STELL-VERTRETER GOTTES AUF ERDEN - Januar 2021 42 Illustrationen von Bastian Clevé - Bastian Clevé

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STELL-VERTRETER GOTTES AUF ERDEN - Januar 2021 42 Illustrationen von Bastian Clevé - Bastian Clevé
STELL-
VERTRETER
GOTTES AUF
  ERDEN

 42 Illustrationen von Bastian Clevé

             Januar 2021
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https://de.m.wikipedia.org/wiki/Liste_der_P%C3%A4pste

Gregor XIII., mit bürgerlichem Namen Ugo Boncompagni, (* 7. Januar 1502 in
Bologna; † 10. April 1585 in Rom) war Papst von 1572 bis 1585. Gregor XIII. trat 1539
in den Dienst der Kirche. 1558 wurde er Bischof von Vieste und 1565 Kardinal. Am
13. Mai 1572 wurde er im Konklave innerhalb von weniger als 24 Stunden zum Papst
gewählt. Den Papstnamen, der schon 150 Jahre außer Gebrauch war, wählte er, da er am
Festtag des Hl. Gregor I. zum Kardinal erhoben worden war. Gregor XIII. förderte
Wissenschaft und Bildung, reformierte den Kalender, bemühte sich um die
Wiedergewinnung verlorener Gebiete des Kirchenstaats und war eine der zentralen
Figuren der Gegenreformation. In sein Pontifikat fällt die Bartholomäusnacht in
Frankreich, die er ausdrücklich begrüßte.
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Sixtus V. (* 13. Dezember 1521 in Grottammare, Marken; † 27. August 1590 in Rom),
bürgerlicher Name Felice Peretti di Montalto, war von 1585 bis 1590 Papst der
katholischen Kirche. Im geistlichen Bereich galt er als sittenstreng und verschärfte die
Strafen gegen entsprechende Vergehen. Im administrativen Bereich führte Sixtus V.
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tiefgehende Reformen ein, unter anderem schuf er 1588 die noch heute bestehenden
Kardinalskongregationen. Als Sixtus V. am 27. August 1590 starb, endete damit ein
kurzes, an Ereignissen reiches Pontifikat, wie es selten eines in der Geschichte der Päpste
gegeben hat. Bestattet wurde er in der 1584–1587 von Fontana gestalteten Cappella
Sistina in der Kirche Santa Maria Maggiore: Das schon zu Lebzeiten des Papstes
errichtete Grabmal zeigt in der Mitte die kniende und betende Statue des Verstorbenen,
eingebunden in eine prachtvolle Gesamtgestaltung, aus der die fünf Reliefs mit Taten des
Papstes, wie der Hinrichtung von Banditen, hervorstechen. Die Grabstätte war jenen
seiner in der gegenüberliegenden Cappella Paolina bestatteten Nachfolger Clemens VIII.
und Paul V. Vorbild.
Die Familie Peretti Montalto verbrachte eine gewisse Zeit in der römischen Aristokratie,
war dort aber nicht sehr beliebt. Der Neffe des Papstes, Francesco Mignucci Peretti, der
mit Vittoria Accoramboni verheiratet war, wurde im Auftrag von deren Geliebten, Herzog
Paolo Giordano Orsini von Bracciano, noch vor der Papst-Wahl seines Onkels 1581
ermordet. Dessen Rache verfolgte beide, die Ende 1585 auf venezianischem Territorium
umgebracht wurden. Außer dem Kardinalnepoten Alessandro, der später zum
Kardinalbischof von Albano aufstieg und als Erbauer eines der beiden Villengebäude im
Park der Villa Lante in Bagnaia bei Viterbo bekannt wurde (er starb 1623), ist Michele
Peretti zu nennen, der jüngere Bruder und zweite Großneffe von Sixtus V. Mit vollem
Namen Michele Damasceni Peretti Ricci, wurde er Fürst von Venafro, Marchese von San
Martino und Incisa Monferrato, Graf von Celano und Caluso. 1594 kaufte er überdies von
der Familie Orsini das Herzogtum Mentana nördlich von Rom, das aber rund drei
Jahrzehnte später an die Barberini überging, die Familie von Papst Urban VIII.; der Titel
wird heute von der Familie Borghese geführt. Von Mitgliedern der Peretti-Familie
errichtete Kirchen findet man in Grottammare (Santa Lucia) und Montalto (Dom). Mit
Francesco Ricci, Fürst von Venafro, starb die Familie schon 1653 aus.

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Urban VII. (* 4. August 1521 in Rom; † 27. September 1590 in Rom), eigentlicher
Name Giambattista (Giovanni Battista) Castagna, war vom 15. bis zum 27. September
1590 Papst der katholischen Kirche. Sein Pontifikat war das zweitkürzeste aller Päpste.

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Giovanni Battista Castagna war der Sohn des Genuesen Cosimo Castagna und dessen
Ehefrau, der Römerin Costanza Ricci. Er studierte Zivil- und Kirchenrecht an verschied-
enen Universitäten in Italien. Jeden der beiden Studiengänge schloss er in Bologna mit
einem Doktortitel ab, war also Doctor iuris utriusque. Er trat daraufhin in die Dienste
seines Onkels, des päpstlichen Legaten in Frankreich, Girolamo Kardinal Verallo ein. Am
1. März 1553 ernannte ihn Papst Julius III. zum Erzbischof von Rossano. Da er noch kein
Priester war, folgte am 30. März 1553 die Priesterweihe und am 4. April 1553 dann
schließlich die Bischofsweihe. Papst Julius III. ernannte ihn 1555 zum Gouverneur von
Fano. Papst Paul IV. ernannte ihn bald darauf noch zum Gouverneur von Perugia und
Umbria. In seiner Eigenschaft als Erzbischof von Rossano nahm er am Konzil von Trient
teil. 1565 wurde er päpstlicher Nuntius am Hof von Philipp II. Bei seiner Rückkehr nach
Italien legte er im Januar 1573 sein Amt als Erzbischof von Rossano nieder. Papst Gregor
XIII. sandte ihn im gleichen Jahr als päpstlichen Nuntius nach Venedig. 1578 sandte ihn
Papst Gregor XIII. als außerordentlichen Legaten nach Köln, nach seiner Rückkehr aus
Köln bestimmte ihn der Papst zum Konsultor des Heiligen Offiziums. Am 12. Dezember
1583 ernannte ihn Papst Gregor XIII. schließlich zum Kardinal von San Marcello.
Unter dem Pontifikat von Papst Sixtus V. gewann er sehr viel Einfluss; am 19. November
1586 wurde er Großinquisitor des Heiligen Offiziums. So kam es, dass das Konklave ihn
am 15. September 1590 zum neuen Papst wählte. Zum Papstnamen wählte er bewusst
einen Namen, der lange außer Gebrauch war: Schon der hl. Urban I. war Römer. Urban
VII. erkrankte jedoch bereits in der Nacht nach seiner Wahl, vermutlich an Malaria, und
verstarb nach einem kurzen Pontifikat von nur 12 Tagen. Er ist in der Cappella del’
Annunziata der Basilika Santa Maria sopra Minerva begraben.

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Gregor XIV. (* 11. Februar 1535 in Somma Lombardo; † 16. Oktober 1591 in Rom),
eigentlicher Name Niccolò Sfondrati, war von 1590 bis 1591 Papst der katholischen
Kirche.
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Das Konklave wählte ihn am 5. Dezember 1590 nach zweimonatigen Beratungen zum
neuen Papst, nachdem er bereits bei der Wahl Urbans VII. vereinzelt als Anwärter auf
den Papstthron gegolten hatte. Seine Wahl zum Papst verdankte Kardinal Sfondrati wohl
auch dem Umstand, dass er in Rom eher unbekannt war und daher wenig Feinde hatte.
Er ernannte während seines Pontifikats fünf neue Kardinäle, darunter seinen Neffen Paolo
Emilio Sfondrati sowie den Kardinal Ottavio Acquaviva d’Aragona. Paolo Emilio sollte als
Kardinalnepot den persönlich frommen Gregor XIV. bei der Wahrnehmung der
Regierungsgeschäfte unterstützen, nutzte seinen Posten aber vor allem zum eigenen
Machtausbau.
Mit seiner Bulle Cogit nos verbot er am 21. März 1591 Wetten, die sich auf die Wahl
eines Papstes, die Dauer eines Pontifikats oder die Ernennung neuer Kardinäle beziehen.
Zuwiderhandelnden drohte er mit der Exkommunikation. Anfang 1591 schuf Gregor neue
Richtlinien, um Bischöfe stärker an die Residenzpflicht zu binden. Er starb nach knapp
einjährigem Pontifikat an Nierensteinen.

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Innozenz IX. (* 20. Juli 1519 in Bologna; † 30. Dezember 1591 in Rom), eigentlicher
Name Giovanni Antonio Facchinetti, war vom 29. Oktober 1591 bis zum 30. Dezember
1591 Papst der katholischen Kirche.

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Giovanni Antonio Facchinetti studierte Jura in seiner Geburtsstadt Bologna. Er beendete
sein Studium im Jahr 1544 mit dem Dr. jur. und wurde Sekretär von Alessandro Kardinal
Farnese, dem späteren Papst Paul III.
Papst Pius IV. ernannte ihn im Jahr 1560 zum Bischof von Nicastro. In dieser Funktion
nahm er am Konzil von Trient teil. Papst Pius V. ernannte ihn im Jahr 1566 zum
päpstlichen Nuntius in Venedig.
Als er im Jahr 1575 aus gesundheitlichen Gründen sein Amt als Bischof von Nicastro
niederlegte, ernannte ihn Papst Gregor XIII. zum Titularpatriarchen von Jerusalem und
am 12. Dezember 1583 zum Kardinal der Titelkirche Santi Quattro Coronati.
Für seinen ebenfalls gesundheitlich belasteten Vorgänger Papst Gregor XIV. führte er
teilweise die Staatsgeschäfte in Rom.
Am 29. Oktober 1591 wählte ihn das Konklave nach nur zwei Tagen Beratung zum neuen
Papst. Er trat sein Pontifikat bereits als kranker Mann an und starb zwei Monate später.
In diesen zwei Monaten reformierte er jedoch das päpstliche Staatssekretariat. Er teilte
es in drei Hauptabteilungen auf: eine Abteilung für Deutschland, eine für Frankreich und
Polen und eine dritte Abteilung für Italien und Spanien.
Innozenz IX. war bei seinen Zeitgenossen als ein sittenstrenger und asketischer Papst
angesehen, weshalb der Papstname programmatisch zu deuten sein wird (innocentia =
Unschuld).

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Clemens VIII. (* 24. Februar 1536 in Fano; † 3. März 1605 in Rom), Geburtsname
Ippolito Aldobrandini, war von 1592 bis 1605 Papst.
In Rom ließ Clemens VIII. einen großen Familienpalast an der Piazza Colonna, der als
Palazzo Chigi heute Amtssitz des italienischen Ministerpräsidenten ist, und eine Stadtvilla
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wenig oberhalb im Osten der Piazza Venezia erbauen. In der Kirche S. Maria sopra
Minerva schuf der Hausarchitekt des Papstes Carlo Maderno die Cappella Aldobrandini, in
der sich unter anderem die Grabdenkmäler von Vater und Mutter Clemens VIII. befinden.
Als bekanntestes Bauwerk, das mit dem Familiennamen des Papstes verbunden ist, kann
die Villa Aldobrandini in Frascati gelten. Er machte sie seinem Neffen Pietro Aldobrandini
zum Geschenk. Die Villa wurde zwischen 1598 und 1604 von den Architekten Giacomo
della Porta, Giovanni Fontana und Carlo Maderno auf dem Abhang des Hügels erbaut, der
über dem Hauptplatz der Stadt liegt. Die Innenausstattung mit Fresken oblag
verschiedenen Malern, so Giuseppe Cesari, genannt Cavaliere d’Arpino, den Brüdern
Taddeo und Federico Zuccari und Schülern von Domenico Zampieri, genannt
Domenichino. Hinter dem Gebäude zieht sich ein weiter Park den Hügel hinauf, der mit
Wasserspielen, darunter einer Wassertreppe, versehen ist.
Den Namen Aldobrandini trägt auch ein antikes Fresko, das 1605 im Park der
stadtrömischen Villa des Kardinal Cinzio Passeri Aldobrandini gefunden wurde. Es ist als
„Aldobrandinische Hochzeit“ bekannt und zeigt in duftiger Malweise die Vorbereitung
einer Braut auf ihre Hochzeit durch ihre Dienerinnen. Mit einem Holzrahmen versehen,
hängt es heute in der Biblioteca Apostolica Vaticana.
Als Clemens VIII. am 3. März 1605 verstarb, hatte er seine Familie fest in der römischen
Aristokratie verankert. Daher konnte sein monumentales Grab in der Cappella Paolina der
Basilika Santa Maria Maggiore in Rom errichtet werden. Im Zentrum einer großen
Nischenarchitektur sitzt der Papst mit einem Redegestus der rechten Hand, begleitet von
Reliefs mit seinen Taten und einer Inschrift, die gleichfalls seine politischen Erfolge
rühmt.
Der Papstneffe Giovanni Francesco setzte die Familie als weltlicher Nepot fort. 1595 hatte
er mit päpstlichen Truppen in Ungarn im Kriege von Kaiser Rudolf II. gegen die Türken
gekämpft, wo er 1601 einem Fieber erlag. Die Familie starb jedoch bereits 1638 aus,
woraufhin ihre Titel und Besitzungen über die erste Heirat der Erbtochter Olimpia zum
Teil an die Borghese, die Familie von Papst Paul V., übergingen, über deren zweite Ehe
mit Camillo Francesco Maria Pamphilij zum anderen Teil aber an die Familie von Papst
Innozenz X. Als jedoch 1760 auch die Pamphili ausstarben, gelangte dieser Teil ebenfalls
an die Borghese. Heute führt die damals begründete Sekundogeniturlinie der Borghese
den Namen Aldobrandini und gehört als Fürsten von Meldola und Herzöge von Carpineto
zum Kern des römischen Hochadels.

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Leo XI. (* 2. Juni 1535 in Florenz; † 27. April 1605 in Rom), geboren als Alessandro
Ottaviano de’ Medici, war vom 1. April bis zum 27. April 1605 Papst der katholischen
Kirche.

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Am 1. April 1605 wählte ihn das Konklave zum neuen Papst und Nachfolger von Clemens
VIII. Er nahm den Namen seines Großonkels, Leo X., an. Unterstützung kam von den
französischen, nicht aber von den spanischen Kardinälen. Kurz nach seiner Wahl, als er
den Lateran gerade feierlich beziehen wollte, erkrankte der bereits 69-jährige Leo,
vermutlich an einer Lungenentzündung. Er starb nach einer Amtszeit von nur 27 Tagen.
Sein Grabmal trägt die Inschrift „Magis ostensus quam datus“ (mehr gezeigt als
gegeben), die später oft auf Johannes Paul I. (1978) angewandt wurde und auf die Kürze
des Pontifikats Bezug nimmt. Obwohl Leo keine eigene Politik begründen konnte, sind
einige Anweisungen bekannt, die er von seinem Krankenbett aus erteilte. So sagte er
Kaiser Rudolf II. Unterstützung im Krieg gegen das Osmanische Reich zu. Außerdem
befreite er das römische Volk von einer Reihe von Steuern.
Auf theologischem Gebiet veranlasste er die Gründung einer Kommission, um die
Konklaveregelung zu überarbeiten.

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Paul V. (* 17. September 1552 in Rom; † 28. Januar 1621 ebenda), geboren als Camillo
Borghese, war von 1605 bis 1621 Papst der katholischen Kirche. Er ist, wie Clemens
VIII., in der von ihm gestalteten Cappella Paolina der Basilika Santa Maria Maggiore

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bestattet, die das römische Gnadenbild Salus Populi Romani beherbergt, das einer
sogenannten Lukas-Madonna nachempfunden ist.
Am 16. Mai 1605 wählte ihn, nach dem Tode des nur 26 Tage regierenden Leo XI., das
Konklave zum neuen Papst. Kardinal Borghese hatte bereits Chancen auf die direkte
Nachfolge Clemens’ VIII. gehabt, galt aber noch als zu jung. Nach dem raschen Tod des
Medici-Vorgängers einigte man sich auf ihn als Hoffnungsträger.
Seinen Papstnamen wählte er in Erinnerung an Paul III., den Förderer seiner Familie.
Nach der Wahl ernannte er als sogenannten Kardinalnepoten seinen Neffen Scipione
Caffarelli-Borghese zum Kardinal und Kardinalstaatssekretär. Durch die Erringung des
Papstamtes schloss die Familie Borghese zu den alten römischen Adelsfamilien Colonna
und Orsini auf und überholte sie bald in Bezug auf das Familienvermögen.
Während seines Pontifikats wurde die bekannte Villa Borghese angelegt, in der sich auch
eine von Gian Lorenzo Bernini geschaffene Büste des Papstes befindet. Gleich zu Beginn
seines Pontifikats kam es zu einem Konflikt mit der Republik Venedig. Venedig hatte ein
Gesetz erlassen, das verbot, Immobilien an die Kirche zu veräußern, und das gleichzeitig
den Klerus unter die Rechtsprechung der Republik stellte. Paul V. verhängte daraufhin
den Kirchenbann über den Senat der Republik Venedig und das Interdikt über die ganze
Republik. Im Jahr 1607 überlebte Paul V. ein Attentat. Zu Beginn des Dreißigjährigen
Krieges unterstützte er die katholische Liga unter der Führung von Herzog Maximilian von
Bayern finanziell. Er förderte die Wirtschaft im Kirchenstaat und ließ in Rom eine neue
Wasserleitung, die Acqua Paola, erbauen und gründete 1605 die päpstlichen Bank Banco
di Santo Spirito, die erste Bank Roms überhaupt. Weiterhin gilt Papst Paul V. als geistiger
Vater des bekannten vatikanischen Geheimarchivs. Ebenso wurde in seinem Auftrag die
Fassade von St. Peter erbaut: Die dort angebrachten Lettern zeugen heute noch von ihm.
Im übrigen folgte das Pontifikat im Wesentlichen den Vorgaben Clemens’ VIII. Wichtig
wurde die Nichtentscheidung Pauls V. im Gnadenstreit (1607), an die sich bis heute alle
Nachfolger hielten. Er ließ Ende des Jahres 1620 zur Feier der Schlacht am Weißen Berge
eine Prozession abhalten, auf der er selbst zusammenbrach und sich nicht mehr erholte.
Am 28. Januar 1621 starb er an den Folgen des Schlaganfalls, den er auf dem Platz vor
dem Quirinal erlitt. Sein Nachfolger wurde Papst Gregor XV.

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Gregor XV. (* 9. Januar 1554 in Bologna; † 8. Juli 1623 in Rom), geboren als
Alessandro Ludovisi, war von 1621 bis 1623 Papst der katholischen Kirche.
Das Konklave wählte ihn am 9. Februar 1621 zum neuen Papst. Seinen Papstnamen
wählte er in Erinnerung an Papst Gregor XIII.

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Am 15. Februar 1621 ernannte er mit Ludovico Ludovisi seinen Neffen zum
Kardinalnepoten.
Da Gregor XV. sich dafür eingesetzt hatte, dass der Herzog Maximilian von Bayern die
pfälzische Kurfürstenwürde erhielt, schenkte ihm der Herzog die Universitätsbibliothek
Heidelberg, die Bibliotheca Palatina.
Am 6. Januar 1622 gründete er als Zentralbehörde für alle Belange der Missionierung die
Congregatio de Propaganda Fide, kurz auch als die Propaganda bezeichnet. Mit der Bulle
Aeterni Patris Filius vom 15. November 1621 und dem zugehörenden Caeremoniale vom
12. März 1622 reformierte er die Papstwahl. Wichtigste Neuerung der minutiösen
Regelungen war die Einführung der geheimen Abstimmung mit Hilfe von Stimmzetteln.
Am 12. März 1622 sprach er Ignatius von Loyola und Franz Xaver, die Gründer des
Jesuitenordens, die Mystikerin Teresa von Ávila sowie Filippo Neri und Isidor von Madrid
heilig und am 15. September 1622 den Deutschen Albertus Magnus selig.
Er starb am 8. Juli 1623 in Rom und wurde in der Kirche Sant’Ignazio di Loyola in Campo
Marzio beigesetzt.

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Urban VIII. (* 5. April 1568 als Maffeo Barberini in Florenz; † 29. Juli 1644 in Rom) war
von 1623 bis 1644 Papst der katholischen Kirche.Im Jahr 1625 schuf Urban VIII. eine
erste kirchenrechtliche Regelung, die Bestimmungen zum Verfahren der Selig- und
Heiligsprechungsprozesse enthielt. Er gründete 1627 das Collegium Urbanum und
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richtete die päpstliche Druckerei ein. Urban VIII. bestätigte in seinem Pontifikat mehrere
geistliche Orden und setzte die auf den Beschlüssen des Konzils von Trient beruhenden
Regelungen für die Residenzpflicht der Bischöfe durch. Obwohl an der Spitze der
Kirchenhierarchie stehend, gelang es ihm nicht, der Inquisition Einhalt zu gebieten – so
fallen der Prozess und die Verurteilung Galileo Galileis in sein Pontifikat. Urban VIII., der
sich als Förderer der Künste und Wissenschaften betätigt hatte, bewunderte den Forscher
Galileo, war jedoch auf Drängen der Inquisition gezwungen, mit diesem zu brechen. Es
ist jedoch sehr wahrscheinlich, dass Urban VIII. seinen Jugend- und Studienfreund durch
den erzwungenen Widerruf seiner Lehren vor dem Tod auf dem Scheiterhaufen bewahrt
hat. Mit dem Fall Galilei wurde während des Pontifikats Urbans VIII. der Konflikt zwischen
kirchlichem Autoritätsanspruch und freier Wissenschaft zum ersten Mal über die Kirche
hinaus ins gesellschaftliche Bewusstsein gehoben. Als theologie- und kirchengeschichtlich
bedeutsam erwies sich, dass Urban VIII. mit der Bulle „In eminenti“ 1643 die erste
päpstliche Verurteilung des Jansenismus veröffentlichte und damit einen langanhaltenden
Konflikt auslöste. Auffallend zurückhaltend agierte der Barberini-Papst im Dreißigjährigen
Krieg, der in sein Pontifikat fiel. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger Papst Gregor XV.
gewährte er Kaiser Ferdinand II. keine Gelder mehr, obwohl dieser nicht nur in den
habsburgischen Erblanden mit aller Schärfe die Gegenreformation durchführte, sondern
durch das Restitutionsedikt auch den – infolge protestantischer Säkularisierung –
verlorenen Kirchenbesitz einschließlich vieler Fürstbistümer und Klöster an die
katholische Kirche zurückgab. Urbans Sympathien waren auf der Seite Frankreichs, weil
er eine Umklammerung des Kirchenstaates durch die Habsburger befürchtete, die den
Süden der italienischen Halbinsel (Königreiche Neapel und Sizilien) und jenseits der Alpen
weite Teile Mittel- und Osteuropas beherrschten, dazu Spanien und die spanischen
Niederlande, und die er keinesfalls auch noch in Norditalien Fuß fassen sehen wollte. Im
Mantuanischen Erbfolgekrieg unterstützte er daher den französischen Kandidaten gegen
den spanisch-habsburgischen. Doch als „Vater der Christen“, wie er sich selbst sah,
versuchte er sich ansonsten in den europäischen Konflikten so weit wie möglich neutral
zu verhalten. Er ergriff aber keine wirksamen Maßnahmen gegen die Machtpolitik des
französischen Kardinals und Ersten Ministers Richelieu. Einzig das Bündnis Frankreichs
mit der protestantischen Führungsmacht Schweden 1631 versuchte er offen zu
verhindern. Als am 20. Mai 1631 die Truppen der katholischen Liga mit 26.800 Soldaten
unter den Feldherren Pappenheim und Tilly die Stadt Magdeburg stürmten, wurden alle
Einwohner, ohne Ausnahme des Geschlechts, für vogelfrei erklärt. Es kam zu tagelangen
Raubzügen, Vergewaltigungen und Ermordungen, bei denen mehr als 20.000 Bürger
getötet wurden. In ganz Europa war man über dieses Massaker entsetzt und es gilt als
das größte und schlimmste während des Dreißigjährigen Krieges. Es hieß, die Taten und
der Schrecken seien in ihrer Entsetzlichkeit „nicht in Worte zu fassen und nicht mit
Tränen zu beweinen“. Papst Urban VIII. hingegen verfasste am 24. Juni 1631 ein
Schreiben, in dem er seine Freude über die „Vernichtung des Ketzernestes“ zum
Ausdruck brachte. Durch seine Verschwendungssucht vergrößerte sich das Defizit des
Kirchenstaats von 16 Millionen Scudi zur Zeit seines Amtsantritts auf 35 Millionen im Jahr
1640. Daher planten im Jahre 1636 Mitglieder der spanischen Fraktion des
Kardinalskollegiums seine Absetzung, womöglich gar Ermordung, um Laudivio Zacchia als
Nachfolger zu wählen. Als Urban nach Castel Gandolfo abgereist war, fanden in Rom
konspirative Treffen statt. Nachdem ihm diese jedoch verraten worden waren, kehrte er
unverzüglich zurück, berief ein Konsistorium ein und verlangte Erklärungen; anschließend
wies er sämtliche Kardinäle aus Rom aus. Das römische Volk, das unter den
schwelgerischen Extravaganzen Urbans VIII. zu leiden hatte, soll bei der Nachricht von
seinem Tod am 29. Juli 1644 in stürmischen Jubel ausgebrochen sein. Beigesetzt wurde
er in einem prachtvollen Grabmal in St. Peter unmittelbar rechts von der Cathedra Petri,
welches zu den Meisterwerken Berninis zählt. Sein Nachfolger Innozenz X. zog die
Nepoten Urbans VIII. zur Rechenschaft, doch diese flohen nach Frankreich zu Kardinal
Mazarin, auf dessen Einwirken hin der Prozess 1646 niedergeschlagen wurde.
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Innozenz X. (eigentlich Giovanni Battista Pamphilj; * 6. Mai 1574 in Rom; † 7.
Januar 1655 ebenda) war Papst von 1644 bis 1655.

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Innozenz X. zog die Nepoten seines Vorgängers Urban VIII. zur Rechenschaft, doch diese
flohen nach Frankreich zu Kardinal Mazarin. Auf dessen Einwirken hin wurde der Prozess
1646 niedergeschlagen. Mit der ersten Ernennung eines Kardinalstaatssekretärs brach
der Papst jedoch mit der Tradition, einen Neffen (Nepoten) als wichtigsten Berater zu
haben. Vielleicht sollte der Papstname „Innozenz“ (= der Unschuldige) den Bruch mit
dem Nepotismus ankündigen oder wenigstens auf das mittelalterliche Vorbild des Römers
Innozenz III. zurückverweisen.
Während seines Pontifikats wurde 1648 der Westfälische Friede geschlossen, der den
Herrschafts- und Einflussbereich der Protestanten festschrieb. Das war eine empfindliche
Niederlage für die katholische Kirche; daher verweigerte der päpstliche Gesandte Fabio
Chigi als Einziger unter den Verhandlungsführern seine Unterschrift auf dem
Friedensvertrag. Der Papst legte erfolglos mit dem Schreiben Zelo domus Dei vom
26. November 1648 Einspruch dagegen ein.
Im Krieg gegen den Herzog von Parma eroberten seine Truppen 1649 die Stadt Castro
und machten sie nach der Kapitulation dem Erdboden gleich. Ihr Gebiet wurde dem
Kirchenstaat eingegliedert und an Stelle der Stadt errichtete man eine Säule mit der
Aufschrift „Qui fu Castro“ („Hier stand Castro“).
In einem Breve vom 17. Dezember 1649 ordnete Papst Innozenz X. eine breitangelegte
Umfrage unter allen Ordensleuten Italiens an, in der Angaben über die finanzielle und
personelle Situation aller Konvente gesammelt werden sollten. Das Ergebnis dieser
Datenerhebung stellt heute eine Fundgrube für die Geschichtswissenschaft dar. Marcella
Campanelli hat 1987 die für diese Umfrage verfassten Berichte und Statistiken bezüglich
der Theatiner ediert und ausgewertet.
Nach heutigen Kriterien „ex cathedra“ verurteilte er mit der Päpstlichen Bulle Cum
occasione 1653 fünf Lehrsätze des Jansenismus als Häresie. Dies blieb ohne großen
Erfolg, da die Jansenisten die Verurteilung zwar anerkannten, aber behaupteten, die
Sätze stammten nicht von Jansenius.
Innozenz X. wurde während seines Pontifikats sehr von seiner Schwägerin Olimpia
Maidalchini beeinflusst, die sich dadurch bereichern konnte. In seiner Sterbestunde
plünderte sie die päpstlichen Gemächer und weigerte sich, eine standesgemäße
Beisetzung zu finanzieren. Es soll sich drei Tage niemand um den Toten gekümmert
haben, bevor er schließlich ohne jede Feierlichkeiten bestattet wurde.

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Alexander VII. (eigentlich Fabio Chigi; * 13. Februar 1599 in Siena; † 22. Mai 1667 in
Rom) war von 1655 bis 1667 Papst der katholischen Kirche. In seinem Auftrag
entstanden zahlreiche das Bild des barocken Rom prägende Gebäude.

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Alexander VII. war ein großer Freund der Kunst und Wissenschaften. Er betätigte sich als
Dichter und unterstützte die Wissenschaftler Athanasius Kircher und Lukas Holste (lat.:
Holstenius). Die persönliche Bibliothek des Papstes, die als Sammlungsschwerpunkt
Werke der sienesischen Päpste Pius II. und Pius III. enthielt und ständig durch Zukäufe
überall in Europa erweitert wurde, ist als Biblioteca Chigiana seit 1923 ein Teil der
Biblioteca Apostolica Vaticana. Ein enger Bekannter des Papstes war der spätere
Paderborner und Münsteraner Fürstbischof Ferdinand von Fürstenberg, den Alexander
von 1652 bis 1661 in Rom protegierte.
Während seines Aufenthalts in Münster schilderte er seine Eindrücke über Münster und
Lüdinghausen, die Münsteraner und ihre Eigenarten in zahlreichen satirischen bis
bissigen, jedoch stets wohlwollenden Gedichten an seinen Freundes- und Bekanntenkreis
in Italien. Diese in lateinischer Sprache verfassten Schilderungen aus nahezu allen
Lebensbereichen geben wertvolle Einblicke in die Zeit, abseits der üblichen
zeitgenössischen Schriftquellen. So schildert er beispielsweise Münster als Hauptstadt des
Regens:
De Pluviis Monasterii Urbis
Nimborum patriam quod te Mimigarda vocavi,
Westphalicae telluris honos (iniuria verbo
Absit) parce precor. Iam sextus volvitur annus,
Expertus loquor, assiduo quod te imbre madentem
[…]
Der münsterische Regen
Heimat des Regens! So möchte ich dich, Mimigarda, benennen!
Dich, die Krone westfälischen Landes, ich bitte, verzeih mir;
Denn ich will dich nicht schmähen. Sechs Jahre sind' s nun, daß ich hier bin,
Aber ich sah dich nicht anders als triefend von ständigem Regen.
[…]
Der von vielen Päpsten betriebenen Baupolitik in Rom folgte auch Alexander VII. Der auf
dem Vorplatz der Kirche Santa Maria sopra Minerva aufgestellte Elefant Berninis ist ein
kleines Zeugnis dieser Tätigkeit, die nahebei auch dem Vorplatz des Pantheons galt.
Berninis Kolonnaden um den Petersplatz sind bis heute ein machtvolles Dokument der
Baupolitik dieses Papstes, der damit auch eine in die Zukunft weisende
Machtdemonstration des Papsttums zu initiieren suchte. Auch der Bau der heutigen
Cathedra Petri im Petersdom fällt in seine Regierungszeit.
Der diplomatische Konflikt mit Frankreich des Jahres 1662, den der Friede von Pisa 1664
beendete, zeigte die Schranken der Päpste auf, seitdem verloren sie zunehmend an
politischer Bedeutung. Ein großer Erfolg war ihm dagegen schon zu Beginn des
Pontifikates beschieden, der Übertritt der zuvor abgedankten Königin Christina von
Schweden zum katholischen Glauben, der am 2. November 1655 in Innsbruck offiziell
vollzogen wurde. Die ehemalige Herrscherin des protestantischen Hauptgegners im
Dreißigjährigen Krieg (1618–1648) wurde am 23. Dezember desselben Jahres prunkvoll
in Rom empfangen. Nach deren Tode 1689 gelangten Teile des Nachlasses in päpstlichen
Besitz.
Alexander VII. wurde in einem von Gian Lorenzo Bernini entworfenen Grabmal im
Petersdom beigesetzt. Es zeigt in einer von zwei korinthischen Säulen getragenen
Bogennische mit dem Papstwappen den über einer Tür in Bethaltung knienden
Verstorbenen, begleitet von den vier Figuren der Tugend Caritas, Justitia, Fortitudo,
Prudentia (ursprünglich nackter Veritas), und einer des Todes.

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Clemens IX. (* 28. Januar 1600 in Pistoia; † 9. Dezember 1669 in Rom), bürgerlicher
Name Giulio Rospigliosi, war von 1667 bis 1669 Papst der katholischen Kirche

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Während seines Pontifikats war Clemens stets bemüht, die europäischen Fürsten auf die
Gefahr einer Invasion der Türken aufmerksam zu machen, welche die letzte Bastion der
Republik Venedig im Ägäischen Meer bedrohte, die Insel Kreta mit ihrer Hauptstadt
Candia. Er fand jedoch weitgehend kein Gehör und daher fiel die Stadt am 4. September
1669 in die Hände der Osmanen. Im Jahr 1668 vermittelte Clemens zwischen Frankreich
und Spanien den Frieden von Aachen, welcher den sogenannten Devolutionskrieg
beendete.
In seiner Heimat ließ Clemens nach einem Entwurf von Gianlorenzo Bernini durch dessen
Schüler Mattia de Rossi eine Landvilla errichten. Als der Bau begonnen wurde, verstarb
der Papst jedoch, er wurde aber zu Ende geführt. Das Gebäude dient heute nach dem
Übergang in Privatbesitz als Veranstaltungszentrum. Der heute so genannte Palazzo
Pallavicini-Rospigliosi in Rom nahe dem Quirinalspalast ist dagegen ein Bauwerk früherer
Zeit, das erst 1704 von den Nachfahren des Papstes erworben wurde. Hier befindet sich
heute die umfangreiche Kunstsammlung der Familie, die zu den größten privaten in Rom
zählt. Der Palast selbst gehört ihr nur noch zu einer Hälfte, die andere ist im Besitz eines
italienischen Industrieverbandes.
In üblicher Weise versorgte Clemens IX. seine Verwandten gleich nach der Papstwahl mit
den traditionellen Ämtern in Rom und im Kirchenstaat. Sein Bruder Camillo wurde zum
Gonfaloniere della Santa Chiesa, zum Befehlshaber des päpstlichen Heeres, ernannt.
Dessen erster Sohn Tommaso (1642–1669) erhielt das Amt des Kastellans der
Engelsburg. Der nächste Bruder, Giambattista (1646–1722), folgte seinem Vater als
Heeresbefehlshaber nach, während der dritte, Giacomo Camillo (1628–1684), im
geistlichen Dienst zum Kardinalnepoten aufstieg. Der vierte Bruder, Vincenzo, wurde
Admiral der päpstlichen Galeeren, und der jüngste, Felice (1639–1687), wurde 1673 von
Papst Clemens X. zum Kardinal ernannt. Allerdings verhinderte der kurze Pontifikat eine
Ausweitung der Familienförderung, die sich ohnehin auf einem niedrigen Niveau bewegte.
Giambattista wurde zum Begründer des Familienbesitzes: Er heiratete im Jahre 1670
Maria Camilla Pallavicini, die Erbin der Besitztümer ihrer aus Genua stammenden Familie,
die in Latium östlich von Rom die Orte Gallicano und Colonna erworben hatte. Für das
Ehepaar richtete Kardinal Lazzaro Pallavicini, den Clemens IX. in seinem letzten
Konsistorium am 29. November 1669 zur Ehre des Purpurs erhoben hatte, ein Majorat
ein, das der Familie lange Zeit gehörte: Es beinhaltete das Herzogtum Zagarolo, das
Fürstentum Gallicano und das Marchesat Colonna sowie eine große Kunstsammlung. Den
erstgenannten Ort hatte Giambattista Rospigliosi 1670 von der Familie Ludovisi
erworben. Er verschönerte den von den vorletzten Besitzern, den Colonna,
übernommenen Ortspalast durch ein mit etlichen antiken Fragmenten verziertes
Prunktor, das sein Sohn Clemente Domenico 1732 vollendete, wie es eine dort eingefügte
Inschrift angibt. Nach dem Tode von Maria Camilla 1710 und dem von Giambattista 1722
erbte der erstgeborene Sohn die Rospigliosi-Besitzungen, der zweite diejenigen der
Pallavicini. Nach späterem langen Gemeinschaftsbesitz wurde nach dem Tode von Giulio
Cesare Rospigliosi-Pallavicini der Gesamtbesitz in der Mitte des 19. Jahrhunderts
endgültig geteilt. Wegen großer finanzieller Schwierigkeiten wurden die unter dem
Namen Rospigliosi Gioeni geführten Besitztümer nach und nach zwischen 1927 und 1932
verkauft, während dem Zweig der Pallavicini die ihrigen verblieben. Das Archiv der
Familie Rospigliosi befindet sich heute im Archivio Segreto Vaticano.

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Clemens X. (* 13. Juli 1590 in Rom; † 22. Juli 1676 ebenda), bürgerlich Emilio Altieri,
war von 1670 bis 1676 Papst der katholischen Kirche

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Nach langen und schweren Parteikämpfen der Kardinäle wurde er im Konklave am
29. April 1670 zum neuen Papst gewählt und am 11. Mai desselben Jahres gekrönt.
Aufgrund seines Alters von bereits 80 Jahren war er den meisten Kardinälen als
Kompromisskandidat recht, trotzdem gab es laut zeitgenössischen Quellen starke Zweifel
an seiner gesundheitlichen Eignung für das Papstamt. Zur Enttäuschung der meisten
Kardinäle erwies sich Clemens X. jedoch als ziemlich vital für sein Alter. Die laufenden
Staatsgeschäfte überließ er aber sofort nach der Wahl einem Adoptivneffen, Kardinal
Paluzzo Paluzzi Altieri degli Albertoni. Auch bei den Feierlichkeiten des Heiligen Jahres
1675 war der 85-jährige Papst kaum anwesend. In der Frage des Jansenismus fand
Clemens eine Kompromisslösung.
Politisch stand der Kirchenstaat unter Clemens X. bis 1673 auf der Seite des
französischen Königreichs unter Ludwig XIV., bis der Papst sich nach mehreren
diplomatischen Zwischenfällen Spanien zuwandte. Der Bruch mit Ludwig XIV. kam unter
anderem durch dessen Eroberungskrieg gegen die protestantischen Niederlande
zustande, da dieser nicht religiös motiviert war. Seit 1672 beschäftigten ihn die
Eroberungszüge des Osmanischen Reichs unter Sultan Mehmed IV., die zunächst 1673
durch den Sieg Johann Sobieskis beendet wurden. Innerhalb des Kirchenstaates führte
Clemens X. Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensbedingungen der Bewohner ein,
insbesondere im Bereich der Nahrungsmittelversorgung. Dagegen setzte sich unter ihm
die Verschuldung des Kirchenstaates fort, auch wenn sie nicht so stark anstieg wie unter
seinen Vorgängern.
In gemäßigter Form übte auch Clemens X. den Nepotismus aus und versah seine
Adoptivverwandten mit Ländereien und zugehörigen Adelstiteln. Im Nordwesten des Sees
von Bracciano entstand so ein kleines Familienterritorium um Oriolo als Zentrum mit dem
Fürstentitel, Monterano, dem Vorgängerort des späteren Canale Monterano, mit dem
Herzogstitel sowie Veiano und Bassano Romano.
Clemens X. starb nach einem für viele Zeitgenossen überraschend langen Pontifikat von
sechs Jahren an einem Gichtleiden, sein Grabmal befindet sich an einer bedeutenden
Stelle, rechts der Apsis im Petersdom. Die Familie Altieri erlosch im Jahre 1955 mit dem
Tode des letzten männlichen Mitglieds.

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Innozenz XI. (* 19. Mai 1611 in Como; † 12. August 1689 in Rom), gebürtig Benedetto
Odescalchi, war von 1676 bis 1689 Papst der katholischen Kirche. Er wird als Seliger
verehrt.

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Ebenso war Innozenz XI. ein Streiter für die Reinerhaltung des katholischen Glaubens.
Die Hauptprobleme, mit denen er sich in seinem Pontifikat befassen musste, waren die
Abwehr der Türken in Europa sowie das Verhältnis des Kirchenstaates zu Frankreich. Er
versuchte während seines ganzen Pontifikats, die christlichen Fürsten Europas für eine
Heilige Liga im Kampf gegen die Türken zu gewinnen. Am 31. März 1683 gelang es ihm,
den polnischen König Jan Sobieski und den Kaiser Leopold I. zu einem Defensivbündnis
zu überreden. Innozenz XI. unterstützte das Bündnis und den Kampf gegen die Türken
mit 1,5 Millionen Gulden. So gelang am 12. September 1683 die Befreiung Wiens von der
Belagerung durch die Türken. Das türkische Heer wurde vernichtend geschlagen und weit
nach Ungarn zurückgedrängt. Sein Einsatz bei der Türkenabwehr brachte ihm später
durch Historiker den Beinamen „Verteidiger des christlichen Abendlandes“ ein. Zur Feier
dieses Siegs führte er den Festtag Mariä Namen für die gesamte Weltkirche ein. Der
Streit mit Frankreich hatte sich an der Frage des Regalienrechtes entzündet. Der König
von Frankreich beanspruchte das Recht, in der Zeit der Sedisvakanz einer jeden
französischen Diözese die Pfründen und die bischöflichen Einkünfte zu verwalten. In drei
päpstlichen Breven forderte Innozenz XI. den französischen König Ludwig XIV. auf,
dieses Edikt zurückzunehmen. Aber Ludwig XIV. widersetzte sich seinen Forderungen. Im
Februar 1683 berief er sogar eine Generalversammlung des französischen Klerus ein, die
sein Regalienrecht billigte. Innozenz XI. verweigerte daraufhin allen von Ludwig XIV.
ernannten Bischofskandidaten die Anerkennung, und 35 Bistümer blieben in Frankreich
verwaist. Ludwig XIV. annullierte im Oktober 1685 das Edikt von Nantes. Die Aufhebung
des Edikts bewirkte, dass jegliche calvinistische Religionsausübung in ganz Frankreich
illegal wurde. Das nun folgende grausame Vorgehen Ludwigs XIV. gegen die Hugenotten
stieß Innozenz XI. noch mehr von Ludwig XIV. ab. Bei der Neubesetzung des Erzbistums
Köln bestätigte Innozenz XI. daher Joseph Clemens von Bayern und nicht Ludwigs XIV.
Wunschkandidat Wilhelm Egon von Fürstenberg. Der Streit zwischen Innozenz XI. und
Ludwig XIV. erreicht 1689 seinen Höhepunkt. Innozenz XI. berief den päpstlichen Nuntius
aus Paris ab. Ludwig XIV. drohte mit der Invasion des Kirchenstaates, und Innozenz XI.
drohte mit der Exkommunikation des französischen Königs. Die Spannungen bestanden
weiter bis zu seinem Tod im selben Jahr.

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Alexander VIII. (* 22. April 1610 in Venedig; † 1. Februar 1691 in Rom), mit bürgerlichen Namen
Pietro Vito Ottoboni, war von 1689 bis 1691 Papst der katholischen Kirche. Der Papstname
erinnert an Alexander VII. und dessen Familie, die Chigi.
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In Rom errang Alexander VIII. große Popularität, weil er den Karneval wieder zuließ und
große Theater- und Opernaufführungen ermöglichte. Allerdings erwies er sich zugleich als
eifriger Förderer der eigenen Familie und verfiel wieder in den eigentlich überholten
Nepotismus. Als sein diesbezüglicher Satz wird überliefert: „Beeilen wir uns, denn es hat
schon die dreiundzwanzigste Stunde geschlagen“. Der Neffe Antonio Ottoboni wurde zum
Kommandeur der päpstlichen Truppen ernannt, sein Sohn Marco zum Befehlshaber der
Flotte und Kastellan der Engelsburg sowie überdies zum Herzog von Fiano Romano, das
der Papst der Familie Ludovisi abgekauft hatte. In Rom steht der große Palazzo Fiano
nahe der Piazza Colonna, der ebenfalls zu den neuen Besitztümern gehörte. Der zweite
Papstneffe Pietro Ottoboni wurde mit erst knapp zwanzig Jahren zum Kardinalnepoten
ernannt und mit weiteren Kurienämtern ausgestattet, so mit demjenigen des
Vizekanzlers der römischen Kirche. Er trat vor allem als Kunstmäzen in Erscheinung.
Alexander VIII. erwarb während seines Pontifikats die an Handschriften reiche Bibliothek
der Königin Christina von Schweden für die Vatikanische Apostolische Bibliothek.
In der Frage der Gallikanischen Artikel gab der Papst nicht nach. Er verurteilte den
französischen Gallikanismus im Jahr 1690 mit der Konstitution Inter multiplices. Am
16. Oktober 1690 sprach er Johannes von Gott heilig.

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Innozenz XII., bürgerlich: Antonio Pignatelli, (* 13. März 1615 in Spinazzola; † 27.
September 1700 in Rom) war von 1691 bis 1700 Papst.

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Als Papst Alexander VIII. starb, kam es im Konklave zu Streitigkeiten zwischen der
spanisch-kaiserlichen und der französischen Partei der Kardinäle. Am 12. Juli 1691 wurde
Antonio Pignatelli als Kompromisskandidat zum neuen Papst gewählt.
Sein Pontifikat begann Innozenz XII. mit verschiedenen Reformen. So reformierte er mit
der päpstlichen Bulle Romanum decet Pontificem den Kirchenstaat, indem er die
Ausstattung von päpstlichen Verwandten mit Ämtern einschränkte; zusätzlich verschärfte
er die gerichtlichen Bestrafungen in Rom.
Ebenfalls strebte er danach, die Disziplin in den Mönchsklöstern wiederherzustellen. Er
stieß jedoch besonders bei den Mönchen auf heftige Kritik. Zusätzlich zentralisierte er mit
der Einrichtung der Curia Innocentiana die römischen Behörden und Gerichte.
Bei der Bevölkerung des Kirchenstaats war Innozenz XII. sehr beliebt, man nannte ihn
den Vater der Armen. Diese Beliebtheit verdankte er seiner sozialen Einstellung, da er
einen Teil der kirchlichen Gelder für karitative Zwecke einsetzte. So errichtete er die
Stadt Cervia an einem neuen, gesünderen Standort.
Nachdem Papst Gregor XIII. im 16. Jahrhundert den Kalender reformiert hatte, wurde
der Jahreswechsel in weiten Teilen Europas dennoch an unterschiedlichen Tagen
begangen; neben dem 1. Januar war vor allem der Weihnachtstag (25. Dezember)
beliebt, hier wurde die Zeit bis zum 1. Januar als Zwischen den Jahren bezeichnet.
Innozenz XII. legte dagegen 1691 fest, dass der 31. Dezember als letzter, der 1. Januar
als erster Tag eines Jahres zu gelten habe.
Dem König Karl II. von Spanien riet er dazu, den Herzog von Anjou, den Enkel Ludwigs
XIV., als Erben seines Reiches einzusetzen, was aber den Spanischen Erbfolgekrieg nicht
verhindern konnte.

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Clemens XI. (* 23. Juli 1649 in Urbino, Kirchenstaat; † 19. März 1721 in Rom), mit
bürgerlichem Namen Giovanni Francesco Albani, war von 1700 bis 1721 Papst.

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Am 23. November 1700 wurde Albani zum neuen Papst gewählt. Er nannte sich nach
dem Tagesheiligen, Clemens von Rom, wie das vor ihm unter anderem auch Papst Martin
V. getan hatte.
Im spanischen Erbfolgekrieg zwischen Frankreich und Österreich vertrat er die Seite des
französischen Königs Ludwig XIV., der seinem Enkel, Philipp V. von Bourbon, auf den
spanischen Thron verholfen hatte.
Kaiser Joseph I. hatte 1706 Parma und Piacenza besetzen lassen. 1708 rückten die
kaiserlichen Truppen in den Kirchenstaat ein (Comacchiokrieg) und näherten sich der
Stadt Rom. Clemens XI. musste daraufhin am 15. Januar 1709 einen Vertrag mit Kaiser
Joseph I. schließen. Darin verpflichtete er sich, Karl VI., den Bruder von Kaiser Joseph I.,
als rechtmäßigen König von Spanien anzuerkennen und ihm das Königreich Neapel als
Lehen zu geben.
Wie zu erwarten, brach Philipp V. darauf den Kontakt zu Clemens XI. ab. 1713/14 wurde
der Rastatter Friede geschlossen, und Philipp blieb, nachdem er auf die französische
Erbfolge für sich und seine Nachkommen verzichtet hatte, König von Spanien.
Ohne Rücksicht auf Clemens XI. zu nehmen, wurde im Frieden von Utrecht dem Herzog
Viktor Amadeus II. von Savoyen das Königreich Sizilien zugesprochen. Dieses war jedoch
seit über 500 Jahren ein päpstliches Lehen gewesen. Als dann Viktor Amadeus auch die
kirchlichen Rechte des Königs von Sizilien beanspruchte, verhängte Clemens XI. das
Interdikt über Sizilien. Ein Ende fand dieser Streit im Jahr 1720, als Habsburg das
Königreich im Tausch gegen Sardinien erwarb.
Nachdem sich Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg am 18. Januar 1701 in Königsberg
selbst zum „König in Preußen“ hatte krönen lassen, erhob Clemens XI. dagegen
Einspruch, da Preußen ehemaliges Deutschorden-Land war. Für ihn blieb Friedrich III.
zeitlebens der Markgraf von Brandenburg.
Clemens XI. wurde auf eigenen Wunsch im Fußboden des Chores von St. Peter bestattet.
Im Jahr 1700 gründete Clemens XI. eine Kommission zur Überprüfung des
Gregorianischen Kalenders. Anlässlich wissenschaftlicher Untersuchungen wurde deshalb
in den Fußboden der Basilika Santa Maria degli Angeli ein Meridian eingearbeitet. Im Jahr
1701 gründete er die Accademia dei Nobili Ecclesiastici.

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Innozenz XIII., eigentlich Michelangelo Conti di Poli (* 13. Mai 1655 in Poli bei
Palestrina (Kirchenstaat); † 7. März 1724 in Rom) war von 1721 bis 1724 Papst. Er
stammte aus der Familie der Conti, der auch der bedeutende Papst Innozenz III.
angehörte, daher auch die Namenswahl.
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Der römische Adlige Michelangelo Conti studierte in Ancona und in Rom an der
Gregoriana. Papst Alexander VIII. ernannte ihn zum päpstlichen Ehrenkämmerer. Unter
Papst Innozenz XII. wurde er Mitglied in der römischen Prälatur.
Im Jahr 1695 wurde er zum Titularerzbischof von Tarsus ernannt. Er ging daraufhin als
päpstlicher Nuntius nach Luzern. Im Jahr 1698 wurde er päpstlicher Nuntius in Lissabon,
am 17. Mai 1706 ernannte ihn Papst Clemens XI. zum Kardinal.
Im Jahr 1709 wurde er zum residierenden Bischof von Osimo, und von 1712 bis 1719
war er auch noch Bischof von Viterbo. Am 8. Mai 1721 wurde er in einem zuvor sehr
wechselvollen Konklave einstimmig zum neuen Papst gewählt, nachdem der Favorit
Fabrizio Paolucci, der Kardinalstaatssekretär des Vorgängers Clemens XI., durch
kaiserliches Veto von der Wahl ausgeschlossen worden war (vgl. Rampolla). Am 16. Juni
1721 erhob er seinen Bruder Bernardo Maria Conti zum Kardinal.
Am 9. Juni 1722 belehnte er Kaiser Karl VI. mit den beiden Königreichen Neapel und
Sizilien, 1723 erhob er das Bistum Wien zum Erzbistum. Den Jesuiten stand er stets
ablehnend gegenüber und verlangte von ihnen die uneingeschränkte Anerkennung der
päpstlichen Dekrete, insbesondere im Ritenstreit. Die Jansenisten hofften jedoch
vergeblich auf eine päpstliche Parteinahme für sie.

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Benedikt XIII., Geburtsname Pietro Francesco Orsini (im Orden Vincenzo Maria); (*
2. Februar 1649 in Gravina in Puglia, Königreich Neapel; † 21. Februar 1730 in Rom),
war römisch-katholischer Papst von 1724 bis 1730. Bereits früher gab es den Gegenpapst
Benedikt XIII., dessen Zählung jedoch verworfen wurde.

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Benedikt XIII. entstammte dem einflussreichen Geschlecht der Orsini. Mit 16 Jahren
wurde er gegen den Willen seiner Eltern Dominikaner, studierte Theologie in Venedig und
Bologna sowie Philosophie in Neapel und wurde 1672 von Papst Clemens X. zum Kardinal
ernannt, auch wenn er sich zunächst gegen die Ernennung wehrte. 1675 wurde er
Erzbischof von Manfredonia, 1680 auch Bischof von Cesena und 1686 schließlich
Erzbischof von Benevent. Er galt als tüchtig und kümmerte sich sehr um das Wohl der
von ihm verwalteten Diözesen. Nach einem 70 Tage dauernden Konklave wurde er am
29. Mai 1724 von den Kardinälen zum Papst gewählt und am 4. Juni inthronisiert. Vorher
hatte er sich, auf sein hohes Alter und seine physische Schwäche verweisend, zunächst
geweigert, das Amt anzunehmen. Benedikt XIII. – den Namen wählte er in Erinnerung an
den Dominikanerpapst Benedikt XI. – war überaus fromm, jedoch ungünstigen Einflüssen
ausgesetzt.
Als erste Amtshandlung erließ er Richtlinien gegen den luxuriösen Pomp geistlicher
Würdenträger und über klerikale Kleidung, ohne sich damit letztlich durchsetzen zu
können. In der Auseinandersetzung mit dem Jansenismus schlug er harte Wege ein und
zwang den Hauptvertreter der Strömung, den Kardinal Louis-Antoine de Noailles aus
Paris, die Bulle Unigenitus von Clemens XI., in der der Jansenismus verurteilt wurde,
vorbehaltlos zu akzeptieren. 1725 veröffentlichte er das Memoriale Rituum.
In politischen Fragen war er gegenüber den Ansprüchen Piemonts und Siziliens nach
einer eigenen Staatskirche nachgiebig. Kritisch anzumerken zu seinem Pontifikat ist, dass
er den korrupten Kardinal Niccolò Coscia in Benevent als Koadjutor einsetzte. Dieser
wurde nach dem Tod des Papstes nach einem Volksaufstand eingekerkert.
Benedikt XIII. starb am 21. Februar 1730 in Rom und ist in der Cappella di San
Domenico in der Kirche Santa Maria sopra Minerva begraben.
Seligsprechungsprozess
Papst Pius XI. eröffnete am 21. Februar 1931 mit dem Diözesanprozess das
Seligsprechungsverfahren für Benedikt XIII., dem seither die offizielle Bezeichnung als
Diener Gottes zukommt. Nach längerer Unterbrechung wurde das Verfahren im Jahr 2010
wieder aufgenommen. Am 24. Februar 2017 wurde der diözesane Informationsprozess
mit der Übergabe der Akten durch Kardinalvikar Agostino Vallini an die Kongregation für
die Selig- und Heiligsprechungsprozesse abgeschlossen.

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Clemens XII., eigentlich Lorenzo Corsini (* 7. April 1652 in Florenz, (Groß-
)Herzogtum Toskana; † 6. Februar 1740 in Rom) war Papst von 1730 bis 1740.

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Clemens war politisch weitgehend ohnmächtig und erfolglos. Die päpstlichen Lehen
Parma und Piacenza wurden, trotz Protesten, von Kaiser Karl VI. im Jahr 1731 an Don
Carlos, den Infanten von Spanien, übergeben. Clemens musste den Bourbonen letztlich
als König von Neapel und Sizilien anerkennen. Ebenso scheiterte sein Versuch von 1739,
die Republik San Marino dem Kirchenstaat anzugliedern.
1730 ernannte er seinen Neffen Neri Maria Corsini zum Kardinal und 1731 ernannte er
seinen Neffen Giovanni Antonio Guadagni zum Kardinal. Seit 1732 völlig erblindet und
ans Bett gefesselt, von dem aus er Audienzen hielt und die Geschäfte führte, umgab er
sich mit fähigen Beratern, viele von ihnen Verwandte der Corsini. Seine Familie erhielt
ansonsten nur wenig Aufmerksamkeit – mit Ausnahme des Kaufes und Ausbaus des
Palastes in Trastevere der Riarii, der als Palazzo Corsini (seit 1883 Sitz der Regia
Accademia dei Lincei) bekannt wurde, sowie der ersten Kardinalsernennung seines
Pontifikats, die seinen Neffen, knapp einen Monat nach Amtsantritt, am 14. August 1730
begünstigte.
Seine ersten Amtshandlungen als Papst galten im Übrigen der Konsolidierung der
päpstlichen Finanzen. Clemens XII. verlangte Geldrückzahlungen von jenen
Kurienmitgliedern, die das Vertrauen seines Vorgängers missbraucht hatten. Der
Hauptangeklagte, Kardinal Coscia, wurde schwer bestraft und zu zehn Jahren Kerkerhaft
verurteilt. Mit der neuerlichen Einführung der öffentlichen Lotterie, die zuvor aufgrund
schwerer moralischer Bedenken von Benedikt XIII. unterbunden worden war, wurde eine
bedeutende Einnahmequelle erschlossen. Die Einkünfte aus der Lotterie beliefen sich
jährlich auf etwa eine halbe Million Scudi. Sie versetzten ihn in die Lage, seine Baupläne
in die Tat umzusetzen.
Nachdem Kurfürst August der Starke von Sachsen anlässlich seiner Wahl zum polnischen
König katholisch geworden war, versuchte Clemens, die Sachsen zur Rückkehr in die
katholische Kirche zu bewegen, indem er 1732 in der päpstlichen Bulle Sedes apostolica
den Besitz der früheren Kirchengüter in Aussicht stellte.
Am 28. April 1738 erließ Clemens XII. die erste päpstliche Bulle (In eminenti apostolatus
specula) gegen die Freimaurerei.
Nach der Kardinalsernennung seines Neffen Neri Corsini folgten 34 weitere, darunter jene
des erst achtjährigen Luis de Borbón y Farnesio, eines spanischen Prinzen.
Er kanonisierte Vinzenz von Paul und arbeitete gegen die französischen Jansenisten.
Weiter bemühte er sich um die Wiedervereinigung der römisch-katholischen und der
orthodoxen Kirche, wobei es ihm gelang, den Patriarchen der Koptischen Kirche und den
Armenischen Patriarchen zu überzeugen, das Anathema gegen das Konzil von Chalcedon
und Leo I. aufzugeben. Giuseppe Simone Assemani schickte er in den Osten. Er sollte
einerseits nach Manuskripten suchen und andererseits als Legat am Konzil der Maroniten
teilnehmen.
Bekannt wurde Clemens vor allem durch den Bau einer neuen Fassade für die
Lateranbasilika und den Baubeginn am Trevi-Brunnen in Rom sowie den Kauf der
Antiquitätensammlung des Kardinals Albani für die päpstliche Galerie. Er ließ den
Konstantinsbogen wiedererrichten und veranlasste den Neubau des Regierungspalastes,
der Consulta auf dem Quirinal, den Ausbau der Straßen in Rom und jene aus der Stadt
hinaus sowie die Verbreiterung des Corso.
Der prächtige Sarkophag des Lorenzo Corsini, Papst Clemens XII., befindet sich in der
Lateranbasilika.

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Benedikt XIV. (eigentlich Prospero Lorenzo Lambertini oder auch Prosper
Lambertini; * 31. März 1675 in Bologna, Kirchenstaat; † 3. Mai 1758 in Rom) war Papst
von 1740 bis 1758.

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Als Papst modernisierte Benedikt XIV. besonders in seinen ersten Amtsjahren die Kurie,
das Sakramentsrecht und die Mönchsorden. Er war ein Gegner der Jesuiten. Deren
supranationaler Einfluss in vielen Staaten und ihr umfangreiches Bildungswesen war
insbesondere den katholischen Monarchen ein Ärgernis. Zum Jesuitenverbot kam es
jedoch erst 1773 unter Clemens XIV.
Nach dem Tod Kaiser Karls VI. erkannte der Papst am 20. Dezember 1740 die
Erbansprüche Maria Theresias an, da er wie seine Vorgänger das Bollwerk des
Katholizismus im Heiligen Römischen Reich sah. Nachdem dies zu Verstimmungen mit
Frankreich und Spanien geführt hatte, vollzog Benedikt XIV. eine diplomatische
Kehrtwende und anerkannte am 28. Februar 1742 die Wahl von Kaiser Karl VII. Als
dieser im Januar 1745 starb, konnte Benedikt eine neutrale Position aufrechterhalten,
wobei er von österreichischer Seite verdächtigt wurde, die Wahl Friedrich Augusts II. von
Sachsen zum Kaiser zu unterstützen, während Frankreich ihm vorwarf, mit Franz
Stephan von Lothringen, den Ehemann Maria Theresias, zu sympathisieren. Im
November 1746 anerkannte er letztlich die Wahl des Letzteren zu Kaiser Franz I.,
woraufhin sich in den Folgejahren die päpstlichen Beziehungen zum Kaiserhof in Wien
normalisierten. Trotz seines freundschaftlichen Verhältnisses zu dem in Fragen der
Marienfrömmigkeit sehr nüchtern eingestellten Lodovico Antonio Muratori erwies sich
Benedikt XIV. als Förderer der Marienverehrung. In seiner am 27. September 1748
erlassenen „Päpstlichen Bulle“ Gloriosae Dominae erklärt er, die Marienverehrung sei im
Willen Gottes begründet, und würdigt die Marianischen Kongregationen als vorzügliches
Mittel zur Heiligkeit. In seiner Arbeit De servorum Dei Beatificatione bezeichnet er die
Miterlöserschaft Marias als rechtgläubig (II c. 32). Über die liturgische Verehrung Mariens
äußerte er sich in De festis Christi et Beatae Mariae Virginis. Trotz der Reduzierung
kirchlicher Festtage gestattete er 1751 ein Fest der Mutterschaft Mariens. 1752
gestattete er außerdem die Feier des Festes der Unbefleckten Empfängnis Mariens in der
päpstlichen Hauskapelle. Eine geplante Bulle Mulierem pulchram, die die Lehre von der
Unbefleckten Empfängnis aussprach, blieb jedoch unveröffentlicht.
Benedikt XIV. schloss mehrere Konkordate mit europäischen Staaten ab, in denen er
kompromissbereit Zugeständnisse machte, ohne von den Prinzipien des Katholizismus
abzurücken. Er war in der europäischen Geisteswelt als Intellektueller weithin anerkannt.
Als erster Papst gebrauchte er in seinem Lehramt die Form der Enzyklika (lehrhaftes
Rundschreiben an die Bischöfe), deren erste Ubi primum er bereits 1740 verfasste.
1741 mahnte Benedikt bei einer Ansprache an portugiesischstämmige Bischöfe in
Südamerika die Einhaltung der Menschenrechte bei der Missionierung der Ureinwohner
an. Als erster Papst erkannte er 1748 den preußischen Königstitel an. Außerdem hob er
offiziell den Bann gegen die Lehre des Nikolaus Kopernikus auf. 1751 verschärfte er in
seiner Bulle Providas romanorum die Strafen gegen Freimaurerei, die bereits von seinem
Vorgänger Clemens XII. in der Bulle In eminenti apostolatus specula vorgesehen worden
waren. In seiner an die hohe Geistlichkeit Italiens adressierten Enzyklika Vix pervenit
wandte sich Papst Benedikt 1745 massiv gegen Zins und Wucher. In § 3, Absatz I dieses
Schreibens heißt es: „Die Sünde, die usura heißt und im Darlehensvertrag ihren
eigentlichen Sitz und Ursprung hat, beruht darin, dass jemand aus dem Darlehen selbst
für sich mehr zurückverlangt, als der andere von ihm empfangen hat […] Jeder Gewinn,
der die geliehene Summe übersteigt, ist deshalb unerlaubt und wucherisch.“
In der Bulle Beatus Andreas von 1755 erlaubte er die Verehrung des Anderl von Rinn und
legitimierte damit die judenfeindliche Ritualmordlegende um ihn.
Benedikt XIV. gilt als großer Modernisierer der Stadt Rom. Sowohl die Erneuerung der
rückständigen Infrastruktur wurde von ihm angestoßen als auch das künstlerische und
intellektuelle Aufblühen der Stadt. So unterstützte er die Gründung ausländischer
Kulturakademien, baute Bibliotheken aus, hob das Aufführungsverbot über die römischen
Theater auf und reformierte die Universitäten. Auch die Fertigstellung des Trevi-
Brunnens, die Renovierung antiker Bauwerke und der Beginn der Trockenlegung der
Pontinischen Sümpfe gehen auf seine Anweisung zurück. Am 3. Mai 1758 starb er in
Rom.

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