Diagonal - Psychiatrie Baselland
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Editorial letzten Monaten betreut. Der alternde Schweizer und der junge Syrer haben zueinander gefunden, beide waren sie füreinander da. Der Syrer hatte eine familiäre Umge- bung und eine Aufgabe gefunden, die ihm etwas be- deutete. Der Schweizer hatte handfeste Hilfe und eine tiefe Herzlichkeit in der Fürsorge erfahren dürfen. Diese Begegnung ist mir durch den Sinn gegangen, als ich Andreas Hess’ eindrucksvollen Erfahrungsbericht gelesen habe. Hess engagiert sich in besonderer Weise für jugendli- che Flüchtlinge. Aber er opfert sich nicht auf, sondern spricht von einer «bereichernden Win-win-Situation». So würde mein Kollege und Freund auch urteilen, wenn er noch lebte. Hilfe kann nur unter diesen Bedingungen dauerhaft sein: wenn wir erkennen, dass wir nicht nur Liebe Mitarbeitende schenken, sondern auch beschenkt werden. Liebe Leserinnen und Leser Meine Begegnung und der Erfahrungsbericht, den wir in diesem «diagonal» lesen können, zeigen aber noch etwas An einer Abdankungsfeier eines geschätzten Kollegen und anderes: Die Flüchtlinge brauchen «Sicherheit und Freundes habe ich mit einem jungen Mann gesprochen, Vertrauen», wie Hess schreibt, und wir können ihnen dies der aus Syrien geflohen und in die Schweiz gekommen ist. durch professionelle psychiatrisch-psychotherapeutische Ich war beeindruckt, wie jemand ohne Vorkenntnisse Hilfe geben. innerhalb eines Jahres die deutsche Sprache so gut lernen «Verstehen.Vertrauen» ist die im Logo festgehaltene Leit- konnte. Er erzählte mir die Geschichte seiner Flucht, von formel für unsere Arbeit in der Psychiatrie Baselland. Syrien über den Sudan nach Libyen, schliesslich übers Wir könnten sie erweitern durch das Wort «Versichern», Mittelmeer – ganz allein war er unterwegs, ohne Abschied würde dieser Begriff nicht schon anderweitig gebraucht von der eigenen Familie zu nehmen, der er tief verbunden oder wäre er nicht schon verbraucht. Dass wir in unseren geblieben ist. Therapien Sicherheit geben, streben wir jeden Tag an, Er hätte sonst nicht fliehen können. Sehr nüchtern berich- und wir hoffen, dass es uns immer wieder gelingt. Auch tete er von den Gefahren und Demütigungen der Flucht. in der Arbeit mit den Flüchtlingen. Wir arbeiten daran, Er ist sich bewusst gewesen, dass er in der Schweiz in unsere transkulturellen und traumabezogenen therapeu- Sicherheit sein, dass ihn aber die Schrecken des Krieges tischen Angebote zu stärken und gut sichtbar zu machen. und des langen unsicheren Wegs in die Freiheit weiter Es ist auch für uns selbst ein Gewinn. befallen würden. Und dennoch strahlte er einen ruhigen und gefassten Optimismus aus. Prof. Dr. med. Joachim Küchenhoff Dieser junge Mann hat den immer kränker und hilfloser Direktor Erwachsenenpsychiatrie werdenden und schließlich sterbenden Kollegen in seinen INHALT 3 Koch mit Herz und Seele 11 Katholische Spital-Seelsorge 18 Integrative Arbeitsplätze Küchenchef Andreas Krais Marie-Theres Beeler eingesetzt Originelle Produkte und Leistungen 4 Ein Leben für die Politik Pflegerische Zentrumsleitung 20 Seit 25 Jahren Zu Gast: Landratspräsident Philipp Louis Elmiger ist pensioniert Coiffeuse Manuela Klaus Schoch, Landratsvizepräsidentin 12 Fachfrau Gesundheit 21 Tierpark Weihermätteli Elisabeth Augstburger Beliebter Beruf Beliebt bei jung und alt 7 Aggressionsmanagement 13 Fachangestellte Gesundheit 22 Persönlich Psychiatrie-Mitarbeitende beugen vor Auszubildende im Interview Renate Attenhofer – Gospelsängerin Kunstausstellung Scherenschnitte und Steinskulpturen 14 Traumatherapie in Laufen 23 Personelles Ambulatorium baut Angebot aus Eintritte – Jubiläen – Pensionierungen 8 «Eine sehr dankbare Aufgabe» Ex-Oberarzt nimmt Flüchtlinge auf 15 Therapie in der Privatklinik 24 Anlässe und Impressum Über den Körper zur Psyche 10 Genesungsbegleiter Ehemals Betroffene bringen 16 Zurück in der Arbeitswelt ihre Erfahrung in die Pflege ein Erfolgreiches Job-Coaching 2
Porträt Ein Koch mit Herz und Seele Andreas Krais ist neuer Chefkoch der Psychiatrie Baselland und setzt auf Kreativität und Frischprodukte. Der Küche der Psychiatrie Baselland will er neue Impulse geben. Ein Entscheid fürs Leben Doch das sind nur die wichtigsten Stationen in der Lauf- bahn des 38-jährigen Chefkochs. «Es war wichtig, dass ich oft die Stelle wechselte», bilanziert Krais. So lerne man verschiedene Küchen kennen und könne seinen eigenen Stil entwickeln. Andreas Krais stand vor der Entscheidung: «Bleibe ich in der Spitzengastronomie oder gehe ich in die Gemeinschaftsgastronomie?» Er entschied sich für das zweite. Nach den Lern- und Wanderjahren blieb er fast sechs Jahre lang an derselben Stelle: als Küchenchef für die Gastronomie der Bank Vontobel in Zürich – ein ebenso grosser wie vielfältiger Betrieb. Frisch – saisional – regional Auch die Küche der Psychiatrie Baselland ist für Krais eine Herausforderung. Hier werden über den Tag verteilt rund 1000 Mahlzeiten produziert. Neben den «normalen» Mahlzeiten gibt es eine Diätküche, die gemäss ärztlichen Küchenchef Andreas Krais liebt kreatives Kochen und Anrichten. Anordnungen kocht. Krais will seine Erfahrungen aus der Spitzengastronomie einbringen: «Eine Minestrone kann Andreas Krais hat bereits eine steile Karriere gemacht. Ge- man fixfertig einkaufen oder aber – wie wir es tun – mit boren wurde er in Wehr im Landkreis Waldshut und absol- frischen Zutaten und gut abgeschmeckt zubereiten.» Krais vierte im Restaurant «Fuchshöhle» in Bad Säckingen seine kocht mit seiner 35-köpfigen Küchenbrigade möglichst Lehre als Koch. «Ich lernte dort bei einem tollen Chef die frisch, saisonal und regional. Natürlich gebe es in der Ge- gutbürgerliche Küche kennen», erinnert er sich. Doch der meinschaftsgastronomie Grenzen: «Die Lasagne machen junge Berufsmann strebte nach Höherem. Das Fünfster- wir selber, 30 oder 40 Kilogramm Ravioli lassen sich hier nehotel «Badrutt’s Palace» in St. Moritz war seine nächste jedoch nicht in Handarbeit herstellen, da greifen wir auf Wirkungsstätte. Convenience zurück.» Andreas Krais verspricht zudem, die Aber eigentlich wollte er in einer Sterneküche arbeiten. klassische Spitalküche mit neuen, leichten und kreativen Peter Moser, Küchenchef des Restaurants «Les Quatre Sai- Angeboten zu erweitern. ■ sons» (ein Michelinstern) im Hotel Europe in Basel stellte ihn ein. Anschliessend arbeitete er im Drei-Michelinsterne- Martin Brodbeck, freier Mitarbeiter hotel «Traube» in Tonbach (Hochschwarzwald). Auf dem Weg zur Spitze Ein weiterer Höhepunkt war seine Berufung ins Restaurant Personalfest mit königlichem Buffet «Cheval Blanc». Im Spitzenrestaurant des Grandhotel «Les Die Mitarbeitenden der Psychiatrie Baselland treffen sich Trois Rois» in Basel erlebte er die hektische Startphase und am Freitag, 1. September 2017 ab 18 Uhr im Haus B den Aufbau zur Topadresse unter Küchenchef Peter Knogl in Liestal zum grossen Personalfest. Der neue Küchenchef mit drei Michelin Sternen, bei dem er als Sous Chef arbei- Andreas Krais und sein Team zaubern kulinarische tete. «Mich reizte es damals, ebenfalls Küchenchef eines Köstlichkeiten am Laufmeter auf den Teller, angefangen mit Spitzenrestaurants zu werden», erzählt Krais. Knogl bot einem Apéro riche der Extraklasse. ihm den Chefposten im Restaurant Brasserie «Les Trois Die Gäste erwartet unter anderem ein Fischbuffet, eine Rois» an – eine ganz feine Adresse. grosse Auswahl Käse und eine Grillade vom Feinsten aus Ein knappes Jahr war er dort Küchenchef. «Ein Küchen- dem In- und Ausland. Patissier-König Rolf Mürner kreiert chef hat keinen 8,5-Stunden-Tag», betont Krais. «Ich arbei- das Dessertbuffet, und zu fortgeschrittener Stunde ist eine te gerne lange und hart.» Damals aber kam seine Tochter weitere warme Verpflegung angesagt. Ins Fest einstimmen zur Welt. Krais wollte auch Vater sein und nahm sich eine wird Kabarettist Dominik Muheim. Auf dem Programm Auszeit. Danach arbeitete er als Küchenchef bei Gamma stehen zudem eine Disco mit DJ FIX und eine Bar. Catering in Basel. 3
Zu Gast – Philipp Schoch und Elisabeth Augstburger Ein Leben für die Politik Der abtretende Baselbieter Landratspräsident Philipp Schoch und seine Amtsnachfolgerin Elisabeth Augstburger machen Politik aus Leidenschaft. Sie erzählen über ihre Erfahrungen und Erwartungen. Elisabeth Augstburger und Philipp Schoch auf dem Balkon von Haus A der Psychiatrie Baselland in Liestal. diagonal: Ihre einjährige Amtszeit als Landratspräsident Mit der EVP bekommt eine noch kleinere Partei als die läuft Ende Juni ab. Wären Sie gerne noch geblieben? Grünen das Präsidium. Ist das eine Premiere für die EVP? Philipp Schoch: Ja und nein. Das Amt ist sehr schön. Aber Nein, die EVP stellte 1938/39 mit Hans Tschopp meines es braucht auch sehr viel Zeit. Es war nicht immer leicht, Wissens das erste und bisher einzige Mal den Land- alle Termine als Repräsentant des Kantons und der Sit- ratspräsidenten. Er war übrigens der Grossvater von zungen sowie meinen Beruf unter einen Hut zu bringen. Landrätin Regina Werthmüller (vormals Grüne, heute parteilos, Anm.d.R.). Worauf mussten Sie verzichten? Auf eigene persönliche Bedürfnisse. Zum Beispiel im Wald biken – das lag nicht mehr drin. Als Grüner gehören Sie einer kleinen Partei an. War das ein Nachteil als Präsident? Philipp Schoch persönlich Nein. Das Parlament ist sehr respektvoll mit mir umge- Philipp Schoch (1973) ist ledig und wohnt in Pratteln, wo er gangen und hat mich als Präsident akzeptiert. Ich musste aufgewachsen ist. Nach einer Lehre als Möbelschreiner liess aber streng sein, da immer wieder alle möglichen Ideen er sich zum Krankenpfleger AKP ausbilden, später folgte an mich herangetragen wurden. Da muss man eine Linie eine Zusatzausbildung zum Notfallpflegefachmann. Heute fahren, und das ist mir – glaub ich – gut gelungen. leitet er die Notfallstation des Kantonsspitals Baselland in Liestal. Von 1996 bis 2003 war Philipp Schoch als Vertreter Muss der Landrat mit Ihnen auch mit einer strengen der Grünen Einwohnerrat in Pratteln, für den er 1992 erst- Präsidentin rechnen? mals kandidierte, damals noch als Vertreter des Landesrings Elisabeth Augstburger: Ich hatte mit Philipp Schoch einen der Unabhängigen. 1999 wurde er Mitglied der Grünen Baselland, 2002 bis 2012 war er deren Präsident. Seit 2003 guten Lehrer. Ich werde den Landrat wertschätzend ist er Mitglied des Landrates, den er 2016/2017 präsidierte. und straff führen. Anständig und respektoll miteinander Er sitzt in der Umweltschutz- und Energiekommission, umgehen – das ist für ein gut funktionierendes Parla- 4 ment unerlässlich. deren Vorsitz er lange führte.
Zu Gast – Philipp Schoch und Elisabeth Augstburger Philipp Schoch wurde mit dem Spitzenresultat von 78 von 80 gültigen Stimmen zum Präsidenten gewählt. Wie Elisabeth Augstburger persönlich wird das Wahlresultat bei Ihnen aussehen? Elisabeth Augstburger (1961) ist verheiratet, Mutter von Zur Vizepräsidentin schaffte ich es mit 70 Stimmen. zwei erwachsenen Töchtern und lebt in Liestal. Nach einer Es würde mich freuen, wenn es fürs Präsidium fünf bis Lehre zur Kauffrau folgten verschiedene Weiterbildungen, zehn Stimmen mehr wären. auch im Ausland. Sie arbeitete einige Zeit mit Kindern in Guatemala und war in Liestal als Tagesmutter tätig. Beruf- Und worauf freuen Sie sich am meisten als Landrats- lich arbeitet sie im Auftrag der Stadt Liestal als Leiterin präsidentin? Deutschkurse für fremdsprachige Frauen und engagierte Auf die vielen Begegnungen, die ich haben werde. sich an einem Treffpunkt für Migrantinnen und ihre Kin- Ich lerne Menschen kennen, denen ich sonst nie begeg- der. Sie ist in zahlreichen gemeinnützigen Organisationen net wäre. aktiv, teils in deren Vorstand oder Stiftungsrat, teils als Präsidentin. Elisabeth Augstburger sass von 2001 bis 2015 Haben Sie denn die Zeit für dieses Amt angesichts Ihres für die Evangelische Volkspartei im Einwohnerrat Liestal. riesigen Engagements in Verbänden und Vereinen? Seit 2003 ist sie im Landrat, den sie 2017/2018 präsidiert. Ja, ich habe mich organisiert. Ich habe eine von zwei Sie war bis 2015 in der Umwelt- und Energiekommission Teilzeitstellen aufgegeben und bei jenen vier Vereinen, und ist seither in der Petitionskommission. Auch ist sie die ich präsidiere, werden die Vizepräsidenten etwas in grenzüberschreitenden Gremien tätig (Oberrheinrat und mehr leisten. Ausserdem sind meine Kinder erwachsen Districtsrat). Im Districtsrat ist sie Präsidentin der Kommis- und leben nicht mehr zuhause. Hätte ich noch kleine sion «Gesundheit, Soziales und Forschung». Kinder, wäre für mich das Landratspräsidium kaum in Frage gekommen. Welche persönlichen Lehren ziehen Sie aus dem Präsidium? Philipp Schoch: Ich würde den einen oder anderen Schwerpunkt anders setzen, zum Beispiel bei den vielen ginnen und Kollegen einbeziehen, welche sich dafür Einladungen, die ich erhalten habe. Ein Ratspäsident engagieren werden. aus einem Nachbarkanton besuchte in seinem Amtsjahr 40 Anlässe, bei mir sind es bald 120. Ich würde die Ver- Grüne und EVP bilden im Landrat eine Fraktion. Wo liegen anstaltungen heute etwas anders aussuchen. politische Gemeinsamkeiten der beiden Parteien? In der Umwelt-, Sozial- und Migrationspolitik. Gerade Ihre Nachfolgerin wäre sicher froh um konkrete Tipps. bei meinen vielen Vorstössen der letzten 14 Jahre wurde Ich möchte ihr empfehlen, streng zu sein mit dem Parla- ich immer wieder von der Grünen Partei unterstützt. ment und sich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen, wenn es mal turbulent wird. Es gibt Turbulenzen nicht Philipp Schoch: Ich stand der Fraktionsgemeinschaft zuerst nur an den Landratsssitzungen, sondern auch hinter skeptisch gegenüber. Heute muss ich sagen: Es ist eine den Kulissen. super Zusammenarbeit. Es ist noch nie der Fall gewesen, dass wir Grünen und die EVP völlig andere Wege gegan- Und welche Einladungen sollte Elisabeth Augstburger gen sind. lieber nicht annehmen? Das kann man nicht so pauschal sagen. Das wäre ja auch Aber es gibt doch politische Unterschiede. vermessen. Was interessant ist: Man lernt als Landrats- Elisabeth Augstburger: Ja, die gibt es, zum Beispiel bei wert- präsident unsere Region nochmals ganz neu kennen. konservativen Themen, welche den Schutz des Lebens Man ist eingeladen an Grossveranstaltungen der Messe betreffen. Als EVP setzen wir uns für diese Werte ein. Schweiz, bei multinationalen Unternehmen, in Ge- sangsverbände, kleinste Kulturvereine und viele Organi- Philipp Schoch: Bei nationalen Themen oder grundsätz- sationen mehr. Ich war zum Beispiel erstmals in meinem lichen Fragen gibt es sicher Differenzen. Aber bei Leben am Banntag Liestal und war begeistert. handfesten Geschäften in der Region sind wir einer Meinung; zum Beispiel, ob es diese oder jene neue Vom Landratspräsidenten wird in Sachgeschäften Neutra- Strasse oder ein neues Schulhaus braucht oder wenn lität erwartet. Ist das nicht manchmal sehr schwierig? es um die Psychiatrie Baselland geht. Manchmal schon. Offenbar – so wurde mir gesagt – habe ich ab und zu die Augen gerollt bei Äusserungen im Welche Geschäfte in der Gesundheitspolitik bewegen Sie? Ratsplenum. Zum Beispiel bei Vorlagen oder Vorstössen Es freut mich, dass die Volksinitiative zum Bruderholz- zur Bildungs- oder Spitalpoltik. Da ist jeder im Landrat Spital abgelehnt worden ist. Aber wir müssen noch viel ein Experte; die Diskussionen waren teils schon sehr zäh. tun für eine gute regionale Gesundheitsversorgung. Dazu gehört die Fusion des Kantonsspitals Baselland mit Elisabeth Augstburger: Politische Zurückhaltung gehört zu dem Universitätsspital Basel. Es gibt noch viel Überka- diesem Amt. Wenn ich ein Anliegen während meines pazität und Konkurrenz-Situationen, die nicht nur zum Präsidiumsjahres einbringen will, kann ich meine Kolle- Besten sind für die Patienten und die Volkswirtschaft. 5
Zu Gast – Philipp Schoch und Elisabeth Augstburger Welches politische Amt würde Sie noch reizen – National- oder Regierungsrat? Beide Ämter reizen mich. Ich könnte mir vorstellen, auf kantonaler Ebene weiter zu politisieren. Mein Rucksack ist gefüllt und ich bin bekannt. Elisabeth Augstburger: Ich politisiere gerne dort, wo ich lebe, also auf kommunaler und kantonaler Ebene. Ich kandidierte jedoch auch schon für den Nationalrat. Es ist für mich schon heute klar, dass ich nach meiner Zeit im Landrat weiter politisieren werde. Wie und wo, wird sich zeigen. Wir haben vereinbart, dass Sie sich zum Abschluss noch gegenseitig eine Frage stellen. Philipp Schoch: Wir kennen uns nun schon sehr lange und du bist immer gut drauf. Wie machst du das? Elisabeth Augstburger: Ich freue mich an vielem, auch an kleinen Dingen. Ausserdem starte ich den Tag jeweils mit etwas Musik und einem Gebet. Das gibt mir Kraft und hilft mir. Das Krankenversicherungsgesetzt fordert Wettberb in der Du bist zwölf Jahre jünger als ich. Aber du weisst sehr Gesundheitsversorgung. Was sagen Sie dazu? viel, bist sehr kompetent und bist ein Führungstalent. Womit hat das zu tun? Elisabeth Augstburger: Ich sehe den Wettbewerb positiv, da er unternehmerischen Freiraum bietet. Aber Wettbewerb Philipp Schoch: Ich bin das jüngste von drei Kindern. ist für die Spitäler auch sehr herausfordernd. Meine Geschwister sind sieben und zehn Jahre älter. Ich hatte sie immer gefragt, was sie machten, warum sie Philipp Schoch: Wettbewerb ist sicher gut, aber er bringt das täten oder woher dies und das komme. Ich war Überkapazität. Das sieht man bei den somatischen Spitä- immer neugierig und beobachtete alles genau. Ich lasse lern. Privatspitäler ziehen Patienten mit tiefen Risiken mich auch nicht schnell aus der Ruhe bringen. Diese an und alle anderen überlassen sie den öffentlich-rechtli- Eigenschaften halfen mir auch als Landratspräsident. chen Spitälern, was sich für diese betriebswirtschaftlich negativ auswirkt. Elisabeth Augstburger: Noch ein Satz: Ich habe in diesem Jahr sehr gerne mit Philipp im Präsidium zusammen- Wie nehmen Sie in der politischen Landschaft des Basel- gearbeitet. Wir haben uns so gut ergänzt und konnten biets die Psychiatrie Baselland wahr? uns immer aufeinander verlassen. ■ Die Psychiatrie Baselland ist zum Glück nicht so stark im politischen Fokus wie die somatischen Spitäler. Das wäre nicht gut. Die Psychiatrie ist ein nochmals heikleres Gebiet in der Gesundheitsversorgung. Wer hier thera- piert und begleitet wird, braucht noch mehr Schutz als die anderen Patienten. Ich erlebe die Psychiatrie Basel- land als sehr stabile, gut geführte Institution, die sich weiterentwickeln muss. Das meine ich auch punkto ihrer Infrastruktur. Elisabeth Augstburger: Ich nehme die Psychiatrie Basel- land als sehr dynamisch und innovativ wahr. Der Betrieb ist stabil, die Mitarbeitenden machen einen engagierten und guten Job. Es ist also gerechtfertigt, das Eigenkapital der Psychiatrie Baselland zu erhöhen, wie es der Landrat beschlossen hat? Philipp Schoch: Absolut, die Psychiatrie Baselland hatte nach der Auslagerung aus der kantonalen Verwaltung zu wenig Eigenkapital, und das hat der Landrat jetzt ein 6 Stück weit korrigiert.
Ausstellung in der Psychiatrie Baselland Scherenschnitte und Steinskulpturen «Schere Stein Papier» – So heisst der Titel der neuen Kunstausstellung in der Psychiatrie Baselland. Die «Papier- Künstlerin» Marianne Vogler aus Oberwil und die Stein- bildhauerin Sabine Gysin aus Sissach präsentieren kunst- volle Scherenschnitte und Flechtarbeiten, feingliedrige Skulpturen und aussergewöhnliche Bilder. Die Ausstellung ist bis 19. November 2017 täglich von 8 bis 18 Uhr geöffnet: Psychiatrie Baselland, Haus B, Bienentalstrasse 7, Liestal. ■ Sabine Gysin (l.) und Marianne Vogler inmitten der Installation «Schiffe». Aggressionsmanagement Gewalt und Aggression ereignissen. Die Trainerinnen und Trainer im Aggressions- management sind über den Verein «Netzwerk Aggressions- lässt sich vorbeugen management im Gesundheits- und Sozialwesen (NAGS)» national und über die Landesgrenzen hinweg vernetzt und bilden sich regelmässig weiter. Die pflegerischen und ärztlich-therapeutischen Mitarbei- Gewalt und Aggressionen verhindern tenden der Psychiatrie Baselland sind während ihrer Arbeit Ein zentrales Anliegen des Aggressionsmanagements ist es, immer wieder mit Aggressionen und Gewaltsituationen Aggressionsereignisse und Folgen zu verhindern. Es geht konfrontiert. Der professionelle Umgang mit diesen Phä- darum, Menschen in Krisen- und Ausnahmesituationen nomenen ist heute in den verschiedensten Bereichen des professionell zu begleiten. Zwangsmassnahmen sollen – Gesundheits- und Sozialwesens ein wichtiges Thema. In wenn immer möglich – vermieden werden. Um das zu der Psychiatrie Baselland gibt es seit 2003 ein Aggressions- erreichen, müssen die Mitarbeitenden in hochangespann- management, das Strategien zur Prävention und Deeska- ten Situationen sicher agieren können. Dazu braucht es – lation entwickelt hat. abgesehen von geeigneten technischen und strukturellen Rahmenbedingungen – die Fähigkeit, Konfliktsituationen Gemeinsame Haltung und klares Vorgehen und Situationen mit aggressivem Verhalten korrekt einzu- 2002 haben zwei Pflegefachpersonen der Psychiatrie Basel- schätzen, um entsprechend handeln zu können. land den ersten Aggressionsmanagement-Trainerlehrgang Die Mitarbeitenden der Psychiatrie Baselland verfügen in der Schweiz besucht. Anschliessend wurden alle Teams über eine hohe Kompetenz im Umgang mit Aggression der Pflegeabteilungen in Aggressionsmanagement geschult. und Gewalt. Aggressionsmanagement wird täglich in allen Die Mitarbeitenden setzen sich im Rahmen von fünftägi- Bereichen und in unzähligen präventiven Interaktionen gen Basis- und regelmässigen Refresherkursen intensiv mit gelebt. Sei es mit einer netten Geste beim Eintritt von Pati- dem Thema auseinander. Dadurch konnte eine gemeinsa- enten, mit Verständnis für die schwierige Lebenssituation, me Grundhaltung und eine klare Vorgehensweise bei ag- mit einem Sandwich bei nächtlichem Hunger oder einer gressiven Ereignissen etabliert werden. Kontaktaufnahme mit einer wichtigen Bezugsperson. ■ In den jährlichen Basiskursen für neue Mitarbeitende geht es vor allem um Prävention, Grundhaltung und Deeskala- Christian Büchenbacher, Abteilungsleiter, tion, Krisenbewältigung und koordiniertes Vorgehen mit Trainer Aggressionsmanagement der schmerzarmen Teamtechnik in Eskalationssituationen sowie um Nachbetreuung und Nachsorge von Patientinnen Franziska Ruch-Schriber, Berufsbildungsverantwortliche BBV, und Patienten sowie der Mitarbeitenden nach Aggressions- Trainerin Aggressionsmanagement Höfa 1 7
Ex-Oberarzt Andreas Hess hat junge Flüchtlinge aufgenommen Loretta Van Oordt, Andreas Hess (blaues Hemd, Brille) und Ruedi Tobler mit ihren drei jungen Gästen beim gemeinsamen Abendessen. «Eine sehr dankbare Aufgabe» Andreas Hess war Oberarzt in der Psychiatrie Baselland. Zusammen mit zwei Nachbarn hat er jugendliche Flüchtlinge aufgenommen. Er erzählt von seinen Erfahrungen und wie Integration durch Zusammenleben entsteht. Es war im Januar 2016. Wir sassen in Designer-Sofas in monatlich 340 Franken. Der Sozialdienst garantiert eine unseren warmen Räumen und sahen im Fernseher Flücht- Rücknahme der Flüchtlinge, falls der Mietvertrag gekün- linge unter freiem Himmel in eisiger Kälte übernachten. digt wird und sie bis dann keine eigene Wohnlösung ge- Familien mit alten Leuten und Kindern. Da beschlossen funden haben. wir zu handeln, anstatt uns weiterhin nur zu entsetzen. Meine Freunde Loretta und Ruedi und ich fassten den Ent- Klare Regeln für das Zusammenleben schluss, Flüchtlinge in unseren Wohnungen aufzunehmen. Bei der Auswahl unserer Gäste war uns wichtig, dass es Wir stellten einen Antrag an die Gesellschaft für das Gute keine Belastung für die anderen Mieter im Haus gibt und und Gemeinnützige (GGG) Basel, die zwischen dem Sozial- unser Zusammenleben funktionieren sollte. Wir deklarier- dienst und den Gastfamilien vermittelt. Im Mai 2016, kurz ten daher von Anfang an unsere Ansprüche und setzten vor dem Ramadan, zogen dann Hamed, Jawid und Belal*, klare Grenzen. Denn die Gastgeber können ihre Gäste alle drei aus Afghanistan, bei uns ein. Hamed und Jawid weitgehend auslesen. Die GGG organisiert die Möglichkeit, waren damals noch UMAS (Unbegleitete Minderjährige sich gegenseitig kennen zu lernen. Beide Seiten können Asylsuchende), Belal war bereits 26. überprüfen, ob sie zueinander passen und die gestellten Ansprüche respektiert werden. Für Fragen oder bei even- Gute Basler Organisation tuellen Konflikten bietet die GGG mit Dolmetscher und Wenn Gastgeber sich zu diesem Schritt entscheiden, wer- Sozialberatung Unterstützung an. den ihnen in Basel alle bürokratischen Arbeiten abgenom- men. Die Gäste haben einen Hausarzt, alle Versicherun- Interkulturelle Unterschiede und Integration gen sind bereits abgeschlossen und es gibt einen beidseitig Unsere Aufgabe blieb es, mit den Neuankömmlingen das 8 kündbaren Mietvertrag. Pro Flüchtling erhält der Gastgeber Zusammenleben zu organisieren. Wir treffen uns jeden
Ex-Oberarzt Andreas Hess hat junge Flüchtlinge aufgenommen Mittwochabend zu einem gemeinsamen Nachtessen, das abwechslungsweise von allen Beteiligten zubereitet wird. Dazu laden wir Gäste ein, die mit den Afghani in Verbin- dung stehen: unsere Freunde, ihre Lehrerinnen und Leh- rer, ihre Sozialarbeiter, Dolmetscher und andere. Dadurch entstehen neue, interessante Kontakte. Es wird viel gelacht, Vertrauen entsteht. Und was die drei keinesfalls verpassen, ist der Spielabend bei einer 82-jährigen Dame, die im Quar- tier wohnt und für sie zu einer Art Oma geworden ist. Hamed und Jawid sind bereits zur Schule gegangen, als Von Träumen wir sie aufgenommen haben. Sie sprachen damals schon recht gut Deutsch; Belal konnte Englisch. Darum war eine und Traumata Verständigung mit ihnen ohne Dolmetscher möglich. Dies vereinfachte es uns, bei interkulturellen Unterschieden, Dr. med. Brigitte Contin, Direktorin Kinder- und Jugend- die durchaus bereichernd sind, falls nötig eine Klärung zu psychiatrie der Psychiatrie Baselland, zur psychiatrischen Be- finden. treuung von unbegleiteten Flüchtlingskindern (UMA). Sicherheit und Vertrauen diagonal: Wie erlebt die Kinder- und Jugendpsychiatrie den Umgang mit UMA? Wir begleiten die Flüchtlinge auch zu ihren Interviews bei den Migrationsbehörden. Dort wird entschieden, wer wie- Brigitte Contin: Wir werden insbesondere bei schweren Fällen der zurück geschickt wird, wobei die Wartezeiten belastend und in Notfallsituationen einbezogen. Einige UMA, die im sind. Ich war mit Hamed in Bern. Die fast achtstündige Be- Baselbiet in spezielle Aufnahmezentren kommen, sind stark fragung war für mich eine erste Erfahrung mit dem Stress, belastet. dem Flüchtlinge auch hier ausgesetzt sind. Die Mehrheit der Flüchtlinge ist traumatisiert. Man weiss Was erleben Sie und Ihre Mitarbeitenden? heute, dass die Traumatisierung in drei Stufen abläuft. Die Probleme sind vielschichtig. Viele der jungen Flüchtlinge 1. Stufe: Traumatisierungen im Heimatland vor der Flucht. fühlen sich nicht wohl. Sie bekunden Mühe mit der neuen 2. Stufe: Traumatisierungen durch die Flucht. 3. Stufe: Ver- Sprache, die Integration fällt ihnen schwer oder sie erkennen, schärfung und Chronifizierung der Traumatisierungen im dass ihre Erwartungen nicht erfüllt werden. Sie sind stark Gastland mangels Sicherheit gebendem Schutz. Aufgrund traumatisiert oder gar suizidgefährdet. In einer akuten Notfall- unserer Erfahrung kann ich sagen, dass sich mit der Auf- situation müssen wir manchmal vor Ort entscheiden, ob es nahme in eine umsorgende Gastfamilie der Traumatisie- eines stationären Aufenthalts in der Psychiatrie Baselland oder rung in Stufe 3 entgegenwirken lässt. im Universitätskinderspital beider Basel bedarf. Eine dauerhafte Traumatisierung kann das Gesundheits- wesen mit mehreren 100 000 Franken belasten. Junge Von wem wird die Kinder- und Jugendpsychiatrie Menschen haben eine hohe Regenerationsfähigkeit. Ih- aufgeboten? nen Schutz zu geben, ist die beste Therapie, die wir leisten Die Betreuer der UMA und der Asylbewerber sind sehr können. Wenn sie sich erholen und integrieren können, engagiert. Sie agieren sozusagen als Gatekeeper und beziehen werden sie mittelfristig zu einem eigenständigen Mitglied uns situativ mit unseren Diensten ein. Ebenfalls gerufen der Gesellschaft, das arbeitet und AHV-Beiträge entrichtet. werden wir von der Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde, Wir können uns entscheiden, ob wir uns abschotten oder Kinderärzten, Asylantenheimen oder vom Zentrum Erlenhof uns für eine vernünftige, aktive Integration dieser Men- in Arlesheim. schen engagieren. Wir haben erfahren, dass dies eine sehr dankbare Aufgabe und für beide Seiten eine bereichernde Welche Probleme stellen sich der Kinder- und Jugend- Situation ist. Unsere Gäste sind nun schon seit über einem psychiatrie? Jahr bei uns. Zwei von ihnen haben eine Aufenthaltsbe- Vielfach ist die Sprache ein Problem und wir benötigen für willigung erhalten, die dritte ist hängig. Bald wird es Zeit, unsere Arbeit einen Dolmetscher, dessen Finanzierung mit dem dass sie auf eigenen Füssen stehen – sie haben alle Voraus- Kanton bis jetzt noch nicht geklärt werden konnte. Die setzungen dazu bekommen und sind auf gutem Weg. ■ ■ ■ Situation der UMA ist sehr komplex – therapeutisch, juristisch, ■ interkulturell und menschlich. Dr. med. Andreas Hess Ehemaliger Oberarzt der Psychiatrie Baselland Was wäre für UMA wichtig? Viele UMA bräuchten jemanden, der ihnen Halt gibt. Sie bräuchten einen sicheren Ort, um zur Ruhe zu kommen und das Erlebte verarbeiten zu können. In einer Familie oder bei Gasteltern können Kinder neue Wurzeln schlagen. Gleichzeitig lernen sie vieles über das Leben und den Alltag im Gastland, was ihre Integration vereinfacht. * Namen geändert 9
Genesungsbegleiter in der Psychiatrie Baselland Ehemals psychisch Kranke erzählen von ihren Erfahrungen Ein Film und eine Podiumsdiskussion haben gezeigt: Psychisch kranke Menschen finden in Genesungsbegleitern hilfreiche Ansprechpartner, die Ähnliches erlebt haben. Es gibt sie auch in der Psychiatrie Baselland. Diskutieren über die Erfahrungen psychisch belasteter Menschen im Alltag (v.l.): Elena Seidel, Niklas Baer, Hans Schmied, Andreas Ineichen, Chris Zeltner und Rachel Affolter. Zahlreiche Gäste hat Elena Seidel, Direktorin Pflege der Menschen, die ihre Krankheit bewältigt haben und ihre Psychiatrie Baselland, zu einer Filmvorführung mit Po- Erfahrungen aus der Betroffenen-Perspektive den Patien- diumsdiskussion in der Psychiatrie Baselland begrüssen ten weitergeben. Auch die Psychiatrie Baselland beschäftigt dürfen. In ihrer Einführung erklärte sie, wie wichtig die Genesungsbegleiter, auch Peers genannt. Gewisse Patien- Pflegefachpersonen seien und welche Anforderungen an tinnen und Patienten öffnen sich eher, wenn sie wissen, sie gestellt würden. Kern einer professionellen Pflege sei dass die Person gegenüber ähnliches durchmachen musste. es, Patienten dabei zu unterstützen, wieder einen Sinn im Die Genesungsbegleiter hätten für seine eigene Behand- Leben zu sehen und ein Ziel zu haben, sowie dazu bei- lung eine wichtige Rolle gespielt, sagte Hans Schmied, ei- zutragen, dass sie sich in den schwierigsten Lebenslagen ner der Darsteller im Film. Er habe lange keinen Ausweg verstanden und als «normale» Menschen fühlen können. gesehen. Aber dank des Peers sei es mit ihm wieder bergauf gegangen: «Der Genesungsbegleiter war für mich wie eine Die Krankheit unter Kontrolle ‹Rakete›. Er begegnete mir auf Augenhöhe.» Die Psychiatrie Baselland zeigte aus Anlass des internati- Für den Behandlungserfolg sei es zudem wichtig, dass die onalen Tages der Pflege den Film «Gleich und anders – Patienten eine klare Diagnose bekämen, sagte Dr. phil. Wenn die Psyche uns fordert». Er erzählt die Geschichten Niklas Baer, Leiter der Fachstelle Psychiatrische Rehabili- von ehemals psychisch Kranken; 14 Menschen, 14 ver- tation der Psychiatrie Baselland. Dadurch bekomme ihre schiedene Leidensgeschichten. Der Streifen lockte rund 80 Erkrankung einen Namen. Besucherinnen und Besucher in den Mehrzweckraum der Ein Leben mit Einschränkungen Psychiatrie Baselland in Liestal. Darunter auch eine im Film porträtierte Person. Der Film macht deutlich, dass ein Leben mit psychischer Krankheit oft ein Leben mit Einschränkungen bedeutet. Die Dokumentation zeigt, wie die Protagonisten durch ihre Vieles wird für die Betroffenen auch nach der Genesung Krankheit beeinträchtigt sind; aber auch, wie sie es schaff- ten, damit umzugehen. Alle berichteten unter anderem nie mehr so, wie es war. Sie fühlen sich im Beruf «degra- über ihre Beschäftigungssituation und ihre Erfahrungendiert» und sinnieren darüber, wie ein «gesundes Leben» mit Ämtern und sozialen Beziehungen. sein könnte. Dabei tritt ein Dilemma zutage: Einerseits wol- len sie etwas leisten und dafür anerkannt werden. Auf der Genesungsbegleiter in der Psychiatrie Baselland anderen Seite empfinden sie die Einschränkungen, die sie Nach dem Film setzte eine Podiumsdiskussion ein, die durch ihre Krankheit erlitten haben, punkto Verantwor- zu einer regen Debatte anregte. Ein Thema waren die tung und Arbeitsdruck als erleichternd. Diese Einschrän- 10 Genesungsbegleiter. Das sind ehemals psychisch kranke kungen sind hilfreich, um stabil und gesund zu bleiben. ■
Psychiatrie und Kantonsspital Baselland Marie-Theres Beeler neue katholische Seelsorgerin In einem würdevollen Gottesdienst ist Marie-Theres Beeler in der Kirche des Kantonsspitals Baselland in Liestal ins Amt der katholischen Seelsorgerin der Psychiatrie Baselland und des Kantonsspitals Baselland eingesetzt worden. Die Regionalverantwortliche der Bistumsregion St. Urs für die Kantone Baselland, Basel-Stadt und Aargau, Gabriele Tietze Roos, überreichte Marie-Theres Beeler die bischöfliche Missio Canonica, das heisst den kirchlichen Seelsorgeauftrag. Sie wünschte ihr den «Beistand des heiligen Geistes» und gab dem Seelsorge- Team den Segen mit auf den Weg. Ihre Kolleginnen und Kollegen nahmen Marie-Theres Beeler mit freundlichen Worten und symbolischen Geschenken in ihrem Kreis auf. Zuvor sagte der katholische Seelsorger Christoph Schneider: «Wir freuen uns sehr, dass du da bist und viel Farbe in unser Team bringst.» Anwesend an der Amtseinsetzung waren ebenfalls Landratspräsident Philipp Schoch, Hans-Peter Ulmann, CEO der Psychiatrie Baselland, sowie die Amtsvorgängerin der neuen katholischen Seelsorgerin, Elisabeth Hischier. ■ Marie-Theres Beeler bei ihrer Predigt in der Kirche des Kantonsspitals in Liestal. Zur Pensionierung von Louis Elmiger Engagiert für psychisch kranke Menschen Nach 42 Jahren als Sozialarbeiter und Pflegefachmann in der Psychiatrie Baselland ist Louis Elmiger per Ende April 2017 pensioniert worden. Er war 27 Jahre lang Bereichsleiter Pflege. Und schon ist es soweit, lieber Louis, du hast deinen wohl- Zuletzt warst du Pflegerischer Leiter des Zentrums für Krisenintervention und verdienten Ruhestand angetreten. Dabei bist du doch ge- des Zentrums für Abhängigkeitserkrankungen. Lieber Louis, du hast einige Re- rade erst zu deinem ersten Schultag in der Schule für psy- organisationen und Neuausrichtungen unserer Institution durchlebt und dich chiatrische Krankenpflege Laubiberg in Liestal angetreten, in unzähligen Projekten engagiert. Dein Einsatz war leidenschaftlich. Angetrie- am 5. Mai 1975. Es war nicht deine erste Ausbildung. An- ben von deinen Überzeugungen hast du immer wieder Spielräume zwischen gefangen hast du dein Berufsleben als Industrieschweisser. den mitunter harten Realitäten und den von dir gewünschten Vorstellungen Aber mit dem 5. Mai 1975 begann eine neue Zeit für dich. gesucht und sichtbar gemacht; du hast unermüdlich kleine Inseln gesucht und Ein langes Engagement für psychisch kranke Menschen, damit vielen Menschen Hoffnung gemacht; du bist Mitarbeitenden in schwieri- gemeinsam mit langjährigen Weggefährten in der Psychia- gen Situationen beigestanden. Und du hast Grenzen abgeschritten und jenseits trie Baselland, unter ihnen Heini Wernli, Katharina Hauri, dieser Grenzen den Blick auf unsere Klinik geworfen; dabei hast du dich nie Renatus Schaub, Jolanda Wenger, Michi Wagner, Regina gescheut, mit deinen Positionen anzuecken. Dubach, Pascal Gilleron, Hedy Villiger, Helga Hänggi, Paul Ich und alle anderen, die nahe mit Dir haben zusammenarbeiten dürfen, konn- Bächtold und vielen anderen. ten erleben, wie die Psychiatrie Baselland und das Gesundheitswesen in den Nach deinem erfolgreichen Ausbildungsabschluss hast du letzten Jahren zu einer für dich manchmal fremden Welt geworden sind. Trotz- ab Mai 1978 als diplomierter Psychiatriepfleger auf Akut- dem hast du deine Verbundenheit, Loyalität und Nähe zu unserer Institution und Rehabilitationsabteilungen gearbeitet. Dann, von 1986 immer gezeigt. Wir haben dich als kreativen und humorvollen Menschen erlebt, bis 1989, als Suchtberater, nachdem du dich in sozialer Ar- der sich spannende Gedanken zur Entwicklung unserer Klinik gemacht hat. beit weitergebildt hattest. 1990 hast du die Funktion als Lieber Louis, wir danken dir für alles von Herzen. ■ «Oberpfleger» angetreten, in der du bis zu deiner Pensio- ■ nierung Ende April 2017 tätig gewesen bist – in der mitt- Elena Seidel lerweile neuen Funktionsbezeichnung «Zentrumsleiter». Direktorin Pflege 11
Fachfrau oder Fachmann Gesundheit – ein beliebter Beruf Franziska Ruch arbeitet im Team Bildung und Fachentwicklung und ist unter anderem als Berufs- bildungsverantwortliche zuständig für die Fach- frauen und Fachmänner Gesundheit sowie Assi- stentinnen Gesundheit und Soziales. Sie arbeitet im Jobsharing mit Sabrina Anceschi und Alexandra Bley (beide nicht auf dem Bild). Hunderte von Bewerbungen Die Psychiatrie Baselland bildet jedes Jahr ein Dutzend Fachfrauen und -männer Gesundheit sowie Assistenten Gesundheit und Soziales aus. Die Berufe sind beliebt. Dafür bewerben sich jährlich 200 bis 300 Schulabsolventinnen und -absolventen. Der nationale Versorgungsbericht für die Gesundheitsbe- den Aufgaben gehören auch medizinal-technische Ver- rufe 2016 bestätigt eine seit Jahren zu beobachtende Ent- richtungen, administrative Arbeiten und ein intensiver wicklung: Der Personalbedarf in den Pflege- und Betreu- Austausch im Pflegeteam sowie mit Ärzten, Therapeuten, ungsberufen steigt. In der Psychiatrie sind schweizweit bis Sozialarbeitern und weiteren Fachkräften. Neben den fach- 2025 zusätzlich zehn Prozent Fachkräfte auf Sekundarstufe lichen Fertigkeiten lernen die Auszubildenden auch eine II nötig; vor allem Fachfrauen und -männer Gesundheit gehörige Portion Sozial- und Selbstkompetenz. Im ersten (FaGe) mit eidgenössischem Fähigkeitszeugnis (EFZ) und und zweiten Lehrjahr besuchen sie zwei Tage, im dritten Assistentinnen Gesundheit und Soziales (AGS) mit dem Lehrjahr einen Tag pro Woche die Berufsschule Gesundheit eidgenössischen Berufsattest (EBA). Baselland in Münchenstein. Hinzu kommen vier Wochen Praktikum im Kantonsspital Baselland. Ein Dutzend Auszubildende pro Jahr Wer sich in diesen Berufen ausbilden lässt, wird von den Weiterführende Ausbildung gefördert Arbeitgebern – bei Eignung – mit offenen Armen empfan- Die Ausbildung zum Assistenten oder zur Assistentin Ge- gen. Entsprechend sind diese Berufe sehr beliebt und die sundheit und Soziales dauert zwei Jahre und kann den Nachfrage nach Lehrstellen gross. «Wir kriegen jedes Jahr Weg zu einer zweijährigen Anschlusslehre zur FaGe öffnen. 200 bis 300 Bewerbungen für diese Ausbildungen», sagt Die Psychiatrie Baselland fördert die weiterführende Aus- Franziska Ruch, eine von drei Berufsbildungsverantworli- bildung zur diplomierten Pflegefachperson Höhere Fach- chen der Psychiatrie Baselland für FaGe und AGS. Jährlich schule (HF) oder Fachhochschule (FH). Auch bei diesem bildet das Unternehmen etwa zehn Fachfrauen und -män- Beruf ist der künftige Bedarf grösser als die Zahl der aktuell ner Gesundheit EFZ und zwei Assistentinnen Gesundheit ausgebildeten Anwärterinnen und Anwärter. FaGe haben und Soziales EBA aus. die Möglichkeit, die Diplomausbildung in zwei Jahren zu absolvieren. Vielfältig und verantwortungsvoll Gesundheitsberufe seien ausgeprägte Frauenberufe, hält Die FaGe-Ausbildung dauert drei Jahre. Die jungen Frauen der nationale Versorgungsbericht fest. Das gilt auch für die und Männer absolvieren die Lehre auf mehreren Stationen Fachfrauen und Fachmänner Gesundheit und die Assis- und werden von diplomierten Pflegefachpersonen oder tentinnen Gesundheit und Soziales. Die männlichen Ab- Fachfrauen und -männer Gesundheit betreut. Die Arbeit solventen scheinen allerdings aufzuholen: «Wir hatten in ist abwechslungsreich. Sie begleiten nicht nur Menschen den letzten Jahren immer etwa ein Viertel Männer», sagt 12 aus unterschiedlichen Kulturen in psychischen Krisen. Zu Franziska Ruch. ■
Fachangestellte Gesundheit im Gespräch «Wir haben mehr Zeit für die Patienten» Benjamin Hasic (18) steht im ersten, Jil Soder (19) im dritten Lehrjahr als Fachmann und Fachfrau Gesundheit in der Privatklinik der Psychiatrie Baselland. Die Arbeit mit den Patientinnen und Patienten gehört zu den wichtigsten Gründen ihrer Berufswahl. diagonal: Was fasziniert Sie an Ihrer Ausbildung? Haben Sie Mühe, am Feierabend abzuschalten? Jil Soder (JSO): Mich faszinieren vor allem der häufige JSO: Im Normallfall ist es für mich kein Problem. Jedoch Kontakt mit unseren Patientinnen und Patienten, Ärz- gelingt es mir in seltenen Fällen nicht. Wenn zum tinnen und Ärzten und Psychologinnen und Psycholo- Beispiel eine Patientin oder ein Patient Suizid begangen gen, die vielen verschiedenen Krankheitsbilder der Pati- hat. Da kommt man noch tagelang ins Grübeln. enten sowie die Techniken der heutigen Medizin. BHA: Nein, ich kann gut abschalten. Benjamin Hasic (BHA): Bei mir ist es genauso. Ergänzend dazu gefällt mir die abwechslungsreiche und vielsei- Was tun Sie nach Abschluss der Ausbildung? tige Arbeit in der Klinik. Dies macht unsere Ausbildung JSO: Ich habe mich hier in der Privatklinik für eine so lehrreich. Festanstellung beworben und eine Zusage erhalten. Da- rüber freue ich mich sehr. Warum lernen Sie diesen Beruf ausgerechnet in der Psychiatrie? Sind Sie mit der Psychiatrie Baselland als Ausbildungs- BHA: Nachdem ich in der Psychiatrie Baselland ge- betrieb zufrieden? schnuppert hatte, wusste ich, dass ich meine Lehre hier JSO: Ja, man wird grosszügig unterstützt. Zudem bietet machen will. Die Privatklinik ist überschaubar. Unsere die Psychiatrie Baselland tolle Kurse und Weiterbildungs- Patienten haben eine längere Aufenthaltsdauer als möglichkeiten an. solche in Spitälern. Dies ermöglicht uns, eine stabile Bindung zu ihnen aufzubauen. BHA: Ja, sehr. Die Ausbildung fand ich bis jetzt sehr interessant und lehrreich. ■ JSO: Im Gegensatz zu einem somatischen Spital haben wir in der Psychiatrie Baselland mehr Zeit für unsere Patienten. Dies macht die Arbeit viel interessanter und wir können uns besser in den Patienten einfühlen. Das stärkt wiederum das gegenseitige Vertrauen. Wieviel Verantwortung tragen Sie? JSO: Im Grunde tragen wir dieselbe Verantwortung wie die anderen Mitarbeitenden auf der Abteilung. Doch für Fehler können wir nicht haftbar gemacht werden, da unsere Vorgesetzten für uns zuständig sind. Aber wenn wir zum Beispiel die Schweige- oder Sorgfaltspflicht nicht einhalten, dann haften wir. Hat es schon unangenehme Situationen gegeben? BHA: Bis jetzt hatte ich noch keine nennenswerten un- angenehmen Situationen. JSO: Ja, manchmal. Es gibt Patienten, die sich nicht mit Benjamin Hasic und Jil Soder – zwei Auszubildende dem Personal anfreunden wollen. Doch auch dafür zum Fachmann und zur Fachfrau Gesundheit. werden wir ausgebildet. Zudem lernt man mit der Zeit, damit umzugehen. 13
Ambulatorium der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Laufen Traumatherapie wird ausgebaut Zunehmend wird im Laufental nach psychiatrischer Betreuung von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen nachgefragt. Die Kinder- und Jugendpsychiatrie der Psychiatrie Baselland hat darum ihr Angebot an Traumatherapien ausgebaut. Bei unseren Abklärungen und Therapien arbeiten wir mit den ortsansässigen Pädiatern, schulpsychologischen Diens- ten, Kindertherapeuten, Schulen, Familienberatungen und anderen Institutionen gut zusammen. Hilfreich und nötig für unser Engagement sind Kenntnisse über die Schulsysteme Baselland und Solothurn sowie eine intensive Vernetzung. Hilfe bei Zwangserkrankungen und Traumata Bisher konnten wir neben den üblichen Behandlungen wie Verhaltenstherapie oder systemische Therapie ein Angebot für Kinder und Jugendliche mit Zwangserkrankungen auf- bauen. Die zunehmende Nachfrage im Laufental für unbe- gleitete minderjährige Flüchtlinge und Flüchtlingsfamilien (UMA) führten zum Ausbau unseres Angebotes für Trau- matherapie. Ärztinnen und Psychologinnen Wir sind im Ambulatorium Laufen ein Team von selbständig arbeitenden Ärztinnen und Psychologinnen. Der Arbeitsort Laufen bedeutet für die meisten nur einen Teil ihres Ar- Oberärztin Dr. Ruth Meier vor einer symbolträchtigen Weltkarte. Diese ist beitspensums. Wir sind aber dennoch alle mit viel Einsatz wichtig in der Behandlung von Flüchtlingen und Einwandererkindern. und Fantasie in Laufen im Einsatz: Aktuell besetzen wir 140 Stellenprozente mit Psychologinnen und 90 Stellenprozente mit Ärztinnen. Da wir kein Sekretariat haben, sind wir oft auch erste Ansprechpersonen für die Patienten und deren Eltern und übernehmen auch viele organisatorische und Das Ambulatorium der Kinder- und Jugendpsychiatrie Im planerische Tätigkeiten, die sonst durch das Sekretariat er- Grossen Grien 6, unweit des Bahnhofes Laufen, ist von ledigt würden. ■ Dr. med. Brigitte Contin aufgebaut worden, der heutigen Direktorin Kinder- und Jugendpsychiatrie. Dieses Angebot Dr. med. Ruth Meier gibt es schon seit mehr als 20 Jahren und es hat sich bestens Oberärztin Kinder- und Jugendpsychiatrie bewährt. In den Anfängen des Ambulatoriums gab es vier- zehntägliche Nachmittags-Konsultationen, damals im Heil- pädagogischen Ambulatorium. Mit der Zeit wurden die Be- handlungen auf einen ganzen Tag erweitert, bis schliesslich Anmeldung und Öffnungszeiten mit Hilfe von Psychologinnen der eigentliche Dienst etabliert Das Ambulatorium Laufen der Kinder- und Jugend- und zu einem täglichen Angebot ausgebaut werden konnte. psychiatrie ist am Montag, Dienstag, Donnerstag und Frei- tag jeweils von 8 bis 12 Uhr und von 13.30 bis 17.30 Uhr Niederschwellig und nahe am Patienten geöffnet, am Mittwoch von 13.30 bis 17.00 Uhr. Es ist Die Kinder- und Jugendpsychiatrie in Laufen sichert ortsnah während den Bürozeiten über das Sekretariat der Kinder- und niederschwellig die psychiatrische und psychothera- und Jugendpsychiatrie auf dem Bruderholz telefonisch peutische Versorgung für die jüngere Bevölkerung des Lau- erreichbar: 061 553 59 50. Die Anmeldungen laufen über fentals und Teilen des solothurnischen Bezirks Thierstein. das Sekretariat Bruderholz. Es gibt die Möglichkeit einer Wir bieten Abklärungen bei der Aufmerksamkeitsdefizit-/ Voranmeldung für Schulen, Fachstellen, Kinderärzte und Hyperaktivitätsstörung (ADHS), Autismus und anderen andere. Aus patientenrechtlichen Gründen müssen die Problemen, Gesprächs- und Spieltherapien, Elternberatung, Anmeldungen (ausser im Notfall) von den Patienten oder Familientherapien und -begleitungen, Kriseninterventionen deren Eltern bestätigt werden. 14 und Begutachtungen.
Körperbezogene Therapien in der Privatklinik Der Weg über den Körper zur Psyche Körperbezogene Therapien der Privatklinik der Psychiatrie Baselland nutzen erfahrungsorientiert die Körper- wahrnehmung und verbinden diese mit dem psychischen Erleben. Diesem therapeutischen Verständnis liegt zugrunde, dass psychisches Befinden und körperliches Erleben untrennbar miteinander verbunden sind. Oft machen wir die Erfahrung, dass sich das psychische Leiden unserer Patientinnen und Patienten auch auf kör- perlicher Ebene ausdrückt; etwa in Form von Zittern, Herzrasen, Schweissausbruch und Atemnot beim Auftre- ten einer Panikattacke. Neben den psychotherapeutischen Einzel- und Gruppengesprächen bieten wir den Patienten Spezialistinnen für körperbezogene Therapien: auch körperbezogene Therapien an wie beispielsweise die Zagorka Pavles (l.) und Larissa Geissberger. Konzentrative Bewegungstherapie. Körper weist auf inneres Erleben hin Psychosomatik-Kurs In den Angeboten körperbezogener Therapien werden Larissa Geissberger und Zagorka Pavles bieten am 1. und mithilfe der konzentrativen Ausrichtung auf Atmung, Hal- 2. September sowie am 1. und 2. Dezember 2017 in tung, Bewegung oder bestimmte Körperregionen konkrete der Psychiatrie Baselland in Liestal eine Fortbildung zum Bezüge zum körperlichen Erleben geschaffen. Durch dieses Thema «Psychisches Leiden und körperliches Befinden» methodische Vorgehen versuchen die Therapeutinnen und an. Der Kurs wird unterstützt von Prof. Dr. med. Joachim Therapeuten, über den körperlichen Ausdruck der Symp- Küchenhoff, Direktor Erwachsenenpsychiatrie. tomatik einen Zugang zum inneren Erleben des Patienten Mehr Infos unter www.pbl.ch/kurse. herzustellen. Dabei wird angenommen, dass sich im Um- gang mit dem eigenen Körper, zum Beispiel im Bewegungs- verhalten oder bei der Wahrnehmung des Körpers, die ei- sie im Leben so «zurückschrecken» lässt und wie sie sich genen Verhaltensmuster und das Selbstbild widerspiegeln. mit therapeutischer Unterstützung mehr «nach vorne wa- Die körperbezogenen Therapien ermöglichen es, das Zu- gen dürfte» (in den Aktionsbereich). sammenspiel von Körpererleben und psychischem Befin- den wahrzunehmen und zu reflektieren. Dadurch kann Entspannung und Sport gegen Angstzustände die Verbindung wiederhergestellt werden, die im Zuge der Das Lernen von Entspannungsverfahren (progressive Mus- Erkrankung verloren gegangen ist. Die dabei entstandenen kelentspannung) und die Teilnahme am Sportprogramm Erfahrungen können wiederum im psychotherapeutischen förderten darüber hinaus das Selbstwirksamkeitserleben Gespräch aufgegriffen und mit der aktuellen Problematik der Patientin. Sie gaben ihr die notwendigen Hilfsmittel an oder der Lebensgeschichte in Bezug gesetzt werden. die Hand, um auch zukünftig mit Angst und Anspannungs- zuständen umgehen zu können. Erster Zugang über den Körper Durch den Einsatz der körperbezogenen Angebote – Kon- Ein Beispiel aus der Praxis: Frau B. wurde uns aufgrund zentrative Bewegungstherapie, Körperwahrnehmungs- einer Depression und einer ausgeprägten Angstsymptoma- gruppe, Tanzgruppe, Progressive Muskelentspannung und tik zugewiesen. Mit Hilfe der körperbezogenen Therapie Sporttherapie – war es möglich, die Verbindung zwischen konnten wir einen ersten Zugang zum Erleben der Patien- dem psychischen Zustand von Frau B. und der körperli- tin schaffen, was im psychotherapeutischen Gespräch noch chen Symptomatik herzustellen und diese in den therapeu- nicht möglich war. Frau B. begann zuerst im Einzelsetting, tischen Gesprächen mit der Patientin bewusst zu machen. später in der Körperwahrnehmungsgruppe und der Kon- ■ zentrativen Bewegungstherapie, sich der eigenen, nach hinten geneigten Körperhaltung (im Nichtaktionsbereich) Larissa Geissberger, Psychologin bewusst zu werden. Gleichzeitig konnte sie verstehen, was Zagorka Pavles, Physiotherapeutin FH 15
Job-Coaching der Psychiatrie Baselland Ursula Rück an ihrem Arbeitsplatz im Zentrum Ergolz in Ormalingen. Links Job-Coach Rosmarie Gschmaiss von der Psychiatrie Baselland, rechts Zentrums-Geschäftsführer Raymond Caduff. Zurück in der Arbeitswelt Trotz psychischer Beeinträchtigungen hat es Ursula Rück zurück in die Arbeitswelt geschafft. Das Job-Coaching der Psychiatrie Baselland hat ihr dabei geholfen. Was es auch braucht, sind engagierte Arbeitgeber. Ursula Rück ist eine humorvolle Frau. Immer wieder muss Ursula Rück mit dem Job-Coaching der Psychiatrie Basel- die 50-jährige gelernte Kauffrau und Pflegefachperson mit land in Kontakt. «Seit das Job-Coaching und das RAV im höherem Abschluss während des Gespräches lachen. Nie- gleichen Gebäude im Schildareal in Liestal untergebracht mand käme auf die Idee, dass die aufgestellte Baselbieterin sind, arbeiten wir vermehrt zusammen», sagt Job-Coach eine schwierige Zeit durchlebt hat. Viele Jahre arbeitete Rosmarie Gschmaiss von der Psychiatrie Baselland. sie am Universitätsspital Basel als Pflegefachfrau, bis sich Von nun an sah Ursula Rück wieder hoffnungsvoller in die bei ihr irgendwann körperliche und psychische Probleme Zukunft, die bisher erfolglose Stellensuche hatte sie sehr verstärkt bemerkbar machten, die sie schliesslich zu einer belastet und verunsichert. «Das Job-Coaching half mir, beruflichen Pause zwangen. Druck wegzunehmen, und vermittelte mir ein gutes Ge- fühl, dass ich wieder eine Stelle finde.» Umschulung zur Kauffrau Mit Hilfe der IV konnte sich Ursula Rück zur Kauffrau um- Dank Hartnäckigkeit zum Erfolg schulen lassen und in der Praxisfirma Viva in Füllinsdorf Sie komplettierte mit Unterstützung von Rosmarie erste kaufmännische Berufserfahrung sammeln. Ziel dieses Gschmaiss ihr Bewerbungsdossier und entwickelte eine Unternehmens ist laut Homepage die «dauerhafte berufli- Bewerbungsstrategie. Ein Schnuppertag im Marketing der che Wiedereingliederung, welche durch professionelle Be- Klinik Schützen in Rheinfelden erwies sich zwar als wenig gleitung während des Einsatzes angestrebt wird». Über das erfolgreich, lieferte für das Profiling jedoch wichtige Hin- 16 Regionale Arbeitsvermittlungszentrum (RAV) Liestal kam weise. «Wir analysierten die Situation und blieben mit der
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