Solarspar-Magazin Februar 2021, Nr.
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Solarspar- Magazin Februar 2021, Nr. 1 Fokus: Wie bauen wir klimafreundlich? Projekte Schweiz: Solarstrom für einen Weltkonzern 8 Ratgeber: Ist Waschen in der Nacht noch zeitgemäss? 12 Solarnews: Die grösste Solaranlage der Welt 14
Solarspar in Zahlen Auf was für Bauten sind unsere Solaranlagen installiert? 49 Industrie- und Gewerbegebäude mit grossem Eigenverbrauch sowie Bauernhöfe mit grossen ununterbrochenen Modul- flächen eignen sich sehr gut für Photovoltaik. Bei Wohngebäu- den sind mit Eigentümer und Nutzerinnen mehrere Par- teien involviert. Da braucht es oft mehr Überzeugungsarbeit, auch die Abrechnung ist komplexer. Deshalb stehen die meisten Solarspar-Anlagen auf Dächern von Industrie, Land 29 wirtschaft und Schulen. 18 8 Wohngebäude Schulhäuser Landwirtschaft Industrie / KMU Verein Solarspar Impressum Redaktion: Markus Chrétien, Marion Elmer, Eva Schumacher, Mirella Wepf Solarspar setzt sich seit 30 Jahren für erneuerbare Energien und Titelillustration: Line Rime Energieeffizienz ein. Der Verein baut und betreibt Solaranlagen, wo Gestaltung: Schön & Berger, Zürich Elektrizitätswerke kostendeckende Preise für den Strom bezahlen Auflage: 15 600 Expl. oder Eigenverbrauchsanlagen möglich sind. Erscheint: viermal jährlich Druck: Schaub Medien AG, Sissach Wer keine eigene Photovoltaik-Anlage besitzt, kann bei Solarspar Papier: Refutura GSM, 100 %-Recycling ein Solarstrom-Abo für 3 Rappen pro Kilowattstunde lösen. Solarspar, Bahnhofstrasse 29, 4450 Sissach Berechnungsbeispiele unter solarspar.ch / stromabo. Telefon 061 205 19 19, info@solarspar.ch, www.solarspar.ch Dank Mitgliederbeiträgen (mindestens 50 Franken pro Jahr) und IBAN: CH31 0900 0000 4001 4777 1 Spenden kann Solarspar auch in die Forschung im Bereich Energieeffizienz und erneuerbare Energien investieren und sich in der Entwicklungszusammenarbeit engagieren. Werden Sie Mitglied: www.solarspar.ch / mitglied
Inhalt Editorial Fokus Liebe Leserinnen und Leser, 4 Wie bauen wir klima Im vergangenen Pandemie-Jahr konnten wir live freundlich? mitverfolgen, wie schnell Wissenschaftlerinnen Endlich geht die Baubranche das Energiesparen nicht nur beim Betreiben, sondern auch beim und Forscher neue Lösungen entwickeln kön- Erstellen von Bauten an. Neue Materialien und nen, wenn es sein muss. Und wie Unternehmen Methoden spielen dabei eine wichtige Rolle. und Staaten bereit sind, sie zu finanzieren. Projekte Schweiz Diese Innovationskraft und diesen Schwung 8 Strom für einen Weltkonzern brauchen wir auch, um unser Klima zu retten, Auf den Dächern des Schotterwerks von Holcim in Brunnen steht seit letztem Sommer beispielsweise in der Bauwirtschaft. Denn nicht eine Photovoltaik-Anlage von Solarspar. nur beim Gebäudebetrieb muss Energie gespart werden, sondern auch beim Erstellen von Gebäu- 10 Smart duschen den. Dazu braucht es neue Prozesse, aber auch Eine speziell für Solarspar entwickelte Steuerung sorgt dafür, dass hauptsächlich Solarstrom den mehr CO2-freie Materialien. Daran forschen Boiler im Clubhaus Bubendorf erwärmt. Teams an verschiedenen Hochschulen und Insti- tutionen. Lesen Sie mehr dazu auf Seite 4. Markus’ Gehirntraining 11 Jubiläumsrätsel Mit der neusten Solaranlage auf dem Schotter- Wie gut kennen Sie unseren Verein? werk des Baustoff-Weltkonzerns Holcim in Rätseln Sie mit, und gewinnen Sie eine Solaruhr. Brunnen hilft auch Solarspar mit, die Baubranche 12 Mitgliederservice von fossiler Energie zu befreien (S. 8). Beratung, Verein, Solar-ABC In Bubendorf wiederum sorgt eine spezielle 14 Solarnews Steuerung dafür, dass das Duschwasser im Klimanotizen Sportclub wenn immer möglich mit Solarstrom 16 Platz da! statt mit der Schnitzelheizung warm wird (S. 10). Die Nachteile unserer autofixierten Städte sind Wenn der Photovoltaik-Zubau wie geplant längst bekannt. Endlich kommt Schwung in die gelingt, werden solche smarten Geräte in jedem Neuverteilung des öffentlichen Raums. Haushalt Standard sein. Bis dahin müssen Sie Standpunkt allerdings Ihren Geschirrspüler weiterhin zur gewohnten Zeit laufen lassen. Wann genau? – 18 «Förderung soll Risiken Das lesen Sie im Interview auf Seite 12. verringern » Die Energiewissenschaftlerin Léonore Hälg zeigt Ich wünsche Ihnen spannende Lektüre! auf, welche Förderinstrumente sich eignen, um den Ausbau der Photovoltaik in der Schweiz Marion Elmer effektiv voranzubringen. 19 Solarspar-Shop Solarspar-Magazin 3
Fokus Wie bauen wir klimafreundlich? Der Schweizer Immobilienpark bietet grosses Potenzial für den Klimaschutz. Bisher standen vor allem das Stromsparen und die CO2-Reduktion beim Betrieb im Vordergrund. Wie viel graue Energie beim Bauen verbraucht wird, fragten nur wenige. Nun beginnt die Branche – auch dank neuen Methoden und Materialien – umzudenken. 4 Solarspar-Magazin Februar 2021, Nr. 1
W er in den Wintermonaten am Zürcher Mythenquai entlangspazierte, wurde Zeuge oder Zeugin eines denkwürdigen Spek- Doch langsam kommt Bewegung in die Branche. 2020 hat der SIA das Positionspapier «Klimaschutz, Klimaanpassung und Energie» publiziert und das Merkblatt «Graue Energie von takels: Stock um Stock, Gebäudeteil um Ge- Gebäuden» neu aufgelegt. Die Architekturzeitschrift « Hoch- bäudeteil wurde das Mythenschloss abgetra- parterre » hat ihre Leserschaft mit 33 Klimatipps fürs Bauen ver- gen. Rückbau nennt sich heute dieser Prozess sorgt. Und immer mehr Architekturschaffende stossen zum schönfärberisch, bei dem ein bestehendes Verein Countdown 2030, der die Auswirkungen der Bauwirt- Haus bis auf sein Fundament zerstört wird. schaft auf den Klimawandel bewusster machen will. Eine Aus- Das historisch wirkende Mythenschloss, stellung im Zürcher Architektur Zentrum soll diesen Frühling das der Swiss Re gehört, war nur scheinbar alt. erste Visionen für eine zukunftsfähige Baukultur zeigen. In den 1980er-Jahren wurde es vorderseitig als Also was nun? Umbau oder Neubau? Im Zweifelsfall sei Abbild seines Vorgängerbaus aus den 1920ern Umbau die bessere Variante, schreibt Hochparterre-Redaktor rekonstruiert; auf der Rückseite präsentierte Andres Herzog. Er brauche zwar im Betrieb mehr Energie, pro- es sich als Bürogebäude mit Metallfassade. duziere aber im Bau weniger Treibhausgase. Gerade in der dicht Deshalb massen weder die Stadt Zürich noch bebauten Schweiz machten Umbauten und Sanierungen oft das Baurekursgericht dem Bau ausreichend Sinn. Dabei solle man die Tragstruktur möglichst erhalten. architektonische Qualität für eine Unter- Denn sie ist für rund ein Drittel der Treibhausgasbilanz eines schutzstellung zu. Nun entsteht hier also ein Gebäudes verantwortlich. Und bei einem Neubau sollte man Neubau. sie möglichst einfach konstruieren, also hervorragende Ge- Vielleicht hätte das Gebäude aber gerade bäudeecken oder grosse Spannweiten vermeiden. wegen seines geringen Alters Schutz verdient Auch Settembrini bestätigt, dass Tragwerksstruktur und gehabt? Denn die graue Energie (s. Kasten Hülle als wichtigste Einflussfaktoren gälten, um die graue S. 6), die im Tragwerk eines Baus steckt, gilt Energie zu reduzieren. Dagegen hätten «Materialisierungsent- laut dem Schweizerischen Ingenieur- und Ar- scheide im Innenbau meist einen deutlich geringeren Einfluss». chitektenverein (SIA) erst nach 60 Jahren als Trotzdem lohnt es sich auch da, den Hebel anzusetzen. amortisiert, bei der Haustechnik liegt der Wert bei 30 Jahren. Aushub verbauen Rund zehn Prozent der Treibhausgase beim Bauen gehen aufs Die grössten Hebel: Tragwerk und Hülle Konto von Aushub und Fundament. Wer den Aushub vor Ort Sanieren oder ersetzen? Das ist eine zentrale lagert oder weiterverwendet, spart sich den Transport, zusätz- Frage beim klimagerechten Bauen. Leider lässt liches Material und damit viel CO2. Drei Millionen Kubikme- sie sich nicht eindeutig beantworten. Es gilt ter Aushub würden jedes Jahr ungenutzt aus dem Kanton Genf vor allem, den Verbrauch von sogenannt grau- abtransportiert, sagt Rodrigo Fernandez, Materialwissen- er Energie zu betrachten. Denn beim Bauen schaftler und Mitgründer der Westschweizer Firma Terrabloc. beziffert man die Nachhaltigkeit statt in Kilo- Im Kanton Zürich ist es gar doppelt so viel. Deshalb hat Fer wattstunden mittels CO2-Aus stoss. Der nandez vor rund zehn Jahren ein Unternehmen gegründet mit grösste Teil an grauer Energie eines Gebäudes dem Ziel, aus dem Lehm des Aushubs Bausteine zu pressen. fällt bei seiner Erstellung an: 70 Prozent sind Die ersten Projekte wurden mit manuell produzierten Steinen es gemäss SIA-Energieeffizienzpfad bei einem gebaut; heute kommen die Terrablocs aus dem Werk der Firma vorbildlichen Neubau, bei einem Umbau rund Cornaz, die sonst Pflastersteine und Betonplatten fertigt. Mit 50 Prozent. Bisher habe die Bauwirtschaft Terrablocs könne ein Handwerker konventionell mauern, so diese Zahl vernachlässigt, sagt Gianrico Set- Fernandez. tembrini gegenüber der Fachzeitschrift So wie Terrabloc ein Spin-off der École polytechnique «Haustech». Der Berner Architekt leitet am fédérale de Lausanne (EPFL) ist, so ist Oxara ein Spin-off der Zentrum für Integrale Gebäudetechnik der ETH Zürich. Die Firma des 31-jährigen Materialforschers Hochschule Luzern die Forschungsgruppe Gnanli Landrou aus Togo produziert Cleancrete, einen Erdbe- «Nachhaltiges bauen». Dafür hätten «bei den ton, der umweltfreundlicher und günstiger ist als herkömmli- gängigen Energiestandards die Vermeidung cher Beton. Er besteht ebenfalls aus Aushubmaterial, der ohne von Erdöl fürs Heizen, Warmwasseraufberei- Zement und mit Lehm als Bindemittel in 24 bis 48 Stunden ab- tung oder von Strom für den Haushalt im Vor- härtet. Der Baustoff eignet sich für nichttragende Elemente in dergrund» gestanden. bis zu dreistöckigen Häusern, ist aber derzeit noch nicht für Nach 40 Jahren ist bereits Schluss: Das Mythenschloss in Zürich wird « rückgebaut » und durch einen Neubau ersetzt. Foto: Baugeschichtliches Archiv, Zürich Solarspar-Magazin 5
Fokus den Hochbau zugelassen. Oxara forscht daran, 1,7 Millionen Tonnen; zusammen mit der Betriebsenergie für Cleancrete wasserresistenter und druckbe- die Öfen macht das gut fünf Prozent der CO2-Emissionen ständiger zu machen. In fünf Jahren soll das der Schweiz. Indem die Schweizer Zementfabriken fossile Baumaterial für grosse Bauprojekte zur Ver Brennstoffe reduzierten, haben sie zwar schon viel erreicht. fügung stehen, meint Landrou. Es werde aber Einige bieten auch umweltfreundliche Baustoffe oder klima den Standardbeton nicht ersetzen, sondern neutralen Beton an. Diese Produkte «entstehen» aber mehr- ihn ergänzen. heitlich, indem die CO2-Belastung durch Klimaprojekte kom- pensiert wird. Welches Material ist klimafreundlich? Der WWF fordert, dass auf Zement oder auf den CO2- Beton ist das meistverwendete Baumaterial, Ausstoss bei dessen Herstellung höhere Steuern erhoben wer- seine Herstellung aber besonders klima den müssen. Mit diesen Einnahmen könne man klimaverträg- schädlich. Neben dem Stahl für die Armierung lichere Materialien entwickeln. fällt vor allem die Zementherstellung ins Gewicht: Ein Gemisch aus Kalkstein und Ton wird dafür gemahlen und bei 1450 Grad Was ist graue Energie? miteinander zu Zementklinker verschmolzen. Dabei wird sehr viel CO2 freigesetzt. Gemäss Als graue Energie bezeichnet man den energe Bundesamt für Umwelt waren es 2018 rund tischen Aufwand, den es benötigt, um ein Produkt herzustellen. Dazu gerechnet werden alle vorgelagerten Prozesse der Erstellung sowie der Aufwand für die Entsorgung des Produkts. Bei diesem Einfamilienhaus in Alpnach wurde der Aushub für den Treppenkern weiterverwendet. In einer Halle in der Nähe wurden daraus 52 Stampf- lehmelemente gefertigt. Nach etwa einem Monat Trocknungszeit wurden sie zeitgleich mit den Zimmermannsarbeiten innerhalb von einer Woche Geschoss für Geschoss aufgebaut. Fotos: Lehmag / Samuel Büttler 6 Solarspar-Magazin Februar 2021, Nr. 1
Einige gibt es schon. Vor zehn Jahren hat die EPFL beispiels- geschosse, die zu 60 Prozent aus wiederverwendeten Stahl weise LC3-Zement entwickelt, der rund 30 Prozent weniger trägern, Fassadenblechen, Bodenplatten und Lavabos beste- Treibhausgase verursacht. Die Empa testet derzeit sogenann- hen. Dass bei diesem Vorgehen und besonders bei grösseren ten Olivin-Zement, der aus einem grünlichen Mineral besteht Bauprojekten ebenfalls die Planung elementar ist, versteht sich und CO2 aus der Atmosphäre bindet. Damit hat er sogar eine von selbst. Passende Bauteile findet man nicht eben mal so an negative CO2-Bilanz. Allerdings ist Olivin-Zement weniger der nächsten Strassenecke. belastbar, eignet sich also nur für nichttragende Wände oder Gehwegplatten. Das Produkt wird frühestens in 15 bis 20 Jah- Haustechnik: der zweitgrösste Posten ren auf den Markt kommen. Die Haustechnik ist nach der Tragstruktur die zweitgrösste Recyclingbeton, der sich auch nicht für hohe Traglasten Treibhaussünderin: Bei einem Neubau macht sie 20 bis 30 Pro- eignet, ist übrigens nur bedingt klimafreundlich: Er schont zent des Treibhausgasausstosses aus; bei einem Umbau kön- zwar die Ressourcen, braucht aber bei der Herstellung fast nen es auch mal 40 Prozent sein, wenn viel ersetzt werden gleich viel Energie wie normaler Beton. muss. Auch hier gilt es bei der Planung abzuwägen: Eine hoch- Dennoch ist Beton manchmal die richtige Wahl – auch aus komplexe Haustechnik kann zu einem sparsameren Energie- Klimasicht. Denn Bauteile, die gleichzeitig mehrere Funktio- verbrauch beitragen, sie ist aber auch fehleranfällig – etwa bei nen übernehmen, sparen Material. Eine Betonmauer ist nicht schlechter Wartung oder unsachgemässer Nutzung. Lowtech nur eine Mauer, die hohe Lasten tragen kann, sie bietet auch macht dafür eine robustere Architektur nötig, braucht also Erdbeben-, Schall- und Brandschutz. Ein weiterer Vorteil: mehr graue Energie. Beton ist überall auf der Welt lokal verfügbar, die Transport- Bisher seien «die Daten und Kennwerte zu dürftig, um wege sind kurz. daraus eine Entscheidungsgrundlage zu Beginn eines Pla- Das Klimamaterial erster Wahl ist – sofern vor Ort verfüg- nungsprozesses zu erarbeiten», sagt Settembrini. Er untersucht bar – Holz. Denn es ist ein nachwachsender Rohstoff, der deshalb mit dem vom Bundesamt für Energie initiierten For- sogar CO2 bindet, wenigstens t emporär. Dank den seit 2015 schungsprojekt «Systemkennwerte Graue Energie Gebäude- geltenden Brandschutzvorschriften können in der Schweiz technik» (SYGREN), an welchem Punkt eines Projekts die auch Hochhäuser aus Holz errichtet werden. In einigen Jah- Planer Einfluss auf die Reduktion der grauen Energie nehmen ren wird das 27-geschossige, 80 Meter hohe Holzhaus Pi in können. Bis diese Ergebnisse vorliegen, hält man sich am Zug mit dem jetzigen Rekordhalter, dem Mjøsa Tower im besten an das SIA-Merkblatt, das zu massvollem Haustechnik norwegischen Brumunddal, gleichziehen. einsatz rät. Allerdings ist Holz nicht gleich Holz. Am besten schneidet Was also nun? Umbau oder Neubau? Beton oder Holz? Massivholz ab, weil es kaum verarbeitet wird und keine Zu- High- oder Lowtech? Ein einfaches Rezept scheint es bisher satzstoffe braucht. Bei Holzwerkstoffen können Bindemittel nicht zu geben. Und eine schweizweit einheitliche Regelung bis zu 60 Prozent der grauen Energie ausmachen. auch nicht. Bezüglich der Fördermittel der Kantone sei es heute immer noch so, sagt Settembrini, «dass nur die Energiereduk- Gut planen, schlank bauen, wiederverwenden tion beim Betrieb gefördert wird», nicht aber die Reduktion der Wer Material effizienter nutzt, verbessert die CO2-Bilanz deut- grauen Energie in der Herstellung, die Kreislaufwirtschaft oder lich. In diese Richtung forschen der Architekturprofessor Betrachtungen über den gesamten Lebenszyklus. Hier ist also Philippe Block und seine Forschungsgruppe am Institut für einmal mehr die Politik gefordert. Technologie der ETH Zürich. Sie schräubeln an der Geometrie Richtig angewendet könnten aber bestehende Labels und des Tragwerks, um weniger Material zu verbrauchen, oder SIA-Merkblätter Architektinnen und Bauherren bereits heute suchen nach neuen Konstruktionsformen, um auch weniger den klimafreundlichen Weg weisen. Zudem lassen uns neue druckresistentes Material, etwa Recyclingbeton, verwenden Materialien, Methoden und Prozesse hoffen, dass klimafreund- zu können. Zudem beschäftigen sie sich mit der digitalen liches Bauen zum Standard wird. Herstellung von Bauelementen, um weniger Abfall zu produ- Marion Elmer zieren. Besonders im Holzbau geht der Trend in Richtung Vorfer- Quellen und weiterführende Literatur – «33 Architekturtipps für die Klimabilanz», Hochparterre 5 / 2020 tigung. Das heisst, dass in der Werkstatt ganze Wände, Decken – «1450°», Republik vom 2. 12. 2020 oder Module bereits mit Leitungen, Kabeln oder gar Einbauten – «Wie grau ist die Gebäudetechnik?», Haustech 6 / 2017 ausgestattet werden. Diese Art der Produktion bedingt eine – «Öko-Beton – Zementfrei bauen», Film, 16 Min., srf.ch, 5. 1. 2021 längere, detailliertere Planung, hat aber zur Folge, dass weniger – SIA-Merkblatt 2032, Graue Energie – Ökobilanzierung für Fehler passieren und auf der Baustelle weniger Abfall entsteht. die Erstellung von Gebäuden, 2020 – SIA-Positionspapier «Klimaschutz, Klimaanpassung und Doch auch hier gilt: Vorfabrikation ist nur dann klima Energie», 2020 freundlich, wenn die fixfertigen Hauselemente oder Module – countdown2030.ch nicht um die halbe Welt transportiert werden. Bauelemente wiederzuverwenden, ist ebenfalls eine sinn- volle Option: Das Baubüro in situ, das 2020 mit dem Prix Meret Oppenheim in Architektur ausgezeichnet wurde, prak- tiziert diese Methode seit vielen Jahren. In Winterthur setzte es etwa auf eine bestehende Industriehalle drei Gewerbe Solarspar-Magazin 7
Projekte Schweiz Kiesabbau mit S olarspar-Energie Lafarge-Holcim ist ein Weltkonzern und seit Kurzem auch Kunde von Solarspar: Im Juni 2020 ist auf den Dächern des Schotterwerks Brunnen im Kanton Schwyz eine Photovoltaik-Anlage in Betrieb gegangen. Holderbank! – Vor allem die älteren Semester wis- 2020 erfolgte ein weiterer – zumindest aus un- sen noch, dass die 1400-Seelen-Gemeinde im Kan- serer Sicht – bemerkenswerter Schritt in der Fir- ton Aargau einem Weltkonzern den Namen ge mengeschichte: die Kooperation mit Solarspar. liehen hat. Hier wurde 1912 die Aargauische Port- Anfang Juni 2020 ist im Kanton Schwyz, auf den landcementfabrik Holderbank-Wildegg gegründet. Dächern des Schotterwerks Brunnen, eine Photo- Zehn Jahre später expandierte das Unternehmen voltaik-Anlage von Solarspar in Betrieb gegangen. in zahlreiche europäische Länder und 1927 nach Das Werk gehört zu den 55 Standorten der Landes- Ägypten. gesellschaft Holcim Schweiz. Die Solarpanels auf Der Firmenname wechselte zu «Holderbank» dem Schotterwerk in und später zu «Holcim» (cim steht für das französi- Schlüsselbranche für den Klimaschutz Brunnen wurden auf allen Gebäuden sche «ciments»). 2015 folgte schliesslich die Fusion Natürlich ist der Bau einer Photovoltaik-Anlage, die mit grünen Dächern mit einer anderen Gigantin auf dem Weltmarkt, der jährlich 130 000 Kilowattstunden Strom produ- installiert. französischen Lafarge SA. Die Geschichte dieses ziert, ein Klacks, wenn man sich den Gesamtener- gieverbrauch eines derart grossen Bau stoffkonzerns vor Augen führt. Den- noch ist es ein Grund zur Freude, wenn ein Kieswerk seine Aufgabe neu auch mithilfe von Sonnenenergie erfüllt. Die Solaranlage deckt rund zehn Prozent des Strombedarfs im Werk ab und leistet damit einen Beitrag zur Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie des Konzerns. Diese wird von Umweltorganisationen äusserst aufmerksam verfolgt und in einzelnen Punkten durchaus auch kri- tisch beurteilt. Unambitioniert ist die Strategie aber sicher nicht: Im September 2020 hat sich Lafarge-Holcim der Science Based Tar- gets Initiative (SBTI) angeschlossen, die unter anderem durch den WWF und den Globalen Pakt der Vereinten Natio- nen getragen wird. Mit einer SBTI- Foto: Mirella Wepf Vereinbarung verpflichten sich Unter- nehmen, langfristige und messbare Ziele für die Reduktion ihrer CO2-Emissio- nen festzulegen, um das Ziel des Pariser Unternehmens begann 1833 – mit einem Steinbruch Klimaabkommens zu unterstützen. in der französischen Ardèche. 1864 lieferte Lafarge Der Fahrplan von Lafarge-Holcim: Bis im Jahr 110 000 Tonnen Kalkstein für den Bau des Suez- 2030 soll bei der Produkt ion von zementartigen kanals. Die heutige LafargeHolcim Ltd. gehört zu Rohstoffen der Ausstoss von Treibhausgasen im den grössten Baustoffproduzentinnen der Welt und Vergleich zu 2018 um 21 Prozent pro Tonne redu- hat ihren Hauptsitz in Rapperswil-Jona. ziert werden. 8 Solarspar-Magazin Februar 2021, Nr. 1
In guter Nachbarschaft Nur einen Steinwurf vom Schotterwerk Brunnen entfernt, auf einem direkt angrenzenden Grundstück (im Bild hin- ter dem Wäldchen sichtbar), wird derzeit Energiegeschichte geschrieben: Die Firma MW Storage AG hat im Herbst 2020 die grösste und mit 20 Megawatt leistungsstärkste Batterie der Schweiz in Betrieb genommen. Diese soll zur Stabilisierung des Stromnetzes beitragen und befindet sich in mehreren blau- weissen Schiffscontainern. Foto: Markus Chrétien Vorreiterrolle von Holcim Schweiz Splitt, Schotter für den Gleisbau, Kiessand, Filter- Holcim Schweiz will bei der Umsetzung dieser material und Betonkies her. Insgesamt erstreckt sich Nachhaltigkeitsstrategie eine Vorreiterrolle über- der Betrieb auf rund 21 Hektar, aufgeteilt in die Be- nehmen, beispielsweise durch die Entwicklung reiche Steinbruch, Schotterwerk und Lagerplatz. von innovativen Materialien, den Ausbau des Die Installation der Photovoltaik-Anlage auf Rohstoff-Recyclings oder durch die Verwertung dem Schotterwerk bot für Solarspar-Geschäftsleiter von Abfall als alternativen Brennstoff. Markus Chrétien ein paar spezielle Herausforderun- Im Vergleich zu 1990 hat Holcim Schweiz bis gen: Die Solarpanels mussten auf mehreren Gebäu- heute rund 30 Prozent CO2 pro Tonne Zement ein- den installiert werden, die teilweise auch schon gespart. Seit Anfang 2019 verwendet das Unterneh- etwas älter sind. In der Folge fielen auch die Leitun- men an allen Standorten hundert Prozent erneuer- gen zu den Stromtransformatoren insgesamt etwas bare elektrische Energie aus Wasserkraft. Zusätzlich lang aus. «Letztlich konnten wir die Probleme je- will Holcim bis 2030 in der Schweiz und in Italien doch gut lösen », sagt Markus Chrétien rückbli- einen wesentlichen Teil des verbrauchten Stroms ckend. Die Anlage laufe jedenfalls tadellos, bestätigt selbst produzieren. Die Konzernleitung plant des- Lorenzo Silvani, der Projektverantwortliche von halb, die Abwärme von Drehöfen, in denen Ze- Lafarge-Holcim. mentklinker gebrannt wird, vermehrt zur Strom- Mirella Wepf produktion zu nutzen, und will mehrere Standorte mit Photovoltaik-Anlagen ausrüsten. Kalkstein – ein vielseitiger Rohstoff Beim Standort Brunnen hat Solarspar mit seiner Offerte für die Photovoltaik-Anlage das Rennen gemacht. Da – im Einzugsgebiet des Flusses Muota – baut Holcim seit 1965 Kalkstein ab. Das Werk be- schäftigt rund 20 Personen und stellt hauptsächlich Solarspar-Magazin 9
Projekte Schweiz Soll Solarenergie abends oder an trüben Tagen genutzt werden, braucht es eine Batterie – oder smarte Technik. Deshalb hat die Firma Solaik für die Solarspar-Anlage in Bubendorf ein spezielles Zubehör entwickelt. Dank smarter Technik 100 Prozent erneuerbar duschen Photovoltaik Holzschnitzel Seit letztem Frühjahr duschen Um diesen Prozess zu steuern, die Bubendorfer Sportlerinnen braucht es ein Messgerät, das die und Sportler mit «sauberem» Boilertemperatur konstant Wasser. Der 4000-Liter-Boiler misst; und ein Signal des Wech- wird nämlich mit Solarstrom selrichters, das dem Boiler zu aus der Photovoltaik-Anlage verstehen gibt, dass er – bei aufgeheizt, die Solarspar auf Steuerung Sonnenschein – Solarstrom dem Dach des Clubhauses in beziehen soll. Da das Modell des stalliert hat. Für sonnenarme Wechselrichterherstellers kein Zeiten gibt es eine Holzschnit- solches Signal abgab, entwi zelheizung. Boiler ckelte der Solarteur Laurent Da aber meist abends trainiert Schwärzler der Firma Solaik ein und geduscht wird, wenn die Spezialteil, dessen Komponen- Sonne längst untergegangen ist, ten im Zusammenspiel die ge- braucht es einen ausgeklügelten Stromnetz wünschte Regelung vornehmen Mechanismus, um das Solar (siehe Grafik). Für kleinere An- potenzial optimal zu nutzen. lagen gibt es solche technischen Der Boiler soll also tagsüber mit Zusätze ab Stange, für grosse Strom der Photovoltaik-Anlage Anlagen nicht, weil diese selten fürs abendliche Duschen geheizt Warmwasser so realisiert werden. Der eigens werden; die Holzschnitzelhei- für das Clubhaus in Bubendorf zung ist in dieser Zeit gesperrt. entwickelte Zusatz sorgt nun Sie kommt an trüben, sonnen zuverlässig dafür, dass das armen Tagen ab 16 Uhr zum So funktioniert die neue Steuerung Duschwasser stets genug warm Zug. Zusätzlich setzt sie abends – ein SmartMeter misst die Ströme in beide ist und «sauber» produziert dann ein, wenn alles warme Richtungen (Produktion und Verbrauch); wird. Wasser verbraucht ist, aber noch – ein Datenlogger zeichnet die Energie auf und Marion Elmer mehr Leute duschen möchten. berechnet die Energieflussrichtung; Allerdings wird dann der Boiler – ein 9-kW-Leistungssteller steuert den regel nicht aufs Maximum geheizt, baren Heizstab an; da man sonst am nächsten Tag – ein zweiter Ausgang des Leistungsstellers nicht voll vom Sonnenstrom steuert den zweiten 9-kW-Heizstab an; profitieren könnte. – eine Schaltbox steuert zwei weitere 9-kW-Heizstäbe an; – und ein Temperaturfühler dient der Anzeige und Regelung. 10 Solarspar-Magazin Februar 2021, Nr. 1
Projekte Süd Medikamente mit Solarstrom kühlen Das Projekt Klima-Karawane von Solafrica ermöglicht in Kamerun eine nachhaltige Entwicklung dank Solarenergie. Bis 2022 werden 60 ländliche Gesundheitszentren für die Solarstromproduktion ausgerüs- tet, damit sie Medikamente und Impfstoffe kühlen können. Solarspar unterstützt das Projekt auch dieses Jahr wieder mit 20 000 Franken. Während der SolarChill-Konferenz 2018 besichtigten Teilnehmende das Zentrum in Mbanga im Westen des Landes (Bild). Foto: Solafrica MARKUS’ GEHIRNTRAINING Lösungswort Wie viele fest angestellte Mitarbeitende hat Solarspar? Das Jubiläumsrätsel 1 2 3 4 5 6 2 Angestellte (A) Wie alt wird Solarspar 2021? 5 Angestellte (U) Das Lösungswort des neuen Rätsels 25 Jahre (B) 10 Angestellte (G) per Mail an info@solarspar.ch oder 30 Jahre (S) per Post an: Solarspar, 35 Jahre (U) Was für ein Elektro-Geschäftsauto Bahnhofstrasse 29, 4450 Sissach besitzt Solarspar? Wo wurde Solarspar gegründet? Tesla (M) Einsendeschluss: 14. März 2021 in Basel-Stadt (T) Renault Zoe (R) 1. Preis: Solaruhr (Herren oder Damen) im Kanton Zürich (L) Nissan Leaf (N) 2. Preis: Sonnenglas gross im Kanton Baselland (O) 3. Preis: Luminaid Solarlampe Wie viel Strom produziert Wie viele eigene Solaranlagen hat Solarspar pro Jahr? Solarspar (Stand Anfang 2021)? 8 GWh (!) über 90 PV-Anlagen (A) 3 GWh (?) über 100 PV-Anlagen (L) 6 GWh (*) über 110 PV-Anlagen (E) Solarspar-Magazin 11
Mitgliederservice BERATUNG Waschen in der Nacht – Doch selbst dann, wenn man nicht über einen smarten Haushalt verfügt, ist das noch zeitgemäss? kann man den Stromverbrauch gezielt planen. Wie zum Beispiel? Als Kind haben wir gelernt, dass man Normalerweise ist aber nicht Mithilfe von Zeitschaltuhren. In vielen Geräte mit hohem Stromverbrauch am immer jemand zu Hause, um bei Elektrogeräten sind diese heute bereits besten nachts laufen lassen sollte. Doch Sonnenschein die Abwasch integriert. Man könnte also schon am stimmt das heute noch? Denn Photo- maschine einzuschalten. Morgen den Geschirrspüler beladen voltaik-Anlagen produzieren tagsüber Stimmt. Dieses Problem lässt sich be- und den Startzeitpunkt je nach Bedarf Strom. Markus Chrétien, Geschäfts sonders einfach in smarten Haushalten auf die sonnige Mittagszeit oder in leiter von Solarspar, weiss Rat. lösen. Sind die Haushaltsgeräte mit die Nacht verlegen. Auch moderne Back- WLAN-Funktion ausgestattet, können öfen lassen sich zeitversetzt nutzen. Früher hiess es, dass man Boiler, sie via App gesteuert werden. Sobald Wasch- und Abwaschmaschine in die Sonne scheint, kann man Wasch- Machst du das bei dir zu Hause so? der Nacht anstellen soll. Gilt das maschine, Trockner oder Geschirrspüler Nein. Wir haben zwar schon länger eine noch, obwohl heute Solaranlagen von unterwegs starten. Für Haushalte eigene Photovoltaik-Anlage, aber keine am Tag viel Strom liefern? mit Solaranlage ist diese Option natür- für den Eigenverbrauch. Den Strom, Wer eine Photovoltaik-Anlage auf dem lich besonders interessant. den sie produziert, vergütet uns der Dach hat, die für den Eigenverbrauch konzipiert ist, sollte den Strom natürlich dann konsumieren, wenn er anfällt – also am Tag, wenn die Sonne scheint. Aber für Stromkunden, die die Energie noch vom örtlichen Elektrizitätswerk beziehen, gilt nach wie vor die alte Faustregel. Warum? Erstens ist der Strom dann am günstigs- ten, und zweitens hatte diese Preispoli- tik auch zum Ziel, dass der Strom der Atomkraftwerke, die nachts ja weiter- laufen, verbraucht wird. Sobald die AKWs einmal stillgelegt sind, wie das die nationale Energiestrategie vorsieht, werden wir nachts weniger Strom haben. In der Folge wird man bei der Preispolitik neue Akzente setzen müs- Der Geschäftsleiter von Solarspar, Markus Chrétien, berät Mitglieder sen, um den Verbrauch zu steuern. bei Fragen rund um Solarenergie. Also macht es keinen Sinn, als «normale» Konsumentin am Mittag Moderne Photovoltaik-Anlagen sind Bund (KEV), und wir beziehen unseren viel Strom zu verbrauchen, um bereits heute mit einem Monitoring Strom ganz normal vom lokalen Elek solidarisch das Netz zu entlasten? ausgestattet, das via App anzeigt, wann trizitätswerk. Und da wir zusätzlich Im Moment nicht. Aber im Jahr 2050 am meisten Strom produziert wird. eine Solaranlage zur Warmwasser wird dies anders aussehen. Bis dann Zusätzlich können die Daten der Anla- produktion auf dem Dach haben, haben sollte die Sonnenenergie gemäss ge mit den Wetterprognosen kombi- wir die Waschmaschine daran ange- der nationalen Energiestrategie rund niert werden, um die perfekte Betriebs- schlossen. Wir waschen also tendenziell 40 Prozent der Stromproduktion zeit für Haushalts- oder Batterielade- an sonnigen Tagen. Die Waschmaschine ausmachen. Vermutlich wird dann geräte zu ermitteln. braucht dank sonnengewärmtem der Stromtarif eher am Mittag Dazu ein kleiner Tipp: Manchmal soll- Wasser weniger Strom für den Betrieb. günstig sein. ten die einzelnen Geräte etwas zeit Interview: Mirella Wepf versetzt arbeiten, damit der erzeugte Sonnenstrom für alles ausreicht. 12 Solarspar-Magazin Februar 2021, Nr. 1
VEREIN AUSSTELLUNG BUCHTIPP unsere Zivilisation immer weniger auf fossile Energie- Vernehmlassungs- Braschler / Fischer Jeremy Rifkin träger angewiesen. Die dritte antwort zur Heisse Zeiten. Der globale industrielle Revolution, die durch das Internet der Dinge Gletscherinitiative Klimaportraits Green New Deal gesteuert wird, werde nicht und zum direkten Im Zentrum der Sonderaus- Warum die fossil befeuerte nur den fossilen Sektor Gegenentwurf stellung stehen 22 gross Zivilisation um 2028 kol zerstören, sondern auch den formatige Porträts von Men- labiert – und ein kühner heutigen Kapitalismus Solarspar nimmt befriedigt schen auf allen Kontinenten, ökonomischer Plan das in einen Sozialkapitalismus zur Kenntnis, dass der Leben auf Erden retten kann. überführen. Ein überra- Bundesrat die Grundanlie- Im Kampf gegen den Klima- schend optimistisches Buch gen der Initiative teilt und wandel sei, so Jeremy Rifkin, des Gründers und Vorsit nur wenige Änderungen die Lösung nicht in der zenden der Foundation on vorschlägt. Trotzdem ist der Politik, sondern im Markt zu Economic Trends. Verein mit einigen Änderun- finden. Denn durch ihn sei Frankfurt 2019, ca. 36 Franken. gen nicht einverstanden. Die Dekarbonisierung be- dingt den praktisch lücken- SOLAR-ABC losen Ausstieg aus den fossilen Energien, nicht bloss ein Minderungsgebot. Der Was ist Contracting? Begriff der Senken wird im Gegenentwurf so uminter- Wer für eine Liegenschaft Sie müssen zum Beispiel pretiert, dass der Verfas- eine neue Anlage braucht, die keine Investitionen in sungsartikel nur den Status Energie liefert – etwa Wärme die Energieanlage tätigen. quo bestätigt. Die Schweiz oder Strom –, kann die Dank des Vertrags mit dem soll zwar Emissionsreduk Anlage selbst installieren Cont ractor können Energie- tionen im Ausland mit oder diesen Service bei einem kosten besser budgetiert initiieren und -finanzieren Energieunternehmen ein werden, und dank der exter- können, aber nicht an den kaufen. Zweiteres nennt sich nen Abrechnung ist immer schweizerischen Dekarboni- Contracting. Der Contrac- die Übersicht garantiert. sierungspfad anrechnen ting-Auftrag kann die Liefe- Die Kundschaft muss sich dürfen. Der Verein fordert die den Klimawandel haut- rung von Wärme, Kälte, also nicht mit der Technik den Bundesrat auf, einen nah erleben. Das renom- Strom oder auch Prozess abmühen und kann stets eine indirekten Gegenvorschlag, mierte Schweizer Fotogra- energie wie etwa Dampf optimale Leistung der Anlage also eine Gesetzesänderung fenteam Braschler / Fischer umfassen sowie Wartung erwarten. statt einer Verfassungs zeigt eindrücklich, wie viel und Betrieb der zugehörigen Auch Solarspar bietet diese änderung, zu unterbreiten. fältig die Effekte des Klima- Anlagen. Der Bezug von Dienstleistung an und Das würde es erlauben, wandels sind und wor unter Energie über einen Contrac- übernimmt dabei Planung, auf das Anliegen der Initiati- die Betroffenen leiden. tor kann für die Kundinnen Finanzierung, Bau und ve einzugehen, ohne Falls die Ausstellung ge- verschiedene Vorteile haben. Unterhalt der Anlage. die Verfassung zu ändern. schlossen bleibt, gibt es al- Alternativ macht Solarspar ternativ die Publikation einen Vorschlag, wie «The Human Face of Climate Solarspar übernimmt: der direkte Gegenvorschlag Change» von Braschler / umzuformulieren wäre. Fischer oder den Blick auf Planung Ganze Vernehmlassungs braschlerfischer.com. antwort lesen: Ausstellung im Naturama in solarspar.ch/verein Aarau, bis 14. März 2021, Finanzierung naturama.ch. Bau Betrieb Solarspar-Magazin 13
Solarnews FORSCHUNG REKORDE Windanlage Die grösste ohne Flügel Anlage der Welt Windkraftanlagen stehen stark in der Kritik. Im Oktober 2020 erreichte Solarspar dieser Beanstandet wird unter anderem, dass sie Pressetext: «Weltgrösstes Photovoltaik-Kraft- Schall erzeugen, die Landschaft verschandeln werk geht in China ans Netz». Solche Head- und mit ihren Rotoren Vögel und Fledermäuse lines sind meist nicht lange gültig, denn die bedrohen. Rekorde jagen sich. Noch im Jahr 2005 konnte Die spanische Firma «Vortex Bladeless» will Deutschland mit dem Solarpark Bavaria in die Windenergie nun mit einer sanfteren Mühlhausen den Spitzenplatz für sich in An- Technik nutzen. Ihre Anlagen haben keine spruch nehmen. Die Leistung der Anlage: Propeller, sondern sehen je nach Prototyp wie 10 Megawattpeak. Im Jahr 2015 standen meh- eine weisse, stangenförmige Designerlampe rere Solarkraftwerke in den USA mit Leis oder gar wie ein Phallussymbol aus. Die Idee tungen zwischen 550 und 747 Megawattpeak dahinter: Starker Wind bringt bekanntlich nacheinander an erster Stelle. auch Brücken und Hochhäuser ins Schwingen. Und nun hat also der Energiekonzern Huanghe Dieses Prinzip macht sich das spanische Un- Hydropower Development in einem Wüsten- ternehmen zunutze: Die vorbeiströmende gebiet in Chinas abgelegener Provinz Qinghai Luft lässt die Stelen vibrieren. Daraus entsteht ein 2,2-Gigawatt-Photovoltaik-Kraftwerk Schwingungsenergie, die in Strom umge ans Netz angeschlossen. Dieser Solarpark ist wandelt wird. damit fast so potent wie sämtliche Photo voltaik-Anlagen der Schweiz zusammen (2019 knapp 2,5 GW). Besonders interessant: Er wurde zusätzlich mit einem Speicher von 202 Megawattstunden versehen. Kosten- punkt: umgerechnet rund 1,9 Milliarden Euro. Bauzeit: 11 Monate. Der Energieexperte Hans-Josef Fell, Mitautor des deutschen Erneuerbare-Energien-Geset- zes 2020, kommentierte das ambitionierte Energieprojekt in der Zeitschrift «PV-Magazi- ne»: «Dieser Solarpark liefert verlässlich die Menge Strom eines Atomkraftwerks – ist jedoch viel billiger und schneller gebaut.» Dieser Artikel für das Solarspar-Magazin war gerade mal zur Hälfte geschrieben, da be Foto: vortexbladeless.com richtete das IT-Newsportal «golem.de», das aktuell grösste Solarkraftwerk der Welt sei der Bhadla Solar Park im indischen Bun- desstaat Rajasthan. Die Anlage befindet sich ebenfalls in einer Wüste und liefert 2,245 Gigawatt. Ob das spanische Start-up mit dieser Geschäfts- idee dereinst tatsächlich reüssieren wird, steht noch in den Sternen. Es wurde zwar durch das europäische Forschungsprogramm «Horizon 2020» unterstützt, doch viele Energiefachleute äussern sich skeptisch. Moniert wird unter anderem, dass die Leistung dieser Windanla- gen viel geringer ausfällt als diejenige von herkömmlichen. Einige Versuchsanlagen ste- hen bereits, kommerziell genutzt wird die Technik noch nicht. 14 Solarspar-Magazin Februar 2021, Nr. 1
STROMMARKT Afrika holt auf Afrika bietet ein enormes Potenzial zur Gewinnung von Sonnenenergie – leider wurde dieses bisher noch zu wenig genutzt. Doch nun macht sich auf dem zweitgrössten Kontinent der Welt Aufbruchsstimmung breit: Viele Länder stellen die Weichen für ambitionierte Photovoltaik-Projekte. Es erscheint paradox: Während die Photovoltaik weltweit den Markt erobert, entstehen ausgerechnet in einer der sonnenreichsten Regionen der Erde kaum neue Anlagen. 2019 ent- fiel mit rund 6,6 Gigawatt nur rund ein Prozent der weltweit installierten Photovoltaik-Leistung auf den afrika nischen Kontinent. Marktanalyse in 16 Ländern Der «Intersolar Solarize Africa Market Report 2020» stimmt dennoch opti- mistisch. Er analysiert den Photovol- taik-Markt in 16 afrikanischen Ländern Foto: AfricaGreentec und zeigt, dass sich einiges tut: So sind diverse grosse Projekte geplant, und die politischen Rahmenbedingungen verbessern sich stetig. Algerien hat zum Beispiel vor, bis 2024 Eine Photovoltaik-Anlage mit Microgrid für ein Dorf in Westafrika. Im Container, dem Photovoltaik-Anlagen mit einer Leis- sogenannten Solartainer, ist auch eine Lithium-Ionen-Batterie, eine Wasseraufbereitungs- anlage und eine Wifi-Satelliten-Verbindung integriert. tung von insgesamt 4 Gigawatt zu in stallieren. Ägypten hat Ende 2019 den Solarpark Benban fertiggestellt. Mit menarbeit mit dem belgischen Becque- Trinkwasser. Ein Baustein für eine einer installierten Endkapazität von rel-Institut und der Intersolar Europe, künftige umweltfreundliche Trink 1,5 Gigawatt und sechs Millionen einer Fachmesse für Solarenergie. wasserversorgung sind Wasserent Photovoltaik-Panels handelt es sich um salzungs- und -aufbereitungsanlagen eine der grössten Anlagen weltweit. Bis Sauberes Wasser und Elektrizität sowie Pumpanlagen, die mithilfe 2027 plant das Land am Nil die Da eine halbe Milliarde Menschen in von Sonnenenergie betrieben werden. Installation weiterer 3,5 Gigawatt Solar Subsahara-Afrika ohne Zugang zu Damit wird der Wassermangel zu energie. In Kenia waren 2019 gewerb Elektrizität lebt, analysiert der Bericht einem zusätzlichen Treiber für die Pho- liche Photovoltaik-Anlagen mit einer auch die Wettbewerbsfähigkeit von tovoltaik. Dass innovative Lösungen Gesamtleistung von 500 Megawatt lokal abgetrennten Stromnetzen, im Bereich Wasser in Afrika auf dem geplant, und in Mali wurden jüngst sogenannten Microgrids. Schätzungen Vormarsch sind, zeigt sich in Kenia: Verträge für einen Solarpark mit dem- zufolge liegt etwa die Hälfte des An der Küste ist eine solarbetriebene selben Volumen finalisiert. Weltmarktpotenzials für solche Netze Microgrid-Entsalzungsanlage in «Afrika steht am Anfang einer grossen auf dem afrikanischen Kontinent. Betrieb, die täglich 25 000 Menschen Entwicklung. Es lässt sich wie eine Saubere und zuverlässige Elektrizität mit Frischwasser versorgt. Auch Art Welle beschreiben, die sich immer ist einer der Schlüsselfaktoren für schwimmende Solaranlagen gibt es in weiter aufbaut. Wir sind gespannt, die wirtschaftliche und gesellschaft Afrika bereits. wie es weitergeht », erklärt David We- liche Entwicklung Afrikas. Download des vollständigen Reports depohl, Geschäftsführer beim deut- Zusätzlich befasst sich der Report mit auf intersolar.de (Suchwort: Publi schen Bundesverband für die Solarwirt- den Synergien von Solarenergie und kationen). schaft (BSW-Solar). BSW-Solar hat Wasser. Eine Milliarde Menschen in den Market Report erstellt – in Zusam- Afrika hat keinen Zugang zu sauberem Texte: Mirella Wepf Solarspar-Magazin 15
Klimanotizen Platz da! Die Nachteile unserer autofixier- ten Städteplanung sind längst bekannt. Doch lange änderte sich – nichts. Dank Klimajugend und umsichtiger Verkehrsplanung kommt endlich mehr Schwung in die Neuverteilung des öffentlichen Raums. Foto: Keystone/Alessandro della Bella 16 Solarspar-Magazin Februar 2021, Nr. 1
Foto: Institut für Verkehrsplanung und Verkehrstechnik, TU Wien Kurz vor Weihnachten setzten Mitglie- Bereits in den der des Klimastreiks Schweiz nochmals 1970ern zeigte der Verkehrsforscher zum Twittersturm an. Der Grund: Der Hermann Knoflacher Verband der Strassen- und Verkehrsfach- mit seinem «Geh leute (VSS) hatte vorgeschlagen, die zeug» den absurden Parkplätze wegen der vielen grösser di- Platzverbrauch mensionierten Autos zu verbreitern: von Autos auf. von 2,35 auf 2,5 Meter. Einer der zahlrei- chen Retweeter schrieb: «Mich faszinie- ren Filme aus dem frühen 20. Jahrhun- dert: auf der Strasse gehen Menschen, keine markierten Übergänge nötig, Autos fahren langsam und respektvoll. Die Zukunft liegt in der Vergangenheit.» Die ersten Automobile waren unpo- pulär: Weil sie Platz brauchten und Lärm mals zurückgegangen, nachdem ab 2014 Ursula Wyss vermutet dahinter eher ein und Staub machten. Dennoch setzte ein Seine-Ufer für Autos gesperrt und System: Da berufstätige Männer für be- nach dem Zweiten Weltkrieg die grosse der Bau von Velowegen priorisiert rufstätige Männer planten, sei die bishe- Massenmotorisierung ein. 2020 zählte wurde. Dahinter steht die Bürgermeiste- rige Verkehrsplanung hauptsächlich auf man in der Schweiz 4,7 Millionen Perso- rin Anne Hidalgo, die sich für die «Ville die Spitzenzeiten morgens und abends, nenwagen, mehr als einer pro zwei Ein- du ¼ h» einsetzt: Jede Pariserin, jeder von Montag bis Freitag, ausgelegt. Was wohner. Dabei besitzt fast die Hälfte der Pariser soll alles, was sie oder er im All- dazwischen passiere, wenn ältere Men- heute in einer Stadt lebenden Menschen tag braucht, innert 15 Minuten erreichen. schen oder Eltern mit Kindern im öf- kein Auto. Ein Drittel des CO2-Ausstos- Dafür sollen künftig die grössten Ver- fentlichen Raum unterwegs sind, werde ses geht aufs Konto des Verkehrs (Flug- kehrswege für den motorisierten Ver- untergeordnet. verkehr nicht mitgerechnet) – den kehr gesperrt und stattdessen mit siche- In den Tessiner Dörfern Canobbio Grossteil (73 %) davon verursachen Per- ren Velowegen ausgestattet werden. und Giubiasco hat dennoch ein Mann die sonenwagen. Und auch der Platz, den E-Lastkarren und E-Lastenräder über- Aufwertung des öffentlichen Raums er- Autos beanspruchen, mindert unsere nehmen den Transport von Gütern. möglicht: der Architekt und Verkehrs Lebensqualität; zudem erhitzen die vie- 60 000 Parkplätze (72 %) sollen aufge- planer Lorenzo Custer. Mit langjähriger len asphaltierten Flächen unsere Städte. hoben werden für Fussgängerzonen, Überzeugungsarbeit bewies er der Dorf- Das Platz- und Hitzeproblem werden Grünflächen und Spielplätze. bevölkerung, wie aus öden Parkplätzen auch Elektromobile nicht lösen. offene Begegnungsräume mit Sitzgele- Für alle Nutzergruppen planen genheiten, Brunnen oder einer Boccia- Vortritt für flächeneffiziente Hierzulande gilt die frühere SP-Natio- bahn werden können. Verkehrsmittel nalrätin und heutige Berner Verkehrsdi- Ein heutiger Parkplatz misst zwölf Qua- rektorin Ursula Wyss als Vorreiterin Vorteil fürs Stadtklima dratmeter und ist damit grösser als viele einer neuen städtischen Verkehrspolitik. Werden Parkplätze aufgehoben, ent- Kinderzimmer. Im Vergleich dazu Was ist ihr Rezept? «Je enger es ist, desto steht nicht nur mehr Raum für Men- braucht das Tram bei Stillstand lediglich mehr spricht für flächeneffiziente Ver- schen und Begegnungen, sondern auch 2,8 Quadratmeter pro Person. Unschlag- kehrsmittel wie zu Fuss gehen, ÖV und für Bäume und Pflanzen. Bäume kühlen bar ist der Raumbedarf einer Fussgän das Velo», sagte sie in einem Interview die Luft in ihrer näheren Umgebung um gerin oder eines Velofahrers: circa ein zum «Beobachter». Essenziell für die Si- zwei bis vier Grad; und Grünflächen tra- Quadratmeter bei Stillstand und sechs cherheit seien abgetrennte Velowege. gen zur Versickerung des Regenwassers Quadratmeter bei Fahrt mit Tempo 30. Dafür müssen in Bern mittelfristig die bei. Vielerorts entstehen zurzeit Bürger Der Verkehrsforscher Hermann Hälfte der öffentlichen Parkplätze aufge- initiativen, die die Stadt grüner und «fit Knoflacher führte mit seinem Gehmobil hoben werden. Auch in Zürich überlegt für heisse Sommer» machen wollen, wie bereits in den 1970er-Jahren den absur- die rot-grüne Regierung, den histori- der 2020 in Zürich gegründete Verein den Platzbedarf eines Autos vor. Mit Er- schen Parkplatzkompromiss aus den Stadtgrün. In St. Gallen und Basel lan- folg: Sein Konzept – Vorfahrt für effizi- Neunzigerjahren umzustossen. Daran cierte Umverkehr 2020 die Stadtkli- ente Verkehrsmittel sowie Marktpreise führt wohl kein Weg vorbei, wenn die ma-Initiativen – Bern, Genf, Winterthur für Parkplätze – wurde in Wien, Inns- Stadt die siegreiche Volksinitiative «Si- und Zürich folgen diesen Frühling: Die bruck und anderen Städten teilweise chere Velowege jetzt!» von Herbst 2020 Initiative verlangt, einen Teil des Stras- umgesetzt. umsetzen will. senraums in Grünraum mit vielen In den letzten Jahren hat die Neuver- Ist es ein Zufall, dass mit Ursula Bäumen umzuwandeln, um die Städte teilung des Strassenraums auch in ande- Wyss in Bern, Karin Rykart in Zürich hitzebeständiger und lebenswerter zu ren Städten Fahrt aufgenommen. In Paris und Anne Hidalgo in Paris gerade drei machen. ist die Nutzung von Autos seit 1940 erst- Frauen den Stadtverkehr umkrempeln? Marion Elmer Solarspar-Magazin 17
Standpunkt «Die Förderung soll Risiken Wie sollte die zukünftige Photovoltaik-För- derung also aussehen? Grundsätzlich soll die verringern» Förderung die Risiken von Photovoltaik-Anla- gen minimieren. Denn aufgrund der aktuellen Rahmenbedingungen bleiben interessierte In- vestorinnen derzeit zurückhaltend. Zum einen muss die Investitionssicherheit erhöht werden, Die Energiewissenschaftlerin Léonore Hälg indem die Unterstützung zeitnah, also ohne zeigt auf, welche Förderinstrumente sich lange Wartefristen, zugesichert wird. Dafür muss die vom Bundesrat angedachte Obergren- eignen, um den Ausbau der Photovoltaik in ze des Netzzuschlags bei 2,3 Rappen pro Kilo- der Schweiz effektiv voranzubringen. wattstunde mindestens flexibilisiert oder ganz weggelassen werden, um einen genug grossen Fördertopf bereitzustellen. Zum anderen sollen zukünftige Anlagenbe- Die Schweiz braucht mehr Photovoltaik – weil sitzer damit rechnen dürfen, mit dem einge- wir in Zukunft mehr Strom brauchen werden. speisten Strom einen sicheren Ertrag zu erzie- Der Ersatz der Kernkraftwerke und die Schwei- len. Für kleine Photovoltaik-Anlagen lässt sich zer Klimaziele bedingen eine zusätzliche jähr dieses Problem durch fixe kostendeckende liche Stromproduktion von 35 bis 45 Terawatt- Rückliefertarife lösen. Die Tarife sollen in der stunden aus neuen erneuerbaren Quellen. ganzen Schweiz gleich sein und den heutigen Die Schweiz braucht mehr Photovoltaik – Flickenteppich ablösen, wo jedes Energie weil die Sonnenenergie das grösste ungenutzte versorgungsunternehmen den Rückliefertarif Potenzial hat. Die Berechnungen gehen zwar selbst festlegt. auseinander, aber 30 bis 33 Terawattstunden auf Insbesondere bei Photovoltaik-Grossanla- Dachflächen und Fassaden scheinen realistisch. gen erhöhen Unsicherheiten über den zukünf- Nun wurde in den letzten Jahren die Photo- tigen Kapitalfluss die Risikomarge von Geld voltaik-Stromproduktion ausgebaut – im Jahr gebern und verteuern so die Investitionen. Effi- 2019 erreichte die Sonnenenergie rund 2,2 Tera- zient Abhilfe schaffen können wettbewerbliche wattstunden. Wenn wir aber in diesem Tempo Ausschreibungen – allerdings nicht wie vom weitermachen, erreichen wir die benötigten Bundesrat vorgeschlagen für einmalige Investi- Dr. Léonore Hälg ist 40 Terawattstunden erst im Jahr 2127. tionsbeiträge, sondern für gleitende Markt wissenschaftliche Obwohl der Bau von Photovoltaik-Anlagen prämien. Diese garantieren einen fixen Min- Mitarbeiterin am seit 2009 gefördert wird, hapert es also mit dem destpreis, indem sie bei tiefen Strompreisen den Institut für Umwelt Ausbau. Wo liegen die Probleme? Einerseits Unterschied decken. So wird das Risiko von und Natürliche führte die Limitierung der verfügbaren Förder- t iefen und schwankenden Strompreisen vom Ressourcen der mittel zu langen Wartezeiten für Unterstüt- Photovoltaik-Anlagenbesitzer auf den Förder- ZHAW und Mitglied zungsleistungen. Andererseits werden durch topf übertragen. der Forschungs- gruppe für Erneuer- die Abschaffung der kostendeckenden Einspei- Die Schweiz muss den Photovoltaik-Ausbau bare Energien. severgütung und die tiefen Rückliefertarife massiv beschleunigen. Dies ist nur mit einer kleine Anlagen auf Eigenverbrauch optimiert umfassenden und risikomindernden Förderung und grosse Anlagen ohne Eigenverbrauch gar möglich. Lasst uns diese endlich umsetzen. nicht erst realisiert. Mit der anstehenden Revision des Energie- gesetzes – beziehungsweise der angedachten Zusammenführung der Energie- und Strom versorgungsgesetze – können diese Probleme angegangen und die Weichen für einen gross flächigen Ausbau der Photovoltaik gestellt werden. 18 Solarspar-Magazin Februar 2021, Nr. 1
Solarspar-Shop Solarprodukte – für unterwegs und zu Hause Damen- und Herrenuhr mit Solarakku Die beiden schlichten, eleganten Armbanduhrmodelle passen ebenso gut zum Anzug wie zum Freizeit-Outfit. Dank Solarakku zeigen sie ihrer Trägerin oder ihrem Träger zuverlässig die Zeit an. Schwarzes Zifferblatt mit schwarzem Lederband, Mineralglas (Herren), Saphirglas (Damen), Datumsanzeige bei 6 Uhr, Wasserdichtigkeit 3ATM ( regenfest), umweltschonender Lithium-Ionen-Akku (Dunkelgang- reserve ca. 4 Monate), 2 Jahre Garantie, in der Schweiz hergestellt Herrenuhr: Gehäuse Stahl / Alu matt, 36 × 7 mm, 225 statt 250 Franken Damenuhr: Gehäuse Stahl glanz, 33 × 7,7 mm, 269.10 statt 299 Franken (Preise inkl. MwSt., exkl. Versandkosten) Ich bestelle: ■ Damenuhr(en), ■ Herrenuhr(en) Solarbetriebene Laterne aus Glas Eine Stunde Sonne für eine Stunde Licht. Ein Photovoltaik-Modul im Deckel fängt die Sonnenenergie für die Akkus ein, die vier kleine LEDs zum Leuchten bringen. Einmal aufgeladen, spendet das Sonnenglas weiches, helles Licht: für den romantisch gedeckten Tisch, als Aufsteller in dunklen Wintertagen oder mit Kugeln gefüllt als Dekoration für Weihnachten. Das Glas wird in Südafrika von Hand und unter fairen Arbeitsbedingungen hergestellt. Das Glas gibt es in zwei Grössen. ■ 18 × 11,5 cm (Durchmesser), 31.50 statt 35 Franken ■ 11 × 8,5 cm (Durchmesser), 28.80 statt 32 Franken (Preise inkl. MwSt., exkl. Versandkosten) LuminAID: aufblasbare Solarlampe, die schwimmt Die PackLite Nova USB ist mit ihren 75 Lumen Helligkeit ideal für Balkon-, Garten- oder Campingfreunde. Die Leuchte enthält zwölf LEDs und kann über das eingebaute Solarpanel oder mit Kabel aufgeladen werden. Sie bietet vier Helligkeitsstufen und eine Blinkfunktion. Alle Bestandteile sind bleifrei und entsprechen den EU-Umwelt- richtlinien. Die Hülle besteht aus Kunststoff (TPU). 12 × 12 × 2 cm gefaltet, 12 × 12 × 12 cm aufgeblasen, 100 Gramm 24.30 statt 27 Franken (inkl. MwSt., exkl. Versandkosten) Ich bestelle ■ Exemplar(e). Bestellungen: Solarspar, Bahnhofstrasse 29, 4450 Sissach Bestelltelefon: 061 205 19 19, Webshop: www.solarspar.ch/online-shop
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