Quattro pezzi sacri - Dresdner Philharmonie

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Quattro pezzi sacri - Dresdner Philharmonie
ITALIENISCHE CHORSINFONIK

Quattro pezzi sacri
SA 14. SEP 2019 | KULTURPALAST
Quattro pezzi sacri - Dresdner Philharmonie
50 Jahre
Philharmonisches
Kammerorchester
SA 28. SEP 2019 | 19.30 Uhr
KULTURPALAST

BACH Brandenburgisches Konzert Nr. 3 G-Dur
HÄNDEL Concerto grosso h-Moll
HAKIM Orgelkonzert Nr. 3
YINON ›Present‹ (Uraufführung)
TSCHAIKOWSKI Streicherserenade C-Dur

WOLFGANG HENTRICH | Leitung
IVETA APKALNA | Orgel
PHILHARMONISCHES
KAMMERORCHESTER DRESDEN
                                                                              © Markenfotografi e

Tickets 39 | 34 | 29 | 23 | 18 €             ticket@dresdnerphilharmonie.de
9 € Schüler, Studenten                       dresdnerphilharmonie.de
PROGRAMM

           Luigi Dallapiccola
           (1904 – 1975)
           »Canti di prigionia« (Gesänge aus der Gefangenschaft)
           für gemischten Chor und Instrumente (1938 – 1941)
           »Preghiera di Maria Stuarda« (Das Gebet der Maria Stuart)
           »Invocazione di Boezio« (Die Ausrufe des Boethius)
           »Congedo di Girolamo Savonarola« (Girolamo Savonarolas
           Abschied)

           PAUSE

           Giuseppe Verdi
           (1813 – 1901)
           »Quattro pezzi sacri« für Sopran, Chor und Orchester (1889 – 1897)
           »Ave Maria« – Scala enigmata, harmonisiert für vier gemischte Stimmen
           »Stabat Mater« für gemischten Chor und Orchester
           »Laudi alle Vergine Maria« auf den letzten Gesang aus dem »Paradiso«
           von Dante für Frauenstimmen
           »Te Deum« für Doppelchor und Orchester

           Marek Janowski | Dirigent
           Iwona Sobotka | Sopran
           Denis Comtet | Choreinstudierung
           MDR-Rundfunkchor
           Dresdner Philharmonie
HABAKUK TRABER

    Glaube, Freiheit, Widerstand
    Anmerkungen zu Luigi Dallapiccolas
    »Canti di prigionia«

                                                          geniale Philosoph, politische Denker
                                                          und Berater in der Zeit der Völkerwan-
                                                          derung, und Girolamo Savonarola, der
                                                          die strengen Maßstäbe der Bibel auch an
                                                          die Institution anlegte, die sich aus der
                                                          Heiligen Schrift der Christen rechtfertigte.
                                                          Alle drei wurden Opfer von Glaubens-
                                                          kämpfen, jenen heftigen bis fanatischen
                                                          Auseinandersetzungen zwischen Reform
                                                          und Erstarrung, verantwortungsbewuss-
                                                          tem Bekenntnis und Beugung der Reli-
                                                          gion für persönliche Macht- und andere
                                                          (Ge-)Lüste. Maria Stuart wollte nach ihrer
                                                          Rückkehr aus Frankreich die Einheit der
                                                          (katholischen) Kirche in Großbritannien
                                                          wiederherstellen, die weniger aus Opposi-
                                                          tion gegen die Missstände in den geist-
    Maria Stuarda auf dem Weg zum Schafott, Gemälde von   lichen Führungsetagen Roms als wegen
    Scipione Vannutelli, 1861
                                                          des pikanten Verhältnisses, das der eng-
                                                          lische König Heinrich VIII. zu Liebe und
    Sie alle wurden Opfer von Machtkämp-                  Tod bezog, gespalten worden war.
    fen, die sie selbst nicht zu verantworten             Boethius, der Jahrhunderte nach seinem
    hatten: Maria Stuart, die kurzzeitige                 Tod unter anderem durch seine Philoso-
    Königin von Frankreich und später die                 phie der Musik hohe Anerkennung fand,
    Gegenfigur zu Elisabeth I. von England,               starb im Dickicht der Intrigen zwischen
    Anicius Manlius Severinus Boethius, der               west- und oströmischer Kirche und

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Regentschaft. Girolamo Savonarola aber         Gebet, das in kunstvoll gesetzten Versen
steht für den unerschrockenen Versuch,         der Hoffnung auf Gott Ausdruck verleiht
bereits Jahre vor Luther die katholische       und um Befreiung bittet (die manchmal
Kirche zu reformieren und die Kurie zu         nur der Tod bringen kann); Boethius die
Einsicht und Umkehr zu bewegen. Er             Schrift »De consolatione philosophiae«
fand keinen Kurfürst Friedrich und keine       (Über den Trost der Philosophie), die
Wartburg, die ihm Schutz vor der Rache         manchen als sein Hauptwerk gilt; Savona-
des Papstes geboten hätten.                    rola aber Meditationen über die Psalmen
Für alle drei endete eine lange, quälen-       50 (51) und 30 (31), von denen zumindest
de Gefangenschaft mit dem Todesurteil          die letztere Fragment blieb; die Henker
und der Hinrichtung. Bei allen dreien          waren schneller als der theologische Ge-
waren Fälschungen und Intrigen mit im          danke. Diese letzten Worte, Vermächtnis-
Spiel: Maria Stuart wurde aufgrund so-         se, Gebete, legte Luigi Dallapiccola seinen
genannter Kassettenbriefe verurteilt, die      »Canti di prigionia« zu Grunde.
ihre Verstrickung in ein Mordkomplott
beweisen sollten; sie waren unecht. Die        Savonarola-Denkmal in Ferrara
Anklage gegen Boethius, der eine Art
Kanzler und Berater für den Ostgoten-
könig Theoderich war, beruhte auf einer
Verleumdung. Savonarola wurde nicht
nur durch Folter zu »Geständnissen«
gezwungen, die Verhörsakten wurden
überdies noch gefälscht.
Drei ganz unterschiedliche Menschen
in ganz unterschiedlichen Situationen
also. Ihr geschichtliches Wirken wurde
von momentan Mächtigeren unterbun-
den, doch das, wofür sie sich einsetzten,
war durch ihren gewaltsamen Tod nicht
erledigt. Sie alle hinterließen so etwas wie
letzte Worte, Schriften, Gedanken und
Fragmente, die sie während ihrer Gefan-
genschaft wohl auch im Angesicht des
nahen Todes verfassten: Maria Stuart das

                                                                                             3
Luigi Dallapiccola (rechts) gemeinsam mit dem Geiger Sandro Materassi auf dem Tandem, 1930er Jahre

    KOMPONIEREN IN BRISANTER ZEIT                                       vor den Nazis rettete, legten bis 1938 in
    Der italienische Komponist, der aus                                 Bari Richtung Palästina ab. Dallapiccolas
    Istrien stammt und in seiner Jugend das                             Frau Laura war Jüdin. Mit ihr zog sich der
    Elend von Deportation und Internie-                                 Komponist – zumindest mit seinen Wer-
    rung am eigenen Leibe erfuhr, schrieb                               ken und Schriften – mehr und mehr aus
    die drei »Gesänge aus der Gefangen-                                 dem öffentlichen Leben Italiens zurück.
    schaft« in den Jahren 1938 bis 1941, also                           1939 war der Spanische Bürgerkrieg mit
    in politisch brisanter Zeit. 1938 hatte                             tatkräftiger Unterstützung aus Deutsch-
    Hitler sein einstiges Idol Mussolini mehr                           land für Francos Falangisten entschie-
    oder weniger dazu gezwungen, »Rassen-                               den. Im September begann Deutschland
    gesetze« nach nationalsozialistischem                               mit dem Überfall auf Polen den Zweiten
    Vorbild – das heißt: die Diskriminierung                            Weltkrieg. Der gegenseitige Nichtangriffs-
    und Verfolgung der Juden als Staats-                                pakt und die einvernehmliche Abgren-
    doktrin – einzuführen. Bis 1938 war das                             zung der Interessensphären, die der
    faschistische Italien ein autoritärer Staat,                        deutsche Außenminister Ribbentrop mit
    der seine Opposition mit allen Mitteln                              seinem sowjetischen Kollegen Molotow
    unterdrückte. Dennoch diente er vielen                              aushandelte, spaltete die Opposition
    Exilanten aus Deutschland als zeitweili-                            gegen Hitler, lähmte und schwächte sie.
    ge Zuflucht und als Transitland. Schiffe                            Mit den »Canti di prigionia« entschied
    der Jugend-Alliah, die jüdische Kinder                              sich Luigi Dallapiccola für ein Sujet, für

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eine musikalische Ausdrucksform und          Zusammenhang von Religion und Macht,
für ein künstlerisches Genre, das enga-      Ideologie und Staatsterror war damals,
gierte Dichter, Maler und Musiker seit       als Luigi Dallapiccola seine »Gesänge aus
1933 häufig wählten. Die Gefangenschaft      dem Gefängnis« komponierte, auch unter
wurde ihnen zur Diagnose der Zeit. In ihr    den Linken nicht sonderlich populär. Sie
konzentrierte sich nicht nur die politi-     setzte ein selbstbewusstes, unabhängiges
sche Unterdrückung, sie symbolisierte        Denken voraus.
auch den Zustand der menschlichen
Gesellschaft. Mit seinem ersten Werk         DALLAPICCOLA UND DIE
engagierter Musik beleuchtete Dallapic-      KÜNSTLERISCHEN STRÖMUNGEN
cola die Gegenwart durch Ereignisse aus      DER DREISSIGER JAHRE
der Geschichte, ähnlich wie Karl Ama-        Kompositorisch bewegte sich Luigi Dalla-
deus Hartmann mit seiner »Simplicissi-       piccola in einem musikalischen Unter-
mus«-Oper, Wladimir Vogel mit seinem         strom der späten dreißiger Jahre, der
»Thyl-Claes«-Oratorium oder Arnold           häufig unterschätzt wird. Nach 1933
Schönberg mit seiner »Ode an Napoleon        wandten sich immer mehr Komponisten
Buonaparte« das taten. Durch die histo-      der Zwölftonmethode zu, auch solche, die
rischen Gestalten, die er wählte, lenkte     das Reihendenken vorher abgelehnt hat-
er die Aufmerksamkeit auf Auseinander-       ten, wie Wladimir Vogel, Ernst Krenek,
setzungen, die mit Glaubensmotiven           auch Hanns Eisler. Diese Entwicklung
begründet wurden. Er bewies damit eine       hat weniger mit dem Anschluss an ein
erstaunliche Weitsicht, denn die Fanati-     Ordnungsdenken zu tun, das der Zwölf-
sierung durch eine Idee, die außerhalb       tonlehre oft unterstellt wurde, sondern
der gesellschaftlichen Rationalität und      eher mit einem »avantgardistischen Sog«,
der politischen Vernunft liegt, schuf auch   der die laut Naziterminologie »entarte-
den Kriegen im 20. Jahrhundert ihre          ten« Komponisten miteinander verband.
Massenbasis – und den heutigen Konflik-      Das musikalische Material in Dallapicco-
ten in der Welt nicht minder. Ohne die       las »Canti« besteht aus zwei Schichten.
Berufung auf den Islam wäre ein Osama        Die eine greift weit in die Historie zurück:
Bin Laden so wirkungslos geblieben wie       Die liturgische Weise des »Dies irae«, der
ein Hernando Cortez ohne das Zeichen         Sequenz aus der lateinischen Totenmesse,
des Kreuzes. Religiöser und ideologischer    durchzieht in den Instrumentalparts das
Fanatismus aber führt Krieg auch nach        ganze Werk und übernimmt dort bisweilen
innen. Eine solche Sichtweise auf den        eine absolut dominierende Funktion. Zwar

                                                                                            5
gehört diese Dichtung mit
    ihren Schreckensvisionen
    vom Jüngsten Tag theo-
    logisch zu den fragwürdigs-
    ten, literarisch jedoch zu
    den stärksten und musika-
    lisch zu den bekanntesten
    Teilen des Requiems. Die
    Melodie des »Dies irae« re-
    präsentiert – spätestens seit
    Hector Berlioz’ »Symphonie
    fantastique« – gleichsam
    die apokalyptische Grund-
    formel der Musik.
    Die zweite Materialschicht
    der »Canti« war zur Zeit
    ihrer Entstehung aktuali-
    tätsbezogen. Dallapiccola
    verwendete zwei Zwölfton-
    reihen. Er setzte sie weniger   Erste Partiturseite der »Canti di Prigionia«

    als regulierende Instanz im
    Hintergrund ein, sondern hauptsächlich                   Den zwei Schichten des musikalischen
    wie klassische Themen und Motive. Sie                    Materials entsprechen zwei Schichten des
    nehmen zum Teil, wie die allererste Figur                Klangs. Die instrumentale und die vokale
    in den Klavieren, zeichenhafte Bedeutung                 Ebene sind zwar motivisch miteinander
    an. Dallapiccolas Reihenkomposition                      verflochten, in der musikalischen Er-
    unterscheidet sich von Schönbergs Ver-                   scheinung aber deutlich voneinander
    fahren. Der italienische Komponist, der                  unterschieden. Dallapiccola besetzt keine
    dreißig Jahre jünger war als der Meister                 Streicher oder Bläser, sondern nur Instru-
    der Zweiten Wiener Schule, zeigte damit                  mente, die Impulstöne von unterschied-
    auch, dass die Reihentechnik viele indi-                 licher Ausschwingdauer hervorbringen
    viduelle Deutungen und Anwendungen                       können. Solche »perkussiven Orchestrie-
    zulässt.                                                 rungen« kennt man von Igor Strawinski,

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bei Dallapiccola findet man sie selten. Mit   Brennglas auf. Ein engagiertes Werk, nicht
Strawinski verbindet die »Canti« auch die     als Kirchenmusik geschrieben, aber auch
Wahl der lateinischen Sprache – sie ob-       in einem Gotteshaus am richtigen Ort.
jektiviere, schaffe Distanz und verhindere
gefühlige Identifizierung, wirke damit
ähnlich wie die gehärteten und scharfen
Instrumentierungen, meinte Strawinski.
Bei Dallapiccola hat die Objektivierung
durch die liturgische Sprache noch einen
anderen Sinn: Die jeweilige Situation wird
über das Niveau des Einzelschicksals          LUIGI DALLAPICCOLA
hinausgehoben. Es geht um menschliche         * 3. Februar 1904 in Mitterburg
                                                (heute Pazin in Istrien, Koratien)
Angelegenheiten, letztlich um den verant-     † 19. Februar 1975 in Florenz
wortlichen Dialog des Menschen mit Gott.
»Nur die menschlichen Stimmen bringen         »Canti di Prigionia«
in den ›Canti‹ wirklich ausgehaltene und
gebundene Töne und Phrasen hervor; die-       ENTSTEHUNG
ser Effekt ist ein starkes Sinnbild für Hu-   1938 bis 1941
manität, die mitten unter bedrohlichen,       URAUFFÜHRUNG
                                              »Preghiera di Maria Stuarda«:
zerstörerischen Kräften den Lebenswillen
                                              10. April 1940, Belgischer Rundfunk Brüssel.
nicht aufgibt.« (J.C.G. Waterhouse) Die       Gesamtes Werk: 11. Dezember 1941
Musik fängt in ihrer eigenen Gestalt die      im Teatro delle Arti in Rom
Lage der Menschen ein, auf deren Worte        ZULETZT VON DER DRESDNER
sie sich bezieht: In Haft, dem Tode nah,      PHILHARMONIE GESPIELT
                                              16. Februar 1987 mit dem Dresdner Kreuzchor
wenden sie sich an Gott, in dem sie ihre
                                              unter Leitung von Martin Flämig im Berliner
Hoffnung und ihre Freiheit beschlossen        Schauspielhaus (heute Konzerthaus)
und gesichert sehen. Turbulenten, apo-        BESETZUNG
kalyptischen Passagen setzt Dallapiccola      gemischter Chor, 2 Klaviere, 2 Harfen,
solche von entrückter Klarheit entgegen.      Xylorimba, Vibraphon, 6 Pauken, 10 Röhren-
                                              glocken, hängendes Becken, 2 Becken,
Die Struktur des Werkes kommt aus sei-        Triangel, 3 Tamtams, Trommel, Kleine Trommel,
nem Inhalt. Zugleich fängt Dallapiccola       Große Trommel
in seinen Canti unterschiedliche musika-      SPIELDAUER
lische Ideen seiner Epoche wie in einem       ca. 27 Minuten

                                                                                              7
JENS SCHUBBE

    Musikalische Vermächtnisse
    Verdis »Quattro pezzi sacri«

    VERWEHRTE HEILIGSPRECHUNG                    die Komponisten veröffentlicht worden,
    Verdis »Quattro pezzi sacri« waren zu-       sie mögen sich an deren Harmonisierung
    nächst nicht als zyklisches Werk konzi-      versuchen. Auch Verdi begann, sich mit
    piert, sondern die vier Stücke entstanden    der Tonleiter zu beschäftigen und schrieb
    im Verlaufe von mehreren Jahren aus          an seinen Librettisten und Freund Arrigo
    verschiedenen Anlässen, um erst im           Boito: »Ihr werdet sagen, es lohne nicht
    Nachhinein zusammengerückt und als           der Mühe, sich mit solchen Nichtigkei-
    ein Werk herausgegeben zu werden.            ten abzugeben, und Ihr habt sogar recht.
    Älteren Datums sind die beiden a-cappel-     Aber was soll’s: im Alter wird man wieder
    la-Sätze: Um 1890 komponierte Verdi die      Kind, heißt es. Und diese Nichtigkeiten
    »Laudi alla Vergine Maria« auf einen Text    erinnern mich an die Zeit, als ich acht-
    aus dem letzten Gesang aus Dantes »Gött-     zehn war und mein Maestro sich einen
    licher Komödie« und redigierte sie für die   Spaß daraus machte, mir mit ähnlichen
    Aufführung im Rahmen der »Pezzi sacri«       Bässen den Nerv zu töten. Überdies
    einige Jahre später. Entgegen der bis        glaube ich, dass man aus dieser Tonfolge
    heute üblichen Aufführungspraxis hatte       ein Stück mit Worten machen könnte,
    Verdi diesen a-cappella-Satz für Soli und    eine ›Ave Maria‹ zum Beispiel. Eins mehr
    nicht für einen Chor vorgesehen.             – es würde mein viertes sein. So kann ich
    Einem eher beiläufigen Anlass verdankt       vielleicht darauf hoffen, nach meinem
    das eröffnende »Ave Maria« seine Ent-        Tod heiliggesprochen zu werden!« Boitos
    stehung. In der vom Verlagshaus Ricordi      Replik: »Sie werden sehr vieler ›Ave
    herausgegebenen »Gazetta musicale«           Marias‹ bedürfen, wenn Seine Heiligkeit
    war im August 1888 von einem Mann            Ihnen Jagos Credo vergeben soll!« Darauf
    namens Crescentini eine sogenannte           Verdi: »Der Hauptschuldige, der Verge-
    »scala enigmata« (eine ungewöhnlich          bung braucht für dieses Credo, sind Sie.
    strukturierte Tonreihe) mit der Bitte an     Das mindeste, was Sie dazu tun sollten,

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auf das »Te Deum« äußerte Verdi 1896:
                                                         »Wenn es einmal vollendet ist, ... dann
                                                         will ich es zu den ›Ave Marias‹ tun, und
                                                         sie werden schlafen, ohne je das Licht des
                                                         Tages zu sehen.« Er gedachte gar zu ver-
                                                         fügen, dass das »Te Deum« nach seinem
                                                         Tode unter seinen Kopf gelegt werden
                                                         solle: Er wolle damit vor Gott treten
                                                         und ihn um Gnade anflehen. Das unter-
                                                         streicht den sehr persönlichen Charakter
                                                         dieses musikalischen Vermächtnisses
                                                         ebenso wie die Worte, die Verdi an seinen
                                                         Verleger Ricordi richtete, dem es im Ver-
                                                         bund mit Boito gelungen war, den Kom-
                                                         ponisten doch noch zur Herausgabe der
                                                         Stücke zu bewegen: »Solange sie bei mir
                                                         auf dem Schreibtisch lagen, betrachtete
Giuseppe Verdi, Portraitphotographie mit Widmung, 1893
                                                         ich sie manchmal mit Wohlgefallen, und
                                                         sie schienen ein Stück von mir zu sein.
wäre, ein vierteiliges katholisches Credo                Jetzt gehören sie mir nicht mehr! Sie sind
nach Palestrinas Art in Musik zu setzen!«                ja noch nicht herausgegeben, werden sie
Das »Ave Maria« erklang erstmals 1895                    sagen. Das stimmt wohl, aber sie sind
in Parma unter der Leitung von Maestro                   nun nicht länger ausschließlich für mich
Callignani, dem Direktor des dortigen                    da, ich sehe sie nicht mehr auf meinem
Konservatoriums. Die Heiligsprechung                     Schreibtisch, und das schmerzt mich
Verdis blieb bis heute aus ...                           sehr!« Die Uraufführung der »Pezzi sacri«
                                                         (noch ohne das »Ave Maria«) fand am
SCHLUSSWORTE                                             7. April 1898 mit großem Erfolg in Paris
Die beiden chorsinfonischen Stücke des                   statt. Erst bei der Wiener Erstaufführung
Zyklus sind Verdis letzte Kompositionen:                 im November 1898 wurde das »Ave Maria«
Das »Te Deum« wurde im Winter 1895/96                    in den Zyklus integriert, wobei die beiden
begonnen, das »Stabat Mater« 1897 voll-                  a-cappella-Sätze eröffnend erklangen und
endet. Die Werke waren zunächst nicht                    dann die beiden chorsinfonischen Stücke
für die Öffentlichkeit bestimmt. Mit Blick               folgten.

                                                                                                      9
Ein Teil des Autographs des Ave Maria, die „scala enigmata“ in großen Notenwerten zunächst im Tenor, dann im Sopran

     Die »Quattro pezzi sacri« sind ein Werk                              tionsharmonisch Deutbaren streift und
     der Synthese. Dem altersweisen Kom-                                  gelegentlich überschreitet.
     ponisten gelingt scheinbar mühelos                                   Dem in mystisches Licht getauchten
     die Zusammenschau von wesentlichen                                   Kammerstück folgt mit dem »Stabat
     Stationen eines Jahrtausends Musikge-                                Mater« auf das geistliche Gedicht des
     schichte: von der Gregorianik über die vo-                           Jacobo da Todi aus dem 15. Jahrhundert
     kale Satzkunst eines Palestrina bis hin zu                           ein in kräftigen Farben gemaltes mu-
     opernhafter Dramatik und harmonischen                                sikalisches Fresco. Verdi findet hier zu
     Kühnheiten, die den Komponisten zum                                  einer äußerst konzentrierten Vertonung
     Zeitgenossen der Moderne werden lassen.                              des Textes: Kein Wort wird wiederholt,
     Die Satztechnik des eröffnenden »Ave                                 aber dennoch jede Wendung des Textes
     Maria« ist geschult an der italienischen                             musikalisch nachvollzogen, so dass dem
     Vokalmusik der Renaissance. Wie ein                                  »Stabat Mater« eine dramatische Intensi-
     cantus firmus steigt die »scala enigmata«                            tät zuwächst, die man in anderen weitaus
     in großen Notenwerten auf und ab und                                 redseligeren Vertonungen dieses Textes
     wandert dabei vom Bass zum Alt, sodann                               vergeblich sucht. Seufzer, chromatische
     (um eine Quarte nach oben versetzt) vom                              Linien, apokalyptisch tönende Fanfaren
     Tenor zum Sopran. An der eigenartigen                                evozieren die Szenerie um den Gekreu-
     Struktur dieser Tonleiter, welche die ge-                            zigten und die trauernde Mutter, deren
     wohnten Leittonwirkungen der Dur- und                                Schmerz sodann in ariosen Partien wider-
     Molltonleitern vermeidet, entzündet sich                             hallt. Wenn die Mutter Gottes sodann von
     die Phantasie des Komponisten, der die                               den Menschen um Beistand angefleht
     »scala enigmata« mit einer Harmonik                                  wird, ändert sich der Duktus der Musik:
     umhüllt, welche die Grenzen des funk-                                Madrigalartige a-cappella-Chorsätze

10
Die Kraft zur Synthese, die den »Quattro
                                             pezzi sacri« insgesamt eignet, wird im »Te
                                             Deum« am unmittelbarsten erfahrbar:
                                             Der Beginn greift auf eine gregorianische
                                             Anfangswendung zurück. Wenn sodann
                                             die Chöre ihre Partien in antiphonalem
                                             Wechsel intonieren, gemahnt das an die
                                             mehrchörigen Werke von Andrea und
                                             Giovanni Gabrieli aus dem 16. Jahrhun-
                                             dert, ehe der »Sanctus Dominus Deus
sowie melodisch breit ausschwingende,        Sabaoth« im Tutti-Klang machtvoll be-
warm atmende Episoden vermitteln in-         schworen wird.
tensives Espressivo. Gegen Ende werden       Nach dem blockhaften Entree setzt ein
die Gegensätze immer unvermittelter          zweiter Komplex (»Tu gloriosus Apostu-
gegeneinander gestellt: Der Schreckens-      lorum«) äußerst zart ein und berührt sich
vision des Jüngsten Gerichtes antworten      in mancher melodischen und harmoni-
kaum vernehmbare angstvolle Bitten des       schen Wendung mit Wagners »Parsifal«,
Chores; und wenn das sodann aufschei-        als rückten die beiden Antipoden auf
nende Sehnsuchtsbild des Paradieses          dem Gebiet des Musiktheaters in der
zergeht, schließt die Musik unversöhnt       Sphäre des Sakralen (die ja im »Parsifal«
mit einem Memento an den tenebrosen          allgegenwärtig ist) nah zueinander.
Beginn.                                      »Dal canto liturgico grandioso« (wie ein
Dantes Lobgesänge auf die Mutter Gottes      grandioser kirchlicher Gesang) vorzu-
hat Verdi mit eher retrospektiv anmu-        tragende Maestoso-Charaktere etablieren
tenden Klängen entsprochen: Die Laudi        eine dritte Sphäre (»Tu, Rex gloriae«).
erklingen als ein luzider, auf Frauenstim-   Aus diesen drei Topoi werden die folgen-
men beschränkter akkordischer, gele-         den Abschnitte des »Te Deum« entfaltet.
gentlich kontrapunktisch aufgelockerter      Auf der Höhe des Stückes freilich wird
Satz, der an Palestrinas Vorbild geschult    der affirmative Tonfall gebrochen, wan-
ist und sich in dieser Tendenz mit den       delt er sich zum Gebet »Dignare, Domine,
Bestrebungen des damals aktuellen Cä-        die isto«, »das ergreifend und bis zum
cilianismus berührt, der in der Kirchen-     Entsetzen traurig ist. All das hat mit
musik eine Rückbesinnung auf die alten       Siegen und Krönungen nichts zu tun.«
Meister forderte.                            (Verdi an Tebaldini) Ähnlich wie im

                                                                                          11
»Stabat Mater« tendieren die abschlie-
                                                GIUSEPPE VERDI
     ßenden Partien zum unvermittelten Ex-      * 9. Oktober oder 10. Oktober 1813 in
     trem: Wie ein Schatten der eröffnenden       Le Roncole, Département Taro, Frankreich
     Doppelchöre erscheint das »Miserere«       † 27. Januar 1901 in Mailand
     mit seinen unvermittelten Dur-Moll-
     Wechseln und der zurückgenommenen          »Quattro pezzi sacri«
     Dynamik. Gleich einer fiebrigen Epi-
                                                ENTSTEHUNG
     phanie wird der Klang kurz vor Schluss
                                                »Laudi alle Vergine Maria«: um 1890
     aufgeblendet und Hoffnung exaltiert        »Ave Maria«: 1889
     herausgeschrien: »In te speravi«. Doch     »Te Deum«: 1895/96
                                                »Stabat Mater«: 1896/97
     Verdi vermisst sich nicht, deren Erfül-
     lung zu verheißen, sondern schließt sein   URAUFFÜHRUNG
                                                »Ave Maria«: 28. Juni 1895 in Parma.
     »Te Deum« auf einem leise verhallenden     »Laudi alle Vergine Maria«, »Te Deum«,
     Einzelton im tiefsten Register.            »Stabat Mater«: 7. April 1898 in der Pariser
                                                L’Opéra unter Leitung von Paul Taffanel.
                                                Erste Gesamtaufführung: 13. November 1898
                                                im Kärtnertortheater Wien unter Leitung
                                                von Richard von Perger.
                                                ZULETZT VON DER DRESDNER
                                                PHILHARMONIE GESPIELT
                                                19. November 2006 unter Leitung von
                                                Vladimir Fedoseyev im Stadtcasino Basel
                                                BESETZUNG
                                                »Laudi alle Vergine Maria«: vier Frauen-
                                                stimmen a cappella (2 Soprane, 2 Alti)
                                                »Stabat Mater«: vierstimmig gemischter Chor,
                                                3 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 4 Fagotte,
                                                4 Hörnern, 3 Trompeten, 4 Posaunen, Pauken,
                                                Große Trommel, Harfe, Streicher
     Paul Taffanel, Dirigent der Uraufführung
                                                »Ave Maria«: vier gemischte Stimmen a cappella
                                                (Sopran, Alt, Tenor, Bass)
                                                »Te Deum«: Solo-Sopran, vierstimmig
                                                gemischter Chor,
                                                3 Flöten, 2 Oboen, Englischhorn, 2 Klarinetten,
                                                Bassklarinette, 4 Fagotte, 4 Hörner,
                                                3 Trompeten, 4 Posaunen, Pauken,
                                                Große Trommel, Streicher
                                                SPIELDAUER
                                                ca. 39 Minuten

12
Autographe Skizze zur Aufstellung von Chor und Orchester für die Pariser Uraufführung

                                                                                        13
DIE GESANGSTEXTE

     LUIGI DALLAPICCOLA

     »Canti di prigionia«

                 Preghiera di Maria Stuarda                         Das Gebet der Maria Stuart
                 a Paul Collaer

                 O Domine Deus!                                     O Gott, mein Herr,
                 speravi in Te.                                     auf DICH hoffe ich.
                 O care mi Jesu!                                    O liebster Jesus,
                 nunc libera me.                                    nun befreie mich.
                 In dura catena, in misera poena,                   In harten Ketten, in schlimmem
                 desidero Te.                                       Leid ersehne ich dich.
                 Languendo, gemendo et genu                         Klagend und auf Knien flehend,
                 flectendo, Adoro, imploro,                         erbitte und erflehe ich:
                 ut liberes me.                                     befreie DU mich.

                 Maria Stuarda                                      Maria Stuart

                 Invocazione di Boezio                              Die Ausrufe des Boethius
                 a Ernest Ansermet

                 Felix qui potuit boni                              Glücklich, der den klaren Quell
                 fontem visere lucidum,                             des Guten erblicken konnte.
                 felix qui potuit gravis                            Glücklich, der die Last der Fesseln,
                 terrae solvere vincula.                            die ihn an die Erde ketten, sprengt.

                 Boezio: »De consolatione philosophiae« - III, 12   Boethius: »Über den Trost der Philosophie« - III, 12

14
Congedo di Girolamo Savonarola                 Girolamo Savonarolas Abschied
a Sandro e a Luisa Materassi

Premat mundus,                                 Mag die Welt mich bedrängen,
insurgat hostes,                               mag der Feind sich erheben,
nihil timeo                                    ich fürchte nichts,
Quoniam in Te Domine speravi,                  da ich auf DICH, o Gott, hoffe,
Quoniam Tu es spes mea,                        da DU meine Hoffnung bist,
Quoniam Tu altissimime posuisti                da DU, höchster Gott, deine Zuflucht
refugium tuum.                                 bereitgestellt hast.

da: Hieronimi Savonarolae ferrariensis         Girolamo Savonarola: Meditation über den
»Meditatio in psalmum IN TE DOMINE SPERAVI«,   Psalm »Auf DICH, o Gott, hoffe ich«
quam morte praeventus explere non potuit)

                                                                                          15
DIE GESANGSTEXTE

     GIUSEPPE VERDI

     »Quattro pezzi sacri«

                 Ave Maria                             Ave Maria

                 Ave Maria, gratia plena,              Gegrüßet seist du, Maria, du bist voll
                 Dominus tecum, benedicta tu in        der Gnade, der Herr ist mit dir, du bist
                 mulieribus, et benedictus fructus     gebenedeit unter den Weibern, und
                 ventris tui, Jesus, ora pro nobis,    gebenedeit ist die Frucht deines Leibes,
                 peccatoribus nunc et in hora mortis   Jesus. Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte
                 nostrae. Amen.                        für uns Sünder jetzt und in der Stunde
                                                       unseres Todes. Amen.

                 Stabat Mater                          Stabat Mater

                 Stabat Mater dolorosa,                Stand die Mutter schmerzversunken
                 Juxta crucem lacrymosa,               an dem Kreuze, leidestrunken,
                 Dum pendebat Filius,                  dran ihr Sohn litt Todespein.

                 Cujus animam gementem,                Heiße Qual, die sie verzehrte,
                 Contristantem et dolentem             drang ihr tief, gleich einem Schwerte,
                 Per transivit gladius.                in die bange Seele.

                 O quam tristis et afflicta            O wie hilflos, wie voll Schmerzen
                 Fuit illa benedicta                   stand Maria, Angst im Herzen,
                 Mater unigeniti!                      trauernd um den teuren Sohn!

16
Quæ mœrebat et dolebat,         Wie sie um ihn leidvoll zagte,
Pia mater, dum videbat          als man ihn mit Martern plagte
Nati pœnas inclyti.             und zum Spott ihm wand die Dornenkron.

Quis est homo qui non fleret,   Wer sieht fühllos, ohne Zähren,
Matrem Christi si videret       Christi Mutter sich verzehren
In tanto supplicio?             in so herber Seelenqual?

Quis non posset contristari,    Wer mag ohne Mitleid sehen,
Christi Matrem comtemplari      ach, die arme Mutter stehen
Dolentem cum Filio?             so trostlos am Marterpfahl.

Pro peccatis suæ gentis         Um der Menschheit Sündenschulden
Vidit Jesum in tomentis,        sieht sie Jesus willig dulden
Et flagellis subditum,          Geißel, Dornen, Schmach und Hohn.

Vidit suum dulcem Natum         Sieht die bittre Pein ihn leiden,
Moriendo desolatum,             sieht am Kreuzesstamm verscheiden
Dum emisit spiritum.            ihn, den heißgeliebten Sohn.

Eja Mater, fons amoris!         Fromme Mutter, Quell der Gnaden!
Me sentire, vim doloris         Auf der Trauer Dornenpfaden
Fac, ut tecum lugeam.           will ich allzeit bei dir sein.

Fac, ut ardeat cor meum         Will mit heißer Inbrunst Flamme
In amando Christum Deum,        ihm, dem heil’gen Gotteslamme
Ut sibi complaceam.             treu mein Herz zum Altar weih’n.

Sancta Mater, istud agas,       Heil’ge Mutter, lass am Fuße
Crucifixi fige plagas           seines Kreuzes meine Buße
Cordi meo valide.               seines Leidens würdig sein.

Tui Nati vulnerati,             Lass voll Reue mich aufs Neue
Tam dignati pro me pati,        mit dir dulden voller Treue
Pœnas mecum divide.             mit dir teilen Jesu Pein.

                                                                         17
Fac me tecum pie flere,          Lass mich sühnen, lass mich klagen
     Crucifixo condolere,             mit dir bittres Weh ertragen
     Donec ego vixero.                meiner schweren Schuld bewusst.

     Juxta Crucem tecum stare,        An dem Kreuze, dir zur Seite
     Et me tibi sociare               seh ich ringen dich voll Leide,
     In planctu desidero.             wie füllt tiefer Gram die Brust.

     Virgo Virginum praeclara.        Jungfrau, auserwählt vor allen,
     Mihi jam non sis amara,          lass mein Flehn dir wohlgefallen,
     Fac me tecum plangere.           mich empfinden deine Qual.

     Fac, ut portem Christi mortem,   Will nicht zagen, mitzutragen
     Passionis fac consortem,         deines Sohnes Tod und Plagen
     Et plagas recolere.              und all seiner Wunden Zahl.

     Fac me plagis vulnerari,         Hilf sein Opfer mich erkennen,
     Fac me cruce inebriari,          lass mein Herz in Lieb‘ entbrennen
     et cruore Filii.                 an dem Strahl des Himmelslichts.

     Flammis ne urar succensus,       Frei von Sünden, frei von Fehle
     Per te, Virgo, sim defensus      sprich, o Jungfrau, meine Seele
     In die judicii.                  am Tage des Weltgerichts.

     Christe, cum sit hinc exire,     Christus, um der Mutter Leiden
     da per Matrem me venire          gib mir einst des Sieges Freuden
     ad palmam victoriæ.              nach des Erdenlebens Streit.

     Quando corpus morietur,          Muss des Menschen Leib einst sterben,
     Fac, ut animæ donetur            lass verklärt die Seele erben
     Paradisi gloria. Amen.           Paradieses Herrlichkeit. Amen.

18
Laudi alla vergine Maria                  Lobpreise für die Jungfrau Maria

Vergine madre, figlio del tuo Figlio      O Jungfrau Mutter, Tochter deines Sohnes,
Umile ed alta piú che creatura,           demüt’ger, höher, als was je gewesen, Ziel,
termine fisso d’eterno consiglio,         ausersehen vom Herrn des ew’gen Throns,
tu sé colei che l’umana natura            geadelt hast du so des Menschen Wesen,
nobilitasti si, che’l suo Fattore         dass, der’s geschaffen hat, das höchste Gut,
non disdegnò di farsi sua fattura.        um sein Geschöpf zu sein, dich auserlesen.

Nel ventre tuo si raccese l’amore,        In deinem Leib entglomm der Liebe Glut, an
per lo cui caldo nell‘ eterna place       der die Blume hier zu ew’gen Wonnen
cosí é germanito questo fiore.            entsprossen ist, in ew’gem Frieden ruht.

Qui se‘ a noi meridiana face              Die Lieb‘ entflammst du, gleich der Mittagsonne,
Di caritate, e gioso, in tra i mortali,   in diesem Reich, dort in der Sterblichkeit bist
se‘ di speranza fontana vivace.           du der frommen Hoffnung Lebensbronnen.

Donna, se‘ tanto grande e tanto vali,     Du giltst so viel, ragst so in Herrlichkeit, dass
che qual vuol grazia, ed a te non         Gnade suchen und zu dir nicht flehen, wie
riccorre, sua disianza vuol volar senz‘   Flug dem Unbeflügelten gedeiht.
ali. La tua benignitá non pur soccore     Du pflegst dem Armen huldreich beizustehen,
A chi dimanda, ma molte fiate             der zu dir fleht, ja, öfters pflegt von dir die
Liberamente al dimandar preccore.         Gabe frei dem Flehn vorauszugehen.

In te misericordia, in te pietate         In dir ist Huld, Erbarmen ist in dir, in dir der
In te magnificenza, in te s’aduna,        Gabe Fülle – ja, verbunden, was Gutes das
quantunque in creatura e‘ di bontate.     Geschöpf hat, ist in dir.

                                                                                              19
Te Deum                              Te Deum
     Te Deum laudamus,                    Dich, o Gott, loben wir!
     te Dominum confitemur,               Dich, o Gott, bekennen wir!
     te ærternum Patrem                   Dich, ewiger Vater,
     omnis terra veneratur.               verehrt die ganze Erde.

     Tibi omnes Angeli, tibi cœli         Alle Engel, die Himmel,
     Et universæ potestates,              die gesamten Mächte,
     Tibi Cherubim et Seraphim            Cherubim und Seraphim rufen
     Incessabili voce proclamant:         Mit nie endender Stimme Dir zu:

     Sanctus, sanctus, sanctus            Heilig, heilig, heilig,
     Dominus Deus Sabaoth.                Herr Gott Sabaoth.
     Pleni sunt cœli et terra             Voll sind Himmel und Erde
     Majestatis gloriæ tuæ.               Von Deiner Herrlichkeit und Majestät.

     Te gloriosus Apostolorum chorus,     Dich preiset die glorreiche Schar
     Te Prophetarum laudabilis numerus,   der Apostel, der Propheten
     Te Martyrum candidatus laudat        lobwürdige Zahl, der Märtyrer
     exercitus.                           glänzendes Heer.

     Te per orbem terrarum                Dich bekennt auf dem ganzen
     Sancta confitetur ecclesia:          Erdkreis die heilige Kirche:
     Patrem immensæ majestatis,           Dich, den Vater von unendlicher
     venerandum Tuum verum et             Majestät, Deinen verehrungswürdigen
     unicum Filium, sanctum quoque        und einzigen Sohn, und auch den
     Paraclitum Spiritum.                 Tröster, den heiligen Geist.

     Tu Rex gloriæ, Christe!              Du bist der König der Herrlichkeit, Christus!
     Tu Patris sempiternus es Filius.     Du bist des Vaters ewiger Sohn.
     Tu ad liberandum susceptures         Du, als Du der Menschheit Erlösung
     hominem                              übernommen,
     Non horruisti Virginis uterum.       scheutest nicht der Jungfrau Schoß.

     Tu devicto mortis aculeo             Du hast den Tod überwunden
     Aperuisti credentibus regna          und den Gläubigen das Himmelreich
     cœlorum.                             geöffnet.

20
Tu ad dexteram Die sedes             Du sitzest zur Rechten Gottes
In gloria Patris.                    in der Herrlichkeit des Vaters.
Judex crederis esse venturus.        Wir glauben, daß Du einst als Richter
                                     kommen wirst.

Te ergo quæsumus,                    Daher bitten wir Dich,
Tuis famulis subveni,                Du mögest zu Hilfe kommen Deinen Dienern,
quos pretioso sanguine redemisti.    die Du mit Deinem kostbaren Blut erlöset hast.

Æterna fac cum sanctis Tuis          Gib, dass wir in Gemeinschaft mit Deinen
In gloria munerari.                  Heiligen ewigen Ruhmes teilhaftig werden.

Salvum fac populum Tuum, Domine,     Rette Dein Volk, o Herr,
et benedic hereditati Tuæ.           uns segne Dein Erbteil!
Et rege eos et extolle illos usque   Leite und erhebe es
in æternum.                          in Ewigkeit.

Per singulos dies benedicimus Te.    Alle Tage preisen wir Dich
Et laudamus nomen Tuum               und loben Deinen Namen
In sæculum et in sæculum sæculi.     von Ewigkeit zu Ewigkeit.

Dignare, Domine, die isto            Würdige Dich, o Herr, uns an diesem
Sine peccato nos custodire.          Tage ohne Sünde zu bewahren.

Miserere nostri, Domine,             Erbarme Dich unser, o Herr!
miserere nostri!                     Erbarme Dich unser!
Fiat misericordia Tua, Domine,       Deine Barmherzigkeit komme
super nos, quemadmodum               über uns, o Herr, wie wir ja auf Dich
speravimus in te.                    gehofft haben.

In Te Domine speravi;                Auf Dich, o Herr, habe ich gehofft;
Non confundar in æternum.            nicht werde ich zu Schanden werden
                                     in Ewigkeit.

                                                                                      21
CHEFDIRIGENT DER DRESDNER PHILHARMONIE

     MAREK
     JANOWSKI

                                                      auf eine umfangreiche und erfolg-
                                                      reiche Laufbahn sowohl als Opern-
                                                      dirigent als auch als künstlerischer
                                                      Leiter bedeutender Konzertorches-
                                                      ter zurück. Sein künstlerischer
                                                      Weg führte nach Assistenten- und
                                                      Kapellmeisterjahren in Aachen,
                                                      Köln, Düsseldorf und Hamburg
                                                      als GMD nach Freiburg i. Br. und
                                                      Dortmund. Es gibt zwischen der
                                                      Metropolitan Opera New York
                                                      und der Bayerischen Staatsoper
                                                      München, zwischen Chicago, San
                                                      Francisco, Hamburg, Wien, Berlin
                                                      und Paris kein Opernhaus von
                Zur Dresdner Philharmonie kam         Weltruf, an dem er seit den späten
                Marek Janowski das erste Mal als      1970er Jahren nicht regelmäßig zu
                Chefdirigent von 2001 bis 2003.       Gast war.
                Bereits in dieser Zeit überzeugte     Im Konzertbetrieb, auf den er sich
                er durch ungewöhnliche und an-        seit den späten 1990er Jahren
                spruchsvolle Programme. Mit Be-       konzentriert, führt er die große
                ginn der Konzertsaison 2019/2020      deutsche Dirigententradition fort.
                ist er als Chefdirigent und künst-    Von 2002 bis 2016 war er Chef-
                lerischer Leiter zur Dresdner Phil-   dirigent des Rundfunk-Sinfonie-
                harmonie zurückgekehrt.               orchesters Berlin (RSB). Zuvor und
                1939 geboren in Warschau, auf-        teilweise parallel amtierte er u.a.
                gewachsen und ausgebildet in
                Deutschland, blickt Marek Janowski

22
als Chefdirigent des Orchestre de
la Suisse Romande (2005 – 2012),
des Orchestre Philharmonique de       harmonie konzertant realisierte.
Monte-Carlo (2000 – 2005) und         Sämtliche Konzerte wurden in
des Orchestre Philharmonique de       Kooperation mit Deutschlandradio
Radio France (1984 – 2000), das       von Pentatone auf SACD veröffent-
er zum Spitzenorchester Frank-        licht. Für Wagner kehrte Marek
reichs entwickelte. Außerdem war      Janowski auch noch einmal in
er mehrere Jahre Chef am Pult         ein Opernhaus zurück und leitete
des Gürzenich-Orchesters in Köln      2016 und 2017 den »Ring« bei den
(1986 – 1990).                        Bayreuther Festspielen. Bereits in
Weltweit gilt Marek Janowski          den Jahren 1980 bis 1983 hatte er
als herausragender Beethoven-,        diesen Zyklus mit der Sächsischen
Schumann-, Brahms-, Bruckner-         Staatskapelle Dresden für die
und Strauss-Dirigent, aber auch       Schallplatte eingespielt. Für die
als Fachmann für das französi-        Jahre 2014 bis 2017 wurde er vom
sche Repertoire. Mehr als 50 zu-      NHK Symphony (dem bedeutends-
meist mit internationalen Preisen     ten Orchester Japans) eingeladen,
ausgezeichnete Schallplatten –        in Tokio Wagners Tetralogie konzer-
darunter mehrere Operngesamt-         tant zu dirigieren. Ebenfalls mit
aufnahmen und komplette sinfo-        diesem Orchester wird er im Früh-
nische Zyklen – tragen seit über      jahr 2020 Wagners »Tristan und
35 Jahren dazu bei, die besonderen    Isolde« und 2021 dessen »Parsifal«
Fähigkeiten Marek Janowskis als       aufführen.
Dirigent international bekannt zu     Nach »Cavalleria rusticana« und
machen.                               »Il Tabarro«, den beiden Einaktern
Einen besonderen Schwerpunkt          von Mascagni und Puccini, die er
bilden für ihn die zehn Opern und     mit der Dresdner Philharmonie
Musikdramen Richard Wagners,          bereits aufgenommen hat, entsteht
die er mit dem Rundfunk-Sinfonie-     in der Saison 2019/2020 eine Auf-
orchester Berlin, dem Rundfunk-       nahme von Beethovens »Fidelio«
chor Berlin und einer Phalanx von     für das Label Pentatone.
internationalen Solisten zwischen
2010 und 2013 in der Berliner Phil-

                                                                            23
SOPRAN

     IWONA                                          ter Sir Simon Rattle, Pamina am Te-

     SOBOTKA
                                                    atr Wielki in Warschau, Mimì (»La
                                                    Bohème«) an der Opera Podlaska in
                                                    Białystok sowie die Sopranpartien
                                                    in Beethovens 9. Sinfonie (mit dem
              Mit dem ersten Preis beim Köni-       Mahler Chamber Orchestra) und
              gin-Elisabeth-Musikwettbewerb         in Brahms’ »Deutschem Requiem«
              in Belgien 2004 errang die polni-     mit den Rundfunkorchestern von
              sche Sopranistin Iwona Sobotka        Berlin und Leipzig.
              internationale Aufmerksamkeit.        Sie war u. a. in Rollen wie Tatja-
              Außerdem gewann sie u. a. die         na (»Eugen Onegin«) und Donna
              East & West Artists International     Anna (»Don Giovanni«) in Perm
              Auditions in New York, was ihr        und Łódź, als Violetta in Poznań,
              Debüt-Recital in der Carnegie Hall    als Micaëla (»Carmen«) in Kraków,
              einschloss. Zu ihren jüngsten Enga-   als Ygraine (in Dukas’ »Ariane
              gements zählt ihr Debüt bei den       et Barbe-Bleue«) an der Opéra
              Osterfestspielen Baden-Baden als      national de Paris und in der Titel-
              Blumenmädchen in »Parsifal« mit       partie von Moniuszkos »Halka«
              den Berliner Philharmonikern un-      beim Schleswig-Holstein Musik
                                                    Festival zu hören. Im Konzertbe-
                                                    reich arbeitete sie mit renommier-
                                                    ten Ensembles wie dem London
                                                    Symphony Orchestra, dem NDR
                                                    Elbphilharmonie Orchester und
                                                    dem Sinfonieorchester des Bay-
                                                    erischen Rundfunks. Besonders
                                                    tritt Sobotka für die Musik Karol
                                                    Szymanowskis ein, dessen sämtli-
                                                    che Lieder sie zusammen mit Piotr
                                                    Beczała aufnahm. Iwona Sobotka
                                                    ist Absolventin der Fryderyk-Cho-
                                                    pin-Musikuniversität in Warschau
                                                    und der Escuela Superior de Músi-
                                                    ca Reina Sofía in Madrid.

24
MUSIK UND
  LITERATUR

Mythos
Frida Kahlo
DI 1. OKT 2019 | 20.00 Uhr
KULTURPALAST

Multimediale Lesung
SUZANNE VON BORSODY | Lesung
TRIO AZUL

Auf Einladung der Dresdner Philharmonie
                                                                           © Mirko Jörg Kellner

Tickets 34 €                              ticket@dresdnerphilharmonie.de
9 € Schüler, Studenten                    dresdnerphilharmonie.de
CHOR

     MDR-RUNDFUNKCHOR

                                                    Philharmonie unter Marek Janow-
                                                    ski und die Dresdner Staatskapelle
                                                    unter Christian Thielemann, das
                                                    Sinfonieorchester Basel unter Ivor
            Der MDR-Rundfunkchor ist nicht          Bolton sowie das hr Sinfonieor-
            nur der größte und traditions-          chester unter David Zinman und
            reichste Chor des öffentlich-rechtli-   Andrés Orozco-Estrada.
            chen Rundfunks, sondern gilt welt-      Dass das Ensemble nicht nur exzel-
            weit auch als eines der gefragtesten    lenter Partner der bedeutendsten
            Ensembles seiner Art. Dirigenten        Orchester ist, beweist es mit viel
            wie Herbert von Karajan, Kurt Ma-       beachteten A-cappella-Interpre-
            sur, Colin Davis, Claudio Abbado,       tationen. Weltliche und geistliche
            Simon Rattle, Neville Marriner,         Musik, Ensemblegesang sowie
            Seiji Ozawa, Lorin Maazel, Bernard      Chorsinfonik gehören gleicherma-
            Haitink, Riccardo Muti, Georges         ßen zum Repertoire, das beinahe
            Prêtre oder Roger Norrington ha-        ein Jahrtausend Musikgeschichte
            ben dem MDR-Rundfunkchor ihre           umspannt. Als Spezialensemble für
            Reverenz erwiesen. Regelmäßig           zeitgenössische Musik haben sich
            konzertieren die Sängerinnen und        die 73 Choristen zudem durch zahl-
            Sänger auch mit dem MDR-Sinfo-          reiche Ur- und Erstaufführungen
            nieorchester. Weitere künstlerische     einen Namen gemacht.
            Partner der Saison 2019/2020 sind       Von 2015 bis 2019 hatte der estni-
            u.a. das Gewandhausorchester            sche Dirigent Risto Joost die künst-
            unter Andris Nelsons, die Dresdner      lerische Leitung des MDR-Rund-
                                                    funkchores inne. Ihm folgt ab
                                                    Januar 2020 Philipp Ahmann, der
                                                    dem Chor bereits als Gastdirigent
                                                    verbunden war und in den letzten
                                                    Jahren u.a. mit A-cappella-Pro-

26
grammen und CD-Aufnahmen             Award 2017 und für die Aufnah-
das musikalische Profil des Chores   me von Rachmaninows Vesper
prägte. Unter seinen Vorgängern      unter Leitung von Risto Joost im
finden sich Namen wie Herbert        März 2018 den Diapason d’Or.
Kegel, Gert Frischmuth und Ho-       Über die Europäische Rundfunk-
ward Arman, der auch das überaus     union wie auch auf Tourneen und
erfolgreiche Format der Nachtge-     Gastspielen weltweit zu hören,
sänge entwickelte.                   fungiert der 2013 mit dem Europäi-
Nahezu 200 Schallplatten und         schen Kulturpreis ausgezeichnete
CDs – viele davon preisgekrönt –     MDR-Rundfunkchor erfolgreich als
hat das Ensemble aufgenommen.        musikalischer Botschafter Mittel-
So erhielten die Sängerinnen und     deutschlands.
Sänger für die Einspielung von
Max Regers Motetten op. 110 den
International Classical Music

                                                                          27
CHOREINSTUDIERUNG

     DENIS
     COMTET

                                                      nique du Maroc à Casablanca. Eine
                                                      intensive, langjährige Beziehung
                                                      besteht zum RIAS-Kammerchor
                                                      und zum Chor der Oper Lyon.
                                                      Auf Einladung von Laurence
                                                      Equilbey war er von 2000 bis 2006
                                                      fester Gastdirigent des Kammer-
                                                      chors Accentus. Seither wurde er zu
                                                      zahlreichen namhaften Ensembles
                Denis Comtet ist einer der gefrag-    eingeladen, so zum Chœur de Radio
                testen Dirigenten der französischen   France, zu Les Métaboles, dem
                Chorszene: Er ist Directeur musical   Lyoner Opernchor, dem belgischen
                des Ensembles Les Discours und        Chœur de Chambre de Namur, dem
                Chef de chœur des von Emma-           Koreanischen Nationalchor, dem
                nuelle Haïm geleiteten Le Concert     Lettischen Staatschor sowie zu
                d’Astrée; von 2016 bis 2019 war er    zahlreichen deutschen Rundfunk-
                Chefdirigent des Choeur Philharmo-    chören (WDR, NDR, SWR und dem
                                                      Berliner Rundfunkchor). Mit dem
                                                      MDR-Rundfunkchor hat er seit 2014
                                                      mehrmals gearbeitet.

28
Nachdem er 2002 zum Assistenten
des Ensemble InterContemporain
ernannt worden war, leitete er ver-
schiedene Orchester, darunter das
Hochschulorchester des Pariser
Conservatoire, das Orchester der
Oper Rouen, das Darlington Festival     gehört die Einstudierung des
Orchestra, die Staatskapelle Halle,     RIAS-Kammerchors für die Aufnah-
das SWR Orchester Freiburg/Ba-          me von Beethovens Missa solemnis
den-Baden sowie die Orchester von       sowie des Lyoner Opernchors für
Lille, Dijon und das Lettische Natio-   Produktion von Thierry Escaichs
nalorchester. Denis Comtet dirigier-    Oper »Shirine«. Mit Le Concert
te am Théatre des Champs-Elysées        d’Astrée wird er auf Europatournee
(Mozarts c-Moll-Messe), an der          gehen.
Cité de la Musique (Lachenmanns
»Lamentations«), an der Opera de
la Bastille (Carl Orffs »Der Mond«),
an der Oper Lille (Janáčeks »Das
schlaue Füchslein«) und am Capito-
le de Toulouse (Ligetis »Aventures«
und »Nouvelles Aventures«) sowie
beim Festival Epidavros, bei den
Schwetzinger Festspielen, bei den
Händelfestspielen Halle und den
Donaueschinger Musiktagen.
Zu seinen nächsten Projekten

                                                                             29
ORCHESTER

     DRESDNER
     PHILHARMONIE
                                                       Fokus, den er in seinen Program-
                                                       men auf die Musik Anton Bruck-
                                                       ners legte, trug dem Orchester den
                 Die Dresdner Philharmonie blickt      Ruf eines »Bruckner-Orchesters«
                 als Orchester der Landeshaupt-        ein. Zu den namhaften Gastdiri-
                 stadt Dresden auf eine 150-jährige    genten, die damals zur Dresdner
                 Geschichte zurück. Mit der Eröff-     Philharmonie kamen, zählten
                 nung des sogenannten Gewerbe-         Hermann Abendroth, Eduard
                 haussaals am 29. November 1870        van Beinum, Fritz Busch, Eugen
                 erhielt die Bürgerschaft Gelegen-     Jochum, Joseph Keilberth, Erich
                 heit zur Organisation großer          Kleiber, Hans Knappertsbusch
                 Orchesterkonzerte. Ab 1885 wurden     und Franz Konwitschny.
                 regelmäßig Philharmonische            Nach 1945 bis in die 1990er Jahre
                 Konzerte veranstaltet, bis sich das   waren Heinz Bongartz, Horst
                 Orchester 1923 seinen heutigen        Förster, Kurt Masur (seit 1994
                 Namen gab. In den ersten Jahr-        auch Ehrendirigent), Günther
                 zehnten standen Komponisten           Herbig, Herbert Kegel, Jörg-Peter
                 wie Brahms, Tschaikowski, Dvořák      Weigle und Michel Plasson als
                 und Strauss mit eigenen Werken        Chefdirigenten tätig. In jüngster
                 am Pult der Dresdner Philharmo-       Zeit prägten Dirigenten wie Marek
                 nie. Im Orchester spielten heraus-    Janowski, Rafael Frühbeck de
                 ragende Konzertmeister wie Stefan     Burgos und Michael Sanderling das
                 Frenkel, Simon Goldberg oder die      Orchester. Mit Beginn der Saison
                 Cellisten Stefan Auber und Enrico     2019/2020 ist Marek Janowski
                 Mainardi. Carl Schuricht und Paul     noch einmal als Chefdirigent und
                 van Kempen leiteten ab 1934 das       künstlerischer Leiter zur Dredsner
                 Orchester; besonders van Kempen       Philharmonie zurückgekehrt.
                 führte die Dresdner Philharmonie
                 zu Spitzenleistungen. Der starke

30
Ihre Heimstätte ist der im April      Angebot für junge Menschen; mit
2017 eröffnete hochmoderne            Probenbesuchen und Schulkon-
Konzertsaal im Kulturpalast im        zerten werden bereits die jüngsten
Herzen der Altstadt.                  Konzertbesucher an die Welt der
Im romantischen Repertoire hat        klassischen Musik herangeführt.
sich das Orchester einen ganz ei-     Den musikalischen Spitzennach-
genen »Dresdner Klang« bewahrt.       wuchs fördert das Orchester in der
Darüber hinaus zeichnet es sich       Kurt Masur Akademie.
durch klangliche und stilistische     Von ihrem breiten Spektrum zeugt
Flexibilität sowohl für die Musik     auch die seit 1937 gewachsene
des Barock und der Wiener Klassik     Diskographie der Philharmonie.
als auch für moderne Werke aus.       Ein neuer Höhepunkt wurde mit
Bis heute spielen Uraufführungen      dem CD-Zyklus unter der Leitung
eine wichtige Rolle in den Program-   von Michael Sanderling erreicht,
men des Orchesters. Gastspiele in     der sich sämtlichen Sinfonien
den bedeutenden Konzertsälen          von Dmitri Schostakowitsch und
weltweit zeugen vom hohen An-         Ludwig van Beethoven widmet
sehen, das die Dresdner Philhar-      (Sony Classical).
monie in der Klassikwelt genießt.
Hochkarätig besetzte Bildungs-
und Familienformate ergänzen das

                                                                           31
UNSERE NÄCHSTEN VERANSTALTUNGEN (AUSWAHL)

                SO 15. SEP 2019 | 19.00 Uhr
                MI 25. SEP 2019 | 20.00 Uhr
                Schloss Albrechtsberg
                KAMMERKONZERT
                HOMMAGES
                Schumann: ›Märchenerzählungen‹ –
                Vier Stücke für Klarinette, Viola und Klavier
                Spisak: Duetto concertante für Viola und Fagott
                Hindemith: Sonate für Fagott und Klavier
                KURTÁG ›Hommage à R. Sch.‹ für Klarinette,
                Viola und Klavier
                Gubaidulina: ›Quasi Hoquetus‹ für Viola,
                Fagott und Klavier
                Mozart: Trio Es-Dur für Klavier, Klarinette
                und Viola KV 498 ›Kegelstatt-Trio‹
                Henry Philipp | Klarinette
                Matan Gilitchensky | Viola
                Daniel Bäz | Fagott
                Ryoko Taguchi | Klavier

                SO 15. SEP 2019 | 20.00 Uhr
                MICHAEL WOLLNY TRIO
                Michael Wollny | Klavier
                Christian Weber | Kontrabass
                Eric Schaefer | Schlagzeug
                Auf Einladung der Dresdner Philharmonie

                SA 21. SEP 2019 | 19.30 Uhr
                SO 22. SEP 2019 | 18.00 Uhr
                WALKÜRE
                Webern: ›Im Sommerwind‹
                Berg: Drei Orchesterstücke op. 6
                Wagner: ›Die Walküre‹ (1. Aufzug)
                Konzertante Aufführung
                Marek Janowski | Dirigent
                Camilla Nylund | Sopran
                Christopher Ventris | Tenor
                Franz-Josef Selig | Bass
                Dresdner Philharmonie

32
FR 27. SEP 2019 | 19.30 Uhr
SO 29. SEP 2019 | 18.00 Uhr
Film und Livemusik
CHAPLIN ›THE GOLD RUSH‹
Helmut Imig | Dirigent
Dresdner Philharmonie

DO 3. OKT 2019 | 18.00 Uhr
SO 6. OKT 2019 | 11.00 Uhr
BILDER EINER AUSSTELLUNG
Kilar: ›Orawa‹ für Streichorchester
Dvořák: Violoncellokonzert h-Moll
Mussorgski: ›Bilder einer Ausstellung‹
(Orchesterfassung von Maurice Ravel)
Krzysztof Urbański | Dirigent
Truls Mørk | Violoncello
Dresdner Philharmonie

SA 5. OKT 2019 | 20.00 Uhr
Die Jubiläumsgala
50 JAHRE KULTURPALAST
Auszüge u. a. aus
Mussorgski: ›Bilder einer Ausstellung‹
Williams: Filmmusik zu ›Star Wars‹
Krzysztof Urbański | Dirigent
Iveta Apkalna | Orgel
Jan Vogler | Violoncello
Olga Peretyatko | Sopran
Philharmonische Chöre

                                         Das ausführliche Konzert- und Abonnementangebot
                                         der Saison 2019/20 finden Sie in unseren Saisonbüchern
                                         (erhältlich beim Ticketservice im Kulturpalast) sowie
                                         online unter dresdnerphilharmonie.de.

                                                                                                  33
ORCHESTERBESETZUNG

     DIE DRESDNER PHILHARMONIE
     IM HEUTIGEN KONZERT

     1. VIOLINEN                                                    VIOLONCELLI
     Prof. Ralf-Carsten Brömsel KV                                  Prof. Matthias Bräutigam KV
     Eva Dollfuß                     2. VIOLINEN                    Victor Meister KV
     Anna Zeller                                                    Olena Guliei
                                     Markus Gundermann
     Christoph Lindemann KV                                         Rainer Promnitz KV
                                     Cordula Fest KV
     Marcus Gottwald KV                                             Karl-Bernhard von Stumpff KV
                                     Denise Nittel
     Ute Kelemen KV                                                 Clemens Krieger KV
                                     Reinhard Lohmann KV
     Antje Becker KV                                                Daniel Thiele KV
                                     Viola Marzin KV
     Johannes Groth KV                                              Alexander Will KM
                                     Steffen Gaitzsch KV
     Alexander Teichmann KM                                         Shukai Tang
                                     Dr. phil. Matthias Bettin KV
     Juliane Kettschau KM                                           Hans-Ludwig Raatz*
                                     Andrea Dittrich KV
     Thomas Otto
                                     Constanze Sandmann KV
     Deborah Jungnickel
                                     Jörn Hettfleisch
     Xianbo Wen
                                     Dorit Essaadi                  KONTRABÄSSE
     Josef Vlcek
                                     Juhee Sohn
     Tatjana Reuter**                                               Prof. Benedikt Hübner KM
                                     Minchang Jo**
     Sofija Radic***                                                Tobias Glöckler KV
                                     Yelyzaveta Zaitseva***
                                                                    Olaf Kindel KM
                                                                    Thilo Ermold KV
                                                                    Donatus Bergemann KV
                                     BRATSCHEN                      Matthias Bohrig KV
                                                                    Philipp Dose
                                     Christina Biwank KV
                                                                    Jeongwook Lee*
                                     Beate Müller KV
                                     Steffen Seifert KV
                                     Steffen Neumann KV
                                     Heiko Mürbe KV
                                     Tilman Baubkus
                                     Irena Dietze
                                     Mikhail Balan
                                     Karoline Eckardt
                                     Fabian Lindner
                                     Yu-Ju Lai**
                                     Urszula Miekina***

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HÖRNER
                                   Prof. Friedrich Kettschau KV
FLÖTEN
                                   Margherita Lulli
Kathrin Bäz                        Dietrich Schlät KV
Birgit Bromberger KV               Carsten Gießmann KM
Claudia Rose KM
                                                                       HARFE
                                                                       Nora Koch KV
                                   TROMPETEN
                                                                       Sarah Christ*
OBOEN
                                   Christian Höcherl KV
Undine Röhner-Stolle KM            Björn Kadenbach
Prof. Guido Titze KV               Nikolaus von Tippelskirch
                                                                       KLAVIER
Jens Prasse KV
                                                                       Alberto Carnevale-Ricci*
                                                                       Prof. Andreas Hecker*
                                   POSAUNEN
KLARINETTEN
                                   Matthias Franz KM
Prof. Fabian Dirr KV               Dietmar Pester KV
Klaus Jopp KV                      Peter Conrad KV
Inken Grabinski**                  Wolfram Arndt*

FAGOTTE                            PAUKE | SCHLAGWERK
Felix Amrhein                      Stefan Kittlaus
Robert-Christian Schuster KV       Oliver Mills KM
Michael Lang KV                    Gido Maier KV
Lena Nell**                        Alexej Bröse
                                   Manuel Krötz*
                                   Christian Langer*
                                   Fabian Musick*
                                   Mana Sugimoto*
                                   Daniel Townsend*

KM → Kammermusiker | KV → Kammervirtuos | * → Gast | ** → Akademie | *** →Substitut

                                                                                                  35
IMPRESSUM

                                   Habakuk Traber, Jahrgang 1948,
HERAUSGEBER                                                                   BILDNACHWEISE
                                   studierte Kirchenmusik und Musik-
Intendanz                          wissenschaft in Stuttgart, Tübingen und    Wikimedia Commons:
der Dresdner Philharmonie          Berlin. Bis 1995 als Kantor und Organist   S. 2, 3, 9, 12
Schloßstraße 2                     in Berlin-Kreuzberg tätig, machte er       Centro Studi Luigi
01067 Dresden                      anschließend aus seiner publizistischen    Dallapiccola: S. 4
T +49 351 4866-282                 Nebentätigkeit den Hauptberuf. Autor       Ricordi: S. 6
                                   von Texten und Publikationen verschie-     Sothebys.com: S. 10/11, 13
dresdnerphilharmonie.de
                                   densten Formats u.a. für das Deutsche      Markenfotografie: S. 20, 27
                                   Symphonie-Orchester Berlin, Musica         Michal Heller: S. 22
                                   Viva München, Berliner Festspiele,         Urheber unbekannt: S. 23
CHEFDIRIGENT UND                   Young Euro Classics u.v.a.m. Autor von     Andreas Lander: S. 25
KÜNSTLERISCHER LEITER              Büchern über Kent Nagano und Ursula
                                   Mamlok.
Marek Janowski
                                                                              MUSIKBIBLIOTHEK
                                   Geboren 1962 in der Mecklenburgischen
                                   Schweiz, studierte Jens Schubbe Musik      Die Musikabteilung der
INTENDANTIN                        und Germanistik in Greifswald und          Zentralbibliothek (2. OG) hält
                                   arbeitet als Dramaturg für die Dresdner    zu den aktuellen Programmen
Frauke Roth (V.i.S.d.P.)
                                   Philharmonie. Darüber hinaus ist er als    der Philharmonie für Sie in
                                   Autor und beratend für diverse Institu-    einem speziellen Regal
                                   tionen tätig, u.a. Alte Oper Frankfurt,    Partituren, Bücher und CDs
TEXTE                              Wiener Musikverein, Konzerthaus Ber-       bereit.
                                   lin, Schwetzinger Festspiele, Wittener
Habakuk Traber und
                                   Tage für neue Kammermusik. Zuvor
Jens Schubbe
                                   Tätigkeiten für das Collegium Novum
                                                                              Preis: 2,50 €
Die Texte sind Originalbeiträge    Zürich, das Konzerthaus Berlin, die
für dieses Heft. Abdruck nur mit   Berliner Kammeroper und das Theater
ausdrücklicher Genehmigung der     Vorpommern.                                Änderungen vorbehalten.
Autoren.
                                                                              Wir weisen ausdrücklich
                                                                              darauf hin, dass Bild- und
REDAKTION                                                                     Tonaufnahmen jeglicher Art
                                                                              während des Konzertes durch
Jens Schubbe
                                                                              Besucher grundsätzlich
                                                                              untersagt sind.
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