Spiel 2/ 01 in Tirol - Theater Verband Tirol

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Spiel 2/ 01 in Tirol - Theater Verband Tirol
Spiel
         Darstellendes

           2/´01 in Tirol

Darstellendes Spiel in Tirol 2/2001
Verlagspostamt
A 6020 Innsbruck P.b.b.
Bureau de poste 6020 Innsbruck
Autriche de poste percue envoi a
Taxe reduite Zl.-Nr:01Z020582
Spiel 2/ 01 in Tirol - Theater Verband Tirol
Spiel 2/ 01 in Tirol - Theater Verband Tirol
Utopie und Wirklichkeit                             4

Inhalt                                      Volksschauspiele Telfs
                                  Zu Michael “Gaismair” und der
                                                     Vorgeschichte
                                Die “böse Mutter” und die Politik
                                                                                                5
                                                                                                6
                                                                                                7
                                                                                                8
                        Zur Nassereither, Terentener und Telfer                                 9
                                                      Teufelsbraut,                             10
                             ein Vergleich der drei Produktionen                                11
                                      Frau Suitner zur Aufführung
                                                     in Rattenberg                              13
                              Die Päpstin zur Aufführung in Imst                                14
                   Der alte, gute Jedermann im Thaurer Schloß                                   15
                                             Der schurkische Kuno
                                                       ´s Almröserl                             17
                      Ausstellung: Das Sichelwunder; Notburga
                                    von Stefan Hellbert in Kaltern                              19
                     Frühe Verhältnisse; Mysterienspiel Seefeld                                 20
                        Kleines Theater, das die Welt bedeutet,
                                            “Arme Teufel” in Birgitz                            21
                                                     Festspiele Erl                             22
                                                     Passion 2002                               23
                                “Kein schöner Land” in St. Anton                                24
                                        “Mein Name ist Hase” x 3                                25
                                  “Alois” in Seefeld und Steinach                               26
                     “Marie, die Alpenrosenkönigin”, Elbigenalp                                 27
                        Pulverdampf in Silver-City, Western von
                                       Thomas Gassner in Gerlos                                 29
                     Viel Leben im Tiroler Volkstheater Kufstein                                               Elbigenalp
                             hemmungslos nach Ludwig Thoma                                      30
                          Todsünden-Zyklus in Schwaz Freilicht                                  31
                              Grillhofkurs; Ulla Kling in Kufstein,
                       Kriesdrama auf der Tyrolitbühne Schwaz                                   33
                                 Arzl, Münster, Axams, Grinzens                                 34
                                     Hall, Telfs, Schwaz, Jenbach                               35
                      Graf Nikolai Tolstoi auf Besuch in Osttirol                               36
                                              beim Kosakenprojekt                               37
                    Sommernachtstraum im Norden und Süden                                       38
                   BZ Reutte/Walchsee/Märchen/Figurentheater                                    39

                                                          rot= aktuelle Termine

                             Als Landeskulturreferent begrüße ich, daß
                             das Theaterspiel, besonders das Freilicht-
                             spiel, in den Regionen unseres Landes im
                             letzten Jahrzehnt geradezu einen Boom
                             erlebt hat, ist dies doch ein sichtbares Zei-
                             chen des Anliegens unserer Bevölkerung,
                             sich mit einer breiten Palette von Themen
                             aus der eigenen Umgebung mittels des dar-
                             stellenden Spiels auseinanderzusetzen.
                             (Landesrat Günther Platter im Vorwort zu:
                             “Arme Teufel” in Birgitz; siehe S. 21)

Darstellendes Spiel inTirol 2/2001; Volksbühnenmagazin; erscheint 4x im Jahr; hrsg.:Landesverband Tiroler
Volksbühnen; Obmann Werner Kugler; Büro: A 6020 Innsbruck Klostergasse 6, Kulturgasthaus Bierstindl; Verwal-
tung: Dagmar Konrad; Anzeigen: Heinz Adelmann, Brixen im Thale; Redaktion: Dr. Ekkehard Schönwiese; Ver-
lagspostamt A 6020 Innsbruck Tel.: 0512/583186; Fax+4; e-mail: ltvolksbuehnen@netway.at
(Internet:ltv.obelix.at) P.b.b. Bureau de poste percue envoi a Taxe reduite 1N127100191U
Spiel 2/ 01 in Tirol - Theater Verband Tirol
Theater über politische Utopie und Wirklichkeit

Zum Bauern-
führer Michel
Gaismair
Was Michel Gaismair im Jahr 1526 forderte       erledigt werden. Zum 13. soll am Regie-
und weswegen er als Bauerführer verehrt         rungsort eine hohe Schule errichtet werden.
und als Revolutionsführer verteufelt wurde:     14. soll, was die Zinse betrifft ein Landtag
Am Anfang werdet ihr geloben und                entscheiden, ob diese sofort abgeschafft sein     “Geißmayr benützte bei den Tirolern
schwören, mit Leib und Gut zusammenzu-          sollen. 15. Bezüglich der Zölle sähe ich es       zu Anfang die örtliche Erbitterung
stehen....eurer Obrigkeit treu zu sein und in   nützlich für den Mann aus dem Volk, würden        gegen die Bischöfe, jenen Gabriel
allen Sachen nicht Eigennutz, sondern zum       sie im ganzen Land abgeschafft. Was an            von Salamanca und den Geheimrat
ersten die Ehre Gottes und hernach den          Waren ins Land kommt, wird nicht verzollt,
                                                                                                  des Erzherzogs, Fabri, und stellte die
Gemeinnnutz zu suchen... Zum zweiten, daß       was aus dem Land geführt
ihr alle gottlosen Menschen, die das ewige      wird, das wird verzollt. 16. Was den Zehent       Bewegung als eine Erhebung aller
Wort Gottes verfolgen, den Mann aus dem         betrifft, so soll ihn jeder geben nach dem        guten Untertanen dar, als ein Unter-
Volk bedrücken und den Gemeinnutz verhin-       Gebot Gottes, der zur Bezahlung des jeweili-      nehmen zur Befreiung von verhaßten
dern, verjagen wollt. Zum dritten, daß ihr      gen Priesters zu verwenden ist. Der Rest ist      landschädlichen Regimentsräten. Er
bemüht sein wollt, eine christliche Gesetzge-   den Armen zu geben. 17. Bezüglich der             wußte geschickt das Volk auf die
bung... aufzurichten und ganz nach ihr zu       Armen soll aber bestimmt werden, daß nie-
leben. Zum vierten sollen alle Sonderrechte     mand von Haus zu Haus gehen darf, um
                                                                                                  Bahn der Revolution zu ziehen.”
abgeschafft werden... zum fünften sollen alle   Gaunereien zu verhindern. 18. Die Klöster         (aus: Der deutsche Bauernkrieg” von
Ringmauern der Städte wie alle Schlösser        sollen in Spitäler umgewandelt werden. Wo         Wilhelm Zimmermann)
und Befestigungen im Lande geschleift wer-      es Obdachlose gibt, soll ihnen geholfen wer-
den und die Städte künftighin Dörfer sein,      den. 19. Damit gute Ordnung im ganzen
damit kein Unterschied der Menschen ent-        Land gehalten werde, sollen Hauptleute über
stehe... zum sechsten sollen im ganzen Land     das Land eingesetzt werden. 20. Man soll          Gott, Kaiser und Vaterland sei Dank,
alle Heiligenbilder, Bildstöcke und Kapellen,   alle Sümpfe und Auen und andere unfrucht-         daß sich Felix Mitterers Telfer Gais-
die nicht Pfarrkirchen sind, entfernt und die   bare Gebiete im Land fruchtbar machen. 21.        mair-Stück noch vor dem Andreas-
Messe abgeschafft werden, denn dies ist vor     Es sollen in jedem Gericht zu passender Zeit      Hofer-Mythos-Jahr 2009 ereignen
Gott ein Greuel und ganz unchristlich. Zum      in gemeinsamer Robotleistung allgemeine           darf. Denn damit ist gerade noch Zeit
siebten soll man das Wort Gottes getreu und     Nutzflächen geräumt werden. 22. Es soll nie-
wahrheitsgemäß predigen. Zum achten sol-        mand im Land Handel treiben, damit sich
                                                                                                  genug für ein Überdenken allzu
len ..die Gerichtssprengel so eingeteilt wer-   keiner mit der Sünde des Wuchers beflecke.        unkritischer Verehrung von Figuren
den, daß die geringstmöglichen Kosten ent-      23. Man soll die jetztige Münze abschaffen.       der Tiroler Geschichte.
stehen. Zum neunten soll jede Gemeinde          Die Münzen sollen nach ihrem Wert über-           An allen Ecken und Enden wird nach
alle Jahre einen Richter und acht Geschwo-      prüft werden. 24. Man soll ein gutes Verhält-     dem Verschwinden patriarchalischer
rene wählen. Zum zehnten soll jeden Montag      nis zu den Nachbarländern herstellen. 25.
                                                                                                  Vorbilder nach Leitbildern und Leitfi-
Gericht gehalten werden und nichts in die       Man soill im ganzen Land einheitliche Maße
nächste Instanz verwiesen werden. Zum           und Gewichte haben. 26. Man soll die Gren-        guren gesucht. Nachdem sich viele
elften soll ein zentrales Regierungsamt         zen und Päße gut gesichtert halten. 27. Man       der Bilderstürmer aus dem Geist der
errichtet werden, wofür Brixen der geeignet-    soll für den Kriegsfall Geld vorrätig halten.     68er -Generation ins gutbürgerliche
ste Platz wäre und Regenten aus allen Vier-     28. Die landwirtschaftlichen Güter der vertrie-   Leben zurückgezogen haben, ist das
teln des Landes, auch einige von den Berg-      benen Edelleute soll man zur Deckung der          Bedürfnis nach personifizierten Wün-
werken gewählt werden. Zum zwölften sollen      Kosten für das Gerichtswesen heranziehen.
Appellationen ohne weitere Verzögerung
                                                                                                  schen wieder gegenwärtig.
                                                                                                  Taugt Michael Gaismair als Vorbild?
                                                                                                  Soll er an Stelle von Andreas Hofer
                                                                                                  auf den Sockel des Denkmales am
                                                                                                  Bergisel gestellt werden? Oder soll er
                                                                                                  dort oben im heiligen Hain histori-
                                                                                                  scher Siege gegenüber Andreas
                                                                                                  Hofer aufgestellt werden? Geht es
                                                                                                  überhaupt um Figuren, oder steht
                                                                                                  grundsätzlicher eine Revision in der
                                                                                                  Sicht auf Vergangenes und auf die
                                                                                                  Bedeutung von Regionalgeschichte
                                                                                                  an? Eine jede neue Zeit braucht
                                                                                                  neue Bilder. Dann wäre nur noch zu
                                                                                                  beweisen, daß wir in einer solchen
                                                                                                  Montage 1982: “Walli” bekennt sich
                                                                                                  zum “Gaismair-Kalender

4
Spiel 2/ 01 in Tirol - Theater Verband Tirol
Tiroler Volksschauspiele (Telfs)
                                                                                     Sommer 2001
Gaismair                                      Die Teufelsbraut           (Satire)                  Mein Ungeheuer
von Felix Mitterer (Uraufführung)             von Franz Kranewitter                                von Felix Mitterer
Ort: Halle der Feuerwehrschule                Ort: Grosser Rathaussaal                             (Wiederaufnahme)
Regie: Christian Stückl                       Regie: Ruth Drexel                                   Ort: Glashaus
Bühne: Marlene Poley                          Musik: Flor. Bramböck, Stefan Costa                  Regie: Elmar Drexel
Licht: Team Hellerau                          Bühne: Karl-Heinz Steck                              mit: Julia Gschnitzer und
u.a.mit: Guntram Brattia, Gregor              Kostüme: Zwinki Jeannee                               Peter Mitterrutzner
Bloeb, Anton Burkhart, Florian Eisner,        Licht: Team Hellerau                                 August: 5.8.9.14.15.19.20.
Ossy Fuchs, Günther Götsch, Julia             ua. mit: Katharina Brenner, Cilly
Gschnitzer, Peter Mitterrutzner, Han-         Drexel, Veronika Eberl, Doris Goldner,               Was lebendig ist, hat Bestand über
nes Thanheiser, Alexander M. Virgolini,       Lorenz Gutmann, Gerhard Kasal,                       den Tod hinaus. Aus das, was nicht
Sophie Wendt....                              Sarah Jung, Helmut Pichler, Markus                   gelebt war. Es quält über den Tod hin-
Juli: 20 (U). 21.22.23.28.                    Plattner, Matthias Christian Rehrl, Karl             aus. Leidenschaftlich, hochpoetisch,
August: 2.6.7.10.11.12.13.16.17.              Sibelius, Alexander M. Virgolini ..                  eine berührende Geschichte.
                                              August: 1.3.5.8.9.14.15.18.20.2.
Weiter Vorstellungen in Lana (bei                                                                  Späte Gegend
Meran) in der Gaulschlucht:                   Liebe, Lust und Tücke in einem Tiroler
                                                                                                   von Lida Winiewicz
August: 24.25.27.31. (26.)                    Dorf und in der Hölle. Zwei Welten
                                                                                                   (Wiederaufnahme)
September: 1.2.(3.)                           prallen aufeinander und werden zum
                                                                                                   Ort: Grosser Rathaussaal
Tel.: +390473561770                           Sinnbild für die dörfliche Enge der
                                                                                                   Regie: Barbara Herold
                                              großen Politik der “guten alten Zeit”.
                                                                                                   Musik: Haimo Wisser
Nachdem er eine neue Landesordnung            Mag sein, daß die “Teufelsbraut” in
                                                                                                   Ausstattung: Renate Ziegler
verfaßt hatte und als Revolutionär Tiro-      Nassereith (vorläufig letzte Aufführung:
                                                                                                   mit: Ruth Drexel und Christine Oster-
ler Bauernführer geworden war, ereil-         24. Juni 2001) schon vor Telfs geplant
                                                                                                   mayer
ten ihn schließlich landesfürstliche          worden ist, auch wenn das Stück in
                                                                                                   September: 1.2.
Häscher. Als Landesverräter ermordet,         Telfs schon in die zweite Sommerspiel-
als Held verehrt, so schwanken die            zeit geht. Aber ist es nicht müßig, sich
                                                                                                   Zwei Frauenschicksale, zwei grandio-
Urteile. Franz Kranewitter holte ihn          darüber den Kopf zu zerbrechen. Freu-
                                                                                                   se Schauspielerinnen, ein zwingender
und den Stoff des Aufstandes von              en können sich alle über das immer
                                                                                                   Theaterabend aus dem Programm des
1525 aus der Versenkung. Jede neue            dichtere Beziehungsgeflecht in der
                                                                                                   Münchner Volkstheaters.
Zeit hat Geschichte neu zu schreiben.         Volksschauspiellandschaft, in das Süd-
Felix Mitterers “Gaismair” ist eine           tirol nicht minder eingebunden ist.
längst fällige Standortbestimmung mit         Also: auch in Südtirol, in Terenten, wird
theatralischen Mitteln.                       die “Teufelbraut” gespielt!                          ...und ein reichhaltigtes
                                              Terenten/Schulhof Juni: bis .29.(30.)                Rahmenprogramm
Schwarzer Schleim/Sün-
diges Dorf
von Josef Rieser (Urauff.)/Max Neal
Ort: Zobl-Anger
Regie: Katharina Thalbach
Bühne: Momme Röhrbein
Kostüme: Angelika Rieck
Licht: Team Hellerau
u.a. mit: Christoph Baumann, Axel
Bauzer, Cilli Drexel, Pepi Griesser,
Lorenz Gutmann, Jessica Higgins,
Sarah Jung, Hans Schuler, Markus
                                           Felix Mitterer in Irlandfoto pepi pittl

Völlenklee
Juli: 26.27.
August: 4.6.10.15.17.19.22.23.24.25.
27.28.29.31.

Eine Gegenüberstellung, eine Bilanz.
Die Sünde im Dorf aus der Sicht des
Jahres 1924 und einmal aus heutiger
Sicht. Wie schneidet Max Neal mit sei-
nem Schwankklassiker dabei ab? Wie
auch immer. Es geht um die Sache der
Aussenseiter im Dorf.

                                                                                                                                           5
Spiel 2/ 01 in Tirol - Theater Verband Tirol
neuen Zeit leben. Wer sich früher ein-   ändern, als zum Erhalten des Alten
mal an der Tiroler Geschichte vergrif-   nötig ist. Was ist das Hauptthema in
fen hat und dabei nicht konform mit      der Auseinandersetzung mit Michael
den als gültig hingestellten Wahrhei-    Gaismair? Schon Kranewitter ging es
ten gegangen ist, wurde noch zu          niht um die Verehrung des revolu-
Beginn des letzten Jahrhunderts so       tionären Helden, sondern um die
verbannt wie jener, der sich Kluiben-    Zusammenhänge und Haltungen im
schädel (Sepp Schluiferer) nannte.       Verlauf revolutionärer Entwicklungen.
                                         Mit dieser Haltung war er seiner Zeit
                                         weit voraus!
                                         Beim Verehren der Geschichte und
                                         im Stolz auf die große, ruhmreiche
                                         Vergangenheit hat sich erst in den
                                         letzten fünfzig Jahren ein zunächst       “Ich glaube, daß er (Michel Gaismair)
                                         kaum bemerkter Umbruch vollzogen:         weder der Urahn einer der heutigen
                                         “Unumstößliche Wahrheiten” wurden         politischen Parteien ist noch zu den
                                         als Klischees entlarvt. Mit welch hero-   Heiligen einer der Kirchen oder Sek-
                                         ischen Worten und welcher Begeiste-       ten gehört. Er ist der Schöpfer eines
                                         rung wurde noch um 1960 eher unkri-       idealen Bildes der Gesellschaft, ein
                                         tisch von Freiheitshelden (auch im        mittelalterlicher Revolutionär,der
                                         Sinne der Rückendeckung für Tirol-        bestrebt war, die Verhältnisse seiner
                                         Aktivisten) geschwärmt. Der “Tiroler      Zeit zugunsten der breiten Schichten
                                         Freiheitsbrief “ aus dem Jahr 1342 sei    der Bevölkerung zu verändern.”
und “Fern von Europa” schrieb.           die Wiege der Tiroler Verfassung          (Josef Macek “Michael Gaismair”)
Vor vierzig Jahren wurden Leute die-     gewesen, ja gar die Magna Charta
ser Art noch als Querdenker, Nörgler,                                              Die Tiroler Freiheitsbriefe wurden ein-
Geschichtszerstückler oder Künstler                                                mal genau untersucht und siehe da,
bezeichnet, die das eigene Nest                                                    man fand, daß es kluge Papiere
beschmutzen oder “künstlerische                                                    waren. Dem Volk wurden unter politi-
Freiheiten” falsch verstünden.                                                     schem Druck Freiheiten versprochen.
Die Landesväter jener Generation                                                   Aber wurden sie dem Vok auch in der
von widerborstigen Kindern, die                                                    Weise, wie es geschrieben wurde,
“make love not war” predigten, bür-                                                gegeben? Nein. Die Versprechen
gerliches Publikum beschimpften und                                                wurden ebenso wenig eingelöst wie
sich gegen ihre despotischen Väter                                                 jene, die dem Volk 1525 von klugen
auflehnten, diese Väter waren erst                                                 Fürsten gegeben wurden. Die “große
schockiert, doch dann haben sie sich                                               Freiheit” war ein “Versprecher”.
schlau gemacht: “Wer schimpft, der                                                 Die Veränderungen im Tiroler
kauft”.                                                                            Geschichtsbewußtsein hinterließ auch
Sie waren eben so klug wie jene, die                                               kulturell Spuren.
den Bauern und Knappen des Jahres                                                  Diejenigen, die Spaß daran hatten,
1525 die Schneid abkauften und den                                                 patriarchalische Wahrheiten als Kli-
Rebellen Freiheiten versprachen, um                                                schees zu entlarven, wurden nicht
dann am Ende zu den alten Zustän-        Berühmt und berüchtigt: Georg von         mehr geächtet, sondern fanden
den zurückzukommen. Michael Gais-        Frundsberg, der oberste Feldhaupt-        zunehmend Publikum, das die muti-
mair scheiterte an der Klugheit der      mann Tirols mit seinem Stammschloß        gen EntlarverInnen beklatschte.
Fürsten und an der Schlauheit der        oberhalb von Schwaz                       Die Geschichte der Telfer Volks-
Habsburger, die Jahrhunderte damit                                                 schauspiele ist ein signifikantes Bei-
gut gefahren sind, nur so viel zu        Tirols. Der Wunsch nach Tiroler Iden-     spiel dieser Entwicklung.
                                         tität brauchte diesen Stolz und hinter-   Seit 1980, vom Beginn ihrer eigenen
                                         fragte die historischen Dokumente         Geschichte an, träumen die Telfer,
                                         nur wenig.                                vormals Haller, Volksschauspiele von
                                         Zu Beginn der Achziger-Jahre des          einem Michael-Gaismair-Stück aus
                                         zwanzigsten Jahrhunderts begann die       der Feder Felix Mitterers. Der
                                         Änderung im Geschichtsbewußtsein          Wunsch entspricht einer kulturpoliti-
                                         eine deutlichere Sprache zu finden.

                                         Der Bundschuh, Symbol der revolu-
                                         tionären Bewegung 1525. Ihr Ziel war
                                         es letztlich, nur dem Kaiser und dem
                                         Papst untertan zu sein, die Leibei-
                                         genschaft und die herrschaftlichen
                                         Abgaben sowie alle anderen
                                         Beschränkungen aufzuheben und die
                                         Pfaffengüter aufzuteilen.
6
Spiel 2/ 01 in Tirol - Theater Verband Tirol
schen Haltung, die vor zwanzig Jah-
ren noch zu hitzigen Debatten Anlaß
gab. Im Namen Michel Gaismairs
(Programm der 1976 gegründeten
                                                                                      HPW
                                                                                     HANS PERO WIEN
Michael-Gaismair-Gesellschaft) traten
kritische Tiroler Köpfe gegen “politi-
sche, kulturelle und soziale Intoleranz”
und für die “Entwicklung von als                                                      BÜHNEN-UND MUSIKVERLAG
Untertanen gehaltenen Menschen zu
mündigen Staatsbürgern” (Gaismair-
Kalender 1982) auf. Der Witz dabei                                                      KARL BACHMANN
war, daß die aufmüpfige Jugend von                                                      DER UNVERBESSERLICHE
der gelästerten Obrigkeit nicht einfach    “Der Geschichte Pflicht ist es, dafür
mundtod gemacht worden ist, sondern        zu sorgen, daß die Gerechtigkeit
sie wurde auch landesväterlich unter       über den Gräbern der Gefallenen                THEO BRAUN
die Fittiche genommen und begann           wache. Wenn es jedoch überhaupt                BESUCH AUS TEXAS
sich dabei selbst zu etablieren.           schwer ist, bei geheimen Plänen und
                                           Unternehmungen die Handelnden,
Heute läßt sich die Figur Michael
Gaismair nur mehr mit großen Ein-          ihre Gedanken, Triebfedern und
                                                                                      ERNEST HENTHALER
                                                                                           DIE GLÜCKSMÜHLE
schränkungen vor revolutionäre Kar-        Werkzeuge ans Licht hervor aus                  DIE SCHATZTRUHE
ren spannen. Er taugt aber allemal         ihrem Dunkel zu ziehen, so ist es
noch zur Enlarvung von Klischees und       besonders schwer in unserem Falle”
                                           (Wilhelm Zimmermann)
zur Entmythologisierung. Michael
Gaismair ist, im Gegensatz zu And-
                                                                                      FRITZ HOCHWÄLDER
                                           zwar zu verehren, aber ihn dennoch           DAS HEILIGE EXPERIMENT
reas Hofer eine historische Gestalt,                                                     DER HIMBEERPFLÜCKER
                                           als eine Figur im Getriebe seiner Zeit
die zur Ernüchterung Anlaß gibt und                                                        LIEBE IN FLORENZ
                                           zu sehen.
uns vor Pathos warnt.                                                                        DIE HERBERGE
                                           Franz Kranewitter beklagte sich am
Welcher Bogen ergibt sich in der                                                              DER BEFEHL
                                           Ende seines Lebens, daß sein “Michel
Spannung zwischen den Geschichts-                                                                 U.A.
                                           Gaismair” immer nur in politischen
bildern Mitterers und Kranewitters?
                                           Zusammenhängen gesehen worden
Gegen Ende der Monarchie ging es
                                           sei. Man hätte vergessen, daß in Tirol
darum, die bäuerliche Bevölkerung,
                                           “Demut vor Gott, Heimatliebe und          FRANZ KRANEWITTER
also den viel zitierten “kleinen Mann”
                                           Rebellentum” zusammengehören.                   DIE TEUFELSBRAUT
als Hauptfigur der Revolution an der
                                           Kurzum, Kranewitter war so unbe-                UM HAUS UND HOF
Schwelle der Neuzeit zu sehen. Kra-
                                           darft, daß er die Hoffnung hatte, Kul-        DIE SIEBEN TODSÜNDEN
newitter hatte den Mut, seinen Helden
                                           turkritik könne zwischen Politik und             EINAKTERZYKLUS
                                           Kultur, und zwischen historischer und                  U.A.
                                           künstlerischer Wahrheit unterschei-
                                           den. Das Leben und der Mythos
                                           Michel Gaißmayr sind indes ein
                                           Musterbeispiel für das Fehlen der Ein-      KARL SCHÖNHERR
                                           sichten, daß herrschende Geschichts-           GLAUBE UND HEIMAT
                                           schreibung immer nur das Abziehbild             DER WEIBSTEUFEL
                                           von Ansichten herrschender Mei-                  FRAU SUITNER
                                           nungsmacher ist.                                     ERDE
                                           Seit der großen deutschen Bauernre-                    ES
                                           volution 1525 hat sich jede Zeit ihren                etc.
                                           “Michl” neu geschaffen. Und wie sieht
                                           die Figur heute aus? Gerade weil wir
                                           immer mißtrauischer gegenüber soge-        WEITERS ZAHLREICHE ERFOLGE
                                           nannten “objektiven historischen Tat-      AUS DEN WIENER KAMMERSPIE-
                                           sachen” werden, gewinnt das Künstle-                   LEN
                                           rische in der Betrachtung der             SOWIE AUS FILM UND FERNSEHEN
                                           Geschichte an Bedeutung. Mag sein,        (OTHELLO DARF NICHT PLATZEN,
                                           daß Felix Mitterers “Michael Gaismair”         DINNER FÜR SPINNER,
                                           gerade zu rechten Zeitpunkt kommt,          DER NACKTE WAHNSINN ETC.)
                                           an dem abseits tagespolitischer Nutz-
                                           werte politische Utopien als kulturelle
                                           Werte entdeckbar sind. Das sind sie
                                           aber nur, wenn die rosaroten Brillen          1010 WIEN
                                           mit den Filtern der Verteufelung bzw.
                                           Heroisierung in den Sondermüll             BÄCKERSTRASSE 6
                                           geworfen werden.
                                                                                       TEL 01 512 34 67
                                           Titelbild “Gaismair Kalender 1982”          FAX 01 512 34 674
                                                                                7        pero@cso.at
                                                                                     15 August Renaiccancefest
Spiel 2/ 01 in Tirol - Theater Verband Tirol
Die “böse Mutter” und die Politik
Zur Nassereither Terentener
und Telfer Teufelsbraut
                                                                                  Ein Ereignis der dritten Art ergab sich
                                                                                  aus dem Umstand, daß die “Teufels-
                                                                                  braut” von Franz Kranewitter in drei
                                                                                  ganz unterschiedlichern Inszenierun-
                                                                                  gen in Tirol zu sehen ist.
                                                                                  Am 17. Juni war fast das ganze
                                                                                  Ensemble der Heimatbühne Teren-
                                                                                  ten/Südtirol zum Gegenbesuch bei
                                                                                  der Franz Kranewitter Bühne Nasse-
                                                                                  reith. Beide Bühnen feiern in diesem
                                                                                  Jahr ihr 25jähriges Jubiläum. Beide
                                                                                  suchten sich aus gegebenem Anlaß
                                                                                  unabhängig voneinander “Die Teu-
                                                                                  felsbraut” von Franz Kranewitter aus.
                                                                                  Die Wahl in Nassereith lag nahe.
                                                                                  Immerhin ist hier der Heimatort des
                                                                                  Tiroler Dramatikers. Die Bühne
                                                                                  bekennt sich zu ihm als Leitfigur und
                                                                                  trägt seit kurzem seinen Namen, wie
                                                                                  über dem Portal zu lesen ist: “Franz-
                                                                                  Kranewitter-Bühne”. So weit sind
                                                                                  nicht einmal die Axamer gegangen,
                                                                                  die zwar für “ihren” Karl Schönherr
                                                                                  ein Theater gebaut hatten, aber beim
                                                                                  Namen blieben sie auf Distanz.
                                                                                  Was war ausschlaggebend für die
                                                                                  Wahl in Terenten? Das Stück bietet
                                                                                  und verlangt alles, was man sich für
                                                                                  eine Festaufführung im großen Stil
                                                                                  erwarten kann: einen Stoff, der zum
                                                                                  Nachdenken anregt, der herausfor-
                                                                                  dert aber nicht überfordert, der viele
                                                                                  Möglichkeiten zur Schaustellung, zu
                                                                                  Prang und Komödiantik offen läßt.
                                                                                  Und dann kommt vielleicht noch
                                                                                  etwas dazu. Es gibt niemanden
                                                                                  mehr, der vorschreibt oder nahelegt,
                                                                                  was zu einem festlichen Anlaß zu
                                                                                  spielen wäre. Die Regeln des Feierns
Was wollt Ihr noch von mir? Ich bin Eure Staatsmami. Ich ernähre Euch. Jeder
                                                                                  werden selbst aufgestellt und folgen
von Euch ist mir gleich nahe. Ich habe immer nur das Beste für Euch getan. Ich
habe für Euch meinen Sohn geopfert. Gut, ich lasse einiges Volk im Feuer bra-     keinem festgeschriebenen Ritus, an
ten und es siedet in Kesseln mit heißem Öl. Aber bei mir in der Hölle ist daran   den man sich zu halten hätte. Nicht
noch niemand gestorben. Und so erhebe ich beschwörend meine Hände,                minder aber sind dabei Leitbilder
beteuere meine Unschuld im Namen von Ruhe und Ordnung und bin mir des-            gefragt. Kranewitter ist so eines,
sen sicher, daß Ihr mich liebt, wie eh und je Untertanen fähig zur Verehrung      nicht durch seine Person, sondern
sind. Ich habe keine Macht aus der Hand geben können. Leider, schade. Ich         durch Inhalte. Und da wird “Die Teu-
hätte mich selbst gerne entlastet. Es ging eben nicht anders. Nun habe ich        felsbraut” offenbar zum Bekenntnis.
meinen liebsten geistlichen Würdenträger zum Kardinal ernannt. Ich habe mei-      Hat es etwas mit der barocken Ver-
nen Mustergelehrten vom Galgen heruntergeholt, auf den ich ihn hatte hängen       kleidung zu tun? Volkstheater des
lassen. Ich bin repräsentativ für Euch. Meine Figur und meine Kleider machen      zwanzigtsen Jahrhunderts, so wie es
Mode und Euch stolz auf mich. Ich bin zwar Mutter aber als solche so jung und
                                                                                  die Erneuerer der Generationen von
rein wie die Mutter Maria in Passionsspielen und so begehrenswert wie eine
                                                                                  Ödön von Horvath bis F.X. Kroetz
Frau nach Euren Wünschen.
8
Spiel 2/ 01 in Tirol - Theater Verband Tirol
Am Ende spielte auch noch Regis-
                                          seur Reinhard Auer in Nassereith mit.

                                          verstanden haben, bedeutete, sich
                                          der sozialen Realität der Gegenwart
                                          zu stellen. Das bedeutete Kritik am
                                          Kleinbürgerverhalten, Aufzeigen
                                          sozialer Konflikte, Aufrufen zur Inte-
                                          gration und das spielerische Wahr-
                                          nehmen von Gegenwart. Nichts
                                          davon erfüllt “Die Teufelsbraut”. Die
                                          Satire versteckt ihre Kritik in eine
                                          Geschichte nach dem Denkmuster
                                          einer in Himmel, Erde und Hölle
                                          geteilten Welt.
                                          Die Theatergeschichte bezeichnet
                                          gewöhnlich die Hinwendung von
                                          barocken Träumen zur Realität als
                                          Fortschritt. Berühmtestes Beispiel:
                                          Raimund lebte noch in einer Bühnen-
                                          welt der Träumereien, die von Feen
                                          und Geistern bevölkert ist. Dann kam
                                          Nestroy mit satirischem Blick, zerstör-
                                          te das biedermeierliche Theater der
                                          Flucht in den Traum und zeigte am
                                          Theater, was Sache ist. Das, was in       Lust gegen Machtverlust. Ein “flotter
                                          seinen Stücken hin und wieder noch        Dreier” hilft über manchen Verlust
                                          “überirdisch” anmutet, ist nur mehr       hinweg, denkt sich die Teufelsköni-
                                          eine Seifenblase, die er mit der Lust     ginmutter und schickt ihrem Sohn
                                                                                    zwei Hofdamen ins Bett.
                                          am Platzen-Lassen ansticht, bzw.
                                          eine Eierschale, die er auf der Bühne     der Erde und in der Hölle und in der
                                          ausbrütet.                                realistischen ebenso wie in der
                                          “Die Teufelsbraut” entzieht sich den      Gleichnishaften. Kranewitter schützte
                                          Mustern der Entwicklung. Sie lebt im      sich und seine Kritik an den politi-
                                          doppelten Sinn in zwei Reichen, auf       schen Zuständen seiner Zeit, die er in
Der Tod, der mit Schnaps zum Han-
deln bzw. Nichthandeln gebracht wird
ist ein Urbild des Volkstheaters und
im “Brandner Kasper” zum Mythos
geworden.
In der “Teufelsbraut” bedient sich der
höchste geistliche Würdenträger des
Alkohols, um den braven Tod im
Interesse der höllischen Ordnung zu
überlisten.
Der Tod ist hier keine personifizierte
Glaubensvorstellung wie etwa noch
im “Jedermann”, sondern aus Fleisch
und Blut, wenn auch zaundürr. Er
träumt vom eigenen Haus und Herd.
Nur dieser Traum ist ebenso tot wie
der Glaube an die Gerechtigkeit auf
dieser Welt. Der “treue Knecht” ist
dem “schlauen Knecht” (im Bild/ Nas-
sereith) immer unterlegen. Es gibt
keinen Lohn für das “Brav-Sein”. Der
Tod hat für den Himmel gearbeitet
und die Hölle verweigert ihm die Pen-
sion. Der “Tod” in diesem Spiel ist ein
“reiner Narr”, denn es geht ihm nicht
in den Kopf, daß er in dieser Weise
um seine wohl verdiente Ruhe
gebracht werden soll.
                                                                                                                            9
Spiel 2/ 01 in Tirol - Theater Verband Tirol
seinem Stück
                                                                  angegrifrfen hat
                                                                  durch das Mär-
                                                                  chenhafte. Die-
                                                                  ser Schutz wäre
                                                                  heute nicht nötig.
                                                                  Es gibt keine
                                                                  Zensur mehr.
                                                                  Bedeutet die
                                                                  Entscheidung,
                                                                  ein Stück aus
                                                                  der Vergangen-
                                                                  heit zu spielen,
                                                                  dessen Kritik
                                                                  nicht mehr wirk-
                                                                  lich beißt, die
                                                                  Entdeckung von
                                                                  “Klassik” im
                                                                  Volkstheater?
                                                                  In Witz verpackt
                                                                  ist die teuflische
                                                                  Geschichte nicht
                                                                  nur Kritik an den
                                                                  poitischen
                                                                  Zuständen der
                                                                  Habsburgermon-
                                                                  archie. Die lustvoll barocke Ver-
                                                                  packung der Satire macht es
                                                                  möglich, daß sich jeder Zuschau-
                                                                  er, und jeder wohl in unterschiedli-
                                                                  cher Art, sich seinen Teil denken
                                                                  kann. Während die “Teufelsbraut”,
                                                                  die im Rahmen der Tiroler Volks-
                                                                  schauspiele in der Inszenierung
                                                                  von Ruth Drexel in die zweite
                                                                  Sommerrunde geht, manche
                                                                  Aspekte der persönlichen Tragödi-
                                                                  en im Stoff bewußt bricht, wirkt
                                                                  die Nassereither Inszenierung
                                                                  gerade in diesem Punkt hautnah.
                                                                  Mit leidenschaftlich erotischer
                                                                  Egozentrik hockt da die Teufels-
                                                                  königin Mutter auf ihrem tandyhaf-
                                                                  ten Sohn. Aus dem kann ja gar
                                                                  nichts im Leben werden, wenn sie
                                                                  ihn wie eine Spinne umgarnt. Die
                                                                  höllische Staatstragödie mit Revo-
     Das Bild könnte aus der “Teufelsbraut” aus Telfs (Tiroler    lution und monarchischem
     Volksschauspiele) oder Nassereith (in der Regie des          Zusammenbruch wird in dieser Art
     Landesspielleiters Reinhard Auer) sein, oder Terenten,       ganz handfest zur Kritik am man-
     wo die “Teufelsbraut” als Freilichtaufführung zu sehen       gelnden Vermögen von Gewaltha-
     ist. Oder ist es gar aus dem Todsündenzyklus von Franz
                                                                  berInnen, loszulassen. Sie kön-
     Kranewitter in Schwaz, mit dem Markus Plattner in
     Schwaz ein Sommer-Highlight plant? Nein, es zeigt auch       nen nicht teilen und herrschen
     nicht die Buhlschaft im “Jedermann”, die ihr verführeres     daher mit Zuckerbrot und Peit-
     Wesen auf dem Thaurer Schloß in der Regie von Helmut         sche. Zu all diesem gibt es in der
     Wlasak zur Schau stellt. Nein, es ist - graphisch verfrem-   Telfer Inszenierung keine Entspre-
     det, eine Höllenszene aus “Arme Teufel” der Freilichtauf-
                                                                  chung. Das Versagen des Thron-
     führung in Birgitz.
                                                                  folgers als Mann steht nicht zur
                                                                  Debatte, denn er wird von einer
                                                                  Frau gespielt. In Telfs lenkt die
10
Der Schein trügt. Die Natür-     Kammerdiener von Lisis Liebhaber
                                                     lichkeit des Bauern-             Hansi - stark gespielt von Marco Mang -
                                                     mädchens fasziniert den          verdroschen. Beide kehren unverrichte-
                                                     tendyhaften Thronfolger. Er      ter Dinge in die Hölle zurück. Doch Bel-
                                                     liegt vor ihr im wahrsten        zebub liebeskrank vor Sehnsucht, gibt
                                                     Sinn des Wortes auf den          nicht auf und macht mit dem Tod - köst-
                                                     Boden. Die “reine Magd”
                                                                                      lich dargestellt von Markus Falbesoner -
                                                     wird zur Braut des Prinzen
                                                                                      einen Handel, der sich daraufhin bereit
                                                     in der Hölle der Dynastie.
                                                     Der Autor läßt Gnade vor         erklärt, seine Angebetete zu ihm in die
                                                     dem Recht auf das Bauern-        Unterwelt zu entführen. Doch die Mutter
                                                     mädchen - Opfer walten.          des Belzebuben, Satania - hervorra-
                                                     Sie überlebt “scheintot” die     gend gelebt, keineswegs überzogen
                                                     mörderischen Mechanis-           und überzeugend dargestellt von Lydia
                                                     men der Macht und kommt          Thurner - ist mit der neuen Schwieger-
                                                     auf die Erde zurück.. Der        tochter keinesfalls einverstanden. Es
                                                     Traum von der Verbindung         bahnt sich eine "höllische Revolution"
                                                     zwischen dem Volk und            an, die nur durch das geschickte Agie-
                                                     dem Herrscher ist ausge-         ren des höllischen Hofpredigers Cujo-
                                                     träumt. Erzherzog Johann
                                                                                      nazl - köstlich dargestellt von Dietmar
                                                     ade. Unsere Braut ist keine
                                                                                      Unterlechner - und des höllischen Mini-
                                                     Anna Plochl und auch keine
                                                     Lady Di. Sie bleibt              sters Exzellenz Pfuhliel, - Thomas
                                                     unberührt vom Anfang an          Köhle - niedergeschlagen werden
                                                     bis zum Ende. Der Lohn für       kann....
                                                     den Verzicht sind 30.000         Das Bühnenbild ermöglichte kurze,
                                                     Dukaten, damit das Stück         schnelle Umbauten und wurde von Wer-
                                                     ein Ende hat.                    ner Mittermayer, Stefan Schönherr,
                                                                                      Erwin Köhle entworfen. Unterstützt mit
Kunst das Interresse ganz auf die          "Die Teufelsbraut" von Landesspielleiter   dem Können der Maskenbildnerin Trude
Staatssatire. Erotik, die in Nassereith    Reinhard Auer verstand es, die Darstel-    Nothdurfter und der guten Ausarbeitung
die Geschichte zum psychologischen         ler mit ausgewogenem Dialekt und           der kürzeren Rollen und Nebenrollen,
Fallbeispiel macht, bleibt in Telfs die    gekonntem Bühnendeutsch agieren zu         sowie den gesamt eingebrachten
Nebensache zur Haupt-und Staatsakti-       lassen. Der Belzebub, inkognito Baron      Regieideen wird dieses Satire zum
on.                                        Lüftel - hervorragend gespielt von Ste-    Erlebnis. Ein riesiges Kompliment dem
Am “ernstesten” nahm man den Stoff         fan Schönherr - kommt mit seinem dia-      Landesspielleiter Reinhard Auer und vor
bei der Freilichtaufführung in Terenten.   lektsprechenden Kammerdiener Stoffel,      allem den Darstellern seiner Franz Kra-
Die gequälten Kreaturen aus dem            sympathisch gelebt von Werner Mitter-      newitter-Bühne. (Karl Schatz, Landes-
Volk, sonst nur durch Schreie hinter       mayer auf die Erde wo sie das junge,       spielleiter)
der Bühne angedeutet, taucht hier in       hübsche und unschuldige Land-
Gestalt abgerissener Menschen mit          mädchen Lisi treffen, sehr gut von Mich-   li. unten:Der Thron bleibt ihr und sie
fahlen Gesichtern auf oder als Lakai-      aela Ruepp dargestellt, die durch ihr      duldet um sich nur Drohnen. Eine
                                                                                      glänzende Idee hatte Regisseur Engl
en, die zur Dekoration erniedrigt wer-     liebliches Wesen das Herz des "Belze-
                                                                                      in Terenten mit dem “lebenden
den. Eine Idee von besonderer Sinn-        buben " gewinnt. Er wirbt um ihre Gunst
                                                                                      Thron”. Lakaien werden zu tragenden
kraft war dabei der Höllenthron mit        und möchte sie in sein Reich mitneh-       Bestandteilen der Dekoration
den eingemauerten Köpfen. (e.s.)           men, doch wird Belzebub und sein           unten: Die Königinmutter in Terenten

                                                                                                                           11
stück-
                                     Die Nacht mit Adolf
                                     3D,4H,1Dek                     Otto Grünmandl/Christoph
                                     Ekkehard Schönwiese            Well

         gut
                                     s´Almröserl                    (Biermösl Blosn´)
                                     Ein Stubenspiel                Der Jodler vom Karpaten-
                                     2D,3H, 1Dek.                   schloss
                                                                    Eine Alpenoperette
                                     Ekkehard Schönwiese            3D,4H (17 Rollen), Stat.,
                                     Unterm                         Wechseldek.
                                     Zwetschgenbaum
                                     Volkskomödie                   Herbert Knopp
                                     5D,5H,1Dek.                    Wintersturm
     Bühnen und Musik-               Ekkehard Schönwiese/
                                                                    2D,1Dek.
           verlag GmbH               Ruth Deutschmann               Georg Kreisler
        Marienplatz 1 D              Höllerhansl, hilf!             Du sollst nicht lieben
                                     Ein zauberischer Schwank       1D,1H,1Dek.
        80331 München                5D,5H,1Dek.
        Tel.: 089/293178                                            Georg Kreisler
        Fax 089/226757                                              Ein Tag im Leben des Pro-
                                                                    pheten Nostradamus
          e-mail stueck-                                            Musical
           gut@aolcom.                                              2D,9H, (14 Rollen) Wechsel-
                                     Die schönsten                  dek.
                                     Klassikerbearbeitungen
                                     Edmond Rostand
                                     Cyrano de Bergerac
     Die schönsten                   Bearbeitung von
     Komödien                        Carsten Ramm                   Die schönsten
                                     4D,4H (23 Rollen)Stat.,1Dek.   Kinder- und Jugend-
     Friedrich Forster                                              stücke
     Antiquitäten                    Eugene Scribe/Georg Kreis-
     Neufassung von                  ler                            Mme Leprince de Beaumont
     Eva Hatzelmann                  Das Glas Wasser                Die Schöne und das Biest
     3D,3H,1Dek.                     Musik                          Bearbeitung von
     Erstsendung Bayerischer         von Georg Kreisler             Carsten Ramm
     Rundfunk, Reihe Chiemgau-       4D,4H,1Dek.                    3D,2H,Stat., Wechseldek.
     er Volkstheater 12.11.´99
                                     Alexandre Dumas                Tini Cermak/Andreas
     Alois Haider                    Die drei Musketiere            Moldaschl/
     Starker Tobak                   Bearbeitung von                Alvaro Solar
     Bearbeitung von                 Axel Plogstedt                 Vorsicht Grenze!
     Eva Hatzelmann                  3D,5H, (31 Rollen)             1D,1H,1Dek.
     3D,4H,1Dek.                     Stat.,Wechseldek.              Jan-Dormann-Preis 1998

     Eva Hatzelmann                  Wilhelm Hauff                  Wilfrid Grote
     Jedem die Seine                 Das Wirtshaus im Spessart      Es waren zwei Königskinder
     3D,3H,1Dek.                     Bearbeitung von Axel Plog-     1D,1H,1Dek.
                                     stedt                          Eingeladen zur Expo - 2000
     Monika Hirschle                 4D,4H, (16 Rollen)Stat.,
     A schöne Bescherung             Wechseldek.                    Wilfid Grote
     4D,4H,1Dek.                                                    HansMeinIgel
                                     William Shakespeare            3D,3H,(17 Rollen)1Dek.
     Monika Hirschle                 Ein (Mitt-) Sommernachts-
     Weiberwirtschaft                traum                          Wolfram Hänel
     4D,1Dek.                        Bearbeitung von Axel Plog-     Der kleine Häwelmann
                                     stedt                          1D,2H,1Musiker,1Dek.
                                     3D,5H, (21Rollen) Stat.,
                                     Wechseldek.                    Y York
     Die schönsten                                                  Regen. Fische.
     Volksstücke                                                    Keine Elefanten.
                                                                    Deutsch von
     Ludwig Ganghofer                                               Peter Frötschl
     Der Geigenbauer von Mitten-                                    Ein Science-
     wald                                                           Fiction-Jugendstück
     Neufassung von                  Die schönsten                  4D,2H,1Dek.
     Eva Hatzelmann und Werner       Stücke und Musicals
     Zeussel                                                        Sabine Zaplin
     4D,8H,1Dek                      Jorge Diaz                     Bleibt unter uns
     Auch als Freilichtfassung mit   Exzess                         Jugendstück
     größerer Besetzung erhält-      Deutsch von Gisela Kahl u.     2D,4H,Wechseldek.
     lich!                           Alejandro Quintana
     Franz Geiger                    1D,1Dek

12
Das Urteil von Hans Weigel          tung der Rattenberger
über die “Frau Suitner” war         Bühne, die er zu einer
ein Meilenstein in der              Mustereinrichtung im Land
Rezeption des Tiroler Dra-          gemacht hatte. “Wenn wir
matikers, der bis dahin             schon ganz neu anfangen
immer wieder im Geruch              müssen”, so waren sich der
des “Provinziellen” und             Regisseur Pepi Pittl und Dr.
Rechtslastigen stand. Wei-          Alfred Schmidt, der neue
gel schrieb: “Schlagt mich          Obmann einig, “dann muß
tot, haltet mich für vernagelt      es ein Schnitt sein.”
oder schwachsinnig, ver-            Mit dem 1917 uraufgeführ-
lacht mich oder belächelt           ten Stück kam der Autor
mich oder beschimpft mich:          seinen zwei Hauptintentio-
Ich halte Karl Schönherr für        nen sehr nahe, erstens es
einen genialen                                       dem Vorbild
Dramatiker, für                                      Hernik Ibsen
den bedeutend-                                       gleich zu tun
sten Stücke-                                         und zwei-
schreiber, den                                       tens in einer
Österreich je                                        auf ein Mini-
hervorgebracht                                       mum redu-
hat. - Ich halte                                     zierten Dikti-
“Frau Suitner”                                       on der
für sein schön-                                      Befindlich-
stes, dichtestes, Maria Pöschl - das lebende         keit
edelstes, reif-        Vorbild der Frau Suitner      bedrängter
stes Drama.                                          Menschen
Und noch mindestens vier            auf den Grund zu kommen.
weitere Stücke verdienen            Merkwürdig: Während man-
es, zum klassischen Reper-          che szenische Seelenstudie
toire unserer Theater zu            über Lebenslügen aus der
gehören!                            Feder des Skandiaviers
Bei diesem Lob erübrigt             von der Zeit überholt
sich jede weitere Rechtferti-       scheint, hält die Analyse
gung, weshalb “Frau Suit-           der “Frau Suitner” stand.
ner” 2001 im Sommer auf             Das mag daran liegen, daß
der Schloßbergbühne in              Schönherr hier eine ganz
Rattenberg gegeben wer-             persönliche Begegnung
den soll, zumal es hier             “aufzuarbeiten” hatte und
auch eine geeignete Beset-          sich Verletzungen von der
zung -allen voran Claudia           Seele schrieb. Aber auch
Lugger - gibt, um diese aus         eine öffentliche Welt ging

                                                                                     w.w.w.lomo.com lomo is a lifestyle
dem Leben gegriffene psy-           da 1917 in die Brüche und
chologische Studie umzu-
setzen.
Es empfahl sich auch vom
                                    es blieben Menschen in
                                    unterschiedlichster Art auf
                                    der Strecke. Die “gute alte       Frau
                                                                      Suitner
ursprünglichen Vorhaben             Zeit” ging zu Ende und es
der Wiederaufnahme von              war da keine Hoffnung auf
“Kein Platz für Idioten” von        ein Überleben mit dem bra-
Felix Mitterer nach dem Tod         ven Kreuzerln -Sammeln.
von Nikolaus Winkler                Krieg, Inflation und Not
Abstand zu nehmen. Er war           begannen alles hinwegzufe-        Schlossberg-
                                                                      spiele
lange Jahre nicht nur der           gen, was vormals beständi-
Obmann des Vereines son-            gen Wert zu haben schien.
dern auch ein glänzender
Volksschauspieler und
                                    Ob mit oder ohne Kind: die
                                    Zukunft der beschaulichen         Rattenberg
Befürworter der inhaltlich          Kontinuität hat aufgehört.        Volksschau-
                                                                      spielverein
kritischen Spielplanausrich-
Juni: 26.30.
Juli: 1.2.3.4.5.8.9.10.17.18.19.20.24. 25.26.27.31.
August: 1.2.3.
Kartenvorbestellung: 0043/(0)5337/67788
w.w.w..rattenberg.at/schlossbergspiele
Beginnzeit: 21.00 Uhr
                                                                                     13
Die Päpstin
von Heinz R. Unger    Regie: Herbert Riha   Musik: Christine und Ferdinand Köck

Haben Sie schoin einmal von      kei, sich zu bilden versagt      mpartisanen, der gegenwär-
der Päpstin Johanna ghört.       geblieben. Sie schloß ihr Stu-   tig in Osttirol verfilmt wird,
Ja, gehöt haben Sie vielleicht   dium in Athen ab und hielt       sondern auch Stücke wie
einmal von ihr, aber, was        sich dann in Rom auf. Nach       “Die Drei-Euro-Oper” oder
haben Sie sich dabei             dem Tod Leos IV. wurde sie       “Hoch hinaus”.
gedacht, als sie von ihr         unter dem Namen Johannes
gehört haben? Die Männer         Anglicus zum Papst gewählt.      Spieltermine:
denken immer nur an das          Während einer Prozession         Aug: 3.4.10.11.17.18.24.25.31
eine. Immer nicht aber oft.      gebar sie drei Jahre danach      Sept: 1-7.8.9.
Und Sie, als Frau? Eine          ein Kind. Weder sie selbst       Spielbeginn: 20.30 Uhr
schöne Geschichte? Nein!         noch das Neugeborene über-       Abendkasse: ab 19.30 Uhr
Diese Päpstin scheint es         lebten. Und wenn - gegen         Vorverkauf: 0541269100
tatsächlich gegeben zu           alle Vermutung - das Leben       online:www.imst.at
haben, so sagenhaft ihr          der Päpstin “nur” eine
Leben auch klingen mag. Im       Lebende ist, so ist doch die
17. Jahrhundert war der Kir-     schon real genug und fordert
che die Sache peinlich und       dazu auf, über die Rolle der
man vernichtete Dokumente.       Frau auf Erden jenseits der
So ist nur wenig über die        “Mutter Gottes” und der “hei-
Päpstin Johanna bekannt          ligen Hure” in der katholi-
und es wird manches Legen-       schen Kirche nachzudenken.
de bleiben. Immerhin wissen      Heinz R. Unger hat darüber
wir, daß sie aus Ingelheim       nachgedacht. Der gelernte
stammte und einen englisch-      Schriftseter und Werbetexter
stämmigen Vater        hatte.    lebt seit 1968 als freier
Sie verbrachte           als     Schriftsteller. Das Jahr
Mönch Jahre                im    besagt, daß er ein kritischer
Kloster Fulda                    Autor ist, der allerdings
in der Verklei-                  genau weiß, was er dem
dung eines Man                   Publikum in erster Linie
nes versteht sich,               schuldig ist: Unterhaltung.
denn als Frau                    Aus seiner Feder stammt
ihrer Zeit wäre                  nicht nur “Zwölfdeläuten”,
ihr jede Möglich                 der Schwank über die Koral-

 Theaterforum Humiste Freilicht im Hof Schafwollspinnerei Meringer
                                Imst
“Der Jedermann paßt überall hin,
                          nur nicht nach Salzburg”, hat Hel-
                          mut Qualtinger einmal augenzwin-
                          kernd polemisiert und gleichzeitig
                          der Leiche ein langes weiteres
                          Leben vorhergesagt. Der Jeder-
                          mann” ist nicht umzubringen und
                          das liegt auch daran, daß der Stoff
                          den Bogen zwischen “Hoch”- und
                          Volkskultur spannt und mitten ins
                          Herz des Bedürfnisses nach Besin-
                          nung trifft. Mit archaischen Bildern
                          weist er die Unterhaltungssucht
                          ebenso wie mit dem Ruf: “Gedenke
                          des Todes” in die Schranken.
                          Schon vor der Premiere hieß es,
                          daß die Vorstellungen bis zum
                          Ende weitgehend ausverkauft sind.

                          Aufführungen:
                          Juni: 16... 27. 28. 29. (30)
                          Juli: (1) 4. 5. 6.7.8.
                          ab 20.30 Uhr Info: 0664/5780380
                          Zubringerdienst ab 19.00 Uhr ab
                          Thaur Gemeindeamt + 15 Min
                          Gehweg.

                          Die Idee des Theaters mit
                          “personifizierten abstrakta”
                          (“Glaube”, “Tod”, “Gute Werke”
                          etc.) ist im Volksschauspiel der
                          katholischen Restauration üblich
                          geworden. Noch heute ist die
                          Szene vom Jüngling mit dem Tod”
                          im Nikolausspiel ein Überbleibsel
                          barocker Spiele rund um den
                          “Jedermann” (=der Mensch,
                          Adam). Der “Jedermann” von
                          Hugo von Hofmannsthal entstand
                          kurz vor dem Ersten Weltkrieg.
                          Seine Erfolgsgeschichte danach
                          brachte Hofmannsthal mit dem

Jeder
                          Auftrag in Verbindung, wonach
                          der Verlust des “großen” Öster-
                          reich in der Kulturarbeit auszuglei-
                          chen sei.

mann
von Hugo von Hof-
mannsthal
Freilichtaufführung im
Thaurer Schloß
in der Regie von Helmut
Wlasak

                                                           15
MundArt-Verlag
Elfriede Wipplinger-
Stürzer
                                 MundArt-Verlag
Hochreit 14, D 85617
Aßling                 Stücke für die                 Die schönsten                  Flott und zeit-
Tel.: 08092/853716     Advents- und                   Märchen                        gemäß
FAX: 08092 / 853717    Weihnachtszeit                                                Boulevarstücke
                                                                                     in Mundart
Wipplinger@Mund-
Art-Verlag.de
www.MundArt-Ver-       Wolfgang Hierl                 Leonhard Seidl                 Antony Marriott und
lag.de                 Marie Borghese                 Der gestiefelte Kater          Alistair Foot Mund-
                       Ein Weihnachtsspiel um         nach dem Märchen der           artbearbeitet: Elfrie-
                       Liebe und Vorurteile in zwei   Gebrüder Grimm frei
                       Akten für 2 D 5 H 1 Dek        erzählt und mit Musik ver-     de Wipplinger
                                                      sehen für 8 Kinder 1 Dek       Zum Teife mit´m Sex
                       Werner Schlierf                                               (No Sex please)
                       Vierjahreszeiten               Willi Simader                  Schwank für 4 D 5 H 1 Dek.
                       Weihnachtsdspiel in            Das Glück in der
                       2 Akten für 4 Erwachsene       Erbse                          Werner Schlierf
                       und 7 bzw. 11 Kinder 1 Dek     Märchen in 1 Akt für           Herz mit “tz”
                                                      2 weibl. 7 männl. Darsteller   Komödie für 5 D 4 H 1 Dek
                       Reinhold Seibold               1 Dek
                       Schlüsselfertig                                               Reinhard Seibold
                       Komödie mit weihnachtli-       Die geteilte Beloh-            ´S Leben dalebn
                       chem Hintergrund für 3D        nung                           Komödie für 3 D 4 H (belie-
                       5 H 2 Dek                      Ein Märchen durchaus mit       big zu erweitern auf 13 D
                                                      Realitätsbezug in 4 Akten      16 H) in 3 Teilen und 8 Bil-
                       Hanns Vogl                     für 1 weibl. Darst. 9 männl.   dern
                                                      1 Dek
                       Die Un-heilige Nacht
                       Die weihnachtliche Legen-                                     Willi Simader
                       de übertragen ins Heute für    Die Prinzessin                 Ein Bild von Dürer
                       2 D 4 H 1 Dek                  die immer das letzte Wort      Boulevardstück für 3 D 2 H
                                                      haben wollte, Märchen in 1     1 Dek
                                                      Akt für 2 weibl. 6 männl.
                                                      Darst. 1 Dek                   Elfriede Wipplinger
                                                                                     Ois bloß Chemie
                                                                                     (Liebe?-Alles nur
                                                      Unsere Autoren:                Chemie!)
                                                                                     Boulevardstück für 5D 4 H
                                                      Franz Deimel, Rein-            1 Dek
                                                      hold von Greafen-
                                                      stein, Hans Her-
                                                      berts, Stefan Kay-
                                                      ser, Gerhard Loew,
                                                      Georg Maier, Wer-
                                                      ner Schlierf, Rein-
                                                      hard Seibold, Willi
                                                      Simader u.v.a.
Schurken wollt ihr ewig leben?                                                              Wie wär´s
                                                                                     wieder einmal mit einem
Der schurkische Kuno: Wie                               ´s Almröser oder Jenne-          Stück aus dem
sich Kassen füllen und                                      wein als Shooting-
marode Medien sanie-                                          Star: Wo er gefragt
ren lassen, weiß ein                                            wird, da taucht er
jedes Kind: mit Sex                                               auf. Man hat ihn
and Crime. Und                                                     hinterrücks
wenn da nicht die                                                   erschossen
moralische Hemm-                                                    und darum gei-
schwelle so hoch                                                     stert er als
wäre, Life-Hinrich-                                                 Legende bis
tungen verdrängten                                                  heute durch
auch noch die zug-                                                  Alpentäer und
kräftigsten Schlager-                                             lichte Höhen.
spiele vom Bilsd-                                                Der Wilddieb
schirm. Früher einmal                                          Jennerwein, der

                                                                                        Verlag
waren öffentliche Hinrich-                                   oberbayerische
tungen grauslich-schöne                                   Mythos kämpft gleich
Abschreckungs spektakel, die                          den Helden aus dem
sich niemand gerne entgehen ließ.         wilden Westen um Recht und Ehre
Von Königen bis hin zu Schurken, von      und die freie Jagd. Der Kassenschla-
Verbrechern bis zu Soldaten: das          ger von F. Winter wurde vor dem

                                                                                      Ingeborg
Köpferollen bietet Streitparteien, Sie-   Ersten Weltkrieg tausende Male
gern ebenso wie Hütern der Moral          gespielt. Nun wurde er wieder ent-
seltsam - befremdende Genugtung.          deckt, für die Iberlbühne in München
Die Weltliteratur ist ebenso voll von     vom Hausautor Mayer und in Tirol
Räubern, Wüstlingen und Schurken          brachte es die Stubenspielfassung

                                                                                        Bieler
wie das Theater auf trivialerer Ebene.    des Stoffes (von Ekkehard Schönwie-
Der Unterschied liegt nur bei der Waf-    ese) in Grinzens, Nassereith, Pfunds
fenart. Bei den Gerloser Westernspie-     und im Brixental innerhalb kurzer Zeit
len wird mit Pistolen, bei Wilder-        an die hundert Aufführungen. Heinz
stücken mit Gewehren und bei Ritter-      Adelmann, der erfolgreiche Theaterm-
spielen mit dem Beil im Namen             anager (Immer noch melden sich bei
ungeschriebener Gesetze erst gemeu-       ihm Neider wegen der Publikumsse-
chelt und dann im Namen des Rech-         nation der “Drei Teufel” in Hopfgarten
tes gerächt. Die Spirale der Gewalt,      200/1) aus dem Brixental ist mit einer
unbewältigt in der Realität, läßt uns     ganz neuen Idee unterwegs und bietet
auf der Bühne lachen oder erschau-        das Stück mit seiner “Jungen Bühne”
ern. Zum reinen Vergnügen - oder ist      nicht Zuschauern sondnern Veranstal-
das Köpfen beim “schurkischen Kuno”       tern an. ....Juni: 23. 18.00 Uhr Hohe
geworden unbesehen der ursprüngli-        Salve/ Freilicht; 29.: 20.30 Uhr Jäger-          Fred Bosch
chen Absicht, dieses Spiel als Toten-     häusl/Westendorf; Juli: 6.: 20.00 Uhr        Hilde Eppensteiner
tanz zu betrachten (Der Tod als Figur     Fritzwirt/Aschau; 21.:18.00 Uhr                 Hans Naderer
wurde mit der Zeit weggelassen.) .        Kelchsau/Hörbrandalm/Freilicht;                  Hans Lellis
Entstanden aus einst höchst ernst         August: 1.: 18.00 Uhr Hohe
gemeinten Ritterspielen und der           Salve/Freilicht; 10.: 19.00 IUhr Bri-            Carl Lingard
romantischen Verehrung einer Zeit, in     xenbachalm/ Freilicht /Brixen im              Helmut Schinagl
der der Handschlag noch Handschlag        Thale; 17.: 19.00 Uhr Brixenbachalm;            Emil Stürmer
und der Schlag zum Ritter noch etwas      24. 19.00 Uhr Stöck /Freilicht/Söll
gegolten haben, wurde das Ritterspiel     September: 19. 20.00 Uhr Gasthof
                                                                                           Alfred Tuma
zum “Mords - Spektakel”. “No amol         Alpenrtose 21. 20.00 Uhre Oberkas-              Ridi Walfried
und no amol” ruft das begeisterte         lach/Freilicht 26.: Leitenhof/Brixen im
Publikum dem Henker auf der Bühne         Thale; 30.: 20.30 UIhr Bachl wirt/                 u.v.a.
                                                                                             u.v.a.
zu, auf daß das Blut in Strömen fließe.                       Kirchberg; Oktober:
Und der Rächer schlägt abermals zu.                                   .....
Vulmar Lovisoni hat in der legendären
Zeit der Gründung des Tiroler
Volksbühnenverbandes vor vierzig
Jahren den “schurkischen Kuno
von Drachenfels” geschrieben.
Und seither wird geköpft, 1200
Mal. Und ein Ende ist nicht
abzusehen.
Wo: Kulturgasthaus
Bierstindl
 Juni: 26.27.28                                                                         Heuberggasse 60
Juli: 3.4.11.                                                                             A 1170 Wien
Aug.: 17.18.                                                                               01 455157

                                                                                                            17
Wer sagt´s denn? Wer jammert denn,
                                   daß es in Tirol keine Autoren gäbe?        Ausstellung:
                                   Es gibt sie und sie werden aufgeführt
                                   an allen Ecken und Enden. Nehmen
                                   wir den Fall Stefan Hellbert, wohnhaft
                                                                              “Notburga, Mythos
                                   bei Jenbach. Nach seinem Erfolg vor        einer modernen Frau”
                                   allem mit "Kreuzwechsel" hat ihn           ist bis zum 26. Oktober
                                   Peter Mitterrutzner beauftragt, ein
                                   Stück über die heilige Notburga zu
                                                                              im Augustinermuseum
                                   schreiben. Das ist seit zwei Monaten       in Rattenberg, im Muse-
                                   fertig geschrieben, aufgeführt und         um Tiroler Bauernhöfe
                                   abgespielt. Und Hellberts nächstes
                                   Stück, das Drama zweier zu Tod ver-
                                                                              in Kramsach und im
                                   urteilte Brüder (La Grand) steht schon     Schloß Matzen bei
                                   am Spielplan des Landbräukellers in        Reith täglich von 10.00
                                   Schwaz.                                    bis 18.00 Uhr zu sehen
                                   Halten wir uns einen Augenblick auf,
                                   werfen wir die Sichel, unsere Arbeits-     Tiroler Nationalangelegenheit als
                                   geräte, weg und gönnen wir uns die         "vaterländisches Schauspiel aus dem
                                   Sonntagsruhe, für die jene Dienst-         Mittelalter" vom Landesverband Tiroler
                                   magd aus dem Mittelalter einst             Volksbühnen neu herausgegeben.
                                   gekämpft hatte. Ein wenig mit Ruhe         (Bearbeiter nicht verzeichnet Sig.:
                                   betrachtet. Es fügt sich manches Kul-      4343-20 LTV-Archiv) So ist das mit
                                   turereignis in Tirol sonntäglich und       den meisten patriotischen Stücken:
                                   wunderbar koordiniert, obwohl es gar       Sie triefen vor Mitleid, ergehen sich in
                                   nicht koordiniert geplant war.             Bigotterie und schwelgen in nicht
                                   Die Südtiroler Bühne in Kaltern spielt     immer definierbaren vaterländischen
                                   das Stück "Notburga - Mythos" des          Gefühlen. Das mag wohl alles einmal
                                   Nordtiroler Stefan Hellbert. Und der       dem Empfinden des Publikums frühe-
                                   Stoff verbindet die Landesteile. Die       rer Zeiten entsprochen haben. Heute
                                   Rottenburger, bei denen Notburga im        stößt die große Theatergeste schnell
                                   Dienst war, hatten ihre Stammburg          an die Grenzen der Lächerlichkeit und
                                   zwar bei Rattenberg aber auch Güter        unterscheidet sich wohltuend von
                                   bei Kaltern. Der Sage nach soll die        grellen Event - Wunderwelten und
                                   Heilige am Schloßhügel der Leuchten-       voyeuristischer Bildschirmzauberei.
                                   burg das Wunder vollbracht haben,          Hellbert suchte nach der Botschaft
                                   daß Erbsen ohne Aussaat gewachsen          und fand in der Notburga eine mutige
                                   sind und Armen damit geholfen war. In      Gewerkschafterin, die in einem
                                   einer großen Reportage würdigte das        Gleichnis aus längst vergangener Zeit
                                   Magazin "Dolomiten" in seiner Ausga-       zur Besinnung aufruft: Laß am Sonn-
                                   be vom 4.5. 2001 das Theaterereig-         tag Euer Werkzeug los, um am sieb-
                                   nis. Immerhin machten 150 Mitwir-          ten Tag zu Euch zurück zu finden.
                                   kende die Freilicht - Aufführung im Hof    Arbeit darf Euch nicht fremd vor Euch
                                   des Schlosses Saalegg zum Großer-          selbst werden lassen. Und wenn Ihr
                                   eignis. Da ließ es sich auch Tochter       am Feld steht, bedenkt. Was Ihr ein-
                                   Katharina von Graf und Gräfin Kuen-        holt, sind nicht nur Nahrungsmittel
                                   burg nicht nehmen, mit dabei zu sein.      sondern Lebensmittel.
                                   Zunächst erging der Auftrag an Hell-
                                   bert lediglich, das alte Stück von Max
                                   Tribus zu überarbeiten, ging dann

Das
                                   aber auf weitere Quellensuche.
                                   Tribus´s "Das Notburgaspiel" wurde
                                   für ein kleines Ensemble hin geschrie-

Sichel-
                                   ben (Sig.: 111-17 im Archiv des LTV)
                                   Aus dem 18. und 19. Jahrhundert sind
                                   mehrere dramatisierte Heiligenlegen-
                                   den aus Tirol bekannt. Sie sind heute

wunder                             ebenso exotisch wie jenes Notburga -
                                   Spiel von M. Buol, das diese(r ) zu
                                   Ehren der Ordensfrau Ida von Buol in

Notburga
                                   Rio de Janeiro verfaßt hat. Es stellt,
                                   kurios genug, die Geschichte aussch-
                                   ließlich aus der Sicht von Frauen (und
                                   für Frauendarstellerinnen) dar und
                                   dürfte für eine Klosteraufführung (vor
                                   1930) gedacht gewesen sein (Sig:
Brünhild Mantinger-Morandell als   126-05 im LTV-Archiv) Und schließlich
die Heilige in Stefan Hellberts    wurde der Stoff 1959 im Sinne einer
Stück in Kaltern
                                                                         19
Frühe
                                  Verhältnisse
                                  von Johan N. Nestroy
                                  am: 14. & 28. Sept. & 27. Okt.
                                  in: Stumm/Zillertal Hotel Tipotsch
                                  um: 20.00 Uhr

                                  Nestroy - Higlight mit Helmut Wlasak,
                                  Franziska Grinzinger, Stella Ita und
                                  Heinz Tipotsch.
                                  Es ist ein seltener Fall, daß ein Voks-
                                  schauspieler Profis so gewachsen ist
                                  wie Heinz Tipotsch. Noch seltener ist,
                                  daß so jemand sein eigener Herr ist
                                  und in seinem Hotel ein eigenes
                                  Theater hat. Es war früher einmal
                                  das Kino von Stumm im Zillertal und
                                  ist seit vielen Jahren Heimstätte des
                                  dörflichen Volkstheaters. Unterhal-
                                  tung für Gäste und Einheimische,
                                  das ist der Boden, der Alltag. Und für
                                  den Feiertag sorgt der Hausherr
                                  selbst. Heinz Tipotsch, Mitbegründer
                                  der Zillertaler Volksschauspiele,
                                  wuchs dort zu einem vielseitigen
                                  Charakterdarsteller. Bei Nestroy
                                  unter der Leitung von Helmut Wlasak
                                  fühlt er sich ebenso zu Hause wie
                                  etwa bei Holberg als "Jeppe" oder
                                  Anzengruber (im "Gwissenswurm")
                                  bei Rolf Parton.

Seefeld - Winfried Werner Linde - “Feuerberg” -
Mysterienspiel - Die Legende vom frevlerischen
Ritter Oswald und der süchtigen Julia, die ihn
erlöst.
Juni: 30. Juli: 14.28.: 21.30 Uhr Pfarrerbichl -
Meditationsweg zum Festspielort von der Pfarrkir-
che aus -
www.bergfestspiele.at
www.weltreligion.com

20
Kleines Theater, das die Welt
bedeutet - Teufel light in Birgitz
Es ist eine ganz seltsame Geschichte mit      wenigen, die auserwählt sind und das           haft verliebt. Peter gerät in eine verzwei-
dem Volkskulturboden rund um Inns-            Zuschauen für die vielen, die Eintritt zah-    felte, ausweglose Lage und ersticht Leni.
bruck. Er ist viel ländlicher als so man-     len. Sie sind nur dann arme Teufel, wenn       Er kommt darauf in die Hölle zu Luzifer
ches vom Benützen durch Feriengäste           sie sich ihre künstlerischen Freiheiten        und seinen drei Teufelinnen. Leni findet
"beackerte" Tal. Seit die Landeshaupt-        nehmen und sich von unerreichbaren             ihr Zuhause im Himmel bei Petrus und
stadt ihre Feriendörfer touristisch mitein-   Vorbildern erschlagen lassen....               den beiden Engeln. Peter, jetzt als Teufel,
bezieht, wirkt sich das auch in der Unter-    Die Premiere des kleinen Welttheaters          kehrt mit seiner höllischen Begleitung auf
stützung von Kulturangeboten neben den        "Arme Teufel" in Birgitz hinterließ den        die Erde zurück und fängt die Seelen sei-
städtischen Events aus. Während das           Endruck, daß hier das Spiel von Himmel         ner Familie und Bekannten. Aber die
Beste vom Besten aus aller Welt bei           und Hölle gerade deshalb Sinn ergibt,          Sehnsucht der Liebenden nacheinander
Tanz und Alter Musik im Zentrum gerade        weil die Menschen mit beiden Beinen auf        ist so groß, dass Peter die Seelenverträ-
gut genug ist, blüht am Rand der Stadt        dem Boden stehen. Alois Oberdanner,            ge ins Höllenfeuer wirft, Leni den himmli-
das auf, was aus den Dörfern selbst           der Obmann der Dorfbühne, meinte               schen Anweisungen nicht mehr gehorcht,
kommt. In dem Sinn war und ist es für         dazu: "Ich kann mit Fug und Recht              und beide ins Leben und auf die Erde
den in Birgitz wohnhaften Edgar Seipen-       behaupten, daß in Birgitz nivcht nur über      zurückfinden."
busch, den ehemaligen Musikdirektor des       Kultur geredet, sondern auch Kultur in
Tiroler Landestheaters, ein Hauptanlie-       ihrer mannigfaltigen Art aktiv gelebt wird."   Zur Tradition der "verweltlichten" Hölle:
gen, daß die weit über fünfzig Mitarbeite-                                                   Daß der Himmel oben, die Hölle unten
rInnen an dem "kleinen Welttheater" am        Edgar Seipenbusch schreibt zum Stück,          und der Mensch auf Erden ein Spielball
Birgitzer Dorfplatz alle aus dem Dorf         das 1991 in Klausen/Südtirol uraufgeführt      überirdischer Mächte sei, ist eine
kommen und für das Dorf spielen. Gäste        worden ist und zuletzt in Altomünster bei      barocke Vorstellung. Im Mittelalter wur-
mögen dazu kommen und sind jede               München als Freilichtaufführung zu             den Himmel und Hölle dagegen - viel
Menge auch erwünscht - schließlich hat        sehen war wie folgt: "Zwischen Himmel          "moderner" - als immer und überall
man über zwanzig Vorstellungen ange-          und Hölle ist es zu argen Spannungen           gegenwärtig empfunden. Schon 1391 im
setzt - aber es wird die Aufführung nicht     gekommen. Die Hölle wirft dem Himmel           Neustifter (Innsbrucker) Osterspiel waren
auf sie hin ausgerichtet. Das "Sich - Hin-    vor, "zu barmherzig", zu sein und auf          die Teufel nicht mehr nur Schreck erre-
richtens" auf Gäste hat eine eigene           Strafen zu vergessen. Deshalb gibt es in       gend, sondern in ihrer Tölpelhaftigkeit
Logik. Es wird das Wort eliminiert. Musik     der Hölle keinen "Neuzugang" mehr. Man         bzw. Ausgelassenheit auch lustig. All-
und Tanz bleiben übrig, denn es soll in       verhandelt und einigt sich schließlich auf     mählich entwickelten sich aus Teufels-
dieser ART global und sprachunabhängig        eine "Probe aufs Exempel", in der              spielen Narrenfiguren, die dann im
umgehen. Das ist großartig und macht          anhand einer Bauernfamilie getestet wer-       Barockzeitalter das Volksbühnenleben
staunen. Aber es muß auch die andere          den soll, "wie reif die Menschheit" ist.       beherrschten. Ein erstes Welttheater -
Seite geben, in der das eigene Gestalten      Der Bauer ist seit dem Tod seiner Frau         Spiel rein satirischer Art, das mit Augen-
und das Mündig- Sein und Werden und           ein verbitterter, jähzorniger Mann gewor-      zwinkern Himmel und Hölle zu Klischees
Begegnungen aller Art die Hauptsache          den, der sich immer mehr als "Kittel-          erklärt, stammt aus dem 18. Jahrhundert
ist. Ja, Begegnungen sind die großen          schlürfer" entpuppt, seine drei Kinder         aus der Feder des Innsbrucker Jesuiten
Events nicht. Sie vergrößern vielmehr         Peter, Georg und Annerl und seine Haus-        Jakob Sieberer. Von seinem "Engelsturz-
den Abstand zwischen Zuschauen und            hälterin Antonia verantwortungs- und lieb-     spiel" bis hin zur Himmelsdarstellung im
Vorspielen indem sie die, die da mit          los behandelt. Sein älterer Sohn Peter         "Brandner Kaspar" oder der Hölle in Kra-
hoher Kunst etwas zeigen für unerreich-       hat seine Freundin Leni mit ins Haus           newitters "Teufelsbraut" war nur mehr ein
bar erlebt werden. Das Machen ist für die     gebracht, in die sich der Bauer nun ernst-     kleiner Schritt.

                Arme Teufel ein kleines Welttheater von Ekkehard Schönwiese weitere Auffühungen: Juni: 28., 29., 30.
                   Juli: 1., 5., 6., 7., 8., 12., 13., 14., 15. 19., 20., 21., 22. 26., 27., 28. 29. Beginn jeweils 21.00 Uhr
                             Spielort: Dorfplatz Birgitz Infos und Wettertelefon: 0664/8783770 (ab 18.00 Uhr )
                 Vorverkauf: Innsbruck Information, Burggraben 3, 6020 Innsbruck Tel: 0512-53560, Fax.0512/5356-41
                                  Email: office@innsbruck-ticket-service.at, www.innsbruck-ticket-service.at
  Mitwirkende u.a.: in der Hölle: Luis Oberdanner, Marlene Bucher, Sabine Danler, Christine Köchl; im Himmel: Hans Hosp, Christian
Nagl, Gabriele Mandl, Sibylle Zainzinger auf der Erde: Siegfried Ramoser,Oliver Schönitzer, Thomas Rampl, Conny Schneider, Manuela
               Rantner, Martha Singerr, Edith Schober, Sabrina Kirchmair, Herbert Mair, Isidor Kirchmair, und viele mehr!
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