Next Level Truck - SPECIAL - Die neue Lkw-Generation von MAN - die beste Lösung für Fahrer und Unternehmer - MAN.eu
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Nº1 2020 S P E CI A L Next Level Truck Die neue Lkw-Generation von MAN – die beste Lösung für Fahrer und Unternehmer
Nº1 2020 S P E CI A L Next Level Truck Die neue Lkw-Generation von MAN – die beste Lösung für Fahrer und Unternehmer
Starkes Team Endlich ist es so weit Die neuen MAN-Trucks finden ihren Weg von der Fertigung auf die Straße. Der Anspruch? Go digital Aus guten Fahrzeugen großartige Fahrzeuge zu machen. Die neuen Lkw sind effizienter, dynamischer und komfortabler als jemals zuvor. Bereit für eine neue Ära.
Inhalt FOTOS: MAN/Lothar Reichel (Cover); MAN/Joe Hoelzl (Starkes Team); Robert Rieger (Detail); Stephan Rumpf/Süddeutsche Zeitung Photo (J. Drees); Mario Wagner (Illustration); Bernhard Huber (Schweden); Felix von der Osten (Serienband); Mattia Balsamini (Fahrerhaus) Special DER NEUE LKW 06 Next Level Driving Die Truck-Familie im Überblick. 14 Auf den Kunden abgestimmt 40 MAN-Vorstandsvorsitzender Joachim Drees im Interview über die neue Lkw-Generation. 18 Thinktank für Trucks Von der Idee zur Serienreife – ein Besuch bei den Chefentwicklern. 24 Alles unter Kontrolle Wie Testanwendungen und zehn Jahre Entwicklungsarbeit das 14 24 perfekte Fahrerhaus ermöglichen. 30 Fit for Future Fortschritt mitgedacht: Die offene Elektronik-Architektur macht die neue Baureihe zukunftsfähig. 32 Mission Undercover Der neue Truck beweist sein Können und seine Robustheit über Tausende von Testkilometern. 40 Klare Linien Form trifft auf Funktionalität – die Designer von MAN stellen die neue Truck-Gestaltung vor. 44 Perfekt im Takt Wie die neue Lkw-Generation welt- weit den Rhythmus der Maschinen STANDARDS in den MAN-Werken bestimmt. 52 Applaus mal 14 04 Editorial Transportprofis erleben erstmals Die Welt der neuen Truck Generation auch im Onlineformat 12 Drehzahl das vollendete Fahrzeug. Videos, Fotostorys, Interviews und Reportagen rund um die neue Lkw-Serie 66 Moments auf der Website unter www.mantruckandbus.com 54 Immer in Bewegung 67 Impressum Über die starke Partnerschaft 68 Zoom zwischen dem Logistikanbieter Duvenbeck und MAN. 57 Wandel beginnt im Kopf Im Dienst der Digitalisierung: MINUS 45 GRAD DIE GEBURT EINES TRUCKS FAHRERHAUS ERLEBEN Niklaus H. Waser von MAN. Spannende Momente Wie der erste neue Wie viel Wissenschaft mit dem neuen Truck MAN TGX über das steckt im Cockpit der 58 Die Zukunft rollt an in Schweden. Serienband läuft. neuen Lkw-Baureihe? Der neue Truck fährt los. M AN M AGA Z I N S P EC I A L Nº1 2020 03
Ein starkes Team Dr. Susanne Bauer und Dr. Sebastian Weig waren als Projektleiter maßgeb- lich für die Entstehung der neuen Truck Generation verantwortlich.
#Editorial Eine Frage des Teamgeists Robert Rieger (1, 14, 18); Dirk Bruniecki (10, 15); Julia Sellmann ( 5, 17); Fritz Beck (7); Bernhard Huber (3) Jetzt fängt für uns die Zukunft an. Mit der neuen MAN Truck Gene- ration präsentieren wir Ihnen nicht nur den INNOVATIVSTEN und besten Lkw, den wir je gebaut haben, sondern unterstützen Sie als STARKER PARTNER noch smarter bei allen zukünftigen Herausfor- derungen der Transportbranche. Das neue Fahrzeug zu entwickeln, war für uns eine echte Herausforderung. Aber dank der vielen KLUGEN KÖPFE, DES ENORMEN TEAMSPIRITS und vor allem des gemeinschaftlichen Know-hows haben wir sie gemeistert. Nicht nur in der frühen Planungsphase spielte die Zusammenarbeit mit unseren Kunden und Partnern eine enorm wichtige Rolle: Um zu verstehen, was in der Praxis funktioniert, haben wir über 700 Fah- rer an Lkw-Raststätten gefragt, was für sie wichtig ist. Mehr als fünf Jahre lang haben FOTOS: Felix van der Osten (v. l. n. r. Bild 2, 4, 6, 9, 11, 12, 13, 16, 21, 22, 24); MAN/Joe Hoelzl (8, 19, 20, 23); unsere Ingenieure, Designer, Testfahrer und Konstrukteure an Details der neuen Bau- SO FING ES AN Von den ersten Skizzen bis zum fertigen Fahrzeug war es ein langer Weg. Rund 167.000 Arbeitsstun- reihe getüftelt. Wir haben mit 150 KUNDEN den stecken im Design der neuen Truck Generation. aus 13 Ländern auf der ganzen Welt disku- tiert und ihre dringendsten Anforderungen herausgearbeitet. Umso größer war unser Stolz, als nach Hundert- tausenden Stunden Entwicklung, Planung und Produktion endlich der erste neue Truck vom Band lief. Wir sind uns sicher, wir kön- nen Sie mit dieser Special Edition des „MAN Magazins“ begeistern. Viel Spaß beim Entdecken unseres neuen Fahrzeugs! Dr. Susanne Bauer Dr. Sebastian Weig M AN M AGA Z I N S P EC I A L Nº1 2020 05
#SimplyMyTruck MAN/Joe Hoelzl Fotografie Die Allrounder So vielseitig wie ihre Herausforderungen: Der dynamische TGM und der extrem wendige TGL bringen nun noch mehr Transportleistung auf die Straße. Im städtischen Verteilerverkehr zeigen sie dank innovativer Assistenzsysteme ihre absolute Bestform. 06
Der Wirtschaftliche Mit seinem voll auf Effizienz und Perfor- mance getrimmten Antrieb holt der neue TGX aus jedem Tropfen Kraftstoff noch mehr Power heraus. Zudem überzeugt der smarte Langstreckensieger nun mit noch mehr Fahr- und Wohnkomfort. 09
#SimplyMyTruck 10
Der Starke Es gibt keine Mission, die für diesen Nutzlastspezialisten zu schwierig wäre: Ob auf der Baustelle in Schlamm, Kies und Schotter oder im schweren Nah- und Verteilerverkehr, der starke TGS ist ein Alleskönner und überzeugt mit noch mehr Power. 11
#Drehzahl Zahlen, bitte! Ein beeindruckendes Fahrzeug sorgt KABINENFARBEN Viele Transportunter- nehmen haben spe- für beeindruckende Zahlen. Und wir finden: zielle Farbwünsche oder möchten ihre Trucks in ihren Unter- Ein bisschen INSIDERWISSEN auf einen nehmensfarben gestalten. Kein Problem, Blick kann nicht schaden. Hier sind denn das Fahrerhaus des neuen Lkw steht einige interessante Fakten zur neuen in 3.000 Nuancen parat. Die Launchfarbe Lkw-Baureihe. heißt übrigens Golden Topaz. 8 KABINENGRÖSSEN Für jeden Einsatz- zweck gibt es das passende Fahrer- haus. Die größte Kabine, das Fahrer- haus GX, bietet 1.148 Liter Stauraum – das ist mehr als ein Kubikmeter. Bewe- gungsfreiheit ist die Devise. Im großflächi- gen Mittelbereich steht dem Fahrer ein Freiraum zum Stehen oder Umziehen zur 2100 Verfügung. Dank des drehbaren Vario- Beifahrersitzes kann er seine Beine auch dorthin gemütlich ausstrecken. Das MAN-Mitarbeiter Komfortbett kann in waren insgesamt am eine Sofaposition Projekt beteiligt. umgestellt werden. 12 MA N M AGA ZI N SPE CI AL Nº1 2020
8% WENIGER 120 KRAFTSTOFFVER- BRAUCH Durch alle effizienz- FOTOS: MAN/Joe Hoelzl (Kabine); GettyImages/fad1986 (Laptop) steigernden Produktneu- heiten verringert sich der Kraftstoffverbrauch einer LÄNDER KONFIGURATOR Rund Standardsattelzugmaschine In so vielen Ländern wird 900 Fahrzeugeigenschaften mit D26-Motor (Euro 6d) der die neue MAN Truck können Kunde und Verkäufer neuen Lkw-Baureihe von Generation in den Jahren im Truck-Konfigurator online MAN um insgesamt acht 2020 und 2021 gelauncht. bestimmen. Dazu gehören Prozent gegenüber einem Einsatzzweck, Baureihe, Fahr- Fahrzeug des Modelljahrs gestell, Antrieb und Kabine. 2018 (Euro 6c). Macht jeden arbeitstag zu eineM besonderen. erleben sie den hiab-MoMent hiabgermany.de
#Strategie „Perfekt auf den Kunden abgestimmt“ Die neue Truck Generation kommt in einer Zeit großer Umbrüche auf den Markt. Im Interview erläutert JOACHIM DREES, Vorsitzender des Vorstands von MAN Truck & Bus, was die wichtigsten Pluspunkte des Fahrzeugs sind und warum es das Geschäft des Kunden vereinfacht. Interview Sönke Wiese In den vergangenen Jahren war es das wichtigste Projekt bei MAN Truck & Bus, nun stellen Sie den neuen Truck der Öffentlichkeit vor. Was ist das für ein Gefühl? JOACHIM DREES Das ist ein Wahnsinnsgefühl! Ich kann mich noch genau an den Moment erinnern, als ich die ersten Kon- zepte des neuen Trucks gesehen habe: Das war im April 2015, kurz nachdem ich Vorsitzender des Vorstands von MAN Truck & Bus geworden war. Dieser erste Einblick hat mich absolut fasziniert. Bis dahin hatte ich ja nur von außen einen Eindruck FOTO: Stephan Rumpf/Süddeutsche Zeitung Photo von den MAN-Produkten bekommen. Aber als ich dann all die Details schon in den allerersten Fahrzeugstudien sah, war ich vollkommen begeistert. Und dann fing die eigentliche Arbeit erst richtig an. In den vergangenen fünf Jahren haben wir alles gegeben, damit wir unseren Kunden und den Kunden unserer Kunden das beste Fahrzeug am Markt präsentieren können. Dafür möchte ich mich bei allen Beteiligten bedanken. Das ist eine unglaubliche Teamleistung. Alle sind über sich selbst hin- ausgewachsen. Wir alle bei MAN können sehr stolz auf diesen großartigen Truck sein. Und mich persönlich macht es stolz, Teil dieser starken Mannschaft zu sein. 14 MA N M AGA ZI N SPE CI AL Nº1 2020
VORDENKER Unter Führung von Joachim Drees haben die Mitarbeiter von MAN den neuen Lkw ent- wickelt. Zugleich hat der Vorstandsvorsitzende der MAN Truck & Bus SE das Unternehmen noch stärker auf die Bedürfnisse der Kunden ausgerichtet. M AN M AGA Z I N S P EC I A L Nº1 2020 15
#Strategie Wie viele Mitarbeiter waren insgesamt an der Entwicklung beteiligt? J. DREES Am Anfang gab es eine kleine Gruppe von Kollegen, Der neue Truck die die ersten Ideen entwickelten. Im zweiten Schritt haben wir ein Kernteam von 80 Mitarbeitern gebildet, schließlich waren verbraucht es zwanzig Teams mit Vertretern aus jedem Bereich – mehr als 200 Leute weltweit. Letztlich ist ganz MAN in das Projekt invol- viert, rund 2.100 Mitarbeiter waren insgesamt beteiligt. Einge- acht Prozent bunden waren aber auch 150 Kunden: Wir haben sie immer wieder in den Entwicklungsprozess mit einbezogen, weil es weniger Sprit als uns sehr wichtig war, den neuen Truck von Anfang an an den Bedarfen der Kunden auszurichten. das Modell zuvor. Inwiefern ist der Launch der neuen Lkw-Generation etwas ganz Besonderes? Acht Prozent! J. DREES Der letzte Launch dieser Dimension war für uns der MAN TGA im Jahr 2000 – bis heute eine einmalige Erfolgsge- Das ist enorm schichte. Und die neue Baureihe schreibt nun diese positive Entwicklung fort. Sie müssen sich vorstellen: Ein solches Ereig- nis erleben die meisten Mitarbeiter nur einmal in ihrem Berufs- und bedeutet für leben. Da ist es klar, dass sich alles im Unternehmen über Jahre darauf fokussiert. Schließlich ist die neue Truck Generation unsere Kunden künftig das Aushängeschild von MAN. Die Markteinführung fällt in eine Zeit großer Umbrüche, bares Geld. die Transportbranche befindet sich in einer tief greifen- den Transformation. Ist das ein guter Zeitpunkt für eine neue Lkw-Generation? J. DREES Unser neuer Truck ist nichts weniger als die Antwort auf die Herausforderungen und Veränderungen unserer Bran- che. Der Kunde braucht ein zuverlässiges Fahrzeug, das wirt- schaftlich und vom Handling bis zum Komfort perfekt auf ihn abgestimmt ist. Außerdem bestmöglichen Service. Das bieten wir ihm mit der neuen Truck Generation. Er bekommt von uns das beste Gesamtpaket am Markt, mit dem wir ihm seinen Job einfacher machen. Genau darum geht es. Das meinen wir mit unserem Markenversprechen: Simplifying Business. Was sind die Herausforderungen der Transportbranche? J. DREES Ein großes Problem ist der Fahrermangel. In Europa etwa fehlen heute bereits 50.000 Fahrer. Wenn ein Spediteur die besten Fahrer gewinnen und halten will, sollte er ihren Ar- beitsplatz bestmöglich gestalten. Eine weitere Herausforde- rung: die zunehmende Digitalisierung aller Logistikprozesse. Digitale Services machen das Geschäft zwar wesentlich effizi- enter und helfen, höhere Margen zu realisieren. Aber die Kehr- seite ist die größere Komplexität, die vielen unserer Kunden zu schaffen macht. Und schließlich ist das Thema Nachhaltigkeit von entscheidender Bedeutung. Der Gesetzgeber verlangt eine deutliche Reduzierung des CO2-Ausstoßes. Bis 2025 um 15 Prozent, bis 2030 um 30 Prozent. Dazu bietet der neue Lkw Antworten: Das neue Fahrzeug verbraucht im Fernverkehr acht Prozent weniger Sprit als das bisherige Modell mit Euro 6c- Motor. Acht Prozent! Das ist enorm. Es reduziert die Emissio- nen nachhaltig und bedeutet für unsere Kunden bares Geld. 16 MA N M AGA ZI N SPE CI AL Nº1 2020
Was sind für Sie die hervorstechendsten Eigenschaften, Fassen wir noch mal zusammen: Ein zuverlässigeres die die neue Truck-Baureihe von MAN zum besten Fahrzeug, ein Arbeitsplatz, der perfekt auf den Fahrer Gesamtpaket am Markt machen? zugeschnitten ist, gesteigerte Effizienz und Wirtschaftlich- J. DREES Vier Punkte sind besonders wichtig. Erstens haben keit – das sind die wichtigsten Merkmale des neuen Lkw? wir das Fahrerhaus komplett neu gestaltet und den derzeit J. DREES So ist es. Eigentlich braucht man gar nicht mehr viele innovativsten und komfortabelsten Fahrerarbeitsplatz der Worte verlieren, unser Claim sagt im Grunde alles: Simply my Nutzfahrzeugbranche geschaffen. Zweitens sorgen wir für Truck. Und das heißt: Der Fahrer und der Transportunternehmer noch größere Effizienz und Wirtschaftlichkeit. Mit dem neuen haben exakt das Fahrzeug, das sie für ihren Job brauchen. Wir Fahrzeug reduzieren wir den Kraftstoffverbrauch – wie schon sind überzeugt, dass wir dafür mit der neuen Truck Generation gesagt – um bis zu acht Prozent. So sinken die Gesamtbe- das beste Gesamtpaket anbieten. Und ich wiederhole mich: Ent- triebskosten erheblich. Zudem haben wir die Nutzlast verbes- scheidend ist, dass wir den Job unserer Partner und ihrer Fahrer sert, bis zu 230 Kilogramm zusätzlich sind möglich. Dritter so einfach wie möglich machen. Simplifying Business: Dafür Pluspunkt: eine optimierte Uptime. Wir sind der Hersteller mit steht die neue Fahrzeuggeneration. den langfristig zuverlässigsten Fahrzeugen. Seit Jahren sind die TÜV-Reports eindeutig: Die Quote von mängelfreien Fahr- Inwiefern verändert der Wandel in der Transportbranche zeugen steigt bei uns immer weiter. Mit MAN ServiceCare auch das Unternehmen MAN Truck & Bus? bieten wir ein proaktives Wartungsmanagement an, mit dem J. DREES Die radikalen Veränderungen in unserer Branche ver- dank vorausschauender Planung und intelligenter Bündelung ändern natürlich auch MAN. In der Transformation, in der sich von Wartungsterminen die Fahrzeugverfügbarkeit nochmals unser Unternehmen befindet, sind wir in allen Bereichen gefor- deutlich gesteigert werden kann. Und schließlich viertens: Wir dert. Unsere neue Truck Generation steht für diesen Wandel. versprechen unseren Kunden eine persönliche, kompetente Mit dem Start dieses Projekts nahm auch unsere interne Neu- und verlässliche Partnerschaft. Rund 1.700 Servicecenter ausrichtung Fahrt auf. Von der Forschung über die Produktion und Werkstätten in 138 Ländern sprechen für sich. bis hin zum Marketing und zur Kommunikation: In allen Berei- chen haben wir – parallel zur Entwicklung des neuen Lkw – Pro- Wie stellen Sie sicher, dass der technische Standard zesse und Strukturen neu aufgesetzt. Oberste Prämisse war, des neuen Trucks nicht in ein paar Jahren wieder MAN Truck & Bus auch intern in jedem Winkel noch kundenori- überholt ist? entierter auszurichten. Wir haben also nicht nur einen neuen J. DREES Wir verwenden bei der neuen Generation eine kom- Truck gebaut, sondern wir haben das gesamte Unternehmen plett neue Elektronikarchitektur, die für die Integration künfti- weiterentwickelt. Dabei hat das gesamte MAN-Team alles ge- ger Anforderungen bereit ist. So lassen sich beispielsweise geben! Die MAN-Mitarbeiter haben die ganze Zeit über alles weitere Sensoren und Funktionen problemlos nachrüsten. gegeben. In diesem Produkt stecken die ganze Leidenschaft Dies macht die unkomplizierte Integration von alternativen An- und das Herzblut von MAN. Wir bieten dem Kunden das beste trieben, neuen Assistenzsystemen oder Automatisierungs- Gesamtpaket am Markt, unser Flaggschiff bei MAN. funktionen möglich. Dabei haben wir schon heute bei dem Fahrzeug ein neues Level der Digitalisierung erreicht: Er ist der erste voll vernetzte Truck, mit einer Infrastruktur, die offen für weitere digitale Anwendungen in der Zukunft ist. Auch die Ver- sorgung mit Over-the-air-Services wird künftig möglich sein. Wenn sich also die Bedürfnisse des Kunden ändern, wird er seinen Lkw künftig entsprechend anpassen können. Die Anforderungen der Kunden im Rahmen ihrer modernen Logistik werden immer vielfältiger, die Fahrzeuge müssen immer spezifischer auf sie zuge- schnitten werden. Wie gehen Sie damit um? J. DREES Wir gehen die Konfiguration künftig viel stärker von der Transportaufgabe und dem konkreten Bedarf des Kunden her an. Dafür fragt unser Sales-Personal anhand verschiede- ner Kriterien die individuellen Bedürfnisse des Interessenten ab. Das dauert im Normalfall gerade mal fünf Minuten und ver- FOTO: MAN/Joe Hoelzl einfacht den gesamten Auswahlprozess für den Kunden enorm. Natürlich sind am Ende noch sehr spezifische Anpas- IN VOLLER FAHRT sungen möglich. Entscheidend ist, dass wir viel effizienter ge- VIDEODie neue Truck worden sind: Wir haben jetzt zehn Prozent mehr Varianten im Generation von MAN erleben. Angebot, aber 20 Prozent weniger Teile. go.man/120film M AN M AGA Z I N S P EC I A L Nº1 2020 17
#Innovation 18 MA N M AGA ZI N SPE CI AL Nº1 2020
Thinktank für Trucks Fünf Jahre harte Arbeit, inten- sives Teamwork und aufreibende Testläufe liegen hinter ihnen. Manuel Marx und Stephan Schütt haben es geschafft. Aus ihrer Idee auf Papier ist ein serienreifer Truck geworden. Ein Besuch bei den CHEFENT WICKLERN von MAN. Text Felix Enzian Fotografie Dirk Bruniecki 19
#Innovation D Die Lastwagen und Busse der Zukunft entstehen an einem konkreten Ort: dem Gebäude A60 in München. Das EPI-Zentrum (Erprobungs-, Proto- typen- und Innovationszentrum) auf dem MAN- Werksgelände ist nur für Eingeweihte zu errei- chen. Zwei Sicherheitsschranken schützen die geheime Entwicklungsarbeit vor neugierigen Bli- cken. Auf 33.000 Quadratmeter Fläche arbeiten 360 Ingenieure an neuen Fahrzeugkonzepten. Einer von ihnen ist Dr. Manuel Marx. Der Leiter der Gesamtfahrzeugentwicklung von MAN trägt weder Anzug noch Laborkittel, sondern Jeans und Pulli. „Wir sind keine Freaks im Elfen- beinturm, die verrückte Erfindungen entwickeln“, sagt Marx. „Unsere Projekte orientieren sich an den Bedürfnissen der Kunden. Die Ergebnisse müssen den Nutzen und die Kosten richtig ausba- lancieren, um marktfähig zu sein.“ Ein Exemplar von Marx’ neuestem „Baby“ steht vor ihm in der Entwicklungswerkstatt. Stolz und fast zärtlich streicht der Entwicklungschef über den goldenen Lack eines neuen MAN TGX. Die vergangenen fünf Jahre seines Berufslebens hat Manuel Marx in erster Linie diesem Fahrzeug gewidmet. „Wir haben die Stärken des MAN- Trucks deutlich verbessert, seine Schwächen be- hoben und ihn mit der neuen EE-Architektur auf die Zukunft vorbereitet“, fasst er das Ergebnis zu- 20 MA N M AGA ZI N SPE CI AL Nº1 2020
Prototypenbau Manuel Marx, Leiter der Gesamt- fahrzeugentwicklung von MAN (im roten Pullover), und Stephan Schütt, Chefent- wickler Kabine/Chassis (im blauen Anzug), begutachten viele Arbeitsschritte am neuen Truck persönlich. Im EPI-Zentrum von MAN entwickeln 360 Ingenieure die Nutzfahrzeugkonzepte von morgen. Das Gebäude hat weiträumige Werkstatt- flächen auf fünf Etagen. sammen. „Das hier ist nun der optimal austarierte Bauteile im Test Die Lkw.“ Besonderes Augenmerk legten die Entwick- Kühlerstütze (großes Detail- foto) des neuen Lkw wurde ler von MAN auf die Fahrerkabine. Für deren Mo- nochmals optimiert, nach- dernisierung war Stephan Schütt verantwortlich. dem bei einem Langzeitan- Der Chefentwickler Kabine/Chassis bevorzugt im wendungstest Risse aufge- treten waren. Lastwagen Gegensatz zu seinem Kollegen Manuel Marx den von MAN sind für eine Be- klassischen Anzug. Doch wenn man erlebt, wie triebsfestigkeit von 1,2 bis die beiden gut gelaunt miteinander scherzen, wird 1,5 Millionen Kilomtern aus- klar: Das Duo ist ein blendend eingespieltes gelegt. Absolute Robustheit der Bauteile ist Pflicht. Ers- Team. Die gemeinsame Arbeit an neuen Ideen te Modelle werden im Labor macht ihnen große Freude. „Wir haben den Lkw- aus Blech gefertigt, im 3-D- Fahrer bewusst in den Fokus der Entwicklung ge- Printer ausgedruckt oder aus Holz geschreinert. rückt. Unsere Aufgabenstellung war: Wie können wir dem Fahrer seine Tätigkeit erleichtern und au- ßerdem seinen Wohn- und Schlafkomfort verbes- sern?“, erzählt Schütt. Außen Evolution, innen Revolution In der Konsequenz wurde die Kabine innen kom- DIE STÄRKEN DES plett neu entworfen, während das muskulöse äu- ßere Design nur behutsam weiterentwickelt wur- TRUCKS SIND VERBESSERT, de, um die Markenidentität von MAN zu wahren (siehe die Beiträge zum Fahrerhaus und Design DIE SCHWÄCHEN WURDEN auf den Seiten 24 und 40). Stephan Schütt bringt das Innovative der neuen Lkw-Generation auf den BEHOBEN. Punkt: „Außen Evolution, innen Revolution.“ Bis der Lkw Gestalt annahm, durchlebten die Ent- Dr. Manuel Marx wickler von MAN allerdings arbeitsreiche Jahre. Leiter Gesamtfahrzeugentwicklung MAN M AN M AGA Z I N S P EC I A L Nº1 2020 21
#Innovation Wenige Jahre nach der Einführung des ersten TGX im Jahr 2010 keimten Ideen für das Nachfol- MEILENST E INE gemodell. „Sobald ein Fahrzeug einen gewissen Zyklus erreicht und bei vielen Transportunterneh- men im Einsatz ist, ist es Zeit, sich Gedanken zur Die Idee Optimierung zu machen“, schildert Manuel Marx, wie sich die Entwicklung der nächsten Lkw-Gene- wird real ration anbahnte. Anregungen und neue Anforde- rungen kamen dabei von mehreren Seiten: aus Über diese fünf Etappen lief die den Fachabteilungen von MAN und vor allem von Entwicklung des MAN-Kunden, die Verbesserungsvorschläge zur neuen Lkw. bisherigen Lkw-Familie einbrachten. Gesetzliche Vorgaben zur Crashsicherheit, die ab 2021 gelten, spielten bei diesen Überlegungen zusätzlich eine Startschuss Rolle: Spätestens dann muss MAN das neue Mo- dell auf den Markt bringen. „Die Entwicklung eines 15. MAI 2015 Nun wird Lkw ist viel komplexer als die eines Pkw“, stellt die Entwicklung des Stephan Schütt klar. „Wir haben nicht nur ein ein- neuen Fahrzeugs bei zelnes Fahrzeugmodell, sondern unser gesamtes MAN offiziell begonnen. Echte Perfektionisten Manuel Marx und Stephan Schütt haben ein Auge auf Konzept alle Entwicklungsprozesse. Von der Dachterasse aus 18. MÄRZ 2016 Mit verfolgen sie die Fahrten dem Concept-Freeze auf einer Teststrecke. legt MAN die Grund- elemente des Lkw fest. Prototyp 16. MAI 2017 Erstmals wird ein vollständiger Prototyp des neuen Trucks aufgebaut. Vorläufer 12. MÄRZ 2019 Auf dem MAN-Serienband in München wird der Vorläufer produziert. Premiere 10. FEBRUAR 2020 In Bilbao (Spanien) erlebt die Weltöffentlichkeit die neue Lkw-Baureihe. 22 MA N M AGA ZI N SPE CI AL Nº1 2020
Klimatest Auch im Kli- matestlabor schauen die Chefentwickler oft vorbei. Dort wurden Bauteile des neuen Trucks extremen Temperaturen und Simu- lationen von Umweltein- flüssen ausgesetzt. Das Verfahren stellt die Verläss- lichkeit der verwendeten Materialien im Lkw sicher. Produktportfolio modernisiert. Ein solches Projekt ist nicht leicht zu stemmen. Wegen der längeren Entwicklungszyklen bei Trucks hatten nur noch wenige Mitarbeiter im Unternehmen die Erfahrung der Einführung eines so umfassend erneuerten Produkts.“ Dennoch meisterte das Team von mehr als 200 MAN-Mitarbeitern den Prozess. Der span- nendste Moment auf dem Weg zum Launch des weiterhin ausgiebig Probe gefahren, um letzte neuen Lkw war für die Entwickler die erste Präsen- Details zu optimieren. Von einer Dachterasse aus tation des fertigen Lkw vor Kunden und Fachjour- schauen Marx und Schütt auf eine Teststrecke nalisten. „Vor diesem Termin war ich sehr nervös“, mit stark unebenem Kopfsteinpflaster hinab. Die- gesteht Stephan Schütt. „Durch die intensive Ar- se Rüttelstrecke dient der Belastungssimulation. beit waren wir mit dem neuen Truck quasi eins ge- „Allein hier hat der neue Lkw 30.000 Kilometer worden, nun mussten wir erleben, wie die Öffent- absolviert, um die dauerhafte Stabilität der Bau- lichkeit unsere Schöpfung beurteilt.“ Das Feedback teile zu testen“, erläutert Stephan Schütt. Der war überwältigend. Viele Kunden bedankten sich Testfahrer müsse schon nach einer halben Stun- ausdrücklich, dass MAN ihre Wünsche aufgegrif- de abgelöst werden, damit er durch das Rütteln fen und erfüllt hatte. keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen erlei- det – so hart ist der Belastungstest. Denn nur Fortlaufende Optimierung wenn wirklich alle Ansprüche an Funktionalität, Als echte Perfektionisten suchen Manuel Marx Robustheit, Design und Wirtschaftlichkeit des und Stephan Schütt ständig weiter nach Verbes- neuen Trucks erfüllt sind, geben sich die Entwick- serungsmöglichkeiten für die neuen Produkte. ler zufrieden. „Nicht alle Ideen aus der Vorent- Deshalb herrscht im Gebäude A60 immer eine wicklung gelangen bis zur Serienreife. Besonders rege Betriebsamkeit. Neue Trucks mit Erlkönig- stolz bin ich, dass wir den Drehdrücksteller MAN Tarnmuster fahren aus dem Entwicklungsgebäu- SmartSelect im neuen Cockpit realisiert haben“, de hinaus auf die Straßen Münchens. Auch weni- sagt Stephan Schütt. „Er ist eine Revolution für ge Monate vor dem Launch wird der neue Truck die Benutzerfreundlichkeit.“ M AN M AGA Z I N S P EC I A L Nº1 2020 23
#Fahrerhaus Alles unter Kontrolle Beim Fahrerarbeitsplatz der neuen Truck Generation hat MAN eine Revolution vollzogen. FAHRERHAUS UND COCKPIT wurden komplett neu Human Machine Interface gestaltet. Leichte Bedienbarkeit, Ergonomie und hoher Wohnkomfort Die Schnittstelle zwischen Technologie und Mensch heißt standen im Fokus. Zehn Jahre Human Machine Interface Forschung und Entwicklung mit (HMI). Beim Truck ist dies vor allem das Cockpit. 742 Testanwendern haben die perfekte Kabine möglich gemacht. Text Christine Mattauch Illustration Mario Wagner A uffallend oft sind es Betätigen der Parkbremse hat er sich 742 Lkw-Fahrer haben als Testan- kleine Dinge, die für sehr schnell gewöhnt. wender ihr Urteil abgegeben. Einer große Veränderungen Große Bewegungsfreiheit, mehr von ihnen ist Manuel Eichleiter. Er fuhr stehen. Der drei Fin- Sicherheit und nutzerfreundlich wie viele Kilometer im Simulator und gab ger breite Schalter nie zuvor: Damit punktet die neue in Workshops seine Meinung ab, zum Beispiel, direkt Lkw-Generation von MAN. Mit einem etwa zum Ergonomiekonzept. Viele neben dem Lenkrad. Das ist die neue Konzept, das schon im Ansatz auf die Monate später sieht er das Ergebnis elektrische Parkbremse, die früher als Bedürfnisse der Anwender zuge- in Form eines Prototyps. Aufgeregt Pneumatikhebel in einer eigenen Mit- schnitten ist. Beim neuen Lkw haben dreht er die Hebel am Lenkrad, drückt telkonsole neben dem Fahrersitz saß. sich die Entwickler nicht am Vorgän- Tasten, prüft die Menüführung auf Eine Mittelkonsole aber gibt es in der germodell orientiert, sondern am Ar- dem Bildschirm. Das Urteil, kurz und neuen Lkw-Generation nicht mehr. „Ist beitsalltag der Fahrer. Und diesen bündig: „Gefällt mir.“ Dann zieht er die mir direkt aufgefallen“, sagt Manuel Ansatz merkt man dem Fahrzeug an: Schubladen unterhalb des Armatu- Eichleiter. Freier Durchstieg im Fahrer- „Das Fahrzeug ist von Grund auf neu renbretts auf. „DIN A4 passt da locker haus – wenn das keine Verbesserung definiert“, sagt Dr. Britta Michel, die rein“, sagt er zufrieden. Mehr Platz ist! Eichleiter, 31 Jahre und Berufs- als Leiterin der Abteilung Central Re- überall in der Kabine – die Mittelkon- kraftfahrer seit 2009, ist begeistert. An search HMI mit ihrem Team maßgeb- sole ist ja weg. Dass diese verschwun- die neue Tastrichtung zum manuellen lich an der Entwicklung beteiligt war. den ist, hat weitere Vorteile. 24
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#Fahrerhaus Leicht zu Ruhebereich Maximale Erholung: Mehr als 1.100 Liter Stauraum erleich- tern das Unterbringen von bedienen Gepäck und Proviant. Das hochwertige Bett mit Latten- rost verwöhnt mit Schlafkom- fort. Denn um hellwach am Steuer zu sein, müssen die Fahrer vor allem gut schlafen. Der Mensch im Fokus: Cockpit und Fahrerhaus der neuen Lkw-Baureihe wurden komplett neu gestal- tet, um dem Fahrer seine Arbeit so einfach wie möglich zu machen. Alle Benutzeroberflächen sind auf leichte Bedienung zugeschnitten. Fahrer- arbeitsplatz und Wohnraum sind komfortabel wie nie zuvor. Das HMI-Team von MAN hat viele Test- anwender eingebunden, um die optimale Kabinen- ausstattung zu entwickeln: von Fahrern für Fahrer. Digitales Kombiinstrument Die vollständig digitalen Anzeigen des Kombiinstruments zeigen alle notwendigen Betriebs- informationen in leicht verständlicher Weise an. Fahrerkomfortsitz Exklusiv für MAN entwickelt: Der luftgefederte Fahrerkom- fortsitz lässt sich mit erweiter- ten Einstellmöglichkeiten leicht an individuelle Bedürfnisse FOTOS: MAN (6 x); Mattia Balsamini (Web) anpassen. In Kombination mit dem deutlich erweiterten Lenkradverstellbereich wird entspanntes, ermüdungs- Multifunktionslenkrad armes Fahren garantiert. Klar gegliedert: Die Tasten des Multifunk- tionslenkrads sind zu Inseln gruppiert und im Daumenradius erreichbar. Eine Belegung mit mehreren Funktionen wurde weitestge- hend vermieden. So ist die Bewegung der Hände auf ein Minimum reduziert. Haptisch fasst sich das Lenkrad sehr wertig an. 26 MA N M AGA ZI N SPE CI AL Nº1 2020
Lenkstockschalter Griffgünstig und bediensicher: Mit dem Lenk- stockschalter lassen sich Gänge schalten, Dauerbremssysteme regeln und Fahrprogramme anwählen – alles mit Fingerbewegungen in unmittelbarer Lenkradnähe. Trotz dieser konse- quenten Bündelung der wesentlichen Fahrfunk- tionen ist alles intuitiv und blind bedienbar. 12-Zoll- Mediasystem Informationen aus den Bereichen Navigation, Radio, Medien und MAN EasyControl Kommunikation werden in ein- Klettern war gestern: Dank der heitlichem Designstil leicht Bedienelemente in der Tür verständlich angezeigt. kann der Fahrer wichtige Funk- tionen des Lkw von außen steuern, etwa die Warnblinker setzen oder den Arbeits- scheinwerfer aktivieren. Gera- de auf der Baustelle oder im Lieferverkehr ist das bequem. MAN SmartSelect Drehen, drücken, fertig: Der MAN SmartSelect mit Hand- ballenauflage zur einfachen Steuerung von Infotainment und Navigationssystem lässt sich auch bei Fahrt auf holpri- gem Untergrund problemlos bedienen und lenkt den Blick des Fahrers nicht von der Fahrbahn ab. Passgenau für Nutzfahrzeuge entwickelt. Fernbedienung am Bett Praktisch und unverlierbar: Mit der Fernbedienung lassen sich Funktionen wie Klimaanlage, Radio, Hubdach und FAHRERHAUS Lenkzeitenkontrolle bequem im Liegen steuern. Das fördert die Erholung. Auf Wunsch zahlreicher Testfahrer ist die Fern- ERLEBEN bedienung absichtlich kabelgebunden – verbummeln geht INTERVIEWWie viel nicht. Sie ist in beide Liegerichtungen nutzbar. So kann der Psychologie steckt Fahrer auf die Standneigung des Lkw reagieren und seine optimale Liegeposition im Bett wählen. im Cockpit? go.man/120cockpit 27
#Fahrerhaus 1 2 1 Blickvermessung Im Fahrsimulator wird getestet, ob der Fahrer sich auf die Fahrbahn konzentriert oder sein Blick auf den Anzeigen verweilt. 2 Fahrsimulation Testfahrer Manuel Eichleiter steuert über eine Landstaße. 3 Teamwork Holger Mohra bespricht mit seinen Kollegen die Gestaltung des neuen Kombiinstruments. 3 28 MA N M AGA ZI N SPE CI AL Nº1 2020
Der Gangwahlhebel sitzt jetzt auch bei Schwingungseinflüssen des zu. „Bedienelemente sollten mög- rechts am Lenkrad, ein ergonomisch luftgefederten Fahrersitzes sicher und lichst zukunftsoffen sein“, sagt Holger MAN FORSCHT geformter Lenkstockschalter in griff- intuitiv bedient werden – stets unter Mohra. Hebel oder Kippschalter, die Entwickler günstiger Position. Seine Drehbewe- Beibehaltung einer komfortablen einrasten, passen nicht zu moderner, des Cockpits gungen sind optimal auf die Bewe- gungsabläufe der Hand abgestimmt. Sitzposition des Fahrers. „Ein echtes Highlight, hat sonst keiner“, findet flexibler Software. Deshalb gibt es in der neuen Lkw-Generation immer Mit dem Lenkstockschalter bedient Testanwender Manuel Eichleiter. Die mehr Tasten, deren Position nach der Fahrer zudem automatisierte Menüinformationen sieht der Fahrer dem Bedienen unverändert bleibt Fahrprogramme, eine Weiterentwick- auf dem Display, das auf einer ange- und die teilweise individuell konfigu- lung der bisherigen Getriebeschalt- nehmen Sichtebene angeordnet ist. riert werden können. Bei händischer programme. Deren Bedienung ist nun Er schaut dabei geradeaus, nicht Betätigung spürt der Fahrer unverän- deutlich komfortabler geworden – nach unten, und ist damit weniger dert einen Druckpunkt und weiß da- durch eine einheitliche Grafikgestal- vom Verkehr abgelenkt. Erstmals hat durch, dass er die Funktion erfolg- tung der Displayanzeigen. Diese sind MAN sämtliche Menüinhalte selbst reich wechselt. Dabei wurde viel Wert grundsätzlich so ausgelegt, dass je- erstellt und durchgängig gestaltet, im auf ein durchgängiges haptisches der Fahrer, ungeachtet seiner Ausbil- einheitlichen Designstil. Auch das Konzept gelegt: Es soll eben nicht so DR. BRITTA MICHEL dung und Erfahrung, das Fahrzeug trägt dazu bei, dass die Bedienung sein, dass eine Taste schwer zu drü- Die Leiterin der Abteilung maximal effizient und sicher bewegen übersichtlich und flüssig ist. cken ist und eine andere leicht. Mehr Central Research HMI kann. Neu ist auch das große digitale als zehn Jahre haben sich die Teams hat mit Testfahrern und TFT-Display hinter dem Lenkrad. Ta- Mehr Komfort, mehr Sicherheit um Britta Michel und Holger Mohra Wissenschaftlern am chometer und Drehzahlmesser sind Über das Kombiinstrument lässt sich mit der Weiterentwicklung der Be- neuen Lkw gearbeitet. nur noch virtuell und angeschnitten auch der Lenkzeitassistent aufrufen, dien- und Anzeigeelemente eines dargestellt, sodass in der Mitte viel der die Ergebnisse des digitalen Lkw beschäftigt. 742 Fahrer wurden Platz bleibt für weitere Informationen. Fahrtenschreibers aufbereitet: Per befragt und in Workshops einbezo- Zum Beispiel, welche Assistenzsyste- Knopfdruck kann sich der Fahrer bei- gen, zwei Dutzend Studien angefer- me eingeschaltet sind. Wichtig: Die spielsweise informieren, wie lange die tigt, Themen wie Ergonomie und Bildsprache ist selbst erklärend und gesetzlich vorgeschriebene Pause Haptik von Bedienelementen in Zu- prägnant. „Im Cockpit gibt es immer noch dauert und wann er die maxi- sammenarbeit mit Hochschulen und mehr Funktionen, trotzdem müssen male Lenkzeit erreicht. „Wir wollen es Forschungsinstituten erarbeitet. Die sie für den Fahrer überschaubar blei- den Fahrern so leicht wie möglich Entwickler fuhren aber auch selbst ben“, erklärt Holger Mohra, Abtei- machen“, sagt Britta Michel. Raststätten an, sprachen mit Fahrern, lungsleiter Vehicle Functions und Eine neue Qualität bedeuten ließen sich deren Cockpits und deren HMI. „Das gelingt mit unserem neuen die Bedienfunktionen in der Tür. Die selbst gebastelte Lösungen zeigen. Konzept.“ Die ergonomische Grund- Fahrer müssen nicht ins Fahrerhaus Die Leistung der Fahrer würdigen und HOLGER MOHRA auslegung des Cockpits sieht eine klettern, um die Warnblinker ein- und ihre Wünsche ernst nehmen – das Der Abteilungsleiter deutliche Trennung zwischen Anzeige auszuschalten oder die Rangierbe- war die Leitlinie für Michel und ihre Vehicle Functions und und Bedienung vor. Der Abstand der leuchtung zu verändern – ein Plus für Kollegen. „Denn sie sind es, und nicht HMI verantwortet die großen Displays zum Fahrer orientiert die Sicherheit. Unterstützung erhalten wir, die stundenlang an ihrem Fahrer- Serienentwicklung des sich am Prinzip Fernseher: Eine ver- sie zudem von verbesserten Assis- arbeitsplatz sitzen.“ neuen Fahrerarbeitsplat- gleichsweise große Distanz verbes- tenzsystemen beim Abbiegen und Zur Arbeit gehört die Entspan- zes. Mit seinem Team sert die Ablesbarkeit für Fahrer aller beim Spurwechsel: LED-Warnleuch- nung. Daher lassen sich Sitz und überführt er die frühen Altersklassen. Die Bedienelemente ten an der A-Säule warnen in mehre- Lenkrad mit nur einem Handgriff für HMI-Konzeptideen der sind hingegen alle komfortabel und ren Stufen, ob sich Radfahrer oder kurze Pausen verstellen. Im Kabinen- Forschungsabteilung in ohne Verlagerung aus der Sitzpositi- Fußgänger nähern, hinzu kommt ein dach gibt es sehr großzügige Staufä- konkrete Serienkonzepte on sicher erreichbar. Deutlich auf- akustischer Warnton. „Sehr gut, cher, in die auch Sporttaschen pas- und gestaltet sie aus. gewertet wurden Infotainment und wenn man da mehr Sicherheit hat“, sen. Und im Wohnbereich ist der Navigationssystem, dargestellt auf findet Eichleiter. Auch an der linken Kühlschrank passgenau unterm Bett einem zwölf Zoll großen Bildschirm. A-Säule gibt es eine LED-Warnleuch- integriert. Mit einer Liegenbedienung, Die Steuerung läuft über einen Dreh- te. Sie signalisiert herannahende Fahr- die erstmals ein Display hat, lassen drücksteller, integriert in das Armatu- zeuge im sogenannten toten Winkel – sich alle relevanten Funktionen steu- FOTOS: Mattia Balsamini renbrett: den MAN SmartSelect. Er ist hilfreich bei Überholmanövern und ern: Radio, Licht und Wecker ebenso mit einem Menüwahlring blind zu be- beim Einfahren auf die Autobahn. Wie wie Schiebedach, Zentralverriegelung dienen. Unterstützt durch eine Hand- im Pkw-Bereich nimmt auch beim und Standklimatisierung. Aufstehen ballenauflage kann das Infotainment- Transportverkehr im Lkw die Unter- fällt so viel leichter, wenn es im Lkw system mittels MAN SmartSelect stützung durch automatisierte Technik wohl temperiert ist. M AN M AGA Z I N S P EC I A L Nº1 2020 29
#Innovation EE-ARCHITEKT IT- und Elektronikspe- zialist Stefan Teuchert ist verantwortlich für die Elektrik und Elektronik sowie die Funktions- und Softwareentwicklung für MAN-Fahrzeuge. Die EE-Architektur des neuen Lkw, auf die er viele Jahre hingearbeitet hat, ist beruflich sein ganzer Stolz. Fit for Future 30 MA N M AGA ZI N SPE CI AL Nº1 2020
Wie ein Gehirn verar- lösen wollte. Das Ergebnis ist eine komplett neue beitet ein ZENTRALER INNOVATION EE-Architektur. Deren Kern bildet ein zentraler Rechner im Inneren des Fahrzeugs, eine Art Ge- RECHNER im neuen Transport- hirn, über den alle Informationen laufen und der MAN-Lkw alle Infor- wesen 4.0 alle Prozesse steuert. Das Geniale daran: Neue Funktionen können dank Internetschnittstellen mationen und steuert die Neue technische und ähnlich wie beim Smartphone aufgespielt werden, Prozesse im Fahrzeug. digitale Möglichkeiten sind große Chancen für ohne dass das Fahrzeug in die Werkstatt muss. Dazu können etwa Funktionen und Apps gehö- Das eröffnet unendliche das Transportwesen – ren, die beim kraftstoffsparenden Fahren unter- wie gemacht für die Möglichkeiten. Der Lkw neue Lkw-Baureihe. stützen oder bei der Erfüllung gesetzlicher Anfor- derungen helfen. Auch Software von Drittanbietern kann über die Nutzungs- kann problemlos integriert werden. Das ermög- dauer mit neuen Funktio- licht noch mehr Funktionalität und Mehrwert für den Nutzer. Diese Offenheit und Flexibilität macht nen ausgestattet wer- den neuen MAN-Truck zu einem zukunftssicheren den, die ans bestehende und nachhaltigen Fahrzeug. Seine wahre Stärke wird vor allem in den nächsten Jahren spürbar System andocken. FAHRERASSISTENZ- SYSTEME werden, wenn er sich durch neue Funktionen im Der Lkw-Fahrer muss Handumdrehen gewissermaßen selbst aktuali- Text Julia Illmer aufmerksam sein und siert. Auch für Updates des zentralen Rechners ist Fotografie Fritz Beck auf unvorhergesehene der neue digitale Truck vorbereitet. Situationen blitzschnell reagieren. Assistenz- systeme unterstützen Ein Rechner, tausend Möglichkeiten ihn und sorgen für Schon heute sind die Vorteile des neuen elek- K mehr Sicherheit. trisch-elektronischen Innenlebens zu spüren. So lar, einfach, bereit für die Zukunft können die unterschiedlichen Assistenzsysteme und offen muss sie sein, das war dank der zentralen Struktur deutlich besser zu- Stefan Teuchert, Leiter des Be- sammenarbeiten. Das steigert die Performance reichs Electric Electronic Systems des Fahrzeugs deutlich. Ein Beispiel: Die Karten- bei MAN, bereits vor 15 Jahren daten des Lkw werden zentral bereitgestellt und klar. Die Rede ist von der Elektrik- machen bestehende Funktionen wie das An- und Elektronik-Architektur (EE) der neuen Fahr- AUTOMATISIERTES triebsstrangmanagement (Fahren, Schalten), die zeuge. Über ein Jahrzehnt wurde hierzu geforscht FAHREN Kühlung oder den EfficientCruise noch voraus- und die Architektur entwickelt. Die wichtigsten Ein Highway Pilot könnte schauender. Das spart Kraftstoff und lässt die Prämissen: Zum einen das System so schlicht wie zukünftig den Fahrer bei Systeme menschenähnlicher und intuitiver agie- möglich halten, um für Stabilität zu sorgen und speziellen Fahraufgaben ren. Außerdem ist das perfekt abgestimmte Zu- ersetzen. Eine Techno- Ausfälle unwahrscheinlicher zu machen. Zum an- sammenspiel verschiedener Sensoren eine der logie mit viel Potenzial. deren das System außerordentlich flexibel gestal- wichtigsten Grundlagen für automatisiertes Fah- ten, damit unterschiedlichste Anwendungen inte- ren. Alle neuen Trucks sind bereits mit einer gro- griert werden können – auch solche, die es heute ßen Anzahl von Assistenzsystemen ausgestattet. noch gar nicht gibt. „Damit das möglich ist, haben Neu ist unter anderem der Abbiegeassistent, der wir uns gezwungen, radikal umzudenken“, erklärt den toten Winkel unter Kontrolle hat und so beim Teuchert. Bislang sind in Fahrzeugen dezentrale Abbiegen und Spurwechsel für Sicherheit sorgt. EE-Architekturen üblich. Viele Funktionen – vom Trotz der zahlreichen neuen Möglichkeiten Tempomat bis zum Abbiegeassistenten – haben DIGITALES ist die EE-Architektur aufgeräumt und auf das Nö- ihre eigene Hardware. „Das ist so, als würden Sie FLOTTEN- tigste reduziert. „Denn wo weniger drin ist, kann einen Laptop haben, auf dem nur Word läuft. MANAGEMENT auch weniger ausfallen“, sagt Teuchert. Ein hohes Wenn Sie Excel nutzen wollen, müssen Sie einen Fahrzeuge werden zu Maß an Standardisierung und Qualität der Soft- neuen Laptop kaufen. Paradox, aber in der Auto- rollenden Computern. ware bildet die Basis für jetzige und künftige An- mobilbranche gar nicht so unüblich“, sagt Das erleichtert ihre wendungen. So ist Teuchert und seinem Team Einbindung in die Teuchert. Außerdem ist die Kommunikation der eine kleine Revolution gelungen – ein Fahrzeug, digitale Logistik. verbauten Hardware untereinander mitunter das seiner Zeit voraus ist und der Entwicklung im schwierig und das Nachrüsten hat seine Gren- Bereich automatisiertes Fahren mit Sicherheit zen – Probleme, die Teuchert mit seinem Team neuen Schwung verleihen wird. M AN M AGA Z I N S P EC I A L Nº1 2020 31
MISSIO #Testfahrt UNDER Bis zur Serienreife hat ein neuer Lkw einen langen Weg vor sich. Einen essenziell wichtigen Part in seiner Entwicklung spielen die TESTFAHRER von MAN. Sie erproben die Funktionalität jeder ein- zelnen Komponente und setzen das Fahrzeug extremen Bedingungen aus. In Schweden etwa manövrieren die Testpiloten es bei bis zu minus 45 Grad Celsius über vereiste Straßen. Auch auf der Teststrecke in München muss der Lkw beweisen, was er kann. Ein Besuch vor Ort. Text Tanita Hecking 32 MA N M AGA ZI N SPE CI AL Nº1 2020
M AN M AGA Z I N S P EC I A L ON Nº1 2020 FOTOS: Dirk Bruniecki (Hintergrund); Bernhard Huber 33 RCOVER
#Testfahrt M Mit quietschenden Reifen kommt der Lkw zum Stehen. Dabei hinterlässt er schwarze Spuren auf dem Asphalt. Der Fahrer lächelt. Es hat geklappt. Der Notbremsassistent hat den 40-Tonner erfolgreich zum Stehen gebracht. Dass es sich bei diesem Lkw um ein ganz besonderes Fahrzeug handelt, verrät die schwarz-weiß gemusterte Tarnfolie. Was sie verbirgt? Einen neuen TGX von MAN, die Lkw-Generation 2020. Auf der Teststrecke in München arbeiten Rainer Miksch, 1 2 Erprobungsleiter für Lkw und Busse, und seine Mitarbeiter dar- an, neuen Produkten zur Serienreife zu verhelfen. Seit vier Jah- ren erproben sie den neuen Lkw in allen Modellvarianten. Knapp fünf Millionen Kilometer haben mehr als 100 Testfahrer und Versuchsingenieure mit 60 Erprobungsfahrzeugen zurück- gelegt, um sicherzustellen, dass die neue Generation allen Kun- denansprüchen gerecht wird. „Das haben wir geschafft“, ist sich Erprobungsleiter Miksch sicher. Doch vom Prototypen bis zum fertigen Produkt müssen die Testteams jede Menge Untersuchungen durchführen. Dafür arbeiten Mechaniker wie Manfred Leopold und Ingenieure wie Christian Horn eng zusammen. Die Aufgaben sind klar verteilt: FOTOS: Dirk Bruniecki Leopold, der bereits die dritte Truck Generation auf der Test- strecke begleitet, bereitet die Testfahrzeuge für die Erprobun- gen vor und stattet sie mit der spezifischen Messtechnik aus. Bis zu 250 Messstellen kann es pro Fahrzeug geben. Horn 34
3 5 6 1 Vollbremsung Testfahrten hinterlassen schon mal Spuren. 2 Motorcheck Christian Horn (links) und Manfred Leopold (rechts) waren an der Erprobung des neuen Fahrzeugs maßgeblich beteiligt. 3 Volle Begeisterung Für Rainer Miksch ist jeder Arbeitstag, an dem er das Produkt direkt erleben kann, ein guter. 4 Undercover Damit der neue Lkw noch nicht vor der Premiere erkannt wird, fährt er auch auf der Teststrecke in München mit Tarnfolie. 5 Leidenschaft Versuchsmechaniker Manfred Leopold ist schon mehr als zwei Millionen Testkilo- meter in 34 Jahren bei MAN gefahren. 6 Fahrerhaus Für Ingenieur und Test- fahrer Christian Horn hat sich der Einstieg beim neuen Lkw enorm verbessert. 4 M AN M AGA Z I N S P EC I A L Nº1 2020 35
#Testfahrt wiederum wertet die gesammelten Daten aus, um mögliche Schwachstellen zu identifizieren und entsprechende Maßnah- men abzuleiten. Sein Spezialgebiet sind Triebstrang, Längsdy- namiksysteme und verbrauchsrelevante Funktionen. Bei den Fahrten überprüfen die Testfahrer immer auch das Zusammen- spiel von einer Komponente mit dem gesamten Fahrzeug. „Alle Auf Systeme müssen in der Interaktion voll, teilbeladen und leer einwandfrei funktionieren“, erzählt Horn. Bei der Erprobung tes- tet das Team deshalb jedes einzelne Feature. Und das in unter- eisigen schiedlichen Testszenarien. Während das Testgelände in Mün- chen die Möglichkeit bietet, das Fahrzeug bereits im frühen Prototypzustand zu testen, helfen Erprobungen auf öffentlichen Straßen Straßen dabei, die Arbeitsbedingungen der Kunden nachzu- empfinden. In Sommer- und Wintererprobungen verlangen die Testfahrer dem neuen Truck dann das Maximum ab. Dafür sind sie jeweils mehrere Monate in Spanien und Schweden vor Ort und erproben das Fahrzeug unter extremen Bedingungen. Bei der Sommer- und Wintererprobung macht sich der Wetterbedingungen beein- Vorstand ein Bild vom Entwicklungsreifegrad der Fahrzeuge. flussen, wie sich ein Fahr- Hier nutzen die Vorstandsmitglieder selbst die Chance, sich hinter das Lenkrad zu setzen und ein Gefühl für den Lkw zu zeug steuern lässt. Damit bekommen. Bei der Sommererprobung 2017 erlebten die Vor- der neue Truck gut auf der stände zum ersten Mal die neue Lkw-Generation. „Die Möglich- keit, den Reifegrad der Fahrzeuge dem Vorstand vorzuführen Straße liegt und der Fahrer und mögliche Optimierungen zu besprechen, ist ein wesentli- in jeder Lage sicher und cher Bestandteil des Entwicklungsprozesses“, erklärt Miksch. komfortabel unterwegs ist, Kundenanforderungen an erster Stelle haben sich die MAN-TEST- Um dem Kunden das bestmögliche Fahrzeug bieten zu können, FAHRER auf den Weg in stehen die Anforderungen der Kunden von Anfang an im Zen- die bittere Kälte gemacht. trum der Entwicklung und Erprobung. „Für meine Mitarbeiter bin ich der erste Kunde“, sagt Rainer Miksch. Dafür schlüpft der Erprobungsleiter in verschiedene Rollen. Mal sei er ein Fahrer, der im Fernverkehr unterwegs ist, mal ein Kunde aus dem Dis- tributionsverkehr. Aber auch die Kunden selbst werden in Gre- 1 Großerprobung mien wie dem Expertenbeirat mit einbezogen. Einige von ihnen Vier Monate lang führt testen einzelne Features wie EfficientCruise, einen GPS-gesteu- MAN Tests in Schwe- erten Tempomat, im Arbeitsalltag. So kann MAN auf Verbesse- den durch. 2 Aufre- rungswünsche noch vor dem offiziellen Verkaufsstart eingehen gend Die Testfahrer und Anpassungen vornehmen. testen den neuen Lkw Ob bei technischen oder strukturellen Aspekten, Miksch auch bei Eisglätte. und sein Team überprüfen und besprechen jedes Detail. „Wir 3 Erlebnis Bei den FOTOS: Dirk Bruniecki (Hintergrund); Bernhard Huber entscheiden, wie der Kunde das Fahrzeug später erlebt“, sagt Erprobungen bekom- Miksch. Bei den Erprobungen treffen verschiedene Ansichten men die Testfahrer al- und Einschätzungen aufeinander. „Wir haben an einer Stelle lerhand zu sehen: zum diskutiert, ob der Fahrer eine Ablage für sein Handy, die Zeitung Beispiel Rentiere in oder Brille direkt beim Bett benötigt oder ob sie neben dem freier Wildbahn. Armaturenbrett ausreicht“, erzählt er. „Ergebnis: Der Fahrer 4 Sicherheit Die muss seine wichtigsten Gegenstände griffbereit haben, wenn Testfahrer montieren er sich ins Bett legt.“ So banal diese Änderung klingt, so ent- Schneeketten über die scheidend ist sie für den Komfort des Fahrers. Diese kleinen, Lkw-Reifen. aber bedeutenden Änderungen machen einen gewaltigen Un- terschied, sagt der Erprobungsleiter. Neben einem effizienteren und sichereren Arbeiten ermöglicht MAN mit dem neuen Truck eine erhebliche Verbesserung des Fahr- und Wohnkomforts 36
1 W ie ein Lkw unter extremen Bedingungen funktioniert, testen Rainer Miksch, Er- probungsleiter für Lkw und Busse, und seine Mitarbeiter jedes Jahr in Schweden und Spanien. Für die Wintererprobung machen sich rund 250 Mitarbeiter mit 50 Fahrzeugen auf den Weg nach Skandinavien. Von MINUS 45 GRAD Dezember bis März testeten sie den FOTOSTORY Die spannendsten Momente mit dem neuen Lkw neuen Truck bei bis zu minus 45 Grad beim Kältetest in Schweden. Celsius ausgiebig – auch auf öffentli- go.man/120sweden chen Straßen. Dabei stand die Funktionalität der Heizungs-, Lüftungs- und Klima- anlagen im Vordergrund – genauso 2 4 wie die Niedrigreibwerte auf Schnee und Eis. Denn der neue Truck soll auch im Winter komfortabel zu fah- ren und sicher unterwegs sein. Für die Testfahrer waren die Bedingun- gen nicht leicht. Sie mussten die Fahrzeuge auf vereisten Straßen sicher manövrieren, obwohl sie sich noch im Entwicklungsstadium be- fanden. „Hier setzen wir auf unsere 3 erfahrensten Kräfte“, erzählt Miksch. Zum Ende jeder Erprobungsrunde besuchten Vorstandsmitglieder das Team vor Ort, diskutierten mit ihm und testeten den Lkw selbst. Dieser Austausch gefällt dem Cheftestfah- rer: „Wir arbeiten alle gemeinsam bis zum perfekten Produkt.“ M AN M AGA Z I N S P EC I A L Nº1 2020 37
#Testfahrt in der Kabine. „Der Aufbau des Fahrerhauses sowie das Ablagen-, Stauraum- und Bedienkonzept sind enorm opti- miert”, erzählt Versuchsmechaniker Manfred Leopold. Jetzt könne sich der Fahrer freier im Fahrerhaus bewegen, was sich gerade bei langen Touren positiv bemerkbar mache. „Außer- dem kann man den Sitz und die Lenksäule perfekt auf sich ein- stellen, diesen Unterschied spürt man sofort“, erklärt Leopold. Zudem könne der Fahrer sich nun noch besser auf den Verkehr konzentrieren. Dies wird durch das neu gestaltete Anzeigen- konzept und das optimierte Außenspiegelsystem möglich. Auch die Assistenzsysteme hat das Team direkt mit beeinflusst. So arbeiteten sie etwa an der Entwicklung des Ab- biegeassistenten mit, der eine zentrale Sicherheitslücke von Lastwagen endlich schließt: den toten Winkel. Die Entwicklung des Systems sei eine Herausforderung gewesen, sagt Manfred Leopold rückblickend. Denn es soll den Fahrer nur warnen, wenn ein Fußgänger oder Fahrradfahrer im toten Winkel stehe, nicht aber, wenn es sich dabei um statische Objekte wie eine Litfaßsäule oder Laterne handele. Dafür war die richtige Kalib- rierung der Radarsensoren entscheidend. Das erprobten die Tester unter anderem, indem sie sich selbst in verschieden gro- ßen Abständen neben den Lkw stellten. Als das System funkti- onstüchtig war, testeten sie es in realen Situationen – europa- weit. „Das System muss auch mit den Straßenmarkierungen in 1 Slowenien, Italien oder England zurechtkommen“, erklärt Leopold. Für Erprobungsleiter Rainer Miksch und seine Mitarbeiter ist 2 das Ergebnis nach vier Jahren Arbeit mehr als zufriedenstel- lend. „Das Fahrerlebnis ist agil und dynamisch“, erzählt Miksch. „Außerdem haben wir viele moderne Ansätze in das Fahrzeug gebracht und eine perfekte Mischung aus Altbewährtem und Neuem geschaffen.“ FOTOS: Dirk Bruniecki 38 MA N M AGA Z I N Nº2 2019
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