Niedersachsen Rundbrief 1/2021 - NABU Hildesheim
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Niedersachsen Rundbrief 1/2021
2 | Inhalt – Umlauf | Termine, Veranstaltungen April 2021 – In dieser Ausgabe: Termine 2021 Terminübersicht______________________ 2 Veranstaltungen______________________ 2 13. bis 16. Mai Stunde der Gartenvögel Erfolge______________________________ 3 7. Juni Regionaltreffen Süd-Ost (digital) Neues aus dem Landesverband_________ 5 9. Juni Regionaltreffen West (digital) Aus den NABU-Besucherzentren, -Regional- 14. Juni Regionaltreffen Nord-Ost (digital) geschäftsstellen & Ökologischen Stationen_6 4. bis 13. Juni Insektensommer, Teil 1 Aus den NABU-Gruppen_______________ 17 4. bis 6. Juni 6. Wangerooger Müllaktionstage* 31. Juli Bewerbungsschluss „Dr. Fedor-Strahl- Projekte des NABU Niedersachsen______ 20 Jugendnaturschutzpreis 2020“ Neues von der NAJU__________________ 21 6. bis 15. August Insektensommer, Teil 2 Themen des Natur- und Umweltschutzes__22 28. bis 29. August 24. Internationale Fledermausnacht Was sonst noch wichtig ist ____________ 26 18. September Digitale Landesvertreterversammlung des NABU Niedersachsen 18. September Internationaler Küstenputztag 2. bis 3. Oktober European Birdwatch Day Umlauf 3. Oktober Apfelfest auf NABU Gut Sunder* Diese NABU-Informationen sollten mög- lichst vielen im Verein zugute kommen. 5. bis 7. November NABU-Bundesvertreterversammlung in Erfurt Geben Sie deshalb bitte den Niedersachsen Rundbrief innerhalb der Gruppe weiter. *) Aufgrund der derzeitigen Einschränken in Bezug auf die Corona-Pandemie gelten die Angaben der Vorsitzende*r gekennzeichneten Termine unter Vorbehalt. Es wird so früh wie möglich über die Kanäle des NABU Vorsitzende*r Niedersachsen bekannt gegeben, ob oder in welcher Form die Termine stattfinden werden. Kassierer*in Beisitzer*in Veranstaltungen Beisitzer*in *** Aufgrund der derzeitigen Einschrän- kungen in Bezug auf die Corona-Pandemie Pressesprecher*in entfällt die Angabe zukünftiger Veranstal- tungen. *** NAJU
| Erfolge |3 Mitgliederzahl „Stunde der Wintervögel“ 2021 in Niedersachsen übertrifft bisherige Teilnahmerekorde erneut stark Milder Winter beeinflusst Ergebnisse / Weniger Wintergäste am Futterhäuschen gestiegen Über 11.000 neue Mitglieder in 2020 Ü ber 236.000 Menschen haben dieses Jahr vom 8. bis 10. Januar an der 11. „Stunde der Wintervögel“ teilgenommen – niger als im langjährigen Durchschnitt. Nur im Januar 2017 waren die Zahlen noch etwas niedriger. Auch damals fehlten besonders die D er NABU Niedersachsen hat allen Grund zu feiern: Das rasante Mitglie- derwachstum setzte sich auch im Jahr 2020 ein sattes Plus von 65 Prozent zum Vorjahr. Auch in Niedersachsen haben mit fast 23.500 typischen Futterplatzbesucher, nämlich sämt- liche Meisenarten, Kleiber, Gimpel und Kern- Teilnehmenden noch einmal gut 52 Prozent beißer – alles Arten, deren Winterbestände fort. So traten im vergangenen Jahr über mehr mitgemacht als im landesweiten Re- auf den Zuzug von Artgenossen aus dem Nor- 11.000 neue Mitglieder Niedersachsens größ- kordjahr 2019. den angewiesen sind. Dieser ist im bis kurz tem Naturschutzverband bei. Seit dem Jahr vor der Zählung europaweit sehr milden Win- 2007 hat sich die Mitgliederstärke verdoppelt „Mit dieser Menge an Beobachtungen wer- ter wohl teilweise ausgeblieben. Rekordwer- und liegt nun bei über 121.000 Mitgliedern. den die Ergebnisse von Deutschlands größter te erreichten dagegen Standvogelarten wie „Immer mehr Menschen im Land unter- wissenschaftlicher Mitmachaktion noch aus- Haussperling und Stadttaube sowie Arten, die stützen uns mit einer Mitgliedschaft. Damit sagekräftiger“, betont Matthias Freter vom grundsätzlich mildere Winter bevorzugen, geben sie der Natur eine Stimme, die sie an- NABU Niedersachsen. Es ist davon auszuge- wie Rotkehlchen und Ringeltaube. gesichts des Insekten- und Vogelsterbens, des hen, dass der Corona-Lockdown dazu beige- neuerlichen Waldsterbens und der drohen- tragen hat, dennoch zeichnet sich schon seit Die in Niedersachsen fünf am häufigsten den Klimakatastrophe dringend benötigt“, einigen Jahren eine steigende Beteiligung an gemeldeten Arten waren – wie schon im Vor- sagt Dr. Holger Buschmann, Landesvorsitzen- der „Stunde der Wintervögel“ in Niedersach- jahr – Haussperling (mit 7,35 Vögeln pro Gar- der des NABU Niedersachsen und ergänzt: sen und bundesweit ab. „Das zunehmende ten), Kohlmeise (4,38), Blaumeise (3,54), Am- „Wir finden es bemerkenswert, dass gerade in einer Pandemie viele Menschen unsere prak- tische und politische Naturschutzarbeit auf Landesebene und direkt vor Ort mit einer Mit- gliedschaft unterstützen. Das ist nicht selbst- verständlich, zeigt aber doch den enormen Stellenwert, den die Menschen einer intakten Natur beimessen.“ In über 180 Gruppen, die teilweise schon über 100 Jahre alt sind, sind die Mitglieder in Niedersachsen aktiv. Die Tätigkeiten reichen von weit vernetzten EU-LIFE-Projekten bis hin zu kleinräumigen Naturschutzprojekten und Umweltbildung mit Kindern vor der Haustür. „Ich möchte mich bei allen NABU-Aktiven in Niedersachsen für ihr Engagement vor Ort bedanken. Menschen, die sich aktiv für die Interesse an sämtlichen Mitmachaktionen sel (3,35) und Feldsperling (2,65). Bundesweit Natur vor ihrer Haustüre einsetzen, sind das des NABU, wie auch an der ‚Stunde der Gar- führen ebenfalls Haussperling und Kohlmei- Rückgrat des NABU“, hebt Dr. Buschmann tenvögel‘ oder dem ‚Insektensommer‘, zeigt se, gefolgt von Feldsperling, Blaumeise und hervor. „Auch die Mitgliedsbeiträge sorgen grundsätzlich ein gesteigertes Bewusstsein Amsel. dafür, dass wir als Naturschutzverband fi- der Bevölkerung für Umwelt und Natur“, so nanziell unabhängig sind, langfristig planen Freter weiter. Die Amsel erholt sich weiter langsam von und große und kleine Projekte im ganzen ihren Tiefstwerten nach der schweren Usu- Land umsetzen können. Zudem verleihen Nicht zugenommen haben dagegen die tu-Epidemie des Sommers 2018. Besonders Mitglieder unseren Forderungen politisches Vogelzahlen, die dem NABU aus bundesweit niedrig waren dagegen die gemeldeten Zahlen Gewicht. Das ist wichtig, denn die Natur hat 164.000 Gärten (in Niedersachsen aus 16.200 der Blaumeise, wobei unklar bleibt, ob fehlen- sonst keine Stimme“, unterstreicht der Lan- Gärten) gemeldet wurden – im Gegenteil. Die der Zuzug aus dem Norden oder die Folgen desvorsitzende. Gesamtzahl von 34,5 Vögeln pro Garten stellt einer Bakterien-Epidemie im vergangenen den zweitniedrigsten Wert seit Beginn der Frühjahr die Hauptursache dafür ist. Aktion im Jahr 2011 dar, zwölf Prozent we-
4 | Erfolge Corona-Krise lässt naturnahes Gärtnern durch die Decke gehen NABU Niedersachsen sieht historisch starken Trend D ie nun bereits ein Jahr währende Corona-Krise mit den Lockdowns und Kontaktbeschränkungen hat zu einer liegen, etwa für Kleiber, Baumläufer, Haus- rotschwanz, Bachstelze, Rotkehlchen und Co. Und auch Gebäudebrüter wie Mauerseg- „Renaissance des Gärtnerns“ geführt, so der ler und Schwalben spielen eine viel größere NABU Niedersachsen: Noch nie erreichten Rolle als früher“, freut sich Rüdiger Wohlers, den Landesverband und seine Einrichtungen und fährt euphorisch fort: „Über allen ande- so viele Anfragen zu naturnahem Gärtnern ren Themen thront jedoch als Nummer Eins wie in den zurückliegenden zwölf Monaten, das Insektensterben. Die Menschen haben berichtet NABU-Mitarbeiter Rüdiger Wohlers, verstanden, wie existentiell bedrohlich die der dabei einen besonderen Trend vermelden Situation für die Insekten und damit für uns Menschen ist. Und: Sie sehnen sich nach der ter verwüstet wurden. Hier ist der Beginn ei- kleinen Serengeti hinter dem Gartentor, nach ner breiten Gegenbewegung quer durch das dem Maikäfer ihrer Kindheit, nach dem wohl Land erkennbar“, meint der NABU-Aktive. auch in Folge des Klimawandels rar geworde- nen Kleinen Fuchs, dem Tagpfauenauge, nach Was seit zwanzig Jahren in Großbritannien der Libelle am Teich. So entstehen in diesen als „gardening for wildlife“ längst zur Volks- Tagen viele kleine Insektenparadiese, überall bewegung wurde, beginnt sich laut Wohlers in Niedersachsen – und das ist gut so! Und hierzulande nun auch Bahn zu brechen. „Die durch all das bekommen auch Kinder wieder Corona-Krise wirkt als Beschleuniger und Ver- mehr Bezug zur Natur – eine wichtige Grund- kann: „Sehr viele Menschen möchten im Gar- lage, denn der Grundsatz ‚Ich kann nur schüt- ten oder Kleingarten ‚Natur einladen‘, möch- zen, was ich kenne‘ gilt uneingeschränkt.“ ten Lebensräume schaffen, ganz gleich, ob sie ‚Gartenanfänger‘ sind, die gerade erst ein Rüdiger Wohlers sieht im weiteren „Ran- Stückchen Erde übernommen haben, oder ob king“ der beim NABU Niedersachsen am sie bereits seit Jahrzehnten gärt- stärksten abgefragten Gar- nern“, so Wohlers. „Wohl noch tenthemen den Igel, dessen nie war die Sehnsucht nach einem stetigen Bestandsrückgang kleinen Gartenparadies mit Rot- über Jahrzehnte in ganz Eu- kehlchen, Amsel, Igel, Eichhörn- ropa die Menschen durchaus stärker, wie sich auch an der Tatsache zeigt, chen, Schmetterling, Biene und bemerken. Möglichkeiten, dass heute Kleingärten stärker nachgefragt Co. so groß wie in diesen Monaten Eichhörnchen zu helfen, werden und viele Menschen sogar in Zeitungs- und Tagen.“ artgerechte Vogelfütterung, annoncen Privatgrundstücke suchen, um sich die Anlage von Bruthecken einen Garten als kleine Rückzugsarche schaf- Der NABU-Aktive erklärt: „Auf- für Vögel und kleiner Teiche fen zu können“, ist Wohlers überzeugt, dass fallend ist, dass beispielsweise viel sind die Topthemen der Men- sich der Trend fortsetzen wird. „Der Siegeszug mehr gezielte Nachfragen nach schen, die sich an den NABU der naturnahen Gärten als Volksbewegung Möglichkeiten, etwas für Wildtiere im Gar- wenden. „Aus vielen Anfragen der Menschen wird weitergehen. Wir sind Zeugen eines fun- ten ganz konkret tun zu können, sich auf gehen auch Empörung und damentalen Wandels hin zur speziellere Themen beziehen als bislang. Dies Ablehnung von Schottergär- ‚Einladung an die Natur‘, die zeigt sich etwa darin, dass direkt nach Bau- ten und anderer Naturzerstö- vielleicht als historisch be- plänen für Nisthilfen gefragt wird, die jen- rung, etwa durch zu starke zeichnet werden kann“, ist seits der allgemein bekannten ‚Meisenkästen‘ Verdichtungen und Überbau- sich Rüdiger Wohlers sicher. ungen in Städten und Dör- fern hervor – die Menschen haben wirklich ‚die Nase voll‘ von Beton- und Asphalt- orgien und seelenlosem Ab- standsgrün in einstigen Gar- tenoasen, die zu Parkplätzen mit Kirschlorbeer und Schot-
| Neues aus dem Landesverband Erfolge || 55 NABU lobt Dr. Fedor-Strahl-Jugend- Der „Vogel des naturschutzpreis 2020 aus Jahres“ 2021 ist Bewerbungen von Kindern und Jugendlichen aus dem Bereich Natur- schutz willkommen das Rotkehlchen Der beliebte Gartenvogel setzt sich A nlässlich seines 75. Geburtstags hat der ehemalige NABU-Vizepräsident Dr. Fedor C. Strahl den "Dr. Fedor Strahl NA- Wer kann mitmachen? Bewerben können sich Kinder und Jugend- liche bis 18 Jahre, als Gruppe, Schulklasse, in der ersten öffentlichen Wahl gegen Rauchschwalbe und Kiebitz durch BU-Jugendnaturschutzpreis" gestiftet. Der NAJUs oder als Einzelperson. D Preis ist mit 1000 Euro dotiert und wurde er erste öffentlich gewählte „Vogel des erstmals im Jahr 2002 vergeben. Eingereicht Wie sollte eine Bewerbung aussehen? Jahres“ ist das Rotkehlchen. Es hat werden können Arbeiten von Kindern und Der Bewerbung sollte eine Beschreibung mit 59.338 Stimmen vor Rauchschwalbe und Jugendlichen bis 18 Jahre, als Gruppe, Schul- des Projektes beiliegen. Die kann durch CD- Kiebitz das Rennen um den Titel gemacht. An klasse, als NAJU-Gruppe oder Einzelperson, ROMs, Zeichnungen, Fotos, Skizzen, Videos der von NABU und dem Landesbund für Vo- die sich mit dem Thema "praktischer Natur- oder Lagepläne ergänzt werden. Schön wäre gelschutz (LBV) organisierten Wahl haben seit schutz" auseinandersetzen und ein Projekt in es auch, wenn in einer kurzen Begründung Niedersachsen bereits begonnen oder beendet erläutert wird, warum dieses Projekt ausge- haben. wählt wurde. Bewerbungen für 2021 können bis zum 31. Juli 2021 eingereicht werden! Einsendeschluss: 31. Juli 2020 Der Preis ist dotiert mit einer Gesamtsum- Teilnahmebedingungen: me von 1.000 Euro. Der erste Preis ist mit Was wird gefördert? einer Geldsumme in Höhe von 500 Euro, der Praktische Naturschutzmaßnahmen, die zweite mit 300 Euro und der dritte Preis mit der Erhaltung der freilebenden Tier- und einem Preisgeld von 200 Euro verbunden. Pflanzenwelt dienen, wie zum Beispiel die Errichtung eines Krötenzaunes, der Bau ei- Bewerbungen bitte an: dem 18. Januar 2021 über 326.000 Menschen nes ökologisch ausgerichteten Gartenteiches NABU Niedersachsen teilgenommen. In der Vorwahl hatten knapp oder die Anlage einer Wildblumenwiese. Es Stichwort "NABU-Jugendnaturschutzpreis" 130.000 Menschen zehn Vögel für die Haupt- können auch theoretische Arbeiten über Ein- Alleestraße 36 wahl bestimmt. zelthemen aus dem Bereich Natur- und Um- 30167 Hannover Da das Interesse an der heimischen Vogel- weltschutz sein. oder per E-Mail: info@nabu-niedersachsen.de welt so groß ist, wird auch in Zukunft der Vo- gel des Jahres öffentlich zur Wahl gestellt. Ein Fachgremium des NABU wird jedes Jahr fünf Regionaltreffen 2021 Kandidaten bestimmen, aus denen der Vogel des Jahres öffentlich gewählt wird. Die erste A uch in diesem Jahr sind wieder Regionaltreffen geplant. Aufgrund der anhaltenden Pandemie erneut in Form von drei regionalen Videokonferenzen. Die Regionaltref- fen werden Raum zum Austausch bieten und über Neuigkeiten aus Natur- und Umwelt- Wahl nach diesem neuen Modus wird bereits in diesem Jahr von Oktober bis Mitte Novem- ber stattfinden. schutz informieren. Jede*r im NABU Niedersachsen ist herzlich willkommen. Es erwartet Sie Das Rotkehlchen ist einer der bekanntes- jeweils folgendes Programm: Wolfsposition des NABU, Stand des Niedersächsischen Weges, ten und beliebtesten Vögel Deutschlands. Der Windkraftposition des NABU und Verschiedenes. Eine vorherige Anmeldung ist zwingend zarte und doch stimmgewaltige Sympathie- erforderlich. Schön wäre, wenn Sie sich für Ihre Region eintragen, sind Sie dann aber ver- träger kann ganzjährig beobachtet werden. hindert, sind die anderen Termine für Sie offen. Die Termine finden statt am 7. (Region Süd- Mit seiner orangeroten Brust und seiner zu- Ost), 9. (Region West) und 14. Juni (Region Nord-Ost) von jeweils 18 bis 20:30 Uhr. traulichen Art ist er besonders leicht zu er- Anmeldungen bitte spätestens bis sieben Tage vor der jeweiligen NABU-Zoom-Konferenz per kennen und fast überall in Wäldern, Parks E-Mail an info@NABU-niedersachsen.de. und Siedlungen zu Hause. Er hat im Wahl- kampf mit dem Slogan „Mehr Gartenvielfalt“ für sich und vogelfreundliche Gärten gewor- Landesvertreterversammlung 2021 ben. In Deutschland leben 3,4 bis 4,3 Millionen Die aktuelle Lage lässt leider nach wie vor keine größeren Veranstaltungen zu und es ist nur schwer Brutpaare, der Bestand ist derzeit nicht ge- abzusehen, ab wann diese wieder möglich sein werden. Daher wurde beschlossen, die diesjährige Lan- fährdet. Das Rotkehlchen trägt den Titel be- desvertreterversammlung am 18. September digital stattfinden zu lassen. Nähere Informationen zu Or- reits zum zweiten Mal: Schon 1992 war der ganisation und Ablauf werden frühzeitig durch den NABU Niedersachsen bekannt gegeben. bekannte Gartenvogel Vogel des Jahres.
6 | Aus den NABU-Besucherzentren, -Regionalgeschäftsstellen & Ökologischen Stationen NABU-Artenschutzzentrum Leiferde Niedersachsens bekanntestes Storchenpaar ist wieder da Fridolin und Mai sind wieder über Webcam zu beobachten A ls Sabrina Schmidt, neue Mit- arbeiterin im Sumpfschild- krötenprojekt, am 17. Februar im Stunden später auch noch Partnerin Mai auf dem Schornstein. Sehr unge- wöhnlich, da normalerweise die weib- NABU-Artenschutzzentrum auf die lichen Störche Tage oder Wochen nach Webcam des Zentrums schaute, sah ihren Partnern auf dem Nest landen. sie einen Weißstorch auf dem Schorn- steinnest stehen. Dies ist nichts Unge- Nach gemeinsamen Klappern wurde wöhnliches, da sich über die Winter- das Nest begutachtet und dann ging es monate zwei Weißstörche in der Nähe auf eine „Maus-to-go“ ins Viehmoor. des Zentrums aufgehalten und auch Anschließend wurde von beiden das immer mal wieder auf das Schornstein- Nest aufgeräumt, wobei sich nicht im- nest geflogen waren. Sie rief gleich laut mer auf die richtige Lage der Äste geei- ins Nachbarbüro, wo Bärbel Rogoschik, nigt werden konnte. Leiterin des NABU-Artenschutzzent- rums, arbeitete, dass ein unberingter Für das Team in Leiferde hat das Storch auf dem Nest gelandet sei. So- Storchenjahr damit begonnen und fort wurde das Kamerabild aufgerufen für zahlreiche Fans des Storchen- und gewartet, bis sich der Storch so in Posi- Nest für Ordnung zu sorgen und zog seine paares ebenfalls. Das Leben der beiden tion gedreht hatte, dass seine linke Seite zu Runden in der näheren Umgebung. Einem Weißstörche kann über die Internetsei- sehen war. Überwinterungsstorch, der in der Zwischen- te des NABU-Artenschutzzentrums unter „Es ist Fridolin“, berichtet Rogoschik. „Wir zeit auf dem Schornstein gelandet war, mach- www.nabuzentrum-leiferde.de beobachtet sind echt glücklich, ihn munter auf dem te er erst einmal klar, wer das Hausrecht hat. werden. Schornstein zu sehen“. Er fing gleich an im Zur großen Überraschung landete wenige Seltene Kornweihe ausgewildert NABU-Artenschutzzentrum entlässt Greifvogel in die Freiheit D er kurze, aber heftige Winter, mit Temperaturen im zweistelligen Mi- nusbereich und einer dicken Schneedecke, sind“, sagt Bärbel Rogoschik. Kornweihen benötigen in erster Linie Feuchtflächen wie Sümpfe oder auch Moore mit offenen Land- Zurück zum Geschehen im NABU-Arten- schutzzentrum: Der weibliche Greifvogel war stark geschwächt und ließ den linken Flügel bescherte vielen Menschen ein im Norden sel- schaften. Sie leben in Deutschland als Brutvo- hängen. Zu Beginn musste er mit Infusionen tenes Wintervergnügen. gel fast ausschließlich in Norddeutschland. stabilisiert werden. „Nach diesen Hilfestel- Viele Beutegreifer, die unter anderem auf Der Bestand der seltenen Tiere wird auf etwa lungen merkte man, dass der Vogel die Umge- Kleinnager und Insekten angewiesen sind, neun Brutpaare geschätzt. bung besser wahrnahm und aktiver wurde“, hatten in dieser Zeit erhebliche Prob- erklärt Rogoschik. Als nächstes wurde leme. So wurden zahlreiche Mäusebus- Futter in Form von Mäusen angeboten, sarde, Turmfalken und Schleiereulen die von der Kornweihe aufgenommen als halbverhungerte Vögel in das NA- wurden. Nach einigen Tagen in Inten- BU-Artenschutzzentrum gebracht. sivquarantäne und ordentlicher Fut- teraufnahme, wurde der Greifvogel Auf diesem Weg landete auch eine in eine Rundflugvoliere zum Training sehr seltene Kornweihe aus Braun- der Ausdauer der Flugmuskulatur um- schweig Ende Januar im NABU-Zent- gesetzt. Nachdem das Tier dort zügig rum. „Kornweihen waren früher rela- seine Runden drehen konnte und an tiv häufig vorkommende Brutvögel in Gewicht zugelegt hatte, konnte der Norddeutschland. Mittlerweile existie- Greifvogel bei gutem Wetter in die Frei- ren hier nicht mehr genügend Lebens- heit entlassen werden. Er kann somit räume für sie, weshalb sie in Deutsch- wieder zur Bestandserhaltung beitra- land fast ausgestorben und nur noch gen. sehr seltene Brutvögel hierzulande
|7 Im vierzigsten Jahr knapp 4.000 Tiere NABU Umweltpyramide Jahresbilanz 2020 leider mit neuem Rekordhoch Kita Sellstedt I m Jahr 2020 wurde das NABU-Arten- schutzzentrum 40 Jahre alt. Eigentlich ten, so dass sich die Jungvögel in einem ver- hältnismäßig schlechten Zustand befanden. erforscht die Welt war der Plan, dies im Rahmen des Storchen- festes entsprechend zu würdigen. Doch es Die häufigsten Arten bei den Singvögeln wa- ren Haussperlinge mit 329, Amseln mit 216, der Ameisen kam, wie für alle anderen Menschen auch, Mehlschwalben mit 179, Rauchschwalben mit Ganz klein und doch so stark – anders. 121 und Kohlmeisen mit 96 Individuen. Der so wie wir! Das Corona-Jahr war auch in Leiferde ein Umstand, dass neben den Singvögeln auch neuer Meilenstein. So wurden 3.939 Tiere in 216 Arten, so viele wie nie zuvor, gepflegt. Veranstaltungen fanden kaum mehr statt und andere Insektenfresser wie Mauersegler (126 Individuen) und Igel (366 Individuen) in stei- genden Zahlen versorgt werden mussten, be- I m Frühjahr 2019 haben neun Kindergär- ten und die Helga-Leinung-Schule mit dem Projekt „Ersthelfer*in für die Vielfalt“ das Zentrum musste monatelang schließen. kräftigt diese Vermutung. der NABU Umweltpyramide begonnen. Dieses „Es war ein sehr besonderes Jahr, in dem Auch die Coronasituation mit der erhöh- von der Bingo-Umweltstiftung geförderte Pro- wir viele Einschränkungen hinnehmen ten Aufmerksamkeit vieler Menschen auf jekt beinhaltet neben Fortbildungen für das mussten“, schildert Bärbel Rogoschik. „Der ihre Umgebung trug dazu bei, dass vermehrt Fachpersonal der Einrichtungen das Entwi- Zuspruch der Menschen, die uns trotz der Tiere ins Zentrum gelangten, die sich nicht ckeln und Bereitstellen von Umweltbildungs- Widrigkeiten Tiere gebracht haben, war al- immer als Notfälle herausstellten. materialien für die Kleinen. lerdings ungemein groß.“ Die Spendenbereit- „Trotz der zurzeit besonderen Situation schaft war bemerkenswert und reichte vom Der Weißstorch, der Wappenvogel des verfolgen alle teilnehmenden Einrichtungen Tierfutter über Werkzeug, Waschmittel und Naturschutzbundes, konnte in Niedersach- das Projekt mit viel Freude und Fantasie“, Patenschaften bis zu maßgeblichen Geldbe- sen und Bremen auf ein neues hohes Niveau berichtet Bettina Schroeder als pädagogische Leitung des Projektes. „Im Moment liegt der Fokus auf der Vielfalt an Insekten und der Be- deutung der Wildblumen für diese Tierchen.“ Basierend auf den von der NABU Umweltpy- ramide zur Verfügung gestellten Materialien gehen die Kinder auf Entdeckungsreise. Die Erzieherinnen der Sellstedter „Feder- wolken“ berichten: „Beim Spielen im Garten entdeckten die Kinder viele kleine Ameisen. Sofort wurden die Vergrößerungsgläser ge- holt und die winzig kleinen Krabbeltiere von allen betrachtet. Dabei kamen natürlich vie- trägen. „Ohne diese Unterstützung hätten von 1.306 Brutpaaren steigen, nicht zuletzt le Fragen auf: Was essen Ameisen? Wie viele wir das Jahr nicht überstanden“, berichtet sie durch das Angebot von stetig zunehmenden Beine haben sie? Wo wohnen die Ameisen? weiter. „Ich erinnere mich aber besonders an Nisthilfen und einer hohen Mäusepopulation Nachdem die Fragen geklärt waren, entwi- die Spende eines Jungen, der sein Taschengeld im Sommer, der die Trockenheit sehr zugute ckelte sich ein großer Plan: Wir bauen einen für die Tiere geopfert hat, an eine Schulklasse, kam. Äußerst selten, aber sehr erfolgreich Ameisenhaufen.“ die uns Storchenbilder gemalt hat und an un- war die Versorgung von vier jungen Schwarz- endlich viele liebe Worte von so vielen Men- störchen (zwei davon aus Schleswig-Holstein), schen, die uns mental unterstützt haben.“ deren Bestand bei uns keineswegs als gesi- chert gelten kann. Eine klare Zunahme gab es, wie in den letz- ten Jahren auch, bei den heimischen Vögeln. Wie schon die Jahre zuvor, war die Grup- So wurden 2.682 Individuen aus 95 Arten ver- pe der Reptilien mit 505 Tieren aus 50 Arten sorgt. Da es sich dabei zum überwiegenden wieder gut vertreten. Die größte Anzahl der Teil um Singvögel handelte, liegt der Grund Reptilien machten die Europäischen Sumpf- höchstwahrscheinlich an der geringeren Ver- schildkröten aus, welche mit 222 Tieren zu fügbarkeit der Insekten, deren Abwärtstrend Buche schlugen und im Zentrum für das durch die trockenen letzten Jahre noch ver- Projekt zur Zucht und Auswilderung dieser stärkt wurde. Ein Ergebnis dieser Situation in Deutschland einzigen Schildkrötenart Ver- war, dass viele Singvögel nicht genug Nah- wendung finden. 51 Tiere konnten im Jahr rung für ihren Nachwuchs sammeln konn- 2020 ausgewildert werden.
8 | Aus den NABU-Besucherzentren, -Regionalgeschäftsstellen & Ökologischen Stationen Erstmal wurden Bücher durchgeschaut, arbeit vieler kleiner Helfer, die extrem stark penibel eingehalten werden“, erklärt Bettina denn der Haufen sollte schon sehr echt ausse- sind. Nach diesem System entstand auch un- Schroeder, die gerade in jeder Einrichtung zu- hen. Dann bauten die Kinder gemeinsam ein ser großer Bau. Alle Federwolken arbeiteten sammen mit den Fachkräften den geeigneten stabiles Untergestell, das dann mit geduldiger über Tage Hand-in-Hand, bis das Riesenwerk Bereich für die Wildblumen aussucht. Klebetechnik (Zeitungspapier und Tapeten- vollbracht war“, erzählen die Fachkräfte. kleber) zu einem gigantischen Ameisenhau- Die Anregungen und Rückmeldungen über fen modelliert wurde. Aus Eierpappe wurden Zurzeit geht das Projekt „Ersthelfer*in die Möglichkeiten, Umweltbildung in Kitas die Ameisen gebastelt, die ihn nun bewohnen. für die Vielfalt“ in eine weitere Phase: Die umzusetzen, werden im Rahmen des Projek- Kinder basteln kleine Wildbienen-Nisthilfen tes ausgewertet und für eine Broschüre ver- „Während der Arbeiten wurde die Notwen- und werden im Frühjahr Wildblumen aussä- wendet, die im Anschluss allen Kindergärten digkeit dieser winzigen Geschöpfe in unse- en. „Meine Besuche finden im Außengelän- zur Verfügung gestellt wird. ren Wäldern thematisiert. Außerdem ist ein de statt und wenn die meisten Kinder schon Ameisenbau ein Wunderwerk der Zusammen- weg sind, so dass alle Hygienemaßnahmen 30 Jahre NABU Umweltpyramide Eine Erfolgsgeschichte für den Naturschutz 30 Jahre NABU Umweltpyramide – ei- gentlich Grund genug, dieses be- sondere Naturschutz- und Umweltbildungs- ge Mitarbeiterin der NABU Umweltpyramide, erinnert sich: „Über die Jahre haben sich die Schwerpunkte und Aufgaben der Arbeit na- zentrum ausgiebig zu feiern! Leider muss die türlich verschoben. Waren wir zu Beginn vor Jubiläumsfeier jedoch aufgrund der aktuellen allem ein Besucherzentrum mit einem großen Situation bis auf unbestimmte Zeit verscho- Angebot an Erwachsenenbildung mit dem ben werden. Schwerpunkt ökologischen Bauens, so sind Als die NABU Umweltpyramide im April wir nun seit Jahren ein anerkanntes Regio- 1991 mit der damaligen Landesausstellung nales Umweltbildungszentrum Niedersach- „Natur im Städtebau“ öffnete, war das Ge- sens (RUZ). Allein im Rahmen unserer Ange- samtvorhaben schon mit dem Niedersächsi- bote für Klassenfahrten nehmen jedes Jahr ca. schen Naturschutzpreis ausgezeichnet – und 5.000 Schüler*innen an unseren Umweltbil- zwar für dessen „innovative Konzeption“, wie dungsprogrammen teil.“ Das Team der NABU es in der Urkunde ausgedrückt wurde. Hinter Umweltpyramide wird beim Entwickeln und der Konzeption verbarg sich der Plan, Um- Durchführen der pädagogischen Programme welt- und Naturschutz sowie Natur erleben tatkräftig durch zwei Lehrer*innen des Lan- und Lernen in der Natur auf einen Ort zu kon- des Niedersachsen unterstützt. dass sich unsere Projekte mittlerweile weit zentrieren. Dafür stand die Umweltpyramide über die Grenzen des Elbe-Weser-Dreiecks selbst, als Ausstellungsstück für zukunftswei- Neben der Arbeit in der Umweltbildung erstrecken“, so die Umweltwissenschaftlerin sendes Bauen und Wohnen, wie auch der Na- hat die NABU Umweltpyramide in der Na- weiter. „Eigentlich wollten wir bei unserer tur- und Erlebnispfad im Außenbereich, der turschutzarbeit zahlreiche Groß- und Klein- Jubiläumsfeier unseren Gästen genau diese viele Themen heimischer Natur auf engstem projekte initiiert und umgesetzt. „Viele Kom- vielfältige Projektarbeit präsentieren. Leider Raum aufgreift. Inzwischen ist die NABU Um- munen, der Landkreis, aber auch das Land müssen wir uns damit nun etwas gedulden. weltpyramide durch die Biberburg und das Niedersachsen, fragen unsere Kompetenzen Dennoch möchte ich mich zumindest ein- Alte Forsthaus deutlich gewachsen. ab“, berichtet Dr. Maren Meyer-Grünefeldt, mal öffentlich bei unserem Team bedanken, Geschäftsführerin der NABU Umweltpyrami- dank dessen stetigem Einsatz für die Natur, Umweltbildung stand und steht im Mittel- de. „Unsere fachliche Naturschutzarbeit ist die NABU Umweltpyramide nun auf 30 Jahre punkt der Arbeit. Bettina Schroeder, langjähri- über die Jahre immer weiter gewachsen, so erfolgreiche Arbeit zurückblicken darf.“
|9 Nationalpark-Haus Sankt Nationalpark-Haus Wangerooge Andreasberg Neue Gesichter im Nationalpark-Haus Nationalpark-Haus Wangerooge Sankt Andreasberg Die zwei Neuen stellen sich vor nutzte Schließzei- ten für Verbesse- D aniela Kupschus ist die neue Sai- sonkraft im Nationalpark-Haus und kommt ursprünglich aus der Nähe von Braun- der geplanten Anreise abgesagt, sodass kurz- fristig das ganze Hab und Gut mit dem Insel- flieger transportiert werden musste. rungen schweig. Während des Studiums der Biologie hat sie bereits Erfahrung in der Umweltbil- Die Stelle der stellvertretenden Hauslei- tung übernimmt Justus Zietzsch, gebürtig dung im Nationalpark Harz gesammelt. In kommt er aus Wolfenbüttel. Nach seinem N achdem die Besucherzahlen in den vergangenen Jahren einem positiven Trend folgten, kam es ab März 2020 durch die den letzten drei Jahren war Daniela Kupschus im Ausland unter anderem auf den Maledi- ven, Malaysia und Griechenland dafür zustän- Studium der Waldökologie und Forstwissen- schaften hat er bei einem Bundesfreiwilligen- dienst an der Nordseeküste seine Begeisterung bundesweiten Maßnahmen zum Infektions- dig, sowohl Touristen als auch Einheimischen für das Wattenmeer entdeckt. „Einen neuen schutz zur Schließung des Nationalpark-Hau- die Natur durch Führungen und Veranstal- Lebensraum so intensiv kennenzulernen und ses für rund zehn Wochen. Nach der Wie- tungen näher zu bringen. den Gästen näherzubringen ist wunderbar.“ dereröffnung mit den üblichen Abstands- und Hygieneregeln sowie der Begrenzung der Be- „Hier auf Wangerooge freue ich mich be- „Ich freue mich sehr, Frau Kupschus und sucherzahl war das Haus im Sommer sehr gut sonders darauf, häufig mit Menschen drau- Herrn Zietzsch in unserem Team willkommen frequentiert, jedoch ohne Schulklassen. Zum Jahresende ging das Haus erneut in den Lock- down, so dass schließlich 10.426 Besucher*in- nen im Jahr 2020 gezählt werden konnten. Das waren 7.481 weniger als im Jahr zuvor. Anfang März war das Nationalpark-Haus noch Gastgeber der gut besuchten Regional- konferenz der FÖJ-Einsatzstellen. Die erzwungenen Schließungen des Hau- ses wurde für mehrere Maßnahmen genutzt, die das Nationalpark-Haus ein Stück weit auf- werten. Im Frühjahr konnte das Bergbau- und Landschaftsmodell zu einem interaktiven Ausstellungsbestandteil umgebaut werden. Mittels Druckknöpfen können die Wasserrä- der von den Besucher*innen eigenhändig in Bewegung gesetzt werden. Die Ausstellung wurde auf LED-Beleuchtung umgestellt und außerdem ist der Eingangsbereich im Vorbau mit neuen Schränken und Regalen ausgestat- tet worden. Im Rahmen ihres Freiwilligen Ökologi- schen Jahres haben unsere beiden Teilneh- menden Urs Venus und Johannes Kock die Informationstafel zum Luchs im Harz neu ßen unterwegs zu sein und zusammen die zu heißen. Damit ist das Team des National- konzipiert und völlig neu gestaltet. Bruno verschiedenen spannenden und schönen Fa- park-Hauses für dieses Jahr komplett. In der Nitsch, FÖJ-Jahrgang 2020/2021, ist aktuell zu cetten des Wattenmeeres zu entdecken, sie zu kommenden Woche werden die beiden ihre einem FÖJ-Bundessprecher gewählt worden. bewundern und Begeisterung für diesen ein- Wattführerprüfung ablegen, sodass das Natio- zigartigen Lebensraum zu erwecken.“ Schon nalpark-Haus wieder mit drei Wattführer*in- die Anreise auf die Insel glich einem kleinen nen durch das Jahr geht“, so Silke Schmidt, Abenteuer. Aufgrund des Eiswinters wurde Leiterin des Nationalpark-Haus Wangerooge. die Fährverbindung nur wenige Stunden vor
10 | Aus den NABU-Besucherzentren, -Regionalgeschäftsstellen & Ökologischen Stationen NABU-Regionalgeschäftsstelle Oldenburger Land NABU fördert Artenvielfalt im Grünland Projekt „Bunte Wiesen“ im Oldenburger Land/Letzte Pflanzaktion der Saison bei Bad Zwischenahn W ährend der NABU Niedersachsen im vergangenen Jahr vor allem mit dem Volksbegehren „Artenvielfalt.Jetzt!“, unseren eigenen Grünlandflächen zu verbes- sern“, berichtet Projektleiter Bernd Ziesmer. Denn der NABU hält im Oldenburger entfernen. Auch diese Pflanzen wurden na- türlich aus Regio-Saat vorgezogen.“ dessen Forderungen inzwischen in den „Nie- Land etliche Hektar Grünland in Ende November 2020 fand die dersächsischen Weg“ eingegangen sind, in seinen Händen. Das sind zum letzte Pflanzaktion des Jahres der Öffentlichkeit stand, wurde gleichzeitig Beispiel extensiv genutzte bei Ekern, in der Nähe von Bad auch ganz praktisch in unterschiedlichsten Mähwiesen, Moorwiesen, Zwischenahn statt. „Hier hat Projekten am Erhalt und der Entwicklung der Feuchtgrünland in Vogel- der NABU fast drei Hektar ge- Artenvielfalt in Niedersachsen weiter gearbei- tet. So auch im Projekt „Bunte Wiesen“, wel- ches der NABU Oldenburger Land durchführt. „Gefördert durch die Niedersächsische Bingo-Umweltstiftung arbeiten wir über drei Jahre daran, die Artenzusammensetzung auf Regionalgeschäftsstelle Heide-Wendland RGS Heide-Wend- land ruft zur Ab- gabe von Althan- dys auf schutzgebieten und Obstwiesen, die auch als Mähwiesen genutzt werden. „Gemeinsam ist diesen Flächen, dass es sich um ökologisch wertvolles Grünland pachtet, handelt, das von uns naturschonend genutzt die auch einen geschützten Landschaftsbe- wird“, so Ziesmer. „Und wir sehen uns als Na- standteil enthalten“, freut sich Ralf Strewe turschutzverband in der Verantwortung, die- vom NABU Bad Zwischenahn. „Wir freuen se Flächen aus naturschutzfachlicher Sicht uns darauf, dieses Gelände in den kommen- positiv weiterzuentwickeln.“ Denn extensiv den Jahren weiterzuentwickeln und hier ganz genutztes Grünland ist gerade im Nordwes- konkret etwas für den Naturschutz und die ten ein ausgesprochen wichtiger Faktor für Artenvielfalt zu tun!“ den Artenschutz. Es ist immer seltener zu Ehrenamtliche Helfer brachten viele klei- S eit vielen Jahren werden in der Ge- schäftsstelle in der Schuhstraße be- reits Althandys gesammelt. Diese werden finden und gerade hier stellen sich Pflanzen- arten ein, die auf intensiv genutzten Flächen keinen Lebensraum mehr finden. Diese Arten ne Pflanzen in die Erde. „Sumpfschafgarben, Taubenkropf-Leimkraut und Wiesenmargeri- te beispielsweise sind auf intensiv bearbeite- recycelt und bekommen so ein neues Leben. sind wiederum die Grundlage, um dem er- ten Grünlandflächen kaum zu finden“, sagt Der NABU bekommt für jedes gespendete schreckenden Insektenschwund in der Land- NABU-Biologe Bernd Ziesmer. „Hier sollen Handy Geld, dass dem Hummelschutz zu- schaft entgegenzuwirken. sie wieder einen Lebensraum finden und sich fließt. Ende des Jahres 2020 rief die Regio- ausbreiten können. Damit wir der Ausbrei- nalgeschäftsstelle zu einer Handyspende „Um das bereits vorhandene Grünland zu tung auch mit gutem Gewissen zusehen kön- auf und die Resonanz war überwältigend. schonen, pflanzen wir in vielen Fällen vor- nen, arbeiten wir ausschließlich mit Saatgut, Am Ende waren es 80 Kilogramm Althan- gezogene Pflanzen direkt in die Flächen“, das in unserer Region gesammelt und produ- dys, die zusammengekommen sind. Wir be- berichtet Bernd Ziesmer. „So ist es gar nicht ziert wurde – wir arbeiten also nur mit Pflan- danken uns herzlich für die Unterstützung! nötig, die vorhandene Vegetation vorab zu zen, die auch hierhergehören!“
| 11 Gewerbebetriebe retten Insekten NABU-Projekt im Landkreis Oldenburg D ie Menge der Insekten und die Insek- tenvielfalt nehmen rapide ab. Um die- ser ökologisch höchst bedenklichen Situation „In Gewerbegebieten besteht ein großes Potential für eine ökologische Aufwertung“, erläutert Sandra Bischoff von der NABU Stif- entgegenzuwirken, startete die NABU-Stif- tung. „Viele Gewerbebetriebe haben große tung Oldenburgisches Naturerbe 2019 das Außenflächen. Sind diese ökologisch gestal- Projekt „Insekten retten!“. Neben Öffentlich- tet, z. B. als Wiese, die auch mal wachsen darf keitsarbeit und einem Beratungsangebot für oder mit Wild-Gehölzen bepflanzt, finden die insektenfreundliche Gestaltung von Pri- dort zahlreiche Insektenarten einen Lebens- vatgärten wurden Gewerbepartner gesucht, raum.“ die ihre Außenflächen naturnah und ökolo- gisch gestalten wollten. Zum Abschluss des Projektes wurden an „Wir wurden fündig“ freuen sich die Pro- die Firmen MP Werbung (Wardenburg) und jektleiterinnen Sandra Bischoff und Silke Fluid online (Wildeshausen), die Kreusel. „14 Gewerbebetriebe im Landkreis bei dem NABU-Projekt mitge- Oldenburg haben mitgemacht und wir konn- macht haben, Schilder vergeben. ten insgesamt 249 Gehölze pflanzen und auf Beide haben große Bereiche ihrer 21.907 Quadratmetern Blühwiesen einsäen.“ Außenfläche als Blühwiese einsä- Dank der Finanzierung des Projekts durch en lassen und Gehölze gepflanzt. die Niedersächsische Bingo-Umweltstiftung Die Schilder werden in diesem und den Landkreis Oldenburg konnten die Frühjahr aufgestellt und erklären Beratung, die Gehölze und das mehrjährige Kund*innen und Besucher*innen Regio-Saatgut kostenlos zur Verfügung ge- die ökologischen Maßnahmen. stellt werden. Die Pflanzung der Gehölze, die Flächenvorbereitung und die Einsaat jedoch haben die Betriebe selbst geleistet. NABU-Stiftung sucht Waldstücke im Oldenburger Land zum Kauf „Naturwald als Arche für viele Arten das Ziel“ D ie NABU-Stiftung Oldenburgisches Naturerbe sucht Waldstücke im Ol- denburger Land, um diese zu „echten Wald- ruhige Rückzugsräume schaffen, Totholz eine Chance geben, denn dieses dient unzähligen Insekten- und Vogelarten als Lebensraum. in den Landkreisen Friesland, Wesermarsch, Oldenburg, Ammerland, Vechta und Clop- penburg tätig sowie in den kreisfreien Städ- archen“ werden zu lassen. Mit einem Aufruf Schwarzspecht, Fledermaus und viele ande- ten Oldenburg und Delmenhorst aktiv – dem wendet sich die NABU-eigene Stiftung, die re Arten sollen die Möglichkeit haben, einen alten Oldenburger Land. Auf genau diesen im Oldenburger Land zahlreiche Flächen für Wald zu erleben, in dem sich die Artenvielfalt Raum bezieht sich daher die Suche nach ge- bedrohte Tier- und Pflanzenarten erwerben weiter erhöht“, erläutert Rolf Grösch. Rüdiger eigneten Waldstücken. „Angebote sollten oder geschenkt bekommen konnte, und Ar- Wohlers ergänzt, dass „über lange Zeit diese eine Mindestfläche von zwei Hektar haben, tenschutzprojekte, etwa für Insekten und Entwicklung beobachtet und begleitet wer- damit sich dort etwas entwickeln kann. Wir Mauersegler, durchführt, nun an die Öffent- den soll, auch, um die spannende Entwick- sind an einem Kauf interessiert oder freuen lichkeit, da die Suche nach Waldbereichen lung nachverfolgen zu können. Dies soll auch uns sehr über Schenkungen“, betont Grösch. bislang erfolglos war. durch fachkundige öffentliche Führungen „Die Reservate unserer Stiftung zwischen Rolf Grösch und Rüdiger Wohlers von der und begleitende Öffentlichkeitsarbeit flan- Wangerooge und Dümmer sollen ein immer NABU-Stiftung verfolgen damit ein Ziel: „Wir kiert werden.“ größeres Mosaik bilden“, so Grösch, „und möchten eines oder mehrere Waldstücke Die einzigen denkbaren Eingriffe in ei- der ‚Artenschutzwald‘ könnte darin beson- ganz bewusst zu einer kleinen Arche für die nen solchen Wald könnten in der Entnahme deres Mosaikteil werden, das sich spannend Natur weiterentwickeln. In unserem ‚NA- standortfremder Exoten bestehen, betonen entwickeln kann!“ Angebote können unter BU-Artenschutzwald‘ soll es keinerlei Bewirt- Grösch und Wohlers. „Ansonsten soll Mutter stiftung@nabu-oldenburg.de an die NABU- schaftung geben. Wir möchten den Wald sich Natur hier selbst die Arche zimmern!“ Die Stiftung Oldenburgisches Naturerbe gerichtet ganz gezielt frei entwickeln lassen, dadurch NABU-Stiftung Oldenburgisches Naturerbe ist werden.
12 | Aus den NABU-Besucherzentren, -Regionalgeschäftsstellen & Ökologischen Stationen NABU-Regionalgeschäftsstelle Ostfriesland NABU-Regionalgeschäftsstelle Südostniedersachsen BUND und NABU halten Schutzgebiets- ausweisung für unzureichend NABU-Gruppen Regionalverbände äußern sich zu den Verordnungen für das „Fehntjer Tief“ in Südostnieder- sachsen lehnen D ie ostfriesischen Regionalverbände des NABU und Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) bewer- Schutzzweck zuwiderlaufen“. Damit werden das geplante Ge- aber nach Einschätzung von BUND und NABU wesentliche Grundanforderungen nicht er- ten die vorliegenden Verordnungen für das Schutzgebiet „Fehntjer Tief“ in Hinblick auf werbegebiet bei füllt. So ermöglicht die LSG-Verordnung eine intensive landwirtschaftliche Nutzung in we- die Schutzziele als völlig unzureichend. Sie berufen sich dabei auch auf die Ge- Scheppau ab sentlichen Teilgebieten. Dies heißt u. a., dass es keine Einschränkungen für die Zeit der schichte dieses Schutzgebietes. Das Fehntjer Brut (i. d. R. vom 1.3. bis zum 15.6.) gibt und Naturschützer*innen in der Region Tief und die Flumm-Niederung wurden in dann eine maschinelle Bodenbearbeitung (wie Südostniedersachsen sprechen sich den 1980er und 1990er Jahren aufgrund ihrer Walzen) und Mähen erlaubt sind, was zur Zer- gegen das geplante Gewerbegebiet gesamtstaatlich repräsentativen Bedeutung störung von Brutgelegen führen würde. Das am Kreuz Wolfsburg/Königslutter mit Geldern des Bundes in Millionenhöhe Vogelschutzgebiet erfordert aber gerade die aus gefördert. Zielsetzungen waren u. a. Schutz Sicherung der Brut der wertgebenden (hier und Entwicklung von Grünlandgebieten als also besonders zu schützenden) Wiesenvögel. Die NABU-Gruppen der Region Südost- Lebensraum für Wiesenvögel und Schutz und Mögliche Gelegemarkierungen reichen dazu niedersachsen sind sich einig: das geplante Entwicklung der Vegetation feuchter und nicht aus, da dies allein nur einen geringen Gewerbegebiet östlich der Autobahn 39 zwi- nasser Grünlandstandorte. Diese Schutzzwe- Bruterfolg sichert. schen dem Kreuz Wolfsburg/Königslutter cke finden sich auch in den vorliegenden Ver- Auch die Erhaltung und Entwicklung ge- und der Anschlussstelle Scheppau wäre ein ordnungen wieder. Sie sind aber nach allen schützter Pflanzengesellschaften (das Ziel Eingriff in die Natur, der für den Naturschutz Erfahrungen nur in einer größeren zusam- der FFH-Richtlinie) wird nicht gewährleis- nicht tragbar ist. Während die betroffenen menhängenden Gebietskulisse umzusetzen. tet, da die dafür notwendigen Beschränkun- Städte und Kommunen bereits große Sum- Daher gingen die Bundes-Geldgeber selbstver- gen z. B. der Düngung und Bewirtschaftung men in eine Machbarkeitsstudie für das Vor- ständlich davon aus, dass das gesamte Gebiet nicht erfolgen. Der für die Nahrungssuche haben investieren, wird die Bedeutung der als Naturschutzgebiet ausgewiesen werden der Wiesenvögel notwendige „stocherfähige“ Fläche für Natur- und Artenschutz völlig au- würde. Dies sahen auch alle ursprünglichen Boden wird nur über eine extensive Bewirt- ßer Acht gelassen. Wieso sonst habe man im Planungen vor. Das Gebiet wurde daher auch schaftung bei entsprechend hohem Wasser- Vorfeld unter Ausschluss der Öffentlichkeit als EU-Vogelschutzgebiet und als Gebiet nach stand gewährleistet. Eine solche extensive verhandelt? Fauna-Flora-Habitatrichtline an die Europä- Bewirtschaftung in Form einer artenschutz- ische Union gemeldet und muss nun nach gerechten Landwirtschaft ist gewünscht und Für das Gewerbegebiet planen die Land- bundesdeutschem Recht geschützt werden. wäre auch zukunftsfähig (gerade für kleinere kreise Helmstedt und Wolfenbüttel sowie die Obwohl praktisch das gesamte Gebiet als Betriebe). Erste Ansätze dazu gibt es bereits Städte Wolfsburg und Braunschweig die Ver- Vogelschutz- und FFH-Gebiet ausgewiesen ist, in Hinblick auf die Entwicklung von „Natur- sieglung von etwa 120 Hektar der Gesamtflä- sollen aber aktuell auf Druck seitens über- schutzhöfen“. che, die laut Planung 186 Hektar betragen soll. wiegender Teile der Landwirtschaft wichtige Die beiden ostfriesischen Naturschutzver- Auch wenn das Gebiet als „grünes“ Gewerbege- Bereiche des Schutzgebietes nur über eine bände halten die vorliegenden Verordnungen biet betitelt wird, kann sich mit dieser Schön- Landschaftsschutzgebietsverordnung (LSG) für nicht ausreichend, wesentliche Schutzzie- färberei nicht hinter dem massiven Eingriff in gesichert werden. In einer LSG-Verordnung le sicher zu stellen und bezweifeln daher eine die Natur versteckt werden. Geplant ist eine dürfen aber im Wesentlichen nur solche Hand- den EU-rechtlichen Anforderungen gemäße Bodenversieglung von mehr als zwei Dritteln lungen verboten werden, die den „Charakter Umsetzung. der Gesamtfläche. Die Funktion eines offenen des Gebiets verändern“ oder „dem besonderen Bodens geht dadurch verloren. Zudem hat das Planungsgebiet durch die charakteristische Offenlandschaft eine hohe Bedeutung für die Fauna. Zumal für Transportzwecke ausschließ- lich auf die Nähe zur Autobahn gesetzt wird. Ein Gleisanschluss sowie der Wasserweg und der Anschluss an den Öffentlichen Personen- nahverkehr fehlen komplett. Das widerspricht sämtlichen CO2-Zielen und Diskussionen über Klimaschutz.
| 13 Im Gewerbeflächenkonzept KOREG des ist allein aus diesem Grund vor der Durch- NABU-Regionalgeschäftsstelle Regionalverbands Braunschweig gibt der führung einer Machbarkeitsstudie dringend Weserbergland Steckbrief ID45 Aufschluss darüber, dass die notwendig. Alte Handys ge- geplante Fläche als Gewerbegebiet ungeeignet sei. Dies widerspricht der Tatsache, dass sie Eine Zerschneidung führt dazu, dass ein- sucht: Spenden nun für genau diese Nutzung vorgeschlagen zelne Schutzgebietsinseln entstünden. Die wird. Vernetzung spielt wohl bei Genehmigung des Im Flächennutzungsplan sind bereits 942 interkommunalen Gewerbegebietes nur noch bei den erforderlichen Ausgleichsmaßnah- Sie für Hummel, Hektar für potentielle Gewerbeflächen ausge- wiesen worden. Alte Gewerbeflächen bieten men eine Rolle. „Einen geeigneten Ausgleich zu schaffen, wäre in diesem Fall überhaupt Biene & Co. großes Potential zum Recycling. Diese Option nicht möglich, da der Landkreis Helmstedt Der NABU sammelt weiter alte wird auch ausdrücklich im KOREG genannt. gar nicht mehr über ausreichen Flächen dazu verfügt“, betont Reinhard Wagner vom NABU Smartphones für den Insekten- Helmstedt. schutz / auch Naturkorken und Mit der Durchführung einer kosteninten- Briefmarken werden gesammelt siven Machbarkeitsstudie wird dem Regiona- len Raumordnungsplan vorgegriffen. Dieser enthält rechtliche Vorgaben aus Deutschland Ende 2020 hat der Niedersächsische Land- tag unter dem Druck des Volksbegehrens R und 110.151 ausgediente Handys hat der NABU 2020 in ganz Deutschland mit dem Projekt „Handys für Hummel, Biene und der Europäischen Union, die dringen ge- „Artenvielfalt.Jetzt!“, das unter anderem und Co.“ gesammelt. Auch in der Regionalge- prüft werden müssen, bevor weitere Schritte durch den NABU initiiert wurde, den „Nieder- schäftsstelle Weserbergland, im Umweltladen eingeleitet werden. sächsischen Weg“ einstimmig beschlossen. Holzminden sowie im NABU-Zentrum Hildes- Darin sind Ziele formuliert, die den Klima- heim-Moritzberg werden seit langem Althan- Im Jahr 2008 wurde der Bereich für das schutz und die Biologische Vielfalt stärker dys angenommen. Der NABU erhält für ge- geplante Großgewerbegebiet laut Regiona- in den Vordergrund rücken sollen. Für die sammelte Handys eine jährliche Spende von lem Raumordnungsplan als geschützt aus- NABU-Gruppen in Südostniedersachsen ist Telefonica, abhängig vom Erlös aus Recycling gewiesen. Der Hauptgrund hierfür waren es völlig unverständlich wie die beteiligten und Wiederverwendung. Naturschutzgründe, die eindeutig gegen eine Kommunen trotz dieser Beschlüsse weiterhin Bis März 2019 kam das Geld der Renaturie- Bebauung sprachen. Dieser Beschluss wurde so stiefmütterlich mit Natur und Landschaft rung der Havel zugute. Insgesamt waren das auch politisch mitgetragen. umgehen können. „Schließlich haben auch über 835.000 Euro. Alte Mobilgeräte werden in ihren Wahlkreisen viele Bürger*innen sich aber weiterhin gesammelt, jetzt fließt der mit ihrer Unterschrift für das mittlerweile Erlös in den NABU-Insektenschutzfonds. Da- Zusätzlich liegt die Planungsfläche zu ei- beendete Volksbegehren stark gemacht, um mit werden beispielsweise Ackerflächen und nem Drittel im Naturpark Elm-Lappwald. dem Thema mehr Gehör zu verschaffen“, Wiesen durch die NABU-Stiftung Nationales Naturparke gehören naturschutzrechtlich gibt Josefine Beims, Leiterin der NABU-Regio- Naturerbe gekauft und als Lebensraum für gesehen zu den Teilen in Niedersachsen, die nalgeschäftsstelle Südostniedersachsen, zu Insekten gesichert. besonders geschützt und in ihrer Form be- bedenken. wahrt werden sollen. Erst 2019 nahm das Der NABU begrüßt es, wenn verstärkt Land die Förderung von Naturparken nach auch Unternehmen sich im Rahmen der über 20 Jahren wieder auf. Dabei freigegebe- Nach Einschätzung des NABU ist ein Ge- Handy-Recycling-Kampagne für den Umwelt- ne Gelder sollen vor allem für eine verstärkte werbegebiet an diesem Standort ein unzu- schutz engagieren. „Ohne großen Aufwand Umweltbildung und den Ausbau von Bildung mutbarer Eingriff in die Natur. Neben ande- kann sich jedes Unternehmen hier beteiligen für nachhaltige Entwicklung eingesetzt wer- ren Umweltverbänden wie dem BUND und und Sammelboxen an seinen Standorten auf- den. Fragwürdig für die NABU-Gruppen ist, Fridays for Future spricht sich deswegen auch stellen“, sagt RGS-Leiterin Britta Raabe und wie sich diese Ziele mit dem geplanten Ge- der NABU mit einem deutlichen „Nein“ ge- bietet an, dass sich Interessenten, die eine werbegebiet vereinbaren lassen. Zumal die gen die Planung des Großgewerbegebiets bei Sammelbox aufstellen möchten, jederzeit Kommunen Wolfenbüttel und Helmstedt den Scheppau aus. Die 200.000 Euro, die von den gern bei ihr melden und eine kostenlose Box Naturpark Elm-Lappwald intensiv für Touris- Kommunen für eine Machbarkeitsstudie vor- erhalten können. mus und Naherholung bewerben. gesehen sind, wären an anderer Stelle wohl besser eingesetzt. „Mit Ihrem zurückgegebenem Altgerät Nicht zuletzt besitzt der Bereich eine gro- sorgen Sie gleich doppelt für mehr Umwelt- ße Bedeutung für die Verbindung einzelner schutz: so stellen Sie sicher, dass Rohstoffe Schutzgebiete. Im Umkreis des Bauvorhabens wiederverwertet werden und Schadstoffe liegen zehn Schutzgebiete, die von dem Ein- nicht auf dem Müll landen“, führt Raabe aus griff betroffen wären. Darunter befinden sich und bittet darum, auf diese Weise den Natur- auch EU-FFH-Gebiete. Die Vernetzungsfunkti- schutz aktiv zu unterstützen. on würde stark beeinträchtigt werden. Eine Prüfung des Regionalen Raumordnungsplans
14 | Aus den NABU-Besucherzentren, -Regionalgeschäftsstellen & Ökologischen Stationen Ökologische NABU-Station Aller/Oker (ÖNSA) Pflegemaßnah- Neue Gewässer für die vom Aussterben men zum Erhalt bedrohte Wechselkröte und der Förderung Die ÖNSA schafft neue Gewässer und Lebensräume für die seltene Wechselkröte in Schöningen der seltenen Steppenrasen I m Februar 2021 wurde kräftig gearbei- tet: Die ÖNSA ließ mehrere Stillgewässer auf einer Fläche bei Schöningen im Landkreis Marieke Neßmann, Leiterin der ÖNSA, freut sich: „Es ist klasse, dass die Eigentü- merin ihre Privatfläche zur Umsetzung der Die ÖNSA lässt auf dem Heeseberg bedrohte Steppenrasen pflegen und Helmstedt neu anlegen. Zielart war dabei die lebensraumverbessernden Maßnahmen zur reduziert die Verbuschung seltene Wechselkröte (Bufotes viridis). Als Verfügung stellt und uns dabei so großartig Niedersachsens bedrohteste heimische Am- phibienart ist die Wechselkröte akut vom unterstützt! Das ist schon etwas Besonderes.“ Die Eigentümerin, Nicole Fend, ist froh zum B evor der Frühling richtig durchstartet, konnte die ÖNSA ihre für die Herbst- und Wintersaison geplanten Pflegemaßnah- Aussterben bedroht. Sie kommt in Nieder- Artenschutz beitragen zu können: „Auf mei- sachsen nur noch an wenigen Standorten in ner Fläche kommen viele seltene Arten vor, men auf den Steppenrasen am Heeseberg bei den Landkreisen Helmstedt und Wolfenbüttel so auch die Zauneidechse oder die Rohrweihe. Jerxheim im Landkreis Helmstedt rechtzeitig vor, u. a. bei Schöningen. Ich finde es schön, die Nutzung meiner Fläche abschließen. Die Steppenrasen sind mit ihrer Hier waren mit der Zeit auf einer Fläche mit einem nachhaltigen Schutz dieser Arten typischen Artenzusammensetzung in Nie- Gewässer zugeschwemmt und einige Bereiche zu kombinieren.“ dersachsen einmalig, ohne eine regelmäßige so stark zugewachsen, dass sie für die Wech- Fend hat keine Angst, dass ihre Fläche als Pflege würde die hohe Artenvielfalt verloren selkröte ungeeignet geworden sind. Daher Naturschutzgebiet ausgewiesen wird oder vor gehen. ließ die ÖNSA mit Zustimmung und Unter- Restriktionen: „Die Wechselkröte braucht ja Der Heeseberg mit stützung der Flächeneigentümerin die ver- gerade die Nutzung, damit ihr Lebensraum seinen seltenen schlammten Tümpel wieder als Lebensraum so erhalten bleibt. Dass die Kröte bei mir vor- Pflanzenarten ist für die Wechselkröte herrichten und fünf kommt, zeigt, dass sie sich hier wohlfühlt“, ein überregional weitere flache Stillgewässer unter Einsatz ei- so Fend. bekanntes Natur- nes Baggers neu anlegen. Außerdem wurden Auch Stefan Niegel, Leiter der Unteren schutzgebiet und einige Bereiche entbuscht und mit dem aufge- Naturschutzbehörde, ist zufrieden: „Das Teil des EU-Schutz- schichteten Schnittgut Versteckplätze für die Engagement von Frau Fend ist wirklich be- gebietsnetzwerk Natu- Wechselkröte angelegt. Diese kommen auch merkenswert und ein tolles Beispiel für die ra 2000. Einige der Arten anderen Arten wie Zauneidechse und Vögeln Vereinbarkeit von Naturschutz und Landnut- sind in Niedersachsen an kaum einer anderen zugute. Die Maßnahme war im Rahmen des zung. Mithilfe von Kooperation und guter Zu- Stelle zu finden. Unter anderem wächst hier jährlichen Arbeitsplanes der ÖNSA vorgese- sammenarbeit wird es uns hoffentlich gelin- das sehr seltene und auf der Roten Liste ste- hen und ist in Kooperation mit der Unteren gen, die Wechselkröte vor dem Aussterben zu hende Haar-Pfriemengras (Stipa capillata). Die Naturschutzbehörde Helmstedt umgesetzt bewahren.“ Steppenrasen sind über einen langen Zeitraum worden. durch eine extensive menschliche Nutzung entstanden. Die Pflanzen und Tiere sind größ- tenteils auf offene und stark besonnte Flächen mit offenen Bodenstellen angewiesen, wie sie etwa durch Viehtritt entstehen. Ohne ein ent- sprechendes Offenhalten des Gebiets würde die einzigartige Vielfalt verloren gehen. Daher hat die ÖNSA mehrere Maßnahmen geplant und einen lokalen Landschaftspfle- gebetrieb mit der Umsetzung von Maßnah- men beauftragt. Dieser mähte im Winter den Steppenrasen großflächig und schonend und schnitt aufwachsende Sträucher zurück. Au- ßerdem befreite er die Flächen um einige der sehr seltenen Pflanzenarten von zu dicht auf- gewachsenen Gehölzen. Das Schnittgut wur- de zerkleinert und komplett abtransportiert. So wird einem zu starken Nährstoffeintrag entgegengewirkt.
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