Schwerpunkt: Ernährung und Klimawandel - Absolvent*innen Verband der Absolvent*innen Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik, Wien/Ober St. Veit ...
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Verband der Absolvent*innen Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik, Wien/Ober St. Veit – Ausgabe 28/2019 Absolvent*innen Schwerpunkt: Ernährung und Klimawandel
Liebe Ober St . Veiter Absolvent* liebe Freund*innen der Hochs innen, chule! Seit dem 8. Juli 2019 werden Absolv ent*innen der Hochschu Vorstand ver tre ten . le durch einen neu gewäh lte n Mit großer Freude darf ich Ihn en/Dir den neu gewäh lten Vor vorstellen . Das Wa hlerge bni s, stand des Alumniverbandes wovon wa hrscheinlich viele Ver gep lag t sind nur träumen kön eine die von Na chwuch ssorgen nen , ist in Ober St. Veit Realitä sechs Jungabsolv ent*innen im t. Wir freuen uns sehr, dass wir Vorstand willko mmen heißen gen Ausrichtung unseres Ver dü rfen, welch e in der zukünfti bandes sicher lich wichtige Im - Käfer, einer Natur- und Umwe pu lse setzen werden. Mit Sus ann ltpädago gin , Elena Nagele ein e gin , Erna -Li sa Ru pf einer Ag er Umwelt- und Sozialpädago rar beraterin , Cla udia Sch uh ma - der Ag rar bildung, Marie -Lu nn , einer Lebens technolo gin ise Wohlm uth einer BOKU-Le in Ag rar pädago gen bilden wir die ktorin , und Ste fan Za hler ein zentralen Ber ufs felder von Ho em gut ab. Der Alumniverband sie chschulabsolv ent*innen sehr ht seine Au fgabe darin , au f akt Anliegen im hetero genen Ber uelle Entw icklungen und ufs feld der Ober St. Veiter Abs chen und damit au f cur ricula olv ent*innen au fmerksam zu re Entw icklungen einzuwir ken ma - Pongratz , der Erw ach senenb ild . Mit einem Zit at von Ludw ung entlehnt und für die Ber ig unserer Ver bandsziele , die Ho ufs bildung adaptiert , kann ein chschule in ihren Entw icklun es stützen, unterstr ich en werde gsp rozessen beratend zu unter n: „Ka um eine pädago gische - wiesen , ein Ges pür für gesell sch Diszip lin ist so sehr darau f ang aftlich e Trends und aktuelle e- die Ber ufs bildung. Sie ist ein Pro ble mlagen auszu bilden , wie äußerst dynamisches Feld, we Sicher heit bie ten muss, andere lch es einerseits Konstanz und rseits hat sie au f ber uflich e He und muss natürlich gleichzei rausforder ungen zu reagieren tig einem humanis tischen Bil dungs ans pruch gerecht werde Es freut mich sehr, dass Herm n“. ine Frieß, eine in der Gründun Kraft aus der Steier mark, nu gsp hase des Ver bandes zentra n wieder dem Vorstand angehö le bildungs politischen Fragen ein rt und sich ins besondere zu bringen wird. Mit großer Freude beg rüßen wir Liane Kaipel als Ver tre ter Da sie in der Hochschule an in der Hochschule im Vorsta Sch lüssel stellen tätig ist , wir nd . zen , die Anliegen der Hochschu d sie den Rektor dabei unterstü le mit den Anliegen der Ber ufs t- zu ver knüp fen . pra xis aus Sicht der Alumnis Im Vorstand in ihrer bis her ige n Funktion bes tätigt wurden Jose f Sch ellenba cher, Isabell Vog Manuela Garaus, Thomas Ha l und Chr istine Wo gow itsch. ase , und wichtiges Vorstandsmitg Th eresia Pusker, ein sehr treues lied möchte sich in Phasen au sie hat uns jedoch versproch en, s dem Vorstand verabschiede nicht abr up t auszusch eiden, n– wo für wir sehr dankbar sind. Au fgr und veränderter ber ufl ich er Au fgaben an der Hochs aus dem Vorstand zurückziehe chule wird sich Birgit Steininge n. Für ihre langjährige finanz r bedanken wir uns an dieser Ste technische Unterstützung lle sehr her zlich. In den nächsten ECH O-Ausg abe n werden die neuen Vorstand por traits ihre Karrierewege prä smitg lieder in Absolv ent*innen sentieren . - Das Team des Vorstandes freut sich, als Rep räsent ant*innen der Hochschule zu wir ken . Zum Abschluss darf ich im Na men aller Vorstandsmitg lied wünschen und freue mich au er ein gesegnetes Weihnachtsfe f ein Wiedersehen bei einer un st verans taltungen . Inf ormation serer nächsten Koo perations- dazu sind über New sle tter ode über den facebooka cco unt des r We bsite der Hochschule bzw Ver bandes erhältlich . . Ihre/Eure Chri stine Wogow its ch Ab s o l v e n tI nnenEc ho Sei t e 2
Sehr geehrte Absolventin! Sehr geehrter Absolvent! Gleichsam wie der Klimaschutz erweist sich die an?“. Ich bin auch davon überzeugt, dass der wich- Ernährung als eines der wichtigsten Themen in der tige Schlüssel eine umfassende Wissensweitergabe öffentlichen Berichterstattung. Beide Bereiche berüh- sein wird. Wir benötigen nicht nur gut informierte ren uns, die Absolvent*innen, unmittelbar wie kaum Konsument*innen, sondern dahingehend exzellent andere Phänomene. Die österreichische Landwirt- qualifizierte Multiplikator*innen im Agrar- und Um- schaft bringt nicht nur hervorragende Lebensmittel weltbereich. auf den Markt, welche sowohl eine hohe ökologische Wertigkeit besitzen, als auch kurze Transportwege Die Idee der ökosozialen Marktwirtschaft feiert ihr aufweisen. Wir wissen daher auch alle, dass wir da- 30-jähriges Jubiläum. Im diesbezüglichen Konzept mit einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten. waren damals schon die Grundpfeiler für ein zu- Bereits jetzt ist zu erahnen, wohin die Diskussion kunftsfähiges, verantwortungsvolles Handeln festge- weiter führen wird: Was kann, was soll und was muss legt. Dabei ist die Kernbotschaft, die des qualitativen die Land- und Forstwirtschaft noch zusätzlich zum Wachstums. Auch im Bereich der Lebensmittel geht Klimaschutz beitragen? Mein Anliegen ist es, einen es um eine hohe Wertigkeit in Verbindung mit dem auf hohem Niveau und faktenbasierten Diskurs zu Klimaschutz. Das dies ist kein Widerspruch, es zeigt führen. das ursprüngliche österreichische Bild der Landwirt- schaft! Dieses Heft soll einen Beitrag dazu leisten. Die Frage wird nicht sein „Wer stellt sich in den Medien besser Ich wünsche Ihnen alles Gute, dar?“, sondern sie wird lauten: „Wer bietet am Ende des Diskussionsprozesses die besten Lösungen Thomas Haase Inhalt Vorwort der Obfrau 2 Schwerpunkt Ernährung und Klimawandel 14 Christine Wogowitsch Susanne Käfer: Wild auf Wild-Wildbret ein wertvolles Lebensmittel. Vorwort des Rektors 3 Thomas Haase: Der Wert der Lebensmittel Service 15 Elisabeth Hainfellner: Vom Diplompädagogen zum BEd Schwerpunkt Ernährung und Klimawandel 4 Interview mit Univ.-Prof. DI Dr. Markus Schermer: Schwerpunkt Bildung 16 „Gedanken eines agraraffinen Soziologen zu Johanna Michenthaler und Katharina Salzmann-Schojer: einer zukunftsfähigen Landwirtschaft“ Klimafreundliche Ernährung in Schule und Unterricht Service 7 Schwerpunkt Bildung 18 Eveline Neubauer: Die Kraft der Wildkräuter Elena Nagele: Partizipation als Leitgedanke in der Pädagogik Birgit Steininger: Natur im Garten Portrait eines Vorstandsmitglieds 20 Schwerpunkt Ernährung und Klimawandel 8 Elena Nagele Interview mit Ingrid und Christoph Zehrfuchs: Service 21 „Solidarische Landwirtschaft am Biohof Zehrfuchs“ Klimafreundlich kochen Portrait eines Absolventen 10 Berichte aus der Hochschule Philipp Mayer Absolvent*innen on Tour 22 Schwerpunkt Ernährung und Klimawandel 11 Herbert Reiter: Island – in bester Gesellschaft Manfred Gössinger: Fruchtsaft ist gesund und macht nicht dick Service 23 Schwerpunkt Ernährung und Klimawandel 12 Herbert Reiter: Buchpräsentation Willi Linder: Wie hältst du’s mit dem Fleischkonsum? Personalia und Impressum 24 Schwerpunkt Ernährung und Klimawandel 13 Statements der neuen Vorstandsmitglieder Leopold Kirner: Stehen wir vor einer Fleischwende? Berichte aus der Hochschule A b s o l ve n tI n n e n E c ho S e it e 3
Gedanken eines agraraffinen Soziologen zu einer zukunftsfähigen Landwirtschaft.1 Im Interview geht Univ.-Prof. DI Dr. Markus Schermer der Frage nach, wie sich die Verbindung von produk- tions- und konsumorientierten Sichtweisen charakterisieren lässt und wo die Potenziale für eine zukunfts- fähige Landwirtschaft liegen. Markus Schermer beleuchtet aus der Agrarsoziologen-Perspektive die an ihn gerichteten Fragen entlang der gesamten Wertschöpfungskette. » Markus Schermer: Man braucht mehr Wissen über die Produktion und das Gegenüber. Die Glieder der Kette müssen mehr voneinander wissen. Man Es gibt es kein muss Preise als Kalkulationsgrundlage realistisch positives offenlegen, kommunizieren, wie der Preis Bild, welches die zustande kommt und sich Zeit nehmen für landwirtschaftliche einen sicherlich sehr anstrengenden und Realität abbildet langwierigen Aushandlungsprozess. Wich- und Konsumenten tig dabei ist, dass die Kalkulation nach- gerne haben möchten. vollziehbar bleibt und man nicht gleich, wenn ein Problem auftaucht bestehende Verträge aufzukündigen. Unter Geschäfts- beziehungsqualität verstehe ich entlang der gesamten Wertschöpfungskette eine ECHO: Wie sehen Sie aus Ihrer For- kein realistisch positives Bild, welches die auf Vertrauen aufbauende Kooperation, scherperspektive die Produktvermark- landwirtschaftliche Realität abbildet und in welcher der an das Produkt gebunden tungsszene? welches Konsumenten gerne haben möch- Wert das Ergebnis einer fairen Preisver- Markus Schermer: Produktions- und ten. Immer mehr Kritik wird gegenüber dem handlung bestimmt. Konsumlinien dürfen nicht mehr nur als „Zertifizierungs- und Gütezeichenwahn“ Abfolge einer „Food-Chain“ vom Bauern- laut. Consumer- Certifications tauchen Am Bauernmarkt ist der Bauer der „Price hof bis zum Esstisch gesehen werden. auf und Konsumenten sagen, was sie wie Setter“, dabei wird der Preis durch die Bei einer konventionellen Verwertungs- gerne hätten. „Values-Based Food Supply Kundschaft nicht in Frage gestellt. Im kette sehen sich Konsument*innen und Chains-Partnerschaften“ entlang der Wert- Supermarkt besteht diese Möglichkeit Produzent*innen an zwei gegenüberlie- schöpfungskette erscheinen dafür geeignet nicht, auf Grund der anonymen Ver- genden Positionen der Kette. Sie müssen und sind aufzugreifen. Über gemeinsame gleichsmöglichkeit rückt der Preis in erkennen, dass sie auf der gleichen Seite geteilte Werte, aktive Information und den Vordergrund. Auch entlang der der Kette stehen und globale Agrar- partizipative Entscheidungsmechanismen Wertschöpfungskette muss es dafür zu Lebensmittelkonzerne durch ihre kom- arbeiten sie zusammen und streben stabile einem neuen Verhältnis zwischen den parativen Kostenvorteile die eigentlichen Geschäftsbeziehungen an. Direktvermark- Partner*innen kommen. Es braucht Orte Gegner sind. tung ist eine Vermarktungsform, die sich wo man sich kennenlernen kann und nicht endlos ausdehnen lässt. Es braucht muss Interesse füreinander haben/zeigen Produzent*innen tun sich schwer, ein auch Absatzmärkte in anderen Verhält- und natürlich auch dafür Zeit investieren. realistisches Bild einer modernen und nissen wie z.B. die Vermarktung über Landwirte brauchen Informationswege wo zeitgemäß wirtschaftenden Landwirtschaft Supermärkte. sie zeigen können, was sie leisten und zu vermitteln. Es gibt sehr wenige positive was sie gerne machen. Es ist jedoch nicht Bilder, die eine moderne Landwirtschaft re- ECHO: Über welche Kompetenzen soll- jeder Betriebsleiter der perfekte Kommu- produzieren. Essbare Tiergärten oder Strei- ten Landwirte verfügen, damit dicho- nikator und dafür braucht es Alternativ- chelzoos bilden nicht die landwirtschaftli- tome, traditionelle Denkmuster aufge- konzepte, wer und in welcher Form die che Realität ab. Meines Erachtens gibt es löst werden? Anliegen transportieren werden können. 1 Das Interview mit Markus Schermer führte Christine Wogowitsch am 16. Oktober 2019. Ab s o l v e n tI nnenEc ho Sei t e 4
Ein Schlüssel dafür kann eine arbeits- teilige Zusammenarbeit unter Landwirten sein. ECHO: Welche neuen Strukturen » Junge Menschen wollen vielfach nicht mehr dem Betrieb Konsument*innen zu erreichen. Oftmals kommen Landwirte als Expert*innen ihres Faches in eine stark belehrende Rolle und die Kommunikation verläuft „von oben herab“. Wenn Bauern/Bäuerinnen für das betriebliche Handeln wären lebenslänglich als Fachmänner/Fachfrauen auftreten, aus Ihrer Sicht förderlich? ausgeliefert sein kommen sie meist in eine Verteidigungs- Markus Schermer: Grundsätzlich und erwarten einen position. Welche Formate dafür am bes- braucht es dafür mehr Gemeinschaf- freien Tag. ten geeignet wären, weiß ich nicht, das ten. Der Maschinenring bietet sich für muss man testen. Bei Food-Coops z.B. arbeitsteiliges Wirtschaften an, ist jedoch übernehmen bzw. unterstützen aufgrund viel zu wenig. Unter neuen Strukturen ver- dadurch mit der Nahrungsmittelpro- einer starken Konsumenten-Produzenten- stehe ich z.B. Kooperationen in Richtung duktion in Berührung, welche eine Bindung Konsument*innen die Kom- Verarbeitung, Vermarktung und Kommu- Grundlage dafür ist, um Verständnis für munikation gegenüber der Kundschaft. nikation, wobei die geografische Nähe der die lokale Landwirtschaft zu entwickeln. Ob dieses Kommunikationsform als ein Kooperationspartner nicht entscheidend • Wenn Schüler*innen in Schulgärten Modell auch für andere Bereiche adaptiert ist. Wesentlich erscheint mir, sich mit der Gemüse produzieren, so entgehen werden könnte, wäre zu untersuchen. Frage auseinanderzusetzen, wie finde lokalen Märkte keine Kund*innen; im ich Menschen, welche die gleichen Werte Gegenteil, es wächst das Verständnis ECHO: Wie kann die Übergebergene- teilen die ich habe. Die emotionale und für den Wert eines Produktes und für ration für den Fortbestand/die Fort- Wertenähe ist entscheidend, man muss gerechte Preise. führung eines Betriebes beitragen? jemanden finden, mit dem man etwas Markus Schermer: Eine Betriebsüber- gemeinsam machen möchte. ECHO: … und was kann die Landwirt- gabe wird dann funktionieren, wenn ... schaft selbst dazu beitragen? 1) der Betrieb gut aufgestellt ist, die Ein interessantes Phänomen sind Markus Schermer: Sie muss reflek- Ressourcenkonfiguration passt, Arbeit 24-h Hofläden und Verkaufsstände mit tieren können und einen offenen Dialog Maschinen, Kapital – die klassischen hofeigener Ware und Produkten von führen. Einerseits untereinander unter Produktionsfaktoren gut aufeinander Partnerbetrieben. Kunden kaufen in den verschiedenen Produktionszweigen abgestimmt sind und keine Reibungs- Selbstbedienung und meist wird in den braucht es den Dialog und das gegensei- verluste entstehen. Man muss versu- „Honesty-boxes“ dafür ehrlich bezahlt tige Verständnis. Dafür sollte der Leitsatz chen, sich aus dem Wachstumsdruck (vgl. dazu https://www.hansagfood.at/ gelten: Wir lassen uns nicht als „Hörndl-, herauszunehmen, um gut leben kön- hoflaeden/). Das Sortiment dieser Läden Körndl-, Wein- oder Gemüsebauern“ nen. Junge Menschen wollen vielfach ist sehr individuell und abhängig von den auseinanderdividieren, denn Gegensätze nicht mehr dem Betrieb lebenslänglich Lieferantensparten. In Österreich sind blockieren. Allerdings darf das nicht dazu ausgeliefert sein und erwarten einen meist Kooperation unter Bauern anzu- führen, dass bestehende Gegensätze freien Tag. treffen. Jedoch gibt auch neue Koope- unter den Teppich gekehrt werden, sie 2) potenzielle Übernehmer*innen frühzeitig rationsformen, wo Produzent*innen und gehören ausdiskutiert und aufgearbeitet. in den Betrieb integriert werden und Konsument*innen sich mischen und über Geschlossenes Auftreten ist förderlich, ausreichend Zeit für das Experimentie- das agrarische Warenangebot hinaus um Verständnis für die jeweils andere ren gewährt wird. Sie müssen in Produkte anbieten. Gruppe der Landwirtschaft zu zeigen Ertrag und Erfolg früh hineinwachsen und auch diese öffentlich vertreten hilft, und dabei Offenheit spüren, etwas ECHO: Wie kann in einer immer stärker um als starke Einheit in der Gesellschaft ausprobieren zu können. Falsch wäre, urban ausgerichteten Gesellschaft wahrgenommen zu werden. Entscheidungen für die zukünftige Verständnis für die Landwirtschaft Generation zu treffen, von persönlichen wachsen? ECHO: Wie kann eine Solidarität Annahmen und von den eigenen Er- Markus Schermer: Ich möchte diese erfolgreich kommuniziert werden? folgsparametern auszugehen. Dabei gilt Frage anhand dreier Beispiele beantworten. Markus Schermer: Einerseits erfor- es, nicht nur einen rein agronomischen • Überall tauchen Ernährungsräte auf, die dert es von Konsument*innen, dass Blick auf den Betrieb zu werfen, son- in Kommunen Ziele einer nachhaltigen sie sich mit der Landwirtschaft inten- dern auch die Beziehung der Beteiligten Ernährung diskutieren und gemeinsam siver auseinandersetzen und ande- miteinzubeziehen und Entscheidungen Umsetzungswege entwickeln. rerseits müssen Landwirte selbst auf auf eine langfristige ökologische Pers- • Essbare Städte entstehen, wo Men- Konsument*innen zugehen. Bei einem pektive hin auszurichten. schen in öffentlichen Grünflächen Auftritt als „Hard core-Landwirt“ wird man 3) ein alternativer beruflicher Hinter- Nutzpflanzen kultivieren. Sie kommen kaum die geeignete Wortwahl finden, um grund, der Betriebsübernehmern neue A b s o l ve n tI n n e n E c ho S e it e 5
Möglichkeiten in der Orientierung des aus ihrer eignen Berufsbiografie nicht Veränderungsprozesse die Übergangs- Betriebes eröffnet. Es gibt bereits viele das reale Leben der Landwirte. „Man fristen viel zu kurz. Das ist jedoch ein Bereiche in die sich die Landwirtschaft muss in den Schuhen des Gegenübers allgemeines, gesamtgesellschaftliches erfolgreich hineinentwickelt hat, wie gegangen sein, damit man versteht, wo Problem. Ich halte „Entwicklungsla- z.B. Urlaub am Bauernhof oder in die der Schuh wirklich drückt“! bors“ als einen geeigneten Rahmen, soziale Landwirtschaft. Die Schnittstelle 2) Landwirten fehlt vielfach Zeit und Raum welchen die Beratung anbieten könnte. zwischen zwei Feldern erfordert Kennt- für die experimentelle Entwicklung Dieser „geschützte“ kleine Rahmen mit nisse über neue rechtliche Fragen und und Zusammenarbeit. Unsere schnell- entsprechendem Support ermöglicht strukturelle Rahmenbedingungen eines lebige Zeit gewährt nicht mehr die das Probieren, gemeinsame Reflektie- neuen Sektors. Zeit zu experimentieren. Oftmals sind ren, Verwerfen und einen Neubeginn 4) sowie ausreichend Zeit und Übergangs- bei Neuausrichtung von betrieblichen mit verbessertem Know-how2. fristen, bis der passende Weg gefunden wurde. Zur Person Als ehemaliger Berater der Landwirt- Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. Markus Schermer schloss 1983 das Diplomstudium der schaftskammer kennen sie die öster- Agrarökonomie an der Universität für Bodenkultur in Wien ab. Von 1984–1999 war reichische Landwirtschaft sehr gut. er in der Entwicklungszusammenarbeit, Landwirtschaftsberatung und Raumplanung Wie können Berater die Entwicklung in tätig. Seit 1999 ist er an der Universität Innsbruck beschäftigt, wo er 2004 am Institut eine erfolgreiche Zukunft unterstützen? für Soziologie seine Dissertation abschloss und 2008 die Habilitation im Fachbereich Wie würden Sie nun aus einer gewissen „Soziologie“ folgte. Zur Lehr- und Forschungstätigkeit übernahm Schermer univer- Distanz eine erfolgreiche Beratungsarbeit sitäre Leitungsfunktionen, war in den Jahren 2005 bis 2008 Leiter des Forschungs- beschreiben? zentrums Berglandwirtschaft und ist seither stellvertretender Leiter. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Ich würde dafür zwei zentrale Aspekte • Gesellschaftliche Entwicklungen in Lebensmittelproduktion und -konsum nennen: • Territoriale Ansätze der Regionalentwicklung 1) Berater haben vielfach umfangreiche • Wandel der Kulturlandschaft im Berggebiet Dokumentationsaufgaben zu erfüllen • Stellung von Bäuerinnen und Bauern in der Gesellschaft. und wenig Zeit für das Gespräch mit Mehr Informationen zu Markus Schermer unter www.uibk.ac.at/berglandwirtschaft „Ihren“ Landwirten. Oftmals kennen sie 2 Anmerkung der Interviewerin: Agrarschulen mit ihrer guten betrieblichen Ausstattung könnten dafür in der unterrichtsfreien Zeit einen geeigneten Rahmen bieten und als Netzwerkknoten fungieren. Literaturempfehlung: Ehrmann, U.; Langthaler, E.; Penker, M.; Schermer, M. (2018). Agro-Food Studies. Eine Einführung. Köln, Weimar, Wien: Böhlau. Nachhaltig forschen Forschungsreport: Neue Publikation des BMNT stellt Forschungsaktivitäten vor Die Forschung spielt im Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus (BMNT) eine immer wichtigere Rolle. Das Ministerium ist für die Lebensgrundlagen wie Boden, Wasser, Pflanzen, Tiere, Energie und Luft zuständig. Um diese zu erhalten, sind neue Erkenntnisse, moderne Methoden und gezielte Projekte unbedingt erforderlich. Unter dem Titel „Nachhaltig forschen“ stellt das BMNT seine vielfältigen Forschungsaktivitäten in einer neuen Publikation vor. Der Forschungsreport mit Interviews, Reportagen und Berichten liegt diesem Heft bei. Die Ressortforschung des BMNT ist mit mehreren Forschungseinrichtungen und einer eigenen Forschungs- strategie ein wesentliches Element der österreichischen Forschungslandschaft. Die Projekte der forschungs- aktiven Dienststellen des BMNT (unter anderem die Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik) sind besonders praxisorientiert. Zudem beteiligt sich das BMNT an nationalen sowie internationalen Projekten und Programmen. Das Themenspektrum reicht von der Digitalisierung in der Land- und Forstwirtschaft über den Natur- und Artenschutz bis zur Sozial- und Bildungsforschung. Eine besonders aktuelle Herausforderung ist der Klimawandel, dessen Folgen im täglichen Leben immer spürbarer werden. Viele Forschungsprojekte beschäftigen sich mit diesem Themenkomplex. Ab s o l v e n tI nnenEc ho Sei t e 6
Die Kraft der Wildkräuter Die Grippezeit steht bevor. Dass bei den, Gesundheit und Ernährung beraten, Fieber und Erkältung diverse Kräuter hel- begleiten oder betreuen und dabei unter fen, wussten schon unsere Großmütter … anderem Wildkräuter und Arzneipflanzen einsetzen möchten. Die ein oder andere Heilpflanze aus der Natur kennt fast jeder: Johanniskraut Die ca. 40 Anwesenheitstage werden macht fröhlich, Kamille lindert Entzündun- vorwiegend am Wochenende geblockt an gen und Baldrian hilft beim Einschlafen. Teilnehmer*innen nicht nur Wildkräuter mehreren Studienorte (Wien, Hirschbach Aber welche Inhaltsstoffe der Pflanzen kennen, kultivieren und verarbeiten sondern im Mühlkreis (OÖ), Yspertal (NÖ) und Mün- sind es genau, die auf diese Weise bekommen unter anderem auch einen chen/Bad Tölz (Deutschland)) angeboten. wirken? Und können sie vielleicht sogar Überblick über die Anwendungsgebiete der mehr, als der Volksmund beschreibt? wichtigsten Arzneipflanzen in der natur- Die erfolgreichen Absolvent*innen schlie- wissenschaftlich orientierten Schulmedizin ßen mit dem Titel „Akademische Expert*in Antworten auf diese Fragen und fun- sowie in diversen Therapiekonzepten. für Wildkräuter und Arzneipflanzen“ ab. diertes Expertenwissen bekommen Sie im Hochschullehrgang Wildkräuter Dieser akademische berufsbegleitende und Arzneipflanzen der am 27. März Lehrgang eignet sich für Personen, die in Informationen: Dr.in Eveline 2020 auf der Hochschule für Agrar- und der Produktion, Ernte und/oder Verarbei- Neubauer, eveline.neubauer@ Umweltpädagogik startet. tung von Wildkräutern und Arzneipflanzen haup.ac.at; 0676/42 140 72 aktiv oder beratend tätig sind und für Ihre Anmeldung: Bei dieser 2 jährigen, wissenschaftlich Personen, die in ihrer beruflichen Tätig- bis 27. Februar 2020 fundierten Weiterbildung lernen die keit Menschen im Hinblick auf Wohlbefin- 1. „Natur im Garten“ Plakette in Wien Hietzing Landesrat Eichtinger: „Wir freuen uns, dass unsere erfolgreiche Umweltbewegung jetzt auch die Bundes- hauptstadt erreicht hat.“ Verzicht auf chemisch-synthetische Pestizide und Dünge- mittel sowie auf Torf: diesen drei Kernkriterien von „Natur im Garten“ verschreiben sich mittlerweile europaweit fast 20.000 Naturgartenfans. „Die Plakette hat sich in sieben Bundesländern Österreichs und sechs weiteren europäischen Nationen als sichtbares Zeichen des ökologischen Gärtnerns und somit des Umweltschutzes manifestiert“, so Landesrat V.l.n.r.: Landesrat Dr. Martin Eichtinger, Bezirksvorsteherin Mag.a Silke Martin Eichtinger, der gemeinsam mit Bezirksvorsteherin Silke Kobald, Rektor Dr. Thomas Haase, Ing.in Andrea Übinger Kobald die erste „Natur im Garten“ Plakette in Hietzing an die zu dürfen, da die Lehrinhalte, wie auch die Grünraumge- Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik überreichte. staltung unserer Hochschule, den ,Natur im Garten‘ Gedanken verkörpern“, so Thomas Haase, Rektor der „Hietzing ist mit 71 Prozent Grünfläche der vegetations- Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik Wien. reichste und damit wohl der lebenswerteste Bezirk Wiens. Hietzing bietet sich als ,Gartenbezirk‘ Wiens dafür an, Ansprechpartnerin für „Natur im Garten“ in der Bundes- diese erfolgreiche Initiative auch nach Wien zu holen!“, so hauptstadt ist Andrea Übinger: „Bei den Workshops und Hietzings Bezirksvorsteherin Silke Kobald. Veranstaltungen zeigen wir vor, wie ökologisches gärtnern auch in der Stadt gelingt. Die ,Natur im Garten‘ Plakette Die Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik ist langjäh- verleihen wir naturnahen Gärten, die einerseits die drei riger Kompetenzpartner von „Natur im Garten“. „Es ist eine Kernkriterien erfüllen und andererseits durch ihre Gestaltung große Ehre die ,Natur im Garten‘ Plakette entgegennehmen und Bewirtschaftung die Artenvielfalt fördern.“ A b s o l ve n tI n n e n E c ho S e it e 7
Solidarische Landwirtschaft am Biohof Zehrfuchs Oder „Wie eine Gemeinschaft einen Hof trägt“ CHRISTINE WOGOWITSCH Seit 2013 betreiben Ingrid BEd und Ing. Christoph Zehrfuchs eine „Solidarische Landwirtschaft“ im Steirischen Wechselland. Was das genau ist, wie sie dazu gekommen sind und wie es ihnen heute damit geht, wollen sie uns hier berichten. ECHO: Liebe Ingrid, lieber Christoph, ECHO: Liebe Ingrid, seit der Über- es war das Jahr 2012, als am land- nahme geht ihr Seite an Seite euren wirtschaftlichen Betrieb Zehrfuchs gemeinsamen Weg, was sind deine eine Grundsatzentscheidung fiel. Der landwirtschaftlichen Wurzeln? bis dahin konventionelle Betrieb soll- Eigentlich bin ich in einem Einfamilien- te auf biologische Wirtschaftsweise haus aufgewachsen, doch die Kindheits- umgestellt werden. Was waren eure erlebnisse wie die Burgunder-Rübenernte Beweggründe? bei Oma und Opa wird mir ewig in Erin- Als der Betrieb von Christoph’s Eltern nerung bleiben. Als ich auf den Hof kam, übernommen wurde, war die Geflügel- war dieser technisierte und industriali- zucht neben dem Obstbau und der sierte Alltag somit sehr fremd für mich Forstwirtschaft die tragende wirtschaft- und ich stellte Christoph immer wieder liche Säule. 6 Jahre lang haben wir das Fragen, warum das denn so umgesetzt so weiter betrieben, bis die „Batterie werden muss. Das hat seinen Fokus auf leer war“. Heute wissen wir, dass uns reine Produktivität ein wenig geweitet nicht nur die Wirtschaftlichkeit, sondern und so vermutlich auch zum Umdenk- auch die Freude an der Arbeit nährt. prozess geführt. In dieser gemein- Für Christoph war das damals eine samen Zeit wuchs auch mein Interesse schwierige Situation, dieses Erbe mit an der Landwirtschaft und so begann 21 Jahren anzutreten und allen zu zeigen, ich an der HAUP Umweltpädagogik zu was er in der Schule alles gelernt hat. studieren. ECHO: Lieber Christoph, du hast die ECHO: Liebe Ingrid, an der HAUP Fachschule in Wetzawinkel und dann haben auch wir uns kennen die Matura in Raumberg-Gumpenstein gelernt und im Studium hast du gemacht. Hast du dich gut auf’s Leben die Solidarische Landwirtschaft am Hof vorbereitet gefühlt? kennen gelernt. Auf jeden Fall! Es gibt für mich kein besse- Genau, es war eine Exkursion mit res Ausbildungsmodell, als die Verbindung DIin Roswitha Wolf, die uns die erste von Theorie und Praxis, so wie es in un- Solidarische Landwirtschaft in Österreich, seren HBLA’s und Fachschulen betrieben die GeLaWi Ochsenherz in Gänserndorf wird. Diese Ausbildung bildet das Funda- zeigte. Mich faszinierte diese Vielfalt ment auf dem dann das individuelle „Haus und diese Kundennähe und vor allem des Wissens“ entstehen kann. So machen die Möglichkeit, so viele ökologisch wir jedes Jahr eine Ausbildung im fach- wichtige Aspekte der Landwirtschaft lichen oder persönlichen Bereich. Als Men- umsetzen zu können. Für Christoph war taltrainer, Permakulturistin, Waldpädagoge, das damals fremd, weil der konventi- Kräuterpädagogin sind wir in verschiedene onelle Tenor in der Landwirtschaft auf Materien eingetaucht. Zuletzt haben wir Spezialisierung und Massenproduktion uns mit dem Thema „Bodenfruchtbarkeit getrimmt war. und Humusaufbau“ beschäftigt. Ab s o l v e n tI nnenEc ho Sei t e 8
Humus- Akademie der Ökoregion Kaindorf ECHO: Was hat dann zum Umdenken ohne Düngerzukauf. Der Hühnerstall ist und zu dieser weitreichenden Ent- nun unsere Gemüsehalle, in der wir den Durch Humus-Aufbau werden scheidung geführt, mit der Hühner- Gemüseabholraum, die Manipulations- Ackerböden stabiler und können ein haltung aufzuhören und auf biologi- fläche, die Kühlräume, den Anzuchtraum Vielfaches an Wasser aufnehmen, sche und solidarische Wirtschafts- und die Spezialmaschinen für den Abschwemmungen vermeiden und weise umzustellen? Gemüsebau platziert haben. Wir haben Trockenperioden entgegenwirken. (Christoph schmunzelt) „Es muss wohl uns in den sieben Jahren im Gemüse- Pflanzen werden auf natürliche Weise Liebe sein.“ Damit meine ich nicht nur bau zum Multiplikator für ökologisch- gestärkt, das Grundwasser ebenso die Liebe zu meiner Frau Ingrid, sondern regenerativen Gemüsebau entwickelt. wie das Klima entlastet. Landwirte Seit heuer können unsere 90 Familien bekommen einen besseren Boden auch die Liebe zu mir und zur Natur. Wir und werden zu Klimaschutzwirten. Bauern werden im Spannungsfeld zwi- (Ernteteiler) auch Rohmilchprodukte, schen Naturgesetzen und den Gesetzen Eier von Wanderhühnern, echtes Sauer- Für diese Leistung werden sie durch der freien Marktwirtschaft zerrieben. Mit teigbrot, Biofleisch, Äpfel und Apfelsaft Erlöse aus dem Humus Zertifikate- Handels honoriert. Um das dafür der „Solidarischen Landwirtschaft“ holen kaufen. Wir haben einen solidarischen notwendige Wissen und die Erfah- wir uns die Konsumenten ins Boot und Marktplatz aus aufgeschlossenen, ernäh- rungen hunderter Landwirte in ganz beginnen gemeinsam an einer zukunfts- rungsbewussten Menschen geschaffen. Österreichs praxisnah weiterzuge- fähigen Landwirtschaft zu arbeiten. Da- Das ist für uns das Kapital der Zukunft, ben, hat die Ökoregion Kaindorf die durch, dass wir unseren Mitgliedern un- weil dadurch eine kleinbäuerliche Land- Humus-Akademie ins Leben gerufen. sere Produktionskosten offen legen und wirtschaft mit Lebensqualität (für die In Workshops werden neugierigen diese anteilig die Kosten übernehmen, Bauernfamilie und die Konsumenten) erst Landwirten die Erfolgskriterien produzieren wir nicht mehr für Euros pro umsetzbar ist. einer zukunftsreichen Ackerbewirt- Kilogramm, sondern für die Zufriedenheit schaftung näher gebracht. Die unserer Mitglieder. Wir nennen sie im üb- ECHO: Das erscheint mir eine gute Themen reichen von Bodenfruchtbar- rigen Ernteteiler, denn wir teilen nicht nur Grundlage, für euren nachhaltigen keit, Kompostieren, Zwischensaaten die Kosten, sondern vor allem die gesam- Weg. Wo seht ihr euch in eurer per- bis hin zu Direktsaat und Pflanzen- kohle. Die Lehreinheiten sind jeweils te Ernte und all die Risiken mit ihnen. Wir sönlichen und betrieblichen Zukunft? in einen theoretischen und in einen wissen zu Saisonbeginn, dass wir für das Betrieblich tüfteln wir gerade am nächs- praktischen Teil gegliedert. kommende Jahr zur Gänze finanziert sind ten Entwicklungsschritt im Obstbau. und dass das gesamte Gemüse an unsere Wir müssen auch hier von der Mono- Infos zum aktuellen Programm und zur Anmeldung gibt es auf Ernteteiler verkauft ist. kultur weg und hin zur Vielfalt, wie z.B. www.oekoregion-kaindorf.at. einen Waldgarten, kommen. Wie weit ECHO: Das klingt nach einer beruhi- wir hier gehen können, bestimmt unser genden Situation, wie hat sich dadurch Wissen über ökologische Zusammen- euer Betrieb verändert? hänge, unsere Vorstellungskraft und Es war eine 180 Grad Wendung. Der die wirtschaftliche Umsetzbarkeit. kapital- und zukaufsintensive Geflügel- Deshalb sind auch unsere persönlichen betrieb wurde zu einem nahezu autarken, Ziele ganz im Einklang mit unserem in sich geschlossenen, Hoforganismus. betrieblichen Umfeld: Eine Entwicklung Wir generieren unsere Fruchtbarkeit aus aus unserem Innersten heraus, durch unseren eigenen Flächen und bauen zu- Bewusstwerdung gepaart mit Wissens- gleich Humus auf, ohne Tierhaltung und aneignung. A b s o l ve n tI n n e n E c ho S e it e 9
Portrait eines Absolventen – Philipp Mayer 1984 geboren und in vertretung, Auslandsstudien, nationalen aufgenommen. Derzeit arbeite ich im Bretstein/Steiermark und internationalen Praktika (Schweiz, Rahmen meiner Ausbildung intensiv aufgewachsen, erinnere Kamerun …), Reisen (Vietnam) und inter- daran, ein Beratungs- und Lehrangebot ich mich gerne an meine kulturellem Austausch geprägt. zum Themenbereich Holistic Management Kindheit, die wohlige für Landwirte, Unternehmer, Lehrer/Schü- Dorfgemeinschaft, den 2010, als meine Frau Niina und ich ler und die interessierte Öffentlichkeit zu Reichtum einer intakten unsere erste Tochter erwarteten, zog ich entwickeln. Mein Ziel ist es, die Vorteile Umwelt und die Sommer nach Finnland und begann neben meinem von Holistic Management als Betriebs- auf der Alm zurück. intensiven Sprachstudium auf dem führungssystem in Europa bekannter zu schwiegerelterlichen Betrieb zu arbeiten. machen, wobei ich mich auf den deutsch- Nach vier Jahren im Bischöflichen Gym- 2012 brachte ich als erster Landwirt sprachigen Raum und Finnland konzen- nasium Augustinum in Graz besuchte ich Bio-Masthähne auf den finnischen Markt. triere. Zusätzlich engagiere ich mich ab 1999 die HBLFA Raumberg-Gumpen- Das unternehmerische Handeln in einem auch als Vorstandsmitglied im Finnischen stein, wo ich Fachwissen und praktische neuen Umfeld brachte viele Herausforde- Hochlandrinderzuchtverband. Arbeitserfahrung erwarb. Als Klassenspre- rungen mit sich, bereitete mich aber auch cher durfte ich über Jahre Verantwortung sehr gut auf die anstehende Hofübergabe In Zukunft freue ich mich darauf: übernehmen und meine Kommunikations- im Frühjahr 2015 vor. 1) unseren Betrieb zu einem Zentrum für fähigkeit im Austausch zwischen Schülern regenerative Landwirtschaft mit einem und Lehrern verbessern. Während dieser Noch im selben Jahr der Hofübernahme Fokus auf Weidhaltung zu entwickeln; Zeit hatte ich auch die Möglichkeit, erste stellten wir von konventioneller Milchvieh- 2) hilfreiche Inhalte und Praktiken rund unternehmerische Erfahrungen als Reise- haltung im Anbindestall auf biologische um regenerative Landwirtschaft und organisator zu machen. Seit 2004 bin ich Hochlandrinderhaltung mit ganzjähriger Holistic Management mit anderen zu stolzer Absolvent der HBLFA Raumberg- Freilandhaltung um. Zeitgleich begann teilen; Gumpenstein. ich mich intensiv mit regenerativen 3) sowie ländliche Unternehmer und Formen der Land- und Forstwirtschaft zu Landwirte auf spannende und Nach meinem Grundwehrdienst entschloss beschäftigen und gemeinsam mit meiner erfahrungsreiche Reisen zu begleiten. ich mich dafür 2005 in den Bachelor der Frau Fachreisen für ländliche Unter- Agrarwissenschaften an der BOKU Wien nehmer und Landwirte zu organisieren Niina und ich sind seit fünf Jahren ver- zu inskribieren. Danach folgte das Master- und durchzuführen. 2016 wurde unser heiratet. Gemeinsam ziehen wir unsere studium der Ökologischen Landwirtschaft, Betrieb, Mantereen Tila, zum Holistic beiden Kinder Anna (8) und Aatos (5) in dessen Rahmen ich ein Auslandse- Management (ganzheitliches Betriebsma- groß. mester an der Universität Politècnica de nagement) Pionierbetrieb. 2016 bis 2018 Valencia absolvierte. 2010 wurde ich an war ich als Experte für den Europäischen der Hochschule zum Studium zugelassen. Fleischmarkt mehrmals jährlich in Brüssel Links: Meine beiden Abschlussarbeiten beschäf- tätig. Ende 2018 wurde das Reisebüro • http://www.mantereentila.fi tigten sich mit dem bio-bäuerlichen Inno- Farm and Food Travel Finland von meiner • https://www.facebook.com/ vations- und Experimentierungsprozess Frau und mir gegründet. Im selben Jahr mantereentila/ und dessen Vermittlung über das Medium begann ich mit meiner Ausbildung zum • https://www.instagram.com/ Video. Im Frühjahr 2012 schloss ich beide Holistic Management Praktiker, die ich im mantereentila/?hl=de Studien erfolgreich ab. Juli 2019 abschloss. • http://www.farmandfoodtravel. com/de/etusivu/ • https://www.facebook.com/ Die Studienzeit war neben den vielfältigen Unser Betrieb ist seit Herbst 2019 FarmAndFoodTravel/ und bereichernden Inhalten von vielen erster europäischer Holistic Management • https://holisticmanagement.org/ zwischenmenschlichen Begegnungen, Lehrbetrieb. Zur selben Zeit wurde ich in certified-educators/mantere- universitären Arbeitserfahrungen, der Zu- das Ausbildungsprogramm zum Holistic farm-hmi-learning-site/ sammenarbeit mit der Studienrichtungs- Management Ausbildner und Berater Ab s o l v e n tI nnenEc ho Sei t e 10
Fruchtsaft ist gesund und macht nicht dick! MANFRED GÖSSINGER In den letzten Jahren wird von verschie- Wie kann das gelingen? denen Stellen immer wieder darauf hin- Fruchtsäfte enthalten von Natur aus gewiesen, dass Frucht- und Gemüsesaft Zucker. Der Energiegehalt liegt bei nicht konsumiert werden soll, weil diese zu ca. 45 bis 48 kcal/100 ml. Der durch- viele Kalorien enthalten und daher für die schnittliche Fruchtsaft- und Nektarkon- zunehmende Fettleibigkeit der österreichi- sum pro Kopf liegt in Österreich derzeit schen (europäischen) Bevölkerung verant- bei ca. 22 Liter (15 l Frucht- und Gemü- wortlich sind. Ernährungswissenschafter, sesaft, 7 l Nektare). Fettleibigkeit kann Mediziner aber auch die WHO warnen daher nicht vom Fruchtsaftkonsum vor Fruchtsaftkonsum und schlagen vor, abgeleitet werden, vielmehr jedoch von dass für Fruchtsaft keine Werbung mehr zu wenig Bewegung. Frucht- und Gemü- gemacht werden soll (WHO Draft sugars sesäfte enthalten fast die identen Inhalts- Guideline) – jedoch schon für Limona- stoffe wie frisches Obst und Gemüse. den, gesüßte Getränke und Near-Water- Die Kampagne „5x am Tag Obst und Getränke! Es ist ein dynamischer Prozess, Gemüse“ läuft schon länger. Eine Portion wo zunehmend alle „im Chor“ mitsingen. kann durch Frucht- und Gemüsesäfte Wie so oft, entsprechen die in den Medien ersetzt werden. Für Frucht- und Gemüse- vertretenen Informationen aber nicht im- säfte sprechen der hohe Gehalt an Mine- » mer der Wahrheit, auch wenn über diese ralstoffen, Phenolen und Vitaminen. Inhalte wieder und wieder berichtet wird. Wo findet man Informationen über die Bei einer Befragung von Medizinern und „gesunden“ Seiten von Fruchtsäften? Ernährungswissenschaftern im Rahmen Eine Portion Obst und Die IFU (International Fruit and Vegetable eines großen Kongresses (über 2000 Gemüse kann durch Juice Association) bietet auf Ihrer Web- Teilnehmer) stellte sich heraus, dass die Frucht- und Gemüse- Seite Informationen in leicht verständli- „Experten“, denen wir bezüglich Ernäh- säfte ersetzt werden. cher Form an (https://ifu-fruitjuice.com/ rung vertrauen, einen 100 prozentigen Für Frucht- und page/NutPolicyPage2). Auch die AIJN Fruchtsaft nicht ausreichend von anderen Gemüsesäfte sprechen (European Fruit Juice Association) Getränken unterscheiden können. So der hohe Gehalt an über die nicht kommerzielle Informations- wurde zum Beispiel bei der Befragung initiative Fruit Juice Matters (https://fruit- Mineralstoffen, Pheno- unter anderem von mehr als einem Drittel juicematters.at/de/die-rolle-von-frucht- len und Vitaminen. der Teilnehmer angegeben (angenom- saft-bei-der-verringerung-von-entzuen- men), dass Fruchtsaft Zucker und auch dungen) stellt Informationsmaterial (wie Konservierungsmittel zugesetzt werden Es gibt aber weltweit auch Universitä- Filme) zur Verfügung, um die Bevölkerung (Anmerkung: Zuckerzusatz und Kon- ten (z.B.: Universität Wageningen), die und natürlich auch unsere Schüler*innen servierungsmittel sind gesetzlich nicht versuchen, mittels Untersuchungen und im Unterricht auf die gesundheitlichen erlaubt). Dies zeigt, dass ein großer Teil Publikationen den gesundheitlichen Vorteile von Fruchtsaft aufmerksam unserer „Ernährungsexperten“ Fruchtsaft, Mehrwert von Frucht- und Gemüsesäften zu machen. Nutzen wir diese Medien. Nektare, fruchtsafthaltige Getränke und aufzuzeigen. Wir sind die Multiplikator*innen. Limonaden nicht ausreichend differen- zieren können. Bei deren Argumentation Als Vertreter der bäuerlichen Frucht- und Weitere Informationen: sowie in vielen Berichten und Beiträgen Gemüseproduzenten und des Lehrkörpers Prof. HR DI Dr. Manfred Gössinger, wird daher der ungesunde Zuckerzusatz landwirtschaftlicher Schulen ist es daher HBLA und BA für Wein- und Obstbau auch mit 100% Fruchtsaft vermischt und wichtig, dieses Bashing zu erkennen Klosterneuburg, Abteilung Obst- ein wichtiges Produkt unserer Produzen- und beizutragen, dass die Sachverhalte verarbeitung, ten für gesundheitschädlich erklärt. ins richtige Licht gerückt werden. manfred.goessinger@weinobst.at A b s o l ve n tI n n e n E c h o S e it e 11
„Wie hältst du’s mit dem Fleischkonsum?“ » WILLI LINDER Weniger Fleischkonsum ist für Klima-Wissen- schaftler unbedingt erforderlich. lichen Ernährung stehen. Sie verwiesen dabei auf die Unmengen importierten Sojas für die Tiermast. – Die Gegenseite kontert: Menschen können nun einmal kein Gras essen – und Getreideanbau auf Almen funktioniert nicht. Der Verzicht auf Milch- und Fleischwirtschaft bedeutet Kaum eine Frage polarisiert stärker: Ein Fleischkonsum von Männern beträchtlich nicht nur den Verlust der Existenzgrund- betroffener Teil fühlen sich von Vorschlä- höher als bei Frauen). Verzicht auf Fleisch lage für bäuerliche Familien, er verhindert gen, weniger Fleisch zu essen, in ihrer wird als Einschränkung höchstpersön- auch, wertvolle Nahrungsmittel auf sonst Existenz bedroht. Heftige Reaktionen löste licher Freiheiten empfunden. Auf der nicht nutzbaren Flächen zu produzieren. diesen Sommer der Vorschlag des Welt- anderen Seite wenden sich immer mehr klimarates (IPCC) aus, insgesamt weniger Menschen vom Fleischkonsum ab: Große Wer hat Recht? Im Grunde beide: Die Fleisch zu essen. Die Oberösterreichische Supermarkt-ketten reagieren mit „Veggie- Fleischerzeugung besitzt in der Massen- Landwirtschaftskammerpräsidentin Mi- Menues“, sogar klassische österreichi- tierhaltung, im Import von Futtermitteln chaela Langer-Weninger beklagte, dass sche Fleischverarbeiter bieten fleischfreie eine Schattenseite. Ein kompromissloser das IPCC Landwirtschaftbashing betreibt, Würste an. Ein Megatrend, meint der Veganismus verzichtet tatsächlich auf die während andere Branchen, etwa der Tou- Zukunftsforscher Matthias Horx, er glaubt, Nutzung extensiver Flächen. rismus, viel mehr emittieren, aber nicht dass der Fleischverbrauch auch langfristig erwähnt werden. zurückgehen wird. Wie kommt man in dieser Diskussion wei- ter? „Indem jede Seite sich ihren eignen Auch die Gegenpositionen werden mit Wie aber ist es denn um die Ökobilanz Schattenseiten stellt“, meint Pietsch- Nachdruck vertreten: Aktuell warnen der Fleischproduktion bestellt? Wie immer mann. Dies würde bedeuten, dass wir 11000 Klima-Wissenschaftler in einer Er- bei komplexen Fragen, gibt es keine ein- in der Landwirtschaft selbst zuallererst klärung vor „unsäglichem Leid“ durch den fachen Antworten. Der Ablauf der Ausein- sehen müssten, welche Entwicklungen Klimawandel. Weniger Fleischkonsum ist andersetzungen erinnert an das von Univ. problematisch sind. Umgekehrt müssten für sie unbedingt erforderlich. Jean Clau- Prof. Herbert Pietschmann beschriebene auf Konsument*innenseite ebenfalls die de Wolf, Ethikprofessor an der Universität dialektische Prínzip der HX Verwirrung. Schatten sichtbar werden: Der Griff zu Freiburg, findet, es ist ein moralisches Wird ein kontroverses Thema diskutiert, Billigprodukten, das Fehlen einer differen- Gebot, den Fleischkonsum zu reduzieren, so werden die „Schattenseiten“ der je- zierten Sichtweise zählt dazu. Es braucht Fleischkonsum sei eine Vergeudung von weils anderen Position angesprochen. ein Umdenken der Konsument*innen: Ressourcen“, meint er. Der bekannte Dies führt dazu, dass jede Seite sich an- Die Akzeptanz von fairen Preisen, das Philosoph Richard David Precht meint gar, gegriffen fühlt und ihre Position inklusive Denken in Zusammenhängen, die differen- das Ende des Fleischkonsums wäre ein der Schatten verteidigt. Damit ist eine zierte Sicht. Segen für alle. Annäherung kaum möglich. Ein Beispiel: Kritiker*innen des hohen Fleischkonsums Wie dies gelingen kann? Durch Dialog. Schließlich die Konsument*innen: für sprechen an, dass die Erzeugung tieri- Dieser ist kritisch und selbstkritisch zu die einen ist Fleisch Genuss, Grillen ein scher Produkte viel an Futtermitteln benö- führen. Wir arbeiten daran. Demnächst an Männlichkeitsritual (tatsächlich ist der tigt, Tiere also in Konkurrenz zur mensch- Ihrer Hochschule. Ab s o l v e n tI nnenEc ho Sei t e 12
Stehen wir vor einer Fleischwende? LEOPOLD KIRNER Vielleicht überholt uns die Wirklichkeit und wir brauchen gar nicht mehr so heftig für oder gegen den Verzehr von Tieren argumentieren. Es verdichten sich zuneh- mend die Hinweise, dass sich der globale Fleischkonsum radikal ändern könnte. Laut der internationalen Unternehmens- beratung A.T. Kearney werden im Jahr 2040 nur noch 40% der weltweit verkauf- ten Fleischmenge von lebenden Tieren stammen. 25% kämen demnach von pflanzlichen Ersatzprodukten wie dem „Wonder Burger“ aus Soja und weitere 35% von gezüchtetem Fleisch aus der Biofabrik. Letzteres entsteht aus Stamm- zellen von Nutztieren, die in einer Nährlö- sung zu Fleischstücken heranwachsen. » Natürlich ist ein Diskurs darüber nötig geworden, ob diese Prognosen auch tat- bis dahin noch nicht ganz abgeschrieben. sächlich eintreffen könnten. Faktum ist, Daher sollten diese möglichen Entwick- dass erfolgreiche Unternehmen derzeit Denn es könnte so sein, lungen in der heimischen Landwirtschaft große Geldsummen in die Entwicklung von dass bei jenem Anteil jetzt schon reflektiert werden. Wie können gezüchtetem Fleisch investieren, insbeson- an Fleisch, dass auch in sich also Landwirt*innen auf ein solches dere in den USA. Zurzeit ist die Erzeugung Zukunft von Nutztieren Szenario vorbereiten? Auf keinen Fall von „Bioreaktorfleisch“ zwar noch sehr kommt, besondere sollte resigniert werden. Denn es könnte kostspielig, doch erste Erfahrungen in den Qualität in Hinsicht auf so sein, dass bei jenem Anteil an Fleisch, USA und in Israel bestätigen, dass die Geschmack, Tierwohl dass auch in Zukunft von Nutztieren Produktionskosten bei Massenfertigung und Ökologie punktet. kommt, besondere Qualität in Hinsicht deutlich gesenkt werden können. Auch auf Geschmack, Tierwohl und Ökologie das Argument, dass 46% der weltweit punktet. Hier hat die kleinstrukturierte geernteten Ackerpflanzen für Tierfutter österreichische Landwirtschaft großes eingesetzt werden, spricht bei steigender tern drastisch verringern. Die Rolle der Potenzial. Andererseits werden Produk- Weltbevölkerung für eine Wende (nur 37% Konzerne in der weltweiten Nahrungs- tionsweisen, bei denen Ackerpflanzen fließen direkt in die menschliche Ernäh- mittelproduktion würden, weiter an Be- eingesetzt und pro Flächeneinheit nur rung). Dagegen spricht, dass der Fleisch- deutung zulegen, zumal sie ihre Gewinne eine geringe Menge an tierischem Protein konsum in vielen Ländern gesellschaftlich mit weniger Viehhaltern teilen müssten. erzeugt wird, zunehmend in die Kritik tief verankert ist und daher auch von der Auch die Marktmacht von Nahrungsmit- kommen und verdrängt werden. Daraus Politik kaum angetastet wird.Aber auch telanbietern stiege noch weiter, wodurch lässt sich die These ableiten, dass aufstrebende Volkswirtschaften in Asien Engpässe und einseitige Abhängigkeiten Wiederkäuer längerfristig wieder mit oder Afrika könnten in Zukunft noch mehr für Konsument*innen weiter zunehmen mehr Grünland- bzw. Weidefutter gefüt- Fleisch von Tieren nachfragen. würden. tert werden. Hofnachfolger*innen sollten sich daher genau überlegen, welche Eine solche Wende würde den weltweiten Bis zum Jahr 2040 dauert es nur noch Strategie sie für ihren Hof und ihre Viehbestand deutlich reduzieren und zwei Jahrzehnte und künftige Investitio- Tierhaltung in den nächsten Jahren bzw. somit auch die Anzahl an Nutztierhal- nen in Schweine- oder Rinderställe sind Jahrzehnten ergreifen wollen. A b s o l ve n tI n n e n E c h o S e it e 13
WILD auf WILD – Wildbret ein wertvolles Lebensmittel SUSANNE KÄFER Für unsere steinzeitlichen Vorfahren war Fleischkonsum ausschließlich „von der Hand in den Mund“ möglich. War die Jagd nach Tieren von Erfolg gekrönt, konnte » Wildbret ist durch und durch biologisch und gentechnikfrei. cholesterinarm und der Eiweißgehalt ist im Vergleich zu dem der landwirtschaft- lichen Nutztiere ähnlich hoch. Es ist zusätzlich reich an Mineralstoffen, wie sich die gesamte Sippe dem Fleischge- Kalium, Phosphor, Eisen, Kupfer und nuss hingeben. Mit dem Sesshaft werden Zink, sowie an Vitamin B2 ist. Die dunkle in der Jungsteinzeit erlernten unsere und mehr nachgefragt. Regionalität – Farbe kommt durch den höheren Anteil Vorfahren auch, wie man Viehzucht be- vor dem Hintergrund der Klimaschutz an Muskelfarbstoffen zustande. Beim treibt. Dadurch wurde die Versorgung mit Diskussion – das Tierwohl an und für sich, Genuss fällt die Zartheit auf Grund der dem Lebensmittel „Fleisch“ nicht mehr sowie ethische Fragen in Bezug auf Er- Feinfasrigkeit auf. Wildfleisch ist zudem ausschließlich vom Jagderfolg abhän- nährung, haben einen hohen Stellenwert. leicht verdaulich. Um es mit trendigen gig, die eigenen Tiere dienten auch der Vielfach erwarten wir mit dem Produkt Schlagwörtern zu umschreiben: Wildbret Versorgung der Familie mit Fleisch. Der (Lebensmittel) auch ein Stück Heimat zu ist durch und durch biologisch und gen- frühzeitliche Mensch erlernte in seiner konsumieren. technikfrei. Entwicklung auch, wie er Fleisch konser- vieren konnte. Getrocknetes oder einge- Gerade Wildfleisch aus der freien Natur Ein sauberer Schuss, der das Wild sofort salzenes Fleisch halfen die Wintermonate kann diesen Forderungen in hohem Maße und nahezu stressfrei tötet, ist Voraus- zu überbrücken. gerecht werden. Ein Blick in den Lebens- setzung für gute Qualität. Nach dem raum der Tiere erklärt diese hohe Qualität: Erlegen ist für einen raschen Transport in Wildbret heute: Das Wildtier kann sich frei und uneinge- einen Kühlraum und der Weiterverarbei- Unter „Wildbret“ versteht man Fleisch von schränkt in seinem natürlichen Lebens- tung unter strengen Auflagen zu sorgen. allen jagdbaren Tieren, welches für die raum bewegen, als Nahrung dienen saiso- Verantwortungsvolle Jäger und Wildbret- menschliche Ernährung geeignet ist. nale und „artgerechte“ Futterpflanzen die händler tragen diesen hohen Anforderung Die heutigen Verbraucher*innen werden verzehrt werden, wann immer es dem Tier Rechnung. auf Grund der Informationsflut zunehmend ein Bedürfnis ist. Die Bewegungsfreiheit kritischer und sensibler, was die Produk- und die abwechslungsreiche Nahrung aus Für die Verarbeitung der Lebensmittel in tion und Qualität von Lebensmitteln be- Kräutern, Gräsern, Knospen und Früchten der Küche sind der Fantasie keine Gren- trifft. Artgerechte Tierhaltung, stressfreie der Bäume, sind für den würzigen Ge- zen gesetzt. Schon einmal ein Sugo für Tötung, nachvollziehbare Produktionsver- schmack des Wildfleisches verantwortlich. Spaghetti Bolognese mit Faschiertem vom läufe werden von Konsument*innen mehr Wildfleisch gilt als besonders fett- und Wild probiert? Ab s o l v e n tI nnenEc ho Sei t e 14
Vom Diplompädagog*in zum Bachelor of Education (BEd) Absolventinnen und Absolventen der punkte (davon 9 ECTs-Anrechnungspunkte der Hochschule für Agrar- und Umwelt- Agrar-Pädagogischen Akademie, die für die Bachelorarbeit) nachgewiesen pädagogik zur Begutachtung einreichen. vor Hochschulwerdung im Jahr 2007 werden. Sind weitere Leistungen zur Erlangung ihre Ausbildung abgeschlossen, können des akademischen Grades „Bachelor of grundsätzlich einen Antrag auf Verleihung Auf www.nachqualifzierung.at – einer Education“ zu erbringen, steht die Hoch- des akademischen Grades „Bachelor of seitens des BMBWF eigens für Nachqua- schule gerne beratend zur Seite, damit Education“ stellen. lifizierungsanträge eingerichteten Seite, Sie ein passendes Angebot von Lehrveran- erhalten Sie konkrete Informationen staltungen bzw. Fortbildungen zusammen- Die Upgrading-Verordnung zur Erlan- zur Antragsstellung. Jedenfalls ist ein stellen können. gung des Bachelor of Education (BEd) PH-online Zugang zur Hochschule für schafft eine Angleichung der früheren Agrar- und Umweltpädagogik beispiels- Ansprechpersonen: Lehramtsstudien an das Bachelorstudium weise via Fort- und Weiterbildung erfor- Informationen zum Antragsablauf: der Pädagogischen Hochschulen. Damit derlich, um den Antrag stellen zu können. Ulrike Oberbauer, ulrike.oberbauer@ wird Absolvent*innen der Hochschule haup.ac.at, Tel.: 01/877 22 66-12 eine Möglichkeit der Weiterqualifizierung Sie erhalten danach seitens der Quali- eröffnet. fizierungsstelle eine Rückmeldung, wie viele ECTs Anrechenpunkte Ihrer Fort- und Beratung: Vizerektorin DIin Elisabeth Hainfellner, Laut § 65a des Hochschulgesetzes 2005 Weiterbildungen oder etwaigen anderen elisabeth.hainfellner@haup.ac.at, geltende Fassung, müssen hierfür absol- Studien anerkannt werden können. Wenn Tel.: 01/877 22 66-22, vierte berufsbegleitende Ergänzungsstudi- Sie eine wissenschaftliche Arbeit bereits Mobil: 0664/611 79 70 en im Ausmaß von 39 ECTs Anrechnungs- verfasst haben, können Sie diese gerne an Verleihung des akademischen Grades „Bachelor of Education“ aufgrund hochschulischer Nachqualifizierung § 65a. (1) Auf Antrag ist Personen, die gen über die Gestaltung des berufsbegleitenden Ergänzungs- 1. eine insgesamt sechssemestrige Lehramtsausbildung, studiums zu erlassen. Dabei können Qualifikationen, die erlangt 2. eine Lehramtsausbildung unter sechs Semestern sowie ein wurden, zur Gänze oder zum Teil nach den Anforderungen des zusätzliches Lehramt oder Rahmencurriculums anerkannt werden. Diesbezüglich kommen 3. eine Lehramtsausbildung unter sechs Semestern im Bereich beispielsweise einschlägige Ausbildungen wie ein erfolgreich der Berufsbildung sowie eine nach den zum Zeitpunkt der abgeschlossenes Universitäts- oder Fachhochschulstudium, Zulassung geltenden Aufnahmevoraussetzungen erforderliche ein weiteres Lehramtsstudium (sofern dieses nicht Zugangs- facheinschlägige Vorbildung und bzw. oder Berufspraxis in voraussetzung gemäß § 65a Abs. 1 Z 2 ist), berufsbegleitende Vollbeschäftigung im Ausmaß von mindestens einem Jahr Fort- und Weiterbildungen wie Universitäts- oder Hochschul- lehrgänge, auf Lehramtsstudien aufbauende Studien zur Er- nach den vor dem Inkrafttreten dieses Bundesgesetzes gel- langung zusätzlicher Lehrbefähigungen, Zusatzausbildungen tenden Studienrechtsvorschriften erfolgreich abgeschlossen für Sonderschullehrerinnen und -lehrer oder weitere inhaltlich oder erlangt haben, nach Absolvierung von berufsbegleitenden und anforderungsmäßig entsprechende Zusatzqualifikationen, Ergänzungsstudien sowie einer Bachelorarbeit im Gesamtaus- Projektbetreuungen, Führungstätigkeiten im Schulbereich, maß von 39 ECTS-Anrechnungspunkten (davon 9 ECTS- einschlägige Veröffentlichungen sowie sonstige für den Beruf Anrechnungspunkte für die Bachelorarbeit) der akademische der Pädagoginnen und Pädagogen relevante Qualifikationen Grad „Bachelor of Education, BEd“ zu verleihen. Der Antrag ist in Betracht. Abweichend von § 57 können auch Hausarbeiten an einer Pädagogischen Hochschule oder an einer anerkann- sowie andere Arbeiten zur Anerkennung kommen, sofern sie ten privaten Pädagogischen Hochschule zu stellen, an der das den Anforderungen einer Bachelorarbeit an der Pädagogischen entsprechende Bachelorstudium geführt wird. Das zuständige Hochschule inhaltlich entsprechen. Die Qualifikationen sind in Regierungsmitglied hat durch Verordnung die näheren Regelun- einem Kompetenzportfolio zu dokumentieren. A b s o l ve n tI n n e n E c h o S e it e 15
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