Sterneköchin Tanja Grandits unterstützt tansanische Teenage-Mütter - Nr. 4 | Dezember 2018

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Sterneköchin Tanja Grandits unterstützt tansanische Teenage-Mütter - Nr. 4 | Dezember 2018
Nr. 4 | Dezember 2018

Sterneköchin
Tanja Grandits
unterstützt tansanische
Teenage-Mütter
Sterneköchin Tanja Grandits unterstützt tansanische Teenage-Mütter - Nr. 4 | Dezember 2018
MEINUNG                                                                                                          VERMISCHTES AUS DEN LÄNDERN

                                                              In eigener Sache                                                                                                                              Peru-Schweiz

                                                              Wir waren im TV                                                                                                                               Unser Kaffee
                    Setzen Sie ein                                                                                                                                                                          kommt an!
                                                              st. Im Rahmen der Sendung mitenand
                    Zeichen gegen                             brachte das Schweizer Fernsehen SRF aus
                                                              Moçambique einen eindrücklichen                                                                                                               Bessere Anbaumethoden ergeben bes-
                    Gewalt!                                   Beitrag zur Arbeit unserer Partnerorga-                                                                                                       seren Kaffee, besserer Kaffee bedeutet
Franziska Lauper Geschäftsleiterin terre des hommes schweiz   nisation AMUDEM. Gezeigt wurde die                                                                                                            ein besseres Einkommen für die Bau-
                                                              Geschichte der heute 18-jährigen Tere-                                                                                                        ern: Mit diesem Ziel bieten wir jungen
                                                              sa Tambala, die mit 16 ihren vier Jahre                                                                                                       peruanischen Kaffebauern in Zusam-
Wir leben in Zeiten, in denen gewisse politische              älteren Freund heiratete. Ohne Schul-                                                                                                         menarbeit mit unserer Partnerorgani-
Kreise hart Erkämpftes, vermeintlich Selbstverständ-          abschluss und arbeitslos, waren die bei-                                                                                                      sation CEDEPAS (Centro Ecuménico de Pro-
                                                              den völlig mittellos. Zudem wurde sie                                                                                                         moción y Acción Social) seit sechs Jahren
liches, immer wieder von Neuem grundlegend                    von ihrem Mann geschlagen. Mit un-                                                                                                            Ausbildung und Beratung an, durch die
in Frage stellen: internationale Verträge als Basis           serer Unterstützung schaffte sie es                                                                                                           sie ihre Böden, ihre Produktion und
für friedliches Zusammenleben, die gemeinsame                 nicht nur, ihn zu verlassen und sich                                                                                                          damit auch ihren Kaffee kontinuierlich
                                                              scheiden zu lassen, sie geht auch wie-                                                                                                        verbessern. Und der Einsatz zeigt Erfolg:
Verantwortung für die eine Welt, die wir haben, und           der zur Schule. Zudem engagiert sie                                                                                                           Nicht nur konnten die meisten der 60
ganz grundsätzlich die Menschenrechte. So auch                sich jetzt bei AMUDEM gegen Frühver-                                                                                                          Jugendlichen, die an dem Programm teil-
in der Schweiz. Das ist inakzeptabel und kurzsichtig!         heiratung – und hat damit auch die                                                                                                            nehmen, in den letzten Jahren ihr Ein-
                                                              Einstellung ihrer Eltern verändert.                Brasilien                                                                                  kommen steigern, ab 2019 wird ihr –
                                                                                                                                                                                                            unser – Kaffee von der Basler Firma Ha-
                                                                                                            k!   Ein ultrarechter Wahlsieg
In unseren Programmländern nehmen immer auto-                 > Beitrag zu sehen unter:
                                                                www.terredeshommesschweiz.ch/mitenand
                                                                                                        klic                                                                                                enowitz & Page (H&P) direkt importiert
                                                                                                                                                                                                            und in der Schweiz vertrieben.
ritärere Regime die Oberhand. In Brasilien wird ein
                                                                                                                 am. Diesen Herbst hatten die rund 145      als terroristische Vereinigungen ver-                Diesen Frühling nahm Dina Horo-
Präsident gewählt, der Armut mit militärischen Mit-                                                              Millionen wahlpflichtigen Brasiliane-      folgen möchte.                                  witz (im Bild links), Mitbegründerin der
teln zu bekämpfen gedenkt. In Nicaragua werden                                                                   rinnen und Brasilianer mit den Präsi-           Ein Grund für seinen Wahlsieg ist          kleinen Basler Rösterei, an einem Pro-
friedliche Demonstrationen von mehrheitlich jungen                                                               dentschafts- und Parlamentswahlen die      die unfassbar weitverbreitete Gewalt            jektbesuch in Peru teil. Den Kaffee, den
                                                                                                                 Zukunft ihres Landes in ihrer Hand.        im Land. Bolsonaro versprach mit ein-           sie dort kennenlernte, überzeugte sie, in
Menschen gewaltsam aufgelöst. In vielen Ländern                                                                  Nach einem von Hass geprägten Wahl-        fachen Worten, dass er diese Gewalt             Basel eine Proberöstung, ein sogenann-
wird die Handlungsfähigkeit von Organisationen,                                                                  kampf und gezielt über die Sozialen        durch Säuberungen und die Bewaff-               tes Cupping, durchzuführen. Der Test
die sich für die Rechte von Jugendlichen einsetzen,                                                              Medien verbreiteten Falschmeldun-          nung des «guten Bürgers» bekämpfen              im September war ein voller Erfolg:
                                                                                                                 gen, erlebte das Land einen deutlichen     wird. Obwohl dieser Weg unweigerlich            Haenowitz&Page nimmt den Kaffee von
durch administrative Hürden oder gar Verbote immer                                                               Rechtsrutsch. Das Rennen um die Präsi-     zu mehr Toten und Gewalt führen wird,           CEDEPAS in ihr Sortiment auf. Für un-
mehr eingeschränkt. Jugendliche in unseren Projek-                                                               dentschaft machte Jair Bolsonaro,          verfing dieses Versprechen. Ausserdem           sere jugendlichen Kaffeeproduzenten
ten werden an Leib und Leben bedroht. Nicht We-                                                                  der Vertreter der ultrarechten Partido     spielten der Disput um Feminismus,              bedeutet dies konkret, dass sie ihren
                                                                                                                 Social Liberal. Mit ihr wurde ein gros-    Emanzipation von Frauen und LGBTI in            Gewinn verdoppeln bis verdreifachen
nige verlieren ihr Leben durch Polizeigewalt. Das ist                                                            ser rechter Block in den Kongress ge-      einer konservativen und zunehmend               könnten.
inakzeptabel und erfüllt uns mit Trauer und Wut!                                                                 wählt und seine Partei konnte Einzug       von evangelikalen Pfingstkirchen be-
                                                                                                                 in den Senat nehmen. Bolsonaro ent-        stimmten Gesellschaft eine wichtige             > Der Kaffee kann bezogen werden über:
                                                                                                                                                            Rolle. Weiter hatte die extreme Pola-             www.haenowitzpage.ch
                                                              Aus dem Inhalt
                                                                                                                 schied die Wahl mit 55 Prozent der Stim-
Es erstaunt deshalb nicht, dass unser Bundes-                                                                                                                                                                                                             k!
rat diesen Sommer die Lockerung von Schweizer
                                                                                                                 men für sich. Für den Kandidaten der
                                                                                                                 linken Arbeiterpartei PT, Fernando
                                                                                                                                                            risierung der Gesellschaft zwischen
                                                                                                                                                            Arm und Reich sowie die Angst der               > Mehr Informationen zum Kaffeeprojekt:
                                                                                                                                                                                                                                                      klic
Waffenexporten in Bürgerkriegsländer beschlossen              Vermischtes aus den Ländern                  3     Haddad, stimmten im zweiten Wahl-          Eliten, ihre Privilegien zu verlieren,            www.terredeshommesschweiz.ch/cedepas
                                                                                                                 gang nur 45 Prozent.                       eine grosse Bedeutung.
hat. Umso beachtlicher ist der Erfolg einer breiten           «Über das eigene Leben                    4–6                                                      Angesichts der tiefen Spaltung der
Allianz zivilgesellschaftlicher Organisationen, der           selber bestimmen – das                             Angst war wahlentscheidend                 Gesellschaft und dieses Rechtsrutsches
                                                              sollten alle können»                               Mit Bolsonaro wurde ein Präsident          zu einer Regierung, die sozialen Bewe-
auch terre des hommes schweiz angehört. Innerhalb
                                                              Nachgefragt:                                 7     gewählt, der sich offen als Anhänger       gungen feindlich gesinnt ist, stehen un-
von wenigen Monaten gelang es uns, viele Menschen                                                                der Militärdiktatur zu erkennen gibt.      seren Partnerorganisationen in Brasi-
                                                              Rabia Chiziane
in der Schweiz gegen diesen Entscheid zu mobili-                                                                 Aus seinen rassistischen, frauen- und      lien schwere Zeiten bevor. Umso wich-
                                                              Schweizer Firmen                          8–9      LGBTI-feindlichen Ansichten macht          tiger ist unsere und ihre Arbeit mit
sieren und so öffentlichen Druck aufzubauen, der
                                                              zementieren den Konflikt                           er keinen Hehl. Er kündigte bereits an,    Jugendlichen. Denn wir stärken sie in
wirkt: Der Bundesrat hat seinen Entscheid inzwischen                                                             dass er den Indigenen ihr Land weg-        ihrer zivilgesellschaftlichen Rolle als
                                                              Keine Schweizer Waffen in                   10
zurückgezogen. Dieser Erfolg bestärkt uns darin,              Bürgerkriegsländer!
                                                                                                                 nehmen möchte und das Amazonasge-          Akteure innerhalb einer Demokratie,
uns weiter für eine Schweiz einzusetzen, die interna-                                                            biet zur kommerziellen Nutzung und         die in Gefahr ist.
                                                                                                                                                                                                       k!
tional für den Schutz und die Rechte von Jugendli-
                                                              Vermischtes                                 11     Abholzung weiter öffnen möchte. Und
                                                                                                                 in Hetzreden liess er verlauten, dass      > Mehr zu den Projekten in Brasilien:
                                                                                                                                                                                                   klic
                                                              Nachgehakt                                  12
chen einsteht.                                                                                                   er die sozialen und linken Bewegungen        www.terredeshommesschweiz.ch/brasilien

2                                                                                magazin Dezember 2018           magazin Dezember 2018                                                                                                                 3
Sterneköchin Tanja Grandits unterstützt tansanische Teenage-Mütter - Nr. 4 | Dezember 2018
TANSANIA-SCHWEIZ

«Über das eigene Leben selber
                                                                                                                                       Grace Nhungu hat sich
                                                                                                                                       mit unserer Unterstützung
                                                                                                                                       aus ihrer Abhängigkeit von
                                                                                                                                       sugar daddies und ihrer
                                                                                                                                       Familie befreit.

bestimmen – das sollten alle können»                                                                       Sterneköchin, Chefin des renommierten Restaurants
                                                                                                           Stucki in Basel und Mutter einer 13-jährigen Tochter:
                                                                                                           Tanja Grandits ist zweifellos eine vielbeschäftigte
Tanja Grandits, eine der besten Köchinnen der Schweiz, ist die neue Botschaf-                              Frau. Ebenso engagiert möchte sie nun ihre neue
                                                                                                           Rolle als Botschafterin von terre des hommes schweiz
terin von terre des hommes schweiz und engagiert sich für die Rechte von                                   wahrnehmen: «Ich hatte in meinem Leben stets das
Mädchen und Frauen in Tansania. Im Rahmen ihres Engagements wird sie dort                                  Glück, meine Situation selber verändern zu kön-
                                                                                                           nen. Es ist mir jedoch bewusst, dass nicht jeder
im nächsten Jahr das Projekt Schul- und Berufsbildung für Teenage-Mütter                                   Mensch dieses Privileg hat. Vor allem Mädchen und
besuchen.                                                                                                  Frauen werden in weiten Teilen der Welt aufgrund
                                                                                                           ihres Geschlechts benachteiligt. Gerade deshalb be-
Text Loredana Engler                                                                                       deutet es mir viel, mich mit terre des hommes schweiz
                                                                                                           für die Selbstbestimmung von Mädchen und Frauen
                                                                                                           zu engagieren», erklärt sie. Die Spitzenköchin führt
                                                                                                           das Restaurant Stucki seit über zehn Jahren und wur-
                                                                                                           de bereits mit 18 GaultMillau-Punkten sowie zwei
                                                                                                           Michelin-Sternen ausgezeichnet. Keine Frage: Tanja
                                                                                                           Grandits ist als Frau eine Ausnahmeerscheinung in
                                                                                                           der männerdominierten Spitzengastronomie. Sie
                                                                                                           möchte aber nicht auf ihr Geschlecht reduziert
                                                                                                           werden, denn sie hat das Frausein in ihrem Beruf
                                                                                                           nie als Nachteil empfunden.
                                                                                                                                                                    zur Schule gehen noch nach der Geburt zurückkeh-
                                                                                                           Schwanger oder Schule                                    ren. Die Begründung erstaunt: Schwangere hätten
                                                                                                           Ganz anders sieht der Alltag der Frauen in Tansania      einen schlechten Einfluss auf andere Schülerinnen,
                                                                                                           aus, denn in der traditionell geprägten Gesellschaft     denn sie ermutigten diese dazu, Sex zu haben. Für
                                                                                                           haben sie kaum Mitbestimmungsmöglichkeiten.              Magufuli ist unerheblich, dass viele Mädchen
                                                                                                           Dort werden sie wegen ihres Geschlechts von der Ge-      schwanger werden, weil sie vergewaltigt oder ihre
                                                                                                           sellschaft systematisch finanziell, sozial und recht-    Notlage ausgenutzt wurde, oder einfach weil die Ge-
                                                                                                           lich unterdrückt. Damit junge Frauen nur schon           sundheits- und Sexualaufklärung im tansanischen
                                                                                                           ihre wichtigsten Grundbedürfnisse decken können,         Schulsystem mangelhaft ist. Fakt ist: Tansania ver-
                                                                                                           müssen viele notgedrungen sexuelle Beziehungen           zeichnet so viele Frühschwangerschaften wie kaum
                                                                                                           mit älteren Männern eingehen, den sogenannten su-        ein anderes Land. Rund ein Viertel der tansanischen
                                                                                                           gar daddies. Diese machen finanzielle Versprechun-       Mädchen wird vor ihrem 18. Lebensjahr schwanger.
                                                                                                           gen oder bieten ihnen vermeintliche Sicherheit.          Mit dem Schulausschluss bleibt ihnen der Weg aus
                                                                                                           Viel zu oft kommt es aber vor, dass sie nur ein sexu-    der Misere versperrt. Bildung ist in Tansania die
                                                                                                           elles Interesse an den Mädchen haben.                    einzige Möglichkeit, der Armut zu entkommen.
                                                                                                                So erging es auch der heute 19-jährigen Grace
                                                                                                           Nhungu*. Ihr Vater starb früh, die Mutter verlor spä-    Eine zweite Chance
                                                                                                           ter ihren Job als Reinigungshilfe und konnte die         Deshalb bieten wir gemeinsam mit EBLI (Education
                                                                                                           Schulkosten für ihre Kinder nicht mehr aufbrin-          For Better Living Organization) – unsere Partnerorgani-
                                                                                                           gen. Deshalb gab die damals 15-jährige Grace Nhun-       sation in Mwanza im Norden Tansanias – jungen
                                                                                                           gu den Avancen eines älteren Mannes nach. «Am            Müttern ohne Schulabschluss durch Ausbildungs-
                                                                                                           Anfang zahlte er die Schulgebühren für mich und          programme und psychosoziale Unterstützung eine
                                                                                                           meinen Bruder. Doch das tat er nur, um mich rum-         zweite Chance. Das Projekt-Team von EBLI umfasst
                                                                                                           zukriegen. Als ich ihm von der Schwangerschaft           kompetente und qualifizierte Fachpersonen mit
                                                                                                           erzählte, liess er mich von einem auf den anderen        juristischem und ökonomischem Fachwissen so-
Tanja Grandits fördert mit                                                                                 Tag sitzen.»                                             wie Erfahrung in der Jugendarbeit und –beratung.
ihrem Engagement für terre des                                                                                   Für das Mädchen brach eine Welt zusammen.          Zusammen mit ihnen arbeiten wir daran, dass
hommes schweiz, dass Frauen
                                                                                                           Ihr war klar, dass sie von der Schule fliegen würde,     an den tansanischen Schulen Themen wie HIV/Aids
und Mädchen bessere Chancen
auf ein selbstbestimmtes Leben                                                                             sobald der Schwangerschaftsbauch sichtbar wur-           und Verhütung thematisiert werden, denn nur
bekommen.                                                                                                  de – denn schwangere Mädchen haben in Tansania           durch Wissensvermittlung kann die Schwanger-
                                                                                                           Schulverbot. So liess der tansanische Präsident John     schaftsrate unter den Schülerinnen reduziert wer-
                                                                                                           Magufuli noch letztes Jahr verlauten, solange er im      den. Und wir setzen uns auf Gemeindeebene dafür
                                                                                                           Amt sei, dürften schwangere Schülerinnen weder           ein, dass schwangere Mädchen und junge Mütter

4                                                                  magazin Dezember 2018   magazin Dezember 2018                                                                                                         5
Sterneköchin Tanja Grandits unterstützt tansanische Teenage-Mütter - Nr. 4 | Dezember 2018
TANSANIA-SCHWEIZ                                                                                                                                               NACHGEFRAGT

Eine schöne Haartracht ist tansani-
schen Mädchen und Frauen wichtig.
Ihr Talent im Haareflechten nutzte
Grace Nhungu darum für ihren Start
in die Selbstständigkeit.

                                                                                                                                                                                                                                     «Rabia Chiziane, wie
                                                                                                                                                                                                                                     hat terre des hommes
                                                                            UGANDA                                        SOMALIA                                                                                                    schweiz dein Leben
die Schule weiterhin besuchen und abschliessen
können.                                                                        Bukoba
                                                                                        Viktoriasee       KENIA                                                                                                                      verändert?»
                                                                   RUANDA
     Ihre Tochter war bereits zwei Monate alt, als Gra-                                      Mwanza
ce Nhungu EBLI kennen lernte. «Ich fühlte mich von
                                                                  BURUNDI
                                                                                        T A N S AoNdoImAa
ihrem Angebot gleich angesprochen und meldete
mich an, ohne weiter nachzudenken.» Grace Nhun-                                                                       Sansibar
                                                                                                      D
gu nahm an einem ökonomischen Trainingspro-
                                                                                                                                     an
gramm teil, in dem junge Mütter grundlegende Fä-                                                                        Indischer Oze
                                                                        SCHE
higkeiten für den Start eines eigenen kleinen Ge-         DEMOKRATI ONGO
                                                          REP U B LI K K
schäfts erwerben. Motiviert eignete sie sich PC-Kennt-
                                                                                                                                          KOMOREN
nisse und betriebswirtschaftliches Know-how an.                                  SAMBIA                                                                   AR
Zugleich fiel ihr kreatives Potenzial auf und dass sie                                          MALAWI                                           MADAGASK
                                                                                                                    E
sehr geschickt war im Haareflechten. So entschied                                                         MOÇAMBIQU
sie sich, einen Friseurladen zu eröffnen. Gewapp-
net mit einem Anschubkredit und unserer Beglei-
tung, setzte sie ihre Idee nach dem Kursabschluss
um. «Der Anfang war hart. Ich arbeitete rund um                                  Tansania im Griff traditioneller Gesetze
die Uhr. Zum Glück schaute meine Mutter zu mei-                                  In Tansania leben rund 43.6 Millionen Menschen,
ner Kleinen. Rückblickend kann ich aber sagen: Die                               fast 75 Prozent davon sind unter 30 Jahre alt. 1,6 Mil-                       «Ich bin 16 Jahre alt und gehe in Milange in die achte Klasse. Mein Vater starb, als ich fünf Jahre alt
Arbeit hat sich gelohnt», stellt die Jungunterneh-                               lionen Menschen sind HIV-positiv und 40 Prozent                               war. Weil unsere Mutter nicht für uns sorgen konnte, mussten meine zwei älteren Schwestern früh
merin fest. Heute verdient sie genug, um für sich                                aller jungen Frauen im Alter von 15 bis 19 Jahren                             heiraten. Letztes Jahr konnten sich meine Mutter und ihr neuer Mann meine Schule nicht leisten.
und ihr Kind zu sorgen und für ihren Bruder die                                  in der Viktoriaseeregion sind bereits Mütter – dies
Schulkosten zu zahlen. Jeden Tag steht sie in ihrem                              ist einer der höchsten Frühschwangerschaftsra-                                Eine Freundin brachte mich darum zur Organisation AMUDEM und terre des hommes schweiz, die
Salon, kämmt, flechtet und strafft Haare – und un-                               ten weltweit. Teenageschwangerschaften bergen                                 dafür sorgten, dass ich weiter zur Schule gehen kann.
terstützt nun ihrerseits Mädchen, die wie sie aus                                nicht nur ein massives Risiko für die Gesundheit
dem Schulsystem herausgefallen sind. «Ich weiss ja,                              von Mutter und Kind. Sie verhindern auch Bildung                              Als ich einen 19-jährigen Freund hatte, wollte meine Familie mich zwingen, ihn zu heiraten. Ich will
wie wichtig es ist, ihnen Mut zuzusprechen. Wenn                                 und später ein Arbeitsleben mit Einkommen (sie-                               aber nicht. Er verbietet mir zur Schule zu gehen und ich bin zu jung zum Heiraten. AMUDEM unter-
man Unterstützung bekommt, ist alles möglich.»                                   he Haupttext). Neben der fehlenden Sexualerzie-
     Diese Überzeugung teilt auch Tanja Grandits.                                hung und den vorherrschenden Tabus ist die ge-
                                                                                                                                                               stützte mich dabei, mich zu wehren und Anzeige zu erstatten.
«Jeder sollte die Chance bekommen, etwas aus sei-                                sellschaftliche Akzeptanz von sexueller Gewalt ein
                                                                                                                                                               Jetzt lebe ich mit meiner 12-jährigen Schwester im Haus unseres Vaters. Mutter ist mit ihrem Mann
nem Leben zu machen. Die Geschichte von Grace                                    Hauptgrund für die hohen HIV- und Frühschwan-
Nhungu hat mich berührt und mich in meinem                                       gerschaftsraten. Obwohl Tansania auf dem Papier                               weggezogen. Ohne ihre Unterstützung ist es für uns sehr schwierig. Aber ich bin glücklich, zur
Engagement bestärkt. Ich kann es kaum erwarten,                                  eine gute Gesetzgebung zum Schutz von Mäd-                                    Schule zu gehen. Ich will Lehrerin werden und später meine Schwestern und meine Mutter unter-
nächstes Jahr nach Tansania zu reisen und das Pro-                               chen und Frauen gegen diese Gewalt hat, findet
                                                                                                                                                               stützen.»
jekt von terre des hommes schweiz und EBLI zu besu-                              deren Umsetzung vor allem in ländlicheren Ge-
chen.»                                                                           genden nicht statt. Die traditionellen Gesetze wir-                           Rabia Chiziane, (Name geändert),16 Jahre, Milange in Moçambique
                                                     k!
                                                 klic
                                                                                 ken noch immer stärker, eine Aufklärung der jun-
                                                                                                                                                                                                                                k!
> Weitere Infos zu unserer Arbeit in Tansania:
  www.terredeshommesschweiz.ch/tansania
                                                                                 gen Generation findet kaum statt.                                             > Mehr zur Arbeit von terre des hommes schweiz mit AMUDEM:
                                                                                                                                                                 www.terredeshommesschweiz.ch/amudem
                                                                                                                                                                                                                            klic

6                                                                                                                 magazin Dezember 2018                        magazin Dezember 2018                                                                                 7
Sterneköchin Tanja Grandits unterstützt tansanische Teenage-Mütter - Nr. 4 | Dezember 2018
WESTSAHARA

                                                                                                                                                                       Junge Sahrauis
                                                                                                                                                                       protestieren vorerst
                                                                                                                                                                       noch mit friedli-
                                                                                                                                                                       chen Mitteln gegen
                                                                                                                                                                       die Besatzung der
                                                                                                                                                                       Westsahara und jene
                                                                                                                                                                       Wirtschaftsakteure,
                                                                                                                                                                       die diese weiter
                                                                                                                                                                       möglich machen.

                                                                                                                                                                          Im Sand stehen und warten
                                                                                                                                                                          sv. Eine grosse Herausforderung für die jungen Sahrauis in den
                                                                                                                                                                          Flüchtlingslagern ist die fehlende Möglichkeit, Arbeit zu finden
                                                                                                                                                                          und sich ein Leben aufzubauen. «Stand in the sand», im Sand ste-
                                                                                                                                                                          hen und warten, so beschreiben sie selbst ihre Situation.
                                                                                                                                                                                Gleichzeitig ist ihre Frustration gross: Europa verfolgt geopo-
                                                                                                                                                                          litische Interessen und multinationale Firmen verdienen Geld an
                                                                                                                                                                          der Besatzungssituation. Aus diesen schwierigen Bedingungen
                                                                                                                                                                          heraus haben sich in den Lagern in den letzten Jahren etliche kre-
                                                                                                                                                                          ative Initiativen entwickelt. Eine davon ist die junge Gruppe Sahara-

    Schweizer Firmen
                                                                                                                                                                          wi Campaign Against Plunder, SCAP.
                                                                                                                                                                                Sie beschäftigt sich mit der Tätigkeit ausländischer Firmen
                                                                                                                 kerung ihr Einverständnis dazu gegeben hat
                                                                                                                                                                          im besetzten Gebiet. SCAP macht zum einen Informationsarbeit

    zementieren den Konflikt
                                                                                                                 und davon profitiert. Die Sahrauis und ihre in-
                                                                                                                 ternational anerkannte Vertretung Frente Polisa-         in den Lagern und gibt den Menschen die Möglichkeit, sich fried-
                                                                                                                 rio haben indes immer wieder klargestellt, dass          lich und kreativ für ihre Sache zu einzusetzen. Das Thema Firmen-
                                                                                                                 sie die Tätigkeiten ausländischer Firmen ableh-          tätigkeiten ist dabei nicht zufällig gewählt. Die multinationalen
    Wirtschaftliche Aktivitäten ausländischer Firmen in der Westsahara sind                                      nen – so auch jene der beiden Schweizer Kon-             Unternehmen werden als echtes Problem im Konflikt gesehen.
                                                                                                                 zerne. Nach Meinung der Sahrauis tragen diese
    höchst umstritten. Dennoch beteiligen sich zwei Schweizer Firmen, ABB                                        dazu bei, dass dieser Kolonialkonflikt seit über 40
                                                                                                                                                                          «Wir befürchten, dass die junge Generation Sahrauis nur noch eine
    und LafargeHolcim, unbeirrt an Projekten in dem von Marokko besetzten                                        Jahren anhält. Für sie ist klar: Durch wirtschaft-       Möglichkeit sieht, Aufmerksamkeit für unsere Situation zu be-
                                                                                                                 liche Verbindungen sichert sich die Besatzungs-          kommen: der bewaffnete Widerstand», sagt Jalihenna Mohamed
    Gebiet. An der Seite junger Sahrauis machen wir auf diese völkerrechts-                                      macht auch politische Unterstützung. Gerade mit          von SCAP.
    widrigen Aktivitäten aufmerksam.                                                                             Infrastrukturprojekten werden im besetzten Ge-                 Zum anderen unterstützt SCAP die internationale Informa-
                                                                                                                 biet Tatsachen geschaffen, die schwierig zu ent-         tionsarbeit mit Recherchen und Kommunikationsmaterial. Fir-
    Text Sylvia Valentin                                                                                         flechten sind, sollte das sahrauische Volk der-
                                                                                                                                                                          men, nun auch ABB und LafargeHolcim, erfahren so von den Be-
                                                                                                                 einst sein Recht auf Selbstbestimmung ausüben
    Ein Vormittag letzten September in einem der           den Flüchtlingslagern entfernt, machen ein paar       können.                                                  troffenen selbst, dass diese ihre Aktivitäten in der besetzten West-
    fünf sahrauischen Flüchtlingslagern in der Wüste       Sahrauis Fotos zur Dokumentation der Projekte                                                                  sahara ablehnen. terre des hommes schweiz unterstützt die Grup-
    Algeriens. Es haben sich circa 100 Leute zu einer      von ausländischen Firmen. Sie müssen dabei vor-       Windige Projekte, windige Argumente                      pe SCAP und hilft dabei mit, dass die Stimme der jungen Sahrau-
    Protestaktion versammelt. Es ist die Zeit zwischen     sichtig sein, denn die Besatzungsmacht Marokko        Solche Tatsachen sind beispielsweise die Wind-           is gehört wird.
    der fast unerträglichen Sommerhitze, in der die        geht brutal gegen sahrauische Aktivisten vor.         parks, die derzeit zahlreich in der Westsahara
    Temperatur bis auf 56 Grad steigt, und der Regen-      Nach Meinung der Sahrauis tragen die auslän-          entstehen. Für einen davon hat die Schweizer ABB
    zeit, in der jedes Jahr Lehmhäuser einstürzen. Auch    dischen Firmen, die im besetzten Teil der West-       eine Energiespeicherkomponente geliefert. Und
    Saleh Mohamed ist heute trotz der sengenden Hit-       sahara Geschäfte tätigen, dazu bei, dass dieser       den Aussagen des Konzerns folgend, ist anzuneh-
    ze dabei, um den beiden Schweizer Firmen ABB und       Kolonialkonflikt seit 40 Jahren anhält. 1975 mar-     men, dass es nicht bei diesem einen Projekt bleibt.   ökonomisch systematisch ausgegrenzt, viele von
    LafargeHolcim zu zeigen, was er von ihren völker-      schierte Marokko in die ehemalige spanische Ko-       So lobenswert der Ausbau erneuerbarer Energie         ihnen sind arbeitslos und täglich gravierenden
    rechtlich bedenklichen Geschäften im besetzten         lonie Westsahara ein, seither lebt die eine Hälfte    ist, in der Westsahara trägt er dazu bei, dass die    Menschenrechtsverletzungen ausgesetzt.
    Teil der Westsahara hält: «Diese Firmen wissen ganz    der Sahrauis in der algerischen Wüste im unwirt-      Besatzungssituation aufrechterhalten wird.                Verschärfend kommt bei beiden Projekten,
    genau, dass dies gewalttätig besetztes Land ist. Wir   lichen Exil, die andere Hälfte unter schwierigen           Am Hauptsitz von LafargeHolcim im schweize-      Windenergie und Zement, hinzu, dass das ma-
    fordern die Schweizer Firmen auf, das Gebiet zu        menschenrechtlichen Bedingungen im besetz-            rischen Zug, gut 3000 Kilometer entfernt, vertei-     rokkanische Königshaus direkt in die Geschäf-
    verlassen.»                                            ten Gebiet.                                           digen die Verantwortlichen ihre Investition im be-    te involviert ist. So haben weder LafargeHolcim,
                                                               Wirtschaftliche Aktivitäten in der Westsa-        setzten Gebiet damit, dass die lokale Bevölkerung     ABB noch Marokko ein Interesse daran, an der
    Völkerrechtswidrige Geschäfte                          hara stehen im Konflikt mit internationalem           davon profitiere. Lokale Bevölkerung heisst in        bestehenden Situation etwas zu ändern.
    ABB ist beteiligt an einem Windenergieprojekt,         Recht: Sie ist laut der UNO ein nicht-selbstregier-   dem Fall aber vor allem marokkanische Siedler.
                                                                                                                                                                                                                              k!
    LafargeHolcim hat in der besetzten Westsahara eine
    Zementfabrik gebaut. Dort, gut 500 Kilometer von
                                                           tes Gebiet. In einem solchen darf man nur ge-
                                                           schäftlich tätig sein, wenn die betroffene Bevöl-
                                                                                                                 Bei den Sahrauis selbst kommt davon kaum was
                                                                                                                 an. Sie werden von der Besatzungsmacht sozio-
                                                                                                                                                                       > Weitere Informationen unter:
                                                                                                                                                                         www.terredeshommesschweiz.ch/abb-lafargeholcim
                                                                                                                                                                                                                          klic

8                                                                                      magazin Dezember 2018     magazin Dezember 2018                                                                                                            9
Sterneköchin Tanja Grandits unterstützt tansanische Teenage-Mütter - Nr. 4 | Dezember 2018
ENTWICKLUNGSPOLITIK                                                                                                                         VERMISCHTES

Keine Schweizer Waffen in Bürgerkriegsländer!                                                                                               Aufgezeichnet

                                                                                                                                                                                                                   Schweiz
                                                                                                  Problematisch: Exporte
                                                                                                  von Waffen nach Brasilien                                                                                        Weltgesundheit braucht
                                                                                                                                                                                                                   einen langen Atem
                                                                                                  az. Brasilien ist ein Eldorado für Waf-                                                                          sri. Jeder Mensch hat ein Recht auf Gesundheit.
                                                                                                  fen- und Munitionsproduzenten, so                                                                                Das beschloss die Weltgemeinschaft an der Kon-
                                                                                                  auch für Schweizer Firmen. Ein Wahl-                                                                             ferenz in Alma-Ata 1978. Die Erklärung hat bis
                                                                                                  versprechen des neu gewählten                                                                                    heute kaum an Bedeutung eingebüsst, legte sie
                                                                                                  rechtsextremen brasilianischen Prä-                                                                              doch das Fundament für die aktuellen nachhal-
                                                                                                  sidenten Jair Bolsonaro (siehe S. 3)                                                                             tigen Entwicklungsziele der Agenda 2030. Am
                                                                                                  sind liberalere Waffengesetze und                                                                                diesjährigen Medicus-Mundi-Symposium blickten
                                                                                                  offene Grenzen für Waffenimporte.                                                                                die Referenten nun auf die Fortschritte der ver-
                                                                                                  Wir sprachen mit Leandro Vilas Verde,                                                                            gangenen 40 Jahre zurück.
                                                                                                  Koordinator unseres Projektes mit                                                                                      «Den geschichtlichen Kontext der Alma-
                                                                                                  der Organisation CIPÓ in Salvador,                                                                               Ata-Erklärung kennenzulernen, war sehr wichtig
Ein Bündnis verschiedener Organisationen und Politiker sammelte 50 000 Unterschriften gegen die   über deren Folgen:                                                                                               für mich», resümiert unser Programmkoordina-
Lockerung der Waffenausfuhrpraxis. Mit Erfolg: der Bundesrat zog seinen Entscheid zurück.                                                                                                                          tor Hafid Derbal. «Mir wurde klar, dass wir alle an
                                                                                                  Warum sollte die Schweiz keine                                                                                   einem Strang ziehen, an einer gemeinsamen Vi-
az. Mit unserer Arbeit schützt terre des         Organisationen und Einzelpersonen aus            Waffen an den brasilianischen Staat                                                                              sion arbeiten.»
hommes schweiz in den Projektländern             der Politik fast 50 000 Unterschriften.          verkaufen?                                                                                                             Eine Erkenntnis des Symposiums: Die Ar-
Jugendliche vor Gewalt und trägt dort            Die Unterzeichnenden unterstützen ei-            In Brasilien ist das organisierte Ver-                                                                           beit ist noch lange nicht getan. Einer der Red-
zu einer friedvollen Entwicklung bei.            ne mögliche Initiative, die diese beiden         brechen eng mit dem staatlichen Si-                                                                              ner sah zwar 80 Prozent der Ziele erreicht. Für
Doch auch in der Schweiz ist Engage-             fatalen Entscheide rückgängig machen             cherheitsapparat verfilzt. Nicht selten                                                                          die letzten 20 Prozent müssten Organisationen
ment nötig: Denn Schweizer Waffen                soll. Der breite öffentliche Druck zeig-         werden bei Tötungsdelikten Kugeln                                                                                und Länder aber einen um ein Vielfaches grös-
verbreiten Tod und Elend auf der gan-            te Erfolg: Im Oktober entschied der Bun-         aus Polizeibeständen gefunden. Es                                                                                seren Aufwand betreiben. So fehle beispielswei-
zen Welt. Deshalb setzen wir uns hier-           desrat, dass er auf die geplante Locke-          ist weit verbreitet, dass Waffen aus                                                                             se Minderheiten, älteren Menschen und Jugend-
zulande in der Allianz gegen Waffenex-           rung der Waffenausfuhrpraxis verzich-            Polizei- oder sogar Militärbeständen                                                                             lichen oft der Zugang zur Gesundheitsversor-
porte in Bürgerkriegsländer für eine Po-         ten will.                                        durch illegale Kanäle in die Hände                                                                               gung. «Diese Aussage hat mir bestätigt, dass wir
litik ein, die der humanitären Traditi-                                                           von Drogenhändlern gelangen. 190                                                                                 mit unserer Arbeit richtig liegen», sagt Hafid
on der Schweiz gerecht wird. Wir for-            Kein Grund locker zu lassen                      Menschen werden in Brasilien laut                                                                                Derbal.
dern den Stopp von Waffenexporten                So erfreulich dies ist, der Entscheid ist        der NGO Small Arms Survey täglich er-                                                                                  Ansatzpunkte unserer Arbeit erläuterte un-
aus der Schweiz in Bürgerkriegsländer            kein Grund locker zu lassen. Denn der            mordet. Die Mordrate an Jugendli-                                                                                sere Bereichsleiterin Programme Gabriela Wich-
und in Länder, in denen die Menschen-            Verzicht auf Waffenexporte in Bürger-            chen ist eine der höchsten der Welt.                                                                             ser (Bildmitte) am Abschlusspodium. «Es ist unter
rechte systematisch missachtet werden.           kriegsländer ist nicht genug. Damit der          2017 starben insgesamt 5144 Men-                                                                                 anderem wichtig, dass besonders Frauen im süd-
                                                 Bundesrat seinen Entscheid in wenigen            schen bei Polizeiinterventionen.                                                                                 lichen Afrika das nötige Selbstvertrauen haben,
Breiter öffentlicher Druck hat Erfolg            Monaten nicht wieder zurückzieht,                Was sind die Ursachen dafür?                                                                                     um sexualmedizinische Dienstleistungen ein-
Mit Entsetzen nahmen wir Anfang Som-             machen wir uns stark für die Annah-              Die gewalttätige Drogenpolitik ist                                                                               zufordern», sagte sie. Auch hier setzt die Arbeit
mer zur Kenntnis, wie sich der Bundes-           me einer Motion im Ständerat. Sie ver-           das Problem. Korrupte Polizisten be-                                                                             von terre des hommes schweiz an. Denn bis die
rat den Interessen der Schweizer Rüs-            langt, dem Bundesrat die alleinige               kämpfen mit Invasionen in Armen-                                                                                 letzten 20 Prozent erreicht sind, sollen nicht
tungsindustrie beugte: Waffenlieferun-           Kompetenz über die Regelung von Waf-             vierteln angeblich den Drogenhan-                                                                                nochmals 40 Jahre vergehen.
gen sollten künftig auch in Länder               fenexporten zu entziehen und diese               del. Dabei werden viele Jugendliche
möglich sein, die in «interne bewaffne-          künftig auf Gesetzesebene zu regle-              brutal ermordet, mehrheitlich jun-                                                                               Impressum
te Konflikte» verwickelt sind. Der Ent-          mentieren. Änderungen im Bereich der             ge schwarze Männer. Wer hier lebt,                                                                               magazin terre des hommes schweiz
                                                                                                                                                                                                                   Laufenstrasse 12, 4053 Basel
scheid erfolgte ohne vorherige demo-             Waffenexporte würden neu dem Refe-               steht unter Generalverdacht, in den       Schweiz                                                                Tel. 061 338 91 38, Fax 061 338 91 39

                                                                                                                                            tschutti heftli spendet Toperlös
kratische Abstimmung im Parlament.               rendum unterstehen. Eine Behandlung              Drogenhandel verwickelt zu sein. Ein                                                                             www.terredeshommesschweiz.ch
Bereits 2014 war die Kriegsmaterialver-          dieser Motion im Ständerat steht noch            Verdacht reicht aus, um die Waffen-                                                                              redaktion@terredeshommes.ch
                                                                                                                                                                                                                   PC-Spendenkonto: 40-260-2
ordnung gelockert worden: Damals ent-            aus. Davon macht die Allianz gegen Waf-          gewalt der Polizei zu legitimieren.       st. Zur Fussball-WM in Russland kreierte der Verein tschutti heftli    IBAN CH18 0900 0000 4000 0260 2
schied das Parlament, Waffen auch in             fenexporte in Bürgerkriegsländer abhän-          Was fordert CIPÓ?                         diesen Sommer wiederum ein Sammelalbum mit Bildern aller               Erscheint 4x im Jahr / Auflage 33 000 Ex.
Länder zu exportieren, welche die Men-           gig, ob eine Initiative lanciert wird. Un-       Es ist sehr wichtig, dass Druck auf       Mannschaften. Aus dem Erlös spendet tschutti heftli terre des hommes   Abonnement: jährlich CHF 5.–
schenrechte schwerwiegend und syste-             terstützen Sie uns, weiter Druck auf             Brasilien ausgeübt wird, damit für        schweiz 35 000 Franken. Wir danken dem ganzen tschutti heftli-Team     Redaktion: Sascha Tankerville
                                                                                                                                                                                                                   Korrektorat: Sylvia Valentin
matisch verletzen.                               verantwortliche Politiker zu machen.             die öffentliche Sicherheit neue Leit-     für ihr grossartiges Engagement. Das Geld fliesst in unsere Sport-
                                                                                                                                                                                                                   Gestaltung: Michèle Minet
    Als Mitglied der Allianz gegen Waf-                                                           linien ausgearbeitet werden. Der          aktionen in Südafrika und Zimbabwe. Dort spielt Fussball in der        Druck: Gremper AG, Pratteln
fenexporte in Bürgerkriegsländer forder-         >Informationen zur Kampagne:                     Verbleib der Waffen staatlicher Si-       HIV-Prävention eine wesentliche Rolle, um die Jugendlichen zu er-      Fotos, wenn nicht anders angegeben, terre des
ten wir deshalb, dass diese beiden Ent-            www.terredeshommesschweiz.ch                   cherheitsorgane muss besser kont-         reichen.                                                               hommes schweiz; S. 2: © mitjarietbrock, srf; S. 3
                                                                                          k!                                                                                                k!
                                                                                                                                                                                                                   rechts: © Timo Orubolo; S. 3 oben: © Keystone/
                                                                                      klic
scheide zurückgezogen werden. Inner-                                                              rolliert werden.
halb weniger Tage sammelte das breite            >Alles zur Initiative:                                                                     > Informationen zu Projekten in Zimbabwe:   klic                       Li Ming; S. 4: zVg; S. 6: © iStock/Hans-Martens;
                                                                                                                                                                                                                   S.10: © GSoA; S.11rechts: © Medicus Mundi, Chris-
Bündnis aus Hilfswerken, kirchlichen               www.korrektur-initiative.ch                                                                www.terredeshommesschweiz.ch/zimbabwe                                toph Engeli; S. 11: Aufgezeichnet © Lukas Künzli.

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Sterneköchin Tanja Grandits unterstützt tansanische Teenage-Mütter - Nr. 4 | Dezember 2018
NACHGEHAKT

                                      Starke Zivilgesellschaft, starke Stimmen:
                                      «Um ein verdächtiges Gesicht zu haben,
                                                müssen wir nur schwarz sein.»

 Verteilen von Almosen:
 das war gestern
 fl. Entwicklungszusammenarbeit (EZA) steht derzeit in               tion. Ein besonders krasses Beispiel dafür ist Moçambique,
 heftigem Gegenwind. Eine der Binsenwahrheiten, die                  wo Milliardenkredite der Credit Suisse in private Taschen
 gerne kolportiert wird, ist, dass sich noch kein Land durch         von Politikern geflossen sein sollen.
 die Förderung mittels EZA wirtschaftlich entwickelt ha-                  Moçambique ist leider auch ein Beispiel dafür, dass
 be. Im Gegenteil: EZA hemme die unternehmerische Ini-               die absolute Armut der Bevölkerung mit eindrücklichen
 tiative in den Empfängerländern, indem sie funktionie-              wirtschaftlichen Wachstumsraten keineswegs automa-
 rende Märkte durch ihre Projekte verzerre. So einfach ist           tisch abnimmt. Dazu braucht es auch funktionierende
 es natürlich nicht.                                                 und von den Regierungen unabhängige Rechtssysteme
                                                                     und Institutionen sowie die Stärkung der demokratischen
 EZA trägt zur wirtschaftlichen Entwicklung bei                      Kontrolle. Moderne EZA leistet dazu einen wesentlichen
 Anders als es diese vereinfachenden Unkenrufe glauben               Beitrag, indem sie die Kapazitäten der zivilgesellschaft-
 machen, leistet moderne EZA wichtige Beiträge zur wirt-             lichen Organisationen in den Ländern stärkt und indem
 schaftlichen Entwicklung in den Ländern: im Bereich                 sie deren Anliegen bei uns in der Schweiz in die Öffent-
 der beruflichen Aus- und Weiterbildung von jungen Men-              lichkeit trägt.
 schen, der Stärkung von Berufsverbänden, der Verbes-
 serung von Wertschöpfungsketten und des Marktzugangs                EZA bearbeitet globale Herausforderungen
 etc. Sie tut dies selbstverständlich nicht allein, sondern          Moderne EZA trägt natürlich zur wirtschaftlichen Ent-
 in enger Zusammenarbeit mit privatwirtschaftlichen Ak-              wicklung der Länder bei. Sie arbeitet jedoch längst an
 teuren vor Ort, und schafft oftmals die Grundlage und die           der Lösung weiterer wichtiger Herausforderungen, die
 Voraussetzungen dafür, dass private Investitionen in einem          uns weit über die nächsten Jahrzehnte hinaus beschäf-
 Wirtschaftssektor überhaupt getätigt werden können. Lei-            tigen werden und sich nicht einfach durch wirtschaft-
 der ist es aber oft so, dass die Handelsinteressen verschie-        liche Entwicklung lösen lassen – so beispielsweise die zu-
 dener Geberländer die wirtschaftlichen Entwicklungs-                nehmende weltweite Ungleichheit in und zwischen
 möglichkeiten der Länder des globalen Südens deutlich ein-          Ländern, die Zunahme gewalttätiger Konflikte weltweit
 schränken. In vielen Ländern werden Investitionen des pri-          und die ökologischen Grenzen unseres Wirtschafts-
 vaten Sektors zweckentfremdet oder versickern in Korrup-            modells.

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     in letzter Minute!

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Sterneköchin Tanja Grandits unterstützt tansanische Teenage-Mütter - Nr. 4 | Dezember 2018 Sterneköchin Tanja Grandits unterstützt tansanische Teenage-Mütter - Nr. 4 | Dezember 2018 Sterneköchin Tanja Grandits unterstützt tansanische Teenage-Mütter - Nr. 4 | Dezember 2018
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