Pech und Schwefel Bei der Entsorgung teerhaltiger Asphalte setzen die - BZL Kommunikation und ...

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THERMISCHE VERFAHREN

                                    Pech und Schwefel
                               Bei der Entsorgung teerhaltiger Asphalte setzen die
                                    Niederlande auf eine thermische Lösung
                                                Von Willem Willart und Barbara Zeschmar-Lahl

Im Straßenbau wurde Teer sehr lange als          (Mg) an reinem Teer im Straßenbau verar-      Haut dar. Dieses Risiko ist auch beim Recy-
Bindemittel verwendet. So wurde in den           beitet worden – sehr stark zugenommen.        cling teerhaltigen Asphalts gegeben. Auf-
Niederlanden seit etwa 1960 Kohlenteer in        Untersuchungen des VROM (niederländi-         grund des Krebsrisikos für die Beschäftigten
Trag- und Deckschichten beim Straßenbau          sches Umweltministerium) im Jahr 2000 er-     ist das Arbeiten mit Teer in den Niederlan-
eingesetzt. Teer gilt als krebserregend, ins-    gaben, dass bis dahin insgesamt circa 50      den seit 1991 verboten. Lediglich das Kalt-
besondere aufgrund seines Gehaltes an            Millionen Mg Asphalt, der mit Teer konta-     verarbeiten von Aufbruchmaterial war noch
krebserzeugenden Polyzyklischen Aroma-           miniert war, im Straßenbau der Niederlan-     zugelassen und wurde erst im Jahr 2001 un-
tischen Kohlenwasserstoffen (PAK, auch           de verbaut worden war. Hiervon kamen je-      tersagt1. In Deutschland ist dagegen die
PAH, polycyclic aromatic hydrocarbons).          des Jahr etwa 1 Million Mg durch Aufbruch     Wiederverwendung von Straßenbelägen,
Aufgrund des Krebsrisikos für die Beschäf-       frei und ermöglichten es Schadstoffen, die    die Steinkohlenteerpech, Braunkohlenteer-
tigten wurde das Arbeiten mit Teer in den        im Teer enthalten waren, wieder in die Um-    pech, Karbobitumen oder sonstige Bindemit-
Niederlanden im Jahre 1991, in Deutsch-          welt einzutreten.                             tel mit einem Gehalt an Benzo[a]pyren von
land 1993 verboten. Da der Einsatz von           Aufgrund des erforderlichen Schutzes der      50 Milligramm pro Kilogramm (mg/kg) und
Teer weitestgehend verboten ist, stellt er       Beschäftigten und der Umwelt war die Wie-     mehr enthalten, auch heute noch zulässig,
heute in erster Linie ein Altlastenproblem       derverwendung von Teerasphalt in den Nie-     sofern die speziellen technischen Maßnah-
dar. Unter gewissen Bedingungen war es           derlanden spätestens seit Anfang der 90er
(und ist es in Deutschland noch immer) ge-       Jahre nicht mehr erwünscht. Allerdings
stattet, Straßenaufbrüche mit teerhaltigem       fürchteten die Eigentümer des öffentlichen     Begriffsbestimmungen
Asphalt wieder zu verwenden. Dieser Teer         Straßennetzes die hohen Kosten einer Abla-
ist noch immer im Straßenbestand vorhan-         gerung des gesamten teerhaltigen Asphalts      Asphalt: Gemisch aus Gesteinskörnun-
den und wird bei Sanierungsmaßnahmen             auf Deponien. Auf der anderen Seite be-        gen und Bitumen
auch wieder verbaut. In den Niederlanden         steht Teerasphalt zu rund 95 Prozent aus       Bitumen: nicht flüchtiges, nicht wasser-
wurde eine Lösung gefunden, wie der              wertvollen Mineralien, die nach einer De-      lösliches, klebriges, aus Erdöl destillier-
krebserregende Teer zerstört und zugleich        kontamination wieder genutzt werden könn-      tes Produkt mit temperaturabhängigem
wertvolle mineralische Ressourcen einer er-      ten. In den Niederlanden wurde daraufhin       elastoviskosem Verhalten, wird als Bin-
neuten Nutzung zugeführt werden können.          eine Lösung gefunden, wie der krebserre-       demittel oder zur Abdichtung eingesetzt
                                                 gende Teer zerstört und zugleich wertvolle     Pech: schwarze, teerartige, superzähe
In den Niederlanden wurde Teer seit etwa         mineralische Ressourcen einer erneuten         Flüssigkeit, fällt an als Rückstand bei der
1960 als Kohlenteer in Trag- und Deck-           Nutzung zugeführt werden können.               Destillation von Pyrolyseprodukten wie
schichten beim Straßenbau eingesetzt.                                                           Braun- oder Steinkohlenteer
Beim Ersteinsatz wurde Teer nur in dünnen        Teer und Polyzyklische Aromatische             Teer: ein bräunliches bis schwarzes, zäh-
Schichten verarbeitet. Bei Reparatur- und                                                       flüssiges Gemisch organischer Verbin-
Erneuerungsmaßnahmen wurde die dünne             Kohlenwasserstoffe – Gesundheits-              dungen, das durch Pyrolyse organischer
Schicht allerdings beim Fräsen und Aufbre-       und Umweltprobleme                             Stoffe wie Holz, Braun- oder Steinkohle
chen des Asphalts mit Bitumen vermischt.                                                        gewonnen wird
Dieser mit Teer kontaminierte Asphalt wur-       n Schutz der Beschäftigten gegen               Kokereiteer: (Hochtemperaturteer) ent-
de dann unter Zugabe von Zement und                 krebserzeugende PAK                         steht bei der Verkokung von Steinkohle;
Sand kalt verarbeitet und erneut in Trag-        Polyzyklische Aromatische Kohlenwasser-        dieser wird wegen seiner großen Kleb-
schichten eingebaut. Wegen der Zuführung         stoffe (PAK) und ihre Leitsubstanz             kraft und Wasserundurchlässigkeit als
frischer Rohstoffe hat die ursprünglich eher     Benzo[a]pyren (BaP) gelten als krebserre-      Dichtmasse auf Flachdächer und in dün-
geringe Menge teerhaltigen Materials – in        gend. Die größte Gefährdung für die Be-        nen Schichten als Bindemittel im Straßen-
der Vergangenheit sind in den Niederlan-         schäftigten stellt die Aufnahme von PAK als    bau verwendet.
den „nur“ rund 0,3 Millionen Megagramm           Aerosol über die Atemwege sowie über die

MÜLLMAGAZIN 2/2008                                                   42
THERMISCHE VERFAHREN
men in Nummer 5.2.4 der TRGS 551, zu-
letzt geändert 2003, eingehalten werden2.       PAK                            Kürzel             EPA              10NL           Carcinogen
                                                                                              (= PAK16)                           nach IARC
Dagegen gibt das Bayerische Landesamt
für Umwelt, Infozentrum Umwelt Wirtschaft       Naphthalin                                        X
(IZU), an, dass bei der Verwertung von Stra-    Acenaphthylen                                     X
ßenaufbruch zur Unterscheidung von              Acenaphthen                                       X
Asphalt und Ausbaustoffen mit pech- bezie-      Fluoren                                           X
hungsweise teertypischen Bestandteilen bis-     Phenanthren                                       X
lang ein Grenzwert von 25 mg/kg PAK an-         Anthracen                                         X
gewendet wurde. Dieser Grenzwert soll
                                                Fluoranthen                     FLU               X                 X
sich aus den im Arbeitsrecht geltenden
                                                Pyren                           PYR               X                 X
Grenzen für Benzo[a]pyren errechnen3.
Die EG-Richtlinie 2004/37/EG Schutz der         Benz[a]anthracen                BaA               X                 X                 X
Arbeitnehmer gegen Gefährdung durch             Chrysen                         CHR               X                 X
Karzinogene oder Mutagene bei der Arbeit        Benzo[a]pyren                   BaP               X                 X                 X
(6. Einzelrichtlinie zur Arbeitsschutz-Rah-     Benzo[b]fluoranthen             BbF               X                 X                 X
menrichtlinie) ist in den Niederlanden im       Benzo[k]fluoranthen             BkF               X                 X                 X
„Arbobesluit“4, in Deutschland mit der No-
                                                Dibenz[a,h]anthracen           DBahA              X                 X                 X
velle der Gefahrstoffverordnung vom Janu-
                                                Indeno[1,2,3-cd]pyren           IcdP              X                 X                 X
ar 20075 in nationales Recht umgesetzt
worden. Sie verpflichtet den Arbeitgeber,       Benzo[ghi]perylen              BghiP              X                 X
die Verwendung eines Karzinogens oder
                                               Tabelle 1: Liste der EPA-PAK (USA) und der 10NL-PAK (Niederlande)
Mutagens am Arbeitsplatz zu verringern,
insbesondere indem er es, soweit dies tech-
nisch möglich ist, durch Stoffe, Zubereitun-   schwer wieder zu entfernen beziehungswei-        stimmung wird zumeist die Liste der ameri-
gen oder Verfahren ersetzt, die bei ihrer      se zu zerstören. Sie können hingegen von         kanischen Umweltbehörde EPA verwendet,
Verwendung beziehungsweise Anwendung           Pflanzen aufgenommen werden und so zu-           die 16 PAK umfasst. Die Niederländischen
für die Gesundheit und gegebenenfalls für      rück in die Nahrungskette gelangen. Auf-         Behörden verwenden dagegen eine Aus-
die Sicherheit der Arbeitnehmer nicht oder     grund des fehlenden Abbaus im Boden ver-         wahl von 10 Einzelsubstanzen aus der EPA-
weniger gefährlich sind. Inwieweit die Sub-    ändert sich die Gefährdung der Umwelt            PAK-Liste. Aus Untersuchungen der Schwei-
stitutionspflicht auch Auswirkungen auf das    durch verbaute teerhaltige Asphalte über         zer EMPA geht hervor, dass die NL-PAK der
Recycling von Steinkohlenteerpech-, Braun-     die Zeit nicht. Die Risiken einer weiteren       niederländischen Liste etwa 70 Prozent vom
kohlenteerpech- oder Karbobitumen-halti-       Ausbreitung sind groß, insbesondere wenn         Wert der 16 EPA-PAK ausmachen6. Die
gem Material im Straßenbau haben wird,         ein direkter Kontakt des Bodens mit PAK-hal-     oben genannten Prozentangaben sind da-
bleibt abzuwarten.                             tigen Materialien wie etwa mit Baustoffen        her noch mit Faktor 1,4 zu multiplizieren,
                                               besteht.                                         um sie – eine gleiche Verteilung der PAK im
n Umweltproblem teerhaltige Asphalte           Nach Untersuchungen des VROM enthält             Teer vorausgesetzt – mit EPA-Werten verglei-
Teer, insbesondere Kokereiteer, weist einen    der im Straßenbau verwendete reine Teer          chen zu können.
hohen Gehalt an PAK auf. Einige PAK sind       (Kokereiteer) 8 bis 20 Gewichtsprozent an        Beim Straßenaufbruch liegt fast immer ein
anerkannte Krebserzeuger; ihr Einsatz ist      PAK, wobei der Gehalt an der PAK-Leitsub-        Gemisch von Teer und Bitumenasphalt vor.
daher zum Schutz der Beschäftigten weitest-    stanz Benzo[a]pyren dabei 5.000 bis              Der PAK-Gehalt in diesem gemischten Teer-
gehend verboten. PAK stellen darüber hin-      10.000 mg/kg beträgt, das entspricht 0,5         asphalt bewegt sich nach Messungen in
aus auch ein Umweltproblem dar. Sie sind       bis 1 Gewichtsprozent. PAK stellen eine Ver-     den Niederlanden in der Größenordnung
sehr stabil und werden im Boden kaum ab-       bindungsklasse mit einer großen Anzahl           von 100 bis 3.000 mg NL-PAK/kg (ppm).
gebaut. Einmal eingebracht, sind sie nur       von Substanzen dar. Zur analytischen Be-         Diese PAK-Konzentrationen überschreiten
                                                                                                die Grenzwerte des niederländischen Bau-
                                                                                                stofferlasses (Bouwstoffenbesluit bodem)
 TRGS 551 – 5.2.4 Straßenbau                                                                    von 1995 bei weitem7. Dort beträgt der
                                                                                                Grenzwert für PAK in Baustoffen 50 mg NL-
 „(1)Aufgrund des geringen Massenanteils          kohlenteerpech- oder Karbobitumen-            PAK/kg – mit einer Ausnahme: Für PAK in
     an Benzo[a]pyren beim Umgang mit             haltiges Material mit Presslufthammer         Recyclinggranulat wurde ein Grenzwert
     rein petrostämmigen Bindemitteln wie         oder Bagger mit anschließendem kal-           von 75 mg NL-PAK/kg festgesetzt, der auch
     Bitumen und Asphalt im Straßenbau            ten Wiedereinbau ist zulässig, sofern         heute noch gilt8. Bei einem durchschnittli-
     reichen in der Regel die allgemeinen         die Voraussetzungen nach Absatz 3             chen Bindemittelgehalt von 5 Prozent im
     Schutzmaßnahmen nach Nummer 5.1              erfüllt werden.                               Granulat ergibt dies einen Wert von rund
     dieser TRGS aus. Auf das Verwen-                                                           1.500 mg/kg NL-PAK nur im Bindemittel9.
     dungsverbot von Steinkohlenteerpech,      (3) Bei der Entfernung alter Steinkohlen-        Für teerhaltigen Asphalt, der den PAK-
     Braunkohlenteerpech und Karbobitu-            teerpech-, Braunkohlenteerpech- oder         Grenzwert in der Praxis deutlich überschritt,
     men als Bindemittel im Straßenbau so-         Karbobitumenhaltiger Straßenbeläge           wurde eine bis zum 1. Januar 2000 be-
     wie von PAH-haltigen Fugenverguss-            ist auf eine Reduktion der Staubent-         grenzte besondere Kategorie eingeführt,
     massen im Straßen- und Flughafenneu-          wicklung durch Berieselung der Flä-          um in der Zwischenzeit Möglichkeiten zur
     bau wird hingewiesen (s. Nummer 4             chen oder des Aufbruchmaterials mit          Zerstörung von PAK in Asphalt zu entwik-
     Abs. 1 und 2).                                Wasser zu achten. Weiterhin sollten          keln (siehe unten).
                                                   die verwendeten Baumaschinen ge-
 (2) Bei Baumaßnahmen an alten Straßen-            schlossene Bedienungsstände, die mit
     belägen ist zunächst durch die zustän-        ausreichend gereinigter Luft versorgt        Nationale und internationale
     dige Straßenbauverwaltung zu prüfen,
     ob Steinkohlenteerpech-, Braunkohlen-
                                                   werden, besitzen. Auf die Vorschriften       Regelungen betreffend PAK
                                                   nach Nummer 5.1 dieser TRGS wird
     teerpech- oder Karbobitumenhaltiges           verwiesen.
     Material im Straßenoberbau verwen-                                                         n Teerhaltiger Asphalt in Deutschland
     det wurde. Ein Recycling dieses Ma-       (4) Durch diese Technologie ist sicherge-        In der Vergangenheit – bis in die 1970er
     terials durch Kaltfräsen oder Aufneh-         stellt, dass PAH und BaP nicht eluiert       Jahre – wurde auch in Deutschland als Bin-
     men alter Steinkohlenteerpech-, Braun-        werden können.“                              demittel für den Straßenbau Teer eingesetzt,
                                                                                                man sprach damals bildlich vom „Teeren

                                                                       43                                                 MÜLLMAGAZIN 2/2008
THERMISCHE VERFAHREN
der Straßen“. Seit den 1970er Jahren wur-        Grenze bei 20 mg/kg EPA-PAK gezogen15.          fallarten. Allein in Bayern gelangten im Jahr
de Teer zunehmend und mittlerweile gänz-         Unabhängig davon gilt eine Empfehlung           2004 rund 47.000 Mg gefährliche Abfälle
lich durch Bitumen ersetzt. Teer ist heute we-   des Bundesumweltministeriums (BMU) für          der Schlüsselnummer 17 03 10* auf Depo-
gen seiner krebserregenden (karzinogenen)        die Einordnung als gefährlicher Abfall. So      nien der Deponieklasse I und II18. Bundes-
Wirkung für den Bereich öffentlicher Auf-        ist teerhaltiger Straßenaufbruch mit Inkraft-   weite Zahlen liegen nicht vor. In der Praxis
traggeber verboten. Ein generelles Verbot        treten der Verordnung zur Umsetzung des         dürfte aber auch dieser gefährliche Abfall
für Teer ist vom Gesetzgeber nicht erlassen.     Europäischen Abfallverzeichnisses (AVV)         einer Verwertung zugeführt werden, wie
So dürfen pechhaltige Ausbaustoffe unter         zum 1. Januar 2002 als gefährlicher Abfall      zahlreiche Anbieter im Internet nahelegen.
bestimmten Voraussetzungen, die in den           17 03 01* einzustufen. Zwecks Abgren-
„Richtlinien für die umweltverträgliche Ver-     zung gegenüber teerfreiem Straßenauf-           Qualitätsanforderungen
wertung von Ausbaustoffen mit teer-/pech-        bruch („Bitumengemische mit Ausnahme            Für Verwertungsprodukte gab es bislang un-
typischen Bestandteilen sowie für die Ver-       derjenigen, die unter 17 03 01* fallen“) ist    terschiedliche Qualitätsanforderungen. In
wertung von Ausbauasphalt im Straßen-            der Teergehalt (PAK) heranzuziehen. Nach        der Vergangenheit haben die Länder von
bau“ (RuVA-StB, Ausgabe 2001/Fassung             BMU16 sind Abfälle, hier pechhaltiger Stra-     Bundesland zu Bundesland variierende An-
2005) aufgeführt sind, im Straßenbau recy-       ßenaufbruch, als gefährlicher Abfall einzu-     forderungen an die Standards von Recy-
celt werden. Dazu die EMPA10:                    stufen, wenn der Gehalt an den für Pech         clingbaustoffen gestellt, die auch immer
„Gemäß RuVA11 kann Ausbauasphalt bis             maßgeblichen PAK 0,1 Prozent oder 1.000         noch gelten; eine Linkliste bietet die LAGA
zu 25 ppm ohne Auflagen verwendet wer-           mg/kg, bei Benzo[a]pyren 0,005 Prozent          auf ihrer Webseite19.
den. Ausbauasphalt mit höherem PAK-Ge-           oder 50 mg/kg übersteigt. Wird keiner der       c In Bayern etwa betragen die Grenzwerte
halt darf nicht heiß verwendet werden,           beiden Werte erreicht, ist der Abfallschlüs-       für Recyclingbaustoffe RW1 (offener Ein-
kann aber im Kaltmischverfahren (mit Emul-       sel 17 03 02 zu verwenden, der für einen           bau) 5 mg PAK EPA/kg und für RW2
sionen oder Zement) eingesetzt werden,           nicht gefährlichen Abfall steht. Gefährlicher      (Einbau nur mit technischen Sicherungs-
wenn im Eluat der PAK-Gehalt  0,03 mg/l         Abfall 17 03 01* darf nur mit einer Trans-         maßnahmen) 20 mg PAK EPA/kg.
und der Phenolindex29  0,1 mg/l beträgt.        portgenehmigung eingesammelt und beför-         c In Bremen dagegen gilt20: „PAK nach
Allerdings müssen dann zusätzliche Ein-          dert werden. Anlagen zur Aufbereitung und          EPA Z 1.1 [entspricht RC-1, s.u.]:
schränkungen wie beispielsweise eine was-        auch nur zur Lagerung unterliegen in der           5 mg/kg; Z 1.2 [entspricht RC-2]:
serundurchlässige Deckschicht berücksich-        Regel einer immissionsschutzrechtlichen            15 mg/kg; Z 2 [entspricht RC-3]:
tigt werden12, 13.“                              Genehmigungspflicht.                               75 mg/kg“.
Nach Angaben der Initiative der ARBIT –
Arbeitsgemeinschaft der Bitumen-Industrie        Daten zu Verwertung und Beseitigung             Ersatzbaustoffverordnung
e.V., Hamburg, und des dav – Deutscher           Konkret geht es um den Verbleib der Aus-        Derzeit liegt der Entwurf einer Verordnung
Asphaltverband e.V., Bonn14 kann pechhal-        baustoffe mit pech- beziehungsweise teerty-     vor, die bundesweit einheitliche Standards
tiges Material generell durch Kaltfräsen re-     pischen Bestandteilen mit einer PAK-Bela-       für die Verwertung mineralischer Abfälle si-
cycelt und anschließend wieder eingebaut         stung zwischen 25 mg/kg (darunter: Aus-         cherstellen soll21. Die Ersatzbaustoffverord-
werden. Allerdings müssen, damit beim            bauasphalt) und 1.000 mg/kg PAK (ab da:         nung enthält grundsätzliche Anforderungen
Ausbau die Staubentwicklung reduziert            gefährlicher Abfall 17 03 01*). Diese Aus-      und spezielle Anforderungen an den Ein-
wird, die Flächen und das Aufbruchmaterial       baustoffe wurden bislang zumeist im Kalt-       bau in technischen Bauwerken, und soll gel-
mit Wasser berieselt werden. „In der Regel       mischverfahren mit Bindemittel (Bitumen-        ten für
ist der Wiedereinbau pechhaltiger Ausbau-        emulsion und/oder hydraulischen Bindemit-       c Erzeuger und Besitzer von mineralischen
stoffe nur zulässig, wenn Grundwasser und        teln) versetzt und entsprechend den Anfor-         Ersatzbaustoffen,
Boden nicht durch Wasserzutritt beeinträch-      derungen der Bund/Länder-Arbeitsgemein-         c Betreiber von Anlagen zur Aufbereitung
tigt werden. In Wasserschutzzonen, Was-          schaft Abfall (LAGA) – wie erforderlicher          von mineralischen Ersatzbaustoffen,
servorrangsgebieten, Karstgebieten sowie         Grundwasserabstand, Versiegelung der            c Träger von Baumaßnahmen mit minerali-
in Gebieten mit häufigen Überschwemmun-          Seitenflächen mit Bitumenemulsion – am Ort         schen Ersatzbaustoffen.
gen dürfen pechhaltige Materialien nur mit       der Entstehung oder auch andernorts zu-
einer zusätzlichen Deckschicht eingebaut         meist unter einer wasserundurchlässigen         Nach § 5 Abs. (6) sind die „für den jeweili-
werden. Darüber hinaus müssen die Stra-          Schicht wieder eingebaut. In Bayern etwa        gen Einbau zulässigen stofflichen Eigen-
ßenbauer eine Reihe weiterer Vorsichtsmaß-       wird für den Zeitraum 1995 bis 2004 ein         schaften ... im unvermischten Ersatzbaustoff
nahmen treffen: Um die belastete Fläche          jährliches Aufkommen von 100.000 bis            einzuhalten. Dieses gilt unabhängig davon,
klein zu halten, sollten die pechhaltigen        160.000 Mg an pechhaltigem Straßenauf-          ob der Ersatzbaustoff allein oder gemein-
Ausbaustoffe möglichst nicht mit anderen         bruch angegeben, der zu beinahe 100 Pro-        sam mit anderen Materialien als Gemisch
Baustoffen vermischt werden. Zur Erzielung       zent recycelt wurde, und zwar in Form des       eingebaut werden soll.“ Weiterhin heißt es
einer möglichst dichten Struktur bis zu 15       Wiedereinbaus nach konkreten Vorga-             in § 7 Gemische: „(1) Die für den jeweils
Masseprozent – bezogen auf das Baustoff-         ben17. Eine Mineralisierung der in den Ab-      zulässigen Einbau maßgeblichen Schad-
gemisch der Ausgangsstoffe – dürfen je-          fällen enthaltenen PAK war und ist damit        stoffkonzentrationen und -gehalte dürfen
doch Gesteinskörnungen und Zusatzstoffe          aber nicht verbunden.                           weder durch die Zugabe von geringer bela-
zugegeben werden. ... Alle Straßenflächen,       Laut dem 5. Monitoring-Bericht Bauabfälle       stetem Ersatzbaustoff gleicher Herkunft
die mit pechhaltigen Ausbaustoffen herge-        für 200418 wurden von den 19,7 Millionen        noch durch Vermischung mit anderen gerin-
stellt werden, müssen darüber hinaus erfasst     Mg Straßenaufbruch (ASN 17 03 02), die          ger belasteten Materialien eingestellt wer-
und dokumentiert werden.“15.                     im Jahr 2004 angefallen waren, rund 18,4        den (Verdünnungsverbot).“
                                                 Millionen Mg (93,4 Prozent) als Recycling-      Die für den jeweils zulässigen Einbau maß-
Schadstoffbegrenzung und Einordnung              baustoffe verwertet. Die Verwertung von         geblichen Schadstoffkonzentrationen um-
nach Abfallverzeichnis                           0,7 Millionen Mg (3,6 Prozent) durch die        fassen insbesondere Salze, Metalle und
Bei der Verwertung von Straßenaufbruch           öffentliche Hand, von 0,3 Millionen Mg          persistente organische Schadstoffe wie
wurde, um Asphalt und Ausbaustoffe mit           (1,5 Prozent) im übertägigen Bergbau und        PAK. Für PAK sind neben der vorgesehenen
pech- beziehungsweise teertypischen Be-          von 0,1 Millionen Mg (0,5 Prozent) im De-       Begrenzung im Eluat auch übergangsweise
standteilen zu unterscheiden, bislang ein        poniebau spielen bei der Verwertung des         Begrenzungen im Feststoff des Recycling-
Grenzwert von 25 mg/kg PAK angewen-              Straßenaufbruchs nur eine geringe Rolle.        baustoffs vorgesehen, vgl. Tabelle 2.
det. Dieser Grenzwert entscheidet über das       Lediglich 0,2 Millionen Mg (1,0 Prozent)        Recyclingbaustoffe (RC) dürfen je nach Ein-
Verfahren, das für die Verwertung ein-           des verwertbaren Materials wurden im Jahr       stufung in eine Klasse für unterschiedliche
gesetzt wird, und errechnet sich aus den im      2004 deponiert.                                 Zwecke als Ersatzbaustoff verwertet wer-
Arbeitsrecht geltenden Grenzen für Ben-          Der 5. Monitoring-Bericht Bauabfälle be-        den, wobei RC-1 die größten Einsatzmög-
zo[a]pyren4. An anderer Stelle wird die          zieht sich nur auf die nicht gefährlichen Ab-   lichkeiten aufweist.

MÜLLMAGAZIN 2/2008                                                    44
THERMISCHE VERFAHREN
                                                                                                                       eine europaweit einheitliche Vorgehenswei-
                                                                                      RC-1          RC-2        RC-3   se möglich ist.“
 PAK15* im Eluat                                                        µg/l            3           4,5**       15
 PAK-Gehalt im Feststoff, alternativ bis 31.12.2019                    mg/kg            5            15         30     Aarhus-Protokoll und POP-Verordnung
  * Welche 15 der PAK16 – siehe Tabelle 1 – erfasst werden sollen, ist nicht angegeben (ggf. Schreibfehler?).          Im Aarhus-Protokoll von 1998 haben sich
 ** bei bestimmten Einbauweisen Überschreitungen bis 15 µg/l zulässig, s. Anhang 2-2.                                  die Unterzeichnerstaaten verpflichtet, Maß-
                                                                                                                       nahmen zur Emissionsminderung persisten-
Tabelle 2: PAK-Begrenzungen, vorgesehen im Arbeitsentwurf der Ersatzbaustoffverordnung, Stand                          ter organischer Schadstoffe (POP) zu tref-
           13.11.2007, RC = RC-Baustoff (aufbereiteter Bauschutt, aufbereiteter hydraulisch gebun-                     fen. Im Hinblick unter anderem auf polyzy-
           dener Straßenaufbruch)                                                                                      klische Aromate (PAK) verpflichten sich die
                                                                                                                       Unterzeichner, Maßnahmen zur Emissions-
Die in der Ersatzbaustoffverordnung vorge-                         nicht nur im Hinblick auf den Gehalt an             minderung dieser Stoffe aus den wichtig-
sehenen Begrenzungen sind nicht unumstrit-                         PAK, sondern auch an abbaubarer Orga-               sten Quellen nach den besten verfügbaren
ten. Hierzu von Peter Doetsch von der                              nik, Metallen und Salzen. Bei Nichterfül-           Techniken zu ergreifen. Die Umweltrisiken,
RWTH Aachen ein Plädoyer für eine Be-                              lung der Ablagerungskriterien verbleibt nur         die von PAK ausgehen, haben die EU dazu
grenzung:                                                          die thermische Behandlung beziehungswei-            bewogen, in ihrer Verordnung über persi-
„Zwar ist die Freisetzung von PAK aus Recy-                        se energetische Verwertung in dafür zuge-           stente organische Schadstoffe [persistent or-
clingbaustoffen deutlich geringer als die                          lassenen Anlagen.                                   ganic pollutants, POP-Verordnung26] von
Emissionen aus Verkehr, Industrie und Klein-                                                                           2004 eine Verpflichtung für ihre Mitglieds-
feuerungsanlagen; im Mittel muss aber da-                          n Regelungen auf EU-Ebene                           staaten einzuführen, wonach diese inner-
von ausgegangen werden, dass durch Re-                             PAK-haltige Materialien unterfallen auf-            halb von zwei Jahren nach Inkrafttreten die-
cyclingbaustoffe jährlich 150 bis 200 Ton-                         grund ihres Schadstoffgehaltes verschiede-          ser Verordnung Verzeichnisse über die Frei-
nen PAK nicht ausgeschleust, sondern ge-                           nen europäischen Verordnungen, die direkt           setzung ausgewählter POP, darunter auch
zielt in die Umwelt eingebracht werden,                            anwendbares Recht in den Mitgliedsstaaten           PAK {hier Benzo[a]pyren, Benzo[b]fluoran-
wenn man die derzeitige Recyclingquote                             sind und daher auch den deutschen Recy-             then, Benzo[k]-fluoranthen und Inde-
sowie die mittlere PAK-Belastung (circa 4,0                        clingbaustoffbereich betreffen.                     no[1,2,3-cd]pyren} in Luft, Gewässer und
– 5,0 mg/kg TS) ansetzt. Da schon bei deut-                                                                            Boden aufzustellen sowie Aktionspläne zur
lich geringeren Emissionen, beispielsweise                         REACH-Verordnung                                    Minimierung der Emissionen zu entwickeln
bei abgeschätzten 6 bis 18 t PAK jährlich                          Entsprechend der europäischen Chemika-              haben. PAK zählen allerdings nicht zur Liste
durch Reifenabrieb, Anwendungsbegren-                              lienverordnung REACH23 müssen Neben-                der POP, die Abfallwirtschaftsbestimmun-
zungen für die verursachenden Weichma-                             produkte oder Sekundärstoffe aus Herstel-           gen gemäß Artikel 7 unterliegen.
cheröle (1 mg/kg BaP, 10 mg/kg PAK;                                lungs- und Recyclingprozessen, die nicht
Richtlinie 2005/69/EG) verordnet wurden,                           mehr dem Abfallrecht unterliegen, die vol-          Abfallverbringung
dürfte der Ansatz ..., die PAK-Gehalte in Re-                      len Anforderungen der REACH-Verordnung              Nebenprodukte oder Sekundärstoffe aus
cyclingbaustoffen in Übertragung der Vor-                          erfüllen. So muss jeder Hersteller oder Im-         Herstellungs- und Recyclingprozessen, die
sorgewerte der Bundesbodenschutz- und                              porteur einer Chemikalie der Europäischen           dem Abfallrecht unterliegen, können – im
Altlastenverordnung zu begrenzen, vernünf-                         Chemikalienagentur melden, ob er eine Re-           Falle von Andienungspflichten müssen – in
tig, angemessen und erforderlich sein, um                          gistrierung zum Beispiel seines Stoffes re-         dafür zugelassenen Anlagen im eigenen
dem Gebot der Freisetzungsminderung                                spektive seines Recyclingprodukts plant.            Land oder aber in anderen Mitgliedsstaa-
nachzukommen.“22                                                   Versäumt er dies, gilt ansonsten das Prinzip        ten beseitigt werden. Im Falle einer grenz-
Zudem hält ein Großteil der güteüberwach-                          des Artikel 5 „Ohne Daten kein Markt“,              überschreitenden Verbringung greifen die
ten Recyclingbaustoffe diese neuen Grenz-                          das die Chemikalie als „neu“ behandelt              Vorschriften der Verordnung EG/1013/
werte bereits jetzt ein. Nach Doetsch23                            und eine Vermarktung erst nach der Regi-            2006 über die Verbringung von Abfällen
können immerhin 40 Prozent der güte-                               strierung erlaubt24. Ein Problem ist dabei          (VVA) vom 14. Juni 2006 (Abfallverbrin-
überwachten Recyclingbaustoffe in Baden-                           insbesondere der Informationsfluss von den          gungsverordnung). Hier sind Informations-
Württemberg den RC-1-Zuordnungswert                                Herstellern zu den Recyclern. Letztgenann-          pflichten und Notifizierungserfordernisse
(3 mg/kg TS) einhalten, rund 85 Prozent lie-                       te benötigen detaillierte Informationen zur         zu beachten.
gen unter 9 Milligramm pro Kilogramm                               chemischen Zusammensetzung der Aus-
Trockensubstanz (mg/kg TS), und sogar die                          gangsmaterialien, um ihre Pflichten nach            Die niederländische Lösung
Datenauswertung des Öko-Institutes doku-                           REACH für zurückgewonnene Materialien
mentiert ein 90-Perzentil in Höhe von                              erfüllen zu können.                                 Die teerasphalthaltigen Straßenbeläge wa-
11 mg/kg TS für PAK.                                               Das Umweltbundesamt (UBA) hat in seinem             ren vor allem ein Problem der Straßenbau-
Interessant ist die Frage nach Aufkommen                           „Bericht zu den Auswirkungen von REACH              behörden. Diese hatten wenig Geld, dafür
und Verbleib der Recyclingbaustoffe, die                           auf Recycling/ Verwertung“25 auch die Pro-          aber politischen Einfluss. Aufgrund des
bislang keiner Gütesicherung unterworfen                           blematik der Recyclingbaustoffe angeris-            wachsenden Entsorgungsdrucks entwickel-
wurden. Zukünftig sollen alle Ersatzbaustof-                       sen: „Von REACH betroffen sind diejenigen           ten vier Bauunternehmen in den 90er Jah-
fe einer regelmäßigen Güteüberwachung                              Recyclingbaustoffe, die das Ende der Ab-            ren eine Methode, um Teer aus dem Asphalt
bestehend aus dem Eignungsnachweis, der                            falleigenschaft erreicht haben. Zurzeit ist         selektiv abzutrennen. Die Extraktion des
werkseigenen Produktionskontrolle (WPK)                            dies in Deutschland nicht einheitlich gere-         Teers mittels organischer Lösemittel, um ihn
und der Fremdüberwachung unterworfen                               gelt – vielmehr wurde auf Landesebene               anschließend zu zerstören und gereinigte
werden. Bei Überschreiten der Grenzwerte                           (zum Beispiel in Nordrhein-Westfalen,               Baustoffe (Kies, Sand) zurück zu gewinnen,
für den Einsatz als Recyclingbaustoff ist eine                     Saarland, Baden-Württemberg) einer be-              gelang unter Laborbedingungen erfolg-
Verwertung von PAK-haltigem Material zu-                           stimmten Fraktion, den sogenannten RC 1             reich. Allerdings erwiesen sich die Kosten
künftig nicht mehr zulässig – Vollzugsdefi-                        Recyclingbaustoffen, der Produktstatus zu-          für die anschließende Zerstörung des extra-
zite seien hier einmal ausgeklammert. Das                          gestanden. Die Einstufung erfolgt vorrangig         hierten Teers als sehr hoch, so dass sich die-
heißt, dieses Material muss einer ordnungs-                        anhand von im Eluat gemessenen Parame-              ses Verfahren in der Praxis als nicht wirt-
gemäßen und schadlosen Beseitigung zu-                             tern wie zum Beispiel Schwermetallgehalte,          schaftlich erwies.
geführt werden und unterliegt dem Nach-                            Sulfate und PAK. Für die Registrierung unter        Im Jahre 1999 entwickelten die vier Bauun-
weis- und Überwachungsverfahren des Ab-                            REACH sind jedoch die Inhaltsstoffe von Re-         ternehmer eine neue thermische Methode
fallrechts. Ob eine Deponierung möglich                            levanz. Unklar ist außerdem, ob es sich bei         mit dem sogenannten „TORBED-Reaktor“,
ist, entscheidet sich anhand der Kriterien                         diesen Materialien um Stoffe, Zubereitun-           einem Wirbelschichtofen. In diesem wird
der Abfallablagerungsverordnung (Abf-                              gen oder Erzeugnisse im Sinne der REACH-            der gebrochene Asphalt bei Temperaturen
AblV) und der Deponieverordnung (DepV),                            VO handelt. Ebenfalls unklar ist, ob und wie        oberhalb von 600 Grad Celsius thermisch

                                                                                               45                                             MÜLLMAGAZIN 2/2008
THERMISCHE VERFAHREN
behandelt. Dabei werden alle organischen
Stoffe mineralisiert. Die Innovation bestand
darin, dass dieser Reaktor in eine Asphalt-
mischanlage integriert wurde und so neuer,
von PAK weitestgehend freier Asphalt her-
gestellt wird. Damit erfüllte dieses Verfahren
gleich mehrere Anforderungen:
1. Schutz der Beschäftigten gegenüber ei-
   ner PAK-Exposition,
2. Schutz des Bodens vor weiterer Schad-
   stoffdissipation und
3. Ressourcenschonung durch Rückgewin-
   nung eines im Straßenbau wieder ein-
   setzbaren Materials.

Die Kosten waren allerdings beträchtlich. Es
war absehbar, dass diese neue Technik oh-
ne politische Unterstützung auf dem Markt
keine Chance haben würde. Daher nahm
das Umweltministerium die Entwicklung des
TORBED-Reaktors zum Anlass, eine neue            Abbildung 1: Schema des TORBED-Prozesses
Initiative zur Bewältigung des Teer-Problems
zu ergreifen und rief im Jahre 1999 alle be-                                                                           Reingas
troffenen Parteien zusammen, um eine ge-
meinsame Lösung zu finden. Beteiligt waren
– neben dem Umweltministerium – das Ver-                                                                    Filter
kehrsministerium, die Provinzen, die Ge-
meinden, Bauunternehmer sowie Betreiber
von Bauschuttbrechereien. Es zeigte sich je-
doch, dass alle Beteiligten unterschiedliche                                        heißes Gas
Interessen hatten: Schutz der Umwelt und          Teer
                                                                                                        Trocken-
der Beschäftigten, Sorge vor erhöhten Ko-                                                               trommel
stenbelastungen oder Angst vor Umsatz-                                                                                  warme Mineralien
rückgängen. Zwar sah man auch die Chan-                                                                                   zur Asphalt-
cen einer innovativen Technik, aber nie-                                                                                   produktion
mand war bereit zu investieren, wenn nicht
gleichzeitig das weitaus kostengünstigere                                            kalte Mineralien
Kaltverarbeiten von Teerasphalt verboten
werden würde.
Das Errichten neuer Anlagen und insbeson-
                                                  Luft                                     heiße Mineralien
dere die Umweltgenehmigung kosten viel                                                       zur Asphalt-
Zeit. Viele Bauunternehmen und Brecherei-                                                     produktion
en verfügten zur damaligen Zeit auch noch
über große Vorräte an Teerasphalt. Die be-       Abbildung 2: Verfahrenschema der CTV-Demonstrationsanlage
teiligten Parteien einigten sich schließlich
darauf, das Verbot des Kaltverarbeitens von      zustellen, wie hoch die Belastung von           zu reinigen und damit Kies, Sand und Füll-
Teerasphalt zum Januar 2001 einzuführen.         Asphalt mit Teer beziehungsweise PAK ist,       stoffe zurückzugewinnen. Die Genehmi-
So hatten alle Parteien ein Jahr Zeit, um ihre   müssen vor dem Straßenaufbruch Untersu-         gung und der Bau von thermischen Behand-
Vorräte abzubauen, die Genehmigungsver-          chungen durchgeführt werden. Mittels ei-        lungseinrichtungen dauerten deutlich län-
fahren für den Bau von Anlagen durchzu-          nes Spraytests wird vorläufig festgestellt,     ger als vorgesehen. Mittlerweile ist jedoch
führen und den Bau zu beginnen. Die Par-         ob PAK-belasteter Teer ( 250 ppm PAK)          mehr Behandlungskapazität am Markt ver-
teien vereinbarten regelmäßige Treffen, um       im Asphalt enthalten ist. Bei positivem Be-     fügbar als für den jährlichen Straßenauf-
die Entwicklungen zu verfolgen und eventu-       fund werden Proben für die PAK-Bestim-          bruch benötigt wird. Darüber hinaus wer-
ell auftretende Probleme zu lösen. Da die        mung im Labor entnommen. Anhand des             den in Kürze zwei weitere Anlagen ihren
Errichtung neuer Anlagen mehr als ein Jahr       Ergebnisses wird die Wahl des weiteren          Betrieb aufnehmen. Inzwischen werden die
dauern würde, wurde vereinbart, in dieser        Verbleibs – Recycling oder thermische Be-       Teerasphalt-Zwischenlager abgebaut.
Zeit neu freiwerdenden Teerasphalt zu la-        handlung – festgelegt.
gern, bis ausreichende Kapazität für dessen                                                      n Demonstrationsanlage CTV
Behandlung vorhanden wäre.                       Anlagen zur Behandlung                          Der Verband CTV (Combinatie Teer Verwer-
Im Niederländischen Landesabfallplan                                                             king) bestand ursprünglich aus vier (und
2002 – 2012 (Landelijk afvalbeheerplan,
                                                 teerhaltiger Abfälle                            mittlerweile nur noch aus den beiden erstge-
LAP) wurde schließlich festgeschrieben,          Anfang 1999 gab es in den Niederlanden          nannten) Bauunternehmen:
dass Materialien mit einer PAK-Belastung         nur den TORBED-Prozess (CTV-Anlage, sie-        c Heijmans Infrastructuur en Milieu B. V.,
von mehr als 75 mg/kg thermisch behan-           he unten) zur Reinigung von Teerasphalt.           P.O. Box 380, 5240 AJ Rosmalen
delt werden müssen, wobei die PAK zer-           Sobald sich das Verbot der Wiederverwen-        c Rasenberg Wegenbouw B. V.
stört werden. Ohne diese Behandlung darf         dung von PAK-belasteten Recyclinggranulat       c Koninklijke Wegenbouw Stevin B. V
das Material nicht wieder verwendet wer-         abzeichnete, wuchs auch das Interesse an        c NBM Amstelland Infrastructuur en Milieu
den. Nach der obligatorischen Reinigung          neuen Initiativen. So gab es Unternehmen,          B. V.
muss das Material wieder als Baustoff ein-       die ihre bislang für die Reinigung von kon-
gesetzt werden, eine Ablagerung ist – zur        taminierten Böden eingesetzten Drehrohr-        Die Demonstrationsanlage, eine Kombina-
Schonung der Flächennutzung (Kiesabbau)          öfen für die Teerasphaltbehandlung umrü-        tion von einem Torbed-Reaktor und einer
und der knappen Deponieressourcen in             sten wollten. Beispielsweise entwickelte die    Asphaltmischanlage, wurde in Roosendaal
den Niederlanden – nicht erlaubt. Um fest-       Firma BRC eine Installation, um Teerasphalt     erbaut und auf eine Kapazität von 15.000 –

MÜLLMAGAZIN 2/2008                                                   46
THERMISCHE VERFAHREN
                                                                                                  c Der Staub wird im Filter abgeschieden
                                                                                                    und wieder als Füllstoff eingesetzt.
                                                                                                  c Die Anlagenintegration führt zu einer Ko-
                                                                                                    stenersparnis durch das gemeinsame Nut-
                                                                                                    zen von Anlagen, Geräten und Personal.
                                                                                                  c Es fällt kein Sekundärabfall an.
                                                                                                  c Das teerhaltige Recyclinggranulat muss
                                                                                                    nicht über große Distanzen transportiert
                                                                                                    werden. Dadurch können die Transport-
                                                                                                    kosten und die Umweltbelastung erheb-
                                                                                                    lich reduziert werden.

                                                                                                  Ein Nachteil dieser Konfiguration besteht
                                                                                                  darin, dass der Verbundbetrieb von Ver-
                                                                                                  brennungsanlage und Asphaltmischanlage
                                                                                                  im Winter eingestellt werden muss, da we-
                                                                                                  gen der tiefen Temperaturen keine Straßen-
                                                                                                  beläge eingebaut werden. Die Anlage läuft
                                                                                                  nur 1.200 bis 1.600 Arbeitsstunden pro
                                                                                                  Jahr. Obwohl die Anlage gut funktioniert,
                                                                                                  ist sie von den Betriebskosten her teurer als
                                                                                                  kontinuierlich arbeitende Installationen.
Abbildung 3: Anlage Afvalstoffen Terminal Moerdijk                                                CTV hat die Torbed-Anlage daher derzeit
                                                                                                  stillgelegt.

                                                                                                  n Anlage Afvalstoffen Terminal Moerdijk
                                                                                                  Die Anlage Afvalstoffen Terminal am Stand-
                                                                                                  ort Moerdijk ist eine modifizierte Bodenrei-
                                                                                                  nigungsanlage. Der Teerasphalt wird, wenn
                                                                                                  erforderlich, auf eine Größe von maximal
                                                                                                  60 mm gebrochen. Das Material wird in ei-
                                                                                                  nen Trommelofen eingebracht und erhitzt.
                                                                                                  Teer und Bitumen werden bei 450 bis 550
                                                                                                  Grad Celsius in die Dampfphase überführt
                                                                                                  und in einer Nachverbrennungsanlage mi-
                                                                                                  neralisiert. Die entstehenden Abgase wer-
                                                                                                  den gereinigt. Die anfallenden Mineralien
                                                                                                  (90 bis 95 Prozent des Eingangsmaterials)
                                                                                                  entsprechen den Qualitätsbedingungen für
                                                                                                  Auffüllmaterial im Straßenbau. Die Verbren-
                                                                                                  nung des Teerasphalts liefert viel thermische
                                                                                                  Energie, was den Durchsatz der Anlage be-
                                                                                                  schränkt. Die überschüssige Energie kann
                                                                                                  für die Reinigung kontaminierten Bodenma-
Abbildung 4: Anlage Bentum Recycling Combinatie, Pernis                                           terials genutzt werden. Erste Versuche mit
                                                                                                  der Behandlung von Gemischen aus Teer-
20.000 Megagramm pro Jahr (Mg/a) aus-            spricht circa 20 ppm EPA-PAK) erreicht wer-      asphalt und Bodenmaterial zeigten gute Re-
gelegt. Abbildung 2 zeigt ein vereinfachtes      den. Daher können die Materialien wie Pri-       sultate. Zukünftig sollen diese Materialien
Verfahrensschema der CTV-Demonstrations-         märstoffe verwendet werden, da der Grenz-        gemeinsam behandelt werden, um Energie
anlage.                                          wert von 75 ppm NL-PAK sicher unterschrit-       einzusparen und die maximale Kapazität
Der Teerasphalt wird in den Torbed-Reaktor       ten wird. Die EMPA10 weist jedoch darauf         von 1 Million Mg/a zu erreichen.
geführt. Hier werden die teerhaltigen Binde-     hin, dass bislang (Stand 2002) diesbezüg-
mittel inklusive der PAK vollständig ver-        lich keine Untersuchungsergebnisse von un-       n Die BRC Anlage in Vondelingenplaat,
brannt. Der Reaktor ist direkt mit einem         abhängiger Seite vorliegen. Aus techni-             Rotterdam
Asphaltmischwerk gekoppelt. Die heißen           schen Gründen werden neuem Mischgut              BRC verfügt über zwei thermische Behand-
Mineralien gelangen nach dem thermi-             aber nur maximal 15 Prozent Recyclingmi-         lungsanlagen – eine in Utrecht (200.000
schen Prozess noch heiß in die Asphalt-          neralstoffe zugemischt, für die restlichen 85    Mg/a) und eine in Rotterdam (750.000
mischtrommel, wo sie direkt und unter Nut-       Prozent werden immer noch primäre Mine-          Mg/a). Bei der Anlage Bentum Recycling
zung ihrer Wärmeenergie zu neuem                 ralstoffe eingesetzt. Die Kosten beliefen sich   Combinatie am Standort Rotterdam – Vonde-
Asphalt weiter verarbeitet werden können.        im Jahr 2002 auf ungefähr 41 Euro pro Me-        lingenplaat handelt es sich um drei speziell
Zusätzlich wird die Energie, die bei der Ver-    gagramm, ohne Transport, Lagerung oder           entwickelte Drehtrommelöfen, die parallel
brennung des PAK-haltigen Bindemittels frei      gegebenenfalls erforderliche weitere Zer-        geschaltet sind.
wird, für die Erhitzung der Mineralstoffe in     kleinerung (bei Korngrößen  16 Millime-         Die Trommelöfen haben einen Durchmesser
der Mischanlage genutzt. Die Abgase aus          ter erforderlich).                               von 4,5 Metern und eine Länge von 16 Me-
dem Reaktor werden über die Filter (Staub-       Als Vorzüge sind zu nennen:                      tern. Das Prinzip ist die direkte Verbrennung
filter) der Asphaltmischanlage mit gereinigt     c Die im Bindemittel enthaltenen PAK wer-        des Teeres bei 850 Grad Celsius. Bei dieser
und gelangen in die Atmosphäre. Die Emis-           den sicher zerstört.                          Temperatur werden alle PAK vernichtet. In
sionen der Anlage erfüllen gemäß Anga-           c Die Mineralstoffe werden für neuen             der Nachverbrennungsanlage werden alle
ben von CTV, so die EMPA10, die heutigen            Asphalt genutzt.                              Verbrennungsgase mindestens zwei Sekun-
niederländischen Emissionsrichtlinien NER        c Die bei der thermischen Behandlung ent-        den auf 850 Grad Celsius erhitzt. Die heiße
(Nederlandse Emissie Richtlijnen).                  bundene Energie wird in der Asphalt-          Luft wird in einen Dampfkessel geführt, des-
Mit dem Verfahren sollen nach Betreiberan-          mischanlage genutzt und reduziert damit       sen Dampf für die Bereitstellung von Strom
gaben NL-PAK-Gehalte von  15 ppm (ent-             den dortigen Brennstoffbedarf.                (5 bis 7 Megawatt) genutzt wird.

                                                                      47                                                 MÜLLMAGAZIN 2/2008
THERMISCHE VERFAHREN
Das Abgasreinigungssystem besteht aus ei-
nem Staubfilter, DeNOx und einem Gaswä-
scher. Letztgenannter produziert Gips für
Bauprodukte. Die gereinigten Prozessgase
erfüllen beim Austritt die niederländischen
Emissionsrichtwerte. Die Anlage ist quali-
tätskontrolliert und liefert Kies, Sand und
Füllstoff. Die Produkte sind zertifiziert für Be-
ton und Asphalt.
Die Kapazität der Anlage beträgt 750.000
Mg/a für Teer-Asphalt-Granulat (TAG) 0-40
mm. Die Anlage ist seit 2006 in Betrieb. Ei-
ne Vergrößerung der Anlage wird vorberei-
tet. Die Kosten für die Reinigung des
Asphaltgranulats liegen – so EMPA10 – bei
50 Euro pro Megagramm (Stand 2002).

n Anlage Theo Pouw
    Secundaire Bouwstoffen B.V.
Die Anlage Theo Pouw Secundaire Bouw-
stoffen B.V. wird derzeit in Eemshaven ge-
baut. Die Inbetriebnahme ist für Mai/Juni
2008 vorgesehen. Es handelt sich um eine
neue Anlage im Verbund mit einer Anlage
für die thermische Bodenreinigung. Die
neue Anlage besteht aus einem Trommel-
ofen mit direkter und indirekter Heizung.           Abbildung 5: Komponenten der Anlage Bentum Recycling
Der Teer wird bei 475 Grad Celsius ausge-
glüht. Nach Entstaubung in einem Multizy-
klon werden die Abgase zu einem Nach-
brenner geführt und bei 850 Grad Celsius
verbrannt. Die überschüssige Energie wird
in der angeschlossenen Bodenreinigungs-
anlage genutzt. Die Abgase werden an-
schließend in einem Gaswäscher gereinigt
und durch einen Schornstein emittiert.
Die Kapazität für die Teeranlage beträgt
250.000 Mg/a, die Produktion an Bauma-
terialien für Beton und Asphalt liegt bei
230.000 Mg/a. Die Bodenreinigungsanla-
ge verfügt über die gleiche Kapazität. Als
Vorteil des Verbundbetriebs beider An-
lagen ist die gemeinsame Nutzung von
Aggregaten wie die Gaswäsche und die
Kontrollkammer zu nennen. Die Teeranlage
liefert zudem Energie für die Bodenreini-
gungsanlage.

n Fazit zu den Teerbehandlungsanlagen
   in den Niederlanden
Die thermische Behandlung PAK-kontami-
nierten Asphalts in den Niederlanden ist
etabliert. Die zur Verfügung stehenden Be-
handlungskapazitäten sind nicht nur ausrei-
chend, sondern es sind mittlerweile mehr
Behandlungskapazitäten am Markt verfüg-
bar als für den jährlichen Straßenaufbruch          Abbildung 6: Verfahrensfließschema der Anlage Bentum Recycling in Vondelingenplaat, Rotterdam27
in den Niederlanden benötigt werden. Den-
noch werden die Kapazitäten weiter ausge-           frastruktur. Von diesen wurden 5,8 Milliar-       ner wasserundurchlässigen Schicht wieder
baut. So werden in Kürze zwei weitere An-           den Euro (30 Prozent) für den Bundesfern-         eingebaut. Eine Mineralisierung der in den
lagen ihren Betrieb aufnehmen.                      straßenbau aufgewendet29.                         Abfällen enthaltenen PAK war und ist damit
                                                    In Deutschland wurden in den vergangenen          aber nicht verbunden.
Schlussfolgerungen für die                          Jahrzehnten Ausbaustoffe mit pech- oder           Der Eintrag in die Umwelt wird auf 150 bis
                                                    teertypischen Bestandteilen ( 25 mg/kg           200 Mg PAK pro Jahr geschätzt, wobei die
Politik und die Abfallwirtschaft                    PAK) in großem Umfang wiederverwendet.            zu Grunde gelegten mittleren PAK-Gehalte
in Deutschland                                      Sie wurden dabei zumeist im Kaltmischver-         eher niedrig angesetzt sind. Dies zeigen
                                                    fahren mit Bindemittel (Bitumenemulsion           nicht nur die niederländischen Daten zu Teer-
Der Straßenbau ist ein wichtiger Wirt-              und/oder hydraulischen Bindemitteln) ver-         asphaltgemischen (mehrere 100 ppm PAK),
schaftsfaktor in Europa. Rund 19,5 Milliar-         setzt und entsprechend den Anforderungen          sondern auch die Tatsache, dass allein in
den Euro – das entspricht etwa acht Prozent         der LAGA – wie erforderlicher Grundwas-           Bayern im Jahr 2004 über 47.000 Mg
der jährlichen Gesamtausgaben des Bun-              serabstand, Versiegelung der Seitenflächen        Abfälle der Schlüsselnummer 17 03 10*
des – entfielen in Deutschland im Jahre             mit Bitumenemulsion – am Ort der Entste-          ( 1.000 mg/kg PAK) deponiert wurden.
2004 auf Erhalt und Ausbau der Verkehrsin-          hung oder auch andernorts zumeist unter ei-       Es ist nicht zu erwarten, dass im Bereich

MÜLLMAGAZIN 2/2008                                                      48
THERMISCHE VERFAHREN
100 – 1.000 mg/kg PAK kein Material an-            und nach der Energie- und Stoffbilanz die-                          nis-Verordnung vom 10. Dezember 2001, BGBl. I
                                                                                                                       S. 3379. Im Internet: http://www.bmu.de/files/
fällt. Zahlen liegen aber für Deutschland          ser Verfahren. Die Niederlande haben sich                           abfallwirtschaft/downloads/application/pdf/avv_
nicht vor.                                         angesichts ihrer knappen Ressourcen (Flä-                           erlaeuterungen.pdf
                                                                                                                  17   Bayerisches Landesamt für Umwelt: Abfallratgeber
Die Bundesregierung will zukünftig die             cheninanspruchnahme durch Kiesabbau                                 Bayern: Pechhaltiger Straßenaufbruch. November
Qualitätsanforderungen an Recyclingbau-            und Deponieraum) und bedrohten natürli-                             2006. Im Internet: http://www.abfallratgeber-bayern.
stoffe vereinheitlichen und hat dafür Ende         chen Lebensgrundlage (irreversible Schad-                           de/arba/abfallinfo.nsf/wabinfos/C2FBC47F2C43
                                                                                                                       E187C1256D49005CEF2F/$file/strassenaufbruch.
2007 den Entwurf einer Ersatzbaustoffver-          stoffverteilung in Boden und Grundwasser)                           pdf
ordnung vorgelegt. Darin ist unter anderem         für eine vorsorgeorientierte Umweltpolitik                     18   Arbeitsgemeinschaft KREISLAUFWIRTSCHAFTSTRÄ-
                                                                                                                       GER BAU (www.arge-kwtb.de): 5. Monitoring-Bericht
der PAK-Gehalt in Recyclingbaustoffen und          (Baustofferlass) und langfristige Abfallwirt-                       Bauabfälle – Erhebung 2004, 28. Februar 2007. Im
deren Eluat begrenzt. Für Baustoffe der Ka-        schaftsplanung entschieden. Indem die Nie-                          Internet: http://www.bmu.de/files/pdfs/allgemein/
                                                                                                                       application/pdf/5_monitoring_bericht_kwtb.pdf
tegorie RC-3 gilt ein Wert von 30 mg/kg            derlande politische Randbedingungen setz-                      19   Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft Abfall: Anforde-
PAK. Ausbaustoffe mit pech- oder teertypi-         ten – auch im Dialog mit den Beteiligten –                          rungen an die stoffliche Verwertung von minerali-
schen Bestandteilen weisen PAK-Gehalte             ermöglichten sie die Entwicklung innovati-                          schen Abfällen (LAGA M20). Im Internet: http://
                                                                                                                       laga-online.de/laganeu/index.php?option=com_
oberhalb von 25 mg/kg (darunter: „Aus-             ver technischer Lösungen. Das sollte eigent-                        content&task=view&id=122&Itemid=58
bauasphalt“) auf und dürften in der Mehr-          lich auch in Deutschland möglich sein. l                       20   Der Senator für Umwelt, Bau, Verkehr und Europa,
                                                                                                                       Bremen: Anforderungen an die stoffliche Verwertung
zahl der Fälle den RC-3-Wert nicht einhalten                                                                           von mineralischen Abfällen. Mitteilung der Länderar-
können. Dieser gilt nur für „aufbereiteten hy-     Literatur und Anmerkungen                                           beitsgemeinschaft Abfall (LAGA) 20, Umgang mit
                                                                                                                       den Teilen I, II und III im Land Bremen. Im Internet:
draulisch gebundenen Straßenaufbruch“;             1    VROM Inspectie: Weg met TAG – Rapport keten-                   http://www.umwelt.bremen.de/buisy05/de/
ob damit der reine Ausbaustoff oder das                 handhaving Teerhoudend Asfalt Granulaat (TAG);                 detail.php?gsid=bremen02.c.3600.de
                                                        2004, 72                                                  21   BMU: Arbeitsentwurf Ersatzbaustoffverordnung – Ver-
Produkt aus Ausbaustoff und Bindemittel (Bi-       2    Technische Regel für Gefahrstoffe 551: Teer und an-            ordnung zur Regelung des Einbaus von minerali-
tumenemulsion und/oder hydraulisches Bin-               dere Pyrolyseprodukte aus organischem Material                 schen Ersatzbaustoffen in technischen Bauwerken
                                                        (TRGS 551). Ausgabe: Juli 1999, mit Änderungen                 und zur Änderung der Bundes-Bodenschutz- und Alt-
demittel) gemeint ist, bedarf noch der Klä-             und Ergänzungen. BArbBl. Heft 6/2003 http://                   lastenverordnung. Stand: 13. November 2007. Im
rung. In § 5 und 7 Ersatzbaustoffverord-                www.baua.de/nn_16752/de/Themen-von-A-Z/                        Internet:     http://www.recyclingbaustoffe.de/pdf/
nung ist klar festgelegt, dass die Einhaltung           Gefahrstoffe/TRGS/pdf/TRGS-551.pdf                             ArbeitsentwurfProzent20ArtikelverordnungProzent
                                                   3    Bayerisches Landesamt für Umwelt, Infozentrum Um-              2013Prozent2011Prozent2007.pdf
der Materialwerte nicht durch Vermischen                weltWirtschaft (IZU): Wann ist pech- bzw. teerhalti-      22   Doetsch, P.: Qualitätsanforderungen an Recycling-
erreicht werden darf. Zudem bezieht sich                ger Straßenaufbruch ein gefährlicher Abfall mit dem            baustoffe – Das Zerren um die Bundesverwertungs-
                                                        AVV-Schlüssel 17 03 01*? http://www.izu.bayern.                verordnung. In: altlasten spektrum 1/2007, 1-3
der Materialwert auf den mineralischen Er-              de/faq/detail_faq.php?ID=49&kat=5&th=0&sub=               23   Verordnung (EG) Nr. 1907/2006 des Europäischen
satzbaustoff, und Bitumen, ein Erdöldestil-             1&sub_sub=1                                                    Parlaments und des Rates vom 18. Dezember 2006
                                                   4    Arbeidsomstandighedenbesluit – Besluit van 15 ja-              zur Registrierung, Bewertung, Zulassung und Be-
lat, erfüllt dieses Kriterium nicht. Die Begrün-        nuari 1997, houdende regels in het belang van de               schränkung chemischer Stoffe (REACH)
dung zum Verordnungsentwurf liefert hier                veiligheid, de gezondheid en het welzijn in verband       24   Umweltbundesamt: http://www.reach-info.de/
auch keine Klarstellung.                                met de arbeid http://www.wetten.nl/arbobesluit            25   Umweltbundesamt: Bericht zu den Auswirkungen
                                                   5    „Gefahrstoffverordnung vom 23. Dezember 2004                   von REACH auf Recycling/Verwertung. Im Internet:
Die Festlegung der Materialwerte ist umstrit-           (BGBl. I S. 3758, 3759), zuletzt geändert durch Arti-          http://www.reach-info.de/dokumente/Bericht_
ten, sowohl von der Methodik wie von der                kel 4 der Verordnung vom 6. März 2007 (BGBl. I                 REACH_und_Recycling.pdf
                                                        S. 261)“                                                  26   Verordnung (EG) Nr. 850/2004 über persistente or-
Höhe der Werte her. Allerdings sollen weite        6    Aalbers, T.G., et al.: in Bouwstoffen nader bekeken:           ganische Schadstoffe und zur Änderung der Richtli-
Teile gütegesicherter RC-Baustoffe diese                milieuhygiënische kwaliteit en toepasbaarheid van              nie 79/117/EWG vom 29. April 2004
                                                        bouwstoffen in relatie tot het Bouwstoffenbesluit.        27   BRC Bentum Recycling Centrale: http://www.
neuen Vorgaben, die am Schutz von Boden                 1998, Eburon: Delft (NL). p. 216; zit. nach EMPA               bentumrecycling.nl/uk/brc_tagreinigingsproces.htm
und Grundwasser orientiert sind, bereits           7    Bouwstoffenbesluit bodem – en oppervlaktewateren-         28   Für den Phenolindex werden die folgenden 15 Ver-
einhalten können. Die Hersteller dieser Ma-             bescherming. In: Staatsblad 567, Hague 1995.                   bindungen verwendet: Phenol, o-, m-, p-Kresol, 2,4-,
                                                        Übersetzung: Building Materials Decree. Staatsblad             2,6-, 2,5-, 2,3-, 3,5- und 3,4-Xylenol, o-, m-, p-Ethyl-
terialien haben derzeit andere Probleme –               van het Koninkrijk der Nederlanden, 1995, 567.                 phenol, 1- und 2-Naphthol.
Stichwort REACH. Viele RC-1-Baustoffe ha-               Inkl: Ministrial Decision on the Building Materials De-
                                                        cree (Building materials decree executional instructi-
ben bereits den Produktstatus erreicht und              ons), 1999
sind damit dem Abfallregime nicht mehr un-         8    Besluit bodemkwaliteit. In Kraft seit 1. Juli 2007,       Dipl.-Ing. Willem Willart, vormals Koordina-
                                                        ersetzt den Bouwstoffenbesluit. http://www.
terworfen. Sie fallen nun aber unter REACH              senternovem.nl/mmfiles/regelingbodemkwaliteit_se          tor der Hauptabteilung Abfall (i.R.) im Nie-
und müssen registriert werden. Die Recy-                ptember_tcm24-198151.pdf                                  derländischen Umweltministerium (VROM),
clingwirtschaft bemüht sich gegenwärtig            9    EMPA: Elimination teerhaltiger Straßenbeläge in den       Generaldirektion Umweltschutz, Abteilung
                                                        Niederlanden. EMPA Bericht 421’429 im Auftrag
um die Aufnahme der Recycling-Baustoffe in              des BUWAL, Abteilung Luftreinhaltung, Dübendorf,          für Chemikalien, Abfall und Strahlenschutz.
Anhang V von REACH und damit in die Liste               16. Oktober 2002                                          Private Adresse: Raadhuisstraat 79,
                                                   10   EMPA: Prüfauftrag: Auftrag zu einer Zusammenstel-
der Stoffe, die von der Registrierungspflicht           lung von Daten zum Thema teerhaltige Beläge. Be-          NL-2406 AA Alphen aan den Rijn, Nieder-
ausgenommen sind (...da eine Registrie-                 richt Nr. 443861, Dübendorf, 1. November 2006.            lande, Tel. 0031.172 493031; eMail:
                                                        Im Internet: http://www.kvu.ch/files/nxt_projects/
rung für diese Stoffe für unzweckmäßig                  20_06_2007_04_52_17-EMPA-GutachtenPAK-                    cenwwillart@zonnet.nl.
oder unnötig gehalten wird und deren Aus-               Belaege.pdf                                               Dr. Barbara Zeschmar-Lahl ist Geschäfts-
nahme von diesen Titeln die Ziele dieser           11   Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswe-       führerin der BZL Kommunikation und Pro-
                                                        sen, Arbeitsgruppe Asphaltstrassen: Richtlinien für
Verordnung nicht beeinträchtigt.). Der Aus-             die umweltverträgliche Verwertung von Ausbaustof-         jektsteuerung GmbH.
gang dieser Diskussion ist noch offen.                  fen mit teer-/pechtypischen Bestandteilen sowie für       Adresse: Lindenstr. 33, D-28876 Oyten, Tel.
                                                        die Verwertung von Ausbauasphalt im Straßenbau.
Ausbaumaterialien, die die Materialwerte                RuVA-StB 01, 2001, zit. nach EMPA 2006                    04207.91763 10, eMail: bzl@bzl-gmbh.de,
der Ersatzbaustoffverordnung nicht (ohne           12   Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswe-       Internet: www.bzl.info.
                                                        sen, Arbeitsgruppe Asphaltstrassen: Merkblatt für die
Vermischung) einhalten können, müssen zu-               Verwendung von Ausbauasphalt und pechhaltigem
künftig ordnungsgemäß und schadlos besei-               Straßenaufbruch in Tragschichten mit hydraulischen                                                            Anzeige

tigt werden. Die Deponierung, so sie denn               Bindemitteln. FGSV 826, zit. nach EMPA 2006
                                                   13   Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswe-
nach den Anforderungen von AbfAblV und                  sen, Arbeitsgruppe Asphaltstraßen: Merkblatt für die
DepV überhaupt noch möglich ist, stellt hier            Wiederverwendung pechhaltiger Ausbaustoffe im
                                                        Straßenbau unter Verwendung von Bitumenemulsio-
das weniger geeignete Verfahren dar, denn               nen. FGSV 755, zit. nach EMPA 2006
die PAK werden hier nicht zerstört, sondern        14   Asphalt+Bitumen Beratung (Initiative der ARBIT – Ar-
                                                        beitsgemeinschaft der Bitumen-Industrie e.V., Ham-
können langfristig wieder remobilisiert wer-            burg, und des dav – Deutscher Asphaltverband e.V.,
den. Dies widerspricht der Zielsetzung der              Bonn): Pechhaltige Straßenausbaustoffe. Im Internet:
POP-Verordnung, die von den Mitglieds-                  http://www.asphaltberatung.de/pwelba/index.htm
                                                        l?_=115dc09831d3a4&masterid=179&idd=380
staaten Aktionspläne zur Minimierung auch          15   Arbeitskreis Straßenbauabfälle Rheinland-Pfalz: Leit-
der PAK-Emissionen verlangt.                            faden für die Behandlung von Ausbauasphalt und
                                                        Straßenaufbruch mit teer-/pechtypischen Bestandtei-
Es verbleibt die Möglichkeit, die Ausbau-               len. Leitfaden für den Geschäftsbereich des Landes-
stoffe, die pech- oder teertypische Bestand-            betriebes Straßen und Verkehr. September 2003, 1.
                                                        Auflage. Im Internet: http://www.mufv.rlp.de/
teile enthalten, thermisch zu behandeln.                uploads/tx_RBDownloadSystem/1074_VV_
Hier stellen sich Fragen nach Anlagenkapa-              AKStrasse_Leitfaden.pdf
zitäten, Transport- und Behandlungskosten          16   BMU: Hinweise zur Anwendung der Abfallverzeich-

                                                                               49                                                                MÜLLMAGAZIN 2/2008
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