REFLEXIONEN 2020 - Friedensbüro Salzburg
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2020 wInter Zeitung REFLEXIONEN 2020 EIN TURBULENTES JAHR LIEGT HINTER UNS. Ein Jahr des Ausnahmezustands, in I n t e r v I e w dem wir alle mit massiven Einschränkungen umgehen mussten und nach wie vor Was vor der Pandemie wichtig müssen. Einschränkungen, die alle Lebensbereiche durchdringen, uns aber in unter- war, wird auch nach der Pandemie schiedlichem Ausmaß treffen. Seit Ausbruch der Corona-Krise, die selbst als Teil wichtig bleiben S. 04 einer Vielfachkrise zu verstehen ist, haben sich bestehende globale und soziale Ungleichheiten weiter verstärkt, die gesellschaftliche Polarisierung nimmt zu und P O L I t I K Verschwörungstheorien sowie autoritäre Tendenzen erleben einen Aufschwung. Ziviler Friedensdienst S. 06 Gerade jetzt ist es wichtig, sich für Frieden, Menschenrechte, Demokratie, globale P ä d a g O g I K Gerechtigkeit und eine nachhaltige Entwicklung einzusetzen. Wir hoffen, uns die- Unsere friedenspädagogische sen Aufgaben auch in den kommenden Jahren mit genauso viel Elan und Ideen wie Arbeit S. 11 bisher widmen zu können. Ihre Unterstützung leistet dazu einen wertvollen und unverzichtbaren Beitrag. Wir sagen herzlich Danke! Die Redaktion NEUER TERMIN: Tagung young rebels (1.-2. Juli 2021) | Seite 16
IntervIew Günther Marchner, Vorstandsmitglied I N H A L T 02 Kommentar 03 Kurz & Bündig 04 Was vor der Pandemie wichtig war, wird auch nach der Pandemie wichtig bleiben 06 Ziviler Friedensdienst Gegen den Zeitgeist? Engagement für Frieden und 08 Jugendprotest in der Krise Menschenrechte 09 „Das Persönliche ist politisch“ das Friedensbüro, wie auch andere zivilgesellschaftliche Initiativen, engagiert sich seit vielen Jahren für Frieden, Menschenrechte, globale gerechtigkeit und 11 Unsere friedenspädagogische zukunftsfähige entwicklung. Ihr engagement ist vom Selbstverständnis getragen, Arbeit mit Hartnäckigkeit und Professionalität einen Beitrag zur verankerung universell vorgestellter werte - Menschenrechte, demokratie – leisten zu können, gegen 14 Veranstaltungen Ungleichheit, diskriminierung, gewalt und Krieg. damit war die grundstimmung verbunden, dass sich diese werte kontinuierlich durchsetzen werden, weil sie „vernünftig“ sind und eine Mehrheit sie für richtig hält. das Corona-Jahr 2020 macht eine entwicklung der letzten beiden Jahrzehnte besonders deutlich: der Zeitgeist hat sich geändert. vieles von dem, was „wir“ als selbstverständlich erachten, steht zur debatte. nicht diese werte, sondern offensichtlich ihr gegenteil oder zumindest etwas anderes scheinen auf dem vor- marsch zu sein. der rahmen, in dem sich eine engagierte Zivilgesellschaft bewegt – Liberale Öffentlichkeit, demokratie, internationale Kooperation für eine gerech- So können Sie uns erreichen: tere welt – wird in Frage gestellt. Und dies nicht nur von regimen und Systemen, Friedensbüro Salzburg die universell vorgestellte werte als „westlich“ und nicht zu ihrer „Kultur“ pas- Franz-Josef-Str. 3, 5020 Salzburg send hinausargumentieren. auch innerhalb europas findet ein derartiger Prozess KONTAKT statt, der verschiedene namen trägt: rechtspopulismus, nationalismus, autorita- tel: 0662/87 39 31 rismus oder illiberale demokratie. Schleichend ist eine gegnerschaft zu jenen e-mail: office@friedensbuero.at werten gewachsen, die „uns“ so bedeutsam ist. www.friedensbuero.at Bankverbindung: Salzburger Sparkasse, diese entwicklung führt zu verunsicherung und Begriffe wie „Blase“ oder „echo- IBan: at102040400000017434 kammer“ werden zu Unwörtern unserer Zeit. Haben wir etwas übersehen? Kann Öffnungszeiten: es sein, dass wir wesentliche teile der gesellschaft nicht erreichen? Mo & Mi: 9–11 Uhr • di & do: 15–18 Uhr die Corona-Pandemie scheint wie ein „Brandbeschleuniger“ zu wirken: einiges wird sich rascher ändern als gedacht (digitalisierung). gesellschaftliche Probleme (wachsende soziale Ungleichheit, rassismus, verschwörungstheorien) treten IMPRESSUM DER KRANICH schärfer hervor. In Zukunft wird es über die Optimierung und Professionalisierung nr. 04/2020 von angeboten des zivilgesellschaftlichen engagements hinaus ein Mehr an An der Erstellung dieser Ausgabe haben mit- reflexion und verortung, an neuen Strategien und vor allem der Zusammenarbeit gewirkt: Christine Czuma, Hans Peter graß, Kristina jener Kräfte brauchen, die sich an diesen werten orientieren. Langeder-Höll, desirée Summerer, Barbara wick, Juliane Stadler. Layout: Kristina Langeder-Höll auch wenn trump und Corona vorbei sein werden. die Folgewirkungen werden Grafisches Grundkonzept: eric Pratter uns lange begleiten. Günther Marchner 02 KRANICH 04/2020 – friedensbüro salzburg
KUrZ & BündIg durch die ratifizierung Honduras am 23. 40 Jahre Kranich Oktober dieses Jahres sind die dafür benötig- ten 50 ratifizierungen bei der UnO einge- Haben Sie gewusst, Kurz& Bündig gangen. das ist ein großer erfolg der Frie- densbewegung weltweit! - dass vor 30 Jahren eine überparteiliche Salz- burger Plattform „wohnungen statt Kaser- Mit dem ergebnis dieser Kampagne wird nen“ vorschlug, auf dem gelände der rie- eine völkerrechtliche Lücke geschlossen. denburg- und der Struberkaserne ca. 600 denn neben biologischen und chemischen wohnungen zu bauen, waffen, die bereits seit 1975 bzw. 1997 völ- - dass Salzburg seit 2009 Menschenrechts- kerrechtlich verboten sind, waren atomwaf- stadt ist, Das Recht auf Bildung fen seither die einzigen Massenvernichtungs- - dass auch Fußball ein thema des Friedens- waffen, die keinem völkerrechtlich anerkann- büros ist in der Krise ten ausnahmslosen verbot unterlagen. der vertrag leidet jedoch auf den ersten Blick nachzulesen im Kranich, den es seit 40 Jah- durch die Corona-Krise werden strukturelle unter einem groben defizit: die atomwaf- ren gibt. Seit diesem Jahr finden Sie alle Probleme unseres Bildungssystems deutlich, fenstaaten und die meisten mit ihnen ver- wichtigen artikel - Interviews, Stellungnah- allen voran sein stark selektiver Charakter. bündeten Staaten unterstützen das verbot men und Berichte - zu aktionen, ereignissen Und die Krise trifft wiederum jene besonders bislang nicht. auch in europa wird der ver- und themen des Friedensbüros auf hart, die in diesem Bereich ohnehin bereits trag bis dato nur von Österreich, Irland, dem www.friedensbuero.at Benachteiligung v.a. aufgrund ihrer sozialen vatikanstaat, Malta, San Marino und Liech- auch dieser text (ein Schüler*innentext Herkunft erfahren. Umso irritierender ist die tenstein unterstützt. anlässlich eines workshops) findet sich im novelle des Universitätsgesetzes, über das in die wichtigsten auswirkungen bestehen, so Kranich: „da ich ein Optimist bin, glaube ich, den letzten tagen immer mehr Informationen die Initiator*innen, jedoch darin, dass der daß sich alles noch einmal zum guten bekeh- an die Öffentlichkeit drangen. Für aufsehen verbotsvertrag die norm gegen atomwaffen ren wird, denn so blöd können nicht einmal sorgt v.a. die regelung, die für die anfangs- stärkt und diese waffen weiter stigmatisiert. die blödesten Politiker sein, daß sie nicht phase von Bachelor- und diplomstudien ein ein gutes Beispiel ist das verbot von Landmi- sehen, daß es für uns bald zu spät ist. wenn Mindesterreichen von 24 eCtS innerhalb von nen. Seit Zustandekommen des MBt- dieses Paradies vielleicht noch nicht im Jahre zwei Jahren vorsieht. wird diese Hürde nicht abkommens haben die allermeisten Staaten 2010 sein wird, glaube ich, wird es doch geschafft, verliert man die Zulassung und darf weltweit abstand von der Produktion von irgendwann wieder entstehen. damit meine das Studium nicht weiter betreiben. antipersonenminen genommen. Möge die- ich aber nicht das Leben nach dem tod, son- neben einem sehr reduzierten, an Konkur- ses ergebnis diesem neuen abkommen auch dern daß dieses Paradies wirklich einmal auf renz und Kosteneffizienz orientierten Bil- blühen. weitere Infos: atomwaffenfrei.de dieser erde wieder entstehen wird.“ (1990) dungsbegriff wird hier eine verschärfung der HPG Christine Czuma bereits bestehenden Ungleichheiten deutlich: die 24 eCtS mögen für eine*n gesunde*n vollzeitstudenten*in gut zu erreichen sein. ein großteil der Student*innen (60%) arbei- Das Zitat tet aber nebenbei, im Schnitt 20 wochen- stunden, manche sogar vollzeit, um sich ihr Studium zu finanzieren. da die klassischen Student*innen-Jobs durch Corona größten- teils weggebrochen sind, mussten viele ihr Studium abbrechen. andere haben Kinder zu FOtO: Stefan Müller | wikimedia | Creative Commons betreuen oder Familienmitglieder zu pflegen - Care-tätigkeiten, die übrigens nach wie vor hauptsächlich von Frauen übernommen wer- den. das ist vor allem, aber nicht nur in Coro- na-Zeiten ein brennendes thema. dass diese novelle also ausgerechnet während der zwei- ten Infektionswelle diskutiert wird, die diese Belastungen noch verstärkt, ist besonders irri- tierend. alle haben ein recht auf Bildung – aber manchen wird es schwer gemacht, die- ses auch wahrzunehmen. KLH „Wir stellen den Status quo infrage, von dem viele Menschen meinen zu pro- fitieren. Dabei ist die entscheidende Frage: Was nimmt uns die Klimakrise heute schon weg?“ UN-Atomwaffenverbot Klimaaktivistin (Fridays for Future) Luisa neubauer im Standard-Interview, am Schluss dieses “Seuchen-Jahres“ tut eine 27.11.2020 (letzter Zugriff: 28.11.2020). gute nachricht gut: das Un-atomwaffenver- bot wird am 22. Januar 2021 in Kraft treten. KRANICH 04/2020 – friedensbüro salzburg 03
IntervIew Was vor der Pandemie wichtig war, wird auch nach der Pandemie wichtig bleiben Das Gespräch führten Hans Peter Graß und Juliane Stadler. FOtO: Leo Fellinger FOtO: privat Tamara Ehs und Hans Holzinger stellen Ideen vor, wie wir als Gesellschaft gestärkt aus der Pandemie herausgehen können - und mit welchen Schwierigkeiten wir dabei umgehen müssen. Kranich: Sie beide haben Bücher Bürgerräte ist es, dass alle sogenannten „Kol- radikale veränderungen unseres Konsum- geschrieben, die sich damit befassen, lateralschäden“, etwa im Bildungs- und Kul- und Mobilitätsverhaltens einstellen. die Kli- was die Zivilgesellschaft aus der Coro- turbereich, in der wirtschaft, aber auch die makrise erfordert, in gewisser weise auch na Krise lernen kann bzw. soll. Was ist psychosozialen auswirkungen von der einen Lockdown – und zwar auf dauer. die Voraussetzung dafür, dass dieses gesamten gesellschaft bearbeitet werden Lernen passiert? können. was ich hier problematisch sehe ist, Kranich: Was macht die Corona-Krise mit Tamara Ehs: damit Lernen im politischen dass es in Österreichs Politik an einer Fehler- persönlichem Engagement, mit Solida- System passiert, brauchen wir eine kritische kultur mangelt, ohne die man nicht lernen rität und politischer Partizipation? Begleitung auch durch die Zivilgesellschaft kann. In solchen Krisensituationen wird es Hans Holzinger: es hat in der anfangszeit von anfang an. Politische akteure wurden dann ganz augenscheinlich. sehr viel Solidarität und nachbarschaftshilfe heuer auf einige Punkte gestoßen, wo man Hans Holzinger: Ich denke, wir haben aus für jene gegeben, die erkrankt waren und lernen kann. dies geschah vor allem durch dieser Pandemie gelernt, dass wir teil der das Haus nicht verlassen durften. die Maß- den verfassungsgerichtshof oder auch durch natur sind und nicht das gegenüber. das nahmen zur abbremsung des virus haben einige Landesverwaltungsgerichte, die den gegenüber ist die Zivilisation oder die tech- aber auch gezeigt, dass sozial Benachteiligte Bundesminister anschober darauf aufmerk- nik. Man kann mit einem virus nicht verhan- viel stärker getroffen wurden. die Corona- sam gemacht haben, dass die Legistik, also deln, so wie man auch mit dem Klima nicht Krise wirkte hier wie ein soziales Brennglas. die rechtsausarbeitung in seinem Ministe- verhandeln kann. wir können uns hier nur Zudem könnte die eklatant gestiegene rium verbesserungswürdig ist. aber die ins verhältnis setzen und uns angemessen Staatsverschuldung dazu führen, dass die gerichte sind nicht die einzigen, die für den verhalten. das Zweite, was wir gelernt haben: Förderungen für nicht-regierungsorganisatio- Schutz von demokratie und rechtsstaat ver- Staaten, regierungen sind in der tat hand- nen ebenso wie jene für Kultureinrichtungen antwortlich sind. wir alle sind es! lungsfähig, wenn es darum geht, gefahren gekürzt werden. es wird wichtig sein, auf Um aus der Krise als Zivilgesellschaft gestärkt abzuwenden. anfangs waren wir wohl alle eine faire Lastenverteilung zu drängen, wenn hervorzugehen, wäre es notwendig, alle, die überrascht. wir kannten Pandemien zwar aus es darum geht, die Schulden wieder rückzu- von dieser Krise betroffen sind, mit ins Boot der geschichte oder von afrika oder asien. bauen. Ich denke, die vermögenden werden zu holen. Um zu lernen, müsste die regie- nun hatte es uns selbst getroffen. Ich sehe hier einen stärkeren Beitrag leisten müssen. rung Kritik als etwas Positives sehen. Ich setze da durchaus Parallelen zu anderen Krisen. die Tamara Ehs: Kolleginnen an der Universität mich aktuell sehr dafür ein, dass es in Öster- Klimakrise scheint auch weit weg zu sein. wien führen schon seit april eine qualitative reich nach vorbild anderer Länder so etwas doch wenn wir die wissenschaftlichen Pro- Interview-Studie mit dem titel „Solidarität in wie einen Corona-Bürgerrat gibt. Ziel solcher gnosen ernst nehmen, müssen wir uns auf Zeiten der Pandemie“ durch. Sie interviewen 04 KRANICH 04/2020 – friedensbüro salzburg
IntervIew seit april die gleichen 80 Personen, um her- gewisses Dilemma geraten: Auf der ernsthafter anzugehen, die gesellschaft auszufinden, wie sich ihre ansichten über die einen Seite eine, vielleicht auch berech- zu verändern, die wirtschaft umzustruk- Maßnahmen zur Pandemieeindämmung und tigte Loyalität mit Entscheidungen der turieren, sozusagen aus der erfahrung ihre solidarische Haltung verändern. In der Bundesregierung in Bezug auf die der Pandemie die sozial-ökologische aktuellsten erhebung vom Oktober, also vor Bekämpfung der Pandemie und auf der wende zu schaffen. dem harten Lockdown, zeigte sich eine deut- anderen Seite Anwalt zu sein bei men- Ich glaube, dass die Hoffnung bleiben liche veränderung: gab es im Frühjahr eher schenrechtlich, ökologisch, sozial, öko- muss, und auch die Bestimmtheit, diese noch ein gefühl des Miteinanders in der nomisch bedenklichen Folgen der Pan- veränderungen einzufordern. die Klima- gesellschaft, nachbarschaftsinitiativen, ein- demiebekämpfung. Wo sehen Sie in krise spüren wir zwar nicht so unmittelbar kaufen gehen für ältere Personen, aufeinan- dieser Gratwanderung die Gefahr, in wie die Pandemie, aber die wissenschaft- der schauen, macht sich mittlerweile, in der diesem Kontext mit Reichsbürger*innen lichen Befunde sind eindeutig, die Krisen- zweiten Phase oder in der zweiten welle, ein und Rechtsextremen in einen Topf phänomene werden sich verstärken. gefühl der erschöpfung breit. die Menschen geworfen zu werden? es gibt eine Untersuchung der Univer- machen sich zunehmend Sorgen um die Tamara Ehs: das ist natürlich eine gratwan- sität wien, die gezeigt hat, dass die ver- Spaltung und auch entsolidarisierung der derung, da können wir und vor allem auch ordnete bzw. ermöglichte Kurzarbeit gesellschaft. was vor allem kritisiert wurde, Journalist*innen viel dazu beitragen, indem von Menschen gar nicht als so unange- waren unklare und nicht immer nachvollzieh- wir eine gewisse wortwahl nicht überneh- nehm empfunden wurde. das könnte bare Maßnahmen sowie Ungleichbehandlun- men. wenn es echte verschwörungstheore- ein Hinweis darauf sein, unsere turbo- gen, was als „systemrelevant“ gilt z.B.: tiker sind, wenn es echte rechte sind, haben gesellschaften zu überdenken. eine stär- wieso durften waffenhandlungen im sie viel mit rechtspopulisten und deren kere Fokussierung auf die grundbedürf- Lockdown offenhalten, Blumengeschäfte Schwarz-weiß-denken gemeinsam. denen nisse, etwa leistbares wohnen für alle, aber nicht? wieso durfte ich im Hotel Sacher ist in jedem Fall nicht „Im Zentrum“ oder in Lebensmittel hoher Qualität, eine Mobi- eine torte abholen, aber kein Buch bei mei- anderen diskussionsveranstaltungen auch lität, die Städte wieder erlebbar macht, ner Buchhandlung um die ecke? wir wissen noch ein Podium zu geben. denn ihre taktik sowie auf das gemeinwohl könnten noch gar nicht, ob diese verordnungen dann ist, das Koordinatensystem des Sagbaren durchaus zu einer Zukunftsoption wer- nachträglich vom verfassungsgerichtshof immer weiter nach rechts zu verschieben. da den. Um es auf den Punkt zu bringen: wieder als gesetzwidrig qualifiziert werden, kommt es zu einer eskalationsspirale des Ich denke, die Fragen nach Zweck und aber viel wichtiger ist: Hält die momentane tabubruchs. das bringt natürlich einschalt- Zielen von wirtschaft, wie und was wir Krisenbearbeitung die gesellschaft noch quoten, das bringt auch Leser*innen, wie produzieren sollen, wie die arbeit, das zusammen, um verständnis und akzeptanz jede Sensation und jeder tabubruch. es ist einkommen und das vermögen verteilt oder sogar Befolgung für die seuchenhygie- aber die verantwortung von Journalisten werden, waren vor der Pandemie wich- nisch notwendigen Maßnahmen zu und Organisatoren von veranstaltungen, tig und sie bleiben es auch nach der erhalten? wenn die regierung grobe nicht die gefährder der demokratie ins Bild Pandemie. Ungleichbehandlungen schafft, haben zu rücken, sondern die Helden der demo- wir damit nicht nur ein rechtliches Pro- kratie, also diejenigen, die sich Sorgen Tamara Ehs ist Demokratieberaterin für blem, es schürt auch Zweifel daran, dass machen, aber konstruktiv für den Städte und Gemeinden und politische es in der gesellschaft fair zugeht. Zusammenhalt der gesellschaft arbeiten. Bildnerin, v.a. in Workshops für Erstwäh- wir sehen auch in dieser Studie, dass diejenigen, die eine berechtigte Sorge um ler*innen. Aktuell nimmt sie Forschungs- Menschen, die eigentlich keine Impfs- den Zusammenhalt der gesellschaft und aufträge von der Sigmund Freund-Uni- keptiker*innen sind, sagen, sie wissen um unsere demokratie haben, sind leiser, versität Wien sowie von der deutschen nicht, ob sie sich wirklich impfen lassen weniger schrill, aber deren geschichten Robert Bosch-Stiftung wahr und lehrt an wollen. Sie haben plötzlich Sorge, dass müsste man erzählen. der Universität Wien. Literaturhinweis es vielleicht zu schnell geht und der zum Thema: „Krisen-Demokratie. Sieben Impfstoff nicht sicher ist oder dass Kranich: Eine Auswirkung dieser Lektionen aus der Coronakrise“ (2020). jemand Profit machen will. gesellschaft Pandemie sind auch sogenannte und Politik müssen verantwortlich in Normalisierungstendenzen. Wir sind Hans Holzinger ist wissenschaftlicher einen dialog treten, demokratisch legiti- schon sehr froh, wenn alles wieder Mitarbeiter und pädagogischer Leiter der me Bedenken beachten und nicht alle so ist wie es einmal war. Das wider- Robert-Jungk-Bibliothek für Zukunftsfra- gleich als „Covidioten“ bezeichnen. Man spricht natürlich der Notwendigkeit gen in Salzburg. Seine Arbeitsschwer- muss mit allen gemeinsam gegen die gerade von NGOs, visionär zu den- punkte sind nachhaltiges Wirtschaften, vielfältigen negativen sozialen Folgen ken. Wie schaffen wir es in dieser Zukunft der Arbeit, neue Wohlstandsmo- arbeiten, die nicht allein der Pandemie, Zeit, in der es in vielen Fällen darum delle, Erforschung des Wandels. Er ist sondern auch einer Pandemiebekämpfung geht, die Geschäfte gerade noch am Moderator von Zukunftswerkstätten, geschuldet sind, die damit überfordert ist, Laufen zu halten, trotzdem dieses Mitherausgeber des Magazins "pro mit der Zivilgesellschaft in dialog zu treten. Visionäre nicht zu verlieren? zukunft" und Autor mehrerer Bücher. Hans Holzinger: In meinem Buch zitie- Zuletzt erschienen: "Post-Corona-Gesell- Kranich: Sie sprechen da eine wichtige re ich Kolleg*innen, die in der reaktion schaft. Was wir aus der Krise lernen soll- Frage der gesellschaftlichen Polarisie- der Staaten auf die Pandemie die große ten" (2020), "Wann lernen Gesellschaf- rung an, bei der viele NGOs auch in ein Chance sahen, auch die Umweltkrisen ten?" (2020, JBZ-Arbeitspapier). KRANICH 04/2020 – friedensbüro salzburg 05
POLItIK Pete Hämmerle & Thomas Roithner, Leiter der Kampagne zur Ein- führung des Zivilen Friedensdienstes in Österreich Ziviler Friedensdienst Zum Stand der einführung und warum ihn Corona noch nützlicher machen kann Von Pete Hämmerle & Thomas Roithner. Als die Kampagne Ziviler Friedensdienst Österreich als Instrument einer aktiven, zivilen Friedenspolitik in das türkis-grüne Regie- rungsprogramm aufgenommen wurde, waren damit viele Hoffnungen verknüpft. Doch was bedeuten das gegenwärtige Klima von Angst und Verunsicherung sowie die starke Beschränkung der Bewegungsfreiheit für die Einführung? es hätte wahrlich günstigere Zeiten für mende Menschenrechtsverletzungen freiheit besser organisieren bzw. leichter die einführung des Zivilen Friedensdien- und übergriffe gegen gewaltfreie akti- über solche gesundheitsmaßnahmen hin- stes (ZFd) in Österreich geben können vist*innen wie in Kolumbien, Belarus weg setzen können, ist nicht ganz von als die seit dem März 2020 weltweit oder Hongkong, sowie weitere ein- der Hand zu weisen. dazu kommt noch und bei uns unter dem Zeichen der Pan- schränkungen von Handlungsspielräu- ein allgemeines Klima der Unsicherheit demie vorherrschenden. Sah es in der men für zivilgesellschaftliche Organisatio- und verängstigung, in dem die „Herstel- ersten Zeit noch danach aus, als könnte nen und Bürger*innen in vielen teilen lung von Sicherheit“ für viele einen hohen die humanitäre notlage zu einem „glo- der welt – mitunter bedingt durch regie- Stellenwert einnimmt, und in dem die vor- balen waffenstillstand“ – wie von Un- rungsmaßnahmen aufgrund der Pande- handenen, traditionell für Sicherheit generalsekretär guterres gefordert – mie, deren nebeneffekte sich auch nega- zuständigen Institutionen (v.a. armee und oder zumindest zu einem aussetzen tiv auf das politische engagement unbe- Polizei) verstärkt mit diesen aufgaben einiger bewaffneter auseinandersetzun- liebter Initiativen auswirken können. betraut werden. was bedeutet das für die gen führen, so erleben wir seither eher einführung eines neuen Instruments einer das gegenteil: neue Kriege und interna- der eindruck, dass bewaffnete, staatliche aktiven, zivilen, ja vielleicht sogar gewalt- tionale Krisen wie z.B. nagorny-Karab- wie paramilitärische gruppen sich in Zei- freien Friedenspolitik, als das sich der Zivi- ach, westsahara und äthiopien, zuneh- ten von Beschränkungen der Bewegungs- le Friedensdienst selbst versteht? LESETIPP Thomas Roithner: Flinte, Faust und Friedensmacht. Außen-, Sicherheits- und Friedenspolitik Österreichs und der EU, 192 Seiten, Paperback € 12,99, Hardcover € 21,99 und E-Book € 2,99, myMorawa, Wien 2020. wirtschaftliche entwicklung und eU-Integration haben zweifellos dafür gesorgt, dass deutsche und Franzosen nicht mehr aufeinander schießen. allerdings stellt sich heute eine neue Frage. was tun, damit deutsche und Franzosen nicht gemeinsam auf andere schießen? „Flinte, Faust und Friedensmacht“ zeigt, wie die eU eine „Sprache der Macht“ lernt. ein neuer eU- Kampfjet, Kampfpanzer und eurodrohne bringen geschenke für die französischen und deutschen waffenschmieden. während die eU außenpolitisch oft uneinig ist, werden Milliardenbeträge geräusch- los in den eU-rüstungsfonds, in Militäreinsätze oder in das militärische Kerneuropa geleitet. Corona macht deutlich, wie rasch Soldat*innen für alle möglichen und unmöglichen aufgaben Zuständigkei- ten erlangen. aber die armee ist keine Polizei. BILd: verlag myMorawa | Karikatur: gerhard Haderer „Flinte, Faust und Friedensmacht“ ist eine Sammlung von vorschlägen, wie Friede mit friedlichen Mit- teln gelingen kann. das Buch von thomas roithner vermittelt eine komplexe thematik in mehrerlei Hinsicht sehr einfach. erstens sind die allermeisten abschnitte sehr kurz und konzentrieren sich auf das wesentliche. Zweitens – eine stilistische Frage – handelt es sich um journalistische Beiträge, die in Zei- tungen wie der Standard, wiener Zeitung, die Presse, Furche, Militär aktuell oder Fachzeitschriften veröffentlicht wurden. einen Schwerpunkt bildet ein Pionierprojekt: der Zivile Friedensdienst in Öster- reich. gefragt wird aber auch, wie atomare abrüstung vorangetrieben werden kann. welche Beiträge müsste das neutrale Österreich für zivile Krisenprävention leisten? Und was braucht ein modernes Heer eigentlich nicht mehr? roithner setzt mit diesem Buch ein trade mark fort. die Bücher „Märkte, Macht und Muskel“, „Sicher- heit, Supermacht und Schließgewähr“ als auch „Flinte, Faust und Friedensmacht“ werden durch eine vom Karikaturisten gerhard Haderer gestaltete arbeit am Buchumschlag komplettiert. (verlagstext) 06 KRANICH 04/2020 – friedensbüro salzburg
POLItIK Vielseitig nützlich eine breite grundsätzliche Unterstützung fordert, „ehestmöglich mit der Planung des ZFd, allerdings waren die vergangenen der einrichtung eines österreichischen der ZFd beruht in seinem Kern auf der Monate auch auf dieser Seite vornehmlich Zivilen Friedensdienstes unter umfassen- entsendung von internationalen Friedens- von anderen themen geprägt. der einbindung der Zivilgesellschaft zu fachkräften in Krisen- und Konfliktgebiete, beginnen.“ wo sie lokale Partnerorganisationen in Fra- Neues Instrument gen von gewaltprävention, ziviler Konflikt- Corona hat das letzte dreiviertel Jahr in bearbeitung und Friedensförderung auf Beim Beschluss des Budgets für 2021 der Umsetzung politisch nicht begünstigt. gewaltfreier Basis und auf augenhöhe fand der ZFd noch keine ausdrückliche dies betrifft gespräche und vertrauens- unterstützen. Insofern sind ZFd-Organisa- Berücksichtigung im Sinne einer eigenen bildungsprozesse auf politischer ebene tionen in deutschland wie alle anderen dotierung, wohl aber gibt es verschiede- wie auch ein versöhnungsbund-Pilotpro- Personalentsendeorganisationen durch ne ansätze, wo ein Ziviler Friedensdienst jekt zum Zivilen Friedensdienst in Kolum- COvId 19 heuer vor große logistische und auf staatlicher Seite angesiedelt sein soll- bien (mehr auf versoehnungsbund.at). finanzielle Herausforderungen gestellt te und in welcher weise seine Implemen- Für die inhaltliche und organisatorische worden. aber die Situation bietet auch tierung im nächsten Jahr beginnen könn- weiterführung werden Spender*innen eine Chance: nochmals das Konzept der te. da es sich beim ZFd um ein völlig gesucht. der ZFd allein – das ist uns internationalen Solidarität durch entsen- neues Instrument österreichischer bewusst – kann keine umfassende, akti- dungen von auswärtigen Fachkräften mit (außen-)Politik handelt, liegt ein gemein- ve, gewaltfreie Friedenspolitik ersetzen, den notwendigkeiten der lokalen sames verständnis davon zwischen Staat sondern ist „nur“ einer von vielen Mei- Partner*innen zu reflektieren und gegebe- und Zivilgesellschaft nicht von vornherein lensteinen auf diesem weg dahin. nenfalls zu adaptieren. die Praxis aus dem auf der Hand, weil hier unterschiedliche ZFd deutschland zeigt, wie lokale träger- „Organisationskulturen“ zusammenfin- Pete Hämmerle arbeitet im Internationa- schaft und internationale Unterstützung den müssen. einige wichtige Schritte auf len Versöhnungsbund. zum gegenseitigen wohl und nutzen aller diesem weg sind bereits gelungen, z.B. in Thomas Roithner ist Friedensforscher Beteiligten zusammenwirken können, einem entschließungsantrag von ÖvP und und Privatdozent für Politikwissenschaft. ohne Strukturen von Kolonialismus und grünen an den außenminister und die Beide leiten die Kampagne zur Einfüh- Paternalismus zu reproduzieren. regierung, der die wesentlichen Punkte rung des Zivilen Friedensdienstes in Öster- unseres Konzepts aufnahm und sie auf- reich #ZivilerFriedensdienstÖsterreich. Wo stehen wir? das von uns erarbeitete und akkordierte Konzept beschreibt den ZFd als „eigen- ständiges Instrument der österreichischen außenpolitik und als gemeinschaftswerk von Staat und Zivilgesellschaft“. von Sei- ten der interessierten nichtregierungs- Organisationen sind seit Sommer diverse Schritte unternommen worden, um als kompetenter und verlässlicher ansprech- partner fungieren zu können: ein Koordi- nationskomitee, bestehend aus acht potentiellen entsendeorganisationen , hat sich bei einem treffen im Oktober konsti- tuiert, genauso wie ein Unterstützungs- kreis weiterer friedenspolitisch engagierter Organisationen und Personen. grundle- gende arbeitsstrukturen für eine erste arbeitsphase wurden geklärt und sollen Schritt für Schritt umgesetzt werden. Zum „gemeinschaftswerk“ gehört genau- so die staatliche bzw. politische Seite: das sind v.a. das Bundesministerium für euro- päische und internationale angelegenhei- ten, das im regierungsprogramm mit der BeZaHLte anZeIge „Prüfung der einrichtung eines österreichi- schen zivilen Friedensdienstes“ beauftragt wurde, und die politischen Parteien der regierung wie der Opposition. Hier gibt es KRANICH 04/2020 – friedensbüro salzburg 07
ZIvILgeSeLLSCHaFt Desirée Summerer, Mitglied im Leitungsteam der Tagung young rebels Jugendprotest in der Krise Von Desirée Summerer. niert. die dynamik aus dem vorjahr ist weni- ger geworden.“ (Schilling 2020). wie der großteil der emanzipativen Bewegungen reagierten auch die FFF mit gesellschaft- licher Solidarität, thematisierten dabei die tendenzen der verstärkten Ungleichheiten und verfolgten das anliegen, ihr Kernthe- ma nicht vollends von der Bildfläche ver- schwinden zu lassen. BILd: Fridays For Future wien die verlagerung von Streiks auf den digita- len raum kristallisierte sich bald als breite Strategie vieler Protestbewegungen heraus. auch wenn Lena Schilling einwirft, diese hätten nicht funktioniert, so gelingt es bereits bekannten Initivativen, damit wenig- Das Friedensbüro setzt sich verstärkt mit emanzipativen und gewaltfreien Wider- stens ein Maß an aufmerksamkeit zu errei- standsformen auseinander. Im Jahr 2020 wurde die Tagung young rebels konzipiert, chen – für „neue“ oder bisher „unbekann- die ihr Augenmerk auf Jugendproteste und gesellschaftliche Veränderungen legt. Des- te“ Initiaven ist eine wahrnehmung der irée Summerer analysiert, welchen Effekt die Pandemie auf diese Prozesse hat. breiten Medien ohne parallele aktionen im realen raum kaum herstellbar. neben der das Jahr 2020 ist geprägt von einer weltwei- lisierung der großen Straßenproteste zerfiel. kreativen neuplanung in der aktionstrategie ten Pandemie bzw. globalen Krise. die Kon- „vor Corona“ erlebten weltweite emanzipa- in eben diesem raum ist eine dritte entwik- sequenzen werden vermutlich noch lange tive Protestinitiativen, zu einem großen teil klung bemerkenswert: Hier zeichnet sich das nachwirken, nachdem der Impfstoff die von Jugendlichen und jungen erwachsenen entstehen solidarischer verbindungen zu erhoffte erleichterung aus medizinischer Sicht getragen, eine erhöhte und kontinuierliche anderen emanzipativen Bewegungen ab gebracht hat. daniel Mullis stellt eine „ver- mediale Präsenz, wie etwa der demokratie- (vgl. Mullis 2020), wie zum Beispiel die brei- schärfung von sozialer und rassistischer Bewegung Hong Kongs oder der internatio- te allianz zu #blacklivesmatter. neben der exklusion sowie das erneut verstärkte aufbre- nal aktiven Initiative „Fridays for future“ . erkenntnis, dass die physische versamm- chen von geschlechterungleichheiten“ (Mullis Betrachten wir exemplarisch die „Fridays for lung, also das „embodiment des Protests“, 2020) fest. diese ist bereits jetzt auf vielen future“ (FFF) Bewegung in Österreich, zeich- (zumindest noch) nicht komplett durch digi- ebenen nachweisbar. Sie bringt eine ver- net sich ein generelles Bild der Herausforde- talen Protest ersetzbar ist, zeichnet sich schlechterung der Situation derer mit sich, die rungen durch die Corona-Krise für Protest- darin eine relevante entwicklung ab, was die bereits vorher am„kürzeren gesellschaftlichen gruppen ab. die wendung in dieser Chancen potentiell erfolgreicher Bewegun- ast“ saßen, aber auch eine Zunahme von geschichte wirkt auf den ersten Blick zermür- gen in naher Zukunft betrifft. Protesten, welche ein Charakteristikum von bend: nachdem die jungen aktivist*innen für Krisen generell darstellt. doch in der Corona- ihren monatelangen einsatz weit mehr Mag.a Desirée Summerer ist im Team der Krise ist einiges anders. erstens wurden die gefeiert als kritisiert wurden, kam die Pande- Tagungsleitung zu young rebels. Ursachen im vergleich zu vorangegangenen mie. Und mit ihr die klare Forderung aus Soli- Krisen nicht von Beginn an gesellschaftlich darität mit risikogruppen: „Bleib daheim“! Literatur: gedeutet. nach einem erzwungenen Innehal- Mullis, daniel (2020): Protest in Zeiten von ten war neuorientierung in den Protestbewe- was das für sie und ihre Mitstreiter*innen in Covid-19: Zwischen versammlungsverbot gungen gefordert. Zugleich schränkten die erster Linie auch hieß, beschreibt Lena Schil- und neuen Handlungsoptionen, im For- Sicherheitsmaßnahmen zur eindämmung des ling, Friday-aktivistin in Österreich, folgender- schungsjournal Soziale Bewegungen, Jg. 33, virus die Bewegungs- und versammlungsfrei- maßen: „das klingt makaber, aber in den Heft 2.2020. heit phasenweise immens ein. das Potential, ersten wochen im März war es eine erlö- Schilling, Lena (2020): Fridays for future: das im Zusammenkommen großer gruppen sung. wir konnten uns endlich einmal erho- “die grünen interessieren sich nicht für uns“ durch Freiwerden enormer Kräfte in der len. (...) aber nach dem durchatmen kam (27.8.2020). https://mosaik-blog.at/lena-schil- Masse liegt, wurde damit verhindert (vgl. die große Leere. (...) wir haben Onlinestreiks ling-fridays-for-future/ [letzter Zugriff: Mullis 2020). die erst erlebte kürzliche revita- probiert, aber das hat nicht wirklich funktio- 24.11.2020]. 08 KRANICH 04/2020 – friedensbüro salzburg
POLItISCHe BILdUng Kristina Langeder-Höll, Referentin für politische Bildung „Das Persönliche ist politisch“ Politische Bildung in Zeiten der Corona-Krise Von Kristina Langeder-Höll. Wir alle sind derzeit Teil und Zeug*innen einer globalen Krise, die das ganze Weltgeschehen bestimmt und spätestens seit dem Lockdown im Frühjahr auch sichtlich auf jede*n einzelne*n von uns einwirkt. Im Sinne einer breiten politischen Bildung sollen diese Erfahrungen reflektiert werden. Doch wie kann man während der Krise über die Krise nachdenken und lernen? wir blicken auf ein ungewöhnliches Jahr nen, auf die in Zeiten von „home schooling“ widersprüchliche entwicklungen. einerseits zurück, das – wie bei so vielen anderen auch viele aufgaben übertragen wurden. viele eine starke Politisierung: die Corona-Krise – veränderungen in unserer arbeit mit sich können sich ihr Studium nicht mehr finanzie- macht deutlich, dass alle aspekte unseres gebracht hat. wir merken: das thema Coro- ren und müssen abbrechen, Menschen in Lebens vom Politischen durchdrungen sind na ist überall und durchdringt alle Bereiche sogenannten systemrelevanten Berufen sind und wir als Individuen in wechselwirkung zu unseres Lebens. Kinder, Jugendliche sowie großen Belastungen und risiken ausgesetzt. den gesellschaftlichen, politischen, ökonomi- junge erwachsene leiden besonders unter eine der erschreckendsten erkenntnisse, die schen und ökologischen Bedingungen ste- den eingeschränkten Sozialkontakten, ältere ich mir ganz persönlich aus den entwicklun- hen. alexander wohnig (2020) betont, dass Menschen vereinsamen. Bildungsprozesse gen des letzten Jahres mitnehme, ist die die Krise daher als subjektiv bedeutsamer finden unter erschwerten Bedingungen onli- schnelle und massive Beschneidung von Lernanlass, ja sogar als Lernnotwendigkeit ne statt. viele verfügen dabei nicht über die grund- und Freiheitsrechten, eine Zunahme gesehen werden kann. Menschen machen notwendige technische ausstattung und autoritärer Prozesse und das erstarken von derzeit besonders viele erfahrungen, die Infrastruktur, anderen fehlen aufgrund von verschwörungstheorien. informelle politische Lern- und reflexions-pro- beengten wohnverhältnissen die ruhe und zesse anstoßen und die im rahmen von poli- der raum, sich dem Lernen zu widmen. wie- Die Krise als Lernanlass? tischer Bildungsarbeit aufgegriffen und der anderen mangelt es an der Unterstüt- behandelt werden sollen. zung der eltern oder anderer Bezugsperso- wir erleben derzeit zwei zunächst scheinbar andererseits erleben wir aber eine starke BeZaHLte anZeIge KRANICH 04/2020 – friedensbüro salzburg 09
POLItISCHe BILdUng „Pandemie-ermüdung“: nach einem guten valenzen und Unsicherheiten nicht alleine zu geben. nach dem titelgebenden Motto inne- Jahr des ausnahmezustands sind die Men- lassen, sondern diese aufzugreifen, aus- HALTen geht es um das gemeinsame Orien- schen des themas überdrüssig. die Studie tausch anzuregen und gemeinsam zu reflek- tieren und nachdenken: das Suchen nach „Solidarität in Zeiten der Pandemie“ der For- tieren. wichtig ist dabei, dass die Krise in gemeinsamen antworten vermittelt Sicher- schungsgruppe Zeitgenössische Solidaritäts- ihren unterschiedlichen Facetten, ihren Symp- heit durch verbundenheit, das teilen von studien (Uni wien) zeigt diese entwicklung tomen und Folgen in angemessener Komple- Bedenken und ungelösten Fragen beinhaltet deutlich. dafür wurden im april und im Okt- xität thematisiert wird, ohne zu überfordern. auch Positionierungen, die in der verunsicher- ober dieselben 80 Menschen befragt. das das Friedensbüro möchte Schulen und ande- ten Klassengemeinschaft neuen Halt geben ergebnis: während im Frühjahr die Zustim- re Lernorte mit einem neuen angebot dabei können. Mit welchen Schwerpunkten wir uns mung zu den Maßnahmen sehr hoch war unterstützen. in den workshops konkret befassen, hängt und die Studienteilnehmer von einem neuen In einem workshop zu 4 Unterrichtseinheiten von den Interessen und Bedürfnissen der gefühl der Solidarität berichteten, ist davon möchten wir einen geschützten raum eröff- Schüler*innen ab und wird für jede gruppe im Oktober nur mehr wenig zu spüren. die nen, um zunächst die konkreten individuellen individuell gestaltet. die themenpalette reicht Pandemie-Müdigkeit führe dazu, dass das eindrücke und erfahrungen der Kinder und von verschwörungstheorien, wertekonflikten Interesse an nachrichten rund um Corona Jugendlichen zur Sprache zu bringen und sie wie Freiheit vs. Sicherheit über soziale abnimmt bzw. ein teil der Befragten sogar dann auf altersgerechte art und weise in Ungleichheiten bis hin zu Solidarität. Um von einer zunehmenden abneigung gegen Zusammenhang mit gesellschaftlichen und diese Schwerpunkte zu klären, sprechen wir nachrichten berichtet. die einschränkungen politischen verhältnissen zu bringen. dazu uns vorab ausführlich mit der Lehrperson ab. werden zunehmend als belastend empfun- muss politische Bildung lebensweltlich orien- den und führen zu einem gefühl der tiert sein und Kinder und Jugendliche dort Literatur: erschöpfung, die gesellschaftliche Polarisie- abholen, wo sie gerade stehen. Konstruktiv Forschungsgruppe Zeitgenössische Solidari- rung nimmt zu. ist hier ein ansatz auf einer persönlichen tätsstudien, Universität wien (2020): Solida- ebene, der diese jungen Menschen auch in rität in Zeiten einer Pandemie. was machen Neues Workshop-Angebot: ihrer Persönlichkeit und resilienz stärkt und Menschen und warum?“. https://digigov.uni- inneHALTen in der Krise ihnen dabei hilft, sich als gruppe (z.B. als vie.ac.at/solidarity-in-times-of-a-pandemic-sol- Klassengemeinschaft) wieder zu finden. pan/solpan-blog-deutsch/ [letzter Zugriff: dabei ist es gerade jetzt wichtig, Lern- und neben strukturierendem wissen wollen wir in 30.11.2020]. reflexionsräume zu eröffnen und nicht zu dieser von verunsicherungen und Ohn- Wohnig, alexander (2020): die Corona-Krise resignieren. es ist eine Herausforderung, machtsgefühlen geprägten Zeit emotionen und Perspektiven politischer Bildung. In: CPd während der Pandemie über die Pandemie einen angemessenen Platz einräumen und sie Policy Blog, 26. März 2020. https://policy- nachzudenken – doch es ist aufgabe der einer reflexion zugänglich machen. damit in blog.uni-graz.at/2020/03/die-corona-krise- politischen Bildung, gerade in Krisen- und Zusammenhang stehend soll auch der und-perspektiven-politischer-bildung/ [letzter Umbruchszeiten dieser Schwierigkeit zu Umgang mit ambivalenzen und ambiguitä- Zugriff: 23.06.2020]. begegnen. denn gelernt wird in Krisenzeiten ten gefördert werden. So kann in umbruch- allemal, zumindest informell. haften Zeiten Orientierung geschaffen und MMag.a Kristina Langeder-Höll ist Bildungseinrichtungen sind daher gefordert, Handlungsfähigkeit bewahrt werden, ohne Referentin für politische Bildung im Frie- Schüler*innen mit ihren erfahrungen, ambi- zu vereinfachen oder eindeutigkeiten vorzu- densbüro Salzburg. VERANSTALTUNGSRÜCKBLICK 2020 17. Jänner | St. Virgil Salzburg 7. Mai | zentrum polis 18./19. September | Friedensüro - 2nd Seminar „extremismus und kollektive Podcast: „wertevermittlung am Beispiel Frie- Floor Kränkungen“ | den: reflexion oder überwältigung?“ | Seminar „Konstruktiver Umgang mit Stö- Mit: götz nordbruch Mit: wolfgang Buchberger, robert Hummer, rungen im schulischen alltag“ | Kristina Langeder-Höll, desirée Summerer Mit: gunhild Felser 6. Februar | Das Kino Film & gespräch „ein verborgenes 3./4. Juli | St. Virgil Salzburg 2. Oktober | Mahnmal für Roma & Sinti Leben“ | Seminar „Sexuelle gewalt – Betroffenenge- gedenkstunde für roma und Sinti | Mit: andreas Schmoller rechte Schutzkonzepte“ | Mit: Holger Specht Mit: rosa gitta Martl, Christian Klippl, anja Hagenauer, Birgitta Pallauf u.a. 6./7. März | ARGE KULTUR 15. September | Robert-Jungk-Bibliothek Seminar „Zur Prävention von Polari- vortrag & diskussion „rette sich, wer kann? 2./3. Oktober | St. Virgil Salzburg sierung und gewaltbereitem extre- die grenzen unserer Solidarität“ | Mit: wer- Seminar„vielfalt nutzen durch transkul- mismus von Jugendlichen“ | ner wintersteiner, Monika gattinger, turelle Kompetenz“ | Mit: daniela Mit: nedzad Mocevic Katerina Srahulková Molzbichler 10 KRANICH 04/2020 – friedensbüro salzburg
FrIedenSPädagOgIK Barbara Wick, pädagogische Leitung Unsere friedenspädagogische Arbeit Von Barbara Wick. Mit Beiträgen von Andreas Sarközi, Eva Navran und Michael Gum. Im Friedensbüro ist es schon so etwas wie eine tradition, das jährliche gedenken an die Opfer des nS regimes bei Sinti und roma zu unterstützen. Seit 2002 begleiten wir die gedenkkundgebung beim Mahnmal am Ignaz rieder Kai durch unsere Organisation und Moderation. das Besondere an dieser gedenkfeier ist, dass zu den redner*innen aus Politik und wissenschaft auch Beiträge von Schüler*innen kommen, die sich im vor- feld intensiv mit der thematik beschäftigt haben. Sie sind aktiv in das Programm einge- FOtO: Kulturverrein österreichischer roma bunden, wodurch es gelingt eine authenti- sche und berührende veranstaltung zu ent- wickeln und einen Bogen aus der vergan- genheit zur gegenwart zu spannen. Mit diesem artikel möchten wir diese ergrei- fende veranstaltung ins rampenlicht stellen und engagierte Beteiligte und langjährige Wir nehmen das ausklingende Jahr zum Anlass, um einen Fixpunkt in unserem Unterstützer*innen vor den vorhang bitten. Workshop- und Veranstaltungsprogramm in den Fokus zu rücken: Die Gedenk- stunde für Roma & Sinti. gerne eröffnen wir mit andreas Sarközi, dem geschäftsführer des Kulturvereins österreich- Bedingt durch die beiden Lockdowns und aus den Zahlen ist abzulesen, dass der trend sicher roma, dessen aufgabe unter anderem die vielen Unsicherheiten an den Schulen zu gewaltpräventiven workshops in volks- die Pflege, errichtung von gedenkstätten war die anzahl der durchgeführten schulen nach wie vor anhält. 500 Kinder im und die Organisation von gedenkveranstal- workshops an den Schulen in Stadt und alter von 6 – 10 Jahren wurden im mög- tungen in Österreich sowie im ausland ist, Land Salzburg gering. dennoch lassen lichen durchführungszeitraum erreicht. Sehr um das andenken an die Opfer der roma- sich in der kurzen, arbeitsintensiven Zeit erfreulich ist die zunehmende aufmerksam- volksgruppe der nationalsozialistischen ver- recht interessante entwicklungen ablesen. keit, die unsere politischen Bildungsthemen folgung wach zu halten. andreas merkt an, die folgenden Zahlen geben einen ein- an Schulen im vergangenen kurzen arbeits- dass das alljährlich stattfindende gedenken blick in die auswertung von 2020 wieder. jahr erregten. In der tabelle ersichtlich ist, nicht nur an vergangenes erinnern soll. ein die gesamte Statistik ist im Jahresbericht dass die resonanz auf themen wie antiziga- wesentliches Ziel dieser veranstaltungen sei 2020 abgelichtet, der ab Jänner 2021 auf nismus, rassismus, wertevermittlung ent- es, so andreas, über die nS-gräueltaten die der Homepage zu finden ist. sprechend groß war. angesichts der steigen- an roma und Sinti und an anderen nS- den Bedeutung unserer Bildungsarbeit sind Opfergruppen verbrochen wurden, aufzuklä- In den möglichen tätigkeitszeiten konnte wir schon recht gespannt auf die nächsten - ren, damit derartige menschenverachtende unser team im rahmen von 325 arbeits- hoffentlich pandemiefreien - Jahre. abscheulichkeiten nie wieder passieren. stunden 924 Personen erreichen. auf- grund der bereits eingegangenen anfra- ein Highlight des letzten Jahres war die dieser aspekt liegt auch eva navran sehr am gen und dem vergleich mit den Zahlen gedenkveranstaltung für roma & Sinti, die Herzen, der es ein besonders anliegen ist, des vorgängerjahres (2583 Personen) wir folgend in den Mittelpunkt rücken. Schüler*innen die verfolgung von Sinti und wäre ein arbeitsintensives und thema- roma näher zu bringen. Ihren Bemühungen tisch abwechslungsreiches arbeitsjahr zu Rückblick auf die Gedenkver- ist es zu verdanken, dass nun eine Fülle von erwarten gewesen. ersichtlich ist, dass anstaltung für Roma und Sinti unterschiedlichem Material vorhanden ist, um die anzahl der die jeweiligen Lehrer*innen bei der aufberei- workshopteilnehmer*innen im Bundes- tung des themas und vorbereitend zu einem land Salzburg mit 661 Personen rund "Es gibt keine Rassen, es gibt nur Men- darauffolgenden workshop an der Schule zu zweieinhalbmal so hoch ist wie die schen anderer Hautfarbe und anderer unterstützen. anzahl der teilnehmer*innen in der Nationalität" tief berührt vom Schicksal der roma und Stadt Salzburg (263 Personen). (Prof. Sarközi) Sinti begann sie Bücher und Zeitschriften, die KRANICH 04/2020 – friedensbüro salzburg 11
FrIedenSPädagOgIK sich mit dem thema befassten zu der vermeintlich „niederen rassen“, die sich aber nicht nur durch übergriffe auf durchforsten, um geeignete Materialien warnungen vor einem angeblichen der Straße. es beginnt subtiler. Bereits in herauszufiltern, wobei autobiographi- „Bevölkerungsaustausch“, sie führen volksschulen werden viele Kinder von den schen Beiträge sowie Zeitschriften der auf einen weg, der eine mörderische eltern gedrillt, sich von Kindern mit ande- romavereine dabei besonders bedeu- gefahr birgt. rer Hautfarbe, Muttersprache, Staatszuge- tend für sie waren. die erzählungen von eine gefahr für die überlebenden dieses hörigkeit und so weiter fernzuhalten. es gitta Martl und nicole Sevik, tochter Schreckens und deswegen eine gefahr fängt klein an und kann doch eine reak- und enkelin von rosa winter, die selbst für unser aller Zusammenleben in einer tionskette von zerstörerischen ausmaßen im Lager Maxglan gewesen war, stan- freien und demokratischen gesellschaft. verursachen. auch ist es keine Seltenheit, den daher bald im Mittelpunkt des dieser Hass fordert unsere gesellschaft dass einzelne arbeitgeber versuchen, engagierten vorhabens. heraus. Unsere antwort muss ein auf- durch verbote anderen Menschen die Job- stehen aLLer gegen diese diskriminie- suche zu erschweren. In Form eines biografischen gesprächs rung, diesen rassismus und den Hass es ist Zeit diesen Menschen klar zu nehmen gitta oder nicole auch am der Menschen sein. machen, dass es ohne ein Miteinander jeweiligen workshop teil, der in der gerade in der heutigen Zeit ist es wichtig, nicht mehr funktionieren kann. es kommt beteiligten Klasse durchgeführt wird. dies zu tun. es ist wichtig, sich politisch zu eine Zeit, in der wir uns erinnern. eine Mit den workshopleiter*innen, in den engagieren und sich der rechte und der Zeit, in der wir aus diesen Fehlern lernen, vergangenen Jahren Hans Peter graß rolle eines jeden Menschen in unserer anstatt sie zu wiederholen. aber diese Zeit und Kristina Langeder-Höll, befassen gesellschaft rückzuversichern. kann nur kommen, wenn es unser aller sich die Schüler*innen neben dem Holo- Meine damen und Herren, einer der wich- wille ist. Lasst uns also ein Zeichen setz- caust am Beispiel der roma & Sinti auch tigsten und deshalb auch ersten Sätze in ten. Für Solidarität. Für die gemeinschaft. allgemein mit themen wie vorurteile, unserem gesetzbuch lautet: „Alle Men- Für die Menschlichkeit. diskriminierung und dem entstehen von schen sind vor dem Gesetz gleich.“ wenn gewalt zwischen gruppen. Menschen also aufgrund ihrer Herkunft Mag.a (FH) Barbara Wick, Sozialarbeiterin, oder ihres namens angegriffen werden, Mediatorin, Deeskalationstrainerin, Theater- die letzten beiden Jahre haben sich dann dürfen wir das nicht hinnehmen. pädagogin und Supervision i.A., hat die Schüler*innen des Privatgymnasiums der ausgrenzung und diskriminierung zeigen pädagogische Leitung im Friedensbüro inne. Herz-Jesu Missionare unter der Beglei- tung von Mag.a Lisa Körner an der gestaltung der gedenkveranstaltung beteiligt, die auch von Musikerinnen der gruppe Libertango begleitet wurde. die Meinungsrede des Schülers Michael Gum möchten wir im Folgenden wiedergeben. Eine Rede an die Mensch- lichkeit Meine damen und Herren! eine der natür- lichsten eigenschaften des Menschen ist es, Fehler zu begehen. an sich ja nichts Schlimmes, denn man lernt ja bekanntlich aus Fehlern, oder etwa nicht? ein Blick in unsere geschichte zeigt uns ein übermaß an Fehlern, die bereits hunderte, tausende Male zuvor begangen wurden und aus denen wir doch nichts gelernt haben. dis- kriminierung, rassismus, rechtsextre- mismus; all diese wären Fehler, die speziell im deutschsprachigen raum noch gut in erinnerung sein sollten. Heute, fast fün- fundsiebzig Jahre nach dem vermeint- lichen ende dieses Schreckens, wenn die mahnenden worte der letzten Zeitzeugen BeZaHLte anZeIge verstummen, erheben sich die altbekann- ten Sitten wieder in der gesellschaft. überall werden ihre hasserfüllten Stimmen lauter. die Parolen von der vertreibung 12 KRANICH 04/2020 – friedensbüro salzburg
FrIedenSPädagOgIK WORKSHOPS & FORTBILDUNGEN 2020 GESAMTSTUNDEN: 325 | GESAMTTEILNEHMER_INNEN (TN): 924 (Stand: Ende November 2020) TN NACH THEMEN wertevermittlung 2% TN NACH zIELGRUPPE Konfliktprävention 19% no Blame approach 6% aHS 5% gewaltprävention 52% Inside My world 8% nMS 16% Philosophieren 2% aikido 2% volksschule 54% vorurteile/Feindbilder 1% erwachsenenbildung 12% rassismus/Black Lives TN NACH REGION BHS 11% Matter 6% Stadt Salzburg 31% außerschulische Kinder- antiziganismus 2% Land Salzburg 69% und Jugendarbeit 2% REFERENT*INNEN Mag. Christoph Burmann: Psychologe, Trainer und Coach. Langjährige Erfahrung und Seminare im Bereich Kommunikation, Konfliktmanagement und Füh- rungskräfteentwicklung. Begleitung von Organisationsentwicklungsprozessen. >www.burmann.me Julia Sophie Fraunberger, MA BA: Studium der Kommunikationswissenschaft und der Pädagogik, zertifizierte Saferinternat.at-Trainerin, langjährige Erfahrung in der Leitung von Seminaren und Workshops. Schwerpunkte: sicherer und verantwortungsvoller Umgang mit Medien, Prävention von (Medien-)Gewalt Katharina Fürbach: Workshopschwerpunkt: Konfliktprävention für Menschen mit Behinderung. Zertifizierte Natur-und Landschaftsführerin, Permakultur-Berate- rin (PAÖ), ausgebildete BFI-Trainerin Dipl. Päd. Hans Peter Graß, MA: Sonderschul- und Religionslehrer, diplomierter Erwachsenenbildner. Geschäftsführer des Friedensbüros Salzburg. | Themen- bereiche: Vorurteile, Feindbilder, Krieg (WhyWar), kollektive Kränkungen. Markus Hopf: Lebens- und Sozialberater, systemischer Aufstellungsleiter, Mediator, Deeskalationstrainer und Theaterpädagoge, langjährige Praxis mit Gruppen-, Einzel- und Sozialarbeit | Schwerpunkte: Konflikt- und Lösungsmanagement, Gewaltprävention, Zivilcouarge und Sozialkompetenztraining. >www.dialoglabor.at Stefan Kofler: Mediator und Jugendtrainer, in der Gewaltprävention und im Casemanagement | Interessenschwerpunkte: Gewaltprävention, Deeskalation, Kon- fliktbearbeitung MMag.a Kristina Langeder-Höll: Lehramtsstudium Englisch, Psychologie/Philosophie, Geschichte. Themenbereiche: Vorurteile, Populismus, Extremismus, poli- tische Psychologie, Inter-/Transkulturalität, Inklusion. Sabina Lumesberger, BA BA: Studium der Sozialen Arbeit am Management Center Innsbruck und der Politikwissenschaft. Mitarbeiterin im Projekt „WhyWar.at“. Workshoperfahrung im Bereich der politischen Bildung Nedžad Mocevic, MA: Trainer und Berater für interkulturelle Kompetenz und bei interkulturellen Konflikten. Projektmanager. Bietet ebenso Workshops zum Thema „Dschihadismus“ und Radikalisierungen an. Mag.a Dr.in Daniela Molzbichler: Politologin und PR-Beraterin für soziale Einrichtungen, Lehrende der Sozialen Arbeit an der FH Salzburg. Langjährige Erfah- rung als Workshopleiterin und Lektorin. Schwerpunkte: Konfliktmanagement, Inter- und Transkulturalität, Gender und Diversität, Entwicklungspolitik. Mag.a Barbara Reschreiter: Psychologin, Mediatorin, Gestalt- und Montessoripädagogin, Kindergartenpädagogin.| Interessenschwerpunkte: Gewaltpräven- tion, Deeskalation, Konfliktbearbeitung, Peer-Mediation, Fortbildungen in Kindergärten Angelika Rettenbacher, MAS: Systemische Ehe – und Familienberaterin/ psychosoziale Beraterin, SAFE- Mentorin, Psychomotorikerin und Kindergartenpäda- gogin. | Interessenschwerpunkte: Gewaltprävention, Deeskalation, Konfliktbearbeitung, Fortbildungen in Kindergärten Mag.a Martina Rumpl: Erziehungswissenschaftlerin, Mediatorin, Erlebnis- und Outdoortrainerin | Interessenschwerpunkte: Gewaltprävention, Deeskalation, Konfliktbearbeitung, Peer-Mediation, Fortbildung "No blame Approach" Mag.a Ute Schwarzmayr: Sexualpädagogin, Lebens- und Sozialberatung; Aikdo-Trainerin (2. Dan); Interessenschwerpunkte: Körperarbeit nach fernöstlichen Prinzipien, Herzliche Aggression Mag.a Desirée Summerer: Studium der Soziologie und Kommunikationswissenschaft mit den Schwerpunkten Zivilgesellschaft/Gender und Entwicklung, Zusatzausbildung Philosophische Gesprächsleitung. Interessenschwerpunkte: „Kinder/Jugendliche/Wir philosophieren“ und „Paroli den Parolen“. DSA Angelika Wallner: Sozialarbeiterin, Mediatorin, systemischer Coach | Peer-Mediationan der NMS Liefering Sara Wichelhaus: Studium der Kommunikationswissenschaft, freie Referentin im medienpädagogischen Bereich, | Interessenschwerpunkte: Mediennutzung, Medienwirkung, Cybermobbing und Community-Medien Mag.a (FH) Barbara Wick: Pädagogische Leitung; Sozialarbeiterin, Mediatorin, Lebens- und Sozialberaterin, Theaterpädagogin, Deeskalationstrainerin | Interes- senschwerpunkte: Gewaltprävention, Deeskalation, Konfliktbearbeitung, Peer Mediation, Zivilcourage, "No blame Approach", Schulentwicklungsprozesse Mag. Eugen Würz, Msc: Dipl. Psychologe, Selbständiger Supervisor, Coach, Mediator, Unternehmensberater | Interessenschwerpunkte: Gewaltprävention, Deeskalation, Konfliktbearbeitung DSA Barbara Wimmer-Stöllinger: Diplomierte Sozialarbeiterin, Mediatorin und Coach. Leitet die Peer-Mediationsausbildung an der NMS Liefering. MIT UNTERSTüTzUNG VON KRANICH 04/2020 – friedensbüro salzburg 13
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