1456 CAMPUS - Universität Greifswald
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Magazin der Universität Greifswald CAMPUS Ausgabe 14/Oktober 2020 * 1456 Corona-Uni: Zeit des Wandels? Dinosauriern auf Ergebnisse von Vor- International Office der Spur pommern Connect startet Podcast 1 Seite 14 Seite 32 Seite 37
Was hast du davon? 100 Euro Umzugshilfe // Gutscheinbuch mit Willkommensangeboten Wohnsitzprämie für die Uni sichern Wo meldest du dich um? Einwohnermeldeamt // Markt 15 // Haus 1 www.uni-greifswald.de/heimathafen 2
Editorial Foto: Kilian Dorner Liebe Leser*innen, im März 2020 hatten wir noch die Hoffnung, dass die beginnende Corona- Pandemie zwar das Sommersemester 2020 bestimmen würde, jedoch spätestens im Wintersemester 2020/21 die Rückkehr zum „Normalbetrieb“ erfolgen könnte. Nun wissen wir es besser und stellen uns angesichts der unverändert be- drohlichen Entwicklung des Infektionsgeschehens auf ein weiteres pande- miegeprägtes Semester ein. Wir haben jedoch in den vergangenen Mona- ten aus den vielen neuen Erfahrungen mit Distanz in Forschung, Lehre und Verwaltung gelernt und mit vereinten Kräften vieles auf den Weg gebracht, was uns erwarten lässt, dass wir das Wintersemester trotz aller Einschrän- kungen meistern werden. Wir ermöglichen Präsenz in Forschung, Lehre und (akademischer) Selbstverwaltung soweit es eben geht, wir optimieren die technischen Möglichkeiten und stellen zusätzliche finanzielle Mittel für Betreuung zur Verfügung. Geleitet werden wir in all unserem Handeln von dem Ziel, die Universität als einen sozialen Raum zu bewahren. Eine Universität lebt von Begegnungen, sie ist ein Forum für den Austausch von Wissen und neuen Ideen, von politischem, sozialem und kulturellem Engagement. Wie sehr soziale Begegnungen und sozialer Austausch eine Universität prägen, zeigen die vielen Berichte in diesem Heft, die deutlich machen, dass die Universität Greifswald seit März 2020 trotz aller Beschränkungen nicht stillsteht – und weiterhin nicht stillstehen wird. Das ist nur möglich, weil alle Mitglieder der Universität in hohem Maße dazu bereit waren und sind, sich auf die veränderten Arbeits- und Lebensbedingungen einzustel- len und nach Kräften dazu beitragen, dass wir unsere Aufgaben in Lehre, Forschung, Transfer und Verwaltung erfüllen können. Die große Solidari- tät in der Bewältigung der krisenhaften Entwicklung zählt für mich zu den besten Erinnerungen an den Sommer und Herbst 2020. Mit herzliche Grüßen Ihre Johanna Weber | Rektorin 3
8 CORONA-UNI: ZEIT DES WANDELS? Seite Panorama Lernen & Lehren Wissenschaft & 19 Artenkenntnis digital Gesellschaft 06 Aktuelles aus der Universität 20 Slawistikstudierende auf Spuren- 26 Auszeichnungen suche. Sowjetische Bildwelten und Preise Im Fokus und Moderne 28 Covid-19 08 Corona-Uni: Zeit des Wandels? 22 Exzellente Lehrpersonen auf der Spur ausgezeichnet 29 Impfstoff forschung Forschung Hochschulpolitik auf dem Riems 14 Raubdinosauriern 23 Zielvereinbarung zu neuen 30 Über eine digitale Bilderreise auf der Spur Studienangeboten an der Universität 32 Vorpommern Connect – Ein 16 Warum Zellen ein eff izientes Forschungsprojekt in der Region, Müllrecycling für Proteine 24 Neue Gesichter mit der Region, für die Region brauchen an der Universität 18 Digitalisierung und Zeit 4
20 Inhalt 14 36 26 30 Internationales Alumni & Karriere 34 Erasmus zum Mitnehmen 46 Gründungsideen mit großem Potenzial 36 Internationale Partnerschaften im Profil 48 „Das Flair stimmte einfach“ – Inter- view mit Alumna der Universität 37 Greifswald goes International – Der Podcast vom International Off ice Campus & Unileben 38 Geschichten Das Redaktionsteam von aus dem Heimathafen Campus 1456 wünscht Ihnen viel Freude bei der 40 Von Improvisation Lektüre! zu Innovation Bleiben Sie gesund! 41 Kustodie erwirbt lange verschollen geglaubte Zeichnung 42 Fotogalerie 44 Zwei Bilder, zwei Geschichten 5
Aufbau Nationaler Forschungs- versität aktiv. Wegen der Kontaktbeschränkungen dateninfrastruktur mit im Rahmen der Corona-Pandemie wurde die Sitzung online abgehalten. Am Anfang der Senatssitzung Greifswalder Beteiligung dankte er seiner Vorgängerin, Prof. Dr. Maria-There- sia Schafmeister, die den Senat seit September 2008 Die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz hat Ende leitete. Die Wahl zum Senatsvorsitzenden erfolgte Juni 2020 neun Konsortien für den Aufbau einer Nati- zuvor als Briefwahl. • onalen Forschungsdateninfrastruktur (NFDI) auf der Grundlage einer Begutachtung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) zur Förderung aus- Uni Greifswald im inter- gewählt. Die Fördersumme bis zum Jahr 2028 liegt jährlich bei bis zu 90 Millionen Euro. Die Universität nationalen THE-Ranking in der Greifswald sowie die Universitätsmedizin sind an Spitzengruppe drei Konsortien beteiligt: NFDI4Cat für Wissenschaf- ten mit Bezug zur Katalyse (Chemie, Prof. Dr. Uwe Bornscheuer) sowie NFDI4Health für personenbezo- gene Gesundheitsdaten (Medizin, Prof. Dr. Carsten Oliver Schmidt und Prof. Dr. Dagmar Waltemath). Das noch in Planung befindliche Herrenhauszentrum Greifswald (Geisteswissenschaften, Prof. Dr. Kilian Heck) wird im Falle seiner Realisierung am NFDI4Cul- Foto: Till Junker ture für Forschungsdaten zu materiellen und imma- teriellen Kulturgütern beteiligt. Ziel der von Bund und Ländern geförderten NFDI ist, die wertvollen Datenbestände von Wissenschaft und Forschung für das gesamte deutsche Wissenschaftssystem syste- matisch zu erschließen, zu vernetzen und nachhaltig Die Uni Greifswald erreicht im aktuellen Times High- sowie qualitativ nutzbar zu machen. • er Education (THE) World University Ranking einen Platz unter den 350 besten Universitäten der Welt und gehört damit erstmals zu den 25 Prozent der leistungsstärksten Universitäten. Ihr gelang damit Senat unter neuem eine Verbesserung um über 200 Plätze gegenüber Vorsitzenden dem Vorjahreszeitraum. In Deutschland belegt sie Platz 32 und ist damit 9 Ränge weiter vorne als im Vorjahr. THE gehört zu den renommiertesten Uni- versitätsrankings. Besonders hervorgehoben ist die Platzierung in der Kategorie Forschung mit Rang 259 bei den Zitationen als Maß für die wissenschaftliche Relevanz einer Publikation. Hier verbesserte sich die Universität Greifswald um 243 Ränge. Bewertet wur- den 1527 Universitäten weltweit und 48 in Deutsch- land. Bezugszeitraum ist das Jahr 2018. • Internationales Graduierten- Prof. Dr. Uwe Bornscheuer, Lehrstuhlinhaber für Bio- kolleg zu Wendepunkten technologie und Enzymkatalyse am Institut für Bio- im Ostseeraum chemie, wurde Mitte April in der konstituierenden Sitzung des Senats zu dessen neuem Vorsitzenden An der Universität Greifswald entsteht ein interna- gewählt. Uwe Bornscheuer forscht und lehrt seit tionales Graduiertenkolleg mit dem Namen „Ost- mehr als 20 Jahren an der Universität Greifswald see-Peripetien. Reformationen, Revolutionen, Katas- und war bereits in verschiedenen Gremien der Uni- trophen“. Es wird von der Deutschen Forschungs- 6
Panorama gesorgt werden, die nicht länger forstwirtschaft- lich genutzt werden. Die Zoologen der Universität Greifswald untersuchen die Bestände der Mops- fledermaus in Deutschland mit populationsge- netischen Methoden, um Genaueres über die ge- Foto: Jan Meßerschmidt netische Vielfalt in den verschiedenen Gebieten herauszufinden und um zu erfahren, wie die Wie- derbesiedelung aus den verbliebenen Populatio- nen abläuft. Koordiniert wird das Projekt von der Stiftung FLEDERMAUS. Weitere Partner sind die Naturstiftung David und die NABU-Landesverbän- de Baden-Württemberg und Niedersachsen. • gemeinschaft (DFG) mit über vier Millionen Euro gefördert. Prof. Dr. Eckhard Schumacher ist Spre- cher des Kollegs. Zusammen mit den Koopera- tionspartnern University of Tartu in Estland und der DFG-Schwerpunktprogramm Norwegian University of Science and Technology in Evolution von Riechsystemen Norwegen wird ab April 2021 untersucht, wie sich die Vorstellung des Ostseeraums in Erzählungen Die „Evolutionäre Optimierung neuronaler Syste- und Erzählweisen konstituiert, die durch spezifische me“ ist Thema des neuen Schwerpunktprogramms Ereignisse, Wendepunkte oder auch Katastrophen der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Sys- geprägt ist. Dabei spielt der Peripetie-Begriff eine temische und theoretische Neurowissenschaft wer- wichtige Rolle, der Wendepunkte wie Revolutio- den mit Evolutions- und Entwicklungsbiologie zu- nen, Reformationen, Katastrophen und ähnliches sammengeführt, um interdisziplinäre Prinzipien zu beschreibt. Solche Momente „bestimmen auch die erfassen, die bestimmen, wie sich biologische Ner- Wahrnehmung von historischen Ereignissen, den vensysteme entwickeln. Ein dazugehöriges Teilpro- politischen Diskurs und die Alltagssprache“, so Prof. jekt über die Evolution von Riechsystemen wird von Eckhard Schumacher. Es soll herausgefunden wer- Greifswalder Forschenden geleitet und zunächst den, welche Peripetien die Wahrnehmung des Ost- mit 500.000 Euro gefördert. Zum Team gehören Wis- seeraums besonders bestimmt haben und verbindet senschaftler*innen vom Zoologischen Institut und dabei geistes-, kultur- und sozialwissenschaftliche Museum in Greifswald, vom Max-Planck-Institut für Disziplinen. Durch die Kooperation mit den Universi- chemische Ökologie in Jena und vom Institut für täten Trondheim und Tartu ist es Teil der internatio- Zoologie der Universität zu Köln. Sie untersuchen, nalen Diskussion. • wie sich die neuronalen Netzwerke im zentralen Riechsystem naher verwandter wirbelloser Tiere strukturell und funktional spezialisiert haben. „Das Imaging-Zentrum des Fachbereichs Biologie mit Bundesweites Schutzprojekt seinen vielfältigen mikroskopischen Möglichkeiten Mopsfledermaus gestartet bietet dabei beste technische Voraussetzungen, um unser Teilprojekt effektiv zu bearbeiten“, so Greifswalder Zoologen sind Teil eines neuen Pro- Prof. Dr. Steffen Harzsch vom Zoologischen Institut jekts zum Schutz der Mopsfledermaus. Der Einsatz und Museum der Universität Greifswald. • von Pestiziden sowie Quartiersverluste führten in der Vergangenheit zu erheblichen Bestandsein- brüchen. Hinzu kommen weitere Einschränkungen durch die zunehmende forstwirtschaftliche Wald- nutzung und die Zerteilung ihres Lebensraums durch Verkehrstrassen. Der Erhaltungszustand der Mopsfledermaus gilt daher als „ungünstig“. Das Foto: Steffen Harzsch Projekt „Schutz und Förderung der Mopsfleder- maus in Deutschland“ hat zum Ziel, den Lebens- raum der Mopsfledermaus besser zu schützen. Hierzu sollen Wälder in mehreren Bundesländern wieder naturnaher bewirtschaftet und für Flächen 7
Corona-Uni: Zeit des Wandels? Als uns zu Jahresbeginn immer besorgniserregendere Meldungen über das neuartige Coronavirus aus der chinesischen Millionenstadt er- reichten, ahnte wohl kaum jemand, was da auf uns zukam. Bereits kurze Zeit später liefen dramatische Bilder aus Italien über die Bildschirme. Spätestens Ende Februar war in Deutschland allen be- wusst, dass das Virus nicht an uns vorbeiziehen wird. So wie viele anderen Hochschulen in Deutschland stellte auch die Uni- versität Greifswald eine Seite mit FAQs zu Hygienemaßnahmen und Schutzmaßnahmen online. Schon wenige Tage später verschärfte sich die Situation. Das Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur Mecklenburg-Vorpommern verschob am 13. März 2020 aufgrund der raschen Ausbreitung des Coronavirus den Beginn des Lehrbetriebes zunächst bis zum 20. April. Zur Abwehr weiterer Infektionsrisiken und zum Schutz der Hochschulangehörigen erhielten die Hochschulen des Landes den Entscheidungsspielraum, Maßnahmen zu ergreifen, um die Bereiche, die für die Funktionsfähigkeit der Hochschulen erforderlich sind, abzusichern. Die Universität hat daraufhin die Mitarbeitenden am 16. März unbürokratisch ins Home Office geschickt. Das heißt, es muss- te kein Antrag auf Arbeit im Home Office gestellt werden, wichtig war die Absprache mit den Vorgesetzten. Es wurde eine Notfallbesetzung abgesichert. Wie die Zeit mit Corona aussah und welche Erkenntnisse die Universität Greifswald daraus zieht, wird auf den folgenden Seiten durch Beiträge verschiedener Universitätsangehöriger beleuchtet. Von Jan Meßerschmidt Foto: Corona Borealis Studio, shutterstock.com 8
Im Fokus Prof. Dr. Steffen Fleßa, Prorektor für Studium und Lehre Foto: Kilian Dorner Die Universität Greifswald ist eine Präsenzuni Von Steffen Fleßa Bis zum Sommersemester 2020 wurden Und sie ließen sich darauf ein und konnten und sich an der Lösung freuen, Gedanken fast alle Lehrveranstaltungen an der Uni- teilweise der neuen Form der Lehre Positi- einbringen und eigene Gedanken neu ent- versität Greifswald in Präsenz abgehalten. ves abgewinnen. Die Möglichkeit, Videos wickeln gehören essentiell zur Universität. Vorlesungen, Übungen, Tutorien, Labor- anzuhalten, zurück zu spulen, zu wieder- Aber es zeigte sich, dass die Partizipation und Computerkurse, Führungsseminare, holen oder auch mal schneller/langsamer auch bei hervorragend konzipierter digita- Sprecherziehung und viele weitere Ange- anzuhören, erwies sich für viele als der ler Lehre geringer ist als in der Präsenzleh- bote lebten davon, dass Dozierende und klassischen Vorlesung überlegen. Für ei- re. Gerade die Reflexion und die persön- Studierende sich in einem Raum trafen, nige Studierende war es auch ein großer lichkeitsbildenden Elemente universitärer sich in die Augen sahen, in ihren Persön- Vorteil, dass sie sich die Zeit frei einteilen Lehre erfordern die direkte Einwirkung. lichkeiten wahrnahmen und sich in der konnten, wann sie studieren wollten. Und Gerade die Universität Greifswald lebt von Begegnung entwickeln konnten. Die di- auch die Bereitschaft der Dozierenden, Nähe, kurzen Wegen, persönlichem Ken- gitale Lehre spielte bislang in einigen Fä- zusätzliche Online-Sprechstunden einzu- nen, Einwirken und Bindung. Vieles wurde chern eine punktuell wichtige, aber auf richten, wurde positiv bewertet. schmerzlich vermisst. die ganze Uni betrachtet eine eher margi- nale Rolle. Aber es gab auch große Probleme. Ex- So bleibt am Ende des Sommersemesters kursionen sind als zentraler Bestandteil 2020 bei vielen eine neue Wertschätzung Am 13. März 2020 wurde alles anders: der Lehre bis heute unter Wahrung des der Präsenzuniversität. Studierende und Die von der Landesregierung angeord- Abstandsgebotes unmöglich. Praktika Dozierende sehnen sich danach, wieder neten Maßnahmen implizierten, dass die werden von externen Partnern nicht mehr einander persönlich zu begegnen. Aber es Präsenzlehre im Sommersemester 2020 angeboten, so dass Hausarbeiten als bleibt die Erkenntnis, dass die reine Stoff- kaum möglich sein würde. Die Universi- sehr limitierter Ersatz angefertigt werden vermittlung auch in Zukunft durch On- tät Greifswald musste reagieren – und die mussten. Gelitten haben vor allem alle line-Lehre unterstützt werden kann, da sie Verwaltung sowie die Dozierenden haben Studiengänge, bei denen Fertigkeiten ge- durchaus Vorteile zumindest gegenüber in beeindruckender Geschwindigkeit und übt werden müssen, z. B. im Labor, in der der klassischen Vorlesung hat. Gemäß Entschlossenheit gehandelt: In Windes- Musik, der Kunst oder im Sprachunter- dem Motto „Prüfet alles – das Gute behal- eile wurden Kurse über digitale Lehre ent- richt. Hier musste so schnell als möglich tet“ werden wir die Stärken der Präsenz- wickelt und (online) besucht, Lehrvideos die Präsenzlehre unter Wahrung größter uni weiter ausbauen, aber gleichzeitig die erstellt sowie Echtzeitlehre in BigBlueBut- Sicherheit wiederhergestellt werden. Vorteile der digitalen Lehre verstärkt nut- ton konzipiert. Als dann die Vorlesungszeit Auch in anderen Lehrveranstaltungen zen, wo sie die Lernziele gut unterstützt. mit zwei Wochen Verspätung losging, war wurde deutlich, dass die persönliche Die Universität Greifswald bleibt eine Prä- Erstaunliches geleistet worden. Das Som- Nähe zwischen Studierenden und Dozie- senzuni – aber mit breitem Portfolio an mersemester 2020 fand statt! Anders als renden, aber auch zwischen Studierenden Lehr- und Lernformen. • erwartet, manchmal etwas holprig, aber untereinander eine Stärke der universitä- mit großer Hingabe wurden Studierende ren Lehre ist. Erklären und Nachfragen, unterrichtet. gemeinsam über einem Problem brüten 9
Der Sprung ins kalte Wasser – Digitale Lehre im Eilverfahren Von Jana Kiesendahl Dr. Jana Kiesendahl, Projektleiterin Digitalisierung in der Hochschullehre Foto: Laura Schirr- meister „Mein Fazit lautet: Wenn Präsenz- und Onlineunterricht in der Zukunft didak- tisch begründet miteinander kombiniert werden, lassen sich die jeweiligen Vor- teile produktiv zusammenführen und gute sowie zeitgemäße Lehre an unserer Universität anbieten. Dafür sollten künf- tig Schulungsangebote ausgebaut und Leihgeräte bereitgestellt werden, damit digitale Lehre auch einer digitalen Di- daktik folgt.“ • Mit der Mitteilung des Bildungsministe- erstellt und unmittelbar nach der Frei- riums, den Präsenzbetrieb an den Hoch- schaltung der Videokonferenzsoftware schulen des Landes im Sommersemes- BigBlueButton durch das Rechenzen- ter auszusetzen, standen alle Lehrenden trum Online-Schulungen mit mehr als Leere Flure, leere Hallen, von einem Tag auf den anderen vor der 400 Teilnehmenden durchgeführt. leere Sitzmöglichkeiten Herausforderung, ihre Lehrkonzepte ad Foto: Magnus Schult hoc auf digitale Formate umzustellen. Vieles, was zunächst undenkbar er- Der Großteil des Lehrpersonals betrat schien, war plötzlich möglich. Unter den damit absolutes Neuland mit Spannung gegebenen Umständen haben die Leh- und Befürchtungen gleichermaßen. renden ihr digitales Semester engagiert Unser Bereich „Digitalisierung in der gemeistert und waren überrascht, wie Hochschullehre“ war damit bedeutsa- gut digitale Lehre (v. a. mit BigBlueBut- mer denn je: Neben technischen Fra- ton) funktionieren kann. Sie haben er- gen zu Moodle oder der Erstellung von kannt, in welchen Situationen Präsenz- Lehrvideos musste geklärt werden, wie unterricht wertvoll ist und wann umge- digitale Prüfungen ablaufen können, kehrt digitale Formate ihren Mehrwert wie die Anrechnung auf das Lehrde- haben. Der Arbeitsaufwand in der Kon- putat gehandhabt wird etc. Auf unserer zeption und Durchführung digitaler Leh- Webseite www.uni-greifswald.de/digi- re ist neben dem relativ einsamen Arbei- tale-lehre haben wir Hilfestellungen für ten ohne soziale Face-to-Face-Kontakte die Entwicklung digitaler Lehrkonzepte indes die deutlichste Kritik, die Lehren- formuliert, zahlreiche Online-Tutorials de nennen. 10
Im Fokus Kommunikation und Corona Von Jan Meßerschmidt Kommunikationsabteilungen sollten vor- täglich mehrfach angepasst werden. In- Bereits nach wenigen Tagen gab es auf bereitet sein auf die besonderen kom- nerhalb eines Tages verdoppelten sich den Internetseiten erste arbeitsrecht- munikativen Herausforderungen in Kri- die Zugriffszahlen auf die Internetseiten liche Informationen und Hinweise zu sensituationen. Es gibt dafür Handbü- der Universität. Auf den Social-Media- den rechtlichen Grundlagen und dienst- cher und in Workshops ging es auch um Kanälen gab es immer mehr Anfragen, lichen Regelungen zum Thema Home das Szenario eines Falls von hochanste- beispielsweise ob denn die nächste Office. So wuchsen in kürzester Zeit ckender Erkrankung auf dem Campus. Prüfung noch stattfinden wird. Unsach- FAQ-Listen zu verschiedensten Themen, Die Annahme ging bis COVID-19 von be- lichen Kommentaren begegneten wir beispielsweise zur Durchführung von herrschbaren Einzelfällen aus, die auch mit Freundlichkeit, Verständnis und der Prüfungen, zum Thema internationale kommunikativ nach wenigen Tagen be- Ehrlichkeit auch einmal zu sagen, dass Gäste, zur Frage Familie und Corona, wältigt sind. es mehr Fragen als Antworten gibt. Die zum Studium ohne Präsenz und zur Social-Media-Kanäle waren in dieser Studienorientierung. Wesentliche Ände- Mit Corona erlebte auch die Pressestel- besonderen Situation sehr hilfreich, da rungen und neue Informationen wurden le der Universität Greifswald eine völlig viele Mitglieder der Universität rasch und werden auch weiterhin mit Rund- neue Situation und eine bis heute an- und unmittelbar über Änderungen an mails kommuniziert. haltende kommunikative Herausforde- den Informationsseiten zu Corona infor- rung. Der Lockdown und die weitest- miert werden konnten. Zudem richteten Wie sich die Situation entwickeln wird, gehenden Einschränkungen des norma- die Anbieter auch Informationselemen- kann aktuell niemand vorhersagen. len Campusbetriebs veränderten völlig te zu COVID-19 ein. Diese werden nach Doch bereits jetzt ist klar, dass das Ka- unvorbereitet den Arbeitsalltag aller wie vor stark aufgerufen. pitel Pandemie in den Krisenhandbü- Universitätsangehörigen. In den ersten chern neu geschrieben werden muss. Es Tagen mussten die FAQs zur Situation lohnt sich, auch die Kommunikations- erfahrungen der vergangenen Monate auszuwerten und sich die Frage zu stel- len, was können wir an positiven Kom- munikationserfahrungen in einen Univer- sitätsalltag ohne Corona mitnehmen. • Jan Meßerschmidt, Leiter der Presse- und Informationsstelle Foto: Magnus Schult 11
Quo vadis werden auch intensiv für die tägliche nen, hat das Rektorat sich bereits dazu Kommunikation in der Verwaltung ge- bekannt, die aktuelle Dienstvereinba- Homeoffice? nutzt. Zu keinem Zeitpunkt war die Funk- rung zur Heim- und Telearbeit weiter als Von Frank Schütte tionsfähigkeit des Dienstbetriebs unserer bisher auszulegen. Mittelfristig sollten Universität trotz der einschränkenden wir die jetzigen Regelungen differenziert und belastenden Rahmenbedingungen weiterentwickeln, um eine moderne und gefährdet. Mich erfüllt dies mit großer attraktive Arbeitgeberin zu bleiben. • Wie überall in der Bundesrepublik haben Freude und Stolz. auch die Beschäftigten unserer Univer- sität während der ersten Welle der Co- Das trifft ausdrücklich auch auf die von rona-Pandemie aus Gründen des Infek- mir geleitete Universitätsverwaltung zu. tionsschutzes zu großen Teilen zuhause Die klassische Verwaltungsarbeit ist nach Kolleg*innen mit gearbeitet. Lediglich ein kleiner Teil stell- wie vor von Büropräsenz, relativ starren Betreuungsaufgaben te einen Notbetrieb direkt vor Ort sicher. Arbeitszeiten und Papierakten geprägt. Das macht in Grenzen durchaus Sinn, Von Ruth Terodde Die Beschäftigten unserer Universität aber das Engagement im und die Rück- haben diese historische Herausforde- meldungen aus dem Homeoffice wäh- rung nicht nur angenommen, sondern rend der Pandemie haben mir einmal mit viel Elan, Kreativität und Pragma- mehr bewiesen: Mobiles Arbeiten funktio- Besonders herausfordernd war die Co- tismus herausragend bewältigt. Das Re- niert auch in öffentlichen Verwaltungen rona-bedingte Zeit des Home Office für chenzentrum hatte die für Homeoffice ohne Einbußen für Arbeitsfähigkeit und Kolleg*innen mit Betreuungsaufgaben. notwendigen und bereits vorhandenen -qualität. Dies zeigt sich gleichermaßen Neben technischen Problemen und der Techniken und Dienste bereits zu Beginn in der Sachbearbeitung und der Führung. Organisation der Arbeit in der eigenen der Corona-Pandemie innerhalb weniger Dabei gilt es die persönlichen Umstände Wohnung – oftmals ohne Arbeitszim- Tage aufgestockt, die Leistungsfähigkeit und Wünsche mit den dienstlichen Präfe- mer, dafür mit dem Rechner auf dem des Universitätsnetzes gestärkt und un- renzen in einen Ausgleich zu bringen. Des Esstisch – mussten Kolleg*innen die ter anderem eine Konferenzplattform Weiteren sind Selbstdisziplin, Vertrauen, Betreuung ihrer Kinder gewährleisten, kurzfristig installiert und freigeschaltet. Standardisierung und Digitalisierung von denen es im Zweifel nicht zu vermitteln Solche und ähnliche Tools wurden und Prozessen unverzichtbar. Dies betrifft ist, dass Mutter oder Vater gerade ein beispielsweise die Verwaltung einzelner wichtiges Telefonat zu führen haben Vorgänge, die Aktenführung sowie die oder einfach Ruhe für ihre Arbeit brau- Studierenden- und Prüfungsverwaltung. chen. Insofern ist es richtig und wichtig, dass wir die Themen E-Akte und Campusma- Wer hat in den letzten Monaten keine nagement ganz oben auf unserer Digita- Videokonferenz erlebt, in der ein klei- lisierungsagenda haben. nes Kind mit dem Kabel spielte. Darü- ber kann man vielleicht noch schmun- Was geschieht nun mit den positiven zeln. Kolleg*innen mit schulpflichtigen wie negativen Homeoffice-Erfahrungen? Kindern hatten jedoch nur wenig Anlass Sollte sich ein stärkerer Bedarf abzeich- dazu. Neben ihrem Arbeitsalltag muss- ten sie im Rahmen des Home Schooling auf einmal in die Rolle der Lehrer*in- nen schlüpfen. So musste etwa eine Mutter von drei schulpflichtigen Kin- dern neben ersten Leseübungen und englischer Grammatik auch Astrono- mie-Aufgaben auf Oberstufen-Niveau vermitteln – und das mit Hilfe des einen Rechners, den die Familie zu Hause zur Verfügung hatte. Dr. Frank Schütte, Kanzler | Foto: Magnus Schult 12
Im Fokus Studierende mit Kindern Von Ellen Augstein Die Folgen der Corona-Pandemie tra- Den Familienservice haben sehr viele fen insbesondere studierende Eltern E-Mails von Studierenden erreicht, die besonders hart. ähnliche Probleme schilderten. Viele Eltern fühlten sich in dieser Zeit von Kitas wurden geschlossen, die Notfall- ihrer Universität nicht genügend unter- betreuung der Universität musste vorü- stützt und aufgefangen. Sie wünschten bergehend schließen und Vorlesungen, sich mehr Entgegenkommen, Unter- Seminare oder Tutorien wurden digital stützung und Rückhalt – das müssen fortgeführt, einige davon synchron. Wir wir in der Zukunft berücksichtigen. • haben mit einer alleinerziehenden Mut- ter von zwei Kindern gesprochen, wel- che uns ihre Erfahrungen schilderte. Die junge Frau befand sich zum Beginn Ellen Augstein, Ansprechpartnerin Familienservice der Corona-Pandemie in der Vorberei- Foto: Laura Promehl tung des Physikums – und plötzlich musste sie zusätzlich ganztags Mutter, Hausfrau und Lehrerin sein. Unter die- ser Belastung geriet die Studierende in ihrer sehr kleinen Wohnung an ihre Grenzen, da Studierende nicht als sys- Ruth Terodde, Gleichstellungsbeauftragte temrelevant gelten. Foto: Vincent Leifer Ohne Aussicht auf Betreuung ihrer Kin- der stand auch der Semesterstart vor Umso beeindruckender ist, was viele der Tür. Wochenlange Bemühungen um Kolleg*innen im Bereich der digitalen eine Notbetreuung blieben erfolglos. Lehre, aber auch in der Verwaltung In der Folge konnte die junge Studie- geleistet haben. Für das kommende rende nur pro forma an der digitalen Semester können wir nur hoffen, dass Lehre teilnehmen. Nach zwei nerven- Schulen und Kitas weitgehend den aufreibenden Monaten konnte ab Mai Normalbetrieb aufrechterhalten. Dass eine verkürzte Notbetreuung angeboten unter diesen Umständen nicht immer werden, die dennoch nicht reichte, um familienfreundliche Veranstaltungs- der Mutter genügend Zeit zum Lernen zeiten angeboten werden können, ver- zu verschaffen, so dass sie nachts lern- stehe ich. Aber wir haben auch zu be- te. Kurz vor der Prüfung erkältete sich rücksichtigen, dass Eltern mit Kindern das jüngste Kind und musste wieder zu ihren Familienaufgaben nachkommen Hause betreut werden. Bemühungen müssen. Und dazu brauchen wir ein der Frau, das Ablegen der Prüfung für hohes Maß an Solidarität unter den das Physikum zu verschieben, blieben Universitätsangehörigen, Verständnis erfolglos. Die Prüfung, die so wichtig für für individuelle Lebensumstände und das weitere Studium war, hat sie gerade Bereitschaft für kreative Lösungen. • so bestehen können. 13
Von Marco Schade Raubdinosauriern auf der Spur Irritator challengeri: Eine gigantische Fressmaschine oder ein geschickter Jäger? Irritator challengeri ist etwa 110 Millionen Jahre alt und verfügte. Der gute Geruchssinn kann angenommen werden, stammt aus der kreidezeitlichen Romualdo-Formation in weil der Riechkolben und die Riechbahnen große Abdrücke Brasilien. Das Tier stand in seinem Ökosystem, aus dem im Stirnbein hinterlassen haben. Messungen an der Cochlea auch zahlreiche Pflanzen, Insekten, Fische und Flugsau- (beim Säugetier zur „Hörschnecke“ aufgerollt) lassen zusam- rier bekannt sind, vermutlich an der Spitze der Nahrungs- men mit Hohlräumen in der Umgebung des Gehirns vermu- pyramide. Der Schädel von Irritator ist etwa 55 Zentimeter ten, dass das Gehör von Irritator etwa so gut ausgeprägt war lang. Ihm fehlt allerdings der vordere Teil der Schnauze. wie bei einigen heutigen Vögeln. Aufgrund einer ehemals künstlich verlängerten Schnauze und eines irreführenden Kammes über den Augen war Irri- Wenn Irritator aufmerksam seine Umgebung beobachtete, tators stammesgeschichtliche Zugehörigkeit zuerst nicht hielt der Räuber wahrscheinlich den seitlichen Bogengang geklärt. Heute wird das Tier zu den zweibeinigen Raub- des Innenohres horizontal zum Boden. Dadurch zeigte seine dinosauriern, genauer den Spinosauriern, gezählt. Schnauze in einem Winkel von 45° nach unten, so dass das Tier ein relativ breites Gesichtsfeld hatte, in dem es dreidi- mensional sehen konnte, um beispielsweise Entfernungen Der namensgebende Vertreter dieser Gruppe, Spinosaurus, besser abzuschätzen. Eine große Ausstülpung des Kleinhir- übertraf an Körperlänge sogar Tyrannosaurus rex. Spinosau- nes (der Flocculus) und der lange vordere Bogengang des In- rier besaßen kräftige Arme und lange Dornfortsätze auf den nenohres deuten außerdem darauf hin, dass Irritator seinen Wirbeln. Ihre verlängerten Kiefer ließen unter anderem auf Kopf schnell und kontrolliert abwärts bewegen konnte. eine halbaquatische Lebensweise und Fischfang schließen. Tatsächlich wurden im Bauch eines aus England stammen- Diese Erkenntnisse stehen im Einklang mit einem Raubtier, den Tieres Fischschuppen gefunden. Allerdings gab es darin welches seine ausgeprägten Sinne zur aktiven Jagd auf re- auch die Knochen eines noch jungen, pflanzenfressenden lativ kleine Beutetiere – zu denen auch Fische gezählt haben Dinosauriers. Darüber hinaus ist aus Brasilien der Halswirbel dürften – nutzte, um diese mit schnellen und kontrollierten eines Flugsauriers bekannt, in dem der Zahn eines Spinosau- Abwärtsbewegungen seiner Kiefer zu ergreifen. Zuvor beob- riers steckt. Ob die Raubtiere ihrer Beute aktiv nachstellten achtete Irritator womöglich lauernd die Wasseroberfläche oder lediglich an deren Kadavern fraßen, kann heute nicht von Flüssen oder Seen. Bis das Tier vor rund 110 Millionen mit Sicherheit gesagt werden. Die Funde deuten auf ein op- Jahren im Gebiet des heutigen Brasiliens starb und so begra- portunistisches Jagd- und Fressverhalten, das auch heute ben wurde, dass seine Überreste uns heute Einblick in sein noch für viele Raubtiere typisch ist. Leben geben können. Mikro-Computertomografie-Daten weisen jetzt darauf hin, Zukünftige Forschung dass Irritator kleine Opfer aktiv erbeutete. Auf Basis der Daten Die Ausgrabung und Bergung ausgestorbener Tiere aus den wurden digitale Ausgüsse der Hirnkapsel und des Innenohres entlegensten Teilen der Erde ist seit jeher die Grundlage erzeugt. Die Ausgüsse legen im Vergleich zu nahen Verwand- der Paläontologie. Öffentliche und private Museen verfügen ten und noch heute lebenden Tieren wie Vögeln nahe, dass heute oft über zahlreiche Fossilien von herausragender in- Irritator über einen guten Geruchssinn und ein gutes Gehör ternationaler Bedeutung. Das vorhandene Material ist häufig 14
Forschung MOTIVATION „In meiner Kindheit beherrschten Dino- saurier all‘ meine Gedanken. Die Faszi- nation für diese riesigen, zweibeinigen Raubtiere, die sich wie Laufvögel fort- bewegten, ließ mich nie ganz los. Nach zahlreichen Besuchen in den großarti- gen naturhistorischen Museen Austra- liens habe ich mich dann entschlossen, meinen neuen alten Traum zu verwirkli- chen – Paläontologe zu werden.“ Schädel von Irritator challengeri | Bild: Marco Schade empfindlich. Neue technische Verfahren in der Paläontologie chungsmethoden bergen ihre fossilen Überreste jedoch noch ermöglichen noch genauere und vor allem materialschonen- immer ein enormes wissenschaftliches Potenzial und können de Einblicke in die Lebensweise längst ausgestorbener Tier- neue Erkenntnisse über die Anatomie, Verwandtschaftsver- arten und deren Lebenswelten. Im Rahmen seiner Promo- hältnisse, Evolution, Physiologie und Ökologie dieser Zeugen tion untersucht Marco Schade unter anderem die Dinosaurier der Erdgeschichte liefern. • Irritator challengeri und Emausaurus ernsti. Letzterer ist ein kleiner Pflanzenfresser und wurde 1963 in einer Tongrube in der Nähe von Greifswald gefunden. Beide Saurier wurden for- mal bereits beschrieben. Durch den Einsatz neuer Untersu- Link zur Publikation: www.tinyurl.com/irritator ÜBER MARCO SCHADE Marco Schade, Jahrgang 1988, wurde in Greifswald geboren und holte am Abend- gymnasium das Abitur nach. Zuvor machte er eine Lehre zum Groß- und Außen- händler, bereitete Fischbrötchen in Wieck zu, war Türsteher in Berlin und lebte und arbeitete auf einer Farm in Australien. Danach zog es ihn für sein Geologiestudium zurück in seine Geburtsstadt Greifswald. Seinen Master im Fach „Geobiology and Paleobiology“ machte er an der Ludwig-Maximilians-Universität München. 2018 wurde er im Deutschen Herzzentrum in München untersucht. Dort fragte er nach, ob es möglich wäre, einen Dinosaurierschädel zu scannen. So kam er an die Roh- Foto: Ole Kracht daten für seine Forschung. Seit 2020 ist er Doktorand am Lehrstuhl für Paläontolo- gie und Historische Geologie an der Uni Greifswald. 15
Von Frédéric Ebstein und Elke Krüger Warum Zellen ein effizientes Müllrecycling für Proteine brauchen „Wie Honig im Kopf – alles verklebt.“ So nennt man auch Proteinopathien, zu am Institut für Medizinische Bioche- antwortet Opa Amandus im gleichna- denen solche neurodegenerativen Er- mie und Molekularbiologie der Univer- migen Kinofilm auf die Frage seiner En- krankungen wie Alzheimer oder Parkin- sitätsmedizin Greifswald versuchen, kelin Tilda, wie sich das Vergessen an- son gehören. Im gesunden Menschen durch Experimente im Labor wichtige fühle. Amandus‘ Beschreibung ist gar übernimmt ein spezieller Protein- Fragen zu beantworten: Warum erfül- nicht so weit entfernt von der Situation schredder – das Proteasom – die Auf- len unsere Proteinschredder ihre Auf- im Gehirn eines an Alzheimer erkrank- gabe, alte und falsch geformte Proteine gabe nicht mehr und wie kann man de- ten Patienten. Ein Hauptmerkmal sind in Zellen zu entsorgen. Diesen Schred- ren Funktion, z. B. durch Medikamente, Protein- oder Eiweißablagerungen, die der muss man sich wie eine zelluläre unterstützen? Dabei widmen sie sich sich im Laufe des Lebens ansammeln Müllabfuhr vorstellen, die bei Alzhei- dem grundlegenden Verständnis der und im Alter die Nervenzellen im Ge- merpatient*innen nicht mehr richtig Proteinabbauprozesse bei Krankheiten hirn nicht mehr richtig arbeiten lassen. funktioniert. Forscher*innen wie Prof. wie Krebs, Infektion, Autoimmunität Krankheiten mit Proteinablagerungen Elke Krüger und PD Dr. Frédéric Ebstein oder eben Neurodegeneration. PD Dr. Frédréric Ebstein und Prof. Dr. Elke Krüger Foto: Laura Schirrmeister 16
Forschung Proteine oder Eiweißmoleküle erfüllen die die kaputten oder unerwünschten Teufelskreis, weil sie die Schäden an in Zellen vielfältige Funktionen wie in Proteine identifizieren und mit einem den Zellbausteinen verstärkt und eine Zellstruktur, Stoffwechsel oder Kom- Molekül namens Ubiquitin markieren. überschießende Entzündungsreaktion munikation. Alles zusammen ergibt Dadurch werden sie vom Protein- auslöst“, kommentiert Prof. Krüger. ein sehr kleinteiliges und anfälliges schredder Proteasom erkannt und ab- „Die Entschlüsselung des genauen Me- Gebilde aus vielen unterschiedlichen gebaut, um eben nicht als Proteinmüll chanismus von der Botschaft ‚Müllan- Proteinen, die wie einzelne Puzzleteile die Zellen zu verstopfen. Das macht sammlung‘ zur letztlichen Herstellung nur in der richtigen Form und Position man sich bei der Krebstherapie zunut- der Interferone wird das Ziel unserer das Bild einer gesunden, funktionie- ze. Tumorzellen benötigen viel Pro- Forschung für die nächsten Jahre sein. renden Zelle ausmachen. „Wir sind teinbiosynthese und viele Proteaso- Den Mechanismus zu kennen biete weit davon entfernt ein vollständiges men zum schnellen Wachstum. Die mehrere Ansätze, wie gegengesteuert Bild dieser Vorgänge zu haben. Das pharmakologische Abschaltung des werden könne. Von solchen seltenen Identifizieren neuer Puzzleteile macht Proteasoms zwingt die Krebszellen Erkrankungen kann man eine Menge unsere Forschung so faszinierend“, er- mit zu viel Proteinmüll in den Tod. lernen“, ergänzt Dr. Ebstein. Instituts- klärt Prof. Krüger. direktorin Prof. Krüger erklärt die Be- Seltene Proteinopathien haben häufig deutung: „Wir bauen im Moment eine Unser Körper stellt in Zellen Proteine genetische Ursachen. Bei den seltenen Biobank mit Proben von Proteaso- selber aus Proteinbausteinen – den Proteasomopathien sind Bausteine mopathie-Patienten weltweit auf, an Aminosäuren – her und benötigt dafür des Proteasoms durch eine genetische denen wir Wirkstoffe austesten. Bei Aminosäuren aus der Nahrung. Zellen Mutation defekt, sodass der Schredder Erfolg könnten eines Tages vielleicht haben ausgeklügelte Programme, um nur eingeschränkt arbeiten kann. Der auch Alzheimer-Patienten von solchen das sensible Gleichgewicht von Pro- Rückstau des Proteinabfalls wiederum Wirkstoffen profitieren. Auch hier gibt teinbiosynthese und -abbau zu erhal- alarmiert das Immunsystem und regt es immer eine Entzündungskompo- ten. Einerseits werden nur erforder- zur Produktion von Interferonen an, nente.“ • liche Proteine zur richtigen Zeit am die die angeborene Abwehrmaschine- richtigen Ort über die Biosynthese be- rie zusätzlich aktivieren. Interferone www2.medizin.uni-greifswald.de/ reitgestellt, andererseits müssen falsch sind spezielle immunologische Boten- biochemie prozessierte oder nicht gebrauchte stoffe, die eine immunstimulierende, Proteine abgebaut werden. Daraus und vor allem antivirale Wirkung ent- werden wiederum Aminosäuren für falten. „Eine Interferonantwort ist an Neusynthesen bereitgestellt. Gesteu- sich positiv, da sie die Abwehr gegen ert wird das Ganze über effiziente Pro- Eindringlinge fördert. Sie führt bei teinqualitätskontrollmechanismen, den Patient*innen jedoch zu einer Art Die Abbildung zeigt eine Interferon-behandelte Epithelzelle, die auf Ubi- quitin gefärbt wurde (grün). Der grüne diffuse Hintergrund kommt von physiologisch anfallenden Proteinen, die zum Abbau mit Ubiquitin mar- kiert wurden. Interferone lösen eine Art Zellstress aus, der zu einer er- höhten Proteinmüllansammlung führt (dicke grüne Punkte). In gesunden Zellen werden diese Proteinklumpen vom Proteinschredder Proteasom abgebaut. Wenn der Schredder nicht richtig funktioniert, sammeln sich die Klumpen an und verstopfen die Zelle. 17
Von Elias Kreuzmair Digitalisierung legenden Überlegungen zu Zeitkon- zepten, andererseits auf der Frage und Zeit nach Akzeleration und Aktualisierung. Der starken Zuspitzung zeitlicher Kon- zepte in zeitdiagnostischen Texten, Wie über Gegenwart schreiben? die sich bis in einzelne Metaphern zu den kulturkritischen Texten Friedrich Nietzsches im 19. Jahrhundert zu- Digitalisierung wird häufig mit Be- der Zeitwahrnehmung und stellt sie in rückführen lässt, stehen komplexere schleunigung in Verbindung gebracht den Kontext aktueller Entwicklungen Zeitverhältnisse in Romanen wie Re- – Arbeitsprozesse laufen schneller ab, der deutschsprachigen Gegenwarts- alitätsgewitter (2016) von Julia Zange die Übertragungsgeschwindigkeit von literatur. Im Fokus des von Prof. Dr. oder Allegro Pastell (2020) von Leif Nachrichten steigt. Der US-amerika- Eckhard Schumacher geleiteten lite- Randt gegenüber. Für die Beschrei- nische Journalist und Medientheore- raturwissenschaftlichen Projekts steht bung dieser Zeitverhältnisse arbeitet tiker Douglas Rushkoff hat in seinem die Frage, wie über welche Konzep- das Projekt an neuen analytischen gleichnamigen kulturkritischen Essay te von Gegenwart geschrieben wird. Begriffen und Verfahren – etwa an di- von einem „present shock“ gespro- Dazu werden zeitdiagnostische Texte gitalen Analysen großer Textkorpora chen. Durch die Beschleunigung vieler wie Rushkoffs Present Shock auf ihre im Hinblick auf Zeitkonzepte. Prozesse wäre unsere Aufmerksamkeit Schreibverfahren und ihre Rhetorik hin Wie Zeitkonzepte, digitale Medien und Foto: Magdalena Pflock Formate im Zusammenhang stehen, wurde im Rahmen des Projekts kürz- lich am Beispiel sogenannter „Coro- na-Tagebücher“ untersucht. Gerade in der Ausnahmesituation wird sichtbar, welche Motive und Schreibverfahren zum Standardrepertoire der Zeitrefle- xion gehören und welche Neuakzentu- ierungen sich durch die Digitalisierung ergeben. Zu beobachten ist weniger ein „present shock“ als ein komplexes Neben- und Ineinander von Be- und Entschleunigung. Die Untersuchung solcher Konstellationen vor einem an den Moment gebunden. Nicht nur analysiert und zu literarischen Texten, weiteren Horizont von literarischen bei Rushkoff steht in Überlegungen die digitale Schreibweisen, etwa aus und nicht-literarischen Texten wird in zur Transformation von Zeitkonzep- Facebook oder Twitter, aufgreifen, in den nächsten zweieinhalb Jahren Auf- ten aus den letzten Jahren die Gegen- Bezug gestellt. Geklärt werden soll auf gabe des Projekts sein. • wart im Zentrum. So ist u. a. von einer diese Weise 1) was das Neue am zeit- „breiten Gegenwart“, einer „absoluten diagnostischen Diskurs seit Mitte der Gegenwart“ oder einer „endlosen Ge- 2000er Jahre ist, 2) was literarische genwart“ die Rede, die als Folge der Di- Texte, die in der Debatte über neue gitalisierung das Denken von Zeit und Gegenwartskonzepte bisher kaum vor- Geschichte bestimme. kommen, zu ihr beitragen können und @ggw_hgw 3) wie von diesem Beitrag ausgehend Das DFG-geförderte Forschungspro- neue Impulse für die gesellschaftliche www.germanistik.uni- jekt „Schreibweisen der Gegenwart. Selbstreflexion gesetzt werden können. greifswald.de/schreibweisen Zeitreflexion und literarische Verfah- Der Schwerpunkt der Forschungsar- ren“ untersucht diese Verschiebung beiten lag bisher einerseits auf grund- 18
Lernen & Lehren Von Peter Michalik Artenkenntnis digital Lernwerkzeug unterstützt Studierende in der praktischen biowissenschaftlichen Lehre Fundiertes Wissen über Vielfalt und Foto: Lucas Voigt Funktionen von Organismen bildet die Basis für nachhaltiges Handeln im Na- tur- und Klimaschutz. Das Erkennen der Organismen in ihren Lebensräumen ist dabei von zentraler Bedeutung. Aus diesem Grund ist die Kenntnis der hei- mischen Tier- und Pflanzenarten eine grundlegende Komponente biowissen- schaftlicher Studiengänge. Sie wird im Rahmen von praktischen Übungen an- hand von universitären Sammlungen Foto: xyz unterrichtet und durch Exkursionen ins Freiland ergänzt. Wie aber kann der Zugang zu den zu Initiatoren hoffen, einen großen Teil rer mit integrierten Bestimmungs- bestimmenden Organismen ermög- davon in absehbarer Zeit in DigiTiB in- schlüsseln ausgebaut werden. Somit licht werden, wenn die Studierenden tegrieren zu können. ist DigiTiB auch attraktiv für Schulen nicht im Kursraum sitzen? Welches und interessierte Laien, die sich an der Lernwerkzeug könnte den Studieren- Bereits knapp vier Wochen nach dem Bestimmung heimischer Tiere versu- den ermöglichen, sich auch außerhalb Start der Initiative Anfang April 2020 chen möchten. • der Präsenzzeit mit der Bestimmung sind über 2 500 Bilder von über 500 einheimischer Tierarten zu beschäfti- Arten aus knapp 20 Hochschulen und gen? Diese Fragen stellten sich die bei- weiteren Einrichtungen eingegangen. den Initiatoren der Initiative DigiTiB, Mittlerweile können fast 600 Arten von die Biologiedozenten Peter Michalik Schnecken, Muscheln, Gliederfüßern (Universität Greifswald) und Michael und Wirbeltieren bestimmt werden. Bestimmen Sie mit! Heethoff (TU Darmstadt) nicht erst seit Alle Mitwirkenden verzichten in dem www.digitib.de der Corona-Pandemie. Die starken Ein- Projekt auf ihre Bildrechte, so dass das schränkungen bei Ausbruch der Coro- Bildmaterial in DigiTiB Interessierten Die Initiative ist Teil eines größe- na-Pandemie hat die Entwicklung von zur freien Verfügung steht. ren Projektes zu digitalen Lehr- DigiTiB jedoch beschleunigt, da viele Lern-Formen in der praktischen Hochschulen nach einem digitalen DigiTiB kann Studierenden nicht nur biowissenschaftlichen Lehre an Lernwerkzeug für die Tierbestimmung helfen, digital Artenkenntnis zu erlan- der Universität Greifswald, das in suchten. Nach einem deutschland- gen. Es vermittelt auch Wissenswertes Kooperation mit der TU Darmstadt weiten Aufruf erhielten die Initiatoren zur Biologie der jeweiligen Tiere. Das und der Universität Rostock ge- eine überwältige Resonanz – etwa 50 Lernwerkzeug ersetzt jedoch keines- staltet wird. Sie wird finanziell vom Lehrende von knapp 20 Hochschulen wegs einen praktischen Präsenzkurs. In Land Mecklenburg-Vorpommern haben ihre Mitarbeit zugesichert. Ins- der weiteren Entwicklung soll DigiTiB unterstützt. gesamt werden etwa 900 Tierarten in durch zahlreiche virtuelle 3D-Modelle universitären Kursen vorgestellt. Die ergänzt und als interaktiver Naturfüh- 19
Von Ute Marggraff Slawistikstudierende auf Spurensuche. Sowjetische Bildwelten und Moderne „Grau ist alle Theorie“ sagten sich die liche Zusammenhänge gebracht. Im Kommiliton*innen aufmerksam mach- Studierenden am Institut für Slawistik wechselseitigen Austausch erarbei- te, in die Galerie. an der Universität Greifswald und be- teten die Studierenden dann unter gaben sich mit ihren Kameras auf die Berücksichtigung individueller Nei- Auch die erstmals in Norddeutschland Suche nach Bild- und Textspuren sow- gungen und Interessen Exposés, die als Reproduktion zu sehende ästhe- jetischer Streitkräfte. Diese waren von im Weiteren zu einer Ausstellung im tisch und politisch subversive Arbeit 1945 bis 1994 in Mecklenburg-Vorpom- Greifswalder Koeppenhaus verdichtet „Third World War Ends“ (1983) von mern und anliegenden Bundesländern wurden. Vitaly Komar und Alexander Melamid stationiert. Die von ihnen genutzten holte die Besucher*innen direkt in der Flächen mit der dazu gehörenden In- Mehr als 70 sorgfältig kommentierte Gegenwart ab. Sie vergleicht die infla- frastruktur werden heute anderweitig Fotografien und Zeitdokumente von tionsartige Verbreitung der Skulptur verwendet und sind in einigen Fäl- Denkmalen und Skulpturen, aber auch des Soldaten mit Kind aus dem Trep- len renaturiert worden. Im Zuge der Graffiti und Alltagsgegenstände gaben tower Park mit dem Ausverkauf von Konversation sind auf den teilweise zu verstehen, worum es den Neugieri- Waren in der westlichen Welt. Bis heu- kontaminierten Flächen Artefakte mit gen, mit einer Portion Entdeckerfreu- te spielen die fest in der internationa- symbolpolitischem Charakter besei- de ausgestatteten Studierenden geht. len Kunstszene etablierten Begründer tigt worden. Umwelteinflüsse oder der Soz-Art mit tief im Unterbewuss- Vandalismus haben zu Zerstörungen Farbenfrohe Wandbilder bedienen of- ten verankerten Stereotypen, wie beigetragen. Für die Feldstudien der fizielle Mythen. Zugleich spricht aus Vitaly Komar in seinem Vortrag „Von kulturwissenschaftlichen Lehrveran- ihnen die Sehnsucht nach einer an- der Pop-Art zur Soz-Art und zurück?“ staltungsreihe „Zwischen Exerzierplatz deren Welt. Märchen aus der Kindheit verriet. In enger Zusammenarbeit mit und Sehnsucht nach der Heimat. Bild- oder auch die heimatliche Natur er- dem Koeppenhaus und vielen freiwil- und Textspuren sowjetischer Truppen wachen fast trotzig zu neuem Leben. ligen Akteur*innen ist in der Galerie im Spannungsfeld von Politik und Utopische Landschaften tauchen auf. ein multidimensionaler Lern- und Be- Kunst“, war Eile geboten. Mit fremden Galaxien als Ambiente für gegnungsraum entstanden. Verschie- einen Satelliten unbekannter Bauart dene Tätigkeiten konnten praxisnah Bevor Foto- und Filmaufnahmen in beeindruckte seinerzeit ein nüchter- ausprobiert und die gewonnenen Er- den oft abseits der Zivilisation liegen- nes Treppenhaus eines Kulturhauses fahrungen und Erkenntnisse zur Viel- den Wald- und Seengebieten stattfin- im Bauhausstil die Besucher*innen. falt und zum Neben- und Miteinander den und in einer Lehrveranstaltung Sensible, ironisch gebrochene Formen europäischer Kulturen mit anderen ausgewertet werden konnten, muss- speichern Alltagserfahrungen und geteilt werden. Damit diese nicht „ver- ten die Orte auf Karten gesucht und sind als geistreicher „Kommentar“ zur stauben“, wurde ein zweisprachiger ihre heutigen Besitzer*innen ausfin- eigenen Lebenssituation, zu Geschich- virtueller Rundgang durch die Galerie dig gemacht werden. Anträge waren te und Kultur beachtenswert. Imitiert entworfen, der u. a. von Studierenden zu stellen und Genehmigungen ein- und neu bearbeitet entfalten einzel- und Lehrenden an der Fakultät für zuholen. Im Sommersemester 2019 ne Motive ein bewegtes Eigenleben Journalistik der Staatlichen Univer- wurden die in Kooperation mit Orts- in der Printwerbung und im Internet. sität Sankt Petersburg genutzt wird, chronist*innen und anderen Zeit- Mit dem so ins Heute geweiteten Blick die eng mit den Literaturwissenschaft- zeug*innen aufwendig recherchierten schafften es auch ein Werbeplakat für ler*innen an der Greifswalder Slawis- und dokumentierten Objekte von den Butter vom Lande und der Komiker tik zusammenarbeiten. • Studierenden diskutiert und in fach- Pavel Volja, auf den Roman Orlov die 20
Lernen & Lehren Abstraktes Industrie- design mit digitalem Ausblick in Drögen Foto: Ute Marggraff Studierende bei der Auswertung Foto: Sophie Weidlich Aleksandr Nevskij in Jüterbog | Foto: Markus Hennen Weitere Informationen zur Slawistik und filmische Einblicke in das Projekt: www.slawistik.uni- greifswald.de @Fotoausstellung Greifswald 21
Von Andreas Fritsch Exzellente Lehrpersonen ausgezeichnet Wer lehrt am besten? Jährlich vergibt die Universität Greifswald die Lehrpreise. Im Juni 2020 nominierten die Studierenden knapp 200 Lehrpersonen für den Preis, der exzellente Lehre an unserer Universität würdigt und mit 2.000 Euro dotiert ist. Die Jury, bestehend aus Studierenden aller fünf Fakultäten, konnte allerdings nur drei Preisträger*innen vorschlagen. Anlässlich der besonderen Herausforderungen für die Lehre während der Corona-Pandemie im Sommersemester 2020 hat das Rektorat außerdem einmalig einen Sonderpreis für besonderes Engagement in der digitalen Lehre vergeben. Prof. Dr. Joachim Lege (Lehrstuhlinhaber für Öffentliches Recht, Verfassungs- geschichte, Rechts- und Staatsphilosophie), der seit 2003 an der Universität Foto: Kilian Dorner Greifswald lehrt, wird mit einem Lehrpreis in der Kategorie Motivierung der Stu- dierenden zur Eigenständigkeit ausgezeichnet. Durch eine Kombination von an- geleiteten und selbstständigen Lernprozessen werden die Studierenden gezielt zum eigenständigen Lernen motiviert. Damit schaff t er eine wichtige Vorausset- zung für lebenslanges Lernen. Apl. Prof. Dr. Heiko Hüneke (Institut für Geographie und Geologie) wird in der Foto: Laura Schirrmeister Kategorie Hervorragende Betreuung der Studierenden mit einem Lehrpreis aus- gezeichnet. Der als außerplanmäßiger Professor am Fachbereich Sedimentologie tätige Dozent ist für seine Studierenden über das reguläre Maß hinaus erreichbar, gibt auf Fragen und Beiträge der Studierenden besonders hilfreiches Feedback und unterstützt diese bei der Vorbereitung von studentischen Arbeiten in beson- derem Maße. Prof. Dr. Mladen V. Tzvetkov wird ein Lehrpreis in der Kategorie Reflektierte Lehre verliehen. Mit der Auszeichnung wird gewürdigt, dass der geschäftsführende Direk- tor des Instituts für Pharmakologie der Universitätsmedizin Greifswald die Rück- Foto: Lukas Voigt meldungen und Fragen der Studierenden zur Lehre besonders wertschätzt, Evalua- tionen für die Weiterentwicklung der Lehre nutzt und Inhalte der Lehre gezielt der kritischen Prüfung durch die Studierenden aussetzt, was zu einer vertieften Ausein- andersetzung mit den Lehrinhalten führt. Mit dem Sonderpreis für besonderes Engagement in der digitalen Lehre ausgezeichnet werden Dr. Margitta Kuty (Institut für Anglistik und Amerikanistik) und Dr. Jana Kiesen- dahl (Qualitätspakt Lehre/Digitalisierung in der Hochschul- lehre). Frau Kuty ist als Leiterin der Fachdidaktik Englisch fe- derführend an der Entwicklung eines digitalen Lernportfolio Foto: Laura Schirrmeister Foto: Laura Schirrmeister für die Praxisphasen im Lehramtsstudium beteiligt. Frau Kie- sendahl, die über die Angemessenheit in computervermittel- ter Kommunikation forschte, bildet studentische Hilfskräfte als eTutor*innen aus, zeigt in Videotutorials den mediendi- daktisch sinnvollen Einsatz digitaler Technologien und gibt Moodle-Kurse. 22
Sie können auch lesen