"städtisches Uster" J a - FO-Fotorotar
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Das sympathische Stadtmagazin für Uster und Umgebung Ausgabe 1 | 2020 «städtisches Uster» @usterreport re J ah ter 50dt Us Sta
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EDITORIAL Liebe Leserin, lieber Leser Happy Birthday STADT Uster! Wir gratulieren zu Aus welchen Gründen auch immer: Vor 50 Jahren 50 Jahren Stadt-Status! Konkret zu feiern gibt es ward dieser Schritt vollzogen und Uster mischte den Entscheid, dass sich Uster vor 50 Jahren nach fortan im imaginären «Club der Städte» mit. Weil einigem Anlauf durchgerungen hatte, den Wechsel man bekanntlich die Feste feiern muss, wie sie fal- von einer «Gemeinde» zu einer «Stadt» zu vollzie- len – dies ist nach meiner Meinung eine der besten hen. Tatsächlich wurde erst auf das Jahr 1970 be- Lebensweisheiten überhaupt –, widmen wir vom schlossen, Uster zur Stadt zu erklären. Dies hatte «Uster Report» den gesamten Jahrgang 2020 die- zur Folge, dass die bisherigen Gemeinderäte sich sem Jubiläum «50 Jahre Stadt Uster». In Form der danach neu Stadträte nannten. Und der eigentlich unterschiedlichsten Beiträge zu verschiedensten seit 1966 regierende SVP-Politiker Albert Hofmann thematischen Schwerpunkten erweist Ihr Stadtma- wurde ab 1970 zum «Stapi». gazin in diesem Jahr diesem, wie wir finden, doch besonderen Schritt unserer Stadt die Ehre. Wie Sie, werte Leserin, werter Leser, unter vie- lem anderem in diesem «Uster Report» erfahren Nun wünsche ich Ihnen viel Spass beim Lesen der werden, hätte Uster natürlich bereits viel früher vorliegenden Ausgabe mit dem ersten Teil an Infor- diesen Schritt vollziehen können. Vielleicht gar mationen rund um Usters Stadtwerdung und die müssen? Denn auf einer möglichen «Bucket List» entsprechenden Folgen. Mit Sicherheit werden Sie im Werdegang einer Stadt hatte Uster 1970 längst dabei etwas über Ihre Stadt erfahren, was Sie zuvor alle relevanten Punkte abgehakt. Bahnhof? Check! noch nicht gewusst hatten. Spital? Check! Verwaltungssitz? Check! Energie- versorgung? Check! Verkehrsinfrastruktur? Check! Im Namen der Redaktion Einwohnerquantum? Check? Auch der (inoffizielle) Martin Mäder Stadthistoriker Michael Köhler – er ist übrigens neu auch mit an Bord unseres Redaktionsteams – kann sich diese Zurückhaltung nicht erklären. Poststrasse im Jahr 1904 mit Blick zum Bahnhof. Bild: Stadtarchiv; Fredi Gut, DTP Atelier. Editorial 3
INHALTSVERZEICHNIS Februar-Ausgabe 2020 Editorial 3 Kultur Kunstausstellung in Thema «städtisches Uster» 5 der Tertianum Residenz Brunnhof 43 KGU Aufführung Zeitlupe 45 Mis Uschter 31 «Uster-Report»-Buchtipp 47 Stadt Uster Erzählungen von Karl Günthard 49 Neuer Stadtschreiber 33 Stadtpreise 2019 34 «Uster Report»-Kochtipp 54 Vereine, Organisationen, Gewerbe Wettbewerb Toyota Proace der Garage Bamert AG 37 Das 50-Franken-Bild 57 Winter-Sauna in der Badi Uste 39 Jeans Shop Uster an neuer Adresse 40 Unternehmer im Fokus Immobilien Know-how bei Spalinger 41 Urs Marti und Philipp Mumenthaler von der Hotz Fleisch Wurst Traiteur AG 58 Notfallnummern/Impressum 62 IM HEUTE SPIEGELT SICH DAS GESTERN. Christian Süss Heizungsinstallateur EFZ ehem. Lehrling, heute auf Kundenmontage ammann-schmid.ch Der Nachwuchs bestimmt unsere Energiezukunft. Deshalb ist uns beim Wissenstransfer das Warum, also das Know-why, genauso 043 399 25 99 wichtig wie das Know-how. 4 Uster Report 1 | 2020
STADT MIT DÖRFLICHEM CHARAKTER Wenn Entwicklung keine Gerade bedeutet Uster nennt sich zwar bereits seit Stadt im Kanton schon früh zementiert. 1970 «Stadt», doch spricht man mit So wurde Uster 1798, zur Zeit der Hel- dem lokalen Historiker Michael Köh- vetischen Republik, Distrikthauptort. ler*, wird klar, dass dies schon weit Diesen Status, später Bezirkshauptort früher hätte der Fall sein können. genannt, behielt man auch unter der Und dass auf dem Weg dorthin alles Mediationsverfassung des Kantons Zü- andere als eine lineare Entwicklung rich 1803 sowie unter der liberalen Kan- stattfand. tonsverfassung 1831. Und er hat heute noch Gültigkeit. Wann ist eine Stadt eine Stadt? Nach landläufigem Wissen liegt bei mehr als 10 000 Einwohnern eine Stadt vor. «Uster hätte sich schon viel früher Weil diese Regel aber «den zunehmend städtischen Charakter der Schweiz nur vom Status eines verstädterten noch unpräzise abbildete», hatte das Dorfs verabschieden und zur Stadt Bundesamt für Statistik (BFS) 2014 eine neue, ungleich komplexere Definition erklären können.» bestimmt. Diese basiert im Wesentlichen auf den Kriterien Dichte, Anzahl Einwoh- ner, Beschäftigte und Logiernächte. Bahnbrechende Eisenbahn Der wichtigste Schritt Usters auf dem Viel früher eine Stadt Weg zur Stadt war offenbar die Eisen- Der Ustermer Historiker Michael Köhler bahn. «Als Uster 1856 an dieses Ver- braucht gar nicht in diese statistischen kehrsmittel angeschlossen wurde, hatte Die Gegend um den Tiefen abzutauchen, um zu belegen, die Bahn noch Pioniercharakter», erläu- heutigen «Nüssli- dass Uster schon lange vor dem 1. Janu- tert der Historiker. Den Ustermer Indus- kreisel» war schon vor der Neuzeit neben ar 1970 eine Stadt war. So argumentiert triellen war sogar gelungen, eine für die dem Bahnhofperi- er auch nicht mit der Einwohnerzahl, Nordostbahn über Kloten geplante Lini- meter ein Ortskern. denn die 10 000er-Grenze wurde bereits in den 1930er-Jahren geknackt. Heute leben übrigens in Uster über 35 000 Menschen. Michael Köhler: «Uster hätte sich schon viel früher vom Status eines verstädterten Dorfs verabschieden und zur Stadt erklären können.» Der Experte für die Ustermer Geschichte zählt «massgebende Faktoren, die eine Stadt ausmachen» auf, wie Bahnhof, eine Verkehrsinfrastruktur, Schulen oder ein Spital sowie Behörden von Verwaltung und Justiz. Zudem verweist er auf die Präsenz aller Wirtschaftssektoren, von der Landwirtschaft über die Industrie bis hin zu Dienstleistungen. Politisch hatte man die Bedeutung der drittgrössten Thema 5
wichtig erweisen. «Uster haderte damit, dass die Hauptlinie des Orientexpresses von und nach Zürich am linken Zürich- seeufer entlang verlief», weiss Michael Köhler. Gesundheit und Religion Mit der medizinischen Versorgung hatte man einen weiteren Punkt der «To-do- Liste» auf dem Weg zur Stadt schon lan- ge vor 1970 passiert. Das erste «Spital» befand sich noch an der Freiestrasse in einem alten Bauernhaus. Schliesslich Das Bahnhofsgebäude enführung zwischen Zürich und Romans- wurde am 6. August 1882 der «Gemein- von 1856 ist nach dem horn zu verhindern; der Anschluss ans dekrankenverein» gegründet, und am in Baden das zweit- Schienennetz bedeutete den Zugang zu 14. November 1883 öffnete in Räumen älteste der Schweiz und steht unter den Warenmärkten Europas. an der Florastrasse 55 das Krankenasyl Schutz. Noch zirkuliert Im Rahmen der damaligen Glattalbahn- Uster mit sieben Kranken- und zwei hier auch der motori- gesellschaft war Uster zumindest für Notbetten. 1889 erfolgte am Standort sierte Privatverkehr. rund ein Jahr ein Kopfbahnhof, im Jahr «Wageren» ein Spitalneubau mit damals 27 Betten. Ferner stand auch in Uster die Kirche im «Uster haderte damit, dass die Haupt- Dorf. Zwar gab es seit dem Mittelalter eine Kirche, doch im 19. Jahrhundert be- linie des Orientexpresses von und fand man, dass es passend zum dama- nach Zürich am linken Zürichseeufer ligen Aufschwung auch ein prächtigeres Gotteshaus sein könnte. So gilt die 1828 entlang verlief.» vollendete reformierte Kirche unterhalb des Schlosses als eine der wichtigsten Querkirchen des Schweizer Klassizismus. 1857 erfolgte die Verlängerung der Linie bis nach Wetzikon und 1859 wurde Rap- Strom und Gas perswil erreicht. Später sollte sich aber Ein weiteres städtisches Merkmal vor die Eisenbahn für Uster namentlich für 1970 war laut Michael Köhler die Elek- den Transport von Waren und Gütern als trizität: «Im Jahr 1897 wurde in Uster Die Eisenbahn war und ist für Uster nicht nur prägend, sondern auch ein verbinden- des wie trennendes Element. 6 Uster Report 1 | 2020
das erste Stromgewinnungsgebäude gebaut.» In diesem ersten Elektrizitäts- werk an der Asylstrasse ist heute der «MusikContainer» domiziliert. Zwei von Gasmotoren angetriebene Dynamo-Ma- schinen erzeugten Strom, der in Kirchus- ter für die Beleuchtung und das Kochen genutzt wurde. «Niederuster und Oberuster waren zu- erst dem Strom gegenüber skeptisch und behielten vorerst noch Petroleum- beleuchtungen sowie die Gasversor- gung», verdeutlicht Köhler. Eine vollum- fängliche Stromversorgung gab es erst ab den 1920er-Jahren, und noch bis 1964 wurde an der Dammstrasse, am Stand- hofsgebäude von 1856 hervor. Dieses Das Schloss ist auch ort des heutigen Werkhofareals, Gas klassizistische Aufnahmegebäude mit heute unbestrittenes produziert. einem doppelstöckigen, fünfachsigen Wahrzeichen. Doch Kern eines eigentli- Mittelteil hat die SBB als national schutz- chen Ortszentrums Bebauung und Strassennetz würdig eingestuft. Und der Bahnhof war wurde es nicht. «Eine progressiv verfolgte Stadtent- dann auch für die ab Mitte der 50er-Jah- wicklung äusserte sich auch in der Aus- re des 19. Jahrhunderts stattfindende gestaltung des Ortsbildes und in der Entwicklung des Ustermer Strassen- Siedlungsplanung», berichtet Michael netzes zentral. «Es ging darum, den Köhler. Dabei falle namentlich die an ein umliegenden Quartieren und späteren Schachbrettmuster erinnernde Block- Aussenwachten einen möglichst guten randbebauung mit der Gruppierung von Zugang zum Bahnhof zu ermöglichen», Wohngebäuden in Form einer geschlos- hält der Experte für die Stadtgeschichte senen Bauweise um einen gemeinsamen Usters fest. Hof herum auf. Im Kern von Uster sind gewisse Ansätze noch heute sichtbar. Bahn engt aber auch ein An einzelnen Gebäuden auf dem Weg Die Beziehung von Schiene und Strasse zur Stadtwerdung hebt Köhler das Bahn- ist jedoch nicht nur eine stimmige Sym- Die drei Phasen des Projekts «Stadtraum Uster 2035». Erst kürzlich wurde die 2. Phase begonnen. Thema 7
biose. So weist Michael Köhler am Bei- taurant Sternen und Unternehmervillen spiel Usters darauf hin, dass eine solche wie zum Beispiel jener der Baumwollfab- Zugstrecke die städtebauliche Entwick- rikanten Zangger. Gemäss Michael Köh- lung, namentlich beim Strassenverkehr, ler blieb dieser Bereich bis 1960 und auch zu hemmen vermag. Er erinnert an dem Vormarsch des Strassenverkehrs nicht realisierte oder gar gescheiterte seit der Jahrhundertwende architekto- Projekte wie Unterführungen, so etwa nisch mehr oder weniger unverändert. das umstrittene Abstimmungsgeschäft «Unterführung Winterthurerstrasse». Konstanter Prozess Die Eisenbahn ist bei der Stadtentwick- «Mit der Zeit hat sich das Zentrum von lung ein verbindendes wie zugleich auch Uster immer wieder verschoben und es trennendes Element. Michael Köhler be- definiert sich seit Anfang der 1970er-Jah- tont, «dass längst nicht alle Vorhaben in re über die Einkaufszentren Uster77 und diesem Kontext in der Hoheit der Stadt Illuster», bilanziert Köhler. Für ihn tragen liegen, sondern bei vielen dieser Angele- diese Verschiebungen des Kerns «deut- genheiten der Kanton oder gar der Bund lich zum heutigen heterogenen Eindruck mitbestimmt». des Stadtbildes bei». Immerhin erhielt Uster trotz dieses heterogenen Auftritts 2001 vom Schweizer Heimatschutz den «Niederuster und Oberuster renommierten Wakkerpreis verliehen. Uster wurde damals dafür gelobt, dass waren zuerst dem Strom gegenüber man es verstanden habe, «sich aus der skeptisch.» anonymen schweizerischen Agglome- rationslandschaft hervorzuheben und eine eigene Identität zu schaffen». Mehrere Zentren Für Michael Köhler war dieser Preis we- Was gilt nun, «Dorf» oder «Stadt»? Micha- gen des Erhalts vieler einstiger Indus- el Köhler: «Ich kam 1971 nach Uster, als triebauten verdient. Auch lobt er das man offiziell eine Stadt war. Doch auch Bemühen, «eventuell früher begangene damals wurde der dörfliche Charakter bauliche und planerische Fehler zu kor- bewusst gepflegt und man sprach im- rigieren und auf Bestehendem aufzu- mer von einem Dorf, und mit Stadt mein- bauen». Auch in der Neuzeit ist man im te man Zürich», erinnert er sich. Egal, ob Rahmen des Projekts «Stadtraum Uster Dorf oder Stadt: jede Ortschaft hat einen 2035» weiter am Planen und Projektie- Kern – bei Uster sind es gleich mehrere. ren. Nach der 2019 abgeschlossenen 1. Parallel zum Schwerpunkt Bahnhof war Phase mit dem Stadtentwicklungskon- und ist auch die Gegend um den heuti- zept (STEK) läuft bis 2022 Phase 2 mit gen «Nüsslikreisel» ein solches Zentrum. einer kommunalen Richtplanung. Wir Dieser neben dem Bahnhofperimeter sind gespannt. zweite Kern bestand namentlich aus Gastwirtschaft wie dem damaligen Res- Martin Mäder Hinweis * Michael Köhler studierte Geschichte, Politologie so- wie Archäologie und ist freischaffender Historiker. Sei- ne Doktorarbeit trug den Titel «Uster, vom Fabrikdorf zur Stadt: Usters städtebauliche Entwicklung unter Einfluss der Glatttalbahn». Ferner hatte der Ustermer jüngst im Auftrag des Stadtarchivs die geschichtlichen Einträge auf www.uster.ch revidiert. 10 Uster Report 1 | 2020
FÜR JEDEN ETWAS DABEI Generationengespräch über sich ergänzende Nachbarn Uster, die Schlafstadt, die Wohn- fährt ein Zug in die Stadt. In Uster könnte stadt, die Sportstadt und seit 1990 ich nicht arbeiten. In der Pflege oder im die S5-Stadt. Mit der Einführung des Kaufmännischen findet man bestimmt Schnellzugs hat Uster vor 20 Jahren einige Stellen, aber in der Medienbran- stark an Attraktivität gewonnen. che gibt es hier nicht viel. Privat bin ich Doch wo hat Zürich noch immer die aber sehr zufrieden mit meinem Hei- Nase vorn? matort. Wir haben einen See und das ist ein Privileg. Ein grosses Hallenbad und Heute strömen täglich etliche Ustermer etliche Vereine zählen ebenfalls zum An- Pendler in die grosse Nachbarstadt; gebot. Sogar Golf kann man hier spielen. zur Arbeit, zum Einkaufen oder um in Früher sagten viele meiner Freunde, sie den Ausgang zu gehen. Aber was genau möchten gerne nach Zürich ziehen. Die macht Zürich aus Ustermer Sicht so at- meisten sind schlussendlich hiergeblie- traktiv? Wie wichtig ist die Metropole? ben. Man wohnt in Uster und arbeitet Inwiefern hat sich unser Bezug zu ihr in oder studiert in Zürich. Es wäre span- den letzten 50 Jahren verändert und wie nend zu wissen, wie es in Zukunft ausse- sieht es in 30 Jahren aus? Fünf Uster- hen wird. Mit Dübendorf und Stettbach merinnen und Ustermer verschiedener sieht man, wie schnell es gehen kann, Generationen gaben ihre Meinung kund. wenn sich etwas verändert. Mittlerweile kommen die Zürcher für Konzerte oder andere Anlässe raus aus der Stadt in die Samsung Hall in Dübendorf. Im Glatttal wurde viel gebaut. Ich denke, in Uster wird es ebenfalls so sein. Unsere Stadt wird in die Höhe wachsen. Mit den ÖV wird sich wohl nicht mehr viel verändern. Ich glaube diesbezüglich wurde das Ma- Melvin ximum erreicht. Kleinert, 25, Social Media Manager Ich wurde in Uster geboren und hatte als Kind gar keinen Bezug zu Zürich. Seit dem Beginn der Lehre war ich dann aber nur noch in Zürich. Zürich ist heute ein Bestandteil meines Lebens. Neben Barbara der Arbeit besuche ich Hockey-Matches Vassalli, 53, oder gehe in den Ausgang. In Uster hat Hand- mir nie etwas gefehlt. Mittlerweile hat analytikerin Uster auch etwas mehr zu bieten. In den letzten Jahren hat sich in meinen Ursprünglich komme ich aus Arosa. Als Augen nichts Gravierendes verändert. ich als Flight Attendant zu arbeiten be- Die Bahnverbindungen sind jedoch viel gann, musste ich 1990 in die Nähe des besser geworden. Im 15-Minuten-Takt Flughafens kommen und zog nach Uster. Thema 11
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Bis zu diesem Zeitpunkt war ich kein Fan Damals war ich noch einer von wenigen, von Zürich. Heute finde ich die Stadt die diesen Weg auf sich nahmen. Bis die wunderschön und sie hat so einiges zu S5 1990 eingeführt wurde, dauerte die bieten. Veränderungen habe ich keine Reise in die Stadt zwischen 40 und 50 allzu grossen wahrgenommen. Mindes- Minuten. Für Alteingesessene war Zürich tens dreimal pro Woche bin ich beruflich früher noch nicht so wichtig wie heute. in der Stadt. Auch in der Freizeit pendle Zellweger sowie die Textilindustrie boten ich immer wieder gerne nach Zürich. viele Arbeitsstellen an und die Stadt «er- Zürich ist eine Metropole. Der See ist nährte» sich selbst. Heute ist das anders. wunderschön, du kannst dort alles ha- Uster ist eine Wohnstadt und keine Ar- ben. Egal ob kulinarisch oder kulturell, beitsstadt mehr. Nichtsdestotrotz finde es ist immer etwas los. Was auch im- ich, dass Uster so einiges zu bieten hat. mer ich brauche, finde ich in Zürich. Die Stadt ist einfach genial. In Uster fehlt mir höchstens ein Kino. Ansonsten bin ich «Uster hat viele versteckte zufrieden mit dem Angebot hier. Es gibt einen See, ich sehe die Berge und man Schönheiten, die man zuerst kann viel unternehmen. Uster hat viele entdecken muss.» versteckte Schönheiten, die man zuerst entdecken muss. Beruflich brauche ich das Angebot in Uster nicht, da ich selbst- Es gibt viele verschiedene Vereine so- ständig bin. Meine Kinder möchten nicht wie ein tolles kulturelles und sportliches in Uster arbeiten. Sie wollen raus und Angebot. Wir haben einen schönen, na- in die grosse Stadt. Das Angebot für turgeschützten See, einen Industrielehr- die Jungen sollte lokal gefördert wer- pfad und den Stadtpark. In Uster ist alles den. Viele hängen am Bahnhof oder im gut erreichbar und ich fühle mich hier Zeughausareal herum, was früher oder sicher. Als reiner Freizeitgänger wäre es später ein Problem darstellen kann. Per- mir in Uster jedoch zu langweilig. Ver- sönlich habe ich den «Fünfer und das mutlich wird es in Zukunft wieder mehr Weggli». Ruhe und Rückzug in Uster und Arbeitsstellen in Uster geben und die Action im nahen Zürich. Das schätze ich Agglomerationen werden noch näher sehr. Ich hoffe, dass in Zukunft nicht al- zusammenkommen. les miteinander verschmelzen wird. Ich wünsche mir, dass Uster ein Rückzugs- ort bleibt, doch in 30 Jahren kann sich viel verändern. Jacqueline Degen, 22, Studentin und Regional- leiterin Kin- der-Camps Urs- Christoph In Uster lebe ich seit meinem dritten Dieterle, 66, Lebensjahr. Für Essen, Shopping oder Jurist um in den Ausgang zu gehen, pendle ich nach Zürich. Ich arbeite nur circa zwei- Aufgewachsen bin ich in Zürich und 1977 mal im Monat in Zürich. Für mich ist der nach Uster gezogen. Seither pendelte ich Zürcher HB vor allem ein Umsteigebahn- täglich beruflich sowie privat hin und her. hof. Ich stelle es mir schwierig vor, nach Thema 13
meinem Studium in Uster eine Stelle zu nach wie vor wichtig. Ich habe meistens finden. Zürich hat auch in beruflicher in der Stadt gearbeitet. Uster ist im All- Hinsicht viel mehr zu bieten. Freizeitan- gemeinen stark nach Zürich orientiert. gebote gibt es in Uster leider nur wenige. Die Zugverbindungen sind in den letzten Mittlerweile gibt es zwar einige neue Re- Jahren besser geworden, und damit ist staurants, was ich cool finde. Es dürfte Uster gewachsen. Man hört oft, wie zügig jedoch noch mehr angeboten werden. man mit der S-Bahn in Zürich sei. Am Vor allem für die Jungen. Es gibt das «frjz» Stadelhofen bist du schnell, aber wenn und früher gab es das «MidnightSports» du in Altstetten arbeitest, sitzt du viel für 13–17-Jährige. Ansonsten herrscht länger im Zug. Die grösste Veränderung hier eher Flaute. Um Party zu machen, im Pendlerangebot sind die Nachtver- bleibst du nicht in Uster. Andererseits bindungen. Zürich hat heute wieder bietet die Stadt für Sportbegeisterte viel. gleich viel Einwohner wie bereits einmal Auch Naherholungsgebiete muss man 1980. Die wieder gestiegene Einwohner- nicht suchen. Wir haben viele Grünflä- zahl zusammen mit den vielen Pendlern bringen die Stadt zum Boomen. In Uster wurde viel gebaut. Wo es früher Grün «Freizeitangebote gibt es in Uster gab, stehen nun Gebäude. Was mir in Uster fehlt, ist ein konventionelles Kino. leider nur wenige.» Wenn ich mit meinem Sohn einen Film sehen möchte, will ich nicht nach Zürich pendeln müssen. Uster gefällt mir nach chen mit schönen Bänkli hier. Zum Ar- wie vor gut. Beruflich ist Uster aber nicht beiten und Studieren ist Zürich für mei- sonderlich attraktiv. Ich würde gerne hier ne Generation sehr wichtig. In Zukunft arbeiten, doch es gibt nicht viele Möglich- wird die Agglomeration wohl grösser keiten. Vielleicht wird auch die Wirtschaft und wichtiger werden. Ich denke, alles wird etwas näher zusammenrücken. Was ich mir wünsche, ist, dass man in Zürich «Die Jungen dachten selbst noch schneller von A nach B kom- men kann. damals schon, in der Stadt ist was los. Zürich ist und war ‹the place to go›». etwas zu wenig gefördert. Der Nachteil von Uster ist gleichzeitig ein Vorteil; es ist zwar nicht viel los, aber man kann hier Hans-Peter in Ruhe wohnen. Ich denke wir erlebten Loch, 50, in den letzten Jahren einen Boom, der Informatiker nicht anhalten kann. Es wird schwierig zu handhaben sein, wenn alles so rasant Ich lebte bis 20 in Uster und hatte als weiterwächst. Vielleicht fährt die Glat- Kind keinen grossen Bezug zu Zürich. talbahn irgendwann bis nach Uster. Es Als ich dann anfing zu studieren, zog ich könnte jedoch auch ganz anders kom- nach Zürich. Die Jungen dachten damals men. Die Bahntickets werden bestimmt schon, in der Stadt ist was los. Zürich teurer werden, was wiederum Chancen ist und war «the place to go». Vor gut für die Peripherie bedeutet. zehn Jahren kam ich der Familie wegen nach Uster zurück. Zürich ist für mich Umfrage: Tanja Frei 14 Uster Report 1 | 2020
USTERLUFT BEFREIT LANDSCHAFT Usters entwicklungsfähiges urbanes Selbstverständnis Stadtmauer mit wehrhaften Türmen, Dank Kirche zu Einheit dahinter eine geschlossene Sied- und «industria» lung, die an einem Umschlagplatz Wer dort als Priester amtete, bestimm- entstand oder am Fuss einer Burg, ten bis zur Reformation die Herren von weit sichtbar auch der Turm eines Rapperswil. Danach stellte der Zürcher Münsters. Das macht die Stadt aus: Gottesstaat aus dem Zürcher Bürgertum Sie hat ein zentrales Schlachthaus einen Pfarrer für die nun reformierte mit Fleischhalle, einen Marktplatz Kirchgemeinde Uster. So waren die nach und ein Rathaus. Ritter, Geistliche «Kirchuster» kirchhörigen «Ustermer» in und Handwerker (Bürger!) wohnten ihren Dörfern nach der Reformation «in hier in kleinräumiger Arbeitsteilung, und durch Christo» frei, aber weil Zwingli unterschieden sich radikal vom bäu- fremde Kriegsdienste und das Betteln rischen Umland und waren «frei». verbot, wurden sie notgedrungen fleissig Stadtluft macht(e einst) frei! (Fleiss = lat. industria), d.h. auch fromm (= «brauchbar»). Nichts davon gilt für Uster. Vereint wa- Mit den Franzosen kam 1798 die Welt ren die Dörfer Nänikon, Werrikon, Wini- der Aufklärung, von welcher man schon kon-Gschwader, Freud- und Wermatswil, in Stäfa (damals drittgrösste Siedlung Nossikon, Sulzbach und Riedikon, He- des Kantons) in der Lesegesellschaft getsberg, Nieder-, Ober- und Kirchus- durch französische Bücher wusste, drän- ter einzig durch die Kirchhörigkeit zu gend nach Uster. In den Grenzen der St. Andreas, der Kirche am Fusse des Kirchgemeinde entstand die Munizipa- Schlosshügels am Übergang vom oberen lität (Politische Gemeinde), und der Ort Glatt- zum Aatal. wurde auf Kosten der Landvogteistädt- Der Ustertag 1830 an der frischen No- vemberluft hob den Unterschied zwischen Stadt und Land auf. Thema 15
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chen Greifensee und Grüningen und der stolzen Kyburg zum Hauptort des neuen Distrikts (Bezirk) Uster. Kanzel und Volkssouveränität Um der wachsenden Fabrikarbeiter-Be- völkerung effizient ins Gewissen zu reden, wurde die alte Kirche 1822 ab- gerissen und durch eine reformierte Querkirche – panoptischer Hörsaal mit Emporen um die wuchtige Kanzel – er- setzt. Hier wurde sonntäglich den Inha- bern der teuer bezahlten Kirchenörter gepredigt. Von hier wollten am 22. No- vember 1830 die Liberalen ihre Forde- rungen der restaurierten Zürcher Ob- rigkeit verkünden: Es kamen zu viele und kelte Nischen, aber nirgends ein Leucht- Das Obertor in Bülach so war es die kühle Usterluft, die den turm. Das Giacometti-Stadthaus schlug musste 1838 dem ganzen Kanton frei machte, die Unter- 1961 ein neues Kapitel urbaner Architek- neuen, liberalen «Ustermer Zeitgeist» schiede zwischen Stadt- und Landluft tur auf. Aber weiterhin kein Dreisparten- weichen einebnete und zum Abbruch der Stadt- haus wie Baden (Kurtheater) oder Win- mauern und Tortürme in Zürich (1834), terthur (Stadttheater). Kein Jahrbuch, Winterthur (1835) und Bülach (1838) wie Meilen oder Dübendorf. Christian führte. Zwinggi rechnete am Kulturgelage im Diese jährlich von der Kanzel und mit Dezember denn auch vor, wie sehr die wehrhaften Gewehrsalven erinnerte Pro-Kopf-Kulturausgaben Usters hin- Glanzstunde Usters schwor das Indust- riedorf mit Jahrmarkt und Bezirksgericht auf die ideologische Rolle der Anti-Stadt «Verwinkelte Nischen, aber nirgends ein. So gediehen die Villen der Florstras- se neben Flarzen der Kleinbauern in ein Leuchtturm.» Riedikon und Kosthäusern der Fabrikar- beiter in Oberuster, die liberale Religio- sität der einen neben frömmlerischem ter denen vergleichbarer Gemeinwe- Sektierertum der andern. Soll an der Se- sen hinterherhinken. Doch nun kommt kundarschule Uster Latein unterrichtet ein Stadtschreiber aus dem Städtchen werden, wie Pfarrer Vögeli es wünscht? Bülach (Seite 33), das 1384 das Stadt- «Unnötig!», meinten in der Schulpflege recht verliehen bekam, seit 1818 eine die Fabrikanten: Englisch und Geometrie Lesegesellschaft hat, die in loser Folge sind wichtiger. Neujahrbücher herausgibt und dessen Stadthalle mit 1260 m2 schier dreimal Rettung aus Bülach? so gross ist wie Usters Stadthofsaal. Die Der Wohlstand der Zellweger’schen An- «Hauptstadt des Zürcher Unterlandes» gestellten liess, nach dem Ende des Zwei- im unteren Glatttal (20 000 Einw.) ist ten Weltkrieges 1946, ein «gemeinschaft- auch ein «Fernziel 2. Ordnung». Uster liches» Miliz-Kulturleben aufkeimen: die (35 000 Einw.) arbeitet daran, eines zu Kulturgemeinschaft Uster KGU. Stallwär- werden (siehe UR 2/19). Das «Tor zum me aus dem Hinterhalt, Hauskreise zu Li- Oberland» im oberen Glatttal kann an teratur, Musik und Theater: Man traf sich einem Stadtschreiber aus Bülach sein ab 1957 im Stadthofsaal (440 m2), wo der urbanes Profil schärfen. Kanton wegen der Bedürfnisklausel kei- ne Speisewirtschaft bewilligte. Verwin- Giorgio Girardet Thema 17
USTERS PARTNERSTADT PRENZLAU Eberhard Eitel bekommt Ehrenmedaille verliehen Uster pflegt seit 2000 eine Städte- sich eines Morgens bei eisiger Kälte vor partnerschaft mit der ostdeutschen allem ältere Leute im See. Vielleicht wa- Stadt Prenzlau. Zu dieser Verbin- ren sie ja noch aus DDR-Zeiten abgehär- dung eine enge Beziehung haben tet. Am nächsten Tag, bei der Fahrt in der Bezirksrat und Alt-Stadtrat Ludi die Stadt, waren wir dann fast ein we- Fuchs sowie der frühere Präsident nig überrascht, als wir sahen, dass es, des Quartiervereins Kirchuster, obschon wir das Jahr 2010 schrieben, Eberhard Eitel. Karl Günthard schaut fast so wie in der Zeit nach dem Zwei- mit den beiden zurück. ten Weltkrieg aussah. Schlimm, wenn man bedenkt, dass Prenzlau als eine Die ersten Kontakte zwischen Uster und der während des Zweiten Weltkriegs am dem rund eineinhalb Stunden nordwest- radikalsten zerstörten deutschen Städte lich von Berlin im Landkreis Uckermark gilt. So harrte zum Beispiel die dortige des Bundeslandes Brandenburg liegen- Marienkirche auch noch zum Zeitpunkt den Prenzlau waren 1989 geknüpft wor- unseres Besuchs auf die Fertigstellung den. Ich selbst kenne Prenzlau ebenfalls des Wiederaufbaus. bestens, denn zum Beispiel fuhr ich 2010 mit meiner Frau mit dem Fahrrad von Vom hässlichen Entlein Uster via Berlin nach Prenzlau und weiter zum stolzen Schwan nach Polen. Wir campierten damals am Im Jahr 2016 fuhr ich dann mit den Us- Uckersee, der aus der Luft beinahe wie termern Eberhard Eitel (Organisator), der Greifensee aussieht, auf einem der Martin Bornhauser (Ex-Stadtpräsident), zahlreichen Zeltplätze. Albert Hofmann, Koni Pircher, Tina Sa- Stadtpanorama doni, Traugott Schmid, Walter Strähler Prenzlau vom Dort durften wir feststellen, dass die (damals 85-jährig), Heidi Fils, Bruno Fils, Unterruckersee aus mit Mitteltorturm und Leute aus der Gegend von Prenzlau kei- Stephan Zigerli, Pius Köppel und René Marienkirche. ne «Warmduscher» sind. So tummelten Schmid mit dem Drahtesel nochmals 18 Uster Report 1 | 2020
Empfang der Rad- fahrer aus Uster in Prenzlau inklusive des Ustermer Ex-Stadtprä- sidenten Martin Born- hauser im Interview. in unsere Partnerstadt Prenzlau. Doch sidenten Stadtrat Jean-François Ros- sie war nicht mehr wiederzuerkennen: sier gratulierten Eberhard Eitel sowohl Die zuvor eher schmucklose Stadt hatte der Prenzlauer Bürgermeister Hendrik sich nicht zuletzt wegen der Landesgar- Sommer wie auch der Vorsitzende der tenschau in nur wenigen Jahren zu einer Stadtverordnetenversammlung Ludger Vorzeigestadt entwickelt. Und auch die Melters. Die Laudatio hielt Antje Lang, Gastfreundschaft war einfach toll. die Leiterin der Stadtinformation. Eber- hard Eitel seinerseits verlieh in seiner Wirbelwind Eberhard Eitel Dankesrede seiner grossen Freude Aus- Kennen Sie den Begriff Schattenbürger- druck, dass die Freundschaft zwischen meister? Obwohl dies kein offizieller Titel den Städten nun schon so lange anhält. ist, bin ich der Meinung, dass der Uster- mer Eberhard Eitel diesen Titel verdient hätte. Als wir nämlich 2016 in Prenzlau «Prenzlau gilt als eine der während ankamen, war gerade das Stadtfest im Gange. Und es schien so zu sein, dass alle des Zweiten Weltkriegs am radikals- Mädchen, samt der damaligen «Schwa- ten zerstörten deutschen Städte.» nenkönigin» – sie repräsentiert die Stadt Prenzlau regional und überregional auf Veranstaltungen, Festen und Messen – Startschuss zur Partnerschaft nur von Usters «Sonderbeauftragtem in Wer hätte dies damals, 1989, gedacht, Sachen Prenzlau» übers Parkett gewir- noch knapp in der DDR-Zeit, als die ers- belt werden wollten. Man konnte nei- ten Kontakte zwischen Uster und Prenz- disch werden. lau geknüpft wurden? Diese erste Annä- herung war die Folge einer damaligen Und auch in der Neuzeit kommt Eber- privaten Verbindung von Ludi Fuchs zum hard Eitel in Prenzlau offenbar nicht ausgewanderten Schweizer Schriftstel- aus dem Feiern heraus. So war ihm als ler Jean Villain, welcher in der Nähe von erstem Schweizer überhaupt am ver- Prenzlau wohnte. Und schon bald darf ja gangenen 16. Januar 2020 am Neujahrs- wohl wieder gefeiert werden. So will man empfang Prenzlaus in der Uckerseehalle in diesem Sommer in Uster das 20-Jah- vor über 1000 geladenen Gästen die Eh- re-Jubiläum der Partnerschaft feierlich renmedaille der Stadt verliehen worden. zelebrieren, flankiert von einer Verlän- Im Beisein des Ustermer Vize-Stadtprä- gerung des entsprechenden Vertrags. Thema 19
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Gerne schaue ich deshalb mit Ludi Fuchs Menschen hergestellt werden, die eine und Eberhard Eitel auf die Anfänge die- unterschiedliche Vergangenheit erlebt ser Beziehung. hatten. Ludi Fuchs, wie kam es dazu, dass Kannst du dich noch an unsere im Jahr 2000 die Stadt Prenzlau zur ersten Gäste aus Prenzlau erinnern? offiziellen Partnerstadt von Uster Ich war damals Juniorenobmann beim FC wurde? Uster. So kam es, dass schon bald eine Meine Vision von damals war, dass Uster, Mannschaft C-Junioren aus Prenzlau an wie übrigens im Ausland üblich, vier Part- ein Fussballturnier in Uster eingeladen nerstädte haben sollte. Drei im Ausland wurde. Da der Bus noch freie Plätze hat- und eine in der Schweiz. So bestanden te, nahmen auch Berufsschullehrer die damals auch Kontakte mit Revúca in der Gelegenheit wahr, nach Uster zu reisen, Slowakei und nach Niscemi auf Sizilien. um sich mit ihren Berufskollegen in Uster In der Schweiz war es die Gemeinde Si- auszutauschen. lenen, wo viele Ustermer im Frondienst beim Bau der Wasserversorgung mit- geholfen haben. Prenzlau wurde dann «Und auch in der Neuzeit kommt ausgewählt, da keine Sprachbarriere bestand. Eberhard Eitel in Prenzlau offenbar nicht aus dem Feiern heraus.» Man erkundigt sich ja immer als Erstes nach dem Nutzen. Worum ging es dir? Nun, Eberhard Eitel, wie bist du Mir persönlich ging es von Anfang an eigentlich dazu gekommen, so enge darum, Vorurteile abzubauen, andere Kontakte mit Prenzlau aufzubauen? Kulturen und Mentalitäten kennenzu- Als langjähriger Präsident des Quartier- lernen, und dies alles losgelöst von der vereins Kirchuster und Organisator des Politik. Es sollte der Kontakt zwischen Neuzuzügertages (Red.: heute Willkom- UR-Autor Karl Günt- hard zusammen mit der 9. Schwanenköni- gin Prenzlaus, Laura Kaulitz. Thema 21
Ein sichtlich gerührter Eberhard Eitel bei seiner Dankesrede. menstag) kam ich im Jahr 2002 erstmals hin. Ferner fuhren meine Nachbarn, das mit den Prenzlauern in Kontakt, welche Ehepaar Hässig, anlässlich ihres Hoch- regelmässig auf Einladung nach Uster zeittags mit dem Tandem in unsere Part- zum Neuzuzügertag reisten. So war zum nerstadt. Im Gegenzug bewältigte einer Beispiel auch Prenzlaus Bürgermeister der Prenzlauer Pfarrer diese Strecke von Hendrik Sommer bereits an vier Neuzu- 1153 Kilometern mit dem Fahrrad in nur zügertagen dabei. einer Woche. Eine Ustermer Velo-Dele- gation war ihm damals ein Stück entge- Und wie sieht heute konkret dein gengefahren. Aber auch Delegierte von Engagement aus? Quartiervereinen, Gesangsvereinen Ich übe dieses Amt mit sehr viel Eigen- und Sportclubs durften schon die Gast- initiative und Herzblut aus, spreche aber freundschaft der Prenzlauer geniessen. Aktivitäten im grösseren Rahmen mit der Und nicht zuletzt wurden auch Lehrlinge Stadt ab. ausgetauscht. Was fasziniert dich speziell Wie ist Prenzlau in Uster präsent? an dieser Aufgabe? Auf die Schnelle denke ich ans Fahrrad Mitansehen zu dürfen, wie sich die flä- aus Edelstahl, welches bei der Schifflän- chendeckend zerbombte deutsche Stadt de Niederuster aufgestellt ist und an die in rasantem Tempo mit viel Eigeninitiati- Velofahrt von 13 Ustermern nach Prenz- ve heute entwickelt. Geld ist zwar keines lau erinnern soll. Ein gleiches Velo ist üb- vorhanden, doch unter Bürgermeister rigens auch in einem Park in Prenzlau in- Hendrik Sommer gedeiht die Stadt unter stalliert. Ansonsten verweist ein kleines Mithilfe aller prächtig. Schild unter den Ortstafeln von Uster auf unsere Partnerstadt. Gibt es neben dir noch andere Privatpersonen oder Vereine, Wie oft pro Jahr fährst du zu unseren die intensiven Kontakt mit Prenzlau deutschen Freunden? pflegen? Im Normalfall zwei- bis dreimal im Jahr, Da gibt es unzählige. Erwähnen möchte und sei es nur, um Ustermer Bier raufzu- ich die Zusammenarbeit mit der Fas- fahren und zu verteilen. Und solange die nachtsgesellschaft Humoria. Prenzlauer Gesundheit von mir und meiner Frau es nehmen regelmässig an ihren Umzügen zulässt, werden wir den Kontakt mit den teil. Ferner pflegt unsere Feuerwehr liebenswerten und geselligen Freunden ebenfalls enge Kontakte zu Prenzlau, so nordöstlich von Berlin weiterhin ehren- reiste die «Einsatzgruppe Prenzlau» der voll pflegen, privat wie auch für Uster. Feuerwehr Uster mit zwölf Personen an den letztjährigen Teamwettkampf dort- Karl Günthard 22 Uster Report 1 | 2020
VON GEMEINDE- ZU STADTPOLIZEI Eine Chronik der Ustermer Ordnungshüter Weil zunehmende Nachtruhestö- später ersetzt werden musste wurden rungen und die Töffraserei in Uster Stimmen laut, welche den Polizisten un- immer wieder zu Reklamationen sorgfältigen Umgang mit dem Fahrzeug führten, beschloss das damalige Ge- unterstellten. Das sei der Grund, warum meindeparlament am 16. Dezember der Motor bereits nach 50 000 Kilome- 1946 die Einstellung eines Gemein- tern seinen Geist aufgegeben habe. depolizisten. Der Entscheid fiel mit 22 gegen 6 Stimmen. «Die aktuell rund 36 000 Einwohner Nachdem sich auf die Ausschreibung 30 Personen für dieses Amt beworben im Einsatzgebiet werden hatten, wurde schliesslich Richard Hand- von 25 Polizisten und 10 Zivil- schin zum ersten Gemeindepolizisten von Uster gewählt. Handschin absol- angestellten betreut.» vierte dann ab dem 4. Januar 1947 bei der Stadtpolizei Zürich eine acht Monate dauernde Ausbildung und wurde auch Stadtpolizei für die neue Stadt in deren feldgraue Uniform gekleidet. Das Jahr 1970 bedeutete auch für die Die Gemeinde Uster erhielt damals von Polizei den Schritt von der Gemeinde zur der Stadt Zürich eine Rechnung von Stadt – die Gemeindepolizei wurde zur Fr. 1395.25. Stadtpolizei. In den nächsten Jahren wur- de der Bestand immer wieder erhöht. Der erste Polizeiposten befand sich im alten «Sternen», erst 1952 konnte er in den ehemaligen Bäckerladen in der Liegenschaft Landis verlegt werden. Da noch kein Dienstfahrzeug zur Verfügung stand, benützte Handschin für seine Ein- sätze sein privates Motorrad oder das Velo. 1956 war Uster Austragungsort des kantonalen Schützenfestes, und daher beschloss der Gemeinderat in eigener Kompetenz, einen zweiten Gemeinde- polizisten in der Person von Paul Dänzer aus Davos einzustellen. Dann folgte 1960 ein dritter Gemeindepolizist, Alfred Düt- schler nahm seinen Dienst auf. Im Jahr 1962 richtete man den Posten im Gemeindehaus ein, und die Gemein- depolizei wurde in eine neue, blaue Uniform eingekleidet. 1963 folgte die Gemeindepolizist Anschaffung eines Dienstfahrzeugs, ein Richard Handschin mit seinem eigenen VW-Bus mit Blaulicht und Horn, sowie Motorrad auf eines Motorrads. Als das Dienstfahrzeug Dienstfahrt. Thema 23
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Der Einsatzbereich erstreckt sich nebst der Stadt Uster samt Aussenwachten auch auf die Gemeinde Greifensee. Die aktuell rund 36 000 Einwohner im Ein- satzgebiet werden von 25 Polizisten und 10 Zivilangestellten betreut. Die Stadtpo- lizei steht heute unter dem Kommando von Oblt. Dr. jur. Andreas Baumgartner. Zu den Aufgaben der Stadtpolizei Uster gehören: Aufrechterhaltung der öffent- lichen Sicherheit sowie der Ruhe und Ordnung, Schutz von Personen und Ei- gentum sowie die Verhütung, Ermittlung, Aufklärung und Verzeigung strafbarer Handlungen und die Prävention durch die Schulung von Kindern (Verkehrsins- truktion). Im Rahmen des kommunalen Polizeiverbandes ist der Patrouillen- dienst auch in den Gemeinden Düben- dorf, Volketswil und Illnau-Effretikon möglich. ABC-Schützen im Verkehr instruieren Eine wichtige Aufgabe der Stadtpolizei ist die Verkehrsinstruktion. Seit der Grün- dung im Jahr 1947 unterstützten Uster- Kindergarten zuständig. In den zirka 40 Vereidigung von mer Polizisten die Kantonspolizei bei der Kindergärten und den zirka 100 Schul- Stadtpolizisten im Fahrradschule und -prüfung. Seit dem klassen werden jährlich knapp 3000 Kin- September 2019 mit dem Kommandanten. Schuljahr 2013/2014 ist die Stadtpolizei der unterrichtet. Uster für die gesamte Primarschule samt Weitere wichtige Aufgaben sind auch der Quartierdienst, der Jugenddienst und das Marktwesen. In all den Jahren hat auch die technische Entwicklung einen grossen Schritt nach vorne gemacht. Der Stadtpolizei stehen modernste Kommu- nikationsmittel und bestens ausgerüste- te Dienstfahrzeuge zur Verfügung. Um schnelle Einsätze leisten zu können, ist eine zeitgemässe Ausrüstung unabding- bar. Durch die Zunahme der Bevölkerung und das immer grösser werdende Ver- kehrsaufkommen haben die Aufgaben der Stadtpolizei derart zugenommen, dass eine weitere Aufstockung wohl nur noch eine Frage der Zeit sein kann. Bild links: Die zwei Gemeindepolizisten Ruedi Gysi Richard Handschin und Alfred Dütschler, der spätere Chef der Stadtpolizei Uster. Thema 25
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DIE MILLIONENBACH-ZUNFT Usters wassergetriebenes Unternehmertum Stadtpräsidentin Barbara Thalmann hielt die Laudatio, als Peter Ott am 13. Dezember 2019 sein Buch «Arbei- ten und leben am Millionenbach» im vollbesetzten Gemeinderatssaal vorstellte und sich als unternehme- rischer Citoyen in die Ustermer «Mil- lionenbach-Zunft», dem Club jener einschrieb, die aus einem Bruchteil der 102 Meter Höhendifferenz zwi- schen Pfäffiker- und Greifensee im engen Aatal Usters Weltruhm schu- fen und deren «Regimentsspiegel» er nun als Bilderbuch in blaues Lei- nen gebunden vorlegt. Dass der Kapitalismus von der «schöpfe- rischen Zerstörung» lebt, erkannte schon Karl Marx und ist das Glück des Bauun- ternehmers Peter Ott, der zusammen mit Hans Schärer in der Krise der Neun- zigerjahre «mit Hilfe der Bank» 1991 das Wasserrecht 43 (Turicum Niederuster 441, 85 m ü. M., Fallhöhe 6,6 Meter) und erwarb. Damit erwachte im Baunterneh- Stadtpräsidentin 1996 das Wasserrecht 42 (Schliifi Niede- mer das Interesse für seine Vorgänger Barbara Thalmann ruster, 444,6 m ü. M., Fallhöhe 2,6 Meter) am Aabach: den legendären Zellwe- zusammen mit Peter Ott, Bau- ger-Direktor Hans Bissig (1887–1960), Ja- unternehmer im kob Heusser Staub (1862–1941), Usters Ruhestand und Buchautor. grossen Gönner, zurück zum Autokons- trukteur Martin Carl Fischer (1867–1947) und den Seidenspinner August Bind- schädler (1844–1907). Das Wasserrecht 40 (447,36 m ü. M. Fallhöhe 1,36 m), über das heute Karin Lenzlinger (einzige Frau in der «Millionenbach-Zunft») gebietet und zur Mülli Niederuster gehört, ging als altes Nutzungsrecht seit 1300 durch die Hände der Herren von Landen- berg, der Grafen von Toggenburg und der Stadtrepublik Zürich, bis es nach Bild links: Das Geisterschiff auf sieben Generationen der Familie Gujer dem Grab von und über Umwege 1883 in den Besitz Zellweger-Direktor der Familie Lenzlinger kam. Die ober-, Hans Bissig und Frau, erzählt vom eitlen mittel- oder unterschlächtigen Wasser- Wandel der Wirt- räder der Mühlen und Beimühlen wichen schaftsgeschichte. Thema 27
SEXY STILIKONE Öffentliche Vorträge Programm 2020 Informieren Sie sich persönlich über wichtige medizinische Themen und tauschen Sie sich mit unseren Ärzten und Fachpersonen aus. Veranstaltungsbeginn: 19.30 Uhr, Dauer: 90 Minuten 12. Febr. Arthrose in den Händen: 16. Sept. Hoher Blutdruck: Wie kann der Handchirurg helfen? Häufig und gefährlich. 25. März Multiresistente Bakterien: 21. Okt. Künstliches Gelenk: Was können wir tun? Neue Lebensqualität gewinnen. 29. April Knochenbrüche im Alter: 4. Nov. Vergrösserte Prostata: Was ist heute möglich? Wenn das Wasserlösen schwerfällt. 27. Mai Dickdarmkrebs: 2. Dez. Myome: Gefährliche Wucherungen Vorsorge und Therapie. in der Gebärmutter? 10. Juni Diabetes: Türöffnung: 19.00 Uhr, im Forum, Spital Uster. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich – die Anzahl Sitzplätze ist beschränkt. Bitte Wenn das Blut zu süss ist. nutzen Sie die öffentlichen Verkehrsmittel, eine Bushaltestelle befindet sich gegenüber dem Spital. Wir freuen uns auf Sie. www.spitaluster.ch / vortrag Brunnenstrasse 42, Postfach, 8610 Uster, info@spitaluster.ch, www.spitaluster.ch 28 Uster Report 1 | 2020
Die schlafende Schö- ne auf dem Grabmal von Jakob Heusser und Berta Staub mit dem Zitat aus dem «Hohelied der Liebe» (Kor 1, 18): «Die Liebe, sie hört nimmer auf». den Joval-, Francis-, Girard-, Kaplan- und von Industriedenkmälern zu ermögli- Ossberger-Turbinen, die gewaltige Trans- chen. Und im Oberland wurde am 25. missionen antrieben und zum Teil heu- Oktober 1979 der «Verein zur Erhaltung te für die Energie Uster AG noch Strom alter Handwerks- und Industrieanlagen erzeugen. Alle 25 industriell genutzten im Zürcher Oberland» (VEHI) gegründet. Wasserrechte hat Peter Ott mit kundiger Aus seinen Bemühungen entstand der Hilfe dokumentiert, die Pläne der wach- Industrielehrpfad im Zürcher Oberland, senden Weiheranlagen zusammengetra- dem 1985 mit dem Buch «Die indust- gen, vermittelst derer im Schwall- und rielle Revolution im Zürcher Oberland: Sunksystem des Aabachs hydraulische Von der industriellen Erschliessung zum Potenz optimal in den Arbeitstag des Industrielehrpfad» ein nützliches Hand- Fabriklebens eingefügt wurde. buch beigesellt wurde. Peter Otts «Zu- sammenstellung» ist das anschauliche Jugendlust und Politikerfrust Bilderbuch dazu und verleitete uns, auf Ausgangspunkt von Peter Otts Ta- dem Friedhof Uster bei den Familien- tendrang scheint die «Junge Kirche» ge- gräbern nach dem Grab der einen oder wesen zu sein. 1962 war er Mitherausge- anderen Unternehmerfamilie zu suchen, ber eines «Buchs» für Neuzuzüger, 1964 denn die Denkmäler der Toten trotzen übernahm er das väterliche Baugeschäft (so die Nachfahren weiter bezahlen) der und 1975 verantwortete er im Rahmen «schöpferischen Zerstörung» des Kapi- Der Otter auf der 1200-Jahr-Feier der Stadt Uster die talismus. dem Familiengrab der Familie Ott Attraktionen Sesselbahn Stadthaus, lauert wachsam Rutschbahn Burg-Ochsen sowie den Giorgio Girardet auf Chancen. Schifflibach. 1979 erfolgte die Wahl in den Gemeinderat, eine Legsilatur später gar in den Stadtrat. «Diese Aufgabe zeig- te mir die politischen Probleme unserer Gemeinde realistisch auf», resümiert der nach einer Amtszeit Abgewählte, und so füllen die letzten Seiten seiner «Zusam- menstellung» Überlegungen zu leidigen und weiterhin ungelösten Verkehrspro- blemen der Stadt. Industrielehrpfad und Friedhof Im Jahr, als Peter Ott in den Gemeinde- rat gewählt wurde, gründete Hans-Peter Bärtschi die «ARIAS-Industriekultur», um die Dokumentation und Restaurierung Thema 29
50 JAHRE STADT USTER Mit hohen Häusern eng verbaut, mit Verkehr, der sich staut, mit Schranken, die eine Ewigkeit sorgen für lange Wartezeit. Geschäfte, die nicht überleben, weil die Mieten nach oben streben. Man muss nicht ins Ausland reisen, auch in Uster gibt es fremde Speisen, denn die Stadt verliert den Reiz, bald gibt es keine Schweizerbeiz. Das alles findet man ganz glatt, denn wir sind ja eine Stadt. 50 Jahre ist es her, da kam Uster zu der Ehr, jetzt eine Stadt zu sein, zwar noch mickerig und klein. Stadtpräsident war nun das Wort, für das höchste Amt im Ort. 50 Jahre ist es nun her und man tut sich wirklich schwer, denn das ist gar nicht übertrieben, Uster ist ein Dorf geblieben. Geniessen kann man die Natur, oft und laut auch die Kultur. Schön ist, dass man sich noch kennt und sich noch beim Namen nennt. Die 50 Jahre, die vergangen, nicht immer ganz harmonisch klangen. In Zukunft nur nicht übertreiben, Uster soll doch Uster bleiben. Ruedi Gysi 30 Uster Report 1 | 2020
MIS USCHTER mit Walter Strucken, Präsident von KISS Uster Bei der seit Anfang 2017 aktiven Ge- Uster 77. Gerade im Illuster gibt es neu nossenschaft KISS («Keep it small and optimale Sitzgelegenheiten für einen kur- simple») geht es um Nachbarschafts- zen Schwatz. Wenn es warm ist, lockt na- hilfe gegen Zeitgutschriften. Dieses türlich der Stadtpark. Oder viele Senioren geldlose Konzept sieht die gegenseiti- machen auch Spaziergänge runter zum ge Unterstützung von Menschen aller See. Ich selbst nutze gerne die Stadt- und Generationen vor. Dies in Notfällen Regionalbibliothek. und im Alter. Das Ziel ist, zu tragbaren Kosten möglichst lange eigenständig Und was würden Sie gerne verändert wohnen zu bleiben. Wir trafen den sehen? KISS-Präsidenten Walter Strucken. Eine verkehrsfreie Bankstrasse vor dem Bahnhof wäre schön, oder dass dort Was beschäftigt Sie im Moment? höchstens nur noch Busse zirkulieren. Ich freue mich, dass für unser Projekt Dafür ist es in anderen Strassen, wie in nach Abschluss der dreijährigen Pilotpha- der Brunnenstrasse hinauf zum Spital, se von 2017 bis 2019 mit der Stadt eine teilweise sehr eng und die Autofahrer und Verlängerung der Zusammenarbeit um Velofahrer, gerade radfahrende Senio- weitere zwei Jahre im Sinne einer Aufbau- ren, können sich dort rasch in die Quere phase erzielt werden konnte. kommen. Weshalb ist KISS so wichtig? Welche Geschäfte sind für Senioren Walter Strucken. Es geht um die Bekämpfung von Einsam- in Uster besonders wichtig? keit. Das zeigt sich in der Auswertung der Privat bin ich im Bioladen Öpfelbaum in den ersten drei Jahren des Projekts schon seit Jahren Kunde. Und auch die geleisteten 6000 Stunden. Davon ent- Buchhandlung Doppelpunkt ist ein High- fielen rund 60% auf die Begleitung und light in Uster. Die zwei Buchhändlerinnen rund 40% auf Hilfstätigkeiten im Haus- wissen sehr gut Bescheid und können halt. Ferner erspart jeder Monat, in dem immer weiterhelfen. jemand nicht in einem Heim wohnt, der Stadt Ausgaben von bis zu 2000 Franken An welchen Anlässen trifft man Sie . in Uster regelmässig an? Von wie vielen Personen sprechen wir? Ich schätze kulturlastige Events, wovon Anfang Dezember zählte KISS 191 Aktiv- insbesondere die der Kulturgemeinschaft mitglieder, 9 Kollektivorganisationen und Uster (KGU). 42 Mitglieder als Förderer. Aktive Tan- dems, Begleitende und Begleitete, gab es Uster bedeutet für mich: 76. Dabei wurden die meisten Stunden Ich wuchs in Zürich auf, und meine Frau von 60 bis 70 Jahre alten KISS-Mitgliedern und ich kamen nach unserer Heirat we- erbracht. Die empfangenden Personen gen einer Stelle für sie nach Uster. Dies waren zwischen 85 und 95. war 1970 und die Stadt hatte bei der Woh- nungssuche sogar noch geholfen. Heute Wo ist Uster für Seniorinnen und ist Uster längst unsere Heimat Senioren am schönsten? Im Winter gehen ältere Menschen sicher Martin Mäder gerne in die Einkaufszentren Illuster und Mis Uschter 31
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