Pinguinal - Eine neue Anlage für die Schneeleoparden Nachhaltigkeit im Grünen Zoo Wuppertal JuniorZoo: Mit Tieren auf Tuchfühlung - Stadt ...
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P inguinal ISSN 1866-1920 Nr. 18/1-2016 2,00 € MAGAZIN DES ZOO-VEREIN WUPPERTAL e. V. Themen dieser Ausgabe u.a . : • Eine neue Anlage für die Schneeleoparden • Nachhaltigkeit im Grünen Zoo Wuppertal • JuniorZoo: Mit Tieren auf Tuchfühlung
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Vorwort Liebe Leserinnen und Leser, Inhaltsverzeichnis wer diese neue Ausgabe aufmerksam liest, dem wird ein Wort besonders oft Vorwort3 auffallen: NEU. Seien es Neue Anla- Von Karakol nach Lhasa 4 gen, Neue Tiere oder Neue Mitarbei- ter - der Grüne Zoo Wuppertal nimmt Nachhaltigkeit im Grünen Zoo Wuppertal 6 weiter ordentlich Fahrt auf und setzt Mit Tieren auf Tuchfühlung 9 Stück für Stück seine selbst gesetzten Der Zoo-Verein hält jung 11 Ziele um. Sie finden dazu in diesem Heft ausführliche Informationen zu Bartgeier mit neuer Aufgabe 12 allen Bauprojekten. Dazu gehört auch Verstärkung für das Leitungsteam 14 das für den Zoo sehr wichtige Schwer- Nasser Spaß für Jung und Alt 15 punktthema „Energie und Nachhaltig- keit“, gibt es hier doch noch erhebli- Impressum15 chen Nachholbedarf. Ein Rückblick Ein Wald für die Milus 16 auf das bunte Jubiläumsjahr 2015 und Trauer um ein verdientes Vereinsmitglied 17 die einmalige Reise nach Südafrika Einsatz von Psychopharmaka bei Zootieren 18 darf natürlich ebenfalls nicht fehlen, schließlich wird man nur einmal 60 Neue Tiere im Grünen Zoo 22 Jahre jung. Dazu finden Sie wie immer Aktion Leserfoto 25 viele weitere Informationen rund um Ein Mitarbeiter mit Wurzeln im Zoo 28 das Leben im Zoo und im Zoo-Verein. Auch der wächst weiter, was die ca. Tiergeburten30 400 Gäste bei der Mitgliederversamm- Biberkunst32 lung eindrücklich unter Beweis gestellt 60 Jahre Zoo-Verein: Das Jubiläumsjahr im Rückblick 33 haben. Wir wünschen Ihnen nicht nur Kurz gemeldet 35 viel Spaß beim Lesen – vielleicht ha- ben wir ja auch Ihr Interesse geweckt, Abenteuer Südafrika 38 das Baustellengeschehen im Grünen Zoos in Mecklenburg-Vorpommern 45 Zoo in den kommenden Monaten aus Erstmals in der Glashalle der Sparkasse 48 nächster Nähe mit zu verfolgen. Kinder-Pinguinal48 Ihre Redaktion Hinweise für Vereinsmitglieder 49 Allgemeine Informationen zum Zoo-Verein 50 Allgemeine Hinweise zum Pinguinal 50 Beitrittserklärung50 Titelfoto: Schneeleopard (Irbis) Foto: Barbara Scheer WOCHENANGEBOTE Genießen Sie ab 18.00 Uhr! jeden Montag: Pizza oder Pasta nur 5,90 € jeden Dienstag: Schnitzel in verschiedenen Variationen mit Beilage nur 7,90 € jeden Mittwoch: argentinische Steaks in 8 verschiedenen Variationen mit Beilage nur 12,90 € jeden Donnerstag: Spare Ribs „all you can eat“ mit Kartoffelecken, Salat und Sauerrahm nur 12,90 € jeden Freitag: 1 kg Gambas in Knoblauchsauce mit gemischtem Salat, Aioli und Pizzabrötchen nur 16,90 € Restaurant • Bar • Eventsaal mittags (Mo.-Fr.) genießen Sie von 12.00 - 18.00 Uhr alle Steinofen-Pizzen DaVinci Zum alten Kuhstall für nur 5,90 € Boettingerweg 3 • 42117 Wuppertal • Tel. 317 617 61 Diese Angebote gelten nicht an Feiertagen Pinguinal 18 / 1- 2016 3 Da Vinci.m.neuem Bild.indd 1 10.03.16 16:28 Uhr
Von Karakol nach Lhasa Eine neue Anlage für Schneeleoparden Auf eine neue Baustelle im Grünen Zoo Wuppertal dürfen sich die Zoo- besucher voraussichtlich ab April ein- richten. Die neue Anlage für Schnee- leoparden, die in den bisherigen Greifvogelvolieren oberhalb des alten Großkatzenhauses entstehen wird, soll dann in Angriff genommen werden. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des nächsten Wuppertaler Zoo-Berg- laufes, der am 24. Juni 2016 stattfinden wird, werden dann schon an der fast fertigen neuen Anlage vorbeilaufen können. Der Zoo-Berglauf 2015 fand zugunsten eben dieses neuen Gehe- ges statt. Der Umbau der Volieren, die Die alten Greifvogelvolieren werden zur neuen Schneeleopardenanlage umgebaut Foto: Barbara Scheer 1981 zum 100-jährigen Geburtstag des Zoos eröffnet wurden, war schon seit Anlage werden bei rund 120.000 Euro Anlage deutlich strukturierter sein als längerer Zeit in Planung. Zoo-kurator liegen. das bisherige Schneeleopardengehe- André Stadler entwickelte die ersten ge. Die bisherigen Innenbereiche der Ideen bereits 2014, die Ausarbeitung Viel Platz in einem Gaukler und der Bartgeier, die zwei der Planungen fand dann in Zusam- lebensraumnahen Gehege der drei Volieren bewohnten, werden menarbeit mit dem Gebäudemanage- zu Innenställen für die Schneeleopar- ment der Stadt Wuppertal und dem In der neuen Anlage werden die den umfunktioniert. Das erleichtert externen Planungsbüro DTP aus Essen Schneeleoparden, die auch Irbisse auch den Umgang mit den Tieren, das im vergangenen Jahr statt. In wenigen genannt werden, deutlich mehr Platz sogenannte Tiermanagement, wenn Wochen werden nun endlich die „Bag- haben. Während das bisherige Gehe- zum Beispiel Individuen voneinan- ger rollen“ und der Umbau über die ge den Tieren etwa 203 Quadratmeter der getrennt werden müssen. Da die Bühne gehen. Bis zum Sommer – an- Fläche, aufgeteilt auf zwei Gehege, Grundstruktur der ehemaligen Voliere visiert werden die Sommerferien – soll bietet, stehen ihnen in der neuen An- mit der Aufteilung in drei Teilbereiche die neue Anlage hergerichtet sein und lage gleich drei Teilgehege mit insge- erhalten bleibt, können die einzelnen den Tieren zur Verfügung gestellt wer- samt 536 Quadratmetern Fläche zur Bereiche je nach Notwendigkeit zu- den können. Die Kosten für die neue Verfügung. Außerdem wird die neue sammengeschlossen oder voneinander separiert werden. Die Übergänge zwi- schen den Gehegeteilen sind als „Ve- terinärbereiche“ nutzbar, in denen bei Bedarf einzelne Tiere festgesetzt und so besser einer Untersuchung oder Be- handlung zugänglich gemacht werden können. Für die Gestaltung der Anlage dient der Lebensraum der Schneeleoparden im Himalaya-Gebirge als Vorbild. Mau- erreste in der Voliere und eine Stein- lawine, die neu eingebracht wird, sind einem durch einen Bergsturz zerstörtes und von seinen Bewohnern verlasse- nes Bergdorf nachempfunden, das von der Natur zurückerobert wird. Solche ehemaligen menschlichen Siedlungen gehören zum Lebensraum der schö- nen Raubkatzen mit dem dichten Fell und werden von ihnen durchstreift und genutzt. Die Steine für die Gestaltung Schneeleoparden werden auch Geister der Berge genannt Foto: Barbara Scheer des Bergsturzes werden dem Grünen 4 Pinguinal 18 / 1- 2016
Zoo dankenswerterweise kostenlos Für die Zukunft ist hier die Errichtung seit einiger Zeit bei neuen Bauprojek- aus einem Steinbruch der Kalkwerke einer weiteren kleinen Anlage oder Vo- ten üblich wird es außerdem auch bei H. Oetelshofen GmbH & Co. KG zur liere für eine kleinere Tierart aus dem den Schneeleoparden eine deutliche Verfügung gestellt. Auch den Trans- Lebensraum der Schneeleoparden an- Anbindung an den Schutz dieser schö- port muss der Zoo nicht bezahlen, er gedacht. Ein weiterer, neuer Einblick nen, aber leider stark bedrohten Raub- wird von der Transportfirma Ernen- in die Anlage wird durch den Bau ei- katzenart geben. Die Zoobesucher wer- putsch ohne Berechnung übernom- ner Beobachtungshütte geschaffen, die den dabei nicht nur über Bedrohung men. Diese Unterstützung erspart dem sich – etwas höher gelegen als der Be- und Schutzbemühungen informiert, Grünen Zoo Kosten in Höhe von etwa sucherweg – zwischen zwei Gehege- sondern der Grüne Zoo möchte mit 40.000 Euro! teilen befinden wird. Hier können die Hilfe des Zoo-Vereins auch konkre- Tiere ohne störende Gitter beobachtet te Projekte vor Ort unterstützen. Ein Einbindung der Umgebung und werden, die Überdachung schützt da- Partner dabei wird der Snow Leopard Verbindung zum Naturschutz bei auch gegen die berühmte Wupper- Trust sein, der schon seit vielen Jah- taler „flüssige Sonne“. Ziel all dieser ren Forschungs- und Schutzprojekte Die Umgebung der neuen Anlage wird Maßnahmen ist es, das Erlebnis für die im Lebensraum der Schneeleoparden thematisch in die Gestaltung einbezo- Zoobesucher weiter zu steigern. Durch durchführt und sich weltweit für deren gen, so ist zum Beispiel die Aufstel- die stärkere emotionale Einbindung Schutz einsetzt. lung tibetischer Gebetsfahnen geplant. kann eine bessere Vermittlung der Bot- Auch der Bergsturz soll gegenüber der schaften, die der Grüne Zoo rund um Schneeleoparden in Wuppertal Anlage neben dem Weg weitergeführt das Thema Schneeleoparden vermit- werden. Daneben wird es zwischen teln möchte, erreicht werden. Für den Umbau der bisherigen Greif- der Uhuvoliere (ehemalige Luchsan- Edukation, also die Vermittlung von vogelvolieren war und ist das Um- lage) und der neuen Schneeleopar- Informationen über Schneeleoparden setzen verschiedener betroffener denanlage einen Abenteuerweg geben, und ihren Lebensraum, soll daher auch Tierarten notwendig. So haben die der seitlich an der Anlage vorbeiführt bei der neuen Schneeleopardenanlage Andenkondore den Grünen Zoo Wup- und so weitere Einblicke ermöglicht. eine wichtige Rolle spielen. Wie schon pertal verlassen, sie wurden an die Passt in jede Familienplanung. Unkompliziert und attraktiv – das gilt für den neuen Citan Tourer. Sichern Sie sich Ihr neues Familienmitglied mit zahlreichen serienmäßigen Ausstattungen. Vereinbaren Sie noch heute einen Termin für eine Probefahrt. Anbieter: Daimler AG, Mercedesstraße 137, 70327 Stuttgart Partner vor Ort: Daimler AG, vertreten durch Mercedes-Benz Vertrieb PKW GmbH: Niederlassung Wuppertal, Varresbecker Straße 123, 42115 Wuppertal, Niederlassung Solingen, Schlagbaumer Straße 109, 42653 Solingen Partner vor Ort: Daimler AG, vertreten durch Mercedes-Benz Vertrieb NFZ GmbH: Niederlassung Remscheid, Ueberfelder Straße 23 – 25, 42855 Remscheid Telefon 0202 7191-511, www.wuppertal-mercedes-benz.de Pinguinal 18 / 1- 2016 5
Zoologischen Gärten in Dortmund und Sosto, Ungarn, abgegeben. Der letzte Bartgeier verlässt ebenfalls den Grünen Zoo und wird zukünftig als Ammentier in einer Aufzuchtstation für Bartgeier eingesetzt (beachten Sie dazu bitte den entsprechenden Beitrag in diesem Heft). Die Gaukler erhal- ten innerhalb des Zoos einen neuen Platz: Ihre neue Heimat ist die ehe- malige Harpyien-Voliere gegenüber der Okapi-Anlage. Die letzte Harpyie wurde an den Tiergarten Nürnberg ab- gegeben. Leider ist eine Nachzucht bei dieser außergewöhnlichen Greifvogel- art in Wuppertal nicht geglückt. Der Grüne Zoo Wuppertal hat sich daher entschlossen, die Haltung dieser Tier- art aufzugeben. Die Andenkarakaras, die sich die Voliere mit den Kondoren geteilt hatten, ziehen in die bisherige Schneeleopardenanlage um, die damit eine neue Funktion erhält. Bei den Schneeleoparden, die in die neue Anlage einziehen werden, han- delt es sich um das Weibchen Aditi, das am 4. Mai 2012 in Wuppertal zur Welt gekommen ist, sowie das Männ- chen Irbis, das am 3. Mai 2012 im Zoo Ahtari in Finnland geboren wurde. Er ist nach der zweiten gebräuchlichen Bezeichnung für Schneeleoparden be- nannt. Irbis lebt seit dem 1. Juli 2014 im Grünen Zoo Wuppertal. Es hat ei- nige Zeit gedauert, bis sich die beiden Der Grüne Zoo beteiligt sich an Schutz und Erhaltung der bedrohten Schneeleoparden Foto: Barbara Scheer Tiere aneinander gewöhnt haben, doch zu Beginn des Jahres konnte mit ihrer Schneeleoparden werden bereits seit sche Erhaltungszuchtprogramm dieser Zusammenführung begonnen werden. 1984 in Wuppertal gehalten, den ers- bedrohten Tierart eingebunden und Nun hofft der Grüne Zoo auf eine ten Zuchterfolg gab es 1987. Seitdem bemüht sich um Erhaltung und Schutz erfolgreiche Haltung und natürlich konnten schon mehrfach Jungtiere im der Schneeleoparden. Nachwuchs, über den man sich letzt- Wuppertaler Zoo groß gezogen wer- malig 2012 in Wuppertal freuen durfte. den. Der Grüne Zoo ist in das Europäi- Andreas Haeser-Kalthoff Nachhaltigkeit im Grünen Zoo Wuppertal Der Zoo will auch beim Energie- moderne ökologische Ansprüche beim „drei Schwerpunkte“. Der Leiter des und Wasserverbrauch grün werden Energie- und Wasserverbrauch das GMW-Funktionsbereichs Energie und Prädikat grün verdient, ist noch viel Umweltmanagement nennt zunächst Eine herrliche Parkanlage mit präch- Arbeit zu bewältigen. Gemeinsam mit die Klärung der bestehenden und die tigem altem Baumbestand – in die- dem Gebäudemanagement der Stadt Entwicklung einer zukunftsfähigen sem Punkt trägt der Wuppertaler Zoo Wuppertal hat sich der Zoo vor einem Messstruktur. Bei der Energieversor- seinen Namen „Grüner Zoo“ mit Fug Jahr auf den Weg gemacht, die beste- gung des Zoo ist das eine anspruchs- und Recht. Bis der vor 135 Jahren ge- henden Hürden erfolgreich zu nehmen. volle Detailarbeit. gründete Zoo aber auch in Bezug auf Für diesen Weg sieht Christian Gleim 6 Pinguinal 18 / 1- 2016
Geheimnisse der Stromversorgung tet auf dem Besprechungstisch im Ge- ergründen bäudemanagement an der Müngstener Straße einen großen Faltplan aus. Viele Nach heutigem Stand gelangt der Geheimnisse der Stromversorgung im Strom über zwei Einspeisungen in den Wuppertaler Zoo konnten in den ver- Zoo. Separate Zähler, an denen man gangenen Monaten bereits ergründet den Stromverbrauch für einzelne Ge- werden, Leitungen wurden eingezeich- bäude und Stallungen ablesen könnte, net, Verbrauchsstellen beschriftet. In fehlen weitestgehend. Ausnahmen sind einem grafischen Funktionsbaum hat Löwenanlage und Tiger-Tal, die 2006 Vani Vaitheeswaran übersichtlich die als Erweiterungsgelände im Rahmen Versorgungsstruktur dokumentiert. der Regionale neu angelegt wurden. Doch damit sind nur 10 Prozent der Ressourcenverbrauch insgesamt im Zoo verbrauchten Strom- dokumentieren menge eindeutig zu lokalisieren. Der historischen Entwicklung des Zoos Ähnliches muss auch für die Gasver- über weit mehr als ein Jahrhundert ist sorgung und den Wasserverbrauch er- die Tatsache geschuldet, dass sich das stellt werden. Beim Gas reichen die be- inzwischen weit verzweigte Stromnetz stehenden fünf oder sechs Zähler nicht sukzessive mit neuen Anlagen und Ge- aus, um den Verbrauch einzelner Hei- hegen erweitert hat. Wo aber nicht nur zungsanlagen erfassen und zielstrebig separate Zähler, sondern auch eindeu- sparend eingreifen zu können. Für den Vani Vaitheeswaran und Christian Gleim enträtseln tige Pläne und Aufzeichnungen fehlen, Wasserverbrauch soll zukünftig eine die Energieversorgung Foto: Susanne Bossy braucht es professionellen Spürsinn. Matrix Aufschluss darüber geben, wo Den bringt das GMW mit Vani Vai- und für welche Zwecke die insgesamt im laufenden Betrieb machen.“ Ganz theeswaran in das Zooprojekt ein. Die jährlich verbrauchten 300.000 Kubik- wichtig dabei wird auch der Blick auf junge Diplom-Ingenieurin der Archi- meter genutzt werden. „All diese Erhe- die zukünftige Entwicklung des Grü- tektur konnte bereits im Bereich der bungen bilden dann die Basis für den nen Zoos sein findet Christian Gleim, Wuppertaler Schulen durch Erhebun- zweiten Schwerpunkt unseres Zoo- der sich als Diplom-Biologe für das gen und Maßnahmen helfen, den Ener- projekts“, erläutert Christian Gleim. Zooprojekt begeistert: „Alle Maßnah- gieverbrauch erheblich zu senken. Nun Die energetischen Schwachstellen men müssen in enger Abstimmung mit widmet sie sich dem Zoo. „Leitung und müssen näher untersucht und nach Pri- dem Zoo und dem Zoo-Verein geplant Mitarbeiterschaft im Zoo sind hochmo- oritäten gelistet werden. Gleim: „Wir werden. Für welchen Zweck werden tiviert. Alle wollen, dass auch die Um- müssen herausfinden, wo Maßnah- bestehende Stallungen und Anlagen weltverträglichkeit ein Markenzeichen men zur Senkung des Verbrauchs am zukünftig genutzt? Welche Tierarten für den Grünen Zoo Wuppertal wird“, dringlichsten sind und welchen Auf- werden wo im Zoo welche klimati- freut sich Vani Vaitheeswaran und brei- wand Sanierung und Modernisierung schen Bedingungen stellen?“ Neue Lampen für die Freiflughalle Viele Maßnahmen zur Energie- und Wassereinsparung werden mit nicht unerheblichen Investitionen verbun- den sein. Doch manches kann auch mit relativ einfachen Lösungen erreicht werden. Ein Beispiel ist die Freiflug- halle. In der 1993 vom Zoo-Verein finanzierten Anlage soll sich der Be- sucher wie im tropischen Regenwald fühlen. Eine klimatische Inszenierung, die im eher kühlen Bergischen Land nicht ohne Aufwand zu bewerkstelli- gen ist. Klugerweise setzte man schon bei Planung und Bau auf die Kraft der Sonne. Damals jedoch nicht mit einer heute üblichen Photovoltaiklösung, Die Brillenpinguinanlage entspricht dem energieschonenden Konzept des Grünen Zoos sondern in Form direkter Sonnenein- Foto: Barbara Scheer strahlung durch das Glasdach. Damit Pinguinal 18 / 1- 2016 7
die üppige Vegetation darunter an heißen Sommertagen nicht verbrennt, setzte man dabei auf eine spezielle Sandwichlösung: Eine Vliesschicht in den Doppelglasscheiben sorgt dafür, dass es nicht zu warm wird. Kehrsei- te der Medaille: Das Vlies beeinflusst den Lichteinfall, weshalb Palmen, Kletterpflanzen und Bromelien nicht nur durch spezielle Pflanzleuchten bestrahlt werden, sondern auch eine gewaltige Beleuchtungssäule in die Halle gestellt wurde. Die hier instal- lierten HQI-Leuchten werden so heiß, dass sie für die frei fliegenden Tro- penvögel zur Todesfalle werden könn- ten und deshalb mit Gittern geschützt werden mussten. HQI-Leuchten sind Energie-intensive Tierhäuser wie die Königspinguinanlage sollen umweltfreundlich unterhalten werden aber auch extreme Energiefresser und Foto: Diedrich Kranz stehen deshalb inzwischen auch auf der Verbotsliste der EU. Der Energie- den Verbrauch hier um 90 Prozent zu „Wir wollen den CO2-freien Zoo.“ Für verbrauch in der Freiflughalle ist daher senken.“ die Experten vom GMW geht es dabei auch unglaublich hoch: Er entspricht neben der Reduzierung des Energie- dem Bedarf mehrerer Grundschulen Der lange Weg zum ökologisch- verbrauchs auch um neue Formen der in Wuppertal! Noch ein Grund mehr, grünen Zoo Energieversorgung. „Denkbar wären die Halogen-Metalldampflampen nun ein zooeigenes Blockheizkraftwerk durch eine energieeffiziente LED-Be- Schon die beiden erstgenannten oder eine Holzhackschnitzel-Heizanla- leuchtung zu ersetzen und damit mög- Schwerpunkte machen deutlich, dass ge. Also weg von den fossilen Brenn- lichst bald von den bisher errechneten sich dieses Zooprojekt über mehre- stoffen, hin zu den erneuerbaren Ener- jährlichen Stromkosten alleine für die re Jahre erstrecken dürfte. Trotzdem gien.“, so Gleim. Ähnlich ehrgeizige Freiflughalle in Höhe von rund 20.000 lassen Christian Gleim und Vani Vai- Ziele streben Gebäudemanagement Euro pro Jahr merklich herunter zu theeswaran als Schwerpunkt Nummer und Zoo auch beim Thema Wasser an. kommen. Christian Gleim: „Ziel ist es, drei ein Fernziel nicht aus dem Blick: Christian Gleim: „Der Zoo soll eines Tages nur noch dann Trinkwasser nut- zen, wenn Wasser wirklich in Trink- wasserqualität benötigt wird.“ Eine zoointerne Wasseraufbereitung – wie heute schon bei den Brillenpinguinen – und ein Ausbau der Versorgung über eigene Brunnen könnten den Weg wei- sen. Die Agenda für einen ökologisch-grü- nen Zoo ist lang. Sie mit einer guten Mischung aus Zielstrebigkeit, Enthusi- asmus und Geduld abzuarbeiten, steht dem Zoo und dem Zoo-Verein, die sich mit dem neuen Konzept als Grü- ner Zoo für den weltweiten Arten- und Biotopschutzprojekte verstärkt enga- gieren, sicher gut zu Gesicht. Dass das Gebäudemanagement mit Christian Gleim, Vani Vaitheeswaran und wei- teren Fachleuten so engagierte Unter- stützung leistet, unterstreicht die lang- fristige Bedeutung des Grünen Zoos für die Stadt Wuppertal. Die Beleuchtungsanlage der Freiflughalle wird modernisiert Foto: Barbara Scheer Susanne Bossy 8 Pinguinal 18 / 1- 2016
Mit Tieren auf Tuchfühlung Der JuniorZoo Seit fast einem halben Jahr ist der JuniorZoo eröffnet und zählt seitdem zu den Highlights des Grünen Zoos Wuppertal – besonders bei den kleinen Gästen. Auf der ehemaligen Zebra- anlage leben nun Esel, Bronzeputen, Ziegen, Hühner, ein Hängebauch- schwein und seit neuestem auch ein Minischwein. Füttern verboten, Anfassen erlaubt Die Idee einer Streichelwiese auf der ehemaligen Zebraanlage wurde im Rahmen der allgemeinen ständigen Überlegungen geboren, neue Wege zu gehen und den Zoo noch attraktiver zu gestalten. Und da im Wuppertaler Zoo bislang eine begehbare Anlage fehlte, auf der die Besucher direkten Kon- takt mit Tieren aufnehmen können, war der erste Schritt zum JuniorZoo Hängebauchschwein Rosi ist in den JuniorZoo umgezogen Foto: Barbara Scheer schnell getan. Im Huftierbereich, für den Kurator André Stadler zuständig Gegensatz zu vielen anderen Streichel- die dadurch krank werden können. ist, bot sich die Zebraanlage dafür an. zoos allerdings nicht erlaubt. Überge- Außerdem werden die Sozialbeziehun- Die Böhmzebras erhielten auf der Af- wichtige Tiere und Verhaltensauffäl- gen der Tiere untereinander gestört. So rikaanlage bei den Watussirindern eine ligkeiten sollen vermieden werden. wird zum Beispiel die Rangordnung neue Heimat. Zootierärztin Dr. Maya Die Tierpfleger stellen sicher, dass der Tiere beeinflusst, die um die ange- Kummrow war für Konzeptentwick- jedes Tier das richtige Futter in aus- botenen Futtergaben miteinander kon- lung, Planung und Begleitung der Bau- reichender Menge bekommt. Erlaub- kurrieren. Auch verlieren die Tiere ihre maßnahme JuniorZoo verantwortlich. tes Füttern durch Besucher verleitet natürliche Scheu gegenüber dem Men- Während Kontaktaufnahme mit den erfahrungsgemäß leider immer wieder schen. Ziegen springen dann schon Tieren – sofern diese es zulassen – dazu, dass den Tieren auch selbst mit- mal an Besuchern hoch, um an Futter durchaus erwünscht ist, ist Füttern im gebrachte Speisen angeboten werden, zu gelangen. Besonders für kleinere Sparkassen-Finanzgruppe „Wunderbar, dass unsere Sparkasse einer der größten Kulturförderer Wuppertals ist.“ s Die Sparkasse Wuppertal unterstützt Soziales, Kultur und Sport in Wupper- tal mit rund 5 Mio. € pro Jahr. Denn es ist mehr als eine Werbeaussage, wenn wir sagen: Wenn’s um Geld geht – Sparkasse 3 Kultur_210 x 100 QF_4c.indd 1 16.01.13 16:45 Pinguinal 18 / 1- 2016 9
Gäste kann das dann schon einmal sehr zurück, wohin ihnen niemand folgen unangenehm werden. darf. Nur wer sich den Tieren langsam nähert, kommt auch in den Genuss, Der Zoo zum Mitmachen sie berühren und streicheln zu kön- nen. Diese scheinen den Kontakt zu Im JuniorZoo setzt man deshalb an- den Besuchern meist zu genießen und dere Prioritäten. Es stehen kleine Be- suchen ihn mitunter sogar selbst. Nur sen, Rechen, Schaufeln, Schubkarren, allzu gerne lassen sie sich streicheln, Striegel und Bürsten bereit, mit denen striegeln und mit liebevoller Hingabe vor allem die kleinen Besucher einmal kraulen. Uns so ist der JuniorZoo für selbst Tierpfleger spielen können. So beide Seiten, Tiere und Menschen, ein ist es nicht verwunderlich, dass der Ju- voller Erfolg. niorZoo zu den saubersten Gehegen im Nach einem ereignisreichen Besuch Zoo gehört. Als Mutter oder Vater ist im JuniorZoo können sich Kinder und es schön zu beobachten, wie die Kin- Eltern an der Waschstation direkt am der sich darüber freuen, die Hinterlas- Ausgang die Hände reinigen (im Win- senschaften der Ziegen beseitigen zu ter ist das Wasser allerdings wegen dürfen. Voller Elan wird gekehrt und Frostgefahr abgestellt, dann müssen geharkt bis auch der letzte Köttel be- die etwas weiter entfernten Toiletten- seitigt ist. Bei manch einem Kind ge- anlagen aufgesucht werden). Für die raten da die Tiere fast in Vergessenheit. Kleinsten gibt es sogar ein Podest, da- Nicht nur die Kinder können aber auch mit sie gut an das Waschbecken kom- erleben und lernen, wie man sich den men. Ganz selbstverständlich wird so Tieren gegenüber richtig verhält. Wer vermittelt, dass auch Hygiene eine zu laut oder forsch auf die Tiere zu- wichtige Rolle im Umgang mit Tieren geht, verscheucht sie. Dann ziehen spielt. Für Streicheleinheiten sind auch die Zwergziegen zu sich die Tiere in die festen Ruhezonen Andrea Bürger haben Foto: Barbara Scheer Bei der Eröffnung des JuniorZoos durfte unter Aufsicht der Tierpfleger ausnahmsweise auch gefüttert werden Foto: Barbara Scheer 10 Pinguinal 18 / 1- 2016
Der Zoo-Verein hält jung Zum Geburtstag von Beiratsmitglied Werner Draudt Im Februar konnte Altbürgermeis- ter Werner Draudt mit vielen Gästen seinen 95. Geburtstag feiern. Der ge- bürtige Elberfelder saß von 1971 bis 1994 im Rat der Stadt, leitete in den 1970er Jahren den Zooausschuss und bekleidete von 1989 bis 1994 das Amt des Bürgermeisters. Sein großes En- gagement wurde unter anderem mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse und dem Ehrenring seiner Heimat- stadt Wuppertal ausgezeichnet. Den Zoo-Verein unterstützt Werner Draudt inzwischen als dienstältestes Beirats- mitglied seit über 30 Jahren, seine Kontakte und Anregungen sind bis heute wichtig. Wir wünschen ihm im Namen des Vorstands alles erdenklich Gute, vor allem Gesundheit für das neue Lebensjahr und hoffen, dass er uns bei dem Einsatz für unseren Verein und den Zoo noch lange zur Seite steht. Altbürgermeister Werner Draudt (2.v.r.) ist seit mehr als 30 Jahren im Beirat des Zoo-Vereins Bruno Hensel Foto: Wolfgang Köthe Vorwerk gibt´s nur bei Vorwerk. Entdecken Sie unser einzigartiges Angebot und unsere aktuellen Produkt neuheiten: z. B. den Kobold SP530 Hartbodenreiniger für Kobold Hand- und Bodenstaubsauger. Die Innovation: Saugen und wischen in einem Arbeitsgang. Erleben Sie eine Produktvorführung zu Hause durch Ihren Kundenberater oder testen Sie alle Produkte im Vorwerk Shop. Vorwerk Shop Wuppertal Beratung, Service und Verkauf Steinbecker Meile 16, 42103 Wuppertal Öffnungszeiten und Telefon: Mo. - Fr. 10.00 – 13.00 Uhr und 13.30 – 18.00 Uhr Sa. 10.00 – 16.00 Uhr Telefon: 0202 2655314 Weitere Infos unter: www.vorwerk-kobold.de VOR_C_Anzeigen_32_18123_DINA4_RZ.indd 5 Pinguinal 18 / 1- 2016 22.04.13 11 15:54
Bartgeier mit neuer Aufgabe Die Abgabe ist ein Beitrag zum che Geier als Adoptiveltern eingesetzt. fliegen. Um genaue Kenntnisse über Artenschutz Dies funktioniert sehr gut, wie in den ihre Wanderungen zu erhalten, wer- Zuchtstationen festgestellt wurde. den junge freigesetzte Geier mit win- Eine neue Aufgabe wartet auf den letz- Wenn ein Bartgeiermännchen ein Ei zigen Satellitensendern ausgestattet. ten verbliebenen Bartgeier (Gypaetus im Nest vorfindet, löst dies bei ihm Die Sender werden entweder an einer barbatus) aus dem Grünen Zoo. Er Brutpflegeverhalten aus. Er setzt sich Schwanzfeder befestigt oder mit einem wird in diesem Frühjahr Wuppertal in auf das Ei, brütet und zieht das Jun- elastischen Band um die Hüfte gelegt. Richtung Österreich verlassen und soll ge groß. Das funktioniert sogar dann, Die Tiere werden durch die Sender in einer Zuchtstation als Aufzuchttier wenn auch der Partner ein Männchen nicht beeinträchtigt. Wenn sie mit fünf eingesetzt werden. Eigentlich war die ist. Die Herkunft der verwaisten Eier bis sieben Jahren geschlechtsreif sind, Abgabe zweier Bartgeier geplant, doch ist erstaunlich einfach zu erklären: besetzen sie ein eigenes Territorium. überraschend starb das männliche Tier Bartgeier legen in der Regel zwei Eier Um die Tiere auch bei Sichtungen Anfang Februar, so dass nun nur noch im Abstand von etwa einer Woche. Der erkennbar zu machen, werden einzel- das Weibchen abgegeben werden kann. zweite Jungvogel ist somit kleiner und ne Schwung- und Schwanzfedern der schwächer als der Erstgeschlüpfte und Vögel gebleicht und diese so entstan- Geier mit einer Mission wird vom älteren Küken in den ersten denen Muster in einer Datenbank ver- Lebenswochen getötet (dies wird als merkt. Freiwillige Beobachter können Das Bartgeierpaar kam 1981 nach Kainismus bezeichnet). Das zweite die Muster auf speziellen Beobach- Wuppertal. 18 Jahre später gelang erst- Ei ist also gleichsam eine Reserve für tungskarten eintragen und weiterleiten, malig die Brut und Aufzucht zweier den Fall, dass ein Ei unfruchtbar ist sodass Projektmitarbeiter nachvollzie- Küken in Wuppertal. Beide wurden oder das ältere Küken kurz nach dem hen können, wo welcher Vogel gesich- später in den Alpen freigelassen. Ein Schlüpfen stirbt. In den Zuchtzentren tet wurde und sich ein Bild über das 2001 geschlüpftes Küken wurde in den wird das „überschüssige“ Ei aus dem Wanderverhalten einzelner Geier ma- Savoyer Alpen in Frankreich ausgewil- Nest der Eltern genommen und den chen. Da solche Informationen über- dert. In den letzten Jahren jedoch wa- Ammen zum Ausbrüten und zur Auf- aus wertvoll für das Erhaltungsprojekt ren die gelegten Eier unfruchtbar – die zucht gegeben. sind, stellt dies eine gute Möglichkeit Tiere brüteten vergebens. Das brachte für freiwilliges Engagement für den Kurator André Stadler auf die Idee, Reiselustige Schützlinge im Auge Geierschutz dar. Diese Muster blei- die beiden Geier in eine Zuchtstation behalten ben jedoch nur bis zur ersten Mauser in den Alpen abzugeben. In den Zucht- erhalten, denn nach zwei bis drei Jah- und Auswilderungsstationen in Öster- Bartgeier kommen als Gebirgsbewoh- ren werden Schwung- und Schwanzfe- reich und der Schweiz werden immer ner in Europa, Asien und Afrika vor. dern erstmalig gewechselt. Außerdem wieder erfahrene Vögel gesucht, die Mit beinahe drei Metern Flügelspann- wurde mit genetischem Monitoring Küken aufziehen. So wird eine Hand- weite sind sie meisterhafte Flieger und begonnen. Von jedem Bartgeier aus aufzucht vermieden und die Jungvögel streifen als Jungvögel in der gesamten dem Zuchtprogramm wird mittels ei- haben gute Chancen, ausgewildert zu Region umher. In wenigen Tagen kön- ner DNA-Analyse ein genetischer Fin- werden. Dabei werden auch männli- nen sie die gesamte Alpenregion über- gerabdruck erstellt. Wird irgendwo im Freiland eine Feder gefunden, kann im Labor bestimmt werden von welchem Vogel sie stammt. Die insgesamt vier Freilassungsorte befinden sich überwiegend in Natur- schutzgebieten oder Nationalparks. Sie liegen jeweils 200-300 Kilometer voneinander entfernt im ursprüngli- chen Verbreitungsgebiet der Bartgei- er. Naturbelassene Landschaften mit ausgedehnten Felswänden und einer hohen Wilddichte bieten hier ideale Bedingungen für die Aasfresser. Bis 2015 wurden hier über 200 Bartgei- er in die Wildnis entlassen. Zu diesen gehörten auch die beiden Küken des Wuppertaler Paares. Ein drittes, weib- liches Jungtier mit dem Namen Keno, das auf Grund einer Verletzung nicht ausgewildert werden konnte, lebt seit Ein prachtvoller Vogel: Der Bartgeier Foto: Birgit Klee 2005 in der Zuchtstationen Centro de 12 Pinguinal 18 / 1- 2016
Cria Guadalentin in den Pyrenäen. Vom Vorurteil zur Akzeptanz: Eine Erfolgsgeschichte Einst kamen Bartgeier zahlreich in den Alpen vor, doch 1887 wurde der letzte von ihnen im Kanton Wallis (Schweiz) vergiftet aufgefunden. Die Menschen damals hatten Angst vor dem großen Vogel mit den leuchtend roten Augen- ringen; er wurde bezichtigt, Lämmer mit seinen gewaltigen Flügelschlägen in den Abgrund zu treiben – daher rührt auch sein Beiname „Lämmergeier“. Damit nicht genug: Man glaubte sogar, er würde kleine Kinder erbeuten. Das machte den Bartgeier zum erklärten Feind der Menschen. „Heute ist die Akzeptanz in der Bevölkerung groß“, sagt André Stadler. Dies ist der Infor- mations- und Aufklärungspolitik der Auf dem Weg in die Wildnis: Junger Bartgeier vor der Auswilderung Foto: Dr. Alexander Sliwa Stiftung Pro Bartgeier, dem WWF und diverser anderer Naturschutzorganisa- geier im Spanischen Quebrantahuesos Trinkwasserschutzgebieten oder Wan- tionen zu verdanken. Noch dazu wissen (Knochenbrecher) genannt. Hauptpro- derwegen entfernt. wir heute, dass hauptsächlich Knochen blem bei der Nahrungsfindung ist die Bereits 1978 wurde in der Schweiz auf dem Speisezettel von Bartgeiern intensivierte Landwirtschaft. Wenn das internationale Projekt zur Wieder- stehen. Sogar große Knochen, die sie ein Tier verendet, darf es heute nicht ansiedlung von Bartgeiern ins Leben nicht ganz schlucken können, sind kein mehr für die natürlichen „Bestatter“ gerufen mit dem Ziel eine lebensfä- Problem. Adlergleich nehmen sie die- liegen bleiben, sondern muss entsorgt hige, freilebende Bartgeierpopulation se in ihren Fängen mit in die Luft und werden. So will es seit der BSE-Krise in den Alpen aufzubauen. Mit Beteili- lassen sie aus 50 bis 80 Metern Höhe das EU-Recht. Glücklicherweise wur- gung zahlreicher Zoologischer Gärten auf eine Felsplatte fallen. Der Knochen de das Gesetz dahingehend geändert, in ganz Europa wurde ein Zuchtpro- zersplittert in schnabelgerechte Stü- dass die einzelnen Länder selbst über gramm eingerichtet, so dass zehn Jahre cke und gibt noch dazu das nahrhafte die Umsetzung entscheiden dürfen. So später die ersten Geier in die Freiheit Knochenmark frei. Auf Grund dieser werden beispielsweise in Österreich entlassen werden konnten. Sie entwi- einzigartigen Technik wird der Bart- verendete Tiere nur in der Nähe von ckelten sich prächtig und im Jahr 2008 gab es bereits rund 155 Bartgeier im Alpenraum, bis 2015 schlüpften 148 Jungvögel. Am Europäischen Erhal- tungszuchtprogramm sind zurzeit 29 Zoologische Gärten aus 13 Ländern beteiligt – auch der Grüne Zoo Wup- pertal. Mit eigenen Jungtieren kann er sich zwar nicht mehr einbringen, doch mit der Abgabe des bruterfahre- nen Tieres leistet der Grüne Zoo einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung dieser schönen und faszinierenden Vögel. Astrid Padberg Weitere Informationen zum Projekt „Bartgeier – Wiederansiedlung in den Alpen“ sind im Internet erhält- lich unter www.wild.uzh.ch/bg. Bartgeier gehören zu den größten Greifvögeln Europas Foto: Barbara Scheer Pinguinal 18 / 1- 2016 13
Verstärkung für das Leitungsteam Severin Dreßen ist neuer Kurator im Grünen Zoo In den 27 Jahren seines Lebens hat Severin Dreßen schon viel geschafft – seit Anfang November 2015 ist er als Kurator im Grünen Zoo Wuppertal tä- tig. Um das in den letzten Jahren stetig gewachsene Arbeitsaufkommen auf mehrere Schultern zu verteilen, war die Einstellung eines zweiten Kurators notwendig. Der Doktorand Severin Dreßen übernimmt die Großreviere Primaten und Avitarium, in dem das bisherige Vogelrevier und das Aquari- um/Terrarium zusammengefasst sind. André Stadler, der bereits seit 2008 im Zoo tätige Kurator, ist für Huftie- re und Raubtiere zuständig. Größere Entscheidungen werden weiterhin wie gewohnt im Team getroffen. Über- Ein Gewinn für den Zoo: Kurator Severin Dreßen ist voller Elan Foto: Barbara Scheer haupt wird Teamwork im Grünen Zoo Wuppertal groß geschrieben, was dem vier Monate im Tierpark Berlin und im wird, wie verändert sich dann die Ge- neuen Kurator Dreßen sehr gut gefällt. Zoo Frankfurt Erfahrungen als Volon- samtstruktur dieser Population? Wenn „Das Beste an meiner Tätigkeit ist die tärassistent bzw. Assistent des Kura- zum Beispiel Tiere schwerer werden, Arbeit mit Menschen, die unglaublich tors zu sammeln. Danach wechselte er ändern sich dadurch die Überlebens- vielseitigen Aufgaben und dass kein für ein Jahr ans Imperial College nach bzw. Fortpflanzungschancen ins Po- Tag dem anderen gleicht“, erklärt der London, wo er seinen Master machte. sitive oder ins Negative? Im Idealfall sympathische junge Mann lächelnd. Es folgte die Einschreibung zum Pro- werden Feldstudie und Computersi- motionsstudium an der Universität in mulation parallel ausgeführt; die Er- Aufgaben eines Kurators Oxford. Um praktische Kenntnisse in gebnisse werden verglichen. Bei den der Tierpflege zu sammeln – und weil Simulationen der Populationsdynamik Was macht eigentlich ein Kurator? es Spaß macht – absolvierte er in der (deren Ergebnisse sich auch auf ande- Einfach gesagt stellt der Kurator si- vorlesungsfreien Zeit verschiedene re Tiere wie z.B. Milben oder Wölfe cher, dass „der Betrieb läuft“. Er ist Praktika im bekannten Loro Parque übertragen lassen) gibt es keine ver- der Mann für (beinahe) alles: Von auf Teneriffa, im renommierten Oce- gleichbaren Feldstudien. Das ist ge- der Tierpräsentation über das Führen anogràfic in Valencia und im argenti- rade das Spannende an diesen Simu- von Zuchtbüchern, Pressearbeit, For- nischen Parque Nacional El Palmar an lationen – sie können uns etwas über schung, Austausch mit Veterinären der Grenze zu Uruguay. Dass er Eng- Populationsdynamiken verraten, die und Biologen bis hin zur Domizilsuche lisch – was ohnehin in diesem Beruf wir nicht im Feld studieren könnten.“ für abzugebende oder aufzunehmende eine Voraussetzung ist – auch Spanisch Zusammen mit seiner britischen Le- Tiere. Außerdem arbeitet der Kurator fließend spricht, ist für seine Aufgabe bensgefährtin lebt der neue Kurator eng mit den Mitarbeiterinnen und Mit- als Kurator nicht nur eine Bereiche- heute im Herzen Wuppertals. Auf die arbeitern in der Tierpflege, der Gärtne- rung, sondern sogar ausgesprochen Frage nach seinen Hobbys kommt er rei und den Handwerkern zusammen. hilfreich. Denn internationale Kontak- kurz ins Stocken, aber dann sprudelt es „Ich wollte schon immer in einem Zoo te gehören zum Alltag seines Jobs. aus ihm heraus: Joggen, Schwimmen, arbeiten“, erzählt der gebürtige Kölner Nebenher ist der dynamische junge Volleyball und Zeit für ein Konzert Dreßen. An diesem Traum hat er ziel- Mann dabei, seine Doktorarbeit an der oder eine Theaterveranstaltung wird strebig gearbeitet. Nach dem Abitur Universität Oxford zu beenden. „Der zwischendurch auch mal „freigeschau- leistete er seinen Zivildienst für gut ein Titel meiner Doktorarbeit ist noch felt“. Außerdem legt er den täglichen Jahr in Santiago del Estero in Argenti- nicht ausformuliert“, erklärt der Bio- Weg zur Arbeit mit dem Fahrrad zu- nien. Wieder im heimischen Deutsch- loge, „es geht um Raumnutzung und rück. Nur für ein Haustier fehlt im land zog es ihn zunächst nach Berlin. Populationsdynamiken. Wie benutzen Moment noch die Zeit, aber er hat ja Dort studierte er Biologie an der Hum- Tiere Raum, wie orientieren sie sich ohnehin beinahe 5.000 Tiere unter sei- boldt Universität und arbeitete als un- im Raum, wie reagiert eine Populati- nen Fittichen. gelernter Tierpfleger im Tierpark Ber- on auf Veränderungen in ihrer Struktur lin. Nach dem Bachelorabschluss hatte und Dynamik, das heißt wenn ein Pa- Astrid Padberg Dreßen die Möglichkeit, für jeweils rameter in einer Population verändert 14 Pinguinal 18 / 1- 2016
Nasser Spaß für Jung und Alt Ein neuer Wasserspielplatz im nem Jahr Verspätung realisiert werden. mehren sich in Zukunft ja die Berichte Tiger-Tal Er kostet rund 50.000 €, der Zoo-Ver- aus Wuppertal über sagenhafte Gold- ein übernimmt dank einer Spende der funde? Die Eltern können derweil am Voraussichtlich zu Pfingsten darf sich Ost-West Gemeinnützige Wohnungs- Kiosk im Tiger-Tal bei einer leckeren der Zoo über ein neues, ganz beson- baugenossenschaft eG in Höhe von Tasse Kaffee eine Verschnaufpause deres Highlight für die Besucher freu- 5.000 € einen Teil der Finanzierung. einlegen. en. Dann soll der sich gerade im Bau Auch wenn die Kleinen nicht mit den befindliche Wasserspielplatz eröff- Dem Wasser einen Weg bahnen Füßen im Wasser stehen und auch kei- net werden. Bei der Erarbeitung des ne Badehose erforderlich ist, empfiehlt Konzeptes „Der Grüne Zoo 2020“ fiel Eine Holzhütte markiert den Beginn es sich künftig vermutlich dennoch, auf, dass es bei Erlebnisbereichen und des Spielplatzes. Mit einer Schwen- im Vorfeld des Zoobesuches über ge- Spielplätzen für Kinder Nachholbe- gelpumpe neben der Hütte werden eignete Kleidung oder Wechselwäsche darf gibt. Schnell war die Idee für ei- die Kinder das Wasser selbst in die nachzudenken. Der Wasserspielplatz nen Wasserspielplatz geboren, auf dem Anlage pumpen müssen. Das Wasser soll grundsätzlich die ganze Saison Kinder eine Pause einlegen und sich wird dann durch Rinnen bergab ge- über geöffnet sein, im Winter kann ausprobieren und austoben können. leitet. Mittels Schiebern soll sich der das Wasser aber bei Bedarf abgedreht Lauf des Wassers verändern lassen, werden, um Frostschäden zu vermei- Sicherheit geht vor bis es schließlich im unteren Teil des den. Zukünftig sind also besonders im Spielplatzes im Boden versickert. Ein Tiger-Tal leuchtende Kinderaugen zu Das neue Planschparadies für Kinder bisschen dürfte die Szenerie an einen erwarten, wenn es endlich heißt: „Was- befindet sich unterhalb der Tigeranlage Western erinnert, in dem nach Gold ge- ser Marsch“! auf der Wiese zwischen den Kunstfel- schürft wird und wer weiß, vielleicht Andrea Bürger sen. Er beginnt unter der Sambatrasse und endet kurz vor dem Weg oberhalb der Patagonienanlage. Vier der künst- lichen Felsen in diesem Bereich müs- sen dort für den Spielplatz weichen. Die mit dem Wasser spielenden Kinder könnten die Grenzen des Spielplatzes im Eifer des Gefechts vergessen und auf die Felsen klettern. Da die Felsen – wie auch die gesamte Zooerweiterung mit Tiger- und Löwenanlage – mit Geldern der Regionale 2006 gefördert wurden, musste im Vorfeld eine Ge- nehmigung der zuständigen Behörde des Landes für die Veränderung einge- holt werden. Ohne das aufwändige und zeitfressende Verfahren wäre der Zoo Gefahr gelaufen, einen Teil der För- dermittel zurückzahlen zu müssen. Der Spielplatz kann daher nun erst mit ei- Das Konzept des Wasserspielplatzes im Tiger-Tal Zeichnung: Stadt Wuppertal Impressum Herausgeber: Zoo-Verein Wuppertal e.V. Redaktion: Susanne Bossy, Barbara Brötz, Andrea Bürger Geschäftsstelle: Hubertusallee 30, 42117 Wuppertal Andreas Haeser-Kalthoff (verantwortlich), Internet: www.zoo-verein-wuppertal.de Bruno Hensel, Eva-Maria Hermann, Astrid Padberg ISSN 1866-1920 Kontakt: Zoo-Verein Wuppertal e.V. Gesamtherstellung: Bergische Blätter Verlags GmbH Dipl.-Biol. Andreas Haeser-Kalthoff Schützenstraße 45, 42281 Wuppertal Telefon: (0202) 563-3662 Layout: Benjamin Ballmann E-Mail: pinguinal@zoo-verein-wuppertal.de Internet: www.bergische-blaetter.de Auflage: 5.000 Exemplare Papier: FSC®-zertifiziertes Papier Logo/Siegel Pinguinal 18 / 1- 2016 15
Ein Wald für die Milus Die Davidshirsche erhalten eine neue Anlage Die neue Anlage für die Milus, die zur Zeit im Grünen Zoo Wuppertal entsteht, existierte schon recht lange als Idee in den Köpfen der Zoolei- tung. Sie ist Teil des Konzeptes „Grü- ner Zoo 2020“, das von Zoodirektor Dr. Arne Lawrenz und seinem Team entwickelt wurde und nun Schritt für Schritt umgesetzt wird. Bevor jedoch mit der eigentlichen Planung und dem Bau begonnen werden konnte, war es notwendig, die Fläche auf ihre neue Bestimmung vorzubereiten. Denn in dem Waldabschnitt gegenüber dem Kianggehege, in dem die neue Anla- ge entsteht, wuchsen unter anderem Narzissen oder Osterglocken, die für Die Milus ziehen bald in ein neues Gehege um Foto: Barbara Scheer die Tiere giftig sind. Und so mussten zunächst einmal über mehrere Jahre Bereich der neuen Anlage stehen. errichtet. Dort wird es auch ein Vor- die schädlichen Pflanzen aus diesem Im vergangenen Jahr begannen dann gehege geben, in dem einzelne Tiere Bereich entfernt werden. Gleichzei- die konkreten Planungen für die Anla- bei Bedarf von der Gruppe abgetrennt tig wurden um einige Bäume bereits ge. Sie wird fast den gesamten bislang werden können. Die Umzäunung der Schutzzonen aus Ästen errichtet, um ungenutzten Waldbereich gegenüber Anlage wird im Stile eines Wildgatters die Milus vom Abschälen der Rinde den Rentieren und Kiangs einnehmen erfolgen, Besuchern werden sich viele abzuhalten. Möglicherweise wird es und sich bis zur Mauer an der Zoo- Möglichkeiten für Einblicke in das Ge- noch weitere Schutzmaßnahmen für grenze erstrecken. Im unteren Bereich hege bieten. Als Besonderheit wird ein einen Teil der Bäume geben, die im der Anlage wird ein Stall für die Milus Hochstand errichtet, von dem aus die Milus wurden dank umfassender Bemühungen der Zoos vor dem Aussterben bewahrt Foto: Barbara Scheer 16 Pinguinal 18 / 1- 2016
Anlage überblickt werden kann. Die alten Vogelvolieren, die sich an der Stelle befunden hatten, wo der Stall für die Milus gebaut wird, waren schon vor einiger Zeit wegen Baufälligkeit außer Betrieb genommen worden. Die letzten Reste wurden zu Beginn dieses Jahres abgerissen und die Fläche für den Bau des Stalls vorbereitet. Naturnahe Gestaltung der Anlage Für die Davidshirsche, wie die Milus auch genannt werden, stellt die neue Anlage eine deutliche Verbesserung ihrer Haltungsbedingungen dar. Sie kommt dem Lebensraum der Tiere, deren ursprüngliche Heimat bewalde- te Sumpfgebiete und sumpfige Ebenen im Nordosten Chinas sind, mit ihrem natürlichen Waldboden sehr nahe. Pläne für den neuen Milustall Zeichnung: GMW Auch für die Zoobesucher wird die Anlage durch ihre naturnahe Gestal- tung und die guten Möglichkeiten zur Milus sind ein Beispiel einer Tierart, die es ohne die Bemühungen Zoologi- Beobachtung der Tiere attraktiver sein scher Gärten heute nicht mehr geben würde. Sie wurden erst 1865 für die west- als das bisherige Milugehege. Und für liche Welt entdeckt, damals gab es sie schon nur noch im kaiserlichen Jagdpark den Zoo ebenfalls sehr wichtig sind die in Peking. Zur Jahrhundertwende wurden die letzten Exemplare im Freiland deutlich besseren Möglichkeiten des ausgerottet. Durch das Zusammenführen der letzten Exemplare in menschli- Tiermanagements, die mit der Anlage cher Obhut gelang es, wieder eine neue Population aufzubauen und auf meh- geschaffen werden (also zum Beispiel rere Zoologische Gärten zu verteilen. 1985 wurde schließlich mit einem Aus- die Möglichkeit, Tiere voneinander wilderungsprojekt in China begonnen. Heute gibt es dank dieser Bemühungen abzutrennen oder für eine Behandlung dort wieder freilebende Milus, die meisten davon in geschützten Reservaten. festzusetzen). Die alte Anlage der Milus wird nach deren Umzug nicht lange leer stehen, gewisse behutsame Umgestaltung der onen in Zentralasien beheimatet sind. sondern soll möglichst schnell den Anlage ist geplant, um auch hier dem Der Zoo-Verein hat angeboten, die Takinen mit zur Verfügung gestellt Lebensraum der Takine näher zu kom- Finanzierung dieses Umbaus zu über- werden, die das Gehege unterhalb der men, die in feuchten Bambus- und nehmen. jetzigen Miluanlage bewohnen. Eine Rhododendronwäldern der Bergregi- Andreas Haeser-Kalthoff Trauer um ein verdientes Vereinsmitglied Nachruf auf Wilfried Jakob den. Wilfried Jakob war dem Zoo und dem Zoo-Verein stets eng verbunden. Am 14. Februar 2016 verstarb nach Seiner Beharrlichkeit als Stadtrat ist langer schwerer Krankheit unser Ver- es unter anderem zu verdanken, dass einsmitglied Wilfried Jakob im Alter das neue Elefantenhaus von der Stadt von 82 Jahren. Für seine jahrzehnte- Wuppertal gebaut werden konnte. Da- lange Tätigkeit im Beirat des Zoo-Ver- mit wurde der Grundstock für die er- eins, die er erst im vergangenen Jahr folgreichste Nachzucht Afrikanischer beendet hatte, war er noch zuletzt im Elefanten in Europa gelegt. Unser Mit- Herbst 2015 bei der Festveranstaltung gefühl gilt seiner Familie, wir werden zum Vereinsjubiläum mit einer Gol- Wilfried Jakob nicht vergessen. denen Ehrennadel ausgezeichnet wor- Bruno Hensel Wilfried Jakobs Foto: Wolfgang Köthe Pinguinal 18 / 1- 2016 17
Einsatz von Psychopharmaka bei Zootieren Kritische Überprüfung des Medikamenteneinsatzes im Zoo Im Mai 2014 sorgte ein Artikel in der Zeitung „Die Welt“ für Wirbel. Darin wurde behauptet, dass in deutschen Zoos systematisch Psychopharmaka eingesetzt würden, letztlich verbun- den mit dem Vorwurf, auf diesem Weg ungeeignete Haltungsbedingungen zu verbergen. Diesem Artikel folgte eine Diskussion, auf die die Politik in Nord- rhein-Westfalen schließlich mit einer Untersuchung des Einsatzes von Psy- chopharmaka in Zoos reagierte. Der „Stern“ griff im Oktober 2015 dieses Thema noch einmal auf, diesmal gab es allerdings kaum noch Reaktionen. Der Grüne Zoo Wuppertal stellte sich Psychopharmaka können bei Bedarf auch bei Gelbrückenduckern eingesetzt werden von Anfang an offen diesem Thema Foto: Dr. Alexander Sliwa und veröffentlichte Auszüge aus sei- ner Datenbank über die Verwendung Was sind Psychopharmaka? mentengruppen mit unterschiedlichen sämtlicher Medikamente bei seinen Wirkungsweisen beinhaltet. Die hier Zootieren. Sie sind noch heute auf der Bei Psychopharmaka handelt sich um relevante Medikamentengruppe, deren Internetseite des Zoos abrufbar und Substanzen, die bestimmte Stoffwech- angeblich systematische Verwendung versehen mit Erläuterungen zur Ver- selvorgänge im Gehirn beeinflussen den Zoos vorgehalten wurde, ist der wendung von Psychopharmaka, die und so die psychische Verfassung än- Bereich der Beruhigungsmittel oder selbstverständlich auch im Zoo zum dern können. Es ist ein sehr weit gefass- Sedativa, zu dem auch das allgemein Wohle der Tiere eingesetzt werden. ter Begriff, der verschiedene Medika- bekannte Valium gehört. Diese Medi- Fluchttiere wie dieses Zebra können für Transporte schonend sediert werden Foto: Barbara Scheer 18 Pinguinal 18 / 1- 2016
kamente wirken muskelentspannend und auf ihre speziellen Bedürfnisse und Angst lösend, womit zum Teil angepasste Narkose zu bieten. Selbst- auch eine schmerzlindernde Wirkung, verständlich geht es dabei auch um die z.B. bei Rückenschmerzen, einhergeht. Stress- und Schmerzreduktion. Dem- Valium enthält den Wirkstoff Diaze- entsprechend erhalten manche Tiere pam und ist ebenso wie Midazolam vor einem geplanten Eingriff ein Beru- ein nur kurz wirkendes Beruhigungs- higungsmittel, meistens mit Diazepam mittel. Demgegenüber gibt es Sedativa als Wirkstoff. Sie gehen damit viel ru- mit Depotwirkung (d. h. die Wirkung higer in die Narkose, sind während der erstreckt sich über einen längeren Zeit- Operation in einem stabileren Zustand raum) wie z.B. Perphenazin. und benötigen weniger Narkosemittel, was letztlich zu geringeren Nebenwir- Anwendungsfelder von kungen führt. Hinzu kommt, dass Nar- Psychopharmaka im Zoo kosemittel oft verkrampfend wirken. Wuppertal Mit einer Vorbehandlung durch Valium wird dem entgegengewirkt, so dass Über 90 % dieser Medikamente werden die Muskulatur des Patienten während im Grünen Zoo Wuppertal im Zusam- des Eingriffs besser entspannen kann. menhang mit Narkosen eingesetzt, die Ähnliches – nur mit anderen Medika- Indischer Leopard Foto: Diedrich Kranz für die meisten diagnostischen und the- menten – wird in der Humanmedizin rapeutischen Maßnahmen erforderlich bei Operationen auch gemacht. Fluchttiere wie Gazellen, Antilopen sind. Die Narkosetechniken haben sich Zu einem geringen Anteil werden oder Zebras reagieren bei notwendi- im Bereich der Veterinärmedizin ext- Beruhigungsmittel zur Minimierung gen Transporten hektisch und nervös. rem verbessert. Heute können Erkennt- oder zur Abschwächung von Umge- Sie setzen sich einem hohen Selbst- nisse aus der Humanmedizin helfen, bungsreizen bei Zootieren im Grünen verletzungsrisiko aus und agieren bis den Tieren eine möglichst schonende Zoo Wuppertal eingesetzt. Vor allem zur Erschöpfung. Hier besteht eine VERWANDLUNGSKÜNSTLER Genau wie das Chamäleon kön- nen wir höchst flexibel die Farbe wechseln. Durch wegweisende Her- stellungsverfahren sorgen wir in der kunststofferzeugenden Indus- trie für eine einzigartige Vielfalt und erfüllen jeden Farbwunsch. Schnell, zuverlässig und treffgenau. FINKE MACHT DAS LEBEN BUNT. www.finke-colors.eu Pinguinal 18 / 1- 2016 19
medizinische Indikation für die Gabe ein Radio oder die Tiere werden, wenn von geringen Mengen eines Beruhi- zum Beispiel Bäume in der Umgebung gungsmittels, um Stress und Angst zu gefällt werden müssen, nicht mehr in vermeiden. So wurde zum Beispiel die Innenställe gebracht. Transportbo- einem jungen Zebra-Hengst, der im xen werden möglichst schon mehre- Oktober 2015 von Wuppertal in einen re Tage vor dem geplanten Transport niederländischen Zoo gebracht wurde, im Gehege aufgestellt, damit sich die fünf Tage vor dem Transport in einem Tiere daran gewöhnen und durch die Pferdeanhänger ein Depot-Beruhi- Kisten hindurch laufen können. Mit gungsmittel gegeben. Die Tierpfleger diesen und zahlreichen anderen Maß- bauten aus Kisten einen Gang, der nahmen werden die Zootiere auf natür- ihn aus seiner Box unmittelbar in den liche Weise desensibilisiert. Anhänger führte. Als es soweit war, Schließlich werden Beruhigungsmit- ging das junge Zebra zunächst direkt tel auch zu einem geringen Anteil zur aus seinem Stall in den Anhänger, um Schmerzlinderung eingesetzt. Dabei diesen dann rückwärts wieder zu ver- muss selbstverständlich eine streng lassen. Nach circa 30 Sekunden über- abgewogene medizinische Indikation wog allerdings die Neugier, so dass er vorliegen. Bei epileptischen Anfäl- erneut aus seiner Box in den Anhänger len, die mit starken Verkrampfungen lief. Er war dabei zwar noch etwas ner- einhergehen, hat sich Valium als mus- vös, aber keinesfalls panisch, so dass kelentspannendes Medikament be- der Transport zu seinem Wohle unge- währt. Bartaffe Foto: Barbara Scheer hindert erfolgen konnte. Auch bei der erstmaligen Zusammen- Verantwortungsvolle Verabreichung Verabreichung von Beruhigungsmit- führung neuer Tiere – insbesondere und Dokumentation teln verstanden, um Alltagssituationen wenn aggressives Verhalten erwartet zu bewältigen. Das lehnt der Grüne wird – kann eine geringe Dosis eines Wie auch in anderen Zoologischen Zoo Wuppertal strikt ab. Im Übrigen kurzfristig wirkenden Sedativums ein Gärten werden im Grünen Zoo Wup- hilft ein Mittel wie Valium nicht ge- angezeigtes Mittel sein, um die Tiere pertal Beruhigungsmittel nur nach ge- gen Aggressionen oder Stereotypien vor Schaden zu bewahren. Vorrangig nau ermittelter medizinischer Indikati- bei Tieren. Stattdessen wird im Zoo wird immer versucht, die Zootiere an on verabreicht. Die Behandlung wird viel Zeit darauf verwendet, schwierige normale Umgebungsreize zu gewöh- individuell auf das Tier und die Situ- Situationen der Tiere zu analysieren nen, um den Einsatz von Medikamen- ation abgestimmt, um dem Tierwohl und mit geeigneten tierpflegerischen ten zur Beruhigung nicht erforderlich zu dienen. Keinesfalls werden Medi- Maßnahmen und Veränderungen der zu machen. So sind viele Tiere daran kamente, wie Zoogegner behaupten, Haltungsbedingungen eine Lösung zu gewöhnt, dass sich Menschen in ihrem zum Zwecke des „social calming“ ein- finden. Stall aufhalten, manchmal läuft dort gesetzt. Hierunter wird die langfristige Die Verabreichung sämtlicher Medi- kamente an Zootiere wird akribisch genau in einer Datenbank dokumen- tiert. Gleiches gilt für den Einkauf der veterinärmedizinisch benötigten Medi- kamente. Der Inhalt der Datenbanken wird den zuständigen Behörden regel- mäßig vom Zoo gemeldet und von dort kontrolliert. Da der Grüne Zoo Wup- pertal um Transparenz bemüht ist, hat er zum Beispiel die Informationen aus diesen Datenbanken über den Einsatz von u.a. Diazepam, Midazolam und Perphenazin für die Zeit von 2004 bis 2014 öffentlich ins Netz gestellt. Kein Missbrauch von Medikamenten in der Zootierhaltung Die Berichterstattung in den Medien Beruhigungsmittel werden im Zoo meist bei Operationen eingesetzt, auch bei Sandkatzen hat zu einer Überprüfung der größten Foto: Barbara Scheer Zoos in Nordrhein-Westfalen geführt. 20 Pinguinal 18 / 1- 2016
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