(Re-)konstruierte Wahrheiten - Auswirkungen kognitiver Verzerrungen in der Polizeiarbeit und wirksame Gegenstrategien - Institut Suisse de Police

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(RE-)KONSTRUIERTE WAHRHEITEN

(Re-)konstruierte Wahrheiten
Auswirkungen kognitiver Verzerrungen in der Polizeiarbeit
und wirksame Gegenstrategien

          Franziska Hofer 1                   Signe Ghelfi 2                         Martin Lory 3                       Jörg Arnold 4

          Zusammenfassung
          Das Ziel jeder Strafuntersuchung ist gemäss Art. 139                   Unsicherheit oder Komplexität greift das Gehirn auf
          StPO die Wahrheitsfindung. Art. 306 StPO hält fest,                    Heuristiken zurück. Diese reduzieren die Komplexi-
          dass die Polizei nach einem Ereignis den Sachverhalt                   tät und sind je nach Situation durchaus sinnvoll, ma-
          festzustellen hat. Doch wie objektiv lässt sich der                    chen jedoch unser Gehirn anfällig für Verzerrungen.
          Sachverhalt feststellen? Was ist wahr und wo könnte                    Es braucht deshalb verschiedene Massnahmen, um
          man sich täuschen? Die ISO-Normen IEC 17020 und                        die Auswirkungen dieser Verzerrungen zu reduzieren.
          17025 enthalten Anforderungen an die Unparteilich-                     Dieser Artikel fasst den wissenschaftlichen Stand zum
          keit und den Umgang mit Verzerrungen (Bias). Die                       Thema zusammen, gibt einen Einblick in die Weiter-
          Erfüllung dieser Anforderungen bringt verschiedene                     bildung «Rekonstruierte Wahrheiten» und diskutiert
          Herausforderungen mit sich. In Situationen mit grosser                 Ansätze, um solchen Verzerrungen entgegenzuwirken.

          Einleitung                                                             oder fehlende Ton reduzieren den Informationsge-
          Das Ziel jeder Strafuntersuchung ist gemäss Art. 139                   halt und das verwendete Objektiv führt zu allenfalls
          StPO die Wahrheitsfindung. Doch was ist unter dem                      markanten Verzerrungen. Wir müssen uns also im-
          Begriff «Wahrheit» zu verstehen und wessen Wahr-                       mer und grundsätzlich mit fehlenden Informationen
          heit ist gemeint? Sobald in einem konkreten Ereignis                   und auch mit fehlerhaften oder verfälschten Infor-
          Beteiligte oder Zeugen/-innen befragt werden, wer-                     mationen (Popper, 1973) auseinandersetzen.
          den teilweise widersprüchliche Aussagen gemacht.                           Art. 306 StPO hält fest, dass die Polizei nach einem
          Die Wahrheit ist also nicht absolut, sondern ist                       Ereignis den relevanten Sachverhalt festzustellen hat.
          immer von der subjektiven Wahrnehmung der ein-                         Sind der Sachverhalt und die Wahrheit (ausführlich
          zelnen Personen beeinflusst. Selbst eine Videoauf-                     dazu Arnold, 2016) dasselbe? Was sicher ist, in der
          zeichnung eines Ereignisses ist nicht wirklich objek-                  Praxis aber immer wieder Schwierigkeiten bereitet
          tiv: Die Darstellung auf einem zweidimensionalen                       und eine bewusste mentale Anstrengung erfordert,
          Bildschirm, die Perspektive und der zeitverzögerte                     ist die Tatsache, dass das am Ereignisort vorgefunde-

          1   Dr. phil., brainability, Developing Human and Organizatio-         3    Dr. sc. techn., Dipl. El.-Ing. ETH, Kriminaltechnik, Forensisches
              nal Potentials & Flughafenpolizei, Stabsabteilung, Forschung            Institut Zürich (FOR)
              & Entwicklung, Kantonspolizei Zürich                               4    Dipl. phys. ETHZ, MAS Public Management ZHAW. Stv Chef
          2   Dr. sc., ETH, Flughafenpolizei, Stabsabteilung, Forschung & Ent-        Forensisches Institut Zürich (FOR)
              wicklung, Kantonspolizei Zürich

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ne Resultat eines Ereignisses nur eine Teilmenge des                 Funktionsweise des Gehirns und Architektur der
Sachverhalts ist. Der Sachverhalt setzt sich nämlich                 menschlichen Informationsverarbeitung
aus dem gegenwärtigen Resultat und einer allenfalls                  Das menschliche Gehirn hat sich seit den ersten Ur-
umfangreichen und komplexen Vorgeschichte, die                       menschen zu einem hochspezialisierten Netzwerk
sich jedoch bereits ereignet hat, zusammen. Die ers-                 entwickelt. Grob betrachtet sind
te Herausforderung besteht darin, sich mental vom                    jüngere Hirnstrukturen wie der Wir müssen uns [...] immer und
Resultat zu lösen. Die zweite Herausforderung be-                    Neocortex besonders an der grundsätzlich mit fehlenden In-
steht in der Notwendigkeit, sich sowohl mit Phanta-                  Verarbeitung     übergeordneter formationen und auch mit fehler-
sie als auch Logik mit den verschiedenen Szenarien                   geistiger Prozesse beteiligt, wäh- haften oder verfälschten Informa-
auseinanderzusetzen, die auf verschiedenen Wegen                     rend entwicklungsgeschichtlich tionen auseinandersetzen.
zum vorgefundenen Resultat geführt haben könnten.                    ältere Strukturen – insbesondere
Weil wir immer rückwärts in der Zeit herausfinden                    das limbische System – eher emotionalen bzw. mo-
müssen, was passiert war, bevor «es» passierte und                   tivationalen Verhaltensweisen quasiinstinktiver Natur
weil Informationen fehlen, gibt es fast immer meh-                   dienen. Dem limbischen System werden heutzutage
rere Ereignisabläufe, die möglicherweise zum vorge-                  jedoch auch intellektuelle Leistungen zugesprochen.
fundenen Endresultat geführt haben.                                     Alle Informationen, die wir über die Sinnesorga-
   Wie objektiv lässt sich der Sachverhalt feststellen               ne aufnehmen, werden zuerst unbewusst im limbi-
und was ist wahr bzw. wo liegt die Täuschung? Die                    schen System und in Strukturen des Zwischenhirns
ISO-Normen IEC 17020 und 17025 enthalten Anfor-                      «beurteilt», bevor sie die für bewusst rationale Denk-
derungen an die Unparteilichkeit und den wirksamen                   weisen zuständigen Gehirnstrukturen erreichen.
Umgang mit Verzerrungen (englisch: Bias). Die Erfül-
lung dieser Anforderungen bringt verschiedene Her-                   Erwartungen, Überzeugungen, Bedürfnisse und
ausforderungen mit sich. Sie bedingen eine kritische                 Emotionen beeinflussen unsere Informationsver-
Auseinandersetzung mit den Grenzen der verwen-                       arbeitung
deten Methoden und den resultierenden Toleranzen                     Haben wir Hunger, fallen uns Nahrungsmittel eher
und sie erfordern ein permanentes, aktives Hinterfra-                auf, als wenn wir gerade gut gesättigt sind. Warum
gen der eigenen Überlegungen und Gedankengänge,                      ist das so? Durch das Hungergefühl wird die Auf-
um zu erkennen, ob man sich allenfalls getäuscht hat.                merksamkeit automatisch auf Nahrung gelenkt. Die-
   Grundkenntnisse über die Funktionsweise des                       ser Prozess wird auch «Top-down-Verarbeitung» ge-
menschlichen Gehirns können hilfreich sein, um                       nannt. Ebenso können externe Informationen direkt
besser zu verstehen, wieso wir für Beeinflussungen                   beeinflussen, was wir wahrnehmen: Betrachten Sie
und Verzerrungen so anfällig sind.                                   das folgende Bild (Abbildung 1), das einen einsamen

Abbildung 1: Bild von Bev Doolittle (1985), «The forest has eyes».

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              Reiter mit zwei Pferden in einer Waldlandschaft          befragt, die sich auffällig verhält oder welche Spuren
              zeigt. Erst auf den zweiten Blick erkennt man (viel-     an einem Tatort gesichert werden sollen bzw. wel-
              leicht), dass der Reiter gar nicht so einsam, sondern    che Analysemethoden gefragt sind.
              in guter Gesellschaft ist.                                   Unser Gehirn hat effiziente Lösungen – soge-
                 Falls Sie die Gesichter noch nicht entdeckt haben,    nannte Heuristiken – entwickelt, um mit dieser Ent-
              werden Sie zumindest einige davon spätestens jetzt       scheidungsflut besser umzugehen. Heuristiken sind
              entdecken (es sind insgesamt 13). Wie ist das mög-       mentale Strategien, Faustregeln oder Abkürzungen,
              lich?                                                    die uns helfen, eine Vielzahl von komplexen Reizen
                 Die Information über die vorhandenen Gesichter        zu verarbeiten (Haber & Haber, 2013; Gilovitch,
              erzeugt eine Erwartung und aktiviert das Gesichts-       Griffig, & Kahneman, 2002). Heuristiken an sich stel-
              Schema und beeinflusst dabei «top-down» den              len noch keine Denkfehler dar, sondern können –
              Wahrnehmungsprozess.                                     besonders in Situationen mit hoher Komplexität und
                 Obwohl sich das Bild nicht verändert hat, verar-      Unsicherheit – hilfreich (oder gar überlebensent-
              beitet es unser Gehirn nun anders. Top-down-Ein-         scheidend) sein, um Entscheidungen zu treffen (öko-
              flüsse wirken grundsätzlich unbewusst und können         logisch rational im Sinne von Hoffrage, Hertwig, &
                                           durch blosse Willenskraft   Gigerenzer, 2001). Da durch diese Vereinfachung je-
   Heuristiken an sich stellen noch nicht einfach so ausge-            doch nur ein Teil der Informationen verarbeitet wird,
    keine Denkfehler dar, sondern schaltet werden. Das ist             können systematische Verzerrungen entstehen. Ent-
können – besonders in Situationen durchaus funktional bzw.             scheidungen, die auf Heuristiken beruhen, werden
       mit hoher Komplexität und kann in gewissen Situati-             gemäss Kahneman & Frederick (2002) vom intuiti-

     Unsicherheit – hilfreich sein. onen überlebenswichtig             ven System geprägt, das schnell und automatisch
                                           sein, denn dadurch kön-     ist. Das rationale System hingegen nimmt sich Zeit,
              nen wir sehr viel Information in kurzer Zeit verar-      wägt ab und wirkt zudem korrigierend. Diese Kor-
              beiten. Das Gehirn erzeugt ständig Erwartungen,          rektur findet jedoch nicht immer ausreichend statt,
              die uns die Fähigkeit zur Antizipation ermöglichen –     wodurch Denkfehler bzw. kognitive Verzerrungen
              eine der wichtigsten, menschlichen kognitiven Leis-      auftreten können (Kahneman, 2011).
              tungen. Um die vielen parallel eintreffenden Sinnes-         Als Mutter aller Denkfehler wird häufig der Be-
              eindrücke in nützlicher Zeit zu interpretieren, ver-     stätigungsfehler (Confirmation Bias) bezeichnet, da
              lässt sich das Gehirn sozusagen auf Vorannahmen,         er sehr grundlegende menschliche Denkmuster be-
              die uns effizienter machen (Mast, 2020). Darin liegt     schreibt. Der Begriff geht ursprünglich auf Wason
              allerdings auch die Gefahr kognitiver Verzerrungen.      (1960) zurück und beschreibt die menschliche Ten-
                                                                       denz, in erster Linie Informationen zu suchen und
                Entscheidungsprozesse, Heuristiken und Bias            wahrzunehmen, welche die eigene, vorgefasste
                Der Begriff «kognitive Verzerrung» (Bias) ist ein      Meinung bestätigen (Popper, 1995). Bestätigende In-
                breiter Begriff, der eine Vielzahl an Prozessen der    formationen werden zudem als relevanter bewertet
                menschlichen Informationsverarbeitung umfasst,         als widersprüchliche Informationen. Dieser Denk-
                die zu verfälschten Urteilen oder Interpretationen     fehler ist sehr gut untersucht und konnte unter an-
                führen können. Bias können das Gedächtnis, die         derem auch im rechtlichen Kontext nachgewiesen
                Argumentation und die Entscheidungsfindung syste-      werden (z. B. Ask & Granhag, 2005; Kassin et al.,
                matisch beeinflussen (Tversky & Kahneman, 1974).       2013; Oswald & Wyler, 2018).
                   Eine Entscheidung gilt es immer dann zu treffen,        Als positive Vorstufe des Bestätigungsfehlers
                wenn mindestens zwei Optionen zur Wahl stehen.         kann die positive Teststrategie bezeichnet werden,
                Dies ist sowohl im privaten wie auch im beruflichen    die grundsätzlich ebenfalls auf Erfahrung und Intuiti-
                Kontext sehr häufig der Fall. Es beginnt am Morgen     on beruht. Diese Suchstrategie ist hilfreich, solange
                mit der Entscheidung, welche Kleidungsstücke ge-       die Offenheit besteht für ein ‚Nicht-Eintreffen‘ eines
                wählt werden oder ob ein Schirm eingepackt wer-        gesuchten Ereignisses bzw. die ‚Nicht-Bestätigung‘
                den soll oder nicht. Auch im beruflichen Alltag sind   der Annahmen und Hypothesen (Oswald & Wyler,
                solche Entscheidungen allgegenwärtig. So gilt es       2018). Eine forensische Fachperson sucht beispiels-
                beispielsweise zu entscheiden, ob man eine Person      weise am Tatort dort nach DNA, wo erfahrungsge-

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mäss mit DNA-Spuren zu rechnen ist. Wichtig ist           die konkrete Analyse nicht benötigt werden oder
danach der Schluss, der gezogen wird, wenn man            Äusserungen oder Hypothesen weiterer involvierter
nicht fündig wird: sucht man weiter an weniger            Personen gehören dazu.
plausiblen Stellen oder schliesst man darauf, dass            Eine aktuelle Übersichtsarbeit zum Thema Bias
keine DNA vorhanden ist? Und in einem weiteren            in der Forensik stammt von Cooper & Meterko
Schritt stellt sich die Frage, wie andere involvierte     (2019). Die Autorinnen haben 27 veröffentlichte
Organisationen (Polizei, Staatsanwaltschaft etc.) mit     Studien aus verschiedenen Fachrichtungen genauer
diesem Nicht-Auffinden von DNA-Spuren am Tatort           analysiert, wovon 22 mit Praktikern/-innen durch-
umgehen: «Absence of evidence is not evidence of          geführt wurden. 11 Studien beinhalteten Analysen
absence» (Altman & Bland, 1995).                          von Fingerabrücken, 3 Studien wurden in der fo-
                                                          rensischen Anthropologie durchgeführt, und je-
Kognitive Verzerrungen in der Forensik und Poli-          weils 1–3 Studien betrafen andere Fachgebiete,
zeiarbeit – aktueller Forschungsstand                     wie z. B. Blutspuren-, DNA- oder Haaranalysen.
Ein Beispiel aus der forensischen Praxis veranschau-      Konkret konnte in dieser Über-
licht, wie schnell eine mögliche Beeinflussung durch      sichtsarbeit gezeigt werden,
                                                                                             Durch entlastende oder belastende
Informationen stattfinden kann:                           dass Experten/-innen andere Kontextinformationen zeigte sich
   Es findet eine Gruppenvergewaltigung statt und         Schlussfolgerungen ziehen, je ein Bestätigungsfehler, d. h. die
einer der Täter wird zum Kronzeugen. Ihm wird             nachdem, welche zusätzlichen Entscheidung der Experten/-innen
aber nur geglaubt, wenn seine DNA ebenfalls in der        (für die forensische Analyse wurde systematisch in die Rich-
Mischprobe der Spermien zu finden ist. Die Labor-         irrelevanten)     Fallinformatio- tung der zusätzlichen Information
mitarbeitenden kennen die Fallumstände und finden         nen sie erhalten haben. Durch
                                                                                             verzerrt.
durch aktive Suche seinen Anteil in der Mischpro-         entlastende oder belastende
be, was aber bei unabhängiger Überprüfung nicht           Kontextinformationen zeigte sich ein Bestätigungs-
mit Sicherheit erfolgen würde. In der Forensik wird       fehler, d. h. die Entscheidung der Experten/-innen
es also beispielsweise gefährlich, wenn aus den ge-       wurde systematisch in die Richtung der zusätzli-
schilderten – die Juristen/-innen sagen «behaupte-        chen Information verzerrt. Das Problem bei diesem
ten» – Fallumständen bekannt ist, dass Spuren zu-         Denkmuster ist, dass häufig nur auf eine Annahme
sammengehören sollen und wenn dann nach diesen            fokussiert und nicht nach Alternativerklärungen
spurenkundlichen Zusammenhängen aktiv gesucht             gesucht wird oder diese (unbewusst) ausgeblendet
wird: Das Risiko steigt dabei, Gemeinsamkeiten den        werden. Daraus ergeben sich zwei problematische
Unterschieden vorzuziehen.                                Konsequenzen: Erstens ist das Vorgehen einseitig
   Dieses Beispiel illustriert, was in der Wissenschaft   und zweitens kann es schnell zu einer Überschät-
als Bestätigungsfehler bekannt ist: Es wird gefunden      zung bestätigender Ergebnisse kommen. Der Be-
werden, wovon erwartet wird, dass es gefunden             stätigungsfehler liegt dann vor, wenn dieses Muster
wird!                                                     systematisch zum Tragen kommt.
   Diverse Studien konnten zeigen, dass Kontextin-            Der Einfluss kognitiver Verzerrungen wurde in
formationen spätere Entscheidungen und Urteile be-        neueren Studien auch in anderen Disziplinen un-
einflussen (z. B. Charman & Wells, 2008; Cooper &         tersucht. Beispielhaft zu nennen sind z. B. Studien
Meterko, 2019; Kassin, Dror & Kukucka, 2013; Kas-         zur Analyse von Brandursachen (Morling & Hennen-
sin, Dror, & Kukucka, 2013). Mit Kontextinformation       berg, 2020), zur forensischen Toxikologie (Hamnet
sind Informationen gemeint, die für die Durchfüh-         & Dror, 2020) und zur forensischen Pathologie (Dror
rung der im Fokus stehenden Analyse nicht direkt          et al., 2021).
notwendig sind. Darunter fallen Informationen über            Von den möglichen negativen Auswirkungen ir-
die verdächtige Person selbst, wie z. B. das Vorlie-      relevanter Informationen zu unterscheiden ist der
gen eines Geständnisses, Informationen über die           Nutzen aufgabenrelevanter Fallinformationen. Es
persönliche Vorgeschichte und über psychische             gibt selbstverständlich auch Informationen, die
Auffälligkeiten oder bereits begangene Straftaten.        hilfreich bzw. sogar notwendig sind, um die Ge-
Auch Informationen über Resultate anderer Analy-          nauigkeit der Analyse zu erhöhen. Beispielsweise
sen, weitere Details über das Verbrechen, die für         wird die Menge von Schussrückständen auf den

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                Händen eines Schützen anders erwartet, wenn er         lichen Erkenntnissen aus der Entscheidungspsycho-
                grundsätzlich häufig die Hände in die Hosentaschen     logie. In Gruppenarbeiten werden danach eigene
                steckt, über Forensik gut informiert ist, Handschu-    Erfahrungen reflektiert und über den Umgang mit
                he gekauft hat, die nun fehlen, etc. Grundsätzlich     unterschiedlichen Meinungen diskutiert. Ebenfalls
                zeigt die Beeinflussung durch Kontextinformationen     werden die Teilnehmenden dazu eingeladen, das In-
                auf, wie wichtig es ist, in Gutachten transparent      formationsmanagement im eigenen Arbeitsbereich
                darzulegen, worauf die jeweiligen Schlussfolgerun-     und Chancen und Risiken des technologischen Fort-
                gen beruhen. Das heisst, ob nebst den relevanten       schritts zu diskutieren.
                Daten weitere Informationen in die Entscheidung            Im letzten Teil des Seminars erfolgt ein prakti-
                eingeflossen sind. Ebenso sollte aus erhöhtem Kon-     scher Input aus der Forensik zu wirksamen Gegen-
                sens unter Experten/-innen nicht allzu schnell auf     strategien in der Praxis.
                Genauigkeit geschlossen werden. Vielmehr kann              Die Weiterbildung spricht ein breites Zielpubli-
                ein erhöhter Konsens künstlich auch durch den Be-      kum aus dem rechtlichen Bereich an und ist darüber
                stätigungsfehler zustande kommen, sofern bei allen     hinaus offen für Vertreter/-innen aus anderen Diszip-
                Experten/-innen dieselben Kontextinformationen in      linen sowie aus der Privatwirtschaft, um die Diversi-
                die Analyse eingeflossen sind (Dror, Kuckuka, Kas-     tät möglichst gross zu halten.
                sin, & Zapf, 2018). Darüber hinaus kann es auch zu
                einem sogenannten Bias-Schneeballeffekt kommen,        Limitationen von Weiterbildungen zum Thema Bias
                wenn irrelevante Informationen aus einer Vielzahl      Die Weiterbildung soll für die Problematik der Be-
                von Quellen integriert werden und sich gegenseitig     einflussung sensibilisieren, aktuelles Wissen vermit-
                beeinflussen (Dror, 2017).                             teln und zur eigenen Lösungsfindung anregen. Trotz
                                                                       Kenntnissen über Bias besteht vielfach die Annah-
              Die Weiterbildung «Rekonstruierte Wahrheiten»            me, dass nur die Anderen davon betroffen sind, man
              In den vorangehenden Kapiteln wurden verschie-           selbst aber immun dagegen ist (Kuckucka, Kassin,
              dene Einflussfaktoren sowie Beispiele aus der Praxis     Zack, & Dror, 2017). Auch ist es ein Trugschluss, sich
              diskutiert. Trotz dieser Ausgangslage ist das Angebot    durch langjährige Erfahrung in Sicherheit zu wäh-
                                           an konkreten Aus- und       nen, denn das Thema Bias hat nichts mit Inkompe-
     In Kleingruppen erhalten die Weiterbildung zu diesem              tenz, unethischem Verhalten oder der persönlichen
  Teilnehmenden die Möglichkeit, Thema in der Schweiz                  Integrität zu tun. Daher braucht es nebst Aus- und
  ihre Erfahrungen auszutauschen dünn und daher wur-                   Weiterbildungen eine vertiefte Auseinandersetzung
      und gemeinsam zu erörtern, de diese Weiterbildung                mit der Thematik.
   wie unerwünschte Einflüsse auf 2019 als Pilot und 2020
individueller und organisationaler als Webinar durchge-                Mögliche Ansätze für wirksame Gegenstrategien

 Ebene minimiert werden können. führt. Das Seminar hat                 Um wirksame Gegenstrategien zu entwickeln, ist es
                                           zum Ziel, ungewollte        hilfreich, sich die Vielfalt möglicher Beeinflussungs-
              Einflüsse in der Strafverfolgung zu identifizieren und   quellen zu vergegenwärtigen.
              wirkungsvolle Strategien zu entwickeln, um diese zu          Nebst Kontextinformationen kann sich eine Viel-
              minimieren. Anhand konkreter Beispiele, Übungen          zahl weiterer Faktoren auf die Entscheidungsfindung
              und Studien wird aufgezeigt, welche unbewuss-            auswirken. Dazu gehören persönliche Faktoren, wie
              ten Denkmuster das Erstellen von Ablauf-Varianten        z. B. persönliche Arbeitsstile, Risikofreudigkeit oder
              beeinflussen können. In Kleingruppen erhalten die        die persönliche Motivation genauso wie die Aus-
              Teilnehmenden die Möglichkeit, ihre Erfahrungen          und Weiterbildung. Auch organisationale Faktoren
              auszutauschen und gemeinsam zu erörtern, wie un-         (Zeitdruck, Ergebniserwartungen oder Auftrag der
              erwünschte Einflüsse auf individueller und organisa-     Organisation), Basisraten-Wissen und das verwen-
              tionaler Ebene minimiert werden können.                  dete Referenzmaterial können beeinflussend wirken.
                                                                       Zusätzlich zu beachten sind die vorhandenen Daten
                Inhalte der Weiterbildung                              selbst, bspw. kann eine Tonspur, auf welcher Schreie
                Der erste Beitrag des Seminars beschäftigt sich mit    zu hören sind, durch den emotionalen Gehalt an-
                der Funktionsweise des Gehirns und wissenschaft-       ders beurteilt werden.

   68                                                                                                         format magazine no 11
(RE-)KONSTRUIERTE WAHRHEITEN

Folgende Taxonomie veranschaulicht diese Vielfalt (vgl. Abbildung 2).

                                                                             Daten
             fallspezifisch                                               Referenz-
                                                                           material
                                                                           Kontext-
                                                                        informationen

        Kultur, Erfahrungen                                       Basisraten-Erwartung

                                                                Organisationale Faktoren

                                                                 Ausbildung und Training

                                                        Persönliche Faktoren (z. B. Motivation,
                                                            Arbeitsstile, Überzeugungen)
        Menschliche Natur
                                                   Kognitive Architektur & Funktion des Gehirns

Abbildung 2: Mögliche beeinflussende Faktoren bei der Spurensuche, -sicherung und -auswertung (nach Dror, 2020).

Was heisst das nun für die Praxis?                                    Review, wissenschaftliche Publikationen, Berech-
Jeder Fall ist anders und es gibt keine Standardlö-                   nung). Auch später eingeflossene Informationen soll-
sung. Regelmässiges Überprüfen der eigenen Mei-                       ten das gleiche Gewicht erhalten wie die bereits vor-
nung sowie der erstellten Arbeitshypothesen und die                   liegenden. Sinnvoll könnte auch eine Vorschrift sein,
aktive Bereitschaft, diese jederzeit zu ändern, sind                  stets mit mindestens zwei Hypothesen zu arbeiten.
Grundvoraussetzungen für eine möglichst neutrale,                        Nicht zuletzt sollten Aspekte wie z. B. Wetter-
ergebnisoffene Arbeitsweise. Wir sollten verbreite-                   schutz, Verpflegung, Pausen und Rapporte in ge-
te Muster ablegen: Stolz, Beflissenheit, Ehrgeiz und                  schützten Räumen zu einer Selbstverständlichkeit
Überzeugung. Im Gegenzug sollten wir stets von                        werden, um damit einhergehende Störfaktoren bzw.
eigenen Fehlern und Unzulänglichkeiten ausgehen                       Treiber kognitiver Verzerrungen möglichst zu redu-
und diese als Lernquelle betrachten. Auch einmal                      zieren.
gefällte Entscheide sollten immer wieder hinterfragt
werden. Wenn wir ehrlich zurückblicken, stellen                       Ausblick – was bleibt zu tun?
wir fest, dass wir uns schon oft geirrt haben, warum                  Das Thema Bias betrifft uns alle. Es liegt in der Ver-
sollte es also dieses Mal nicht der Fall sein? Wei-                   antwortung jedes Einzelnen, im eigenen Einflussbe-
ter geht es mit dem Gruppendruck: Es sollte geübt                     reich dafür zu sorgen, dass solche Bias erkannt und
werden, konträre oder unangenehme Meinungen zu                        wenn möglich reduziert wer-
vertreten, im Detail andere Meinungen gedanklich                      den. Dies kann insbesondere Es liegt in der Verantwortung jedes
nachzuvollziehen und anderen wirklich zuzuhö-                         dann gelingen, wenn die Offen- Einzelnen, im eigenen Einflussbe-
ren. Erfahrungen sind kritisch zu prüfen: man soll                    heit besteht, das Thema nicht reich dafür zu sorgen, dass solche
Bekanntes hinterfragen und Neues denken können,                       isoliert, sondern im Kontext des Bias erkannt und wenn möglich
offen sein und Konsens nicht vorschnell als «Wahr-                    komplexen       Zusammenspiels reduziert werden.
heit» interpretieren, sondern sich dafür interessieren,               der einzelnen Fachdisziplinen
wie es dazu gekommen ist.                                             zu reflektieren. Die Weiterbildung «Rekonstruier-
   Schlussendlich sind organisatorische Mass-                         te Wahrheiten» hat in einem ersten Schritt gezeigt,
nahmen unterstützend: Zu zweit ausrücken                              dass dies auf persönlicher Ebene durchaus möglich
und genügend Zeit und Raum für Diskussionen                           ist. Die Autorinnen und Autoren möchten mit die-
schaffen, sowie Falldiskussionen mit Bildern und Vi-                  sem Beitrag explizit dazu anregen, weiter darüber
sualisierung der verschiedenen Varianten regelmäs-                    – insbesondere auch auf der organisationalen Ebe-
sig einplanen. Externe Sichten sollten eingefordert                   ne – zu reflektieren, stets mit einer selbstkritischen
oder sogar vorgeschrieben werden (Zweitmeinung,                       Haltung hinzuschauen und voneinander zu lernen.

format magazine no 11                                                                                                             69
(RE-)KONSTRUIERTE WAHRHEITEN

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(RE-)KONSTRUIERTE WAHRHEITEN

Résumé
Vérités (re)construites : effets des distorsions co-        tions complexes ou de grande incertitude, le cerveau
gnitives dans l’activité policière et contre-straté-        a recours à l’heuristique. Cette méthode réduit la
gies efficaces                                              complexité et peut s’avérer utile en fonction de la
Conformément à l’art. 139 CPP, l’objectif de toute ins-     situation. Cependant, cela rend notre cerveau sujet
truction pénale est d’établir la vérité. Selon l’art. 306   aux distorsions. Par conséquent, différentes mesures
CPP, la police doit établir les faits constitutifs d’une    sont nécessaires pour diminuer les effets de ces dis-
infraction. Or, comment faire cela de manière objec-        torsions. Cet article offre un condensé des progrès
tive ? Qu’est-ce qui est vrai ? À quel moment peut-         scientifiques dans ce domaine, donne un aperçu de
on se tromper ? Les normes ISO CEI 17020 et 17025           la formation continue « Vérités reconstruites » («Re-
contiennent des exigences relatives à l’impartialité        konstruierte Wahrheiten») et présente des approches
et à la gestion des distorsions (biais). Répondre à         pour contrer ces distorsions.
ces exigences pose plusieurs défis. Dans les situa-

Riassunto
Verità (ri)costruite: ripercussioni delle distorsioni        complessità, il cervello fa ricorso alle euristiche. Da
cognitive nel lavoro di polizia ed efficacia delle          un lato, queste ultime permettono di semplificare si-
controstrategie                                             tuazioni complesse e, a seconda dei casi, possono
Conformemente all’art. 139 CPP, lo scopo delle in-          quindi essere d’aiuto; dall’altro, aprono anche la por-
dagini penali è l’accertamento della verità. L’art. 306     ta a possibili distorsioni. È necessario mettere in atto
CPP impone alla polizia di accertare i fatti. Ma in         diverse misure per ridurre le ripercussioni di queste
quale misura è possibile farlo in maniera obiettiva?        distorsioni. Il presente articolo riassume lo stato at-
Qual è la realtà e quali errori si potrebbero commet-       tuale della ricerca scientifica su questo tema, offre
tere? Le norme ISO IEC 17020 e 17025 stabiliscono           una breve panoramica sulla formazione continua
le esigenze di imparzialità e il modo in cui gestire le     «Rekonstruierte Wahrheiten» (Verità ricostruite) e
distorsioni cognitive (bias). Rispettare queste esigen-     discute gli approcci utili a contrastare le distorsioni.
ze non è facile. In situazioni di grande incertezza o

format magazine no 11                                                                                                  71
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