Internationale 8.-18.8.2013 Innenhof der Universität Bonn Eintritt frei www.internationale-stummfi lmtage.de - Förderverein Filmkultur Bonn

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Internationale 8.-18.8.2013 Innenhof der Universität Bonn Eintritt frei www.internationale-stummfi lmtage.de - Förderverein Filmkultur Bonn
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 Stumnationale
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Internationale
Stummfilmtage
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NEU!
                             BMLPIPMGSFJ
                            GSVDIUJHIFSC
                            WJUBNJOSFJDI
                            LBMPSJFOBSN
                              JTPUPOJTDI

                          XXXGBTTCSBVTFEF

NATÜRLICH ERFRISCHEND. ERFRISCHEND NATÜRLICH.
Internationale 8.-18.8.2013 Innenhof der Universität Bonn Eintritt frei www.internationale-stummfi lmtage.de - Förderverein Filmkultur Bonn
Inhalt

                                                                  Programmübersicht und Musiker 3
                                                                  zweI welten 6
                                                                  Irrgarten der leIdenschaft 7
                                                                  das salz von swanetIen 8
                                                                  rothaut. der todeskaMPf eIner rasse 9
                                                                  buster keaton, der Matrose 10
Liebe Filmfreunde, verehrtes Publikum,
dear friends of silent cinema,                                    MIt deM Motorrad über dIe wolken 11
Auch 2013 hat das Sommerkino wieder ein interessantes             der fIlMPIonIer alexander schIrjajew 12
Programm zusammengetragen, eine Mischung aus Klassi-
kern und Unbekannten, das Wiederentdeckungen ermög-               von der roten trauMfabrIk zuM stereokIno 13
licht. Die Musikbegleitungen, die die Aufführungen unter          leIchte strasse 14
freiem Himmel zu unvergesslichen Erlebnissen machen,
stammen von Musikern aus aller Welt. Die meisten von              der PolIzIst 15
ihnen werden sie aus den Vorjahren kennen, da Sie immer
gerne wieder zurückkehren und die einzigartige Atmosphäre         verhängnIsvolle wIrkung 16
im Innenhof der Bonner Universität schätzen.                      orlacs hände 17
Ein Schwerpunkt des diesjährigen Programms liegt beim
sowjetischen Film. Neben der Aufführung der vollständigen         fünf MInuten reInes kIno 18
Fassung von DAS SALZ VON SWANETIEN und des vergesse-              ehegeschIchten 19
nen Science-Fiction-Films KOSMISCHE REISE widmen sich
die sonntäglichen Vorträge im LandesMuseum weiteren Pio-          deutsche werbefIlMe 1926–27 20
nierleistungen des russischen Kinos. Dabei verlassen wir –
wie in den Vorjahren – die Grenzen des Stummfilms und             carMen 21
stellen erstmals die außerhalb Moskaus nie gezeigten Klassi-      das feuerross 23
ker des russischen 3D-Films vor. Sie zeigen einen Umgang
mit 3D, der intelligenter ist als in vielen heutigen Filmen.      dIe braut voM daalenhof 24
Übersehen Sie nicht den Touchscreen-Tisch in der Eingangs-        leIchtlebIg 25
halle zum Arkadenhof. In diesem einzigartigen Projekt der
Aberystwyth University können Sie Frühformen des Kinos vir-       kosMIsche reIse 26
tuell zum Laufen bringen, die in ihrem ursprünglichen For-
mat nicht mehr vorführbar sind. Lassen Sie sich verzaubern!       redIvIvus. der freMde aus der fInsternIs 27
Welcome to the Bonn International Silent Film Festival. You       euroPäIsche PIonIere des 3d-fIlMs 28
can enjoy the full variety of the silent film experience in the
unique atmosphere of the university courtyard. This year’s        sowjetIsche 3d-fIlMe der 1940er jahre 29
focus is on new Russian discoveries, forgotten films by for-      barcelona 30
gotten pioneers, as well as early non-silent 3D films from the
1940s, never shown outside Moscow. You are invited to dis-        stürMe der leIdenschaft 31
cover rare and unknown films accompanied by our first class
silent film musicians.                                            stummfilmtage in München 33
Stefan Drössler & Sigrid Limprecht                                Impressum 40
Internationale 8.-18.8.2013 Innenhof der Universität Bonn Eintritt frei www.internationale-stummfi lmtage.de - Förderverein Filmkultur Bonn
Livem                                                                                         Preis gestiftet von:

     usikp
          reis

Zum dritten Mal wird während des Festivals der vom        Bisher wurden folgende Musiker ausgezeichnet:
Beethovenfest Bonn gestiftete „Ad-hoc-Preis“ für die
beste live-musikalische Begleitung eines Stummfilms       Hauptpreis 2011 Anja Wegmann und Christian Ro-
vergeben. Er ist mit insgesamt 2.000 € dotiert und mit    derburg (Percussions) für ihre Begleitung zu „Vanina“,
einem Auftritt im Rahmen des Beethovenfestes am 26.       Sonderpreis Stephen Horne (Flügel, Akkordeon, Quer-
September 2013 in der Post Tower Lounge verbunden.        flöte) für „Der Nagel im Stiefel“
Als Juroren konnten in diesem Jahr der Musikwissen-
schaftler und Dramaturgieassistent beim Beethovenfest     Hauptpreis 2012: Stephen Horne (Flügel, Akkorde-
Benjamin Hilger, der Musiker und Songwriter Mogens        on, Querflöte) für „Rotaie – Schienen“, Sonderpreis:
Kragh sowie die Präsidentin des Bonner Sommerkinos        Günter A. Buchwald (Violine, Viola, Flügel) für seine
Sigrid Limprecht gewonnen werden.                         Gesamtdarbietung während des Festivals

Stum
    me F
        reund
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Vor drei Jahren begann unsere Aktion „Stumme             Weitere Informationen erhalten Sie an unserem
Freunde“. Über 2.000 von Ihnen haben sich registriert    Infostand oder unter www.film-ist-kultur.de
und uns Ihre Unterstützung in der finanziell schwieri-
gen Lage gezeigt. Wir sind auch in Zukunft auf Ihre      Spendenkonto: Förderverein Filmkultur
Unterstützung angewiesen. Zeigen Sie, dass diese Ver-    Sparkasse Köln / Bonn: BLZ 370 501 98
                                                         Konto-Nummer: 32 920 167
anstaltung eine gesicherte Zukunft braucht. Spenden
                                                         Stichwort: Spende Internationale Stummfilmtage
Sie für die Stummfilmtage, oder werden Sie Stumme
Freundin / Stummer Freund.
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Donnerstag, 8. August 2013
21.00 Arkadenhof der Universität Bonn
      ZWEI WELTEN e
      Japan 1929, Yasuji Murata, 15 min, viragiert \ Stephen Horne
      IRRGARTEN DER LEIDENSCHAFT e
      GB 1925, Alfred Hitchcock, 82 min, viragiert \ Stephen Horne

Freitag, 9. August 2013
21.00 Arkadenhof der Universität Bonn
      DAS SALZ VON SWANETIEN d                                                 stephen horne (piano, flute & accordion)
      Georgien 1930, Michail Kalatosow, 64 min \ Günter A. Buchwald            aus London ist Stummfilmpianist im Natio-
                                                                               nal Film Theatre des British Film Institute.
22.30 Arkadenhof der Universität Bonn
      ROTHAUT. DER TODESKAMPF EINER RASSE e
      USA 1929, Victor Schertzinger, 82 min, Technicolor \ Stephen Horne

Samstag, 10. August 2013
21.00 Arkadenhof der Universität Bonn
      BUSTER KEATON, DER MATROSE e
      USA 1924, Buster Keaton & Donald Crisp, 60 min \ Günter A. Buchwald
22.30 Arkadenhof der Universität Bonn
      MIT DEM MOTORRAD ÜBER DIE WOLKEN d
      Österreich 1926, Lothar Rübelt, 52 min, viragiert \ Stephen Horne        günter a. buchwald (piano, violin & viola),
Sonntag, 11. August 2013                                                       Komponist aus Freiburg, spielt seine Instru-
                                                                               mente abwechselnd und gleichzeitig.
15.00 LVR-LandesMuseum Bonn (Tageskarte 6,50 €, ermäßigt 5 €)
      Birgit Beumers DER FILMPIONIER ALEXANDER SCHIRJAJEW d
      Vortrag mit Fotos und seltenen Filmbeispielen aus den Jahren 1905–1909
17.00 LVR-LandesMuseum Bonn
      Alexander Schwarz
      VON DER ROTEN TRAUMFABRIK ZUM STEREOKINO d
      Vortrag mit Fotos und seltenen Filmbeispielen aus den Jahren 1925–1940
21.00 Arkadenhof der Universität Bonn
      LEICHTE STRASSE e
      USA 1917, Charles Chaplin, 24 min \ Richard Siedhoff
      DER POLIZIST e                                                           richard siedhoff (piano) aus Weimar be-
      Japan 1933, Tomo Uchida, 91 min \ Stephen Horne                          gleitet seit 2008 regelmäßig Stummfilme
                                                                               (Komposition & Konzeptimprovisation).
Montag, 12. August 2013
21.00 Arkadenhof der Universität Bonn
      VERHÄNGNISVOLLE WIRKUNG d
      Frankreich 1906, Pathé, 5 min \ Richard Siedhoff
      ORLACS HÄNDE d
      Österreich 1924, Robert Wiene, 104 min \ Richard Siedhoff

Dienstag, 13. August 2013
21.00 Arkadenhof der Universität Bonn
      FÜNF MINUTEN REINES KINO d
      Frankreich 1923, Henri Chomette, 5 min \ Joachim Bärenz                  joachim bärenz (piano) aus Essen beglei-
      EHEGESCHICHTEN d                                                         tet seit 1969 Stummfilme und tritt solo
      Frankreich 1923, Iwan Mosjukin, 106 min, viragiert \ Joachim Bärenz      sowie mit Christian Roderburg auf.
                                                                                                                         3
Internationale 8.-18.8.2013 Innenhof der Universität Bonn Eintritt frei www.internationale-stummfi lmtage.de - Förderverein Filmkultur Bonn
Internationale 8.-18.8.2013 Innenhof der Universität Bonn Eintritt frei www.internationale-stummfi lmtage.de - Förderverein Filmkultur Bonn
Mittwoch, 14. August 2013
21.00 Arkadenhof der Universität Bonn
      DEUTSCHE WERBEFILME 1926–1927 d
      Deutschland 1926–1927, 15 min, teilweise koloriert \ Joachim Bärenz
      CARMEN d
      Deutschland 1918, Ernst Lubitsch, 98 min
      \ Joachim Bärenz & Norbert Alich

Donnerstag, 15. August 2013
21.00 Arkadenhof der Universität Bonn                                          norbert alich (voice), Schauspieler, Kaba-
      DAS FEUERROSS e                                                          rettist und Sänger aus Bonn, tritt seit 2012
      USA 1924, John Ford, 134 min \ Neil Brand & Günter A. Buchwald           auch als Filmerzähler auf.

Freitag, 16. August 2013
21.00 Arkadenhof der Universität Bonn
      DIE BRAUT VOM DAALENHOF d e
      Norwegen 1925, Carl Theodor Dreyer, 74 min
      \ Neil Brand & Günter A. Buchwald
22.30 Arkadenhof der Universität Bonn
      LEICHTLEBIG e
      GB 1927, Alfred Hitchcock, 78 min \ Joachim Bärenz
                                                                               neil brand (piano) aus London ist Kom-
Samstag, 17. August 2013
                                                                               ponist, Pianist, Schauspieler und Autor. Er
21.00 Arkadenhof der Universität Bonn                                          spielt auf allen Stummfilmfestivals.
      KOSMISCHE REISE d
      Sowjetunion 1936, Wassili Schurawljow, 70 min \ Neil Brand
22.30 Arkadenhof der Universität Bonn
      REDIVIVUS. DER FREMDE AUS DER FINSTERNIS d
      Tschechoslowakei 1921, Jan S. Kolár, 77 min
      \ Andrea Rottin, Jan Procházka, Tomáš Majtán

Sonntag, 18. August 2013
15.00 LVR-LandesMuseum Bonn (Tageskarte 6,50 €, ermäßigt 5 €)
      Stefan Drössler
      EUROPÄISCHE PIONIERE DES 3D-FILMS d                                      andrea rottin, jan Procházka, tomáš
      Vortrag mit Fotos und seltenen Filmbeispielen aus den Jahren 1893–1952   Majtán (guitar, mandolin, upright bass,
                                                                               drums, cymbals, glockenspiel, tape).
17.00 LVR-LandesMuseum Bonn
      ROBINSON CRUSOE / KRISTALLE / GORKI-PARK d
      Sowjetunion 1947–1952, Andrijewski / Kaplunow / Stepanowa, 102 min
21.00 Arkadenhof der Universität Bonn
      BARCELONA e
      Großbritannien 1927, James Stevens-Edwards, 10 min
      \ Neil Brand & Stewart Tryster
      STÜRME DER LEIDENSCHAFT d
      Deutschland 1931, Robert Siodmak, 91 min \ Neil Brand

D deutsche Zwischentitel oder deutsche Sprache / in German                     stewart tryster (voice) ist sowohl Filmhis-
e englische Zwischentitel oder englische Sprache / in English                  toriker und Übersetzer als auch Schauspie-
\ Musikbegleitung / Musical accompaniment                                      ler und Sänger mit vielen Bühnenauftritten.
                                                                                                                         5
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donnerstag, 8.8.2013, 21.00 uhr · arkadenhof der universität bonn

ZWEI WELTEN
         FUTATSU NO SEKAI
                     Japan 1929
            Regie / Directed by:
                   Yasuji Murata
        Drehbuch / Written by:
                    Chuzo Aochi
    Produktion / Produced by:
     Yokohama Sinema Shokai
                 Premiere: 1929
                 Format: 35mm
                   Farbe / Color:
                viragiert / tinted
         Länge / Running time:
                          15 min
      Zwischentitel / Intertitles:
      japanisch mit englischen
    Untertiteln / Japanese with
                English subtitles
              Musik / Music by:
                 Stephen Horne
     (piano, flute & accordion)      Yasuji Murata war einer der innovativsten Pioniere des japanischen zeichentrickfilms,
                                     dessen film kobutorI – das geschwür zu den höhepunkten des stummfilmfesti-
                                     vals 2009 zählte. der film zweI welten wurde erst kürzlich wiederentdeckt und
                                     zeigt die Meisterschaft Muratas, mit wenigen strichen ausdrucksstarke charaktere zu
                                     schaffen. wie das geschwür basiert auch zweI welten auf einer volkstümlichen
                                     erzählung: die fabel von äsop „die grille und die ameise“. / Yasuji Murata was one
                                     of the most innovative pioneers of Japanese animation (Murata’s KOBUTORI – HIS
                                     SNATCHED-OFF LUMP was a highlight of our event in 2009). TWO WORLDS is a
                                     recent rediscovery and shows Murata’s mastery of characterisation with an economy
                                     of draughtsmanship. As was HIS SNATCHED-OFF LUMP, this film is based on a folk
                                     tale; in this case, it is Aesop’s fable of the grasshopper and the ant.

Die Äsopischen Fabeln mit ihren Tierfiguren, kurzen und         Aesop’s fables, with their animal characters and brief, pointed
pointierten Erzählungen und klarer Moral sind das ideale Aus-   narratives conveying clear moral messages, constitute ideal
gangsmaterial für kurze Zeichentrickfilme. In den USA liefen    material for animated shorts. In the United States, Paul Terry’s
Paul Terrys AESOP’S FABLES vom Stummfilm (1921) bis in          AESOP’S FABLES straddled the silent and early sound eras,
die frühe Tonfilmzeit (1933). Auch japanische Trickfilmzeich-   running from 1921 to 1933. Japanese animators too seized
ner griffen auf die bissigen Geschichten des griechischen       on the Greek writer’s sardonic stories, which had been known
Dichters zurück, die portugiesische Missionare in Japan         in Japan since the late 16th century, when they were intro-
bekannt gemacht hatten. ZWEI WELTEN ist eine Version einer      duced to the country by Portuguese missionaries.
der bekanntesten Fabeln Äsops, von der Grille und der           TWO WORLDS is a version of another of Aesop’s best-known
Ameise, in der die emsige Ameise der sorglosen Grille gegen-    fables, The Ant and the Grasshopper, contrasting the industri-
übergestellt wird, und die mit den Worten endet: „Wer im        ous ant with the idle grasshopper, and concluding that “He
Sommer singt, mag im Winter weinen.“ Diese Geschichte,          who sings in summer will cry in winter”. This tale, or its
bzw. ihre Nachdichtung durch den französischen Fabeldichter     retelling by the French fabulist La Fontaine, also formed the
La Fontaine, war auch die Vorlage für Trickfilme von Georges    basis for animations by Georges Méliès, Ladislas Starewitch,
Méliès, Ladislas Starewitch und Lotte Reiniger.                 and Lotte Reiniger.
Alexander Jacoby, Johan Nordström, in: Pordenone Silent         Alexander Jacoby, Johan Nordström, in: Pordenone Silent
Film Festival 2011                                              Film Festival 2011
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arkadenhof der universität bonn · donnerstag, 8.8.2013, 21.00 uhr

IRRGARTEN DER LEIDENSCHAFT
                                                                                                THE PLEASURE GARDEN
                                                                                                Großbritannien /
                                                                                                Great Britain 1925
                                                                                                Regie / Directed by:
                                                                                                Alfred Hitchcock
                                                                                                Drehbuch / Written by:
                                                                                                Eliot Stannard, nach dem
                                                                                                Roman von / based on the
                                                                                                novel by Oliver Sandys
                                                                                                Kamera / Cinematography by:
                                                                                                Gaetano di Ventimiglia
                                                                                                Darsteller / Cast:
                                                                                                Virginia Valli
                                                                                                Carmelita Geraghty
                                                                                                Miles Mander
                                                                                                John Stuart
                                                                                                Ferdinand Martini
                                                                                                Produktion / Produced by:
                                                                                                Emelka, München
                                                                                                Premiere:
zwei revue-tänzerinnen – die eine gut, die andere verdorben – entwickeln beziehun-              3.11.1925 (München)
gen zu unpassenden Männern. alfred hitchcocks erster film als regisseur ist erstmals            Format: digital
in deutschland in der neuen rekonstruktion des british film Institute zu sehen, die             Farbe / Color:
erfahrbar macht, warum die zeitgenössischen rezensionen von einem großen neuen                  viragiert / tinted
regietalent schwärmten. treppen, blondinen, voyeurismus sind typische hitchcock-                Länge / Running time:
Motive, die sich schon in diesem erstlingswerk finden. / Two revue dancers – one                82 min
good, one less so – develop relationships with inappropriate men. The German pre-               Zwischentitel / Intertitles:
miere of the new BFI reconstruction of Alfred Hitchcock’s directorial debut; no doubt           englisch / English
remains as to why contemporary critics hailed the arrival of a new talent. Staircases,          Musik / Music by:
blondes and voyeurism – all later Hitchcock trademarks with which the fledgling                 Stephen Horne
director already plays in his very first work.                                                  (piano, flute & accordion)

Ende März veranstaltete Balcon dann für Kinobesitzer und         From the outset the film has the Hitchcock touch. The man’s
Journalisten eine Vorführung von IRRGARTEN DER LEIDEN-           leering devotion to the ladies is expressed by his ire at a pass-
SCHAFT. „Eine beeindruckende und interessante Geschich-          ing customer stepping on his foot. The dozing lady deflates
te“, schrieb ein unbekannter Rezensent am 25. März in der        the impression of hilarity that the hot faces of the men might
Zeitschrift Bioscope. »Die Geschichte ist gut auf die Leinwand   suggest. Already there is the Hitchcock leg shot — glamorous,
gebracht worden. Bewundernswerte Darstellungskunst und           alluring. There is even a spiral staircase down which the girls
eine meisterhafte Produktionsleistung verbinden sich zu          clamber in the first shot of the film. Hitchcock masks off the
einem außergewöhnlichen Film. Die Geschichte ist klar und        sides of the screen, as if the whole world were shrunk to that
logisch konstruiert, die Zwischentitel treffen den Punkt, und    staircase. He develops his story in terms of four contrasting
das Drama fesselt das Interesse bis zur letzten Minute. Die      settings, each with its own character and moral values: the
Szenenfolge während der Flitterwochen Patsys am Comer            Pleasure Garden, the showgirl’s modest flat, the honeymoon
See, die Baron Ventimiglia fotografiert hat, zeigen verzauber-   setting at Lake Como, and the jungle proper. „The Pleasure
te Bilder, die das dramatische Geschehen nur noch unter-         Garden“ is a false image of the jungle, as the Lake Como
streichen. Diese erste Produktion Alfred Hitchcocks verspricht   scenes will provide a false romantic harmony, and as the am-
viel für die Zukunft.“                                           bitious showgirl’s palace is a false parallel to the modest girl’s
Donald Spoto: Alfred Hitchcock: Die dunkle Seite des Genies,     homey flat.
Hamburg 1984                                                     Maurice Yacowar: Hitchcock’s British Films, Hamden 1977
                                                                                                                                 7
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freitag, 9.8.2013, 21.00 uhr · arkadenhof der universität bonn

DAS SALZ VON SWANETIEN
       DSCHIM SCHWANTE
     Georgien / Georgia 1930
          Regie / Directed by:
             Michail Kalatosow
       Drehbuch / Written by:
               Sergej Tretjakow
Kamera / Cinematography by:
             Michail Kalatosow
        Schalwa Gelegaschwili
    Produktion / Produced by:
            Goskinprom Grusii
          Premiere: 24.5.1930
                Format: 35mm
                 Farbe / Color:
schwarzweiß / black and white
       Länge / Running time:
                        64 min
     Zwischentitel / Intertitles:
       russisch mit deutschen
     Untertiteln / Russian with
              German subtitles      ein jahr vor dem film nagel IM stIefel, der bei den stummfilmtagen 2011 zu sehen
             Musik / Music by:      war, debütierte der kameramann Michail kalatosow als regisseur mit das salz von
          Günter A. Buchwald        swanetIen. sein legendäres, bildgewaltiges erstlingswerk, das bis in die 1970er
        (piano, violin & viola)     jahre unter verschluss gehalten wurde, schildert auf ungemein eindrucksvolle weise
                                    das leben in einer der ärmsten gegenden im kaukasus. kalatosow gelingen unver-
                                    gessliche bilder, deren stilisierung mitunter surrealistische Qualitäten erreicht. /
                                    A year before A NAIL IN THE BOOT (seen at our 2011 event), the cameraman Mikhail
                                    Kalatozov made his directing debut with SALT FOR SVANETIA. His legendary first
                                    film, banned until the 1970s, uses powerful imagery to depict life in one of the
                                    poorest parts of the Caucasus. The unforgettable visuals achieved by Kalatozov are
                                    stylised in the extreme, sometimes verging on the surreal.

Ich wünschte, dass Kalatosows frühes Meisterwerk besser        Then Kalatozov indulges in a lot of “style” as he explores the
bekannt wäre, aber es ist eines der verschiedenen Opfer des    everyday activities and hardships of these people. The central
internationalen Übergangs vom Stummfilm zum Tonfilm. Der       part of the film concerns an avalanche which kills a man,
Film erscheint in einem Exportkatalog, aber ich habe niemals   thereby leading to a depiction of funeral rites. There is heavy
einen ausländischen Kommentar zu dem Film gehört. Selbst       use of the closeup, distorted angles, and foreshortening.
diese Beschreibung lässt schon einen überraschenden Film       Finally, the Bolsheviks build a road to this area, ending its his-
erwarten: „Das Leben ist patriarchalisch und primitiv; der     toric isolation and proving that the government is “stronger
Existenzkampf inmitten der schneebedeckten Berge bringt        than religion and customs.” The bizarre contrast of the glut-
derartig anhaltende Entbehrungen und Hunger, besonders         tony at the funeral with the woman crying for water as she
den quälenden Hunger nach Salz hervor, dass jede neue Ge-      gives birth among the rocks is more than a little sensational
burt als ein schrecklicher Fluch betrachtet, der Tod dagegen   and exotic, but SALT FOR SVANETIA was seen as a “true
als ein feierliches Fest begangen wird. Blutige Opfergaben     Soviet film,” unlike most of the movies of the Georgian Com-
wurden zu den Gräbern der Toten gebracht – Pferde und an-      pany Goskinprom Gruzii.
deres Vieh, das man zu Ehren der heidnischen Götter Salema     Denise Youngblood: Soviet Cinema in the Silent Era,
und Dala schlachtete.“                                         1918–1935, Ann Arbor 1985
Jay Leyda: Kino, New Haven 1960

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arkadenhof der universität bonn · freitag, 9.8.2013, 22.30 uhr

                  ROTHAUT. DER TODESKAMPF EINER RASSE
                                                                                                REDSKIN
                                                                                                USA 1929
                                                                                                Regie / Directed by:
                                                                                                Victor Schertzinger
                                                                                                Drehbuch / Written by:
                                                                                                Elizabeth Pickett
                                                                                                Kamera / Cinematography by:
                                                                                                Edward Cronjager
                                                                                                Edward Estabrook
                                                                                                Ray Rennahan
                                                                                                Darsteller / Cast:
                                                                                                Richard Dix
                                                                                                Julie Carter
                                                                                                Tully Marshall
                                                                                                George Regas
                                                                                                Noble Johnson
                                                                                                Jane Novak
                                                                                                Produktion / Produced by:
                                                                                                Paramount Famous Lasky
                                                                                                Corporation, Los Angeles
redskIn ist ein ungewöhnlicher film, der on location in new Mexico gefilmt wurde.               Premiere: 23.2.1929
er erzählt die geschichte eines außenseiters, eines navaho-Indianers, der bei weißen            Format: 35mm
in die schule geht. er sieht sich rassismus ausgesetzt, erlebt aber auch widerstand             Farbe / Color: viragiert und /
bei seinem eigenen volk, als er Modernisierungen anregt und durchsetzen will. zwei              tinted and Technicolor
drittel des films wurden im zweifarbtechnicolor-verfahren aufgenommen, das im                   Länge / Running time:
stummfilm nur ganz selten eingesetzt wurde und in der restaurierten fassung präch-              82 min
tig zur geltung kommt. / REDSKIN is an unusual film, made on location in New                    Zwischentitel / Intertitles:
Mexico. It tells the story of an outsider, a Navajo Indian who attends a school for             englisch / English
whites. He experiences rejection because of his race, but also resistance from his              Musik / Music by:
own people when he tries to bring them modernity. Two-thirds of the film were shot              Stephen Horne
in two-tone Technicolor, seen at its magnificent best in this restored version.                 (piano, flute & accordion)

Im Mittelpunkt des Films – jedenfalls für unser Interesse –       In this film on white-Indian relations, not only are both peo-
sind die Szenen, in denen die Kamera dem jungen Windfuß           ples depicted as good and evil, but the film brings to light the
durch die bizarren Klüfte der eigenartigen Felsformation          historic enmity between the Navajos and the Pueblos. Inter-
folgt, den sonderbaren Kultdienst, die Sandmalerei, die           estingly, only the Indian camp sequences are in the then-
Tänze, die Hochzeitsbräuche in interessante Bilder fängt. Die     primitive two-tone Technicolor of the day. This was because
Farbaufnahmen, die ihre Buntheit meistens auf angenehmes          Paramount cut back the budget suddenly and ordered the
Braun aller Tönungen abgestimmt haben, machen diese Sze-          film to continue shooting in black and white. By then, it see-
nen plastisch. Gegen Schluss des Films gibt es einige Sensa-      med that all the Indian camp scenes had already been filmed
tionen im Fairbanks-Stil, die im Gegensatz zu dem breiten         – in color. This film helped make it possible to show the In-
Fluss der Allgemeinhandlung in sich auf knappestes Tempo          dian as a sympathetic figure maligned by outside, and inci-
gesteigert sind, zur Freude aller, die dem Geist Lederstrumpfs    dentally, white forces. Unfortunately, what it also helped es-
huldigen – und wer wäre das nicht!                                tablish was the view that the Indian was a “noble savage.” In
Richard Dix wirkt nicht unecht als Häuptlingssohn. Seine Fri-     reality, there was nothing “noble” about what the Indian had
sche, seine Trainiertheit macht das, was dieser Held zu leisten   gone through; not in the way he had fought and killed others,
hat, im Moment des Geschehens glaubhaft. In einer etwas           nor in the way he eventually suffered as another race swar-
scheuen Wildheit wirkt Gladys Belmont als Kornblume.              med over the land he had lived on for generations.
Lichtbildbühne, 22.10.1930                                        Bob Herzberg: Savages and Saints, Jefferson 2008
                                                                                                                                9
samstag, 10.8.2013, 21.00 uhr · arkadenhof der universität bonn

BUSTER KEATON, DER MATROSE
           THE NAVIGATOR
                     USA 1924
          Regie / Directed by:
                Buster Keaton
                  Donald Crisp
       Drehbuch / Written by:
              Clyde Bruckman
               Joseph Mitchell
                    Jean Havez
Kamera / Cinematography by:
   Byron Houck, Elgin Lessley
             Darsteller / Cast:
                Buster Keaton
             Kathryn McGuire
              Frederick Vroom
              Clarence Burton
               Noble Johnson
    Produktion / Produced by:
   Buster Keaton Productions,
                   Los Angeles
         Premiere: 13.10.1924        buster keaton findet sich als lebensuntüchtiger Millionenerbe plötzlich auf einem
                Format: digital      menschenleeren riesigen ozeandampfer wieder. bald bemerkt er, dass er nicht allei-
                 Farbe / Color:      ne ist, sondern dass es auch die frau, die zuvor seinen heiratsantrag abgelehnt hat,
schwarzweiß / black and white        auf das schiff verschlagen hat. wie die beiden die unwägbarkeiten an bord meistern
       Länge / Running time:         und mit den geräten der großküche hantieren, begeisterte und inspirierte die surre-
                        60 min       alisten und dadaisten in Paris. / Buster Keaton plays a helpless millionaire cast adrift
     Zwischentitel / Intertitles:    on an otherwise deserted ocean liner. But it turns out that fate has provided a com-
            englisch / English       panion, after all, and fate’s sense of humour has determined it will be the woman
            Musik / Music by:        who had earlier rejected his marriage proposal. How the pair cope with their situa-
          Günter A. Buchwald         tion, including cooking for two in a galley designed for hundreds, became an inspi-
        (piano, violin & viola)      ration to the Surrealists and Dadaists of Paris.

Niemals aber forderte ich so enthusiastisch wie diesmal zur      As fate would have it, the girl and the boy – prey to various
Besichtigung eines Films auf. Denn dies ist wahrhaftig der       complications — come aboard the wrong ship at the wrong
heiterste und zugleich aufregendste Film, den man seit Erfin-    time, at which point it is loosed from its moorings by those
dung des Kinematographen erlebte. Er ist auch zweifellos der     warring spies. The next morning, Buster sallies forth, nattily
einfallreichste. Und trotzdem etwa alle dreißig Sekunden eine    dressed for some leisure cruising. With nary a steward or
neue Idee aufgezogen und abgespielt wird, trotzdem über          deckhand in sight, he enters a long dining room and selects
eine Stunde pausenlos unser Zwerchfell massiert wird, trotz-     a seat at one of the many empty tables. Buster claps for serv-
dem gegen Schluss hin, immer wenn man denkt, es geht zu          ice. There is a pause – the silence (in our minds) is deafen-
Ende, immer neue Steigerungen sich überbieten, – trotz alle-     ing. After a few casual near-misses between the ship’s only
dem keine Albernheit, keinerlei Sentimentalität, keinerlei Ge-   occupants, Buster drops a smoldering cigarette butt; seeing it,
schmacklosigkeit.                                                the girl calls out, and they begin to chase each other’s foot-
Das Tollste ist, dass in diesem ganzen Film, außer in den Ein-   falls around the long multi-tiered decks, like a blind dog after
leitungs- und Schlussszenen, überhaupt nur zwei Personen         his tail. The choreography builds to a frenzy, whereupon
auftreten. Aber gerade die mienenstarre Passivität, die lasch-   Buster falls down a smokestack and lands on top of his girl.
bewegliche Schwerfälligkeit Keatons erregen jene Heiterkeit,     Alone, adrift, they sit up, and without hesitation Buster asks
die ganz allein auf der Seite des Beschauers ist.                the burning question: “Will you marry me?” Still no dice.
Kurt Pinthus, in: Das Tage-Buch, 9.1.1926                        Edward McPherson: Buster Keaton, London 2004
10
arkadenhof der universität bonn · samstag, 10.8.2013, 22.30 uhr

                     MIT DEM MOTORRAD ÜBER DIE WOLKEN
                                                                                              MIT DEM MOTORRAD
                                                                                              ÜBER DIE WOLKEN
                                                                                              Österreich / Austria 1926
                                                                                              Regie / Directed by:
                                                                                              Lothar Rübelt
                                                                                              Drehbuch / Written by:
                                                                                              Lothar Rübelt
                                                                                              Kamera / Cinematography by:
                                                                                              Franz Sochor
                                                                                              Darsteller / Cast:
                                                                                              Lothar Rübelt
                                                                                              Ekkehard Rübelt
                                                                                              Anton Popschil
                                                                                              Fritz Stühler
                                                                                              Produktion / Produced by:
                                                                                              Mondial-Film, Wien
                                                                                              Premiere: 13.12.1926 (Wien)
                                                                                              Format: 35mm
                                                                                              Farbe / Color: viragiert / tinted
                                                                                              Länge / Running time:
Im jahr 1924 gründeten lothar rübelt und sein bruder ekkehard eine Photo-agentur              52 min
in wien. zwei jahre später verknüpften die brüder ihren beruf mit ihrer leidenschaft          Zwischentitel / Intertitles:
zu Motorrädern und filmten eine aberwitzige Motorrad-film-expedition auf die                  deutsch / German
gipfel der dolomiten. die eindrucksvollen bilder der atemberaubenden landschaft,              Musik / Music by:
durch die sich die schweren Maschinen vorwärtsbewegen, sind vom Österreichischen              Stephen Horne
filmmuseum in den originalen einfärbungen restauriert worden. / In 1924 Lothar                (piano, flute & accordion)
Rübelt and his brother, Ekkehard, founded a photography agency in Vienna. Two
years later, the brothers combined their profession with their passion for motor-
cycles and filmed a intrepid motorcycle trek to the peaks of the Dolomites. The
impressive images taken as the heavy machines moved through breathtaking land-
scapes have been restored by the Austrian Filmmuseum with their original tints.

Der bekannte Wiener Sportsmann Lothar Rübelt war der Lei-       “Riding to the clouds”; from their home in Vienna, the vari-
ter der waghalsigen Fahrt in den Dolomiten, die eine bewun-     ous motorcyclists on this film trek 600 km each way, on dirt,
derswerte Kaltblütigkeit und eine Anspannung aller physi-       gravel, or rock roads to reach the mountains (Monte Cristal-
schen und psychischen Kräfte erforderte. Prachtvolle Aufnah-    lo, Monte Piano, “le tre cime de Lavoredo”). When they do
men zeigen die Schwierigkeiten, denen die Motorfahrer der       climb into the mountains, the roads rapidly become mere
Bergwelt ausgesetzt waren. Es ist ein sehenswerter Film, der    footpaths, then goat tracks, and in places, no road at all!
auch jeden Nicht-Sportler bis zum letzten Moment interes-       At the final, very rocky stages, the riders wrap chains around
siert. Unsere Bilder führen uns die erste Befahrung der Tofa-   their rear wheels for traction up the extremely steep climbs.
na (2588 Meter hoch) vor sowie ein Stück des Weges mitten       Lucky for them 1920s bikes are light and narrow, so a fall rep-
durch Steingeröll bei der Fahrt zum Patern-Sattel (2500 Meter   resented no great hazard. Still, with “clincher” tires pumped
hoch) am Fuße der Drei Zinnen. Herr Rübelt gibt zu dem Film     up to 60 psi, rocky tracks were a very bumpy trial. And there
eine launige Erklärung: „Die Verständigung zwischen Fahrern     was still the matter of coming back down on motorcycles with
und Operateur erfolgte durch optische Signale, da durch den     virtually no brakes …
Lärm der Motoren alle anderen Zeichen verschluckt wurden.       Paul d’Orleans: Touring the Dolomites in 1926, thevinta-
Unser Operateur musste neben seinen fachlichen Fähigkeiten      gent.blogspot.com
auch noch die Talente eines Akrobaten entwickeln.“
Das interessante Blatt, 3.2.1927
                                                                                                                             11
sonntag, 11.8.2013, 15.00 · tageskarte 6,50 € (ermäßigt 5 €) · lvr-landesMuseum bonn

DER FILMPIONIER ALEXANDER SCHIRJAJEW
            VÖGEL IM FLUG
   45mm Papierfilm, 0:02 min
                  SCHLANGE
  100mm Papierfilm, 0:05 min
                  CAKEWALK
  100mm Papierfilm, 1:04 min
            BUFFOONS TANZ
  100mm Papierfilm, 1:30 min
         MAGICAL DRESSING
    17.5mm Negativ, 0:35 min
DER MIETER UND DIE SPINNE
     17.5mm Positiv, 1:52 min
              DAS KROKODIL
     17.5mm Positiv, 0:38 min
    PIERROT UND DIE MAGD
     17.5mm Positiv, 2:02 min
    DER VERZAUBERTE TISCH
     17.5mm Positiv, 0:42 min
           BEWEGTE STÜHLE
       35mm Positiv, 0:20 min
             JUNGE IM SACK
     17.5mm Positiv, 0:52 min         alexander schirjajew war tänzer am kaiserlichen ballett-theater in sankt Petersburg.
  DER SCHERZ DES HARLEKIN             um ballettchoreographien filmisch aufzuzeichnen, stellte er diese mit Puppen in
    35mm Negativ, 13:50 min           einem theatermodell nach – und schuf die ersten trickfilme der filmgeschichte. den-
   KÜNSTLERISCHE PIERROTS             noch blieben seine filme, die zwischen 1905 und 1909 entstanden, unbekannt und
      35mm Negativ, 5:35 min          wurden fast 100 jahre lang nicht öffentlich aufgeführt. birgit beumers stellt das werk
ZWEI PIERROTS SPIELEN BALL            schirjajews vor und zeigt beispiele seiner ballet- und trickfilme. / Alexander Shiryaev
      35mm Negativ, 1:17 min          was a dancer at the Imperial Ballet Theatre in St Petersburg. To record ballet chore-
         CHARACTER DANCE              ography on film, he recreated it with models on a miniature theatre stage – the first
       35mm Positiv, 2:20 min         stop-motion animation films. However, his films, made from 1905 to 1909, remained
 NIKOLAI PANIN AUF DEM EIS            unknown and were not publicly seen for nearly a century. Birgit Beumers will pres-
     17.5mm Positiv, 1:04 min         ent Shiryaev’s work and show examples of his ballet and animation films.

Fast ein Jahrhundert lang waren die Filme von Alexander            The films of Alexander Shiryaev (1867–1941) remained un-
Schirjajew (1867–1941) unbekannt. Entstanden zwischen              known for almost a century. Originally made between 1905
1905 und 1909 wurden sie erst 2008 vollständig restauriert.        and 1909, they were restored in their entirety in 2008.
Obwohl Schirjajews Filme zu ihrer Zeit nie vor Publikum ge-        Although Shiryaev’s films had never been shown to the pub-
zeigt wurden, stellen sie eine einzigartige filmhistorische Ent-   lic at the time, they remain a unique discovery in film histo-
deckung dar. Schirjajew war Mimiker und Ballettmeister beim        ry. Shiryaev was a character dancer and ballet master at the
kaiserlichen Ballett des Mariinski-Theaters in Sankt Petersburg    Imperial Ballet Theatre (Mariinsky Theatre) in St Petersburg,
und als solcher Assistent des führenden Choreographen sei-         who assisted the leading choreographer of the time, Marius
ner Zeit, Marius Petipa. Um die Choreographien festzuhalten,       Petipa. In order to record ballet choreographies, Shiryaev
bastelte Schirjajew Marionetten, stellte sie in ein Puppenthe-     made puppets and placed them in a toy theatre to record the
ater und filmte die Bewegungen der Tänzer, womit er Pup-           dancer’s movement, thus creating puppet animation films.
pentrickfilme schuf. Seine Filme sind mindestens zwei Jahre        These films precede by at least two years the work of Władys-
älter als das Werk Ladislas Starewitchs (1882–1965), der weit-     ław Starewicz (1882–1965), widely regarded as the world’s
hin als weltweit erster Puppentrickfilmer gilt. Mit Stop-Motion    first puppet animator. Shiryaev also made animation films,
machte Schirjajew auch Zeichentrickfilme, indem er Tänze auf       using the stop-frame mechanism of the camera, and drew
Praxinoskop-Papierstreifen zeichnete.                              dances on paper strips for projection in a praxinoscope.
Birgit Beumers, Aberystwyth University                             Birgit Beumers, Aberystwyth University
12
lvr-landesMuseum bonn · tageskarte 6,50 € (ermäßigt 5 €) · sonntag, 11.8.2013, 17.00

VON DER ROTEN TRAUMFABRIK ZUM STEREOKINO
                                                                                               DIE ROTE TRAUMFABRIK
                                                                                               Deutschland / Germany 2011
                                                                                               Regie / Directed by:
                                                                                               Alexander Schwarz
                                                                                               Drehbuch / Written by:
                                                                                               Alexander Schwarz
                                                                                               Kamera / Photography by:
                                                                                               Andrej Pitinow
                                                                                               Musik / Music by:
                                                                                               Bernd Schultheis
                                                                                               Produktion / Produced by:
                                                                                               Ilona Grundmann
                                                                                               Filmproduction, Wiesbaden
                                                                                               ARTE/ZDF, MDR
                                                                                               Premiere:
                                                                                               15.2.2012
                                                                                               Format:
                                                                                               digital
                                                                                               Farbe / Color:
                                                                                               Farbe / color
alexander schwarz beleuchtet ein kaum bekanntes kapitel der filmgeschichte. von                Länge / Running time:
1922 bis 1936 produzierte „Meschrabpom-film“ (Internationale arbeiterhilfe), ein               56 min
einzigartiges gemeinsames unternehmen der deutschen und sowjetischen filmavant-                Sprachfassung /
garde, erfolgreich und technisch innovativ fast 600 filme. als hitler und stalin dieses        Language version:
experiment schlagartig beendeten, retteten sich viele Mitarbeiter in ein kinderfilm-           deutsch / German
atelier und in die filmtechnik: sie begründeten das „stereokino“, die frühesten und
sehr innovativen werke des russischen 3d-films. / Alexander Schwarz sheds light on
a little known part of Russian-German film history. Mezhrabpom-Film existed from
1922 through 1936 and produced almost 600 films. When Hitler and Stalin made an
end to this bold experiment, many of the staff continued filming, in a children’s film
studio or in “Stereokino”, as the founders of the innovative Russian 3D film initiative.

Größen der Stumm- und frühen Tonfilmgeschichte wie Pu-           Greats of silent and early sound cinema, such as Pudovkin,
dowkin, Barnet, Kuleschow, Protasanow und Schnejderow ar-        Barnet, Kuleshov, Protazanov and Schneiderov worked in the
beiteten im deutsch-russischen Studio Meschrabpom-Film,          Russo-German Mezhrabpom-Film studio, as did well-known
zeitweise auch bekannte Avantgardisten wie Joris Ivens und       avantgarde figures like Joris Ivens and Dziga Vertov. When
Dsiga Wertow. Als das Moskauer Studio 1936 enteignet             the Moscow studio was dispossessed in 1936, young talents,
wurde, widmeten sich junge Talente wie Alexander Andri-          including Aleksandr Andriyevski, Nikolai Ekk and Dmitri
jewski, Nikolai Ekk oder Dmitri Surenski in den folgenden Jah-   Surenski devoted themselves to advances in film technology.
ren der Filmtechnik. So waren sie an den ersten sowjetischen     Thus, they participated in the first Soviet experiments with
Experimenten mit 3D-Filmen beteiligt.                            3D films. The film THE RED DREAM FACTORY tells the story
Der Film DIE ROTE TRAUMFABRIK zeichnet die Geschichte            of the Mezhrabpom-Film studio. The preceding lecture out-
des Studios Meschrabpom-Film nach. Zuvor schildert der Vor-      lines these little-known technically innovative trends in film.
trag diese wenig bekannten Entwicklungslinien innovativer        They emerged from the Russo-German cooperation of the
Film- und Technikentwicklung. Sie ging aus der deutsch-russi-    silent era, conquered sound and colour and ultimately led,
schen Stummfilm-Kooperation hervor, eroberte sich Ton und        with the addition of a dimension, to the modern Russian
Farbe und mündete konsequenterweise mit der zusätzlichen         3D cinema.
Dimension im modernen russischen 3D-Kino.                        Alexander Schwarz
Alexander Schwarz
                                                                                                                             13
sonntag, 11.8.2013, 21.00 uhr · arkadenhof der universität bonn

LEICHTE STRASSE
                EASY STREET
                     USA 1917
          Regie / Directed by:
               Charles Chaplin
       Drehbuch / Written by:
               Charles Chaplin
Kamera / Cinematography by:
               Rollie Totheroh
              Darsteller / Cast:
               Charles Chaplin
               Edna Purviance
                 Eric Campbell
                  Albert Austin
               Henry Bergman
                    Tom Wood
                   Lloyd Bacon
    Produktion / Produced by:
        Lone Star Corporation,
                   Los Angeles
           Premiere: 22.1.1917
                Format: digital       easY street war einer der schönsten und erfolgreichsten kurzfilme von charles
                 Farbe / Color:       chaplin. er spielt in einem elendsviertel einer stadt und zeigt die sozialen realitäten.
schwarzweiß / black and white         chaplin, der tramp, gerät in ein Missionshaus und wird geläutert. er tritt in die Poli-
        Länge / Running time:         zei ein und legt sich alsbald mit einem übermächtigen wüterich an, der vom unver-
                        24 min        gesslichen eric campbell gespielt wird. gegen ihn zeigen chaplins knüppelschläge
     Zwischentitel / Intertitles:     nicht die geringste wirkung. / One of the best and most successful of Charles Chap-
             englisch / English       lin’s short films. It is set in a slum district and depicts its social problems. Chaplin, as
             Musik / Music by:        a tramp, is spiritually cleansed at a mission house. He joins the police, which brings
      Richard Siedhoff (piano)        him into conflict with the local bully, played by the unforgettable Eric Campbell. As
                                      Campbell has difficulty noticing truncheon blows to his skull, greater ingenuity is
                                      needed to subdue him.

Zu Beginn des Films kehrt der Tramp Charlie in eine Mission        At last it’s ready. The ninth of the Chaplin-Mutual Specials. It’s
ein, singt fromme Lieder, zwinkert Edna Purviance zu, stiehlt      entitled EASY STREET. Its plot is nothing short of a riot. Char-
die Kollektenbüchse und wird schließlich bekehrt. Es ist klar,     lie Chaplin proves able again to create something wholly new
dass seine Bekehrung ein Tribut an Edna ist. Er will ein ehren-    – wholly different – from anything he has done in the past.
hafter Bürger werden.                                              To be sure the famous hat, the funny cane, and the world re-
Aber wie soll er das anstellen? Die Polizei ist in Schwierigkei-   nowned shoes are again in evidence. But the “business” is all
ten. In der Easy Street ist ein Krieg mit einer Gangsterbande      new. And it’s even funnier than the antics perpetrated in the
ausgebrochen. In die Polizeistation trägt man verwundete Po-       past by this peer of all comedians.
lizisten auf einer Bahre herein. Charlie sieht zu. Er weiß noch    Charlie discovers “Easy Street” to be one of the most disord-
nicht genau, was er tun soll, aber dann erinnert er sich der       erly thoroughfares in all the world. Not even the cop on the
Augen Ednas und beschließt, sich ihrer durch tapfere Taten         beat can maintain order there. Then and there Charlie under-
würdig zu erweisen. Als wir ihn wiedersehen, trägt er einen        takes to reform the neighborhood. The method he takes and
riesigen Helm und wandert, den Gummiknüppel hin- und               the success he achieves are unfolded in a thousand laughs in
herwirbelnd, die Easy Street auf und ab. Ein Gangster er-          EASY STREET.
scheint. Die Stimmung ist die gleiche, wie Chaplin sie später      Moving Picture World, January 1917
in THE KID eingefangen hat.
Robert Payne: Der große Charlie, Frankfurt / Main 1979
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arkadenhof der universität bonn · sonntag, 11.8.2013, 21.00 uhr

                                                                                          DER POLIZIST
                                                                                             KEISATSUKAN
                                                                                             Japan 1933
                                                                                             Regie / Directed by:
                                                                                             Tomo Uchida
                                                                                             Drehbuch / Written by:
                                                                                             Eizo Yamauchi nach einer
                                                                                             Geschichte von / from a story
                                                                                             by Toshihiko Takeda
                                                                                             Kamera / Cinematography by:
                                                                                             Soichi Aisaka
                                                                                             Darsteller / Cast:
                                                                                             Eiji Nakano
                                                                                             Isamu Kosugi
                                                                                             Taisuke Matsumoto
                                                                                             Soji Ubukata
                                                                                             Shinobu Araki
                                                                                             Produktion / Produced by:
                                                                                             Shinko Kinema, Tokyo
                                                                                             Premiere: 30.11.1933
                                                                                             Format: 35mm
ein spannender, elegant inszenierter kriminalfilm, der geschickt an Muster amerika-          Farbe / Color:
nischer gangsterfilme der zeit anknüpft und in seiner fatalistischen stimmung an die         schwarzweiß / black and white
werke des späteren films noirs erinnert. ein Polizist begegnet zufällig einem alten          Länge / Running time:
kumpel, der finanziell sehr erfolgreich ist und den Polizisten zu sich einlädt. sie er-      91 min
innern sich an gemeinsame alte zeiten. doch dann entdeckt der Polizist, dass das             Zwischentitel / Intertitles:
treffen nicht zufällig war und dass sein freund in krumme geschäfte verwickelt ist. /        japanisch mit englischen
A tense, elegantly staged crime movie, smoothly patterned on American gangster               Untertiteln / Japanese with
pictures of the time, with a fatalistic mood that looks ahead to “film noir”. A police-      English subtitles
man chances to meet an old friend, who is doing well financially. The two reminisce          Musik / Music by:
about old times, but the renewal of the friendship soon leads to a serious crisis of         Stephen Horne
conscience for the policeman.                                                                (piano, flute & accordion)

DER POLIZIST, der einzige vollständig erhaltene Stummfilm      In the film’s numerous flashbacks the two remember their
von Uchida, sorgte mit seiner visuellen Bravour und wilden     closeness, the afternoons when they would lie around staring
Energie, mit seiner Kombination aus Straßenrealismus, Ex-      off into space in the sort of then-innocent male bonding that
pressionismus und Ausdrucksmitteln des Hollywood-Krimis        may cause smirks in modern American audiences — until we
auf den Filmfestivals von Pordenone und Tokio für große Auf-   recall its counterpart in the male-weepie Hong Kong bullet
regung. Die Eröffnung zeigt einen Polizei-Neuling, der bei     ballets of John Woo in the ’80s and ’90s. No 200-shot auto-
einer zufälligen Straßenkontrolle einen alten Schulkameraden   matics here, though, just authentic tracking-shot tours of ram-
wiedertrifft. Bald beginnt eine packende Verfolgungsge-        shackle urban slums, good location work on the waterfront,
schichte mit aufregenden Hetzjagden, nächtlichen Schieße-      and a thrilling rooftop-chase finale. POLICEMAN has fine
reien und spannendem Katz-und-Maus-Spiel. In zum Teil wil-     nighttime camera work all through it, especially a mobile shot
dem Expressionismus stellt DER POLIZIST seine modernisti-      of a squadron of police motorcycles hitting the streets, played
schen Schauwerte altmodischer Pflichterfüllung und Opfer-      in montage against a solemn list of police duties and obliga-
bereitschaft gegenüber. „Die homoerotischen Untertöne der      tions. Director Uchida likes montage; he’s even fonder of lap
zentralen Beziehung sind eine subversive Kompensation für      dissolves and crosscutting. It’s probably a good thing we can’t
die von der Regierung sanktionierte Verwendung einer Grup-     hear the corny dialogue, but POLICEMAN is a solid piece of
pe Kommunisten als Bösewichter.“ (Alexander Jacoby)            genre filmmaking.
James Quandt, in: Pacific Film Archive, September 2007         Kelly Vance, in: East Bay Express, 4.9.2002
                                                                                                                           15
Montag, 12.8.2013, 21.00 uhr · arkadenhof der universität bonn

VERHÄNGNISVOLLE WIRKUNG
      LA LOTION MAGIQUE
     Frankreich / France 1906
    Produktion / Produced by:
            Pathé Frères, Paris
                       Format:
                         35mm
                 Farbe / Color:
schwarzweiß / black and white
        Länge / Running time:
                          5 min
     Zwischentitel / Intertitles:
            deutsch / German
             Musik / Music by:
      Richard Siedhoff (piano)

                                     eine bizarre komödie aus den anfangsjahren des kinos der sensationen, als man
                                     ohne rücksichten auf Political correctness noch derbe scherze treiben konnte. ein
                                     Mann und eine frau, die von einem heiratsvermittler zusammengebracht wurden,
                                     leiden jeweils unter einem anderen körperlichen Mangel. beide greifen zu vermeint-
                                     lichen wundermitteln, doch der zufall will es, dass die flaschen vertauscht werden
                                     und verblüffende ungewollte wirkungen erzielen. / A bizarre comedy from the early
                                     years of the „cinema of attractions“, when one could still get away with coarse
                                     humour without having to think of „political correctness“. A man and a woman,
                                     brought together by a marriage broker, each suffer from a different physical defi-
                                     ciency. A miracle cure is sought, but the bottles are switched – with stunning and
                                     hilarious results not desired by anyone.

Diese französische Produktion, die während des Ersten Welt-      A “film humoresque in one part” is the promise made (and
kriegs als angeblich österreichische Produktion redistribuiert   kept) by DIE VERHÄNGNISVOLLE WIRKUNG (THE FATEFUL
wurde, ist ganz dem anarchischen Körperspiel und dem mit-        EFFECT), a 1906 miniature by Pathé Frères: in it a marriage
unter derben Humor der Frühzeit des Films verschrieben. In       broker advises two potential spouses to cure their respective
theatergleicher Szenerie spielt sich in LA LOTION MAGIQUE,       physical deficits by means of a lotion. So the man works on
so der Originaltitel, ein Verwechslungsdrama der besonderen      his bald head, the woman on her meagre cleavage – with the
Art ab: Ein glatzköpfiger Mann stößt auf die Annonce eines       result that a bushy growth of hair is soon sprouting from the
Heiratsvermittlers und entscheidet sich, dieses Angebot wahr-    front of her, while up on top of his head a considerable
zunehmen. Die im Zeitungstext angepriesene Dame ist dem          bosom is forming. Apart from the ribald comedy of the film
Kahlen aber gar zu wenig weiblich, er stößt sich an ihrer zu     (as effective now as it was then), the beginnings of mise-en-
kleinen Oberweite wie sie sich an seinem fehlenden Haupt-        scène are visible here (the images were not yet organised in
haar. Der Vermittler will durch zwei Tinkturen Abhilfe schaf-    any way – and broken up into shots – as appropriate to
fen, doch die Zauber des bärtigen Amors erweisen sich als        today’s shooting and viewing habits): mirrors or door frames
Flüche. Dichtes Haar wuchert plötzlich unter der Bluse der       are constantly extending and altering the theatrical space,
Flachbrüstigen hervor, während sich auf dem Kopf des Bin-        bringing movement into the static basic layout.
dungswilligen die ersehnte Oberweite ausbildet.                  Isabella Reicher: Lach- und Sachgeschichten vom Kino, in:
Thomas Ballhausen, Filmarchiv Austria                            Der Standard 16.10.2003
16
arkadenhof der universität bonn · Montag, 12.8.2013, 21.00 uhr

                                                                                      ORLACS HÄNDE
                                                                                               ORLACS HÄNDE
                                                                                               Österreich / Austria 1924
                                                                                               Regie / Directed by:
                                                                                               Robert Wiene
                                                                                               Drehbuch / Written by:
                                                                                               Ludwig Nerz, nach einer
                                                                                               Erzählung / from a story by
                                                                                               Maurice Renard
                                                                                               Kamera / Cinematography by:
                                                                                               Günther Krampf
                                                                                               Hans Androschin
                                                                                               Darsteller / Cast:
                                                                                               Conrad Veidt
                                                                                               Alexandra Sorina
                                                                                               Carmen Cartellieri
                                                                                               Fritz Kortner
                                                                                               Fritz Strassny
                                                                                               Paul Askonas
                                                                                               Produktion / Produced by:
                                                                                               Pan-Film A-G, Wien
regisseur robert wiene und hauptdarsteller conrad veidt arbeiteten nach ihrem                  Premiere: 24.9.1924 (Berlin)
sensationserfolg von das cabInet des dr. calIgarI zum zweiten Mal in einem                     Format: 35mm
klassiker des expressionistischen films zusammen. der Pianist Paul orlac verliert in           Farbe / Color:
einen schrecklichen zugunfall beide hände. In einer operation werden ihm die                   schwarzweiß / black and white
hände eines fremden transplantiert. die neue rekonstruktion des filmarchivs austria            Länge / Running time:
präsentiert den film wieder in seiner ursprünglichen bildqualität. / Another classic of        104 min
Expressionist cinema from the director and star of the sensational success THE                 Zwischentitel / Intertitles:
CABINET OF DR. CALIGARI, Robert Wiene and Conrad Veidt. Pianist Paul Orlac loses               deutsch / German
both hands in a terrible train accident. An operation gives him hands that once                Musik / Music by:
belonged to somebody else. The new reconstruction of the film by Filmarchiv Austria            Richard Siedhoff (piano)
restores to the film its original image quality.

In dem fünf Jahre nach CALIGARI gleichfalls von Robert           The “Film-Kurier” noted “that one has found the right direc-
Wiene gedrehten Film, ORLACS HÄNDE, erreicht er die inten-       tor for the rendering of the mysterious psychology and the
sivste Expression des Unheimlichen: der langsam zum Wahn-        suspense-laden story of the film. The enigma of man’s fate is
sinn getriebene Orlac, der sich vor seinen ihm seltsam ent-      a subject that Robert Wiene knows how to deal with.” The
fremdeten Händen fürchtet, weil er glaubt, dass man ihm die      “Deutsche Allgemeine Zeitung” uses ORLAC’S HANDS to
Hände eines Raubmörders gegeben hat, vollführt mit einem         reflect on Wiene’s position within the German film industry in
Messer, dem diese Hände nicht entrinnen können, zuckende         general: “Wiene matches Lubitsch, Murnau, Lang, and Karl
Bewegungen. Die arabeskenhaften Körperwindungen von              Grune, surpasses them in consistent scene sequencing, and
Veidt nehmen eine unerhörte Vehemenz an, das expressio-          forces Veidt, Sorina and Fritz Kortner to play together in a way
nistisch Tänzerische übersteigert sich. Von CALIGARI führt der   that seems to have been last achieved with Jannings and
Weg hinüber zu ORLACS HÄNDEN, nur ist es merkwürdig zu           Bergner in NJU.” These quotations demonstrate most clearly
konstatieren dass selbst bei einem sensiblen Darsteller wie      that ORLAC’S HANDS was not simply considered a failed
Veidt Habitus und Geste bei dem späteren Film weit outrier-      attempt at imitating CALIGARI, as later commentators unani-
ter geworden sind. Und bei weniger disziplinierten Darstel-      mously assert, but quite the contrary: it was seen as an orig-
lern wird der expressionistische Körperausdruck immer stär-      inal work of art by a skillful director.
ker veräußerlicht.                                               Uli Jung, Walter Schatzberg: The Films of Robert Wiene, New
Lotte H. Eisner: Die dämonische Leinwand, Wiesbaden 1955         York 1999
                                                                                                                              17
dienstag, 13.8.2013, 21.00 uhr · arkadenhof der universität bonn

FÜNF MINUTEN REINES KINO
            CINQ MINUTES
           DE CINEMA PUR
     Frankreich / France 1923
          Regie / Directed by:
              Henri Chomette
                       Format:
                         35mm
                Farbe / Color:
schwarzweiß / black and white
        Länge / Running time:
                          5 min
     Zwischentitel / Intertitles:
                  keine / none
            Musik / Music by:
      Joachim Bärenz (piano)

                                    henri chomette, der bruder von rené clair war eine führende figur der französi-
                                    schen avantgardefilmbewegung, die ein „reines kino“ (cinéma pur) forderte. dies
                                    sollte sich von narrativen elementen lösen und allein von formen, licht, bewegung
                                    und rhythmus geleitet sein. cInQ MInutes de cIneMa Pur war ursprünglich teil
                                    eines Projekts a QuoI revent les jeunes fIlMs? (wovon träuMen dIe jungen
                                    fIlMe?), an dem chomette zusammen mit Man ray arbeitete. / Henri Chomette was
                                    a leading figure in the French avantgarde film movement, that promoted “pure cin-
                                    ema”. The latter was supposed to rid itself of narrative elements and be guided only
                                    by forms, light, movement and rhythm. CINQ MINUTES DE CINEMA PUR was origi-
                                    nally part of a project called A QUOI REVENT LES JEUNES FILMS? (WHAT DO YOUNG
                                    FILMS DREAM OF?) on which Chomette collaborated with Man Ray.

In CINQ MINUTES DE CINEMA PUR (wahrscheinlich iden-            CINQ MINUTES DE CINEMA PUR reverted to the teaching of
tisch mit CRYSTALS) entsteht durch Überblendungen eine         his first film without adding to it, and showed that though
Folge sich drehender, glitzernder Glas- und Kristallformen,    such an astounding success might at a pinch be repeated, it
die abwechselt mit Negativaufnahmen von Bäumen und             would be dangerous to persist in it. Nor did Chomette persist.
Wasserspiegelungen. In einigen Handlungsfilmen wie der Ko-     This was one of those cases in which, the first shot having
mödie LE CHAUFFEUR DE MADEMOISELLLE soll Chomette              pierced the bull’s-eye, the experiment had lost all value of
versucht haben, seine Vorliebe für „musikalische“ Rhythmen     permanence. His two films remain the only perfect examples
in den kommerziellen Film zu übertragen, doch konnte er        ever given of his definition of a rigorously “pure” cinema, as
sich, im Gegensatz zu seinem Bruder René Clair, im Spielfilm   distinct from “abstract” cinema. Other devices for creating
nicht behaupten und drehte nur wenige, heute vergessene        forms and movements have been used in sequences of other
Filme.                                                         films, but no director has ever consented to strip himself so
Hans Scheugl, Ernst Schmidt Jr: Eine Subgeschichte des         bare of all that recalled the other arts, so entirely to renoun-
Films, Frankfurt / Main 1974                                   ce all anecdote, so utterly to conjure away the object behind
                                                               its light and movement.
                                                               Jacques B. Brunius: Experimental Film in France, in: Experi-
                                                               ment in the Film, London 1949

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arkadenhof der universität bonn · dienstag, 13.8.2013, 21.00 uhr

                                                                                 EHEGESCHICHTEN
                                                                                               LE BRASIER ARDENT
                                                                                               Frankreich France 1923
                                                                                               Regie / Directed by:
                                                                                               Iwan Mosjukin
                                                                                               Drehbuch / Written by:
                                                                                               Iwan Mosjukin
                                                                                               Kamera / Cinematography by:
                                                                                               Joseph-Louis Mundwiller
                                                                                               Nikolai Toporkoff
                                                                                               Darsteller / Cast:
                                                                                               Iwan Mosjukin
                                                                                               Nathalie Lissenko
                                                                                               Nicolas Koline
                                                                                               Camille Bardou
                                                                                               Huguette Delacroix
                                                                                               François Zellas
                                                                                               Produktion / Produced by:
                                                                                               Les Films Albatros, Paris
                                                                                               Premiere: August 1923
                                                                                               Format: 35mm
eine frau hat alpträume, in denen ihr unter wechselnden Identitäten immer wieder               Farbe / Color: viragiert / tinted
ein mysteriöser Mann begegnet. Ihr ehemann macht sich sorgen um den zustand sei-               Länge / Running time:
ner frau und engagiert einen detektiv – doch genau dieser ist der Mann im traum                106 min
seiner frau. stummfilmstar Iwan Mosjukin mischt auf furiose weise alle genres und              Zwischentitel / Intertitles:
stile und führt alle facetten seines könnens vor. die restaurierte fassung des films           französisch mit deutscher
unterstreicht dies mit den wiederhergestellten einfärbungen. I A woman has a night-            Übersetzung / French with
mare in which she keeps encountering a mysterious man in various guises. Her wor-              German translation
ried husband engages a detective – who is the man from his wife’s dream. Silent star           Musik / Music by:
Iwan Mosjukin energetically mixes all manner of genres and styles and shows off his            Joachim Bärenz (piano)
talents. All of this is emphasised by the colour tinting that has returned to the film in
this restored version.

Ein ausgezeichneter Spielfilm mit dem bekannten russischen        With his hypnotic blue eyes, magnificent beak of a nose and
Schauspieler Mosjukin in der Hauptrolle. In Paris gemacht,        jumpy, restless physicality, Mosjoukine was one of the few
mit Nathalie Lissenko als weiblicher Partnerin. Eine etwas        European performers of the day whose popularity rivaled, in
phantastische Geschichte von einem Ehemann der sich be-           the home market at least, that of major American stars like
trogen glaubt, einem Detektiv, der nicht nur eine Akten-          Douglas Fairbanks and Rudolph Valentino.
tasche, sondern auch eine Seele sucht, sich in die Frau ver-      In LE BRASIER ARDENT, however, Mosjoukine often suggests
liebt, die er vertragsmäßig dem Gatten in die Arme zurück-        a Slavic Buster Keaton, with his deadpan performance, fasci-
führen soll, bis der schließlich selbst erkennt, dass ein alter   nation with multiple personalities (Mosjoukine plays no fewer
Mann und eine junge Frau nicht gut zusammenpassen.                than 11 roles here), and skill in constructing complex, me-
In der Wüste der mittelmäßigen Durchschnittsfilme der letz-       chanical sight gags. The movie opens with a burst of wild im-
ten Woche sind diese „Ehegeschichten“ eine Oase. Ein wir-         agery — the dream of the bored, frustrated wife (Nathalie Lis-
kungsvolles, künstlerisch wertvolles Bild, das gespannt macht     senko) of a wealthy older man — in which Mosjoukine ap-
auf andere Leistungen Mosjukins. Groß in der Ausstattung,         pears in roles as widely varied as a martyr burning at the
fein in der Photographie, ausgezeichnet gespielt und vom Pu-      stake and a silk-hatted roué visiting the sort of underground
blikumsstandpunkt aus interessant.                                cabaret-brothel-opium-den that David Lynch would be con-
Der Kinematograph, Nr. 908, 13.7.1924                             juring 70 years later.
                                                                  Dave Kehr, in: The New York Times, 7.6.2013
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