RegioSignale 2012 2. November 2011 in Offenbach - Die Bahn macht mobil. Eine Veranstaltung der DB Regio AG
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RegioSignale 2012 2. November 2011 in Offenbach Eine Veranstaltung der DB Regio AG Die Bahn macht mobil.
Editorial Frank Sennhenn Vorstandsvorsitzender DB Regio AG Liebe Leserinnen und Leser, am 2. November 2011 fand die Premiere statt: Aus Am Ende eines intensiven und dynamischen Branchen- „RegioForum“ wurde „RegioSignale“. Mehr Dialog, treffs attestierten uns per Televoting 82 Prozent der mehr Interaktion, mehr Vielfalt – das waren die Ziele Teilnehmerinnen und Teilnehmer, dass wir mit Regio- des neuen Formats für unsere jährliche Branchen- Signale ein passendes, ein gutes Veranstaltungsformat veranstaltung. Nach Meinung der rund 300 Teilneh- gefunden haben. Bei der Bewertung im Internet, an merinnen und Teilnehmer, die noch auf der Veran- der sich fast die Hälfte der Gäste beteiligte, erhielt das staltung in Offenbach am Main und anschließend im neue Konzept die Note 1,9. Für diesen Erfolg bedan- Internet ihr Urteil abgaben, ist das gelungen. Wir bei ken wir uns bei allen, die in Offenbach mitgewirkt DB Regio haben uns darüber sehr gefreut. Der ÖPNV, haben oder einfach nur dabei waren. Unsere Gäste so kam es in Offenbach immer wieder zum Ausdruck, haben dafür gesorgt, dass RegioSignale 2012 so gewor- versteht sich als lernende Branche. Mit RegioSignale den ist, wie wir es uns vorgestellt haben: frisch, leben- wollen wir dafür einen Rahmen zur Verfügung stellen dig, diskussionsfreudig, interaktiv und konstruktiv. und laden die Akteure unserer Branche ein, sich einzu- bringen und am Austausch zu beteiligen. Besonders bedanken möchten wir uns für alle Anre- gungen, wie wir im Detail besser werden können. Wir Kompakt an einem Tag haben wir in der Veranstal- beziehen sie in die bereits laufenden Vorbereitungen tungshalle „K 39“ insgesamt 16 Podiumsdiskussionen, für RegioSignale 2013 ein. Termin und Ort stehen be- Präsentationen und Workshops geboten, darunter reits fest: 13. November 2012, Offenbach am Main, zehn Themen, aus denen die Teilnehmer auswählen Veranstaltungshalle K 39. Wir freuen uns auf Sie! konnten. Mit Blickrichtung nach vorne wollten wir das thematisieren, was im folgenden Jahr auf der Agenda Herzlichst Ihr der Branche steht oder stehen sollte – deshalb „RegioSignale 2012“. Als Experten auf den Podien haben wir Fachleute eingeladen, die etwas zu sagen haben – unabhängig davon, ob uns als DB Regio AG das immer gefällt. Dass dazu neben Verkehrspoliti- kern, Aufgabenträgern und Vertretern der Verbände auch Wettbewerber gehören, war für uns von vornhe- rein selbstverständlich. Und: Wir wollten nahe an der Frank Sennhenn Praxis diskutieren, voneinander lernen und dabei auch Vorstandsvorsitzender DB Regio AG Querdenker einbeziehen. Die vorliegende Dokumentation zeichnet die Veran- staltung nach. Entsprechend dem RegioSignale-Motto soll sie dazu beitragen, Impulse für unsere Branche zu setzen – auch über den Tag und über den Kreis derjeni- gen hinaus, die persönlich teilgenommen haben. Fotos: Mario Vedder 3
Inhalt Inhalt 03 Editorial 04 Inhalt 06 Reden im Plenum 07 „Unser Jahrhundert ist das Jahrhundert der integrierten Mobilität“ Dr. Rüdiger Grube, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bahn AG 10 „Wir wollen die Kunden und die Mitarbeiter begeistern“ Frank Sennhenn, Vorstandsvorsitzender der DB Regio AG 12 Regio Bus stellt sich auf neue Herausforderungen ein Michael Hahn, Vorstand Regio Bus der DB Regio AG 14 Podiumsdiskussionen im Plenum 15 „Finanzausstattung der Aufgabenträger hat die Schmerzgrenze erreicht“ Podiumsdiskussion mit Fritz Czeschka, Geschäftsführer der Bayerischen Eisenbahngesellschaft; Michael Harting, Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung; Frank Sennhenn, Vorstandsvorsitzender der DB Regio AG; Jörg Vogelsänger, Minister für Infrastruktur des Landes Brandenburg; Oliver Wolff, Hauptgeschaftsführer des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen 18 Elektroautos bereiten der vernetzten Mobilität den Weg Prof. Dr. Andreas Knie, Geschäftsführer des Innovationszentrums für Mobilität und gesellschaftlichen Wandel (InnoZ), und Dr. Sigrid Nikutta, Vorstandsvorsitzende der Berliner Verkehrsbetriebe 21 Verzahnter Nah- und Fernverkehr findet Lob von allen Seiten Podiumsdiskussion mit Edwin Dutler, Unternehmensberater und ehem. Präsident Pro Bahn Schweiz; Dirk Flege, Geschäftsführer Allianz pro Schiene; Dr. Dieter Glück, Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung; Volker Heepen, Geschäftsführer Nahverkehrsservicegesell- schaft Thüringen; Ulrich Homburg, DB-Vorstand Personenverkehr; Hans Leister, Geschäftsführer Keolis Deutschland 4
24 Workshops und Wahlthemen Fokus Wettbewerb 25 Wettbewerb in der Sackgasse? 28 Schlechte Preise – billige Jobs? 29 Mehr Wettbewerb durch Regulierung? Fokus Marktgestaltung 31 Europa im Blick 33 Nahverkehrsplan – der Teufel im Detail? 34 Fahrzeugkonzepte bei Bus-Ausschreibungen Fokus Marketing und Service 36 Muss Bahnfahren sexy sein? 38 In Echtzeit informieren Fokus Ticketing und Vertrieb 40 Die neue Welt des Ticketkaufs 42 Mit Touch&Travel einfach einsteigen 44 Abendveranstaltung 45 Aus dem Alltag eines philosophierenden Bahncard-Besitzers Kabarett mit Frank Lüdecke 49 Teilnehmerverzeichnis Fotos: Mario Vedder 5
Reden im Plenum Reden im Plenum Podiumsdiskussionen im Plenum Workshops und Wahlthemen Fokus Fokus Fokus Fokus Wettbewerb Marktgestaltung Marketing Ticketing und Service und Vertrieb Abendveranstaltung Teilnehmerverzeichnis 6
„Unser Jahrhundert ist das Jahrhundert der integrierten Mobilität“ Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bahn AG, Dr. Rüdiger Grube, sieht Pünktlichkeitswerte im Internet als Bei- in seiner Rede das Unternehmen auf einem guten Weg: Seit dem letzten spiel transparenter Kommunikation und Branchentreff 2010 im Saarland sei man „weitere deutlich spürbare Schritte die neuen Klimaschutzziele der Bahn. in Richtung Modernität gegangen.“ Auch er wolle den Teilnehmern der Als Belege für die Modernisierung der RegioSignale „die neue Seite der DB präsentieren“. Infrastruktur verweist Dr. Grube auf den Die Bahn komme nicht nur bei den Pro- zeit und dem neuen Angebotsberater „Die Zukunft unseres gemeinsamen dukten und bei den Leistungen, sondern auf bahn.de, mit Touch&Travel oder mit Geschäfts liegt nicht hinter uns, „auch in der Diskussions- und in der dem neuen Kundendialog bei Twitter die Zukunft unserer Branche liegt Unternehmenskultur“ stetig voran, auch und auf Facebook. eindeutig vor uns.“ – wenn er persönlich sich „alles manchmal Dr. Rüdiger Grube, Vorstandsvor- Fotos: Max Lautenschläger (1) , Mario Vedder (1) noch viel schneller“ wünschen würde. sitzender der Deutschen Bahn AG Der DB-Chef: „Aber auch Sie wissen: DB ist moderner geworden Steter Tropfen höhlt den Stein. Das ist nicht wie bei einem Lichtschalter, den Aber nicht nur dort, wo es um innovative Ost-West-Korridor von Berlin über Han- man an- und ausschalten kann.“ Für die Medien geht, sei die DB moderner gewor- nover nach Bielefeld und den Ausbau der Kunden sei das Bahnfahren ein gutes den, sagt Dr. Grube: „Wir haben als DB- Strecke Augsburg – München für Tempo Stück moderner und attraktiver gewor Konzern überall Schritte in die richtige 230. Zusammen mit der Neubaustrecke den. Neue Kommunikationstechnologien Richtung gemacht.“ Er nennt drei Bei- Wendlingen – Ulm verringert sich die hätten dazu beigetragen – zum Beispiel spiele: die Modernisierung der Schienen- Reisezeit von München nach Stuttgart mit der Fahrgastinformation in Echt- infrastruktur, die Veröffentlichung der von heute zwei Stunden zwanzig Minuten 7
Reden im Plenum Einer der größten Ausbilder auf künftig eine Stunde vierzig Minuten. habe sich der Vorstand für ein neues Kli- in Deutschland Auch bei Neu- und Ausbau des Korridors maschutzziel entschieden: Bis 2020 soll München – Berlin komme man gut voran. der Anteil regenerativer Energien auf Die Deutsche Bahn hat „Da wird der ICE-Sprinter ab 2017 nur mindestens 35 Prozent steigen. „Auch 2011 deutlich mehr noch rund vier Stunden brauchen.“ das ist ein gewaltiger Schritt – und mit Nachwuchskräfte eingestellt. viel Geld verbunden.“ Die Abschaltung Rund 3.600 Jugendliche Im Internet veröffentlicht die DB seit des Kraftwerks Neckarwestheim habe begannen am 1. September September 2011 die Pünktlichkeits- den Anteil der Nuklearenergie bereits 2011 ihre Berufsausbildung werte für den Fernverkehr, den Nahver- von 22 auf 14 Prozent gesenkt. Dr. bei der DB. Das sind 24 kehr und den Schienenpersonenverkehr Grube: „Diese acht Prozent gleichen Prozent mehr als im Jahr insgesamt. Dr. Grube: „Für uns war das wir aus durch einen riesigen Einkauf zuvor. Außerdem bietet das ein gewaltiger Schritt nach vorn. Wa- an Wasserkraft.“ Den Vertrag mit dem Unternehmen jährlich 280 rum? Wir verfolgen ein gemeinsames Energieversorger RWE habe man im Plätze für ein duales Studium. Juli unterschrieben. „Jedes Jahr werden Mehr als 400 junge Menschen wir 900 Millionen Kilowattstunden im erhalten zudem jährlich mit „Wenn ich alle geplanten Investitio- Wert von 1,3 Milliarden Euro kaufen.“ In dem Programm „Chance nen der nächsten fünf Jahre aufad- Brandenburg habe die Bahn außerdem plus“ die Möglichkeit, sich für diere, komme ich auf eine Summe zusammen mit Partnern das weltweit den Einstieg ins Berufsleben von 49,5 Milliarden Euro.“ – erste Hybridkraftwerk in Betrieb gesetzt. fit zu machen. Mit derzeit Dr. Rüdiger Grube, Vorstandsvor- Es integriert die Energiequellen Wind, insgesamt mehr als 10.000 sitzender der Deutschen Bahn AG Wasserstoff und Biogas und wurde mit Nachwuchskräften ist Mitteln aus den CO2-freien Umwelt-Plus- die DB einer der größten und EcoPlus-Angeboten der DB geför- Ausbilder in Deutschland. Ziel: Wir wollen Transparenz schaffen dert. Klima- und Umweltfreundlichkeit Damit beweist der Konzern – auch für die Ursachen von Verspä- würden auf Kundenseite immer gezielter seine Verantwortung für die tungen.“ Als Beispiele nennt er die nachgefragt, berichtet Dr. Grube, allein Qualifizierung von jungen Zunahme von Buntmetalldiebstählen. die Umwelt-Plus-Buchungen seien in Menschen, vom Hauptschüler 2010 seien davon 8.000 Züge betroffen einem Jahr um 30 Prozent gestiegen. bis zum Abiturienten. Neben gewesen, mehr als 140.000 Verspä- Die CO2-freien Verkehre hätten in einem der Vermittlung fachlicher tungsminuten seien zusammengekom- Jahr bereits zu einer Reduzierung der Kenntnisse und praktischer men. Auch kriminelle Anschläge würden Emissionen um 185.000 Tonnen CO2 bei- Fertigkeiten ist der Erwerb die Pünktlichkeit negativ beeinflussen. getragen. Mit ihren umweltfreundlichen von Service-, Sozial- und Angeboten und mit dem Ausbau rege- Methodenkompetenzen nerativer Energien, aber auch mit ihren wie unternehmerisches Engagement für die Umwelt Anstrengungen zur Reduzierung des Denken, Kundenorientierung, Schienenverkehrslärms komme die DB Selbstständigkeit und Breiten Raum in der Rede des DB-Chefs ihrer gesellschaftlichen Verantwortung Teamgeist zentraler nimmt das Umsteuern in der Energie- nach, sehe darin aber auch „einen ent- Bestandteil der Ausbildung. politik ein. „Die Zukunft wird nur mit der scheidenden Wettbewerbsfaktor.“ Energiewende möglich sein.“ Deshalb Das „Brot-und-Butter-Geschäft“ Unverändert hoch ist das Investitions- niveau. „Wenn ich alle geplanten In- vestitionen der nächsten fünf Jahre aufaddiere, komme ich auf eine Summe von 49,5 Milliarden Euro“, so Dr. Grube. Oberste Priorität habe weiter das „Brot- und-Butter-Geschäft“. Allein in die Win- tervorbereitung seien 2011 rund 300 Millionen Euro geflossen: für neue Ent- eisungs- und Ultraschallanlagen, neue Abtauzelte, Außenreinigungsanlagen und Hallen mit Warmwasser und Heiz- strahlern sowie über 200 mobile Heiz- geräte und 1.000 zusätzliche Weichen- heizungen. Von insgesamt rund 68.000 Gemeinsam besuchten DB-Chef Dr. Rüdiger Grube und Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen im Weichen seien bereits 50.000 umgerüs- November 2011 die DB-Ausbildungsstätte in Berlin-Schöneweide. Die Qualifizierung junger Menschen ist für tet. Dr. Grube: „Aber auch das gibt es die DB auch 2012 ein Schlüsselthema. nicht zum Nulltarif. Wenn wir 50.000 8
Im Oktober 2011 wurde in Prenzlau (Brandenburg) das weltweit erste Wasserstoff-Hybridkraftwerk in Betrieb genommen. Es kann Windstrom speichern und bei Windstille in das Stromnetz abgeben. Die DB hat den Bau mit den Mitteln aus dem Neuanlagenbonus von Umwelt-Plus und EcoPlus unterstützt. Weichen im Winter beheizen, bedeutet tung in den Wachstumsprognosen dürfe Zehn Jahre das allein eine Energierechnung von 50 man eines nicht übersehen: Noch nie DB Carsharing Millionen Euro. Doch wir tun noch mehr: seien in Deutschland so viele Menschen Wir stocken die Schneeräumteams und mit öffentlichen Verkehrsmitteln ge- Was vor zehn Jahren die Sicherungskräfte massiv auf und fahren wie im 1. Halbjahr 2011, nämlich beim Start in Berlin von setzen mehr Personal bei der Fahrgast- 5,5 Milliarden Fahrgäste. „Auch wir im Verkehrsexperten belächelt information und bei der Kundenbetreu- DB-Konzern haben im 1. Halbjahr 2011 wurde, ist heute aus dem ung ein. Allein für das Schneeräumen einen Rekord auf der Schiene hingelegt: öffentlichen Personenverkehr stehen in diesem Winter 16.000 Einsatz- 18 Millionen mehr Reisende als im Vor- nicht mehr wegzudenken: kräfte bereit.“ Bis 2015 investiere die jahreszeitraum, so viele wie noch nie in DB Carsharing, das DB rund zwölf Milliarden Euro in neue einem ersten Halbjahr. Und es ist noch flexible und stundenweise Fahrzeuge. „Aber alles Geld für neue viel Luft da.“ Die DB stelle die Weichen Automietsystem der Bahn für Fahrzeuge nützt nichts, wenn die Züge für die Zukunft. Jeden Tag arbeite der jedermann. In Deutschland nicht geliefert werden“, merkt Dr. Grube Konzern daran, kundenfreundlicher, stehen den Kunden in mit Blick auf die Zulassungs- und Quali- sympathischer und umweltfreundlicher über 140 Städten an 800 tätsprobleme der Industrie an. „Unsere zu werden. Man komme aus der Re- Stationen rund 2.500 Autos strukturierung, „aber jetzt befinden zu günstigen Mietpreisen wir uns immer noch voll in der Zeit der zur Verfügung. Rund 85 „Im Interesse der Besteller und Rekrutierung“, so Dr. Grube. „Wir wer- Elektroautos können schon der Fahrgäste nehmen wir nur den in den nächsten zehn Jahren 78.000 jetzt unter anderem in noch auftragskonforme Fahr- Mitarbeiter einstellen. Wir wollen am Berlin, Hamburg, Frankfurt zeuge ab. Unsere Kunden er- Verkehrswachstum der nächsten Jahre am Main und Stuttgart warten, dass sie sich auf uns partizipieren.“ Dafür brauche man einen gemietet werden. Rund verlassen können.“ – Dr. Rüdiger fairen intermodalen und intramodalen 170.000 Kunden haben sich Fotos: Pablo Castagnola (1), ENERTRAG/Tom Baerwald (1) , Uwe Miethe (1), Michael Neuhaus (1) Grube, Vorstandsvorsitzender der Wettbewerb auf Straße und Schiene so- bei DB Carsharing bereits Deutschen Bahn AG wie langfristige Mittelbereitstellungen registriert. Damit ist das für Infrastruktur und für den Nahver- Unternehmen Marktführer kehr. „Wir setzen uns dafür ein, und in Deutschland. Aufgrund Position hierzu ist hart, aber fair. Und zwar auf Länderebene, im Bund und bei zahlreicher Kooperationen sie ist unverändert. Im Interesse der der EU in Brüssel.“ mit Partnerunternehmen Besteller und der Fahrgäste nehmen wir können nicht nur in den nur noch auftragskonforme Fahrzeuge Die Zukunft der Mobilität, betont er, Nachbarländern Schweiz ab. Unsere Kunden erwarten, dass sie liege in der intelligenten Verknüpfung und Niederlande, sondern sich auf uns verlassen können.“ der Verkehrsmittel. „Unser Jahrhundert weltweit insgesamt weitere ist das Jahrhundert der integrierten 2.000 Autos gebucht werden Mobilität.“ Gemeinsam mit der Bran- – in Spanien genauso wie in Die Zukunft der Branche che wolle man diese Zukunft gestalten, Südafrika oder Australien. „nicht gegeneinander, sondern mit- Dr. Grube fordert die Teilnehmer der einander, das liegt uns besonders am RegioSignale 2012 auf, gemeinsam nach Herzen.“ Dr. Grube: „Die Zukunft unse- vorn zu schauen. Bei aller Unsicherheit res gemeinsamen Geschäfts liegt nicht im politischen Umfeld, bei aller Sorge hinter uns, die Zukunft unserer Branche um den Euro und bei aller Zurückhal- liegt eindeutig vor uns.“ 9
Reden im Plenum „Wir wollen die Kunden und die Mitarbeiter begeistern“ Sparzwänge, Kostendruck, Revision der Regionalisierungsmittel: Immer wieder geht es beim Branchentreff in Offenbach um das Diktat der Wirtschaftlichkeit, dem sich niemand entziehen kann. Doch es braucht auch motivierende Impulse, um den Nahverkehr nach vorne zu bringen, einen „positiven Spin“, wie DB Regio-Chef Frank Sennhenn sagt. Er ist überzeugt: „Man kann ein Unternehmen auf Dauer nicht allein unter Kostengesichtspunkten führen.“ In seinem Vortrag unter dem Titel „Vom Dienen und Leisten“ geht Sennhenn zurück bis ins Jahr 2007. Die schwierige Sanierung des Unternehmens war ge- schafft, führt er aus. Seit 2000 habe man die wettbewerbsrelevanten Kosten um 22 Prozent gesenkt und rund 10.000 Stellen angebaut. „Die Frage war: Was nun? Wo soll es weiter hingehen, und wie wollen wir das machen?“ Die Ant- wort gaben der Vorstand, damals noch unter Führung von Ulrich Homburg, und die Führungskräfte auf kreativem Wege: Sie gestalteten Bilder. Das zentrale Mo- tiv zeigt einen futuristisch anmutenden Zug, strahlende Mitarbeiter und Fahr- gäste, die ihre Reise sichtlich genießen. Darüber Leitsätze, vor allem die: „Wir wollen das führende Nahverkehrsunter- nehmen sein“ und „Wir wollen unsere Kunden und Mitarbeiter begeistern“. Verbesserungen für die Fahrgäste Dass es bis dahin ein weiter Weg sein würde, zeigte schon der Titel an: „Vision 2022“. Um sie zu verwirklichen, legte man ein Programm auf: „Zukunftsfähig- keit Regio“. Erstes Ziel: die Kundenzu- friedenheit verbessern. „Wir waren nicht besonders gut, auch bei den Kriterien nicht, die wir alleine beeinflussen kön- nen“, blickt Sennhenn auf die Ergeb- nisse der infas-Kundenzufriedenheitsbe- fragungen zurück. Besonders bedenklich allerdings: „Wo Wettbewerber in Betrieb gegangen sind, erreichten sie bessere Werte.“ Sennhenn verdeutlicht, an wie vielen Stellen das Unternehmen im Rah- men der Kunden- und Qualitätsinitiative derzeit ansetzt, um die Zufriedenheits- werte zu verbessern: Sicherheit (plus 280.000 Stunden Sicherheits- und Ord- nungsdienst), Sauberkeit (plus 150.000 Stunden für Unterwegsreinigung), mobile Instandhaltung (plus 40 Vollzeit- stellen), Betreuung im Zug (plus 168 Vollzeitstellen für Kundenbetreuer im 10
Nahverkehr). Mehr als 20,6 Millionen Zwei Seiten einer Medaille wollen die Mitarbeiter befähigen, die Euro kommen verschiedenen weiteren Dinge, die sie selber als unzureichend Maßnahmen zugute. Neben der Kunden- Sennhenn macht deutlich: Mitarbeiter- empfinden, zu verbessern.“ Dazu habe information steht hier das Erscheinungs- zufriedenheit und Kundenzufriedenheit man verschiedene Ansätze – Kontinu- bild der Fahrzeuge im Mittelpunkt. So sind zwei Seiten einer Medaille. „Ein ierlicher Verbesserungsprozess (KVP), werden Komfort mindernde Mängel in Dienstleistungsunternehmen kann kein Ideenmanagement und Best Practice den Fahrgasträumen wie etwa verschlis- gutes Dienstleistungsunternehmen – integriert und die bürokratischen sene Polster systematisch beseitigt und sein, wenn die Mitarbeiter unzufrieden und administrativen Hürden abgebaut. die Fahrzeuge durch eine Permanentbe- sind. Denn es lebt vom Engagement Zudem aktiviere man die Mitarbeiter, schichtung vor Graffiti geschützt. der Mitarbeiter.“ Sennhenn berichtet, etwa durch Planspiele, Workshops und dass nach den Jahren der Sanierung „Ideenwände“, die Anstöße für Verbes- serungen geben und Erreichtes doku- Kulturwandel in den Köpfen mentieren. Oft profitierten davon auch „Ein Dienstleistungsunternehmen die Kunden – etwa bei Vorschlägen, die kann kein gutes Dienstleistungsun- Dass diese Maßnahmen Wirkung zeigen, dem Service im Zug oder der Pünktlich- ternehmen sein, wenn die Mitar- belegt Sennhenn am Beispiel DB Regio keit zugutekommen. beiter unzufrieden sind.“ – Frank Hessen. Dort lag die Kundenzufrieden- Sennhenn, Vorstandsvorsitzender heit Mitte 2011 in allen untersuchten DB Regio AG Dimensionen spürbar höher als ein Jahr Das „Regio Barometer“ steigt zuvor. Sie entwickelte sich von zum Teil schwachen mittleren Werten in Richtung „Wir wollen die Mitarbeiter von Betrof- auf gute Bewertungen. In manchen Be- auch bei der Mitarbeiterzufriedenheit fenen zu Beteiligten machen und binden reichen, zum Beispiel beim Sicherheits- dringender Handlungsbedarf bestanden sie sehr viel mehr ein“, erläutert der DB gefühl der Fahrgäste und der Präsenz habe. Die Werte bei der Mitarbeiter- Regio-Chef. Die Eisenbahner honorieren von Zugbegleitpersonal im Nahverkehr, befragung 2008 seien „weit von ‚gut’ das: Von 28 auf 36 Indexpunkte ist das Fotos: Mario Vedder (1), Hans-Dieter Budde (1), Tobias Heyer (1), Max Lautenschläger (1) machte sie einen deutlichen Sprung entfernt“ gewesen. Nach „anfänglicher „Regio Barometer“, mit dem das Unter- nach vorne. Sennhenn sieht in solchen Schockstarre“ habe man mit einem um- nehmen die Mitarbeiterzufriedenheit Fortschritten eine wichtige Bestätigung, fassenden Paket reagiert, erläutert der misst, bis 2010 gestiegen. „Das hat uns auch mit Blick auf die Mitarbeiter. Seine Vorstandsvorsitzende der DB Regio AG im Vorstand wahnsinnig gefreut“, sagt Botschaft: „Wenn sich alle engagieren und listet wesentliche Ansatzpunkte auf: der DB Regio-Chef. Gemessen an den und wir zugleich Geld ins System brin- Qualifizierung betrieblicher Führungs- eigenen Zielen bleibt bei der Mitarbei- gen, haben wir Erfolg.“ Überhaupt sieht kräfte und bessere Aufstiegschancen, ter- wie auch der Kundenzufriedenheit der DB Regio-Chef eine entscheidende neue Führungskultur und kommunika- gleichwohl viel Luft nach oben. Senn- Herausforderung darin, dass die „Vision tives Führungsverhalten, Verbesserun- henn verspricht, dass das Unternehmen 2022“ im ganzen Unternehmen und bei gen im Arbeitsumfeld, etwa durch neu dranbleibt, die „Vision 2022“ nicht aus allen Mitarbeitern ankommt und wirkt. gestaltete Pausen- und Melderäume, den Augen verliert: „Wir wollen unsere Es gehe um einen „Kulturwandel in den ein Set von Mitarbeitermedien, um die Kunden und Mitarbeiter begeistern.“ Köpfen“ und darum, auf allen Ebenen Information zu verbessern, sowie Kom- die Maxime des Unternehmens zu ver- munikation und Dialog, in den sich auch „Was der Kunde wünscht, bestimmt innerlichen: „Was der Kunde wünscht, die Vorstandsmitglieder bei Veranstal- unser Handeln.“ – Dienstleistungs- bestimmt unser Handeln.“ Unabdingbar tungen in den Standorten regelmäßig versprechen DB Regio AG gehöre dazu auch, dass die Mitarbeiter einbringen. Eine zentrale Rolle spiele begeistert sind – das zweite Ziel der darüber hinaus der „Regio Verbesse- „Vision 2022“. rungsprozess“ (RVP). Dessen Ziel: „Wir Kunden- und Qualitätsoffensive: DB Regio verbessert den Service an Bord, das Erscheinungsbild sowie den Komfort der Fahrzeuge und die Sicherheit. 11
Reden im Plenum Regio Bus stellt sich auf neue Herausforderungen ein Steigende Preise, größerer Wettbewerb und – vor allem in ländlichen das nicht nur im Osten der Republik, Bereichen – zurückgehende Fahrgastzahlen: Der Druck auf das Busgeschäft auch im Westen.“ in Deutschland wird künftig noch weiter zunehmen. Michael Hahn, Vorstand DB Regio Bus, referiert über die künftige Entwicklung der Busverkehre und stellt fünf Thesen zur weiteren Entwicklung vor. ÖPNV im Verteilungskampf Ein Einschnitt mit Folgen: „Die Schüler- Die Demografen sind sich einig: Der kreisen erwarten wir bis 2025 bis zu 30 beförderung stellt in Deutschland das Bevölkerungsrückgang in der Bundes- Prozent niedrigere Schülerzahlen. Das Rückgrat des ÖPNV dar und ist Kern des republik wird sich besonders in den betrifft vor allen Dingen Gebiete, die Busgeschäfts der DB Regio“, umreißt ländlichen Gebieten auswirken. „Damit ohnehin schon dünn besiedelt sind, und Hahn das Problem. „Zurzeit sind über sinkt dort die Lebensqualität, was wie- 70 Prozent unserer Fahrgäste Schüler. derum zu einem verstärkten Wunsch Die demografische Entwicklung stellt gerade jüngerer Familien führt, in die „Zurzeit sind über 70 Prozent unse- dieses Grundgerüst nachhaltig infrage.“ Städte zu ziehen“, so Hahn. Diese Ent- rer Fahrgäste Schüler. Die demo- Zudem werde es zunehmende Vertei- wicklung führt zu seiner ersten These: grafische Entwicklung stellt dieses lungskämpfe zwischen dem ÖPNV und Die Fahrgastzahlen in Großstädten und Grundgerüst nachhaltig infrage.“– anderen Politikfeldern geben, und dabei Ballungsräumen werden weiter steigen, Michael Hahn, Vorstand Regio Bus stehe der ÖPNV „mit Sicherheit“ nicht gleichzeitig gehen sie auf dem Land dra- der DB Regio AG immer an der ersten Stelle auf der Pri- matisch zurück. Hahn: „In einigen Land- oritätenliste. „Hier müssen wir gemein- 12
sam Verständnis für die bevorstehenden etabliert. Es besteht somit keine Not- Rosinenpickerei können wir nicht hin- Herausforderungen schaffen“, ermun- wendigkeit mehr für strategische Markt nehmen“, wehrt Hahn ab. tert Hahn die Branchenvertreter, denn eintrittspreise“, erläutert der Vorstand er habe das Gefühl, „dass hinsichtlich Regio Bus. Die Unternehmen würden der demografischen Entwicklung das sich künftig vorsichtiger am Markt be- Faire Verkehrsverträge Thema ÖPNV-Angebot nicht ernst ge- wegen und auch dementsprechend ihre nommen beziehungsweise unterschätzt Preise gestalten. Hahn: „Unser Margen- Chancen und Risiken müssten fair ver- wird.“ verfall ist dramatisch, und das nicht nur teilt werden, betont der Vorstand Regio in Hessen. Damit meine ich kein sinken- Bus. „Die Verkehrsunternehmen werden Rückläufige Nutzerzahlen machten ein des Ergebnis, ich rede von Verlusten.“ sich künftig gründlich überlegen, ob sie stärkeres Engagement der Aufgabenträ- Als Folge müssten Verkehrsunterneh- sich um einen Verkehrsvertrag bewer- ger notwendig, aber „in den am stärk men konsequent unternehmerisch agie- ben sollen, bei dem sie keinen Einfluss sten betroffenen Regionen kann das ren. „Die Unternehmen werden künftig auf die Gestaltung des Angebots und die bestehende ÖPNV-Angebot mit Sicher- sehr kritisch prüfen, an welchen Ver- Tarifstruktur nehmen können, aber am heit nicht mehr lange aufrechterhalten fahren sie sich noch beteiligen wollen Ende das Einnahmerisiko dafür tragen werden“, begründet Hahn seine zweite oder können.“ Das heiße nicht, dass sich These: „Es wird für die Aufgabenträger DB Regio aus dem Busgeschäft zurück- „Ein Verkehrsunternehmen wird teurer, in der Fläche ein angemessenes ziehe, auch nicht aus solchen Märkten, sich künftig gründlich überlegen, Mobilitätsangebot zu gewährleisten.“ die besonders kritisch seien, aber: „Wir ob es sich um einen Verkehrsver- Als Ausweg aus dem Dilemma würden müssen wählerischer werden.“ trag bewerben soll, bei dem es Aufgabenträger den Weg in den Wett- keinen Einfluss auf die Gestaltung bewerb beschleunigen, prognostiziert Die Regionalbusgesellschaften hätten des Angebots und die Tarifstruktur Hahn. Seiner dritten These „Der Wett- bisher ihre Verkehrsgebiete immer nehmen kann, aber am Ende das bewerb wird weiter zunehmen“ folgt ganzheitlich betrachtet, und dabei sei Einnahmerisiko dafür tragen soll.“ die Ankündigung: „Wir als Regio Bus es üblich gewesen, defizitäre Leistungen – Michael Hahn, Vorstand Regio bereiten uns darauf vor, indem wir un- durch profitable Leistungen querzusub- Bus der DB Regio AG sere Organisation anpassen und unsere ventionieren. „Wenn allerdings solche Unternehmenspolitik überprüfen.“ Verkehre in die Ausschreibung kommen, ist es nicht verwunderlich, wenn die An- gebote dann über dem liegen, was der sollen.“ Außerdem müsse gewährleistet Die Margen verfallen Aufgabenträger in der Vergangenheit sein, dass sie auf Kostensteigerungen zu den Verkehren beitragen musste“, angemessen reagieren könnten: „Inso- Ausdrücklich warnt Hahn jedoch vor erklärt Hahn. Bei den Aufgabenträgern fern müssen die Verträge eine plausible, der Vorstellung, mit Wettbewerbsver- herrsche anscheinend häufig keine Klar- zeitnahe Anpassung des Bestellerent- fahren schlagartig alle Probleme lösen heit darüber, welche Kosten mit den be- gelts bei steigenden Kosten vor allem zu können: „Die Preise werden auch stehenden Verkehren verbunden seien: in den Bereichen Energie und Personal im Rahmen von Wettbewerbsverfahren „Wir haben bundesweit in den letzten vorsehen.“ steigen“, lautet daher These Nummer sechs Monaten sechs Ausschreibungen vier. Die Unternehmen seien in den ver- beobachtet, die am Ende aufgehoben Abschließend bricht Hahn eine Lanze gangenen Jahren gefordert gewesen, werden mussten, weil aus Sicht des für Betriebsübergänge: „Wir bei DB ihre Effizienz zu steigern. „So konnten Bestellers die wirtschaftliche Zielset- Regio Bus sind der Meinung, dass es wir steigende Kosten bei Diesel und zung nicht erreicht werden konnte.“ den Mitarbeitern ermöglicht werden Personal auffangen.“ Nun sei ein Level Außerdem würden Aufgabenträger muss, bei Betreiberwechseln ihre Jobs an Effizienz erreicht, das kaum noch ge- zunehmend profitable Bestandteile zu behalten. Wir sind daher bereit, uns steigert werden könne. „Wir hatten bei- von Konzessionen in den Wettbewerb den Fragen und Problemen im Zusam- spielsweise dramatisch sinkende Preise überführen, während die defizitären menhang mit Betriebsübergängen zu bei Einführung des Wettbewerbs in Hes- Leistungen bei den Busgesellschaften stellen, das sind wir unseren Mitarbei- sen. Die werden wir nicht mehr sehen. bleiben sollen. „Nein, diese Form der tern schuldig.“ Die Unternehmen haben sich am Markt Herausforderungen im Busverkehr – fünf Thesen 1. Die Fahrgastzahlen in Großstädten 3. Der Wettbewerb wird weiter zuneh- auch im Rahmen von Wettbewerbs- und Ballungsräumen werden steigen, men, sich aber nicht überall durchset- verfahren steigen. während sie auf dem Land drama- zen. Und die Preise werden sich anders 5. Die Verkehrsunternehmen müssen tisch zurückgehen werden. entwickeln, als manche Berater es den- unternehmerisch agieren. Sie wer- 2. Es wird für Aufgabenträger teurer, ken. den sehr kritisch prüfen, an welchen in der Fläche ein angemessenes Mo- 4. Wettbewerb wird die Finanzierungs- Verfahren sie sich noch beteiligen Foto: Mario Vedder bilitätsangebot – insbesondere Bus- probleme der Aufgabenträger nicht wollen oder können. angebot – zu gewährleisten. lösen, im Gegenteil: Die Preise werden 13
Podiumsdiskussion im Plenum Reden im Plenum Podiumsdiskussionen im Plenum Workshops und Wahlthemen Fokus Fokus Fokus Fokus Wettbewerb Marktgestaltung Marketing Ticketing und Service und Vertrieb Abendveranstaltung Teilnehmerverzeichnis 14
„Finanzausstattung der Aufgabenträger hat die Schmerzgrenze erreicht“ „Nahverkehr nach Kassenlage?“, so lautet der Titel der Podiumsdiskussion im Plenum. Fast wie eine Drohung mutet im Zeichen der bevorstehenden Revision der Regionalisierungsmittel der Untertitel an: „Womit Fahrgäste und Aufgabenträger rechnen können – und rechnen müssen.“ Denn so gering wie der finanzielle Spielraum der Aufgabenträger ist auch die Hoffnung, dass sich die Finanzausstattung künftig verbessern wird. Es kommt also darauf an, die vorhandenen Mittel effizient einzusetzen. Für sich genommen sind es durchaus System wird „ausgequetscht“ „Wir kommen immer mehr in eine stattliche Zahlen, mit denen Michael Verantwortung, die wir gar nicht Harting, Ministerialdirektor im Bundes- Dass es eigentlich jetzt schon nicht wollen. Wir gehen vom unter- verkehrsministerium, aufwarten kann. mehr geht, rechnet Fritz Czeschka vor. nehmerischen Prinzip im SPNV Aus dem sogenannten Entflechtungsge- Anders als bei der Kürzung der Regiona- aus, aber das wird immer weiter setz stünden den Ländern aktuell rund lisierungsmittel 2006 nehme man den ausgehöhlt.“ – Fritz Czeschka, 1,33 Milliarden Euro, aus dem Gemein- Aufgabenträgern zwar nominal nichts, Geschäftsführer Bayerische Eisen- deverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG) so der Geschäftsführer der Bayerischen bahngesellschaft (BEG) rund 333 Millionen für Investitionen Eisenbahngesellschaft (BEG). Dafür zur Verfügung. Der größte Brocken, die aber „werden wir über das System der Regionalisierungsmittel für den SPNV, Finanzierung ausgequetscht.“ So reiche lägen 2011 bei annähernd sieben Mil- die pauschale jährliche Steigerung der Gemeinsam kämpfen liarden Euro und würden jährlich um 1,5 Regionalisierungsmittel auch nicht an- Prozent dynamisiert, also angehoben. nähernd aus, um die gestiegenen Kosten So weit allerdings ist es noch nicht – und Harting: „Angesichts unserer Finanzlage für Energie oder Trassennutzung auszu- soll es nach dem Willen des brandenbur- kann sich das sehen lassen – was nicht gleichen. Eine Weiterentwicklung des gischen Infrastrukturministers Jörg Vo- heißt, dass wir uns keine Sorgen ma- SPNV etwa hin zu einem Stundentakt gelsänger auch nicht kommen. Zwar be- chen, wie es weitergeht.“ als landesweitem Grundangebot sei an- fürchtet auch er „dramatische Monate“, gesichts dessen nicht zu machen. „Die aber er weiß auch um „das gemeinsame Spatzen pfeifen es von den Dächern, Interesse des Bundes und der Länder“, dass wir nicht den Nahverkehr bestellen die Erfolge der Regionalisierung nicht können, den wir gerne hätten.“ zu gefährden. In der Landesverkehrs- ministerkonferenz, deren Vorsitzender Die Bedenken von Oliver Wolff, Haupt- Vogelsänger noch bis Ende 2012 ist, sei geschäftsführer des Verbands Deutscher man sich jedenfalls über alle politischen Verkehrsunternehmen (VDV), gehen Farben hinweg einig. Damit stärke man noch weiter. Er erinnert daran, dass dem Bundesverkehrsminister den nicht nur die Regionalisierungsmittel Rücken und verstehe sich auch als Vor- auf dem Prüfstand stehen, sondern auch bild, wenn das Thema im Bundestag be- Fotos: Max Lautenschläger (1) , Mario Vedder (2) die Mittel aus dem Entflechtungsgesetz raten werde. Sein Appell an die Branche: und dem GVFG. In den kommenden „Lassen Sie uns gemeinsam kämpfen, „Wir wollen keine Lohnkutscher Monaten werde „eine Messe gelesen, damit wir möglichst schnell Planungssi- sein, ein Großteil der anderen Ver- die für die Branche signifikante Aus- cherheit bekommen und auch ab 2015 kehrsunternehmen will das auch wirkungen haben wird.“ Denn anders den Nahverkehr ordentlich finanzieren nicht. Aber jeder macht uns dazu. als bei der zurückliegenden Kürzung der können.“ Woher kommt das?“ – Regionalisierungsmittel könnten Unter- Frank Sennhenn, Vorstandsvorsit- nehmen und Aufgabenträger neuerliche zender DB Regio AG Einschnitte „nicht mehr einfach weg drücken“. 15
Podiumsdiskussion im Plenum Dynamisierung der Regionalisierungs- deutlicht Czeschka weiter. Unter dem mittel verschwindet im Infrastruk- Druck der Finanzkrise und um die Fi- turtopf.“ Einen konkreten Ansatz zu nanzierungsrisiken für die Unternehmen einer Verbesserung sieht er darin, zu senken, beschäftige man sich aber Mehrverkehre zu erleichtern, indem inzwischen intensiv mit der Frage einer diese zu einem rabattierten Trassen- Wiedereinsatzgarantie für Fahrzeuge. Der preis abgerechnet werden. Dies wäre, BEG-Geschäftsführer betont: „Wir kom- so Czeschka, eine Win-win-Situation für men immer mehr in eine Verantwortung, alle Beteiligten – für die Aufgabenträ- ger und Verkehrsunternehmen, die den Fahrgästen ein besseres Angebot bieten „Lassen Sie uns gemeinsam kämp- könnten, und die DB Netz AG als Infra- fen, damit wir möglichst schnell strukturbetreiberin, die auf diese Weise Planungssicherheit bekommen zusätzliche Erträge hätte. Dem Charme und auch ab 2015 den Nahverkehr der Idee kann sich auch Oliver Wolff ordentlich finanzieren können.“ – nicht entziehen, verweist aber auf mög- Jörg Vogelsänger, Minister liche regulatorische Hürden. Ein solches für Infrastruktur des Landes Thema, dämpft Wolff die Erwartungen, Brandenburg müsse auch mit der Bundesnetzagentur diskutiert werden. „Wir müssen uns intensiv damit Einer politischen Lösung näher gerückt beschäftigen, wie und wo wir uns ist indes bereits die Frage der Direkt- Vielfalt kostet viel ändern, Dinge besser machen und vergabe, wie Michael Harting berichtet. Kosten senken können – auch, Zwar bildeten Wettbewerbsverfahren die Im Hinblick auf die Fahrzeugfinanzie- wenn das Schmerzen verursacht.“ – Grundlage des SPNV-Markts, aber man rung habe die BEG immer die Position Oliver Wolff, Hauptgeschäftsführer teile die Einschätzung der Branche, dass vertreten, dass es sich hier um eine rein des Verbands Deutscher Verkehrs- in gewissen Konstellationen die Mög- unternehmerische Aufgabe handele, ver- unternehmen (VDV) lichkeit zur Direktvergabe eingeräumt werden müsse. Das Bundesverkehrsmi- nisterium sei dabei, sich mit dem Bun- die wir gar nicht wollen. Wir gehen vom deswirtschaftsministerium über diese unternehmerischen Prinzip im SPNV aus, Fallgestaltungen zu verständigen. aber das wird immer weiter ausgehöhlt.“ Das sieht auch DB Regio-Chef Frank Dynamisierung versickert Sennhenn kritisch. Als konkrete Alterna- tive zu Wiedereinsatzgarantien plädiert Über eines macht sich die Runde keine er für eine stärkere Standardisierung der Illusionen: Aller Voraussicht nach blei- Fahrzeuge. Wenn in Mecklenburg wie in ben die Mittel auch in Zukunft besten- Bayern für vergleichbare Einsatzzwecke falls knapp. Um so dringender ist es, sie die gleichen Fahrzeugspezifikationen effizient einzusetzen. BEG-Geschäfts- verwendet würden, stelle sich die Frage führer Fritz Czeschka sieht die Aufga- der Weiterverwendung nach Ablauf eines „Angesichts unserer Finanzlage benträger dabei immer stärker in eine Verkehrsvertrags ganz anders. Darüber kann sich die Finanzausstattung unternehmerische Rolle gedrängt. Viele hinaus biete Standardisierung erhebli- des Systems sehen lassen – was Unternehmen wollten oder könnten be- ches Einsparpotenzial für die Aufgaben- nicht heißt, dass wir uns keine stimmte Risiken nicht eingehen, zudem träger. „Die vielfältigen Anforderungen, Sorgen machen, wie es weitergeht.“ würden viele Kosten wie zum Beispiel die an uns weitergereicht werden, kosten – Michael Harting, Ministerialdi- Trassenpreise oder Energiekosten ein- richtig viel Geld.“ Minister Vogelsänger rektor im Bundesministerium für fach an die Besteller durchgereicht. ergänzt, länderübergreifende Ausschrei- Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, Gerade die Trassenpreise sind für bungen könnten ein wichtiger Hebel für Leiter der Abteilung „Landverkehr“ Czeschka ein Ärgernis. „Die komplette stärkere Standardisierung sein. Von öf- fentlichen Fahrzeugpools zur Entlastung 16
der Unternehmen von Finanzierungs- risiken will Vogelsänger dagegen nichts wissen. „Da kann ich nur warnen.“ Die richtige Risikostruktur Am Herzen liegt Frank Sennhenn jedoch vor allem das grundsätzliche Problem der Verteilung von Verantwortung und Risiken zwischen Verkehrsunternehmen und Aufgabenträgern. „Wir wollen keine Lohnkutscher sein, ein Großteil der anderen Verkehrsunternehmen will das auch nicht. Aber jeder macht uns dazu. Woher kommt das?“ fragt Sennhenn und lädt zum vertiefenden Dialog ein. Den SPNV konsequent als Markt zu organi- sieren habe ja gerade zum Ziel gehabt, das unternehmerische Element freizu- setzen. Wenn das durch äußere Einflüsse wie die Finanzkrise infrage gestellt werde, dann müssten die Akteure der Branche „losgelöst vom Tagesgeschäft über eine angemessene Risikostruktur diskutieren“. Erfolgsgeschichte fortführen Anstöße für ein sehr grundsätzliches Nachdenken gibt auch Oliver Wolff. An- gesichts drohender Sparzwänge fordert der VDV-Hauptgeschäftsführer: „Wir müssen uns intensiv damit beschäftigen, wie und wo wir uns ändern, Dinge besser machen und Kosten senken können – auch, wenn das Schmerzen verursacht.“ Auch eine Diskussion darüber, ob die Fahrgäste in größerem Umfang zur Fi- nanzierung des ÖPNV beitragen müssen, wenn alle Kostensenkungspotenziale ausgeschöpft sind, schließt Wolff nicht aus – „so schwer uns das auch fallen wird.“ Konsens unter den Diskussions- teilnehmern ist allerdings auch, dass der Nahverkehr in Deutschland allen Grund hat, die Herausforderungen der Zukunft selbstbewusst anzugehen. Minister Vo- gelsänger bringt es auf den Punkt: „Die Regionalisierung ist eine riesige Erfolgs- geschichte, zu der alle hier im Saal bei- getragen haben.“ Fotos: Mario Vedder 17
Podiumsdiskussion im Plenum Elektroautos bereiten der vernetzten Mobilität den Weg Wie viel Auto braucht der Mensch? Möglichst gar keines, aber auf keinen die Zukunft anders aussehen wird. Der Fall ein eigenes, meinen Prof. Dr. Andreas Knie, Geschäftsführer des Verkehrsforscher nennt zwei Gründe, Innovationszentrums für Mobilität und gesellschaftlichen Wandel (InnoZ) die „die Leute immer stärker zwingen, in Berlin, und Dr. Sigrid Nikutta, die Vorstandsvorsitzende der Berliner über vernetzte Verkehre nachzudenken: Verkehrsbetriebe (BVG). Bahn, Bus, Carsharing ergänzen sich hervorragend. Privates Autofahren wird immer teurer Gerade dann, wenn das Carsharing-Auto elektrisch fährt. und Parkraum in Metropolen immer knapper.“ In Berlin könne man sein Fahrzeug zwar noch kostenfrei auf der Gleich zu Beginn der Runde „Mobilität Frage. „Das erschreckt mich schon“, sagt Straße abstellen. „Wenn Sie in Paris eine braucht Vernetzung“ ist das Publikum Prof. Knie, „das ist ungefähr der Wert, Wohnung haben und ein privates Auto, gefragt. Per „TED“ sollen die Teilnehmer den wir zurzeit deutschlandweit haben. müssen sie für einen Stellplatz 500 Euro mitteilen, ob sie privat ein Auto besit- Ich hatte gedacht, in einem Bahn affinen im Monat bezahlen“, so der InnoZ-Chef. zen. 74 Prozent, also rund drei von vier Forum wäre das Ergebnis günstiger.“ RegioSignale-Teilnehmern bejahen die Allerdings steht für Prof. Knie fest, dass 18
Mit der „Mobilitätskarte Berlin elektro- Trendsetter mit „BeMobility“ Mobil“, einem limitierten Testangebot, bestand im Sommer 2011 erstmals die Trendsetter ist die Hauptstadtregion Möglichkeit, den Berliner Nahverkehr, Berlin-Brandenburg dagegen im Bereich „Flinkster – Mein Carsharing“ inklusive der Elektromobilität und ihrer Ver- Elektroautos und Call-a-Bike-Leihrädern netzung mit dem öffentlichen Verkehr. der DB in Berlin mit einem gemeinsa- Dafür gesorgt hat das vom Bundesver- men Ticket für drei Monate zu testen. kehrsministerium geförderte Projekt Ebenfalls kostenfrei konnte das Aus- „BeMobility – Berlin elektroMobil“, an kunftssystem „BeMobility Suite“ für dem Verkehrs-, Energie- und Industrie Android und iPhones erprobt werden, unternehmen sowie die Deutsche Bahn das die Fahrzeugsuche und den Umstieg als Konsortialführer beteiligt waren. zwischen den verschiedenen Verkehrs- InnoZ begleitete und koordinierte das mitteln erleichtert. Projekt wissenschaftlich. „BeMobility „Auf Berlin guckt die Welt. Und – Berlin elektroMobil“ eröffnete der deshalb hat das, was wir in Berlin Hauptstadtregion die Chance, Elektro- machen, Modellcharakter.“ – Mobilitätskarte schließt E-Auto ein autos frühzeitig und finanzierbar auf Dr. Sigrid Nikutta, Vorstandsvor- sitzende Berliner Verkehrsbetriebe Die Mobilitätskarte für monatlich 78 Euro funktionierte wie ein Kombiticket. Sie war der Fahrschein für den Öffentli- chen Personennahverkehr, beinhaltete metern, nahmen die Nutzer problemlos ein Zeitguthaben in Höhe von 50 Euro in Kauf und kombinierten Elektromobili- pro Monat für „Flinkster – Mein Carsha- tät mit der Nutzung öffentlicher Ver- ring“ zur Buchung von Elektro- und Hyb- kehrsmittel, berichtet Prof. Knie. „Wenn ridautos sowie die Zugangsberechtigung die Leute mit einem elektrischen Auto für „Call a Bike“ mit einem pauschalen fahren, lernen sie, vernetzt zu fahren“ die Straße zu bringen. Angeboten in Freiguthaben von 30 Minuten je Aus- – also die Verkehrsmittel ganz selbst- einem Auto-Verleihsystem wie Flinkster, leihe. „Wir müssen den Kunden da ab- verständlich nach ihren Vorteilen zu dem Carsharing-Angebot der Deutschen holen, wo er steht – und er steht mehr- kombinieren. Moderator Michael Sporer Bahn, sind sie der Weg zur stadtverträg- heitlich beim Individualverkehrsmittel“, fragt nach: „Also eine Einschränkung lichen Neuentdeckung des Systems Auto erläutert Prof. Knie. „Deshalb haben wir auf der einen Seite bringt Erweiterung als Teil des öffentlichen Verkehrs. gesagt, wir geben ihm ein Individual- auf der anderen – zumindest des Hori- verkehrsmittel, das sogar noch schöner zonts?“ Prof. Knie: „Genau! So eine Art und schicker ist als die anderen, weil es Trojaner.“ nämlich elektrisch fährt.“ Den vermeint- lichen Nachteil von Elektroautos, die geringe Reichweite von rund 150 Kilo- Fotos: Mario Vedder (1), Hartmut Reiche (1) Das Projekt BeMobility hat gezeigt, wie sinnvoll die Vernetzung von Elektromobilität und ÖPNV ist. Im Projektzeitraum legten die Elektro- und Hybridfahrzeuge der Flinkster-Flotte knapp 200.000 Kilometer zurück. 19
Podiumsdiskussion im Plenum Die Mobilitätskarte habe jedoch auch die angesprochen, „die wir sonst nie kriegen: Männer, Gut-Verdiener, tech- nischer Hintergrund, im Alter zwischen 35 und 55 Jahren. Und das macht Mut!“ Den Erfolg erklärt der Wissenschaftler damit, dass die „Verfügbarkeit dieser komplizierten Verkehrslandschaft so einfach wie möglich“ sein müsse. „Nut- zen ohne nachzudenken – das ist unsere BeMobility geht in große Herausforderung. Und das hat die die zweite Runde „Wir haben die Kunden bekommen, Karte geschafft.“ die wir sonst nie kriegen: Männer, Was bei RegioSignale in Gut-Verdiener, technischer Hinter- Offenbach noch nicht klar grund, im Alter zwischen 35 und 55 Auto-Automatismus löst sich auf war, ist seit Dezember Jahren. Und das macht Mut!“ – 2011 beschlossene Sache: Prof. Dr. Andreas Knie, Geschäfts- Dr. Nikutta bestätigt diese Erkenntnis. Mit dem neuen Projekt führer InnoZ „Oh, es ist ja wirklich so einfach, wie „Berlin elektroMobil 2.0“ ihr immer sagt!“ – das sei die Reaktion geht der Feldversuch in vieler Tester gewesen, die mit der Mo- die nächste Runde. bilitätskarte den ÖPNV neu entdeckten. Zusätzlich zur Integra- Nutzen ohne nachzudenken Die BVG-Chefin hofft, „dass jetzt etwas tion in das öffentliche einsetzt, was uns allen hilft: das Nach- Verkehrs-, Entleih- und Warum Berlin für das Projekt besonders denken darüber: Wie bewege ich mich Auskunftssystem steht geeignet war, erklärt Dr. Sigrid Nikutta. eigentlich fort?“ Der Automatismus, sich nun die Netzintegration Berlin habe sich aufgrund seiner sehr in den eigenen Wagen zu setzen, einfach an zentraler Stelle. gut vernetzten Verkehrsinfrastruktur weil er vor der Tür steht, löse sich lang- BeMobility war das bun- und seiner bemerkenswert geringen Au- sam auf. „Die Leute denken mehr drüber desweit erste Projekt todichte als Versuchsregion empfohlen, nach, wie komme ich eigentlich von A für die Verbindung des so die Vorstandsvorsitzende der Berliner nach B?“ Die rationale Entscheidung sei Öffentlichen Personen- Verkehrsbetriebe. „Wir haben im ÖPNV jedoch nicht alles. „Wir arbeiten gemein- nahverkehrs mit Elektro- jeden Tag 3,5 Millionen Fahrgäste“, sam daran, dass es auch eine emotionale mobilen. Es startete im zugleich bewege sich der Individual- Entscheidung wird.“ Es solle eben „deut- Dezember 2009. Das verkehr in Berlin auf niedrigem Niveau. lich hipper“ sein, zu sagen: „Ich habe Bundesministerium für „Von 1.000 Berlinern haben nur noch das E-Car genutzt, bin dann ein bisschen Verkehr, Bau und Stadt- rund 320 ein eigenes Auto, also etwas Bus gefahren, Straßenbahn, U-Bahn entwicklung (BMVBS) über 30 Prozent.“ Hinzu komme natür- und anschließend komme ich mit dem hatte im Rahmen des lich, dass Berlin „die deutsche Metro- Fahrrad an.“ Förderprogramms „Mo- pole schlechthin“ sei: „Auf Berlin guckt dellregionen Elektromobi- die Welt. Und deshalb hat das, was wir Wie geht es in Berlin jetzt konkret wei- lität“ grünes Licht für das in Berlin machen, Modellcharakter.“ ter? Dr. Nikutta: „Wir in Berlin sind ganz Vorhaben gegeben. Der wild entschlossen weiterzumachen.“ Da- Ansatz, Elektrofahrzeuge Insgesamt 135 Berliner testeten drei rüber werde jetzt mit dem Senat verhan- als Leihfahrzeuge in das Monate lang die Mobilitätskarte. „Wir delt. „Am Ende geht es natürlich ums öffentliche Verkehrssys- wollten neue Kunden. Die zu finden – Geld.“ Die BVG-Chefin hofft, die Mobili- tem zu integrieren, hat muss man ehrlicherweise sagen – ist tätskarte weiter „additiv anbieten“ zu sich bewährt. Die oft als nicht so einfach“, erläutert Prof. Knie. können und so zusätzliche Fahrgäste zu Nutzungshürde angenom- gewinnen. mene Reichweitengrenze erwies sich unter Ein- beziehung von Bus, Bahn und Leihrad als unproble- matisch. 20
Verzahnter Nah- und Fernverkehr findet Lob von allen Seiten Nah- und Fernverkehr sind keine Konkurrenten, sondern Partner. Wie weit wicklung für günstige Voraussetzungen die Partnerschaft gehen kann, zeigt das Konzept für die Strecke Bremen sorgten. Wo diese Bedingungen zu- – Norddeich Mole, wo sich ab Dezember 2013 Intercity und schneller sammenträfen, habe man allenfalls „ein Regionalverkehr zu einem attraktiven Gesamtangebot ergänzen. Die Experten Luxusproblem, nämlich mehr Markt, als bei der Podiumsrunde „Von der Schnittstelle zum Bindeglied“ sind sich einig: wir bedienen können.“ Anders sei die Damit haben die DB und der Aufgabenträger alles richtig gemacht. Situation dort, wo mangels ausgebauter Infrastruktur der schnelle Nahverkehr Neue Doppelstock-Intercity und die Aufgabenträger, die ursprünglich schnelle Regionalexpress-Züge bedie- einen Stundentakt per Regionalexpress „Mit mir haben sie ja nicht nur nen den Abschnitt Bremen – Emden/ angedacht hatten, sparen bares Geld. einen Wettbewerbsvertreter auf Norddeich Mole künftig im Wechsel, dem Podium, sondern auch einen sodass sich ein Stundentakt ergibt. Die Mitinitiator des Deutschlandtakts. Aufgabenträger ersetzen die Minderein- IC und RE ergänzen sich Insofern fällt es mir schwer, da- nahmen, die sich aus der Anerkennung gegen zu wettern. Die Idee ist des Nahverkehrstarifs auch im Intercity Kann das Modell, das in dieser Dimen- bestechend.“ – Hans Leister, Ge- ergeben. Die RE-Züge verkehren von und sion bundesweit einmalig ist, auch schäftsführer Keolis Deutschland nach Hannover, die IC-Linie verbindet andernorts Schule machen? Ulrich Hom- über Hannover die Nordseeküste und burg, Vorstand Personenverkehr der DB, Leipzig miteinander. Vom verzahnten erläutert es im Kontext der Verkehrs- in etwa dieselben Reisezeiten wie der Nah- und Fernverkehr profitieren alle. und Nachfrageentwicklung im Schie- Fernverkehr erziele und die Verkehrs- Die Landeshauptstadt und die Region nenpersonenverkehr. Man setze auf nachfrage nicht ausreiche, um beide Fotos: Mario Vedder am niedersächsischen Wattenmeer sind Wachstum – und das konzentriere sich Angebote ausreichend zu füllen. In der optimal miteinander verbunden. Das dort, wo eine ausgebaute Infrastruktur Regel leide unter solchen Parallelverkeh- Fernverkehrsangebot im dünn besiedel- Reisezeitgewinne ermögliche und Sied- ren der Fernverkehr, der aufgrund der ten Nordwesten wird ausgebaut. Und lungsstrukturen sowie Bevölkerungsent- höheren Tarife „kannibalisiert“ werde. 21
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