgemeinde Kufstein als Treuhänderin ging, waren anfangs noch vergeb- lich. Dieses wurde erst im August 1938 übergeben. Die Sanitätsbahre im Jahre 1938 Zuvor jedoch musste sich die Freiwillige Rettungsgesellschaft vom Roten Kreuz noch bewähren. Dazu übertrug man ihr bald schon öffentliche Aufgaben. So wurde etwa am 23. und 24. Jänner 1937 in Kufstein die Tiroler Skimeisterschaft aus- getragen, bei der die Freiwillige Rettungsgesellschaft vom Roten Kreuz erstmals den Sanitätsdienst für eine sportliche Großveranstaltung übernehmen durfte. Im selben Jahr erging anschließend ein Beschluss der Stadt Kufstein, dass bei größeren Veran- staltungen, sowie Theater- und Kinovorstellungen, aber auch bei Zirkusvorstellungen und Veranstaltungen im Freien, bei denen man mit einer größeren Menschen- ansammlung rechnen musste, der Sanitätsdienst vom Roten Kreuz verpflich- tend heranzuziehen sei. Der 13. März 1938 brachte dann einen großen Umbruch für die Freiwillige Rettungsgesellschaft vom Roten Kreuz mit weitreichenden Folgen. So wurde diese in das Deutsche Rote Kreuz übergeleitet und es wurde dessen erweiter- ter Aufgabenbereich übernommen. Wörgl hatte zu dieser Zeit ebenfalls eine Freiwillige Rettungsgesellschaft. Diese wurde 1940 aufgelöst und der Deutschen Rotkreuz-Kreisstelle Kufstein unterstellt. Wie es aus der damaligen Zeit heißt, weigerten sich jedoch alle 1936 –An der Schauübung am Oberen Stadtplatz Wörgler Mitglieder – bis auf eine Person, dem DRK beizutreten. So musste die in Kufstein nahm auch die Stadtfeuerwehr teil. nun Deutsche Rotkreuzwache Wörgl neu organisiert werden und feierte am 27. April 1941 schließlich ihre Wiedereröffnung. Des Weiteren wurde 1941 auch in Brixlegg eine Deutsche Rotkreuzwache mit eigenem Bereitschaftslokal eingerichtet und in Bad Häring eine Unfallhilfestelle errichtet. 20
Ein Umzug in Kufstein Manfred Greiderer (l.) und Dr. Josef Scherntha- Im Kleiderladen Wörgl Erste-Hilfe-Kurs in den 1970-ern ner vor einem Rettungswagen der Ortsstelle Wörgl chronik der ORTSSTELLE/BEZIRKSSTELLE Kufstein Nach dem zweiten Weltkrieg musste die Organisation gänzlich neu aufgestellt werden, um den vielfältigen Anforderungen, wie etwa Kriegsgefangenenfürsorge und -rückfüh- rung, Vermisstensuchdienst, Versorgung der notleidenden Bevölkerung mit Nahrung und Kleidung aus internationalen Hilfsaktionen, Familienzusammenführung oder Kinder- erholungsaktionen, gerecht zu werden. Rechtsanwalt Dr. Hans Stafler stellte sich diesen Aufgaben und übernahm von 1945 bis 1960 die Führung der Be- zirksstelle, welche in den ehemaligen Gewerbehof übersiedelte. Da es 1959 zu internen Meinungsverschiedenheiten mit der Ortsstelle Wörgl kam, löste sich diese schlussendlich von der Rotkreuz-Bezirksstelle Kufstein und gründete erneut die Freiwillige Rettungsgesellschaft Wörgl unter Prim. Dr. Max Brandl. Im Jahre 1964 fand dann die offizielle Gründungsversammlung der Ortsstelle Brixlegg unter der Führung von Ortsstellenleiter Dir. Dr. Dipl.-Ing. Paul Kettner statt. Somit war nun auch der westliche Teil des Bezirks durch die Rettung abgedeckt. Jugendwettbewerb 1988 in Lienz In Michael Mangsts Amtszeit als Ortsstellenleiter in Kufstein fällt 1966 schließlich der Umzug in das neue Haus in der Weißachstraße, in welcher wir heute noch angesiedelt sind. Ferner war er in den 1960er Jahren auch der Erste, der zu dieser Zeit Erste-Hilfe-Kurse für die Bevölkerung hielt. Unterstützt wurde er damals von Josef Köfinger – vulgo „Sani- Max“ – und Fritz Steurer. Erst in den 1990er Jahren wurde aufgrund steigender Kurs- und Seminartätigkeiten ein eigenes Ausbildungsreferat gegründet. die bezirksstellenleiter von kufstein seit der gründung 1936 Rudolph Schirhakl, Gründungsobmann 1968-1983 Dr. Theodor Lantscherat 1936-1938 Bezirkshauptmann Dr. Kurt Hradetzky 1983-1988 Dr. Alfons Resel 1938 Anschluss an das Deutsche Rote Kreuz 1988-1997 Mag. Reinhard Ott 1945-1960 Dr. Hans Stafler 1997-2009 Peter Mader 1960-1962 Dr. Arno Huber seit 2009 Dr. Heinrich Scherfler 1962-1968 Dr. Herwig Dinkhauser 21
Ein Rettungswagenfahrer Mitglieder der Ortsstelle Kufstein SAN-Trupp um 1939 um 1966 chronik der ORTSSTELLE/BEZIRKSSTELLE Kufstein Auch eine Jugendgruppe vom Österreichischen Jugendrotkreuz gab es bereits in den 1960er Jahren. Damals hieß sie „Matthäus Hörfarter Gruppe“. 1970 ging diese unter Paul Fankhauser ins Rote Kreuz Kuf- stein über. Die folgenden Jahre standen ganz im Zeichen des Katastrophen- schutzes und der Katastrophenhilfe. So wurde in den 1970er Jah- ren vom damaligen Bezirkssekretär und KAT-Beauftragten Franz Raschenberger die Großunfall- und Katastrophenhilfe ins Leben ge- rufen und aufgebaut. Die Ausrüstung wurde hierzu nach und nach ergänzt und auf Stand gebracht, sowie die Ausbildung in den Sani- Der KAT-Zug von Kufstein mit Bezirks-KAT-Beauftrag- tätshilfekurs integriert. ten Johann Raffeiner (knieend 2. von rechts) 1976 kam es dann zur Gründung unserer jüngsten Ortsstelle in Söl- landl unter dem Ortstellenleiter Johann Haselsberger. Dr. Alfons Resel leitete ferner von 1983 bis 1988 die Geschicke der Rotkreuz-Bezirksstelle Kufstein. Unter seiner Leitung konnte die Rettung Wörgl 1985 wieder in das Rote Kreuz eingegliedert werden. Seither besteht die Rotkreuz-Bezirksstelle aus vier Ortsstellen. Zwischenzeitlich gab es seinerzeit auch in den Gemeinden Thiersee, Bad Hä- ring, Kirchbichl und Wildschönau Ortsstellen. Diese wurden allerdings alle wieder aufgelöst, da keine eigenen Einsatzfahrzeuge stationiert waren. 1990 startete schließlich erstmals die notärztliche Versorgung im Bezirk. Dr. Wolfgang Hengl verrichtete diesen Dienst zu jener Zeit fast ein Jahr lang, mit seinem Privatauto und mit einem Piepser ausgerüstet, allein. 1991 wurden auch die übrigen praktischen Ärzte von Kufstein in das Notarztsystem einge- bunden und Dr. Hengl konnte entlastet werden. Die ersten NEF-Sanitäter des Bezirks im Jahre 1991 schrieb die Rotkreuz-Bezirksstelle dann Geschichte und man setzte 1991. noch einen weiteren zukunftsweisenden Schritt. Es erfolgte die Errichtung ei- ner eigenen Rettungsleitstelle im Bezirk, welche 2002 an die Bereichsleitstelle Tirol Mitte angeschlossen und 2005 in die neu gegründete Leitstelle Tirol ein- gegliedert wurde. Diese Leitstelle war damals die modernste in ganz Österreich. Durch die Rettungsleitstelle war es erstmals möglich, von einer zentralen Stelle aus die Rettungseinsätze im ganzen Bezirk zu koordinieren. Dies führte auch dazu, dass Ende 1991 ein Notarzteinsatzfahrzeug als Pilotprojekt des Landes 1991 begann auch die „modernste Leitstelle Tirol in Betrieb genommen wurde und heute als unverzichtbare Einrich- Österreichs“ ihren Dienst in Kufstein. tung im Rettungsdienst gilt. Seit dieser Zeit also werden im Bezirk Kufstein 22
Praxis beim Sanitäterkurs 1989 Angelobung bei der Generalversammlung 1991 Pistenrettung Ellmau Sanitätshelfer in Kufstein chronik der ORTSSTELLE/BEZIRKSSTELLE Kufstein Notärzte von Sanitätern in Notarzteinsatzfahrzeugen begleitet. 1998 konnte man schließlich einen Notarztstützpunkt in Kramsach und ein Jahr später einen am Kranken- haus in Kufstein eröffnen. Aber nicht nur hier war die Rotkreuz-Bezirksstelle Kufstein Vorreiter. Wir waren 1997 auch die ersten in ganz Österreich, die einen Sozialen Notdienst anboten. Heute besser bekannt als die Krisenintervention. In den Jahren 1998/99 wurde dann ein Qualitätsmanagementsystem aufgebaut und bereits 2000 erhielt die Bezirksstelle Kufstein, wohlgemerkt wieder als erste in ganz Österreich, die ISO 9001-Zertifizierung, was alle Beteiligten mit großem Stolz erfüllte. Und schließlich wurde im Jahr 2000 auch noch das neue Ortsstellengebäude in Kramsach eröffnet, nachdem jenes in Brixlegg aufgrund der Größe nicht mehr ausreichte. Zudem wurde im neuen Jahrtausend eine alte Ära wieder neu „eingeleitet“. Der Fokus lag abermals vermehrt auf den Gesundheits- und Sozialen Diensten, deren Ursprünge eigentlich im „Ständigen Frauen-Hilfsverein“ von 1879 liegen und die ureigensten Auf- gaben vom Roten Kreuz darstellen. Genau genommen hatten diese Dienste aber immer schon einen hohen Stellenwert in der Rotkreuz-Bezirksstelle in Kufstein, allerdings orien- tierte sich das Angebot stets nach dem Bedarf. Während es in den Kriegsjahren vor allem um die Familienzusammenführung und die Versorgung mit dem Nötigsten ging, bot die Bezirksstelle Kufstein in den 1980er Jahren die Hauskrankenpflege, die Heimhilfe, die Nachbarschaftshilfe oder etwa Essen auf Rä- dern an. 1984 kam dann der Hausnotruf dazu und 1985 eine Selbsthilfegruppe für Men- schen mit Multipler Sklerose, heute besser bekannt als „MS-Café“. Einige dieser Dienste hat inzwischen der Sozialsprengel übernommen. Dafür konnte sich das Rote Kreuz Kuf- stein im Laufe der Zeit anderen wichtigen Bereichen widmen. Und so kam es, dass die Gesundheits- und Sozialen Dienste ein rasches Wachstum verzeichneten. Bereits 2004 wurde der Menüservice neu gegründet. 2005 dann ein weiterer Meilenstein. Die erste „Tafel“ in ganz Österreich wurde in Kufstein eröffnet. Die positive Resonanz war enorm. Heute gibt es österreichweit 97 Ausgabestel- len, welche vom Roten Kreuz betreut werden. 2006 folgte dann die Tafeleröffnung in Wörgl. Im selben Jahr wurde außerdem noch ein Kleiderladen in Kufstein eröffnet und die Pistenrettung sowie der Schulbusdienst in unsere Leistungsbereiche mitaufgenommen. Die „Tafel“ unterstützt Bedürftige mit kostenlosen Lebensmitteln. Seit 2008 gibt es zudem einen Besuchsdienst im Bezirk und es wird seither ein Betreuter Fahrdienst angeboten. Darüber hinaus wurden 2008 die Sozialen Angebote in Wörgl 23
Drei Rotkreuz-Schwestern im Jahre 1941 Eine der ersten Katastrophen- Theater-Sanitätsdienst am 6.8.1939 bei den Tiroler Sanitäterkurs in 1934 übungen des Roten Kreuzes im Passionsspielen in Vorderthiersee Bezirk Kufstein chronik der ORTSSTELLE/BEZIRKSSTELLE Kufstein weiter ausgebaut und ebenfalls ein Kleiderladen in der Stadt eröffnet. Nur ein Jahr später, 2009, folgte dann in Rattenberg die dritte Kleiderladen-Eröffnung im Bezirk. 2012 erweiterte das Rote Kreuz Kufstein abermals seine sozialen Angebote und so öffneten das Warenhaus in Wörgl und die Tafel in Kramsach erstmals ihre Pfor- ten. Und nach fast 30 Jahren gründete man 2013 erstmals wieder eine Selbsthilfegruppe. Es handelt sich dabei um die „Selbsthilfegruppe Demenz“ für Personen, deren Angehörige unter einer Demenzerkrankung leiden. Natürlich stand die Weiterentwicklung der Rotkreuz-Bezirksstelle Kufstein auch in den letzten beiden Jahren nicht still. So wurde 2014 die Sozialbegleitung ins Leben gerufen und im selben Jahr noch das Lernhaus eröffnet, in welchem jährlich 16 Volksschulkinder eine liebevolle Unterstützung bei den Hausaufgaben erfahren und eine kostenlose Lern- hilfe in den Unterrichtsfächern Deutsch, Mathematik und Sachunterricht erhalten. Eine der wohl größten Herausforderungen für die Rotkreuz-Bezirksstelle Kufstein stellte aber sicherlich die weltweit herrschende Flüchtlingsbewegung dar, welche im Juni 2015 auch unser Land erreichte, als aufgrund des G7-Gipfels und der Bilderberg-Konferenz die Bundesrepublik Deutschland wieder Grenzkontrollen einführte. Die unzähligen Men- schen auf der Flucht kamen zuerst nach Kufstein und wurden anschließend in der Haupt- schule in Langkampfen untergebracht. Dort wurden sie mehrere Wochen lang, bis zur neuerlichen Grenzöffnung, von RotkreuzmitarbeiterInnen versorgt. Besonders Kinder – wenn auch verschiedener Herkunft – Im September 2015 wurde schließlich ein Transit-Camp geschaffen, in welchem bis März verstehen sich oft schnell. 2016 mehr als 60.000 Menschen betreut wurden. Nur die wenigsten von ihnen bean- tragten Asyl, die meisten zogen weiter in andere Länder. Von unserem Camp aus wurden dabei stündlich 50 Personen mit einem Regionalzug nach Rosenheim transferiert und von den deutschen Behörden in Empfang genommen. HelferInnen des Roten Kreuzes, unterstützt von Team-Österreich-Mitgliedern, leisteten in dieser Zeit rund 35.000 frei- willige Stunden. Derzeit kümmern wir uns um die im Bezirk untergebrachten Asylwerber und organisie- ren bspw. Deutschkurse oder beschaffen Einrichtungsgegenstände für deren Unterkünf- te. Einige der Asylwerber engagieren sich mittlerweile sogar selbst freiwillig und sind Mitglieder in unserer Rotkreuz-Bezirksstelle geworden. Fast zeitgleich wurde 2016 aber auch noch eines unserer größten Wunschprojekte rea- lisiert. Das Rotkreuz-Sozialzentrum in Wörgl entstand in nur einem halben Jahr Bauzeit und mit der Hilfe unserer freiwilligen Mitglieder, welche mehr als 5.500 unentgeltliche Stunden dafür leisteten. Nun findet man dort alle unsere sozialen Angebote – Tafel, Klei- derladen und Warenhaus – vereint an einem Standort in der Brixentalerstraße. 24
Mitglieder der Ortsstelle Brixlegg zur Jahres- Herbert Hagmann (l.) und Walter Exenberger Sanitätsdienst bei Filmaufnahmen Bezirkskatastrophenübung in mit dem neuen Rettungswagen „Ford Granada“ hauptversammlung 1991 zu „Bergdoktor“ Reith i.A. 1989 in 1985 chronik der ORTSSTELLE/BEZIRKSSTELLE Kufstein Die Eröffnung des Rotkreuz-Sozialzentrums in Wörgl in 2016. Die Verwirklichung all dieser Projekte und Leistungsbereiche, aber auch die Betreuung der Menschen auf der Flucht sind wahrlich Höhepunkte in der Vereinsgeschichte. Das Rote Kreuz Kufstein samt all seinen hauptberuflichen MitarbeiterInnen und seinen mehr KUFSTEIN als 750 freiwilligen HelferInnen macht sich dabei seit jeher stets für notleidende Men- schen stark, setzt sich für die Gesundheit und das Wohlbefinden der Bevölkerung ein und versteht es, am Puls der Zeit zu sein. Für eine lebenswerte Gesellschaft – und: Aus Liebe zum Menschen. C die ORTsstellenleiter von kufstein seit gründung 1948-1970 Michael Mangst 1991-1994 Dr. Wolfgang Hengl 1970-1976 Hans Jungegger 1994-1999 Günther Mair 1976-1979 Kurt Breuß 1999-2000 Robert Strauß 1979-1987 Peter Mader 2000-2012 Reinhold Reicher-Schiegl 1987-1990 Lothar Rieser seit 2012 Philipp Ellinger 1990-1991 Eduard Fleischhacker Jun. 25
Feldübung am Grattenberg bei Wörgl am Rotkreuz-Schwestern Straßensammlung 1. Ausschuss der Freiwilligen Ret- 17.9.1940 tungsgesellschaft vom Roten Kreuz chronik der Ortsstelle wörgl In Wörgl fand das „Rothe Kreuz“ erstmals 1905 seine Erwähnung. Dort gründete man, wie auch in Kufstein, einen Frauen-und Männer-Hilfsverein vom „Rothen Kreuz“ unter der Präsidentin Sofie Deiser. Die Tätigkeiten des Vereins fanden damals schnell große Aner- kennung in der Gemeinde, vor allem die Versorgung von erkrankten und verunglückten Personen. Leider kam es aber immer wieder, aufgrund von zu langen Transportwegen und folglich der zu spät einsetzenden Hilfemaßnahmen dazu, dass Menschen trotz guter Überlebenschancen starben. Zudem verlangten die oft stundenlangen Fußmärsche bis zum nächstgelegenen Kran- kenhaus den damaligen Sanitätern jegliche Kraft ab. Bald schon wurde die Notwen- Das Wappen der Rettungsgesellschaft digkeit eines Rettungswagens deutlich, doch bis dahin vergingen noch etliche Jah- Wörgl re. Rudolf Ostermann nahm diese Gegebenheiten jedoch zum Anlass und regte am 18. August 1909, bei der 4. Generalversammlung, die Gründung einer eigenen Freiwilli- gen Rettungsabteilung an. Nur ein Jahr später, am 10. August 1910, war es dann soweit und dieses Vorhaben konnte in die Realität umgesetzt werden. Zu allererst wurde eine Fahrbahre mit Tragseil angeschafft. Wie wir den Aufzeichnun- gen entnehmen können, war man damals damit durchschnittlich 36-45 Mal pro Jahr im Einsatz. Zudem gab es bereits die ersten Sanitätskurse, welche Dr. Anton von Avanzini leitete. Ebenso gab es auch einen Kurs für KrankenwärterInnen unter der Leitung von Dr. Peter Zottl sen. 1913 kam dann erstmals ein bespannbarer Pferdekutschenwagen für den Krankentrans- port zum Einsatz, welcher von Wagnermeister Franz Albert gebaut wurde. Die dafür an- fallenden Kosten von 1.600 Kronen konnte man mittels Haussammlungen, verschiedener Wohltätigkeitsveranstaltungen, Beitragszahlungen der umliegenden Gemeinden und einer Subvention des Landesverbandes Tirol, sowie der Zentralstelle in Wien aufbringen. Helferinnen und Helfer der „Freiwilligen Rettung Wörgl“ um Der erste „Rettungswagen“ der Rettungsgesellschaft Wörgl. 1913/14. 26
Ein Umzug in Kufstein Manfred Greiderer (l.) und Dr. Josef Scherntha- Im Kleiderladen Wörgl Erste-Hilfe-Kurs in den 1970-ern ner vor einem Rettungswagen der Ortsstelle Wörgl chronik der Ortsstelle wörgl Als dann 1914 der Erste Weltkrieg ausbrach, unterstellte sich die Freiwillige Rettungsabteilung wieder dem Frauen- und Männer-Hilfsvereins des Roten Kreuzes. Im fünften Kriegsjahr wurden die Leistungsberichte immer seltener und die Versor- gungslage immer schwieriger, bis das Rote Kreuz nach dem militärischen Zusammenbruch seinen Dienst schlussendlich einstellen musste. Ein Tätigkeitsbericht der Freiwilligen Ret- tungsabteilung aus dem Jahre 1922 zeigt die triste Situation der Nachkriegsjahre: „Das Inventar wie auch die ausübenden Mitglieder wurden die Jahre her sehr gelichtet. Es sind gegen- wärtig nur mehr 3 Mann aktiv gegen 24 zur Zeit der Gründung.“ Es dauerte, bis man sich vom Ersten Weltkrieg wieder erholte. Rotkreuzhelfer von Wörgl um 1916 vor einem Lazarettzug. 1936 konnte dann endlich das erste gebrauchte Auto an- gekauft werden. Wagnermeister Albert und Sattlermeister Meyer stellten sich damals unentgeltlich für die Ausstattung dieses Fahrzeuges zur Ver- fügung. Zur Zeit des zweiten Weltkrieges wurde in Wörgl die Freiwillige Rettungsgesellschaft schließlich aufgelöst und der Deutschen Roten Kreuz Kreisstelle Kufstein unterstellt. „Die Wörgler Mitglieder sind bis auf 1 Mann dem Deutschen Roten Kreuz nicht beigetre- ten.“, wie es in einem Bericht aus jener Zeit heißt. Die Ortsstelle Wörgl, musste unter dem Deutschen Roten Kreuz somit neu organisiert werden und feierte am 27. April 1941 ihre Wiedereröffnung. Von 1946 bis 1959 übernahm schließlich Prim. Dr. Max Brandl die Ortsstelle Wörgl. 1959 kam es jedoch zu internen Differenzen mit dem Bezirksstellenleiter Dr. Hans Staf- ler. Ursache dafür war ein aus arbeitsrechtlichen Gründen auferlegtes Nachtfahrverbot Prim. Dr. Max Brandl die ortsstellenleiter von wörgl seit gründung 1909-1932 Fidel Dieser 1985-1988 Franz Hofer 1932-1939 Rudolf Berger 1988-1992 Dr. Heinrich Prennschütz-Schützenau 1939-1946 Johann Stöger 1992-2001 Gerhard Baumgartinger 1946-1965 Primar Dr. Max Brandl 2001-2005 Mag. Michael Czastka 1965-1978 Dr. Peter Zottl jun. 2005-2013 Dr. Kurt Höfler 1979-1985 Adolf Hartmann seit 2013 Mag. Michael Czastka 27
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