Schutzgut Flora und Fauna - im Landkreis Tübingen

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Schutzgut Flora und Fauna - im Landkreis Tübingen
INGENIEURBÜRO

                          Schutzgut Flora und Fauna

Siebenmühlenstr. 36  70771 Leinfelden-Echterdingen Tel.: 07 11 – 99 760 7 - 60  Fax: 07 11 – 99 760 7- 80  eMail: info@doerrib.de  Web: http://www.doerrib.de
Schutzgut Flora und Fauna - im Landkreis Tübingen
Fischer Weilheim GmbH: Deponieerhöhung Gipsbruch Altingen
                                                Umweltverträglichkeitsuntersuchung – Schutzgut Flora und Fauna

Inhalt

1 Einführung und Aufgabenstellung .............................................................................................................................. 1

2 Geschützte Landschaftsbestandteile............................................................................................................................ 3

3 Untersuchungsgebiet und Methodik ........................................................................................................................... 4

4 Bestand Flora und Fauna .............................................................................................................................................. 9
     4.1 Biotoptypen ............................................................................................................................................................ 9
             4.1.1 Steinbruch ................................................................................................................................................... 9
             4.1.2 Umgebung .................................................................................................................................................15
     4.2 Flora .......................................................................................................................................................................16
     4.3 Fauna......................................................................................................................................................................18
             4.3.1 Vögel ..........................................................................................................................................................18
             4.3.2 Amphibien.................................................................................................................................................21
             4.3.3 Reptilien .....................................................................................................................................................23
             4.3.4 Tagfalter .....................................................................................................................................................27
             4.3.5 Heuschrecken ...........................................................................................................................................29
             4.3.6 Libellen ......................................................................................................................................................29
             4.3.7 Fledermäuse ..............................................................................................................................................30
             4.3.8 Sonstige ......................................................................................................................................................31
             4.3.9 Zusammenfassung ...................................................................................................................................31

5 Bewertung ......................................................................................................................................................................32

6 Auswirkungen und Konflikte .....................................................................................................................................32
     6.1 Flächenbeanspruchung .......................................................................................................................................33
     6.2 Fernwirkungen .....................................................................................................................................................37
             6.2.1 Zerschneidung von Lebensräumen .......................................................................................................38

7 Empfehlungen zur Kompensation des Eingriffs ....................................................................................................39

8 Zusammenfassung ........................................................................................................................................................39

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Schutzgut Flora und Fauna - im Landkreis Tübingen
Fischer Weilheim GmbH: Deponieerhöhung Gipsbruch Altingen
                                            Umweltverträglichkeitsuntersuchung – Schutzgut Flora und Fauna

Tabellen
Tabelle 1: Pflanzenarten der Roten Liste BW im Steinbruch 2014-2018 ..................................................................16
Tabelle 2 Vogelarten 2014-2018 im Steinbruch Altingen und Umgebung ...............................................................18
Tabelle 3: Amphibienarten im Steinbruch 2014-2018 ..................................................................................................22
Tabelle 4: Eidechsenfunde 2018 im Steinbruch Altingen ............................................................................................24
Tabelle 5: Tagfalterarten 2014-2018 ................................................................................................................................27
Tabelle 6: Heuschreckenarten 2014-2018 .......................................................................................................................29
Tabelle 7: Libellenarten 2014-2018 ..................................................................................................................................29
Tabelle 8: Fledermausarten 2018 im Gipsbruch Altingen ...........................................................................................30
Tabelle 9: Wertungskriterien für die Einstufung des Konfliktpotenzials ..................................................................33

Abbildungen
Abbildung 1: Lageplan Gipsbruch Altingen .................................................................................................................... 1
Abbildung 2: Eingriffsfläche „Erhöhung Deponie“ ....................................................................................................... 2
Abbildung 3: Schutzgebiete am Steinbruch Altingen (graue Schraffur = Steinbruch, rosa Querschraffur =
                      Vogelschutzgebiet, blaue Querschraffur = FFH-Gebiet, dunkelrot = §33 NatSchG geschützte
                      Biotope; Quelle: LUBW) .......................................................................................................................... 3
Abbildung 4: Untersuchungsgebiet (UG) Schutzgut Flora und Fauna (rot) am Gipsbruch Altingen.................... 5
Abbildung 5: Junge Pioniervegetation (hier: Ackerwildkräuter) auf der Verfülloberfläche ...................................10
Abbildung 6: Junge Pioniervegetation (hier: trocken-ruderal) auf der Verfülloberfläche .......................................10
Abbildung 7: Neues Grünland auf der Verfülloberfläche............................................................................................12
Abbildung 8: Schafbeweidung ..........................................................................................................................................12
Abbildung 9: Westteil des „Teichs“, von Westen gesehen ..........................................................................................14
Abbildung 10: Ersatzlaichgewässer A6 ...........................................................................................................................14
Abbildung 11: Untersuchte Teilhabitate der Zauneidechse (Luftbild: Google-Maps) ............................................26
Abbildung 12: Zauneidechse Teilhabitat 6: Steinriegel im Norden (neu besiedelt) .................................................26
Abbildung 13: Luftbild Google Earth mit Vorhabensgrenze ca. (rot) und Steinbruchlebensräumen 1-12 ........35

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Anlagen
Kartierte Pflanzenarten im Untersuchungsgebiet ............................................................................................ Anlage 1
Endbericht Fledermausuntersuchung ................................................................................................................ Anlage 2

Pläne
Biotoptypen 2018 ............................................................................ 1 : 2.500 ................................................ U18-1001/1
Rote Liste-Arten 2018..................................................................... 1 : 2.500 ................................................ U18-1001/2

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1 Einführung und Aufgabenstellung
Die Firma Fischer Weilheim GmbH betreibt den Gipsbruch bei Altingen, Gemeinde Ammerbuch (Abbau +
Verfüllung). Die aktuellen Verfüllarbeiten basieren auf dem Planfeststellungsbeschluss vom 12.12.11 („Errich-
tung und Betrieb einer Deponie“). Parallel läuft der in der Vergangenheit separat genehmigte Gesteinsabbau
am östlichen Rand des Gipsbruchs (ohne Sprengungen).
Der Steinbruch Altingen liegt zwischen dem Schönbuchrand und dem Ammertal, zwischen den Ortschaften
Kayh und Altingen, nahe der A81 und der B296 (B28 alt) im Landkreis Tübingen (s. Abbildung 1). Unmittel-
bar nördlich des Steinbruchs schließt der Landkreis Böblingen (Stadtgebiet Herrenberg) an.

Abbildung 1: Lageplan Gipsbruch Altingen

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In der bisherigen Planfeststellung ist eine Vollverfüllung des Steinbruchs mit weitgehender Wiederherstellung
des Ursprungsgeländes geplant. In der Folgenutzung ist überwiegend Grünlandbewirtschaftung („Artenrei-
ches Grünland“) vorgesehen.
Mit der neuen Planung „Deponieerhöhung“ soll das Gelände etwa 12 m über das bisher geplante Niveau ver-
füllt werden, da derzeit Deponieraum knapp ist.

Der Eingriffsort „Deponiekörper“ ist in folgender Abbildung dargestellt. Es handelt sich um den gesamten
östlichen Steinbruchteil ca. östlich der heutigen Zufahrt. Biotopbereiche am Westrand werden geschont.

Abbildung 2: Eingriffsfläche „Erhöhung Deponie“

Im Schutzgut „Flora und Fauna“ wird untersucht, inwieweit Arten und Biotope durch direkte und/oder indi-
rekte Vorhabenswirkungen beeinträchtigt werden.

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2 Geschützte Landschaftsbestandteile

Abbildung 3: Schutzgebiete am Steinbruch Altingen (graue Schraffur = Steinbruch, rosa Querschraffur = Vogelschutzgebiet,
blaue Querschraffur = FFH-Gebiet, dunkelrot = §33 NatSchG geschützte Biotope; Quelle: LUBW)

Der Steinbruch Altingen besitzt folgende Lage zu geschützten Gebieten nach Naturschutzrecht
(s. Abbildung 3):
-    Vogelschutzgebiet (VSG) „Schönbuch“; dieses sehr große VSG (153 km²) grenzt im Südwesten und
     Nordosten an den Steinbruch (Streuobstwiesen).
-    FFH-Gebiet „Schönbuch“; dieses sehr große FFH-Gebiet (112 km²) grenzt im Nordosten an den Stein-
     bruch (Streuobstwiesen / Magere Flachlandmähwiesen).
-    §33-Biotope: Am Westende des Steinbruchs liegt die geschützte Fläche Nr. 2339 „Biotopkomplex im
     Gipsbruch nördlich Altingen“ (0,22 ha). Es handelt sich um einen aufgelassenen Steinbruchteil (Felswän-

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    de). Die Steinbruchsohle ist meist mit Wasser gefüllt („Teich“).
    Weitere geschützte Biotope in der näheren Umgebung sind überwiegend Feldhecken.

Durch das Vorhaben „Deponieerhöhung“ wird nicht direkt in geschützte Flächen eingegriffen. Der Biotop-
komplex „Teich“ am Westende des Steinbruchs ist von den Verfüllarbeiten im Ostteil des Steinbruchs nicht
betroffen (Mindestabstand 50 m, wie bisher).
Für die benachbart liegenden Natura2000-Gebiete (VSG, FFH) wird eine Natura2000-Vorprüfung durchge-
führt (s. Kapitel innerhalb der Artenschutzprüfung). Mit Beeinträchtigungen ist nicht zu rechnen, da die ge-
planten Arbeiten wie bisher weiterlaufen (Erhöhung auf gleicher Fläche, gleicher Umsatz) und sich nur zeitlich
verlängern.

Weitere Schutzgebietskategorien wie Natur- oder Landschaftsschutzgebiete, Naturdenkmale, Naturparke etc.
kommen in der näheren Umgebung des Vorhabens nicht vor.

3 Untersuchungsgebiet und Methodik
Das Untersuchungsgebiet (UG, ca. 30 ha) umfasst (s. Abbildung 4):
-   den Gipsbruch Altingen
-   den alten Steinbruchteil im Westen.
-   angrenzende Flächen im Umkreis von mind. 100 m um die Steinbrüche (Vogelarten: Hörweite, bis
    200 m). Dabei handelt es sich im Wesentlichen um Streuobstgebiete im Süden und Osten sowie Ackerflä-
    chen im NW. Für weiter entfernt liegende Gebiete werden Auswirkungen ausgeschlossen.

Im Gipsbruch Altingen findet ein regelmäßiges Naturschutzmonitoring statt (2014, 2015, 2018, nun alle 3
Jahre). Erfasst werden an 3 Terminen Amphibien, Reptilien, Vogelarten und sonst. mögliche Rote-Liste-Arten
(hier: Pflanzen, Tagfalter). So sind Vorkommen von Wechselkröte und Zauneidechse, auch im Eingriffsbe-
reich, schon länger bekannt.
Die Untersuchungen 2018 wurden um 2 weitere Termine erweitert, um eine solide Datengrundlage für das
Genehmigungsverfahren „Deponieerhöhung“ zu erlangen. Daten der vorangegangenen Untersuchungen
(2014, 2015) werden verwendet. Das Monitoring wird fortgeführt (Bericht 2021).

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Abbildung 4: Untersuchungsgebiet (UG) Schutzgut Flora und Fauna (rot) am Gipsbruch Altingen

Untersuchungsgegenstand 2018:
-   Kartierung der Biotoptypen im Untersuchungsgebiet (UG).
-   Pflanzen: Kartierung der für die einzelnen Biotoptypen charakteristischen Arten. Insbesondere wurde auf
    Arten der Roten Liste Baden-Württemberg (RL BW) geachtet, v.a. im Steinbruch in älteren trocken-
    ruderalen Bereichen und auf Flächen mit Magerrasenansaaten.

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-   Kartierung der Vogelarten an mind. 4 Terminen (April bis Juni). Einteilung der erfassten Arten nach
    Brutvögeln (Papierreviere) und Nahrungsgästen/Durchzüglern. Besonderes Augenmerk galt dabei dem
    Vorkommen von Rote-Liste- und streng geschützten Arten, z.B.
    -    Arten der nahe gelegenen Streuobstwiesen (z.B. Halsbandschnäpper, Wendehals).
    -    Steinbrucharten (bisher bekannt: Turmfalke, Teichhuhn, Fitis, Bluthänfling etc.)
    Für häufige und verbreitete Arten (Buchfink, Kohlmeise, Amsel etc.) wurde der Bestand grob bestimmt,
    ohne genaue Erfassung von Revierzentren.
-   Amphibien: Erfassung nur an möglichen Laichgewässern (5 Termine: April-Juli), v.a. im Steinbruch. Kar-
    tierung erwachsener Tiere (Sichtbeobachtungen, Stimme), vorhandener Kaulquappen und von Laich.
    Falls zur Populationsabschätzung notwendig, wurde eine Abendbegehung im Mai zur Erfassung singen-
    der Wechselkröten (und ggf. Laubfröschen, Gelbbauchunken) durchgeführt.
    Reusen zum Fang von Molchen wurden nicht gestellt. Das betroffene Gewässer „A6“ ist gut einsehbar
    und kein Habitat für den Kammmolch.
-   Reptilien: Erfassung von Eidechsen (Zauneidechse) an potenziellen Habitaten: v.a. ältere Steinbruchbö-
    schungen mit ausreichendem, aber nicht zu dichtem (Gehölz-) Bewuchs, bevorzugt in Südexposition.
    Ggf. auch ähnlich ausgebildete Wegränder. 5 Kartiertermine.
    Methodik: Langsames Abschreiten von Böschungen zur geeigneten Tageszeit (Temperatur). Prüfen von
    Sonnplätzen, Wenden von Steinen etc. Im Sommer wurden bei zunehmendem Bewuchs Sichtbeobach-
    tungen schwieriger: Durchschreiten dichterer grasiger Vegetation zum Aufstöbern der Tiere.
    Schlingnatter: Für einen ausreichenden Lebensraum sind die potenziellen Habitate im Eingriffsbereich (=
    Vorkommen der Zauneidechse) zu klein. Zur Sicherheit dennoch Auslegen von Schlangenblechen (Früh-
    jahr). Die Bleche (0,5 m² Dachpappe) dienen dem Nachweis von Schlangenarten. Sie wurden im mut-
    maßlich bestmöglichen Habitat innerhalb des Eingriffsbereichs ausgelegt: Südexponierte alte Felswand
    am östlichen Nordrand des Steinbruchs + Umgebung. Hier lagen in den Vorjahren jeweils die meisten
    Eidechsenfunde des Eingriffsbereichs vor.
    Die Bleche (20 Stück, Anzahl ausgewählt nach Geländesituation und bereits vorhandenen Verstecken)
    verbleiben im Gelände (Untersuchungen in den Folgejahren) und werden regelmäßig kontrolliert (Vor-
    mittag, vor zu starker Sonneneinstrahlung).

Bei den genannten Kartierarbeiten wurden (soweit auch im Rahmen der artenschutzrechtlichen Prüfung not-
wendig) alle fliegenden Tagfalterarten und singenden Heuschreckenarten notiert.
Bei der Amphibienkartierung wurden an den Laichgewässern die fliegenden Libellenarten erfasst.

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-   Fledermäuse: Ein Fledermausgutachten soll Fledermausaktivitäten und Quartiermöglichkeiten im Ein-
    griffsbereich überprüfen (Fledermaus Dietz, Haigerloch: Quartierkontrollen an älteren Felswandabschnit-
    ten, Ausflugkontrolle bei möglichen Sommerquartieren, Schwärmbeobachtungen bei möglichen Winter-
    quartieren, ggf. erweiterter Untersuchungsaufwand bei Vorhandensein von Quartieren).

Eine artenschutzrechtliche Prüfung (saP) wird durchgeführt: Die nach den Zielartenkonzept (ZAK) Ba-
den-Württemberg im Naturraum „Obere Gäue“ vorkommenden streng geschützten Arten sowie Arten der
Anhänge IV der FFH-Richtlinie werden aufgelistet. Es wird geprüft, ob geeignete Lebensräume im UG vor-
handen sind. Mögliche Arten wurden zur gemäßen Jahreszeit im Gelände überprüft. Im Steinbruch sind Vor-
kommen von Amphibien, Zauneidechse, Vogelarten wie Hecken- oder Felsenbrütern bekannt bzw. möglich.
Zusätzlich wurden Nachtkerzenschwärmer und Großer Feuerfalter untersucht.
-   Untersuchung geeigneter Fraßpflanzen auf Vorkommen von Fraßspuren / Falterraupen (Nachtkerzen-
    schwärmer) oder anderer Jugendstadien (Großer Feuerfalter)
-   Erfassung tagfliegender Falterarten zur gemäßen Flugzeit (z.B. Großer Feuerfalter).
Pflanzen, Vögel, Tagfalter, Amphibien, Reptilien, Heuschrecken und Libellen wurden auch über oben genann-
te Kartierungen erfasst. Eine Erfassung der Haselmaus war nicht vorgesehen, da keine Gehölze betroffen
sind.

Für die Erhebungen (ohne Fledermäuse) wurden insgesamt mind. 5 Termine (April bis Juli) veranschlagt, für
die Fledermausuntersuchungen zusätzlich mind. 2 Termine.

Der Untersuchungsrahmen deckt sich mit den beim Scoping-Termin vom 23.10.18 abgestimmten Untersu-
chungen.

Kartiertermine 2018/19:
                                                    Witterungsverlauf
Datum      Tageszeit      Witterung                                                                   Inhalt
                                                     /Phänologisches
                          10 - 20 °C,
                                              Trockenes Frühjahr (März /
           7.15-13.00   heiter, gegen                                                 Biotoptypen, Flora, Vögel, Amphibien,
24.04.18                                     April), April z.T. sommerlich,
              Uhr       Mittag leichter                                                         Reptilien, Tagfalter
                                                       heute kühler
                            Wind
                          10 - 28 °C,
                                                                                      Biotoptypen, Flora, Vögel, Amphibien,
           6.10-14.30   sonnig, gegen       Trockenes Frühjahr, April z.T.
08.05.18                                                                             Reptilien, Tagfalter, Heuschrecken, Libel-
              Uhr       Mittag leichter                 sommerlich
                                                                                                        len
                            Wind

                                                             7
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Datum      Tageszeit       Witterung                                                                    Inhalt
                                                      /Phänologisches
                                                Trocken-warmes Frühjahr,
                                                                                       Biotoptypen, Flora, Vögel, Amphibien,
           6.20-14.20    15 bis 27 °C,          bereits 2. Hitzewoche, seit
30.05.18                                                                              Reptilien, Tagfalter, Heuschrecken, Libel-
              Uhr       sonnig, windstill     Mitte Mai lokal Gewitterregen
                                                                                                          len
                                                         (hier kaum)
                         15 bis 22 °C,         Heute kühlerer Tag in som-              Biotoptypen, Flora, Vögel, Amphibien,
           7.10-13.35
18.06.18                wolkig bis hei-      merlicher Periode, nach Gewit-           Reptilien, Tagfalter, Heuschrecken, Libel-
              Uhr
                          ter, windstill                   terregen                                       len
                          14 bis 29°C,                                                 Biotoptypen, Flora, Vögel, Amphibien,
           7.05-12.15    sonnig, gegen                                                Reptilien, Tagfalter (inkl. Großer Feuerfal-
18.07.18                                            Warm und trocken
              Uhr       Mittag leichter                                                ter), Nachtkerzenschwärmer, Heuschre-
                             Wind                                                                   cken, Libellen
                         8°C, heiter bis
             18.45-
21.02.19                  wolkig, win-         rel. mildes Spätwinterwetter                Eulenvögel (z.B. Uhu, Steinkauz)
           19.30 Uhr
                              darm

Bestandsbewertung
Eine Bestandsbewertung nach dem Punktebewertungssystem der Ökokonto-Verordnung (2010) entfällt.
Für die notwendige Eingriffs-Ausgleichsbilanzierung werden der bislang gültige mit dem 2019 neu aufgelegten
Rekultivierungsplan verglichen (Vergleich „geplanter“ Biotoptypen im Landschaftspflegerischen Begleitplan
LBP).

Konfliktanalyse und Maßnahmenempfehlungen
Die möglichen Auswirkungen des Eingriffs auf Flora und Fauna werden anhand der erhobenen Daten be-
schrieben und daraus vorhabensspezifische Konflikte abgeleitet. Diese werden im Hinblick auf ihre Aus-
gleichbarkeit diskutiert und Vorschläge für die Minimierung und den Ausgleich des Eingriffs gegeben.
Artenschutzrelevante Arten werden besonders berücksichtigt.
Neben der Eingriffsfläche werden auch mögliche Fernwirkungen und Zerschneidungseffekte berücksichtigt.
Es wird eine Natura2000-Vorprüfung durchgeführt (Prüfung der Erheblichkeit auf die umliegenden Vogel-
schutz- und FFH-Gebiete).

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4 Bestand Flora und Fauna
Die in diesem Kapitel gemachten Angaben decken sich weitgehend mit denen des zuletzt vorgelegten Monito-
ringberichts (2018).

4.1 Biotoptypen

Die Ergebnisse der Biotoptypenkartierung sind im Plan U18-1001/1 „Biotoptypen 2018“ dargestellt.
Eine Liste aller Pflanzenarten findet sich in Anlage 1.

4.1.1 Steinbruch

Der Steinbruch besteht seit langem, aktuell herrscht vergleichsweise mäßig intensiver Betrieb (mäßige Abbau-
und Verfüllraten). Neben dem „aktiven“ Steinbruchteil (Verfüllung, Abbau) im Südosten mit überwiegend
vegetationsarmen Flächen wird der Nordwesten von einem Mosaik aus der Sukzession entstandener Bio-
toptypen ausgemacht.
Der Steinbruch lässt sich folgendermaßen aufgliedern:

a) Vegetationsarme Steinbruchbereiche (im Plan grau)
Diese umfassen die aktuellen Abbau- und Verfüllflächen. Gegenüber 2015 Flächenverluste im Westen (Suk-
zession zu Pioniervegetation auf bis dato fertig verfüllten Flächen); Zugewinne durch Abbautätigkeit im Süd-
osten.

b) Sehr junge Pioniervegetation (im Plan hellgelb schraffiert)
Sehr lückige sommertrockene Bestände, meist in Hanglage, Substrat: mineralisch (Abraum). 3 Bestände:
-   großflächig: Hang südlich der Verfülloberfläche; trockenverträgliche Pionierarten: Melilotus albus, Daucus
    carota, Picris hieracioides, Tussilago farfara, Lotus corniculatus, Onopordum acanthium, ohne annuelle Ackerwild-
    kräuter (zu mager, trocken).
-   Nordhang östlich Wäldchen: sehr steil, erst im Sommer dichter bewachsen (v.a. Melilotus albus).
-   kleinflächig: magere Gipsschotterflächen SW Wäldchen

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c) Junge Pioniervegetation (im Plan hellgelb)

Abbildung 5: Junge Pioniervegetation (hier: Ackerwildkräuter) auf der Verfülloberfläche

Abbildung 6: Junge Pioniervegetation (hier: trocken-ruderal) auf der Verfülloberfläche

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Verbreitet auf bis dato fertigverfüllten Flächen im Westen und im Zentrum, z.T. angesät (Magerrasensaatgut).
Vegetation noch uneinheitlich: Durchmischt sind Magerrasenarten, trocken-ruderale Arten und (auf besseren
Standorten) Ackerwildkräuter. Entwicklung bislang durch Sukzession, unterstützt durch Ansaat.
Im Trockenjahr 2018 v.a. Aufwuchs von Leucanthemum ircutianum, Melilotus albus, Daucus carota, Tripleurospermum
perforatum, Alopecurus myosuroides, Lactuca serriola, Cirsium arvense, Solidago sp. etc. (s. Abbildung 5, Abbildung 6).

d) Lückige, trockene Pioniervegetation (im Plan hellorange)
Schon länger bestehende Trockenstandorte mit oberflächlich anstehendem Gips; entwickeln sich nur langsam
(stellenweise Gehölze):
-     Teil der Nordböschung nördlich der Verfülloberfläche.
-     niedrige Felswandbereiche am östlichen Nordrand.

e) Möhren-Steinklee-Flur (im Plan orange)
dichter als c), v.a. mit charakteristischen Arten trockene Ruderalvegetation bewachsen (Daucus carota, Melilotus
albus, Picris hieracioides etc.).
Typischer Bestand SW des Wäldchens (mit Cirsium eriophorum, Echium vulgare, Carlina vulgaris, Astragalus glycyphyl-
los etc.).

f) dichtere, trockene, grasige Ruderalvegetation (im Plan grün, oliv schraffiert)
In den letzten 3 Jahren Entwicklung z.T. aus d) und e); stellenweise Anklänge an Magerrasen (bei geringer
Substratauflage, z. B. an Hängen oder über Felswänden). Gräser ggf. durch trocken-warmes Klima begünstigt.
-    Westhang südlich des Wäldchens (Trockenzeiger: Melampyrum arvense, Falcaria vulgaris, Bupleurum falcatum
     u.a.)
-    Gelände um Ersatzgewässer A5. Hier wüchsiger (schluffiges Abraummaterial), am Westrand Felskopf mit
     Bromus erectus, Salvia pratensis, Onobrychis viciifolia, Veronica teucrium, Galium verum etc.
-    Steile Südhänge nördlich des Teichs, langsam verbuschend (Trockenzeiger: Sanguisorba minor, Origanum
     vulgare, Knautia arvensis, Echium vulgare, Hypericum perforatum, Falcaria vulgaris).

g) Dichte nährstoffreichere Ruderalvegetation (im Plan oliv)
Nur vergleichsweise wenig verbreitet, da oberflächig überwiegend mineralisches Material ansteht, z.B. Nord-
und Osthang Verfülloberfläche, Hangfuß im Westen. Charakteristische Arten: Rubus fruticosus, Urtica dioica,
Cirsium arvense, Solidago sp., Galium aparine, Securigera varia, Hochgräser

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h) Grünland (im Plan grün)

Abbildung 7: Neues Grünland auf der Verfülloberfläche

Abbildung 8: Schafbeweidung

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Im Steinbruch neu. Nach Ansaat von Magerrasenmischungen hat sich auf nicht sehr mageren Standorten
artenreiches Grünland entwickelt (s. Abbildung 7, Abbildung 8). Charakteristische Arten haben sich erst 2-3
Jahre nach der Aussaat durchgesetzt. Die Flächen wurden seit dem ersten Jahr gemäht, ab dem 2. Jahr schaf-
beweidet (+ ergänzende Mahd).
Wiesenarten: Leucanthemum ircutianum, Centaurea jacea, Tragopogon pratensis, Trifolium spp., Salvia pratensis, Lotus
corniculatus, Sanguisorba minor, Galium mollugo, Anthoxanthum odoratum, Festuca rubra, Festuca pratensis, Arrhenatherum
elatius, Bromus erectus, Dactylis glomerata, Poa spp.

i) Gehölze im Steinbruch (im Plan grün)
-    Wäldchen: Nach 2014/15 (vereinbarte Pflege, Entfernen von Fichten) stark verkleinert. Arten: Sal-Weide,
     Vogel-Kirsche, Holunder, Hartriegel, Liguster (Birke, Fichte, Kiefer).
-    Süd- und Westrand des Teichs
Auch am Nord- und Ostrand der Verfülloberfläche bilden sich wieder erste geschlossene Bestände (Höhe
1-5 m). Hier wurde 214/15 ebenfalls gepflegt. Häufige Pioniergehölze im Steinbruch sind neben der Sal-
Weide auch Hartriegel und Vogel-Kirsche.

j) Gewässer / Röhricht (im Plan blau)
-    „Teich“: §33-Biotop im alten Steinbruchteil im Westen, wahrscheinlich grundwassergespeist; Ursprung:
     Gesteinsabbau. Ufer im Osten und Süden als Felswände (Höhe 10 m) ausgebildet. Am Nordufer wüchsi-
     ges Schilfröhricht (Breite/Höhe 3 m).
     Im Ostteil tiefes Becken (Fische); der Westteil ist bei Niedrigwasser abgetrennt, mit Flachwasserzonen
     (mehr Amphibien), s. Abbildung 9.
-    Ersatz-Laichgewässer A5 für die Wechselkröte: großer Tümpel auf Abräumflächen im Südosten, Herstel-
     lung: 2013. 2018 phasenweise trocken.
-    Ersatz-Laichgewässer A6 für die Wechselkröte (s. Abbildung 10): großer Tümpel auf der Verfülloberflä-
     che, Herstellung: Frühjahr 2016. 2018 Wasser führend.
-    Temporär wasserführendes Grabensystem vom Teich westwärts und entlang des NW-Randes des Stein-
     bruchs („Straßengraben“).
Ansonsten finden sich im Steinbruch nur kurzfristig nach Regen gefüllte Pfützen und Tümpel (im trockenen
2018 selten).

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Abbildung 9: Westteil des „Teichs“, von Westen gesehen

Abbildung 10: Ersatzlaichgewässer A6

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k) Gewerbe-/Betriebsflächen (im Plan hellrot)
Im Westen liegt das Betriebsgelände der Firma Epasit (Baustoffe), weiter nördlich die Gewerbefläche „hasit“.
Im Zufahrtsbereich am Nordrand des Gipsbruchs besteht asphaltierte Betriebsfläche (eingerichtet 2013/14)
mit Waage, Container, Reifenwaschanlage.

j) Sonstige Biotopstrukturen
In den letzten Jahren wurden weitere Biotopstrukturen für die Zauneidechse und die Wechselkröte angelegt:
-       Anlage von Steinriegeln (Gips) am Nord- und Westrand der Verfülloberfläche sowie am Westrand der
        Verfüllung
-       Anlage von Blocksteinhaufen (Gips) im Südwesten

4.1.2 Umgebung

Im Osten und Süden schließen sich großflächig Streuobstwiesen an (überwiegend extensiv genutzt, versetzte
Nutzung auf kleinen Flächen, z.T. Magerwiesen).
Im Nordwesten dominiert Ackerland (nicht zu intensiver Getreidebau: 2018 v.a. Wintergerste, Erbsen.
Im Westen und Nordosten auch Vorkommen längerer (Baum-)Hecken und kleiner Feldgehölze.

Nach Zielartenkonzept Baden-Württemberg besitzt das Gemeindegebiet Ammerbuch eine besondere Schutz-
verantwortung u.a. für die Anspruchstypen „Streuobstgebiete“ und „Mittleres Grünland“, aber auch für
„Rohbodenbiotope“ (s. Steinbruch) 1.
(Entwicklungspotenzial noch vorhandener größerer Flächen mit besonderen Artvorkommen)

1
    = im landesweiten Vergleich besondere wertvolle oder entwicklungsfähige Flächen im Gemeindegebiet

                                                                    15
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4.2 Flora

Tabelle 1: Pflanzenarten der Roten Liste BW im Steinbruch 2014-2018

                                         RL
                  Art                                2014     2015    2018                         Anmerkungen
                                     SG/BW*
Echte Schlüsselblume                                                             im Gebiet verbreitet: Trockene Saumstandorte, z.B.
                                        V/V          xxx       xx     xxx
(Primula veris)                                                                              „Wäldchen“, NO-, SW-Rand.

Sichelmöhre (Falcaria vulgaris)         V/-           xx       xx     xxx        verbreitet in grasigen Trockenfluren, v.a. im Westen

Acker-Wachtelweizen
                                        V/V          xxx      xxx     xxx         Trockenböschungen und Störstellen am Wäldchen
(Melampyrum arvense)
Kleinfrüchtiger Leindotter                                                        > 50 Ex. am letztjährigen Standort: Sehr trockene
                                        3/3            -       xx      xx
(Camelina microcarpa)                                                                    Abraumböschung im Abbaubereich

Karthäuser-Nelke                                                                verbreitet auf der Verfülloberfläche: Durch Ansaaten
                                        V/V            -        -     xxx
(Dianthus carthusianorum)                                                                            eingebracht.

Roggen-Trespe                                                                   verbreitet auf der Verfülloberfläche: Durch Ansaaten
                                        3/3            -       x      xxx
(Bromus secalinus)                                                                                   eingebracht.

Sophienkraut                                                                     Restvorkommen in Ackerwildkrautflur auf der Ver-
                                        3/3           xx      xxx       x
(Descurainia sophia)                                                                                fülloberfläche

Breitblättrige Wolfsmilch                                                        Restvorkommen in Ackerwildkrautflur auf der Ver-
                                        V/V            x      xxx       x
(Euphorbia platyphyllos)                                                                            fülloberfläche

Acker-Rittersporn
                                        V/V            x       x        x          jährlich Einzelexemplare an verschiedener Stelle
(Consolida regalis)
Acker-Steinsame
                                        V/V            -        -       x       10 Ex. SO-Rand (offener Standort durch Grabenbau)
(Lithospermum arvense)
Blauer Gauchheil                                                                2017 1 Ex. am Camelina-Standort (s.o.): Sehr trockene
                                        3/3            -        -       x
(Anagallis foemina)                                                                      Abraumböschung im Abbaubereich

Färber-Hundskamille
                                        3/3            x        -      xx                   > 10 Ex. Oberkante Nordhang
(Anthemis tinctoria)
Wundklee (Anthyllis vulneraria)         V/V            -        -       x                      3 Ex. Südhang Verfüllung

Summe                                    13            7       8        13
x = kleines Vorkommen (Einzelexemplare), xx = mittelgroßes Vorkommen (< 60 Ex.), xxx = großes Vorkommen (> 60
     Ex.)
*    Rote Liste Südliche Gäue bzw. Baden-Württemberg: V = Vorwarnliste, 3 = gefährdet, 2 = stark gefährdet, 1 = vom
     Aussterben bedroht

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Im Ersatzgewässer A6 kommen außerdem reichlich Armleuchteralgen (Characeae) vor. Diese wurden nicht
näher bestimmt.

Insgesamt wurden 2018 bei den Kartierungen 202 Pflanzenarten im UG festgestellt. Eine Gesamtartenliste ist
in Anlage 1 beigefügt.
Unter den Pflanzenarten im Steinbruch wurden 13 der Roten Liste Baden-Württemberg (RL BW) festgestellt
(höchster Wert seit 2014). Die Vorkommen der RL-Arten sind im Plan U18-1001/2 „Rote-Liste-Arten“ dar-
gestellt.
Neben der Schlüsselblume handelt es sich um
-    kurzlebige Arten / Pionierarten auf Gips / an offenen Stellen der Trockensäume („Gips-Pionierarten“:
     Melampyrum arvense, Falcaria vulgaris) oder bloßen Abraumböschungen (Camelina microcarpa). Die Arten
     kommen schon länger im Gipsbruch in höherer Anzahl vor.
-    für die Grünlandetablierung angesäte Arten: Dianthus carthusianorum, Bromus secalinus. Nach Ansaat 2015
     kommen beide Arten rel. häufig vor, der kurzlebige Bromus secalinus wird bei stärkerem Vegetationsschluss
     zukünftig zurückgehen.
-    kurzlebige Arten (Ackerwildkräuter i.w.S.) auf neuen Verfülloberflächen oder sonst. Störstellen (Descurain-
     ia sophia, Euphorbia platyphyllos, Consolida regalis, Lithospermum arvense, Anagallis foemina). Die Bestände
     schwanken mit dem Angebot an nährstoffreichen Rohböden (= Vorbereitung für Etablierung von Grün-
     land). Sie gehen mit der Anlage von Grünland wieder zurück. Daher waren sie 2015 noch weiter verbrei-
     tet.
-    sonstige typische Pionierarten der Steinbrüche: Anthemis tinctoria, Anthyllis vulneraria, in Altingen +/- spo-
     radisch auftretend.

Außerhalb des Steinbruchs wurden an Ackerrändern festgestellt:
-    wiederum Roggen-Trespe (Bromus secalinus), zerstreut, mind. 3 Standorte
-    Dicke Trespe (Bromus grossus, RL 2/2): 4 Standorte nördlich des Steinbruchs (3* Ackerrand Wintergerste /
     Triticale, s. Plan), insges. > 20 Ex., im Sommer überwiegend abgemäht (Ackerränder, Grabenrand).
-    Sophienkraut (Descurainia sophia): 1 Ex. an Wintergerste-Acker im Westen.

Neophyten:
-    Goldrute: Im Steinbruch kommt nach Herstellung der Verfülloberfläche nur noch vergleichsweise wenig
     Goldrute vor (2 kleinere Bestände im Westen). Auf den neu hergestellten Flächen ist die Art selten (Tro-
     ckenheit 2018, Weide / Mahd).
-    Robinie: Kleiner Bestand an der Ostböschung der Verfülloberfläche.

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Die sonst in Steinbrüchen häufigen Erigeron annuus und Conyza canadensis kommen hier gar nicht bzw. nur ver-
einzelt vor.

4.3 Fauna

4.3.1 Vögel

Tabelle 2 Vogelarten 2014-2018 im Steinbruch Altingen und Umgebung

                       RL               Steinbruch                          Umgebung
        Art                                                                                                Anmerkungen
                      BW*       2014        2015        2018         2014        2015          2018
Graureiher              -         -           -          Ng            -          Ng            -               Teich
Stockente               V        Ng          Ng          Ng            -           -            -               Teich
                                                                                                      Brut im Wäldchen, wahr-
Mäusebussard            -        Ng          Ng           B          Ng            B           Ng
                                                                                                       scheinlich schon 2014
                                                                                                      Brut im Steinbruch erlo-
Turmfalke               V         B           B          Ng          Ng           Ng            B
                                                                                                       schen, jetzt bei „hasit“
Blässhuhn               -         -           -          Ng            -           -            -               Teich
                                                                                                       Röhricht am Teich: Ab
Teichhuhn               3        Bv          Bv           B            -           -            -
                                                                                                      Ende Mai Junge führend
Ringeltaube             -        Bv          Ng           B          Ng           Ng            -        Teich / Wäldchen
                                                                                                      mind. 5 Brutpaare Felsen
Straßentaube            -        Ng          Ng           B           B           Ng            B
                                                                                                              am Teich
Türkentaube             -         -          Ng            -           -           -            -
Schleiereule            -         -           -            -           -           -           Ng       Streuobst im Süden
Eisvogel                V         -           -          Ng            -           -            -               Teich
Mauersegler             V         -           -            -           -          Ng            -
Wendehals               2         -           -            -          B            B            B        2 Reviere Streuobst
Grünspecht              -         -          Ng            -         Ng            B            B             Streuobst
Buntspecht              -        Ng           -          Ng          Ng            -            B             Streuobst
                                                                                                      seit 2015 1 Revier auf der
Feldlerche              3         -           B           B           B            B            B
                                                                                                          Verfülloberfläche
Rauchschwalbe           3         -           -          Ng            -          Ng            -
Mehlschwalbe            V        Ng          Ng          Ng            -          Ng            -
Gebirgsstelze           -         -          Ng            -           -           -            -

                                                           18
Fischer Weilheim GmbH: Deponieerhöhung Gipsbruch Altingen
                          Umweltverträglichkeitsuntersuchung – Schutzgut Flora und Fauna

                    RL              Steinbruch                          Umgebung
           Art                                                                                        Anmerkungen
                    BW*     2014        2015        2018         2014        2015          2018
Bachstelze           -        B           B           B           B            B           Ng
Zaunkönig            -        -           B            -           -           -            -
Rotkehlchen          -        B           B           B            -           -            -               Teich
Heckenbraunelle      -        -           B            -           -           B            B
Hausrotschwanz       -        B           B           B           B            B            B
Gartenrotschwanz     V        -           -            -          B            B            B      rel. häufig im Streuobst
Nachtigall           -        -           -            -           -           -            B         Feldgehölz NW
Amsel                -        B           B           B           B            B            B            z.B. Teich
Wacholderdrossel     -        B           B           B           B            B            B            z.B. Teich
Feldschwirl          2        -           -            -         Dz            -            -
Sumpfrohrsänger      -        B           -            -           -           -            -
                                                                                                   2014-18 regelmäßig 4-5
Dorngrasmücke        -        B           B           B           B            B            B
                                                                                                   Reviere am Bruchrand
Gartengrasmücke      -        B           B           B            -           B            B
Mönchsgrasmücke      -        B           B           B           B            B            B       z.B. Wäldchen, Teich
Klappergrasmücke     V        -          Ng          Dz            -           B            B         Feldgehölz NW
Zilpzalp             -        B           B           B           B            B            B       z.B. Teich, Wäldchen
                                                                                                  2014 + 2018 2 Reviere im
Fitis                3        B           -           B            -          Dz           Dz
                                                                                                     Steinbruchwesten
Waldlaubsänger       2        -           -            -         Dz            -            -
Halsbandschnäpper    3        -           -            -           -           -            B             Streuobst
Sumpfmeise           -       Ng           -          Ng           B            -            B             Streuobst
Blaumeise            -        B           B           B           B            B            B       z.B. Wäldchen, Teich
Kohlmeise            -        B          Ng           B           B            B            B       z.B. Wäldchen, Teich
Kleiber              -        B           -            -          B            -            -
Gartenbaumläufer     -       Ng           B            -           -           B            B             Streuobst
Neuntöter            -        -           -           B            -           -            -     neuer Steinriegel Nordost
Star                 -        -           -          Ng           B           Ng            B             Streuobst
Rabenkrähe           -       Ng          Bv          Ng          Ng           Ng            B
Eichelhäher          -       Ng          Ng           B          Ng           Ng            -            Wäldchen
Elster               -       Ng          Ng           B           B            B            B               Teich
Dohle                -        -           -          Bv          Ng            -           Ng         1 Paar Südwand?
Haussperling         V        -           -            -          B           Ng            -
Feldsperling         V       Ng          Ng          Ng           B            B            B             Streuobst

                                                       19
Fischer Weilheim GmbH: Deponieerhöhung Gipsbruch Altingen
                                Umweltverträglichkeitsuntersuchung – Schutzgut Flora und Fauna

                         RL               Steinbruch                          Umgebung
            Art                                                                                             Anmerkungen
                        BW*       2014        2015        2018         2014        2015          2018
Buchfink                  -         -           -            -          B            B            B            Streuobst
Grünfink                  -        Ng           B           B           B            B            B            z.B. Teich
Stieglitz                 -        Ng          Ng          Ng          Ng            -             -
Girlitz                   -        (B)          B            -          B            B            B      Gewerbegebiet „epasit“
Bluthänfling              2         B           -           B            -           -             -      Osthang Verfüllung
                                                                                                         2014-18 regelmäßig 5-6
Goldammer                 V         B           B           B           B            B            B
                                                                                                         Reviere am Bruchrand
                                  33 (8       34 (8      38 (12       34 (9       36 (12         35 (9
Summe 57 Arten           19
                                  RL)         RL)          RL)         RL)         RL)           RL)
Brutvögel 45 Ar-                  20 (5       20 (4       24 (5       23 (6        24 (6         30 (8
                         12
ten                               RL)         RL)          RL)         RL)         RL)           RL)
*     Rote Liste Baden-Württemberg: V = Vorwarnliste, 3 = gefährdet, 2 = stark gefährdet, 1 = vom Aussterben bedroht
**    Status: B = Brutvogel, Bv = Brutverdacht/Brutversuch, Ng = Nahrungsgast, Dz = Durchzügler

In den Untersuchungsjahren 2014-18 wurden insgesamt 57 Arten festgestellt, davon 45 brütend.
Im Steinbruch wurden jeweils 33-38 Arten nachgewiesen, davon 20-24 brütend.
Die Artenzahl im Steinbruch ist rel. hoch. Dies liegt am Vorhandensein reiferer Gehölze im Westen (Brutha-
bitate für Gehölzarten: Teich, „Wäldchen“).
2014-18 wurden insgesamt 19 Arten der RL BW festgestellt, davon 12 brütend.
Im Steinbruch bzw. am Steinbruchrand wurden jeweils 8-12 RL-Arten nachgewiesen, davon 4-5 brütend.
2018 sind dies: Goldammer (6 Reviere), Fitis (2 Reviere), Teichhuhn, Feldlerche und Bluthänfling (je 1 Re-
vier), außerdem der Neuntöter als Art des Anhangs I der Vogelschutzrichtlinie und der Mäusebussard als
streng geschützte Art.
Die Verteilung der genannten Arten ist im Plan „Rote-Liste-Arten 2018“ dargestellt.
In den umliegenden Streuobstwiesen etc. brüten 2018 als bemerkenswerte Arten zusätzlich Halsbandschnäp-
per, Klappergrasmücke, Wendehals, Gartenrotschwanz, Feldsperling, Turmfalke und Grünspecht.

Kommentierte Artenliste:
-     Mäusebussard: Brutvogel im Wäldchen (wahrscheinlich schon 2014). Die Art war zwischenzeitlich, nach Gehölz-
      pflege am Wäldchen, in ein Feldgehölz weiter westlich ausgewichen.
-     Turmfalke: Das Brutvorkommen an der östlichen Nordwand ist erloschen (Brutplatz abgebrochen). Der Ersatz-
      brutplatz befindet sich auf Firmengelände „hasit“ im Norden.
-     Teichhuhn: Die Beobachtungen 2014-2018 legen eine regelmäßige Brut nahe.
-     Straßentaube: Seit 2016 in den Felsen am Teich brütend.

                                                             20
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-   Schleiereule: Bei der Abendkartierung im Frühjahr 2019 wurde die Schleiereule als einziger Eulenvogel festgestellt:
    Jagend und 1* kurz rufend in den Streuobstwiesen im Süden. Brutplatz wahrscheinlich in den umliegenden Ort-
    schaften.
-   Eisvogel: Nur einmalige Beobachtung am 18.06.18.
-   Wendehals, Grünspecht: Regelmäßige Brutvögel in den umliegende Streuobstwiesen (je mind. 1 Revier).
-   Sumpfrohrsänger: zuletzt Brutvogel 2014 in wüchsigen Ruderalfluren (inzwischen verfüllt), Steinbruch seitdem eher
    Trockenlebensraum.
-   Fitis, Bluthänfling: Nach 2014 (frische Verfüllungen im Eingangsbereich) sind Fitis und Bluthänfling wieder als
    Brutvögel im Steinbruch zurückgekehrt (2 bzw. 1 Revier).
-   Neuntöter: 2018 Erstnachweis, durch (für diese Art) verbesserte Habitatausstattung (Grünland extensiv, Steinriegel,
    ausreichend Gehölze, großflächige lückige Ruderalfluren).
-   Dohle: 2018 Brutverdacht in der seit längerem stillliegenden Südwand, hier im April 1 Dohle an bis zu 3 geeigneten
    Nischen (Brutverdacht: 1 Paar). In der Folge nur noch Nachweise von Nahrungsgästen im umliegenden Streuobst.

Bevorzugte Habitate der RL-Arten im Steinbruch sind:
-   strukturreiche Steinbruchränder: trocken getönte Habitate mit schütterem Gehölzbewuchs, dichteren
    Ruderalfluren und vegetationsarmen Stellen: Goldammer, Neuntöter, Bluthänfling.
-   lockerer Gehölzbestand mit ausgeprägter Krautschicht (= Umgebung von Teich und Wäldchen): Fitis.
-   störungsarmes Gewässer mit Schilfröhricht: Teichhuhn.
-   extensiv genutzte Verfülloberfläche (Grünland + lückige Ruderalflächen): Feldlerche.
-   Feldgehölz („Wäldchen“) in +/- strukturreicher Umgebung: Mäusebussard.

4.3.2 Amphibien

2018 wurden 6 Arten nachgewiesen. Am zahlreichsten sind Teichfrösche (> 20 Ex.) im Alten Steinbruchteich.
An dessen Westende (+/- fischfrei, bewachsene Flachwasserzonen) bestehen auch kleinere Vorkommen von
Erdkröte und Teichmolch.
Nachweise zweier weiterer Arten 2018:
-   Kleiner Wasserfrosch (streng geschützt): Anhand des Rufspektrums vom Teichfrosch abgegrenzt; Habi-
    tat: Teich. Die Art bildet Mischpopulationen mit dem Teichfrosch.
-   Bergmolch (streng geschützt): Nachweis 2 Ex. im „Straßengraben“ im Norden, der periodisch nach Nie-
    derschlägen wassergefüllt ist, in Gumpen auch länger. Das Gewässer eignet sich daher nicht zur Fort-
    pflanzung (Tagesaufenthalt, Biotopvernetzung). Wahrscheinlich ist ein Vorkommen im Teich (wie
    Teichmolch).

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Die Wechselkröte besiedelt die angebotenen Pioniergewässer im neuen Steinbruchteil: Ersatzgewässer A5 +
A6.
Die Vorkommen der Rote-Liste-Arten Wechsel-, Erdkröte und Teichmolch sowie des Kleinen Wasserfroschs
sind im Plan „Rote-Liste-Arten“ dargestellt.

Tabelle 3: Amphibienarten im Steinbruch 2014-2018

                 Art                        RL BW*        2014     2015    2018                       Anmerkungen

Erdkröte (Bufo bufo)                            V           x          x     xx      Kleine bis mittelgroße Population im Teich
Wechselkröte (Bufo viridis)                      2         xx       xx       xx      Mittelgroße Population an Ersatzgewässern
Grasfrosch (Rana temporaria)                    V           -          -      -                  Alter Nachweis: 2011
Teichfrosch (Rana x esculenta)                  D          xx       xx       xx     Mittelgroße (bis große) Population im Teich
Kleiner Wasserfrosch (Rana lessonae)            G           -          -     x                           Teich
Bergmolch (Ichthyosaura alpestris)               -          -          -     x           Einzelfunde im Straßengraben Nord
Teichmolch (Lissotriton vulgaris)               V           -          x     x            Einzelfunde im Teich (Westende)
x = kleine Population, xx = mittelgroße Population, xxx = große Population
*     Rote Liste Baden-Württemberg: V = Vorwarnliste, 3 = gefährdet, 2 = stark gefährdet, 1 = vom Aussterben bedroht,
      D = Datenlage unzureichend, G = Gefährdung anzunehmen

Wechselkröte:
Es handelt sich um das mutmaßlich letzte Vorkommen im Landkreis Tübingen. Im nahe benachbarten Land-
kreis Böblingen ist die Art noch weiter verbreitet.
Ersatzgewässer A6 funktioniert gut (hält Niederschlagswasser dicht). Maximaler festgestellter Wasserstand:
> 50 cm bei einer Fläche von 10*15 m.
Ersatzgewässer A5 ist nach wiederholtem winterlichen Trockenfallen nicht mehr dicht. Das gefüllte Becken
läuft in ca. 4 Wochen leer. Vor Ende der Laichperiode wurde A5 deshalb künstlich befüllt, um an dieser Stelle
mind. 1 Generation Wechselkröten durchzubringen. Maximaler festgestellter Wasserstand: > 15 cm bei einer
Fläche von 12*12 m.
Die max. Anzahl Laichschnüre beträgt 17: 10 in A6 + 7 in A5. Dies entspricht ca. 17 laichenden Weibchen
bzw. einer geschätzten Laichpopulation 2018 von ca. 50 adulten Tieren. Auf ein abendliches „Verhören“ bal-
zender Tiere wurde deshalb verzichtet.

A6: Beginn des Ablaichens im April (4.000 Kaulquappen); Anfang Mai noch 2.000 Quappen; Ende Mai nach
erneutem Ablaichen 6.000 Quappen; im Juli noch > 3.000.

                                                                  22
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A5: Im Juli > 2.000 Quappen.
2016 waren beide Laichgewässer noch funktionstüchtig.
2017 im Laichgewässer A6 max. 15 Laichschnüre, A5 musste zur erfolgreichen Fortpflanzung nachgefüllt
werden.

Der bevorzugte Landlebensrum der Wechselkröte dürfte ebenfalls der Gipsbruch sein (artenreiche Ruderalflu-
ren, Versteckmöglichkeiten in Steinriegel o.ä.). Nach erfolgreichen Fortpflanzungsjahren dürften aber auch
etliche Tiere abwandern (z.B. in umliegende Streuobstflächen). Die nächsten bekannten Vorkommen liegen
auf Herrenberger Stadtgebiet (Landkreis BB, Daten der Landesweiten Artenkartierung LAK).

Eine Abendkartierung im Mai 2016 ergab keinen Nachweis von Laubfrosch oder Gelbbauchunke.

4.3.3 Reptilien

                                      RL
              Art                              2014     2015    2018                                Anmerkungen
                                     BW*
                                                                          Im Juni/Juli unter Schlangenblechen am NO-Rand des
Blindschleiche (Anguis fragilis)       -         -        -          x
                                                                                             Steinbruchs (bis 3 Ex.)
Zauneidechse (Lacerta agilis)          V        xx       xx       xx                        Mittelgroße Population
Ringelnatter (Natrix natrix)           3         -        -          x                   Neuer Steinriegel im Norden
x = kleine Population, xx = mittelgroße Population, xxx = große Population
*     Rote Liste Baden-Württemberg: V = Vorwarnliste, 3 = gefährdet, 2 = stark gefährdet, 1 = vom Aussterben bedroht,

Die Vorkommen der Rote-Liste-Arten Zauneidechse und Ringelnatter sind im Plan „Rote-Liste-Arten“ darge-
stellt.

Schlingnatter:
Die Schlingnatter konnte nicht nachgewiesen werden (regelmäßige Kontrolle von Schlangenblechen: Funde
von Zauneidechse, Blindschleiche, Rötelmäuse, Schnecken, Hummeln, Ameisenbauten, Wespennest).
Potenziell besiedelt die Schlingnatter ähnliche Habitate wie die Zauneidechse. Aktuell bestmögliches Habitat
ist der südexponierte Hang nördlich des Teichs als einziges großflächiges „Eidechsenhabitat“; dieses ist aller-
dings zunehmend durch Verbuschung bedroht. Dieser Hang wurde nicht untersucht (außerhalb Steinbruchar-
beiten, schwer zugänglich, sehr steil).

                                                                23
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Ringelnatter:
Einzelnachweis an Steinriegel und zwar in einem Bereich mit angelagertem Totholz + Erde. An dieser Stelle
theoretisch Eiablage möglich (Südexposition).

Zauneidechse:
Tabelle 4 zeigt die Ergebnisse der Eidechsenuntersuchungen (16 potenzielle Teilhabitate, i.d.R. 5 Untersu-
chungen pro Habitat). Die Art wurde an 13 von 16 Habitaten nachgewiesen. Abbildung 11 zeigt die Lage der
Teilhabitate.
Die Funde konzentrieren sich auf den Nordostrand des Gipsbruchs (hier die häufigsten Funde). In geringerer
Zahl wurden Eidechsen auch am West- und SO-Rand nachgewiesen.

Tabelle 4: Eidechsenfunde 2018 im Steinbruch Altingen

Habitat Nr.         Habitat Name             April 18       A Mai 18        E Mai 18        Juni 18     Juli 18   Summe 2018
      1               Nordwand                    -               1/1             -               -        -         1/1
      2              Nordostwand               2/5*               3/3           2/1              4/1     1/0        12/10
      3                 Ostrand                 1/0               1/1           2/0              3/1     2/1         9/3
      4             Alter Abbauweg                -                -              -               -        -          -
      5             Alter Weg NO                2/0                -              -              1/0     0/1         3/1
      6              Riegel Nord                  -               0/1           1/0              2/0       -         3/1
      7                Wäldchen                 0/1               0/1           1/1               -      0/1         1/4
      8               Biotop NW                 0/1               1/0             -               -      3/1         4/2
      9             Teich Hang W                2/0               2/1             -              1/0       -         5/1
      10            Teich Hang O                 1/1               -              -               -      1/0         2/1
      11            Teich Ostrand                 -                -              -              1/0       -         1/0
      12           Altes Westhabitat            0/1                -            0/1               -        -         0/2
      13           4 Blockhäufen SW               -                -              -               -      1/0         1/0
      14                   A5                   1/0               2/1           1/0              0/1      **         4/2
      15             Riegel West                  -                -              -               -        -          -
      16            Nordböschung                  -                -              -               -        -          -
                   Summe Steinbruch             9/9            10/9             7/3              12/3    8/4        46/28
* Anzahl Adulte (= erwachsene Tiere) / Anzahl Jungtiere
** nicht erfasst

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Z.T sind auch neu angelegte Strukturen (Winterhalbjahr 2015/16) bereits besiedelt: Teilhabitate 6 „Steinriegel
Nord“ und 13 „Blocksteinhaufen“.
Keine Nachweise gelangen in
-    Habitat 4 (Abbaubereich: nur schmale, wenig bewachsene Felsfüße).
-    Habitat 15 (2015/16 neu angelegter Steinriegel im Westen: noch zu schütterer Bewuchs in der Umge-
     bung).
-    Habitat 16 (Nordhang, nordexponiert, z.T. zu dicht bewachsen, ehemals Feldgehölz).

Habitate:
1    Nordwand: Schmaler Bestand, nur sehr schütterer Bewuchs, daher nur dünn besiedelt.
2    Nordostwand: Hier seit Jahren die regelmäßigsten Nachweise; niedrige südexponierte Felswand mit vorgelagertem
     aufgelassenem Betriebsweg (+/- dichte, trockene Ruderalvegetation).
3    Ostrand: Hier über die Jahre zunehmend mehr Beobachtungen; aufgelassener Betriebsweg mit randlich sonnigen
     Rainen / Steinriegeln / Hecken. Ggf. aus Nr. 2 besiedelt (Populationsüberschuss).
5    Alter Weg NO: Aufgelassener Betriebsweg, dichter bewachsen als Nr.3, nordexponiert.
6    Steinriegel Nord (s. Abbildung 12): Aufgeschütteter Riegel aus grobem Gipsgesten, noch weitgehend vegetationsfrei;
     inzwischen ist aber die umliegende Vegetation aufgewachsen (Grünland / Ruderalvegetation), was eine ausreichende
     Kombination aus Nahrungs- und Versteckflächen für die Zauneidechse ergibt.
7    Wäldchen: Neubesiedlung der freigestellten Südböschung (nach Pflege/Fichten Entfernen): überwiegend Jungtiere.
8    Biotop NW: Alte, aber nur langsam zuwachsende Gipsschotterfläche; für Zauneidechse strukturarm (nur 1 Block-
     steinhaufen), daher nur rel. wenig Funde. Durch Einbau weiterer Strukturen aufwertbar.
9 + 10 Teich Hang W+O: Ehemals eidechsenreichere Südböschungen. Inzwischen stärker verwachsen (Gras, Gehölze)
     und schwieriger zu untersuchen. Mutmaßlich geringere Eidechsenvorkommen. Ggf. durch Pflegemaßnahmen wie-
     der aufwertbar.
11   Teich Ostrand: Schmaler Felskopf, wahrscheinlich nur Biotopvernetzung.
12   Altes Westhabitat: Nur kleiner südostexponierter Böschungsausschnitt in rel. frisch verfüllter Umgebung
13   Blocksteinhäufen: Erstbesiedlung 2018 nach genügendem Bewuchs im verfüllten Gelände.
14   Gebiete am Laichgewässer A5: trockene Felsköpfe mit stellenweise gut geeigneten Böschungen /Steinriegeln, ma-
     gerrasenähnlicher Vegetation; + Blocksteine am Laichgewässer (angelegte Verstecke für die Wechselkröte).

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Abbildung 11: Untersuchte Teilhabitate der Zauneidechse (Luftbild: Google-Maps)

Abbildung 12: Zauneidechse Teilhabitat 6: Steinriegel im Norden (neu besiedelt)

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