Sicher und komfortabel Radfahren - Stadt Aachen
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Ganzseitiges Sicher und komfortabel Radfahren Bildmotiv Radfahren Foto- Titelmotiv Stand 02.05.2022 1
Stadt Aachen | Mobilitätsstrategie 2030 | Strategie Radverkehr Inhalt Sicher und komfortabel Radfahren .........................................................................................................................1 1 Ausgangssituation der Strategie Radverkehr .................................................................................................4 1.1 Nutzung von Fahrrädern........................................................................................................................4 1.2 Rad-Verkehrsunfälle..............................................................................................................................5 1.3 Bewertung des Radverkehrs ..................................................................................................................6 1.4 Entwicklung der Radverkehrsförderung in Aachen ..................................................................................6 1.5 Vision Mobilität 2050 ............................................................................................................................9 1.6 Handlungsfelder....................................................................................................................................9 2 Gestaltung von Radverkehrsanlagen.............................................................................................................10 2.1 Kernaufgaben ..................................................................................................................................10 2.2 Ziel des Handlungsfelds ..................................................................................................................10 2.3 Grundsätze zur Führung des Radverkehrs .....................................................................................10 2.4 Gestaltung von Radverkehrsanlagen als Abwägungsaufgabe .....................................................14 3 Aufwertung und Ausbau Radverkehrsnetz.....................................................................................................15 3.1 Kernaufgaben .....................................................................................................................................15 3.2 Das Aachener Radverkehrsnetz ............................................................................................................15 3.3 Anpassung von bestehenden Radverkehrsanlagen und Beseitigung von Gefahrenstellen ........................15 3.4 Herstellung durchgängiger Radrouten im gestuften Radnetz, insbesondere der Hauptradrouten. ............16 3.5 Nutzung von Straßenumbauvorhaben und Fahrbahnerneuerungsmaßnahmen für eine Aufwertung der Radverkehrsführung ........................................................................................................................................18 4 Nutzbarkeit der Radverkehrsanlagen .........................................................................................................19 4.1 Kernaufgaben .....................................................................................................................................19 4.2 Verkehrsraumkontrollen ......................................................................................................................19 4.3 Instandhaltung von Radverkehrsanlagen ..............................................................................................19 4.4 Reinigung und Winterwartung .............................................................................................................20 4.5 Führung des Radverkehrs an Baustellen ...............................................................................................21 5 Fahrradparken, Verleih & Service ..................................................................................................................22 5.1 Kernaufgaben ..................................................................................................................................22 5.2 Bestand an Fahrradabstellplätzen..................................................................................................22 5.3 Planung / Ausbau .............................................................................................................................22 5.4 Radservicestationen ........................................................................................................................25 5.5 Lastenradförderung.........................................................................................................................26 6 Dialog zum Radverkehr..............................................................................................................................27 6.1 Vorbemerkung + Kernaufgaben...........................................................................................................27 6.2 Informieren.........................................................................................................................................27 6.3 Kommunizieren ...................................................................................................................................28 6.4 Beteiligen ...........................................................................................................................................28 7 Kampagnen zum Radfahren.......................................................................................................................31 7.1 Kernaufgaben .....................................................................................................................................31 7.2 Vorbemerkung ....................................................................................................................................31 2 Stand 02.05.2022
Stadt Aachen | Mobilitätsstrategie 2030 | Strategie Radverkehr 7.3 Bewusstsein schaffen ..........................................................................................................................31 7.4 Regeln vermitteln................................................................................................................................32 7.5 Fertigkeiten ausbauen .........................................................................................................................33 7.6 Zum Umstieg aufs Fahrrad motivieren ..................................................................................................33 7.7 Ausblick..............................................................................................................................................33 8 Fazit............................................................................................................................................................35 8.1 Handlungsfelder und Kernaufgaben .....................................................................................................35 8.2 Aufwertung und Ausbau Radverkehrsnetz ............................................................................................35 8.3 Meilensteine für ein Handlungsprogramm Radverkehr ..........................................................................36 8.4 Finanzierung des Radverkehrs..............................................................................................................36 3 Stand 02.05.2022
Stadt Aachen | Mobilitätsstrategie 2030 | Strategie Radverkehr 1 Ausgangssituation der Strategie Radverkehr Radfahren ist als klimafreundliche, leise, aktive, Überdurchschnittlich häufig wird das Rad von Schü- schnelle, gesunde, kostengünstige, flexible und platz- ler*innen, Studierenden und Berufstätigen, von Män- sparende Art der Fortbewegung bestens geeignet, die nern und von Bewohner*innen der Innenstadt genutzt. Ziele der Verkehrsentwicklungsplanung Aachen zu errei- Bezogen auf alle Wege, die die Aachener*innen an ei- chen. nem durchschnittlichen Werktag zurücklegen, wird für Eine Strecke von 6 km, z.B. von Eilendorf in die Innen- 11 % der Wege ein Fahrrad genutzt. Dieser Wert lag in stadt, kann mit einem Elektrofahrrad nahezu ohne große den Erhebungen von 1991 bei 10 % und 2011 bei 11 %. Anstrengung mit 20 km/h in 18 Minuten zurückgelegt werden. 10 km von Walheim in die Innenstadt sind bei dieser Geschwindigkeit in 30 Minuten mit einem Elektro- fahrrad staufrei und fast ohne Schwitzen zu überwinden. Die Aachener*innen besaßen nach der letzten repräsen- tativen Haushaltsbefragung zur Mobilität von 2017 740 fahrtüchtige Fahrräder je 1.000 Einwohner*innen. Das bedeutet, dass es in Aachen rund 200.000 Fahrräder gibt. 8 % besaßen 2017 ein Pedelec. Abbildung 2: Intensität der Radnutzung3 in Aachen Der größte Teil der Wege ist max. 5 km lang (67 %). In diesem Entfernungsbereich wird für 25 % der Wege ein Auto als Fahrer*in und für 13 % der Wege ein Fahrrad genutzt. Bei Distanzen von 5 - 10 km (15 % der Wege) liegt der Radverkehrsanteil bei 8 % während 48 % der Wege am Steuer eines Kfz zurückgelegt werden. Abbildung 1: Fahrradbesitz in Aachen1 1.1 Nutzung von Fahrrädern In Abbildung 2 ist zu erkennen, dass ein Drittel der Aachener Bevölkerung mindestens einmal in der Woche mit dem Fahrrad fuhr und weitere 28 % gelegentlich2. Dabei sind hier und im Folgenden Fahrrad und Elektro- fahrrad gemeinsam gemeint. Abbildung 3: Anteil des Radverkehrs nach Weglänge4 1 MiD 2017, Aachen, INFAS, Personentabellen, S. 24 3 MiD 2017, Aachen, INFAS, Personentabellen, S. 38 2 MiD 2017, Aachen, INFAS, Personentabellen, S. 31 4 MiD 2017, Aachen, INFAS, Wegtabellen, S. 38 4 Stand 02.05.2022
Stadt Aachen | Mobilitätsstrategie 2030 | Strategie Radverkehr Abbildung 4 zeigt vier zentrale Fahrtzwecke, wie häufig von 15 % (1982) auf 23 % und Karlsruhe (Steigerung sie vorkommen und wie hoch dort der Anteil des Radver- von 16 % in 2002 auf 24 %) zeigen, dass eine Steige- kehrs und des Kfz-Verkehrs ist. Die höchsten Radver- rung des Anteils über mehrere Jahre von rd. 50 % mög- kehrsanteile liegen mit 22 % bzw. 23 % beim Ausbil- lich ist. dungs- und Berufsverkehr. Die Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrradfreund- licher Städte, Gemeinden und Kreise in Nordrhein-West- falen e. V. (AGFS) und das Fahrrad- und Nahmobilitäts- gesetz NRW haben 2021 als neuen Zielwert für den Rad- verkehr in NRW einen 25 % Anteil am Modal-Split for- muliert. Im „Nationalen Radverkehrsplan 2020“ wird für Deutschland eine Steigerung der mit dem Fahrrad zu- rückgelegten Wege um 50 % als Zielwert für 2030 for- muliert9. Für Aachen gilt es bei dieser Einschätzung zu berück- sichtigen, dass der Anteil des Fußverkehrs mit 30 % er- heblich über dem Wert vergleichbarer Städte liegt (24 %) und damit die Nahmobilität durch Rad- und Fuß- Abbildung 4: Anteil des Radverkehrs nach Wegezweck5 in verkehr zusammen bereits ein überdurchschnittliches Aachen Nutzungsniveau erreicht haben. In der Mobilitätsstrate- gie 2030 wurde für Aachen eine Erhöhung der mit dem Ein wesentliches Hemmnis für die Radnutzung in Aachen Umweltverbund zurückgelegten Wege von 54 % auf ist die Topographie: Die Innenstadt liegt auf einer Höhe 64 % als starke Verbesserung formuliert. von 160 m; der Rand des Talkessels am Außenring ist rd. 60 - 70 m höher. Von Walheim im Süden nach Horbach im Norden sind auf 24 km 333 Höhenmeter zu überwin- 1.2 Rad-Verkehrsunfälle den. Die Zahl der polizeilich aufgenommenen Unfälle mit Radverkehrsbeteiligung lag bis 2013 deutlich unter 300. Seit 2014 berichtet die Verkehrsunfallstatistik von mehr als 300 verunglückten Radfahrenden. Dabei ist zu be- rücksichtigen, dass nur Unfälle, zu denen die Polizei hin- zugezogen wurde, in die Unfallstatistik einfließen. Inklu- sive Dunkelziffer sind wahrscheinlich deutlich höhere Werte zu erwarten. Abbildung 5: Höhenprofil Aachens von Süd nach Nord6 Es gibt einen deutlichen Zusammenhang zwischen Rad- verkehrsnutzung und Gefälle: Bei unter 5 % Steigung le- gen 15 % der Menschen Wege mit dem Rad zurück. Bei 5 - 10 % Steigung liegt der Radverkehrsanteil bei 7 %7. In Wiesbaden, das eine vergleichbare Höhendifferenz wie Aachen aufweist, lag der Radverkehrsanteil 2017 bei 5 %. Im noch deutlich hügeligeren Wuppertal lag der Rad-Anteil bei nur 2 %8. Abbildung 6: Zahl der verunglückten Radfahrer*innen10 In deutschen Städten vergleichbarer Größe zu Aachen liegt der Radverkehrsanteil bei 14 %. Spitzenwerte errei- chen Münster mit 39 %. Die Beispiele Freiburg (Anstieg 5 MiD 2017, Aachen, INFAS, Wegtabellen, S. 38 8 a.a.O. S. 53 6 www.Radroutenplaner.NRW.de 9 https://nationaler-radverkehrsplan.de/de/bund/nationaler-rad- 7 http://www.mobilitaet-in-deutschland.de/pdf/MiD2017_Ana- verkehrsplan-nrvp-2020 lyse_zum_Rad_und_Fu%C3%9Fverkehr.pdf, S. 46 10 Verkehrsunfallstatistiken der Polizei Aachen 5 Stand 02.05.2022
Stadt Aachen | Mobilitätsstrategie 2030 | Strategie Radverkehr Zu den Unfallursachen hat die Polizei Aachen folgendes Das Angebot öffentlicher Fahrräder ist gut. notiert11: 38 % Prozent der Unfälle mit Radfahrenden werden von den Radfahrenden selbst verursacht. Kommen Radfahrende durch andere Verkehrsteil- nehmer*innen zu Schaden, geschieht dies zumeist durch PKW-Fahrer*innen (83,5 %): Ursachen sind hier o Fehler beim Abbiegen (in 37 %) o Vorfahrtmissachtung (16,8 %) o Ein-/ Aussteigen (9,7 %) o Wenden/Rückwärtsfahren (6,3 %) und Abbildung 7: Relevanz und Benotung wichtiger Aspekte des o Ein-/Anfahren mit 5,1 %. Radverkehrs aus dem Fahrradklimatest 2020 Besonders gefährdet sind Radfahrer*innen in Aachen auf Gefällestrecken und dort wiederum besonders an Als besonders wichtige Faktoren für die Bewertung des Einmündungen. Radverkehrs haben die 977 an der Befragung teilneh- menden Personen das subjektive Sicherheitsgefühl, die Akzeptanz als Verkehrsteilnehmer*in und potenzielle 1.3 Bewertung des Radverkehrs Konflikte mit Kfz bewertet. Schlechte Noten in diesen 60 % der Aachener*innen haben 2017 geäußert, dass Bereichen schlagen sich besonders kritisch in der Ge- sie im Alltag gerne Fahrradfahren.12 samtbewertung nieder. Gleichzeitig erhielt Radfahren in Aachen die Note 3,0 . In der Mobilitätserhebung 2011 haben nur 32 % der Im Vergleich dazu wurde der Autoverkehr mit 2,5 und Aachener*innen der Aussage zugestimmt, dass sie sich der Fußverkehr mit 1,9 bewertet.13 Die Diskrepanz zwi- beim Radfahren sicher fühlen. Verkehrsteilnehmer*in- schen „Ich fahre gerne Rad.“ und der Schulnote 3,0 für nen, die täglich Rad fahren, stimmten dieser Aussage zu das Radfahren in Aachen zeigt, dass es Potenzial zur 50 % zu. Bei den Menschen, die fast nie Radfahren, Steigerung des Radverkehrsanteils in Aachen gibt. stimmten nur 15 % der Aussage zu. Im bundesweit durchgeführten Fahrradklimatest des Hier zeigt sich die besondere Bedeutung, an diesen ADFC wurde die Situation für den Radverkehr in Aachen Merkmalen in Aachen zu arbeiten. im Jahr 2020 erneut mit der Note 4,2 bewertet14. Im Vergleich der Städte über 200tsd Einwohner liegt 1.4 Entwicklung der Radverkehrsförderung Aachen auf Platz 19 von 26 Städten. Spitzenreiter waren in Aachen Karlsruhe mit einer Gesamtnote von 3,07, Münster (Note 1989 wurde mit dem ersten Aachener Radverkehrsplan 3,17) und Freiburg (3,35). begonnen, Radverkehr systematisch zu fördern. Für die Die Bewertung hat sich gegenüber den Vorjahren kaum wichtigsten Fahrradachsen in Aachen wurde ab 1991 verändert. Im Vergleich zu anderen Großstädten wird ein Programm aufgesetzt, dessen Elemente seitdem Aachen insbesondere bei Fahrraddiebstählen, beim Rad- fortgeschrieben bzw. realisiert werden: fahren für Alt und Jung sowie bei der Fahrradmitnahme die Festlegung eines Radverkehrsnetzes, im Öffentlichen Nahverkehr deutlich schlechter bewer- die Sicherung des Radverkehrs entlang von Haupt- tet. verkehrsstraßen sowohl auf der Fahrbahn mit Hilfe Von den 27 Merkmale wurden drei mehrheitlich positiv von Markierungen (Radfahrstreifen und Schutzstrei- bewertet. Dies sind die Aussagen: fen) als auch als bauliche Radwege im Seitenraum, die Freigabe von Einbahnstraßen, Bussonderfahr- Die meisten Einbahnstraßen sind in Gegenrich- streifen, Fußgängerzonen für den Radverkehr, tung für Radverkehr freigegeben. die wegweisende Beschilderung von Alltags- und Das Stadtzentrum bzw. die Ortsmitte sind gut Freizeitrouten und die jährliche Ausschilderung ei- mit dem Fahrrad zu erreichen. ner „Fahrradsommer-Route“, die Errichtung von Fahrradbügeln, 11 „Verkehrsunfallstatistik 20“, Polizeipräsidium Aachen 13 MiD 2017, Aachen, INFAS, Personentabellen, S. 49ff 12 MiD 2017, Aachen, INFAS, Personentabellen, S. 54 14 https://fahrradklima-test.adfc.de 6 Stand 02.05.2022
Stadt Aachen | Mobilitätsstrategie 2030 | Strategie Radverkehr die Kampagne „FahrRad in Aachen“ mit Veranstal- 1. Das Radnetz soll so erweitert werden, dass tungen zum Radverkehr sowie 90 % der Bevölkerung in max. 200 m Entfer- Projekte zur Förderung der Motorik und Erhöhung nung eine Radhauptroute erreichen kann: Mehr der Verkehrssicherheit durch Kooperationen mit Kin- Radverbindungen! dergärten und Schulen sowie Trainings für Erwach- 2. Das Radnetz soll vor allem in Form von Rad- sene. hauptrouten jedes Jahr um 10 km wachsen. Das 1994 wurde die Stadt Aachen in die Arbeitsgemein- ist ein Vielfaches mehr als bisher: Mehr Tempo schaft fußgänger- und fahrradfreundlicher Städte, bei der Umsetzung! Gemeinden und Kreise in NRW e.V. (AGFS) aufgenom- 3. Die Radverkehrsanlagen sollen anders gestaltet men. Mit der Aufnahme hat sie sich die freiwillige werden als in der Vergangenheit: An Hauptver- Selbstverpflichtung auferlegt, Rad- und Fußverkehr als kehrsstraßen sollen 5 km / Jahr baulich ge- zukunftsfähige und stadtverträgliche Formen der Mobili- trennte Radwege mit 2,3 m nutzbarer Breite tät zu fördern. 2021 wurde aufgrund der nachweislichen hergestellt werden. An großen Kreuzungen soll Aktivitäten zur Verbesserung der Rahmenbedingungen der Radverkehr ebenfalls vom Autoverkehr ge- für den Rad- und Fußverkehr zum vierten Mal die Mit- trennt geführt werden: Trennung statt Mi- gliedschaft bestätigt.15 schung – und das in hohem Umset- 2005 wurde eine Arbeitsgruppe Radverkehr einberu- zungstempo! fen, die wesentliche Projekte und Fragestellungen zum Darüber hinaus wurden Ziele zum Fahrradparken, zur Radverkehr begleitet hat. Neben Mitarbeitenden der Gestaltung, zum Dialog und zur Berichterstattung for- Fachverwaltung aus den Bereichen Verkehrsplanung, muliert. Diese werden in den folgenden Kapiteln im De- Straßenverkehrsbehörde und Straßenbau nahmen regel- tail aufgegriffen. mäßig Vertreter*innen der Ratsfraktionen, der Polizei, der ASEAG, des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs Vor allem die Forderungen zum Radnetzausbau stellen (ADFC), des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) sowie ein- die Stadt Aachen vor große Herausforderungen. Frühzei- zelne Fahrradhändler*innen, die IHK und die StädteRe- tig haben Verwaltung und Politik mit der Aufstockung gion Aachen teil. des Personals reagiert. Neun zusätzliche Stellen wurden für die Umsetzung des Radentscheides eingerichtet. Die 2009 und 2015 wurden in den Luftreinhalteplänen viele Finanzmittel für den Radverkehr wurden erhöht, sodass Maßnahmen für den Radverkehr benannt, die sukzessive 2021 3,5 Mio. Euro / Jahr ausgegeben wurden (vorher bearbeitet wurden und werden. Hierzu wurden in der rd. 850tsd Euro / Jahr). Vergangenheit die Personalressourcen erweitert. Das 2020 verabschiedete Integrierte Klimaschutzkon- Nach der Anlage von Radfahr- und Schutzstreifen auf zept (IKSK) der Stadt Aachen hat als eine von drei Hand- dem Alleenring 2013 wurde immer intensiver darum ge- lungssträngen im Bereich der Mobilität die Verlagerung rungen, ob Radverkehr entlang von Hauptverkehrsstra- von Autofahrten im Stadtverkehr auf den Umweltver- ßen mit Markierungslösungen hinreichend gesichert ist. bund als Kernaufgabe definiert. Ein großer Teil dieser Bemängelt wird, dass auf der Fahrbahn gegenüber Au- Fahrten kann und soll durch den Radverkehr übernom- tos, LKW und Bussen kein ausreichender Schutz geboten men werden. wird. Markierte Radverkehrsanlagen werden als zu schmal empfunden, das Vorbeifahren ohne mittlerweile 2020 wurden in der Mobilitätsstrategie 2030 folgende vorgeschriebenen Sicherheitsabstand (1,5 m) wird mo- Ziele für den Verkehr in Aachen festgelegt: niert. Hohe Verkehrssicherheit Der Wunsch nach einer qualitätvolleren und umfängli- Umwelt- und stadtverträgliche Mobilität cheren Radverkehrsinfrastruktur hat viele Menschen dazu bewegt, quantitative Ziele und Transparenz in Stadt der kurzen Wege Form eines Radentscheid zu formulieren. 38.185 wahl- berechtigte Einwohner*innen haben 2019 die Forderun- Gute Erreichbarkeit gen unterschrieben. Zuverlässige und komfortable Mobilitätsange- Mit der Annahme des Radentscheides Aachen im No- bote vember 2019 durch den Rat der Stadt Aachen16 sind mit Effiziente und bezahlbare Mobilität für Stadt Bezug auf das Radnetz drei Kernanforderungen an das und Bürger*innen zukünftige Netzwachstum verbunden: 15 www.aachen.de/DE/stadt_buerger/verkehr_strasse/verkehrskon- 16 www.aachen.de/radentscheid zepte/Radverkehr/agfs/index.html 7 Stand 02.05.2022
Stadt Aachen | Mobilitätsstrategie 2030 | Strategie Radverkehr Der Anteil des Umweltverbundes soll dabei von 54 % (2017) auf 64 % (2030) gesteigert werden. Die Zahl der Schwerverletzten um 40 % gesenkt werden.17 17 Mobilitätsstrategie 2030: https://www.aachen.de/DE/stadt_buer- ger/verkehr_strasse/verkehrskonzepte/VEP/Strate- gie2030/2030_Teil2/index.html 8 Stand 02.05.2022
Stadt Aachen | Mobilitätsstrategie 2030 | Strategie Radverkehr 1.5 Vision Mobilität 2050 1.6 Handlungsfelder In der „Vision Mobilität 2050“ wurde der wünschens- Die Strategie Radverkehr definiert im folgenden kon- werte Zustand für den Radverkehr in Aachen wie folgt krete Aufgaben gegliedert nach sechs Handlungsfeldern. auf den Punkt gebracht: Fahr Rad in Aachen - Möglichst sicher und komfortabel. Fast alle Aachener*innen fahren gerne und häufig mit dem Fahrrad. Radfahren ist in Aachen und im Umland si- cher und komfortabel möglich. Es gibt komfortable und ausreichende Ab- stellmöglichkeiten für Fahrräder. Die Möglichkeit, flächendeckend Fahrräder leihen zu können, ist ein wichtiger Baustein des Aachener Mobilitätsverbundes. Abbildung 9: Handlungsfelder der Strategie Radverkehr der Stadt Aachen Abbildung 8: Titelmotiv Radverkehr der Vision Mobilität 2050 der Stadt Aachen 9 Stand 02.05.2022
2 Gestaltung von Radverkehrsanlagen Verkehrsteilnehmenden, von Aufenthalt und Stadtge- 2.1 Kernaufgaben staltung sowie von Grünplanung und Klimaschutz müs- sen betrachtet und berücksichtigt werden. Abwägung ist In Aachen wird eine einladende, einheitliche und kom- eine zentrale Aufgabe von Verwaltung und Politik. Die fortable Radinfrastruktur geschaffen. Hierfür werden zu definierenden Grundsätze enthalten daher verschie- Grundsätze zur Führung des Radverkehrs definiert, dene Szenarien, indem „Mindestanforderung“ und „Re- mit denen ein hohes Maß an Sicherheit für geübte und gelausführung“ festgelegt werden. Hierdurch wird - aus- ungeübte Radfahrende erreicht wird. Das Prinzip gehend von einem bereits im Grundsatz diskutierten „Sicherheit vor Leistungsfähigkeit“ ist leitend für Pla- Konsens - eine maximale Flexibilität in der Entscheidung nungen der Stadt Aachen18 und gilt für die Gestaltung ermöglicht. der Verkehrsanlagen und für die Betrachtung aller Ver- kehrsarten in Gänze. 2.3 Grundsätze zur Führung des Radver- Für die Abwägungsaufgabe beim Straßenraumentwurf im Einzelfall werden für die Gestaltung von Radver- kehrs kehrsanlagen Mindestanforderungen und Regelausfüh- Die Grundlage für die Radverkehrsinfrastruktur der Stadt rungen festgelegt. Aachen bilden die allgemein anerkannten bzw. verbind- lichen Regeln der Technik und Gesetze, wie z.B. die Stra- ßenverkehrsordnung (StVO) bzw. deren Verwaltungsvor- 2.2 Ziel des Handlungsfelds schrift (VwV StVO), Veröffentlichungen der Forschungs- Die Definition von Grundsätzen zur Führung des Radver- gesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (FGSV) und kehrs stellt eine wertvolle und hilfreiche Grundlage dar, Handreichungen der Arbeitsgemeinschaft fußgänger- um geltendes Recht und lokale Erkenntnisse zu erfassen, und fahrradfreundlicher Städte, Gemeinden und Kreise miteinander in Einklang zu bringen und fortschreibungs- in Nordrhein-Westfalen (AGFS NRW) e.V.. fähig zu dokumentieren. So wird Radfahren in Aachen Die Fachdiskussion zum aktuellen „Stand der Technik“ sicherer und attraktiver, da die Grundsätze der Führung des Radverkehrs befindet sich in einer sehr als Grundlage für eine Diskussion über die Ausge- dynamischen Entwicklung. Lag der Fokus in der Vergan- staltung und die Einsatzbereiche von Radverkehrsin- genheit bei der Gewährleistung der objektiven Sicher- frastruktur im Einzelfall zur Verfügung stehen, heit, so gewinnen das subjektive Sicherheitsempfinden von Radfahrenden bzw. die Attraktivitätssteigerung des die Planungs- und Entscheidungsfindungspro- Radverkehrs im Allgemeinen (v.a. durch die Diskussion zesse standardisieren und damit beschleunigen, si- um die „Mobilitätswende“) zunehmend an Gewicht. Die cherstellen, dass alle zu Beteiligenden frühzeitig Stadt Aachen beteiligt sich aktiv an der Erarbeitung und und abteilungsübergreifend angesprochen und be- Erprobung neuer Prinzipien der Radverkehrsführung. teiligt werden, Der Stand der Technik wird seitens der Stadt Aachen er- Erfahrungswerte berücksichtigen und dazu beitra- gänzt durch die auf kommunaler Ebene politisch be- gen, redundante Planungsüberlegungen zu ver- schlossenen Programme und Aktivitäten, wie z.B. dem meiden vom Stadtrat in 2019 angenommenen „Radentscheid im Sinne der Begreifbarkeit/Erkennbarkeit einen we- Aachen“. sentlichen Beitrag zu einem einheitlich gestalteten Die Grundsätze zur Führung des Radverkehrs in Aachen Verkehrsraum leisten und werden für wiederkehrende verschiedene Planungsauf- die Einheit von Gestaltung und Betrieb mit dem Ziel, gaben definiert. So wird ein für geübte, aber auch insbe- selbsterklärende und fehlerverzeihende Infra- sondere ungeübte Radfahrende attraktives Angebot ei- struktur zu realisieren, ermöglichen. ner Aachener Radinfrastruktur geschaffen. Folgende As- pekte werden dabei berücksichtigt: Grundsätze, Prinzipien oder Standards stellen i.d.R. keine 1:1 umsetzbaren Lösungen dar. Die individuelle Si- Einheitlich: Die Führung des Radverkehrs ist für alle tuation mit den Ansprüchen aller Verkehrsteilnehmer*innen klar erkennbar und 18 VwV-StVO zu § 1: „Die Straßenverkehrs-Ordnung (StVO) regelt und Todesfolge oder schweren Personenschäden) Grundlage aller verkehr- lenkt den öffentlichen Verkehr. Oberstes Ziel ist dabei die Verkehrssi- lichen Maßnahmen.“ cherheit. Hierbei ist die „Vision Zero“ (keine Verkehrsunfälle mit Stand 02.05.2022 10
Stadt Aachen | Mobilitätsstrategie 2030 | Strategie Radverkehr möglichst selbsterklärend. Wiederkehrende gleich- Abbildung 10: Protected Bike Lane auf dem Pontwall in Aachen artige verkehrsräumliche Situationen werden ein- heitlich und objektiv sicher gelöst. [In den Zielen 2.3.1.2 Radfahr- und Schutzstreifen des Radentscheides wird hierzu u.a. die einheitlich Auch für Radverkehrsanlagen, die nicht baulich getrennt rote Einfärbung von Radfahrflächen genannt.] angelegt werden, werden Gestaltungsprinzipien defi- Einladend: Bedürfnisse an das subjektive Sicher- niert, um eine möglichst hohe objektive und subjektive heitsempfinden insbesondere ungeübter Radfahren- Verkehrssicherheit erzielen zu können. Dies betrifft vor der werden berücksichtigt. [In den Zielen des Ra- allem Gestaltungelemente, mit deren Hilfe die Einhal- dentscheides wird hierzu u.a. das Gestaltungsprin- tung des in der StVO festgelegten Überholabstandes von zip der baulichen Trennung der Verkehrsarten auf- mindestens 1,50 m gefördert und das Sicherheitsrisiko geführt.] aufschlagender Türen von parkenden Kfz für Radfah- rende reduziert wird. Komfortabel: Die Attraktivität des Radfahrens wird durch erhöhte Komfortansprüche an die Radinfra- Radfahrstreifen werden daher nach Möglichkeit in aus- struktur gesteigert. [In den Zielen des Radentschei- reichender Breite und grundsätzlich mit Sicherheits- des werden hierzu u.a. Aussagen zu einem mög- trennstreifen zum ruhenden Kfz-Verkehr ausgestattet, lichst geringem Rollwiederstand und einer ausrei- um den räumlichen Abstand zwischen dem parkenden chenden Breite zum Überholen bzw. Nebeneinan- Kfz-Verkehr und den Radfahrenden zu vergrößern. Er- derfahren von Radfahrenden getroffen.] gänzend kann über die Markierung von Pufferzonen zwi- schen Fahrbahn und Radfahrstreifen („buffered bike la- nes“, Bsp. Roermonder Straße, Überwurf) nachgedacht 2.3.1 Grundsätze der Gestaltung von strecken- werden. bezogenen Elementen zur Sicherung des Radverkehrs Grundsätze sind auch für die Einsatzbereiche und die Gestaltung von Schutzstreifen zu definieren. Hierbei 2.3.1.1 Bauliche Trennung kann das Vorsehen von möglichst breiten im Bedarfsfall von Kfz zu nutzenden Schutzsteifen (Bsp. Adalbertstein- Insbesondere an stark (und mit hoher Geschwindigkeit) weg) dazu beitragen, ein höheres subjektives Sicher- von Kfz-Verkehr genutzten Straßen ist das Bedürfnis ei- heitsempfinden bei den Radfahrenden zu erzielen. ner physischen Trennung der Verkehrsarten besonders hoch, um eine attraktive Radverkehrsführung zu ermög- Untersuchungen (u.a. Beck at al. 2019) legen nahe, dass lichen. das tatsächliche Überholverhalten stark durch die infra- strukturelle Gestaltung der Kfz-Fahrbahn und der Rad- Grundsätzlich werden daher bei Neuplanungen und aus- verkehrsanlage beeinflusst wird. Der Verzicht auf Mittel- reichender Flächenverfügbarkeit bauliche Radwege leitlinien auf der Kfz-Fahrbahn kann bei entsprechenden (Bsp. Ludwigsallee) zur Sicherung des Radverkehrs an Rahmenbedingungen dazu führen, dass Kfz-Führende Kfz-Hauptverkehrsstraßen bevorzugt. Radfahrende mit größerem Abstand überholen (Bsp. Eine bauliche Trennung von Radverkehrsanlagen auf Krugenofen). Können Kfz-Führende aus räumlichen Fahrbahnniveau kann mit physischen Barrieren zur Kfz- Gründen den gesetzlich geforderten Mindestüberholab- Fahrbahn (=“protected bike lanes“, Bsp. Pontwall) stand auf der (einstreifigen) Fahrbahn nicht einhalten i.d.R. auch ohne größere Umbauerfordernisse hergestellt und wird dieser häufig unterschritten, sollen ergänzende werden. Gestaltungsformen der Trennelement werden Maßnahmen geprüft werden, die die Verkehrssicherheit seit 2020 erprobt und nach der Evaluation in einen erhöhen. Hierzu können u.a. die Schaffung von Ab- Aachener Gestaltungsgrundsatz überführt, um eine ein- schnitten mit Überholmöglichkeiten, verbesserte Infor- heitliche Anwendung zu ermöglichen. mation zum geltenden Überholverbot, konsequente Überwachung und ggfs. die abschnittsweise Führung im Mischverkehr gehören. Dabei wird darauf geachtet, dass Radfahrende an Lichtsignalanlagen am Rückstau der Kfz vorbeifahren können. 2.3.1.3 Weitere Mischverkehrsformen Aufgrund örtlicher Rahmenbedingungen kann die Füh- rung des Radverkehrs auf einer gemeinsamen Fläche mit anderen Verkehrsarten zweckmäßig sein. In Aachen wird in Nebenstraßen zur Priorisierung und Bündelung des Radverkehrs im Verlauf von Radhaupt- routen v.a. das Element der Fahrradstraße eingesetzt. Bereits seit 2019 werden in Aachen neu eingerichtete 11 Stand 02.05.2022
Stadt Aachen | Mobilitätsstrategie 2030 | Strategie Radverkehr Fahrradstraßen entsprechend einer im Herbst 2018 be- den Kfz/Bus, Rad- und Fußverkehr nicht erlaubt (Bsp. schlossenen Aachener Gestaltungsrichtlinie umgesetzt Vennbahnweg). Gestaltungsgrundsätze hinsichtlich der (Bsp. Lothringerstraße). Die deutschlandweite Dynamik Breiten, Oberflächen und kommunikativer Begleitele- in diesem Thema ist groß. Die Stadt Aachen verfolgt die mente werden festgelegt, um ein verträgliches Miteinan- fachliche Diskussion hierzu aufmerksam, prüft neue Er- der von Rad- und Fußverkehr auf gemeinsamen Geh- kenntnisse und schreibt mit ihnen den Katalog für und Radwegen und auf Gehwegen bzw. in Fußgängerzo- Aachen ggf. fort. nen mit Radverkehrsfreigabe zu unterstützen. Dabei wird der jeweiligen Netzbedeutung der Verkehrsarten Um den Zielen und der Funktion einer Fahrradstraße ge- Rechnung getragen. recht zu werden, ist die effektive Reduktion der Kfz-Ver- kehrsstärke zum Beispiel durch Modalfilter oder weiträu- miger Verkehrslenkung zu prüfen. 2.3.2 Grundsätze der Gestaltung von Knoten und punktuellen Elementen Während seitens der Radfahrenden subjektiv die lineare Führung des Radverkehrs (entlang der Strecke) in ihrer Relevanz zur Erhöhung der Verkehrssicherheit i.d.R. an erster Stelle genannt wird, ist v.a. die Führung des Rad- verkehrs an Knotenpunkten ein zentraler Ansatzpunkt zur Erhöhung der Verkehrssicherheit. Objektive Unfall- zahlen belegen dies. 2.3.2.1 Zeitliche und räumliche Trennung Um ein Höchstmaß an objektiver Sicherheit zu erreichen, wird bei der Planung von Knotenpunkten die räumliche und/oder zeitliche Trennung sich schneidender Verkehrs- ströme/-arten mit Priorität verfolgt. Die räumliche Trennung wird durch eine planfreie Kno- tenpunktgestaltung erzielt, d.h. die unterschiedlichen Verkehrsarten kommen nicht in Kontakt, weil sie auf un- terschiedlichen Niveaus (Bsp. BTRW Aachen-Jülich / Her- gelsbendenstraße) oder in unterschiedlichen Räumen geführt werden. Der Bau hierfür erforderlicher Brücken- oder Tunnelbauwerke erfordert umfangreiche Ressour- cen, weshalb diese Maßnahmen v.a. hinsichtlich des Kosten–Nutzen-Verhältnisses individuell zu prüfen sind. Die zeitliche Trennung der Verkehrsströme wird in Kno- ten mit Hilfe von Lichtsignaltechnik erreicht. Aus Grün- den der Verkehrssicherheit wird stets geprüft, ob eine konfliktfreie Signalisierung, d.h. unterschiedliche Bewe- Abbildung 11: Aachener Standards für die Gestaltung von Fahrradstraßen – Vorfahrtberechtigter Knotenpunkt gungsrichtungen werden zeitlich getrennt frei gegeben, möglich ist (Bsp. Beschluss Knoten Bastei). Auf Straßen, auf denen Rad- und Kfz-Verkehr im Mischverkehr ohne weitere Radverkehrselemente ge- führt werden, wird die Reduzierung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit im Sinne der Sicherheit und At- traktivität für den Radverkehr geprüft. Auch bei der Pla- nung von Mischverkehrslösungen sind die oben aufge- führten Prinzipien zu Sicherheitsabständen zu berück- sichtigen. Die gemeinsame Führung von Fuß- und Radverkehr wird aufgrund potentieller Konflikte zwischen Zu-Fuß- Gehenden und Radfahrenden innerorts nur im Ausnah- mefall angewandt. Sie kommt dann in Betracht, wenn die zur Verfügung stehende nutzbare Gesamtbreite eine Trennung mit jeweils ausreichend breiten Flächen für 12 Stand 02.05.2022
Stadt Aachen | Mobilitätsstrategie 2030 | Strategie Radverkehr Ein wichtiger Baustein eines Gesamtkataloges ist die De- finition von Gestaltungsgrundsätzen der Radverkehrs- führung an Bushaltestellen. Hier trifft eine Vielzahl ver- schiedener Belange aufeinander: Neben Flächen für war- tende sowie ein- und aussteigende Fahrgäste und hal- tende Busse, sind auch Räume für den entlang der Bus- haltstelle fließenden Fuß-, Rad- und Kfz-Verkehr zu be- rücksichtigen. Mögliche Führungsformen werden maß- geblich bestimmt durch die Flächenverfügbarkeit und den Raum- bzw. Qualitätsansprüche der erforderlichen Elemente. Die Definition von entsprechenden Gestal- tungsprinzipien für die Stadt Aachen wird seit 2021 er- arbeitet. Weitere Detailbetrachtungen werden l für Que- rungsstellen des Fuß- und Radverkehrs geführt. Abbildung 13: Musterskizze 2-C) aus dem Dokument (im Abbildung 12: Zebrastreifen über einen Radweg19 Entwurf, 2022): „Grundsätze zur Führung des Radver- kehrs an Bushaltestellen in Aachen“ Die an bedingt verträglich signalisierten Knoten erfor- derlichen gestalterischen Lösungen werden aktuell deutschlandweit fachlich kontrovers diskutiert. Teil der Diskussion sind auch Gestaltungselemente, die im Rah- men des Ziels 3 des Aachener Radentscheides gefordert werden (abgesetzte Furten, bauliche Schutzinseln ent- sprechend dem „niederländischen Knotenpunktde- sign“). Die Stadt Aachen verfolgt diese bundesweite Dis- kussion und die daraus resultierenden Fachveröffentli- chungen aufmerksam und bringt sich aktiv in den Mei- nungsbildungsprozess ein. Darauf aufbauend werden auch in Aachen Anwendungsfälle und Rahmenbedingun- gen angepasst und in Gestaltungsgrundsätze von licht- signalisierten Knotenpunkten überführt. 2.3.2.2 Aufmerksamkeit Auch für Knotenpunkte, die nicht über eine Signalanlage geregelt werden (z.B. Einmündungen untergeordneter Straßen), werden Grundsätze formuliert, die die Sicher- heit des Rad- und Fußverkehrs erhöhen. Hierfür werden Elemente, wie z.B. Anhebungen des Einmündungsberei- ches und möglichst kleine Abbiegeradien zur Erhöhung der Aufmerksamkeit auf eine mögliche Konfliktsituation und zur Reduzierung der Geschwindigkeiten festgelegt. Grundprinzipien der Gestaltung von Radverkehrsanlagen werden auch für punktuelle Streckenabschnitte, an de- nen verschiedene Verkehrsanforderungen aufeinander- treffen, erarbeitet, damit eine einheitliche, klare und so- mit sichere Verkehrsführung ermöglicht wird. Der Fokus liegt hierbei auf der Steigerung der Aufmerksamkeit auf das Verhalten aller Verkehrsteilnehmer*innen und ein si- cheres Miteinander. 19 Datenblatt QSF 08 aus „Querungsstellen für die Nahmobilität“ der AFGS (2021) auf Grundlage eines Entwurfs der Stadt Aachen 13 Stand 02.05.2022
Stadt Aachen | Mobilitätsstrategie 2030 | Strategie Radverkehr 2.4 Gestaltung von Radverkehrsanlagen als Abwägungsaufgabe Die Definition von Gestaltungsgrundsätzen der Radver- kehrsführung in Aachen stellt die Basis der späteren Um- setzung dar. Beim konkreten Straßenraumentwurf treten in der Regel verschiedene und sich teilweise widerspre- chende Ansprüche an den öffentlichen Raum auf, die im Rahmen einer Abwägungsaufgabe der Planenden und Entscheidenden betrachtet werden müssen. Um diesem Erfordernis, insbesondere auch im Rahmen der Förderung anderer Verkehrsarten des Umweltver- bundes, gerecht zu werden, werden Anwendungsberei- che verschiedener Führungsformen des Radverkehrs mit verschiedenen Spannweiten in der konkreten Ausfüh- rung definiert. Neben anzustrebenden „Regelausführun- gen“ werden daher auch „Mindestanforderungen“ fest- gelegt. Für die Wahl der möglichen Führungsformen des Radver- kehrs und der Spannweiten der Ausgestaltung werden folgenden Kriterien betrachtet: Hierarchie im Radverkehrsnetz und Zusammen- setzung der Gruppe der Nutzer*innen: Im Rah- men der Festlegung eines Radhauptnetzes für die Stadt Aachen (vgl. Handlungsfeld 2) werden ver- schiedene Hierarchiestufen der Radverkehrsbedeu- tung einzelner Verbindungen definiert und beson- dere Anforderungen hinsichtlich der Hauptnutzer- gruppen (z.B. Schüler*innen) identifiziert. Je höher die Hierarchiestufe im Radverkehrsnetz, desto vor- rangiger/dringlicher sind die Belange einer sicheren und komfortablen Führung des Radverkehrs zu be- rücksichtigen (→ insbesondere hinsichtlich der Füh- rungsform). Potenzial der zukünftigen Radverkehrsstärke: Auch innerhalb einer Hierarchiestufe im Radver- kehrsnetz kann sich das Potenzial der zukünftigen Radverkehrsstärke aufgrund der räumlichen und de- mographischen Gegebenheiten stark unterscheiden. Je höher das Potenzial der zukünftigen Radverkehrs- menge, desto vorrangiger/dringlicher sind die Be- lange einer sicheren und komfortablen Führung des Radverkehrs zu berücksichtigen (→ insbesondere hinsichtlich der Breite der Radverkehrsanlage). Konkurrierende verkehrliche Nutzungen: Die An- forderungen an die Gestaltung der Radverkehrsfüh- rung hängen auch in hohem Maße mit der Intensität konkurrierender Nutzungen des öffentlichen Raums durch andere Verkehrsarten zusammen. Je stärker der öffentliche Raum konkurrierend genutzt wird, desto vorrangiger/dringlicher sind die Belange einer sicheren und komfortablen Führung des Radver- kehrs zu berücksichtigen (→ insbesondere hinsicht- lich des Bedarfs der (baulichen) Trennung). 14 Stand 02.05.2022
3 Aufwertung und Ausbau Radverkehrs- netz dem Grabenring (2010) und dem Alleenring (2013) stell- 3.1 Kernaufgaben ten in der Vergangenheit die Jahre mit dem größten Streckenausbau im Radnetz dar. In den meisten Fällen Bestehende Radverkehrsanlagen, die nicht dem aktuel- konnten nur zw. 1 und 4 km neue Radverkehrsanlagen len Stand der Technik entsprechen, werden angepasst pro Jahr angelegt werden. und bestehende Gefahrenstellen werden beseitigt. Feh- lende Sicherungselemente für den Radverkehr werden ergänzt. Für Aachen wird ein gestuftes Radnetz mit unterschiedli- chen Qualitäten definiert. Für die Radhauptverbindun- gen wird eine Erschließungsqualität von 90%20 ange- strebt. Der Ausbau des Radhauptnetzes erfolgt für kom- plette Routen unter Berücksichtigung der Netzhierar- chiestufe, des Fahrradpotenzials und der Gestaltungs- standards. Das Netz soll nicht nur in erster Linie aus Ra- dialrouten in die Innenstadt bestehen, sondern auch au- ßerhalb der Innenstadt eng vermascht sein, um für alle Abbildung 14: Neu angelegte Radverkehrsanlagen 2007-2020 Verkehrsbeziehungen möglichst direkte Routen zu schaf- fen. Der Bestand der zum 1.1.2022 rd. 280 km Radverkehrs- Notwendige Straßenbau- und Fahrbahnerneuerungs- anlagen in Aachen ist getrennt nach Art der Radver- maßnahmen werden genutzt, um radverkehrsfördernde kehrsanlage in einer Karte und in einer Tabelle in Anlage Maßnahmen umzusetzen. Hierbei werden auch Zwi- 1 dargestellt. Die Weiterentwicklung des bestehenden schenlösungen in Betracht gezogen, die die Radver- Radnetzes sowie die kontinuierliche Verbesserung der kehrsqualität bis zum finalen Ausbau der Radinfrastruk- Radverkehrsanlagen gehören zu den Kernaufgaben von tur mit niederschwelligen Maßnahmen verbessern kön- Verwaltung und Politik um das Radfahren in Aachen nen. Dabei wird übergeordnet die Mobilitätswende als nachhaltig zu stärken. Ganzes und damit auch die Anforderungen des Fußver- Zunächst sollen unsichere oder als unsicher empfundene kehrs und des ÖPNVs berücksichtigt. Radverkehrsanlagen im Bestand aufgewertet werden, so Der Ausbau des Radnetzes soll deutlich schneller und dass diese besser durch Radfahrer*innen genutzt wer- systematischer als in der Vergangenheit auf der Basis ei- den können. nes Maßnahmenplanes erfolgen. 3.3 Anpassung von bestehenden Radver- 3.2 Das Aachener Radverkehrsnetz kehrsanlagen und Beseitigung von Ge- fahrenstellen Beim Aachener Radverkehrsnetz wird unterschieden zwi- schen dem Radnetz, also ausgewiesenen und beschil- Das Radverkehrsnetz in Aachen ist über viele Jahre weit- derten Routenverläufen, und Radverkehrsanlagen. möglich entsprechend des jeweils geltenden Standes Radverkehrsanlagen sind dabei erkennbar baulich ange- der Technik gebaut bzw. markiert worden. Die Qualitäts- legte Radwege sowie markierte Fahrradstraßen, Schutz- ansprüche an den Radverkehr sind dabei gestiegen. Der und Radfahrstreifen Grundsatz „Sicherheit vor Leistungsfähigkeit“ wird dabei beachtet. Die „Empfehlungen für Radverkehrsan- In der Vergangenheit bestand der Ausbau des Radver- lagen“ werden seit Längerem überarbeitet. Aus geän- kehrsnetzes im Wesentlichen aus der Markierung von derten Richtlinien und aus Gefahrenstellen ergibt sich Radverkehrsanlagen entlang von Hauptverkehrsstra- Anpassungsbedarf im Bestand gemäß den im vorigen ßen, die über keine Radverkehrsanlagen verfügten. Ab- Kapitel „Gestaltung von Radverkehrsanlagen“ beschrie- bildung 1 zeigt für die Jahre ab 2007, in welchem Um- benen Grundsätzen. fang verschiedene Führungsformen hergestellt wurden. Die Markierung von Schutz- und Radfahrstreifen auf 20 90% der Bevölkerung leben in 200m Entfernung zu einer Hauptrad- route Stand 02.05.2022 15
Stadt Aachen | Mobilitätsstrategie 2030 | Strategie Radverkehr Die Benutzungspflicht vieler Radverkehrsanlagen ist in wurde daher 2021 erstmalig die Planung einer baulich Aachen in den vergangenen Jahren aufgehoben worden. getrennten Führung nach dem Prinzip niederländischer Dazu zählen auch Radwege, die aufgrund ihrer geringen Kreuzungen beschlossen, der 2022 ausgebaut wird. Da Breiten in so genannte „andere Radwege“ umgewandelt es in Deutschland bisher wenig Erfahrungen mit diesem wurden. Damit darf in vielen Straßen sowohl im Seiten- Knotendesign gibt, sollen hier wichtige Erkenntnisse für raum als auch auf der Fahrbahn gefahren werden. Maß- weitere Knoten gesammelt werden. Eine gründliche Be- geblich ist die vor Ort angebrachte Beschilderung. Bei obachtung wird dabei als besonders wichtig bewertet. vielen Verkehrsteilnehmer*innen besteht Unkenntnis Dort, wo an längeren Straßenabschnitten baulich ge- über die Wahloption, teilweise führt die Nutzung der trennte Radwege neu geplant werden (z.B. Breslauer Fahrbahn durch den Radverkehr zu Missfallensäußerun- Straße), wird eine getrennte Führung auch in den Kno- gen von Kfz-Lenkenden (s.a. Kap. 7 Kampagnen zum ten bei der Planung berücksichtigt. Radfahren). Ein entsprechendes Konzept mit Prioritätseinstufun- Sofern Radverkehrsanlagen aus Verkehrssicherheits- gen von Maßnahmen wird aufgestellt und für die Haus- gründen auffällig werden, werden Veränderungen ge- haltseinplanung der kommenden Jahre berücksichtigt. plant und umgesetzt. Sofern der bauliche Zustand dieser Dabei hat die zügige Beseitigung von Gefahrenstellen Anlagen schlecht ist, wird eine Sanierungs- oder Um- die höchste Priorität. baumöglichkeit geprüft (s. Kapitel „Nutzbarkeit von Radverkehrsanlagen“). 3.4 Herstellung durchgängiger Radrouten Als Führungsform des Radverkehrs auf der Fahrbahn im gestuften Radnetz, insbesondere der sind derzeit Radfahr- und Schutzstreifen auf einer Hauptradrouten. Länge von rd. 60 km markiert. Als Gefahrenstellen gel- ten Radfahr- und Schutzstreifen dort, wo es keinen Si- In der Stadt Aachen wurde in den 90er Jahren auf Basis cherheitsabstand zu einem Parkstreifen gibt. Fehlende einer landesweiten abgestimmten Verfahrensweise ein Sicherheitstrennstreifen sind nach heutigen Maßstäben ausgeschildertes Radverkehrsnetz mit einer Länge von nicht mehr Stand der Technik und haben in einigen Stra- 187 km ausgeschildert. Die Routenverläufe wurden ßenabschnitten zu Unfallhäufungsstellen mit dem ruhen- 1994 mit dem Radverkehrsplan festgelegt. Es handelt den Kfz-Verkehr (so genannte „Dooring-Unfälle“) ge- sich um ein im Wesentlichen sternförmig auf die Stadt- führt (z.B. Alt-Haarener-Straße, Jülicher Straße). Hier mitte ausgerichtetes Radroutennetz. Für die Routen werden die Mängel nach einer Prioritätenliste aufgrund wurden Verläufe gewählt, die möglichst gut für Radfah- des Gefahrenpotenzials abgearbeitet und durch geän- rernde nutzbar sind. Das Netz ist u.a. im „Radroutenpla- derte Querschnittsaufteilungen bzw. Markierungen be- ner NRW“ hinterlegt und kann prioritär für das Routing seitigt. Dabei wird auch durch die Wegnahme von Park- genutzt werden. ständen reagiert. Mit dem bestehenden Routennetz sind heute 71 % der Fehlende Radverkehrsanlagen an Hauptverkehrsstra- Aachener Bevölkerung erschlossen, wenn man einen ßen werden als Mangel im Radnetz wahrgenommen. Korridor von 200 m rechts und links der Routen betrach- Das Ziel ist es daher, an allen Hauptverkehrsstraßen tet. Legt man einen Korridor mit 400 m Einzugsbereich Radverkehrsanlagen zu schaffen. Der Adalbertsteinweg rechts und links der bestehenden Trassen an, sind heute oder der innenstadtnahe Teil der Roermonder Straße 90 % der Einwohner mit dem Radroutennetz erschlos- sind bekannte Hauptverkehrsstraßen mit viel Autover- sen. kehr, wichtigen Zielen, aber ohne Radverkehrsanlagen. 2021 wurde die Radnetzbeschilderung in Aachen mit der Es ist zu klären, an welchen Abschnitten der Hauptver- Einrichtung des touristischen Knotenpunktsystems ver- kehrsstraßen vorhandene Führungen in baulich ge- vollständigt. Damit wurde das ausgeschilderte Radnetz trennte Führungsformen möglich und für die Radförde- zugleich um 68 km auf jetzt 255 km erweitert. rung besonders zielführend sind. Die Festlegung einer Priorisierung für Maßnahmen zum „Lückenschluss“ oder Bei der Neuaufstellung des Luftreinhalteplanes 2015 zur „Aufwertung“ werden in einem „Maßnahmenplan wurde die Erarbeitung eines „Rad-Vorrang-Netzes“ als Radverkehr 2030“ dokumentiert. Maßnahme beschlossen. 2019 hat der Mobilitätsaus- schuss nach einer Beteiligung der Öffentlichkeit und al- Anlage 2 zeigt die jeweiligen Führungsformen des Rad- ler Bezirksvertretungen das Konzept des Rad-Vorrang- verkehrs in Aachen. Der Radverkehr wird auf 39,6 km Netzes zustimmend zur Kenntnis genommen und die (14%) straßenunabhängig geführt, auf 164,8 km (59%) Verwaltung beauftragt, auf Grundlage der beschriebe- baulich von der Fahrbahn getrennt, auf 5,4 km (2%) als nen Verläufe der Rad-Vorrang-Routen (RVR) die weitere Fahrradstraßen und auf 71,0 km (25%) als Schutz- oder Detailplanung zu erarbeiten. Radfahrstreifen. Das beschlossene Rad-Vorrang-Netz ist so angelegt, Besondere Gefahrenstellen für den Radverkehr stellen dass aus allen äußeren Stadtteilen eine Rad-Vorrang- Kreuzungen dar, die die Attraktivität einer Radroute Route in die Innenstadt existiert. In der Innenstadt ist deutlich beeinflussen. Für den Knoten an der Bastei 16 Stand 02.05.2022
Stadt Aachen | Mobilitätsstrategie 2030 | Strategie Radverkehr der Grabenring als Verteilerring für alle Rad-Vorrang- Die Gestaltung des Grabenringes zum Radverteilerring Routen festgelegt worden. Die Führung soll durchgängig stellt städtebaulich und verkehrsplanerisch eine beson- erkennbar sein und die Abschnitte möglichst als baulich dere Herausforderung bei der Umsetzung des Rad-Vor- getrennte Wege oder Fahrradstraßen mit wenig Auto- rang-Netzes dar. Der Dialog über dieses Projekt wurde verkehr gestaltet werden. Mit Ausnahme des Rad- 2019 mit einer längeren Beteiligung in der „planbar“ am schnellweges nach Herzogenrath sollen die Routen da- Theaterplatz gestartet. bei über bestehende Straßen geführt werden. Das Rad- Mit dem Reallabor Templergraben 2021 wurde ein Vorrang-Netz wird perspektivisch zusätzlich durch tan- wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur weiteren Reduk- gentiale Routen ergänzt, die direkte Verbindungen zwi- tion des Kfz-Verkehrs auf dem Grabenring begonnen. schen den Stadtteilen ohne Umweg über die Innenstadt Über eine Schleifenerschließung soll perspektivisch der schaffen. Durchgangsverkehr auf dem Grabenring reduziert wer- Das 2019 beschlossene Rad-Vorrang-Netz umfasst rd. den, um so die Attraktivität für Radfahrer*innen zu stei- 60 km und erschließt durch seinen Verlauf - zusammen gern und ein gutes Miteinander des verbleibenden Kfz- mit den geplanten regionalen Radverbindungen - alleine Verkehrs, insbesondere des ÖPNV erreichen zu können. bereits 56 % 21 der Bevölkerung in 200 m (s. Anlage 3). Der Grabenring als zentraler Radverteilerring ist ein Hauptbestandteil der Aachener Mobilitätswende. Die Rad-Vorrang-Routen nach Eilendorf (6,8 km) und zum Campus Melaten (2,3 km) waren Teil des Förderpro- jektes „Rad-Vorrang-Route Aachen 1“. Bei beiden Rou- ten stehen noch Teilaufgaben aus. In diesem ersten Pro- jekt wurden zentrale Grundlagen für das gesamte Rad- Vorrang-Netz gelegt und Erfahrungen für den Ausbau des Netzes gesammelt: Am 13.09.2018 hat der Mobilitätsausschuss das Konzept zur Gestaltung von Fahrradstraßen in Aachen beschlos- sen. Am 12.09.2019 wurden Konzept und Verlauf des Rad- Vorrang-Netzes beschlossen. Am 31.10.2019 wurde der Beschluss zu den Gestal- tungsstandards zur Verdeutlichung von Rad-Vorrang- Routen und Premiumfußwegen beschlossen. Mit der Lothringer Straße zw. Wilhelm- und Harscamp- straße wurde 2021 die erste Fahrradstraße eingeweiht, bei der für die Herstellung der optimalen Breite einer Fahrradstraße Stellplätze am Straßenrand entfernt wurden, eine Roteinfärbung auf gesamter Länge vorge- nommen, die Querstraßen zu Gehwegüberfahrten umge- baut wurden und über den Alleenring stadtauswärts eine eigene Fahrradampel installiert. Bei Stellen, an denen auf kürzeren Abschnitten die Rad- Vorrang-Routen gemeinsam mit Fußwegen geführt wer- den, diese kreuzen, über Plätze führen oder sonst auf- grund von Platzmangel keine getrennte Führung möglich ist, ist im Einzelfall zu prüfen, wem Vorrang eingeräumt wird, der dann auch durch verkehrsrechtliche Anordnun- gen deutlich wird (z.B. Fußgängerüberweg auf Radweg). Der Ausbau der Radvorrangroute Brand (insgesamt 7,4 km) bis zum Anschlusspunkt an die RVR Eilendorf ist Teil des Förderprojektes #AachenMooVe! (2020-2022). Hier Abbildung 15: Rad-Vorrang-Netz lag der Schwerpunkt auf der Umsetzung von Fahr- radstraßen und kleineren Straßenraumanpassungen. Der Förderantrag für die Realisierung der RVR Haaren- Verlautenheide (ca. 6 km) wurde im Dezember 2021 21Das Rad-Vorrang-Netz allein (ohne regionale Radrouten) erschließt 46% der Bevölkerung. 17 Stand 02.05.2022
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