Psychisch krank im Job - Praxishilfe - Aktionsbündnis Seelische Gesundheit
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2 PRAXISHILFE PSYCHISCH KRANK IM JOB Inhalt Vorwort 4 Zahlen, Daten, Fakten 6 Verstehen 8 Was bedeutet „psychisch krank“? 10 Häufigkeiten psychischer Störungen 12 Verlauf, Prognose und Behandlung 14 Ursachen: Wie entstehen psychische Erkrankungen? 15 Individueller Umgang und geschlechtsspezifische Besonderheiten 20 Vorbeugen 22 Was kann ich selbst tun? 24 Was muss, was kann der Betrieb tun? 28
INHALT 3 Erkennen 34 Warnsignale bei sich erkennen 36 Warnsignale bei anderen erkennen 38 Psychische Störungen kennenlernen: häufige Störungsbilder 39 Bewältigen 52 Professionelle Behandlungsmöglichkeiten 54 „Expertinnen und Experten in eigener Sache“: Unterstützung durch Selbsthilfegruppen 56 Allgemeine Empfehlungen für Führungskräfte und Mitarbeitende 58 Das H-I-L-F-E-Konzept: Handlungsempfehlungen für Führungskräfte 61 Tipps für „Kümmerer“: Handlungsempfehlungen für Kolleginnen und Kollegen 66 Schwierige Situationen meistern: Handlungsempfehlungen für Führungskräfte und Mitarbeitende 67 Selbst Hilfe in Anspruch nehmen 70 Anlaufstellen 72 Anhang76 Quellenverzeichnis 78 Ausgewählte weiterführende Informationen 80 Impressum89
4 PRAXISHILFE PSYCHISCH KRANK IM JOB Vorwort Liebe Leserin, lieber Leser, jeder kann im Laufe seines Lebens der steigenden Bedeutung psychi- psychisch erkranken. Wie die Statisti- scher Störungen in der Arbeitswelt gilt ken zeigen, betrifft das Thema mehr es, einen Weg zu finden, trotz einer Menschen als allgemein angenom- psychischen Erkrankung am Arbeitsle- men wird. Auch wenn Belastungen ben teilnehmen zu können sowie an- am Arbeitsplatz nicht der einzige gemessen mit betroffenen Menschen Grund für die Entstehung von psychi- umzugehen. schen Erkrankungen sind, stellt die Arbeitswelt doch einen wichtigen Le- Obwohl sich unsere Gesellschaft be- bensbereich dar, in dem psychische reits vielen Themen geöffnet hat, wer- Störungen entstehen und auftreten den psychische Erkrankungen noch können. Viele Betroffene verschwei- immer tabuisiert und Betroffene stig- gen ihre Probleme aus Angst, nicht matisiert. Doch die Zeichen stehen auf eingestellt zu werden, den Arbeits- Wandel: So machen Filme und Litera- platz zu verlieren oder aus Sorge vor tur psychische Beeinträchtigungen Ausgrenzung. Gleichwohl benötigen zunehmend zum Thema und immer oftmals gerade diese Menschen eine mehr Menschen trauen sich, auch Arbeitsumgebung, die diese besonde- öffentlich darüber zu sprechen. Den- re Situation berücksichtigt. noch besteht nach wie vor viel Unwis- senheit auf diesem Gebiet. Aufklärung Bei Führungskräften und Mitarbei- über psychische Krankheiten, ihre Ent- tenden besteht vielfach große Un- stehung und ihre Behandlungsmög- sicherheit, wenn eine Kollegin oder lichkeiten sind daher wichtig und tra- ein Kollege psychisch auffällig wird gen dazu bei, diese positiven Ansätze oder erkrankt. Spreche ich sie oder weiter zu verstärken. ihn an? Toleriere ich die Despression oder Sucht? Zeige ich Verständnis Die hohe Nachfrage nach der vorlie- oder grenze ich mich lieber ab? Wann genden Broschüre, die erstmals 2006 muss ich aktiv werden? Angesichts herausgegeben und 2011 aktualisiert
VORWORT 5 wurde, hat uns veranlasst, das Thema Süd – Lebenswelten e. V. in Berlin, der erneut aufzugreifen. Die Broschüre uns mit Einblicken und Zitaten gehol- soll ein Ratgeber für die betriebliche fen hat, die Broschüre praxisnah zu Praxis sein. Sie richtet sich dabei an gestalten. Beschäftigte und Führungskräfte glei- chermaßen, an Betroffene genauso Wir wünschen Ihnen eine anregende wie an Kolleginnen und Kollegen. und erkenntnisreiche Lektüre. Mit den vier Handlungsfeldern „Verste- Ihr Redaktionsteam hen“, „Vorbeugen“, „Erkennen“ und „Bewältigen“ informiert sie über psy- chische Belastungen und Störungsbil- der, über die Ursachen genauso wie über Möglichkeiten der Prävention und Hilfe. Ziel ist es, für das Thema zu sensibilisieren, psychische Erkran- kungen zugänglicher zu machen und Ängste und Vorurteile abzubauen – um psychischen Störungen vorzubeu- gen und den Umgang mit Betroffenen zu erleichtern. HINWEIS: Diese Broschüre versteht sich als Erst Für ihre fachliche Unterstützung möch- information. Sie kann keine professionelle Diagno ten wir uns bei Frau Dr. Dipl.-Psych. sestellung, kein therapeutisches Gespräch und keine Ulrike Zetsche bedanken, wissen- therapeutische Behandlung ersetzen. Ebenso bitten schaftliche Mitarbeiterin an der Freien wir um Verständnis, dass wir den aktuellen Stand der Universität Berlin und Psychologische Forschung nicht vollumfassend wiedergeben können, Psychotherapeutin. Ein ebenso großer da dies den Rahmen dieser Handreichung bei Weitem Dank gilt dem Integrationsfachdienst überschritten hätte.
6 PRAXISHILFE PSYCHISCH KRANK IM JOB Zahlen, Daten, 3 Fakten Psychische Erkrankungen in der Arbeitswelt Psychische Störungen stellen, 40 gemessen an den Ausfalltagen, die drittgrößte Krankheitsgruppe bei Beschäftigten in Deutschland (beschäftigte BKK-Pflichtmitglieder) dar. Quelle: BKK Gesundheitsreport 2014 Betroffene, die aufgrund einer psychischen Störung krankgeschrieben wurden, bleiben durchschnittlich 40 Tage zu Hause – bei Muskel- Skelett-Erkrankungen sind es halb so viele Tage. Quelle: BKK Gesundheitsatlas 2015 Langfristige Arbeitsbelastungen erhöhen das Risiko, an einer 50 Angststörung oder Depression zu erkranken, um 50 Prozent. Dabei ist der Einfluss anderer Faktoren, z. B. persönlicher Lebensstil, bereits berücksichtigt. Quelle: LIA.nrw 2014
7 50 316 Fast jede zweite Frührente ist inzwischen 70 psychisch verursacht. Der Anteil hat sich damit in den letzten 20 Jahren verdoppelt. Quelle: Deutsche Rentenversicherung 2014 Die Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen haben sich seit 2000 auf 70 Millionen verdoppelt – während Fehltage anderer Krankheitsbereiche gesunken sind. Quelle: Bundespsychotherapeutenkammer 2015 Die direkten Krankheitskosten für psychische Erkrankungen lagen 2012 bei knapp 16 Milliarden Euro. Die indirekten Kosten, z. B. durch reduzierte Produktivität während der Arbeit und vorzeitige Verrentung, machen einen noch größeren Anteil aus und sind hier noch nicht mit einberechnet. Quelle: BAuA 2012
VERSTEHEN Grundlegende Voraussetzung im Umgang mit psychischen Störungen ist das Wissen um ihre Ursa- chen, Merkmale und Behandlungsmöglichkeiten. Ob als Betroffene bzw. Betroffener, als Führungs- kraft oder als Kollegin bzw. Kollege: Nur wer die Zusammenhänge einer Erkrankung versteht, kann ihr vorbeugen und angemessen begegnen.
10 PRAXISHILFE PSYCHISCH KRANK IM JOB Verstehen Psychische Erkrankungen begreifen – ihre Merkmale, ihren Verlauf und ihre Ursachen Grundlegende Voraussetzung im Umgang mit psychischen Störungen ist das Wissen um ihre Ursachen, Merkmale und Behandlungsmöglich- keiten. Ob als Betroffene bzw. Betroffener, als Führungskraft oder als Kollegin bzw. Kollege: Nur wer die Zusammenhänge einer Erkrankung versteht, kann ihr vorbeugen und angemessen begegnen. Was bedeutet „psychisch krank“? Eine einheitliche Definition für „psy- eine psychische Erkrankung. Das ist chische Störung“ oder „psychische glücklicherweise nicht mehr der Fall. Erkrankung“ gibt es nicht. Was als psy- chisch krank gilt, unterliegt zudem ei- Die Psychologie geht heute davon nem gesellschaftlichen und kulturellen aus, dass sich psychische Erkrankun- Wandel. So war zum Beispiel früher gen in Störungen der Wahrnehmung, das „Anderssein“, das Abweichen von des Denkens, des Fühlens und der so- der sozialen Norm, ein Kriterium für zialen Beziehungen zeigen. Entschei- Krankheitsannahmen im Wandel Bisherige Annahme in Kategorien: Betroffene Bereiche: gesund krank ••Gedanken und Gefühle Moderne Annahme als Kontinuum: ••soziale Beziehungen ••eigenes Verhalten keine Belastung mittlere Belastung störende Belastung ••körperliche Beschwerden ohne organische Ursache
Verstehen 11 dend ist, dass sie für die Betroffenen pertin oder einen Experten, wie z. B. oder das soziale Umfeld über einen eine Psychotherapeutin bzw. einen längeren Zeitraum mit einem hohen Psychotherapeuten oder eine Psychi- individuellen Leiden und einer erleb- aterin bzw. einen Psychiater. ten Beeinträchtigung im alltäglichen Leben einhergehen. Die weitverbreitete Einteilung in „psy- chisch gesund“ auf der einen und „psychisch krank” auf der anderen WIE WERDEN PSYCHISCHE KRANKHEITEN EINGE- Seite greift zu kurz. Vielmehr bewe- TEILT? gen wir uns ständig in einem Konti- Eine Zuordnung der verschiedenen psychischen Er nuum zwischen beiden Bereichen. krankungen erfolgt wie auch bei den körperlichen Meist entscheidet unser subjektives Krankheiten in der Regel durch Diagnoseklassifikatio Empfinden darüber, ob wir uns eher nen, wie das DSM-5 (Diagnostic and Statistical Manual gesund oder krank fühlen. Zudem of Mental Disorders) und das ICD-10 (International Sta gestalten sich die Übergänge von ei- tistical Classification of Diseases and Related Health ner psychischen Belastung zu einer Problems). Diese beschreiben psychische Störungen behandlungsbedürftigen psychischen anhand verschiedener Merkmale wie Leidensdruck, Störung meist fließend. Zur Feststel- Art und Zahl der Beschwerden, Häufigkeit und Inten lung, ob ein Mensch psychisch er- sität. Das ICD-10 dient zudem im deutschen Gesund krankt ist, bedarf es einer sorgfältigen, heitswesen als Grundlage für die Krankenkassen oft längeren Diagnostik durch eine Ex- abrechnung.
12 PRAXISHILFE PSYCHISCH KRANK IM JOB Häufigkeiten psychischer Störungen Psychische Erkrankungen sind keine mindestens einer Störung betroffen Seltenheit. Die Wahrscheinlichkeit, im (DEGS1-MH 2014). Ungefähr die Hälf- Verlauf seines Lebens an einer psychi- te dieser Personen weist sogar meh- schen Störung zu erkranken, ist höher, rere psychische Störungen gleichzeitig als viele annehmen. In Europa be- auf („Komorbiditäten“). Das heißt, trägt sie 25 Prozent (ESEMeD 2004), eine Person leidet z. B. an einer De- der gleiche Wert gilt für Deutschland pression und einer Alkoholabhängig- (WHO 2007). Hierzulande ist jedes keit zugleich. Jahr gut ein Viertel der Menschen von Was sind die häufigsten psychischen Störungen in Deutschland? Anteil der Personen in Deutschland, bei denen im Jahr 2014 eine psychische Störung diagnostiziert wurde (12-Monatsprävalenz) Angststörungen 15,3 % Depressionen 13,7 % Alkoholmissbrauch/-abhängigkeit 4,8 % Zwangsstörungen 3,6 % Somatoforme Störungen 3,5 % Bipolare Störungen 3,1 % Psychotische Störungen 2,6 % Posttraumatische Belastungsstörungen 2,3 % Medikamentenmissbrauch/-abhängigkeit 2,1 % Essstörungen 0,9 % Quelle: DEGS1-MH 2014
Verstehen 13 NEHMEN PSYCHISCHE STÖRUNGEN TATSÄCHLICH ZU? Die steigende Anzahl der Arbeitsunfähigkeitstage aufgrund psychischer Erkrankun gen, die zunehmende Verordnung von Psychopharmaka, die wachsende Zahl von Frühverrentungen aufgrund psychischer Störungen und zahlreiche andere Daten lassen den Schluss zu, dass die Zahl psychischer Störungen zunimmt. Es gibt je doch Studien, die darauf hinweisen, dass der wahrgenommene Anstieg in Wirklich keit auf einer Zunahme der Behandlungs- und Diagnosezahlen beruht. So trauen sich z. B. mehr Menschen als früher, ihre Beschwerden zu äußern und sich behan deln zu lassen. Außerdem verbessern sich die diagnostischen Kompetenzen von Ärztinnen und Ärzten. Aufgrund mangelnder Datenbasis lässt sich die Frage nach einer Zunahme psychischer Störungen daher derzeit nicht zuverlässig beantwor ten. Fachleute gehen aber zumindest davon aus, dass vor allem das Diagnosespek trum, also die Art der psychischen Störungen, einem Wandel unterliegt. So wird bspw. heute mehr Medikamentenabhängigkeit diagnostiziert, vor 20 Jahren waren es verstärkt somatoforme Störungen. Die Häufigkeit von psychischen Er- falltage sind mit ca. 72 Tagen je Fall krankungen ist unabhängig von Alter, sich wiederholende Depressionen Herkunft, Geschlecht oder Bildung. (sog. „rezidivierende“ Depressionen) Allerdings unterscheidet sich das verantwortlich (BKK Gesundheitsat- Spektrum der Störungen. So treten las 2015). Inwieweit eine psychische Essstörungen z. B. öfter bei Frauen Erkrankung die berufliche Leistungs- auf, während Männer eher an Alko- fähigkeit einschränkt und ggf. sogar hol- und Substanzmissbrauch leiden. zu einer Krankschreibung führt, ist vor Zwangsstörungen betreffen vor al- allem abhängig von der Schwere einer lem jüngere Menschen, dafür ver- Erkrankung. Starker Leidensdruck und größert sich mit zunehmendem Alter eine erhebliche Beeinträchtigung der die Wahrscheinlichkeit, von mehreren Lebensführung können insbesondere Störungsbildern betroffen zu sein. langfristig Auswirkungen auf die Ar- beitsfähigkeit haben. In der Arbeitswelt spielen zahlen- mäßig vor allem affektive Störun- gen, wie Depressionen oder bipolare MEHR INFORMATIONEN: Störungen, sowie Angststörungen, iga.Report 29 „Führungskräfte sensibilisieren und Ge Zwangsstörungen, somatoforme und sundheit fördern“ andere Belastungsstörungen eine Rol- www.iga-info.de > Veröffentlichungen > iga.Reporte le (siehe auch Kapitel „Erkennen“). Sie sind im Rahmen der psychischen BKK Gesundheitsatlas 2015 „Gesundheit in Regionen – Störungen die häufigsten Ursachen Blickpunkt Psyche“ (Kapitel 4) für Arbeitsunfähigkeit (BKK Gesund- www.bkk-dachverband.de > Publikationen > BKK Ge heitsatlas 2015). Für die längsten Aus- sundheitsatlas
14 PRAXISHILFE PSYCHISCH KRANK IM JOB Verlauf, Prognose und Behandlung Psychische Störungsbilder sind äu- Um zu vermeiden, dass eine psychi- ßerst vielfältig und können die unter- sche Störung die eigene Arbeitsfähig- schiedlichsten Facetten aufzeigen. keit zu stark beeinträchtigt und auch So bedeutet z. B. „Depression“ nicht die Lebensqualität erheblich senkt, ist gleich „Depression“. Denn wie kör- es wichtig, frühzeitig etwas zu unter- perliche Krankheiten machen sich nehmen. Denn je eher eine psychi- auch psychische Erkrankungen unter- sche Störung erkannt und behandelt schiedlich bemerkbar. Sie unterschei- wird, desto besser sind die Heilungs- den sich in ihrem Verlauf, ihrer Ausprä- chancen. Vielfach liegt jedoch gerade gung, ihrer Behandlung und in ihren im Erkennen der Krankheit das Pro- Prognosen. Auch individuelle Aspekte blem. Wenngleich sich die Situation wie genetische Faktoren, körperliche insgesamt verbessert hat, gibt es den- (Vor-) Erkrankungen oder soziale Er- noch ganz unterschiedliche Gründe, fahrungen haben Einfluss auf eine warum psychische Störungen nicht Störung. Viele Krankheitsbilder haben erkannt werden. So neigen noch im- einen dynamischen Verlauf, bei dem mer viele Menschen dazu, ihre psy- sich relativ gesunde Abschnitte mit chischen Probleme zu ignorieren oder Krankheitsphasen abwechseln. Das aus Scham zu verschweigen. Und wirkt sich auch auf das Arbeitsleben auch Expertinnen und Experten kön- aus: Wie lange eine Mitarbeiterin oder nen psychische Erkrankungen nicht ein Mitarbeiter ausfällt, ob sie oder er immer sofort erkennen, weil z. B. kör- zwischenzeitlich wieder arbeitsfähig perliche Symptome die psychischen ist, kann demnach ganz verschieden überdecken (siehe auch Kapitel „Er- sein. kennen“).
Verstehen 15 STRESS: WENN DIE ANFORDERUNGEN ÜBERHAND NEHMEN Stress wird als eine Reaktion auf eine äußere Situation verstanden („Stressor“). Er entsteht dann, wenn wir das Gefühl haben, dass die äußeren Anforderungen unsere eigenen Bewältigungsmöglichkeiten übersteigen. Dabei ist nicht jede Form von Stress per se schlecht. Kurzfristiger, positiver Stress ist evolutionsbiologisch begründet und hat durch seine Ausrichtung auf Kampf- oder Fluchtsituationen eine aktivierende Wirkung, z. B. eine erhöhte Muskelspannung und Energiebereit stellung. Stress ist dann schädlich, wenn er chronisch ist, also langfristig herrscht. Die Folgen sind körperliche und psychische Beschwerden – von Bauch-, Kopf- und Rückenschmerzen bis hin zu Unruhe, Konzentrationsproblemen und Stimmungs schwankungen. Inwieweit Stressoren wirklich als Belastung empfunden werden, hängt dabei von der individuellen Resilienz (Widerstandsfähigkeit) ab, d. h. von den persönlichen Einstellungen, Denkweisen und Kraftquellen. Ursachen: Wie entstehen psychische Erkrankungen? Psychische Störungen entstehen psychische Störungen begünstigen. aus einem Zusammenspiel individu- Wird dann zusätzlich starker Stress ell verschiedener Faktoren. Sowohl erlebt, kann das eine Erkrankung aus- biologische Veranlagungen (z. B. neu- lösen – das „Fass zum Überlaufen rologische Vorgänge) als auch psy- bringen“. chologische Einflüsse (z. B. Traumati- sierungen) und soziale Aspekte (z. B. Wie die Verletzlichkeit ist auch das Einbindung in ein soziales Netzwerk) individuelle Stressempfinden von ver- spielen eine Rolle. Aber auch kulturel- schiedenen Faktoren abhängig. Es le und gesellschaftliche Einflüsse (z. B. gibt Menschen, die gegenüber psy- Stigmatisierung, Arbeitsplatzunsicher- chischen Erkrankungen widerstands- heit) können die Entstehung, den Ver- fähiger sind und die nichts so einfach lauf und die Behandlung beeinflussen. aus der Bahn wirft. Andere wiede rum fühlen sich schnell unter Druck Das „Vulnerabilitäts-Stress-Modell“ gesetzt und reagieren auf Stress mit geht davon aus, dass sich eine psychi- körperlichen oder psychischen Symp sche Störung dann entwickelt, wenn tomen wie Verspannungen, Schlaf- zunächst eine gewisse Verletzlichkeit störungen oder Gereiztheit, sie fühlen („Vulnerabilität“) vorliegt. Bei Betrof- sich zunehmend abgeschlagen oder fenen bestehen danach bestimmte dünnhäutig. biologische Eigenschaften oder per- sönliche Lernerfahrungen wie insta- Wie sehr Stress auch „Kopfsache“ bile familiäre Beziehungen oder Miss- ist, verdeutlicht eine Kurzgeschichte brauchs- und Gewalterfahrungen, die von Paul Watzlawick. Sie zeigt, dass
16 PRAXISHILFE PSYCHISCH KRANK IM JOB HÄUFIGE INNERE STRESSVERSTÄRKER IN DER ARBEITSWELT Innere Faktoren spielen beim individuellen Stress erleben eine große Rolle. Belastungen bei der Arbeit schon grüßte er mich nur so flüchtig. können durch sie entweder ausgeglichen und in ihren Vielleicht war er in Eile. Vielleicht hat Folgen gemindert werden, z. B. die Fähigkeit, sein Ar er die Eile nur vorgeschützt, und er hat beitspensum gut einschätzen und Hilfe annehmen zu was gegen mich. Und was? Ich habe können. Oder aber das Gegenteil tritt ein: Wir fühlen ihm nichts getan; der bildet sich da uns gestresst. Beispiele für persönliche Stressverstär etwas ein. Wenn jemand von mir ein ker mit hoher Bedeutung in der Arbeitswelt sind: Werkzeug borgen wollte, ich gäbe es ihm sofort. Und warum er nicht? Wie ••starkes Streben nach Perfektion kann man einem Mitmenschen einen ••Ungeduld so einfachen Gefallen abschlagen? ••Ignorieren oder Nichtakzeptieren eigener Leis Leute wie dieser Kerl vergiften einem tungsgrenzen das Leben. Und dann bildet er sich ••Gefühl, unentbehrlich zu sein noch ein, ich sei auf ihn angewiesen. ••alles allein machen bzw. kontrollieren wollen Bloß weil er einen Hammer hat. Jetzt ••Hilfe nicht annehmen oder einfordern können reicht’s mir wirklich. – Und so stürmt ••es allen Menschen recht machen wollen er hinüber, läutet, der Nachbar öffnet, ••starkes Harmoniebedürfnis doch bevor er Guten Tag sagen kann, ••Abhängigkeit von der Zuwendung anderer schreit ihn unser Mann an: „Behalten Menschen Sie Ihren Hammer.“ Watzlawick, Paul (2011): Anleitung zum Unglücklichsein. 19. Auflage. München: Piper. MEHR INFORMATIONEN: Tipps zur Stressvermeidung: Warum die Arbeitswelt eine ent- www.psyga.info > Stress vermeiden scheidende Rolle spielt Einen wesentlichen Teil unserer Zeit verbringen wir am Arbeitsplatz. Somit man Stressoren nicht ausgeliefert ist, verwundert es wenig, dass die Ar- sondern lernen kann, mit ihnen umzu- beitswelt einen enormen Einfluss auf gehen: unsere körperliche und psychische Gesundheit hat. Das gilt im positiven Ein Mann will ein Bild aufhängen. Den wie im negativen Sinne. Nagel hat er, nicht aber den Hammer. Der Nachbar hat einen. Also beschließt Wenn Arbeit als sinnstiftend empfun- unser Mann, hinüberzugehen und ihn den wird, wenn sie Freude bereitet auszuborgen. Doch da kommt ihm ein oder durch Anerkennung und Wert- Zweifel: Was, wenn der Nachbar mir schätzung geprägt ist, kann sie uns den Hammer nicht leihen will? Gestern viel Kraft geben. Arbeit strukturiert
Verstehen 17 unseren Tag, bietet Möglichkeiten, zu körperlichen Krankheiten führen, mit anderen Menschen zusammen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder zu sein und ist nicht zuletzt existenz- Muskel-Skelett-Erkrankungen. Insbe- sichernd. Der Verlust des Arbeitsplat- sondere tragen sie jedoch erheblich zes bedeutet für viele daher oft eine zur Entwicklung psychischer Störun- ernsthafte Krisenerfahrung, die auch gen bei: So wird angenommen, dass psychische Störungen begünstigen andauernde zu hohe Arbeitsbelastun- kann. Wenn Arbeit unter prekären gen das Risiko, an einer Angststörung Bedingungen ausgeübt wird, kann sie oder Depression zu erkranken, um bis hingegen körperlich und psychisch zu 50 Prozent erhöhen (LIA.nrw 2014). krank machen. Faktoren, die unsere Gesundheit ge- fährden, können dabei sowohl physi- IRRUNGEN UND WIRRUNGEN UM DEN BEGRIFF scher als auch psychischer Art sein. „PSYCHISCHE BELASTUNG“ Zu den physischen Belastungsfak- Der Begriff „psychische Belastung“ wird umgangs toren zählen z. B. Lärm, schlechtes sprachlich oft anders verwendet als im Arbeitskontext. Raumklima oder schweres Heben und Denn im Unterschied zum alltäglichen Sprachgebrauch Tragen. Zu den psychischen Belas- sind „psychische Belastungen“ in der Arbeitswissen tungsfaktoren gehören u. a. Zeitdruck, schaft neutral definiert. Sie stellen alle erfassbaren Arbeitsunterbrechungen oder sozia- Einflüsse dar, die psychisch auf den Menschen einwir le Konflikte am Arbeitsplatz. Gerade ken. Um sprachliche Missverständnisse zu vermeiden, die psychischen Belastungsfaktoren verwenden wir in dieser Broschüre den Begriff in sei spielen in Zeiten des Arbeitswandels nem alltäglichen Sinne. Die arbeitswissenschaftliche eine Rolle. Denn viele Beschäftigte Definition finden Sie in der Norm DIN EN ISO 10075-1 müssen in immer kürzerer Zeit mehr „Ergonomische Grundlagen bezüglich psychischer Ar leisten, es fehlt an personellen Res- beitsbelastung”. sourcen, die Leistungserwartungen der Unternehmen steigen und viele wissen nicht, ob sie ihren Arbeitsplatz behalten können. MEHR INFORMATIONEN: „Leitlinie Beratung und Überwachung bei psychischer Psychische Stressoren können sich Belastung am Arbeitsplatz“ der Gemeinsamen Deut sowohl körperlich auswirken, z. B. in schen Arbeitsschutzstrategie (GDA) Form von Verspannungen, als auch www.gda-portal.de > Download psychisch, z. B. in Form von Stim- mungstrübungen. Wenn psychische iga.Report 31 „Risikobereiche für psychische Belastun Arbeitsstressoren zu stark ausgeprägt gen“ sind und zu lange anhalten, können sie www.iga-info.de > Veröffentlichungen > iga.Reporte
18 PRAXISHILFE PSYCHISCH KRANK IM JOB Umso wichtiger ist es, psychische Ar- chischer Stressoren zu legen. Nur beitsfaktoren zu kennen, die unsere wenn Unternehmen psychische Ar- Gesundheit gefährden können. Es ist beitsfaktoren ernst nehmen, können Aufgabe von Arbeitgebern, gesund- psychische Belastungen reduziert und heitsförderliche Arbeitsbedingungen psychische Erkrankungen sogar ver- zu gestalten und hier ein besonderes hindert werden. Augenmerk auf die Bedeutung psy- Merkmalsbereich Risikofaktoren für die psychische Gesundheit 1. Arbeitsaufgabe bzw. Arbeitsinhalt • hohe Arbeitsintensität, z. B. viele Aufgaben, hoher Termin- und Zeitdruck z. B. Handlungsspielraum, Variabilität, Vollständigkeit der Aufgabe, Unter-/Über- • geringer Handlungsspielraum, d. h. geringe Auto forderung, emotionale Inanspruchnahme nomie bei der Planung der Arbeitsschritte oder der Gestaltung des Arbeitsplatzes, kaum Möglichkeiten zur Einbringung eigener Ideen und Vorschläge • deren Kombination, der „Job Strain“: eingeschränkter Handlungsspielraum bei gleichzeitig hohen Arbeits anforderungen • „Effort-Reward-Imbalance“: wahrgenommenes Ungleichgewicht zwischen erlebten beruflichen Anstrengungen und der dafür erhaltenen Belohnung und Wertschätzung (z. B. in Form von Entlohnung und Anerkennung) 2. Arbeitsorganisation bzw. Arbeitsablauf • Überstunden/lange Arbeitszeiten z. B. Arbeitszeit (Wochenarbeitszeit, Überstunden, Schichtarbeit), Arbeitsablauf und -organisation, Kooperation, finanzielle Entlohnung 3. Arbeitsumgebung und Arbeitsmittel • unzureichende Arbeitsmittel, z. B. nicht funktionieren de Software, ungeeignetes Werkzeug oder fehlende z. B. physikalische Faktoren, Ergonomie, Arbeitsmaterialien Arbeitsmittel, Rahmenbedingungen
Verstehen 19 Häufige Belastungsfaktoren in der den Tabelle sind beispielhaft einige Arbeitswelt der psychischen Arbeitsstressoren Die verschiedenen psychischen Fak- aufgeführt, die bereits wissenschaft- toren, die die Gesundheit am Arbeits- lich belegt sind. Darüber hinaus gibt platz stark belasten können, lassen es natürlich weitere psychische Belas- sich fünf Merkmalsbereichen zuord- tungsfaktoren. nen (GDA 2012). In der unten stehen- 4. Soziale Beziehungen • geringe soziale Unterstützung, d. h. zu wenig Unter stützung, fehlende Führung, kaum Feedback z. B. mitarbeiterorientierte Führung, Verhältnis zu Kolleginnen und Kollegen sowie Kundinnen • „Iso Strain“: Kombination von geringem Handlungs und Kunden, psychosoziales Klima spielraum und hoher Arbeitsintensität („Job Strain”) (z. B. Organisationsgerechtigkeit), Mobbing/ bei gleichzeitig geringer sozialer Unterstützung Bullying, sexuelle Belästigung) • Bullying: wenn Beschäftigte im Arbeitsumfeld über längere Zeit Angriffen durch Kolleginnen und Kolle gen oder Vorgesetzten ausgesetzt sind, z. B. Mobbing; sexuelle Übergriffe, aggressives Verhalten, Schädi gung der sozialen Beziehungen oder des Ansehens durch die Verbreitung von Gerüchten • Rollenstress: wenn die Erwartungen an die jeweili ge „Rolle“ nicht klar definiert sind, d. h. die oder der Beschäftigte keine eindeutigen Informationen über die eigene Rolle hat; wenn Kolleginnen und Kollegen, Vorgesetzte sowie Untergebene unterschiedliche Vorstellungen von der Rolle der oder des Beschäftig ten haben 5. Neue Arbeitsformen • Angst vor Arbeitsplatzverlust, z. B. große Arbeitsplatz unsicherheit durch atypische Arbeitsverhältnisse, z. B. räumliche Mobilität, atypische Arbeits erhöhter Leistungsdruck durch zunehmende Wirt verhältnisse*, zeitliche Flexibilisierung, schaftsorientierung von Unternehmen reduzierte Abgrenzung zwischen Arbeit und Privatleben * Beschäftigung in Teilzeit mit weniger als 20 h pro Woche auf befristeten Verträgen Quelle: iga.Report 31
20 PRAXISHILFE PSYCHISCH KRANK IM JOB Individueller Umgang und geschlechtsspezifische Besonderheiten Jeder Mensch hat seinen eigenen Wissenschaftlich belegbare Unter- Weg, psychischen Erkrankungen zu schiede lassen sich insbesondere hin- begegnen. Neben ganz individuellen sichtlich des Geschlechts festhalten. Persönlichkeitsstrukturen und Lern Wie schon beschrieben, unterschei- erfahrungen spielen auch Faktoren wie den sich Männer und Frauen zwar Religion, Kultur, Alter und Geschlecht nicht hinsichtlich der Wahrscheinlich- eine Rolle. So ist z. B. nicht in jedem keit, psychisch zu erkranken, sie wei- Wertesystem der offene Umgang mit sen aber deutliche Unterschiede in psychischen Schwierigkeiten mög- den Krankheitsspektren auf. So sind lich. Außerdem kann es unterschied- Frauen eher von sogenannten inter- liche soziale Normen geben, sich mit nalisierenden Störungen wie Depres- dem Thema auseinanderzusetzen. sion, Angst- und Essstörungen oder Psychische Störungen zu verstehen, somatoformen Störungen betroffen. bedeutet deshalb vor allem, die un- Männer hingegen leiden eher unter terschiedlichen Perspektiven nicht zu externalisierenden Erkrankungen wie vernachlässigen und sich diese immer Drogenabhängigkeit oder dissozialen wieder bewusst zu machen. Persönlichkeitsstörungen.
Verstehen 21 Frauen und Männer unterscheiden Männer machen häufig vieles „mit sich tendenziell auch darin, was sie sich aus“ und nehmen Hilfe deutlich unter Gesundheit verstehen und wie weniger in Anspruch – obwohl sie sie mit ihrer Gesundheit im Allgemei- diese objektiv genauso benötigen. nen umgehen. Frauen reagieren meist Diese Diskrepanz besteht vor allem früher auf gesundheitliche Warnsig- bei psychischen Störungen. Das hat nale und holen sich im Durchschnitt zur Folge, dass gerade bei Männern früher Unterstützung. Das liegt auch trotz verfügbarer und effektiver Be- daran, dass sie oft besser sozial ein- handlungsmöglichkeiten psychische gebunden sind als Männer. Eine an- Störungen oft nicht erkannt und nicht dere Erklärung ist, dass es Männern behandelt werden, was zu einem un- noch immer vielfach schwerfällt, ver- günstigen Krankheitsverlauf beiträgt. meintliche „Schwächen“ einzugeste- hen, und sie stattdessen (fragwürdi- ge) männliche Attribute wie „stark, robust, widerstandsfähig“ betonen.
VORBEUGEN Wie auch bei körperlichen Erkrankungen gilt: Vieles lässt sich durch Prävention vermeiden. Der rich- tige Umgang mit Stress, die Aktivierung wichtiger persönlicher Ressourcen sowie gesundheitsför- derliche Arbeitsbedingungen im Betrieb helfen dabei, psychischen Störungen entgegenzuwirken.
24 PRAXISHILFE PSYCHISCH KRANK IM JOB Vorbeugen Vor psychischen Erkrankungen schützen – durch eigene und betriebliche Maßnahmen Wie auch bei körperlichen Erkrankungen gilt: Vieles lässt sich durch Prä- vention vermeiden. Der richtige Umgang mit Stress, die Aktivierung wichtiger persönlicher Ressourcen sowie gesundheitsförderliche Arbeits- bedingungen im Betrieb helfen dabei, psychischen Störungen entgegen- zuwirken. Was kann ich selbst tun? Im Idealfall verfügen wir wie bei ei- Waage gerät aus dem Gleichgewicht. ner ausbalancierten Waage über aus- Dem lässt sich jedoch vorbeugen. reichende Ressourcen (Fähigkeiten Grundsätzlich besteht dabei die Mög- und Hilfsmittel), um den Belastungen lichkeit, an beiden Waagschalen zu (Anforderungen), die auf uns einstür- arbeiten: Einerseits können wir die zen, zu begegnen. Werden die Belas- Widerstandsfähigkeit erhöhen und tungen jedoch zu viel und können wir unsere Ressourcen verbessern, ande- sie nicht mehr kompensieren, können rerseits können wir Belastungen und psychische Störungen entstehen – die Stress reduzieren. TIPP: Wer kennt das nicht? Man möchte mehr Sport machen, sich gesünder er nähren, mehr Zeit fürs Hobby haben – schafft es aber nicht. Persönliche Vorsätze einzuhalten, ist nicht immer einfach. Oft hilft es herauszufinden, was einen dar an hindert, und konkrete Plänen zu fassen, wie man diese Hindernisse bewältigen kann. Dazu gehört, nach Lösungen zu suchen und nicht nach Ausreden. Wollen Sie sich z. B. mehr bewegen, suchen Sie sich einen Wochentag aus, an dem Sie laufen gehen, und wählen Sie eine Dauer, die realistisch umsetzbar ist. Wenn es dann reg net, ziehen Sie sich regenfeste Kleidung an.
VORBEUGEN 25 Widerstandsfähigkeit erhöhen RESSOURCEN: IHRE PERSÖNLICHEN KRAFTQUELLEN Ihre Widerstandsfähigkeit können Sie Ressourcen sind Kraftquellen, aus denen wir Energie erhöhen, indem Sie sich selbst etwas schöpfen, um mit Niederlagen und negativen Erfah Gutes tun. Das Motto sollte lauten: rungen umzugehen. Sie machen uns widerstandsfähi Ich behandle mich selbst wie meine ger und zufriedener. Vereinfacht gesagt: Ressourcen beste Freundin bzw. meinen besten sind all das, was uns gut tut. Freund. Hilfreiche Maßnahmen sind ausreichender Schlaf, regelmäßiges Äußere Ressourcen: und gesundes Essen und das Treiben von Sport. Pflegen und vertiefen Sie ••soziales Netzwerk (Freundinnen und Freunde, auch Ihre sozialen Kontakte und bauen Partnerin oder Partner, Familie) Sie neue auf. Finden Sie heraus, was ••Arbeit Ihnen Kraft gibt, und zapfen Sie diese ••Hobbys Quellen bei Bedarf an. Seien Sie zu- ••materielle Dinge dem offen für Neues – Veränderungen ••Sexualität müssen keine Gefahr sein, sondern ••Wertschätzung durch Kolleginnen und Kollegen können viel Positives mit sich bringen. sowie Vorgesetzte ••alltägliche Eindrücke und Begegnungen Stress reduzieren Auch bei der am besten organisier- Innere Ressourcen: ten Arbeit lässt sich Stress nicht im- mer vermeiden. Wie Sie stressigen ••Eigenschaften Situationen am ehesten begegnen, ••Fähigkeiten zeigen die drei Ansatzpunkte, die auf ••Werte der Stressampel von Kaluza beruhen ••Religion (Kaluza 2011) – siehe Abbildung auf ••Ziele der nächsten Seite. Die Ampel zeigt, ••Ausstrahlung wie Stressoren, Stressverstärker und ••Erinnerungen und Erfahrungen Stressreaktionen zusammenwirken. 1. Stressoren verändern Priorisieren Sie und fragen Sie sich: Wer kann mir helfen? Welche Aufga- ben kann ich delegieren? Wie dringend TIPP: Mit einer „Was mir gut tut“-Liste können Sie auf muss ich dieses oder jenes wirklich die letzten Jahre zurückblicken und sich überlegen, machen? Sagen Sie auch mal Nein, welche persönlichen Ressourcen Sie nutzen konnten. wenn Sie das Gefühl haben, es wird Sollte es Ihnen einmal nicht so gut gehen, können Sie Ihnen zu viel. Das ist nicht immer ein- diese Liste heranziehen und sich erinnern, auf welche fach und erfordert Übung – insbeson- Ressourcen Sie zurückgreifen können.
26 PRAXISHILFE PSYCHISCH KRANK IM JOB Die Stressampel Stressoren ••(hohe) Leistungsanforderung ••(zu) viel Arbeit ••Zeitdruck ••… Persönliche ••Selbstüberforderung Stressverstärker ••Perfektionismus ••Kontrollstreben ••… Stressreaktion ••körperliche Reaktion (z. B. Verspannungen) ••emotionale Reaktion (z. B. Nervosität) ••kognitive Reaktion (z. B. Grübeln, Selbstvorwürfe) ••Reaktion im Verhalten (z. B. Hilfe suchen, mehr arbeiten) dere wenn Sie fürchten, eine negative Hang zum Perfektionismus oder die Bewertung zu erhalten. Führungskräf- Schwierigkeit, sich abzugrenzen, kön- te sollten in aller Regel wertschätzen, nen Stress verstärken. dass Sie Ihre Grenzen kennen und kommunizieren. Alternative Sichtweisen zu finden, kann helfen, negative Gedanken ab- 2. Stressverstärker verändern zuschwächen und schwierige Situati- Überprüfen Sie Ihre Gedanken und onen besser zu meistern. Fragen Sie Einstellungen: Halten Sie häufiger sich: Woher kommt der Gedanke? inne und schauen Sie, was bei Ih- Würde es eine neutrale Beobachterin nen bestimmte Gedanken bewirken. oder ein neutraler Beobachter (z. B. Wenn ein Gedanke dazu führt, dass eine Freundin oder ein Freund) ähnlich Sie sich schlecht fühlen, versuchen sehen? Mit welchen Gedanken könn- Sie Abstand zu nehmen. Vor allem der te ich mich besser fühlen?
VORBEUGEN 27 TIPP: STRESSBEWÄLTIGUNG DURCH ACHTSAMKEITSTRAINING Wenn es um Stressbewältigung geht, wird immer öfter 3. Stressreaktionen verändern von Achtsamkeit gesprochen. Ein Achtsamkeitstrai Entwickeln Sie Handlungsmöglichkei- ning zielt darauf ab, den gegenwärtigen Moment so ten anhand der Frage: Was kann ich wahrzunehmen, wie er ist, z. B. durch die „Achtsam tun, um mit meinem Stress besser keitsbasierte Stressreduktion“ („Mindfulness based umzugehen? Erlernen Sie außerdem Stress Reduction“, MBSR). Hier geht es darum, durch eine Entspannungsmethode wie Yoga Meditation und andere Übungen dem gedanklichen oder Achtsamkeitstraining, um Ihre Hamsterrad für einige Momente zu entkommen und Gedanken vom Stress zu lösen. Ma- die Aufmerksamkeit nur auf den Körper und den jet chen Sie Sport, der Ihnen Spaß macht – zigen Moment zu lenken. Was auf den ersten Blick ba körperliche Bewegung macht den nal und einfach erscheinen mag, bedarf jedoch einiger Kopf frei und bringt Energie. Pflegen Übung, weil unser Geist meist sprunghaft ist. Fragen Sie auch Ihre sozialen Beziehungen Sie Ihre Krankenkasse nach Empfehlungen für geeig und tauschen Sie sich regelmäßig mit nete Übungen. Freundinnen und Freunden aus. Zwei typische Stressverstärker im der Wunsch, anerkannt und gemocht Arbeitsalltag zu werden. Vielfach haben sie schon Gerade im Arbeitskontext fallen zwei als Kinder gelernt, nur etwas wert zu typische Stressverstärker ins Ge- sein, wenn sie Leistung bringen. Im wicht: der Perfektionismus sowie die Arbeitsleben kann das dazu führen, Schwierigkeit, sich abzugrenzen. dass sie z. B. ihr Arbeitspensum nicht schaffen, weil sie sich zu lange mit Menschen mit einem Hang zum Per- einer Aufgabe aufhalten. Die Folge: fektionismus stellen an sich den An- noch mehr Stressempfinden und stär- spruch, ihre Aufgaben „perfekt“ erle- kere Unzufriedenheit. digen zu müssen, und haben häufig folgende innere Antreiber: Wichtig ist daher, sich mit den eigenen Ansprüchen auseinanderzusetzen. ••„Du darfst keine Fehler machen!“ Machen Sie eine „Realitätsüberprü- ••„Sei perfekt!“ fung“ und versuchen Sie, die Situa- ••„Streng dich an!“ tion möglichst neutral und realistisch ••„Nur wenn ich erfolgreich bin, zu beurteilen: Welche ernsthaften bin ich wertvoll!“ Konsequenzen muss ich befürchten, •• „Mach es anderen Menschen wenn ich einen Arbeitsauftrag nicht recht!“ „perfekt“ umgesetzt habe? Wie wür- den meine Vorgesetzte bzw. mein Zu Perfektionismus neigende Men- Vorgesetzter oder meine Kolleginnen schen haben oft Angst davor, Fehler zu und Kollegen reagieren? Würden sie machen. Häufig verbirgt sich dahinter sich tatsächlich abwenden?
28 PRAXISHILFE PSYCHISCH KRANK IM JOB Menschen mit der Schwierigkeit, für die körperliche Gesundheit wich- sich abzugrenzen, haben Probleme tig. Nur so können Sie leistungsfähig damit, eigene Grenzen wahrzuneh- bleiben. men, diese klar zu ziehen und mitun- ter auch zu verteidigen sowie mit ei- Sein eigenes Tempo zu finden, ist da- genen Kraftquellen vorausschauend bei eine Herausforderung – aber sie umzugehen. ist zu bewältigen. Nicht selten schau- keln sich in Unternehmen jedoch un- Stellen Sie sich vor, Sie laufen einen günstige, stark leistungsorientierte Marathon. Um im Ziel anzukommen, Verhaltensweisen unter Mitarbeiten- müssen Sie mit Ihrer Energie richtig den hoch, weil eigene Grenzen nicht haushalten. Wenn Sie zu schnell lau- wahrgenommen werden. Wichtig ist, fen, besteht die Gefahr, dass Sie bald dass Sie sich regelmäßig und ehrlich erschöpft sind. Ein Bewusstsein für fragen: Wo sind meine Grenzen? Was die eigenen Energiereserven ist nicht kann ich mit meinen Mitteln leisten? nur für die psychische, sondern auch Was tut mir gut? Was muss, was kann der Betrieb tun? Unternehmen sind gesetzlich ver- gelt. Darüber hinaus können Betriebe pflichtet, die Gesundheit ihrer Be- durch freiwillige gesundheitsförder- schäftigten zu schützen. Im Arbeits- liche Maßnahmen in die Leistungsfä- schutzrecht und im Sozialgesetzbuch higkeit ihrer Belegschaften investieren. wird die Verantwortung des Arbeitge- bers an verschiedenen Stellen gere- Psychische Gefährdungs- beurteilung Wesentliches Element zur Sicherstel- lung der betrieblichen Gesundheit MEHR INFORMATIONEN: ist die Durchführung einer psychi- Boschüre „Empfehlungen zur Umsetzung der Gefähr schen Gefährdungsbeurteilung. Das dungsbeurteilung psychischer Belastung“, Gemeinsa Arbeitsschutzgesetz schreibt explizit me Deutsche Arbeitsschutzstrategie vor, dass Betriebe nicht nur für die www.gda-portal.de > Handlungshilfen der GDA körperlichen, sondern auch für die psychischen Belastungen ihrer Be- Handlungshilfe „Integration der psychischen Belas schäftigten eine Gefährdungsbeurtei- tungen in die Gefährdungsbeurteilung“, Initiative lung vornehmen und die Umsetzung Neue Qualität der Arbeit (INQA) geeigneter Gegenmaßnahmen einlei- www.inqa.de > Angebote > Unsere Publikationen ten müssen (§ 5 ArbSchG).
VORBEUGEN 29 Doch obwohl die psychischen Belas- chen Aufgaben für Arbeitgeber (§ 84 tungen in der Arbeitswelt permanent Abs. 2 SGB IX). Ein BEM hat – wie zunehmen, setzt nur eine kleine Min- schon der Name verrät – nicht die Prä- derheit der Betriebe die Vorschrift vention zum Ziel, sondern hilft länger bisher um. So werden Möglichkeiten erkrankten Beschäftigten, den Wie- nicht genutzt, Beschäftigte vor Stres- dereinstieg ins Erwerbsleben finden. soren wie Termin- und Leistungs- Es dient damit sowohl den Betroffe- druck, zunehmender Flexibilität und nen als auch den Unternehmen, da es Überlastung zu schützen – und somit dazu beiträgt, die Beschäftigungsfä- auch die Krankheitskosten im Be- higkeit und den Arbeitsplatz von län- trieb zu senken. Besonders kleinen ger Erkrankten zu sichern. Trotz der und mittelständischen Unternehmen fehlen oft die personellen und finan- ziellen Ressourcen sowie das nötige MEHR INFORMATIONEN: Know-how. Dabei ist die Durchfüh- Wie funktioniert Betriebliches Eingliederungsmanage rung einer Gefährdungsbeurteilung ment? weniger kompliziert, als der Begriff www.bmas.de > Themen > Arbeitsschutz > Gesund vermuten lässt. heit am Arbeitsplatz www.einfach-teilhaben.de > Ausbildung und Arbeit > Betriebliches Eingliederungs- Arbeitsplatz sichern management (BEM) Neben dem Arbeitsschutz gehört iga.Report 24 „Betriebliches Eingliederungsmanage auch das Betriebliche Eingliederungs- ment in Deutschland – eine Bestandsaufnahme“ management (BEM) zu den gesetzli- www.iga-info.de > Veröffentlichungen > iga.Reporte
30 PRAXISHILFE PSYCHISCH KRANK IM JOB gesetzlichen Pflicht und der Vorteile tretung (Betriebs- oder Personalrat, für Unternehmen verfügen jedoch ggf. Schwerbehindertenvertretung). nicht alle Betriebe über ein BEM. Auch die Beteiligung der Betriebs ärztin bzw. des Betriebsarztes ist Ein BEM gilt für alle Mitarbeitenden, gewünscht, falls erforderlich. Kran- die innerhalb eines Jahres länger als kenkassen, Berufsgenossenschaften, sechs Wochen ununterbrochen oder Rentenversicherungsträger sowie die wiederholt arbeitsunfähig waren, z. B. Integrationsämter und die Agenturen aufgrund einer psychischen Störung. für Arbeit stehen den Unternehmen Im Rahmen des Verfahrens sollen für kostenlose Beratungs- und Unter- Arbeitgeber und Betroffene klären, stützungsangebote zur Verfügung. „wie die Arbeitsunfähigkeit möglichst überwunden werden und mit wel- Betriebliches Gesundheitsmanage- chen Leistungen oder Hilfen erneuter ment (BGM) Arbeitsunfähigkeit vorgebeugt und der Unternehmen, die über die gesetzli- Arbeitsplatz erhalten werden kann“. chen Vorgaben hinaus die Mitarbeiter- Das können individuelle Maßnahmen gesundheit fördern, z. B. in Form ei- sein, bspw. die schrittweise Rück- nes BGM, handeln zukunftsorientiert. kehr an den Arbeitsplatz. Wichtig: Denn Investitionen in die betriebliche Ein BEM bedarf der Zustimmung der Gesundheit erhöhen nachweislich die oder des Beschäftigten und verlangt Motivation und Leistungsfähigkeit der die Einbeziehung der Interessenver- Beschäftigten – und führen somit zu geringeren Krankenständen, mehr Produktivität und höherer Wettbe- werbsfähigkeit. MEHR INFORMATIONEN: „Ihr Wegweiser“ – Handlungsleitfaden von BKK und Vor allem zur Vorbeugung psychischer BZgA zur Einführung eines BGM in KMU Erkrankungen ist ein gut strukturier- www.der-gesundheitsplan.de > Richtig planen tes BGM unverzichtbar. Es umfasst alle Maßnahmen des Unternehmens „Gesunde Mitarbeiter – gesundes Unternehmen. Eine zur Verbesserung von Gesundheit und Handlungshilfe für das Betriebliche Gesundheitsma Wohlbefinden am Arbeitsplatz. The- nagement“ men, wie mitarbeiterorientierte Füh- www.psyga.info > Über psyGA > Materialien > Bro rung, Changemanagement, Arbeits- schüren verdichtung, gesundheitsgerechte Unternehmenskultur oder emotionale iga.Report 20 „Motive und Hemmnisse für Betrieb Überforderungen sollten hier berück- liches Gesundheitsmanagement (BGM)“ sichtigt werden. Idealerweise greifen www.iga-info.de > Veröffentlichungen > iga.Reporte dabei Maßnahmen der Betrieblichen
VORBEUGEN 31 Gesundheitsförderung (BGF), Ar- chen Unfallträger. Diese sind nach beitsschutz und Betriebliches Ein- §§ 20 und 20a Fünftes Buch Sozialge- gliederungsmanagement ineinander. setzbuch (SGB V) zu Leistungen für Ein betriebliches Konzept zur Gesund- die betriebliche Prävention verpflich- heitsfürsorge beteiligt im besten Fall tet. auch die Krankenkassen und gesetzli- WARUM SICH BGM FÜR ALLE BETEILIGTEN LOHNT ••Mitarbeitende empfinden Gesundheitsförderung als wertschätzend und gehen motivierter an die Arbeit. ••Das Betriebsklima verbessert sich spürbar. ••Die Identifikation mit dem Unternehmen steigt. ••Investitionen in die Gesundheit der Belegschaft rechnen sich mit reduzierten Fehlzeiten. ••Die Belegschaft bleibt langfristig gesund und zeigt bessere Arbeitsleistungen. ••Es herrscht weniger Fluktuation. Auch das Know-how älterer Beschäftigter kann so langfristig im Unternehmen bleiben. Siehe iga.Report 28 „Wirksamkeit und Nutzen betrieblicher Prävention“ www.iga-info.de > Veröffentlichungen > iga.Reporte TIPP: FINANZIELLE UNTERSTÜTZUNG BEI DER GESUNDHEITSVORSORGE Leistungen zur Verbesserung des allgemeinen Gesundheitszustandes und der Be trieblichen Gesundheitsförderung sind für Beschäftigte in Höhe von jeweils 500 Euro pro Jahr steuerfrei (§ 3 Nr. 34 EStG). Betriebe können ohne steuerliche Prü fung gesundheitsfördernde Maßnahmen umsetzen, z. B. Bewegungsprogramme, Kurse zur Suchtprävention oder Stressbewältigung. Voraussetzung ist jedoch, dass diese hinsichtlich Qualität, Zweckbindung und Zielgerichtetheit den Anforderungen der §§ 20 und 20a des SGB V genügen. Die Kriterien sind im „Leitfaden Prävention“ der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) festgehalten. Einige Angebote wer den zudem von den Krankenkassen bezuschusst. Sie bieten Unterstützung rund um gesundheitsfördernde Maßnahmen und vermitteln kompetente Partner. www.gkv-spitzenverband.de > Krankenversicherung > Prävention, Selbsthilfe, Beratung > Prävention und betriebliche Gesundheitsförderung
32 PRAXISHILFE PSYCHISCH KRANK IM JOB Rückendeckung statt Rücken die Gesundheit fördert – oder krank schule: Rolle der Führungskräfte macht. Sie ist zudem oftmals Vorbild Führungskräfte verteilen Arbeitsauf- und Orientierung in der Frage, wie sie gaben und steuern Prozesse im Un- selbst mit Belastungen umgeht. ternehmen. Vor allem aber prägen sie durch ihren Führungsstil die Kul- Ein Muss für jedes Unternehmen sind tur und das Miteinander im Team. deshalb gesund führende Führungs- Weit mehr Menschen werden durch kräfte. Mitarbeiterorientierte Führung ihre bzw. ihren Vorgesetzten krank stärkt die Ressourcen der Beschäf- als durch einen falsch eingestellten tigten und vermeidet Belastungen für Bürostuhl. Die Führungskraft beein- die einzelnen Teammitglieder. Eine flusst maßgeblich, ob ein Arbeitsplatz mitarbeiterorientierte Führungskraft fragt bei Konflikten nach der Lösung statt nach Schuldigen. Viele Studien MEHR INFORMATIONEN: zeigen, dass ein solcher partnerschaft- Was heißt gesunde Führung? Informationen des Pro licher Führungsstil, der auf Fairness, jekts „psyGA – Psychische Gesundheit in der Arbeits Unterstützung und Vertrauen basiert, welt“ besonders geeignet ist, um Stress www.psyga.info > Stress vermeiden > Mitarbeiterori zu reduzieren und damit psychischen entierte Führung Störungen vorzubeugen – anders als eine Führung, die auf starre Vorgaben iga.Report 29 „Führungskräfte sensibilisieren und Ge und Kontrolle setzt. sundheit fördern“ – Maßnahmen und Best-Practice- Beispiele zur Förderung der psychischen Gesundheit Für andere zu sorgen und gleichzeitig am Arbeitsplatz auf sich selbst zu achten, ist für viele www.iga-info.de > Veröffentlichungen > iga.Reporte Führungskräfte jedoch eine Heraus-
VORBEUGEN 33 forderung. Es ist verständlich, dass ••hoher Wettbewerbs- und Erfolgs- Führungskräfte unsicher und über- druck sowie fordert sein können, wenn es darum geht, diese Doppelrolle erfolgreich ••fehlende Unterstützung durch das zu meistern. Denn zusätzlich zu den Topmanagement (iga.Report 29). fachlichen Kompetenzen werden von ihnen auch zwischenmenschliche Fä- Wichtig ist es daher, Führungsper- higkeiten erwartet, die nicht immer sonen darin zu unterstützen, ihre ei- gleich stark ausgeprägt sind. Oftmals genen psychischen Belastungen zu ist ihnen auch gar nicht bewusst, wel- bewältigen. Das hilft nicht nur den chen Einfluss ihr Führungsverhalten Führungskräften selbst, es wirkt sich auf die Beschäftigten hat. Umso wich- auch positiv auf die Beschäftigten tiger sind Angebote wie Schulungen aus, wenn der Druck, der auf den Vor- oder Workshops, in denen entspre- gesetzten lastet, nicht nach „unten“ chende Kompetenzen auf- und ausge- weitergegeben wird. baut werden können. Im Kapitel „Be- wältigen“ finden Sie wertvolle Tipps im Umgang mit psychischen Erkran- kungen. Psychische Gesundheit von „KEIN STRESS MIT DEM STRESS” – MATERIALIEN Führungskräften FÜR FÜHRUNGSKRÄFTE Führungskräfte befinden sich natur- Auf der Website des Projekts „psyGA – Psychische gemäß in einem Dilemma: Zum ei- Gesundheit in der Arbeitswelt“ finden Sie speziell für nen sollen sie durch gute Führung Führungskräfte entwickelte, kostenlose Materialien: zu gesunden Arbeitsbedingungen beitragen. Zum anderen können auch ••„Kein Stress mit dem Stress: Eine Handlungshilfe Führungskräfte selbst extrem belastet für Führungskräfte” sein und sind damit gefährdet, psy- ••„Kein Stress mit dem Stress: Lösungen und Tipps chisch zu erkranken. Insbesondere für Führungskräfte und Unternehmen” (Praxisord beim mittleren Management steigt ner) die Zahl der „Dauergestressten“. Ge- ••„Selbsttest für Führungskräfte: Wie belastet bin klagt wird insbesondere über ich?” ••„Kein Stress mit dem Stress: Einführungsseminar •• zu viel Arbeit und zu komplexe für Fach- und Führungskräfte” Anforderungen, ••„Förderung psychischer Gesundheit als Führungs aufgabe: eLearning-Tool für Führungskräfte” ••zu wenig Ressourcen, insbeson- dere beim Personal, www.psyga.info > Über psyGA > Materialien
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