Digital Natives? Schwerpunkt: Das Magazin des Kreisjugendring München-Stadt - Kreisjugendring München-Stadt

 
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Digital Natives? Schwerpunkt: Das Magazin des Kreisjugendring München-Stadt - Kreisjugendring München-Stadt
Das Magazin des Kreisjugendring München-Stadt
                                           2 7 . Ja h r ga n g | Aus ga b e 5 | No v e m b e r 2 0 2 1

Schwerpunkt:

Digital Natives?
                                                                                                         www.kjr-m.de

■ Alles Theater?!
■ Vorstellung, Abschied, Toilettenpapier
■ Konstanz und Wandel im Spiegel der Zeiten
Digital Natives? Schwerpunkt: Das Magazin des Kreisjugendring München-Stadt - Kreisjugendring München-Stadt
Inhalt

    d as wa r                                                            da s kommt

     U18-Bundestagswahl
4    Kinder und Jugendliche wählen verantwortungsvoll
     Ergebnisse der 3. Münchner Jugendbefragung
6    München – (k)ein Raum für Jugend?!
     Workshop-Reihe von Wohnwerkstatt und convex_us
7    Von der Idee zur Gemeinschaft
     Ein Monat Demokratie im Einsatz in München                          Diskussionsveranstaltung zu 50 Jahre KSH
8    „Was kann man hier machen?“                                         und 75 Jahre KJR München-Stadt
                                                                    16 Zum Glück Jugendarbeit!
     75 Jahre KJR aus Sicht von Besucherinnen* und Besuchern*
     der Freizeitstätten                                                 Jugendleiter*innen-Kongress und Erste-Hilfe-Kurse
10 Konstanz und Wandel im Spiegel der Zeiten                        16 „Ju like it!“
     Ferienangebote trotz Corona?
12 Das ging!
     Lang ist‘s her – läuft bei mir!
14 „Das ist aus mir geworden“                                       3 kurz & knapp / 26 Impressum / 27 Termine / 28 zum Schluss

    Schwerpunkt: Digital                              Natives?

    Für Medienpädagoginnen* und Medienpädagogen* ist der Begriff fast schon ein „Rotes Tuch“. Es stimmt
    eben nicht, dass die Generation der nach 1980 Geborenen automatisch sogenannte „digital natives“ seien.
    Natürlich sind sie ganz selbstverständlich mit Computern, Smartphones oder einer durchgehend digitalisier-
    ten Welt aufgewachsen. Nativ – im Sinne von natürlich und selbstverständlich mit Medien lebend – sind sie
    deshalb längst nicht. Dahinter steckt keine Wortklauberei, sondern der Befund, dass Medienaneignung und
    Mediennutzung immer auch Spiegel sozialer und gesellschaftlicher (Besitz-)Verhältnisse sind. Ab Seite 17

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                             Kinder- und Jugendtreff in Berg am Laim feiert Jubiläum

40 Jahre „Zeug machen“
Im Zeugnerhof, einem geschichtsträchtigen Haus in Berg am Laim,                                  für die Projekte und Aktionen im Haus ist.
entstand 1971 ein wichtiger Treffpunkt für Kinder und Jugendliche                                Leander Gerl dankt dem Zeugnerhof-Team und
                                                                                                 verspricht: „Der KJR wird auch weiterhin sein
– das wurde am 11. September gefeiert!                                                           Bestmögliches dafür tun, dass auch noch in 40
                                                                                                 Jahren hier in Berg am Laim ordentlich Zeug
                                                                                                 gemacht wird!“
                                                                                                   Dann greift Benedikt Kämmerling nochmal
                                                                                                 zum Mikrofon. Er richtet sich speziell an die
                                                                                                 jüngeren Gäste, denen allmählich Geduld
                                                                                                 und Konzentration abhandenkommen. „Ich
                                                                                                 weiß, dass es schon lange gedauert hat, aber
                                                                                                 ein paar Sätze muss ich jetzt noch sagen. Ich
                                                                           Auch jugendliche      möchte die Gelegenheit nutzen, um mich
                                                                           Helfer*innen so-      bei einer Person im Namen vom Team, aber
                                                                           wie Kolleginnen
                                                                                                 auch von allen Kindern und Jugendlichen zu
                                                                           und Kollegen
                                                                                                 bedanken. Alle kennen sie hier …“ – und da
                                                                           haben zu der
                                                                           entspannten und       sind auf einmal alle wieder munter und prä-
                                                                           sehr gelungenen       sent. Tosender Applaus und „Christaaa“-Rufe
                                                                           Feier beigetragen     unterbrechen Kämmerlings Rede.

   Schon am frühen Nachmittag ist auf dem        von den vielfältigen Angeboten, die es im                 Immer willkommen
Grundstück vor dem ehemaligen Bauernhaus         Zeugnerhof gibt. Eine große Rolle spielt die
mit den hellblauen Fensterläden einiges los.     Jugendkultur – das hat die Einrichtung von         Als es wieder ruhiger wird, verrät er, was
Neben Hüpfburg, Kinderschminken, But-            Beginn an geprägt. Einige der damals hier       sich das Zeugnerhof-Team für die – nun
ton-Gestaltung und Kendama – ein Geschick-       quasi „aufgewachsenen“ jungen Künstler          ehemalige – Kollegin ausgedacht hat. Eine
lichkeitsspiel aus Holz – ist die Zaubershow     sind heute weltweit bekannt. Und an der         der Holzbänke am Eingang wird zu „Christas
ein Highlight für die Kinder. Bei Kaffee und     Decke im Foyer des Zeugnerhofs kann man das     Bank“: ein extra angefertigtes Messingschild
Kuchen setzen sich derweil die Erwachsenen       Vermächtnis der damaligen Sprayer-Szene         wird dort angebracht, als Zeichen dafür, dass
im Garten zusammen.                              bewundern.                                      Christa Himmelhuber an dem Ort, wo sie 40
   Später, zum offiziellen Teil der Jubiläums-      Als wichtiger Schwerpunkt hat sich auch      Jahre lang – tatsächlich seit der Eröffnung
feier, geht’s nach drinnen. Oben im Saal, wo     der Bereich Nachhaltigkeit und Gesundheit       – für Kinder und Jugendliche da war, immer
sonst die Münchner Breakdance-Szene für          etabliert. Dazu passen zwei weitere Beson-      willkommen ist.
ihre Battles trainiert, sind – mit dem gebo-     derheiten des Zeugnerhofs: das Aikido-Dojo         Dass junge Menschen dem Zeugnerhof
tenen Abstand – Stuhlreihen aufgestellt, ans     zum Finden der inneren Mitte und der eigene     auch noch verbunden bleiben, nachdem sie
Rednerpult tritt Benedikt Kämmerling, der        Gemüsegarten.                                   schon „herausgewachsen“ sind, beweisen
erst vor kurzem die Leitung des Zeugnerhofs         Das Motto, für das und zu dem der Zeugner-   zum Abschluss drei ehemalige Besucher,
übernommen hat. Man merkt ihm die Freude         hof seit Jahren steht, heißt „Zeug machen“ –    die mittlerweile als AROZA CREW zu einiger
und Erleichterung an, dass die Veranstaltung     daher hat er seinen Namen. Im ursprünglichen    Bekanntheit gelangt sind. Auf der Bühne
in dieser Form stattfinden kann, nachdem         Sinne bedeutete das vor allem Handwerk-         geben sie aber nicht nur die „coolen Rapper“,
die Wochen davor noch von so vielen Ein-         liches. Dem ehemaligen Leiter Jo Arnecke ge-    sie wenden sich besonders an die Kinder im
schränkungen geprägt waren, dass sogar           lang es über fast 20 Jahre hinweg, Kinder und   Publikum und beziehen sie in ihre Show mit
eine Absage erwogen wurde. Dann kamen die        Jugendliche für Lederverarbeitung, Töpfern,     ein. Vielleicht werden ein paar von ihnen
Lockerungen wie ein Geburtstagsgeschenk          Schnitzen und sogar Schmieden zu begeistern.    bei der 50-Jahr-Feier auf der Bühne stehen.
eine Woche vor der Feier.                        Eine perfekte Synergie aus Jugendkultur und
   Kämmerling begrüßt Stadträtin Lena Odell      Handwerk entstand, die bis heute maßgebend      Ingrid Zorn, Öffentlichkeitsarbeit, KJR
als Vertreterin des Oberbürgermeisters und
der Landeshauptstadt München. Sie über-
bringt nicht nur Glückwünsche, sondern auch
ein Grußwort voller Begeisterung, Lob und
Dank für den Kinder- und Jugendtreff, den
sie „so wertvoll“ findet, wie sie mehrfach be-
tont, „auch wenn ich es jetzt bestimmt schon
hundertmal gesagt habe. Der Zeugnerhof wird      Benedikt Käm-
gebraucht!“ Und an die jungen Gäste gewandt      merling führt
                                                 souverän und
fügt sie hinzu: „Das sieht man auch daran,
                                                 gut gelaunt
dass ihr alle hier seid!“                        durch den offi-
   Der nächste Redner ist Leander Gerl, stell-   ziellen Teil des
vertretender KJR-Vorsitzender. Er berichtet      Jubiläums

    | 05 | 2021                                                                                                                             3
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                   Kinder und Jugendliche
                   wählen verantwortungsvoll
                   Kinder und Jugendliche machen sich die Entscheidung nicht leicht,
                   wem sie ihre Stimme geben. Außerdem sind sie „stolz wie Bolle“,
                   wenn sie das erste Mal zur Wahlurne schreiten. Das konnte in den
                   KJR-Wahllokalen bei der U18-Bundestagswahl beobachtet werden

                                                                    Forderungen der Kinder und Jugendlichen,
                                                                    die öffentlich ausgestellt wurden. „Es lief
                                                                    sehr gut und hat irre Spaß gemacht!“, resü-
                                                                    miert Nicole Syr vom JT Au.
                                                                       Gewählt wurde in den KJR-U18-Wahl-
                                                                    lokalen fast wie bei regulären Wahlen mit
                                                                    Stimmzetteln, Wahlkabinen und Wahlurnen.
                                                                    Mitmachen konnten ausnahmslos alle Min-
                                                                    derjährigen. „Der erste Urnengang ist eine
                                                                    besondere Situation und macht die Kids stolz     Im Wahllokal des JT Au machen die Be-
                                                                    wie Bolle,“ berichtet Florian Lachner von der    sucherinnen* und Besucher* ihre poli-
                                                                    LOK Freimann. Und nicht zuletzt zeigten          tischen Forderungen öffentlich
                                                                    auch diejenigen großes Verantwortungsbe-
                                                                    wusstsein, die sich ganz bewusst gegen die       den 616 gültigen Stimmen entfielen zusam-
                                                                    Teilnahme an der Wahl entschieden, weil          men 317 und damit mehr als die Hälfte auf
                                                                    sie sich in ihrer Entscheidung noch nicht        Grün-Rot. Für die CSU stimmten 119 und
                                                                    sicher waren.                                    damit 19,3 Prozent der jungen Wählerinnen*
                                                                       Wenn wir jungen Menschen ermöglichen,         und Wähler*. Diese und weitere Ergebnisse
                                                                    ihren eigenen Bildungsprozess zu gestal-         stehen auf kinderrechte.kjr-blog.de.
                   Der erste Urnengang ist für die jungen
                   Wählerinnen* und Wähler* im JT Au eine           ten, bekommt das Angebot der U18-Wahl              Die Koordinierung für die U18-Wahl in
                   ganz besondere Situation                         eine besondere Qualität für demokratische        Bayern lag beim Bayerischen Jugendring.
                                                                    Bildung und Partizipation. Denn Politik ist      Alle Wahlergebnisse mit Filtermöglichkeit
                     Vom 10. bis zum 17. September konnten          von Interesse und macht Spaß, wenn Kinder        nach Bundesland, Regierungsbezirk oder
                   Münchner Kinder und Jugendliche unter            und Jugendliche sich aus eigenem Antrieb         Wahlkreis stehen auf https://wahlen.u18.
                   „ihren“ Bundestag wählen. Und zwar im Rah-       mit ihr auseinandersetzen.                       org/wahlergebnisse/bundestagswahl-2021.
                   men der bundesweiten U18-Wahlen. 17(16)             Das Ergebnis der KJR-Wahllokale ist ein-
                   KJR-Freizeitstätten wurden zum Wahllokal,        deutig, zwei Parteien stehen klar in der Gunst   Mirjam Kranzmaier,
                   bayernweit gab es fast 700.                      der Münchner Kinder und Jugendlichen. Von        Fachbeauftragte Partizipation, KJR
                     Die KJR-Wahllokale setzten beim Pro-
                   gramm im Vorfeld der Wahl auf Freiwilligkeit
                   und Qualität. Einige junge Wählerinnen*
                   und Wähler* kamen sehr gut vorbereitet zur
                   Wahl. Viele informierten sich jedoch vor ihrer
                   Entscheidung mit vielfältigen Materialien
                   und Angeboten zum Wahlsystem, zu Wahl-
                   programmen und über die Kandidierenden
                   der Parteien. Dabei kamen tolle Diskussionen
                   zustande.
                     Im 2Club und im M10City stellten sich
                   Bezirksausschuss-Mitglieder den jungen
                   Menschen zur Diskussion politischer Themen
                   zur Verfügung. In Kooperation mit Schulen
                   sorgten das FEZI mit einem Stationen-Lauf
                   und der JT Au mit einer Ausstellung, einem
                   Quiz und Preisen für eine hohe Wahlbeteili-
                   gung. Im Vorfeld der U18-Wahl entstanden
                   dabei auch Transparente mit den politischen      Die politischen Forderungen der Schülerinnen* und Schüler* der MS Fromundstraße

                   4                                                                                                                               | 05 | 2021
Digital Natives? Schwerpunkt: Das Magazin des Kreisjugendring München-Stadt - Kreisjugendring München-Stadt
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                                                                                                                                                   d adsa skowa r t
                                   Kooperationsprojekt im Spielhaus Sophienstraße

Alles Theater?!
Vorhang auf! – Zu Beginn der Sommerferien
konnte wieder das inklusive Theaterprojekt
im Spielhaus Sophienstraße stattfinden. Die
Kooperation mit Christl Feiler von Trampel­muse
Bayern e.V. und Devrim Uygun von BiB e.V. be-
steht schon seit über 20 Jahren

   Dieses Jahr nahmen 12 Mädchen und
Jungen im Alter von 6 bis 12 Jahren am The-
ater-Projekt teil. Im Zirkus- und im Drachen-
land wurden zwischen Zirkusvorführungen,
Clown-Einlagen, Hexen-Verschwörungen,
Kunststücken und königlichen Besuchen
wichtige Themen wie Zusammenhalt, Kom-
promissfindung und Streitschlichtung be-                   Zwei Clowns
arbeitet. Aufgrund der Corona-Maßnahmen                    im Dialog
wurde – statt der ansonsten üblichen Auffüh-
rung – die Premiere verfilmt und den Kindern    Einblick in die Theaterarbeit mit Christl Feiler   hineinversetzen. Durch diese Anpassung des
als Aufnahme geschickt.                         bekommen.                                          Theaterstücks an die Gruppe wird jedes Kind
   Im Vorfeld der Projektwoche fanden Proben      Vorbestimmte Rollen und Auswendiglernen          dort abgeholt, wo es gerade steht, und in das
mit einer Klasse der Mathilde-Eller-Schule,     von Texten? Fehlanzeige! Hier stehen der           Geschehen miteinbezogen.
einem Förderzentrum mit dem Schwerpunkt         Prozess und die persönliche Entwicklung der
geistige Entwicklung, statt. Dadurch konn-      Kinder im Vordergrund! So darf zum Beispiel        Drache oder Hexe – alles ist möglich!
ten die Kinder spielerisch an Theater und       jedes Kind jede Rolle ausprobieren und sich
Schauspiel herangeführt werden und einen        dadurch in unterschiedlichste Charaktere             „Willst du lieber Drache oder Hexe sein?“
                                                                                                   Darauf antworten die Kinder zu Beginn
                                                                                                   des Workshops meist zögerlich oder lassen
                                                                                                   jemand anderen für sich entscheiden. Im
                                                                                                   späteren Verlauf erfolgt auf diese Frage
                                                                                                   jedoch eine klare Antwort. Bei genauerem
                                                                                                   Betrachten wird klar: die Kinder haben sich
                                                                                                   in verschiedene Rollen hineinversetzt, in
                                                                                                   sich hineingespürt und eigenständig die
                                                                                                   Entscheidung getroffen, was sich für sie
                                                                                                   besser anfühlt.
                                                                                                     Im meist durchgeplanten Alltag fehlt oft
                                                                                                   die Zeit, bewusst in sich hineinzuhören und
                                                                                                   in Beziehung zu sich selber zu gehen. Umso
                                                                                                   wichtiger ist es, Kindern und Jugendlichen
                                                                                                   diese Zeit einzuräumen. Um Raum zu schaf-
                                                                                                   fen für neue Erfahrungen, Selbst-Explorati-
                                                                                                   on, Selbstbewusstsein, Veränderungen und
                                                                                                   Beziehung.
                                                                                                     Besonders in Corona-Zeiten ist dieser As-
                                                                                                   pekt von besonderer Bedeutung und wurde
                                                                                                   von Kindern, Eltern und pädagogischen
                                                                                                   Fachkräften sehr geschätzt.
                                                                                                     Wir sind sehr dankbar für die langjährige
                                                                                                   Zusammenarbeit mit der „Trampelmuse“
                                                                                                   und BiB e.V. und freuen uns auf weitere
                                                                                                   Gelegenheiten, unsere Spielhaus-Vorhänge
                                                                                                   zu öffnen.

Die Königin, der König und die Prinzessin mit selbstgestaltetem Bühnenbild,                        Linda Federico, Spielhaus Sophienstraße,
Kostümen und Requisiten                                                                            KJR

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Digital Natives? Schwerpunkt: Das Magazin des Kreisjugendring München-Stadt - Kreisjugendring München-Stadt
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d adsa skowa r t
                                                        Ergebnisse der 3. Münchner Jugendbefragung

                   München – (k)ein Raum für Jugend?!
                   Im Herbst 2020 und im Frühjahr 2021 wurden die jungen Münchnerinnen* und Münchner* in einer
                   Online-Befragung zum Lebensgefühl in München, zu ihrer Lebenssituation, zur Zufriedenheit mit der
                   Stadtpolitik, zu ihren Sorgen und Belastungen und zu Corona gefragt. Auch diese dritte Jugendbefra-
                   gung wurde gemeinsam vom Aktionsbündnis „Wir sind die Zukunft“ und dem Stadtjugendamt unter
                   Beteiligung der Zielgruppe vorbereitet, durchgeführt und ausgewertet

                      An der Hauptbefragung haben sich über                                                              40% (und damit die höchste Zustimmung)
                   3.600 junge Menschen beteiligt, an der                                                                der Befragten äußerten sich zufrieden
                   Zusatzbefragung speziell zu Corona über                                                               mit der Integration von Geflüchteten
                   4.500. Die jungen Menschen fühlen sich                                                                und der Reduzierung von Rassismus und
                   in München mit großer Mehrheit wohl und                                                               Ausgrenzung. Nicht zufrieden sind rund
                   sicher, ihnen gefällt der Wohlfühlcharak-                                                             95% mit dem Engagement für bezahl-
                   ter der Stadt, das viele Grün und die Frei-                                                           baren Wohnraum.
                   zeit- und Sportangeboten. Die Stadt bietet                                                               Die Corona-Pandemie war das bestim-
                   ihnen gute Bildungs- und Berufschancen.                                                               mende Ereignis der letzten 1,5 Jahre. Die-
                   Gleichzeitig betonen die Befragten, dass                                                              se wirkte sich besonders durch fehlende
                   es in der Stadt zu wenig Räume und Orte                                                               Sozialkontakte auf die jungen Menschen
                   für junge Menschen gibt, an/in denen sie                                                              aus, ebenso wie durch die Reduktion
                   mit wenig Geld ihre Freunde treffen oder                                                              der Lebensqualität und die fehlenden
                   eigene Kreativität ausleben können. Die                                                               Freizeit- und Ausgehmöglichkeiten. Eine
                   Ausgestaltung des öffentlichen Raums                                                                  Reihe von jungen Menschen konnte der
                   könnte deutlich einladender sein.                                                                     Pandemie aber auch Positives abgewin-
                      Wie schon vor vier Jahren fühlen sich                                                              nen, etwa mehr Zeit im Alltag und eine
                   junge Menschen von Konkurrenz- und                                                                    stärkere Digitalisierung. Die Befragten
                   Leistungsdruck stark belastet, gerade bei                                                             wünschen sich in der Corona-Zeit von
                   jungen Frauen nahm der Druck sogar deut-                                                              der Landeshauptstadt v.a. mehr Un-
                   lich zu. Und auch die Sorge, sich München                                                             terstützung für Homeschooling, Home
                   irgendwann finanziell nicht mehr leisten                                                              Office oder Online-Uni, Orte, die Treffen
                   zu können, hat zugenommen. Mittlerweile                                                               unter Corona-Bedingungen zulassen,
                   sagen dies 93% der Befragten.                                                                         und mobile Bars, die im Freien Getränke
                      Die Frage nach der Zufriedenheit mit                                                               ausschenken.
                   Mitbestimmungsmöglichkeiten nahm einen            politik, 66% möchten mehr mitentscheiden          Als wichtigste Handlungsbedarfe aus den
                   zentralen Platz in der Jugendbefragung ein.       können und wollen, dass sie von der Politik    Ergebnissen der Jugendbefragung hat die
                   Das Ergebnis ist – gerade für die Landes-         ernst genommen werden. Die Teilnehmenden       Steuerungsgruppe besonders drei identi-
                   hauptstadt München – sehr ernüchternd.            wurden auch gefragt, wie zufrieden sie mit     fiziert:
                   Nur 15% sehen viele oder eher viele Mit-          dem Engagement der Landeshauptstadt in         ■ Die Stadt München muss Wege finden,
                   bestimmungsmöglichkeiten in der Stadt­            bestimmten Politikfeldern sind. Jeweils rund       wie der Druck, der auf jungen Menschen
                                                                                                                        lastet, genommen werden kann.
                                                                                                                    ■ Junge Menschen brauchen Räume und Orte
                                                                                                                        für sich, konsumfrei und unpädagogisiert.
                       Erfolgreicher                                                                                    Die Stadtgesellschaft muss toleranter

                       Malerauszubildender                                                                              werden im Umgang mit jungen Menschen
                                                                                                                        im öffentlichen Raum.
                                                                                                                    ■ Junge Menschen müssen in der Stadtge-
                       Unser Auszubildender Ahmad Al Shareef                                                            sellschaft und der Landeshauptstadt mehr
                       wurde bei der Freisprechungsfeier der Som-                                                       mitbestimmen und mitgestalten können.
                       merprüfung 2021 am 21. September in
                       Schloss Dachau „freigesprochen“ und konnte                                                     Nun geht es an die Umsetzung der Hand-
                       anschließend seinen Gesellenbrief entgegen-                                                  lungsbedarfe. Hier ist die Stadtpolitik ebenso
                       nehmen. Wir gratulieren unserem Azubi sehr                                                   gefragt wie die Stadtverwaltung und die
                       herzlich zum erfolgreichen Abschluss seiner                                                  Jugendarbeit.
                       Ausbildung und wünschen ihm für seinen                                                         Die Ergebnisbroschüre zur Jugendbefra-
                       weiteren persönlichen und beruflichen Wer-                                                   gung kann auf der Website www.wir-sind-
                       degang alles Gute!                                                                           die-Zukunft.net heruntergeladen werden.

                                                                                                                    Dr. Manuela Sauer, Grundsatzreferentin, KJR

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Digital Natives? Schwerpunkt: Das Magazin des Kreisjugendring München-Stadt - Kreisjugendring München-Stadt
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                                 Workshop-Reihe von Wohnwerkstatt und convex_us

Von der Idee zur Gemeinschaft
In Kooperation mit der Wohnwerkstatt hat sich die frisch gegründete Münchner Genossen-
schaft convex_us in einem vierteiligen Workshop mit der Thematik rund um das Finden und
Gestalten einer Gruppe für ein gemeinschaftliches Wohnprojekt beschäftigt

   Insbesondere für junge Menschen stellt
sich in einer so teuren Stadt wie München
oft die Frage, ob man sich das „allei-
ne Wohnen“ überhaupt leisten kann.
Hier will convex_us gemeinsam mit der
Wohnwerkstatt einen Impuls setzen. Mit
den Workshops wollten die Veranstalter
Hilfestellung anbieten sowie Methoden
erarbeiten und einfach mal durchspielen,
wie eine Gruppe gemeinschaftliches
Wohnen gestalten kann. Der Fokus lag
auf vielfältig genutzten und geteilten
Gemeinschaftsflächen und sehr gerin-
gem Anteil an privatem Wohnraum. Dies
kann aus Sicht von convex_us vielfältige
Vorteile mit sich bringen, zum Beispiel Aus-    Hier gab es einen super Impuls von Ursula       Zeitstrahl zu erstellen. Auf diesem wurden die
tausch von Erfahrungen (Stichwort Mehrge-       Wendeberg und den Rest des Tages näherte        Phasen, die eine Projektgruppe auf dem Weg zu
nerationenhäuser), die Möglichkeit für jedes    man sich in verschiedenen Gruppenarbeiten       einer Gemeinschaft durchlebt, aufgezeichnet
Individuum, vielfältige gemeinsame Flächen      kreativ der „Sinnfrage“.                        und daran wurden dann Chancen und Risiken
zu nutzen und zu gestalten, die es sich sonst      Am zweiten Workshop-Tag ging es um           durchgespielt und evaluiert.
nicht leisten könnte, und auch der teilweisen   die Frage, wie man eine geeignete Bewoh-
gesellschaftlichen Vereinzelung in Großstäd-    ner*innen-Gruppe finden kann, welche                     Spaß und Inspiration
ten etwas entgegenzusetzen.                     zentralen Werte eine Rolle spielen und welche
                                                Position(en) jedes Mitglied innerhalb einer        Hierbei durften die Teilnehmenden fest-
     Wozu braucht‘s ein Warum?                  Gruppe einnimmt oder einnehmen kann.            stellen, wie vielfältig und unterschiedlich
                                                   Nach einer Einleitung oder einem Impuls      Ansichten und Ideen sind, und zahlreiche
  Gegliedert war der Workshop an vier Tagen     teilte man sich in Gruppen auf und ging         Punkte wurden gefunden, die nun angegan-
jeweils durch drei themenbezogene Blöcke, in    die Aufgaben getrennt voneinander an,           gen werden sollen.
denen die Teilnehmenden sich um inhaltliche     um danach wieder zusammenzukommen                  Ein Hauptpunkt der aufgefallen ist, war die
Fragen gekümmert und Ideen gemeinsam            und die unterschiedlichen Ergebnisse und        Unterscheidung zwischen ‘baulichen’, ‘sozia-
erarbeitet haben. Zwischendurch und insbe-      Herangehensweisen zu präsentieren und zu        len’ und ‘organisatorischen’ Wegpunkten auf
sondere auch nach „Feierabend“ blieb noch       diskutieren.                                    der Timeline. Beispielsweise kann sich eine
genug Zeit für den persönlichen Kontakt und        Am zweiten Workshop-Wochenende setzten       Gruppe jahrelang als Gemeinschaft betrach-
Austausch. Die Hauptorganisation übernah-       sich die Teilnehmenden intensiv mit der The-    ten, ohne jemals ein Objekt zu erhalten oder
men Daphne Schubert und Regina Pläsken          matik „von der Gruppe zur Gemeinschaft“         als Organisation tätig zu sein. Aber es kann
(beide convex_us).                              auseinander. Nach einem Impuls von Eva Stüt-    auch passieren, dass eine lose Gruppe auf
  Der erste Samstag stand unter dem Motto       zel aus der Dorfgemeinschaft Siebenlinden       einmal die Möglichkeit hat, in einem Objekt
„Purpose – oder wozu braucht‘s ein Warum?“      ging es insbesondere darum, einen virtuellen    gemeinschaftliches Wohnen zu starten, ohne
                                                                                                     sich bereits als Gemeinschaft zu betrach-
                                                                                                     ten oder eine Rechtsform zu haben.
                                                                                                        Nach vier Tagen gemeinschaftlichem
                                                                                                     Arbeiten sind die Teilnehmenden er-
                                                                                                     schöpft und hochmotiviert für neue Pro-
                                                                                                     jekte aus dem Workshop gegangen. Neben
                                                                                                     viel Spaß und Inspiration für zukünftige
                                                                                                     Hausprojekte konnten alle viel Input
                                                                                                     mitnehmen, der an anderer Stelle noch
                                                                                                     vertieft und erarbeitet werden kann.
                                                                                                        Ergebnisse gibt’s auf LinkedIn oder
                                                                                                     Instagram zu bestaunen – ein spannendes
                                                                                                     Stück Weg auf dem #roadtohausprojekt

                                                                                                    Regina Pläsken, convex_us

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Digital Natives? Schwerpunkt: Das Magazin des Kreisjugendring München-Stadt - Kreisjugendring München-Stadt
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d adsa skowa r t
                                                        Ein Monat Demokratie im Einsatz in München

                       „Was kann man hier machen?“
                   Vor vier Jahren wagte sich Sylvia Holhut von der KJR-Fachstelle                                 Teilnehmende der Meinung, seit Inkrafttre-
                                                                                                                   ten der Infektionsschutzmaßnahmen gegen
                   Demokratische Jugendbildung ins Neuland. Die Abteilung Junges                                   Corona gebe es keine Demokratie mehr in
                   Engagement kaufte ein altes Feuerwehrauto aus den 70er Jahren,                                  Deutschland.
                   Plastikeimer und Tischtennisbälle und ging auf die Straße ...                                      Diese Zweifel und Bedenken begegneten
                                                                                                                   dem Demokratiemobil-Team in jedem Stadt-
                                                                                                                   teil, wobei es in manchen Stadtteilen deut-
                      Ziel des Demokratiemobils: den Menschen      barometer ihre Einstellung zu bestimmten        lich mehr Menschen waren als in anderen.
                   die Demokratie und Möglichkeiten der Teil-      Themen darstellen. So sagte die große Mehr-     Bei manchen war das Misstrauen gegenüber
                   habe an ihr näherzubringen. Der Ausgang:        heit, dass sie gerne in der Schule oder im      Politik und Demokratie so gefestigt, dass sie
                   völlig ungewiss. Wird das Angebot angenom-      Kindergarten über die Regeln mitbestimmen       für sich zu dem Schluss gekommen sind, dass
                   men? Kann das Projekt weiterbestehen?           würden. Bei den wenigsten ist dies bereits      Wählen nichts bringe.
                      Heute wissen wir: Das Konzept funktio-       möglich. Die meisten Kinder resümierten, dass      Als positiv bleibt zu bewerten, dass selbst
                   niert, die Leute machen mit und das Demo-       Corona ihren Alltag verändert habe. Rund ein    die Menschen, die sich sehr ablehnend über
                   kratiemobil gibt es immer noch – schon vier     Drittel fand, dass mehr dafür getan werden      Demokratie und Politik geäußert haben, an
                   Jahre lang, also eine ganze Legislaturperiode   könnte, dass München ein schöner Ort ist        den Angeboten des Demokratiemobils teil-
                   der Bundesregierung. Seit dem Beginn 2017          Ein Fokus des Angebots liegt auf denen,      nahmen und Diskussionen führten.
                   war das Demokratiemobil jedes Jahr auf Tour     die zum ersten Mal wählen dürfen, weil sie         Jeder Einsatz wurde am Ende des Tages aus-
                   in München. Dieses Jahr fand also schon         18 Jahre alt geworden sind oder seit kurzem     führlich durch das Team evaluiert. Die Ergeb-
                   die zweite Tour zu einer Bundestagswahl         die deutsche Staatsbürgerschaft haben. Das      nisse werden später zu einer Gesamtevalua-
                   statt, ein kleines Jubiläum für das Projekt,    Mobil konnte diese Gruppe in jedem Stadt-       tion zusammengefasst, die unter anderem
                   das mittlerweile von Theresa Baum geleitet      teil erreichen. Für sie waren insbesondere      dem Stadtrat und den Bezirksausschüssen
                   wird. Und auch dieses Jahr gab es mehr          die kostenlosen Informationsmaterialien         der besuchten Stadtteile zugeht. Auch viele
                   Einladungen aus den Stadtteilen, als das        zur Wahl sowie die Wahlkabine interessant,      Teilnehmende zeigten großes Interesse an
                   Demokratiemobil annehmen konnte.                in der sie einen originalgetreuen Muster-       den abschließenden Ergebnissen des Stim-
                      Insgesamt 13 Einsätze in sieben verschie-    stimmzettel für ihren Wahlkreis anschauen       mungsbarometers, das sowohl für Erwachsene
                   denen Stadtteilen gab es von Ende August bis    konnten und vom Demokratiemobil-Team            als auch für Kinder angeboten wurde. Deshalb
                   zum Tag vor der Bundestagswahl. Das Team        erfuhren, wie man gültig wählt und was es       werden die Ergebnisse des Stimmungsbaro-
                   bestand aus knapp 20 jungen Menschen,           zu beachten gibt.                               meters dieses Jahr erstmals auch auf www.
                   die sich auch in Jugendverbänden oder              Daneben sind Gespräche und Diskussionen      demokratiemobil.de veröffentlicht.
                   KJR-Freizeitstätten engagieren. Außerdem        fester Bestandteil des Demokratiemobils.           Danke an das Team 2021, das die Tour durch
                   unterstützten Kolleginnen und Kollegen aus      Besonders intensiv wurde dieses Jahr zu         sein Engagement überhaupt erst ermöglicht
                   Freizeitstätten und Fach- und Projektstellen    Feminismus, Migrations- und Asylpolitik,        hat! Danke an alle KJR-Einrichtungen, die
                   sowie eine zusätzliche saisonale Kraft die      Klimapolitik in Korrelation mit Wirtschafts-    ihre Häuser, Gärten, Innenhöfe und Kühl-
                   Einsätze. Vorbereitet wurde das Team in zwei    politik, Einflussmöglichkeiten junger Men-      schränke zur Verfügung gestellt haben!
                   umfassenden Trainingsworkshops.                 schen auf Politik, Lebenswirklichkeiten         Danke an alle Bezirksausschüsse, die ideell
                      Insgesamt wurden ca. 3615 Personen –         von Menschen mit Behinderung und zu den         hinter dem Mobil und seinem Konzept stehen
                   darunter ca. 850 Kinder und ca. 470 Jugend-     Rechten von LGBTIQ-Personen diskutiert.         und die Einsätze in ihrem Stadtteil finanziell
                   liche – erreicht, die sich an den Methoden         Insgesamt zeichneten sich bei einigen        unterstützen! Danke an die Fachstelle für
                   beteiligten, am Stand diskutierten oder         Menschen Misstrauen und Zweifel gegenüber       Demokratie der Stadt München, die das Demo-
                   Informationsmaterial mitnahmen.                 der Politik ab. Viele äußerten sich kritisch    kratiemobil nicht nur finanziell unterstützt,
                      Die Rückmeldungen zum Projekt waren          dazu, dass vor der Wahl viele Politiker*innen   sondern dem Projekt auch mit Rat und Tat
                   durchgehend positiv, insbesondere Kinder        auf den Straßen und Plätzen sichtbar seien      zur Seite steht!
                   gingen sehr offen auf das Mobil zu und          und viel versprächen, aber man nach der
                   fragten „Was kann man hier machen?“.            Wahl nur wenig mitbekomme, was aus diesen       Theresa Baum, Demokratiemobil, KJR
                      Die Kinder konnten an einem Stimmungs-       Versprechen wird. Außerdem waren mehrere

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Digital Natives? Schwerpunkt: Das Magazin des Kreisjugendring München-Stadt - Kreisjugendring München-Stadt
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                                       KJR-Vorstandsfest im Freizeittreff Freimann

Vorstellung, Abschied und
Toilettenpapier
Der neue Vorstand hat sich auf dem „KJR-
Maskenball“ vorgestellt und ausscheidende
Vorstandsmitglieder verabschiedet. Ein
ruhiges Fest mit Zeit für Gespräche

   So überschaubar war ein KJR-Fest schon
lange nicht mehr. Wegen der Einschrän-          „Maskenball“ mal
kungen durch die Hygienemaßnahmen und           anders: Glitter, Sti-
wohl auch, weil viele die Vorsicht einem        cker und Moosgum-
Fest mit vielen Menschen vorziehen, waren       mi zum Gestalten
nur wenige Gäste am 17. September in den        der eigene Maske
Freizeittreff Freimann gekommen.
   Nach anderthalb Jahren Abstinenz hatte       Greil (Vorsitzende) über #Menschenohne-
sich der Vorstand bewusst für eine Prä-         Mackesindkacke bei Ruth Heeren (Jugen-
senzveranstaltung entschieden und somit         dorganisation BUND Naturschutz) bis hin zu
für eine begrenzte Gästezahl mit 3G und         #nichtverzagenFatihfragen beim neu in den
Maskenpflicht. Und diesen Umstand flugs         Vorstand gewählten Fatih Demirtas von der
in eine Einladung zum „KJR-Maskenball“          DGB-Jugend München.
umgemünzt. Der Pflicht zur Maske wollte er        Kein Anfang ohne Abschied: Pia Berndt von
denn auch mehr Positives abringen als nur       der DGB-Jugend und Stephanie Dachsberger
den Infektionsschutz.                           von zusammenWachsen e.V. waren nicht mehr
   So konnten die Gäste aus farbenfrohen        angetreten und wurden aus dem Vorstand
FFP2-Masken wählen und sie mit Stiften, Glit-   verabschiedet. Nur Dachsberger konnte
ter, Stickern und Moosgummi verschönern,        am Fest teilnehmen, der stellvertretende
eine Prämierung war schon in der Einladung      KJR-Vorsitzende Leander Gerl dankte ihr
ausgelobt.                                      für vier Jahre Engagement im Vorstand, dem
   Im geräumigen Saal fanden die Gäste mit      viele Jahre gesellschaftlicher Einsatz schon   Dank, Blumen und einen unverwechsel-
viel Abstand Platz, während der im Juni neu     seit Schulzeiten vorangegangen waren: als      baren Liegestuhl bekam Stephanie Dachs-
gewählte Vorstand sich vorstellte. Genauer:     Schulsprecherin, im Münchner Schüler*in-       berger für vier Jahre im KJR-Vorstand
Auf Fragen für ein Live-Video-Interview         nenbüro, als Mitorganisatorin der,,besser
antwortete. Damit jene, die nicht dabei         -SchüIer*innenkongresse“ und als Spre-         sie eine Online-Sitzung schon mal vom Auto
waren, die Vorstellung nachholen können.        cherin des Jungen Bündnis für Geflüchtete,     aus moderierte – als Beifahrerin. Zum Dank
Gefragt waren nicht nur die eigenen Ziele im    das der KJR mitgegründet hat. Die Arbeit       bekam sie den inzwischen schon traditio-
KJR-Vorstand, sondern auch der größte Reiz      für und mit Jungen Geflüchteten war denn       nellen, persönlichen KJR-Liegestuhl mit groß
der Jugendarbeit oder zwei Hashtags, die        auch eines ihrer Schwerpunkte im Vorstand.     aufgedrucktem Namen.
sie am besten beschreiben. Die reichten von     Gerl erwähnte dabei nicht nur Dachsbergers        Danach war dann Zeit für lange vermisste
#raiseyourvoice und #wanderlust bei Judith      Leidenschaft für Berge, sondern auch, dass     „echte“ Gespräche und für ein coronakon-
                                                                                               formes Wrap-Buffet – die Nachhaltigkeits-
                                                                                               beauftragte möge es verzeihen, die Wraps
                                                                                               waren einzeln verpackt.
                                                                                                  Wie versprochen wurden am Ende die am
                                                                                               schönsten gestalteten Masken prämiert. Eine
                                                                                               Jury aus „total objektiven Vorstandsmitglie-
                                                                                               dern“ (Zitat Judith Greil) kürte Angelika
                                                                                               Baumgart-Jena, die Leiterin des Referats
                                                                                               Öffentlichkeitsarbeit, mit ihrer „Seepferd-
                                                                                               chenmaske“ zur Siegerin. Der Preis war ein
                                                                                               Korb mit in der Pandemie unabdingbaren
                                                                                               Dingen, darunter Nudeln, Schokolade – und
                                                                         Preiswürdig: die      Toilettenpapier.
                                                                         schönsten Masken
                                                                         wurden prämiert       Gecko Wagner, Öffentlichkeitsarbeit, KJR

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Digital Natives? Schwerpunkt: Das Magazin des Kreisjugendring München-Stadt - Kreisjugendring München-Stadt
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d adsa skowa r t
                               75 Jahre KJR aus Sicht von Besucherinnen* und Besuchern* der Freizeitstätten

                   Konstanz und Wandel im Spiegel
                   Lisa Feltl und Falko von Schweinitz verbinden den Kreisjugend­
                   ring München-Stadt in ihren Biografien vor allem mit seinen
                   Freizeitstätten und verraten im Interview: diese Einrichtungen
                   sind heute wichtiger denn je!

                   Wann und wie hattet ihr erstmals Kontakt          dort zu tanzen und sich mit Gleichaltrigen
                   zum KJR?                                          zu treffen.
                   Lisa Feltl: Ich bin 20 Jahre alt und seit etwa
                   zehn Jahren bei den Pfadfindern. So entstand      Tanzen könnte man ja auch im professio-
                   auch der erste Kontakt zum Jugendring. Mit        nellen Tanzstudio …                                Lisa Feltl
                   etwa 15 Jahren kam ich erstmals in eine           Lisa: Das Tolle am Biederstein ist, dass die
                   Einrichtung des KJR – das Café Netzwerk.          Workshops von jungen Leuten gemacht wer-           Jahrgang: 2001, geboren in München,
                   Mich haben vor allem die Treffen der Youtu-       den, die nur wenig älter sind als die Teilneh-     derzeit im zweiten Ausbildungsjahr zur
                   ber*innen interessiert, die dort stattfanden.     menden selbst. Angebote von Jugendlichen           Schreinerin, Stammgast im Jugendtreff am
                   Diese Treffen gab es irgendwann nicht mehr,       für Jugendliche – das ist wohl das Erfolgs-        Biederstein, Pfadfinderin im VCP, Übungs-
                   und ich bin während der Sommerferien              geheimnis; und natürlich der Preis. Während        leiterin für Kinderturnen
                   2019 in den Jugendtreff am Biederstein            der Corona-Krise waren die Workshops sogar
                   gekommen.                                         komplett kostenlos, sonst kosten sie einen
                   Falko von Schweinitz: Bei mir lief das ein        Euro. In einem Tanzstudio zahlt man 20 bis
                   wenig anders. Nicht ich habe den Kreisjugend­     30 Euro pro Stunde. Das können und wollen
                   ring gefunden, sondern er hat mich gefun-         sich viele junge Menschen nicht leisten. Au-
                   den. 1974 hatte meine Mutter begonnen, im         ßerdem bin ich mit fast allen im Biederstein
                   Jugendtreff Lerchenauer als Sozialpädagogin       befreundet. Wir sind eine eingeschworene
                   zu arbeiten. Ich war zu der Zeit noch sehr jung   Gemeinschaft.                                    Lisa: Sowohl bei den Pfadis als auch im Bie-
                   – und wie das früher so war – man rutsche fast    Falko: Bei mir war es immer so, dass ich beim    derstein haben Nationalitäten nie eine Rolle
                   zwangsläufig selbst rein in diese Welt, enga-     KJR das Gefühl hatte, etwas Vernünftiges         gespielt. Es geht darum, gemeinsam eine tolle
                   gierte sich und arbeitete mit, wann immer         zu tun, mich um Gleichaltrige kümmern            Zeit zu verbringen. Wenn ich das nicht gehabt
                   man gebraucht wurde. Ich selbst half im Ler-      kann. Das hat Spaß gemacht und ich habe          hätte, hätte ich auch ganz sicher nicht so
                   chenauer bei der Hausaufgabenbetreuung.           viel Dankbarkeit erfahren. Ich kenne zwar        viele Freundinnen* und Freunde*. Trotz aller
                   Meine Mutter hat also für mich die Türen zum      nur das Lerchenauer und das Dülfer, aber         Unterschiede findet man zusammen.
                   KJR und zu seinen Einrichtungen geöffnet.         ich denke, dass das alle Freizeitstätten aus-
                   Sie hatte damals zum Beispiel ein Fotolabor       zeichnet. Man fühlt sich aufgehoben, hat         Haben der Jugendring und seine Ein-
                   im Lerchenauer eingerichtet. Das musste ja        tolle neue Kontakte und viel Spaß. Wir haben     richtungen euch in eurer Lebensplanung
                   installiert werden – da war ich dabei.            außerdem immer viel unternommen. Der KJR         unterstützt und beeinflusst, zum Beispiel
                                                                     und seine Einrichtungen waren und sind für       in der Frage der Berufswahl?
                   Warum bist du ins Biederstein gekommen?           mich eine Art Schmelztiegel. Hier treffen        Lisa: Ich habe Anfang September eine Aus-
                   Lisa: Freundinnen* und Freunde*, die auch         sich unterschiedlichste Menschen. Man muss       bildung zur Schreinerin begonnen. Dazu bin
                   bei den Pfadis waren, haben mir wohl davon        den Pädagoginnen* und Pädagogen*, die            ich vor allem über die Pfadis gekommen,
                   erzählt. Vielleicht hatte ich auch in den         dort arbeiten, ausdrücklich bescheinigen,        weil wir ja Hütten bauen und viel mit Holz
                   sozialen Medien darüber gelesen – so genau        dass sie sich immer auf die Bedürfnisse der      arbeiten. Das Tanzen wäre zwar auch schön
                   weiß ich das gar nicht mehr. Ich wusste nur,      Jugendlichen einstellen.                         als Job, man kommt da aber schwer rein in die
                   dass es da eine Einrichtung gibt, in der das                                                       professionelle Szene und hat ein unsicheres
                   Tanzen im Mittelpunkt steht. Ich habe schon       Die Freizeitstätten sind also eine inter-        Einkommen. In der Freizeitstätte unterhält
                   immer gern getanzt, deshalb hat mich das          kulturelle Begegnungsstätte …                    man sich ganz oft über diese Dinge mit dem
                   natürlich interessiert, und ich bin einfach       Falko: Ganz genau. Menschen aus den ver-         Team oder anderen Jugendlichen und ge-
                   hingegangen.                                      schiedensten Ländern, mit unterschiedlichen      winnt so ein wenig mehr Klarheit darüber,
                   Es dauerte nicht lange, bis ich an den ersten     Religionen und Biografien treffen sich dort.     was man beruflich machen will.
                   Workshops teilnahm. Der Kontakt kam also          Mit vielen von ihnen wäre man sonst nie          Falko: Mich hat das Lerchenauer vor allem
                   aufgrund der tollen Angebote des Hauses zu-       zusammengekommen. Ich habe dabei ge-             sozial geprägt, weil ich dort diese Sinnhaftig-
                   stande. So bin ich bis heute regelmäßig dort.     lernt, wie problemlos und bereichernd das        keit erfahren habe. Ich habe gelernt, für
                   Übrigens spielt es gar keine so große Rolle,      ist – auch wenn es natürlich mal Ärger gab.      mich und andere Menschen Verantwortung
                   ob der Freizeittreff in der Nachbarschaft ist.    Die Einrichtungen sind sinnstiftend für die      zu übernehmen. Es stimmt schon, dass man
                   Im Biederstein kommt beispielsweise eine          Jugendlichen, weil alle akzeptiert sind und      dort auch Impulse für die eigene berufliche
                   Besucherin regelmäßig aus Holzkirchen, um         sich einbringen können.                          Zukunft bekommt.

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             75 Jahre KJR aus Sicht von Besucherinnen* und Besuchern* der Freizeitstätten

der Zeiten

                                                  unter den Jugendlichen war aber so groß,           weitere Themen gesprochen. Es wurden
                                                  dass es nun regelmäßig angeboten wird.             persönliche Erfahrungen ausgetauscht, die
                                                  Man lässt also letztlich Jugendliche (mit-)        von Alltagssexismus bis zu Belästigungen
 Falko v. Schweinitz                              entscheiden, welches Angebot es gibt.              reichten. Ein sehr politischer Abend, der
                                                  Falko: Der große Vorteil am KJR ist, dass          völlig unaufgeregt und fair verlaufen ist.
 Jahrgang 1956, geboren in Pähl/Weilheim,         die Geschäftsführung es ermöglicht, solche         Falko: Die Freizeitstätten waren in den
 Studium der Kommunikationswissenschaft           Angebote und Programme auszuprobieren              1970er Jahren in der Politik als „linke Keim-
 M.A. an der LMU, 1987 Mitbegründer               – und auch mal eine Fehleinschätzung der           zelle“ verschrien. Ich erinnere mich, dass der
 von Tollwood, 1998 Gründung von Fa-Ro            Bedürfnisse akzeptiert. Was auch klar ist: Die     eigentliche politische Protest – zum Beispiel
 Marketing                                        Wünsche und Bedürfnisse der Jugendlichen           gegen das Hochschulrahmenkonzept – aber
                                                  wandeln sich im Laufe der Zeit. Selbst zur         nicht von den Freizeitstätten ausging. In den
                                                  gleichen Zeit müssen diese Bedürfnisse nicht       Einrichtungen ging es um viel konkretere und
                                                  in allen Stadtteilen gleich sein.                  naheliegendere Probleme als um Pershing II
                                                  Lisa: Im Biederstein verfolge ich auch die         und Nato-Doppelbeschluss. Ich erinnere mich
                                                  Veränderung der Generationen von pädago-           beispielsweise, dass wir damals das Thema
                                                  gischen Fachkräften und Besucherinnen*             häusliche Gewalt aufgegriffen haben, weil es
                                                  bzw. Besuchern*. Noch vor drei oder vier           da offenbar enorme Probleme gab.
 Habt ihr Hierarchien zwischen dem Team           Jahren hat man vor allem auf HipHop und
 der Einrichtung und den Besucherinnen*           Breakdance bei der Musik gesetzt. Dann ka-         Zukunftsforscher sprechen von einem
 und Besuchern* erlebt?                           men die Ersten, die die K-Pop-Szene ins Haus       „Megatrend Individualisierung“. Haben
 Lisa: Ich glaube, dass die Teams ein Mindset     brachten, von der das Biederstein heute fast       vor diesem Hintergrund Freizeitstätten
 haben, das sich stark an den Bedürfnissen        komplett geprägt ist.                              überhaupt noch eine Perspektive?
 der Jugendlichen orientiert. Zudem ist die                                                          Lisa: Freizeitstätten sind unbedingt ein
 Kommunikation zwischen allen wichtig. So         Inwiefern haben euch die Freizeitstätten           Modell für die Zukunft, weil dort wichtige
 schafft man es, dass man auf Augenhöhe           sonst geprägt?                                     Kulturarbeit und die Diskussion über soziale
 miteinander ins Gespräch kommt, ohne dass        Lisa: Bei mir ist es so, dass ich durch den        Themen stattfinden. Wenn die Einrichtungen
 sich die Leitungen anbiedern. Das Programm       Besuch in den Einrichtungen offener auf            so wandlungsfähig wie bisher bleiben, sind
 der Einrichtung ist ein Angebot, keine Ver-      andere Menschen zugehen kann. Ich hatte            sie weiterhin ein gutes Konzept für Jugend-
 pflichtung. Gleichzeitig empfinde ich die        am Anfang selbst ein wenig Angst, allein ins       liche. Sie finden dort Kontakte, lernen, sich
 Leitung einer Freizeitstätte als Vorbild.        Biederstein zu gehen. Wenn jetzt neue Leute        für andere einzusetzen und merken, dass sie
                                                  kommen, frage ich sie gleich, worauf sie Lust      etwas bewirken können.
 Anders gefragt: Sind die Freizeitstätten         haben und was man zusammen unternehmen             Falko: Sich real und nicht nur virtuell zu
 manchmal auch überpädagogisiert?                 könnte.                                            treffen, wird auch in Zukunft unverzichtbar
 Falko: Ich kann mich an das besagte Fotola-      Falko: Das ging mir auch so. Außerdem bin          sein. Ich glaube, dass die Freizeitstätten ein
 bor im Lerchenauer erinnern. Da hat man zu       ich überzeugt davon, dass die Jugendlichen         bewährtes Mittel sind und bleiben, Menschen
 der damaligen Zeit recht viel Geld investiert,   in den Freizeitstätten lernen, Verantwortung       unterschiedlichster Herkunft zusammen-
 weil man glaubte, dass das etwas ist, was        zu übernehmen und an Selbstbewusstsein             zubringen. Auch wenn das sehr pathetisch
 Jugendliche wollen und brauchen. Letztlich       hinzugewinnen.                                     klingt – daraus entsteht Gemeinwohl. Diese
 haben es aber nur wenige angenommen. Das                                                            Einrichtungen sind unverzichtbare Säulen
 heißt, dass man einen Kompromiss finden          Wie politisch sind eigentliche Freizeit-           unserer Gesellschaft. Und das Argument der
 muss aus dem, was pädagogisch sinnvoll er-       stätten?                                           Besuchszahlen, die vielleicht zu gering sind,
 scheint, und dem, was Jugendliche wirklich       Lisa: Es gibt ein schönes Beispiel aus der letz-   gilt nicht. Wenn nur 20 Kinder und Jugendli-
 wollen. Das bedeutet, offen zu sein für andere   ten Zeit. Anlässlich des „Day of the Girl“ gab     che kommen, sind es vielleicht gerade diese
 Formen und Angebote als die, die man sich als    es eine Podiumsdiskussion im Biederstein. An       20, die das Angebot dringend brauchen. Das
 Pädagogin* bzw. Pädagoge* ausgedacht hat.        diesem Tag geht es um Sexismus, Rassismus,         lohnt doch in jedem Fall.
 Lisa: Im Biederstein sieht man das wunderbar     Bildungsgleichheit und die Abschaffung der
 am „School‘s over Jam“. Die Veranstaltung        Zwangsehe. Bei der Veranstaltung haben wir         Interview: Marko Junghänel
 sollte nur einmal stattfinden. Die Resonanz      über diese Aspekte, aber auch über viele

     | 05 | 2021                                                                                                                                11
d a s wa r
                                                                Ferienangebote trotz Corona?

                                                             Das ging!
             „Namasté!“ in Neuperlach
               Fakire, Feuerspucken und Yoga am Seil: 26 Kinder haben in den
             Sommerferien eine Ferienwoche in Indien erlebt – und das mitten
             in München! „Komm doch mit nach Indien!“ hieß die Projektwoche
             im Neuperlacher Kinder- und Jugendtreff (KJT) „Zeitfrei“, bei der
             die Sechs- bis Zwölfjährigen den Geheimnissen der indischen Kultur
             nachspüren konnten.
               Eine Besonderheit dabei war Mallakhamb. Diese in Deutschland we-
             nig bekannte Yoga-Variante, die am Seil und am Pfahl praktiziert wird,
             erfordert Geschicklichkeit, etwas Kraft und die richtige Technik. Die
             Kinder hatten dabei professionelle Unterstützung von Trainerinnen
             und Trainern des Mallakhamb Deutschland e.V. „Die Kinder waren von
             den Workshops total begeistert“, berichtet Projektleiterin Katharina
             Schröder. „Toll finde ich, dass vier der Trainerinnen vor Jahren selbst
                                                                                       Die Kinder lernten die traditionelle Madhubani-Malerei kennen
             Teilnehmende waren und hier Mallakhamb kennengelernt haben!“
                                                                                       und brachten das weltberühmte Taj Mahal oder den bekannten
             Das Ferienprogramm fand dieses Jahr bereits zum 18. Mal statt.            indischen Gott Ganesha mit seinem Elefantenkopf zu Papier
               Ein weiterer Höhepunkt waren in vielen Jahren die Kinder aus
             Mumbai, die an „Komm doch mit nach Indien!“ teilnahmen. Dieses            Feuerwolken auszustoßen, die selbst Feuerdrachen vor Neid hätten
             Jahr musste ihr Besuch leider ausfallen, so konnten sie den Münchner      erblassen lassen. So viel Action macht hungrig und da kam natürlich
             Kindern nicht „live“ zeigen, was sie im Mallakhamb-Zentrum „Shree         das leckere, vegetarische und frisch gekochte indische Essen von
             Samarth Vyayam Mandir“ in Mumbai gelernt haben. Stattdessen               Meenakshi gerade recht. Es ist seit vielen Jahren ein Tageshöhepunkt.
             drehten sie in Indien einen Film, um die Teilnehmenden des Ferien-           Die Tage begannen nach der Grußgeste „Namasté!“ mit Morgen-
             projekts zu motivieren.                                                   runden, in denen die Kinder von der „Reiseleitung“ Erika Hennig die
               Neben Yoga am Pfahl warteten noch mehr Herausforderungen                1000 Geheimnisse des großen, fernen Landes Indien kennenlernten
             auf die Kids. So etwa das Nagelbrett, auf das die Nachwuchs-Fakire        und Göttergeschichten über Ganesha, Krishna, Shiva und Hanuman
             unter der Leitung von Moni Bonboni nach anfänglicher Skepsis ihre         hörten. Hennig führte die jungen Reisenden unter anderem durch
             Füße setzten. Nicht minder für Nervenkitzel sorgten die Scherben,         die Entstehungsgeschichte des Taj Mahal, die Tierwelt Indiens und
             über die sie liefen. Auch Zaubertricks standen auf dem Programm           die typischen Gewürze und ihre Wirkung. Auch die Legende von
             und eines der Highlights war zweifellos das Feuerspucken. Nach ei-        Mallakhamb, die Wurzeln indischer Maltechniken wie Madhubani
             nigen „Trockenübungen“ gelang es den ersten Kindern schon bald,           und die Bedeutung von Freundschaftsbändern waren Stationen der
                                                                                       Erzählreise.
                                                                                          Es blieb natürlich nicht beim Zuhören. Die Kinder probierten die
                                                                                       Madhubani-Malerei selbst aus und brachten das weltberühmte Taj
                                                                                       Mahal oder den bekannten indischen Gott Ganesha mit seinem Ele-
                                                                                       fantenkopf zu Papier. Sie legten Mosaike und verzierten ihre Hände
                                                                                       mit Henna-Tattoos.
                                                                                          Die 26 Teilnehmenden kamen aus dem Kindertreff Bogenhausen,
                                                                                       dem Rumfordschlössl im Englischen Garten, dem Spielhaus So-
                                                                                       phienstraße in der Maxvorstadt und natürlich dem gastgebenden KJT
                                                                                       Zeitfrei. Die Reise dauerte vom 30. August bis zum 3. September, am
                                                                                       letzten Tag zeigten die Kinder in einer atemberaubenden Gala, was
                                                                                       sie gelernt hatten. Nach Einzelübungen am Seil und Pyramiden am
                                                                                       Pfahl folgte die Vorführung der Fakire und Zauberer, zum Abschluss
                                                                                       führten die Kinder einen sagenhaften Feuertanz auf.
                                                                                          Aber auch die schönste Reise geht irgendwann zu Ende. Gerne
                                                                                       wären die Kinder und das Betreuungstream länger geblieben und
                                                                                       hätten sich von den indischen Düften, dem Essen, der Musik und den
                                                                                       Traditionen weiter bezaubern lassen. Doch alle reisten mit einem
                                                                                       Koffer schöner und bleibender Erinnerungen aus der Ferienwoche ab.
                                                                                       Die Teilnehmerinnen Sarah Diana und Anna Vanessa sprachen allen
                                                                                       aus der Seele: „Es war eine superspannende und interessante Woche!“
                                                                                          Allen Beteiligten ein ganz herzliches DANYAWAT für eine rund-
                                                                                       um gelungenes Projekt unter diesen besonderen Umständen! Dazu
             Die Yoga-Variante „Mallkhamb“ wird am Seil und am Pfahl                   NAMASTÉ und: Komm doch mit nach Indien 2022!
             praktiziert. Hier üben die Kinder eine Pyramide. Angeleitet
             wurden sie von Trainerinnen, die vor mehr als zehn Jahren selbst          Katharina Schröder, Projektleitung und Einrichtungsleitung
             Teilnehmerinnen bei „Komm doch mit nach Indien!“ waren                    Spielhaus Sophienstraße, KJR

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mm
                                                                                                                                                 d adsa skowa r t
                                                 Ferienangebote trotz Corona?

MAKE.it-Sommerferienprogramm                                            Ferien mit dem KJT ZeitFrei
  Zum dritten Mal fand dieses Jahr die MAKE.it-Woche in den Som-           In der ersten Pfingstferienwoche sind wir mit den Kindern spontan
merferien statt. In den Workshops und offenen Werkstätten konnten       zum Reiterhof „La Thera“ gefahren, nachdem die Ferienfahrt nach
die teilnehmenden Jugendlichen moderne Technik und Werkzeuge            Italien leider ausfallen musste. In der zweiten Woche hatten wir einen
kennenlernen und bei kreativen Basteleien einsetzen. Zum ersten         „MAKE.it“-Workshop im Haus, bei dem die Kinder und Jugendlichen
Mal bei MAKE.it gab es Workshops mit Computer und Lasercutter zum       ein analoges Tetris, ein „Dance-Pad“ sowie eine Mario-Kart-Bahn
Erstellen von Stencil-Graffitis, einen Workshop für Visitenkarten       gebaut haben, mit der sie am letzten Tag einen Wettbewerb machen
und Handyhalter mit NFCs und in der offenen Werkstatt konnte ein        durften. Als nagelneue Ferienfahrt ging es dann in den Sommerfe-
analoger Murmel-Computer programmiert werden. Aber auch die             rien mit Jugendlichen ins Camp „Marina Julia“, wo sie sich am Meer
„Klassiker“ wie Programmieren oder Löten standen wieder auf dem         entspannen, mit Kanu oder SUPs fahren oder bei schönen Tagesaus-
Programm. Die ganze Woche waren die Jugendlichen mit vollem Eifer       flügen nach Venedig und Trieste die Städte besichtigen konnten.
und Spaß dabei und entwickelten dabei mit den Pädagoginnen und          Parallel dazu waren wir wieder mit zwei Gruppen beim Isarschwimmen
Pädagogen auf Augenhöhe neue Ideen – ganz nach der Maker-Philo-         und Action Day dabei. Zum Ende der Sommerferien ging es mit der
sophie, dass nicht die Technik bestimmt, was wir machen, sondern        „Komm doch mit nach Indien“-Woche weiter, die dieses Jahr leider
wir die Technik für unsere Ideen nutzen.                                noch ohne indische Kinder, dafür aber mit Malakhamb-Workshop und
                                                                        abschließender Vorführung bei der Gala stattfinden konnte (siehe
Wolfgang Haberl, Intermezzo, KJR                                        S. 13). In der letzten Sommerferienwoche hatten wir bunt gemischtes
                                                                        Programm im Haus mit Stop-Motion-Workshop, Kreativtag, Wikin-
                                                                        ger-Schach bauen und Würfelleuchten aus Holz basteln. Die Kinder
                                                                        konnten sich viele schöne Werke mit nachhause nehmen. Am letzten
                                                                        Ferientag sind wir mit Kindern und Teenies ins Legoland gefahren. Alle
                                                                        Angebote haben viel Spaß gemacht und wir haben uns sehr gefreut,
                                                                        wieder viele schöne Angebote gemeinsam mit den Teilnehmenden
                                                                        durchführen zu können. Wir freuen uns auf die Herbstferien!

                                                                        Marcel Piekarski, KJT ZeitFrei, KJR

Zirkus Nordini
  Manege frei und Vorhang auf hieß es von 2. bis 7. August beim
Zirkus Nordini! Über die Wiese an der Weitlstraße, gleich neben dem
Abenteuerspielplatz ABIX, wehte wieder Zirkusluft. 100 Kinder mit
und ohne Behinderung übten in vielen Workshops Zirkuskünste
ein. Am Ende wurden Seiltanz, Jonglage, Fakire und Großillusionen,      Kinderhaus Wolkerweg
Rope Skipping, Akrobatik am Trapez und vieles mehr im richtigen
Zirkuszelt präsentiert. Pandemiebedingt jedoch ohne externes              Dank umfassender Hygienekonzepte konnte das Kinderhaus Wol-
Publikum, die Gala wurde für Eltern und Familien aufgezeichnet.         kerweg an Ostern, Pfingsten und im Sommer ein abwechslungsreiches
Riesigen Spaß hatten nicht nur die Kinder, sondern auch das Team,       Ferienprogramm anbieten. Hier konnten die Kinder unter anderem
das teilweise schon seit vielen Jahren den Zirkus Nordini betreut.      Cocktails mixen, ihre über Monate aufgestaute Energie im AirHop
„Wir waren wirklich verzaubert!“, sagt Elias Eberl, der das inklusive   loswerden und ihre Töpferkünste unter Beweis stellen. Aber auch im
Ferienangebot koordiniert. „Es war für uns auch dieses Jahr ein ganz    pfiffTEEN war für die Jugendlichen in den Sommerferien neben einem
besonderes Geschenk, mit den besten Kindern und dem besten Team         Ausflug in den Hochseilgarten und den Skyline Park einiges geboten.
der Welt Zirkusluft schnuppern zu dürfen. Herzlichen Dank an alle!“
                                                                        Lina Fiedler und Belinda Rauch; Kinderhaus Wolkerweg
Elias Eberl, Koordinator „Zirkus Nordini“, KJR                          und Jugendtreff pfiffTEEN, KJR

    | 05 | 2021                                                                                                                            13
mm
d adsa skowa r t
                                                                    Lang ist‘s her – läuft bei mir!

                   „Das ist aus mir geworden“
                                                                    schnell ein und verbrachten dort viele Jahre
                                                                    (Tage und sehr lange Nächte). Als Olly uns
                                                                    dann fragte, ob wir nicht auf Honorarbasis
                                                                    eigene Rap-Workshops für Jugendliche ver-
                                                                    anstalten wollten, dachte ich mir: Okay! Mit
                                                                    sozialer Arbeit kann man ja Geld verdienen!
                                                                                                                    Salvatore (39) besuchte das
                   Christian (33) besuchte das                                                                      SBZ Sendling ab einem Alter
                   erste Mal vor 15 Jahren unsere                                                                   von 14 Jahren.
                   Einrichtung TASSO33 in Mil-
                   bertshofen, später dann auch
                   das Jugendzentrum aqu@rium
                   in Pasing.

                      Meine Geschichte beim Kreisjugendring            So lernte ich den KJR besser kennen, trat
                   begann vor etwa 18 Jahren. Ich war 15 Jahre      in verschiedenen Einrichtungen auf, spielte
                   alt und ein Schulfreund nahm mich mit ins        bei „muc-king“ (Münchner Bandwettbewerb
                   TASSO33 in Milbertshofen. Er schwärmte           des KJR) und übernahm sogar irgendwann
                   von der Disco, die wir nach einer kleinen        die Moderation dort.
                   Einweisung selbständig nutzen durften. Aus
                   Langeweile durchstöberten wir die Platten-              „Mit sozialer Arbeit kann
                   kiste und stellten fest, dass sich auch einige          man ja Geld verdienen!“
                   Rap-Instrumentals auf den Schallplatten
                   befanden. Noch am selben Tag nahmen wir            Als ich mich dann entschloss, Soziale
                   unser erstes Demo-Tape auf.                      Arbeit zu studieren, überbrückte ich die
                      Voller Stolz zeigten wir der Pädagogin        Wartezeit bis zum Studienbeginn mit dem            Meine Eltern stammen beide aus Italien.
                   Marion Halbreiter unsere ersten Ergebnisse.      Bundesfreiwilligendienst, den ich im Jugend-    Ich bin in München geboren und aufgewach-
                   Ob von unserem unfassbaren Talent überwäl-       treff Neuhausen leistete. Mein Praxisseme-      sen. Über mich selbst sage ich: „Ich bin ein
                   tigt oder von unseren holprig vorgetragenen      ster absolvierte ich natürlich im aqu@rium.     Italo-Bayer“. Mein Herz schlägt bayerisch,
                   Texten akustisch malträtiert – Marion orga-        Im Anschluss daran war ich kurz in der        mein Blut ist italienisch.
                   nisierte uns einen Rap-Workshop mit den          Offenen Ganztagsschule im Freizeittreff            In meiner Pubertät mit 14 Jahren bin ich
                   Jungs von Blumentopf. Ab diesem Zeitpunkt        Lerchenauer tätig. Als ich erfuhr, dass die     durch meinen Bruder und seine Freunde
                   nutzten wir das Musikangebot im TASSO so oft     Projektstelle von Olly im aqu@rium ausge-       auf das Freizeitheim gestoßen. Dort ging
                   es ging. Marion verdanken wir auch unseren       schrieben wurde, war für mich klar, dass ich    ich regelmäßig jeden Abend hin, um mich
                   ersten großen Auftritt am Odeonsplatz bei        mich darauf bewerben musste. Immerhin           mit Freunden über den Tag auszutauschen,
                   der „Ander Art Jam“.                             hat mich dieses Projekt sehr lange begleitet.   Fußball zu spielen oder mich anderweitig
                      Dort trafen wir auf Oliver Künzner. Er lud    Ich kenne das afk-Radioprojekt aus beiden       körperlich auszulassen. Es war für mich
                   uns ins aqu@rium in Pasing ein, um dort mit      Perspektiven und hoffe natürlich heimlich,      durch meinen stressigen Alltag in der Schule
                   ihm gemeinsam eine Radiosendung über die         diese Stelle nicht mehr räumen zu müssen.       ein schöner Ausgleich, am Abend dorthin
                   „Ander Art Jam“ zu produzieren. Begeistert                                                       zu gehen. Schnell kam ich auch in Kontakt
                   vom hauseigenen Tonstudio nisteten wir uns                                                       mit den Sozialarbeitern vor Ort und machte
                                                                                                                    die Erfahrung, dass ich auf eine andere Art
                                                                                                                    und Weise gefördert werde. Sie boten uns
                                                                                                                    Seminare an, wo wir die Möglichkeit hatten,
                                                                                                                    uns zu reflektieren mit Themen wie „Solange
                                                                                                                    du deine Füße unter meinem Dach hast....“,
                                                                                                                    machten Ausflüge und kamen mit anderen
                                                                                                                    Jugendlichen in ganz Deutschland in Kon-
                                                                                                                    takt und tauschten uns aus. So entstand
                                                                                                                    ein einheitliches Gefühl des Multi-Kulti. Es
                                                                                                                    waren alle Nationen vertreten. Wir lernten
                                                                                                                    schnell, Urteile abzulegen, und kamen durch
                                                                                                                    unsere Sozialarbeiter mit vielen Randgrup-

                   14                                                                                                                              | 05 | 2021
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