"städtisches Uster" J a - FO-Fotorotar

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"städtisches Uster" J a - FO-Fotorotar
Das sympathische Stadtmagazin für Uster und Umgebung         Ausgabe 1 | 2020

«städtisches Uster»                                           @usterreport

                                                      re
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"städtisches Uster" J a - FO-Fotorotar
Machen Sie was Sie wollen ...
                                                 seit
                              ... wir machen it
                                     al le s, was m
                              1963
                                                  de-
                                Elektro-Gebäu
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2   Uster Report 1 | 2020
"städtisches Uster" J a - FO-Fotorotar
EDITORIAL
Liebe Leserin, lieber Leser

Happy Birthday STADT Uster! Wir gratulieren zu         Aus welchen Gründen auch immer: Vor 50 Jahren
50 Jahren Stadt-Status! Konkret zu feiern gibt es      ward dieser Schritt vollzogen und Uster mischte
den Entscheid, dass sich Uster vor 50 Jahren nach      fortan im imaginären «Club der Städte» mit. Weil
einigem Anlauf durchgerungen hatte, den Wechsel        man bekanntlich die Feste feiern muss, wie sie fal-
von einer «Gemeinde» zu einer «Stadt» zu vollzie-      len – dies ist nach meiner Meinung eine der besten
hen. Tatsächlich wurde erst auf das Jahr 1970 be-      Lebensweisheiten überhaupt –, widmen wir vom
schlossen, Uster zur Stadt zu erklären. Dies hatte     «Uster Report» den gesamten Jahrgang 2020 die-
zur Folge, dass die bisherigen Gemeinderäte sich       sem Jubiläum «50 Jahre Stadt Uster». In Form der
danach neu Stadträte nannten. Und der eigentlich       unterschiedlichsten Beiträge zu verschiedensten
seit 1966 regierende SVP-Politiker Albert Hofmann      thematischen Schwerpunkten erweist Ihr Stadtma-
wurde ab 1970 zum «Stapi».                             gazin in diesem Jahr diesem, wie wir finden, doch
                                                       besonderen Schritt unserer Stadt die Ehre.
Wie Sie, werte Leserin, werter Leser, unter vie-
lem anderem in diesem «Uster Report» erfahren          Nun wünsche ich Ihnen viel Spass beim Lesen der
werden, hätte Uster natürlich bereits viel früher      vorliegenden Ausgabe mit dem ersten Teil an Infor-
diesen Schritt vollziehen können. Vielleicht gar       mationen rund um Usters Stadtwerdung und die
müssen? Denn auf einer möglichen «Bucket List»         entsprechenden Folgen. Mit Sicherheit werden Sie
im Werdegang einer Stadt hatte Uster 1970 längst       dabei etwas über Ihre Stadt erfahren, was Sie zuvor
alle relevanten Punkte abgehakt. Bahnhof? Check!       noch nicht gewusst hatten.
Spital? Check! Verwaltungssitz? Check! Energie-
versorgung? Check! Verkehrsinfrastruktur? Check!       Im Namen der Redaktion
Einwohnerquantum? Check? Auch der (inoffizielle)       Martin Mäder
Stadthistoriker Michael Köhler – er ist übrigens neu
auch mit an Bord unseres Redaktionsteams – kann
sich diese Zurückhaltung nicht erklären.

                                                                                       Poststrasse im Jahr
                                                                                       1904 mit Blick zum
                                                                                       Bahnhof.
                                                                                       Bild: Stadtarchiv;
                                                                                       Fredi Gut, DTP Atelier.

                                                                                                Editorial        3
"städtisches Uster" J a - FO-Fotorotar
INHALTSVERZEICHNIS
Februar-Ausgabe 2020

                        Editorial                               3   Kultur
                                                                    Kunstausstellung in
                        Thema «städtisches Uster»               5   der Tertianum Residenz Brunnhof          43
                                                                    KGU Aufführung Zeitlupe                  45
                        Mis Uschter                            31   «Uster-Report»-Buchtipp                  47

                        Stadt Uster                                 Erzählungen von Karl Günthard            49
                        Neuer Stadtschreiber                   33
                        Stadtpreise 2019                       34   «Uster Report»-Kochtipp                  54

                        Vereine, Organisationen, Gewerbe            Wettbewerb
                        Toyota Proace der Garage Bamert AG     37   Das 50-Franken-Bild                      57
                        Winter-Sauna in der Badi Uste          39
                        Jeans Shop Uster an neuer Adresse      40   Unternehmer im Fokus
                        Immobilien Know-how bei Spalinger      41   Urs Marti und Philipp Mumenthaler
                                                                    von der Hotz Fleisch Wurst Traiteur AG   58

                                                                    Notfallnummern/Impressum                 62

      IM HEUTE
      SPIEGELT
      SICH DAS
      GESTERN.
                               Christian Süss
                     Heizungsinstallateur EFZ
    ehem. Lehrling, heute auf Kundenmontage
                                                                        ammann-schmid.ch

                                                                     Der Nachwuchs bestimmt unsere
                                                                       Energiezukunft. Deshalb ist uns
                                                                    beim Wissenstransfer das Warum,
                                                                         also das Know-why, genauso
                                               043 399 25 99               wichtig wie das Know-how.

4   Uster Report 1 | 2020
"städtisches Uster" J a - FO-Fotorotar
STADT MIT DÖRFLICHEM CHARAKTER
Wenn Entwicklung keine Gerade bedeutet

Uster nennt sich zwar bereits seit          Stadt im Kanton schon früh zementiert.
1970 «Stadt», doch spricht man mit          So wurde Uster 1798, zur Zeit der Hel-
dem lokalen Historiker Michael Köh-         vetischen Republik, Distrikthauptort.
ler*, wird klar, dass dies schon weit       Diesen Status, später Bezirkshauptort
früher hätte der Fall sein können.          genannt, behielt man auch unter der
Und dass auf dem Weg dorthin alles          Mediationsverfassung des Kantons Zü-
andere als eine lineare Entwicklung         rich 1803 sowie unter der liberalen Kan-
stattfand.                                  tonsverfassung 1831. Und er hat heute
                                            noch Gültigkeit.
Wann ist eine Stadt eine Stadt? Nach
landläufigem Wissen liegt bei mehr
als 10 000 Einwohnern eine Stadt vor.
                                            «Uster hätte sich schon viel früher
Weil diese Regel aber «den zunehmend
städtischen Charakter der Schweiz nur       vom Status eines verstädterten
noch unpräzise abbildete», hatte das        Dorfs verabschieden und zur Stadt
Bundesamt für Statistik (BFS) 2014 eine
neue, ungleich komplexere Definition
                                            erklären können.»
bestimmt. Diese basiert im Wesentlichen
auf den Kriterien Dichte, Anzahl Einwoh-
ner, Beschäftigte und Logiernächte.         Bahnbrechende Eisenbahn
                                            Der wichtigste Schritt Usters auf dem
Viel früher eine Stadt                      Weg zur Stadt war offenbar die Eisen-
Der Ustermer Historiker Michael Köhler      bahn. «Als Uster 1856 an dieses Ver-
braucht gar nicht in diese statistischen    kehrsmittel angeschlossen wurde, hatte      Die Gegend um den
Tiefen abzutauchen, um zu belegen,          die Bahn noch Pioniercharakter», erläu-     heutigen «Nüssli-
dass Uster schon lange vor dem 1. Janu-     tert der Historiker. Den Ustermer Indus-    kreisel» war schon vor
                                                                                        der Neuzeit neben
ar 1970 eine Stadt war. So argumentiert     triellen war sogar gelungen, eine für die   dem Bahnhofperi-
er auch nicht mit der Einwohnerzahl,        Nordostbahn über Kloten geplante Lini-      meter ein Ortskern.
denn die 10 000er-Grenze wurde bereits
in den 1930er-Jahren geknackt. Heute
leben übrigens in Uster über 35 000
Menschen. Michael Köhler: «Uster hätte
sich schon viel früher vom Status eines
verstädterten Dorfs verabschieden und
zur Stadt erklären können.»
Der Experte für die Ustermer Geschichte
zählt «massgebende Faktoren, die eine
Stadt ausmachen» auf, wie Bahnhof, eine
Verkehrsinfrastruktur, Schulen oder ein
Spital sowie Behörden von Verwaltung
und Justiz. Zudem verweist er auf die
Präsenz aller Wirtschaftssektoren, von
der Landwirtschaft über die Industrie bis
hin zu Dienstleistungen. Politisch hatte
man die Bedeutung der drittgrössten

                                                                                                  Thema      5
"städtisches Uster" J a - FO-Fotorotar
wichtig erweisen. «Uster haderte damit,
                                                                      dass die Hauptlinie des Orientexpresses
                                                                      von und nach Zürich am linken Zürich-
                                                                      seeufer entlang verlief», weiss Michael
                                                                      Köhler.

                                                                      Gesundheit und Religion
                                                                      Mit der medizinischen Versorgung hatte
                                                                      man einen weiteren Punkt der «To-do-
                                                                      Liste» auf dem Weg zur Stadt schon lan-
                                                                      ge vor 1970 passiert. Das erste «Spital»
                                                                      befand sich noch an der Freiestrasse in
                                                                      einem alten Bauernhaus. Schliesslich
Das Bahnhofsgebäude
                          enführung zwischen Zürich und Romans-       wurde am 6. August 1882 der «Gemein-
von 1856 ist nach dem     horn zu verhindern; der Anschluss ans       dekrankenverein» gegründet, und am
in Baden das zweit-       Schienennetz bedeutete den Zugang zu        14. November 1883 öffnete in Räumen
älteste der Schweiz
und steht unter
                          den Warenmärkten Europas.                   an der Florastrasse 55 das Krankenasyl
Schutz. Noch zirkuliert   Im Rahmen der damaligen Glattalbahn-        Uster mit sieben Kranken- und zwei
hier auch der motori-     gesellschaft war Uster zumindest für        Notbetten. 1889 erfolgte am Standort
sierte Privatverkehr.
                          rund ein Jahr ein Kopfbahnhof, im Jahr      «Wageren» ein Spitalneubau mit damals
                                                                      27 Betten.
                                                                      Ferner stand auch in Uster die Kirche im
 «Uster haderte damit, dass die Haupt-                                Dorf. Zwar gab es seit dem Mittelalter
                                                                      eine Kirche, doch im 19. Jahrhundert be-
    linie des Orientexpresses von und                                 fand man, dass es passend zum dama-
 nach Zürich am linken Zürichseeufer                                  ligen Aufschwung auch ein prächtigeres
                                                                      Gotteshaus sein könnte. So gilt die 1828
                      entlang verlief.»                               vollendete reformierte Kirche unterhalb
                                                                      des Schlosses als eine der wichtigsten
                                                                      Querkirchen des Schweizer Klassizismus.
                          1857 erfolgte die Verlängerung der Linie
                          bis nach Wetzikon und 1859 wurde Rap-       Strom und Gas
                          perswil erreicht. Später sollte sich aber   Ein weiteres städtisches Merkmal vor
                          die Eisenbahn für Uster namentlich für      1970 war laut Michael Köhler die Elek-
                          den Transport von Waren und Gütern als      trizität: «Im Jahr 1897 wurde in Uster

   Die Eisenbahn war
und ist für Uster nicht
nur prägend, sondern
 auch ein verbinden-
  des wie trennendes
              Element.

6   Uster Report 1 | 2020
"städtisches Uster" J a - FO-Fotorotar
das erste Stromgewinnungsgebäude
gebaut.» In diesem ersten Elektrizitäts-
werk an der Asylstrasse ist heute der
«MusikContainer» domiziliert. Zwei von
Gasmotoren angetriebene Dynamo-Ma-
schinen erzeugten Strom, der in Kirchus-
ter für die Beleuchtung und das Kochen
genutzt wurde.
«Niederuster und Oberuster waren zu-
erst dem Strom gegenüber skeptisch
und behielten vorerst noch Petroleum-
beleuchtungen sowie die Gasversor-
gung», verdeutlicht Köhler. Eine vollum-
fängliche Stromversorgung gab es erst
ab den 1920er-Jahren, und noch bis 1964
wurde an der Dammstrasse, am Stand-         hofsgebäude von 1856 hervor. Dieses           Das Schloss ist auch
ort des heutigen Werkhofareals, Gas         klassizistische Aufnahmegebäude mit           heute unbestrittenes
produziert.                                 einem doppelstöckigen, fünfachsigen           Wahrzeichen. Doch
                                                                                          Kern eines eigentli-
                                            Mittelteil hat die SBB als national schutz-   chen Ortszentrums
Bebauung und Strassennetz                   würdig eingestuft. Und der Bahnhof war        wurde es nicht.
«Eine progressiv verfolgte Stadtent-        dann auch für die ab Mitte der 50er-Jah-
wicklung äusserte sich auch in der Aus-     re des 19. Jahrhunderts stattfindende
gestaltung des Ortsbildes und in der        Entwicklung des Ustermer Strassen-
Siedlungsplanung», berichtet Michael        netzes zentral. «Es ging darum, den
Köhler. Dabei falle namentlich die an ein   umliegenden Quartieren und späteren
Schachbrettmuster erinnernde Block-         Aussenwachten einen möglichst guten
randbebauung mit der Gruppierung von        Zugang zum Bahnhof zu ermöglichen»,
Wohngebäuden in Form einer geschlos-        hält der Experte für die Stadtgeschichte
senen Bauweise um einen gemeinsamen         Usters fest.
Hof herum auf. Im Kern von Uster sind
gewisse Ansätze noch heute sichtbar.        Bahn engt aber auch ein
An einzelnen Gebäuden auf dem Weg           Die Beziehung von Schiene und Strasse
zur Stadtwerdung hebt Köhler das Bahn-      ist jedoch nicht nur eine stimmige Sym-

                                                                                          Die drei Phasen des
                                                                                          Projekts «Stadtraum
                                                                                          Uster 2035». Erst
                                                                                          kürzlich wurde die
                                                                                          2. Phase begonnen.

                                                                                                   Thema         7
"städtisches Uster" J a - FO-Fotorotar
Im Herzen von Uster

8   Uster Report 1 | 2020
"städtisches Uster" J a - FO-Fotorotar
www.uschter77. ch

                9
"städtisches Uster" J a - FO-Fotorotar
biose. So weist Michael Köhler am Bei-       taurant Sternen und Unternehmervillen
                         spiel Usters darauf hin, dass eine solche    wie zum Beispiel jener der Baumwollfab-
                         Zugstrecke die städtebauliche Entwick-       rikanten Zangger. Gemäss Michael Köh-
                         lung, namentlich beim Strassenverkehr,       ler blieb dieser Bereich bis 1960 und
                         auch zu hemmen vermag. Er erinnert an        dem Vormarsch des Strassenverkehrs
                         nicht realisierte oder gar gescheiterte      seit der Jahrhundertwende architekto-
                         Projekte wie Unterführungen, so etwa         nisch mehr oder weniger unverändert.
                         das umstrittene Abstimmungsgeschäft
                         «Unterführung Winterthurerstrasse».          Konstanter Prozess
                         Die Eisenbahn ist bei der Stadtentwick-      «Mit der Zeit hat sich das Zentrum von
                         lung ein verbindendes wie zugleich auch      Uster immer wieder verschoben und es
                         trennendes Element. Michael Köhler be-       definiert sich seit Anfang der 1970er-Jah-
                         tont, «dass längst nicht alle Vorhaben in    re über die Einkaufszentren Uster77 und
                         diesem Kontext in der Hoheit der Stadt       Illuster», bilanziert Köhler. Für ihn tragen
                         liegen, sondern bei vielen dieser Angele-    diese Verschiebungen des Kerns «deut-
                         genheiten der Kanton oder gar der Bund       lich zum heutigen heterogenen Eindruck
                         mitbestimmt».                                des Stadtbildes bei». Immerhin erhielt
                                                                      Uster trotz dieses heterogenen Auftritts
                                                                      2001 vom Schweizer Heimatschutz den
            «Niederuster und Oberuster                                renommierten Wakkerpreis verliehen.
                                                                      Uster wurde damals dafür gelobt, dass
     waren zuerst dem Strom gegenüber                                 man es verstanden habe, «sich aus der
                           skeptisch.»                                anonymen schweizerischen Agglome-
                                                                      rationslandschaft hervorzuheben und
                                                                      eine eigene Identität zu schaffen».
                         Mehrere Zentren                              Für Michael Köhler war dieser Preis we-
                         Was gilt nun, «Dorf» oder «Stadt»? Micha-    gen des Erhalts vieler einstiger Indus-
                         el Köhler: «Ich kam 1971 nach Uster, als     triebauten verdient. Auch lobt er das
                         man offiziell eine Stadt war. Doch auch      Bemühen, «eventuell früher begangene
                         damals wurde der dörfliche Charakter         bauliche und planerische Fehler zu kor-
                         bewusst gepflegt und man sprach im-          rigieren und auf Bestehendem aufzu-
                         mer von einem Dorf, und mit Stadt mein-      bauen». Auch in der Neuzeit ist man im
                         te man Zürich», erinnert er sich. Egal, ob   Rahmen des Projekts «Stadtraum Uster
                         Dorf oder Stadt: jede Ortschaft hat einen    2035» weiter am Planen und Projektie-
                         Kern – bei Uster sind es gleich mehrere.     ren. Nach der 2019 abgeschlossenen 1.
                         Parallel zum Schwerpunkt Bahnhof war         Phase mit dem Stadtentwicklungskon-
                         und ist auch die Gegend um den heuti-        zept (STEK) läuft bis 2022 Phase 2 mit
                         gen «Nüsslikreisel» ein solches Zentrum.     einer kommunalen Richtplanung. Wir
                         Dieser neben dem Bahnhofperimeter            sind gespannt.
                         zweite Kern bestand namentlich aus
                         Gastwirtschaft wie dem damaligen Res-        Martin Mäder

                                                        Hinweis

                                                       * Michael Köhler studierte Geschichte, Politologie so-
                                                       wie Archäologie und ist freischaffender Historiker. Sei-
                                                       ne Doktorarbeit trug den Titel «Uster, vom Fabrikdorf
                                                       zur Stadt: Usters städtebauliche Entwicklung unter
                                                       Einfluss der Glatttalbahn». Ferner hatte der Ustermer
                                                       jüngst im Auftrag des Stadtarchivs die geschichtlichen
                                                       Einträge auf www.uster.ch revidiert.

10   Uster Report 1 | 2020
FÜR JEDEN ETWAS DABEI
Generationengespräch über sich ergänzende Nachbarn

Uster, die Schlafstadt, die Wohn-           fährt ein Zug in die Stadt. In Uster könnte
stadt, die Sportstadt und seit 1990         ich nicht arbeiten. In der Pflege oder im
die S5-Stadt. Mit der Einführung des        Kaufmännischen findet man bestimmt
Schnellzugs hat Uster vor 20 Jahren         einige Stellen, aber in der Medienbran-
stark an Attraktivität gewonnen.            che gibt es hier nicht viel. Privat bin ich
Doch wo hat Zürich noch immer die           aber sehr zufrieden mit meinem Hei-
Nase vorn?                                  matort. Wir haben einen See und das ist
                                            ein Privileg. Ein grosses Hallenbad und
Heute strömen täglich etliche Ustermer      etliche Vereine zählen ebenfalls zum An-
Pendler in die grosse Nachbarstadt;         gebot. Sogar Golf kann man hier spielen.
zur Arbeit, zum Einkaufen oder um in        Früher sagten viele meiner Freunde, sie
den Ausgang zu gehen. Aber was genau        möchten gerne nach Zürich ziehen. Die
macht Zürich aus Ustermer Sicht so at-      meisten sind schlussendlich hiergeblie-
traktiv? Wie wichtig ist die Metropole?     ben. Man wohnt in Uster und arbeitet
Inwiefern hat sich unser Bezug zu ihr in    oder studiert in Zürich. Es wäre span-
den letzten 50 Jahren verändert und wie     nend zu wissen, wie es in Zukunft ausse-
sieht es in 30 Jahren aus? Fünf Uster-      hen wird. Mit Dübendorf und Stettbach
merinnen und Ustermer verschiedener         sieht man, wie schnell es gehen kann,
Generationen gaben ihre Meinung kund.       wenn sich etwas verändert. Mittlerweile
                                            kommen die Zürcher für Konzerte oder
                                            andere Anlässe raus aus der Stadt in die
                                            Samsung Hall in Dübendorf. Im Glatttal
                                            wurde viel gebaut. Ich denke, in Uster
                                            wird es ebenfalls so sein. Unsere Stadt
                                            wird in die Höhe wachsen. Mit den ÖV
                                            wird sich wohl nicht mehr viel verändern.
                                            Ich glaube diesbezüglich wurde das Ma-
                         Melvin             ximum erreicht.
                         Kleinert, 25,
                         Social Media
                         Manager

Ich wurde in Uster geboren und hatte
als Kind gar keinen Bezug zu Zürich.
Seit dem Beginn der Lehre war ich dann
aber nur noch in Zürich. Zürich ist heute
ein Bestandteil meines Lebens. Neben                                  Barbara
der Arbeit besuche ich Hockey-Matches                                 Vassalli, 53,
oder gehe in den Ausgang. In Uster hat                                Hand-
mir nie etwas gefehlt. Mittlerweile hat                               analytikerin
Uster auch etwas mehr zu bieten. In
den letzten Jahren hat sich in meinen       Ursprünglich komme ich aus Arosa. Als
Augen nichts Gravierendes verändert.        ich als Flight Attendant zu arbeiten be-
Die Bahnverbindungen sind jedoch viel       gann, musste ich 1990 in die Nähe des
besser geworden. Im 15-Minuten-Takt         Flughafens kommen und zog nach Uster.

                                                                                          Thema   11
Elektro-Testtag                                                                                                       Samstag
                                                                                                                         21. März 2020
                                                                                                                         10 bis 14 Uhr
                                                                                                                          Ernst-Brugger-Platz
                                                                                                                                 Gossau
                                                                                                                         parallel zur Rädlibörse

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12    Uster Report 1 | 2020
Bis zu diesem Zeitpunkt war ich kein Fan       Damals war ich noch einer von wenigen,
von Zürich. Heute finde ich die Stadt          die diesen Weg auf sich nahmen. Bis die
wunderschön und sie hat so einiges zu          S5 1990 eingeführt wurde, dauerte die
bieten. Veränderungen habe ich keine           Reise in die Stadt zwischen 40 und 50
allzu grossen wahrgenommen. Mindes-            Minuten. Für Alteingesessene war Zürich
tens dreimal pro Woche bin ich beruflich       früher noch nicht so wichtig wie heute.
in der Stadt. Auch in der Freizeit pendle      Zellweger sowie die Textilindustrie boten
ich immer wieder gerne nach Zürich.            viele Arbeitsstellen an und die Stadt «er-
Zürich ist eine Metropole. Der See ist         nährte» sich selbst. Heute ist das anders.
wunderschön, du kannst dort alles ha-          Uster ist eine Wohnstadt und keine Ar-
ben. Egal ob kulinarisch oder kulturell,       beitsstadt mehr. Nichtsdestotrotz finde
es ist immer etwas los. Was auch im-           ich, dass Uster so einiges zu bieten hat.
mer ich brauche, finde ich in Zürich. Die
Stadt ist einfach genial. In Uster fehlt mir
höchstens ein Kino. Ansonsten bin ich          «Uster hat viele versteckte
zufrieden mit dem Angebot hier. Es gibt
einen See, ich sehe die Berge und man
                                               Schönheiten, die man zuerst
kann viel unternehmen. Uster hat viele         entdecken muss.»
versteckte Schönheiten, die man zuerst
entdecken muss. Beruflich brauche ich
das Angebot in Uster nicht, da ich selbst-     Es gibt viele verschiedene Vereine so-
ständig bin. Meine Kinder möchten nicht        wie ein tolles kulturelles und sportliches
in Uster arbeiten. Sie wollen raus und         Angebot. Wir haben einen schönen, na-
in die grosse Stadt. Das Angebot für           turgeschützten See, einen Industrielehr-
die Jungen sollte lokal gefördert wer-         pfad und den Stadtpark. In Uster ist alles
den. Viele hängen am Bahnhof oder im           gut erreichbar und ich fühle mich hier
Zeughausareal herum, was früher oder           sicher. Als reiner Freizeitgänger wäre es
später ein Problem darstellen kann. Per-       mir in Uster jedoch zu langweilig. Ver-
sönlich habe ich den «Fünfer und das           mutlich wird es in Zukunft wieder mehr
Weggli». Ruhe und Rückzug in Uster und         Arbeitsstellen in Uster geben und die
Action im nahen Zürich. Das schätze ich        Agglomerationen werden noch näher
sehr. Ich hoffe, dass in Zukunft nicht al-     zusammenkommen.
les miteinander verschmelzen wird. Ich
wünsche mir, dass Uster ein Rückzugs-
ort bleibt, doch in 30 Jahren kann sich
viel verändern.

                                                                        Jacqueline
                                                                        Degen, 22,
                                                                        Studentin
                                                                        und Regional-
                                                                        leiterin Kin-
                                                                        der-Camps
                           Urs-
                           Christoph           In Uster lebe ich seit meinem dritten
                           Dieterle, 66,       Lebensjahr. Für Essen, Shopping oder
                           Jurist              um in den Ausgang zu gehen, pendle ich
                                               nach Zürich. Ich arbeite nur circa zwei-
Aufgewachsen bin ich in Zürich und 1977        mal im Monat in Zürich. Für mich ist der
nach Uster gezogen. Seither pendelte ich       Zürcher HB vor allem ein Umsteigebahn-
täglich beruflich sowie privat hin und her.    hof. Ich stelle es mir schwierig vor, nach

                                                                                            Thema   13
meinem Studium in Uster eine Stelle zu         nach wie vor wichtig. Ich habe meistens
                         finden. Zürich hat auch in beruflicher         in der Stadt gearbeitet. Uster ist im All-
                         Hinsicht viel mehr zu bieten. Freizeitan-      gemeinen stark nach Zürich orientiert.
                         gebote gibt es in Uster leider nur wenige.     Die Zugverbindungen sind in den letzten
                         Mittlerweile gibt es zwar einige neue Re-      Jahren besser geworden, und damit ist
                         staurants, was ich cool finde. Es dürfte       Uster gewachsen. Man hört oft, wie zügig
                         jedoch noch mehr angeboten werden.             man mit der S-Bahn in Zürich sei. Am
                         Vor allem für die Jungen. Es gibt das «frjz»   Stadelhofen bist du schnell, aber wenn
                         und früher gab es das «MidnightSports»         du in Altstetten arbeitest, sitzt du viel
                         für 13–17-Jährige. Ansonsten herrscht          länger im Zug. Die grösste Veränderung
                         hier eher Flaute. Um Party zu machen,          im Pendlerangebot sind die Nachtver-
                         bleibst du nicht in Uster. Andererseits        bindungen. Zürich hat heute wieder
                         bietet die Stadt für Sportbegeisterte viel.    gleich viel Einwohner wie bereits einmal
                         Auch Naherholungsgebiete muss man              1980. Die wieder gestiegene Einwohner-
                         nicht suchen. Wir haben viele Grünflä-         zahl zusammen mit den vielen Pendlern
                                                                        bringen die Stadt zum Boomen. In Uster
                                                                        wurde viel gebaut. Wo es früher Grün
         «Freizeitangebote gibt es in Uster                             gab, stehen nun Gebäude. Was mir in
                                                                        Uster fehlt, ist ein konventionelles Kino.
                       leider nur wenige.»                              Wenn ich mit meinem Sohn einen Film
                                                                        sehen möchte, will ich nicht nach Zürich
                                                                        pendeln müssen. Uster gefällt mir nach
                         chen mit schönen Bänkli hier. Zum Ar-          wie vor gut. Beruflich ist Uster aber nicht
                         beiten und Studieren ist Zürich für mei-       sonderlich attraktiv. Ich würde gerne hier
                         ne Generation sehr wichtig. In Zukunft         arbeiten, doch es gibt nicht viele Möglich-
                         wird die Agglomeration wohl grösser            keiten. Vielleicht wird auch die Wirtschaft
                         und wichtiger werden. Ich denke, alles
                         wird etwas näher zusammenrücken. Was
                         ich mir wünsche, ist, dass man in Zürich       «Die Jungen dachten
                         selbst noch schneller von A nach B kom-
                         men kann.                                      damals schon, in
                                                                        der Stadt ist was los.
                                                                        Zürich ist und war
                                                                        ‹the place to go›».

                                                                        etwas zu wenig gefördert. Der Nachteil
                                                                        von Uster ist gleichzeitig ein Vorteil; es
                                                                        ist zwar nicht viel los, aber man kann hier
                                                    Hans-Peter          in Ruhe wohnen. Ich denke wir erlebten
                                                    Loch, 50,           in den letzten Jahren einen Boom, der
                                                    Informatiker        nicht anhalten kann. Es wird schwierig
                                                                        zu handhaben sein, wenn alles so rasant
                         Ich lebte bis 20 in Uster und hatte als        weiterwächst. Vielleicht fährt die Glat-
                         Kind keinen grossen Bezug zu Zürich.           talbahn irgendwann bis nach Uster. Es
                         Als ich dann anfing zu studieren, zog ich      könnte jedoch auch ganz anders kom-
                         nach Zürich. Die Jungen dachten damals         men. Die Bahntickets werden bestimmt
                         schon, in der Stadt ist was los. Zürich        teurer werden, was wiederum Chancen
                         ist und war «the place to go». Vor gut         für die Peripherie bedeutet.
                         zehn Jahren kam ich der Familie wegen
                         nach Uster zurück. Zürich ist für mich         Umfrage: Tanja Frei

14   Uster Report 1 | 2020
USTERLUFT BEFREIT LANDSCHAFT
Usters entwicklungsfähiges urbanes Selbstverständnis

Stadtmauer mit wehrhaften Türmen,          Dank Kirche zu Einheit
dahinter eine geschlossene Sied-           und «industria»
lung, die an einem Umschlagplatz           Wer dort als Priester amtete, bestimm-
entstand oder am Fuss einer Burg,          ten bis zur Reformation die Herren von
weit sichtbar auch der Turm eines          Rapperswil. Danach stellte der Zürcher
Münsters. Das macht die Stadt aus:         Gottesstaat aus dem Zürcher Bürgertum
Sie hat ein zentrales Schlachthaus         einen Pfarrer für die nun reformierte
mit Fleischhalle, einen Marktplatz         Kirchgemeinde Uster. So waren die nach
und ein Rathaus. Ritter, Geistliche        «Kirchuster» kirchhörigen «Ustermer» in
und Handwerker (Bürger!) wohnten           ihren Dörfern nach der Reformation «in
hier in kleinräumiger Arbeitsteilung,      und durch Christo» frei, aber weil Zwingli
unterschieden sich radikal vom bäu-        fremde Kriegsdienste und das Betteln
rischen Umland und waren «frei».           verbot, wurden sie notgedrungen fleissig
Stadtluft macht(e einst) frei!             (Fleiss = lat. industria), d.h. auch fromm
                                           (= «brauchbar»).
Nichts davon gilt für Uster. Vereint wa-   Mit den Franzosen kam 1798 die Welt
ren die Dörfer Nänikon, Werrikon, Wini-    der Aufklärung, von welcher man schon
kon-Gschwader, Freud- und Wermatswil,      in Stäfa (damals drittgrösste Siedlung
Nossikon, Sulzbach und Riedikon, He-       des Kantons) in der Lesegesellschaft
getsberg, Nieder-, Ober- und Kirchus-      durch französische Bücher wusste, drän-
ter einzig durch die Kirchhörigkeit zu     gend nach Uster. In den Grenzen der
St. Andreas, der Kirche am Fusse des       Kirchgemeinde entstand die Munizipa-
Schlosshügels am Übergang vom oberen       lität (Politische Gemeinde), und der Ort
Glatt- zum Aatal.                          wurde auf Kosten der Landvogteistädt-

                                                                                        Der Ustertag 1830
                                                                                        an der frischen No-
                                                                                        vemberluft hob den
                                                                                        Unterschied zwischen
                                                                                        Stadt und Land auf.

                                                                                                 Thema    15
IEB
                                                IEB AG

     Wir haben den Durchblick.
     Ihr Treuhandbüro in Ihrer Region.

                                                           Valentinsfeier
                                                           für alle Beziehungsmenschen
                                                           Freitag, 14. Februar 2020
     Wir bieten umfassende Dienstleistungen und
     Beratungen in folgenden Bereichen:                    19.00 Uhr, Reformierte Kirche Uster
     Buchhaltung / Rechnungswesen                          anschliessend Apéro
     Lohnbuchhaltung
     Steuerberatung                                        Wir freuen uns auf eine herzliche Feier
     Liegenschaftsverwaltung
     Das Team von IEB übernimmt Ihre administrativen       Pfrn. Silvia Trüssel
     Aufgaben, damit Sie sich ganz auf Ihr Tagesgeschäft   Pfr. Matthias Rüsch
     konzentrieren können.                                 «Romantische Livemusik»

     Wir freuen uns, von Ihnen zu hören.
     IEB AG | Gewerbestrasse 18 | 8132 Egg ZH
     043 833 80 40 | info@ieb.ch | www.ieb.ch              www.refuster.ch

     Das kann ja ein
     illuster Abend werden
     Geniessen Sie erfrischende Cocktails,
     leckere Kaffeespezialitäten und
     hausgemachte Snacks.

                                                                                             hotelilluster.ch

16    Uster Report 1 | 2020
chen Greifensee und Grüningen und der
stolzen Kyburg zum Hauptort des neuen
Distrikts (Bezirk) Uster.

Kanzel und Volkssouveränität
Um der wachsenden Fabrikarbeiter-Be-
völkerung effizient ins Gewissen zu
reden, wurde die alte Kirche 1822 ab-
gerissen und durch eine reformierte
Querkirche – panoptischer Hörsaal mit
Emporen um die wuchtige Kanzel – er-
setzt. Hier wurde sonntäglich den Inha-
bern der teuer bezahlten Kirchenörter
gepredigt. Von hier wollten am 22. No-
vember 1830 die Liberalen ihre Forde-
rungen der restaurierten Zürcher Ob-
rigkeit verkünden: Es kamen zu viele und     kelte Nischen, aber nirgends ein Leucht-    Das Obertor in Bülach
so war es die kühle Usterluft, die den       turm. Das Giacometti-Stadthaus schlug       musste 1838 dem
ganzen Kanton frei machte, die Unter-        1961 ein neues Kapitel urbaner Architek-    neuen, liberalen
                                                                                         «Ustermer Zeitgeist»
schiede zwischen Stadt- und Landluft         tur auf. Aber weiterhin kein Dreisparten-   weichen
einebnete und zum Abbruch der Stadt-         haus wie Baden (Kurtheater) oder Win-
mauern und Tortürme in Zürich (1834),        terthur (Stadttheater). Kein Jahrbuch,
Winterthur (1835) und Bülach (1838)          wie Meilen oder Dübendorf. Christian
führte.                                      Zwinggi rechnete am Kulturgelage im
Diese jährlich von der Kanzel und mit        Dezember denn auch vor, wie sehr die
wehrhaften Gewehrsalven erinnerte            Pro-Kopf-Kulturausgaben Usters hin-
Glanzstunde Usters schwor das Indust-
riedorf mit Jahrmarkt und Bezirksgericht
auf die ideologische Rolle der Anti-Stadt
                                             «Verwinkelte Nischen, aber nirgends
ein. So gediehen die Villen der Florstras-
se neben Flarzen der Kleinbauern in          ein Leuchtturm.»
Riedikon und Kosthäusern der Fabrikar-
beiter in Oberuster, die liberale Religio-
sität der einen neben frömmlerischem         ter denen vergleichbarer Gemeinwe-
Sektierertum der andern. Soll an der Se-     sen hinterherhinken. Doch nun kommt
kundarschule Uster Latein unterrichtet       ein Stadtschreiber aus dem Städtchen
werden, wie Pfarrer Vögeli es wünscht?       Bülach (Seite 33), das 1384 das Stadt-
«Unnötig!», meinten in der Schulpflege       recht verliehen bekam, seit 1818 eine
die Fabrikanten: Englisch und Geometrie      Lesegesellschaft hat, die in loser Folge
sind wichtiger.                              Neujahrbücher herausgibt und dessen
                                             Stadthalle mit 1260 m2 schier dreimal
Rettung aus Bülach?                          so gross ist wie Usters Stadthofsaal. Die
Der Wohlstand der Zellweger’schen An-        «Hauptstadt des Zürcher Unterlandes»
gestellten liess, nach dem Ende des Zwei-    im unteren Glatttal (20 000 Einw.) ist
ten Weltkrieges 1946, ein «gemeinschaft-     auch ein «Fernziel 2. Ordnung». Uster
liches» Miliz-Kulturleben aufkeimen: die     (35 000 Einw.) arbeitet daran, eines zu
Kulturgemeinschaft Uster KGU. Stallwär-      werden (siehe UR 2/19). Das «Tor zum
me aus dem Hinterhalt, Hauskreise zu Li-     Oberland» im oberen Glatttal kann an
teratur, Musik und Theater: Man traf sich    einem Stadtschreiber aus Bülach sein
ab 1957 im Stadthofsaal (440 m2), wo der     urbanes Profil schärfen.
Kanton wegen der Bedürfnisklausel kei-
ne Speisewirtschaft bewilligte. Verwin-      Giorgio Girardet

                                                                                                  Thema     17
USTERS PARTNERSTADT PRENZLAU
Eberhard Eitel bekommt Ehrenmedaille verliehen

                         Uster pflegt seit 2000 eine Städte-         sich eines Morgens bei eisiger Kälte vor
                         partnerschaft mit der ostdeutschen          allem ältere Leute im See. Vielleicht wa-
                         Stadt Prenzlau. Zu dieser Verbin-           ren sie ja noch aus DDR-Zeiten abgehär-
                         dung eine enge Beziehung haben              tet. Am nächsten Tag, bei der Fahrt in
                         der Bezirksrat und Alt-Stadtrat Ludi        die Stadt, waren wir dann fast ein we-
                         Fuchs sowie der frühere Präsident           nig überrascht, als wir sahen, dass es,
                         des Quartiervereins Kirchuster,             obschon wir das Jahr 2010 schrieben,
                         Eberhard Eitel. Karl Günthard schaut        fast so wie in der Zeit nach dem Zwei-
                         mit den beiden zurück.                      ten Weltkrieg aussah. Schlimm, wenn
                                                                     man bedenkt, dass Prenzlau als eine
                         Die ersten Kontakte zwischen Uster und      der während des Zweiten Weltkriegs am
                         dem rund eineinhalb Stunden nordwest-       radikalsten zerstörten deutschen Städte
                         lich von Berlin im Landkreis Uckermark      gilt. So harrte zum Beispiel die dortige
                         des Bundeslandes Brandenburg liegen-        Marienkirche auch noch zum Zeitpunkt
                         den Prenzlau waren 1989 geknüpft wor-       unseres Besuchs auf die Fertigstellung
                         den. Ich selbst kenne Prenzlau ebenfalls    des Wiederaufbaus.
                         bestens, denn zum Beispiel fuhr ich 2010
                         mit meiner Frau mit dem Fahrrad von         Vom hässlichen Entlein
                         Uster via Berlin nach Prenzlau und weiter   zum stolzen Schwan
                         nach Polen. Wir campierten damals am        Im Jahr 2016 fuhr ich dann mit den Us-
                         Uckersee, der aus der Luft beinahe wie      termern Eberhard Eitel (Organisator),
                         der Greifensee aussieht, auf einem der      Martin Bornhauser (Ex-Stadtpräsident),
                         zahlreichen Zeltplätze.                     Albert Hofmann, Koni Pircher, Tina Sa-
      Stadtpanorama                                                  doni, Traugott Schmid, Walter Strähler
         Prenzlau vom    Dort durften wir feststellen, dass die      (damals 85-jährig), Heidi Fils, Bruno Fils,
 Unterruckersee aus
mit Mitteltorturm und    Leute aus der Gegend von Prenzlau kei-      Stephan Zigerli, Pius Köppel und René
        Marienkirche.    ne «Warmduscher» sind. So tummelten         Schmid mit dem Drahtesel nochmals

18   Uster Report 1 | 2020
Empfang der Rad-
                                                                                          fahrer aus Uster in
                                                                                          Prenzlau inklusive des
                                                                                          Ustermer Ex-Stadtprä-
                                                                                          sidenten Martin Born-
                                                                                          hauser im Interview.

in unsere Partnerstadt Prenzlau. Doch         sidenten Stadtrat Jean-François Ros-
sie war nicht mehr wiederzuerkennen:          sier gratulierten Eberhard Eitel sowohl
Die zuvor eher schmucklose Stadt hatte        der Prenzlauer Bürgermeister Hendrik
sich nicht zuletzt wegen der Landesgar-       Sommer wie auch der Vorsitzende der
tenschau in nur wenigen Jahren zu einer       Stadtverordnetenversammlung Ludger
Vorzeigestadt entwickelt. Und auch die        Melters. Die Laudatio hielt Antje Lang,
Gastfreundschaft war einfach toll.            die Leiterin der Stadtinformation. Eber-
                                              hard Eitel seinerseits verlieh in seiner
Wirbelwind Eberhard Eitel                     Dankesrede seiner grossen Freude Aus-
Kennen Sie den Begriff Schattenbürger-        druck, dass die Freundschaft zwischen
meister? Obwohl dies kein offizieller Titel   den Städten nun schon so lange anhält.
ist, bin ich der Meinung, dass der Uster-
mer Eberhard Eitel diesen Titel verdient
hätte. Als wir nämlich 2016 in Prenzlau       «Prenzlau gilt als eine der während
ankamen, war gerade das Stadtfest im
Gange. Und es schien so zu sein, dass alle
                                              des Zweiten Weltkriegs am radikals-
Mädchen, samt der damaligen «Schwa-           ten zerstörten deutschen Städte.»
nenkönigin» – sie repräsentiert die Stadt
Prenzlau regional und überregional auf
Veranstaltungen, Festen und Messen –          Startschuss zur Partnerschaft
nur von Usters «Sonderbeauftragtem in         Wer hätte dies damals, 1989, gedacht,
Sachen Prenzlau» übers Parkett gewir-         noch knapp in der DDR-Zeit, als die ers-
belt werden wollten. Man konnte nei-          ten Kontakte zwischen Uster und Prenz-
disch werden.                                 lau geknüpft wurden? Diese erste Annä-
                                              herung war die Folge einer damaligen
Und auch in der Neuzeit kommt Eber-           privaten Verbindung von Ludi Fuchs zum
hard Eitel in Prenzlau offenbar nicht         ausgewanderten Schweizer Schriftstel-
aus dem Feiern heraus. So war ihm als         ler Jean Villain, welcher in der Nähe von
erstem Schweizer überhaupt am ver-            Prenzlau wohnte. Und schon bald darf ja
gangenen 16. Januar 2020 am Neujahrs-         wohl wieder gefeiert werden. So will man
empfang Prenzlaus in der Uckerseehalle        in diesem Sommer in Uster das 20-Jah-
vor über 1000 geladenen Gästen die Eh-        re-Jubiläum der Partnerschaft feierlich
renmedaille der Stadt verliehen worden.       zelebrieren, flankiert von einer Verlän-
Im Beisein des Ustermer Vize-Stadtprä-        gerung des entsprechenden Vertrags.

                                                                                                   Thema     19
Neuer Look gefällig?
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         GEMEINDEN
                                                                              1
                                                                             BA N K
                                                                       Gemeinsam bringen wir voran,
                                                                  was uns am Herzen liegt – unsere Region.

20 Uster Report 1 | 2020
Gerne schaue ich deshalb mit Ludi Fuchs      Menschen hergestellt werden, die eine
und Eberhard Eitel auf die Anfänge die-      unterschiedliche Vergangenheit erlebt
ser Beziehung.                               hatten.

Ludi Fuchs, wie kam es dazu, dass            Kannst du dich noch an unsere
im Jahr 2000 die Stadt Prenzlau zur          ersten Gäste aus Prenzlau erinnern?
offiziellen Partnerstadt von Uster           Ich war damals Juniorenobmann beim FC
wurde?                                       Uster. So kam es, dass schon bald eine
Meine Vision von damals war, dass Uster,     Mannschaft C-Junioren aus Prenzlau an
wie übrigens im Ausland üblich, vier Part-   ein Fussballturnier in Uster eingeladen
nerstädte haben sollte. Drei im Ausland      wurde. Da der Bus noch freie Plätze hat-
und eine in der Schweiz. So bestanden        te, nahmen auch Berufsschullehrer die
damals auch Kontakte mit Revúca in der       Gelegenheit wahr, nach Uster zu reisen,
Slowakei und nach Niscemi auf Sizilien.      um sich mit ihren Berufskollegen in Uster
In der Schweiz war es die Gemeinde Si-       auszutauschen.
lenen, wo viele Ustermer im Frondienst
beim Bau der Wasserversorgung mit-
geholfen haben. Prenzlau wurde dann          «Und auch in der Neuzeit kommt
ausgewählt, da keine Sprachbarriere
bestand.
                                             Eberhard Eitel in Prenzlau offenbar
                                             nicht aus dem Feiern heraus.»
Man erkundigt sich ja immer als
Erstes nach dem Nutzen. Worum
ging es dir?                                 Nun, Eberhard Eitel, wie bist du
Mir persönlich ging es von Anfang an         eigentlich dazu gekommen, so enge
darum, Vorurteile abzubauen, andere          Kontakte mit Prenzlau aufzubauen?
Kulturen und Mentalitäten kennenzu-          Als langjähriger Präsident des Quartier-
lernen, und dies alles losgelöst von der     vereins Kirchuster und Organisator des
Politik. Es sollte der Kontakt zwischen      Neuzuzügertages (Red.: heute Willkom-

                                                                                         UR-Autor Karl Günt-
                                                                                         hard zusammen mit
                                                                                         der 9. Schwanenköni-
                                                                                         gin Prenzlaus, Laura
                                                                                         Kaulitz.

                                                                                                  Thema    21
Ein sichtlich gerührter
     Eberhard Eitel bei
   seiner Dankesrede.

                          menstag) kam ich im Jahr 2002 erstmals      hin. Ferner fuhren meine Nachbarn, das
                          mit den Prenzlauern in Kontakt, welche      Ehepaar Hässig, anlässlich ihres Hoch-
                          regelmässig auf Einladung nach Uster        zeittags mit dem Tandem in unsere Part-
                          zum Neuzuzügertag reisten. So war zum       nerstadt. Im Gegenzug bewältigte einer
                          Beispiel auch Prenzlaus Bürgermeister       der Prenzlauer Pfarrer diese Strecke von
                          Hendrik Sommer bereits an vier Neuzu-       1153 Kilometern mit dem Fahrrad in nur
                          zügertagen dabei.                           einer Woche. Eine Ustermer Velo-Dele-
                                                                      gation war ihm damals ein Stück entge-
                          Und wie sieht heute konkret dein            gengefahren. Aber auch Delegierte von
                          Engagement aus?                             Quartiervereinen, Gesangsvereinen
                          Ich übe dieses Amt mit sehr viel Eigen-     und Sportclubs durften schon die Gast-
                          initiative und Herzblut aus, spreche aber   freundschaft der Prenzlauer geniessen.
                          Aktivitäten im grösseren Rahmen mit der     Und nicht zuletzt wurden auch Lehrlinge
                          Stadt ab.                                   ausgetauscht.

                          Was fasziniert dich speziell                Wie ist Prenzlau in Uster präsent?
                          an dieser Aufgabe?                          Auf die Schnelle denke ich ans Fahrrad
                          Mitansehen zu dürfen, wie sich die flä-     aus Edelstahl, welches bei der Schifflän-
                          chendeckend zerbombte deutsche Stadt        de Niederuster aufgestellt ist und an die
                          in rasantem Tempo mit viel Eigeninitiati-   Velofahrt von 13 Ustermern nach Prenz-
                          ve heute entwickelt. Geld ist zwar keines   lau erinnern soll. Ein gleiches Velo ist üb-
                          vorhanden, doch unter Bürgermeister         rigens auch in einem Park in Prenzlau in-
                          Hendrik Sommer gedeiht die Stadt unter      stalliert. Ansonsten verweist ein kleines
                          Mithilfe aller prächtig.                    Schild unter den Ortstafeln von Uster auf
                                                                      unsere Partnerstadt.
                          Gibt es neben dir noch andere
                          Privatpersonen oder Vereine,                Wie oft pro Jahr fährst du zu unseren
                          die intensiven Kontakt mit Prenzlau         deutschen Freunden?
                          pflegen?                                    Im Normalfall zwei- bis dreimal im Jahr,
                          Da gibt es unzählige. Erwähnen möchte       und sei es nur, um Ustermer Bier raufzu-
                          ich die Zusammenarbeit mit der Fas-         fahren und zu verteilen. Und solange die
                          nachtsgesellschaft Humoria. Prenzlauer      Gesundheit von mir und meiner Frau es
                          nehmen regelmässig an ihren Umzügen         zulässt, werden wir den Kontakt mit den
                          teil. Ferner pflegt unsere Feuerwehr        liebenswerten und geselligen Freunden
                          ebenfalls enge Kontakte zu Prenzlau, so     nordöstlich von Berlin weiterhin ehren-
                          reiste die «Einsatzgruppe Prenzlau» der     voll pflegen, privat wie auch für Uster.
                          Feuerwehr Uster mit zwölf Personen an
                          den letztjährigen Teamwettkampf dort-       Karl Günthard

22 Uster Report 1 | 2020
VON GEMEINDE- ZU STADTPOLIZEI
Eine Chronik der Ustermer Ordnungshüter

Weil zunehmende Nachtruhestö-               später ersetzt werden musste wurden
rungen und die Töffraserei in Uster         Stimmen laut, welche den Polizisten un-
immer wieder zu Reklamationen               sorgfältigen Umgang mit dem Fahrzeug
führten, beschloss das damalige Ge-         unterstellten. Das sei der Grund, warum
meindeparlament am 16. Dezember             der Motor bereits nach 50 000 Kilome-
1946 die Einstellung eines Gemein-          tern seinen Geist aufgegeben habe.
depolizisten. Der Entscheid fiel mit
22 gegen 6 Stimmen.
                                            «Die aktuell rund 36 000 Einwohner
Nachdem sich auf die Ausschreibung
30 Personen für dieses Amt beworben         im Einsatzgebiet werden
hatten, wurde schliesslich Richard Hand-    von 25 Polizisten und 10 Zivil-
schin zum ersten Gemeindepolizisten
von Uster gewählt. Handschin absol-
                                            angestellten betreut.»
vierte dann ab dem 4. Januar 1947 bei
der Stadtpolizei Zürich eine acht Monate
dauernde Ausbildung und wurde auch          Stadtpolizei für die neue Stadt
in deren feldgraue Uniform gekleidet.       Das Jahr 1970 bedeutete auch für die
Die Gemeinde Uster erhielt damals von       Polizei den Schritt von der Gemeinde zur
der Stadt Zürich eine Rechnung von          Stadt – die Gemeindepolizei wurde zur
Fr. 1395.25.                                Stadtpolizei. In den nächsten Jahren wur-
                                            de der Bestand immer wieder erhöht.
Der erste Polizeiposten befand sich im
alten «Sternen», erst 1952 konnte er
in den ehemaligen Bäckerladen in der
Liegenschaft Landis verlegt werden. Da
noch kein Dienstfahrzeug zur Verfügung
stand, benützte Handschin für seine Ein-
sätze sein privates Motorrad oder das
Velo. 1956 war Uster Austragungsort des
kantonalen Schützenfestes, und daher
beschloss der Gemeinderat in eigener
Kompetenz, einen zweiten Gemeinde-
polizisten in der Person von Paul Dänzer
aus Davos einzustellen. Dann folgte 1960
ein dritter Gemeindepolizist, Alfred Düt-
schler nahm seinen Dienst auf.

Im Jahr 1962 richtete man den Posten
im Gemeindehaus ein, und die Gemein-
depolizei wurde in eine neue, blaue
Uniform eingekleidet. 1963 folgte die                                                   Gemeindepolizist
Anschaffung eines Dienstfahrzeugs, ein                                                  Richard Handschin
                                                                                        mit seinem eigenen
VW-Bus mit Blaulicht und Horn, sowie                                                    Motorrad auf
eines Motorrads. Als das Dienstfahrzeug                                                 Dienstfahrt.

                                                                                                 Thema 23
NIE MEHR SELBER
                                    RASEN MÄHEN!
   MÜLLER-DROSSAART
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   ZEITLUPENSTILL 6.3.                                            Beratung, Verkauf und Service
                                                                      Brauchli Rasenmäher
   TALK ABOUT USTER 12.3.
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                                   Copyright © 2019 Husqvarna AB (publ). All rights reserved.

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    c e n t r a l u s t e r. c h

24 Uster Report 1 | 2020
Der Einsatzbereich erstreckt sich nebst
der Stadt Uster samt Aussenwachten
auch auf die Gemeinde Greifensee. Die
aktuell rund 36 000 Einwohner im Ein-
satzgebiet werden von 25 Polizisten und
10 Zivilangestellten betreut. Die Stadtpo-
lizei steht heute unter dem Kommando
von Oblt. Dr. jur. Andreas Baumgartner.

Zu den Aufgaben der Stadtpolizei Uster
gehören: Aufrechterhaltung der öffent-
lichen Sicherheit sowie der Ruhe und
Ordnung, Schutz von Personen und Ei-
gentum sowie die Verhütung, Ermittlung,
Aufklärung und Verzeigung strafbarer
Handlungen und die Prävention durch
die Schulung von Kindern (Verkehrsins-
truktion). Im Rahmen des kommunalen
Polizeiverbandes ist der Patrouillen-
dienst auch in den Gemeinden Düben-
dorf, Volketswil und Illnau-Effretikon
möglich.

ABC-Schützen im Verkehr
instruieren
Eine wichtige Aufgabe der Stadtpolizei ist
die Verkehrsinstruktion. Seit der Grün-
dung im Jahr 1947 unterstützten Uster-       Kindergarten zuständig. In den zirka 40    Vereidigung von
mer Polizisten die Kantonspolizei bei der    Kindergärten und den zirka 100 Schul-      Stadtpolizisten im
Fahrradschule und -prüfung. Seit dem         klassen werden jährlich knapp 3000 Kin-    September 2019 mit
                                                                                        dem Kommandanten.
Schuljahr 2013/2014 ist die Stadtpolizei     der unterrichtet.
Uster für die gesamte Primarschule samt
                                             Weitere wichtige Aufgaben sind auch der
                                             Quartierdienst, der Jugenddienst und
                                             das Marktwesen. In all den Jahren hat
                                             auch die technische Entwicklung einen
                                             grossen Schritt nach vorne gemacht. Der
                                             Stadtpolizei stehen modernste Kommu-
                                             nikationsmittel und bestens ausgerüste-
                                             te Dienstfahrzeuge zur Verfügung. Um
                                             schnelle Einsätze leisten zu können, ist
                                             eine zeitgemässe Ausrüstung unabding-
                                             bar. Durch die Zunahme der Bevölkerung
                                             und das immer grösser werdende Ver-
                                             kehrsaufkommen haben die Aufgaben
                                             der Stadtpolizei derart zugenommen,
                                             dass eine weitere Aufstockung wohl nur
                                             noch eine Frage der Zeit sein kann.        Bild links: Die zwei
                                                                                        Gemeindepolizisten
                                             Ruedi Gysi                                 Richard Handschin
                                                                                        und Alfred Dütschler,
                                                                                        der spätere Chef der
                                                                                        Stadtpolizei Uster.

                                                                                                 Thema 25
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26 Uster Report 1 | 2020
DIE MILLIONENBACH-ZUNFT
Usters wassergetriebenes Unternehmertum

Stadtpräsidentin Barbara Thalmann
hielt die Laudatio, als Peter Ott am
13. Dezember 2019 sein Buch «Arbei-
ten und leben am Millionenbach»
im vollbesetzten Gemeinderatssaal
vorstellte und sich als unternehme-
rischer Citoyen in die Ustermer «Mil-
lionenbach-Zunft», dem Club jener
einschrieb, die aus einem Bruchteil
der 102 Meter Höhendifferenz zwi-
schen Pfäffiker- und Greifensee im
engen Aatal Usters Weltruhm schu-
fen und deren «Regimentsspiegel»
er nun als Bilderbuch in blaues Lei-
nen gebunden vorlegt.

Dass der Kapitalismus von der «schöpfe-
rischen Zerstörung» lebt, erkannte schon
Karl Marx und ist das Glück des Bauun-
ternehmers Peter Ott, der zusammen
mit Hans Schärer in der Krise der Neun-
zigerjahre «mit Hilfe der Bank» 1991 das
Wasserrecht 43 (Turicum Niederuster
441, 85 m ü. M., Fallhöhe 6,6 Meter) und     erwarb. Damit erwachte im Baunterneh-       Stadtpräsidentin
1996 das Wasserrecht 42 (Schliifi Niede-     mer das Interesse für seine Vorgänger       Barbara Thalmann
ruster, 444,6 m ü. M., Fallhöhe 2,6 Meter)   am Aabach: den legendären Zellwe-           zusammen mit
                                                                                         Peter Ott, Bau-
                                             ger-Direktor Hans Bissig (1887–1960), Ja-   unternehmer im
                                             kob Heusser Staub (1862–1941), Usters       Ruhestand und
                                                                                         Buchautor.
                                             grossen Gönner, zurück zum Autokons-
                                             trukteur Martin Carl Fischer (1867–1947)
                                             und den Seidenspinner August Bind-
                                             schädler (1844–1907). Das Wasserrecht
                                             40 (447,36 m ü. M. Fallhöhe 1,36 m), über
                                             das heute Karin Lenzlinger (einzige Frau
                                             in der «Millionenbach-Zunft») gebietet
                                             und zur Mülli Niederuster gehört, ging
                                             als altes Nutzungsrecht seit 1300 durch
                                             die Hände der Herren von Landen-
                                             berg, der Grafen von Toggenburg und
                                             der Stadtrepublik Zürich, bis es nach       Bild links: Das
                                                                                         Geisterschiff auf
                                             sieben Generationen der Familie Gujer       dem Grab von
                                             und über Umwege 1883 in den Besitz          Zellweger-Direktor
                                             der Familie Lenzlinger kam. Die ober-,      Hans Bissig und Frau,
                                                                                         erzählt vom eitlen
                                             mittel- oder unterschlächtigen Wasser-      Wandel der Wirt-
                                             räder der Mühlen und Beimühlen wichen       schaftsgeschichte.

                                                                                                  Thema 27
SEXY                    STILIKONE

     Öffentliche Vorträge
      Programm 2020
      Informieren Sie sich persönlich über wichtige medizinische Themen und tauschen Sie sich mit unseren
      Ärzten und Fachpersonen aus. Veranstaltungsbeginn: 19.30 Uhr, Dauer: 90 Minuten

      12. Febr.     Arthrose in den Händen:                             16. Sept.     Hoher Blutdruck:
                    Wie kann der Handchirurg helfen?                                  Häufig und gefährlich.

      25. März      Multiresistente Bakterien:                          21. Okt.      Künstliches Gelenk:
                    Was können wir tun?                                               Neue Lebensqualität gewinnen.

      29. April     Knochenbrüche im Alter:                             4. Nov.       Vergrösserte Prostata:
                    Was ist heute möglich?                                            Wenn das Wasserlösen schwerfällt.

      27. Mai       Dickdarmkrebs:                                      2. Dez.       Myome: Gefährliche Wucherungen
                    Vorsorge und Therapie.                                            in der Gebärmutter?

      10. Juni      Diabetes:                                           Türöffnung: 19.00 Uhr, im Forum, Spital Uster. Eine Anmeldung
                                                                        ist nicht erforderlich – die Anzahl Sitzplätze ist beschränkt. Bitte
                    Wenn das Blut zu süss ist.                          nutzen Sie die öffentlichen Verkehrsmittel, eine Bushaltestelle
                                                                        befindet sich gegenüber dem Spital. Wir freuen uns auf Sie.

                                                                                    www.spitaluster.ch / vortrag
      Brunnenstrasse 42, Postfach, 8610 Uster, info@spitaluster.ch, www.spitaluster.ch

28 Uster Report 1 | 2020
Die schlafende Schö-
                                                                                       ne auf dem Grabmal
                                                                                       von Jakob Heusser
                                                                                       und Berta Staub mit
                                                                                       dem Zitat aus dem
                                                                                       «Hohelied der Liebe»
                                                                                       (Kor 1, 18): «Die Liebe,
                                                                                       sie hört nimmer auf».

den Joval-, Francis-, Girard-, Kaplan- und   von Industriedenkmälern zu ermögli-
Ossberger-Turbinen, die gewaltige Trans-     chen. Und im Oberland wurde am 25.
missionen antrieben und zum Teil heu-        Oktober 1979 der «Verein zur Erhaltung
te für die Energie Uster AG noch Strom       alter Handwerks- und Industrieanlagen
erzeugen. Alle 25 industriell genutzten      im Zürcher Oberland» (VEHI) gegründet.
Wasserrechte hat Peter Ott mit kundiger      Aus seinen Bemühungen entstand der
Hilfe dokumentiert, die Pläne der wach-      Industrielehrpfad im Zürcher Oberland,
senden Weiheranlagen zusammengetra-          dem 1985 mit dem Buch «Die indust-
gen, vermittelst derer im Schwall- und       rielle Revolution im Zürcher Oberland:
Sunksystem des Aabachs hydraulische          Von der industriellen Erschliessung zum
Potenz optimal in den Arbeitstag des         Industrielehrpfad» ein nützliches Hand-
Fabriklebens eingefügt wurde.                buch beigesellt wurde. Peter Otts «Zu-
                                             sammenstellung» ist das anschauliche
Jugendlust und Politikerfrust                Bilderbuch dazu und verleitete uns, auf
Ausgangspunkt von Peter Otts Ta-             dem Friedhof Uster bei den Familien-
tendrang scheint die «Junge Kirche» ge-      gräbern nach dem Grab der einen oder
wesen zu sein. 1962 war er Mitherausge-      anderen Unternehmerfamilie zu suchen,
ber eines «Buchs» für Neuzuzüger, 1964       denn die Denkmäler der Toten trotzen
übernahm er das väterliche Baugeschäft       (so die Nachfahren weiter bezahlen) der
und 1975 verantwortete er im Rahmen          «schöpferischen Zerstörung» des Kapi-     Der Otter auf
der 1200-Jahr-Feier der Stadt Uster die      talismus.                                 dem Familiengrab
                                                                                       der Familie Ott
Attraktionen Sesselbahn Stadthaus,                                                     lauert wachsam
Rutschbahn Burg-Ochsen sowie den             Giorgio Girardet                          auf Chancen.
Schifflibach. 1979 erfolgte die Wahl in
den Gemeinderat, eine Legsilatur später
gar in den Stadtrat. «Diese Aufgabe zeig-
te mir die politischen Probleme unserer
Gemeinde realistisch auf», resümiert der
nach einer Amtszeit Abgewählte, und so
füllen die letzten Seiten seiner «Zusam-
menstellung» Überlegungen zu leidigen
und weiterhin ungelösten Verkehrspro-
blemen der Stadt.

Industrielehrpfad und Friedhof
Im Jahr, als Peter Ott in den Gemeinde-
rat gewählt wurde, gründete Hans-Peter
Bärtschi die «ARIAS-Industriekultur», um
die Dokumentation und Restaurierung

                                                                                                 Thema 29
50 JAHRE
   STADT USTER
   Mit hohen Häusern eng verbaut,
   mit Verkehr, der sich staut,
   mit Schranken, die eine Ewigkeit
   sorgen für lange Wartezeit.
   Geschäfte, die nicht überleben,
   weil die Mieten nach oben streben.
   Man muss nicht ins Ausland reisen,
   auch in Uster gibt es fremde Speisen,
   denn die Stadt verliert den Reiz,
   bald gibt es keine Schweizerbeiz.
   Das alles findet man ganz glatt,
   denn wir sind ja eine Stadt.
   50 Jahre ist es her,
   da kam Uster zu der Ehr,
   jetzt eine Stadt zu sein,
   zwar noch mickerig und klein.
   Stadtpräsident war nun das Wort,
   für das höchste Amt im Ort.
   50 Jahre ist es nun her
   und man tut sich wirklich schwer,
   denn das ist gar nicht übertrieben,
   Uster ist ein Dorf geblieben.
   Geniessen kann man die Natur,
   oft und laut auch die Kultur.
   Schön ist, dass man sich noch kennt
   und sich noch beim Namen nennt.
   Die 50 Jahre, die vergangen,
   nicht immer ganz harmonisch klangen.
   In Zukunft nur nicht übertreiben,
   Uster soll doch Uster bleiben.

   Ruedi Gysi

30 Uster Report 1 | 2020
MIS USCHTER
mit Walter Strucken, Präsident von KISS Uster

Bei der seit Anfang 2017 aktiven Ge-         Uster 77. Gerade im Illuster gibt es neu
nossenschaft KISS («Keep it small and        optimale Sitzgelegenheiten für einen kur-
simple») geht es um Nachbarschafts-          zen Schwatz. Wenn es warm ist, lockt na-
hilfe gegen Zeitgutschriften. Dieses         türlich der Stadtpark. Oder viele Senioren
geldlose Konzept sieht die gegenseiti-       machen auch Spaziergänge runter zum
ge Unterstützung von Menschen aller          See. Ich selbst nutze gerne die Stadt- und
Generationen vor. Dies in Notfällen          Regionalbibliothek.
und im Alter. Das Ziel ist, zu tragbaren
Kosten möglichst lange eigenständig          Und was würden Sie gerne verändert
wohnen zu bleiben. Wir trafen den            sehen?
KISS-Präsidenten Walter Strucken.            Eine verkehrsfreie Bankstrasse vor dem
                                             Bahnhof wäre schön, oder dass dort
Was beschäftigt Sie im Moment?               höchstens nur noch Busse zirkulieren.
Ich freue mich, dass für unser Projekt       Dafür ist es in anderen Strassen, wie in
nach Abschluss der dreijährigen Pilotpha-    der Brunnenstrasse hinauf zum Spital,
se von 2017 bis 2019 mit der Stadt eine      teilweise sehr eng und die Autofahrer und
Verlängerung der Zusammenarbeit um           Velofahrer, gerade radfahrende Senio-
weitere zwei Jahre im Sinne einer Aufbau-    ren, können sich dort rasch in die Quere
phase erzielt werden konnte.                 kommen.

Weshalb ist KISS so wichtig?                 Welche Geschäfte sind für Senioren           Walter Strucken.
Es geht um die Bekämpfung von Einsam-        in Uster besonders wichtig?
keit. Das zeigt sich in der Auswertung der   Privat bin ich im Bioladen Öpfelbaum
in den ersten drei Jahren des Projekts       schon seit Jahren Kunde. Und auch die
geleisteten 6000 Stunden. Davon ent-         Buchhandlung Doppelpunkt ist ein High-
fielen rund 60% auf die Begleitung und       light in Uster. Die zwei Buchhändlerinnen
rund 40% auf Hilfstätigkeiten im Haus-       wissen sehr gut Bescheid und können
halt. Ferner erspart jeder Monat, in dem     immer weiterhelfen.
jemand nicht in einem Heim wohnt, der
Stadt Ausgaben von bis zu 2000 Franken       An welchen Anlässen trifft man Sie
.                                            in Uster regelmässig an?
Von wie vielen Personen sprechen wir?        Ich schätze kulturlastige Events, wovon
Anfang Dezember zählte KISS 191 Aktiv-       insbesondere die der Kulturgemeinschaft
mitglieder, 9 Kollektivorganisationen und    Uster (KGU).
42 Mitglieder als Förderer. Aktive Tan-
dems, Begleitende und Begleitete, gab es     Uster bedeutet für mich:
76. Dabei wurden die meisten Stunden         Ich wuchs in Zürich auf, und meine Frau
von 60 bis 70 Jahre alten KISS-Mitgliedern   und ich kamen nach unserer Heirat we-
erbracht. Die empfangenden Personen          gen einer Stelle für sie nach Uster. Dies
waren zwischen 85 und 95.                    war 1970 und die Stadt hatte bei der Woh-
                                             nungssuche sogar noch geholfen. Heute
Wo ist Uster für Seniorinnen und             ist Uster längst unsere Heimat
Senioren am schönsten?
Im Winter gehen ältere Menschen sicher       Martin Mäder
gerne in die Einkaufszentren Illuster und

                                                                                             Mis Uschter     31
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