PLATZ FÜR ALLE 4 NEUE ORGANISATION 12 INVESTITION IN DIE ENERGIEWENDE - FÜR BETAGTENPFLEGE 18 PORTRÄT: STADT LUZERN

 
WEITER LESEN
PLATZ FÜR ALLE 4 NEUE ORGANISATION 12 INVESTITION IN DIE ENERGIEWENDE - FÜR BETAGTENPFLEGE 18 PORTRÄT: STADT LUZERN
DAS STADTMAGAZIN
 LUZERN

                          Ausgabe #04, Oktober 2013

 4	neue Organisation
   für betagtenPflege

Platz für alle
 12 Investition in die
    Energiewende

 18 Porträt:
    Seppi Moser
PLATZ FÜR ALLE 4 NEUE ORGANISATION 12 INVESTITION IN DIE ENERGIEWENDE - FÜR BETAGTENPFLEGE 18 PORTRÄT: STADT LUZERN
2|3                               Editorial                                                    Inhalt

                                  Sich auf Ziele einigen                                   3	nachgefragt
                                  und Diese gemeinsam umsetzen
                                                                                           4   Pflegeangebot
                                      Wie viele Parkbänkli braucht die Stadt? Men-             Als gemeinnützige AG sollen
                                  schen, die sich regelmässig ausruhen möchten oder            die städtischen Heime und
                                  müssen, hätten gerne ein grosses Angebot. Ähnlich            Alterssiedlungen die Flexibi-
                                  die Diskussion um die öffentlichen Toiletten: Wer            lität erhalten, um mit Priva-
Manuela Jost                      darauf angewiesen ist, ist froh, ein stilles Örtchen         ten konkurrieren und Men-
Baudirektorin                     unterwegs zu finden. Auch bei den Spielplätzen ist           schen weiterhin ein Zuhause
                                  es klar: Wer Kinder hat, möchte einen tollen Spiel-          mit optimaler Lebensquali-
                                  platz mit sicheren Spielgeräten in seiner Umge-              tät bieten zu können.
                                  bung. Und die Kinder wünschen sich ihre Spieloase
                                  im Freien. Die Liste liesse sich ohne grosse Anstren-    6   Schwerpunkt
                                  gungen mit gerechtfertigten Anliegen weiterführen.           Um die Verkehrsprobleme
                                  Der Stadtrat hat für jedes einzelne dieser Anliegen          in der Innenstadt in den
                                  Verständnis, denn auch für ihn muss der öffentli-            Griff zu bekommen, will der
                                  che Raum eine hohe Qualität aufweisen.                       Stadtrat den öffentlichen
                                                                                               Verkehr priorisieren und
                                      Es ist ein anspruchsvoller Spagat, in Zeiten an-         den Fuss- und Veloverkehr
                                  gespannter Finanzlage allen Wünschen gerecht zu              fördern. Ziel ist, dass Luzern
                                  werden und dennoch zu sparen. Der Stadtrat hat               erreichbar bleibt.
Impressum
                                  gemeinsam mit dem Parlament ein Sparpaket ge-
Verantwortlich:                                                                           12   Abstimmung
Stelle für Kommunikation          schnürt, um einen ausgeglichenen Finanzhaushalt
Niklaus Zeier                     zu erreichen. Die Umsetzung demokratisch gefäll-             Parlament und Stadtrat
Dagmar Christen
                                  ter Entscheide hat also diesen Sommer zur Bänkli-            wollen mit einem Darlehen
                                  und Spielplatzdiskussion geführt.                            an ewl von 70 Mio. Franken
Autorinnen / Autoren:
Daniel Arnold (Aktuell)                                                                        einen wichtigen Schritt zur
Edith Arnold
                                      Wenn Entscheide umgesetzt werden, wird es                Umsetzung der Energie-
Melchior Bendel (MB)
                                  konkret und beim Sparen manchmal schmerzhaft.                und Klimastrategie tun. Die
Dagmar Christen (DC)
Urs Dossenbach (UD)               Dem Stadtrat ist es ein grosses Anliegen, unter Ein-         Stimmberechtigten ent-
Dragana Glavic (DG)                                                                            scheiden am 24. November.
Peter Schmidli (PS)
                                  bezug der wichtigen Anspruchsgruppen tragbare
Yanik Schubiger (YS)              Lösungen für die Umsetzung zu erarbeiten. So sol-
Christine Weber                   len weiterhin Masterpläne, Planungsberichte und
                                                                                          14   Quartier
Niklaus Zeier (NZ)                                                                             Der urbane Erholungsraum
                                  Strategiepapiere vorgelegt und breit diskutiert
                                                                                               Dietschiberg muss verschie-
Korrektorat:                      werden. Deren Umsetzung dürfte auch in Zukunft
Daniela Kessler                                                                                denste Bedürfnisse abde-
                                  zu engagierten Diskussionen führen:
                                                                                               cken. Mit dem Vernetzungs-
Erscheint fünfmal jährlich
                                                                                               projekt bringt die Stadt die
in einer Auflage von                  Im Verkehrsbereich sind diese Diskussionen
50’000 Exemplaren                                                                              Nutzer zusammen. Gemei-
                                  schon länger im Gang. Zur angedachten Verlage-
                                                                                               sam werden Lösungen zum
Grafik :                          rung von Verkehrsströmen im Rahmen des Gesamt-
                                                                                               Wohle aller gesucht.
hofmann.to                        verkehrskonzepts hat sich Widerstand im Hirsch-
                                  mattquartier formiert (S. 6 – 11). Auch die konkrete
Fotos:                                                                                    16   Schule
Franca Pedrazzetti (Front,        Umsetzung der Energie- und Klimastrategie stösst
3, 6, 8, 9, 10, 14, 15, 16, 17,   nicht nur auf ein positives Echo. Zwar wird das
18, 24)                                                                                   18   Porträt
                                  städtische Darlehen an ewl von den Fraktionen des
Heinz Dahinden (4, 21)
                                  Grossen Stadtrates unterstützt. Nicht alle aber         20   AKTUELl
Druck:                            sind vom Beitrag begeistert, den der Stadtrat für
Druckzentrum der Neuen
                                                                                               Der Sicherheitsbericht der
Luzerner Zeitung
                                  ein energiepolitisches Leuchtturmprojekt – die               Stadt Luzern – Der neue
                                  Wärmerückgewinnung aus der Stahlproduktion –                 Staffelnhof: wohnlich und
Titelbild:                        einsetzt (S. 13).
An der Kreuzung Kloster-                                                                       modern – Hangsicherung
strasse / Hirschengraben                                                                       Baselstrasse – CONTACT
haben alle Verkehrsteil-               Bei der Wohnraumpolitik, welche im Oktober              mit einem Beratungsange-
nehmenden ihren Raum              im Grossen Stadtrat behandelt wird, sucht der
erhalten.                                                                                      bot für Kinder und deren
                                  Stadtrat den Dialog mit dem Parlament, um die                Eltern, die getrennt leben.
Gedruckt auf Recycling-           vorgeschlagene Ausrichtung zu konkretisieren. Es
Papier, hergestellt in der
Schweiz
                                  ist unsere Aufgabe, gemeinsam Ziele zu definieren       24	Kehrseite
                                  und an deren Realisierung zu arbeiten. Die Bevöl-
© Stadt Luzern                    kerung soll gehört und einbezogen werden.
PLATZ FÜR ALLE 4 NEUE ORGANISATION 12 INVESTITION IN DIE ENERGIEWENDE - FÜR BETAGTENPFLEGE 18 PORTRÄT: STADT LUZERN
Nachgefragt

                             Ich setze mich dafür ein,
                             dass alle Sitzbänke bleiben
                             Grosser Aufruhr herrschte im vergangenen Sommer: Luzern will Sitzbänke abbau-
                             en, um sparen zu können. Zudem würden Spielplätze geschlossen. Stadtpräsident
                             Stefan Roth nimmt Stellung.

                                                                                                          sen beim Unterhalt von Spielplät-
                                                                                                          zen und Grünflächen sparen: Das
1                                                                                                         Gras wird weniger häufig gemäht,
                                                                                                          und Spielgeräte, welche den Si-
                                                                                                          cherheitsnormen nicht mehr ent-
                                                                                                          sprechen, werden abmontiert.
                                                                                                          Wir stehen aber im Gespräch mit
                                                                                                          den betroffenen Quartierverei-
                                                                                                          nen, um zu schauen, wo wir beim
                                                                                                          Unterhalt zusammenarbeiten
                                                                                                          können.

                                                                                                              Wurde die Öffentlichkeit
                                                                                                              über die Massnahmen nicht
                                                                                                              genau orientiert?
                                                                                                              Im September 2012 haben wir
                                                                                                          sie im Grundsatz über das Spar-
                                                                                                          paket informiert. Verschiedene
                                                                                                          Massnahmen werden erst im Jahr
                                                                                                          2015 umgesetzt, weshalb die Ein-
                                                                                                          zelheiten zu deren Umsetzung
                                                                                                          erst diesen Sommer entworfen
                                                                                                          wurden. Bei der Detailausarbei-
                                                                                                          tung kam es auf Anfragen von Me-
                                                                                                          dien zu Informationen aus der
                                                                                                          Verwaltung. Leider entstanden
                                                                                                          dabei Missverständnisse. Ich be-
                                                                                                          dauere diese Entwicklung sehr.

                                                                                                              Der Steuerfuss wurde er-
                                                                                                              höht, die Sparmassnahmen
                                                                                                              sind fast alle umgesetzt.
                                                                                                              Wann schreibt Luzern wie-
                                     Im Sommer haben die ange-           Ein Abbau von Sitzbänken in          der schwarze Zahlen?
                                     kündigten Sparmassnahmen        den zentralen und touristischen          Gemäss Finanzplanung wol-
                                     für Aufruhr gesorgt.Warum       Zonen war nie vorgesehen. Wir        len wir ab 2015 wieder eine aus­
                                     muss Luzern sparen?             führen zurzeit Gespräche über        geglichene Rechnung erreichen.
                                     In den letzten Jahren musste    eine Zusammenarbeit beim Un-         Um den eingeschlagenen Kurs
                                 die Stadt Mehraufgaben bei          terhalt der mehr als 1200 Bänke      halten zu können, braucht es eine
                                 zugleich sinkenden Einnah-          mit den Berufsverbänden Luzer-       hohe Ausgabendisziplin. Und wir
                                 men übernehmen. Das führte          ner Schreiner und luzernermaler.     wollen mehr Energie in die wirt-
                                 zu wieder­kehrenden Defiziten.      Auch die Luzern Tourismus AG         schaftliche Entwicklung stecken.
                                 Der Stadt­rat reagierte mit einer   unterstützt uns. Ich setze mich      Es gilt, in enger Zusammenarbeit
                                 Gesamtstrategie: 4 Mio. Fran-       dafür ein, dass alle Sitzbänke       mit Dritten die Entwicklungs-
                                 ken sparen und Steuern erhöhen.     bestehen bleiben.                    chancen aktiv zu nutzen. Mir
                                 Die Stimmberechtigten folgten                                            reicht eine schwarze Null nicht,
                                 ihm und sagten Ja zu einer Steu-        Ebenso konnte man lesen,         ich will den finanziellen Hand-
1 | Stadtpräsident Stefan        erfuss-erhöhung.                        der Stadtrat wolle Spiel-        lungsspielraum zurückgewinnen.
    Roth mit Margret
    Lenhard aus Stansstad.
                                                                         plätze schliessen.               Nur so können wir unsere schöne
    Die Luzerner Sitzbänke          Am meisten Protest richtete          Geschlossen wird keine Frei-     Stadt weiterentwickeln.
    haben auch über die             sich gegen die Sparmass-         fläche. Sonst müssten wir ja einen
    Stadtgrenzen hinaus
    für Diskussionsstoff            nahme, defekte Sitzbänke         Spielplatz oder einen Park einha-       Niklaus Zeier
    gesorgt.                        für immer abzubauen.             gen! Was aber stimmt: Wir müs-          Chef Kommunikation
PLATZ FÜR ALLE 4 NEUE ORGANISATION 12 INVESTITION IN DIE ENERGIEWENDE - FÜR BETAGTENPFLEGE 18 PORTRÄT: STADT LUZERN
4 |5                          Pflegeangebot

                              NEUE AUSGANGSLAGE ZWINGT
                              LUZERN ZUM HANDELN
                              Mit der neuen Pflegefinanzierung steigt der Wettbewerb zwischen privaten und
                              städtischen Heimen. Der Druck auf die Stadt nimmt zu. Mit einer neuen Organisa-
                              tion soll Pflegebedürftigen auch künftig ein Zuhause mit Qualität geboten werden.

                                                                                                            nal umfasst das private Angebot
                                                                                                            rund 70 Prozent, und nur rund 30
 1                                                                                                          Prozent der Alters- und Pflege-
                                                                                                            heime werden von den Gemein-
                                                                                                            den selber betrieben.
                                                                                                                Das Umfeld in der Pflege hat
                                                                                                            sich in den letzten Jahren stark
                                                                                                            verändert. Private und öffentliche
                                                                                                            Pflegeheime werden seit der Ein-
                                                                                                            führung der neuen, eidgenös-
                                                                                                            sisch geregelten Pflegefinanzie-
                                                                                                            rung gleich behandelt. Die Stadt
                                                                                                            zahlt die nicht gedeckten Pflege-
                                                                                                            kosten. Dadurch werden städti-
                                                                                                            sche Pflegeheime vermehrt mit
                                                                                                            privaten Institutionen gemessen
                                                                                                            und stehen in einem direkten
                                                                                                            Wettbewerb.

                                                                                                               Private Angebote wachsen
                                                                                                                 Der Anteil der älteren Bevöl-
                                                                                                            kerung in Luzern ist sehr hoch,
                                                                                                            trotz der Verjüngung nach der Fu-
                                                                                                            sion mit Littau. Die Stadt steht
                                                                                                            unter den Schweizer Städten an
                                      Ältere Menschen in der Stadt      die Qualität auf hohem Niveau er-   dritter Stelle, was die Anzahl der
                                  Luzern sollen jetzt und auch in       halten bleibe und die Stadt Lu-     Personen über 65 Jahre betrifft,
                                  Zukunft in einem Umfeld alt wer-      zern ein Ort sei, an dem man sich   hinter Basel und Schaffhausen.
                                  den, in dem sie sich wohl und zu-     im Alter zuhause fühle.             Die Berechnungen zeigen, dass
                                  hause fühlen. Ob daheim mit Un-           Deshalb passt die Stadt Lu-     das städtische Pflegeangebot über
                                  terstützung von Angehörigen und       zern, je nach Budgetmöglichkei-     2020 hinaus zahlenmässig ge-
                                  Spitex, ob in einer Alterswohnung     ten, die Angebote zur Unterstüt-    nügt. Die ältere Generation weist
                                  mit betreutem Wohnen oder in          zung älterer Menschen laufend       teilweise eine höhere Kaufkraft
                                  einem Pflegeheim oder in einer        an. Erst Ende August 2013 durfte    als früher auf. Daher stehen diese
                                  Pflegewohnung: Immer steht der        der Stadtrat zum Beispiel das sa-   Betagten auch im Fokus von pri-
                                  Mensch, seine Lebensqualität          nierte und erweiterte Betagten-     vaten Heimanbietern, die zuneh-
                                  und sein Wohl im Zentrum. Diese       zentrum Staffelnhof wieder sei-     mend auf dem Markt auftreten.
                                  Maxime will der Stadtrat in seiner    nen Bewohnerinnen und Bewoh-        Beispiele dazu bilden das Tertia-
                                  Alterspolitik auch in Zukunft mit     nern übergeben.                     num in Luzern, welches in Zu-
                                  dem städtischen Angebot und                                               kunft noch mehr Pflegeplätze
                                  Dienstleistungen für die ältere          Direkter Wettbewerb              anbieten will. Aber auch andere
                                  Generation garantieren können.            Neben den sechs städtischen     private Pflegeheime in Luzern
                                      «Die Qualität der städtischen     Einrichtungen bieten in der Stadt   verfolgen Neu- und Ausbaupro-
                                  Altersversorgung ist hoch. Wir        Luzern acht private Heime ihre      jekte: In der neuen Überbauung
1 | Die Form einer gemein-        dürfen stolz sein auf das, was wir    Dienstleistungen in der Langzeit-   beim Bahnhof in Ebikon bietet
    nützigen AG soll den
    städtischen Heimen,
                                  gemeinsam erreicht haben und          pflege an. Damit decken sie vom     Senevita Seniorenwohnungen
    Alterssiedlungen und          täglich leisten», hält Sozialdirek-   Gesamtvolumen der Heim- und         und Einzelzimmer für Pflegebe-
    Pflegewohnungen               tor Martin Merki gegenüber den        Pflegeplätze rund 30 Prozent ab.    dürftige an. Schliesslich ent-
    ge­nügend Flexibilität
    geben, um für ältere          städtischen Mitarbeitenden in         Den klar grösseren Teil umfasst     stehen bis 2015 auch in Emmen
    Menschen ein Zuhause          den fünf Betagtenzentren, in den      mit rund 70 Prozent das städti-     neue Alterswohnungen mit be-
    zu schaffen und gleich-       Pflegewohnungen und weiteren          sche Angebot. Im schweizweiten      treutem Wohnen; Betreiberin
    zeitig im Wettbewerb
    mit Privaten bestehen         Einrichtungen fest. Der Stadt-        Vergleich fällt diese Aufteilung    ist eine Firma aus Zürich. Dem
    zu können.                    rat wolle alles daransetzen, dass     deutlich aus dem Rahmen. Natio-     städtischen Angebot steht eine
PLATZ FÜR ALLE 4 NEUE ORGANISATION 12 INVESTITION IN DIE ENERGIEWENDE - FÜR BETAGTENPFLEGE 18 PORTRÄT: STADT LUZERN
Die AG bleibt in
                                                                                   städtischer Hand
                                                                                                    Der Stadtrat will auch in Zukunft ein Angebot
                                                                                                für pflegebedürftige Menschen mit hoher Qualität
                                                                                                bereitstellen. Dabei steht die Stadt immer stärker
                                                                                                im direkten Wettbewerb mit privaten Anbietern.
                                                                                                Mit einer neuen Organisation will er mehr Flexibi-
wachsende Zahl privater, mo­              Mehr Handlungsspielraum                               lität erreichen und schneller auf Entwicklungen re-
derner Einrichtungen gegenüber,            Mit der angestrebten finanzi-                        agieren. Dafür bietet sich die Rechtsform der ge-
die dank schlanker Strukturen          ellen Unabhängigkeit von der                             meinnützigen AG an.
ihre Angebote schnell und flexi-       Stadtverwaltung bekäme die neue
bel neuen Herausforderungen            Trägerschaft der Heime und Pfle-                                 Martin Merki, was ist eine gemein-
anpassen können.                       gewohnungen, die gemeinnüt-                                      nützige AG?
                                       zige AG, mehr Handlungsspiel-                                   Eine gemeinnützige Aktiengesellschaft
   Herausforderung anpacken            raum. Sie könnte wie die privaten                           (gAG) zeichnet sich dadurch aus, dass sie allfäl-
     «Für diese neuen Herausfor-       Anbieter schneller notwendige                               lige Gewinne wieder investieren muss. Sie ist
derungen müssen wir uns jetzt          neue Pflegeangebote realisieren                             also nicht gewinnorientiert wie eine übliche AG.
optimal rüsten», hält Stadtrat         und konkurrenzfähig bleiben.                                Sie ist vergleichbar mit einer Stiftung. Sie kann
Martin Merki fest. Daher hat der       Die gewonnene Handlungsfrei-         Martin Merki,          flexibel handeln und ist transparent organisiert.
Stadtrat in den vergangenen Jah-       heit und die schlankeren Struktu-    Sozialdirektor:
                                                                            «Wenn wir weiter-
ren verschiedene Wege geprüft,         ren kämen auch der Attraktivität                                Und wem gehört diese gemeinnützige AG?
                                                                            hin ein Angebot
um auf die neuen Entwicklungen         der Arbeitsplätze zugute. Mit ei-    mit Qualität               Die AG ist zu 100 Prozent im Eigentum der
im Pflegeangebot und auf den           nem zeitgemässen, individuell        wollen, benötigen      Stadt Luzern. Der Stadtrat bildet die Aktionärs-
entstandenen Wettbewerb unter          anwendbaren Pflegeangebot und        auch wir mehr          versammlung, die den Verwaltungsrat wählt.
den verschiedensten Anbietern          mit ausgewiesenem Fachperso-         Flexibilität.»
reagieren zu können. Er kam zum        nal wären die städtischen Heime                              Hat die städtische Politik noch Einfluss auf das
Schluss, dass die Umwandlung           und Pflegewohnungen der ge-                                  Wirken dieser gemeinnützigen AG?
der städtischen Dienstabteilung        meinnützigen AG für die Zukunft                              Natürlich. Die städtische Politik behält die volle
Heime und Alterssiedlungen in          gut aufgestellt. Diese Überlegun-                        Kontrolle über diese Gesellschaft. Auf der Basis des
eine gemeinnützige Aktiengesell-       gen veranlassten den Stadtrat, die                       Reglements zur Pflegeversorgung verfassen die
schaft im Eigentum der Stadt Lu-       Umwandlung der Dienstabtei-                              Stadt und die AG eine Leistungsvereinbarung. Die
zern die beste Antwort auf die         lung Heime und Alterssiedlungen                          Eigentümerstrategie bleibt in den Händen der
neue Ausgangslage sei. Dieser Ab-      in eine gemeinnützige AG im Ei-                          Stadt, gleich wie bei ewl und vbl. Mit der Gesamt-
teilung gehören die Betagtenzen-       gentum der Stadt Luzern konse-                           planung genehmigt das Parlament die Eigentümer-
tren Eichhof, Dreilinden, Rosen-       quent zu verfolgen.                                      strategie und Rahmenkredite für Leistungsauf-
berg, Staffelnhof, Wesemlin und                                                                 träge. Jährlich behandelt es den Controllingbericht.
die Pflegewohnungen an sowie              Abstimmung im Mai 2014
das Angebot des Betreuten Woh-             Im Juni 2012 hat das städti-                             Warum wollen Sie die Dienstabteilung Heime
nens in den städtischen Alters-        sche Parlament dem Stadtrat den                              und Alterssiedlungen in eine gemeinnützige
siedlungen.                            Auftrag erteilt, ein Detailkonzept                           AG umwandeln?
     Schon seit zehn Jahren wird       «Pflegeversorgung in der Stadt Lu-                           Die neue Pflegefinanzierung fordert uns her-
die Dienstabteilung Heime und          zern» und ein weiteres Konzept                           aus. Denn die privaten Anbieter erhalten die glei-
Alterssiedlungen mit Leistungs-        zur Neuausrichtung der Dienst-                           chen Voraussetzungen wie die öffentlichen Heime.
auftrag und Globalbudget ge-           abteilung Heime und Alterssied-                          Nur: Sie sind viel einfacher strukturiert und kön-
führt, seit zwei Jahren als Spezial-   lungen zu erarbeiten und dem                             nen flexibler handeln. Somit können sie bei ge­
finanzierung, unabhängig von           Parlament vorzulegen. Diese bei-                         sellschaftlichen Entwicklungen schneller neue
der städtischen Rechnung. Der          den Konzepte werden Anfang No-                           Angebote bereitstellen. Wir müssen uns zuerst
Veränderungsprozess ist damit          vember 2013 der Öffentlichkeit                           innerhalb der Verwaltung im Budgetprozess ge-
bereits lange vorbereitet. «Mit der    vorgestellt. Im Dezember 2013 be-                        gen andere Projekte durchsetzen. Mit den einge-
Umwandlung von Heime und Al-           rät das Parlament die beiden Be-                         schränkten städtischen Finanzen ist das eine be-
terssiedlungen in eine gemein-         richte. Die Volksabstimmung zur                          sondere Herausforderung. Anschliessend folgen
nützige AG im Eigentum der Stadt       Frage, ob die Heime und Alters-                          noch der parlamentarische Prozess und oft eine
führen wir somit weiter, was wir       siedlungen in eine gemeinnüt-                            Volksabstimmung.
schon vor Jahren begonnen ha-          zige Aktiengesellschaft im Eigen-                            Wenn wir weiterin für die uns anvertrauten
ben», gibt Martin Merki zu Proto-      tum der Stadt Luzern umgewan-                            pflegebedürftigen Menschen ein Angebot mit
koll. «Diese neue Organisation ist     delt werden sollen, ist für den                          Qualität zur Verfügung stellen wollen, benötigen
kein Bruch mit dem, was in den         18. Mai 2014 vorgesehen.                                 auch wir mehr Flexibilität. Wir wollen bei der
letzten Jahren aufgebaut worden                                                                 Pflegeversorgung weiterhin eine führende Rolle
ist, sondern ein logischer nächs-         Niklaus Zeier                                         spielen, hohe Qualität bieten und eine attraktive
ter Schritt.»                             Chef Kommunikation                                    Arbeitgeberin bleiben.
PLATZ FÜR ALLE 4 NEUE ORGANISATION 12 INVESTITION IN DIE ENERGIEWENDE - FÜR BETAGTENPFLEGE 18 PORTRÄT: STADT LUZERN
6|7                             Verkehr

                                Schnell und
                                Sicher ans Ziel
                                Der Verkehr wird in den nächsten Jahren zunehmen. Schon heute sind die Strassen
                                in der Luzerner Innenstadt vor allem zu Stosszeiten verstopft. Damit Luzern in
                                Zukunft sicher erreichbar ist, setzt der Stadtrat auf den öffentlichen Verkehr und
                                den Fuss- und Veloverkehr.

                                                                                                Watt-Gesellschaft. Um die Verkehrsprobleme in der
                                                                                                Agglomeration in den Griff zu bekommen, arbeiten
 1                                                                                              der Kanton Luzern, die Stadt Luzern, der Verkehrs-
                                                                                                verbund Luzern (VVL) und der Gemeindeverband
                                                                                                LuzernPlus eng zusammen. So wurde die Einfüh-
                                                                                                rung der Busspur an der Pilatusstrasse gemeinsam
                                                                                                geplant. Auch viele andere Massnahmen (siehe
                                                                                                S. 7) wurden gemeinsam erarbeitet. Die meisten von
                                                                                                ihnen sind im Agglomerationsprogramm Luzern
                                                                                                aufgelistet, das der Kanton dem Bund zur Beurtei-
                                                                                                lung zugestellt hat. Wird es gutgeheissen, wird sich
                                                                                                der Bund an den Massnahmen finanziell beteiligen.

                                                                                                   Nicht auf den Tiefbahnhof warten
                                                                                                    Im Agglomerationsprogramm sind auch die bei-
                                                                                                den Schlüsselmassnahmen Tiefbahnhof Luzern so-
                                                                                                wie der Bypass mit den Spangen Nord und Süd auf-
                                                                                                geführt. Da diese Grossprojekte aber nicht vor 2030
                                                                                                realisiert werden, erarbeiten Stadt, Kanton, VVL
                                                                                                und LuzernPlus gemeinsam ein Gesamtverkehrs-
                                                                                                konzept «Agglomerationszentrum Luzern». Es wird
                                                                                                aufzeigen, welche Massnahmen neben den bereits
                                          Das Agglomerationszentrum Luzern hat ein Ver-         geplanten zusätzlich nötig sind. Die Ziele: die Ver-
                                      kehrsproblem: In der Hauptverkehrszeit treten auf         kehrssicherheit erhöhen, den öffentlichen Verkehr
                                      den Hauptachsen regelmässig Überlastungen auf.            sowie den Fuss- und Veloverkehr ausbauen und at-
                                      Kleinste Störungen lassen den Verkehr kollabieren.        traktiver gestalten, den Autofahrenden, die in die
                                      Ob im Auto oder im Bus, alle stecken im Stau.             Stadt gelangen müssen, den dafür nötigen Raum
                                      Schleichverkehr durch die Quartiere beeinträchtigt        zur Verfügung stellen sowie die Lebens- und Auf-
                                      die Lebensqualität und die Verkehrssicherheit. Die        enthaltsqualität im Zentrum verbessern.
                                      Folge davon ist, dass die Stadt Luzern nicht mehr             Gestützt auf diese Ziele und das Agglomerati-
                                      zuverlässig erreichbar ist. Das sind ungünstige Vo-       onsprogramm hat der Stadtrat eine Mobilitätsstra-
                                      raussetzungen für mehr wirtschaftliches Wachstum          tegie erarbeitet, die er im Januar 2014 dem Grossen
                                      und zusätzliches Steuersubstrat.                          Stadtrat vorlegt. Ziel ist es, dafür zu sorgen, dass zu-
                                          2010 haben die Stimmberechtigten Ja gesagt            mindest ein Verkehrsmittel im Zentrum in Stoss-
                                      zum Reglement für eine nachhaltige städtische Mo-         zeiten zuverlässig funktioniert. Der Stadtrat setzt
1 | Vorbildliche Kreuzung
    Hirschengraben / Kloster-
                                      bilität. Es verpflichtet den Stadtrat, dafür zu sorgen,   auf den öffentlichen Verkehr. Mit Busspuren und
    strasse: Die Busse haben          dass Mehrverkehr umweltfreundlich mit dem öf-             Busbevorzugung sollen Verlustzeiten verkleinert
    eine Busspur erhalten,            fentlichen Verkehr und dem Fuss- und Veloverkehr          und die Zuverlässigkeit des Fahrplans erhöht wer-
    die Velofahrenden eine
    sichere Querung über              bewältigt wird und der motorisierte Individualver-        den. Zudem will er den Fuss- und Veloverkehr wei-
    den Hirschengraben.               kehr nicht über das heutige Ausmass ansteigt. Ein         terentwickeln und Unfallschwerpunkte sanieren.
                                      leistungsfähiger öffentlicher Verkehr ist auch die
2 | Geplante Verkehrsmass-
    nahmen in der Luzerner            Voraussetzung für die Umsetzung der Ziele der von            Urs Dossenbach
    Innenstadt.                       der Bevölkerung an der Urne beschlossenen 2000-              Projektleiter Kommunikation
PLATZ FÜR ALLE 4 NEUE ORGANISATION 12 INVESTITION IN DIE ENERGIEWENDE - FÜR BETAGTENPFLEGE 18 PORTRÄT: STADT LUZERN
2

                                23
                      31
                                                                                                                                             23

                                                                                    10
                                                                                              2
                                24
                           9

                                                                                                                                   9
                                                                                                                                                      19

                                                                 25

                                                                                                                                                           28
                      32

                                                                 27
    20        4                                                                                                                   32
                                                                                         17            5
                       21

         26                                                                                                    20        4
                                                                             29                                                    21
                                                                                                  8
                                                                                                                    26
          3
                               14
                                                                                                  12 22
                                                                                                                     3
                               13                                                                                                           14
              Aufwertung der Strassen-       17 | Veloweg Kasernen-
         33   räume                               platz – Geissmattbrücke
              1 | Bruchstrasse vom           18 | Radweg Waldegg–                                 1
                  Durchgangsverkehr               Biregg                                                                                    13
                        11
                  befreien                   19 | Rad- und Gehweg                                                   33
              2 | Libellenstrasse vom             Brüel–Adligenswil
                  Durchgangsverkehr          20 | Konzept Velopar­
                  befreien                        kierung Innenstadt                                                                   11
              36| Gesamterneuerung
                  Hirschmatt                 Öffentlicher Verkehr
              4 | Aufwertung Bahnhof­        21 | Doppelbusperron
                                15
                  strasse                         am Bahnhof
                                                                                                                             6
              5 | Aufwertung Grendel /       22 | Kein Umsteigen mehr
                  Löwengraben                     am Pilatusplatz:
              6 | Gesamtsanierung des             neue Buslinie 3                                                                                15
                  Strassenraums im Steg-          Kriens – Emmen
                  hof                        23 | Buslinie 1 bis Ebikon       23
              7 | Gestaltung der Aussen-          verlängern und Verlust-
                  räume auf der Allmend           zeiten eliminieren
              8 | Aufwertung der             24 | Busspur Fluhmühle –
                  Strassenräume in der            Reussbühl
                  Kleinstadt                 25 | Buspriorisierung Spital-         16
                                                  strasse
7             Velo- und Fussverkehr          26 | Busspur Pilatusstrasse
              9 |18Veloweg Schlossberg–      27 | Busspur Baselstrasse
                   Alpenstrasse–Luzerner-    28 | Trolleybuslinie 6 nach
                   hof                            Büttenen verlängern                                      7
              10 | Radverkehrsanlage         29 | Gütschbahn
                                                                                                                             18
                   Friedentalstrasse–Sedel
              11 | Velo- und Fussweg         Motorisierter Individual-
                   Neustadt–Fruttstrasse     verkehr                                              30
              12 | Veloquerung Pilatus­      30 | Veranstaltungspark-
                   platz                          platz auf der Allmend
              13 | Veloverbindung Neu-            ausbauen
                   stadt– Zentralstrasse     31 | Attraktive und sichere
                   mit Umfahrung des              Verkehrsverbindungen
                   Bundesplatzes                  in Luzern Nord
              14 | Velotunnel Bahnhof        32 | Verkehrskonzept für
              15 | Radstreifen Geissen­           den Car-Tourismus
                   steinring                 33 | Moosstrasse / Bundes-
              16 | Velo- und Fussweg auf          platz: Verkehrssicher-
                   dem alten Trassee der          heit erhöhen, Verkehrs-
                   Zentralbahn                    fluss verbessern
PLATZ FÜR ALLE 4 NEUE ORGANISATION 12 INVESTITION IN DIE ENERGIEWENDE - FÜR BETAGTENPFLEGE 18 PORTRÄT: STADT LUZERN
8 |9                             Verkehr

                                 Neue Busspuren, sichere
                                 Velowege, weniger Staus
                                 Zahlreiche Verkehrsmassnahmen sind bereits in Planung, weitere werden folgen.
                                 Alle zielen darauf ab, dass die Innenstadt erreichbar bleibt und die Lebens- und
                                 Aufenthaltsqualität erhöht wird.

                                         UD. Ob mit dem Auto, dem Bus, dem Velo oder           viele Bewohnerinnen und Bewohner erreichbar
                                     zu Fuss – alle wollen schnell und sicher ans Ziel ge-     bleibt. Die Innenstadt wird weitgehend vom Durch-
                                     langen. In einer Stadt wie Luzern ist der Raum aber       gangsverkehr befreit. Dies ermöglicht, dass jene,
                                     begrenzt. Wenn immer mehr in oder durch die Stadt         die aufs Auto angewiesen sind, in die Stadt gelan-
                                     wollen, kommt es zwangsläufig zu Staus und zu ge-         gen können. Die Strassenräume werden attraktiv
                                     fährlichen Situationen.                                   gestaltet.
                                         Der Stadtrat hat in seiner Mobilitätsstrategie for-       Mit dieser Strategie will der Stadtrat auch dafür
                                     muliert, wie sich der Verkehr in der Luzerner Innen-      sorgen, dass die Luft- und Lärmbelastung abnimmt
                                     stadt entwickeln soll: Das Fuss- und Velonetz wird        und die Stadt auf dem Weg zur 2000-Watt-Gesell-
                                     ausgebaut. Neue Busspuren und neue Buslinien              schaft noch attraktiver und lebenswerter wird. Die
                                     sorgen dafür, dass die Innenstadt für möglichst           Strategie im Überblick:

1 | Der Spitzenwert von                                                                           Gut zu Fuss
    2600 Passanten pro                                                                             Wichtige Orte in der Luzerner Innenstadt sind
    Stunde beziehungsweise
    über 40 Personen pro              1                                                        zu Fuss gut zu erreichen. Durchschnittlich 80’000
    Minute wurde am                                                                            Personen überqueren pro Tag die See-, Kapell-,
    Samstag, 7. Juli 2012,                                                                     Reuss- und Spreuerbrücke und den Rathaussteg. An
    von 10 bis 11 Uhr auf
    dem Rathaussteg ver-                                                                       Samstagen steigt dieser Wert auf über 110’000 Per-
    zeichnet.                                                                                  sonen. Die 2012 erhobenen Zahlen belegen die Be-
                                                                                               deutung des Fussverkehrs für die Innenstadt. Sie
2 | Schnell und sicher
    von der Luzerner Innen-                                                                    zeigen, dass diese Verkehrsart in den Gesamt­
    stadt über die Allmend                                                                     verkehrsüberlegungen vermehrt beachtet werden
    nach Horw oder Kriens:
    Das alte Trassee der
                                                                                               muss. Der Stadtrat möchte den Anteil des Fussver-
    Zentralbahn soll zu                                                                        kehrs am Gesamtverkehr bis 2035 von heute 10 auf
    einem zwei Kilometer                                                                       15 Prozent erhöhen. Dazu will er die Sicherheit für
    langen Velo- und Fuss-
    gängerweg umgebaut
                                                                                               Fussgänger vor allem auf Fussgängerstreifen, aber
    werden.                                                                                    auch auf den Schulwegen über den Littauerberg er-
                                                                                               höhen, lange Wartezeiten an Lichtsignalanlagen re-
3 | Am Abend geht oft gar
    nichts mehr: Die Busspur                                                                   duzieren und die Verbindungen so weit als möglich
    in der Pilatusstrasse soll                                                                 behindertengerecht gestalten. Zudem soll das Fuss-
    helfen, dass die über                                                                      gängerleitsystem ausgebaut werden.
    100 Busse, die pro Stun-
    de zum Bahnhof fahren,
    den Fahrplan einhalten                                                                        Schnell von A nach B
    können.                                                                                         Wer in Luzern schnell von A nach B gelangen
4 | Damit der Verkehr in              2                                                        will, nimmt vorzugsweise das Velo. Es ist nicht nur
    der Stadt funktioniert,                                                                    schnell, sondern auch umweltfreundlich und platz-
    soll die Innenstadt mög-
                                                                                               sparend. Ziel des Stadtrates ist es deshalb, den An-
    lichst vom Durchgangs-
    verkehr befreit werden.                                                                    teil der Velofahrenden am Gesamtverkehr bis 2035
    Dies schafft Raum für                                                                      von heute 6 auf 25 Prozent zu erhöhen. Damit das
    jene, die zum Beispiel
                                                                                               Velofahren noch attraktiver wird, will er genügend
    aus wirtschaftlichen
    Gründen mit dem Auto                                                                       Abstellplätze zur Verfügung stellen und Lücken im
    in die Innenstadt ge­                                                                      Radwegnetz schliessen, zum Beispiel jene zwischen
    langen müssen.
                                                                                               Kasernenplatz und Geissmattbrücke oder Würzen-
5 | Am Sonntag, 22. Sep-                                                                       bach und Adligenswil. Zudem soll die Sicherheit er-
    tember 2013, haben                                                                         höht werden, unter anderem mit Umfahrungen des
    die Luzerner Stimmbe-
    rechtigten die Initiative
                                                                                               Pilatus- oder des Bundesplatzes. Auf dem alten Tras-
    «Für eine attraktive                                                                       see der Zentralbahn plant die Stadt Luzern einen
    Bahnhofstrasse in der                                                                      zwei Kilometer langen Velo- und Fussgängerweg.
    Stadt Luzern» ange-
    nommen. Sie soll wenn                                                                      Leider konnten sich der Kanton und die Gemein-
    immer möglich auto­-                                                                       den Luzern, Kriens und Horw bis jetzt noch nicht
    frei werden.                                                                               über eine Finanzierung einigen.
PLATZ FÜR ALLE 4 NEUE ORGANISATION 12 INVESTITION IN DIE ENERGIEWENDE - FÜR BETAGTENPFLEGE 18 PORTRÄT: STADT LUZERN
Busspur Pilatusstrasse
                                                            Der Bundesplatz und die
                                                            Moosstrasse werden
       Taktfahrplan einhalten                               Ende Jahr umgestaltet.
                                                            Die Massnahmen sollen
        Der Bau des Durchgangstiefbahnhofs und der
                                                            die Verkehrssicherheit
3   Ausbau des S-Bahn-Netzes sind zentrale Massnah-
                                                            erhöhen und den Ver-
    men, um die Verkehrsprobleme in und rund um die
                                                            kehrsfluss verbessern.
    Stadt Luzern zu lösen. Ein attraktives Bahnnetz kann
                                                            Dies sind wichtige Vor-
    seine Wirkung aber nur entfalten, wenn die Fein-        aussetzungen, dass im
    verteilung mit dem Bus funktioniert. Heute stehen       Frühling 2014 die Bus-
    viele Busse vor allem in den Stosszeiten im Stau. Wo    spur in der Pilatusstrasse
    immer möglich sollen die Busse künftig eigene Bus-      von der Morgarten-
    spuren erhalten. Bereits realisiert ist jene am Hir-    strasse zum Bahnhof
    schengraben. Weitere sind in Planung: Baselstrasse,     verlängert werden kann.
    Pilatusstrasse oder Fluhmühle–Reussbühl. Zusam-         Denn dadurch ist für Au-
    men mit den Partnern im öffentlichen Verkehr setzt      tofahrende das Rechts-
    sich die Stadt zudem dafür ein, dass die Kapazität      abbiegen von der Pila-
    laufend erhöht wird, Buslinien mit der S-Bahn ver-      tusstrasse zum Bahnhof
    knüpft und neue Direktverbindungen geschaffen           nicht mehr möglich. Sie
    werden. Dazu gehört auf den Fahrplanwechsel 2014        können den Bahnhof
                                                            künftig über den Bun-
    die Verlängerung der Trolleybuslinie 6 nach Bütte-
                                                            desplatz und die Zent-
    nen oder die Linie 14, die über den Bahnhof hinaus
                                                            ralstrasse erreichen.
    bis zum Südpol verlängert wird.
                                                            Von den Massnahmen
                                                            profitieren alle Ver-
       Ohne Staus in, aber nicht durch die Stadt            kehrsteilnehmenden:
        Wer mit dem Auto in die Stadt muss, soll dies       Die Busse sind schneller
4   künftig ohne Staus tun können. Damit dies möglich       am Bahnhof. Für die
    wird, will der Stadtrat die Innenstadt weitgehend       Autofahrenden wird die
    vom Durchgangsverkehr befreien. Zentrale Mass-          Situation rund um den
    nahmen dazu sind der Bypass sowie die Spangen           Bundesplatz übersicht­
    Nord und Süd, die allerdings nicht vor 2030 gebaut      licher, und die Sicherheit
    werden. Mittelfristig setzt der Stadtrat auf die Bus-   für Velofahrende und
    bevorzugung und somit auf punktuelle Einschrän-         Fussgänger wird deut-
    kungen der Kapazität für die Autos. Damit kann er       lich erhöht.
    auch die Ziele des 2010 von den Stimmberechtigten
    gutgeheissenen Reglements für eine nachhaltige
    städtische Mobilität erreichen und dafür sorgen,
    dass der Autoverkehr nicht über das heutige Aus-
    mass ansteigt. Der Stadtrat will zudem die Wohn-
    quartiere flächendeckend vom Verkehr entlasten
    und die Unfallschwerpunkte sanieren. So soll Ende
    2013 auf dem Bundesplatz und der Moosstrasse die
    Verkehrssicherheit erhöht und der Verkehrsfluss
    soll verbessert werden.

       Attraktive Aufenthaltsräume
        Strassen sind nicht nur Verkehrswege, sondern
5   auch Aufenthaltsräume. Dem Stadtrat ist es deshalb
    ein Anliegen, dass in den Quartieren flächende-
    ckend Tempo 30 eingeführt wird. Zudem will er
    die öffentlichen Räume und Plätze und die Ufer ent-
    lang der Gewässer attraktiv gestalten. Am Sonntag,
    22. September 2013, haben die Luzerner Stimmbe-
    rechtigten die Initiative «Für eine attraktive Bahn-
    hofstrasse in der Stadt Luzern» angenommen. Sie
    soll wenn immer möglich autofrei werden. Weitere
    Projekte sind unter anderen die Gesamterneuerung
    Hirschmatt, die Aufwertung des Grendels, die Lö-
    sung des Carproblems am Schwanenplatz, die Re-
    alisierung der Naturarena Rotsee, die Aufwertung
    des Seeufers vom Europaplatz zur Ufschötti oder
    die attraktive Gestaltung des neuen Stadtzentrums
    Luzern Nord rund um den Seetalplatz. Dazu gehört
    auch die Gestaltung des Dorfkerns Reussbühl, der
    bis in fünf Jahren vom Durchgangsverkehr befreit
    sein wird.
PLATZ FÜR ALLE 4 NEUE ORGANISATION 12 INVESTITION IN DIE ENERGIEWENDE - FÜR BETAGTENPFLEGE 18 PORTRÄT: STADT LUZERN
10 | 11                        Verkehr

                               «Wir setzen auf den
                               öffentlichen Verkehr»
                               Als Direktor Umwelt, Verkehr und Sicherheit muss er dafür sorgen, dass der
                               Verkehr in der Stadt rollt. Um dies zu verwirklichen, setzt Stadtrat Adrian Borgula
                               auf Massnahmen wie die Einführung der Busspur in der Pilatusstrasse.

                                                                                           Diese Strategie möchten wir mit den Parlamenta-
                                                                                           rierinnen und Parlamentariern und mit der Öffent-
1                                                                                          lichkeit diskutieren. Wir bereiten deshalb einen
                                                                                           Planungsbericht vor, den wir dem Grossen Stadtrat
                                                                                           Anfang 2014 vorlegen werden.

                                                                                               Was sind die wichtigsten Punkte dieser
                                                                                               Mobilitätsstrategie?
                                                                                               Die Grundlage für die Strategie ist das Regle-
                                                                                           ment für eine nachhaltige städtische Mobilität. Es
                                                                                           verpflichtet den Stadtrat, dafür zu sorgen, dass der
                                                                                           in den nächsten Jahren zu erwartende zusätzliche
                                                                                           Verkehr umweltfreundlich mit dem öffentlichen
                                                                                           Verkehr und dem Fuss- und Veloverkehr bewältigt
                                                                                           wird und der motorisierte Individualverkehr nicht
                                                                                           über das heutige Ausmass ansteigt. Wir können
                                                                                           nicht mehr oder breitere Strassen bauen. Wir
                                                                                           können aber dafür sorgen, dass zumindest ein Ver-
                                                                                           kehrsmittel im Zentrum auch in Stosszeiten zu­
                                                                                           verlässig funktioniert. Wir setzen dabei auf den öf-
                                                                                           fentlichen Verkehr. Zudem wollen wir auch den
                                                                                           Fuss- und Veloverkehr weiterentwickeln. In einer
                                                                                           überschaubaren Stadt wie Luzern können diese
                                                                                           wichtige Funktionen übernehmen. Wenn wir nicht
                                                                                           im Verkehr ersticken und die klimapolitischen Ziele
                                                                                           erreichen wollen, müssen wir uns fragen, wie viel
                                                                                           Mobilität wir wollen, ob wirklich alle Mobilitätsbe-
                                                                                           dürfnisse befriedigt werden müssen.
                                       Welche Verkehrsmittel benutzen Sie?
                                       Meistens bin ich mit dem Velo unterwegs. Sel-          Die Autofahrenden dürfte dies kaum freuen ...
                                   ten nehme ich den Bus. Wenn ich weiter weg muss,           Wir wollen die Autofahrenden nicht aus der
                                   fahre ich mit dem Zug. Die Kombination «Velo und        Stadt vertreiben. Damit der Verkehr in der Stadt
                                   Zug» garantiert mir, dass ich schnell, ohne Staus       funktioniert, muss es unser Ziel sein, die Innenstadt
                                   und ohne Verlustzeiten am gewünschten Ort an-           möglichst vom Durchgangsverkehr zu befreien.
                                   komme.                                                  Dies schafft Raum für jene, die zum Beispiel aus
                                                                                           wirtschaftlichen Gründen mit dem Auto in die In-
                                       In einer Bevölkerungsbefragung 2012 haben           nenstadt gelangen müssen. Ich denke da etwa an
                                       die Luzernerinnen und Luzerner die Verkehrs-        Gewerbetreibende.
                                       belastung als grösstes Problem wahrgenom-
                                       men. Wie beurteilen Sie die Situation?                   In welchen Bereichen setzen Sie in den nächs-
                                       Die rund 60 Prozent der Befragten, die diese Aus-        ten Jahren den Hebel an?
                                   sage gemacht haben, sind ein deutliches Zeichen.             Gemeinsam mit dem Kanton Luzern, dem Ver-
                                   Viele haben damit den Lärm, die Luftbelastung und       kehrsverbund Luzern und LuzernPlus erarbeiten
                                   allgemein die Hektik angesprochen. Andere ärgern        wir ein Gesamtverkehrskonzept (siehe S. 11). Es soll
                                   sich darüber, dass sie den Zug verpassen, weil der      aufzeigen, welche Massnahmen nötig sind, um die
                                   Bus im Stau an der Pilatusstrasse stecken bleibt,       Ziele der Mobilitätsstrategie zu erreichen. Wir wer-
                                   oder dass sie in den Stosszeiten mit dem Auto nicht     den aber nicht warten, bis das Konzept fertiggestellt
                                   schnell genug vorwärtskommen.                           ist. Bereits geplante Massnahmen, die im Agglome-
1 | Stadtrat Adrian Borgula:
    «Wir müssen uns fragen,                                                                rationsprogramm des Kantons aufgeführt sind,
    wie viel Mobilität wir             Wie wollen Sie diese Verkehrsprobleme               wollen wir sukzessive umsetzen. So haben wir die
    wollen, ob wirklich                anpacken?                                           Busspur am Hirschengraben eingeführt. Ende Jahr
    alle Mobilitätsbedürf-
    nisse befriedigt werden            Wir haben in der Direktion eine Mobilitätsstra-     werden wir am Bundesplatz und in der Moosstrasse
    müssen.»                       tegie entwickelt, der der Stadtrat zugestimmt hat.      Massnahmen umsetzen, um die Verkehrssicherheit
Agglomerations-
                                                                                                               programm Luzern
                                                                                                               Der Bund beteiligt sich
                                                                                                               finanziell an Verkehrs-
                                                                                                               massnahmen in den
                                                                                                               Agglomerationen. Da­-
                                                                                                               zu müssen die Kantone
                                                                                                               ihre Agglomerations-
                                                                                                               programme einreichen.
                                                                                                               Sie beinhalten Massnah-
                                                                                                               men im Bereich Verkehr
                                                                                                               und Siedlungsentwick-
                                                                                                               lung. Das Agglomera-
                                                                                                               tionsprogramm Luzern
an diesem Unfallschwerpunkt zu erhöhen und den         ungeklärt, um es beurteilen zu können. Löst die Me-     der zweiten Generation
Verkehrsfluss zu verbessern. Greifen diese Mass-       tro tatsächlich keinen Mehrverkehr in der Stadt aus?    wurde Mitte 2012 zur
nahmen, werden wir im Frühling 2014 die durchge-       Können Zu- und Wegfahrt zum Parkhaus im Ibach           Beurteilung beim Bund
hende Busspur in der Pilatusstrasse einführen. Wei-    auf dem bestehenden Strassennetz bewältigt wer-         eingereicht. Die Schlüs-
tere Projekte sind der Fuss- und Veloweg auf dem       den? Kann die Metro tatsächlich ohne Beiträge der       selmassnahmen des
alten Trassee der Zentralbahn, bei dem die Finan-      öffentlichen Hand wirtschaftlich betrieben werden?      Programms sind die
zierung leider noch nicht geklärt ist, oder die Bus-   Damit diese und andere Fragen rasch geklärt wer-        beiden Grossprojekte
                                                                                                               Tiefbahnhof Luzern
bevorzugung an der Baselstrasse.                       den können, habe ich im September zum Gespräch
                                                                                                               mit Durchmesserlinie so-
                                                       am runden Tisch eingeladen, an dem neben den In-
                                                                                                               wie das Gesamtsystem
    Die Ankündigung, in der Pilatusstrasse eine        itianten auch Vertreter des Kantons und von Em-
                                                                                                               Bypass mit den Spangen
    Busspur zu realisieren, hat heftige Reaktionen     men und Ebikon teilgenommen haben. Die Initian-
                                                                                                               Nord und Süd.
    ausgelöst. Was sagen Sie dazu?                     ten haben sich bereit erklärt, die Fragen bis Ende
    Es ist klar, dass Verkehrsmassnahmen nie alle      Jahr zu bearbeiten. Danach sollen die Antworten an      Gesamtverkehrskonzept
begeistern. Das Quartier sorgt sich über den Mehr-     einem zweiten runden Tisch diskutiert werden. Erst      Agglomerationszentrum
verkehr in der Moosstrasse. Das verstehe ich sehr      dann kann der Stadtrat das Projekt beurteilen.          Luzern
gut. Der Mehrverkehr wird ausgelöst, weil die Au-                                                              Die Grossprojekte
tofahrenden künftig nicht mehr von der Pilatus-             In der Mobilitätsstrategie steht auch, dass der    Durchgangstiefbahnhof
strasse zum Bahnhof abbiegen können und über                Stadtrat die Strassenräume aufwerten will.         und Stadtumfahrung
die Moosstrasse, den Bundesplatz und die Zentral-           Am Sonntag, 22. September 2013, haben die Lu-      können kaum vor 2030
strasse fahren müssen, um an den Bahnhof zu ge-             zerner Stimmberechtigten die Initiative «Für       realisiert werden. Des-
langen. Damit dieser Mehrverkehr fürs Quartier er-          eine attraktive Bahnhofstrasse» angenommen.        halb hat die Stadt zu-
träglich ist, wollen wir vor der Einführung der             Wie wollen Sie die Initiative umsetzen?            sammen mit dem Kan-
Busspur prüfen, ob die Massnahmen zur Erhöhung              Ich freue mich, dass die Initiative angenommen     ton, dem Verkehrsver-
                                                                                                               bund Luzern und
der Verkehrssicherheit und zur Verbesserung des        wurde. In der Bahnhofstrasse kann die Aufenthalts-
                                                                                                               LuzernPlus das Projekt
Verkehrsflusses greifen. Zudem prüfen wir die Ein-     qualität für die Bevölkerung und die Gäste nachhal-
                                                                                                               Gesamtverkehrskonzept
führung von Tempo 30. Erst wenn der Verkehr durch      tig verbessert werden, zumal sie ausser für den Fuss-
                                                                                                               Agglomerationszentrum
die Moosstrasse sicher und flüssiger ist, werden wir   und Veloverkehr keine hohe Bedeutung für den            Luzern gestartet. Es soll
die Busspur einführen.                                 Verkehr hat. Wir möchten nun unverzüglich mit der       aufzeigen, welche Mass-
                                                       Planung beginnen. Mir ist wichtig, dass die Ge-         nahmen nötig sind, um
    Auch Autofahrende wehren sich gegen die            schäfte, Grundeigentümerinnen und Grundeigen-           die aktuellen Verkehrs-
    Busspur. Wie wollen Sie die Akzeptanz von          tümer sowie Organisationen aus Gewerbe, Touris-         probleme in der Agglo-
    Verkehrsmassnahmen erhöhen?                        mus, Politik und die Fachverbände in die Planung        meration zu lösen. Die
    Wir müssen künftig noch besser informieren         einbezogen werden. Im Januar 2014 wird die Stadt        Ziele: Erhöhung der Ver-
und die verschiedenen Gruppierungen besser ein-        sie zu einem Workshop einladen.                         kehrssicherheit, Attrakti-
beziehen, damit es uns gelingt, die Massnahmen                                                                 vitätssteigerung des öf-
verständlich zu machen und aufzuzeigen, dass sie           Der Durchgangstiefbahnhof ist ein zentrales         fentlichen Verkehrs und
zu einer Gesamtstrategie gehören. Die Beseitigung          Element der Mobilitätsstrategie. Der Ent-           des Velo- und Fussver-
der Busstaus an der Pilatusstrasse ist ein Quanten-        scheid dazu fällt aber auf Bundesebene. Wie         kehrs sowie Verbesse-
                                                                                                               rung der Lebens- und
sprung, von dem sehr viele Bewohnerinnen und Be-           kann sich die Stadt hier einbringen?
                                                                                                               Aufenthaltsqualität im
wohner profitieren. Der Umweg für Autofahrende             Der Durchgangstiefbahnhof ist für den ganzen
                                                                                                               Stadtzentrum.
über den Bundesplatz und der Mehrverkehr in der        Kanton und die ganze Region zentral. Deshalb ar-
Moosstrasse sind der Preis dafür, der meiner Mei-      beiten wir eng mit unseren Partnern zusammen:
nung nach aber akzeptabel ist.                         mit dem Kanton, dem Verkehrsverbund Luzern,
                                                       dem Gemeindeverband LuzernPlus und der SBB.
    Private wollen die Innenstadt von Reisecars        In den letzten Monaten hat man realisiert, dass ein
    und Autos entlasten. Sie planen im Gebiet          gemeinsames Auftreten viel bewirken kann. Der
    Ibach zwei Parkhäuser für 3500 Autos und           nächste Schritt ist die eidgenössische Abstimmung
    80 Reisebusse. Eine Metro soll die Leute von       über die Finanzierung und den Ausbau der Bahn-
    der Reussegg zum Schwanenplatz bringen.            infrastruktur im Februar 2014. Wir müssen alles da-
    Wie beurteilen Sie dieses Projekt?                 ransetzen, dass die Vorlage angenommen wird.
    Grundsätzlich begrüsse ich Ideen, die helfen,
die Verkehrsprobleme in der Stadt zu lösen. Aller-        Urs Dossenbach
dings sind bei diesem Projekt noch zu viele Fragen        Projektleiter Kommunikation
12 | 13                        Abstimmung

                               Weichenstellung
                               für die EnergieZukunft
                               Nach dem Ja zur Energie- und Klimastrategie im Jahr 2011 können die Stimmbe-
                               rechtigten nun im November über einen wichtigen Umsetzungsschritt dieser
                               Strategie befinden: Zur Abstimmung steht ein 70-Mio.-Franken-Darlehen an ewl.

                                                                                                             auch ökonomische Vorgaben:
                                                                                                             ewl muss die Versorgungssicher-
1                                                                                                            heit gewährleisten, konkurrenz-
                                                                                                             fähige Strompreise anstreben
                                                                                                             und die eigene Ertragskraft erhal-
                                                                                                             ten. Vom Erfolg von ewl profitiert
                                                                                                             auch Luzern: 2013 fliessen über
                                                                                                             15 Mio. Franken an Dividenden
                                                                                                             in die Stadtkasse.

                                                                                                                Ökologisch und ökonomisch
                                                                                                                 Mit dem Projekt Fernwärme
                                                                                                             Luzern Ibach Rontal sollen öko-
                                                                                                             logische und ökonomische Ziele
                                                                                                             verfolgt werden: Mit der Nutzung
                                                                                                             von Abwärme können der Ener-
                                                                                                             gieverbrauch und der CO2-Aus-
                                                                                                             stoss gesenkt und der Atomaus-
                                                                                                             stieg vorangetrieben werden. ewl
                                                                                                             erhält zeitgerecht die für die Rea-
                                                                                                             lisierung des Projekts notwendi-
                                                                                                             gen Kredittranchen. Zudem kann
                                                                                                             die Stadt zu günstigeren Konditi-
                                                                                                             onen Geld auf dem Kapitalmarkt
                                                                                                             beschaffen als ewl.
                                                                                                                 Parlament, Stadtrat und ewl
                                                                                                             erachten ein städtisches Darle-
                                                                                                             hen als beste Variante, um die Fi-
                                                                                                             nanzierung des Projekts sicher-
                                                                                                             zustellen: Die Mittel können je
                                                                                                             nach Projektverlauf flexibel ab­
                                                                                                             gerufen werden, und die Stadt
                                                                                                             macht durch die Verzinsung des
                                       DC. Am 24. November 2013        diesen Weg gemeinsam mit ewl          Kapitals Gewinne.
                                   entscheiden die Stimmberechtig-     Energie Wasser Luzern Holding
                                   ten, ob sie nach dem Ja zur Ener-   AG ge­hen: ewl soll mithilfe ei­nes      Fernwärme Rontal
                                   gie- und Klimastrategie auch mit    rückzahlbaren Darlehens von               Das Projekt Fernwärme Lu-
                                   einem ersten, wichtigen Umset-      70 Mio. Franken die Umsetzung         zern Ibach Rontal besteht aus
                                   zungsschritt einverstanden sind.    der Energie- und Klimastrategie       zwei Teilen: einem Fernwärme-
                                   Dem Grundsatzentscheid – Atom-      vorantreiben. ewl, die ehemali­-      projekt im Rontal und einem im
                                   ausstieg bis zum Jahr 2045 und      gen Städtischen Werke, sind zu        Raum Luzern Nord. Geplant ist,
                                   Anstreben der 2000-Watt-Gesell-     100 Prozent im Eigentum der           die Abwärme der neuen Kehricht-
                                   schaft – haben über 68 Prozent      Stadt Luzern. ewl will sich mit       verbrennungsanlage (KVA) der
                                   der Luzernerinnen und Luzerner      dem Darlehen am Projekt Fern-         Renergia in Perlen, die im Jahre
1 | Für den Raum Luzern            bereits im November 2011 zuge-      wärme Luzern Ibach Rontal             2015 die bestehende Anlage im
    Nord soll ein Heizkraft-
    werk gebaut werden.
                                   stimmt. Damit die Stadt Luzern      beteiligen. Das Projekt löst Kos-     Ibach ersetzen wird, in das Fern-
    Dafür und für das Fern-        auf dem Weg zu einer ausreichen-    ten von über 100 Mio. Franken         wärmenetz im Rontal einzuspei-
    wärmeprojekt Rontal            den, sicheren, umwelt- sowie res-   aus. Das Dar­lehen soll mithelfen,    sen. ewl hat mit Renergia entspre-
    soll ewl ein städtisches
    Darlehen von 70 Mio.           sourcenschonenden Energiever-       die unternehmerische Flexibi­         chende Verträge abgeschlossen.
    Franken erhalten. Über         sorgung einen grossen Schritt       lität von ewl zu erhalten und da-     Renergia hat bereits Investitio-
    die Vorlage stimmen            weitergehen kann, sind gros­-       mit den wirtschaftlichen Erfolg       nen für die Lieferung von Ab-
    die Luzernerinnen und
    Luzerner am 24. Novem-         se Investitionen notwendig.         zu sichern. Neben ökologischen        wärme ausgelöst. Neben der
    ber 2013 ab.                   Par­lament und Stadtrat wollen      macht die Stadt ihrer Tochter         Papierfabrik Perlen und dem
Liftbauer Schindler in Ebikon
sollen weitere Abnehmer für die       Debatte im Grossen Stadtrat
Abwärme gefunden werden.
                                             Einstimmiger Entscheid des Grossen        für diverse Energieprojekte in den nächs-
   Neues Heizkraftwerk                   Stadtrates: ewl Energie Wasser Luzern,        ten zehn Jahren sei nichts einzuwenden.
    Zudem soll für den Raum Lu-          ein 100-prozentiges Tochterunternehmen        Davon würden auch lokale Unternehmen
zern Nord ein Heizkraftwerk ge-          der Stadt Luzern, soll ein rückzahlbares,     profitieren.
baut werden. Im Heizkraftwerk            zu verzinsendes städtisches Darlehen
auf dem Littauerboden wird aus           von maximal 70 Mio. Franken erhalten.              Die FDP-Fraktion
vorwiegend erneuerbarer Energie                                                             Die FDP-Fraktion zeigte sich zwar irri-
für die Stadt Strom produziert. Die          Die CVP-Fraktion                          tiert: Einerseits über den Titel der Vor-
danach verbleibende Wärme wird               Die CVP-Fraktion betonte, dass das        lage, die nicht ein Umwelt- und Energie-,
eingesetzt, um das Netz der Fern-        unternehmerische Handeln von ewl im           sondern ein reines Finanzgeschäft sei. An-
wärme Emmen AG zu speisen. Die-          Interesse der Stadt liege: Die Stadtkasse     dererseits auch, weil ein Teil der ewl-In-
ses bestehende Fernwärmenetz             profitiere von den Dividendenzahlungen.       vestitionen ausserhalb der Stadt geplant
versorgt heute das Kantonsspital         Mit dem Darlehen könne ewl unterneh-          sei. Dennoch stellte sich die Fraktion ein-
Luzern, das Emmen Center und             merische Freiheit behalten und den Auf-       stimmig hinter das städtische Darlehen.
verschiedene Objekte in der Ge-          trag des Volkes, die Energie- und Klima-
meinde Emmen. Es wird noch               strategie, umsetzen. Als Eigentümerin             Die SVP-Fraktion
bis 2015 durch die Abwärme der           von ewl bleibe der Stadt immer das finan-         Die SVP-Fraktion war der Meinung,
KVA Ibach gespeist. Das Fernwär-         zielle Risiko.                                dass die Stadt Hand bieten und ewl hel-
menetz soll in den kommenden                                                           fen solle. Eine Schwächung des Unterneh-
Jahren deutlich erweitert werden.             Die G / JG-Fraktion                      mens wäre ein Risiko für die Stadt. Das
                                              Die G / JG-Fraktion erklärte, dass       Darlehen sei zwar auch eines, aber ein
   Wärmerückgewinnung                    die Energiewende nicht gratis zu haben        überschaubareres. Störend sei, dass von
   Nicht Bestandteil der Abstim-         sei, es dafür ein Umdenken und krea­-         den Investitionen nicht alle Luzernerin-
mungsvorlage ist die Nutzung der         tive Lösungsansätze brauche. Dass ewl,        nen und Luzerner in Form von ewl-Ener-
Abwärme von Swiss Steel in Em-           als Tochter, sich an die Mutter, die Stadt    gie profitieren könnten.
men. Der Stadtrat und die Mehr-          Luzern, wende und um ein rückzahl-
heit des Parlaments haben be-            bares Darlehen nachfrage, sei richtig.             Gegenstand der Debatte war auch
schlossen, 2,5 Mio. Franken in die       Mit den geplanten Projekten mache             ein Beitrag von 2,5 Mio. Franken für die
Rückgewinnung und Weiterver-             man einen kleinen Schritt zur Energie-        Nutzung der Abwärme der Stahlproduk-
wendung von Abwärme aus der              wende.                                        tion von Swiss Steel in Emmen. Der Bei-
Stahlproduktion zu investieren.                                                        trag wurde grossmehrheitlich beschlos-
Rein betriebswirtschaftlich rech-            Die SP / JUSO-Fraktion                    sen. Er unterliegt dem fakultativen Refe-
net sich dies zum heutigen Zeit-             Die SP / JUSO-Fraktion lobte den Stadt-   rendum. Ein Antrag der SVP-Fraktion, ihn
punkt noch nicht. Fliessen aber          rat und ewl, dass sie das Volk ernst nähmen   dem obligatorischen Referendum zu un-
Fördergelder und Beiträge von            und den Atomausstieg vorbereiteten.           terstellen, wurde abgelehnt. Der Beitrag
Bund, Kanton, Gemeinden und              ewl wolle diesen Weg aus eigener Kraft        ist nicht Gegenstand der Abstimmungs-
Dritten und steigen die Preise der       gehen, die Energiewende verursache            vorlage.
fossilen Energien (Heizöl, Erdgas        dadurch für Luzern geringere Kosten
usw.) weiter an, könnte sich dies        als für andere Städte. Die geplanten              Die Beschlüsse des Parlaments
längerfristig ändern.                    Investitionen und das städtische Darle­-          Der SVP-Antrag, den Betrag von
                                         hen seien für Stadt und ewl eine Win-         2,5 Mio. Franken dem obligatorischen
   Stimmempfehlung                       win-Situation.                                Referendum zu unterstellen, wurde ab-
    Grosser Stadtrat und Stadtrat                                                      gelehnt.
empfehlen den Stimmberechtig-                Die GLP-Fraktion                              Der Grosse Stadtrat hat dem Darle­-
ten, der finanziellen Unterstüt-             Die GLP-Fraktion meldete keine            hen von 70 Mio. Franken an ewl zur
zung durch ein Darlehen an die           grundsätzlichen Einwände gegen das            Realisierung des Fernwärmeprojekts
ewl Energie Wasser Luzern Hol-           städtische Darlehen an ewl an, obwohl         Luzern Ibach Rontal mit 42 zu 0 Stim­-
ding AG zur Umsetzung der Ener-          nicht alle Fragen geklärt seien. Gegen        men bei 0 Enthaltungen zugestimmt.
gie- und Klimastrategie zuzu-            Fernwärme und gegen ein Investitionsvo-           Die Volksabstimmung findet am
stimmen.                                 lumen von insgesamt 550 Mio. Franken          24. November 2013 statt.
14 | 15                        Quartier

                               Von oben herab
                               Der Dietschiberg über Luzern ist ein Luxusberg – auch was die Natur angeht.
                               Denn neben dem Green des Golfplatzes gibt es seltene Kulturen und Pflanzen
                               zu entdecken.

 1
 1

                                        Auf dem Weg vom Schlössli         brig- zum Konsiwald erstreckt:      für die ökologische Aufwertung
                                    Utenberg auf den Dietschiberg         «Wasserbirnen, Schwarzdorn,         der Felder. Er sei sich der Rolle
                                    kommt man an den Feldern von          Wildrosen – ein schönes Ensem-      als Gestalter einer urbanen Erho-
                                    Josef Burri vorbei. Sie befinden      ble!», freut sich Burri.            lungszone bewusst, sagt er in der
                                    sich an herrschaftlicher Lage. Von                                        Holzstube mit dem iPad auf dem
                                    dort aus wirkt die Stadt wie hinge-      Urbane Erholungszone             Tisch. Doch Ökologie müsse sich
                                    malt, je nach Licht in entrücktem         Vor zehn Jahren hat sich eine   auch für ihn lohnen. Das erreicht
                                    Silber. Einige Leute ziehen schon     Neuausrichtung des Hofes orga-      er nicht nur durch Ausgleichs-
                                    gar nicht mehr weiter. Sie setzen     nisch ergeben. Der Milchpreis       zahlungen: Heute spazieren die
                                    sich auf die rote Bank oder ma-       sank immer tiefer, auf den Wie-     neuen Nachbarn aus dem Löchli
                                    chen sichs auf dem «Grassofa» be-     sen im Unter- und Oberlöchli        an einer artenreichen Hecke und
                                    quem und bestaunen die Kulisse.       plante man Siedlungen. Burri        einem jungen Obstgarten ent-
                                        Der Betrieb von Josef Burri, er   stel­lte von Hochleistungskühen     lang zu seinem Hof auf Lamper-
1 | Das Seebecken und die           bewirtschaftet 51 Hektaren Land       auf Mutterkuhhaltung um. Zu-        dingen, bestellen Naturabeef oder
    Stadt glitzern vom Diet-        und 3,5 Hektaren Wald, bietet ei-     sammen mit Stefan Herfort vom       kaufen Kürbisse. Andere Gäste,
    schiberg aus gesehen je         nige Attraktionen: Besonders be-      städtischen Umweltschutz ent-       vielmehr ihr Liegengelassenes,
    nach Licht auch mal in
    Silber.                         gehrt ist die Grillstelle eingangs    wickelte er einen Strategieplan     ärgern ihn: Manchmal sehe er bei
                                    des Hombrigwalds mit Seebe-
2 | Josef Burri bezeichnet
                                    cken und Seetal im Blickfeld. An
    sich als Ökoproduzent.
    Er hat seinen Betrieb           lauen Abenden versammeln sich
    auf Lamperdingen vor            dort bis zu 100 Leute. Ganz in der              2
    zehn Jahren von der
                                    Nähe gibt es einen Waldspiel­
    Milchwirtschaft auf
    die Mutterkuhhaltung            garten, der hingegen tagsüber,
    umgestellt.                     dafür ganzjährig, frequentiert
3 | Zwischen Stadt und
                                    wird. Heute Montag scheint Ru-
    Golfplatz wähnt man             hetag. Der Landwirt als Gastwirt?
    sich für einen kurzen           Er sehe sich als Ökoproduzent,
    Moment im Jura.
                                    sagt Burri, in blauer Jacke, blau­-
4 | 440 Golfclubmitglieder          en Jeans, Gummistiefeln. Dyna-
    betreiben vor eindrück-         misch schreitet er zur Pferde-
    lichem Bergpanorama
    und neben seltener Flora        weide und zu einem speziellen
    ihren Sport.                    Öko-Korridor, der sich vom Hom­
Vernetzungsprojekt
                                                                                                                2011 fiel der Startschuss
                                                                                                                für das Stadtluzerner
                                                                                                                Vernetzungsprojekt. Ziel
                                                                                                                des Projekts ist die Stei-
                                                                                                                gerung der Ökologie im
3                                                      4
                                                                                                                Landwirtschaftsgebiet.
                                                                                                                Fast zwei Drittel der
                                                                                                                rund 40 Landwirtschafts-
                                                                                                                betriebe engagieren sich
                                                                                                                mittlerweile für die bes-
                                                                                                                sere ökologische Vernet-
                                                                                                                zung der Lebensräume
                                                                                                                von Pflanzen- und Tier-
                                                                                                                arten.
                                                                                                                Bereits nach den ersten
                                                                                                                beiden Jahren kann sich
                                                                                                                die Bilanz zwischen Lit-
                                                                                                                tauerberg und Dietschi-
                                                                                                                berg sehen lassen: So
                                                                                                                wurden beispielsweise
                                                                                                                über 200 Hochstamm-
                                                                                                                obstbäume gepflanzt
                                                                                                                und mehrere Hektaren
                                                                                                                artenreiche Extensiv-
der roten Bank oben Pizzaschach-     «Ein Glücksfall!», beschwichtigt    den Besucher. Ziegenmilch gibts
                                                                                                                wiesen neu angelegt.
teln neben dem leeren Abfallkü-      der ehemalige Leiter der Frauen-    leider heute keine, dafür frisch ge-
bel, sagt Burri. Schlimme Konse-     klinik Luzern. Heute übe er neben   mosteten Apfelsaft im Garten.          Zusammen erfolgreich
quenzen haben Aludosen: «Beim        Putts auch Chips, kurze flache          Für ihn sei der Ort traumhaft,     Das Vernetzungsprojekt
Mähen wird das weiche Material       Schläge, um den Ball aufs perfekt   findet Adrian Unternährer, so ein-     ist aber nicht nur ein Ge-
zerschnitten, gelangt unbemerkt      getrimmte Grün zu bekommen.         gebettet zwischen bewaldeten           winn für die Natur, auch
ins Heu und wird den Rindern         Er dürfe seine Pension an sensa-    Hügeln in Stadtnähe. Hier könne        die Landwirte profitie-
vorgelegt.» Bis fünf Mal pro Jahr    tioneller Lage geniessen. In der    man den Hasen und Füchsen gute         ren dank höherer Unter-
eilt der Tierarzt wegen Fremd­       relativ katzenfreien Zone könne     Nacht sagen. Vor ein paar Jahren       stützungsbeiträge. Ein
körperverdachts herbei. Weniger      er sogar Stieglitze und Zaunkö-     hätten sie das Glück gehabt, zu-       wichtiger Erfolgsfaktor
schlimm sind die Golfbälle. Sie      nige beobachten. Martin Holz,       sätzliche Felder des Klosters Ger-     ist die enge Zusammen-
sind hart, bleiben intakt und wer-   Präsident des Golfclubs und Arzt,   lisberg zu pachten. So werden          arbeit zwischen der Pro-
den von den Tieren einfach liegen    labt sich am eindrücklichen Berg-   inzwischen 56 Hektaren Kultur-         jektträgerschaft, die von
                                                                                                                der städtischen Umwelt-
gelassen.                            panorama. Und für Stefan Her­-      fläche biologisch bewirtschaftet.
                                                                                                                schutzstelle gebildet
                                     fort ist die abgestufte Hombrig-
                                                                                                                wird, und den beteilig-
    Putten und Chippen               südseite bei Loch 1 interessant:       Echsen und Nattern
                                                                                                                ten Landwirten. Tatkräf-
    Zwischen Burris Maisfeld und     Neben dem hochgezüchteten               Während er für die 60 Milch-       tige Unterstützung
Magerwiesenstreifen am Wald-         Straussgras, das die Greenkeeper    kühe zuständig ist, bestückt sei­-     erfährt das Vernetzungs-
rand befindet sich die Driving       auf 3,5 Millimetern Höhe halten,    ne Frau Ruth mitunter den Hof­         projekt von Naturschutz-
Range des Golfclubs. Zehn Män-       gibt es grosse und kleine Bäume,    la­den an der Gerlisbergstrasse.       organisationen, Jagd-
ner in einer Reihe verfeinern um     Sträucher, Krautsaum, Magerwie-     Die Zwetschgen, Mirabellen und         gesellschaften und Forst-
elf Uhr ihren Weitschlag. Ein paar   sen. Hier gefällt es dem Gemei-     Äpfel stammen aus der Kultur           leuten.
Tage nach dem «UBS Invitational»-    nen Kreuzblümchen oder der          vom Sonnenhang nebenan. Dort
Turnier folgt der «CS Golf Foun-     Herbst-Wendelähre, einer einhei-    thront eine einzigartige Eiche. Zu-
dation Day». Auf dem Parkplatz       mischen Orchideenart: Es gedei-     sammen mit Stefan Herfort ha-
glitzert es. Den Nummernschil-       hen bis zu 100 bedrohte Pflanzen.   ben die Unternährers das Ge-
dern nach ist man aus der hal­-                                          strüpp ringsum entfernt. Dabei
ben Schweiz angereist. Wichtige         Edle Gäste und Güter             offenbarte sich Erstaunliches: Die
Leute seien hier, mehr dürfe er          Beim Kurhotel, wo man gut-      Eiche wurzelt über einem Sand-
nicht verraten, sagt der Organi­     betuchte Patientinnen und Pati-     steinfelsen, was fürs Gleichge-
sator aus Zürich. Schön, habe das    enten um 1900 auf dem terrassier-   wicht zu reichen scheint. Beim
Wetter am Morgen rechtzeitig         ten Waldgelände mit Frischluft      freigelegten Felsen sollen sich
umgeschlagen, sonst hätte wohl       kurierte, wurde ein Kastanien-      Zauneidechsen ansiedeln. Ob
der eine oder andere einen Ter-      hain angelegt. Rings um alte Kas-   weitere seltene Tierarten wie die
min vorgeschoben. Aber man           tanienbäume hat man 1,7 Hekta-      Ringelnatter der Einladung fol-
wisse ja, auf dem Golfplatz ent-     ren Wald entbuscht, und seit 2008   gen, wird sich weisen. Einen Hü-
stünden die besten Deals, lacht er   wachsen an dieser Stelle über 150   gel weiter, im Keller ihres Wohn-
mit der Sonne.                       junge Edelkastanienbäume.           hauses, hat Ruth Unternährer
    Während sich das Clubrestau-         Wertvolles findet sich zwi-     jedenfalls bereits eine kleine
rant zur Lunchzeit langsam füllt,    schen Kastanienhain und Golf­       Schlange entdeckt.
taucht auf dem Putting-Feld Bern-    restaurant: die Lindenfeldweid.
hard Schüssler auf. Mit einem        Eine Zwergziege am Wegrand             Edith Arnold
Schlag rollt seine Kugel ins Loch.   empfängt die Besucherinnen und         Freie Journalistin
Sie können auch lesen