PLATZ FÜR ALLE 4 NEUE ORGANISATION 12 INVESTITION IN DIE ENERGIEWENDE - FÜR BETAGTENPFLEGE 18 PORTRÄT: STADT LUZERN
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DAS STADTMAGAZIN LUZERN Ausgabe #04, Oktober 2013 4 neue Organisation für betagtenPflege Platz für alle 12 Investition in die Energiewende 18 Porträt: Seppi Moser
2|3 Editorial Inhalt Sich auf Ziele einigen 3 nachgefragt und Diese gemeinsam umsetzen 4 Pflegeangebot Wie viele Parkbänkli braucht die Stadt? Men- Als gemeinnützige AG sollen schen, die sich regelmässig ausruhen möchten oder die städtischen Heime und müssen, hätten gerne ein grosses Angebot. Ähnlich Alterssiedlungen die Flexibi- die Diskussion um die öffentlichen Toiletten: Wer lität erhalten, um mit Priva- Manuela Jost darauf angewiesen ist, ist froh, ein stilles Örtchen ten konkurrieren und Men- Baudirektorin unterwegs zu finden. Auch bei den Spielplätzen ist schen weiterhin ein Zuhause es klar: Wer Kinder hat, möchte einen tollen Spiel- mit optimaler Lebensquali- platz mit sicheren Spielgeräten in seiner Umge- tät bieten zu können. bung. Und die Kinder wünschen sich ihre Spieloase im Freien. Die Liste liesse sich ohne grosse Anstren- 6 Schwerpunkt gungen mit gerechtfertigten Anliegen weiterführen. Um die Verkehrsprobleme Der Stadtrat hat für jedes einzelne dieser Anliegen in der Innenstadt in den Verständnis, denn auch für ihn muss der öffentli- Griff zu bekommen, will der che Raum eine hohe Qualität aufweisen. Stadtrat den öffentlichen Verkehr priorisieren und Es ist ein anspruchsvoller Spagat, in Zeiten an- den Fuss- und Veloverkehr gespannter Finanzlage allen Wünschen gerecht zu fördern. Ziel ist, dass Luzern werden und dennoch zu sparen. Der Stadtrat hat erreichbar bleibt. Impressum gemeinsam mit dem Parlament ein Sparpaket ge- Verantwortlich: 12 Abstimmung Stelle für Kommunikation schnürt, um einen ausgeglichenen Finanzhaushalt Niklaus Zeier zu erreichen. Die Umsetzung demokratisch gefäll- Parlament und Stadtrat Dagmar Christen ter Entscheide hat also diesen Sommer zur Bänkli- wollen mit einem Darlehen und Spielplatzdiskussion geführt. an ewl von 70 Mio. Franken Autorinnen / Autoren: Daniel Arnold (Aktuell) einen wichtigen Schritt zur Edith Arnold Wenn Entscheide umgesetzt werden, wird es Umsetzung der Energie- Melchior Bendel (MB) konkret und beim Sparen manchmal schmerzhaft. und Klimastrategie tun. Die Dagmar Christen (DC) Urs Dossenbach (UD) Dem Stadtrat ist es ein grosses Anliegen, unter Ein- Stimmberechtigten ent- Dragana Glavic (DG) scheiden am 24. November. Peter Schmidli (PS) bezug der wichtigen Anspruchsgruppen tragbare Yanik Schubiger (YS) Lösungen für die Umsetzung zu erarbeiten. So sol- Christine Weber len weiterhin Masterpläne, Planungsberichte und 14 Quartier Niklaus Zeier (NZ) Der urbane Erholungsraum Strategiepapiere vorgelegt und breit diskutiert Dietschiberg muss verschie- Korrektorat: werden. Deren Umsetzung dürfte auch in Zukunft Daniela Kessler denste Bedürfnisse abde- zu engagierten Diskussionen führen: cken. Mit dem Vernetzungs- Erscheint fünfmal jährlich projekt bringt die Stadt die in einer Auflage von Im Verkehrsbereich sind diese Diskussionen 50’000 Exemplaren Nutzer zusammen. Gemei- schon länger im Gang. Zur angedachten Verlage- sam werden Lösungen zum Grafik : rung von Verkehrsströmen im Rahmen des Gesamt- Wohle aller gesucht. hofmann.to verkehrskonzepts hat sich Widerstand im Hirsch- mattquartier formiert (S. 6 – 11). Auch die konkrete Fotos: 16 Schule Franca Pedrazzetti (Front, Umsetzung der Energie- und Klimastrategie stösst 3, 6, 8, 9, 10, 14, 15, 16, 17, nicht nur auf ein positives Echo. Zwar wird das 18, 24) 18 Porträt städtische Darlehen an ewl von den Fraktionen des Heinz Dahinden (4, 21) Grossen Stadtrates unterstützt. Nicht alle aber 20 AKTUELl Druck: sind vom Beitrag begeistert, den der Stadtrat für Druckzentrum der Neuen Der Sicherheitsbericht der Luzerner Zeitung ein energiepolitisches Leuchtturmprojekt – die Stadt Luzern – Der neue Wärmerückgewinnung aus der Stahlproduktion – Staffelnhof: wohnlich und Titelbild: einsetzt (S. 13). An der Kreuzung Kloster- modern – Hangsicherung strasse / Hirschengraben Baselstrasse – CONTACT haben alle Verkehrsteil- Bei der Wohnraumpolitik, welche im Oktober mit einem Beratungsange- nehmenden ihren Raum im Grossen Stadtrat behandelt wird, sucht der erhalten. bot für Kinder und deren Stadtrat den Dialog mit dem Parlament, um die Eltern, die getrennt leben. Gedruckt auf Recycling- vorgeschlagene Ausrichtung zu konkretisieren. Es Papier, hergestellt in der Schweiz ist unsere Aufgabe, gemeinsam Ziele zu definieren 24 Kehrseite und an deren Realisierung zu arbeiten. Die Bevöl- © Stadt Luzern kerung soll gehört und einbezogen werden.
Nachgefragt Ich setze mich dafür ein, dass alle Sitzbänke bleiben Grosser Aufruhr herrschte im vergangenen Sommer: Luzern will Sitzbänke abbau- en, um sparen zu können. Zudem würden Spielplätze geschlossen. Stadtpräsident Stefan Roth nimmt Stellung. sen beim Unterhalt von Spielplät- zen und Grünflächen sparen: Das 1 Gras wird weniger häufig gemäht, und Spielgeräte, welche den Si- cherheitsnormen nicht mehr ent- sprechen, werden abmontiert. Wir stehen aber im Gespräch mit den betroffenen Quartierverei- nen, um zu schauen, wo wir beim Unterhalt zusammenarbeiten können. Wurde die Öffentlichkeit über die Massnahmen nicht genau orientiert? Im September 2012 haben wir sie im Grundsatz über das Spar- paket informiert. Verschiedene Massnahmen werden erst im Jahr 2015 umgesetzt, weshalb die Ein- zelheiten zu deren Umsetzung erst diesen Sommer entworfen wurden. Bei der Detailausarbei- tung kam es auf Anfragen von Me- dien zu Informationen aus der Verwaltung. Leider entstanden dabei Missverständnisse. Ich be- dauere diese Entwicklung sehr. Der Steuerfuss wurde er- höht, die Sparmassnahmen sind fast alle umgesetzt. Wann schreibt Luzern wie- Im Sommer haben die ange- Ein Abbau von Sitzbänken in der schwarze Zahlen? kündigten Sparmassnahmen den zentralen und touristischen Gemäss Finanzplanung wol- für Aufruhr gesorgt.Warum Zonen war nie vorgesehen. Wir len wir ab 2015 wieder eine aus muss Luzern sparen? führen zurzeit Gespräche über geglichene Rechnung erreichen. In den letzten Jahren musste eine Zusammenarbeit beim Un- Um den eingeschlagenen Kurs die Stadt Mehraufgaben bei terhalt der mehr als 1200 Bänke halten zu können, braucht es eine zugleich sinkenden Einnah- mit den Berufsverbänden Luzer- hohe Ausgabendisziplin. Und wir men übernehmen. Das führte ner Schreiner und luzernermaler. wollen mehr Energie in die wirt- zu wiederkehrenden Defiziten. Auch die Luzern Tourismus AG schaftliche Entwicklung stecken. Der Stadtrat reagierte mit einer unterstützt uns. Ich setze mich Es gilt, in enger Zusammenarbeit Gesamtstrategie: 4 Mio. Fran- dafür ein, dass alle Sitzbänke mit Dritten die Entwicklungs- ken sparen und Steuern erhöhen. bestehen bleiben. chancen aktiv zu nutzen. Mir Die Stimmberechtigten folgten reicht eine schwarze Null nicht, ihm und sagten Ja zu einer Steu- Ebenso konnte man lesen, ich will den finanziellen Hand- 1 | Stadtpräsident Stefan erfuss-erhöhung. der Stadtrat wolle Spiel- lungsspielraum zurückgewinnen. Roth mit Margret Lenhard aus Stansstad. plätze schliessen. Nur so können wir unsere schöne Die Luzerner Sitzbänke Am meisten Protest richtete Geschlossen wird keine Frei- Stadt weiterentwickeln. haben auch über die sich gegen die Sparmass- fläche. Sonst müssten wir ja einen Stadtgrenzen hinaus für Diskussionsstoff nahme, defekte Sitzbänke Spielplatz oder einen Park einha- Niklaus Zeier gesorgt. für immer abzubauen. gen! Was aber stimmt: Wir müs- Chef Kommunikation
4 |5 Pflegeangebot NEUE AUSGANGSLAGE ZWINGT LUZERN ZUM HANDELN Mit der neuen Pflegefinanzierung steigt der Wettbewerb zwischen privaten und städtischen Heimen. Der Druck auf die Stadt nimmt zu. Mit einer neuen Organisa- tion soll Pflegebedürftigen auch künftig ein Zuhause mit Qualität geboten werden. nal umfasst das private Angebot rund 70 Prozent, und nur rund 30 1 Prozent der Alters- und Pflege- heime werden von den Gemein- den selber betrieben. Das Umfeld in der Pflege hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Private und öffentliche Pflegeheime werden seit der Ein- führung der neuen, eidgenös- sisch geregelten Pflegefinanzie- rung gleich behandelt. Die Stadt zahlt die nicht gedeckten Pflege- kosten. Dadurch werden städti- sche Pflegeheime vermehrt mit privaten Institutionen gemessen und stehen in einem direkten Wettbewerb. Private Angebote wachsen Der Anteil der älteren Bevöl- kerung in Luzern ist sehr hoch, trotz der Verjüngung nach der Fu- sion mit Littau. Die Stadt steht unter den Schweizer Städten an Ältere Menschen in der Stadt die Qualität auf hohem Niveau er- dritter Stelle, was die Anzahl der Luzern sollen jetzt und auch in halten bleibe und die Stadt Lu- Personen über 65 Jahre betrifft, Zukunft in einem Umfeld alt wer- zern ein Ort sei, an dem man sich hinter Basel und Schaffhausen. den, in dem sie sich wohl und zu- im Alter zuhause fühle. Die Berechnungen zeigen, dass hause fühlen. Ob daheim mit Un- Deshalb passt die Stadt Lu- das städtische Pflegeangebot über terstützung von Angehörigen und zern, je nach Budgetmöglichkei- 2020 hinaus zahlenmässig ge- Spitex, ob in einer Alterswohnung ten, die Angebote zur Unterstüt- nügt. Die ältere Generation weist mit betreutem Wohnen oder in zung älterer Menschen laufend teilweise eine höhere Kaufkraft einem Pflegeheim oder in einer an. Erst Ende August 2013 durfte als früher auf. Daher stehen diese Pflegewohnung: Immer steht der der Stadtrat zum Beispiel das sa- Betagten auch im Fokus von pri- Mensch, seine Lebensqualität nierte und erweiterte Betagten- vaten Heimanbietern, die zuneh- und sein Wohl im Zentrum. Diese zentrum Staffelnhof wieder sei- mend auf dem Markt auftreten. Maxime will der Stadtrat in seiner nen Bewohnerinnen und Bewoh- Beispiele dazu bilden das Tertia- Alterspolitik auch in Zukunft mit nern übergeben. num in Luzern, welches in Zu- dem städtischen Angebot und kunft noch mehr Pflegeplätze Dienstleistungen für die ältere Direkter Wettbewerb anbieten will. Aber auch andere Generation garantieren können. Neben den sechs städtischen private Pflegeheime in Luzern «Die Qualität der städtischen Einrichtungen bieten in der Stadt verfolgen Neu- und Ausbaupro- Altersversorgung ist hoch. Wir Luzern acht private Heime ihre jekte: In der neuen Überbauung 1 | Die Form einer gemein- dürfen stolz sein auf das, was wir Dienstleistungen in der Langzeit- beim Bahnhof in Ebikon bietet nützigen AG soll den städtischen Heimen, gemeinsam erreicht haben und pflege an. Damit decken sie vom Senevita Seniorenwohnungen Alterssiedlungen und täglich leisten», hält Sozialdirek- Gesamtvolumen der Heim- und und Einzelzimmer für Pflegebe- Pflegewohnungen tor Martin Merki gegenüber den Pflegeplätze rund 30 Prozent ab. dürftige an. Schliesslich ent- genügend Flexibilität geben, um für ältere städtischen Mitarbeitenden in Den klar grösseren Teil umfasst stehen bis 2015 auch in Emmen Menschen ein Zuhause den fünf Betagtenzentren, in den mit rund 70 Prozent das städti- neue Alterswohnungen mit be- zu schaffen und gleich- Pflegewohnungen und weiteren sche Angebot. Im schweizweiten treutem Wohnen; Betreiberin zeitig im Wettbewerb mit Privaten bestehen Einrichtungen fest. Der Stadt- Vergleich fällt diese Aufteilung ist eine Firma aus Zürich. Dem zu können. rat wolle alles daransetzen, dass deutlich aus dem Rahmen. Natio- städtischen Angebot steht eine
Die AG bleibt in städtischer Hand Der Stadtrat will auch in Zukunft ein Angebot für pflegebedürftige Menschen mit hoher Qualität bereitstellen. Dabei steht die Stadt immer stärker im direkten Wettbewerb mit privaten Anbietern. Mit einer neuen Organisation will er mehr Flexibi- wachsende Zahl privater, mo Mehr Handlungsspielraum lität erreichen und schneller auf Entwicklungen re- derner Einrichtungen gegenüber, Mit der angestrebten finanzi- agieren. Dafür bietet sich die Rechtsform der ge- die dank schlanker Strukturen ellen Unabhängigkeit von der meinnützigen AG an. ihre Angebote schnell und flexi- Stadtverwaltung bekäme die neue bel neuen Herausforderungen Trägerschaft der Heime und Pfle- Martin Merki, was ist eine gemein- anpassen können. gewohnungen, die gemeinnüt- nützige AG? zige AG, mehr Handlungsspiel- Eine gemeinnützige Aktiengesellschaft Herausforderung anpacken raum. Sie könnte wie die privaten (gAG) zeichnet sich dadurch aus, dass sie allfäl- «Für diese neuen Herausfor- Anbieter schneller notwendige lige Gewinne wieder investieren muss. Sie ist derungen müssen wir uns jetzt neue Pflegeangebote realisieren also nicht gewinnorientiert wie eine übliche AG. optimal rüsten», hält Stadtrat und konkurrenzfähig bleiben. Sie ist vergleichbar mit einer Stiftung. Sie kann Martin Merki fest. Daher hat der Die gewonnene Handlungsfrei- Martin Merki, flexibel handeln und ist transparent organisiert. Stadtrat in den vergangenen Jah- heit und die schlankeren Struktu- Sozialdirektor: «Wenn wir weiter- ren verschiedene Wege geprüft, ren kämen auch der Attraktivität Und wem gehört diese gemeinnützige AG? hin ein Angebot um auf die neuen Entwicklungen der Arbeitsplätze zugute. Mit ei- mit Qualität Die AG ist zu 100 Prozent im Eigentum der im Pflegeangebot und auf den nem zeitgemässen, individuell wollen, benötigen Stadt Luzern. Der Stadtrat bildet die Aktionärs- entstandenen Wettbewerb unter anwendbaren Pflegeangebot und auch wir mehr versammlung, die den Verwaltungsrat wählt. den verschiedensten Anbietern mit ausgewiesenem Fachperso- Flexibilität.» reagieren zu können. Er kam zum nal wären die städtischen Heime Hat die städtische Politik noch Einfluss auf das Schluss, dass die Umwandlung und Pflegewohnungen der ge- Wirken dieser gemeinnützigen AG? der städtischen Dienstabteilung meinnützigen AG für die Zukunft Natürlich. Die städtische Politik behält die volle Heime und Alterssiedlungen in gut aufgestellt. Diese Überlegun- Kontrolle über diese Gesellschaft. Auf der Basis des eine gemeinnützige Aktiengesell- gen veranlassten den Stadtrat, die Reglements zur Pflegeversorgung verfassen die schaft im Eigentum der Stadt Lu- Umwandlung der Dienstabtei- Stadt und die AG eine Leistungsvereinbarung. Die zern die beste Antwort auf die lung Heime und Alterssiedlungen Eigentümerstrategie bleibt in den Händen der neue Ausgangslage sei. Dieser Ab- in eine gemeinnützige AG im Ei- Stadt, gleich wie bei ewl und vbl. Mit der Gesamt- teilung gehören die Betagtenzen- gentum der Stadt Luzern konse- planung genehmigt das Parlament die Eigentümer- tren Eichhof, Dreilinden, Rosen- quent zu verfolgen. strategie und Rahmenkredite für Leistungsauf- berg, Staffelnhof, Wesemlin und träge. Jährlich behandelt es den Controllingbericht. die Pflegewohnungen an sowie Abstimmung im Mai 2014 das Angebot des Betreuten Woh- Im Juni 2012 hat das städti- Warum wollen Sie die Dienstabteilung Heime nens in den städtischen Alters- sche Parlament dem Stadtrat den und Alterssiedlungen in eine gemeinnützige siedlungen. Auftrag erteilt, ein Detailkonzept AG umwandeln? Schon seit zehn Jahren wird «Pflegeversorgung in der Stadt Lu- Die neue Pflegefinanzierung fordert uns her- die Dienstabteilung Heime und zern» und ein weiteres Konzept aus. Denn die privaten Anbieter erhalten die glei- Alterssiedlungen mit Leistungs- zur Neuausrichtung der Dienst- chen Voraussetzungen wie die öffentlichen Heime. auftrag und Globalbudget ge- abteilung Heime und Alterssied- Nur: Sie sind viel einfacher strukturiert und kön- führt, seit zwei Jahren als Spezial- lungen zu erarbeiten und dem nen flexibler handeln. Somit können sie bei ge finanzierung, unabhängig von Parlament vorzulegen. Diese bei- sellschaftlichen Entwicklungen schneller neue der städtischen Rechnung. Der den Konzepte werden Anfang No- Angebote bereitstellen. Wir müssen uns zuerst Veränderungsprozess ist damit vember 2013 der Öffentlichkeit innerhalb der Verwaltung im Budgetprozess ge- bereits lange vorbereitet. «Mit der vorgestellt. Im Dezember 2013 be- gen andere Projekte durchsetzen. Mit den einge- Umwandlung von Heime und Al- rät das Parlament die beiden Be- schränkten städtischen Finanzen ist das eine be- terssiedlungen in eine gemein- richte. Die Volksabstimmung zur sondere Herausforderung. Anschliessend folgen nützige AG im Eigentum der Stadt Frage, ob die Heime und Alters- noch der parlamentarische Prozess und oft eine führen wir somit weiter, was wir siedlungen in eine gemeinnüt- Volksabstimmung. schon vor Jahren begonnen ha- zige Aktiengesellschaft im Eigen- Wenn wir weiterin für die uns anvertrauten ben», gibt Martin Merki zu Proto- tum der Stadt Luzern umgewan- pflegebedürftigen Menschen ein Angebot mit koll. «Diese neue Organisation ist delt werden sollen, ist für den Qualität zur Verfügung stellen wollen, benötigen kein Bruch mit dem, was in den 18. Mai 2014 vorgesehen. auch wir mehr Flexibilität. Wir wollen bei der letzten Jahren aufgebaut worden Pflegeversorgung weiterhin eine führende Rolle ist, sondern ein logischer nächs- Niklaus Zeier spielen, hohe Qualität bieten und eine attraktive ter Schritt.» Chef Kommunikation Arbeitgeberin bleiben.
6|7 Verkehr Schnell und Sicher ans Ziel Der Verkehr wird in den nächsten Jahren zunehmen. Schon heute sind die Strassen in der Luzerner Innenstadt vor allem zu Stosszeiten verstopft. Damit Luzern in Zukunft sicher erreichbar ist, setzt der Stadtrat auf den öffentlichen Verkehr und den Fuss- und Veloverkehr. Watt-Gesellschaft. Um die Verkehrsprobleme in der Agglomeration in den Griff zu bekommen, arbeiten 1 der Kanton Luzern, die Stadt Luzern, der Verkehrs- verbund Luzern (VVL) und der Gemeindeverband LuzernPlus eng zusammen. So wurde die Einfüh- rung der Busspur an der Pilatusstrasse gemeinsam geplant. Auch viele andere Massnahmen (siehe S. 7) wurden gemeinsam erarbeitet. Die meisten von ihnen sind im Agglomerationsprogramm Luzern aufgelistet, das der Kanton dem Bund zur Beurtei- lung zugestellt hat. Wird es gutgeheissen, wird sich der Bund an den Massnahmen finanziell beteiligen. Nicht auf den Tiefbahnhof warten Im Agglomerationsprogramm sind auch die bei- den Schlüsselmassnahmen Tiefbahnhof Luzern so- wie der Bypass mit den Spangen Nord und Süd auf- geführt. Da diese Grossprojekte aber nicht vor 2030 realisiert werden, erarbeiten Stadt, Kanton, VVL und LuzernPlus gemeinsam ein Gesamtverkehrs- konzept «Agglomerationszentrum Luzern». Es wird aufzeigen, welche Massnahmen neben den bereits Das Agglomerationszentrum Luzern hat ein Ver- geplanten zusätzlich nötig sind. Die Ziele: die Ver- kehrsproblem: In der Hauptverkehrszeit treten auf kehrssicherheit erhöhen, den öffentlichen Verkehr den Hauptachsen regelmässig Überlastungen auf. sowie den Fuss- und Veloverkehr ausbauen und at- Kleinste Störungen lassen den Verkehr kollabieren. traktiver gestalten, den Autofahrenden, die in die Ob im Auto oder im Bus, alle stecken im Stau. Stadt gelangen müssen, den dafür nötigen Raum Schleichverkehr durch die Quartiere beeinträchtigt zur Verfügung stellen sowie die Lebens- und Auf- die Lebensqualität und die Verkehrssicherheit. Die enthaltsqualität im Zentrum verbessern. Folge davon ist, dass die Stadt Luzern nicht mehr Gestützt auf diese Ziele und das Agglomerati- zuverlässig erreichbar ist. Das sind ungünstige Vo- onsprogramm hat der Stadtrat eine Mobilitätsstra- raussetzungen für mehr wirtschaftliches Wachstum tegie erarbeitet, die er im Januar 2014 dem Grossen und zusätzliches Steuersubstrat. Stadtrat vorlegt. Ziel ist es, dafür zu sorgen, dass zu- 2010 haben die Stimmberechtigten Ja gesagt mindest ein Verkehrsmittel im Zentrum in Stoss- zum Reglement für eine nachhaltige städtische Mo- zeiten zuverlässig funktioniert. Der Stadtrat setzt 1 | Vorbildliche Kreuzung Hirschengraben / Kloster- bilität. Es verpflichtet den Stadtrat, dafür zu sorgen, auf den öffentlichen Verkehr. Mit Busspuren und strasse: Die Busse haben dass Mehrverkehr umweltfreundlich mit dem öf- Busbevorzugung sollen Verlustzeiten verkleinert eine Busspur erhalten, fentlichen Verkehr und dem Fuss- und Veloverkehr und die Zuverlässigkeit des Fahrplans erhöht wer- die Velofahrenden eine sichere Querung über bewältigt wird und der motorisierte Individualver- den. Zudem will er den Fuss- und Veloverkehr wei- den Hirschengraben. kehr nicht über das heutige Ausmass ansteigt. Ein terentwickeln und Unfallschwerpunkte sanieren. leistungsfähiger öffentlicher Verkehr ist auch die 2 | Geplante Verkehrsmass- nahmen in der Luzerner Voraussetzung für die Umsetzung der Ziele der von Urs Dossenbach Innenstadt. der Bevölkerung an der Urne beschlossenen 2000- Projektleiter Kommunikation
2 23 31 23 10 2 24 9 9 19 25 28 32 27 20 4 32 17 5 21 26 20 4 29 21 8 26 3 14 12 22 3 13 14 Aufwertung der Strassen- 17 | Veloweg Kasernen- 33 räume platz – Geissmattbrücke 1 | Bruchstrasse vom 18 | Radweg Waldegg– 1 Durchgangsverkehr Biregg 13 11 befreien 19 | Rad- und Gehweg 33 2 | Libellenstrasse vom Brüel–Adligenswil Durchgangsverkehr 20 | Konzept Velopar befreien kierung Innenstadt 11 36| Gesamterneuerung Hirschmatt Öffentlicher Verkehr 4 | Aufwertung Bahnhof 21 | Doppelbusperron 15 strasse am Bahnhof 6 5 | Aufwertung Grendel / 22 | Kein Umsteigen mehr Löwengraben am Pilatusplatz: 6 | Gesamtsanierung des neue Buslinie 3 15 Strassenraums im Steg- Kriens – Emmen hof 23 | Buslinie 1 bis Ebikon 23 7 | Gestaltung der Aussen- verlängern und Verlust- räume auf der Allmend zeiten eliminieren 8 | Aufwertung der 24 | Busspur Fluhmühle – Strassenräume in der Reussbühl Kleinstadt 25 | Buspriorisierung Spital- 16 strasse 7 Velo- und Fussverkehr 26 | Busspur Pilatusstrasse 9 |18Veloweg Schlossberg– 27 | Busspur Baselstrasse Alpenstrasse–Luzerner- 28 | Trolleybuslinie 6 nach hof Büttenen verlängern 7 10 | Radverkehrsanlage 29 | Gütschbahn 18 Friedentalstrasse–Sedel 11 | Velo- und Fussweg Motorisierter Individual- Neustadt–Fruttstrasse verkehr 30 12 | Veloquerung Pilatus 30 | Veranstaltungspark- platz platz auf der Allmend 13 | Veloverbindung Neu- ausbauen stadt– Zentralstrasse 31 | Attraktive und sichere mit Umfahrung des Verkehrsverbindungen Bundesplatzes in Luzern Nord 14 | Velotunnel Bahnhof 32 | Verkehrskonzept für 15 | Radstreifen Geissen den Car-Tourismus steinring 33 | Moosstrasse / Bundes- 16 | Velo- und Fussweg auf platz: Verkehrssicher- dem alten Trassee der heit erhöhen, Verkehrs- Zentralbahn fluss verbessern
8 |9 Verkehr Neue Busspuren, sichere Velowege, weniger Staus Zahlreiche Verkehrsmassnahmen sind bereits in Planung, weitere werden folgen. Alle zielen darauf ab, dass die Innenstadt erreichbar bleibt und die Lebens- und Aufenthaltsqualität erhöht wird. UD. Ob mit dem Auto, dem Bus, dem Velo oder viele Bewohnerinnen und Bewohner erreichbar zu Fuss – alle wollen schnell und sicher ans Ziel ge- bleibt. Die Innenstadt wird weitgehend vom Durch- langen. In einer Stadt wie Luzern ist der Raum aber gangsverkehr befreit. Dies ermöglicht, dass jene, begrenzt. Wenn immer mehr in oder durch die Stadt die aufs Auto angewiesen sind, in die Stadt gelan- wollen, kommt es zwangsläufig zu Staus und zu ge- gen können. Die Strassenräume werden attraktiv fährlichen Situationen. gestaltet. Der Stadtrat hat in seiner Mobilitätsstrategie for- Mit dieser Strategie will der Stadtrat auch dafür muliert, wie sich der Verkehr in der Luzerner Innen- sorgen, dass die Luft- und Lärmbelastung abnimmt stadt entwickeln soll: Das Fuss- und Velonetz wird und die Stadt auf dem Weg zur 2000-Watt-Gesell- ausgebaut. Neue Busspuren und neue Buslinien schaft noch attraktiver und lebenswerter wird. Die sorgen dafür, dass die Innenstadt für möglichst Strategie im Überblick: 1 | Der Spitzenwert von Gut zu Fuss 2600 Passanten pro Wichtige Orte in der Luzerner Innenstadt sind Stunde beziehungsweise über 40 Personen pro 1 zu Fuss gut zu erreichen. Durchschnittlich 80’000 Minute wurde am Personen überqueren pro Tag die See-, Kapell-, Samstag, 7. Juli 2012, Reuss- und Spreuerbrücke und den Rathaussteg. An von 10 bis 11 Uhr auf dem Rathaussteg ver- Samstagen steigt dieser Wert auf über 110’000 Per- zeichnet. sonen. Die 2012 erhobenen Zahlen belegen die Be- deutung des Fussverkehrs für die Innenstadt. Sie 2 | Schnell und sicher von der Luzerner Innen- zeigen, dass diese Verkehrsart in den Gesamt stadt über die Allmend verkehrsüberlegungen vermehrt beachtet werden nach Horw oder Kriens: Das alte Trassee der muss. Der Stadtrat möchte den Anteil des Fussver- Zentralbahn soll zu kehrs am Gesamtverkehr bis 2035 von heute 10 auf einem zwei Kilometer 15 Prozent erhöhen. Dazu will er die Sicherheit für langen Velo- und Fuss- gängerweg umgebaut Fussgänger vor allem auf Fussgängerstreifen, aber werden. auch auf den Schulwegen über den Littauerberg er- höhen, lange Wartezeiten an Lichtsignalanlagen re- 3 | Am Abend geht oft gar nichts mehr: Die Busspur duzieren und die Verbindungen so weit als möglich in der Pilatusstrasse soll behindertengerecht gestalten. Zudem soll das Fuss- helfen, dass die über gängerleitsystem ausgebaut werden. 100 Busse, die pro Stun- de zum Bahnhof fahren, den Fahrplan einhalten Schnell von A nach B können. Wer in Luzern schnell von A nach B gelangen 4 | Damit der Verkehr in 2 will, nimmt vorzugsweise das Velo. Es ist nicht nur der Stadt funktioniert, schnell, sondern auch umweltfreundlich und platz- soll die Innenstadt mög- sparend. Ziel des Stadtrates ist es deshalb, den An- lichst vom Durchgangs- verkehr befreit werden. teil der Velofahrenden am Gesamtverkehr bis 2035 Dies schafft Raum für von heute 6 auf 25 Prozent zu erhöhen. Damit das jene, die zum Beispiel Velofahren noch attraktiver wird, will er genügend aus wirtschaftlichen Gründen mit dem Auto Abstellplätze zur Verfügung stellen und Lücken im in die Innenstadt ge Radwegnetz schliessen, zum Beispiel jene zwischen langen müssen. Kasernenplatz und Geissmattbrücke oder Würzen- 5 | Am Sonntag, 22. Sep- bach und Adligenswil. Zudem soll die Sicherheit er- tember 2013, haben höht werden, unter anderem mit Umfahrungen des die Luzerner Stimmbe- rechtigten die Initiative Pilatus- oder des Bundesplatzes. Auf dem alten Tras- «Für eine attraktive see der Zentralbahn plant die Stadt Luzern einen Bahnhofstrasse in der zwei Kilometer langen Velo- und Fussgängerweg. Stadt Luzern» ange- nommen. Sie soll wenn Leider konnten sich der Kanton und die Gemein- immer möglich auto- den Luzern, Kriens und Horw bis jetzt noch nicht frei werden. über eine Finanzierung einigen.
Busspur Pilatusstrasse Der Bundesplatz und die Moosstrasse werden Taktfahrplan einhalten Ende Jahr umgestaltet. Die Massnahmen sollen Der Bau des Durchgangstiefbahnhofs und der die Verkehrssicherheit 3 Ausbau des S-Bahn-Netzes sind zentrale Massnah- erhöhen und den Ver- men, um die Verkehrsprobleme in und rund um die kehrsfluss verbessern. Stadt Luzern zu lösen. Ein attraktives Bahnnetz kann Dies sind wichtige Vor- seine Wirkung aber nur entfalten, wenn die Fein- aussetzungen, dass im verteilung mit dem Bus funktioniert. Heute stehen Frühling 2014 die Bus- viele Busse vor allem in den Stosszeiten im Stau. Wo spur in der Pilatusstrasse immer möglich sollen die Busse künftig eigene Bus- von der Morgarten- spuren erhalten. Bereits realisiert ist jene am Hir- strasse zum Bahnhof schengraben. Weitere sind in Planung: Baselstrasse, verlängert werden kann. Pilatusstrasse oder Fluhmühle–Reussbühl. Zusam- Denn dadurch ist für Au- men mit den Partnern im öffentlichen Verkehr setzt tofahrende das Rechts- sich die Stadt zudem dafür ein, dass die Kapazität abbiegen von der Pila- laufend erhöht wird, Buslinien mit der S-Bahn ver- tusstrasse zum Bahnhof knüpft und neue Direktverbindungen geschaffen nicht mehr möglich. Sie werden. Dazu gehört auf den Fahrplanwechsel 2014 können den Bahnhof künftig über den Bun- die Verlängerung der Trolleybuslinie 6 nach Bütte- desplatz und die Zent- nen oder die Linie 14, die über den Bahnhof hinaus ralstrasse erreichen. bis zum Südpol verlängert wird. Von den Massnahmen profitieren alle Ver- Ohne Staus in, aber nicht durch die Stadt kehrsteilnehmenden: Wer mit dem Auto in die Stadt muss, soll dies Die Busse sind schneller 4 künftig ohne Staus tun können. Damit dies möglich am Bahnhof. Für die wird, will der Stadtrat die Innenstadt weitgehend Autofahrenden wird die vom Durchgangsverkehr befreien. Zentrale Mass- Situation rund um den nahmen dazu sind der Bypass sowie die Spangen Bundesplatz übersicht Nord und Süd, die allerdings nicht vor 2030 gebaut licher, und die Sicherheit werden. Mittelfristig setzt der Stadtrat auf die Bus- für Velofahrende und bevorzugung und somit auf punktuelle Einschrän- Fussgänger wird deut- kungen der Kapazität für die Autos. Damit kann er lich erhöht. auch die Ziele des 2010 von den Stimmberechtigten gutgeheissenen Reglements für eine nachhaltige städtische Mobilität erreichen und dafür sorgen, dass der Autoverkehr nicht über das heutige Aus- mass ansteigt. Der Stadtrat will zudem die Wohn- quartiere flächendeckend vom Verkehr entlasten und die Unfallschwerpunkte sanieren. So soll Ende 2013 auf dem Bundesplatz und der Moosstrasse die Verkehrssicherheit erhöht und der Verkehrsfluss soll verbessert werden. Attraktive Aufenthaltsräume Strassen sind nicht nur Verkehrswege, sondern 5 auch Aufenthaltsräume. Dem Stadtrat ist es deshalb ein Anliegen, dass in den Quartieren flächende- ckend Tempo 30 eingeführt wird. Zudem will er die öffentlichen Räume und Plätze und die Ufer ent- lang der Gewässer attraktiv gestalten. Am Sonntag, 22. September 2013, haben die Luzerner Stimmbe- rechtigten die Initiative «Für eine attraktive Bahn- hofstrasse in der Stadt Luzern» angenommen. Sie soll wenn immer möglich autofrei werden. Weitere Projekte sind unter anderen die Gesamterneuerung Hirschmatt, die Aufwertung des Grendels, die Lö- sung des Carproblems am Schwanenplatz, die Re- alisierung der Naturarena Rotsee, die Aufwertung des Seeufers vom Europaplatz zur Ufschötti oder die attraktive Gestaltung des neuen Stadtzentrums Luzern Nord rund um den Seetalplatz. Dazu gehört auch die Gestaltung des Dorfkerns Reussbühl, der bis in fünf Jahren vom Durchgangsverkehr befreit sein wird.
10 | 11 Verkehr «Wir setzen auf den öffentlichen Verkehr» Als Direktor Umwelt, Verkehr und Sicherheit muss er dafür sorgen, dass der Verkehr in der Stadt rollt. Um dies zu verwirklichen, setzt Stadtrat Adrian Borgula auf Massnahmen wie die Einführung der Busspur in der Pilatusstrasse. Diese Strategie möchten wir mit den Parlamenta- rierinnen und Parlamentariern und mit der Öffent- 1 lichkeit diskutieren. Wir bereiten deshalb einen Planungsbericht vor, den wir dem Grossen Stadtrat Anfang 2014 vorlegen werden. Was sind die wichtigsten Punkte dieser Mobilitätsstrategie? Die Grundlage für die Strategie ist das Regle- ment für eine nachhaltige städtische Mobilität. Es verpflichtet den Stadtrat, dafür zu sorgen, dass der in den nächsten Jahren zu erwartende zusätzliche Verkehr umweltfreundlich mit dem öffentlichen Verkehr und dem Fuss- und Veloverkehr bewältigt wird und der motorisierte Individualverkehr nicht über das heutige Ausmass ansteigt. Wir können nicht mehr oder breitere Strassen bauen. Wir können aber dafür sorgen, dass zumindest ein Ver- kehrsmittel im Zentrum auch in Stosszeiten zu verlässig funktioniert. Wir setzen dabei auf den öf- fentlichen Verkehr. Zudem wollen wir auch den Fuss- und Veloverkehr weiterentwickeln. In einer überschaubaren Stadt wie Luzern können diese wichtige Funktionen übernehmen. Wenn wir nicht im Verkehr ersticken und die klimapolitischen Ziele erreichen wollen, müssen wir uns fragen, wie viel Mobilität wir wollen, ob wirklich alle Mobilitätsbe- dürfnisse befriedigt werden müssen. Welche Verkehrsmittel benutzen Sie? Meistens bin ich mit dem Velo unterwegs. Sel- Die Autofahrenden dürfte dies kaum freuen ... ten nehme ich den Bus. Wenn ich weiter weg muss, Wir wollen die Autofahrenden nicht aus der fahre ich mit dem Zug. Die Kombination «Velo und Stadt vertreiben. Damit der Verkehr in der Stadt Zug» garantiert mir, dass ich schnell, ohne Staus funktioniert, muss es unser Ziel sein, die Innenstadt und ohne Verlustzeiten am gewünschten Ort an- möglichst vom Durchgangsverkehr zu befreien. komme. Dies schafft Raum für jene, die zum Beispiel aus wirtschaftlichen Gründen mit dem Auto in die In- In einer Bevölkerungsbefragung 2012 haben nenstadt gelangen müssen. Ich denke da etwa an die Luzernerinnen und Luzerner die Verkehrs- Gewerbetreibende. belastung als grösstes Problem wahrgenom- men. Wie beurteilen Sie die Situation? In welchen Bereichen setzen Sie in den nächs- Die rund 60 Prozent der Befragten, die diese Aus- ten Jahren den Hebel an? sage gemacht haben, sind ein deutliches Zeichen. Gemeinsam mit dem Kanton Luzern, dem Ver- Viele haben damit den Lärm, die Luftbelastung und kehrsverbund Luzern und LuzernPlus erarbeiten allgemein die Hektik angesprochen. Andere ärgern wir ein Gesamtverkehrskonzept (siehe S. 11). Es soll sich darüber, dass sie den Zug verpassen, weil der aufzeigen, welche Massnahmen nötig sind, um die Bus im Stau an der Pilatusstrasse stecken bleibt, Ziele der Mobilitätsstrategie zu erreichen. Wir wer- oder dass sie in den Stosszeiten mit dem Auto nicht den aber nicht warten, bis das Konzept fertiggestellt schnell genug vorwärtskommen. ist. Bereits geplante Massnahmen, die im Agglome- 1 | Stadtrat Adrian Borgula: «Wir müssen uns fragen, rationsprogramm des Kantons aufgeführt sind, wie viel Mobilität wir Wie wollen Sie diese Verkehrsprobleme wollen wir sukzessive umsetzen. So haben wir die wollen, ob wirklich anpacken? Busspur am Hirschengraben eingeführt. Ende Jahr alle Mobilitätsbedürf- nisse befriedigt werden Wir haben in der Direktion eine Mobilitätsstra- werden wir am Bundesplatz und in der Moosstrasse müssen.» tegie entwickelt, der der Stadtrat zugestimmt hat. Massnahmen umsetzen, um die Verkehrssicherheit
Agglomerations- programm Luzern Der Bund beteiligt sich finanziell an Verkehrs- massnahmen in den Agglomerationen. Da- zu müssen die Kantone ihre Agglomerations- programme einreichen. Sie beinhalten Massnah- men im Bereich Verkehr und Siedlungsentwick- lung. Das Agglomera- tionsprogramm Luzern an diesem Unfallschwerpunkt zu erhöhen und den ungeklärt, um es beurteilen zu können. Löst die Me- der zweiten Generation Verkehrsfluss zu verbessern. Greifen diese Mass- tro tatsächlich keinen Mehrverkehr in der Stadt aus? wurde Mitte 2012 zur nahmen, werden wir im Frühling 2014 die durchge- Können Zu- und Wegfahrt zum Parkhaus im Ibach Beurteilung beim Bund hende Busspur in der Pilatusstrasse einführen. Wei- auf dem bestehenden Strassennetz bewältigt wer- eingereicht. Die Schlüs- tere Projekte sind der Fuss- und Veloweg auf dem den? Kann die Metro tatsächlich ohne Beiträge der selmassnahmen des alten Trassee der Zentralbahn, bei dem die Finan- öffentlichen Hand wirtschaftlich betrieben werden? Programms sind die zierung leider noch nicht geklärt ist, oder die Bus- Damit diese und andere Fragen rasch geklärt wer- beiden Grossprojekte Tiefbahnhof Luzern bevorzugung an der Baselstrasse. den können, habe ich im September zum Gespräch mit Durchmesserlinie so- am runden Tisch eingeladen, an dem neben den In- wie das Gesamtsystem Die Ankündigung, in der Pilatusstrasse eine itianten auch Vertreter des Kantons und von Em- Bypass mit den Spangen Busspur zu realisieren, hat heftige Reaktionen men und Ebikon teilgenommen haben. Die Initian- Nord und Süd. ausgelöst. Was sagen Sie dazu? ten haben sich bereit erklärt, die Fragen bis Ende Es ist klar, dass Verkehrsmassnahmen nie alle Jahr zu bearbeiten. Danach sollen die Antworten an Gesamtverkehrskonzept begeistern. Das Quartier sorgt sich über den Mehr- einem zweiten runden Tisch diskutiert werden. Erst Agglomerationszentrum verkehr in der Moosstrasse. Das verstehe ich sehr dann kann der Stadtrat das Projekt beurteilen. Luzern gut. Der Mehrverkehr wird ausgelöst, weil die Au- Die Grossprojekte tofahrenden künftig nicht mehr von der Pilatus- In der Mobilitätsstrategie steht auch, dass der Durchgangstiefbahnhof strasse zum Bahnhof abbiegen können und über Stadtrat die Strassenräume aufwerten will. und Stadtumfahrung die Moosstrasse, den Bundesplatz und die Zentral- Am Sonntag, 22. September 2013, haben die Lu- können kaum vor 2030 strasse fahren müssen, um an den Bahnhof zu ge- zerner Stimmberechtigten die Initiative «Für realisiert werden. Des- langen. Damit dieser Mehrverkehr fürs Quartier er- eine attraktive Bahnhofstrasse» angenommen. halb hat die Stadt zu- träglich ist, wollen wir vor der Einführung der Wie wollen Sie die Initiative umsetzen? sammen mit dem Kan- Busspur prüfen, ob die Massnahmen zur Erhöhung Ich freue mich, dass die Initiative angenommen ton, dem Verkehrsver- bund Luzern und der Verkehrssicherheit und zur Verbesserung des wurde. In der Bahnhofstrasse kann die Aufenthalts- LuzernPlus das Projekt Verkehrsflusses greifen. Zudem prüfen wir die Ein- qualität für die Bevölkerung und die Gäste nachhal- Gesamtverkehrskonzept führung von Tempo 30. Erst wenn der Verkehr durch tig verbessert werden, zumal sie ausser für den Fuss- Agglomerationszentrum die Moosstrasse sicher und flüssiger ist, werden wir und Veloverkehr keine hohe Bedeutung für den Luzern gestartet. Es soll die Busspur einführen. Verkehr hat. Wir möchten nun unverzüglich mit der aufzeigen, welche Mass- Planung beginnen. Mir ist wichtig, dass die Ge- nahmen nötig sind, um Auch Autofahrende wehren sich gegen die schäfte, Grundeigentümerinnen und Grundeigen- die aktuellen Verkehrs- Busspur. Wie wollen Sie die Akzeptanz von tümer sowie Organisationen aus Gewerbe, Touris- probleme in der Agglo- Verkehrsmassnahmen erhöhen? mus, Politik und die Fachverbände in die Planung meration zu lösen. Die Wir müssen künftig noch besser informieren einbezogen werden. Im Januar 2014 wird die Stadt Ziele: Erhöhung der Ver- und die verschiedenen Gruppierungen besser ein- sie zu einem Workshop einladen. kehrssicherheit, Attrakti- beziehen, damit es uns gelingt, die Massnahmen vitätssteigerung des öf- verständlich zu machen und aufzuzeigen, dass sie Der Durchgangstiefbahnhof ist ein zentrales fentlichen Verkehrs und zu einer Gesamtstrategie gehören. Die Beseitigung Element der Mobilitätsstrategie. Der Ent- des Velo- und Fussver- der Busstaus an der Pilatusstrasse ist ein Quanten- scheid dazu fällt aber auf Bundesebene. Wie kehrs sowie Verbesse- rung der Lebens- und sprung, von dem sehr viele Bewohnerinnen und Be- kann sich die Stadt hier einbringen? Aufenthaltsqualität im wohner profitieren. Der Umweg für Autofahrende Der Durchgangstiefbahnhof ist für den ganzen Stadtzentrum. über den Bundesplatz und der Mehrverkehr in der Kanton und die ganze Region zentral. Deshalb ar- Moosstrasse sind der Preis dafür, der meiner Mei- beiten wir eng mit unseren Partnern zusammen: nung nach aber akzeptabel ist. mit dem Kanton, dem Verkehrsverbund Luzern, dem Gemeindeverband LuzernPlus und der SBB. Private wollen die Innenstadt von Reisecars In den letzten Monaten hat man realisiert, dass ein und Autos entlasten. Sie planen im Gebiet gemeinsames Auftreten viel bewirken kann. Der Ibach zwei Parkhäuser für 3500 Autos und nächste Schritt ist die eidgenössische Abstimmung 80 Reisebusse. Eine Metro soll die Leute von über die Finanzierung und den Ausbau der Bahn- der Reussegg zum Schwanenplatz bringen. infrastruktur im Februar 2014. Wir müssen alles da- Wie beurteilen Sie dieses Projekt? ransetzen, dass die Vorlage angenommen wird. Grundsätzlich begrüsse ich Ideen, die helfen, die Verkehrsprobleme in der Stadt zu lösen. Aller- Urs Dossenbach dings sind bei diesem Projekt noch zu viele Fragen Projektleiter Kommunikation
12 | 13 Abstimmung Weichenstellung für die EnergieZukunft Nach dem Ja zur Energie- und Klimastrategie im Jahr 2011 können die Stimmbe- rechtigten nun im November über einen wichtigen Umsetzungsschritt dieser Strategie befinden: Zur Abstimmung steht ein 70-Mio.-Franken-Darlehen an ewl. auch ökonomische Vorgaben: ewl muss die Versorgungssicher- 1 heit gewährleisten, konkurrenz- fähige Strompreise anstreben und die eigene Ertragskraft erhal- ten. Vom Erfolg von ewl profitiert auch Luzern: 2013 fliessen über 15 Mio. Franken an Dividenden in die Stadtkasse. Ökologisch und ökonomisch Mit dem Projekt Fernwärme Luzern Ibach Rontal sollen öko- logische und ökonomische Ziele verfolgt werden: Mit der Nutzung von Abwärme können der Ener- gieverbrauch und der CO2-Aus- stoss gesenkt und der Atomaus- stieg vorangetrieben werden. ewl erhält zeitgerecht die für die Rea- lisierung des Projekts notwendi- gen Kredittranchen. Zudem kann die Stadt zu günstigeren Konditi- onen Geld auf dem Kapitalmarkt beschaffen als ewl. Parlament, Stadtrat und ewl erachten ein städtisches Darle- hen als beste Variante, um die Fi- nanzierung des Projekts sicher- zustellen: Die Mittel können je nach Projektverlauf flexibel ab gerufen werden, und die Stadt macht durch die Verzinsung des DC. Am 24. November 2013 diesen Weg gemeinsam mit ewl Kapitals Gewinne. entscheiden die Stimmberechtig- Energie Wasser Luzern Holding ten, ob sie nach dem Ja zur Ener- AG gehen: ewl soll mithilfe eines Fernwärme Rontal gie- und Klimastrategie auch mit rückzahlbaren Darlehens von Das Projekt Fernwärme Lu- einem ersten, wichtigen Umset- 70 Mio. Franken die Umsetzung zern Ibach Rontal besteht aus zungsschritt einverstanden sind. der Energie- und Klimastrategie zwei Teilen: einem Fernwärme- Dem Grundsatzentscheid – Atom- vorantreiben. ewl, die ehemali- projekt im Rontal und einem im ausstieg bis zum Jahr 2045 und gen Städtischen Werke, sind zu Raum Luzern Nord. Geplant ist, Anstreben der 2000-Watt-Gesell- 100 Prozent im Eigentum der die Abwärme der neuen Kehricht- schaft – haben über 68 Prozent Stadt Luzern. ewl will sich mit verbrennungsanlage (KVA) der der Luzernerinnen und Luzerner dem Darlehen am Projekt Fern- Renergia in Perlen, die im Jahre 1 | Für den Raum Luzern bereits im November 2011 zuge- wärme Luzern Ibach Rontal 2015 die bestehende Anlage im Nord soll ein Heizkraft- werk gebaut werden. stimmt. Damit die Stadt Luzern beteiligen. Das Projekt löst Kos- Ibach ersetzen wird, in das Fern- Dafür und für das Fern- auf dem Weg zu einer ausreichen- ten von über 100 Mio. Franken wärmenetz im Rontal einzuspei- wärmeprojekt Rontal den, sicheren, umwelt- sowie res- aus. Das Darlehen soll mithelfen, sen. ewl hat mit Renergia entspre- soll ewl ein städtisches Darlehen von 70 Mio. sourcenschonenden Energiever- die unternehmerische Flexibi chende Verträge abgeschlossen. Franken erhalten. Über sorgung einen grossen Schritt lität von ewl zu erhalten und da- Renergia hat bereits Investitio- die Vorlage stimmen weitergehen kann, sind gros- mit den wirtschaftlichen Erfolg nen für die Lieferung von Ab- die Luzernerinnen und Luzerner am 24. Novem- se Investitionen notwendig. zu sichern. Neben ökologischen wärme ausgelöst. Neben der ber 2013 ab. Parlament und Stadtrat wollen macht die Stadt ihrer Tochter Papierfabrik Perlen und dem
Liftbauer Schindler in Ebikon sollen weitere Abnehmer für die Debatte im Grossen Stadtrat Abwärme gefunden werden. Einstimmiger Entscheid des Grossen für diverse Energieprojekte in den nächs- Neues Heizkraftwerk Stadtrates: ewl Energie Wasser Luzern, ten zehn Jahren sei nichts einzuwenden. Zudem soll für den Raum Lu- ein 100-prozentiges Tochterunternehmen Davon würden auch lokale Unternehmen zern Nord ein Heizkraftwerk ge- der Stadt Luzern, soll ein rückzahlbares, profitieren. baut werden. Im Heizkraftwerk zu verzinsendes städtisches Darlehen auf dem Littauerboden wird aus von maximal 70 Mio. Franken erhalten. Die FDP-Fraktion vorwiegend erneuerbarer Energie Die FDP-Fraktion zeigte sich zwar irri- für die Stadt Strom produziert. Die Die CVP-Fraktion tiert: Einerseits über den Titel der Vor- danach verbleibende Wärme wird Die CVP-Fraktion betonte, dass das lage, die nicht ein Umwelt- und Energie-, eingesetzt, um das Netz der Fern- unternehmerische Handeln von ewl im sondern ein reines Finanzgeschäft sei. An- wärme Emmen AG zu speisen. Die- Interesse der Stadt liege: Die Stadtkasse dererseits auch, weil ein Teil der ewl-In- ses bestehende Fernwärmenetz profitiere von den Dividendenzahlungen. vestitionen ausserhalb der Stadt geplant versorgt heute das Kantonsspital Mit dem Darlehen könne ewl unterneh- sei. Dennoch stellte sich die Fraktion ein- Luzern, das Emmen Center und merische Freiheit behalten und den Auf- stimmig hinter das städtische Darlehen. verschiedene Objekte in der Ge- trag des Volkes, die Energie- und Klima- meinde Emmen. Es wird noch strategie, umsetzen. Als Eigentümerin Die SVP-Fraktion bis 2015 durch die Abwärme der von ewl bleibe der Stadt immer das finan- Die SVP-Fraktion war der Meinung, KVA Ibach gespeist. Das Fernwär- zielle Risiko. dass die Stadt Hand bieten und ewl hel- menetz soll in den kommenden fen solle. Eine Schwächung des Unterneh- Jahren deutlich erweitert werden. Die G / JG-Fraktion mens wäre ein Risiko für die Stadt. Das Die G / JG-Fraktion erklärte, dass Darlehen sei zwar auch eines, aber ein Wärmerückgewinnung die Energiewende nicht gratis zu haben überschaubareres. Störend sei, dass von Nicht Bestandteil der Abstim- sei, es dafür ein Umdenken und krea- den Investitionen nicht alle Luzernerin- mungsvorlage ist die Nutzung der tive Lösungsansätze brauche. Dass ewl, nen und Luzerner in Form von ewl-Ener- Abwärme von Swiss Steel in Em- als Tochter, sich an die Mutter, die Stadt gie profitieren könnten. men. Der Stadtrat und die Mehr- Luzern, wende und um ein rückzahl- heit des Parlaments haben be- bares Darlehen nachfrage, sei richtig. Gegenstand der Debatte war auch schlossen, 2,5 Mio. Franken in die Mit den geplanten Projekten mache ein Beitrag von 2,5 Mio. Franken für die Rückgewinnung und Weiterver- man einen kleinen Schritt zur Energie- Nutzung der Abwärme der Stahlproduk- wendung von Abwärme aus der wende. tion von Swiss Steel in Emmen. Der Bei- Stahlproduktion zu investieren. trag wurde grossmehrheitlich beschlos- Rein betriebswirtschaftlich rech- Die SP / JUSO-Fraktion sen. Er unterliegt dem fakultativen Refe- net sich dies zum heutigen Zeit- Die SP / JUSO-Fraktion lobte den Stadt- rendum. Ein Antrag der SVP-Fraktion, ihn punkt noch nicht. Fliessen aber rat und ewl, dass sie das Volk ernst nähmen dem obligatorischen Referendum zu un- Fördergelder und Beiträge von und den Atomausstieg vorbereiteten. terstellen, wurde abgelehnt. Der Beitrag Bund, Kanton, Gemeinden und ewl wolle diesen Weg aus eigener Kraft ist nicht Gegenstand der Abstimmungs- Dritten und steigen die Preise der gehen, die Energiewende verursache vorlage. fossilen Energien (Heizöl, Erdgas dadurch für Luzern geringere Kosten usw.) weiter an, könnte sich dies als für andere Städte. Die geplanten Die Beschlüsse des Parlaments längerfristig ändern. Investitionen und das städtische Darle- Der SVP-Antrag, den Betrag von hen seien für Stadt und ewl eine Win- 2,5 Mio. Franken dem obligatorischen Stimmempfehlung win-Situation. Referendum zu unterstellen, wurde ab- Grosser Stadtrat und Stadtrat gelehnt. empfehlen den Stimmberechtig- Die GLP-Fraktion Der Grosse Stadtrat hat dem Darle- ten, der finanziellen Unterstüt- Die GLP-Fraktion meldete keine hen von 70 Mio. Franken an ewl zur zung durch ein Darlehen an die grundsätzlichen Einwände gegen das Realisierung des Fernwärmeprojekts ewl Energie Wasser Luzern Hol- städtische Darlehen an ewl an, obwohl Luzern Ibach Rontal mit 42 zu 0 Stim- ding AG zur Umsetzung der Ener- nicht alle Fragen geklärt seien. Gegen men bei 0 Enthaltungen zugestimmt. gie- und Klimastrategie zuzu- Fernwärme und gegen ein Investitionsvo- Die Volksabstimmung findet am stimmen. lumen von insgesamt 550 Mio. Franken 24. November 2013 statt.
14 | 15 Quartier Von oben herab Der Dietschiberg über Luzern ist ein Luxusberg – auch was die Natur angeht. Denn neben dem Green des Golfplatzes gibt es seltene Kulturen und Pflanzen zu entdecken. 1 1 Auf dem Weg vom Schlössli brig- zum Konsiwald erstreckt: für die ökologische Aufwertung Utenberg auf den Dietschiberg «Wasserbirnen, Schwarzdorn, der Felder. Er sei sich der Rolle kommt man an den Feldern von Wildrosen – ein schönes Ensem- als Gestalter einer urbanen Erho- Josef Burri vorbei. Sie befinden ble!», freut sich Burri. lungszone bewusst, sagt er in der sich an herrschaftlicher Lage. Von Holzstube mit dem iPad auf dem dort aus wirkt die Stadt wie hinge- Urbane Erholungszone Tisch. Doch Ökologie müsse sich malt, je nach Licht in entrücktem Vor zehn Jahren hat sich eine auch für ihn lohnen. Das erreicht Silber. Einige Leute ziehen schon Neuausrichtung des Hofes orga- er nicht nur durch Ausgleichs- gar nicht mehr weiter. Sie setzen nisch ergeben. Der Milchpreis zahlungen: Heute spazieren die sich auf die rote Bank oder ma- sank immer tiefer, auf den Wie- neuen Nachbarn aus dem Löchli chen sichs auf dem «Grassofa» be- sen im Unter- und Oberlöchli an einer artenreichen Hecke und quem und bestaunen die Kulisse. plante man Siedlungen. Burri einem jungen Obstgarten ent- Der Betrieb von Josef Burri, er stellte von Hochleistungskühen lang zu seinem Hof auf Lamper- 1 | Das Seebecken und die bewirtschaftet 51 Hektaren Land auf Mutterkuhhaltung um. Zu- dingen, bestellen Naturabeef oder Stadt glitzern vom Diet- und 3,5 Hektaren Wald, bietet ei- sammen mit Stefan Herfort vom kaufen Kürbisse. Andere Gäste, schiberg aus gesehen je nige Attraktionen: Besonders be- städtischen Umweltschutz ent- vielmehr ihr Liegengelassenes, nach Licht auch mal in Silber. gehrt ist die Grillstelle eingangs wickelte er einen Strategieplan ärgern ihn: Manchmal sehe er bei des Hombrigwalds mit Seebe- 2 | Josef Burri bezeichnet cken und Seetal im Blickfeld. An sich als Ökoproduzent. Er hat seinen Betrieb lauen Abenden versammeln sich auf Lamperdingen vor dort bis zu 100 Leute. Ganz in der 2 zehn Jahren von der Nähe gibt es einen Waldspiel Milchwirtschaft auf die Mutterkuhhaltung garten, der hingegen tagsüber, umgestellt. dafür ganzjährig, frequentiert 3 | Zwischen Stadt und wird. Heute Montag scheint Ru- Golfplatz wähnt man hetag. Der Landwirt als Gastwirt? sich für einen kurzen Er sehe sich als Ökoproduzent, Moment im Jura. sagt Burri, in blauer Jacke, blau- 4 | 440 Golfclubmitglieder en Jeans, Gummistiefeln. Dyna- betreiben vor eindrück- misch schreitet er zur Pferde- lichem Bergpanorama und neben seltener Flora weide und zu einem speziellen ihren Sport. Öko-Korridor, der sich vom Hom
Vernetzungsprojekt 2011 fiel der Startschuss für das Stadtluzerner Vernetzungsprojekt. Ziel des Projekts ist die Stei- gerung der Ökologie im 3 4 Landwirtschaftsgebiet. Fast zwei Drittel der rund 40 Landwirtschafts- betriebe engagieren sich mittlerweile für die bes- sere ökologische Vernet- zung der Lebensräume von Pflanzen- und Tier- arten. Bereits nach den ersten beiden Jahren kann sich die Bilanz zwischen Lit- tauerberg und Dietschi- berg sehen lassen: So wurden beispielsweise über 200 Hochstamm- obstbäume gepflanzt und mehrere Hektaren artenreiche Extensiv- der roten Bank oben Pizzaschach- «Ein Glücksfall!», beschwichtigt den Besucher. Ziegenmilch gibts wiesen neu angelegt. teln neben dem leeren Abfallkü- der ehemalige Leiter der Frauen- leider heute keine, dafür frisch ge- bel, sagt Burri. Schlimme Konse- klinik Luzern. Heute übe er neben mosteten Apfelsaft im Garten. Zusammen erfolgreich quenzen haben Aludosen: «Beim Putts auch Chips, kurze flache Für ihn sei der Ort traumhaft, Das Vernetzungsprojekt Mähen wird das weiche Material Schläge, um den Ball aufs perfekt findet Adrian Unternährer, so ein- ist aber nicht nur ein Ge- zerschnitten, gelangt unbemerkt getrimmte Grün zu bekommen. gebettet zwischen bewaldeten winn für die Natur, auch ins Heu und wird den Rindern Er dürfe seine Pension an sensa- Hügeln in Stadtnähe. Hier könne die Landwirte profitie- vorgelegt.» Bis fünf Mal pro Jahr tioneller Lage geniessen. In der man den Hasen und Füchsen gute ren dank höherer Unter- eilt der Tierarzt wegen Fremd relativ katzenfreien Zone könne Nacht sagen. Vor ein paar Jahren stützungsbeiträge. Ein körperverdachts herbei. Weniger er sogar Stieglitze und Zaunkö- hätten sie das Glück gehabt, zu- wichtiger Erfolgsfaktor schlimm sind die Golfbälle. Sie nige beobachten. Martin Holz, sätzliche Felder des Klosters Ger- ist die enge Zusammen- sind hart, bleiben intakt und wer- Präsident des Golfclubs und Arzt, lisberg zu pachten. So werden arbeit zwischen der Pro- den von den Tieren einfach liegen labt sich am eindrücklichen Berg- inzwischen 56 Hektaren Kultur- jektträgerschaft, die von der städtischen Umwelt- gelassen. panorama. Und für Stefan Her- fläche biologisch bewirtschaftet. schutzstelle gebildet fort ist die abgestufte Hombrig- wird, und den beteilig- Putten und Chippen südseite bei Loch 1 interessant: Echsen und Nattern ten Landwirten. Tatkräf- Zwischen Burris Maisfeld und Neben dem hochgezüchteten Während er für die 60 Milch- tige Unterstützung Magerwiesenstreifen am Wald- Straussgras, das die Greenkeeper kühe zuständig ist, bestückt sei- erfährt das Vernetzungs- rand befindet sich die Driving auf 3,5 Millimetern Höhe halten, ne Frau Ruth mitunter den Hof projekt von Naturschutz- Range des Golfclubs. Zehn Män- gibt es grosse und kleine Bäume, laden an der Gerlisbergstrasse. organisationen, Jagd- ner in einer Reihe verfeinern um Sträucher, Krautsaum, Magerwie- Die Zwetschgen, Mirabellen und gesellschaften und Forst- elf Uhr ihren Weitschlag. Ein paar sen. Hier gefällt es dem Gemei- Äpfel stammen aus der Kultur leuten. Tage nach dem «UBS Invitational»- nen Kreuzblümchen oder der vom Sonnenhang nebenan. Dort Turnier folgt der «CS Golf Foun- Herbst-Wendelähre, einer einhei- thront eine einzigartige Eiche. Zu- dation Day». Auf dem Parkplatz mischen Orchideenart: Es gedei- sammen mit Stefan Herfort ha- glitzert es. Den Nummernschil- hen bis zu 100 bedrohte Pflanzen. ben die Unternährers das Ge- dern nach ist man aus der hal- strüpp ringsum entfernt. Dabei ben Schweiz angereist. Wichtige Edle Gäste und Güter offenbarte sich Erstaunliches: Die Leute seien hier, mehr dürfe er Beim Kurhotel, wo man gut- Eiche wurzelt über einem Sand- nicht verraten, sagt der Organi betuchte Patientinnen und Pati- steinfelsen, was fürs Gleichge- sator aus Zürich. Schön, habe das enten um 1900 auf dem terrassier- wicht zu reichen scheint. Beim Wetter am Morgen rechtzeitig ten Waldgelände mit Frischluft freigelegten Felsen sollen sich umgeschlagen, sonst hätte wohl kurierte, wurde ein Kastanien- Zauneidechsen ansiedeln. Ob der eine oder andere einen Ter- hain angelegt. Rings um alte Kas- weitere seltene Tierarten wie die min vorgeschoben. Aber man tanienbäume hat man 1,7 Hekta- Ringelnatter der Einladung fol- wisse ja, auf dem Golfplatz ent- ren Wald entbuscht, und seit 2008 gen, wird sich weisen. Einen Hü- stünden die besten Deals, lacht er wachsen an dieser Stelle über 150 gel weiter, im Keller ihres Wohn- mit der Sonne. junge Edelkastanienbäume. hauses, hat Ruth Unternährer Während sich das Clubrestau- Wertvolles findet sich zwi- jedenfalls bereits eine kleine rant zur Lunchzeit langsam füllt, schen Kastanienhain und Golf Schlange entdeckt. taucht auf dem Putting-Feld Bern- restaurant: die Lindenfeldweid. hard Schüssler auf. Mit einem Eine Zwergziege am Wegrand Edith Arnold Schlag rollt seine Kugel ins Loch. empfängt die Besucherinnen und Freie Journalistin
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