Digital Natives? Schwerpunkt: Das Magazin des Kreisjugendring München-Stadt - Kreisjugendring München-Stadt
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Das Magazin des Kreisjugendring München-Stadt 2 7 . Ja h r ga n g | Aus ga b e 5 | No v e m b e r 2 0 2 1 Schwerpunkt: Digital Natives? www.kjr-m.de ■ Alles Theater?! ■ Vorstellung, Abschied, Toilettenpapier ■ Konstanz und Wandel im Spiegel der Zeiten
Inhalt d as wa r da s kommt U18-Bundestagswahl 4 Kinder und Jugendliche wählen verantwortungsvoll Ergebnisse der 3. Münchner Jugendbefragung 6 München – (k)ein Raum für Jugend?! Workshop-Reihe von Wohnwerkstatt und convex_us 7 Von der Idee zur Gemeinschaft Ein Monat Demokratie im Einsatz in München Diskussionsveranstaltung zu 50 Jahre KSH 8 „Was kann man hier machen?“ und 75 Jahre KJR München-Stadt 16 Zum Glück Jugendarbeit! 75 Jahre KJR aus Sicht von Besucherinnen* und Besuchern* der Freizeitstätten Jugendleiter*innen-Kongress und Erste-Hilfe-Kurse 10 Konstanz und Wandel im Spiegel der Zeiten 16 „Ju like it!“ Ferienangebote trotz Corona? 12 Das ging! Lang ist‘s her – läuft bei mir! 14 „Das ist aus mir geworden“ 3 kurz & knapp / 26 Impressum / 27 Termine / 28 zum Schluss Schwerpunkt: Digital Natives? Für Medienpädagoginnen* und Medienpädagogen* ist der Begriff fast schon ein „Rotes Tuch“. Es stimmt eben nicht, dass die Generation der nach 1980 Geborenen automatisch sogenannte „digital natives“ seien. Natürlich sind sie ganz selbstverständlich mit Computern, Smartphones oder einer durchgehend digitalisier- ten Welt aufgewachsen. Nativ – im Sinne von natürlich und selbstverständlich mit Medien lebend – sind sie deshalb längst nicht. Dahinter steckt keine Wortklauberei, sondern der Befund, dass Medienaneignung und Mediennutzung immer auch Spiegel sozialer und gesellschaftlicher (Besitz-)Verhältnisse sind. Ab Seite 17 2 | 05 | 2021
mm d adsa skowa r t Kinder- und Jugendtreff in Berg am Laim feiert Jubiläum 40 Jahre „Zeug machen“ Im Zeugnerhof, einem geschichtsträchtigen Haus in Berg am Laim, für die Projekte und Aktionen im Haus ist. entstand 1971 ein wichtiger Treffpunkt für Kinder und Jugendliche Leander Gerl dankt dem Zeugnerhof-Team und verspricht: „Der KJR wird auch weiterhin sein – das wurde am 11. September gefeiert! Bestmögliches dafür tun, dass auch noch in 40 Jahren hier in Berg am Laim ordentlich Zeug gemacht wird!“ Dann greift Benedikt Kämmerling nochmal zum Mikrofon. Er richtet sich speziell an die jüngeren Gäste, denen allmählich Geduld und Konzentration abhandenkommen. „Ich weiß, dass es schon lange gedauert hat, aber ein paar Sätze muss ich jetzt noch sagen. Ich Auch jugendliche möchte die Gelegenheit nutzen, um mich Helfer*innen so- bei einer Person im Namen vom Team, aber wie Kolleginnen auch von allen Kindern und Jugendlichen zu und Kollegen bedanken. Alle kennen sie hier …“ – und da haben zu der entspannten und sind auf einmal alle wieder munter und prä- sehr gelungenen sent. Tosender Applaus und „Christaaa“-Rufe Feier beigetragen unterbrechen Kämmerlings Rede. Schon am frühen Nachmittag ist auf dem von den vielfältigen Angeboten, die es im Immer willkommen Grundstück vor dem ehemaligen Bauernhaus Zeugnerhof gibt. Eine große Rolle spielt die mit den hellblauen Fensterläden einiges los. Jugendkultur – das hat die Einrichtung von Als es wieder ruhiger wird, verrät er, was Neben Hüpfburg, Kinderschminken, But- Beginn an geprägt. Einige der damals hier sich das Zeugnerhof-Team für die – nun ton-Gestaltung und Kendama – ein Geschick- quasi „aufgewachsenen“ jungen Künstler ehemalige – Kollegin ausgedacht hat. Eine lichkeitsspiel aus Holz – ist die Zaubershow sind heute weltweit bekannt. Und an der der Holzbänke am Eingang wird zu „Christas ein Highlight für die Kinder. Bei Kaffee und Decke im Foyer des Zeugnerhofs kann man das Bank“: ein extra angefertigtes Messingschild Kuchen setzen sich derweil die Erwachsenen Vermächtnis der damaligen Sprayer-Szene wird dort angebracht, als Zeichen dafür, dass im Garten zusammen. bewundern. Christa Himmelhuber an dem Ort, wo sie 40 Später, zum offiziellen Teil der Jubiläums- Als wichtiger Schwerpunkt hat sich auch Jahre lang – tatsächlich seit der Eröffnung feier, geht’s nach drinnen. Oben im Saal, wo der Bereich Nachhaltigkeit und Gesundheit – für Kinder und Jugendliche da war, immer sonst die Münchner Breakdance-Szene für etabliert. Dazu passen zwei weitere Beson- willkommen ist. ihre Battles trainiert, sind – mit dem gebo- derheiten des Zeugnerhofs: das Aikido-Dojo Dass junge Menschen dem Zeugnerhof tenen Abstand – Stuhlreihen aufgestellt, ans zum Finden der inneren Mitte und der eigene auch noch verbunden bleiben, nachdem sie Rednerpult tritt Benedikt Kämmerling, der Gemüsegarten. schon „herausgewachsen“ sind, beweisen erst vor kurzem die Leitung des Zeugnerhofs Das Motto, für das und zu dem der Zeugner- zum Abschluss drei ehemalige Besucher, übernommen hat. Man merkt ihm die Freude hof seit Jahren steht, heißt „Zeug machen“ – die mittlerweile als AROZA CREW zu einiger und Erleichterung an, dass die Veranstaltung daher hat er seinen Namen. Im ursprünglichen Bekanntheit gelangt sind. Auf der Bühne in dieser Form stattfinden kann, nachdem Sinne bedeutete das vor allem Handwerk- geben sie aber nicht nur die „coolen Rapper“, die Wochen davor noch von so vielen Ein- liches. Dem ehemaligen Leiter Jo Arnecke ge- sie wenden sich besonders an die Kinder im schränkungen geprägt waren, dass sogar lang es über fast 20 Jahre hinweg, Kinder und Publikum und beziehen sie in ihre Show mit eine Absage erwogen wurde. Dann kamen die Jugendliche für Lederverarbeitung, Töpfern, ein. Vielleicht werden ein paar von ihnen Lockerungen wie ein Geburtstagsgeschenk Schnitzen und sogar Schmieden zu begeistern. bei der 50-Jahr-Feier auf der Bühne stehen. eine Woche vor der Feier. Eine perfekte Synergie aus Jugendkultur und Kämmerling begrüßt Stadträtin Lena Odell Handwerk entstand, die bis heute maßgebend Ingrid Zorn, Öffentlichkeitsarbeit, KJR als Vertreterin des Oberbürgermeisters und der Landeshauptstadt München. Sie über- bringt nicht nur Glückwünsche, sondern auch ein Grußwort voller Begeisterung, Lob und Dank für den Kinder- und Jugendtreff, den sie „so wertvoll“ findet, wie sie mehrfach be- tont, „auch wenn ich es jetzt bestimmt schon hundertmal gesagt habe. Der Zeugnerhof wird Benedikt Käm- gebraucht!“ Und an die jungen Gäste gewandt merling führt souverän und fügt sie hinzu: „Das sieht man auch daran, gut gelaunt dass ihr alle hier seid!“ durch den offi- Der nächste Redner ist Leander Gerl, stell- ziellen Teil des vertretender KJR-Vorsitzender. Er berichtet Jubiläums | 05 | 2021 3
mm d adsa skowa r t U18-Bundestagswahl Kinder und Jugendliche wählen verantwortungsvoll Kinder und Jugendliche machen sich die Entscheidung nicht leicht, wem sie ihre Stimme geben. Außerdem sind sie „stolz wie Bolle“, wenn sie das erste Mal zur Wahlurne schreiten. Das konnte in den KJR-Wahllokalen bei der U18-Bundestagswahl beobachtet werden Forderungen der Kinder und Jugendlichen, die öffentlich ausgestellt wurden. „Es lief sehr gut und hat irre Spaß gemacht!“, resü- miert Nicole Syr vom JT Au. Gewählt wurde in den KJR-U18-Wahl- lokalen fast wie bei regulären Wahlen mit Stimmzetteln, Wahlkabinen und Wahlurnen. Mitmachen konnten ausnahmslos alle Min- derjährigen. „Der erste Urnengang ist eine besondere Situation und macht die Kids stolz Im Wahllokal des JT Au machen die Be- wie Bolle,“ berichtet Florian Lachner von der sucherinnen* und Besucher* ihre poli- LOK Freimann. Und nicht zuletzt zeigten tischen Forderungen öffentlich auch diejenigen großes Verantwortungsbe- wusstsein, die sich ganz bewusst gegen die den 616 gültigen Stimmen entfielen zusam- Teilnahme an der Wahl entschieden, weil men 317 und damit mehr als die Hälfte auf sie sich in ihrer Entscheidung noch nicht Grün-Rot. Für die CSU stimmten 119 und sicher waren. damit 19,3 Prozent der jungen Wählerinnen* Wenn wir jungen Menschen ermöglichen, und Wähler*. Diese und weitere Ergebnisse ihren eigenen Bildungsprozess zu gestal- stehen auf kinderrechte.kjr-blog.de. Der erste Urnengang ist für die jungen Wählerinnen* und Wähler* im JT Au eine ten, bekommt das Angebot der U18-Wahl Die Koordinierung für die U18-Wahl in ganz besondere Situation eine besondere Qualität für demokratische Bayern lag beim Bayerischen Jugendring. Bildung und Partizipation. Denn Politik ist Alle Wahlergebnisse mit Filtermöglichkeit Vom 10. bis zum 17. September konnten von Interesse und macht Spaß, wenn Kinder nach Bundesland, Regierungsbezirk oder Münchner Kinder und Jugendliche unter und Jugendliche sich aus eigenem Antrieb Wahlkreis stehen auf https://wahlen.u18. „ihren“ Bundestag wählen. Und zwar im Rah- mit ihr auseinandersetzen. org/wahlergebnisse/bundestagswahl-2021. men der bundesweiten U18-Wahlen. 17(16) Das Ergebnis der KJR-Wahllokale ist ein- KJR-Freizeitstätten wurden zum Wahllokal, deutig, zwei Parteien stehen klar in der Gunst Mirjam Kranzmaier, bayernweit gab es fast 700. der Münchner Kinder und Jugendlichen. Von Fachbeauftragte Partizipation, KJR Die KJR-Wahllokale setzten beim Pro- gramm im Vorfeld der Wahl auf Freiwilligkeit und Qualität. Einige junge Wählerinnen* und Wähler* kamen sehr gut vorbereitet zur Wahl. Viele informierten sich jedoch vor ihrer Entscheidung mit vielfältigen Materialien und Angeboten zum Wahlsystem, zu Wahl- programmen und über die Kandidierenden der Parteien. Dabei kamen tolle Diskussionen zustande. Im 2Club und im M10City stellten sich Bezirksausschuss-Mitglieder den jungen Menschen zur Diskussion politischer Themen zur Verfügung. In Kooperation mit Schulen sorgten das FEZI mit einem Stationen-Lauf und der JT Au mit einer Ausstellung, einem Quiz und Preisen für eine hohe Wahlbeteili- gung. Im Vorfeld der U18-Wahl entstanden dabei auch Transparente mit den politischen Die politischen Forderungen der Schülerinnen* und Schüler* der MS Fromundstraße 4 | 05 | 2021
mm d adsa skowa r t Kooperationsprojekt im Spielhaus Sophienstraße Alles Theater?! Vorhang auf! – Zu Beginn der Sommerferien konnte wieder das inklusive Theaterprojekt im Spielhaus Sophienstraße stattfinden. Die Kooperation mit Christl Feiler von Trampelmuse Bayern e.V. und Devrim Uygun von BiB e.V. be- steht schon seit über 20 Jahren Dieses Jahr nahmen 12 Mädchen und Jungen im Alter von 6 bis 12 Jahren am The- ater-Projekt teil. Im Zirkus- und im Drachen- land wurden zwischen Zirkusvorführungen, Clown-Einlagen, Hexen-Verschwörungen, Kunststücken und königlichen Besuchen wichtige Themen wie Zusammenhalt, Kom- promissfindung und Streitschlichtung be- Zwei Clowns arbeitet. Aufgrund der Corona-Maßnahmen im Dialog wurde – statt der ansonsten üblichen Auffüh- rung – die Premiere verfilmt und den Kindern Einblick in die Theaterarbeit mit Christl Feiler hineinversetzen. Durch diese Anpassung des als Aufnahme geschickt. bekommen. Theaterstücks an die Gruppe wird jedes Kind Im Vorfeld der Projektwoche fanden Proben Vorbestimmte Rollen und Auswendiglernen dort abgeholt, wo es gerade steht, und in das mit einer Klasse der Mathilde-Eller-Schule, von Texten? Fehlanzeige! Hier stehen der Geschehen miteinbezogen. einem Förderzentrum mit dem Schwerpunkt Prozess und die persönliche Entwicklung der geistige Entwicklung, statt. Dadurch konn- Kinder im Vordergrund! So darf zum Beispiel Drache oder Hexe – alles ist möglich! ten die Kinder spielerisch an Theater und jedes Kind jede Rolle ausprobieren und sich Schauspiel herangeführt werden und einen dadurch in unterschiedlichste Charaktere „Willst du lieber Drache oder Hexe sein?“ Darauf antworten die Kinder zu Beginn des Workshops meist zögerlich oder lassen jemand anderen für sich entscheiden. Im späteren Verlauf erfolgt auf diese Frage jedoch eine klare Antwort. Bei genauerem Betrachten wird klar: die Kinder haben sich in verschiedene Rollen hineinversetzt, in sich hineingespürt und eigenständig die Entscheidung getroffen, was sich für sie besser anfühlt. Im meist durchgeplanten Alltag fehlt oft die Zeit, bewusst in sich hineinzuhören und in Beziehung zu sich selber zu gehen. Umso wichtiger ist es, Kindern und Jugendlichen diese Zeit einzuräumen. Um Raum zu schaf- fen für neue Erfahrungen, Selbst-Explorati- on, Selbstbewusstsein, Veränderungen und Beziehung. Besonders in Corona-Zeiten ist dieser As- pekt von besonderer Bedeutung und wurde von Kindern, Eltern und pädagogischen Fachkräften sehr geschätzt. Wir sind sehr dankbar für die langjährige Zusammenarbeit mit der „Trampelmuse“ und BiB e.V. und freuen uns auf weitere Gelegenheiten, unsere Spielhaus-Vorhänge zu öffnen. Die Königin, der König und die Prinzessin mit selbstgestaltetem Bühnenbild, Linda Federico, Spielhaus Sophienstraße, Kostümen und Requisiten KJR | 05 | 2021 5
mm d adsa skowa r t Ergebnisse der 3. Münchner Jugendbefragung München – (k)ein Raum für Jugend?! Im Herbst 2020 und im Frühjahr 2021 wurden die jungen Münchnerinnen* und Münchner* in einer Online-Befragung zum Lebensgefühl in München, zu ihrer Lebenssituation, zur Zufriedenheit mit der Stadtpolitik, zu ihren Sorgen und Belastungen und zu Corona gefragt. Auch diese dritte Jugendbefra- gung wurde gemeinsam vom Aktionsbündnis „Wir sind die Zukunft“ und dem Stadtjugendamt unter Beteiligung der Zielgruppe vorbereitet, durchgeführt und ausgewertet An der Hauptbefragung haben sich über 40% (und damit die höchste Zustimmung) 3.600 junge Menschen beteiligt, an der der Befragten äußerten sich zufrieden Zusatzbefragung speziell zu Corona über mit der Integration von Geflüchteten 4.500. Die jungen Menschen fühlen sich und der Reduzierung von Rassismus und in München mit großer Mehrheit wohl und Ausgrenzung. Nicht zufrieden sind rund sicher, ihnen gefällt der Wohlfühlcharak- 95% mit dem Engagement für bezahl- ter der Stadt, das viele Grün und die Frei- baren Wohnraum. zeit- und Sportangeboten. Die Stadt bietet Die Corona-Pandemie war das bestim- ihnen gute Bildungs- und Berufschancen. mende Ereignis der letzten 1,5 Jahre. Die- Gleichzeitig betonen die Befragten, dass se wirkte sich besonders durch fehlende es in der Stadt zu wenig Räume und Orte Sozialkontakte auf die jungen Menschen für junge Menschen gibt, an/in denen sie aus, ebenso wie durch die Reduktion mit wenig Geld ihre Freunde treffen oder der Lebensqualität und die fehlenden eigene Kreativität ausleben können. Die Freizeit- und Ausgehmöglichkeiten. Eine Ausgestaltung des öffentlichen Raums Reihe von jungen Menschen konnte der könnte deutlich einladender sein. Pandemie aber auch Positives abgewin- Wie schon vor vier Jahren fühlen sich nen, etwa mehr Zeit im Alltag und eine junge Menschen von Konkurrenz- und stärkere Digitalisierung. Die Befragten Leistungsdruck stark belastet, gerade bei wünschen sich in der Corona-Zeit von jungen Frauen nahm der Druck sogar deut- der Landeshauptstadt v.a. mehr Un- lich zu. Und auch die Sorge, sich München terstützung für Homeschooling, Home irgendwann finanziell nicht mehr leisten Office oder Online-Uni, Orte, die Treffen zu können, hat zugenommen. Mittlerweile unter Corona-Bedingungen zulassen, sagen dies 93% der Befragten. und mobile Bars, die im Freien Getränke Die Frage nach der Zufriedenheit mit ausschenken. Mitbestimmungsmöglichkeiten nahm einen politik, 66% möchten mehr mitentscheiden Als wichtigste Handlungsbedarfe aus den zentralen Platz in der Jugendbefragung ein. können und wollen, dass sie von der Politik Ergebnissen der Jugendbefragung hat die Das Ergebnis ist – gerade für die Landes- ernst genommen werden. Die Teilnehmenden Steuerungsgruppe besonders drei identi- hauptstadt München – sehr ernüchternd. wurden auch gefragt, wie zufrieden sie mit fiziert: Nur 15% sehen viele oder eher viele Mit- dem Engagement der Landeshauptstadt in ■ Die Stadt München muss Wege finden, bestimmungsmöglichkeiten in der Stadt bestimmten Politikfeldern sind. Jeweils rund wie der Druck, der auf jungen Menschen lastet, genommen werden kann. ■ Junge Menschen brauchen Räume und Orte für sich, konsumfrei und unpädagogisiert. Erfolgreicher Die Stadtgesellschaft muss toleranter Malerauszubildender werden im Umgang mit jungen Menschen im öffentlichen Raum. ■ Junge Menschen müssen in der Stadtge- Unser Auszubildender Ahmad Al Shareef sellschaft und der Landeshauptstadt mehr wurde bei der Freisprechungsfeier der Som- mitbestimmen und mitgestalten können. merprüfung 2021 am 21. September in Schloss Dachau „freigesprochen“ und konnte Nun geht es an die Umsetzung der Hand- anschließend seinen Gesellenbrief entgegen- lungsbedarfe. Hier ist die Stadtpolitik ebenso nehmen. Wir gratulieren unserem Azubi sehr gefragt wie die Stadtverwaltung und die herzlich zum erfolgreichen Abschluss seiner Jugendarbeit. Ausbildung und wünschen ihm für seinen Die Ergebnisbroschüre zur Jugendbefra- weiteren persönlichen und beruflichen Wer- gung kann auf der Website www.wir-sind- degang alles Gute! die-Zukunft.net heruntergeladen werden. Dr. Manuela Sauer, Grundsatzreferentin, KJR 6 | 05 | 2021
mm d adsa skowa r t Workshop-Reihe von Wohnwerkstatt und convex_us Von der Idee zur Gemeinschaft In Kooperation mit der Wohnwerkstatt hat sich die frisch gegründete Münchner Genossen- schaft convex_us in einem vierteiligen Workshop mit der Thematik rund um das Finden und Gestalten einer Gruppe für ein gemeinschaftliches Wohnprojekt beschäftigt Insbesondere für junge Menschen stellt sich in einer so teuren Stadt wie München oft die Frage, ob man sich das „allei- ne Wohnen“ überhaupt leisten kann. Hier will convex_us gemeinsam mit der Wohnwerkstatt einen Impuls setzen. Mit den Workshops wollten die Veranstalter Hilfestellung anbieten sowie Methoden erarbeiten und einfach mal durchspielen, wie eine Gruppe gemeinschaftliches Wohnen gestalten kann. Der Fokus lag auf vielfältig genutzten und geteilten Gemeinschaftsflächen und sehr gerin- gem Anteil an privatem Wohnraum. Dies kann aus Sicht von convex_us vielfältige Vorteile mit sich bringen, zum Beispiel Aus- Hier gab es einen super Impuls von Ursula Zeitstrahl zu erstellen. Auf diesem wurden die tausch von Erfahrungen (Stichwort Mehrge- Wendeberg und den Rest des Tages näherte Phasen, die eine Projektgruppe auf dem Weg zu nerationenhäuser), die Möglichkeit für jedes man sich in verschiedenen Gruppenarbeiten einer Gemeinschaft durchlebt, aufgezeichnet Individuum, vielfältige gemeinsame Flächen kreativ der „Sinnfrage“. und daran wurden dann Chancen und Risiken zu nutzen und zu gestalten, die es sich sonst Am zweiten Workshop-Tag ging es um durchgespielt und evaluiert. nicht leisten könnte, und auch der teilweisen die Frage, wie man eine geeignete Bewoh- gesellschaftlichen Vereinzelung in Großstäd- ner*innen-Gruppe finden kann, welche Spaß und Inspiration ten etwas entgegenzusetzen. zentralen Werte eine Rolle spielen und welche Position(en) jedes Mitglied innerhalb einer Hierbei durften die Teilnehmenden fest- Wozu braucht‘s ein Warum? Gruppe einnimmt oder einnehmen kann. stellen, wie vielfältig und unterschiedlich Nach einer Einleitung oder einem Impuls Ansichten und Ideen sind, und zahlreiche Gegliedert war der Workshop an vier Tagen teilte man sich in Gruppen auf und ging Punkte wurden gefunden, die nun angegan- jeweils durch drei themenbezogene Blöcke, in die Aufgaben getrennt voneinander an, gen werden sollen. denen die Teilnehmenden sich um inhaltliche um danach wieder zusammenzukommen Ein Hauptpunkt der aufgefallen ist, war die Fragen gekümmert und Ideen gemeinsam und die unterschiedlichen Ergebnisse und Unterscheidung zwischen ‘baulichen’, ‘sozia- erarbeitet haben. Zwischendurch und insbe- Herangehensweisen zu präsentieren und zu len’ und ‘organisatorischen’ Wegpunkten auf sondere auch nach „Feierabend“ blieb noch diskutieren. der Timeline. Beispielsweise kann sich eine genug Zeit für den persönlichen Kontakt und Am zweiten Workshop-Wochenende setzten Gruppe jahrelang als Gemeinschaft betrach- Austausch. Die Hauptorganisation übernah- sich die Teilnehmenden intensiv mit der The- ten, ohne jemals ein Objekt zu erhalten oder men Daphne Schubert und Regina Pläsken matik „von der Gruppe zur Gemeinschaft“ als Organisation tätig zu sein. Aber es kann (beide convex_us). auseinander. Nach einem Impuls von Eva Stüt- auch passieren, dass eine lose Gruppe auf Der erste Samstag stand unter dem Motto zel aus der Dorfgemeinschaft Siebenlinden einmal die Möglichkeit hat, in einem Objekt „Purpose – oder wozu braucht‘s ein Warum?“ ging es insbesondere darum, einen virtuellen gemeinschaftliches Wohnen zu starten, ohne sich bereits als Gemeinschaft zu betrach- ten oder eine Rechtsform zu haben. Nach vier Tagen gemeinschaftlichem Arbeiten sind die Teilnehmenden er- schöpft und hochmotiviert für neue Pro- jekte aus dem Workshop gegangen. Neben viel Spaß und Inspiration für zukünftige Hausprojekte konnten alle viel Input mitnehmen, der an anderer Stelle noch vertieft und erarbeitet werden kann. Ergebnisse gibt’s auf LinkedIn oder Instagram zu bestaunen – ein spannendes Stück Weg auf dem #roadtohausprojekt Regina Pläsken, convex_us | 05 | 2021 7
mm d adsa skowa r t Ein Monat Demokratie im Einsatz in München „Was kann man hier machen?“ Vor vier Jahren wagte sich Sylvia Holhut von der KJR-Fachstelle Teilnehmende der Meinung, seit Inkrafttre- ten der Infektionsschutzmaßnahmen gegen Demokratische Jugendbildung ins Neuland. Die Abteilung Junges Corona gebe es keine Demokratie mehr in Engagement kaufte ein altes Feuerwehrauto aus den 70er Jahren, Deutschland. Plastikeimer und Tischtennisbälle und ging auf die Straße ... Diese Zweifel und Bedenken begegneten dem Demokratiemobil-Team in jedem Stadt- teil, wobei es in manchen Stadtteilen deut- Ziel des Demokratiemobils: den Menschen barometer ihre Einstellung zu bestimmten lich mehr Menschen waren als in anderen. die Demokratie und Möglichkeiten der Teil- Themen darstellen. So sagte die große Mehr- Bei manchen war das Misstrauen gegenüber habe an ihr näherzubringen. Der Ausgang: heit, dass sie gerne in der Schule oder im Politik und Demokratie so gefestigt, dass sie völlig ungewiss. Wird das Angebot angenom- Kindergarten über die Regeln mitbestimmen für sich zu dem Schluss gekommen sind, dass men? Kann das Projekt weiterbestehen? würden. Bei den wenigsten ist dies bereits Wählen nichts bringe. Heute wissen wir: Das Konzept funktio- möglich. Die meisten Kinder resümierten, dass Als positiv bleibt zu bewerten, dass selbst niert, die Leute machen mit und das Demo- Corona ihren Alltag verändert habe. Rund ein die Menschen, die sich sehr ablehnend über kratiemobil gibt es immer noch – schon vier Drittel fand, dass mehr dafür getan werden Demokratie und Politik geäußert haben, an Jahre lang, also eine ganze Legislaturperiode könnte, dass München ein schöner Ort ist den Angeboten des Demokratiemobils teil- der Bundesregierung. Seit dem Beginn 2017 Ein Fokus des Angebots liegt auf denen, nahmen und Diskussionen führten. war das Demokratiemobil jedes Jahr auf Tour die zum ersten Mal wählen dürfen, weil sie Jeder Einsatz wurde am Ende des Tages aus- in München. Dieses Jahr fand also schon 18 Jahre alt geworden sind oder seit kurzem führlich durch das Team evaluiert. Die Ergeb- die zweite Tour zu einer Bundestagswahl die deutsche Staatsbürgerschaft haben. Das nisse werden später zu einer Gesamtevalua- statt, ein kleines Jubiläum für das Projekt, Mobil konnte diese Gruppe in jedem Stadt- tion zusammengefasst, die unter anderem das mittlerweile von Theresa Baum geleitet teil erreichen. Für sie waren insbesondere dem Stadtrat und den Bezirksausschüssen wird. Und auch dieses Jahr gab es mehr die kostenlosen Informationsmaterialien der besuchten Stadtteile zugeht. Auch viele Einladungen aus den Stadtteilen, als das zur Wahl sowie die Wahlkabine interessant, Teilnehmende zeigten großes Interesse an Demokratiemobil annehmen konnte. in der sie einen originalgetreuen Muster- den abschließenden Ergebnissen des Stim- Insgesamt 13 Einsätze in sieben verschie- stimmzettel für ihren Wahlkreis anschauen mungsbarometers, das sowohl für Erwachsene denen Stadtteilen gab es von Ende August bis konnten und vom Demokratiemobil-Team als auch für Kinder angeboten wurde. Deshalb zum Tag vor der Bundestagswahl. Das Team erfuhren, wie man gültig wählt und was es werden die Ergebnisse des Stimmungsbaro- bestand aus knapp 20 jungen Menschen, zu beachten gibt. meters dieses Jahr erstmals auch auf www. die sich auch in Jugendverbänden oder Daneben sind Gespräche und Diskussionen demokratiemobil.de veröffentlicht. KJR-Freizeitstätten engagieren. Außerdem fester Bestandteil des Demokratiemobils. Danke an das Team 2021, das die Tour durch unterstützten Kolleginnen und Kollegen aus Besonders intensiv wurde dieses Jahr zu sein Engagement überhaupt erst ermöglicht Freizeitstätten und Fach- und Projektstellen Feminismus, Migrations- und Asylpolitik, hat! Danke an alle KJR-Einrichtungen, die sowie eine zusätzliche saisonale Kraft die Klimapolitik in Korrelation mit Wirtschafts- ihre Häuser, Gärten, Innenhöfe und Kühl- Einsätze. Vorbereitet wurde das Team in zwei politik, Einflussmöglichkeiten junger Men- schränke zur Verfügung gestellt haben! umfassenden Trainingsworkshops. schen auf Politik, Lebenswirklichkeiten Danke an alle Bezirksausschüsse, die ideell Insgesamt wurden ca. 3615 Personen – von Menschen mit Behinderung und zu den hinter dem Mobil und seinem Konzept stehen darunter ca. 850 Kinder und ca. 470 Jugend- Rechten von LGBTIQ-Personen diskutiert. und die Einsätze in ihrem Stadtteil finanziell liche – erreicht, die sich an den Methoden Insgesamt zeichneten sich bei einigen unterstützen! Danke an die Fachstelle für beteiligten, am Stand diskutierten oder Menschen Misstrauen und Zweifel gegenüber Demokratie der Stadt München, die das Demo- Informationsmaterial mitnahmen. der Politik ab. Viele äußerten sich kritisch kratiemobil nicht nur finanziell unterstützt, Die Rückmeldungen zum Projekt waren dazu, dass vor der Wahl viele Politiker*innen sondern dem Projekt auch mit Rat und Tat durchgehend positiv, insbesondere Kinder auf den Straßen und Plätzen sichtbar seien zur Seite steht! gingen sehr offen auf das Mobil zu und und viel versprächen, aber man nach der fragten „Was kann man hier machen?“. Wahl nur wenig mitbekomme, was aus diesen Theresa Baum, Demokratiemobil, KJR Die Kinder konnten an einem Stimmungs- Versprechen wird. Außerdem waren mehrere 8 | 05 | 2021
mm d adsa skowa r t KJR-Vorstandsfest im Freizeittreff Freimann Vorstellung, Abschied und Toilettenpapier Der neue Vorstand hat sich auf dem „KJR- Maskenball“ vorgestellt und ausscheidende Vorstandsmitglieder verabschiedet. Ein ruhiges Fest mit Zeit für Gespräche So überschaubar war ein KJR-Fest schon lange nicht mehr. Wegen der Einschrän- „Maskenball“ mal kungen durch die Hygienemaßnahmen und anders: Glitter, Sti- wohl auch, weil viele die Vorsicht einem cker und Moosgum- Fest mit vielen Menschen vorziehen, waren mi zum Gestalten nur wenige Gäste am 17. September in den der eigene Maske Freizeittreff Freimann gekommen. Nach anderthalb Jahren Abstinenz hatte Greil (Vorsitzende) über #Menschenohne- sich der Vorstand bewusst für eine Prä- Mackesindkacke bei Ruth Heeren (Jugen- senzveranstaltung entschieden und somit dorganisation BUND Naturschutz) bis hin zu für eine begrenzte Gästezahl mit 3G und #nichtverzagenFatihfragen beim neu in den Maskenpflicht. Und diesen Umstand flugs Vorstand gewählten Fatih Demirtas von der in eine Einladung zum „KJR-Maskenball“ DGB-Jugend München. umgemünzt. Der Pflicht zur Maske wollte er Kein Anfang ohne Abschied: Pia Berndt von denn auch mehr Positives abringen als nur der DGB-Jugend und Stephanie Dachsberger den Infektionsschutz. von zusammenWachsen e.V. waren nicht mehr So konnten die Gäste aus farbenfrohen angetreten und wurden aus dem Vorstand FFP2-Masken wählen und sie mit Stiften, Glit- verabschiedet. Nur Dachsberger konnte ter, Stickern und Moosgummi verschönern, am Fest teilnehmen, der stellvertretende eine Prämierung war schon in der Einladung KJR-Vorsitzende Leander Gerl dankte ihr ausgelobt. für vier Jahre Engagement im Vorstand, dem Im geräumigen Saal fanden die Gäste mit viele Jahre gesellschaftlicher Einsatz schon Dank, Blumen und einen unverwechsel- viel Abstand Platz, während der im Juni neu seit Schulzeiten vorangegangen waren: als baren Liegestuhl bekam Stephanie Dachs- gewählte Vorstand sich vorstellte. Genauer: Schulsprecherin, im Münchner Schüler*in- berger für vier Jahre im KJR-Vorstand Auf Fragen für ein Live-Video-Interview nenbüro, als Mitorganisatorin der,,besser antwortete. Damit jene, die nicht dabei -SchüIer*innenkongresse“ und als Spre- sie eine Online-Sitzung schon mal vom Auto waren, die Vorstellung nachholen können. cherin des Jungen Bündnis für Geflüchtete, aus moderierte – als Beifahrerin. Zum Dank Gefragt waren nicht nur die eigenen Ziele im das der KJR mitgegründet hat. Die Arbeit bekam sie den inzwischen schon traditio- KJR-Vorstand, sondern auch der größte Reiz für und mit Jungen Geflüchteten war denn nellen, persönlichen KJR-Liegestuhl mit groß der Jugendarbeit oder zwei Hashtags, die auch eines ihrer Schwerpunkte im Vorstand. aufgedrucktem Namen. sie am besten beschreiben. Die reichten von Gerl erwähnte dabei nicht nur Dachsbergers Danach war dann Zeit für lange vermisste #raiseyourvoice und #wanderlust bei Judith Leidenschaft für Berge, sondern auch, dass „echte“ Gespräche und für ein coronakon- formes Wrap-Buffet – die Nachhaltigkeits- beauftragte möge es verzeihen, die Wraps waren einzeln verpackt. Wie versprochen wurden am Ende die am schönsten gestalteten Masken prämiert. Eine Jury aus „total objektiven Vorstandsmitglie- dern“ (Zitat Judith Greil) kürte Angelika Baumgart-Jena, die Leiterin des Referats Öffentlichkeitsarbeit, mit ihrer „Seepferd- chenmaske“ zur Siegerin. Der Preis war ein Korb mit in der Pandemie unabdingbaren Dingen, darunter Nudeln, Schokolade – und Preiswürdig: die Toilettenpapier. schönsten Masken wurden prämiert Gecko Wagner, Öffentlichkeitsarbeit, KJR | 05 | 2021 9
mm d adsa skowa r t 75 Jahre KJR aus Sicht von Besucherinnen* und Besuchern* der Freizeitstätten Konstanz und Wandel im Spiegel Lisa Feltl und Falko von Schweinitz verbinden den Kreisjugend ring München-Stadt in ihren Biografien vor allem mit seinen Freizeitstätten und verraten im Interview: diese Einrichtungen sind heute wichtiger denn je! Wann und wie hattet ihr erstmals Kontakt dort zu tanzen und sich mit Gleichaltrigen zum KJR? zu treffen. Lisa Feltl: Ich bin 20 Jahre alt und seit etwa zehn Jahren bei den Pfadfindern. So entstand Tanzen könnte man ja auch im professio- auch der erste Kontakt zum Jugendring. Mit nellen Tanzstudio … Lisa Feltl etwa 15 Jahren kam ich erstmals in eine Lisa: Das Tolle am Biederstein ist, dass die Einrichtung des KJR – das Café Netzwerk. Workshops von jungen Leuten gemacht wer- Jahrgang: 2001, geboren in München, Mich haben vor allem die Treffen der Youtu- den, die nur wenig älter sind als die Teilneh- derzeit im zweiten Ausbildungsjahr zur ber*innen interessiert, die dort stattfanden. menden selbst. Angebote von Jugendlichen Schreinerin, Stammgast im Jugendtreff am Diese Treffen gab es irgendwann nicht mehr, für Jugendliche – das ist wohl das Erfolgs- Biederstein, Pfadfinderin im VCP, Übungs- und ich bin während der Sommerferien geheimnis; und natürlich der Preis. Während leiterin für Kinderturnen 2019 in den Jugendtreff am Biederstein der Corona-Krise waren die Workshops sogar gekommen. komplett kostenlos, sonst kosten sie einen Falko von Schweinitz: Bei mir lief das ein Euro. In einem Tanzstudio zahlt man 20 bis wenig anders. Nicht ich habe den Kreisjugend 30 Euro pro Stunde. Das können und wollen ring gefunden, sondern er hat mich gefun- sich viele junge Menschen nicht leisten. Au- den. 1974 hatte meine Mutter begonnen, im ßerdem bin ich mit fast allen im Biederstein Jugendtreff Lerchenauer als Sozialpädagogin befreundet. Wir sind eine eingeschworene zu arbeiten. Ich war zu der Zeit noch sehr jung Gemeinschaft. Lisa: Sowohl bei den Pfadis als auch im Bie- – und wie das früher so war – man rutsche fast Falko: Bei mir war es immer so, dass ich beim derstein haben Nationalitäten nie eine Rolle zwangsläufig selbst rein in diese Welt, enga- KJR das Gefühl hatte, etwas Vernünftiges gespielt. Es geht darum, gemeinsam eine tolle gierte sich und arbeitete mit, wann immer zu tun, mich um Gleichaltrige kümmern Zeit zu verbringen. Wenn ich das nicht gehabt man gebraucht wurde. Ich selbst half im Ler- kann. Das hat Spaß gemacht und ich habe hätte, hätte ich auch ganz sicher nicht so chenauer bei der Hausaufgabenbetreuung. viel Dankbarkeit erfahren. Ich kenne zwar viele Freundinnen* und Freunde*. Trotz aller Meine Mutter hat also für mich die Türen zum nur das Lerchenauer und das Dülfer, aber Unterschiede findet man zusammen. KJR und zu seinen Einrichtungen geöffnet. ich denke, dass das alle Freizeitstätten aus- Sie hatte damals zum Beispiel ein Fotolabor zeichnet. Man fühlt sich aufgehoben, hat Haben der Jugendring und seine Ein- im Lerchenauer eingerichtet. Das musste ja tolle neue Kontakte und viel Spaß. Wir haben richtungen euch in eurer Lebensplanung installiert werden – da war ich dabei. außerdem immer viel unternommen. Der KJR unterstützt und beeinflusst, zum Beispiel und seine Einrichtungen waren und sind für in der Frage der Berufswahl? Warum bist du ins Biederstein gekommen? mich eine Art Schmelztiegel. Hier treffen Lisa: Ich habe Anfang September eine Aus- Lisa: Freundinnen* und Freunde*, die auch sich unterschiedlichste Menschen. Man muss bildung zur Schreinerin begonnen. Dazu bin bei den Pfadis waren, haben mir wohl davon den Pädagoginnen* und Pädagogen*, die ich vor allem über die Pfadis gekommen, erzählt. Vielleicht hatte ich auch in den dort arbeiten, ausdrücklich bescheinigen, weil wir ja Hütten bauen und viel mit Holz sozialen Medien darüber gelesen – so genau dass sie sich immer auf die Bedürfnisse der arbeiten. Das Tanzen wäre zwar auch schön weiß ich das gar nicht mehr. Ich wusste nur, Jugendlichen einstellen. als Job, man kommt da aber schwer rein in die dass es da eine Einrichtung gibt, in der das professionelle Szene und hat ein unsicheres Tanzen im Mittelpunkt steht. Ich habe schon Die Freizeitstätten sind also eine inter- Einkommen. In der Freizeitstätte unterhält immer gern getanzt, deshalb hat mich das kulturelle Begegnungsstätte … man sich ganz oft über diese Dinge mit dem natürlich interessiert, und ich bin einfach Falko: Ganz genau. Menschen aus den ver- Team oder anderen Jugendlichen und ge- hingegangen. schiedensten Ländern, mit unterschiedlichen winnt so ein wenig mehr Klarheit darüber, Es dauerte nicht lange, bis ich an den ersten Religionen und Biografien treffen sich dort. was man beruflich machen will. Workshops teilnahm. Der Kontakt kam also Mit vielen von ihnen wäre man sonst nie Falko: Mich hat das Lerchenauer vor allem aufgrund der tollen Angebote des Hauses zu- zusammengekommen. Ich habe dabei ge- sozial geprägt, weil ich dort diese Sinnhaftig- stande. So bin ich bis heute regelmäßig dort. lernt, wie problemlos und bereichernd das keit erfahren habe. Ich habe gelernt, für Übrigens spielt es gar keine so große Rolle, ist – auch wenn es natürlich mal Ärger gab. mich und andere Menschen Verantwortung ob der Freizeittreff in der Nachbarschaft ist. Die Einrichtungen sind sinnstiftend für die zu übernehmen. Es stimmt schon, dass man Im Biederstein kommt beispielsweise eine Jugendlichen, weil alle akzeptiert sind und dort auch Impulse für die eigene berufliche Besucherin regelmäßig aus Holzkirchen, um sich einbringen können. Zukunft bekommt. 10 | 05 | 2021
mm d adsa skowa r t 75 Jahre KJR aus Sicht von Besucherinnen* und Besuchern* der Freizeitstätten der Zeiten unter den Jugendlichen war aber so groß, weitere Themen gesprochen. Es wurden dass es nun regelmäßig angeboten wird. persönliche Erfahrungen ausgetauscht, die Man lässt also letztlich Jugendliche (mit-) von Alltagssexismus bis zu Belästigungen Falko v. Schweinitz entscheiden, welches Angebot es gibt. reichten. Ein sehr politischer Abend, der Falko: Der große Vorteil am KJR ist, dass völlig unaufgeregt und fair verlaufen ist. Jahrgang 1956, geboren in Pähl/Weilheim, die Geschäftsführung es ermöglicht, solche Falko: Die Freizeitstätten waren in den Studium der Kommunikationswissenschaft Angebote und Programme auszuprobieren 1970er Jahren in der Politik als „linke Keim- M.A. an der LMU, 1987 Mitbegründer – und auch mal eine Fehleinschätzung der zelle“ verschrien. Ich erinnere mich, dass der von Tollwood, 1998 Gründung von Fa-Ro Bedürfnisse akzeptiert. Was auch klar ist: Die eigentliche politische Protest – zum Beispiel Marketing Wünsche und Bedürfnisse der Jugendlichen gegen das Hochschulrahmenkonzept – aber wandeln sich im Laufe der Zeit. Selbst zur nicht von den Freizeitstätten ausging. In den gleichen Zeit müssen diese Bedürfnisse nicht Einrichtungen ging es um viel konkretere und in allen Stadtteilen gleich sein. naheliegendere Probleme als um Pershing II Lisa: Im Biederstein verfolge ich auch die und Nato-Doppelbeschluss. Ich erinnere mich Veränderung der Generationen von pädago- beispielsweise, dass wir damals das Thema gischen Fachkräften und Besucherinnen* häusliche Gewalt aufgegriffen haben, weil es bzw. Besuchern*. Noch vor drei oder vier da offenbar enorme Probleme gab. Habt ihr Hierarchien zwischen dem Team Jahren hat man vor allem auf HipHop und der Einrichtung und den Besucherinnen* Breakdance bei der Musik gesetzt. Dann ka- Zukunftsforscher sprechen von einem und Besuchern* erlebt? men die Ersten, die die K-Pop-Szene ins Haus „Megatrend Individualisierung“. Haben Lisa: Ich glaube, dass die Teams ein Mindset brachten, von der das Biederstein heute fast vor diesem Hintergrund Freizeitstätten haben, das sich stark an den Bedürfnissen komplett geprägt ist. überhaupt noch eine Perspektive? der Jugendlichen orientiert. Zudem ist die Lisa: Freizeitstätten sind unbedingt ein Kommunikation zwischen allen wichtig. So Inwiefern haben euch die Freizeitstätten Modell für die Zukunft, weil dort wichtige schafft man es, dass man auf Augenhöhe sonst geprägt? Kulturarbeit und die Diskussion über soziale miteinander ins Gespräch kommt, ohne dass Lisa: Bei mir ist es so, dass ich durch den Themen stattfinden. Wenn die Einrichtungen sich die Leitungen anbiedern. Das Programm Besuch in den Einrichtungen offener auf so wandlungsfähig wie bisher bleiben, sind der Einrichtung ist ein Angebot, keine Ver- andere Menschen zugehen kann. Ich hatte sie weiterhin ein gutes Konzept für Jugend- pflichtung. Gleichzeitig empfinde ich die am Anfang selbst ein wenig Angst, allein ins liche. Sie finden dort Kontakte, lernen, sich Leitung einer Freizeitstätte als Vorbild. Biederstein zu gehen. Wenn jetzt neue Leute für andere einzusetzen und merken, dass sie kommen, frage ich sie gleich, worauf sie Lust etwas bewirken können. Anders gefragt: Sind die Freizeitstätten haben und was man zusammen unternehmen Falko: Sich real und nicht nur virtuell zu manchmal auch überpädagogisiert? könnte. treffen, wird auch in Zukunft unverzichtbar Falko: Ich kann mich an das besagte Fotola- Falko: Das ging mir auch so. Außerdem bin sein. Ich glaube, dass die Freizeitstätten ein bor im Lerchenauer erinnern. Da hat man zu ich überzeugt davon, dass die Jugendlichen bewährtes Mittel sind und bleiben, Menschen der damaligen Zeit recht viel Geld investiert, in den Freizeitstätten lernen, Verantwortung unterschiedlichster Herkunft zusammen- weil man glaubte, dass das etwas ist, was zu übernehmen und an Selbstbewusstsein zubringen. Auch wenn das sehr pathetisch Jugendliche wollen und brauchen. Letztlich hinzugewinnen. klingt – daraus entsteht Gemeinwohl. Diese haben es aber nur wenige angenommen. Das Einrichtungen sind unverzichtbare Säulen heißt, dass man einen Kompromiss finden Wie politisch sind eigentliche Freizeit- unserer Gesellschaft. Und das Argument der muss aus dem, was pädagogisch sinnvoll er- stätten? Besuchszahlen, die vielleicht zu gering sind, scheint, und dem, was Jugendliche wirklich Lisa: Es gibt ein schönes Beispiel aus der letz- gilt nicht. Wenn nur 20 Kinder und Jugendli- wollen. Das bedeutet, offen zu sein für andere ten Zeit. Anlässlich des „Day of the Girl“ gab che kommen, sind es vielleicht gerade diese Formen und Angebote als die, die man sich als es eine Podiumsdiskussion im Biederstein. An 20, die das Angebot dringend brauchen. Das Pädagogin* bzw. Pädagoge* ausgedacht hat. diesem Tag geht es um Sexismus, Rassismus, lohnt doch in jedem Fall. Lisa: Im Biederstein sieht man das wunderbar Bildungsgleichheit und die Abschaffung der am „School‘s over Jam“. Die Veranstaltung Zwangsehe. Bei der Veranstaltung haben wir Interview: Marko Junghänel sollte nur einmal stattfinden. Die Resonanz über diese Aspekte, aber auch über viele | 05 | 2021 11
d a s wa r Ferienangebote trotz Corona? Das ging! „Namasté!“ in Neuperlach Fakire, Feuerspucken und Yoga am Seil: 26 Kinder haben in den Sommerferien eine Ferienwoche in Indien erlebt – und das mitten in München! „Komm doch mit nach Indien!“ hieß die Projektwoche im Neuperlacher Kinder- und Jugendtreff (KJT) „Zeitfrei“, bei der die Sechs- bis Zwölfjährigen den Geheimnissen der indischen Kultur nachspüren konnten. Eine Besonderheit dabei war Mallakhamb. Diese in Deutschland we- nig bekannte Yoga-Variante, die am Seil und am Pfahl praktiziert wird, erfordert Geschicklichkeit, etwas Kraft und die richtige Technik. Die Kinder hatten dabei professionelle Unterstützung von Trainerinnen und Trainern des Mallakhamb Deutschland e.V. „Die Kinder waren von den Workshops total begeistert“, berichtet Projektleiterin Katharina Schröder. „Toll finde ich, dass vier der Trainerinnen vor Jahren selbst Die Kinder lernten die traditionelle Madhubani-Malerei kennen Teilnehmende waren und hier Mallakhamb kennengelernt haben!“ und brachten das weltberühmte Taj Mahal oder den bekannten Das Ferienprogramm fand dieses Jahr bereits zum 18. Mal statt. indischen Gott Ganesha mit seinem Elefantenkopf zu Papier Ein weiterer Höhepunkt waren in vielen Jahren die Kinder aus Mumbai, die an „Komm doch mit nach Indien!“ teilnahmen. Dieses Feuerwolken auszustoßen, die selbst Feuerdrachen vor Neid hätten Jahr musste ihr Besuch leider ausfallen, so konnten sie den Münchner erblassen lassen. So viel Action macht hungrig und da kam natürlich Kindern nicht „live“ zeigen, was sie im Mallakhamb-Zentrum „Shree das leckere, vegetarische und frisch gekochte indische Essen von Samarth Vyayam Mandir“ in Mumbai gelernt haben. Stattdessen Meenakshi gerade recht. Es ist seit vielen Jahren ein Tageshöhepunkt. drehten sie in Indien einen Film, um die Teilnehmenden des Ferien- Die Tage begannen nach der Grußgeste „Namasté!“ mit Morgen- projekts zu motivieren. runden, in denen die Kinder von der „Reiseleitung“ Erika Hennig die Neben Yoga am Pfahl warteten noch mehr Herausforderungen 1000 Geheimnisse des großen, fernen Landes Indien kennenlernten auf die Kids. So etwa das Nagelbrett, auf das die Nachwuchs-Fakire und Göttergeschichten über Ganesha, Krishna, Shiva und Hanuman unter der Leitung von Moni Bonboni nach anfänglicher Skepsis ihre hörten. Hennig führte die jungen Reisenden unter anderem durch Füße setzten. Nicht minder für Nervenkitzel sorgten die Scherben, die Entstehungsgeschichte des Taj Mahal, die Tierwelt Indiens und über die sie liefen. Auch Zaubertricks standen auf dem Programm die typischen Gewürze und ihre Wirkung. Auch die Legende von und eines der Highlights war zweifellos das Feuerspucken. Nach ei- Mallakhamb, die Wurzeln indischer Maltechniken wie Madhubani nigen „Trockenübungen“ gelang es den ersten Kindern schon bald, und die Bedeutung von Freundschaftsbändern waren Stationen der Erzählreise. Es blieb natürlich nicht beim Zuhören. Die Kinder probierten die Madhubani-Malerei selbst aus und brachten das weltberühmte Taj Mahal oder den bekannten indischen Gott Ganesha mit seinem Ele- fantenkopf zu Papier. Sie legten Mosaike und verzierten ihre Hände mit Henna-Tattoos. Die 26 Teilnehmenden kamen aus dem Kindertreff Bogenhausen, dem Rumfordschlössl im Englischen Garten, dem Spielhaus So- phienstraße in der Maxvorstadt und natürlich dem gastgebenden KJT Zeitfrei. Die Reise dauerte vom 30. August bis zum 3. September, am letzten Tag zeigten die Kinder in einer atemberaubenden Gala, was sie gelernt hatten. Nach Einzelübungen am Seil und Pyramiden am Pfahl folgte die Vorführung der Fakire und Zauberer, zum Abschluss führten die Kinder einen sagenhaften Feuertanz auf. Aber auch die schönste Reise geht irgendwann zu Ende. Gerne wären die Kinder und das Betreuungstream länger geblieben und hätten sich von den indischen Düften, dem Essen, der Musik und den Traditionen weiter bezaubern lassen. Doch alle reisten mit einem Koffer schöner und bleibender Erinnerungen aus der Ferienwoche ab. Die Teilnehmerinnen Sarah Diana und Anna Vanessa sprachen allen aus der Seele: „Es war eine superspannende und interessante Woche!“ Allen Beteiligten ein ganz herzliches DANYAWAT für eine rund- um gelungenes Projekt unter diesen besonderen Umständen! Dazu Die Yoga-Variante „Mallkhamb“ wird am Seil und am Pfahl NAMASTÉ und: Komm doch mit nach Indien 2022! praktiziert. Hier üben die Kinder eine Pyramide. Angeleitet wurden sie von Trainerinnen, die vor mehr als zehn Jahren selbst Katharina Schröder, Projektleitung und Einrichtungsleitung Teilnehmerinnen bei „Komm doch mit nach Indien!“ waren Spielhaus Sophienstraße, KJR 12 | 05 | 2021
mm d adsa skowa r t Ferienangebote trotz Corona? MAKE.it-Sommerferienprogramm Ferien mit dem KJT ZeitFrei Zum dritten Mal fand dieses Jahr die MAKE.it-Woche in den Som- In der ersten Pfingstferienwoche sind wir mit den Kindern spontan merferien statt. In den Workshops und offenen Werkstätten konnten zum Reiterhof „La Thera“ gefahren, nachdem die Ferienfahrt nach die teilnehmenden Jugendlichen moderne Technik und Werkzeuge Italien leider ausfallen musste. In der zweiten Woche hatten wir einen kennenlernen und bei kreativen Basteleien einsetzen. Zum ersten „MAKE.it“-Workshop im Haus, bei dem die Kinder und Jugendlichen Mal bei MAKE.it gab es Workshops mit Computer und Lasercutter zum ein analoges Tetris, ein „Dance-Pad“ sowie eine Mario-Kart-Bahn Erstellen von Stencil-Graffitis, einen Workshop für Visitenkarten gebaut haben, mit der sie am letzten Tag einen Wettbewerb machen und Handyhalter mit NFCs und in der offenen Werkstatt konnte ein durften. Als nagelneue Ferienfahrt ging es dann in den Sommerfe- analoger Murmel-Computer programmiert werden. Aber auch die rien mit Jugendlichen ins Camp „Marina Julia“, wo sie sich am Meer „Klassiker“ wie Programmieren oder Löten standen wieder auf dem entspannen, mit Kanu oder SUPs fahren oder bei schönen Tagesaus- Programm. Die ganze Woche waren die Jugendlichen mit vollem Eifer flügen nach Venedig und Trieste die Städte besichtigen konnten. und Spaß dabei und entwickelten dabei mit den Pädagoginnen und Parallel dazu waren wir wieder mit zwei Gruppen beim Isarschwimmen Pädagogen auf Augenhöhe neue Ideen – ganz nach der Maker-Philo- und Action Day dabei. Zum Ende der Sommerferien ging es mit der sophie, dass nicht die Technik bestimmt, was wir machen, sondern „Komm doch mit nach Indien“-Woche weiter, die dieses Jahr leider wir die Technik für unsere Ideen nutzen. noch ohne indische Kinder, dafür aber mit Malakhamb-Workshop und abschließender Vorführung bei der Gala stattfinden konnte (siehe Wolfgang Haberl, Intermezzo, KJR S. 13). In der letzten Sommerferienwoche hatten wir bunt gemischtes Programm im Haus mit Stop-Motion-Workshop, Kreativtag, Wikin- ger-Schach bauen und Würfelleuchten aus Holz basteln. Die Kinder konnten sich viele schöne Werke mit nachhause nehmen. Am letzten Ferientag sind wir mit Kindern und Teenies ins Legoland gefahren. Alle Angebote haben viel Spaß gemacht und wir haben uns sehr gefreut, wieder viele schöne Angebote gemeinsam mit den Teilnehmenden durchführen zu können. Wir freuen uns auf die Herbstferien! Marcel Piekarski, KJT ZeitFrei, KJR Zirkus Nordini Manege frei und Vorhang auf hieß es von 2. bis 7. August beim Zirkus Nordini! Über die Wiese an der Weitlstraße, gleich neben dem Abenteuerspielplatz ABIX, wehte wieder Zirkusluft. 100 Kinder mit und ohne Behinderung übten in vielen Workshops Zirkuskünste ein. Am Ende wurden Seiltanz, Jonglage, Fakire und Großillusionen, Kinderhaus Wolkerweg Rope Skipping, Akrobatik am Trapez und vieles mehr im richtigen Zirkuszelt präsentiert. Pandemiebedingt jedoch ohne externes Dank umfassender Hygienekonzepte konnte das Kinderhaus Wol- Publikum, die Gala wurde für Eltern und Familien aufgezeichnet. kerweg an Ostern, Pfingsten und im Sommer ein abwechslungsreiches Riesigen Spaß hatten nicht nur die Kinder, sondern auch das Team, Ferienprogramm anbieten. Hier konnten die Kinder unter anderem das teilweise schon seit vielen Jahren den Zirkus Nordini betreut. Cocktails mixen, ihre über Monate aufgestaute Energie im AirHop „Wir waren wirklich verzaubert!“, sagt Elias Eberl, der das inklusive loswerden und ihre Töpferkünste unter Beweis stellen. Aber auch im Ferienangebot koordiniert. „Es war für uns auch dieses Jahr ein ganz pfiffTEEN war für die Jugendlichen in den Sommerferien neben einem besonderes Geschenk, mit den besten Kindern und dem besten Team Ausflug in den Hochseilgarten und den Skyline Park einiges geboten. der Welt Zirkusluft schnuppern zu dürfen. Herzlichen Dank an alle!“ Lina Fiedler und Belinda Rauch; Kinderhaus Wolkerweg Elias Eberl, Koordinator „Zirkus Nordini“, KJR und Jugendtreff pfiffTEEN, KJR | 05 | 2021 13
mm d adsa skowa r t Lang ist‘s her – läuft bei mir! „Das ist aus mir geworden“ schnell ein und verbrachten dort viele Jahre (Tage und sehr lange Nächte). Als Olly uns dann fragte, ob wir nicht auf Honorarbasis eigene Rap-Workshops für Jugendliche ver- anstalten wollten, dachte ich mir: Okay! Mit sozialer Arbeit kann man ja Geld verdienen! Salvatore (39) besuchte das Christian (33) besuchte das SBZ Sendling ab einem Alter erste Mal vor 15 Jahren unsere von 14 Jahren. Einrichtung TASSO33 in Mil- bertshofen, später dann auch das Jugendzentrum aqu@rium in Pasing. Meine Geschichte beim Kreisjugendring So lernte ich den KJR besser kennen, trat begann vor etwa 18 Jahren. Ich war 15 Jahre in verschiedenen Einrichtungen auf, spielte alt und ein Schulfreund nahm mich mit ins bei „muc-king“ (Münchner Bandwettbewerb TASSO33 in Milbertshofen. Er schwärmte des KJR) und übernahm sogar irgendwann von der Disco, die wir nach einer kleinen die Moderation dort. Einweisung selbständig nutzen durften. Aus Langeweile durchstöberten wir die Platten- „Mit sozialer Arbeit kann kiste und stellten fest, dass sich auch einige man ja Geld verdienen!“ Rap-Instrumentals auf den Schallplatten befanden. Noch am selben Tag nahmen wir Als ich mich dann entschloss, Soziale unser erstes Demo-Tape auf. Arbeit zu studieren, überbrückte ich die Voller Stolz zeigten wir der Pädagogin Wartezeit bis zum Studienbeginn mit dem Meine Eltern stammen beide aus Italien. Marion Halbreiter unsere ersten Ergebnisse. Bundesfreiwilligendienst, den ich im Jugend- Ich bin in München geboren und aufgewach- Ob von unserem unfassbaren Talent überwäl- treff Neuhausen leistete. Mein Praxisseme- sen. Über mich selbst sage ich: „Ich bin ein tigt oder von unseren holprig vorgetragenen ster absolvierte ich natürlich im aqu@rium. Italo-Bayer“. Mein Herz schlägt bayerisch, Texten akustisch malträtiert – Marion orga- Im Anschluss daran war ich kurz in der mein Blut ist italienisch. nisierte uns einen Rap-Workshop mit den Offenen Ganztagsschule im Freizeittreff In meiner Pubertät mit 14 Jahren bin ich Jungs von Blumentopf. Ab diesem Zeitpunkt Lerchenauer tätig. Als ich erfuhr, dass die durch meinen Bruder und seine Freunde nutzten wir das Musikangebot im TASSO so oft Projektstelle von Olly im aqu@rium ausge- auf das Freizeitheim gestoßen. Dort ging es ging. Marion verdanken wir auch unseren schrieben wurde, war für mich klar, dass ich ich regelmäßig jeden Abend hin, um mich ersten großen Auftritt am Odeonsplatz bei mich darauf bewerben musste. Immerhin mit Freunden über den Tag auszutauschen, der „Ander Art Jam“. hat mich dieses Projekt sehr lange begleitet. Fußball zu spielen oder mich anderweitig Dort trafen wir auf Oliver Künzner. Er lud Ich kenne das afk-Radioprojekt aus beiden körperlich auszulassen. Es war für mich uns ins aqu@rium in Pasing ein, um dort mit Perspektiven und hoffe natürlich heimlich, durch meinen stressigen Alltag in der Schule ihm gemeinsam eine Radiosendung über die diese Stelle nicht mehr räumen zu müssen. ein schöner Ausgleich, am Abend dorthin „Ander Art Jam“ zu produzieren. Begeistert zu gehen. Schnell kam ich auch in Kontakt vom hauseigenen Tonstudio nisteten wir uns mit den Sozialarbeitern vor Ort und machte die Erfahrung, dass ich auf eine andere Art und Weise gefördert werde. Sie boten uns Seminare an, wo wir die Möglichkeit hatten, uns zu reflektieren mit Themen wie „Solange du deine Füße unter meinem Dach hast....“, machten Ausflüge und kamen mit anderen Jugendlichen in ganz Deutschland in Kon- takt und tauschten uns aus. So entstand ein einheitliches Gefühl des Multi-Kulti. Es waren alle Nationen vertreten. Wir lernten schnell, Urteile abzulegen, und kamen durch unsere Sozialarbeiter mit vielen Randgrup- 14 | 05 | 2021
Sie können auch lesen