DAS STADTMAGAZIN LUZERN - ZAHLBAR UND ATTRAKTIV - Stadt Luzern
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LUZERN Ausgabe #03, September 2019 DAS STADTMAGAZIN ZAHLBAR UND ATTRAKTIV In der Stadt Luzern entstehen bis 2024 600 zusätzliche gemeinnützige Wohnungen.
2|3 Editorial Inhalt Martin Merki 4 WOHNRAUMPOLITIK Sozial- und Sicherheits- Der Stadtrat ist mit seiner direktor Wohnraumpolitik auf Kurs. Dank der Zusammenarbeit mit Wohnbaugenossenschaften und Privaten können in den nächsten fünf Jahren rund 600 gemeinnützige Wohnun- EINLADUNG ZUM SICHERHEITSKAFI gen gebaut werden. Das Ziel der Initiative «Für zahlbaren Eine hohe Lebensqualität und ein vielfältiges Wohnraum», die Erhöhung Wohnungsangebot für alle Bevölkerungsgrup des Anteils der gemeinnützigen pen – für Menschen unterschiedlichen Alters, mit Wohnungen auf 16 Prozent bis unterschiedlichem Einkommen oder unterschied ins Jahr 2037, kann erreicht lichen Lebensstilen. Dies ist das oberste Ziel der werden. IMPRESSUM städtischen Wohnraumpolitik. Der Zwischen Verantwortlich bericht des Stadtrates zuhanden des Parlaments 12 ABSTIMMUNG Stelle für Kommunikation zeigt, dass sich deren Stossrichtungen und Bis 2024 sollen im Velotunnel Simon Rimle Massnahmen bewährt haben (siehe S. 4 bis 11). Bahnhof rund 800 Veloabstell- Dagmar Christen Auch die Umsetzung der Initiative «Für zahlbaren plätze zur Verfügung stehen. Autorinnen / Autoren Wohnraum» ist auf Kurs. In den letzten Jahren Parlament und Stadtrat haben Daniel Arnold (Aktuell) hat die Stadt die Strukturen und Rahmenbedin für die Planung einen Kredit Dagmar Christen (DC) Urs Dossenbach (UD) gungen geschaffen, dass der Anteil an gemein von 1,27 Mio. Franken bewilligt. Nina Laky nützigen Wohnungen in der Stadt Luzern bis Dagegen hat ein Komitee das Andrea Müller (AM) 2037 auf 16 Prozent erhöht werden kann. Allein Referendum ergriffen. Luca Wolf (LW) auf den vier Grundstücken Obere Bernstrasse, Korrektorat Eichwaldstrasse, Industriestrasse und Hochhüsli 14 QUARTIER typo viva weid, die die Stadt im Baurecht an gemeinnützige Mit dem Projektpool fördert die Grafik Genossenschaften abgegeben hat, werden bis Stadt Luzern ein aktives Quar- hofmann.to 2024 rund 450 zusätzliche Wohnungen entstehen. tierleben. Unterstützt wurden Plan beispielsweise das Hühnerkol- hofmann.to Handlungsbedarf sieht der Stadtrat vor allem lektiv an der Industriestrasse, beim Wohnen im Alter. Ein Fünftel der Stadt- das interkulturelle 1.-August- Bilder Franca Pedrazzetti luzernerinnen und Stadtluzerner ist heute 65-jäh Fest am Nordpol oder die Auf- rig und älter. Ziel des Stadtrates ist es deshalb, wertung des Dammgärtlis. Stefano Schöter (8 unten), dafür zu sorgen, dass auch ältere Personen genü PD (14, 15, 21), Stadt Luzern (20 unten, 21 oben, 22 oben, gend zahlbaren Wohnraum zur Verfügung haben. 16 SCHULE 23), ewl AG (22 unten) Dazu wird er eine Strategie zum Wohnen im Alter Die Ludothek Littau hat vor entwickeln. Für eine wohnliche und lebenswerte einem Jahr einen neuen Druck LZ Print, Stadt braucht es aber nicht nur zahlbaren Wohn Standort bezogen: im Schul- Luzerner Zeitung AG raum. Ebenso wichtig sind die Gestaltung des haus Littau-Dorf. Die Nähe Aussenraumes, wie es zum Beispiel bei der Erneu zur Schule und die finanzielle Gedruckt auf Recyclingpapier, hergestellt in der Schweiz erung des Bleichergärtlis ausgezeichnet gelungen Unterstützung durch das Pro- ist (siehe S. 21), oder Angebote wie jene von Vicino jekt «Sozialraumorientierte Erscheint viermal jährlich Luzern. Der Verein sorgt dafür, dass ältere Men Schule» bewähren sich. in einer Auflage von 53’000 Exemplaren schen möglichst lange zuhause leben können. Ich freue mich deshalb, dass Vicino in Littau einen 18 PORTRÄT Besuchen Sie uns auf neuen Standort eröffnen konnte (siehe S. 21). Nadine Staub, Social Media www.stadtluzern.ch Pilzkontrolleurin facebook.com/stadtluzern Und zur Lebensqualität gehört auch die Sicher twitter.com/stadtluzern youtube.com/stadtluzern heit. Gerne lade ich Sie zum Sicherheitskafi 20 AKTUELL ein. An vier Veranstaltungen im September und Kanton Luzern und Stadt Oktober (siehe S. 20) möchten wir – Vertreterin Luzern haben sich bei der nen und Vertreter der Luzerner Polizei und ich Finanzierung der grossen Titelbild – mit Ihnen bei Kaffee und Gipfeli über Sicherheit Kulturbetriebe auf einen Letzte Arbeiten im Innenhof diskutieren, Ihre Anliegen aufnehmen und Fragen neuen Kostenteiler geeinigt. des Neubaus Himmelrich 3. beantworten. Ich bin auf den Austausch und die © Stadt Luzern Begegnung mit Ihnen gespannt. 24 KEHRSEITE
Nachgefragt «DER DURCHGANGSBAHNHOF BRINGT DEN QUANTENSPRUNG» Der Stadtrat lehnt die Initiative «Die Metro-Luzern verdient eine Chance» ab. Für ihn hat der Durchgangsbahnhof oberste Priorität. Er ist die Voraussetzung, um ein zukunftsträchtiges Netz für den öffentlichen Nahverkehr aufzubauen. gebaut werden – ein eigentlicher Quantensprung. Der Stadtrat ist überzeugt, dass dies der richtige Ansatz zur Bewältigung der zu- künftigen Mobilität in der Stadt, der Agglomeration und der Re- gion Luzern ist und finanziell tragbar ist. Die Metro als zusätzliches Transportmittel wäre eine iso- lierte Parallellösung ohne Einbin- dung in das bewährte Bahn- und Bussystem. Aber wäre eine Metro nicht eine super Lösung für das Carproblem? In Anbetracht der hohen Kos- ten beurteilt der Stadtrat diese Lösung als unverhältnismässig. Auch der von den Initiantinnen und Initianten angeführte Nut- zen einer Metrostation unter dem Luzerner Kantonsspital erachtet der Stadtrat als sehr gering. Die Erschliessungssituation des Kan- tonsspitals konnte in den letzten Jahren bereits deutlich verbessert werden. Zudem sind weitere Mass- nahmen vorgesehen. Stadtrat Adrian Borgula, Umwelt- und Mobilitätsdirektor: «Die Metro als zusätzliches Transportmittel wäre eine isolierte Parallellösung ohne Einbindung in das bewährte Bahn- und Bussystem.» Und wie will der Stadtrat das Carproblem lösen? Adrian Borgula, warum Franken. Inwiefern darin die Kos- Die kontroversen Diskus ist der Stadtrat gegen eine ten für die Bahninfrastruktur sionen rund um verschiedene Metro? enthalten sind, ist unklar. Diese Carparkierungsprojekte haben Eine Metro ist aus Sicht des Linie zu einem Metronetz mit gezeigt, dass es eine grundsätz Stadtrates unrealistisch, weil sie fünf Linien auszubauen, würde liche Diskussion braucht, bevor nicht finanzierbar ist. Sie ist für mehrere Milliarden Franken kos- Lösungen diskutiert werden. Dies Luzern unpassend, weil sie nicht ten, die kaum von Privaten, son- hat den Stadtrat dazu bewogen, in das bewährte öffentliche Ver- dern wohl von der öffentlichen einen partizipativen Strategie- kehrssystem integrierbar ist. Für Hand bezahlt werden müssten. prozess durchzuführen. In einem den Transport von Carreisenden ersten Schritt soll ein gemeinsa- in die Innenstadt ist eine Metro Würde sich das nicht mes Verständnis über die Ziel zudem unverhältnismässig. lohnen? setzungen des Carregimes ent Eine Metro als zusätzliches wickelt werden. Erst in einem Immerhin würden Private System für den öffentlichen Ver- zweiten Schritt werden beste- die Metro finanzieren. kehr passt nicht zu Luzern. Für hende und allenfalls neue Pro- Sie würden den Bau des Park- gute Verbindungen innerhalb der jektideen an den Zielsetzungen hauses Reussegg und die Verbin- Agglomeration sorgt bereits heute gemessen und bewertet. dung von dort zum Schwanen- das S-Bahn- und Bussystem. Mit platz finanzieren und rechnen dem Durchgangsbahnhof Luzern Urs Dossenbach dafür mit Kosten von 400 Mio. kann dieses System massiv aus- Projektleiter Kommunikation
4|5 Wohnraumpolitik NEUER, ZAHLBARER WOHNRAUM Ein Zwischenbericht zuhanden des Parlaments belegt, dass sich die Stossrichtun- gen und Massnahmen der stadträtlichen Wohnraumpolitik bewährt haben. Und neuer Wohnraum entsteht: Die Karte zeigt grössere Bauvorhaben bis 2037. Die Luzerner Stimmberechtigten haben 2012 genen Jahren die Strukturen und Rahmenbedin- entschieden, dass bis 2037 der Anteil gemeinnützi- gungen geschaffen, damit dieses Ziel erreicht wird ger Wohnungen in der Stadt Luzern 16 Prozent (siehe S. 6 und 7). Eine der wichtigsten Massnahmen betragen soll. Die Stadt Luzern hat in den vergan- war die Abgabe im Baurecht der städtischen Areale 1 Littau West Zurzeit wird ein Bebau- ungsplan für die städ- tischen und privaten Grundstücke erarbeitet. Die städtischen Grund- stücke bieten Platz für rund 90 gemeinnützige 10 Wohnungen. 2 Grossmatte West Es ist das erste 2000-Watt- 9 Areal auf Stadtgebiet. Die 164 Wohnungen des ersten Baufeldes wurden 2018 fertiggestellt. 8 3 Längweiher / Udelboden Das unbebaute städtische 7 Areal hat ein Potenzial für 700 Wohnungen und 5 soll ab 2023 entwickelt 3 werden. 6 4 Grenzhof 4 Das städtische Areal hat ein Potenzial von rund 100 gemeinnützigen Wohnungen. Aufgrund 2 der Diskussionen über 1 16 den künftigen Umgang mit der Schulanlage sind frühestens ab 2021 die wohnen, Wohnen mit die Planungen sistiert. Bebauung. Künftig werden Dienstleistungen und 330 Wohnungen statt wie innovative Wohnformen. 5 Obere Bernstrasse 12 Wohnungen. Für eine 10 Reussbühl bisher 240 Wohnungen Bis 2021 realisieren die qualitätsvolle Verdichtung Die beiden Bebauungs- zur Verfügung stehen. 15 Pilatusplatz Baugenossenschaften abl wäre eine Umzonung pläne Reussbühl Ost und Auf dem städtischen und Matt eine Siedlung notwendig. Reussbühl West sind in 13 Obermaihof Areal soll ein Geschäfts- mit 142 Wohnungen. Erarbeitung. Es ist ein Min- Die abl-Siedlung wird und Wohnhaus realisiert 8 Vorderruopigen destanteil gemeinnütziger laufend erneuert und werden. Das Areal wird im 6 Sagenmatt Das unbebaute städ- Wohnungen vorgesehen. erweitert. Bis 2024 sollen Baurecht an einen Investor Die abl hat das Gewerbe- tische Grundstück ist für alle 227 Wohnungen abgegeben. Die Resultate gebäude 2015 erworben gemeinnützigen Woh- 11 Urnerhof fertiggestellt sein. des Wettbewerbs werden und will es frühestens nungsbau vorgesehen Die Hälfte des städtischen im Frühjahr 2020 erwartet. 2025 durch einen Neubau und bietet Platz für Areals ist für gemeinnützi- 14 Abendweg ersetzen. rund 280 Wohnungen. ge Wohnungen vorgese- Das Grundstück ist für 16 Steinhof hen. Wegen der Spange gemeinnützigen Woh- Da das Schulhaus voraus- 7 Reussinsel 9 Staffelntäli Nord ist die Entwicklung nungsbau vorgesehen sichtlich ab 2024 nicht Der Baurechtsvertrag Das unbebaute städtische des Areals zurückgestellt. und soll in die Wohnzone mehr benötigt wird, mit der Baugenossen- Grundstück eignet sich für umgezont werden. Das soll das Areal, das Platz schaft Reussinsel läuft Familienwohnungen oder 12 Libellenstrasse Wohnhaus ist sanierungs- für rund 16 Wohnungen 2023 aus. Aktuell befinden Wohnen mit Dienstleistun- Die Wohnbaugenossen- bedürftig. Es eignet sich bietet, in eine Wohn- sich auf dem Grundstück gen für ältere Personen. schaft Luzern erneuert für Mehrgenerationen- zone umgezont werden.
Obere Bernstrasse (5), Eichwaldstrasse (20), Indus- wenn ein Grossteil dieses Potenzials ausgeschöpft triestrasse (22) und Hochhüsliweid (25). wird und wenn gleichzeitig die gemeinnützigen Bau- Allein auf diesen vier städtischen Arealen wer- träger weitere Immobilien erwerben sowie sanie- den bis 2024 rund 450 gemeinnützige Wohnungen rungsbedürftige Siedlungen mit Neubauten oder entstehen. Der Stadtrat will in den nächsten Jahren Aufstockungen verdichten. zudem weitere städtische Areale an gemeinnützige Die unten stehende Karte zeigt die Areale, die Wohnbauträger abgeben und so ermöglichen, dass für den gemeinnützigen Wohnungsbau vorgesehen rund 2000 zusätzliche gemeinnützige Wohnungen sind, sowie grössere, heute bereits bekannte private gebaut werden können. Der Stadrat ist zuversicht- Wohnbauentwicklungen, die im Zeithorizont bis lich, dass das Initiativziel erreicht werden kann, 2037 geplant sind. (UD) gemeinnütziger Wohnungsbau privater Wohnungsbau gemeinnütziger und privater Wohnungsbau entstehen. Das Salzma- gazin bleibt erhalten und wird umgenutzt. 21 «ewl Areal» Bis 2026 entstehen neben einem Sicherheits- und 13 Dienstleistungszentrum 72 gemeinnützige Woh- nungen der abl sowie ein Pflegezentrum mit 81 12 Zimmern der Viva Luzern AG. Das Rote Haus wird 11 25 zu einem Quartiertreff- punkt umgebaut. 14 22 Industriestrasse Auf dem städtischen Areal 23 baut die Kooperation 24 Industriestrasse Luzern bis 2025 rund 160 Wohnun- gen nach den Kriterien der 2000-Watt-Gesellschaft. Das Chäslager bleibt erhal- ten und wird umgenutzt. 23 Brüel 15 Das Areal mit Gestal- tungsplanpflicht und städtischen und privaten 18 Grundstücken hat ein 17 Potenzial für 25 gemein- nützige Wohnungen. eine Gestaltungsplan- pflicht. Es eignet sich 24 Würzenbachmatte 22 als 2000-Watt-Areal, mit Die Pensionskasse will 19 einem breiten Wohnungs- 13 Reihenfamilienhäuser 21 mix und Quartierzentrums- durch einen Neubau erset- Nutzungen. Nach dem zen. Das Grundstück der Umzug der Feuerwehr reformierten Kirche soll könnten auf den städti- in eine Wohnzone umge- 20 18 Bundesplatz schen Grundstücken zont und für den gemein- In einem Hochhaus entste- rund 185 gemeinnützige nützigen Wohnungsbau hen bis Ende 2020 neben Wohnungen realisiert vorgesehen werden. 17 Himmelrich 3 Arbeitsflächen auch 125 werden. Seit Sommer 2019 wird der neue Wohnungen. 25 Hochhüsliweid Neubau der abl mit rund 20 Eichwaldstrasse Die Stadt hat das Grund- 180 Wohnungen bezogen. 19 Biregg / Kleinmatt Die Stadt hat das Areal stück 2019 der Baugenos- In einer zweiten Etappe Für das Areal mit städti- 2018 der Baugenossen- senschaft SBL abgetreten. werden auch die Häuser schen und privaten Grund- schaft EBG im Baurecht Bis 2024 entsteht eine an der Claridenstrasse stücken, auf dem sich das übergeben. Bis 2022 soll autoarme Siedlung mit durch Neubauten mit rund Neubad und die Feuer- eine autoarme Siedlung 88 Wohnungen vor allem 70 Wohnungen ersetzt. wehr befinden, besteht mit rund 56 Wohnungen für Familien.
6|7 Wohnraumpolitik «WIR WERDEN DAS ZIEL VON 16 PROZENT ERREICHEN» Bis 2024 werden in der Stadt Luzern rund 600 zusätzliche gemeinnützige Wohnungen gebaut. Für Baudirektorin Manuela Jost eine Bestätigung, dass der Stadtrat bei der Umsetzung der Initiative «Für zahlbaren Wohnraum» auf Kurs ist. «Das Fundament ist gelegt», sagt Stadträtin Manuela Jost: Die Stadt Luzern hat die Strukturen und Rahmenbedingungen für eine effiziente Entwicklung im gemeinnützigen Wohnungsbau geschaffen. Der Stadtrat hat 2012 von den Stimmberech- für Baurechtsverträge eine Grundlage geschaffen, tigten den Auftrag erhalten, den Anteil dass die städtischen Areale effizient abgegeben gemeinnütziger Wohnungen bis 2037 auf werden können. Die wichtigste Massnahme ist aber 16 Prozent zu erhöhen. Seit damals stagniert die Abgabe der vier städtischen Areale Obere Bern- dieser Wert auf rund 13,5 Prozent. Warum strasse, Eichwaldstrasse, Industriestrasse und geht es nicht vorwärts? Hochhüsliweid an Wohnbaugenossenschaften. Auf Es geht sehr wohl vorwärts. Es war immer klar, diesen und auf weiteren Grundstücken verschiede- dass in den ersten Jahren nur wenige zusätzliche ner Genossenschaften werden bis 2024 rund 600 Wohnungen gebaut werden. Wir mussten zuerst zusätzliche gemeinnützige Wohnungen entstehen. die Strukturen und Rahmenbedingungen schaffen. Oder anders gesagt: Wir haben in den letzten Jah- Reicht dies, um das Ziel zu erreichen? ren das Fundament für eine effiziente Entwicklung Die 600 Wohnungen sind ein Anfang, der uns im gemeinnützigen Wohnungsbau gelegt. sehr zuversichtlich stimmt, dass wir das Ziel errei- chen werden. Allein auf den städtischen Grundstü- Wie sieht dieses Fundament aus? cken haben wir ein Potenzial von 2000 zusätzlichen Wir haben die Zusammenarbeit mit den ge- Wohnungen. Wenn wie bisher in der Stadt Luzern meinnützigen Bauträgern intensiviert – insbeson- jährlich durchschnittlich insgesamt 300 neue Woh- dere mit dem G-Net, dem Netzwerk gemeinnützi- nungen gebaut werden, reichen diese 2000 gemein- ger Wohnbauträger Luzern, mit dem wir einen nützigen Wohnungen, um den Anteil bis 2037 auf regelmässigen Austausch pflegen. Zudem wurden 16 Prozent zu erhöhen. Hinzu kommt, dass gemein- raumplanerische Instrumente zur Förderung des nützige Bauträger weitere Immobilien erwerben so- gemeinnützigen Wohnungsbaus eingeführt. Bei- wie sanierungsbedürftige Siedlungen mit Neubau- spielsweise können Bauträger fünf Prozent mehr ten oder Aufstockungen verdichten werden. Wohnfläche realisieren, wenn sie in einem Projekt mit Gestaltungsplan gemeinnützige Wohnungen Wo sehen Sie das Potenzial für die 2000 zusätz- bauen. Weiter wurde mit dem «Luzerner Modell» lichen Wohnungen?
Wir werden in den kommenden Jahren unter anderem die Areale Vorderruopigen, Abendweg Wohnungsmarkt wird und Biregg / Kleinmatt an gemeinnützige Bauträger abgeben. Zudem hat der Stadtrat im Zwischenbe- sich kaum verändern richt zur Wohnraumpolitik weitere Areale – Littau West, Staffelntäli und heutiges Schulhaus Steinhof Der Stadtrat ist zuversichtlich, dass der Anteil an – definiert, die ebenfalls dem gemeinnützigen Woh- gemeinnützigen Wohnungen am gesamten Wohnungs- nungsbau zugeführt werden sollen. bestand bis 2037 auf 16 Prozent erhöht werden kann. Dabei geht er von zwei Bedingungen aus: Erstens braucht es den Wo sehen Sie dabei die Herausforderungen? politischen Willen, dass ein Grossteil der vom Stadtrat vor- Wir wissen nicht, wie sich der Wohnungsmarkt gesehenen städtischen Areale tatsächlich an gemeinnützige entwickelt. Sollten plötzlich allgemein viel mehr Bauträger abgegeben werden kann. Nur so ist es realistisch, Wohnungen als angenommen gebaut werden, wird das vorhandene Potenzial auszuschöpfen. Die zweite Bedin- es schwierig, den Anteil der gemeinnützigen zu gung ist, dass sich der Wohnungsmarkt in den nächsten erhöhen. Zudem sind wir darauf angewiesen, dass Jahren nicht gross verändert. Sollten plötzlich viel mehr das Potenzial tatsächlich ausgeschöpft wird, das Wohnungen als angenommen gebaut werden, müssten heisst, dass der politische Wille vorhanden ist, die auch mehr gemeinnützige Wohnungen realisiert werden, definierten städtischen Grundstücke an gemein- um deren Anteil auf 16 Prozent zu erhöhen. nützige Bauträger abzugeben. Kurzfristig keine grossen Veränderungen Die Schaffung von gemeinnützigen Wohnun- Der Stadtrat geht davon aus, dass in der Stadt Luzern – gen ist nur ein Ziel der städtischen Wohnraum- inklusive gemeinnütziger Wohnungen – jährlich durch- politik. Was sind die weiteren Themen? schnittlich insgesamt rund 300 Wohnungen gebaut werden. Ein Anliegen ist der haushälterische Umgang Eine Annahme, die von Michel Amberg, Immobilien-Experte mit dem knapper werdenden Boden. Wir müssen der Luzerner Kantonalbank, grundsätzlich gestützt wird. den Flächenverbrauch reduzieren. Auch hier leis- «In den vergangenen fünf Jahren wurden in der Stadt Luzern ten Wohnbaugenossenschaften einen wichtigen im Durchschnitt jährlich zirka 380 neue Wohnungen Beitrag (siehe S. 8 und 9). Weiter will der Stadtrat gebaut», sagt er. Die Zahlen sind allerdings von Jahr zu Jahr qualitativ hochstehende Aussenräume schaffen sehr unterschiedlich. So sei davon auszugehen, dass 2019 in und energieeffizientes Wohnen fördern. Überge- der Stadt Luzern 500 neue Wohnungen entstehen würden. ordnetes Ziel ist, für alle Bevölkerungsgruppen eine Grundsätzlich wird sich der Wohnungsmarkt aber kaum hohe Lebensqualität und ein vielfältiges Woh- verändern. Michel Amberg erwartet in den nächsten sechs nungsangebot zur Verfügung zu stellen, das heisst Jahren einen Zuwachs von 2000 Wohnungen oder pro Jahr für Menschen mit unterschiedlichem Alter, Ein- rund 330. Nimmt man das Einzugsgebiet der Agglomera- kommen oder Lebensstil. Dies ist eine Vorausset- tionsgemeinden Kriens, Emmen, Horw, Ebikon mit dazu, zung für die sozialräumliche Durchmischung. sind es im Durchschnitt 1400 neue Wohnungen. In welchen Bereichen besteht diesbezüglich Zunehmende Komplexität Handlungsbedarf? Jährlich 380 Wohnungen in den letzten fünf Jahren, Dem Stadtrat ist es ein Anliegen, den für eine 330 in den nächsten sechs Jahren – in der langen Frist seien Stadt wie Luzern eher geringen Anteil an Familien die vom Stadtrat prognostizierten 300 Wohnungen trotz- zu erhöhen. Zudem will er dafür sorgen, dass auch dem realistisch, sagt Michel Amberg. «Es ist abzusehen, dass ältere Personen genügend zahlbaren Wohnraum die Wohnungsproduktion in der langfristigen Tendenz in zur Verfügung haben. Wir werden deshalb eine Stra- sämtlichen urbanen Räumen der Schweiz abnehmen wird.» tegie zum Wohnen im Alter entwickeln, mit der Die Gründe dafür sieht er bei der neuen Raumplanung und auch die Schnittstellen zwischen der Alters- und der bei der zunehmenden Komplexität. Das revidierte Raumpla- Wohnraumpolitik geklärt werden sollen. Eine wei- nungsgesetz des Bundes, das am 1. Mai 2014 in Kraft getre- tere Herausforderung sind Vermietungsplattfor- ten ist, sei aufgrund der kleinteiligen Parzellierung in den men. Die Vermietung von Wohnungen für Ferien Zentren, der bestehenden Rechtsgrundlagen, Denkmal- oder Kurzaufenthalte ist grundsätzlich eine gute schutzfragen sowie unterschiedlichen Eigentümerbedürf- Sache, hat aber in den letzten Jahren stark zuge- nisse erschwert umsetzbar. Dank der im Gesetz geforderten nommen. In der Stadt gibt es 360 solche Angebote, Verdichtung entstehen in den urbanen Zentren zwar grös- davon 292 Wohnungen von professionellen Anbie- sere Bauvolumen. «Diese Bauvorhaben benötigen aber ein terinnen und Anbietern wie Airbnb. Der Stadtrat sehr viel höheres Mass und Verständnis an Planung, Zeit, will deshalb ein Monitoring einführen und Mass- Vorinvestitionen, Kapital und Risikobereitschaft.» nahmen prüfen, um diese professionellen Ange- Michel Amberg ist deshalb überzeugt, dass sich langfris- bote zum Schutz des Wohnraums für die Bevölke- tig das Bauvolumen schweizweit «abkühlen» wird. «Um wie rung besser regulieren zu können. Es soll verhindert viel, wird sich zeigen.» Für die Stadt Luzern komme hinzu, werden, dass ganze Liegenschaften aufgekauft und dass die grossen Areale und Brachflächen nach 2024 weit- so dem Wohnungsmarkt entzogen werden. gehend überbaut sein würden. (UD) Urs Dossenbach Projektleiter Kommunikation
8 |9 Wohnraumpolitik KOORDINIEREN, SANIEREN UND SENSIBILISIEREN Um die Ziele der Wohnraumpolitik zu erreichen, ist die Stadt auf Hilfe angewiesen. Eine zentrale Rolle spielen die Wohnbaugenossenschaften und Stiftungen. Zudem will der Stadtrat den Austausch mit privaten Akteuren fördern. Florian Flohr an der Industriestrasse: Das G-Net hat bei der Entwicklung des Areals die Interessen der fünf beteiligten Genossenschaften koordiniert. Die Entwicklung des Areals an der Industrie- zusammengeschlossen haben», sagt Koordinator strasse, das die Stadt 2016 im Baurecht abgege- Florian Flohr. Der Präsident der Oekumenischen ben hat, war die erste grosse Herausforderung für Wohnbaugenossenschaft Luzern (OeWL) bildet das G-Net, quasi das Pionierprojekt. Das Netzwerk zusammen mit vier weiteren Vertretern der 23 Mit- gemeinnütziger Wohnbauträger Luzern, wie es in glieder den fünfköpfigen Ausschuss des G-Net. voller Länge heisst, wurde 2013 gegründet. Ziel ist, die Rolle des gemeinnützigen Wohnungsbaus in Zusammengerückt der Stadt Luzern zu stärken. «Bei der Industrie- Die Genossenschaften, Stiftungen und Organi- strasse hatten wir vor allem die Aufgabe, die Inter- sationen des G-Net sind von der Grösse her – die essen der fünf beteiligten Genossenschaften zu kleinsten besitzen 30, die grössten bis zu 2500 Woh- koordinieren, die sich in der IG Industriestrasse nungen –, aber auch von der politischen oder ideo- logischen Ausrichtung her sehr unterschiedlich. «Mit dem G-Net sind wir zusammengerückt», sagt Florian Flohr. «Der Austausch hilft, die gemeinsa- men Interessen zu formulieren, grössere Projekte zu stemmen und zum Beispiel gegenüber der Stadt gemeinsam aufzutreten», sagt Florian Flohr. Mit der Stadt stehe man regelmässig in Kontakt. «Die Zusammenarbeit ist gut und konstruktiv.» Allerdings sind die Erwartungen oft sehr hoch. Dass der Staat die Rahmenbedingungen vorgibt, sei selbstverständlich. In Detailfragen wünscht sich Florian Flohr aber mehr Spielraum, zum Beispiel bei der Frage, wie Belegungsvorschriften auszuge- stalten sind. «Für eine Partnerschaft auf Augenhöhe wäre es förderlich, wenn insbesondere das Parla- ment etwas vom Anspruch, alles regeln zu müssen, abrücken und den Genossenschaften mehr Eigen- ständigkeit gewähren würde.» In diesem Zusam- Die Baugenossenschaft Matt hat das Hochhaus Fanghöfli 2013 von einer privaten Besitzerin menhang ist Florian Flohr froh, dass der Stadtrat in erworben und die 36 Wohnungen saniert. seinem Zwischenbericht zur Wohnraumpolitik fest-
hält, dass «die Vielzahl städtischer Interessen nicht zu ergänzen. Dadurch kann die Wohnfläche von Gemeinnützigkeit bei jeder Arealentwicklung vollständig berücksich- heute 1250 auf 1800 Quadratmeter und die Anzahl Eine Organisation im tigt werden kann». Wohnungen von 18 auf 34 erhöht werden. Weitere Wohnungsbau gilt als Projekte der GSW sind die Sanierung der 12 Woh- gemeinnützig, wenn sie beispielsweise nachhal- Andere Aufgabe, weniger Ressourcen nungen an der Neustadtstrasse 4 für 2,5 Mio. Fran- tig für finanziell tragba- Mitglied des G-Net ist auch die Gemeinnützige ken und der 60 kleinen Wohnungen im Gebäude ren Wohnraum sorgt, Stiftung für preisgünstigen Wohnraum Luzern am Neuweg 3 für 3 Mio. Franken. keine zu hohen Dividen- (GSW). Für Geschäftsführer Rolf Fischer ist wichtig den auszahlt oder die zu betonen, dass die GSW nicht die gleichen Aufga- Verlässliche Partnerinnen Spekulation mit Liegen- ben und auch nicht die gleichen Ressourcen wie die Für Florian Flohr vom G-Net sind die Ziele der schaften ausschliesst. Wohnbaugenossenschaften hat. «Wir kümmern städtischen Wohnraumpolitik realistisch. Neben Die genaue Definition uns um Wohnraum für Personen, die keine oder der Entwicklung der städtischen Areale, neben ist im Bundesgesetz und kaum eine Chance haben, zahlbare Wohnungen auf Zukäufen von Liegenschaften, neben Sanierungen in der Verordnung über dem Wohnungsmarkt oder bei gemeinnützigen und Erweiterungen müsse es aber auch Ziel sein, die Förderung von preis- Wohnbaugenossenschaften zu finden.» Die Miete- die privaten Liegenschaftsbesitzerinnen und -be- günstigem Wohnraum rinnen und Mieter der GSW sind etwa Personen mit sitzer für den genossenschaftlichen Wohnungsbau beschrieben. finanziellen Problemen, mit Migrationshinter- zu begeistern, damit sie vermehrt Grundstücke dem grund, psychisch- und suchtkranke Menschen oder gemeinnützigen Wohnungsbau zur Verfügung stell- Bezahlbarer Wohnraum Patchwork-Familien. ten. Ein gutes Beispiel dafür ist das Fanghöfli. Die Es gibt keine allgemein- Baugenossenschaft Matt konnte das Hochhaus mit gültige Definition des Begriffs. Richtwerte Mehr Wohnfläche und mehr Wohnungen 36 Wohnungen 2013 von privater Seite erwerben. besagen aber, dass Um diesen Personen zahlbaren Wohnraum zur «Die Wohnbaugenossenschaften sind verlässliche Wohnraum als bezahl- Verfügung zu stellen, kauft und unterhält die GSW Partnerinnen und zahlen vernünftige Preise», sagt bar gilt, wenn nicht Liegenschaften. «Der Kontakt innerhalb des G-Net Florian Flohr. Der Koordinator des G-Net hat sich mehr als ein Drittel des hilft uns, geeignete Objekte zu finden», sagt Rolf deshalb vorgenommen, mit den Privaten den Aus- Haushaltseinkommens Fischer. «Mitmachen bei der Arealentwicklung tausch zu suchen. Ein Anliegen, das auch bei der für die Miete ausgege- kommt für uns aber nicht in Frage. Die Mieten bei Stadt erkannt wurde. Neben zehn anderen Mass- ben wird. Grundsätzlich Neubauten wären für unsere Mieterinnen und Mie- nahmen, die in der Wohnraumpolitik aufgelistet umfasst «bezahlbarer ter viel zu hoch.» Auch der Kauf von Liegenschaften sind, will auch der Stadtrat die privaten Akteure für Wohnraum» Wohn- wird aufgrund der steigenden Immobilienpreise die Wohnraumpolitik sensibilisieren. Dazu ist unter einheiten, die auch für immer schwieriger. Zudem gebe es in der Stadt anderem eine jährliche Veranstaltung angedacht Haushalte mit niedrigem Luzern immer weniger Liegenschaften zu kaufen. mit dem Ziel, die verschiedenen Akteure des Woh- Einkommen in einem Die GSW beschäftigt sich deshalb vor allem mit der nungsmarktes der Stadt Luzern zu vernetzen. spezifischen Gebiet Sanierung und Erweiterung der eigenen Häuser. So angemessen und finan- ist geplant, das Haus an der Baselstrasse 80 im Früh- Urs Dossenbach ziell tragbar sind. Unter welchen Bedingungen ling 2020 total zu sanieren und um ein Stockwerk Projektleiter Kommunikation Wohnraum als bezahl- bar gilt, ist demnach abhängig von der jewei- ligen finanziellen Situa- tion (Einkommen), dem Wohnort (Stadt, Quar- tier) und der Haushalts- grösse. Abgabe im Baurecht Die Abgabe von Bau- land im Baurecht ist eine Alternative zum Ver- kauf. Das Bauland bleibt im Besitz der Eigentü- merschaft. Das Recht zum Bauen wird aber einem Baurechtsneh- mer übertragen. Dieser bezahlt dafür einen vereinbarten jährlichen oder einmaligen Bau- rechtszins an die Eigen- tümerschaft. Der Ver- trag ist üblicherweise zeitlich begrenzt. Rolf Fischer, Geschäftsführer GSW: «Mitmachen bei der Arealentwicklung kommt für uns nicht in Frage.» Die GSW beschäftigt sich deshalb – wie zum Beispiel an der Neustadtstrasse 4 – vor allem mit Sanierungen und Erweiterungen.
10 | 11 Wohnraumpolitik IMMER MEHR HAUSHALTE MIT NUR EINER PERSON Zahlen und Fakten: Der Bericht «Statistische Beobachtungen & Analysen» zeigt, dass die Quartiere Luzerns bei der Wohnfläche pro Kopf oder beim Anteil Eigen- tums-, Miet- und gemeinnützige Wohnungen grosse Unterschiede aufweisen. Eine Grundlage für den Zwischenbericht des Auf diesen Grundlagen hat der Stadtrat die Heraus- Stadtrates zur Wohnraumpolitik ist der städtische forderungen und Handlungsfelder sowie die Mass- Bericht «Statistische Beobachtungen & Analysen». nahmen seiner Wohnraumpolitik definiert (siehe Darin enthalten sind Statistiken zur Wohnbevölke- Seiten 6 und 7). Im Folgenden finden sich vier aus- rung, zum Wohnungsbestand und zum Wohnungs- gewählte Statistiken zur Stadt Luzern. markt. Zudem wird auf die Bedeutung und die Wir- kung des gemeinnützigen Wohnungsbaus und auf Weitere Informationen zielgruppenspezifische Wohnangebote eingegangen. www.wohnen.stadtluzern.ch 83 Prozent sind Mieterinnen und Mieter Eine überwiegende Mehrheit der Bevölkerung teilweise hohe Anteile. Im Gegensatz dazu ist der der Stadt Luzern, nämlich 83 Prozent, wohnt zur Anteil an selbstbewohntem Wohneigentum in der Miete. Die Wohneigentumsquote liegt bei 16 Pro- Innenstadt verschwindend klein. zent, die sich in 6 Prozent Eigenheim und 10 Pro- Einen erhöhten Anteil an Genossenschafts- zent Stockwerkeigentum aufteilen. Seit 2012 hat wohnungen gibt es in den Quartieren am linken sich der Anteil an Eigentumswohnungen um 2 Pro- Seeufer, in Littau sowie im Maihof. In diesen Quar- zent erhöht. Dies ist auf die Zunahme beim Stock- tieren gibt es grosse zusammenhängende Genos- werkeigentum zurückzuführen. senschaftssiedlungen. Ein Beispiel dafür ist das Das Wohneigentum ist in den Quartieren sehr Eisenbahnerdörfli der Genossenschaft EBG im unterschiedlich verteilt (siehe unten stehende Gra- Quartier Sternmatt / Geissenstein mit über 400 Woh- fik): Auf der rechten Seeseite und in Littau gibt es nungen. Wohnbaugenossenschaften Eigentumsstruktur Miete Eigentum 100% 5% 5% 6% 1% 10% 3% 10% 15% 15% 11% 10% 19% 20% 22% 28% 21% 21% 32% 80% 47% 51% 61% 65% 72% 55% 60% 81% 85% 70% 74% 69% 95% 95% 64% 56% 79% 86% 81% 73% 59% 74% 82% 64% 40% 55% 76% 76% 46% 49% 20% 39% 35% 35% 27% 25% 19% 21% 25% 16% 13% 15% 17% 10% 15% 20% 12% 8% 13% 14% 5% 4% 2% 2% 6% 3% 0% Basel-/Bernstr. Oberseeburg Würzenbach Bellerive Halde Wesemlin Maihof Hochwacht Bramberg Kantonsspital Altstadt Bruch Hirschmatt Neustadt Unterlachen Gütsch Obergrund Sternmatt Langensand Udelboden Reussbühl Ruopigen Matt Littau-Dorf An der Emme Littauerberg Quelle: Hochschule Luzern – Wirtschaft, Wohn-Kalkulator, Auswertungsjahr 2015 Die Abweichungen zu 100 % erklären sich durch Rundungsdifferenzen.
In der Innenstadt leben 56 Prozent alleine 1-Personen-Haushalt Haushaltsstruktur Der steigende Wohlstand, die Veränderung der 2-Personen-Haushalt ohne Kind Lebensstile und damit verbunden die Individuali- 2-Personen-Haushalt mit Kind sierung sowie der demografische Wandel haben in 1-Eltern-Haushalt den vergangenen Jahrzehnten insbesondere in städ- übrige tischen Gebieten zu einer Zunahme an Einperso- Littau 29% 31% 33% 4% 5% nenhaushalten geführt. 1970 lebte in Luzern in 23 Prozent aller Privathaushalte nur eine Person. Heute sind es mit 45 Prozent fast doppelt so viele. Linkes Reussufer 38% 26% 26% 5% 5% In 19 Prozent der Haushalte leben Paare mit Kin- dern und in weiteren 5 Prozent alleinerziehende Linke Seeseite 44% 31% 19% 4% 2% Personen. In den Quartieren am linken Reussufer und in Littau ist der Anteil an Familienhaushalten Innenstadt 56% 30% 9% 2% 3% am höchsten (siehe nebenstehende Grafik). In der Innenstadt hingegen gibt es grossmehrheitlich Ein- und Zweipersonenhaushalte. Dies hängt mit der Rechtes Reussufer 48% 27% 18% 4% 3% Altersstruktur zusammen. So sind im Hirschmatt- quartier 54 Prozent der Bevölkerung zwischen 20 Rechte Seeseite 43% 34% 18% 3%2% und 39 Jahre alt. Im Durchschnitt leben in der Stadt Luzern 1,9 Personen in einer Wohnung. Die Bele- gungsdichte der Wohnungen in der gesamten Quelle: Hochschule Luzern – Wirtschaft, Wohn-Kalkulator, Auswertungsjahr 2015 Schweiz lag 2016 bei 2,2 Personen. 62 Prozent Drei- oder Vierzimmerwohnungen 1 Zimmer 4 Zimmer Wohnungsmix Ein breiter Wohnungsmix ist eine zentrale Vor- 2 Zimmer 5 Zimmer aussetzung für eine sozialräumliche Durchmi- 3 Zimmer 6 oder mehr Zimmer schung. In der Stadt Luzern ist der Anteil an grossen Wohnungen hoch. Über 60 Prozent aller Wohnun- gen haben drei oder vier Zimmer. Ein ähnliches Bild 5% 9% zeigt ein schweizweiter Vergleich: Luzern gehört 9% zusammen mit Winterthur und St. Gallen zu den Städten mit einem erhöhten Anteil (43 Prozent) an 15% Wohnungen mit vier oder mehr Zimmern (siehe nebenstehende Grafik). Grosse Wohnungen gibt es vor allem auf der rechten Seeseite, während es in der Innenstadt 29% besonders viele Kleinwohnungen hat. Der hohe An- teil an grossen Wohnungen ist darauf zurückzufüh- ren, dass seit 2011 67 Prozent aller Neubauwohnun- 33% gen drei oder vier Zimmer haben. Der Anteil an neuen Ein- und Zweizimmerwohnungen beträgt 22 Prozent. Seit 2014 steigt der Anteil an neu erstell- ten Ein- und vor allem Zweizimmerwohnungen al- lerdings, während die Anzahl neu erbauter Gross- Quelle: LUSTAT Statistik Luzern, 2017 wohnungen mit fünf oder mehr Zimmern abnimmt. Durchschnittlich 46 Quadratmeter pro Person Wohnfläche Um die Ziele der 2000-Watt-Gesellschaft zu Littau 41 erreichen, gilt es auch, den Wohnflächenverbrauch zu reduzieren. Dieser ist in den vergangenen Jahr- Linkes Reussufer 37 zehnten schweizweit aber stark angestiegen. 2016 betrug er durchschnittlich 45 Quadratmeter pro Per- Linke Seeseite 46 son. Im Vergleich zu Städten wie Basel (41), Bern und Zürich (39) oder Genf (36) hat Luzern mit 46 Quad- Innenstadt 47 ratmetern einen relativ hohen Verbrauch, wobei es zwischen den Quartieren und bei den Wohneigen- Rechtes Reussufer 47 tumsformen ziemlich grosse Unterschiede gibt (siehe nebenstehende Grafik). Im Bellerive werden Rechte Seeseite 56 über 65 Quadratmeter gemessen. An der Basel- / Bernstrasse und im Udelboden sind es nur 34, Stadt Luzern 46 unter anderem weil hier mehr Familien leben. Bei gemeinnützigen Wohnungen liegt der Flächenver- brauch pro Kopf bei 38, bei Mietwohnungen bei 44 Quelle: LUSTAT Statistik Luzern, 2016 und bei Stockwerkeigentum bei 55 Quadratmetern.
12 | 13 Abstimmung DER EHEMALIGE «POSTTUNNEL» SOLL ZUM VELOTUNNEL WERDEN Grosser Stadtrat und Stadtrat wollen den ehemaligen «Posttunnel» zwischen der Neustadt und dem Inseli für die Veloparkierung nutzen. Gegen den Projektie- rungskredit von 1,27 Mio. Franken hat ein Komitee das Referendum ergriffen. Im Velotunnel stehen provisorisch 420 Veloabstellplätze zur Verfügung. Sagen die Stimmberechtigten Ja, werden es ab 2024 rund 800 sein. Rund um den Bahnhof gibt es heute 2800 Velo- rung des Bahnhofplatzes hätte genutzt werden abstellplätze. Diese sind stark ausgelastet und zum können. Wegen der prekären Situation bei der Velo Teil überbelegt. Durch weitere Angebotsverbesse- parkierung entlang der Zentralstrasse hat die SBB rungen im öffentlichen Verkehr sowie die Veloför- zusammen mit der Stadt Luzern beschlossen, ab dermassnahmen der Mobilitätsstrategie wird sich Juli 2019 einen Teil des «Posttunnels» provisorisch die Nachfrage weiter erhöhen. Bis 2035 wird für das als Veloparkierungsanlage zu nutzen. Der Zugang Gebiet Neustadt / Bahnhof ein Bedarf von rund 7000 zu den 420 Veloabstellplätzen ist über einfache Abstellplätzen erwartet. Schieberillen von der Zentralstrasse und der Habs- Im Mai 2019 haben die Stimmberechtigten der burgerstrasse möglich. Die Installation der Schie- Planung von 1100 zusätzlichen Veloabstellplätzen berillen ist eine provisorische Sofortmassnahme. in der Velostation Bahnhofstrasse zugestimmt. Als Als Dauerlösung ist diese Erschliessung hingegen weitere Massnahme soll der ehemalige «Posttun- nicht tragbar. nel» als Velotunnel für die Veloparkierung und den Zugang zum Bahnhof genutzt werden. Hier sollen Variante C ab 2024 rund 800 Veloabstellplätze zur Verfügung Der Stadtrat hat dem Parlament im Januar 2019 stehen. Dieser Tunnel zwischen Zentralstrasse und drei Varianten für die Nutzung des «Posttunnels» als ehemaligem Postverteilzentrum, der heutigen Uni- Velotunnel vorgelegt. Die Erschliessung zum Velo- versität Luzern, diente der Post früher als Querver- tunnel mit Zugangsrampe und verbreiterter Unter- bindung zu den Perrons für die Be- und Entladung querung der Zentralstrasse ist sehr komplex und der Züge. kostspielig: Es wird je nach Variante mit Realisie- rungskosten von 13,3 Mio. (Variante A), 9,6 Mio. Umfahrung des Bahnhofplatzes (Variante B) oder 7,5 Mio. Franken (Variante C) Im Herbst 2017 legte der Stadtrat dem Parlament gerechnet. Die Mehrheit des Grossen Stadtrates hat einen Projektierungskredit vor, um den «Posttun- sich für die Projektierung der Variante C entschie- nel» als Veloabstellanlage nutzen zu können. Der den: Diese Variante gewährt zwar keine Durchfahrt Grosse Stadtrat wies die Vorlage allerdings zurück: durch den Tunnel. Sie ist aber die einzige Lösung, Hauptkritikpunkt war, dass der ehemalige Postbe- bei der im Vergleich zu heute zusätzliche Veloab- triebstunnel nur als Parkierungsanlage genutzt und stellplätze geschaffen werden können. Von den nicht auch als befahrbare Verbindung von der Habs- Realisierungskosten von 7,5 Mio. Franken entfallen burgerstrasse bis zum Inseli und somit als Umfah- rund 800’000 Franken auf die Infrastruktur für die
Veloabstellplätze, rund 6,7 Mio. Franken müssen tigt. Die SBB hat schriftlich bestätigt, dass dieser für die Tunnelverlängerung und den Bau der neuen Zugang über das Projekt «Durchgangsbahnhof» mit- Rampen-, Treppen- und Liftanlage eingesetzt wer- finanziert werden könnte, sobald das Bundesparla- den. Diese 6,7 Mio. Franken sind als Vorinvestition ment dem FABI-Ausbauschritt 2040 zugestimmt in den Durchgangsbahnhof zu sehen. Mit dem Bau hat. Bis dahin muss allerdings die Stadt Luzern die des Durchgangsbahnhofs kann der Velotunnel Kosten übernehmen. nämlich weder als Durchfahrtsmöglichkeit noch als Parkierungsanlage für den Veloverkehr genutzt wer- Empfehlung an die Stimmberechtigten den. Der Velotunnel und die heutige Fussgängerun- Grosser Stadtrat und Stadtrat empfehlen den terführung werden dannzumal mit geringen Anpas- Stimmberechtigten, dem Kredit von 1,27 Mio. Fran- sungen als Zugang für die wesentlich grösseren ken für die Projektierung des Velotunnels Bahnhof Personenströme zum Durchgangsbahnhof benö- zuzustimmen. (DC) Argumente des Referendumskomitees Nein zum Projektierungskredit Velotunnel Bahnhof Kaum ein Argument wird so oft in der politischen Dis- kann. Doch ist noch völlig offen, in welcher Form dieser kussion eingebracht wie jenes der «Nachhaltigkeit». Wobei Zugang zum Bahnhof dereinst auch den Anforderungen dieser Begriff sehr wohl seine Berechtigung hat, wenn die entspricht. Auch wenn eine Integration in den Durchgangs- Politik über zukunftsweisende Projekte zu entscheiden hat. bahnhof möglich sein würde, muss die Frage gestellt wer- So gilt es abzuwägen, ob zu tätigende Investitionen aus den, ob es wirklich diese gross dimensionierte Rampenan- gesellschaftlicher (Nutzen für die Bevölkerung), wirtschaft lage benötigt oder nicht doch der nun zum Abriss geweihte licher (Kosten-Nutzen-Verhältnis) und ökologischer (Auswir- bestehende Treppen- / Liftabgang weiterhin seine Dienste kung auf die Umwelt) Betrachtung in einem verantwort getan hätte. Hier wird bestehende, den Ansprüchen genü- baren Verhältnis stehen. Ein Vergleich zur Nachhaltigkeit, gende Infrastruktur vernichtet, nur um der Bequemlich- dessen schon fast erschreckendes Ergebnis uns letztendlich keit einzelner Velofahrer Rechnung zu tragen. dazu bewog, das Referendum zu ergreifen. Ein Fragezeichen auch zur Finanzierung: Wieso muss Obwohl der Velotunnel als Lösung zur Veloparkierung der Steuerzahler einen Zugang zum Durchgangsbahnhof um den Bahnhof angepriesen wird, ist absehbar, dass die bezahlen, obwohl eigentlich alle Aufwendungen über Nutzbarkeit dieser Investition nur wenige Jahre gegeben Bundesgelder finanziert werden? Jedenfalls hat die SBB sein wird, weil mit der Realisierung des Durchgangsbahn- nie verbindlich erklärt, dass diese Kosten als Vorinvestition hofs der «Posttunnel» wegfallen wird. Auch wenn der Bau- in den Durchgangsbahnhof übernommen werden. beginn noch nicht bestimmbar ist, werden die Investitionen in den Velotunnel wohl weniger als 10 Jahre nutzbar sein! Man kann sich dem Eindruck nicht entziehen, dass es sich bei der Zufahrtsrampe zum Velotunnel um ein ideolo- Bei der Abstimmung geht es dabei nicht um den Ent- gisch motiviertes Prestigeobjekt handelt. Mit der knappen scheid zur Nutzung des existierenden «Posttunnels», son- Zustimmung zur Velostation Bahnhofstrasse (Abstimmung dern einzig um Massnahmen zu dessen Zufahrt. Unabhän- 19. Mai 2019) hat die Bevölkerung zwar der Erstellung von gig vom Ausgang der Referendumsabstimmung werden Veloparkplätzen zugestimmt, aber auch ein deutliches Aus- im «Posttunnel» durch Stadt und SBB rund 400 Veloabstell- rufezeichen gesetzt, dass betreffend Kosten und ungenü- plätze realisiert. Diese provisorische Nutzung als Velo- genden Zusatznutzen eine grosse Skepsis besteht. parking ist nicht Gegenstand des Referendums. Im Gegen- teil, diese Massnahme könnte zu Kosten von maximal Eine offensichtliche Falschaussage ist auch die Fr. 150’000.– umgesetzt werden. Die Velofahrenden müssten Behauptung, dass zusätzliche Veloparkplätze entstehen jedoch, um in den «Posttunnel» zu gelangen, absteigen und würden. Ob im «Posttunnel» nun einstöckig 400 oder dop- das Velo über eine Schieberille beim Treppenabgang Zent- pelstöckig 800 Veloplätze erstellt werden, dies hat keinen ralstrasse hinunterschieben. Doch offensichtlich soll es den Zusammenhang zur Abstimmung zum Bau einer neuen Velofahrenden nicht zugemutet werden können, kurz ab- Zufahrtsrampe. Fakt ist jedoch, dass durch den grossen zusteigen und ihr Velo zu stossen! Deshalb soll die beste- Platzbedarf der Zufahrtsrampe rund 130 Oberflächen-Velo- hende Wendeltreppe mit Lift vollständig abgerissen und parkplätze an der Habsburgerstrasse wegfallen. Mit dem zum Preis von rund 8,75 Millionen durch eine neue Rampe Bau der Zufahrtsrampe werden unter dem Strich sogar mit Treppe und Lift ersetzt werden. 130 Veloparkplätze weniger zur Verfügung stehen! Die Seitens der Befürworter wird zwar argumentiert, dass Stadt bezahlt somit 8,75 Mio. Franken für den Abbau von diese Rampe nach der Realisierung des Durchgangsbahn- 130 Veloparkplätzen oder anders gesagt Fr. 67’000.– pro hofs weiterhin als Zugang zum Bahnhof genutzt werden abgebautem Veloparkplatz!
14 | 15 Quartier VON HÜHNERZUCHT, SPIELPLATZ- KUNST UND NORDPOLKULTUR Wer sein Quartier mit einem Projekt beleben möchte und dabei Unterstützung benötigt, kann auf die Hilfe der Stadt zählen. Diese verfügt sowohl über fachliches Know-how als auch über finanzielle Mittel. Drei Beispiele. Unterbereich bildet die Fach- und Anlaufstelle für Quartieranliegen. Diese verwaltet das wichtigste Instrument der Stadt, um Initiativen aus den Quar- tieren finanziell zu unterstützen: den Projektpool Quartierleben. Die Anlaufstelle unterstützt und berät die Quartierkräfte bei deren Anliegen. 50 bis 60 Projekte pro Jahr Die jährlich 75’000 Franken aus dem Projekt- pool sind zur Förderung eines aktiven Quartierle- bens bestimmt. Damit werden Anlässe und Projekte von engagierten Quartierkräften wie Elternorgani- sationen, kleineren und grösseren Interessengrup- pen, Seniorengruppierungen usw. unterstützt. Kri- terien: Der Anlass oder das Projekt müssen das Quartierleben fördern und dabei eine grössere Gruppe Quartierbewohnende ansprechen; der An- teil an Freiwilligenarbeit muss hoch sein; die Akti- vität darf nicht kommerziell ausgerichtet sein. Jährlich werden auf diese Weise rund 50 bis 60 Projekte mitfinanziert oder durch eine Defizitga- rantie auch erst ermöglicht. Dazu gehören Nach- barschaftsaktivitäten wie das Steinenstrasse-Fest oder das Innenhof-Fest in der Tribschenstadt 3, aber auch Festivals wie «Einquartier(t)» (die offene Bühne im Helvetiagärtli) oder «Invictis Pax» (Musik- festival beim Löwendenkmal). Ebenfalls aus dem Projektpool Quartierleben werden regelmässig die Fussballturniere BaBeL-Cup (Turnier des Basel- / Bernstrassequartiers), Wäsmeli-Cup und das Fuss- ballturnier Schulhaus Maihof unterstützt oder auch der Kinderzirkus Caramelli im Wesemlinquartier und das Partizipationsprojekt «unser WürzenBach». Da macht der Kleine grosse Augen: Barbara Schär vom Hühnerkollektiv an der Industriestrasse Es gibt tatsächlich kaum ein Quartier, in dem nicht lässt Nachbarn auf Tuchfühlung mit ihren Hühnern gehen. schon mal gefestet, gestaltet, experimentiert oder Neues entwickelt werden konnte dank städtischen «Stadtverwaltung» ist eher kein Synonym für Fördergeldern. ungebremste Lebensfreude: Etwas kleinlich, zu restriktiv, zu kompliziert sei sie, ist hin und wieder «Es entstand ein Wir-Gefühl» zu hören. Was dabei untergeht, ist, dass – ausge- Aus der grossen Vielfalt an Anlässen seien hier rechnet – wegen der Stadt selbst sehr viele Aktivitä- drei Beispiele erwähnt. Beispiel 1: Drei Familien aus ten und Projekte von Privaten im öffentlichen Raum dem Quartier realisierten in Zusammenarbeit mit überhaupt erst stattfinden können. Denn durch die dem Verein «CupofColor» Mitte Juni 2019 ein Kunst- Stadt werden Privatpersonen, Vereine oder andere und Aufwertungsprojekt an abgenutzten Spielplatz- Institutionen ermutigt und unterstützt, vielfältige objekten und verwitterten Betonwänden beim und fürs Zusammenleben wichtige Projekte durch- Spielplatz Dammgärtli an der Sentimattstrasse im zuführen. BaBeL-Quartier. Die Quartierbevölkerung wurde beim Entwickeln der Motive miteinbezogen, über Eine Anlaufstelle für alle Quartiere 40 Personen halfen bei der Umsetzung mit. Speziell erwähnt sei hier die Dienstabteilung Die Erfahrungen waren ausnahmslos positiv: Quartiere und Integration. Dazu gehören unter «Es entstand wirklich ein Wir-Gefühl, weil wir eine anderem die Bereiche Quartierarbeit, Quartierent- Woche lang gemeinsam daran arbeiteten», sagt wicklung und die Fachstelle Integration. Einen Matthias Leutwyler, einer der Initianten. Er schätzt
die finanzielle Unterstützung der Stadt aus dem rin, ist vom Potenzial dieses Ortes überzeugt: «Am 950 Anlässe pro Jahr Quartierpool sehr: «Einerseits konnten wir damit Reusszopf treffen jeden Tag unterschiedlichste Anlässe im öffentlichen einen Teil der Kosten decken. Andererseits ermu- Menschen aufeinander. Der Ort ist wie geschaffen Raum, auch solche wie tigt es uns, weitere Projekte anzugehen, wie bei- für Projekte, die Brücken schlagen und verbinden im Haupttext erwähnt, spielsweise eine Grillstelle im Dammgärtli.» Auf sollen.» Agnes Murmann ergänzt: «Neben der finan- sind bewilligungspflich- tig. Für deren Beurtei- diese Weise, so Leutwyler, können die Beziehungen ziellen Unterstützung der Stadt waren für uns die lung zuständig ist die unter den Quartierbewohnenden weiter wachsen. Impulse der Quartierarbeit sehr hilfreich.» Dienstabteilung Stadt- Deshalb heisst das Projekt auch «Seed of Change». Was sie damit anspricht: Die Stadt engagiert raum und Veranstaltun- sich auch mit ihrem Know-how, etwa in den Berei- gen (STAV). In der Stadt Ein Hühnerhof, der vereint chen Projektmanagement und Infrastruktur, für die Luzern werden jährlich Beispiel 2: Wortwörtlich «geflügelt» geht es an Initiantinnen und Initianten. Auf der Website www. bis zu 1500 Gesuche der Industriestrasse zu und her. Dort, auf einer Bra- quartiere.stadtluzern.ch gibt es zudem Checklisten für die Benutzung des che namens Eisenplatz, gedeiht ein von der Stadt für die Organisation von Veranstaltungen mit wert- öffentlichen Grundes in der Startphase unterstütztes Quartierprojekt der vollen Tipps und Tricks. Diese Unterstützung kann gestellt, rund 950 davon besonderen Art. Die 22 Personen des Vereins Hüh- man auch direkt bei der Quartierarbeit abholen. können bewilligt nerkollektiv führen einen urbanen Hühnerhof nach werden. Bio-Suisse-Richtlinien. Lokale Unternehmen sind Schon kleine Beiträge verleihen Flügel als Lieferanten von Futter (altes Brot, Rüstabfälle) Sibylle Stolz leitet die Dienstabteilung Quartiere Interessen abwägen oder Streu ins Projekt integriert. und Integration. Sie erklärt: «Der Projektpool Quar- Dabei stützt sich STAV Die Bevölkerung profitiert vom Hühnermist tierleben entspricht einerseits einem Bedürfnis der auf das Reglement und die Verordnung über als Kompost und kann sich an den zehn hübschen, Quartierkräfte, andererseits dem klaren Willen der die Nutzung des öffent- zahmen Hühnern erfreuen – voraussichtlich noch Stadt, die Quartiere und die Freiwilligenarbeit zu lichen Grundes (welche weitere zwei bis drei Jahre, bis dann das Areal Indus unterstützen.» Der Pool hat sich als zielgerichtetes derzeit überarbeitet triestrasse überbaut wird. «Die Stärke unseres Pro- Instrument zur Belebung der Quartiere etabliert. werden). STAV-Leiter jektes ist es, dass eine sehr bunte Gruppe von Men- Maya von Dach von der Quartierentwicklung weiss Mario Lütolf sagt: schen mit ihren unterschiedlichen Fähigkeiten zum zudem: «Oft sind es kleine Beiträge oder Defizitga- «Bezüglich Bewilligun- Gelingen beiträgt», sagt Barbara Schär, eine der rantien, die einer Idee erst Flügel verleihen.» gen gilt es stets die Initiantinnen. Übrigens: Der Projektpool ist nicht das einzige Bedürfnisse der Anwoh- Instrument der Stadt, um Initiativen von Privaten nenden, des Gewerbes, Mit Kultur Brücken schlagen finanziell zu unterstützen. Über ein halbes Dutzend der Veranstaltenden, Beispiel 3: Hühner gibt’s am Nordpol keine. Fonds für verschiedene Zwecke gibt es dafür. der Gäste, der Umwelt, Dafür sind die Betreiberinnen und Betreiber der Fazit: «Stadtverwaltung» wird für einige auch der Sicherheit usw. abzu- Buvette beim Reusszopf kulturell sehr aktiv. Moti- künftig nicht nur für ungebremste Lebensfreude wägen. Luzern soll eine viert von den guten Erfahrungen des letztjährigen stehen. Aber jetzt dürfte klarer sein, dass die Stadt attraktive, lebendige interkulturellen 1.-August-Festes, finden dort seit enorm viel leistet für (noch mehr) Lebensfreude in Stadt mit hoher Lebens- April jeweils am ersten Samstag des Monats inter- den Quartieren. Die diversen Veranstaltungen er- qualität bleiben.» kulturelle Veranstaltungen statt. Beteiligte des Pro- möglichen wertvolle Begegnungen im Kleinen und Quartiere einbeziehen jektes unter dem Namen «HelloNordpol» sind ver- stärken so den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Im «Echoraum Eventko- schiedene Quartierkräfte, die Integrationsinstitution ordination» und anläss- «HelloWelcome», lokale Bands sowie die Jazzschule Luca Wolf lich von Gesprächen Luzern. Agnes Murmann, Nordpol-Geschäftsleite- Projektleiter Kommunikation an runden Tischen von STAV halten Quartierver- eine, Gewerbe, Luzern Tourismus und weitere gemeinsam Rückschau und informieren sich über geplante Aktivitä- ten. Für Veranstaltungen von nicht gewinnorien- tierten Organisationen fürs Quartier werden keine Nutzungsgebüh- ren erhoben. Hotspots Die Höhe der Gebühren ist im Reglement fest- gehalten. Besonders beliebte Gebiete sind der Bahnhof, gefolgt vom Schwanenplatz, der Pilatusstrasse, dem Menschen aus vielen Nationen und tolle Stimmung am Mit vollem Elan helfen diese Kinder aus dem BaBeL-Quartier Mühlenplatz sowie dem interkulturellen 1.-August-Fest am Nordpol. mit, das Dammgärtli optisch aufzupeppen. Theaterplatz.
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