PORT OF HAMBURG MAGAZINE - epub @ SUB HH
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DIE GEOGRAFISCH ATTRAKTIVE LAGE DES HAFENS, DIE HAMBURG ZUM ÜBERSEEHAFEN UND WICHTIGEN Liebe Leserinnen WARENUMSCHLAGPLATZ FÜR DEN GESAMTEN und Leser, OSTSEERAUM MACHT, ZIEHT LOGISTIKDIENSTLEISTER die Logistikbranche boomt. Sie ist mit 258 Mil- ALLER ART IN DIE METROPOLREGION. © HHM/Marc Ihle liarden Euro Umsatz im Jahr 2016 und mehr als drei Millionen Beschäftigten nach der Auto- mobilindustrie und dem Handel der drittgrößte Wirtschaftsbereich in Deutschland und somit ein wichtiger Motor für wirtschaftliches Wachs- tum und den Arbeitsmarkt. Hamburg nimmt unter den deutschen Logistik- regionen eine Spitzenposition ein – nicht zuletzt wegen seines Hafens. Über 8.700 Schiffs- anläufe pro Jahr, mehr als 2.000 Ganzzug- verbindungen pro Woche, rund 50 spezialisierte Umschlaganlagen für die Abfertigung der unterschiedlichen Güter sowie vier mo- derne Containerterminals sind nur einige Faktoren, die den Hamburger Hafen zu einem der flexibelsten und leistungsfähigsten Universalhäfen der Welt machen. 138,2 Millionen Tonnen Ladung gingen 2016 über die Kaikanten des Hamburger Hafens. Hafen und Logistik, das sind zwei Branchen, die in Hamburg untrennbar miteinander verbunden sind und voneinander profitieren. Die geografisch attrak- tive Lage des Hafens, die Hamburg zum Überseehafen und wichtigen Warenum- schlagplatz für den gesamten Ostseeraum macht, zieht Logistikdienstleister aller Art in die Metropolregion. Da verwundert es nicht, dass allein in Hamburg rund 5.700 Logistikunternehmen für den reibungslosen Transport der Waren von A nach B sorgen – eine bemerkenswerte Zahl. Und trotzdem oder gerade deswegen muss sich auch der Logistikstandort Ham- burg den Herausforderungen der Zukunft stellen. Die größte Aufgabe wird es sicherlich sein, den digitalen Wandel der Branche in den nächsten Jahrzehnten mitzugestalten. Mit der smartPORT-Strategie der Hamburg Port Authority sind wir bereits auf einem guten Weg, um die Qualität und die Effizienz des Hafens als wichtigen Teil der Supply Chain zu erhöhen. Ich freue mich sehr, dass Ham- burg 2021 Gastgeber der größten Branchenveranstaltung im Bereich Intelligente Transportsysteme, des ITS-Weltkongresses, ist und somit die große Chance hat, international Maßstäbe für urbane Mobilitäts- und Logistiklösungen zu setzen. Die aktuelle Ausgabe des Port of Hamburg Magazines gibt Ihnen einen kleinen Einblick in die vielfältige und spannende Welt der Logistik. Bei unseren Recher- chen und Interviews haben wir festgestellt, dass Digitalisierung, Industrie 4.0 oder Robotik mittlerweile zentrale Themen sind, die viele Akteure im Markt be- wegen und sich daher auch in unseren Beiträgen wiederfinden. Die Bedeutung des Hamburger Hafens als wichtiger Logistik-Hub weltweiter Handelsströme kommt dabei natürlich nicht zu kurz. Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen und hoffe, dass Sie interessante Einblicke erhalten. Ihr Axel Mattern Vorstand Hafen Hamburg Marketing e.V.
Inhaltsverzeichnis 02 EDITORIAL LOGISTIKWELT 06 BIG DATA SIND DIE NEUEN CONTAINER Wirtschaftsexperten werfen einen Blick auf die Logistik von morgen 06 09 TRANSPORTLOGISTIK AUF DER DIGITALEN ÜBERHOLSPUR Die Hamburger Container-Spedition CTD setzt auf digitale Tourenplanung via App 10 „ICH WÜNSCHE MIR, DASS WIR AUCH IN ZUKUNFT DEN MUT HABEN, DEN DIGITALEN FORTSCHRITT MIT LEBEN ZU FÜLLEN“ HPA-Geschäftsführer Jens Meier spricht über die Zukunft des Hamburger Hafens 14 READY FOR DIGITAL TAKE-OFF Mit dem Digital Hub Logistics macht Hamburg Unternehmen in puncto digitale Prozesse fit 14 18 RÜCKENWIND FÜR LOGISTIKIMMOBILIEN Logistikdienstleister zieht es nach wie vor in die Metropolregion Hamburg 22 AMAZON ROBOTICS: KLEINE HELFER IM EINSATZ Im Amazon Logistikzentrum Winsen arbeiten Transportroboter und Menschen Hand in Hand 26 EXOSKELETTE, DIE MENSCH-MASCHINE-KOMBINATION Hightech-Anzüge verleihen Logistik-Mitarbeitern Superkräfte 18 28 VIELE WEGE FÜHREN NACH CHINA Hamburg – die Bahn nimmt im Containertransport von und nach China mehr und mehr an Fahrt auf 34 3 FRAGEN AN ANDREA BRIKS, SACO SHIPPING GMBH Vom 2-Mann-Unternehmen zum führenden Player im NVOCC-Geschäft HAFEN HAMBURG MARKETING E.V. 36 PETER PICKHUBENS PINNWAND 22 Tipps und Storys von Hamburgs frechster Hafenmöwe 38 HAFEN HAMBURG MARKETING E.V. Hafen Hamburg Marketing setzt auf bei Veranstaltungen auf Event- Container 38 IMPRESSUM 28
■ LOGISTIKWELT LOGISTIKWELT ■ © Hafen Hamburg Marketing/Jan Rzaczek Big Data sind die neuen Container dings müssen bis dahin die nötigen Energie- und Antriebsfragen geklärt sein“, schränkt Steve Saxon AUTONOMIE IST EINE SPRUNGINNOVATION Auch Prof. Dr. Christian Kille, Gründungsmitglied der ein. Initiative „Gipfel der Logistikweisen“, wagt den Blick Doch wie begründen die Autoren den prognostizierten auf die nächsten 50 Jahre. Dazu geht er nicht ganz so massiven Zuwachs an Containerströmen – ganz im Ge- spektakulär wie die McKinsey-Mitarbeiter vor: „Neue Globalisierung, 3D-Druck, autonomes Fahren, Internet der Dinge – die Logistik der Zukunft ist so gensatz zur derzeitigen, äußerst moderaten oder sogar Erfindungen kommen nicht schleichend. Es hat in der vielfältig wie nie. Gleichzeitig steht sie vor enormen Herausforderungen. Es braucht nicht viel Phantasie, stagnierenden Entwicklung? „Wir gehen davon aus, Vergangenheit immer Sprunginnovationen gegeben. um einen Ausblick lediglich auf die kommenden zwei oder drei Jahre zu werfen. Aber wohin entwickelt dass sich die Wertschöpfungskette künftig vor allem Das waren Knackpunkte in der Geschichte, an denen sich die Logistik in den nächsten fünf Jahrzehnten? von Afrika über das südliche Asien bis nach China er- eine Erfindung auftauchte, die einen enormen Fort- strecken wird. Das erfordert eine leistungsfähige Con- schritt gebracht hat. Das iPhone war zum Beispiel so Das internationale Beratungsunternehmen McKin- ten die genormten Boxen gerade das gesamte Schiff- tainerschifffahrt“, ist Matt Stone überzeugt. eine Sprunginnovation.“ Das Smartphone feierte 2017 sey geht mit seiner gerade vorgelegten Studie „Con- fahrtsgeschäft, alle Marktteilnehmer waren gezwun- Einzelne speditionelle Dienstleistungen werden dage- bereits seinen zehnten Geburtstag – und ist für Kille tainer Shipping: The next 50 Years“ in die Vollen: Im gen, völlig neu zu denken“, erinnern sich die beiden gen künftig keine Rolle mehr spielen: „Erfolg hat der- damit fast Geschichte: „Wenn wir jetzt nur auf die Lo- Jahr 2067 haben die Containerschiffe eine Kapazität Autoren, Steve Saxon und Matt Stone. „Jetzt sorgen jenige, der in der Lage ist, über die gesamte Trans- gistik sehen, bin ich ziemlich sicher, dass das autono- von bis zu 50.000 TEU erreicht, heißt es dort. Der neue digitale Prozesse wie die Blockchain, Big Data portkette hinweg digitale Schnittstellen zu installie- me Fahren genau so eine Sprunginnovation ist.“ Dabei Container-Transportmarkt werde bis dahin zwei- bis oder das Internet der Dinge erneut für einen Um- ren, unabhängig von den jeweiligen Transportdienst- geht es nach Ansicht von Kille um die Vernetzung von fünfmal größer sein als heute, je nachdem wie sich bruch. Die künstliche Intelligenz wird unsere Liefer- leistern“, so Stone weiter. Ziel sei es, den Kunden Systemen und Maschinen mit integrierter Sensorik die Märkte und Produktionsprozesse weltweit ver- ketten komplett beherrschen.“ Dabei mangelt es den jederzeit Echtzeitdaten rund um ihre Güter anbieten und Intelligenz in Form von Algorithmen: „Die Autono- ändern. beiden nicht an Phantasie: Als nötige Transportmittel zu können. „Die Gewinner in diesem Business kön- mie in der Bewegung ist übergeordnet gesehen eine Aber natürlich bewegt die Berater nicht nur die künfti- können sie sich künftig neben den Großcontainer- nen am Ende ‚digitale Giganten‘ sein, aber auch gro- Technologie, die auf ganz viele Bereiche eine Auswir- ge Größe der Containerschiffe: „Als McKinsey 1967 schiffen modular aufgebaute, autonom schwimmen- ße Linienreedereien oder einer der heutigen Logistik- kung hat, sei es beim Containerschiff oder einem Lkw. eine ähnliche Studie durchgeführt hatte, revolutionier- de oder sogar fliegende Container vorstellen – „aller- konzerne. Das ist noch völlig offen.“ Die Systeme werden sicher nicht selbstständig den- 06 | Port of Hamburg Magazine | Dezember 2017 Port of Hamburg Magazine | Dezember 2017 | 07
■ LOGISTIKWELT LOGISTIKWELT ■ Als nötige Transportmittel können sich die Macher der McKinsey-Studie „Container Transportlogistik auf der Shipping: The next 50 Years“ künftig sogar fliegende Container digitalen Überholspur vorstellen. Mit einer neuen Smartphone-Anwendung optimiert die HHLA-Tochter Container-Transport-Dienst (CTD) seit Mai ihr Container-Trucking im Hamburger Hafen. Das Fazit: effizientere Tourenplanung, papierlose Toureninformationen in Echtzeit, Zeit- und Kraftstoffersparnis, weniger Stress für die Fahrer. Mehrmals pro Schicht fährt Samir Dedic̆ mit seinem Sat- CTD-Zentrale ausdrucken und am Terminal vorlegen. telschlepper die großen Hamburger Containerterminals Jetzt läuft alles papierlos übers Handy.“ an. Auf jeder Tour nimmt er einen Container auf, fährt Nach einer Testphase ist die CTD-FahrerApp auch fit für ihn zum Kunden und wartet bis die Stahlbox entladen das Slotbuchungsverfahren (SBV), das seit dem 29. No- wird. Danach geht es wieder zurück zum Terminal. vember an allen Containerterminals im Hamburger Ha- Dedic̆s Touren führen überwiegend durchs Hafengebiet. fen verpflichtend ist. Slotbuchung bedeutet, dass nur Während der Arbeit brummt regelmäßig das Smart- Lkw abgefertigt werden, die für ihre Transporte einen phone des gebürtigen Bosniers. Es sind keine privaten gültigen Slot zugewiesen bekommen haben. Das abge- der Deutschen Nachrichten, die ihn erreichen, sondern jobrelevante In- stimmte Verfahren soll für eine transparente und struk- räsentiert über formationen. Denn seit Mai nutzt Dedic̆ die neue CTD- turierte Abfertigung an den Terminals sorgen. Vorher lief itgliedschaften FahrerApp. Über die mobile Anwendung ist er in Echt- es nach dem Motto: Wer vorne steht, wird als Erster ab- rungsindustrie. zeit mit seinem Disponenten verbunden und erhält gefertigt. Durch die zeitgenaue Slotbuchung werden die Push-Nachrichten mit aktuellen Statusmeldungen zu Boxen nun innerhalb kürzerer Zeit bereitgestellt. Ein aus- seiner Tour. Die Vorteile: Der Fahrer kann bequem über führlicher Bericht über das neue SBV im Hamburger Ha- das Handy seinen nächsten Auftrag ordern. Dazu muss fen ist für die nächste Ausgabe des Port of Hamburg er sich einmalig mit seinen Userdaten und seinem CTD- Magazines vorgesehen. ■ Chassis im System anmelden. Anschließend erhält er al- www.ctd.de le notwendigen Trans- portdaten für die nächste ken, das wäre dann doch zu viel erwartet. Aber sie dauerhaft zurückgeht – und damit die maritime Wirt- Tour: Zoll- und Freistel- werden viele Entscheidungen schnell treffen können, schaft in Norddeutschland langsam aber sicher lungsnummern werden in dem sie viele Aspekte aus ihrer Umwelt erfassen schrumpft. „Nein“, ist Straubhaar überzeugt: „Es wäre übermittelt, in Zukunft und eigenständig zu Prozessen verarbeiten. Das ist die sicherlich ein riesiger Fehler, wenn sich Hamburg vom sogar gebuchte Zeitfens- Sprunginnovation, aus der sich wie beim Smartphone Hafen oder der Seeschifffahrt lösen würde. Aber der ter (Slots) für die Abferti- dann viele neue Geschäftsmodelle ableiten lassen, die Hafen muss sich die Frage stellen, in welcher Art und gung am Terminal. Au- wir heute noch nicht einmal kennen.“ Weise er in der Wertschöpfungskette einer digitalisier- ßerdem kann er bei ten Logistik Geld verdienen kann. Abläufe und Prozes- Bedarf Fotos von Doku- GAME-CHANGER DIGITALISIERUNG se könnten beispielsweise noch präziser, kundenge- menten und Containern Doch was bedeuten diese vielen neuen Aspekte für den rechter oder schneller abgewickelt werden. Und da mit seiner Handykamera Hamburger Hafen und die mit ihm verbundenen Unter- zählt weniger die Menge, sondern mehr die Qualität.“ aufnehmen und an CTD nehmen? Damit hat sich der Ökonom und frühere Direk- Auf diese Veränderungen müsse rechtzeitig reagiert übermitteln. tor des Hamburgischen WeltWirtschaftsInstituts werden, mahnt Straubhaar: „Nämlich jetzt!“ Mittlerweile nutzen alle (HWWI), Prof. Thomas Straubhaar, ausführlich ausein- Die Zukunft des Hamburger Hafens liegt nach Ansicht CTD-Fahrer die prakti- andergesetzt und bestätigt die McKinsey-Aussagen: des Wirtschaftswissenschaftlers daher in der engen sche Anwendung. Sie er- „Die Digitalisierung ist ein Game-Changer, sie führt dazu, Verknüpfung und Vernetzung von Güterumschlag, ver- leichtert die tägliche Ar- dass ganze Geschäftsmodelle völlig neu zu denken sind.“ arbeitendem Gewerbe, Industrie und Logistik. „Dazu beit und spart Zeit. Das Das sehe man besonders deutlich am Beispiel des 3D- bedarf es gezielter Investitionen und einer exzellenten bestätigt auch Dedic̆: Druckers: „Jahrelang kamen fertige Turnschuhe aus der Infrastruktur auch jenseits der Hafenanlagen.“ Die Zu- „Die App ist viel einfa- Produktion in Südostasien nach Deutschland. Heute kunft der Logistik gehöre nicht mehr allein dem Güter- cher als das Verfahren kann der Turnschuh wieder vor Ort nach den Maßen je- handel, sondern den Dienstleistungen und dem Daten- via Web-Anmeldung. Sie © HHLA / Joerg Schwalfenberg des einzelnen Kunden vom 3D-Drucker ausgedruckt wer- handel. Mit seinem Ausblick positioniert er sich, was läuft immer im Hinter- den. Das erfordert keine großen Transaktionen mehr zwi- die Containerschiffsgrößen angeht, klar gegen die grund und meldet mir re- schen Adidas in Deutschland und der Produktionsstätte McKinsey-Prognose: „Je stärker und schneller diese levante Informationen. in China sowie dem Turnschuh, der schließlich irgendwo Entwicklung voranschreiten wird, desto eher werden Früher musste ich für je- CTD-FAHRER SAMIR DEDIČ ERHÄLT ÜBER DIE NEUE APP REGELMÄSSIG in Hamburg zum Kunden kommt.“ sich gigantische Containerschiffe und ausufernde See- de Tour Containernum- PUSH-NACHRICHTEN MIT AKTUELLEN Somit stellt sich zwangsläufig die Frage, ob das Ge- häfen als Dinosaurier der Wirtschaftsgeschichte mer und Freistellungs- STATUSMELDUNGEN ZU SEINER TOUR. schäft mit den Containern zumindest in der Nordrange erweisen.“ ■ nummer bei der 08 | Port of Hamburg Magazine | Dezember 2017 Port of Hamburg Magazine | Dezember 2017 | 09
■ INTERVIEW INTERVIEW ■ JENS MEIER, © HPA/Andreas Schmidt-Wiethoff GESCHÄFTSFÜHRER HAMBURG PORT AUTHORITY (HPA) „Ich wünsche Wettbewerb zu behaupten. Welche Projekte wur- den bereits erfolgreich umgesetzt und welche Projekte sind in den nächsten fünf, zehn oder 15 mir, dass wir auch Jahren geplant? Im Bereich smartPORT Logistics hat die HPA mit in Zukunft den Mut verschiedenen Partnern in den vergangenen Jah- ren 28 Projekte ausgetestet oder umgesetzt. Das beginnt bei der intelligenten Baustellenbake, setzt haben, den digitalen sich fort bei neuen visuellen Techniken für unsere nautische Zentrale und erstreckt sich bis zur Ent- wicklung von Sensoren, die eine Wartung der Ha- Fortschritt mit fenbahn-Weichen optimieren. Aktuell arbeitet die HPA daran, Augmented- und Virtual Reality im Hafen einzusetzen. Der Blick durch die Datenbrille könnte Leben zu füllen“ völlig neue Möglichkeiten eröffnen – beispielsweise bei der Bauplanung. Zudem laufen bei uns Überle- gungen, die smartPORT Logistics App für eine in- telligente Lkw-Steuerung im Hamburger Hafen nach den Erfahrungen aus der Praxis durch unsere Part- ner marktorientiert weiter zu entwickeln. Über un- sere smartPORT-Projekte hinaus beteiligt sich der Hamburger Hafen aktuell an einem Feldversuch für den neuen Mobilfunkstandard 5G. Gemeinsam mit Partnern wie der Deutschen Telekom und Nokia tes- ten wir Anwendungen wie anspruchsvolle Sensor- steuerungen oder hafenweite sichere mobile Netz- werke, die vorher nur mit Glasfasertechnik möglich gewesen wären. Die HPA hat die Chance, hier einen künftigen Standard mitzugestalten. Davon profitiert der gesamte Hafen. Wenn 5G im Jahr 2020 einge- führt wird, haben wir schon zwei Jahre praktische Erfahrung mit der neuen Technik – bei neuer Tech- nologie ein riesen Vorsprung. Als HPA schaffen Sie die notwendigen infrastruk- turellen Voraussetzungen für die Weiterentwick- lung des Hafens. Welche Investitionen und Bau- vorhaben werden in den kommenden Jahren für Ihre Pläne nötig sein? Seit 2008 steht er an der Spitze der Hamburg Port Authority (HPA): Jens Meier, studierter Informatiker meinsam könnten wir so den Transport von Tür zu Tür Modernisierung, Erneuerung und Entflechtung der mit klaren Visionen. Der Geschäftsführer hat den Hamburger Hafen in den vergangenen 10 Jahren beschleunigen – denn das ist es, worauf es in Zukunft Verkehrswege lauten die Erfolgsfaktoren. In den ver- „smart“ gemacht. Aber was steckt hinter der smartPORT-Strategie der HPA? Weist sie bereits den ankommt. Der Hafen bleibt dabei das Herzstück. Die gangenen Jahren hat die HPA die Modernisierung der Weg in die Logistik der Zukunft? Ohne Frage werden sich die logistischen Abläufe in den nächsten Vernetzung aller Partner fängt bei uns im Hamburger Hafenbahn vorangetrieben. Insgesamt wurden rund Jahrzehnten durch neue Prozesse und die Digitalisierung drastisch verändern. Experten gehen von Hafen an, sollte aber auch global vollzogen werden. 450 Millionen Euro investiert – mit großem Erfolg, einer völligen Vernetzung aller Beteiligten entlang der Supply Chain aus – für den Hamburger Hafen Die HPA geht voran und treibt beispielsweise die wie ein Beispiel belegt: Während die Zahl der Züge Herausforderung und Chance zugleich. Kooperation im Hafen-Netzwerk chainPORT voran, im Vergleich von 2007 zu 2016 bei rund 60.000 pro in dem sich weltweit führende Port Authorities aktiv Jahr nahezu konstant blieb, stieg die Zahl der trans- PoHM: Die Zukunft kann niemand präzise vorher- mus auf dem Wasser, sondern durch optimierte Pro- austauschen. Bei allen technischen Möglichkeiten portierten Container von jährlich 1,8 auf fast 2,4 Milli- sagen, dennoch wagen Zukunftsforscher immer zesse an den Kaikanten und beim weiteren Transport der Digitalisierung: Im Mittelpunkt muss immer der onen TEU an. Das ist eine enorme Effizienzsteigerung wieder einen Blick in die Welt von morgen. Für der Waren. Hier ist Hamburg als größter Universalha- Mensch stehen. Erst eine Vernetzung von Expertise – und sichert unsere Position als Europas größter die Logistik gibt es mehrere Szenarien. Wie sieht fen Deutschlands mit einer optimalen Hinterlandan- und der Kreativität, die bei uns im Hafen reichlich vor- Eisenbahnhafen. Anfang 2018 eröffnen wir die in ih- Ihre persönliche Vision der Zukunft aus und wel- bindung grundsätzlich sehr gut aufgestellt. Um vom handen ist, kann nachhaltige Impulse für die Zukunft rer Art einmalige Lokservicestelle am Bahnhof Alte che Rolle nimmt dabei der Hamburger Hafen ein? Megatrend Digitalisierung zu profitieren, gilt es dar- liefern. In den smartPORT-Projekten wird dieser An- Süderelbe. Hier entstehen 35 neue, automatisch ge- über hinaus die großen Potenziale durch eine noch satz bei der HPA bereits in der Praxis erprobt. steuerte Abstellflächen für Loks, durch die neue Ka- Meier: Ich meine, dass das Größenwachstum der engere Zusammenarbeit aller Beteiligten beim Daten- pazitäten auf den Gleisen geschaffen werden. Für je- Containerschiffe ein Ende finden sollte. Höhere austausch, aber auch bei der Ausbildung von Mitarbei- smartPORT steht für intelligente Hafenent- den gut sichtbar im Bau befindet sich aktuell die neue Wachstumsraten erreichen wir nicht durch Gigantis- tern entlang der gesamten Lieferkette zu nutzen. Ge- wicklung – ein wichtiger Schritt, um sich im Bahnbrücke Kattwyk. Hier schafft die HPA durch 10 | Port of Hamburg Magazine | Dezember 2017 Port of Hamburg Magazine | Dezember 2017 | 11
■ LOGISTIKWELT LOGISTIKWELT ■ Trennung von Bahn- und Autoverkehr mehr Kapazitä- Der Hafen ist sicherlich auch ein gutes Testlabor stehen wir im engen Austausch mit unseren Part- HPA ten auf Straße und Schiene in einem neuralgischen für die Stadt Hamburg. Egal ob Innovationen zur nern sowie der Freien und Hansestadt Hamburg Bereich des Hafens. Untersucht werden bei der HPA Verkehrssteuerung, Umweltsensoren oder Logistik- und gehen gemeinsam voran – das beginnt bei Die Hamburg Port Authority (HPA) betreibt seit außerdem mehrere Varianten für eine neue Querung Lösungen: Wir haben auf rund 8.000 Hektar die der Ansiedlung neuer Betriebe, und setzt sich fort 2005 ein zukunftsorientiertes Hafenmanagement des Köhlbrands. Auf der Zielgraden befinden wir uns Möglichkeit, Technologien von morgen in der Pra- bei der Entwicklung des Mittleren Freihafens, bei aus einer Hand und ist überall dort aktiv, wo es auch mit dem Projekt der Fahrrinnenanpassung der xis zu erproben. Was sich im Hafen bewährt hat, dem wir insbesondere auf Impulse aus unserer um Effizienz, Sicherheit und Wirtschaftlichkeit Elbe, der Lebensader unseres Hafens. ist vielfach adaptierbar für Techniken, die später in Wirtschaft setzen. im Hamburger Hafen geht. Den wachsenden An- der gesamten Stadt eingesetzt werden. Und auch sprüchen des Hafens begegnet die HPA mit intel- Welche Voraussetzungen müssen die Unterneh- wenn eine Anwendung mal nicht den erwünschten Haben Sie einen Appell an die Akteure in der ligenten und innovativen Lösungen. Die HPA ist men im Hamburger Hafen aus Ihrer Sicht für die Erfolg hat, lernen wir daraus und stellen anderen Hafen- und Logistikwirtschaft? verantwortlich für die effiziente, ressourcenscho- digitale Zukunft schaffen? Ist die HPA in dieser unser Wissen zur Verfügung. Die HPA hat für diese nende und nachhaltige Planung und Durchfüh- Hinsicht auch Berater oder Sparringspartner? Entwicklungen eigene Abteilungen mit Spezialisten Wie ich aus vielen Gesprächen vor Ort bei un- rung von Infrastrukturmaßnahmen im Hafen und für digitale Angelegenheiten, Geschäftsmodelle und seren Hafenunternehmen weiß, schwingen beim ist Ansprechpartner für alle Fragen hinsichtlich Wichtig ist, dass alle Beteiligten die Digitalisierung als Prozesse eingerichtet. Ich kann es nicht oft genug Thema Digitalisierung immer auch Ängste und der wasser- und landseitigen Infrastruktur, der gemeinsame Aufgabe sehen, denn hinter dem Begriff betonen: Innovationen können aber nur gemeinsam Vorbehalte mit. Schließlich bedeutet Digitali- Sicherheit und Leichtigkeit des Schiffsverkehrs, verbirgt sich häufig nur der technologische Ansatz. vorangebracht werden, deshalb setzt die HPA lokal sierung ja auch Veränderungen in etablierten der Hafenbahnanlagen, des Immobilienma- Gute Ergebnisse können nur erzielt werden, wenn immer auf eine enge Zusammenarbeit mit der Ha- Arbeitsabläufen. Der Hamburger Hafen war auf nagements und der wirtschaftlichen Bedingun- die Beteiligten optimal und richtig vernetzt arbeiten. fenwirtschaft, mit Forschungseinrichtungen, Tech- diesem Gebiet aber immer schon sehr innovativ gen im Hafen. Dazu stellt die HPA die erforder- Das gilt für Umschlagbetriebe, Reedereien, Logistiker nologie- und Telekommunikationsanbietern. Global und zugleich auch Vorbild für die ganze Welt. Ich lichen Flächen bereit und übernimmt alle ho- ebenso wie für Zulieferer und die HPA als Infrastruk- tauschen wir uns regelmäßig mit anderen Häfen wünsche mir, dass wir auch in Zukunft den Mut heitlichen Aufgaben und hafenwirtschaftlichen turbetreiber. Wir sehen uns in der Rolle des Partners, über Ideen für die Zukunft des Hafens auf – man haben, den Fortschritt mit Leben zu füllen. Ge- Dienstleistungen. Sie vermarktet spezielles, ha- Vermittlers und auch Impulsgebers. muss ja das Rad nicht neu erfinden. So haben sich nau jetzt ist der Zeitpunkt, wichtige Weichen zu fenspezifisches Fachwissen und nimmt zudem Vertreter der HPA zuletzt Anfang November im Zuge stellen, um weiter voran zuschreiten. Wichtig ist die hamburgischen Hafeninteressen auf nationa- Wie entwickeln Sie Ideen für die Zukunft des des maritimen Kooperationsprojekts chainPORT in aber auch hier, die Mitarbeiter, die den Betrieb ler und internationaler Ebene wahr. Hamburger Hafens? Gibt es eine Projektgruppe Los Angeles getroffen, um sich über neue Techno- im Hafen am Laufen halten, konsequent mitzu- mit verschiedenen Akteuren? logien auszutauschen. Aber auch bei der Hardware nehmen. ■ MIT INTELLIGENTEN LÖSUNGEN FÜR DEN VERKEHRS- UND WAR ENFLUSS STEIGERT DIE HPA DIE EFFIZIE NZ DES HAFENS. Innovative Solutions for Logistics Provider © HPA/Andreas Schmidt-Wiethoff it-systeme e-logistic software software as a service services CargoSoft GmbH, Buschhöhe 10, 28357 Bremen / Germany 12 | Port of Hamburg Magazine | Dezember 2017 Tel. +49 421 98500-0, sales@cargosoft.de www.cargosoft.de Port of Hamburg Magazine | Dezember 2017 | 13
■ LOGISTIKWELT LOGISTIKWELT ■ ist hier der Anteil der Digitalisierungsskeptiker beson- ders hoch. 52 Prozent der Verkehrs- und Logistikfir- men sehen eine Digitalisierung des eigenen Unterneh- mens als nicht erforderlich an. „Das sind alarmierende Zahlen“, sagt Karl-Heinz Piotrowski, Projektleiter des neuen Digital Hub Logis- tics Hamburg. Seiner Meinung nach führt kein Weg an der Digitalisierung vorbei. „Nun stellt sich die Frage, ob wir sie aktiv mitgestalten werden oder das Feld anderen überlassen.“ Hamburg hat darauf eine klare Antwort: Die Hansestadt will eine Führungsposition bei der digi- talen Transformation der Logistikbranche übernehmen und auch international erster Ansprechpartner für Lö- sungsansätze und innovative Entwicklungen werden. Die Hansestadt will eine Führungsposition bei der digitalen Transformation der Logistikbranche Ready for übernehmen. Zu diesem Zweck wurde am 30. August das Projekt Digital Hub Logistics durch die Hamburger Wirt- Digital Take-off schaftsbehörde und die Logistik-Initiative Hamburg gestartet. Es basiert auf der Digital Hub-Initiative des BMWi und des deutschen Digitalverbandes Bitcom, mit deren Hilfe Deutschland auf der digitalen Weltkar- te eine bedeutende Rolle zukommen soll. Dazu wur- den in ganz Deutschland zwölf Hubs als digitale An- laufpunkte mit unterschiedlichen Schwerpunktthemen Die Zukunft liegt in der Digitalisierung. Und Hamburg will in Sachen Logistik dabei eine führende Rolle geschaffen, darunter klassische Industrien wie Che- übernehmen. Dazu wurde eigens der Digital Hub Logistics ins Leben gerufen. Was steckt dahinter? mie, Finanzen oder Logistik, aber auch neue digitale Felder wie Internet of Things (IoT), künstliche Intelli- genz und Smart Systems. Als erfolgreichster Digital Hub gilt das Silicon Valley Die Digitalisierung wird nicht kommen, sie ist bereits nächsten Jahren mit einer Wucht über uns hereinbre- wer in letzter Zeit mal in Dänemark war, wird festge- mit seiner Kombination aus Gründern, Startups, gro- im vollen Gange. Ob autonomes Fahren, künstliche chen, wie es nur mit dem gesellschaftlichen Um- stellt haben, dass man hier mit Bargeld häufig nicht ßen Technologieunternehmen, Forschungs- und Bil- Intelligenz, Industie 4.0, SmartHealth oder bargeldlo- bruch durch die Aufklärung oder die Industrialisierung mehr sehr weit kommt. Das kleine skandinavische dungseinrichtungen sowie Investoren. An diesem se Bezahlsysteme – es gibt kaum einen wirtschaftli- zu vergleichen ist. Land ist in Sachen mobiler Bezahlung sehr viel fort- Vorbild orientiert sich auch die Digital Hub-Initiative. chen oder gesellschaftlichen Bereich, der vom digita- Deutschland tut sich bisher nicht gerade als Vorrei- schrittlicher. Hamburg deckt zusammen mit Dortmund als soge- len Wandel nicht betroffen ist. Glaubt man einigen ter der Digitalisierung hervor. Die Vorzeigebranche Aber wie sieht es in der Logistik aus? Gemäß des Mo- nannter Twin-Hub die Logistikbranche ab. klugen Köpfen – Zukunftsforschern, Philosophen und der Automobilindustrie ist in Sachen E-Mobilität und nitoring-Reports „Wirtschaft DIGITAL 2017“ des Bun- Der Hamburger Hub soll Freiraum bieten für digitale © xxxxxxxxxxxx Vordenkern – dann wird die Digitalisierung in den fahrerlose Systeme ins Hintertreffen geraten. Und desministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) Technologie- und Produktentwicklungen, neue Ge- 14 | Port of Hamburg Magazine | Dezember 2017 Port of Hamburg Magazine | Dezember 2017 | 15
■ LOGISTIKWELT LOGISTIKWELT ■ schäftsmodelle sowie Workshops für Unterneh- lierten Unternehmen eine Plattform zum Aus- Herausforderung oder ein klar definiertes Projekt im © Digital Hub Logistics Hamburg men und Gründer. Coworking-Areas, Prototype tausch und zur Entwicklung gemeinsamer Lö- Gepäck haben.“ Labs und MakerSpace sollen das innovative Test- sungen zu bieten. Piotrowski: „Bei Kick-off- Eins sei jedoch klar, unterstreicht Piotrowski. Beim und Investumfeld für die Logistikkonzepte der Veranstaltungen im Vorfeld haben wir versucht Digital Hub Logistics soll keinesfalls nur geredet, dis- Zukunft liefern. Rund 30 Unternehmen haben be- rauszufinden, was bisher die größten Hemmnis- kutiert und genetzwerkt werden. „Am Ende des Ta- reits ihre Bereitschaft zur Mitarbeit und Unter- se sind. Dabei kam heraus, dass Startups in ers- ges sollen aus den ganzen Ideen und Visionen neue stützung erklärt, damit Global Player, Mittel- ter Linie Anwendungsfelder für ihre Projekte su- Produkte, neue Geschäftsmodelle, neue Unterneh- ständler und vor allem auch Startups gemeinsam chen. Unternehmen sind aber leider zu oft mungen entstehen.“ an innovativen digitalen Lösungen rund um die voreingenommen gegenüber neuen Ideen und Wie so etwas in der Praxis aussehen könnte, umreißt Logistik forschen und marktreife Produkte entwi- scheuen davor zurück, junge Startups in beste- Piotrowski mit einem Beispiel: „Meine Vision ist die ckeln können. Die geplanten Aktivitätenfelder rei- hende Geschäftsprozesse zu involvieren.“ Optimierung der Paketzustellung auf der letzten Mei- chen von der Vernetzung von Logistikunterneh- Um frei von bestehenden Geschäftsmodellen ar- le. Wenn wir es schaffen, die großen Zustelldienste men, IT-Branche, Forschung und Wissenschaft, beiten zu können und neuen Ideen Raum zu ge- an einen Tisch zu bekommen, um die Paketausliefe- Startups und Politik über Schulungs- und Trai- ben, haben viele große Unternehmen, wie bei- rung in einem neu entstehenden Stadtteil wie der ningsprogramme für Innovatoren bis hin zum spielsweise VW oder BMW, ihre Versuchs- und HafenCity mit Hilfe von digitalen Lösungen zu bündeln, Aufbau von Experi- Innovationsfelder als dann könnten davon alle profitieren und in den Straßen mentier- und Testräu- men für Prototypen „Die Heraus- Spin-offs ausgelagert. „Das ist auch die Idee würden nicht mehr fünf verschiedene Lieferfahrzeuge stehen, sondern maximal eins.“ Und auch im Hafen- und neue Produkte. „Hamburg war schnell forderungen der Zukunft des Digital Hub Logistics hier im MindSpace“, so umfeld sieht der Projektleiter diverse Potenziale. „Vor dem Hintergrund, dass im Hamburger Hafen ein Test- Karl-Heinz Piotrowski Projektleiter des neuen Digital Hub Logistics Hamburg als geeigneter Stand- ort für einen Digital sind nur gemeinsam Piotrowski. Das Mind- Space ist ein Coworking- feld für die neue G5-Mobilfunktechnologie aufgebaut wird, bieten sich umfangreiche Möglichkeiten, mit den Hub Logistics gefun- den“, so Piotrowski. und in Kooperation zu Büro am Hamburger Rö- dingsmarkt, wo Teams neuen Datenquellen zukunftsweisende Services und Lösungen zu entwickeln. Aber auch hier gilt: Alle Ak- Weitere Informationen zum Digital Hub Logistics „Wir haben hier bes- te Voraussetzungen: bewältigen.“ jeglicher Größe eine Wir- kungsstätte finden: ob teure müssen eng zusammenarbeiten.“ Piotrowski ist überzeugt: „Die Herausforderungen der Zukunft sind Hamburg, zu Par tnern, beteiligten Unternehmen und anstehenden Terminen und Veranstaltungen unter: Hamburg ist ein her- Freischaffende, junge nur gemeinsam und in Kooperation zu bewältigen“. ■ www.digitalhublogistics.hamburg ausragender logistischer Knotenpunkt im Welt- Startups, kleine Unternehmen oder Projektgrup- handel und der bedeutendste Logistikstandort in pen. Die Philosophie dahinter ist eine kreative, Nordeuropa. Er verfügt über eine sehr aktive offene und transparente Arbeitskultur. Startup-Szene, eine breit aufgestellte Logistikin- Piotrowski ist es besonders wichtig, gerade für dustrie mit starken Branchen-Clustern und -Initi- klein- und mittelständische Logistikunterneh- ativen sowie renommierte Forschungs- und Bil- men eine digitale Anlaufstelle zu sein. „Hier be- dungseinrichtungen.“ steht häufig die Angst vor einschneidenden Ver- Die Freie und Hansestadt Hamburg setzt als änderungen, weil man sich nicht auf sein „City of Solutions“ schon heute die Mobilitätslö- jahrelanges Know-how verlassen kann, sondern sungen für morgen um und positioniert sich ge- unbekanntes Terrain betritt.“ Umso wichtiger zielt als Zukunftstreiber für Intelligente Transport- sei es, Vertrauen zu schaffen und nicht die Risi- systeme und Services. Die smartPORT-Strategie ken, sondern vor allem die Potenziale von digita- der Hamburg Port Authority gilt beispielsweise lisierten Geschäftsprozessen in den Vorder- als Leuchtturmprojekt bei der Entwicklung intelli- grund zu stellen. „Auch wenn ein Unternehmen, genter Lösungen für den Verkehrs- und Waren- egal welcher Größe, noch keine klare Vorstel- fluss sowie umweltfreundlicher Mobilität. lung hat, in wieweit Digitalisierung in die Unter- Wichtigste Aufgabe des Digital Hub Logistics nehmensstrategie passt, ist es hier herzlich will- Hamburg ist es, sowohl Startups als auch etab- kommen. Man muss nicht gleich eine konkrete ITS-KONGRESS 2021 IN HAMBURG Die Hansestadt Hamburg wird 2021 den Welt- kongress für Intelligente Verkehrssysteme ITS ausrichten. Der ITS-Kongress ist die weltgrößte Fachveranstaltung seiner Art, bei dem alle rele- vanten Akteure aus Forschung, Wirtschaft und © HHM/Dietmar Hasenpusch Politik zusammenkommen. Rund 10.000 Ex- perten werden vom 11. bis 15. Oktober 2021 in Logistik zu formen. In der Hansestadt laufen Hamburg erwartet. Der Hamburger Senat arbei- deshalb zahlreiche Projekten an, deren Ergebnis- tet mit Hochdruck daran, Hamburg zu Deutsch- se beim ITS-Kongress präsentiert werden sollen. lands Modellstadt für intelligente Mobilität und www.its2021.hamburg 16 | Port of Hamburg Magazine | Dezember 2017 Port of Hamburg Magazine | Dezember 2017 | 17
■ LOGISTIKWELT LOGISTIKWELT COMMODITIES ■ DIE METROPOLREGION HAMBURG IST AUF DER EXPO REAL IN MÜNCHEN REGELMÄSSIG MIT EINEM GEMEIN- SCHAFTSSTAND VERTRETEN. LOGISTIKIMMOBILIEN GEHÖREN ZU DEN MESSESCHWERPUNKTEN. Rückenwind für Logistik- immobilien Die Logistikbranche boomt – und mit ihr steigt der Bedarf an Logistikimmobilien. Das auf Immobili- enthemen spezialisierte Analyseunternehmen Bulwiengesa mit Hauptsitz in Berlin erwartet bun- desweit für das laufende Jahr 2017 Höchststände bei Bautätigkeit und Investitionen. Die Metropolre- gion Hamburg bleibt unter den Top Drei der attrak- tivsten Regionen. Schon zum Stichtag der Studie am 31. Juli 2017 ist die Investitionssumme in Logistikimmobilien aus dem bisherigen Rekordjahr 2016 übertroffen worden. Das geht aus der Studie „Logistik und Immobilien 2017“ hervor, die Bulwiengesa kürzlich vorgelegt hat. „Seit 2012 wächst der Sektor Logistikimmobilien jährlich um 5,2 Prozent“, hat Studienleiter Tobias Kasser von der Hamburger Bulwiengesa-Niederlassung ermit- telt: „Mit gut 5,1 Millionen Die Metropolregion Quadratmetern werden 2017 nach vorläufigen Hamburg gehört zu Hochrechnungen voraus- sichtlich sogar zwölf Pro- den Top Drei der zent mehr Logistikflächen als im Rekordjahr 2016 attraktivsten Logistik- fertiggestellt.“ Dabei wer- de deutlich spekulativer regionen Deutsch- als in den Vorjahren ge- baut. „Das spricht für lands. wachsenden Optimismus und Selbstbewusstsein in diesem Segment“, betont Kasser. Die Metropolregion Hamburg spielt in diesem Markt traditionell eine gewichtige Rolle und ist auch 2017 wieder unter den Top Drei der attraktivsten Regionen vertreten. Aktuell belegt Hamburg im Bulwiengesa- Ranking nach München und Berlin den dritten Rang, im Vorjahr war es sogar der erste Platz. „Der Markt ist insgesamt in Bewegung und von hoher Dynamik geprägt“, berichtet Kasser, der die Marktattraktivität über ein rein immobilienökonomisches Scoringsys- tem errechnet hat, in das beispielsweise die Kennzif- fern zu Flächenumsätzen, Bau- und Investmenttätig- keit eingeflossen sind. Die Verschiebungen an der Spitze begründet der Immobilienanalyst vor allem mit © Messe München der dynamischen Nachfrage nach Flächen und 18 | Port of Hamburg Magazine | Dezember 2017 Port of Hamburg Magazine | Dezember 2017 | 19
■ LOGISTIKWELT LOGISTIKWELT ■ DAS NEUE LOGISTIKZENTRUM DES INTRALOGISTIK-SYSTEMANBIETERS STILL IN HAMBURG WURDE FÜR SEIN INNOVATIVES KONZEPT BEREITS ZWEIMAL MIT PREISEN AUSGEZEICHNET. LOTSEN FÜR LOGISTIKIMMOBILIEN Arbeitskreis sie in Zusammenarbeit mit den lokalen jeweils in den Themenbereichen Projekt- Die Logistik-Initiative Hamburg (LIHH) ist ein Wirtschaftsförderungen umfangreiche entwicklung, Bautrends, Investment und wichtiger Ansprechpartner für Investoren Dienstleistungen für Unternehmen, Inves- Finanzierung. Der Download ist kostenlos. und Nutzer von Logistikimmobilien in der toren und öffentliche Einrichtungen an. Die www.logistik-und-immobilien.de Metropolregion. Ende September 2017 hat Anteile der Gesellschaft werden von Land- sich der Arbeitskreis Logistikimmobilien der kreisen und Kommunen, Sparkassen und Initiative LIHH neu aufgestellt. An der Auftaktsitzung Unternehmen in Form einer Public Private Die Initiative Logistikunternehmen (Lo- nahmen rund 30 Experten aus Wirtschaft Partnership gehalten. gix) hat sich zum Ziel gesetzt, die Akzep- und Verwaltung teil, um Themenfelder zu www.hamburg-invest.com tanz für Logistikansiedlungen nicht nur in identifizieren, die in den nächsten Monaten www.suederelbe.de Fachkreisen, sondern auch in der breiten von den Teilnehmern des Arbeitskreises be- Öffentlichkeit zu erhöhen. Dazu engagiert arbeitet und in Maßnahmen und Projekten Marktinformationen sich Logix seit 2012 mit der Schaffung von ausgearbeitet werden. Die Serie „Logistik und Immobilien“ be- Dialogangeboten sowie mit der Initiierung www.hamburg-logistik.net steht aus unabhängigen Studien, die Lo- von Studien und Forschungsarbeiten. Im gistikimmobilien umfassend aus verschie- zweijährigen Rhythmus vergibt die Initiative Wirtschaftsförderung denen Perspektiven beleuchten und sich den Logix-Award für herausragende Logisti- Neben der mit Hamburg Invest neu auf- als führende Kompetenzreihe für diese As- kimmobilien in Deutschland. Logix gehören gestellten Wirtschaftsförderung steht setklasse in Deutschland etabliert haben. mehr als 30 Unternehmen der Branche an, auch die Süderelbe AG für Wirtschafts- Herausgeber ist das Analyseunternehmen zu den Kooperationspartnern zählt unter an- und Immobilienkompetenz in der Metro- Bulwiengesa, das dazu die Marktbewe- derem der Deutsche Städte- und Gemeinde- polregion. Mit ihren Geschäftsbereichen gungen im Zeitraum von 2011 bis 2017 bund (DStGB). Immobilien und Clusterentwicklung bietet untersucht hat. Die Auswertung erfolgt www.logix-award.de VERTRIEBS- © Logix MITARBEITER Investments in München sowie dem starken Mietpreiswachstum in Berlin. Dass Hamburger Logistikimmobilien deutsch- beit aller Beteiligten beeindruckt“, hob der Würz- burger Prof. Dr. Christian Kille in seiner Laudatio als Vorsitzender der Logix-Jury hervor: „Eine be- GESUCHT? landweit eine Leuchtturmfunktion haben, be- baute Brachfläche mit ungünstigem Zuschnitt, weist die Verleihung des Logix-Awards an die enormen Altlasten im Boden und einer quer ver- ECE Projektmanagement GmbH & Co. KG. Die- laufenden Hochspannungsleitung konnte einer ser Award wird seit 2013 alle zwei Jahre von der erneuten produktiven Nutzung zugeführt werden Initiative Logistikimmobilien (Logix) als Auszeich- und so dem Mieter und seinen Mitarbeitern eine nung für herausragende Logistikimmobilien-Ent- langfristig wirtschaftliche Perspektive sichern.“ wicklungen von einer unabhängigen Jury verge- Hamburgs Wirtschaftssenator Frank Horch nutzte ben. Die Hamburger ECE erhielt die Auszeichnung die Expo Real dazu, um die Neuaufstellung der Anfang Oktober 2017 auf der Immobilienmesse Hamburger Wirtschaftsförderung anzukündigen: Expo Real in München für das neue Logistikzent- „Die Immobilienwirtschaft ist für den Hamburger rum des Intralogistik-Systemanbieters Still (In- Senat ein strategischer Partner bei der Entwick- vestitionssumme: rund 30 Millionen Euro). Der lung der Stadt. Um die Zusammenarbeit zu verein- Gebäudekomplex in Hamburg-Billbrook umfasst fachen, haben wir die HWF Hamburgische Gesell- zwei Hallen mit einer Gesamtfläche von 30.000 schaft für Wirtschaftsförderung mbH zur One Quadratmetern und erhielt zuvor bereits das Stop Agency für Investitionen ausgebaut. Sie wird BIRDIEMATCH ist das Job-Matching-Portal, mit dem Sie Gold-Zertifikat der Deutschen Gesellschaft für künftig unter der Dachmarke ‚Hamburg Invest‘ fir- genau passende Mitarbeiter für Ihre Logistik-Jobs finden. Nachhaltiges Bauen (DGNB). „Die Jury hat vor al- mieren und die gesamte Vermarktung städtischer Der Direkt-Zugriff auf qualifizierte Bewerberprofile und der lem die intensive und konstruktive Zusammenar- Gewerbe- und Industrieflächen übernehmen.“ ■ Online-Dialog mit potenziellen Kandidaten macht Ihr Recruiting so einfach, schnell und kostengünstig wie nie zuvor. Das Job-Matching-Portal der Logistik 20 | Port of Hamburg Magazine | Dezember 2017 www.birdiematch.de HIER FINDEN SIE IHRE WUNSCHKANDIDATEN Port of Hamburg Magazine | Dezember 2017 | 21
■ LOGISTIKWELT LOGISTIKWELT ■ WINSEN IST DER ERSTE STANDORT IN DEUTSCHLAND, AN DEM AMAZON SELBST ENTWICKELTE LAGERROBOTER EINSETZT. DIE KLEINEN TRANSPORTHELFER WIEGEN RUND 145 KILOGRAMM UND SIND MIT EINEM TEMPO VON RUND 5,5 STUNDENKILOMETERN IM LOGISTIKZENTRUM UNTERWEGS. Amazon Robotics: Kleine Helfer im Einsatz Suchen, klicken, kaufen – das ist der Kaufprozess bei Amazon, einem Global Player und dem mit Abstand größten Onlineshop Deutschlands. 25 Prozent des Umsatzes des gesamten deutschen Online- Handels wird über Amazon.de generiert. Amazon.com ist mit über 40 Logistikzentren europaweit gut für weiteres Wachstum aufgestellt und international der führende Online-Versandhändler. Bei Amazon finden Käufer neue und gebrauchte Waren Euro in die Anlage investiert und sieht bei der vorteilhaf- aus beinahe allen Bereichen der Konsumgüterindustrie. ten verkehrsgünstigen Lage zum Hamburger Hafen, dem Bücher, Musik, DVDs, Elektronikprodukte, Fotos, Digita- Flughafen sowie der guten Anbindung an die Autobahn le Downloads, Software, PC- und Videospiele werden sehr gute Voraussetzungen für schnelles Wachstum im ebenso angeboten wie Geräte für Küche, Haus und Gar- Online-Handel, von dem auch vermehrt Händler aus der ten, Spielwaren, Sport- und Freizeitartikel, Schuhe und Region als Amazon Partner profitieren werden. Für die Schmuck, Gesundheits- und Belieferung der vielen Kunden Kosmetikprodukte, Kleidung, im Hamburger Stadtraum und Autos, Lebensmittel und Zeit- südlich der Elbe wird Amazon schriften. Der Kaufprozess auf zukünftig in Kombination mit Amazon besteht aus drei ein- „HAM2“ ein 18.000 qm gro- fachen Schritten. Nutzer su- ßes Verteilzentrum an der Peu- chen nach bestimmten Pro- testraße nutzen. dukten, sie klicken einige Produkte an und kaufen letzt- ROBOTER ÜBERNEHMEN endlich eines davon. Über den DIE ZULIEFERUNG Marktplatz ermöglicht Ama- Amazon Betriebsleiter Norbert zon auch externen Händlern Brandau steuert im dreistöcki- einen einfachen Zugang zu gen Hallenkomplex bereits in diesem enormen Potential. der Anlaufphase die Lager- und © Amazon Mittlerweile bieten in Deutsch- Versandlogistik für rund sechs land knapp zehntausend Millionen Artikel im Drei- Händler ihre Produkte auf Amazon Betriebsleiter Norbert Brandau schichtbetrieb. „Mit Aufnahme Amazon.de an. des Vollbetriebs zum Ende des Jahres führen wir in ‚HAM2’ ÜBER 1.400.000.000 ARTIKEL DURCHLAUFEN dann bis zu elf Millionen Artikel. ‚HAM2’, haben wir in An- IN EUROPA DIE AMAZON LOGISTIKZENTREN lehnung an die Kurzkennung des in der Nähe befindlichen Der Kunde bestellt bei Amazon und erwartet dann eine Hamburger Flughafens gewählt - das ist bei allen Amazon schnelle Lieferung. Um die effiziente Lagerung und den Logistikzentren weltweit so. Da wir über ‚HAM2’ in Win- schnellen Versand der Online-Artikel kümmern sich bei sen auch internationale Kunden versorgen und im Ein- Amazon alleine in Deutschland 12.000 festangestellte gang Ware für unser Lager nicht nur aus Deutschland be- Mitarbeiter in zehn Logistikzentren. Seit Juli 2017 ist vor ziehen, sind Hafen und Flughafen für unsere den Toren Hamburgs das neue Logistikzentrum „HAM2“ Transportlogistik ideal nutzbar“, erläutert Brandau die im Winsener Gewerbegebiet Luhdorf im Anlaufmodus. Standortvorteile der Metropolregion Hamburg. „HAM2“ Es wird nach einer mehrmonatigen Einarbeitungs- und ist unter den in Deutschland betriebenen Amazon Logis- © Frigo Coldstore Logistics Startphase im Dezember voll den Betrieb aufnehmen. tikzentren etwas ganz Besonderes. Winsen ist der erste Rund 2.000 Mitarbeiter finden auf der 64.000 Quadrat- Standort, an dem Amazon selbst entwickelte Lagerrobo- meter großen Anlage eine Beschäftigung. Gebaut hat ter einsetzt. In Schrittgeschwindigkeit gleiten die orange- das Logistikzentrum der Logistikimmobilieninvestor IDI farbenen Transportfahrzeuge wie von Geisterhand ge- Gazeley. Der Mieter Amazon hat selbst rund 90 Millionen lenkt durch die Lagerhallen, nehmen die per Funk als © Amazon 22 | Port of Hamburg Magazine | Dezember 2017 Port of Hamburg Magazine | Dezember 2017 | 23
■ LOGISTIKWELT LOGISTIKWELT ■ IM NEUEN 64.000 QUADRATMETER GROSSEN LOGISTIKZENTRUM „HAM2“, VOR DEN TOREN HAMBURGS, FINDEN RUND 2.000 MITARBEITER BESCHÄFTIGUNG. © Gazeley Abholauftrag übermittelten Regale auf und bringen die- ROBOTIK ENTWICKELN HELFEN – se dann zur vorgegebenen Pick-Station. Dort entnimmt DIE AMAZON PICKING CHALLENGE dann ein Mitarbeiter die Kundenbestellung. Bereits seit Amazon hat 2012 mit einer Investition von 775 Millionen 2015 gibt es computergesteuerte Transportsysteme, USD in den USA den Hersteller von Roboter- und Lager- sogenannte Amazon Robotics, in Europa an den Stand- haustechnologie Kiva Systems übernommen und sich da- orten in Polen und Großbritannien. „Die Roboter-Trans- mit gleich den direkten Zugriff auf Zukunfstechnologie ge- 2004 lief die „Königin der Meere“ zum ersten Mal den Hamburger Hafen an. Seit dem ist die QUEEN MARY 2 regelmäßig Gast in der Hansestadt – auch in portsysteme helfen dabei, die Laufwege unserer Mitar- sichert. Um über den eigenen Tellerrand hinaus die der Hamburger Werft Blohm + Voss, wo das Kreuzfahrtschiff 2016 für rund beiter in den großflächigen Logistikzentren zu reduzieren Entwicklungen in Forschung und Produktion im Blick zu 100 Millionen Euro modernisiert wurde. und die Prozessdurchlaufzeiten zu optimieren. So kön- behalten und einen kontinuierlichen Austausch mit der nen wir Online-Bestellungen, in deutlich kürzerer Zeit Wissenschaft zu fördern, veranstaltet Amazon jährlich die bearbeiten“, sagt Brandau. Die kleinen Transporthelfer Amazon Picking Challenge. Im vergangenen Jahr fand die- wiegen rund 145 Kilogramm und sind mit einem Tempo se von Amazon geförderte Veranstaltung im Rahmen des von rund 5,5 Stundenkilometern im Logistikzentrum un- RoboCup 2016 vom 30. Juni bis 3. Juli 2016 in Leipzig terwegs. statt. Die Challenge verfolgt das Ziel, die Beziehungen zwi- Im neuen Logistikzentrum „HAM2“ bringen ausschließ- schen den industriellen und akademischen Roboterge- lich Roboter die online bei Amazon bestellten Artikel meinschaften zu stärken, um die Entwicklung von ange- © © Hafen Hamburg Marketing/Julia Delfs zum Picker. Das sind die Amazon-Mitarbeiter, die an wandten und offenen Lösungen im Bereich der Kommissionier-Stationen die Artikel für die Online-Be- unstrukturierten Automatisierung zu fördern. Zu den be- stellungen zusammenstellen. Vom Lagerplatz werden sonderen Herausforderungen zählen Kommissionierungs- die zur Bearbeitung einer Bestellung vom Picker benö- und Versetzungsaufgaben, die im fachlichen Austausch tigten Regale mit den Artikeln direkt vom Roboter zu der mit der akademischen Robotergemeinschaft bearbeitet per Funk zugewiesenen Empfangsstation gebracht. Der werden. Der Wettbewerb legt hierbei seinen Fokus auf die Picker erhält jederzeit auf seinem Monitor die Informati- Vision sowie den Umgang mit dem Gesichtsfeld, den on zur aktuellen Bestellung des Amazon Kunden. Die für Greifbewegungen, der Bewegungsplanung und einiger die Bestellung erforderlichen Artikel werden von ihm Ausnahmehandlungen. Punkte werden während der Chal- nach Anlieferung durch den Roboter entnommen und lenge nach der Anzahl der erfolgreich übergebenen Ge- nehmen dann ihren Weg über Förderbänder weiter zum genstände während eines bestimmten Zeitfensters verge- Verpacken und Etikettieren, bevor die Verladung auf die im ben. Preise im Wert bis zu 80.000 USD werden an die Versandbereich bereitstehenden Lieferfahrzeuge erfolgt. teilnehmenden Teams vergeben. ■ 24 | Port of Hamburg Magazine | Dezember 2017 Port of Hamburg Magazine | Dezember 2017 | 25
■ LOGISTIKWELT LOGISTIKWELT ■ Exoskelette, die Mensch- Maschine-Kombination eingesetzte Exoskelett ist mit einem Federsystem ausgerüstet, das als Gegengewicht fungiert. Wenn der Mitarbeiter sich beugt, drücken die Federn in die Ge- dent von GEODIS Contract Logistics, ein wichtiges Ziel. genrichtung. So wird die Beanspruchung des Rückens GEHÖRT DEN EXOSKELETTEN DIE ZUKUNFT? um 40 Prozent verringert. Für den Mitarbeiter ist das Experten aus der Logistik gehen davon aus, dass in na- Für Robert Weidner, Ingenieur an der Helmut-Schmidt-Universität in Hamburg, ist es immer noch ein eine enorme Erleichterung und eine wertvolle Entlas- her Zukunft aktive Exoskelette kompakter werden. Über ganz besonderes Erlebnis, wenn er ohne körperliche Anstrengung schwere Werkstücke immer wieder mit tung bei den sich sehr oft täglich wiederholenden Sensoren werden sie erfassen, wann der Träger welche seinem Arm hochheben kann. Die Erklärung für seine anscheinend unbeschränkten Kräfte ist einfach. Packarbeiten. Die Erprobung durch drei Mitarbeiter, die Art von Unterstützung braucht, um dann gezielt zu un- Robert Weidner trägt ein Exoskelett. jeweils eine maßgeschneiderte Stütze erhielten, läuft terstützen. Die sensorische Erfassung kann dann zum bisher sehr erfolgreich. Die Exoskelette tragen auch Beispiel mittels spezieller Handschuhe erfolgen, durch dazu bei, Rückenverletzungen vorzubeugen. Das Un- die das System die Beanspruchung erkennt und über ei- Das ist ein Stützroboter, den er mit seinen Kollegen an ein. In der Logistik bieten sich als Einsatzfeld vor allem ternehmen erkundet zudem weitere Einsatzmöglich- ne Gewichtsabschätzung ermittelt, wie viel externe der Helmut-Schmidt-Universität in der Arbeitsgruppe Arbeitsfelder an, in denen der Mensch hohe körperliche keiten. Die bisher erprobten Exoskelette sind passiv, Energie zur Unterstützung des Trägers benötigt wird. Im smartASSIST im Laboratorium Fertigungstechnik ent- Belastungen über längere Zeiträume zu erbringen hat. das heißt, sie folgen den Bewegungen der Benutzer Rahmen des Forschungsprojekts SensHand des Bun- worfen hat. Das Exoskelett „made in Hamburg“ um- Mit dem Einsatz von Exoskeletten in Packbereichen der und passen den Druck an, ohne die Bewegung einzu- desministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) schließt seinen Oberkörper wie ein maßgeschneidertes Logistik können auch körperliche Handicaps der Mitar- schränken. Das Interesse für ein aktives Exoskelett mit wird in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer IPA daran Korsett. beiter ausgeglichen sowie Haltungsschäden und kör- zusätzlichen Funktionen wächst. Es könnte die Arme gearbeitet. Wenn die Forschung und Entwicklung die in- Die eingebauten Feder- und Seilzugsysteme kann Ro- perlicher Verschleiß vermieden werden. der Mitarbeiter unterstützen. Bei GEODIS verfolgt und dividuelle Zusammenstellung einzelner Exoskelett-Kom- bert Weidner zum Beispiel bei Hebetätigkeiten zur Un- begleitet man die Entwicklung im Bereich der Exoske- ponenten für verschiedene Einsatzgebiete ermöglicht, terstützung einsetzen. Die Belastung für den Körper GEODIS ERPROBT EXOSKELETTE lette sehr aufmerksam. Ein Einsatz weiterer Systeme wird sich der Einsatz von Exoskeletten im Markt aus- wird durch das Exoskelett reduziert und die Gefahr von Der Logistikdienstleister GEODIS setzt in einem seiner im weltweiten GEODIS Netzwerk ist nach Auswer- weiten. Geringere Investitionskosten werden bei stan- Verletzungen verringert sich. Neben passiven Exoske- europäischen Distributionszentren bereits Exoskelette tung der Testergebnisse aus dem Erprobungsbetrieb dardisierten Exoskeletten die Beschaffung und den Ein- letten, die den Träger durch mechanische Hilfsmittel, ein. Lagermitarbeiter heben und tragen dort täglich nach Ansicht von Laurent Parat, European Vice Presi- satz in der Logistik und der Industrie erleichtern. ■ wie Feder- und Seilzugsysteme unterstützen, gibt es Güter mit einem Gesamtgewicht von rund 4.000 Kilo- mittlerweile auch aktive Exoskelette, die zusätzlich gramm. Mit den von GEODIS eingesetzten passiven durch Elektromotoren oder pneumatische Systeme eine Exoskeletten erhält der Mitarbeiter bei der Entnahme externe Kraftunterstützung bieten. Auch wenn Exoske- von schweren Gütern aus dem Lager, dem Kommissi- lette sich noch in der Entwicklung und Erprobung befin- onieren und Verpacken eine deutliche Entlastung. Die den, setzen einige Unternehmen sie bereits im Betrieb Funktionsweise ist genial einfach: Das von GEODIS Für den Mitarbeiter ist das Exoskelett eine enorme Erleichterung und eine wertvolle Entlastung bei den sich sehr oft täglich wieder- holenden Packarbeiten. © XXXXXXXXXXX © LAEVO 26 | Port of Hamburg Magazine | Dezember 2017 Port of Hamburg Magazine | Dezember 2017 | 27
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