NO. 19//WINTERWINTER 20202020 - RADIO KLASSIK
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No. 19//Winter € 5,50 2020 Die grüne Weihnacht S. 2 24 x Menschlichkeit S. 10 Weihnachtsprogramm – alle Sendungen S.12 Best of „Unser Beethoven“ S. 20 Don Giovanni als Mörder? S. 48
GRAFENEGG 2021 10. Juni–5. September Münchner Philharmoniker · Valery Gergiev Zubin Mehta · Joyce DiDonato · Christian Tetzlaff Wiener Philharmoniker · Paavo Järvi Filarmonica della Scala · Semyon Bychkov · Sol Gabetta Piotr Beczała · Hélène Grimaud · Renée Fleming Tonkünstler-Orchester · Rudolf Buchbinder · Toshio Hosokawa © Alexander Haiden grafenegg.com Wir danken unseren Hauptsponsoren:
Wien: 107,3 | Graz: 94,2 | Österreichweit: DAB+ EDITORIAL Weihnachten steht vor der Tür. Ein Weihnachten, das wahrscheinlich ganz anders wird, als wir uns jemals vorstellen konnten. Wird es überhaupt ein gemeinsames Feiern geben, in den Familien, in den Kirchen? Liebe Leserinnen und Leser von magazin KLASSIK, diese Ausgabe hatte einmal den Übertitel „Wunder – No. 19//Winter 2020 € 5,50 Weihnachten – Staunen – Schenken“. Während ich diese 1 Zeilen schreibe, greift der zweite Lockdown dieses Jahres erneut in unser Leben ein und wir haben in den vergan- genen Wochen und Monaten über ganz andere Dinge gestaunt und uns gewundert. Mit unserem Radioprogramm und diesem dennoch stimmungsvollen Magazin, wollen wir Ihnen einen Funken weihnachtlicher Normalität weitergeben. Freuen Sie sich außerdem auf den Jahresrückblick „Unser Beethoven“, auf Notizen eines Möchtegern-Ös- terreichers und auf einen musikalisch-juristischen Brief- wechsel zum Thema „Don Giovanni“! Im Advent präsentieren wir Ihnen Rainer Maria Die grüne Weihnacht S. 2 24 x Menschlichkeit S. 10 Weihnachtsprogramm – alle Sendungen S.12 Rilkes Weihnachtsbriefe an seine Mutter – gelesen von Michaela Krauss. Im neuen Jahr wird Martin Haselböck Best of „Unser Beethoven“ S. 20 Don Giovanni als Mörder? S. 48 Cover: seine RESOUND-Sendereihe einmal im Monat mit den Der Baum am Titel ist eine Interpreta Sinfonischen Dichtungen von Franz Liszt fortsetzen. tion der gezeichneten Vorlagen Ich wünsche Ihnen eine ruhige Adventzeit, gesegnete des Gugginger Künstlers Heinrich Reisenbauer (siehe Artikel auf Weihnachten und einen guten Rutsch in ein besseres Jahr! der nächsten Seite). studio VIE hat den Tannenbaum für diese Jahres Ihr Christoph Wellner zeit vergoldet. Chefredakteur P.S.: Selbstverständlich überträgt radio klassik Stephansdom alle wichtigen Weihnachts- Gottesdienste aus dem Wiener Stephans- dom! Bitte entnehmen Sie diese Termine dem vollständigen Weihnachtsprogramm auf S. 12.
magazin KLASSIK Winter 2020 DIE GRÜNE WEIHNACHT. 2 Jasmin Wolfram im Gespräch mit Nina Katschnig, managing director galerie gugging.
Wien: 107,3 | Graz: 94,2 | Österreichweit: DAB+ JW: In wenigen Tagen wird die Tanne ein symbolischer Mittelpunkt des Weihnachtfests sein. . In der künstlerischen Auseinandersetzung der Gugginger Künstler ist die Tanne als Weihnachts- motiv sehr beliebt. Woran liegt das? Interview – Jasmin Wolfram Das liegt wohl daran, dass es Tradition ist, NK: Der Tannenbaum das Weihnachtsfest mit einem geschmück- in der Art Brut. ten Baum zu feiern, und da die Künstler Jahreszeiten bezogene Themen immer wieder gerne aufgreifen, kommt es zu diesen Arbeiten. Es wird auch zumeist ein Christbaum gezeichnet, weil das unserer Kultur entspricht und weil sich die Künstler ganz einfach jedes Jahr auf Weihnachten freuen. Das Weihnachts- fest im Haus der Künstler ist eines der schönsten ge- meinsamen Feste des Jahres. JW: Auf den ersten Blick verleiht die kindliche Anmutung eine Leichtigkeit des Seins. Der zweite Blick oftmals jedoch ein schweres persönliches Schicksal. Ist dem so? Sowohl die vermutete kindliche Anmutung NK: als auch das schwere persönliche Schicksal sind Interpretationen des Betrachters. Wie man etwas 3 betrachtet und in weiterer Folge auch bewertet, hat immer mit einem selbst zu tun. Kunstwerke stellen oftmals Projektionsflächen für die Rezipienten dar und das nochmals verstärkt, wenn es sich um Werke von Künstlern mit besonderen Vorzeichen handelt. Da blüht die Fantasie bei vielen so richtig auf. Wenn man wirklich wissen möchte was/wer hinter den Werken steht, so müsste man die Schöpferin/den Schöpfer dazu befragen. JW: Bitte um Ihre Begriffserklärung von „Art Brut“. Foto – Heinrich Reisenbauer, Tannen, 2012, Bleistift, Farbstift Der Begriff „Art Brut“ wurde vom franzö- NK: sischen Künstler Jean Dubuffet, der auch ein einflussreicher Kunstschriftsteller war, in den 1940er Jahren begründet. Dubuffet, der vor seiner künstlerischen Karriere als Weingroßhändler tätig war, hat sich dabei vom „brut“ – das meint trocken ausgebauten, unverfälschten, ungesüßten Wein und © Privatstiftung – Künstler aus Gugging Champagner – inspirieren lassen. Er meint damit eine Kunst, die frei, unbeeinflusst, nicht intellektuell und roh ist. Dubuffet selbst sammelte diese Kunst und fand sie an ungewöhnlichen Orten wie etwa auf der Straße, in der Volkskunst, in Gefängnissen oder in psychiatrischen Kliniken inner- und außerhalb Europas. Art brut meint seit jeher eine Kunst jenseits etablierter Strömungen und Formen.
magazin KLASSIK Winter 2020 JW: Arbeiten der Gugginger Künstler So wie jedes Jahr werden wir gemeinsam NK: werden von der heimischen Szene bewundert am 24. Dezember ab 13.30 Uhr Weihnach- und vom internationalen Publikum ten feiern. Zuerst gibt es ein Lagerfeuer vor dem Haus mit großem Interesse aufgenommen. Wie gehen der Künstler, wo Weihnachtslieder gesungen werden die Künstler mit dieser Popularität um? und es gibt Tee und Kekse. Dann gehen wir hinein, wo schon ein schön ge- Das ist ganz unterschiedlich, wie wohl sonst schmückter Baum auf uns wartet, und es wird wieder NK: auch. Dem einen ist der Erfolg und die gesungen, Gedichte werden vorgetragen und Heinrich damit verbundene Popularität wichtig, dem anderen Reisenbauer liest das Weihnachtsevangelium. Nach- nicht so sehr. Prinzipiell ist es aber so, dass ich einen dem dann die Geschenke verteilt wurden, sitzen wir sehr „entspannten“ Umgang damit bemerke. Johann noch gemütlich zusammen und genießen ein feines Garber beispielsweise ist sich seines Erfolges als Künst- Essen, das sich die Künstler zuvor gewünscht haben. Foto – Johann Garber, Ein Gesenk Christbaum, 2012, Tusche ler sehr bewusst und genießt ihn auch. Es hat ihm Weihnachten mit den Künstlern zu erleben ist ein- große Freude bereitet, zu seinem 70. Geburtstag in fach schön! der galerie gugging seine eigene Ausstellung zu kura- tieren. Ihn interessiert es, wo er steht und was die JW: anderen Künstler um ihn herum machen und so hat 5 Tannen, 5 unterschiedliche Arbeiten und den- er auch ganz gezielt die Werke für seine Ausstellung noch charakteristisch für den jeweiligen Künstler. „curated by Johann Garber“ ausgewählt. Generell Würden Sie dem zustimmen? glaube ich jedoch, auch wenn es vielleicht nicht im- © Privatstiftung – Künstler aus Gugging mer sofort erkennbar ist: Es freuen sich die meisten NK: Ja, dem stimme ich absolut zu! Jede/r Künstler, wenn ihre Werke gesehen werden und Künstler/in hat seinen/ihren eigenen, un- Anerkennung finden. Das ist auch bei den Gugginger verwechselbaren Stil. Da ist wunderbar dieses innere Künstlern der Fall. Ausdrucksbedürfnis zu erkennen, das einer jeweilig ganz eigenen Formensprache folgt und nichts an- derem. Das ist für mich faszinierend. Die Künstler arbeiten zwar jeder für sich, aber doch sind sie jetzt 4 räumlich nicht alle getrennt während sie arbeiten. Sie sehen sehr wohl wie die anderen Künstler arbei- ten, aber es interessiert sie nicht, sich davon etwas abzuschauen bzw. in ihre eigene Arbeit zu integrie- ren. Heinrich Reisenbauer wird seine Tannen immer so zeichnen oder malen und nicht anders. Da ist er der nüchternste von allen. Im christlichen Glauben erzogen, sind die von den anderen KünstlerInnen abgebildeten Arbeiten „Christbäume“. Johann Gar- Foto – Helmut Hladisch, Ein Christbaum, 2013, Bleistift ber liebt an Weihnachten auch, dass es Geschenke gibt und deshalb integriert er sie auch in seine klas- sisch mit Feder und Tusche ausgeführte Zeichnung. JW: Ein dekorativer Christbaum-Bausatz, ein lebender Christbaum zum Mieten, oder doch die klassische Nordmann-Tanne? Wonach werden Sie heuer Ausschau halten? © Courtesy galerie gugging Ehrlich gesagt, weiß ich das noch nicht! NK: Nachdem ich immer zuerst mit den Künst- lern und dann mit meiner Familie feiere, bin ich schon mit zwei schön geschmückten Christbäumen „ver- Bleistift, Farbstifte © Courtesy galerie gugging sorgt“. Ich glaube aber, dass es dieses Jahr nicht viel Foto – Laila Bachtiar, Christbaum, 2011, anders sein wird als in den letzten Jahren. Irgendwie hätte ich dann doch gerne auch einen Baum zu Hause und so wird der dann quasi in letzter Minute bei einem Christbaumstand in einem Park gekauft. Da JW: sind dann zumeist die Bäume noch da, die etwas Wie werden Laila Bachtiar, Johann Garber, seltsam gewachsen sind … unregelmäßig und nicht Helmut Hladisch, Heinrich Reisenbauer so gerade. Da finde ich dann immer ein nicht so sowie Günther Schützenhöfer dieses großes, „brutes“ Bäumchen, das ich dann mit großer Weihnachten verbringen? Freude schmücke und so auch in Weihnachtsstimmung komme.
Wien: 107,3 | Graz: 94,2 | Österreichweit: DAB+ Bleistift, Farbstifte © Privatstiftung – Künstler aus Gugging Foto – Günther Schützenhöfer, Christbaum, 2016, 5 Kulturtipp galerie gugging nina katschnig „überdrüber … leopold strobl & arnulf rainer“ 19. November 2020 – 7. März 2021 Die galerie gugging lädt mit „über drüber …“ zum Gipfeltreffen zweier österreichischer Ausnahmekünstler der Übermalung und Überzeich nung. Der Altmeister Arnulf Rainer trifft hier auf den Shootingstar Leopold Strobl, der dieses Jahr seinen 60. Geburtstag feiert und von der Galerie mit einer 60 Arbeiten umfassenden Werksschau be schenkt wird. www.galeriegugging.com Di – Fr 10.00 bis 18.00 Uhr Sa 12.00 bis 18.00 Uhr
AUF AUGENHÖHE NIKOLAUS EIN Josef Oberleithner schlüpft seit 47 Jahren in die Rolle des Bischofs von Myra.
Wien: 107,3 | Graz: 94,2 | Österreichweit: DAB+ Alice Bˆsch Österreich, 1896 © Salzburger Weihnachtsmuseum Foto – Gemälde Öl auf Holz Sign. Sein weißer Bart hat bereits die Nikolaus-Länge er- Wenn der gelernte Bäcker als Nikolaus auftritt, so reicht. Denn Anfang Dezember ist Josef Oberleithner will er vor allem eines: „Freude schenken.“ Auch Text – Marlene Groihofer rund um St. Pölten stets unterwegs. Dann reiht sich Termin an Termin, es geht vom Kindergarten zur alte, einsame Menschen, besuchte er stets. Und er bekommt viel zurück. Als er an Krebs erkrankt war, 7 Niederösterreichischen Landesregierung, von der erreichte ihn Post aus dem Kindergarten: „Nikolaus, Schule zum Hausbesuch. Samt Bischofsstab, Mütze bitte werd’ wieder gesund.“ und Kostüm: Josef Oberleithner stellt den Heiligen Nikolaus dar, seit mittlerweile 47 Jahren. Wie seine Besuche heuer aussehen, in Corona-Zeiten? „Ich nehme die Situation wie sie kommt“, sagt der 81-Jäh- rige. Wohl wird der Abstand eine Rolle spielen, der Händedruck entfallen, die Pandemie ein offensicht- licher Begleiter sein. „Schau, der sieht aus wie der echte Nikolaus“, wird um ihn herum getuschelt. Denn Josef Oberleithners Haar und Bart erstrahlen weiß – und sind natur. Gefestigt ist der Niederösterreicher in seinen Grundsätzen: „Ich bin kein ‚Erziehungsnikolaus‘“, Foto – Josef Oberleithner © Marlene Groihofer sagt Josef Oberleithner. Manche Eltern würden sich Verbote wünschen, „die gibt’s von mir aber nicht.“ Wichtig sei ihm, sich auf Augenhöhe mit den Kindern zu begeben. „Ich bin ein Meister im ‚Runterhockerln‘ geworden.“ Seine eigene Kindheit war eine Zeit der Ent- behrungen und des Schuftens. „Teufelskind“, wurde er als „lediger Bub“ einer jungen Mutter in Schule und Pfarre gerufen. Das Ministrieren war ihm lang verboten. „Das alles hat sehr wehgetan“, sagt der 81-Jährige, der seine ersten Lebensjahre bei einer Radiotipp Ziehmutter verbrachte. „Bis heute stelle ich mich deshalb bei Ungerechtigkeiten auf die Füße.“ Lebenswege Dennoch blieb Josef Oberleithner der Kirche 06.12., 17.30 Uhr treu, war über Jahrzehnte hinweg Mesner, Vorbeter, Kommunionspender und Leiter von Wortgottesfeiern. Eine Sendung von Marlene Und er ist glühender Marienverehrer: „53 Jahre lang Groihofer über den Nikolaus bin ich nach Mariazell gepilgert.“ Josef Oberleithner.
magazin KLASSIK Winter 2020 „DIE KRIPPE STEHT FÜR 8 In alten Gemäuern im Weinviertel befindet sich ein weihnacht licher Schatz. In Sitzen dorf an der Schmida hat Familie Schreiber über 1.000 Krippen aus der ganzen Welt ge sammelt. Krippen in allen möglichen Formen und Darstellungen gesammelt. „Mein Vater hatte eine burgenländische Kastenkrippe geerbt, mit einem Storch und Menschen Text – Stefan Hauser in regionaler Tracht, damit wurde früher bei uns die Das Haus atmet Geschichte. Ein ehemaliges Refekto- Verkündigung nach Hause gebracht“, schildert Ro- rium aus dem 12. Jahrhundert wurde zum Refugium switha Schreiber-Jetzinger. Sie verwaltet nach dem von Hiltigund und Gerhard Schreiber. Hiltigund Tod ihres Vaters und der Erkrankung ihrer Mutter war jahrelang Diözesankonservatorin der Erzdiözese den Krippenschatz im Haus. Der ganze Wohntrakt Wien und leitete das Referat für kirchliche Kunst und und die ehemaligen Werkstätten einer Sattlerei sind Denkmalpflege. Das Ehepaar hat über Jahrzehnte bis auf den letzten Platz mit Krippen aller Art gefüllt.
Wien: 107,3 | Graz: 94,2 | Österreichweit: DAB+ Darstellen der Texte Dank haben sie ihm diese Krippe geschenkt“, erzählt Warum Krippen seit jeher einen wesentlichen Platz Roswitha Schreiber-Jetzinger. Nicht nur die weih- in Kirchen und in Familien haben, erklärt Roswitha nachtliche Darstellung steht in den Schreiberschen Schreiber-Jetzinger so: „Dadurch, dass früher die Messen Sammlungen im Mittelpunkt, sondern auch Fasten- auf Latein gelesen wurden, war es für die Leute sehr krippen. Sie stellen die letzten Lebenstage Jesu dar schwierig zu verstehen, was im Zentrum der Liturgie- und seine Auferstehung. texte zur Geburt Jesu stand. Die Kunst und vor allem Ein Glanzstück der Sammlung Schreiber ist eine Foto – Krippe aus Maiskolben © Stefan Hauser Weihnachtskrippen hatten die Aufgabe, den Menschen Weihnachtskrippe aus einer aufgelassenen Klosterkirche. das darzustellen, was der Pfarrer gerade vorliest. Das „Aus dieser haben meine Eltern die Figuren bekommen, ist es, wovon wir sprechen.“ allerdings fehlte Maria mit dem Jesuskind. Die hat mein Ihre Mutter Hiltigund hat sogar zahlreiche Vater dann gebastelt und meine Mutter angemalt.“ Krippen selbst gebastelt: „Meine Mutter ist geprüfte Krippenbaumeisterin, sie hat Landschaften gebaut, Tradition geht weiter Höhlen, Tempel und andere Krippenhintergründe“, Eine große Papierkrippe aus tschechischer Pro- so Tochter Roswitha. Ihre Eltern haben bei Ausflügen venienz darf in der Sammlung nicht fehlen. „Mein immer in Kirchen nachgefragt, ob es nicht eine Weih- Vater ist jährlich vor Weihnachten zu einem Künstler nachtskrippe gibt, die nicht mehr gebraucht wird, über die Grenze gefahren und kam dann mit einigen so haben sie etliche in ihren Bestand bekommen. neuen Papierfiguren zurück.“ Die beiden Schreiber- „Mama hat auch leidenschaftlich auf Flohmärkten schwestern malten die Handwerker, Bauern oder Ausschau gehalten“, so Schreiber-Jetzinger. Selbstver- Kulissen an und rechtzeitig zum Weihnachtsfest war ständlich stellten Krippen für sie und ihre Schwester die Papierkrippe wieder ein Stück größer.“ einen wesentlichen Bestandteil der Weihnachtszeit in Die Schreibers schenkten der Gemeinde Sitzen- ihrer Kindheit dar. „Wir hatten eine große Krippe mit dorf an der Schmida eine große Krippe. Diese wird rund 40 Zentimeter großen Figuren. Jährlich haben jährlich in der Weihnachtszeit auf dem Hauptplatz unsere Eltern bei einem Südtiroler Krippenbauer ausgestellt. Damit ist gesichert, dass die Tradition des eine weitere Figur in Auftrag gegeben. Die Über- Kripperlschauens weitergeht. Roswitha Schreiber-Jet- raschung für uns Kinder war immer: Was kommt zinger hofft, geeignete Räumlichkeiten für die über heuer dazu? So wurde die Krippe mit Hirten, oder 1.000 Krippen der Sammlung zu finden, um sie der 9 Foto – Tschechische Papierkrippe © Stefan Hauser auch einem Haflinger-Pferd ergänzt.“ Als Roswitha Öffentlichkeit zugänglich zu machen. heiratete, bekam sie von ihren Eltern diese Krippe als Hochzeitsgeschenk. Schreiber-Jetzinger ist in ihrem Brotberuf Reitlehrerin und freut sich besonders über die Pferdefigur in ihrer Hauskrippe. Selbstverständlich hat sie die von ihren Eltern erlernte Krippentradition an ihre drei Kinder weitergegeben. Krippen mit unterschiedlichem Flair Bei einer Führung durch die Krippensammlung Foto – Heilige Drei Könige aus Blech © Stefan Hauser zeigt sich deren Internationalität und Unterschied- lichkeit. In einer mexikanischen Krippe, in der die Hirten nicht Schafe hüten, sondern Lamas, tragen die Figuren typische Tracht, Männer haben einen Som- brero auf. Lehmmandlkrippen, aus Lehm gefertigt, finden sich genauso in der Sammlung, wie Figuren aus Maisstroh. „Wenn man das äußere Grün eines Maiskolbens trocknet, kann man die Blätter biegen und formen“, schildert Roswitha Schreiber-Jetzinger. Auch Wachs eignet sich für Formgestaltung. Den Beweis dafür bringt eine edle Krippe, deren Figuren barockes Gewand mit Brokat tragen. „Auch Josef und Maria sind prunkvoll gekleidet, allerdings übertreffen die Heiligen Drei Könige das traute Paar“, sagt Roswitha Schreiber-Jetzinger augenzwinkernd. Dank von Priestern In den Holzschränken der Krippensammlung Radiotipp finden sich auch Heilige Drei Könige, die aus Blech gefertigt wurden. Eine spezielle Krippe in der Samm- lung stammt aus dem afrikanischen Uganda. Eine Perspektiven Art Kugel zum Auseinandernehmen zeigt das Ge- 30.12., 17.30 Uhr schehen zu Bethlehem. „Unser Vater hat über Jahre zwei Priesterstudenten aus Uganda unterstützt. Zum Die 1.000 Krippen der Schreibers. Eine Sendung von Stefan Hauser.
magazin KLASSIK Winter 2020 Peter Foto – Erlacher Madonna, um 1320-1330 Nach meiner Abendsendung ging ich zur U-Bahn- Station Stephansplatz. Viele Eilige, die alle wohin wollten: nach Hause, zum Essen oder zum Treffen. Darunter ich. Da fiel mein Blick auf einen Mann, Text – Arabella Fenyves der mit geschlossenen Augen auf der Bank am Bahn- steig lag. Aus seiner Manteltasche ragte eine Flasche © Dom Museum Wien Hochprozentiges. Es war Ende November und kalt. Ich hatte Mitleid. Ich fragte nach. „Entschuldigen Sie, geht es Ihnen gut?“ Der Mann öffnete die Augen und blinzelte mich an. Er freute sich. Wir stellten uns einander vor. Er hieß Peter. Tun, was man kann Wir wechselten ein paar Worte und unaufgefordert steckte ich ihm einen Geldschein zu. Nicht originell, aber hoffentlich hat es Peter gefreut. Er war schon wieder eingeschlafen. MENSCH- Bildergruppe, um 1415 © Dom Museum Wien Foto – Geburt Christi aus einer gotischen LICHKEIT Ich dachte nach: Peters Probleme kann ich nicht lösen. Aber es gibt Leute, die sich da besser auskennen. 24 x Menschlichkeit 24 x Menschlichkeit bietet unter anderem kleinen Und die könnte ich unterstützen. Vereinen und Initiativen eine Plattform. Der Grundge- So ging ich am nächsten Tag in den Sender, beseelt danke ist, Aufmerksamkeit zu schenken, denn vielleicht von dem Gedanken, eine Weihnachts-Benefiz-Sendung braucht jemand die Hilfe dieser Organisation oder will zu gestalten. Das Echo der Kolleginnen und Kollegen diese sogar unterstützen. Mitten im Vorweihnachts- war enorm. Aus der Idee wurde ein täglicher Advent- stress entstand diese spontane Idee. Es war tatsächlich kalender, der auf verschiedenste Hilfsorganisationen in nicht einfach, sie so kurzfristig umzusetzen aber: wo Wien und Graz und sogar weltweit aufmerksam macht. ein Wille, da ein Weg. Hören Sie zu! Ihre Arabella Fenyves Foto – Hans Schwathe, Monstranz, 1919 Radiotipp 24x © Dom Museum Wien Menschlichkeit Zweimal täglich im Advent 1. bis 24. Dezember 2020
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WEIHNACHTS- DEZ Fr. 25 10.15 Uhr NIKOLAI-MESSE Do. 31 09.05 Uhr 24 MISSA Joseph Haydn Live aus dem Stephansdom mit Kardinal Do. Christoph Schönborn SOLEMNIS 09.05 Uhr 16.30 Uhr OP. 123 A CEREMONY VESPER Ludwig van Beethoven Laura Aikin, Bernarda Fink, OF CAROLS Johann Baptist Gänsbacher Live aus dem Stephansdom mit Kardinal Johannes Chum, Ruben Drole, Arnold Schoenberg Chor, Concentus OP. 28 Christoph Schönborn Musicus Wien, Nikolaus Harnoncourt 26 Benjamin Britten Choir of Clare College Cambridge, 14.00 Uhr Graham Ross Sa. SILVESTER- 14.00 Uhr 10.15 Uhr KLASSIKER WEIHNACHTS MESSE Moments Musicaux aus Wien LIEDER INFranz B-DUR Schubert 16.30 Uhr AUS GANZ Live aus dem Stephansdom JAHRES ÖSTERREICH 27 Vom Andachtsjodler bis Still, Still, Still … SCHLUSS So. ANDACHT Live aus dem Stephansdom 16.30 Uhr 10.15 Uhr mit Kardinal Christoph Schönborn VESPERAE PASTORAL- SOLENNES DE MESSE 18.00 Uhr CONFESSORE Johann Baptist Vanhal SYMPHONIE Wolfgang Amadé Mozart Live aus dem Stephansdom mit Live aus dem Stephansdom NR. 9 (ARR. Kardinal Christoph Schönborn FRIEDRICH 19.00 Uhr KALKBRENNER) Ludwig van Beethoven STILLE NACHT, Etsuko Hirose (Klavier), Chœur Philharmonique d’Ekaterinbourg, HEILIGE NACHT Chöre, Stars, Hits und Raritäten Andreï Petrenko zum Heiligen Abend 20.00 Uhr 24.00 Uhr DIE FLEDER- CHRISTMETTE MAUS Johann Strauß Sohn Live aus dem Stephansdom mit Toni Faber Herbert von Karajan, 1960 PROGRAMM
Das Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach. JAN Alle sechs Kantaten an den passenden Tagen in sechs Besetzungen. Jeweils um 09.05 Uhr. 25.12. J. S. Bach: Kantate „Jauchzet, frohlocket" BWV 248/1 Paul Schweinester, Daniel Schmutzhard, Wiltener Sängerknaben, Academia Jacobus Stainer, Johannes Stecher 26.12. J. S. Bach: Kantate „Und es waren Hirten in 01 derselben Gegend" BWV 248/2 Regula Mühlemann, Wiebke Lehmkuhl, Fr. Sebastian Kohlhepp, Michael Nagy, Gächinger 10.15 Uhr Kantorei, Hans-Christoph Rademann 27.12. J. S. Bach: Kantate „Herrscher des Himmels, HOCHAMT erhöre das Lallen" BWV 248/3 MIT ORGEL- Dorothea Röschmann, Andreas Scholl, Werner Güra, Klaus Häger, RIAS MUSIK Live aus dem Stephansdom Kammerchor, Akademie für Alte Musik Berlin, René Jacobs 1.1. J. S. Bach: Kantate „Fallt mit Danken, fallt mit Loben" BWV 248/4 Christine Schäfer, Bernarda Fink, 03 Werner Güra, Gerald Finley, Arnold Schoenberg Chor, Concentus Musicus Wien, Nikolaus Harnoncourt So. 3.1. J. S. Bach: Kantate „Ehre sei Dir, 10.15 Uhr Gott gesungen" BWV 248/5 MISSA IN Dorothee Mields, Elvira Bill, Markus Schäfer, Klaus Häger, NATIVITATE Thomanerchor Leipzig, Gewand DOMINI Joseph Gabriel Rheinberger hausorchester, Gotthold Schwarz 6.1. J. S. Bach: Kantate „Herr, wenn die stolzen Feinde schnauben" BWV 248/6 Live aus dem Stephansdom Juliane Banse, Cornelia Kallisch, Robert Swensen, Thomas Quasthoff, Windsbacher Knabenchor, Münchner Bachsolisten, Karl-Friedrich 06 Beringer Mi. 10.15 Uhr (Weihnachts)oratorien KRÖNUNGS einmal anders. Jeweils um 19.00 Uhr. MESSE Wolfgang Amadé Mozart 25.12. G. F. Händel: Messiah La Capella Reial de Catalunya, Le Concert des Nations, Jordi Savall „OMNES DE 26.12. Joseph Eybler: Weihnachtsoratorium SABA VENIENT“ Joseph Eybler Sabine Ritterbusch, Waltraud Hoffmann-Mucher, Harry van Berne, Jelle Draijer, Alsfelder Vokalensemble Bremen, Bremer Domchor, I Febiarmonici, Wolfgang Helbich Live aus dem Stephansdom mit Kardinal Christoph Schönborn [Beginn 17.00 Uhr!!] 27.12. Carl Heinrich Graun: Weihnachtsoratorium Monika Mauch, Marion Eckstein, Georg Poplutz, Weihnachtsfenster. Raimund Nolte, Arcis-Vocalisten München, Jeweils um 13.05 Uhr Barockorchester L’Arpa Festante, Thomas Gropper 24 Gedanken von Menschen 1.1. Joseph Haydn: Die Schöpfung zum Advent und zu Weihnachten hin. Judith Belgen, Thomas Moser, Kurt Moll, Lucia Popp, 25.12. Away In A Manger – Krippenklassiker Kurt Ollmann, Chor des Bayerischen Rundfunks, Symphonie 26.12. Adeste fideles – O come, all ye faithful orchester des Bayerischen Rundfunks, Leonard Bernstein 27.12. In dulci jubilo – In Süßer Freude 3.1. Heinrich von Herzogenberg: Die Geburt Christi 3.1. Joy To The World – Ensemble Oriol, Kammerchor der Hochschule der Künste Frohe Weihnachten Berlin, Staats- und Domchor Berlin, Christian Grube 6.1. The Three Kings – 6.1. Hector Berlioz: L’enfance du Christ, Trilogie sacrée op. 25 Omnes de Saba Karen Cargill, Yann Beuron, William Dazeley, Matthew Rose, Peter Rose, London Symphony Orchestra, Tenebrae Choir, Colin Davis. [Beginn 20.00 Uhr!!]
magazin KLASSIK Winter 2020 KAMMER- ORCHESTER ALTERNATIV MUSIK UND Fauré SOLISTEN CDs IM WINTER Interpreten – Fauré Quartett Herbert Pixner Label – Berlin Classics Bruckner: 8. Symphonie Symphonic Alps Live EAN – 885470014227 Interpreten – Wiener Interpreten – Herbert Pixner Philharmoniker, Christian Projekt & Berliner Symphoniker Thielemann Label – Three Saints Records Wenn ein Kammermusikensemble EAN – 9120095920166 Label – Sony Classical 25 Jahre in der gleichen Beset- EAN – 194397865820 zung musiziert, darf man davon Der Akkordeonist und Trompeter ausgehen, dass unter den Mitglie- „… ein Triumph, wie ihn ein Pixner ist bekannt für seine spe- dern eine gewisse Harmonie und römischer Imperator nicht schö- ziellen Projekte. Die Aufnahme Text – Christoph Wellner Text – Michael Gmasz Text – Michael Gmasz Zuneigung, und ein gemeinsa- ner wünschen konnte.“ Mit diesen mit den Berliner Symphonikern mes Verständnis für Klang und Worten bedachte Hugo Wolf die gehört zu den ungewöhnlichsten Interpretation herrscht. Wie beim Uraufführung der 8. Symphonie Hörerlebnissen der letzten Monate. Fauré Quartett, das sein 25-jähriges von Anton Bruckner in ihrer zwei- Wie charmant Volksmusik und Or- Jubiläum nun mit einer, dem Na- ten Fassung von 1892. Ein ähn- chesterklang harmonieren, hätten mensgeber gewidmeten CD feiert. licher Triumph war den Wiener wohl wenige vermutet. Und wie bei- Nebst einiger Liedbearbeitungen Philharmonikern unter Christian läufig erklingt in „Hiatabua“ eines stehen die Klavierquartette Nr. 1 Thielemann mit ebendiesem Werk der spektakulärsten E-Gitarren-Soli & 2 im Mittelpunkt. So facetten- im Oktober 2019 gelungen, der auf des heurigen Jahres. 14 reich Faurés Musik ist, so bunt und CD nun den Beginn eines gesam- Memorabilia abwechslungsreich ist auch die ten Bruckner-Zyklus markiert. Ein Interpreten – Mats Eilertsen Interpretation des Fauré Quartetts. monumentales Werk, große Bögen Trio & Trio Mediaeval Zwei Trios musizieren zusam Von tiefer Traurigkeit bis hin zu ab- prägen die Interpretation, der Zug men: drei Frauenstimmen soluter Leichtigkeit und frischem nach vorne ist immanent spürbar. mit Schwerpunkt alter Musik und ein Klaviertrio aus Frohsinn reicht die Palette, von Thielemann ist jedoch entgegen dem Jazz. Verarbeitet werden Dramatik pur bis „streichelweich“ weit verbreiteter Meinung auch ein norwegische Poesie und das Spiel des Fauré Quartetts. Kirchenmusik. Ein aufregen- Freund der leisen Töne. Philharmo- des Experiment! nischer Goldstandard in jeglicher Label – NXN Recordings Beethoven: Trios Hinsicht! EAN – 7090052640036 Interpreten – Philippe Cassard, Anne Gastinel, David Grimal Goldmark: Symphonic Lia Pale Ein spätes CD-Debüt nach Sing My Soul 15 Jahren Zusammenarbeit Poems Vol. 2 präsentieren Philippe Cassard, Interpreten – Bamberger Interpreten – Lia Pale, Dominik Anne Gastinel und David Symphoniker, Fabrice Bollon Fuss, Tobias Faulhammer, Grimal mit zwei Meisterwerken Im Frühling, in Italien, das Gregor Aufmesser Beethovens. Geister- und Götz-Vorspiel und noch einige Nach dem deutschen Kunst Erzherzogtrio, klanglich frisch weitere Tondichtungen von lied (mit Schubert, Schumann aufbereitet. Karl Goldmark. Inklusive des und Brahms) haben sich Lia Label – la dolce volta „recht magyarischen“ sym Pale (Gesang) und mathias EAN – 3770001903989 phonischen Tonstückes Zrinyi rüegg (Arrangement) nun dem Op.47. barocken Klang von Händel Label – cpo verschrieben. Neue Besetzung, Schumann neuer Schwung: Das beste EAN – 761203525126 Interpreten – The Erlkings Album von Lia Pale so far. Nach den Schubert-Liedern Label – Lotus Records widmen sich Bryan Benner Legendary Eterna Recordings EAN – 9005321200598 und seine Erlkings nun zwei Interpreten – Staatskapelle großen Zyklen von Robert Berlin, Otmar Suitner, Günther Schumann. Liederkreis und Dichterliebe auf Englisch im Herbig einzigartigen Erlkings-Sound. Mit einer fünf CDs umfassen Label – Rhythmic Dog den Sonderedition als Hom EAN – 9120071700188 mage an die Ära Otmar Suitner, feiert die Staatskapelle Berlin ihr 450-Jahr-Jubiläum. 26 prägende Jahre von Mozart bis Pfitzner. Label – Berlin Classics EAN – 885470016061
Wien: 107,3 | Graz: 94,2 | Österreichweit: DAB+ KLAVIER OPERN WEIH- NACHTEN G.F. Händel Rinaldo It’s Christmas Interpreten – Accademia Interpret – Jonas Kaufmann Bach/Brahms/Feldman: Label – Sony Classical Bizantina, Ottavio Dantone Encounter EAN – 0194397868227 Label – HDB Sonus Interpret – Igor Levit EAN – 0806891579300 Label – Sony Classical EAN – 0194397865721 Das erste Weihnachtsalbum des Mit diesem Werk hat 1711 Hän- beliebten deutschen Tenors. Und Dieses Album ist ein Corona-Pro- dels großartige Londoner Opern- dann gleich ein Doppelalbum! 40 dukt. Igor Levit reflektiert seine Ein- Karriere begonnen. Die Vorlage Mal Kitsch, 40 Mal Weihnachten Text – Christoph Wellner Text – Christoph Wellner Text – Christoph Wellner samkeit während des Lockdowns. von Torquato Tasso war damals – von alten Kirchenliedern bis zu Das Repertoire zeigt, dass es ihm gerade in Mode. 1731 hat Händel modernen Popklassikern. „Denk nicht gut ging. Choralvorspiele von den Rinaldo überarbeitet und ihn ich an Weihnachten, dann steigen Bach und Brahms sowie dessen „Vier noch prächtiger gestaltet. Ottavio viele Erinnerungen in mir hoch“, ernste Gesänge“. „Palais de Mari“ von Dantone präsentiert eine Mischfas- schreibt Kaufmann im Beiheft. „So Morton Feldman zeigt mit knapp sung, die gleichzeitig auch die erste wird es jedem ergehen. Weihnach- 29 Minuten Dauer, dass sich dieser Produktion des neuen Labels der ten ist das Fest des Innehaltens, des amerikanische Exzentriker in seinem Accademia Bizantina ist. Man darf Sich-Erinnerns. Es ist das Fest der Spätwerk auch „kurz“ fassen konnte. auf Fortsetzungen gespannt sein! Freude und der Lichter.“ Festlich! 15 Bach: Goldberg Variationen Johann Sebastian Bach Interpret – Lang Lang Carl Heinrich Graun Weihnachtsoratorium BWV 248 Viele Musikfans haben sich Polydorus Interpreten – Münchener darauf gefreut, viele haben Interpreten – barockwerk Bach-Chor, Münchener sich davor gefürchtet. Kann das gutgehen? Lang Lang hamburg, Ira Hochman Bach-Orchester, Karl Richter spielt Goldberg. Und die Die Opern von Graun (1704- Wiederauflage der legendären Mehrheit ist – zu Recht – der 1759) waren bereits Ende des zweiten Einspielung des Meinung: Das hätten wir 19. Jahrhunderts vergessen. Weihnachtsoratoriums unter ihm nicht zugetraut. Wird Langsam kommen sie wieder Karl Richter (auch auf Vinyl er- nicht in die Top 5 der Interpre ins allgemeine Bewusstsein. hältlich!). Von der Interpre tationsgeschichte eingehen, Ira Hochman tut ihren Teil mit tation her, natürlich für heutige aber immerhin. In der Limited der Einspielung des Polydo- Ohren gewöhnungsbedürftig. Edition mit einer Liveauf rus aus dem Jahr 1726. Man Aber diese Solisten versprü nahme auf insgesamt vier spürt förmlich, wie wichtig hen bis heute die festlichste CDs. Graun für die Entwicklung der Stimmung: Christa Ludwig, Label – Deutsche Grammophon Deutschen Oper werden Franz Crass, Gundula Janowitz EAN – 0028948189717 sollte. Es wird Zeit, ihn neu zu und natürlich: Fritz Wunderlich! entdecken! Label – Archiv Produktion Label – cpo EAN – 0028948391769 Schubert: Klaviersonaten EAN – 0761203526628 D 959 & D 960 Chanticleer Sings Christmas Interpret – Hans-Jürg Strub Camille Saint-Saëns Interpreten – Chanticleer Die letzten beiden Klaviersona Die Weihnachtskonzerte von ten von Schubert sind stets Le Timbre d’argent Interpreten – Les Siècles, Chanticleer sind in den USA ein Prüfstein für Pianistinnen legendär. Das neue Weih und Pianisten. Der Schweizer accentus, François-Xavier Roth nachts-Album beweist nun Klavierprofessor Strub inter 1864 entstanden, 1877 urauf auch auf Tonträger, wie gut pretiert sie meisterhaft – geführt, Erfolge zu Beginn dieses Ensemble sich um Weih am Klavier und im Beiheft. An des 20. Jahrhunderts – dann nachten annehmen kann: spieltipp: das Andante soste vergessen. Dabei ist diese Traditionelle Weihnachtslieder nuto aus D 960. Oper von der Anlage mit Hof und Gospel-Songs, gregoria Label – Ars Produktion manns Erzählungen zu ver nische Choräle, europäische EAN – 4260052383070 gleichen und blickt mit einer und mexikanische Musik Art cineastischem Flash- des 16. und 17. Jahrhunderts back im Finale weit in die Zu sowie festliche Werke von kunft. Anhören! Komponisten und Arrangeuren Label – Palazzetto Bru Zane der Gegenwart werden mitein EAN – 9788409201907 ander vereint. Label – HDB Sonus EAN – 0190295228880
magazin KLASSIK Winter 2020 BIOGRAPHIE BIOGRAPHIE MUSIK I I II Eleonore Büning Warum geht der Dirigent so Gregor Demblin Hilde Berger oft zum Friseur? Wie ich lernte, Plan B zu lieben Die Windsbraut Antworten auf die großen und Die Geschichte von Oskar kleinen Fragen der Musik Kokoschka und Alma Mahler Die ganz besondere Geschichte Über die Frage, die im Titel gestellt eines besonderen Menschen. Dem- Benannt nach einem Gemälde Ko- wird, machen sich wahrschein- blin beschreibt sehr direkt wie sich koschkas ist dieser biographische lich nicht so viele Menschen sein Leben nach einem Unfall als Roman eine wunderbare Nach- Gedanken wie über viele andere Querschnittgelähmter geändert hat. erzählung einer großen Liebesge- in diesem humorvollen Buch der Er macht Mut für die Herausforde- schichte. Das Buch ist auch Vorlage Grande Dame der deutschsprachi- rungen im Leben. „Mir wurde klar, für den gerade entstehenden Film: gen Musikkritik. Eine amüsante dass das Leben keine Generalprobe „Alma und Oskar“. Sammlung für jeden Musikfan. ist. Es ist schade um jeden Tag, an Geschenkverdächtig! dem wir nicht zufrieden sind.“ ISBN: 978-3-71090-099-0 ISBN: 978-3-90371-502-8 ISBN: 978-3-20521-116-7 gebunden | 28,00 EUR gebunden | 20,00 EUR gebunden | 14,00 EUR Böhlau Verlag Wien Benevento Verlag story.one Verlag 224 Seiten 196 Seiten 80 Seiten 16 BÜCHER LESEN „DYLAN“ KRIMI Carsten Henn Stefan Kutzenberger Hans-Otto Thomashoff Der Buchspazierer Jokerman Im Wahn gefangen. Ein Wien-Krimi Der Weinjournalist und ehemalige Die schönste Verschwörungstheo- Radiomoderator Carsten Henn hat rie seit langem (wenn nicht über- Inspektor Sperling ist Bohemien, mit dem Buchspazierer ein fanta- haupt): Die Welt wird von Bob Opernliebhaber und Dackelbesitzer. sievolles und zu Herzen gehendes Dylan-Fans gesteuert, weil sie als Als die junge Alice ihn bittet, ihren Plädoyer für die Literatur, die Bü- einzige Gruppe in allen Ländern, Vater zu schützen, der ein Heilmit- cher und das Lesen geschrieben. Parteien, Religionen etc. vorkom- tel für Schizophrenie gefunden hat, Verpackt in eine Geschichte um men. Nicht nur für Dylanologen weshalb ein Pharmakonzern ihn den Buchhändler Carl und das ein Pflichtprogramm! und das Medikament vernichten vorlaute Mädchen Schascha. will, erkennt er, welch grauenvoller Plan hinter all dem steht. ISBN: 978-3-82701-424-5 ISBN: 978-3-8392-2721-3 ISBN 978-3-86612-477-9 gebunden | 14,40 EUR gebunden | 12,00 EUR gebunden | 22,70 EUR Gmeiner Verlag Pendo Verlag Berlin Verlag 224 Seiten 282 Seiten 352 Seiten
Wien: 107,3 | Graz: 94,2 | Österreichweit: DAB+ MUSIK II MUSIK III MUSIK IV Richard Kurdiovsky / Stefan Daniel Ender Jochen Köhler Schmidl (Hg.) Zuhause bei Helene und Alban Arturo Benedetti Michelangeli Das Wiener Konzerthaus Berg. Eine Bilddokumentation Auf der Suche nach dem 1913-2013 Vollkommenen Ein Vierteljahrhundert verbrachte Wie so oft bei wissenschaftlichen Alban Berg mit seiner Ehefrau Sehr persönlicher Zugang eines Fans, Publikationen dauert es ein wenig, Helene in ihrer Wohnung in der sich mit Zeitzeugen austauscht. bis die gesammelten Schriften Wien-Hietzing, drei Sommer Der Klavierprofessor aus Halle lässt veröffentlicht werden. Mit ein wenig konnten sie gemeinsam im Kärnt- Schüler, Klavierbauer und Aufnah- Verspätung liegt nun der Jubiläums- ner „Waldhaus“ genießen. Ein meleiter zu Wort kommen und run- band des Wiener Konzerthauses vor, Bildband mit vielen modernen det den Band mit einem Beitrag zur der sich der künstlerischen Nutzung, Fotografien sowie zeitgenössischen musikalischen Interpretation des als auch Aspekten der Repräsenta- Aufnahmen und Dokumenten gibt italienischen Pianisten ab. Zum tion und politischen Instrumenta einen reichhaltigen Einblick in 100. Geburtstag von ABM veröf- lisierung des Hauses widmet. den Alltag des Künstlerehepaars. fentlicht, musste heuer schon eine Zweitauflage gedruckt werden! Verlag der Österreichischen ISBN: 978-3-20521-096-2 ISBN: 978-3-95593-045-5 ISBN: 978-3-70018-440-9 gebunden | 115,00 EUR gebunden | 30,00 EUR Akademie der Wissen gebunden | 28,00 EUR Böhlau Verlag Wolke Verlag 218 Seiten 232 Seiten 216 Seiten schaften IM WINTER 17 01 / 505 48 55 www.oikocredit.at „Ich bin bei Oikocredit, weil es Geld, das für mich als Biobauer eine Form von Dank ist an andere, denen es nicht so gut geht. Mein Geld dem Leben ist keine Spende, sondern eine Starthilfe für den Neubeginn.” dient Mag. Franz Egger Biobauer aus Salurn Mitglied und Anleger bei Oikocredit Hinweis: Werbeanzeige der Stichting Oikocredit International Share Foundation, Wertpapierprospekt samt allfälligen Nachträgen abrufbar unter www.oikocredit.at.
magazin KLASSIK Winter 2020 EIN BUCHHALTER NAMENS LEONARD BERNSTEIN antworten. Der Mann drehte sich zu mir um und be- Foto – Radek Knapp © Herbert Zotti trachtete mich genauer: „Sind Sie wegen der Karten für die Abendvorstellung hier?“, fragte er. „Über- haupt nicht. Ich sitze nur so da.“ Ich zeigte auf den Musikverein hinter mir und fügte hinzu: „In dieses Monster gehe ich sicher nicht freiwillig hinein. Da muss man mich schon mit Gewalt hineinschleppen.“ Meine gespielte Abneigung gegen den Musikverein amüsierte ihn aus irgendeinem Grund. „Warum? Mögen Sie keine Musik?“ „Schon. Aber bestimmt nicht genug, um sich um einen Platz zu prügeln.“ Wie sogar die größten Er nickte ein paar Mal, als hätte etwas von meinem Musikbanausen in Geplapper einen Nerv bei ihm getroffen. „In diesem Wien auf ihre Rechnung Fall hätte ich eine perfekte Lösung.“ Er holte aus Text – Radek Knapp seiner Jackentasche eine CD heraus und reichte sie kommen. 18 Eine wahre Begebenheit mir. „Hier, für Sie“, sagte er, „damit Sie auch in Zu- kunft dieses Haus erfolgreich meiden können.“ Ich aus dem Leben des nahm die CD entgegen und bedankte mich. Es war bestimmt eine von diesen Werbe-CDs, die der Mu- Autors Radek Knapp. sikverein in Massen produzierte, um Abonnenten zu ködern. Er hatte bestimmt noch zehn davon in der Das Musikzentrum in meinem Gehirn ist so minimal Tasche. „Genießen Sie die Aussicht“, sagte der Mann geraten, dass ich nicht einmal wage, unter der Dusche zum Abschied und ging wieder hinein. Als ich allein zu summen. Sogar die einfachste Melodie verwandelt war, drehte ich die CD um, um die Rückseite zu be- sich in meinem Mund zu einer akustischen Katast- gutachten. Dort war ein Foto, auf dem ein Dirigent rophe. Die Zahl jener Menschen, die deswegen den sich mit sonderbar konzentriertem Gesicht über sein Raum verließen, ist beträchtlich und steigt laufend. Orchester beugte. Ich musste zwei Mal hinschauen. Ich werde auch nie eine Querflöte oder eine Geige Es war der alte Mann von gerade eben. Nur ohne spielen und kann mit größter Sicherheit behaupten, Zigarette und in einem Frack. Darunter stand in roten sollte ich jemals ein Instrument in die Hand nehmen, Buchstaben: „Leonard Bernstein dirigiert Chopin“. dann nur, um es von A nach B zu tragen. Trotzdem oder gerade deshalb war das Universum an meiner musikalischen Weiterbildung interessiert und be- scherte mir einen horizonterweiternden Moment. Eines Morgens saß ich zufällig auf den Stufen des Musikvereins und langweilte mich. Plötzlich öffnete Buchtipp sich die Tür hinter mir und ein älterer Herr kam he- raus. Er sah aus wie ein Buchhalter, der gerade eine ISBN: 978-3-99050-181-8 kurze Mittagspause einlegte. Er setzte sich nicht weit gebunden | 20,00 EUR von mir und zündete sich eine Zigarette an. Dann Amalthea Verlag machte er eine Handbewegung, die die umliegenden Gebäude miteinschloss, und sagte halb zu sich selbst, 160 Seiten halb zu mir: „Es ist nicht leicht, in dieser Stadt in die Ferne zu schauen. Finden Sie nicht?“ Er hatte einen eigenartigen Akzent. Wie Tewje, der Milchmann aus Radek Knapp Anatevka. „Deshalb schaue ich nie weiter weg als auf Von Zeitlupensymphonien meine Füße“, versuchte ich möglichst geistreich zu und Marzipantragödien. Notizen eines Möchtegern- Österreichers
© Felix Broede REBEKKA BAKKEN WINTER NIGHTS Do, 17.12.2020 19:30 Uhr Informationen & Tickets t +43 2682 719 1000 kulturzentren.at
magazin KLASSIK Winter 2020 EIN WAND- SCHRANK IN Foto – Sascha Becker als „Unser Beethoven“ KÄRNTEN Ein Best Of „Unser Beethoven“ © Michaela Krauss-Boneau 382. So viele Zitate von und werden (Stichwort: ein Wandschrank in Kärnten als Text – Monika Jaroš über Beethoven sollen es „Aufnahmestudio“!). Möglich war das nur dank eines schlussendlich sein, wenn die hochmotivierten Kern-Teams um Michaela Krauss- am 16. Dezember 2019 gestar- Boneau, Sascha Becker und Clemens Janout sowie tete Reihe „Unser Beethoven“ meinen MusikredaktionskollegInnen Ursula Magnes mit 31. Dezember 2020 ihren und Michael Gmasz. Danke für euer Engagement Abschluss findet. Dabei stand und Durchhaltevermögen! die Fortführung des Projekts mehr als einmal in Frage. Im Folgenden finden Sie eine bunte Auswahl Corona-bedingte Studiosperren mussten mit teils der besten Zitate von und über Beethoven. Nach- abenteuerlichen Home-Office-Lösungen kompensiert zuhören sind sämtliche Beiträge im Podcast auf www.radioklassik.at. Aufsehenerregender Auftritt des jungen Beethoven in Wien. Pianisten-Wettstreit mit Abbé Gelinek: „Ich erinnere mich noch jetzt, als eines Tages Gelinek meinem Vater erzählte, er sey für den Abend in eine Gesellschaft gebeten, wo er mit einem fremden Clavieristen eine Lanze brechen sollte. ‚Den wollen wir zusam 20 menhauen‘, fügte Gelinek hinzu. Den folgenden Tag fragte mein Vater den Gelinek, wie der gestrige Kampf ausgefallen sey? ‚O!‘ ‒ sagte Gelinek ganz niedergeschlagen, ‚an den gestrigen Tag werde ich denken! In dem jungen Menschen steckt der Satan. Nie hab’ ich so spielen gehört! Er fantasierte auf ein von mir gegebenes Thema, wie ich selbst Mozart nie fantasieren gehört habe. Dann spielte er eigene Compositionen, die im höchsten Grade wunderbar und großartig sind, und er bringt auf dem Clavier Schwierigkeiten und Effecte hervor, von denen wir uns nie haben etwas träumen lassen.‘ ‚Ey‘, sagte mein Vater, ‚wie heißt dieser Mensch?‘ ‚Er ist‘, antwortete Gelinek, ‚ein kleiner, häßlicher, schwarz und störrisch aussehender junger Mann, den der Fürst Lichnowksy vor einigen Jahren aus Deutschland hierhergebracht, um ihn bey Haydn, Albrechtsberger und Salieri die Composition lernen zu lassen, und er heißt Beethoven…‘“ (Czerny, S. 69 f.) Johann Wolfgang von Goethe über Beethoven: Unprätentiös an seinen „Sein Talent hat mich in Leipziger Verleger Breitkopf & Härtel: Erstaunen gesetzt; „sie erhalten Morgen eine anzeige von kleinen allein er ist leider eine Verbesserungen, welche ich während der ganz ungebändigte Aufführung der Sinfonien machte; ‒ als ich sie Persönlichkeit, die zwar ihnen gab, hatte ich noch keine gar nicht unrecht hat, davon gehört ‒ und man muß nicht so wenn sie die Welt göttlich seyn wollen, etwas hier oder da in detestabel findet, aber sie seinen Schöpfungen zu verbessern.“ freilich dadurch weder (Briefwechsel Bd. 2, S. 45) für sich noch für andere genußreicher macht.“ (Fiebig, S. 18)
Wien: 107,3 | Graz: 94,2 | Österreichweit: DAB+ Liebenswürdige Antwort auf Fanpost einer kleinen Verehrerin von ca. 8-10 Jahren: „Nicht entreiße Händel, Haydn, Mozart ihren Lorbeerkranz; ihnen gehört er zu, mir noch nicht. Deine Brieftasche wird aufgehoben unter andern Zeichen einer noch lange nicht verdienten Achtung von manchen Menschen. Fahre fort, übe nicht allein die Kunst, sondern dringe auch in ihr Inneres; sie verdient es, denn nur die Kunst und die Wissenschaft erhöhen den Menschen bis zur Gottheit. Solltest Du, meine liebe Emilie, einmal etwas wünschen, so schreibe mir zuversichtlich. Der wahre Künstler hat keinen Stolz. Betrachte mich als Deinen und als Freund Deiner Familie.“ (Briefwechsel, Bd. 2, S. 274 f.) Auf der Suche nach einem Bedienten mit speziellen Fähigkeiten; Adressat: Freund Nikolaus Zmeskall: Missglückte Druckfahnen- Kontrolle: „[...] unterdessen hat sich der Bediente bey mir gemeldet [und] sagte mir, daß er bey „stellen sie sich vor, ihnen gewesen, und daß sie nichts auszusezen ich finde gestern, daß ich an ihm gehabt, als daß er sie nicht im Verbessern der recht frisiren könne. ‒ sollten sie sonst nichts Fehler von der Violonschell ärgeres, welches ich sie mir bitte aufrichtig Sonate selbst wieder zu sagen, an ihm auszustellen haben, neue Fehler gemacht habe! ‒ so würde ich dabey bleiben, denn die Frisur ist sie mögen hieraus sehen, wie sie wissen, mein leztes augenmerk, daß ich in einem Es müste denn seyn, daß man meine Finanzen wirklichen solchen zustande Frisiren und Tappiren könnte“ bin, wo es heißt (Briefwechsel, Bd. 2, S. 323) ‚Herr in deine Hände befehle ich meinen Geist‘ ‒“ (Brief an Breitkopf & Härtel 21 Ohne Starallüren: bzgl. der Violoncellosonate op. 69, zit. n. Briefwechsel, Bd. 2, S.76) „Bei einer andern Gelegenheit kam die Unterhaltung auf den Ruhm, den sein Name in der Welt erlangt hätte. ‚Ach, Unsinn!‘ sagte er, ‚ich habe niemals daran gedacht, für den Ruf und die Ehre zu schreiben. Was ich auf dem Herzen habe, muß heraus, und darum schreibe ich.‘“ (Czerny, zit. n. Briefwechsel, Bd. 2, S. 184) Einmal gipfelte Beethovens rigorose Ahndung von Druckfehlern in den Ausruf: „Fehler ‒ Fehler ‒ sie sind selbst ein einziger Fehler!“ (Beethoven an Breitkopf & Härtel, zit. n. Briefwechsel, Bd. 2, S. 187) Äußeres Erscheinungsbild: „Der damals übliche Filzhut, den er beim Nachhausekommen, wenn auch von Regen triefend, nur nach leichtem Ausschwenken (eine Gewohnheit, die er auch wohl bei uns, unbekümmert um alle Zimmereinrichtung, übte) über die oberste Spitze des Kleiderstockes schlug, hatte in Folge dessen in seinem Deckel die Ebene verloren und war davon gewölbt nach oben ausgedehnt. Vor wie nach dem Regen nur selten oder gar nicht gebürstet und dann wieder einmal bestaubt, hatte der Hut ein bleibend verfilztes Aussehen. Dazu trug er denselben nach Thunlichkeit aus dem Gesichte hinaus, um die Stirne frei zu haben, während beiderseits die grauen wirren Haare, wie Rellstab bezeichnend sagt: ‚nicht kraus, nicht starr, sondern ein Gemisch von Allem‘, nach Außen flogen.“ (Breuning, S. 64 ff.)
magazin KLASSIK Winter 2020 Beethovens Faktotum Anton Schindler über eine von dessen seltsameren Angewohnheiten: „Ging er während der Arbeit in den Zärtlich-leidenschaftliche Bekenntnisse gegenüber Vormittagsstunden nicht aus, um sich wieder zu seiner „Unsterblichen Geliebten“: sammeln, so stellte er sich, oft im tiefen Negligé, ans Waschbecken und goß große Krüge voll „die Liebe fordert alles und ganz mit Wasser auf seine Hände, dabei die ganze Skala Recht, so ist es mir mit dir, auf- und abwärts heulend oder zu Abwechslung dir mit mir ‒ nur vergißt du so leicht, daß brummend; bald durchschritt er wieder ich für mich und für dich leben mit rollenden oder stieren Augen das Zimmer, muß ‒ wären wir ganz vereinigt, du notierte einiges und setzte dann das Aufgießen und würdest dieses schmerzliche Heulen weiter fort. eben so wenig als ich empfinden. [...] Dies waren Momente tiefster Meditation, davon Bleibe mein Treuer einziger schaz, kein besonderes Aufhebens zu machen wäre, mein alles, wie ich Dir, das übrige müßen hätten sie nicht nach zwei Seiten hin unangenehme die Götter schicken, was für unß seyn Folgen gehabt. Zunächst bewirkten sie muß und seyn soll.“ oft Lachen bei seinen Dienstleuten, und dies (Beethoven, zit. n. Gruber, S. 21 f.) gewahrend, geriet der Meister in Zorn, der ihn bisweilen zu lächerlichen Ausbrüchen gebracht. Oder er geriet mit den Hauseigentümern Kreatives Chaos? Harfenfabrikant Johann Andreas in Konflikt, wenn das Wasser durch den Boden Stumpff über seinen Besuch gedrungen, was leider oft vorgekommen ist. bei Beethoven: Dies war ein Hauptgrund, daß Beethoven allenthalben ein unbeliebter Einwohner gewesen. „Beethoven beklagte sich Der Boden seiner Wohnstube hätte mit über die Unvollkommenheit Erdpech belegt sein müssen, um das Durchdringen des Flügels, worauf man des vielen Wassers zu verhindern. Und von in dem gegenwärtigen Zustand diesem Überfluß an Begeisterung unter den Füßen nichts mit Kraft und 22 merkte der Meister nichts!“ (Schindler, S. 401 f.) Effekt vortragen könne. ,Ich besitze selbst ein Londoner Instrument, Was stören ein Genie negative Musikkritiken? welches aber nicht das leistet, Beethoven an die Herausgeber der was man von dorther „Allgemeinen Musikalischen Zeitung“ über eine erwarten sollte. Kommen Sie, Rezension seiner „Eroica“: hier steht es im Neben- zimmer, in einem höchst „Ich höre, daß man in der Musikalischen elenden Zustand.‘ Zeitung so über die Sinfonie, die ich ihnen voriges Als ich solches eröffnete, Jahr geschickt, und die sie mir wieder welch ein Anblick trat mir zurückgeschickt, so loßgezogen hat, gelesen habe entgegen! Der obere ich’s nicht. Wenn sie glauben, daß sie mir damit Teil war tonlos und die schaden, so irren sie sich, vielmehr bringen sie ihre zerrissenen Saiten Zeitung durch so etwas in Mißkredit“ (Briefwechsel, Bd. 1, S. 287) waren ineinander verwirrt, wie ein Dornstrauch vom Sturmwind gegeißelt!“ Kaffee-Zubereitung (Johann Andreas Stumpff, als eigene Wissenschaft: handschriftliche Erinnerungen 1824, zit. n. Hürlimann, „Zum Frühstück nahm er Kaffee, S. 141 f.) den er sich meist selbst in einer Glasmaschine bereitet hat. Kaffee scheint sein unentbehrlichstes Nahrungsmittel Ein Zeitgenosse über Beethovens Wesen: gewesen zu sein, womit er denn „Sobald sich sein Gesicht zur auch so skrupulös verfuhr, wie von Freundlichkeit aufheiterte, so verbrei den Orientalen bekannt. Sechzig Bohnen tete es alle Reize der kindlichen Un wurden auf eine Tasse gerechnet schuld; wenn er lächelte, so glaubte und oft abgezählt, besonders wenn Gäste man nicht blos an ihn, sondern an die anwesend waren.“ Menschheit: so innig und wahr war (Schindler, S. 402) er in Wort, Bewegung und Blick.“ (Anonyme Aussage „eines Zeitgenossen“, zit. n. Breuning, S. 33 f.)
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