Pfarrblatt - Weniger ist mehr - Dompfarre St. Stephan

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Pfarrblatt - Weniger ist mehr - Dompfarre St. Stephan
PB Ostern 2019.qxp 29.03.19 08:32 Seite 1

            74. JAHRGANG · NR. 1 · OSTERN 2019

          Pfarrblatt

            Weniger ist mehr
     Schwerpunkt           Weniger Haben und mehr Sein: den Blick für das Wesentliche schärfen
     Dompfarre             Geburtstagsjubiläen · Einkehrnachmittag · Mitarbeiterausflug · Blitzlichter
     Spirituelles          Hl. Erzbischof Oscar Arnulfo Romero · Fastensuppenessen · Mein Lieblingsgebet
     Literatur             Factfulness · Der Jungbrunnen-Effekt
Pfarrblatt - Weniger ist mehr - Dompfarre St. Stephan
PB Ostern 2019.qxp 29.03.19 08:32 Seite 2

           Inhalt                                     Editorial
           ■ Editorial                          2
           ■ Wort des Dompfarrers
           ■ Eines fehlt dir noch …
           ■ Sammeln, Sorgen und Vorsorgen 6
                                                3
                                                4     Wie viel brauchen wir?
                                                                                                    verbundene Einstellung. Papst Franzis-
           ■ Weniger ist mehr? Weniger                                                              kus ermutigt in seiner Enzyklika „Lauda-
             ist mehr. Mehr und weniger!        7
                                                                                                    to si’“ zu einem ökologischen, propheti-
           ■ Die Kostbarkeit des Wortes         8
                                                                                                    schen und kontemplativen Lebensstil,
           ■ »Mehr als alles hüte dein Herz« 9
                                                                                                    der getragen ist von der Überzeugung,
           ■ Je weniger Du hast,
                                                                                                    dass „weniger mehr ist“. Unserem Papst
             desto mehr gibst Du               10
                                                                                                    ist es wichtig, den Blick in einer Welt, die
           ■ Gott besitzt alle unsere Gedanken 11
                                                                                                    stets nach Wachstum der Quantität
           ■ Weniger Pfarren
             und mehr Gemeinden                12                                                   strebt, auf die Qualität und die Intensi-
           ■ »Weniger ist mehr«                                                                     tät zu richten – in allen Lebensberei-
             in der Architektur                13                                                   chen.
           ■ Weniger ist mehr – Was
             bedeutet dies für die Erziehung? 14                                                    Innere Inventur
           ■ Laudato si’: Botschaft                                                                 Das Loslassen materieller Dinge steht in
             von Franziskus                    15     Ein Koffer für den Rest des Lebens            engem Zusammenhang mit einer inne-
           ■ carla: Altes reparieren                  Als ich während meiner Studienzeit ins        ren Inventur und bewirkt mehr Freiraum
             statt Neues kaufen                16
                                                      Ausland ging, packte ich Sachen für ein       für die Seele. Heuer hat mich die Kunst-
           ■ Der 48er-Tandler                  17     halbes Jahr in einen Koffer, eine Tasche      installation im Dom besonders ange-
           ■ R.U.S.Z: Das Reparatur-                  und einen Rucksack. Als ich vor zwei Jah-     sprochen und in vielfacher Weise zum
             und Service-Zentrum               18
                                                      ren meine hochbetagte Oma in ein Pfle-        Nachdenken gebracht: Mein Himmel ist
           ■ Kennen Sie das Grätzlrad?         19
                                                      geheim bringen musste – da es sonst           auch nicht immer voller Geigen. Im Ge-
           ■ Weniger Veranstaltungen –
                                                      keine andere Möglichkeit gab, sie gut zu      genteil. Es gibt Tage, da habe ich das Ge-
             ein Mehr an Lebensqualität?!      20
                                                      versorgen – genügte nur ein Koffer als        fühl, dass ich von Terminen, Veranstal-
           ■ »Weniger ist mehr«
             bedeutet für mich …               22     Gepäck. Ein einziger Koffer – für den Rest    tungen, Aufgaben, Anrufen, zu beant-
           ■ Sky of Stones                     25     ihres Lebens.                                 wortenden Mails, Verpflichtungen und
           ■ Mitarbeiterausflug                26          Leider war die ihr noch bemessene Le-    Sorgen fast erschlagen werde. Wie kleine
           ■ Mit Gott ins neue Jahr            27     benszeit nur mehr kurz, der Inhalt dieses     und große Steine türmt sich dann alles
                                                      Gepäckstücks wäre auch für einen längeren     vor mir auf oder droht als Felsbrocken
           ■ 65 Jahre Wolfgang Zehetner        28
                                                      Zeitraum ausreichend gewesen. Seither be-     auf mich herabzufallen. Mir wird alles zu
           ■ 70 Jahre Hans Walzl               28
                                                      gleitet mich nicht nur meine Oma in mei-      viel. Von den Schachteln im Keller ganz
           ■ 80 Jahre Elisabeth Watzek         28
                                                      nen Gedanken, sondern auch dieser Koffer:     abgesehen …
           ■ Erfüllende Tage                   29
                                                      Vor allem, wenn ich an die vielen Dinge           Dann ist eine Pause dringend not-
           ■ Blitzlichter aus St. Stephan      30
                                                      denke, die sie im Laufe der Zeit gesammelt,   wendig. Ruhe. Stille. Den Blick schärfen.
           ■ (Fast) nicht zu erkennen?         32
                                                      in ihrer Wohnung angehäuft und der Nach-      Was von alldem ist wirklich wichtig?
           ■ Impuls_St.Stephan                 32
                                                      welt nun zum Räumen hinterlassen hat. Ich     Was davon sind nur alte Gewohnheiten,
           ■ Die Riesenorgel kehrt zurück      33     denke an den Koffer, wenn ich die vielen      Wünsche oder Erwartungen an mich
           ■ Chronik                           34     Schachteln mit Spielsachen und oft ver-       selbst? Was muss ich loslassen?
           ■ Aus dem Archiv                    34     meintlich praktischen oder wichtigen Din-         Die Feier des Osterfests hilft mir da-
           ■ Steffl                            35     gen in unserem Keller oder sonst wo in un-    bei. Es erinnert mich an meine eigene
           ■ Buch: Factfulness                 36     serem Haushalt betrachte. Ich denke an ihn,   Vergänglichkeit, an die Angst vor dem
           ■ Buch: Jungbrunnen-Effekt          36     wenn ich Bilder von Menschen in den Me-       Loslassen, an Verlassenheit, an Sterben
           ■ Feste: Fastensuppenessen          38     dien sehe, die aufgrund einer Naturkata-      und Tod. Tod, der jedoch zum Leben
           ■ Mein Lieblingsgebet               39     strophe oder Krieg in ihrem Land nicht ein-   führt. Ostern ist ein Fest des Lebens und
           ■ Heilige: Erzbischof Romero        40     mal mehr einen Koffer haben.                  der Freiheit. Es geht aber um eine Frei-
           ■ Termine                        41,44          Studien besagen, dass ein Westeuro-      heit, die wir nicht selbst machen kön-
           ■ Gottesdienste:                           päer im Durchschnitt 10.000 Dinge be-         nen, sondern uns geschenkt ist – so wie
             Karwoche und Ostern               42     sitzt, eine afrikanische Familie hingegen     unser Leben.
           ■ Lange Nacht der Kirchen                  nur 200. Wie viel von den Dingen die wir
                                                                                                                                                   Martin Staudinger

             in St. Stephan                    46     besitzen, brauchen wir wirklich?
           ■ Zum Nachdenken                    48          Es geht aber nicht nur um das Haben
           ■ Impressum                         48     der Dinge, sondern auch um die damit          Ihre Birgit Staudinger

          2 Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Ostern 2019
Pfarrblatt - Weniger ist mehr - Dompfarre St. Stephan
PB Ostern 2019.qxp 29.03.19 08:32 Seite 3

                                                 Wort des Dompfarrers

                                                 Liebe Freunde von St. Stephan!
                                                 Lange bereiten wir uns auf Ostern vor.        ganz im Hier und Jetzt zu leben, ist nicht
                                                 Die 40 Tage der österlichen Bußzeit sind      nur meine wachsende Lebenserwartung
                                                 dann doch mit den dazugehörigen Sonn-         zu finden, sondern auch ein großes Maß
                                                 tagen gefühlsmäßig ein wenig länger.          an Wachstum in meiner Fähigkeit zur In-
                                                 Das Weniger in der Fastenzeit kann man        teraktion und Aufnahmebereitschaft, da
                                                 sich relativ leicht vornehmen, der geistli-   neue Verbindungen und Synapsen im
                                                 che Mehrwert hingegen ist nicht immer         Gehirn gebildet werden. „Wer glaubt,
                                                 gleich zu sehen und zu spüren. Gut, dass      lebt länger“ war einmal eine Kurzzusam-
                                                 wir auch in der Dompfarre Besinnungs-         menfassung einer werbewirksamen
                                                 und Einkehrmöglichkeiten in dieser Zeit       Grundbotschaft des christlichen Glau-
                                                 anbieten, die helfen sollen, bewusster in     bens. Vielseitiges Interesse und geistige
                                                 der Gegenwart zu leben. Der Versuchung        Regsamkeit schaffen die Voraussetzung
                                                 standhalten, immer nur in der Vergan-         dafür, gerade auch in Krankheitsphasen
                                                 genheit zu leben, anderen Zeiten nach-        und Krisenzeiten die Sinnhaftigkeit des
                                                 zutrauern oder gar nur von Luftschlös-        Daseins besser für sich zu durchschauen       deutlich verminderter Demenz und an-
                                                 sern zu träumen. Der, der wagt ganz da        und lösen zu können.                          deren Krankheitsbildern - ist für viele ei-
                                                 zu sein, dem eröffnet sich oft ein viel                                                     ne Anregung mit dem Fasten, mit Medi-
                                                 weiterer Blick als denen, die jeder Neuig-    Mehr Vertrauen in Gott                        tation oder Gebet einmal Ernst zu ma-
                                                 keit einfach nachlaufen.                      „Alles vermag ich in dem, der mich            chen.
                                                                                               stärkt.“ (vgl. Phil 4,13) Das Weniger der
                                                 Im Hier und Jetzt                             Fastenzeit kann in ein wesentliches           Aus der Kraft der
                                                 Bei dem Glaubensseminar zum Thema             Mehr von Ostern einmünden.                    Auferstehung leben
                                                 „Näher mein Gott zu dir – ganz da“ ha-             Die Rehabilitation des uralten Fas-      Wenn wir Ostern feiern, dann ist natür-
                                                 ben wir uns auf der Grundlage der neue-       tens in der Medizin und in den Ernäh-         lich der nüchterne Blick der Fastenzeit zu
                                                 ren Gehirnforschung mit der Plastizität,      rungswissenschaften gibt uns ein spre-        wenig, aber die Hingabe und die Begeis-
                                                 also der Beweglichkeit unseres Gehirns        chendes Beispiel dafür, dass die Selbst-      terung mit der wir das Fest des Lebens-
                                                 bis ins höchste Lebensalter beschäftigt.      reinigungskräfte unseres Körpers nur ak-      sieges Jesu Christi und damit der ganzen
                                                 Das Gehirn bleibt immer formbar - nicht       tiviert werden müssen. Im Vertrauen auf       Menschheit feiern, ist wieder nach den
                                                 nur für unsere älteren Zeitgenossen eine      Gott, in der selbstgenügsamen Zufrie-         Worten des Gehirnforschers Gerald Hüt-
                                                 Hoffnung gegen drohende Demenz und            denheit auch mit Weniger, werden die          her ein „Dünger für das Gehirn“. Alles
                                                 Alzheimer, sondern ein Auftrag und eine       Heilungskräfte befördert. Im Vertrauen        was ich mit Begeisterung tue, lässt mein
                                                 ermutigende Aufforderung an uns, den          auf die behandelnden Ärzte und Pfleger        Gehirn beweglich bleiben. Der Glau-
                                                 Wechsel der liturgischen Jahreszeiten         ist schon ein entscheidender Schritt der      benssatz vom Tod und der Auferstehung
                                                 nicht zu versäumen und ihm nur eine           Genesung geschehen. Und das ist nicht         Jesu kann so zu einer bleibenden Nah-
                                                 spielerische Bedeutung zuzuschreiben.         nur ein Placebo-Effekt. Das Vorbild des       rung für meine Seele werden. Und sol-
                                                 Dort, wo ich mich gedanklich nicht in         mönchischen Lebens – mit seiner höhe-         che positiven Grundsätze unseres Glau-
                                                 Stress versetzen lasse, sondern versuche      ren Lebenserwartung und signifikant           bens sollen wirklich erreichbar in den Re-
                                                                                                                                             galen meines Gehirns bereitgehalten
                                                                                                                                             werden. Besonders die Haltung der
                                                                                                                                             Dankbarkeit und die jeweils auch ausge-
                                                                                                                                             sprochenen Danksagungen haben eine
                                                                                                                                             heilende Kraft für unsere verwundeten
                                                                                                                                             Seelen. Dann verspürt man durch den
                                                                                                                                             Verzicht in der Fastenzeit auch deutlich
   Dompfarrer: Suzy Stöckl | Birgit Staudinger

                                                                                                                                             neue Kraft, die uns zu wirklich österli-
                                                                                                                                             chen Menschen macht, die aus der Kraft
                                                                                                                                             der Auferstehung leben können.

                                                 Titelseite: „Sky of Stones“ – Kunstinstallation im Stephansdom von Peter Baldinger.
                                                 Details dazu auf Seite 25.                                                                  Ihr dankbarer Toni Faber

                                                                                                                                       Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Ostern 2019 3
Pfarrblatt - Weniger ist mehr - Dompfarre St. Stephan
PB Ostern 2019.qxp 29.03.19 08:32 Seite 4

             Weniger ist mehr

             Eines fehlt dir noch …
             Ein Mann läuft auf Jesus zu, fällt vor ihm auf die Knie und stellt Jesus                ehrlich zugeben, dass wir in einem Land
             die Frage, die ihn offensichtlich von Jugend an sehr beschäftigt,                       mit einer hohen Lebensqualität leben;
             was er tun muss, um das ewige Leben zu erben.                                           vielen von uns geht es gut, manchen so-
             Domdekan Rudolf PROKSCHI über eine biblische Erzählung,                                 gar sehr gut. Wir können uns vieles leis-
             die zum Nachdenken einlädt: Was macht uns wirklich glücklich?                           ten – und wir tun es auch: eine großzügi-
             Was fehlt uns noch, das unsere Sehnsucht nach Leben stillt?                             ge, gut ausgestattete Wohnung oder viel-
             Und wie schwierig ist es manchmal, Gewohnheiten zu ändern?                              leicht sogar ein ganzes Haus in bester La-
                                                                                                     ge; ein tolles Auto – ev. mehrere in einem
             Vor einigen Wochen habe ich im Rah-          nicht mich, da bin ich nicht gemeint.      Familienverband, weil doch jeder für sei-
             men der Frühmesse entsprechend der           Denn ich habe kein großes Vermögen         ne Bedürfnisse ein eigenes Fahrzeug
             Leseordnung wieder einmal die Begeg-         und mein Lebensstil ist auch nicht so      braucht; mindestens zwei attraktive Ur-
             nung Jesu mit dem „reichen Jüngling“         übertrieben aufwendig. Da sind die „Rei-   laube (im Winter und im Sommer) und
             verkündet. Dort heißt es wörtlich: „Da       chen“ dieser Welt, die „Superreichen“,     oft noch ein paar verlängerte Wochenen-
             sah ihn Jesus an, umarmte ihn und sagte      die Millionäre gemeint, bei denen sich     den, wenn die Feiertage günstig fallen.
             zu ihm: Eines fehlt dir noch: Geh, verkau-   alles nur ums Geld dreht, um die Ver-          Bitte mich nicht missverstehen: Ich
             fe, was du hast, gib es den Armen und du     mehrung ihres Besitzes und um ein lu-      vergönne jedem und jeder von Herzen ein
             wirst einen Schatz im Himmel haben;          xuriöses Leben. Die sollten sich ange-     Leben auf einem hohen Standard. Viele
             dann komm und folge mir nach! Der            sprochen fühlen und dementsprechend        müssen dafür auch hart arbeiten; es wird
             Mann aber war betrübt, als er das hörte      ihr Leben ändern …                         einem nichts geschenkt. Es geht nicht da-
             ging traurig weg; denn er hatte ein gro-         Wenn wir die Worte Jesu an uns he-     rum, dass unser christlicher Glaube uns
             ßes Vermögen.“ (Mk 10,21-22)                 ranlassen, was könnte er uns – Ihnen und   den Wohlstand, in dem wir leben dürfen,
                 Was ist wohl die erste Reaktion vieler   mir – heute im Jahr 2019 „zumuten“ und     vermiesen will. Auch ich bin dankbar da-
             auf diese Aussage Jesu: das betrifft doch    konkret sagen wollen? Wir müssen doch      ran zu partizipieren, spüre aber für mich

                             Unseren Alltag
                     genauer in den Blick nehmen:
                             Was fesselt uns?
                   Was hält uns gefangen? Sind wir frei?
                           Was fehlt uns noch?
                                                                                                                                                  M. Großmann/pixelio.de

          4 Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Ostern 2019
Pfarrblatt - Weniger ist mehr - Dompfarre St. Stephan
PB Ostern 2019.qxp 29.03.19 08:32 Seite 5

                                                                                                                                   Die Autoren
                                                                                                                                   Luise ADLER, Studentin d. Musikwissenschaften,
                                                                                                                                      Uni Wien
                                                                                                                                   Dr. Markus BERANEK, Leiter des Pastoralamts der
                                                                                                                                      Erzdiözese Wien
                                                                                    (ich hatte rund 40 Jahre hindurch ein ei-      Mag. Luis CORDERO, Pressereferent von Sei So Frei
                                                                                    genes Fahrzeug) – meinem Neffen, der           Mag. Karin DOMANY, Religionspädagogin in Pens.,
                                                                                                                                      PGR St. Stephan
                                       Rudolf Prokschi ist                          auf dem Land lebt, zu schenken. Als jun-       Sepp EISENRIEGLER, Gründer und Geschäftsführer
                                                                                                                                      des R.U.S.Z, Autor
                                          Domdekan von                              ger Familienvater mit einer in Teilzeit be-    Toni FABER, Dompfarrer von St. Stephan
                                                                                                                                   MMag. Markus FIGL, Bezirksvorsteher Wien Innere
                                         St. Stephan und                            schäftigen Ehefrau und zwei Kindern im            Stadt
                                              emeritierter                          Schulalter braucht die Familie oft ein         Martha FRIEDL, Leiterin d. charismatischen Ge-
                                                                                                                                      betsrunde in St. Stephan
                                             Professor für                          zweites Auto – das kann ich durchaus           MMag. Hermann GLETTLER, Diözesanbischof von
                                                                                                                                      Innsbruck
                                          Patrologie und                            verstehen. Aber ich lebe allein in der         Reinhard H. GRUBER, Domarchivar von St. Ste-
                                        Ostkirchenkunde                             Großstadt und komme mit den öffentli-             phan
                                                                                                                                   Prof. Dipl. Ing. Otto HÄUSELMAYER, Architekt
                                         an der Uni Wien                            chen Verkehrsmitteln im Normalfall gut         Anneliese HÖBART, Mitglied des Pfarrleitungs-
                                                                                                                                      teams und des Vermögensverwaltungsrates d.
                                                                                    zurecht. Außerdem fahre ich fast täglich          Dompfarre St. Stephan
                                       immer deutlicher, dass mich vieles von       die kürzeren Strecken mit dem Fahrrad,         Karl HOHENLOHE, Journalist, Moderator, Dreh-
                                                                                                                                      buchautor, Hg. des Gault Millau Österreich
                                       dem, was man in gewissen Kreisen heute       was auch meinem Körper guttut. Natür-          Paul IVIĆS, Chef de Cuisine Restaurant Tian
                                                                                                                                   BM Elisabeth KÖSTINGER, Bundesministerin für
                                       haben muss bzw. sich leisten kann, mich      lich weiß ich um die Gefahren des Stra-           Nachhaltigkeit und Tourismus
                                       nicht wirklich zufriedener und glücklicher   ßenverkehrs und gibt es auch immer             Dr. lic. Nikolaus KRASA, Generalvikar der Erzdiöze-
                                                                                                                                      se Wien, Domkapitular
                                       macht. Umgekehrt mache ich die Erfah-        wieder Situationen, wo ein Auto schon          Mag. Markus LANDERER, Domkapellmeister St.
                                                                                                                                      Stephan
                                       rung, dass es mir Freude und innere Frei-    sehr praktisch wäre. Wenn es ganz eng          Prof. Dr. Martina LEIBOVICI-MÜHLBERGER, Prakti-
                                       heit schenkt, wenn es mir gelingt, einfa-    wird, borge ich mir bei Verwandten oder           sche Ärztin, Gynäkologin, Ärztin für Psychoso-
                                                                                                                                      matik, Psychotherapeutin, Erziehungsberaterin,
                                       cher und bescheidener zu leben, ohne da-     guten Freunden eines aus. Bisher hat es           Familiencoach
                                                                                                                                   OStr. Prof. Franz MICHAL, Mitglied des Vermögens-
                                       bei anderen gegenüber Neidgefühle zu         immer geklappt und ich konnte rechtzei-           verwaltungsrates d. Dompfarre
                                                                                                                                   Elisabeth MIMRA, Leiterin carlas
                                       entwickeln. Ein ehrliches Ja zu einem al-    tig meine Ziele erreichen. Es geht mir gut     Dr. Mireille NGOSSO, stv. Bezirksvorsteherin im
                                       ternativen Lebensstil zu sagen, ohne sich    dabei und ich spüre für mich eine gewis-          Ersten Bezirk, Ärztin
                                                                                                                                   P. Josef OBERGER MC, Priester der Missionaries of
                                       dabei besser vorzukommen – das ist gar       se Freiheit und Unabhängigkeit, ohne              Charity Fathers
                                                                                                                                   Prof. Dr. Günther OFNER, Vorstandsdirektor der
                                       nicht so einfach.                            daraus eine Ideologie zu machen.                  Flughafen Wien AG
                                                                                                                                   Herbert PROHASKA, „Österreichs Fußballer des 20.
                                                                                                                                      Jahrhunderts“, eh. Trainer, ORF-Fußballexperte,
                                       Verzicht, der Freiheit spüren lässt          Sich einem größeren                               TV-Analytiker, Kolumnist
                                                                                                                                   Univ.-Prof. i.R. Mag. Dr. Rudolf PROKSCHI, em. Prof.
                                       Wie könnte das konkret in meinem Le-         Horizont öffnen                                   f. Theologie und Geschichte des christlichen Os-
                                       ben aussehen? Das muss jeder für sich        Die österliche Bußzeit ist eine Einladung         tens, Domdekan
                                                                                                                                   Apost. Protonotar Mag. Lic. Dr. Ernst PUCHER,
                                       entdecken, erproben und einüben. Die         an uns, wieder deutlicher und aufmerk-            Dompropst und Domkustos
                                                                                                                                   Mag. Dr. Theol. Mag. Dr. Phil. Severin RENOLDNER,
                                       Vorbereitungszeit auf das Osterfest, die     samer unseren Alltag unter die Lupe zu            Prof.für Ethik, Moraltheologie und politische
                                       sogenannte Fastenzeit, ist eine Einla-       nehmen und zu erkennen, was „mir                  Bildung, Priv. Päd. Hochschule Linz, Bereichslei-
                                                                                                                                      ter für Bildung im Pastoralamt der Diözese Linz
                                       dung an uns, einmal in diese Richtung        noch fehlt“ bzw. wovon ich zu viel habe.       Michaela REITTERER, Hotelière Boutiquehotel
                                                                                                                                      Stadthalle, Präsidentin der Österr. Hotelierver-
                                       nachzuspüren.                                Aus einem anfänglichen kleinen Impuls             einigung
                                           Ich möchte Ihnen ein Beispiel erzäh-     kann eine Neuausrichtung des Lebens            Mag. Dr. Franz SCHARL, Weihbischof und Bischofs-
                                                                                                                                      vikar für die Kategoriale Seelsorge und die an-
                                       len: Als vor vielen Jahren das „Autofas-     erwachsen. Nicht das Auto, der Fernse-            derssprachigen Gemeinden
                                                                                                                                   P. Mag. Andreas SCHÖFFBERGER Cop, Pfarrmodera-
                                       ten“ sehr stark propagiert wurde, habe       her, der Computer u. v. a. m. sind abzu-          tor der Wiener Pfarre St. Josef - Reinlgasse
                                                                                                                                   Kleine Schwestern vom Lamm, Kleines Kloster
                                       ich mich einmal darauf eingelassen,          lehnen – das wäre verrückt, denn sie hel-         „Maria, Licht der Kirche“ in Wien
                                       mein Auto in der Fastenzeit nur in abso-     fen uns vielfach unser alltägliches Leben      Univ.-Prof. DDDr. Clemens SEDMAK, Theologe, Phi-
                                                                                                                                      losoph, Buchautor, Leiter des wissenschaftli-
                                       luten Notfällen zu benutzen. Ein gewis-      zu bewältigen. Aber sie können auch Be-           chen Beirates d. Zentrums für Ethik und Ar-
                                                                                                                                      mutsforschung der Universität Salzburg
                                       ser Anreiz war sicher auch die Gratis-       sitz von uns ergreifen und da gilt es, auf-    Mag. Birgit STAUDINGER, Redaktionsleiterin
                                       Fahrkarte für diese Zeit bei den ÖBB.        merksam zu sein und gegenzusteuern             Mag. Peter-Arthur STRAUBINGER, Filmemacher,
                                                                                                                                      Journalist, Seminarleiter und Autor
                                       Nachher habe ich festgestellt, dass es       im Blick auf die größere Freiheit. Denn        DI Ulrike VOLK, Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit
                                                                                                                                      MA 48
                                       mir nicht nur nicht schwer gefallen ist,     die Auferstehung des Herrn eröffnet uns        Sarah WIENER, Unternehmerin, Fernsehköchin,
                                       sondern dass mir die (fast) ausschließli-    einen neuen Horizont und sprengt die              Autorin und Politikerin

                                       che Verwendung von öffentlichen Ver-         engen Grenzen unseres irdischen Le-
                                                                                                                                   Redaktion
   Franz Josef Rupprecht/kathbild.at

                                       kehrsmitteln Spaß gemacht hat. Zugege-       bens.
                                                                                                                                   Redaktionsleitung: Mag. Birgit STAUDINGER
                                       ben: Da ich in Wien meinen Lebensmit-            Ich wünsche uns allen eine gesegne-        Lektorat: Mag. Karin DOMANY, Reinhard H. GRUBER,
                                                                                                                                     Daniela TOLLMANN
                                       telpunkt habe, kann ich natürlich leich-     te Fastenzeit mit vielen positiven Erfah-      Redaktionsteam: Dompfarrer Toni FABER,
                                       ter auf ein Auto verzichten. Vor rund sie-   rungen und ein lichtvolles Osterfest in          Diakon Erwin BOFF, Mag. Karin DOMANY,
                                                                                                                                     Mag. Heinrich FOGLAR-DEINHARDSTEIN,
                                       ben Jahren habe ich mich entschlossen,       der persönlichen Begegnung mit dem               Reinhard H. GRUBER, Anneliese HÖBART

                                       mein Auto – nach reiflicher Überlegung       Auferstandenen.                          ■

                                                                                                                           Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Ostern 2019 5
Pfarrblatt - Weniger ist mehr - Dompfarre St. Stephan
PB Ostern 2019.qxp 29.03.19 08:32 Seite 6

             Weniger ist mehr

             Vom Sammeln, Sorgen und Vorsorgen
             Haben Sie eine Krankenversicherung, ein Sparbuch, ein Pensionskonto, andere Versicherungen?
             Wie geht es Ihnen dann mit der Aufforderung Jesu in der Bergpredigt,
             keine irdischen Schätze zu sammeln, sich nicht um Irdisches zu sorgen?
             Generalvikar Nikolaus KRASA zur schwierigen Frage über die „rechte Sorge“ im Leben

             Ich würde gerne wissen, was die Redakti-       schadenversicherungsanstalt“, die heuti-
             on bewegt hat, gerade mich als General-        ge Vienna Insurance Group gegründet
             vikar zu bitten, einen Beitrag zu Mat-         wurde, da wurde kirchlicherseits heftig
             thäus 6,19-24 zu schreiben. Immerhin ist       darüber diskutiert, ob es christlich sei,
             ein guter Teil meiner Aufgaben, gemein-        Rücklagen zu bilden, sich durch eine Ver-   Nikolaus Krasa ist
             sam mit anderen für Sicherheit zu sor-         sicherung in größeren Schadensfällen         Generalvikar der
             gen, etwa für die Zukunft der Mitarbei-        abzusichern, vorzusorgen. Denn immer-         Erzdiözese Wien
             ter und Mitarbeiterinnen der Erzdiözese        hin scheint uns ja das Ende der Bergpre-     und Mitglied des
             Wien Rückstellungen zu bilden, oder die        digt zu ermutigen, keine Schätze auf Er-         Domkapitels
             Infrastruktur der Erzdiözese zukunftssi-       den anzulegen, nicht zu arbeiten, uns        von St. Stephan.
             cher zu machen. Natürlich sorgt die Di-        nicht um unsere Kleider zu kümmern,
             özese für ihre Mitarbeiter vor, natürlich      uns eben nicht sorgend absichern. Zur       zählt für mich nicht. Also zu sagen, es
             legen wir Geld für unsere Gebäude zur          kirchlichen Ehrenrettung: neben den Kri-    geht ja nur um eine innere Haltung, um
             Seite, natürlich planen wir voraus. Meine      tikern gab es damals viele kirchliche Be-   ein inneres Freisein. Das ist zu einfach.
             Aufgabe ist es also in vielen Bereichen        fürworter einer Versicherung. Und unter     Und der Text zu konkret. Und die Ant-
             genau das Gegenteil dessen zu tun, wo-         den Gründungsmitgliedern der Wech-          wort die der Text auf den ersten Blick zu
             von Mt 6,19-24 zu sprechen scheint. Und        selseitigen waren namhafte österrei-        geben scheint zu einfach, zumindest für
             in Ihrem Leben ist es vermutlich nicht         chische Stifte und Klöster.                 eine postmoderne komplexe Gesell-
             viel anders.                                                                               schaft. Dass ich dann aber gegen Ende
                 Als 1824 wurde die Georg von Höge-         Wenn alle Menschen                          des Textes noch als „Kleingläubig“ be-
             lüller die „Wechselseitige k.k. priv. Brand-   sorglos leben würden …                      schimpft werde, macht die Sache auch
                                                            Ganz praktisch: natürlich verhungern in     nicht einfacher.
                                                            harten Wintern Sperlinge, ohne Vorsorge         Allerdings: vielleicht steckt genau
                      Je mehr wir in einem Rucksack         würden wir keinen Winter überleben,         in diesem Wort ein Schlüssel für das
                            mitnehmen, um für alle          Hungersnöte und Katastrophen können         Verständnis des Textes: Kleingläubig. Er
                         Notfälle und Eventualitäten        nur gelindert werden, wenn wo anders        erinnert mich an die jüdische Ausle-
                              gerüstet zu sein, desto       vorgesorgt worden ist. Würden alle Men-     gung einer Episode aus der Wüsten-
                                      beschwerlicher        schen nach der in der Bergpredigt pro-      wanderung Israels: nachdem die Vorrä-
                                       wird der Weg.        klamierten Sorglosigkeit leben, brächen     te ausgehen, fällt über Nacht Manna,
                                                            soziale und politische Strukturen wahr-     genug, dass das Volk satt wird, am Frei-
                                                            scheinlich sehr schnell zusammen. Eine      tag sogar die doppelte Menge, damit
                                                            der Grundsäulen des Sozialstaates ist es    man am Sabbat nicht arbeiten (Manna
                                                            eben, gemeinsam Vorsorge zu treffen.        suchen) muss. Als dem Volk diese et-
                                                                Jesus formuliert so utopisch, dass er   was einseitige Kost langweilig wird,
                                                            keine Ahnung von Ökonomie, vom guten        gibt es auch noch Fleischzuwaage: Der
                                                                                                                                                    Krasa: Franz Josef Rupprecht/kathbild.at | Rainer Sturm/pixelio.de

                                                            Wirtschaften zu haben scheint. Und es       Wind weht Wachteln an. In Exodus 11,32
                                                            gibt biblische Gegengeschichten: wie        sogar so viel, dass die Leute beginnen,
                                                            stünde Jesus zu dem, was Josef in Ägyp-     das Fleisch zu trocknen und jede Men-
                                                            ten tut? Wenn er nach seinem Traum in       ge Vorräte anzulegen. Das aber ist nicht
                                                            den sieben fetten Jahren vorsorgt für die   im Sinne des Erfinders. Die jüdische
                                                            darauffolgenden mageren Jahre?              Tradition bezeichnet diese Israeliten als
                                                                                                        kleingläubig. Sie nehmen mehr, als sie
                                                            Kleingläubig?                               für den Tag und den darauffolgenden
                                                            Die drastische Aufforderung Jesu zur        Sabbat brauchen. (Der Sabbat ist ein
                                                            Sorglosigkeit macht mich also zunächst      Ruhetag, daher auch kein Wachtel-
                                                            perplex. Und der spirituelle Ausweg         sammeln möglich).

          6 Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Ostern 2019
Pfarrblatt - Weniger ist mehr - Dompfarre St. Stephan
PB Ostern 2019.qxp 29.03.19 08:32 Seite 7

                                                   Mehr mitnehmen als man braucht.
                                               Das heißt nicht planlos unterwegs sein.
                                               Ganz im Gegenteil, im Wissen um den                      »Sammelt euch nicht Schätze hier auf der Erde,
                                               Sabbat, an dem als Ruhetag nicht gesam-
                                               melt werden darf, nimmt man das mit,
                                                                                                         wo Motte und Wurm sie zerstören…
                                               was man für diesen Tag brauchen wird.                     Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz.
                                               Das, aber nicht mehr. Eine Vorstellung,                   Sorgt euch nicht um euer Leben, was ihr essen
                                               die mir von Fußwallfahrten vertraut ist: je
                                               mehr ich in meinen Rucksack packe, um-                    oder trinken sollt… Euer himmlischer Vater weiß,
                                               so schwerer wird er, und umso weniger                     dass ihr das alles braucht.«
                                               gut werde ich gehen können. Aber: auch
                                                                                                                                                          aus Matthäus 6,19–34
                                               ohne Rucksack und damit ohne Vorsorge
                                               geht es nicht. Ich werde für den Tag etwas
                                               zu essen, zu trinken mithaben, Regen-         Gesunde Balance                                  Noch ein zweites wichtiges Wort. „Sorgt
                                               schutz, Wäsche, das Notwendigste eben.        Ich glaube, es geht um eine gesunde Ba-      euch nicht“, heißt es mehrfach im Text. Viel-
                                               Ich werde aber möglichst viel Überflüssi-     lance: zu viel mitzunehmen an Vorsorge,      leicht müsste man pointierter sagen: „Ängs-
                                               ges lassen, nicht aus Leistungsdruck oder     an Geld, macht unfrei und den Weg            tigt euch nicht“, lebt nicht angstgetrieben.
                                               Zwang, sondern aus dem Wissen (und            schwer. Zu wenig dabei zu haben ist fahr-    Plant und sorgt verantwortet vor. Aber lebt
                                               wenn ich es schon öfters gemacht habe         lässig. Und das wiegt, je mehr ich Verant-   gleichzeitig aus dem Vertrauen, dass durch
                                               aus der Erfahrung) der Freiheit, die mir      wortung auch für andere habe, umso           unser Planen und darüber hinaus unser
                                               dieses Lassen schenkt.                        mehr.                                        himmlischer Vater für uns sorgt.           ■

                                               Weniger ist mehr? Weniger ist mehr.
                                               Mehr und weniger!
                                               Gedanken von Weihbischof Franz SCHARL

                                               „Weniger ist mehr.“ Stimmt das über-                                                          wenn (c) ich freundlicherweise bei ge-
                                               haupt? Weniger Zeit ist einfach nicht                                                         gebener Notwendigkeit von einer
                                               mehr Zeit! Weniger Geld ist einfach                                                           Haltestelle oder von der Endstation
                                               nicht mehr Geld! Bleibt hier nur aufge-       Weihbischof Franz                               abgeholt werde, und wenn (d) ich fit
                                               blasenes Gerede übrig? Oder steckt doch        Scharl ist Mitglied                            genug bin, es so zu machen.
                                               mehr dahinter?                                  des Domkapitels                            D.h., nirgends gibt es hier einen Anlass
                                                                                                von St. Stephan                           zu großem Getue. Was heißt das dann
                                               „Weniger ist mehr.“                            und Bischofsvikar                           für die Fastenzeit und darüber hinaus?
                                               Ist das nicht allzu schnell daher gesagt?!    für die Kategoriale                              Angesagt sind: Mehr G"TTES- und
                                               Das kann doch für uns nur gelten, wenn                  Seelsorge                          Menschen-Dienst sowie Respekt vor
                                               wir mehr als genug zum Überleben ha-                                                       G"TTES Schöpfung und weniger Götzen-
                                               ben! Oder?                                      (welches mir gegeben wird!) zu teilen,     dienst!                                ■
                                                    Ist das Motto „Weniger ist mehr“ nur       hängt gerade daran, dass ich mehr
                                               eine ungenaue Übersetzung für: das              bekomme, als zum Überleben not-            1 Anm. d. Red.: G"TT ist eine vermeidende
                                                                                                                                            Schreibweise für das Wort Gott, die darauf
                                               Notwendige vom Überflüssigen zu un-             wendig ist.
                                                                                                                                            abzielt, den Namen Gottes JHWH nicht in
   Scharl: Franz Josef Rupprecht/kathbild.at

                                               terscheiden, um dann den dazu passen-         ▶ Zudem: Dass ich es mir z. B. leisten
                                                                                                                                            eine Form zu bringen, in der er missbraucht
                                               den Lebensstil zu entwickeln?                   kann, ohne Dienstauto zu sein, funk-         werden kann. Es soll daran erinnern, dass
                                               ▶ Bei meinem Beten weniger Worte ver-           tioniert längerfristig nur, wenn (a) der     das Wort „Gott“ nicht einfach ein Wort wie
                                                   wenden und mehr mit fokussiertem            öffentliche Verkehr vor Ort gut entwi-       jedes andere ist, das man schreibt oder in
                                                   Herz und Hirn mich an G"TT¹ wenden,         ckelt ist; wenn (b) ich nicht dauernd        den Mund nimmt.

                                                   das wäre ein echter Zugewinn!               an Orten sein muss, die öffentlich
                                               ▶ Dass ich es mir leisten kann, Meiniges        nicht oder schwer zu erreichen sind;

                                                                                                                                   Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Ostern 2019 7
Pfarrblatt - Weniger ist mehr - Dompfarre St. Stephan
PB Ostern 2019.qxp 29.03.19 08:32 Seite 8

             Weniger ist mehr

             Die Kostbarkeit des Wortes
             „Im Anfang war das Wort“, lesen               deren Sprache uns nicht vertraut ist, ha-     Jesus am leeren Grab geschildert. Sie
             wir im Johannesprolog; und auch               ben wir eine ähnliche Erfahrung. Wir          weint vor dem Grab, aus dem der Leich-
             der Schöpfungsbericht im Buch                 tasten uns durch das Halbdunkel des-          nam Jesu verschwunden ist; sie wendet
             Genesis zeigt, wie das Wort                   sen, was wir sprachlich ausleuchten kön-      sich um, sieht Jesus dastehen, weiß aber
             schafft: Gott spricht und Welt                nen, jedes Wort wie eine Insel im Ozean
             entsteht. Wir lesen im Johannes-              der Sprachlosigkeit. Ein Wort kann dann
             evangelium nicht, dass im Anfang              wirklich erlösend sein.                         Clemens Sedmak
             Wörter waren. Das Wort ist                        Die „Suche nach dem erlösenden                   ist Theologe,
             kostbar. Eine Welt ohne Wort ist              Wort“ hat den österreichischen Ludwig                   Philosoph,
             trostlos. Gedanken von Clemens                Wittgenstein beschäftigt. Wie sollen wir      Buchautor und ar-
             SEDMAK über die Kostbarkeit                   sagen, was wir sagen wollen? Was lässt              beitet für das
             des Wortes und den achtsamen                  sich noch sagen? Und wo sind wir ange-         Zentrum für Ethik
             Umgang mit Worten                             halten zu schweigen?                                und Armuts-
                                                                                                         forschung der Uni-
             Siegfried Lenz beschreibt in seinem Ro-       Wörterfasten und Schweigen                      versität Salzburg
             man Der Verlust, wie ein eloquenter Rei-      Die Fastenzeit ist eine gute Gelegenheit,
             seführer einen Schlaganfall erleidet und      an die Kostbarkeit des Wortes zu erin-        nicht, dass es Jesus ist, sie hält ihn für
             die Fähigkeit verliert, sich sprachlich zu    nern; Wörterfasten ist gesundheitsför-        den Gärtner. Und dann spricht Jesus das
             artikulieren. Wir finden hier den schmerz-    dernd. Wir lesen im Matthäusevangeli-         erlösende Wort: „Jesus sagte zu ihr: Ma-
             haften Satz: „Als seine Lippen zu zucken      um: „Über jedes unnütze Wort, das die         ria!“ (Joh 20,16). Er spricht sie mit Namen
             begannen, kniete Nora sich abermals vor       Menschen reden, werden sie am Tag des         an. Da erst erkennt sie ihren Heiland. Der
             ihn hin und zwang sich, den Mund anzu-        Gerichts Rechenschaft ablegen müssen“         Name ist kostbarstes Wort. So sind wir
             sehen, voller Erwartung, das erste ver-       (Mt 12,36). Das bringt die beklemmende        eingeladen, Menschen als die anzuspre-
             ständliche Wort abzunehmen oder auch          Vorstellung mit sich, dass wir durch ei-      chen, die sie sind, und die Dinge beim
             nur zu erraten, was er ihr sagen wollte,      nen Sumpf von Geschwätz und Ge-               Namen nennen.                             ■
             doch alle Laute, die er rasselnd hervor-      schwafel waten müssen, selbstverschul-
             brachte, platzten und sprangen, lösten        det.
             sich zischend auf. Ihr entging nicht die          Das langsame Wort ist gewichtiger
             gesammelte Anstrengung, mit der er            als das rasche Wort, das Wenig-Wort
             sich mitzuteilen versuchte, die furchtba-     kostbarer als die Wortmenge. In den
             re Mühsal, unter der er suchte, sortierte,    Evangelien finden wir Jesus immer wie-
             kombinierte, um dann mit sichtbarem           der im Rückzug in die Einsamkeit, ins
             Aufwand an Kraft hervorzustöhnen, was         Schweigen. Schweigen ist der Nährbo-
             ihr offenbar an Nachricht zugedacht war       den für das Wort; hier kann auch der Lo-
             und was dann schon fauchig zerfetzt           gos einkehren. Freilich ist Abwesenheit
             wurde und verlorenging, bevor es ihm          von Wort noch nicht heilendes Schwei-
             über die Lippen kam.“ „Sprachverlust“, so     gen. In der frühchristlichen Literatur gibt
             heißt es später im Text, „ist Weltverlust“.   es bei Abbas Evagrius ein Bild der Hölle,
                                                           die als Ort beklemmenden Schweigens
             Suche nach dem erlösenden Wort                beschrieben wird. Es gibt das nährende
             Sprache ist ein Geschenk, die Gabe des        und heilende Schweigen wie auch das           Das neueste Buch „Das Land, in dem die
             Wortes ist kostbar. Mein Vater, der lange     giftige belastende Schweigen, wo ein          Wörter wohnen“ (Tyrolia 2019) von Cle-
             als Anwalt gearbeitet hatte, hatte in den     Wort tatsächlich lösend und erlösend                            mens Sedmak ist ein
             Jahren vor seinem Tod nach einem              sein kann.                                                      im Stil eines Märchens
             Schlaganfall die Kraft der Sprache einge-                                                                     geschriebenes Plädoy-
             büßt. Jedes „Ja“ und jedes „Nein“ – auf       Beim Namen nennen                                               er für den sorgsamen
             diese beiden Wörter war er am Ende be-        Ostern ist das Fest der Auferstehung –                          Umgang mit Wörtern
             schränkt – wurden zu Kostbarkeiten.           hier wird das Schweigen des Todes durch                         und Botschaften, für
             Wenn man sich jedes Wort abringen             das Wort des Lebens besiegt. Im Johan-                          das Ringen nach
             muss, erkennt man seinen Wert.                nesevangelium wird die nachösterliche                           Wahrheit – und auch
                                                                                                                                                       Tyrolia

                 Wenn wir uns in Ländern bewegen,          Begegnung von Maria von Magdala mit                             für Zeiten der Stille.

          8 Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Ostern 2019
Pfarrblatt - Weniger ist mehr - Dompfarre St. Stephan
PB Ostern 2019.qxp 29.03.19 08:32 Seite 9

                                                    »Mehr als alles hüte dein Herz«
                                                    Gibt es ein Zuviel des Guten? Besonders Menschen, die sich ganz in den Dienst ihres Nächsten stellen
                                                    und viel Gutes tun, leiden manchmal an der Menge ihrer Termine, an der Fülle ihrer Verpflichtungen
                                                    und kommen an ihre Grenzen. Gedanken über das Brennen der menschlichen Seele für die Sache Jesu.
                                                    Von P. Andreas SCHÖFFBERGER COp

                                                    Weniger = mehr, stimmt das? Wenn das         mit vielen Fans) bejahen. Er wollte nie-
                                                    „Weniger“ mehr Qualität hat, dann ja. Es     mand becircen oder seelisch kidnappen.
                                                    gibt ja die Gefahr eines ständig gehetz-
                                                    ten Lebens, speziell auch bei Mitarbei-      Vertrauen in die                                      P. Andreas
                                                    tern der Kirche. Papst Franziskus hat in     umwandelnde Macht der Liebe                      Schöffberger ist
                                                    seinem Schreiben „Gaudete et exsulta-        Er wollte eine neue Matrix, eine Schablo-      Ordensmann der
                                                    te“ in Bezug auf die Heiligkeit im norma-    ne (oder wie Augustinus sagte, eine            Kalasantiner und
                                                    len Alltag sogar auf die Gefahr verwie-      „Gussform“) vorstellen, vorleben und          betreut die Wiener
                                                    sen, zu viel auf die „großen“ Heiligen zu    etablieren. Dafür begab er sich voll und         Pfarre St. Josef-
                                                    blicken. Bewundern ist okay, Nachma-         ganz ins Menschsein hinein, beginnend                Reinlgasse.
                                                    chen eher gefährlich, sagte einmal je-       als Wickelkind bis hin zu den Strapazen
                                                    mand.                                        des Erwachsenenlebens, also: Mühe, Trä-       dass die Sorge um meine Seele das Ent-
                                                        Es gibt nur einen heiligen Franziskus    nen, Feiern, Müdigkeit, Zorn, Missver-        scheidende ist. „Was nützt es, wenn ei-
                                                    und eine heilige Mutter Teresa. Keiner       ständnisse, verlassen und beargwöhnt          ner die ganze Welt gewinnt und dabei
                                                    kann auf die gleiche Weise heilig wer-       werden – bis hin zur Passion.                 seine Seele verliert?“ sagte einst Jesus.
                                                    den. So wie jeder Mensch eine eigene             Jesus war ganz Gott in ganz mensch-       Wenn es mir „gelingt“, meine Seele fit
                                                    DNA besitzt (auch eineiige Zwillinge), so    licher Haut: verletzbar, angreifbar, ange-    und lebendig sowie beziehungsfähig zu
                                                    kann jeder von uns nur auf eine spezielle    wiesen auf Hilfe und Feedback (und            halten, dann bin ich für die Welt ein Ge-
                                                    Art ein Heiliger sein, oder simpler ausge-   auch auf Sympathie). Und genau das –          winn ... So wie Mutter Teresa und Jesus
                                                    drückt: ein erfülltes und für andere er-     volles Eintauchen ins beschwerliche           und viele andere. Das ist der „große Job“,
                                                    mutigendes Leben führen.                     Menschendasein verknüpft mit unbän-           den wir haben.
                                                                                                 digem Vertrauen in die Macht der Liebe            Ich wünsche allen eine Osterzeit, die
                                                    Jesus brannte für seine Aufgabe,             – war das „Weniger ist mehr“, das die         ihre Seele erquickt und fit macht für ei-
                                                    wusste aber zu bremsen                       Welt rettet und verändert. Weniger an         nen Beitrag zu dem, was Jesus so gerne
                                                    Ansonsten ist alles sehr leicht möglich.     den üblichen Mitteln dieser Welt (also        das „Reich Gottes“ nannte – eine neue
                                                    (Ein tolles Buch darüber – ein Frauen-       keine Gewalt, Intrigen, Tricks u. ä.), und    Zivilisation, die zum Greifen nahe ist.
                                                    buch, das ich als Mann mit viel Gewinn       mehr Schritte Richtung Vertrauen. Ver-            Let’s go – it is possible. Yes, we can –
                                                    gelesen habe – ist von Stacy Eldredge:       trauen in die Tiefe des Menschenherzens       together with Jesus.                      ■
                                                    „Mehr als alles hüte dein Herz”) Aus ei-     und Vertrauen in die Führung Gottes.
                                                    nem Glühen und Brennen für die Sache         Und Vertrauen in die umwandelnde
                                                    Jesu wird Müdigkeit und Burnout.             Macht der Liebe.
                                                        Mein Blick auf Jesus zeigt mir einen
                                                    Mann, der brannte, der aber auch zu          Sorge um die eigene Seele
                                                    bremsen wusste. Er legte sich voll hinein    Das klingt einfach, ist aber ziemlich
                                                    in seinen „Job“, in seine Mission und er     schwierig, wenn man es voll durchzie-
                                                    legte Pausen ein. Und er wusste um sei-      hen will. Denn es kostet mehr als einem
                                                    ne Grenzen („Nicht mein Job!“ sagte er       lieb ist und mehr als den meisten be-
                                                    einmal zu einer ausländischen Frau, die      wusst ist.
                                                    unbedingt seine Hilfe wollte). Jesus             Als 30-Jähriger hätte ich mehr Kraft
   Schöffberger: Schöffberger | Birgit Staudinger

                                                    konnte auch seine eigenen Leute wieder       und auch tolle Visionen. Und gelungen
                                                    ziehen lassen, wenn sie Jesu Methoden        ist damals auch viel. Jetzt als (fast) 60-
                                                    oder Aussagen für unakzeptabel hielten       Jähriger weiß ich durch Selbstbeobach-
                                                    (Siehe Johannesevangelium Kapitel 6!).       tung und Erfahrung mit anderen, wie es
                                                    Jesus klammerte nicht. Er konnte sogar       zum Ausbrennen kommt und warum so
                                                    sein schlussendliches „Scheitern am          vieles in Welt und Kirche so sehr erbärm-
                                                    Kreuz“ (nach vorheriger toller Karriere      lich werden kann. Mehr als je ist mir klar,

                                                                                                                                        Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Ostern 2019 9
Pfarrblatt - Weniger ist mehr - Dompfarre St. Stephan
PB Ostern 2019.qxp 29.03.19 08:32 Seite 10

             Weniger ist mehr

             Je weniger Du hast, desto mehr gibst Du
             P. Josef OBERGER MC ist in Gumpoldskirchen aufgewachsen,
             er studiert Politikwissenschaft und Katholische Theologie in Wien,                              P. Josef Oberger
             geht ins Ausland, arbeitet für die UNO, lässt vieles hinter sich.                             MC, gebürtig aus
             Doch dann stellt er für sich fest: das kann noch nicht alles gewesen                              der Erzdiözese
             sein. Es gibt noch mehr. Er begibt sich auf die Suche,                                        Wien, ist Priester
             die ihn nach Indien zur Ordensgemeinschaft der Mutter Teresa führt.                            der Missionaries
             Und er findet – was ihn erfüllt.                                                             of Charity Fathers
                                                                                                              und in Tijuana,
             „Je mehr Du hast, desto weniger gibst      dabei aber sein Leben einbüßt?“ (Mt 16,                        Mexiko
             Du. Je weniger Du hast, desto mehr gibst   26) – Der Satz trifft mich. Den Mut eines                 stationiert.
             Du.“ Dieses, von Mutter Teresa formu-      Heiligen Franz Xaver, mein Leben darauf-
             lierte Paradoxon musste ich erst kennen-   hin radikal zu verändern, habe ich jedoch         und es zum Überfließen bringt. Das ist
             lernen. Einstweilen war ich bei den Ver-   nicht. Der Herr hat aber nicht aufgege-           die Antwort auf die Frage: Woher kommt
             einten Nationen in New York, USA, ange-    ben. Am Königshaus von Katar denke ich            die Freude der Ärmsten und die Freude
             treten, um die Welt vom Schreibtisch       meine Kreativität und Ideen umsetzen              der Mutter Teresa und ihrer Schwestern?
             aus zu verändern …, wenn dieser idealis-   zu können … ich finde mich in der Wüste           Diese Freude ist ansteckend; ich will sie.
             tische Drang auch Gewinn von Macht,        wieder. Der Sandsturm lässt die ange-                 Die Ärmsten zeigen mir, worin echte,
             Einfluss und Geld verheißt, lebe ich ihn   strebten Ideale und Ziele nicht sehen. Ich        tiefe Freue besteht: im großherzigen Ge-
             gerne. „Hard work and hard party“ für      bin durstig; es ist ein schmerzender              ben. Mutter Teresa beschreibt das mit:
             zwei Jahre … von einer Neuheit zur ande-   Durst – wonach eigentlich?                        „Sie haben nichts zu geben, außer Lie-
             ren hetzen und doch bin ich nicht er-                                                        be.“ Und damit geben sie alles. „Je weni-
             füllt … In der Messe höre ich aus dem      Es muss mehr als alles                            ger Du von Dir hast, desto mehr kannst
             Evangelium: „Was nützt es einem Men-       auf der Welt geben                                Du von Jesus geben.“ – Das leben die
             schen, wenn er die ganze Welt gewinnt,     Dieser Satz ist wie ein Motor in mir. Er          Ärmsten ohne es zu wissen. Sie sind leer
                                                        bringt mich nach Kalkutta, Indien, um in          und aufnahmefähig. Jesus kann sich ih-
                                                        den Schuhen von Mutter Teresa zu ge-              nen schenken und er verschenkt sich
                                                        hen. Jahre später wird P. Joseph Langford,        durch sie. Ich will diese Armut, die mir
                                                        MC der mit Mutter Teresa die Missiona-            erlaubt reich von und mit Jesus zu sein.
                                                        ries of Charity Fathers gegründet hat,
                                                        durch ein Gleichnis mich erkennen las-            Die Freiheit der Armut
                                                        sen, dass der Herr begonnen hat, das vol-         „Ich bin arm, nicht weil ich nichts haben
                                                        le Glas zu leeren, damit er es füllen kann.       kann, sondern weil ich es wähle …[um]
                                                        Als Volunteer bei den Schwestern von              die Freiheit der Armut [zu] erleben.“
                                                        Mutter Teresa sehe ich neben dem Kruzi-           (Heilige Teresa). Für diese Freiheit bin ich
                                                        fix in der Kapelle: „Mich dürstet.“ – Wie         bereit Neues zu wählen. Nicht mehr
                                                        bitte?! Der Durstige bin doch ich! Mich           nächtelang Wienerwalzer zu drehen, mit
                                                        kann der Saft, den ich mir selber gebe,           Freunden bei mit Weißwein gefüllten
                                                        nicht mehr stillen. Mich dürstet nach             Gläsern stundenlang zu plaudern, von
                                                        dem lebensspendenden Wasser und ich               Berggipfeln auf das schöne Heimatland
                                                        bete: „Herr, zeige mir Deinen Willen für          zu schauen. Ja, es ist auch schmerzlich
                                                        mich. Egal, was er ist, ich verspreche Dir        die eigenen Vorstellungen und Ideen
                                                        ihn zu erfüllen.“ Schwester Gertrud, die          hintanzustellen. Aber ich wähle die Ar-
                                                        zweite Frau, die Mutter Teresa gefolgt ist,       mut des Kreuzes und damit eine nicht
                                                        sagt, dass deren Leben zusammenge-                gekannte Freiheit, eine Fülle, welche im
                                                        fasst werden kann in: „Jesus, Jesus, Je-          Verschenken zur sprudelnden Quelle,
             Tijuana: jeden Donnerstag kommen           sus.“ – Das ist es. Er ist es! Jesus ist dieses   zur tiefen Freude wird. Es gibt nichts
                                                                                                                                                         Missionaries of Charity Fathers

             Menschen, die auf der Straße leben,        Mehr, nach dem mich dürstet.                      Schöneres, als als Priester ganz Jesus zu
             zum Mittagessen und zum                                                                      gehören und für Andere verfügbar zu
             gemeinsamen Gebet ins Haus                 Die Großzügigkeit                                 sein.
             der Ordensgemeinschaft.                    der Armen bringt Freude                               Wonach dürstet Dich im tiefsten In-
                                                        Jesus ist das Mehr, welches das Glas füllt        neren Deines Herzens?                      ■

         10 Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Ostern 2019
PB Ostern 2019.qxp 29.03.19 08:32 Seite 11

                                                                                                                                             Das Kleine Kloster
                                                                                                                                      „Maria, Licht der Kirche“
                                                                                                                                 im 20. Bezirk – Ort des Gebets
                                                                                                                                           und der Begegnung

                                Gott besitzt alle unsere Gedanken
                                Armut, nichts besitzen und betteln, zählt zu einem wichtigen Charisma der Gemeinschaft vom Lamm,
                                die 1983 in Frankreich gegründet wurde. Die Kleinen Schwestern vom Lamm schildern, wie Solidarität mit
                                den Armen frei und offen Gott gegenüber machen kann.

                                Wir sind die Kleinen Schwestern vom          zu leben! Aber wir haben einen Retter        schickt, sendet uns die Kirche zu jedem
                                Lamm und wohnen in einem „Kleinen            und seine Auferstehung erschafft uns         Menschen, um das tägliche Brot zu bet-
                                Kloster von Lamm“ in Wien, im 20. Bezirk.    wieder neu! In dieser Armut wollen wir       teln. Denen, die von Gott hören möch-
                                Unser Leben ist ein einfaches Leben in der   unser Motto mit der Gnade Gottes le-         ten, verkünden wir das Evangelium.
                                Nachfolge Jesu, dem armen, dem gekreu-       ben: „Auch wenn ich verletzt bin, werde      Manchmal geben uns die Leute etwas zu
                                zigten und dem Auferstandenen. Unsere        ich nie aufhören zu lieben.“ Was für ein     essen, aber sie wollen nichts von Gott
                                erste Arbeit ist das Gebet. Während des      Programm! Es ist das Programm der            hören. In diesen Fällen, glauben wir, dass
                                Offiziums (Stundengebets) wiederholen        Gnade. Jeden Abend treffen wir uns in        das Reich Gottes ihnen trotzdem durch
                                wir das Wort Gottes, Satz für Satz, damit    unserer Kapelle und bitten einander um       unsere Gegenwart und durch ihre Güte
                                es in unser Herz eintritt und es mehr und    Vergebung für alle unsere Mängel in der      verkündet ist. Denn: „Wer einen von die-
                                mehr verwandelt! Nichts zu besitzen be-      Nächstenliebe. Und wir sehen, dass wir       sen Kleinen auch nur einen Becher Was-
                                deutet für uns, dass der Herr alle unsere    weiter lieben möchten und erfahren, wie      ser gibt, wird nicht um seinen Lohn kom-
                                Gedanken besitzt. In diesem Gebet erfah-     das Lamm das Böse in uns besiegt hat!        men“ Das ist das Geheimnis Jesus, der
                                ren wir unsere Armut, fröhliche Armut, ei-   Das ist die frohe Botschaft: Wir sind Sün-   sich erniedrigt. Er klopft immer an die
                                ne von Gott gerettete Armut.                 der - aber von Gott geliebt.                 Türen unseres Herzens und wird nicht
                                                                                                                          müde, es zu tun.
                                Wenn die Masken fallen –                     Armut verbindet                                  Durch diese Armut können wir auch
                                sich von Gottes Liebe                        Die Armut ist das, was uns am meistens       die Armen treffen. Wir gehen in Suppen-
                                auffangen lassen                             miteinander solidarisiert! In diesem Be-     ausgaben, um mit ihnen zu essen. Einige
                                Auch das Gemeinschaftsleben gibt uns         wusstsein können wir auf Mission ge-         sind froh, zu sehen, wie die Kirche sie be-
                                die Möglichkeit unsere Armut zu sehen!       hen. Wir sind ein Bettelorden und leben      sucht.
   Kleine Schwestern vom Lamm

                                Wir sind eine internationale Gemein-         von der Vorsehung. Jeden Tag gehen wir           In der freiwilligen Armut wollen wir
                                schaft. Wir haben nicht alle dieselbe Er-    zu zweit oder zu dritt zu den Menschen       verkünden, wie Gott arm für uns gewor-
                                ziehung gehabt und wir sind unter-           und betteln um unser Mittagessen: Wir        den ist und wie er den Armen sagen will:
                                schiedlichen Alters. Sehr schnell fallen     beten und wir betteln! Wie Jesus seine       Selig seid ihr, denn euch gehört das Him-
                                die Masken! Wir sind unfähig, die Liebe      Apostel auf Mission in die ganze Welt        melreich!                                ■

                                                                                                                   Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Ostern 2019 11
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             Weniger ist mehr

             Weniger Pfarren
             und mehr Gemeinden
             Weniger ist mehr – gilt das auch für die Entwicklung der Pfarrstruktur in unserer Diözese?
             Kann ein Weniger an Pfarren auch ein Mehrwert bedeuten?
             Diese provokante Frage haben wir an Pastoralamtsleiter Markus BERANEK gerichtet

             Als die Steuerungsgruppe 2012 die Leitli-    sächlich geht, ist die Chance, im Team         oder eine Pfarre mit mehreren Teilge-
             nien für den Diözesanprozess veröffent-      zusammenzuarbeiten.                            meinden als eine wirkliche Chance und
             licht hat, war ich Pfarrer in Stockerau                                                     Bereicherung. Ich bin mir aber auch der
             und bereits seit neun Jahren im Vikariat     Schwerpunkte setzen                            Herausforderungen bewusst, die damit
             Nord. Von Seiten des Fachausschusses         Ich persönlich hatte immer das Glück,          verbunden sind. Je größer unser Pfarr-
             Gemeindeentwicklung hatten wir dort          gemeinsam mit anderen im Pfarrhof zu           verband geworden ist, umso mehr habe
             immer wieder Initiativen gesetzt, um die     leben und einen Kreis von hauptamtli-          ich erlebt, dass Leitung ein Dienst und
             Pfarren zu mehr Zusammenarbeit zu er-        chen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern         eine echte Herausforderung ist: ein
             mutigen und die Entstehung von Pfarr-        zu haben. Das große hauptamtliche              Dienst, um Kommunikation zwischen
                                                          Team, dass ich im entstehenden Pfarr-          den verschiedenen Haupt- und Ehren-
                                                          verband „Am Jakobsweg Weinviertel“ er-         amtlichen zu fördern, ein Dienst, um un-
                                                          lebt habe, hat es uns ermöglicht, dass je-     terschiedliche Menschen mit manchmal
                                                          de und jeder von uns größere Chancen           gegensätzlichen Meinungen zu koordi-
                                                          hatte das zu tun, was er/sie gut kann.         nieren, ein Dienst, um aus vielfältigen
                                                          Wenn mehrere Pfarren zusammenrü-               Sichtweisen, eine gemeinsame Perspek-
               Markus Beranek                             cken eröffnet das in gleicher Weise die        tive für die Pfarre zu entwickeln. Das
               leitet seit Herbst                         Chance, dass auch bei den Ehrenamtli-          heißt Hinhören, Zeiten für Besprechun-
                        2018 das                          chen mehrere innovative Köpfe zusam-           gen und Austausch zu finden, Gelegen-
               Pastoralamt der                            menrücken und neue Ideen kreieren. Ei-         heiten zu suchen, um miteinander ins
               Erzdiözese Wien.                           ne der Stärken der klassischen Pfarr-          Beten zu kommen. Das heißt, mich an
                                                          struktur besteht darin, geographisch na-       der Unterschiedlichkeit der Anderen zu
             verbänden zu unterstützen. Dabei ist der     he bei den Menschen zu sein. Diese Qua-        reiben, mich zu ärgern, mich bereichern
             Wunsch immer deutlicher geworden,            lität wollen wir erhalten und stärken.         zu lassen und mich in all dem nicht zu
             dass es endlich eine klare Vorgabe von       Einzelne Gemeinden einer großen Pfarre         wichtig zu nehmen. Es ist natürlich eine
             Seiten der Diözesanleitung bräuchte. Die     könnten sich dann auf die Schwerpunk-          Herausforderung ein großes Team zu lei-
             Idee einer „Pfarre neu“, die aus mehreren    te fokussieren, die ihnen besonders lie-       ten und auch Menschen zu haben, die
             bisherigen Pfarren gebildet wird, hat mit    gen und die dem Großteil der Menschen          bereit sind, zu lernen im Team zusam-
             der Veröffentlichung der Leitlinien zum      in ihrer Gegend besonders entsprechen.         menzuarbeiten. All das möchte ich nicht
             diözesanen Entwicklungsprozess APG 2.1       Pfarre mit Teilgemeinden könnte zusätz-        missen und ich bin froh und dankbar da-
             für die Erzdiözese Wien 2012 für einen       lich die Chance sein, dass es innerhalb        für, dass ich mit meinem Wechsel ins
             Aufschrei gesorgt. Meine Reaktion war        einer Pfarre eine größere Pluralität gibt:     Pastoralamt auch hier ein kreatives
             allerdings: „endlich geht die Diözesanlei-   an unterschiedlichen Stilen der Gottes-        Team von Menschen vorgefunden habe
             tung die Dinge offensiv an“. Für mich ist    dienstgestaltung, an verschiedenen Spi-        – denn Kirchesein heißt für mich ganz
             der diözesane Prozess in dem wir stehen      ritualitäten, an vielfältigen Predigtstilen,   zentral aufeinander verwiesen zu sein,
             bis heute ein wichtiger Versuch, den ver-    an unterschiedlichen Initiativen die mu-       voneinander zu lernen und gemeinsam
             änderten gesellschaftlichen Gegeben-         tig versuchen, die Botschaft Jesu in viel-     in den Spuren Jesu unterwegs zu sein. ■
             heiten in der Stadt aber zunehmend           fältige Milieus der heutigen Gesellschaft
             auch im ländlichen Raum Rechnung zu          zu übersetzen.
                                                                                                                                                    Öffentlichkeitsarbeit Erzdiözese Wien

             tragen. Schnell wurde unter den Pries-
             tern bezüglich der neuen Vorgaben ge-        Aus vielfältigen Sichtweisen
             scherzt, „dass es jetzt drum ginge, für      eine gemeinsame Perspektive
             einzelne Pfarrhöfe Stockbetten anzu-         für die Pfarre entwickeln
             schaffen, weil ja jetzt alle gemeinsam       Auf dem Hintergrund meiner eigenen
             wohnen müssten“. Um was es aber tat-         Erfahrung sehe ich den Pfarrverband

         12 Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Ostern 2019
PB Ostern 2019.qxp 29.03.19 08:32 Seite 13

                                                       »Weniger ist mehr« in der Architektur
                                                       Das Prinzip des Reduzierens um              im Sakralbau soll hier eine gerichtete
                                                       auf Wesentliches aufmerksam zu              Ordnung, Einfachheit und Würde besit-
                                                       machen hat im 20. Jahrhundert               zen, der Altarbereich mit Ambo und Ses-
                                                       auch Einzug in die Architektur              sio soll mehrseitig von der Kirchenge-      Otto Häuselmayer
                                                       und Gestaltung von Kirchen-                 meinde umgeben sein.                           ist der Architekt
                                                       bauten gehalten. Gedanken von                                                           der beiden Kirchen
                                                       Architekt Otto HÄUSELMAYER zu                Ruhige Raumgestaltung                             Emmaus am
                                                       den Kirchenbauten Emmaus am                  lädt zum Innenhalten ein                  Wienerberg in Wien
                                                       Wienerberg in Wien 10 und                    Diese Planungsgrundsätze beschäftigten       10 und Cyrill und
                                                       Cyrill und Method in Wien 21.                mich als Architekt bei der Planung mei- Method in Wien 21
                                                                                                    nes ersten röm.-kath. Kirchenbaues mit
                                                       Der weltbekannte Architekt Ludwig Mies       Pfarrhof Emmaus am Wienerberg in           braucht kein unnötiges Beiwerk. Er soll
                                                       van der Rohe (1886–1969) kennzeichne-        Wien Favoriten (1990–1992). Im Zentrum     die Besucher beim Betreten der Kirche
                                                       te seine Entwurfsmethode mit dem Leit-       der Wohnhausanlage konzipierte ich ei-     zum Innehalten auffordern, eine innere
                                                       gedanken „less is more“. Er entwarf ei-      nen Platz (40 × 45 m), diesen umschlie-    Sammlung fördern und der persönlichen
                                                       nen kleinen Sakralbau – die Kapelle          ßen eine Schule, ein Kindertagesheim       Kontemplation dienen.
                                                       St. Savior am Campus des Illinois Institut   und Wohnungen mit einer Ladenzeile. Im
                                                       of Technologie in Chicago USA – einen        südwestlichen Bereich des Platzes plante   Den Blick zum Himmel öffnen
                                                       einfachen kubischen Bau mit Stahlske-        ich freistehend den Kirchenbau. In einem   1993 beauftragte mich das Bauamt der
                                                       lettkonstruktion, ausgefacht mit Back-       hohen rechteckigen Raum tragen zwei Rei-   Erzdiözese Wien, die röm.-kath. Kirche
                                                       steinen und Glas.                            hen filigraner Stahlstützen eine tonnen-   mit Pfarrhof Cyrill und Method in Wien
                                                            Einer seiner Weggefährten in Deutsch-   förmige Holzkassettendecke und gliedern    Floridsdorf zu planen. Im Zentrum des
                                                       land war der bedeutende Kirchenbauar-        der Kirchenraum dreischiffig (Konstrukti-  großen Stadterweiterungsgebietes an
                                                       chitekt Rudolf Schwarz (1897–1961). Die-     on und Statik Wolfdietrich Ziesel). Die    der Brünner Straße entwarf ich einen
                                                       ser plante in Wien 4 die röm.-kath. Kirche   Sitzreihen sind kreissegmentförmig um      langgestreckten Marktplatz (Theumer-
                                                       St. Florian, sowie die Pfarrkirche St. The-  den Altar angeordnet, eine gute natürli-   markt) und an dessen Längsseite den
                                                       resia in Linz mit einem hohen Kirchen-       che Belichtung ist durch eine rundumge-    Kirchenbau, nach Süden zum Grünraum
                                                       raum als Ellipsoid. Er vertritt im Sinne ei- hende Verglasung gegeben. Der Kirchen-     des Marchfeldkanals gerichtet.
                                                       ner Rückführung auf das Wesentliche im       raum ist von den eingesetzten Materia-          Um inmitten der großen Bauvolumi-
                                                       Architekturentwurf die gleiche Auffas-       lien – Buchenholz, Naturstein, weiße       na als Solitärbauwerk mit Signifikanz be-
                                                       sung wie Mies van der Rohe. Er entwarf       Wände – geprägt, ruhig, zurückgenom-       stehen zu können, plante ich einen er-
                                                       den Bautypus einer „Wegkirche“ als Weg       men und im Sinne der architektonischen     höhten und teilweise überdeckten Vor-
                                                       der Gemeinde zum Licht und zur               Haltung „weniger ist mehr“ gestaltet.      platz. Der Kirchenraum ist einfach und
                                                       Schwelle des Altars. Der Raumeindruck        Der Raum selbst ist Raumkunst und          würdevoll, Doppelholzstützen und eine
                                                                                                                                               Spannkonstruktion in Stahl tragen eine
                                                                                                                                               tonnenförmige Holzkassettendecke und
                                                                                                                                               rhythmisieren den Raum. Die eingesetz-
                                                                                                                                               ten Materialien sind Naturstein, Bu-
                                                                                                                                               chenholz und weiße Wandflächen. Ich
                                                                                                                                               konnte die gesamte Sakraleinrichtung
                                                                                                                                               entwerfen: Die dreizonige konkave Altar-
                                                                                                                                               wand (in der Mittelzone ist jetzt ein Kor-
                                                                                                                                               pus Christi, eine großartige Arbeit aus
   Häuselmayer: Pia Odorizzi | Margherita Spiluttini

                                                                                                                                               der Spätgotik 1420–1450, angebracht)
                                                                                                                                               den Altartisch in Jura Marmor, den Am-
                                                                                                                                               bo, die Sessio, den Tabernakel und den
                                                                                                                                               Taufstein. Oberhalb der Altarwand ist ei-
                                                                                                                                               ne zartgerahmte mehrteilige Giebelver-
                                                                                                                                               glasung gesetzt, die den Blick zum Him-
                                                                                                                                               mel mit seinen Wolkenbildern freigibt. ■
                                                       Die Kirche Cyrill und Method kurz nach der Fertigstellung

                                                                                                                                              Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Ostern 13
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