The Save Movement - wir müssen kurz die Welt retten Seien Sie dabei am ersten "Lebenshoftag Schweiz"! - PRO - Stiftung ProTier, Zürich
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2/2019 PRO The Save Movement – wir müssen kurz die Welt retten Seien Sie dabei am ersten «Lebenshoftag Schweiz»! JAHRE P r o Ti e r
| INH A LT IMPRESSUM Editorial3 ProTier Zeitschrift Ein «Ort ohne Angst» um das eigene Leben 4 Ausgabe Juli, Nr. 2/2019 48. Jahrgang Wilds Kolumne – Tier-Ethik: Perspektivenwechsel 7 Erscheint 4 x jährlich Lieben heisst loslassen 8 Die grosse Not der Tiere in Albanien 9 Abonnement Lebenshoftag Schweiz 2019 10 Gönner, Paten und Spender erhalten die Zeitschrift kostenlos. The Save Movement – wir müssen kurz die Welt retten 12 Einzelnummer CHF 7.– Kein närrisches Gemüse ohne Tunnel! 15 Neuigkeiten vom Ganymed-Fohlenprojekt 16 Redaktion Serie Tiergesundheit: Bissverletzungen bei Katzen 18 Monika Wasenegger (mw) Ein Leben auf der Überholspur … 19 Barbara Kerkmeer (bk) Buchtipp: Die Absurdität unserer Überflussgesellschaft 19 Redaktionelle Mitarbeit Serie Tier und Recht: Schweine brauchen besseren rechtlichen Schutz 20 Joey Zijlstra (jz) Martina Futterlieb (mf) Katzenkastration – eine wichtige Massnahme zum Tierschutz 21 Bettina Ebner (be) Vegan kochen: Spaghetti Carbonara mit Räuchertofu 22 Animal Rights March 2019 in Zürich 22 Alle Rechte vorbehalten. Jede Art der Voliere Zürich: Warum der Vogel Federn lässt 23 Weiterverwendung der Artikel und Bilder Anmeldung Lebenshoftag Schweiz 2019 24 nur mit ausdrücklicher, schriftlicher Genehmigung der Redakt ion. Die Beiträge decken sich nicht zwingend Ein «Ort ohne Angst» um Lebenshoftag Schweiz mit der Meinung der Redaktion. das eigene Leben 24. August 2019 Titelbild Hund, Tierlignadenhof Foto © Tierlignadenhof Layout / Typografie Anita Estermann Design, aedesign.ch Druck 4 10 Staffel Medien AG, 8045 Zürich The Save Movement – Neuigkeiten vom Ganymed- wir müssen kurz die Welt retten Fohlenprojekt PRO 12 16 ProTier – Stiftung für Tier und Recht: Schweine brauchen Vegan kochen: Spaghetti Carbonara Tierschutz und Ethik besseren rechtlichen Schutz mit Räuchertofu Alfred-Escher-Strasse 17 CH-8002 Zürich Telefon 044 201 25 03 tierschutz@protier.ch www.protier.ch www.facebook.com/Stiftung.ProTier PC-Konto : 60-455782-5 IBAN: CH41 0900 0000 6045 5782 5 20 22 2 ProTier 2/ 19
ED I T O R I A L | Wenn wir Tieren begegnen, geht uns das Herz auf «Helfen kann jeder, es fängt damit an, dass man nicht wegschaut.» Tieren ein sicheres Zuhause zu bieten der Aussage «Ich kann nicht mehr, und sie zu lieben und zu umsorgen, weder finanziell noch körperlich» das ist für uns selbstverständlich, suchte er nach Lebensplätzen für wenn wir an unseren Hund oder un- seine Tiere. Doch es kam alles an- sere Katze denken. Dass diese Liebe ders. Viele Menschen haben spon- und dieser Respekt auch für Nutz- tan mit Spenden und monatlichen tiere gelten sollten, darüber machen Patenschaften geholfen, die Kosten sich noch längst nicht alle Gedanken. für die Tiere zu decken. Andere ha- ben Hilfe bei der Arbeit auf dem Hof Dies sieht auf einem Lebenshof angeboten. Für ein Bett und etwas ganz anders aus. Dort dürfen alle Tie- zu essen packen sie mit an. Nicht nur Foto © ProTier re in Sicherheit leben, werden geliebt einmal, sondern regelmässig. und respektiert bis zu ihrem letzten Solche Geschichten machen Mut Nutzung machen kann, dies jedoch Tag. Solche Lebenshöfe gibt es im- und geben Kraft. Sie zeigen, dass gerne einmal selbst erleben und er- mer mehr. Auch Bauern, die nach die Veränderung, die wir so drin- fahren möchte, den heissen wir ganz Jahren mit Milchwirtschaft oder ei- gend nötig haben, möglich ist. Mö- herzlich zum ersten Lebenshoftag nem Mastbetrieb entscheiden, ihren gen bald noch viel mehr Menschen Schweiz willkommen. Am Samstag, Alltag zu verändern. Sie können nicht hinschauen und mögen die Tiere der 24. August 2019, laden die Lebens- mehr zuschauen, wie die Tiere noch Lebenshöfe ihre Botschaft weiterge- höfe aus unserem Netzwerk gemein- mehr und noch intensiver für unse- ben können. sam mit ProTier zum Kennenlernen re Zwecke (aus)genutzt werden, und Wir stehen mit den Lebenshöfen der Tiere auf ihren Höfen ein (mehr durchbrechen diesen Kreislauf, der in unserem Netzwerk in engem Kon- Informationen auf Seite 10/11). für sie sinnlos geworden ist. takt und besuchen sie wann immer möglich. Damit auch Sie sich ein «Erster Lebenshoftag Schweiz Bild machen können, berichten wir «Lebenshöfe verzichten auf viel.» am Samstag, 24. August.» Ihnen, liebe LeserInnen, ab Seite 4 von der Vaikuntha Farm. Dafür verzichten sie auf viel: Sie er- Lebenshöfe bilden den äusserst halten keine Subventionen mehr für wichtigen Gegenpol zur heutigen «Wir unterstützen, wo wir können.» ihre Tiere, und auch die Einkünfte Nutztierhaltung. Nebst der Tatsache, aus tierischen Produkten fallen weg. dass sie den Tieren das Leben geret- Aber die Arbeit auf dem Hof bleibt, Nicht gezögert, sondern sofort ge- tet haben, sorgen sie anschliessend und meist kommt noch mehr dazu, holfen haben wir diesen Frühling, als Tag für Tag für ihr Wohl. Gemeinsam damit sie Geld verdienen. Lebens- uns der Notruf vom Hof Narr wegen mit den Tieren begegnen sie den hofbetreiber leisten Grossartiges des zerstörten Gemüsetunnels (Seite Menschen, berühren ihr Herz und für und mit den Tieren und verdie- 15) und jener von Maria wegen des lassen sie ein Stück Zukunft erleben. nen unseren allergrössten Respekt. drohenden Endes der Tierhilfe Tira- Trotz allem schauen erst wenige na (Seite 9) erreichte. Das Wohl der Tiere ist unsere ge- Menschen hin und verstehen die Es ist wichtig, hinzuschauen, denn meinsame Herzensangelegenheit. Botschaft. die Missstände und Bilder, die «The Wir schauen nicht weg, sondern han- Save Movement» zeigt (ab Seite 12), deln und helfen. sind alles andere als leicht zu ertra- «Ich kann nicht mehr, gen und noch viel weniger zu akzep- weder finanziell noch körperlich.» tieren. Hier ist die Hilfe von uns allen Herzlichst Ihre dringend nötig, damit es solche Bil- Nicht weggeschaut haben viele Men- der eines Tages nicht mehr geben schen, als vor einigen Wochen ein wird! Lebenshofbetreiber in den sozialen Wer sich noch kein richtiges Bild Medien verzweifelt um Hilfe bat. Mit von einem Tierleben jenseits der Monika Wasenegger ProTier 2/ 19 3
Ein «Ort ohne Angst» um das eigene Leben Fotos © ProTier Gibt es den für heutige Nutztiere überhaupt noch? Doch, den gibt es; es ist einer dieser seltenen Orte des Friedens, wo Mensch und Tier in Harmonie zusammenleben und sich auf Augenhöhe begegnen: der Lebenshof «Vaikuntha Farm» im Aargau. Der Begriff Vaikuntha – aus dem Sanskrit – heisst übersetzt «Ort ohne Angst» und beschreibt ziemlich genau, nach welchem Leitsatz der Hof seit gut zehn Jahren geführt wird. Von Martina Futterlieb weiss niemand. Die Nabelschnur hing noch an ihm, und er musste mit der U ngefähr 50 Tiere leben mit Flasche aufgezogen werden, dadurch Dani und Fränzi auf der Vai- ist er bis heute sehr menschenbezo- kuntha Farm. Gerettete Pfer- gen. Und tatsächlich, er begleitet uns de, Kühe, Ziegen, Schafe und aus- den ganzen Vormittag auf unserem gestallte Hühner. Sie alle haben das Rundgang über den Lebenshof. Nur ganz grosse Los gezogen, denn sie in die Gemüsegärtnerei darf er nicht dürfen hier in Freiheit und Würde le- mit, die Salatsetzlinge danken es. ben bis an ihr Lebensende. «Die ehemalige Milchkuh Kunti ist die Mutter von allen Tieren hier», erzählt Dani weiter, «also natürlich «Gerettete Tiere – dafür leben wir.» nur im übertragenen Sinn.» Als wir in Kuntis Augen schauen, ist sofort «Der Ziegenbock Hari ist unser ‹Hof- klar, was er meint. Sie strahlen die hund›», sagt Dani schmunzelnd, «er Ruhe und Zufriedenheit einer Mut- folgt uns überallhin.» Hari wurde im ter aus, die weiss, dass für alle Kin- Tessin von Wanderern am Weges- der gut gesorgt ist. Der alte Cave, rand gefunden, nur ein paar Stunden ein ehemaliges Rennpferd, ist mit nach seiner Geburt. Weshalb seine seinen 28 Jahren das älteste Tier auf Mama ihn dort zurückgelassen hat, Ich bin hier der «Hofhund». dem Hof, aber für sein Alter ist er 4 ProTier 2/ 19
immer noch fit, auch wenn sich lang- sam einige Altersgebrechen bemerk- bar machen. Dann sind da noch die Schafe und die zutraulichen Hühner mit ihrem stolzen Hahn Garuda. Sie alle hatten ein traumatisches Schicksal hinter sich, als sie auf der Vaikuntha Farm ankamen und end- lich Frieden fanden. Die Gemüsegärtnerei als Existenzgrundlage – reicht das? Das alles muss natürlich auch fi- nanziert werden. Einige Tiere haben Paten, doch ihre eigene Existenz bestreiten Fränzi und Dani mit der Bio-Gemüsegärtnerei. Das feine Bio- gemüse verkaufen sie einmal in der Woche am Tessinerplatz-Markt in Zürich. «Am Anfang war es schwer», sagt Dani, «ich kam manchmal mit über der Hälfte des Gemüses wieder «Der Gemüseanbau sichert unsere Existenz.» nach Hause und fragte mich schon, ob wir vielleicht auf die falsche Kar- lichkeit und Charakter, genauso wie «Nur über das Herz findet Verän- te gesetzt hätten. Aber mittlerwei- ihre Haustiere auch. Wenn die Leute derung statt», so Dani weiter, «wir le kennen uns die Leute und kaufen das bei uns sehen und fühlen dürfen, müssen wegkommen von der ‹Immer gern bei uns ein. Das macht Freude realisieren sie auch, dass diese Tiere mehr und immer billiger›-Schiene und gibt uns die Bestätigung, dass von der Industrie zu anonymer Ware und den Tieren ihre Würde zurückge- wir das Richtige tun.» degradiert werden.» ben. Dafür empfangen wir Interes- Bis 2017 arbeitete Fränzi extern, um die Kosten für den Hof mitzutra- gen, und Dani kümmerte sich allein Es gibt dieses Jahr auf der Farm um all die Tiere plus die Gemüse- gärtnerei. Ende 2017 haben sie einen noch sehr viel zu tun grossen Schritt gewagt, und jetzt sind beide vollumfänglich auf dem Trotz aller Zuversicht, der Pferdestall ist immer noch ein Proviso- Hof beschäftigt, was für Dani eine rium, und der Auslauf muss befestigt werden. Die Baubewilligung enorme Entlastung bringt und ihnen haben sie zwar erhalten, aber für die Ausführung fehlt noch das etwas ganz Essenzielles ermöglicht: Geld. Dabei ist es besonders für die alten Pferde wichtig, einen häufiger und flexibler auf Besucher einzugehen und mehr Events anbie- neuen und gut abgedichteten Stall zu bekommen. ten zu können. «Klar, Ende Monat Ein weiteres Projekt ist der Schweineauslauf mit Suhle, um in fehlt der Lohn auf dem Konto, aber es geht schon irgendwie», sagt Fränzi. Zukunft auch ein paar Schweine aufnehmen zu können. «Anfragen für Lebenshofplätze hätten wir ja genügend», so Fränzi, «und es ist jedes Mal hart, wenn wir nein sagen müssen, weil die Infrastruktur «Nur über das Herz findet Veränderung statt.» noch fehlt. Ausserdem bräuchten wir auch einen kleinen Traktor, um im Sommer das Gras zu mähen, bisher haben wir das von «Wir empfangen viele Besucher auf Hand mit einer Einachser-Mähmaschine gemacht.» unserem Hof», erzählt Fränzi, «bei uns ist jeder willkommen. Die Menschen Bezüglich des Stallumbaus und des Schweineauslaufs hat ProTier sollen auf der Vaikuntha Farm unsere versprochen, Dani und Fränzi zu helfen. Tiere erleben dürfen, und zwar auch diejenigen Tiere, die sie sonst prak- Helfen Sie bitte mit und spenden Sie einen Beitrag tisch nicht mehr erleben können, so- unter dem Vermerk «Vaikuntha Farm». genannte Nutztiere. Viele Menschen kennen diese Tiere nur noch aus der Den Einzahlungsschein dazu finden Sie in der Heftmitte. Werbung, doch sie haben Persön- ProTier 2/ 19 5
Sich auf Augenhöhe begegnen. Ich brauche einen neuen Stall. sierte – häufig sind es auch Schul- ländes, das zuvor intensiv bewirt- rierung des Vaikuntha-Geländes sind klassen – und ermöglichen ihnen den schaftetes Weideland war. Sie haben aber noch diverse – auch bauliche Austausch mit unseren Tieren. es komplett als Biodiversitäts-Aus- – Massnahmen nötig, die Zeit, aber Diese Aufklärungsarbeit ist für gleichsfläche angemeldet. Die Bio auch Geld benötigen. uns das Wichtigste, denn jeder Ein- diversitäts-Ausgleichsflächen sollen Trotzdem ist es Fränzi und Dani zelne, der unseren Hof verlässt und – ergänzend zu Naturschutzflächen – ein grosses Anliegen, die Renaturie- an seinen Essgewohnheiten und sei- einheimischen Pflanzen und Tieren rung des kompletten Geländes vor nem Konsumverhalten etwas ändert, Lebensräume im Landwirtschaftsge- anzutreiben, denn die heimische ist ein Erfolg.» biet bieten. Dadurch soll die natür- Flora und Fauna wird immer mehr liche Artenvielfalt gefördert, ein wei- von der intensiven Landwirtschaft Es geht immer um das Ganze terer Artenverlust vermieden und die verdrängt. Die Biodiversität nimmt Seit zehn Jahren arbeiten Fränzi und Wiederausbreitung bedrohter Arten stetig ab, und obwohl das längst be- Dani an der Renaturierung des Ge- ermöglicht werden. Für die Renatu- kannt ist, wird – abgesehen von den bestehenden Naturschutzgebieten – viel zu wenig dagegen unternom- men. Es geht immer um das Ganze, das Gleichgewicht soll auf allen Ebenen wiederhergestellt werden. Fränzi und Dani tun das einerseits mit ihrem Le- benshof für Tiere und der öffentlichen Aufklärungsarbeit, andererseits mit dem Anbau von gesundem Bioge- müse und der Renaturierung ihres Geländes. Besonders rentabel ist ihr Unternehmen aber nicht; das ist auch der Grund, weshalb die meisten landwirtschaftlichen Betriebe in eine dieser Philosophie entgegengesetzte Richtung gehen. Das wird von der Wirtschaft wie auch von der Politik so diktiert, der Nachdruck liegt auf Ökonomie, nicht auf Ökologie. Von Umdenken spürt man diesbezüglich leider noch sehr wenig. Dani und Fränzi Schmid ziehen am selben Strick. ■ 6 ProTier 2/ 19
T IER - E T HIK – W IL D S KO L U MNE | Perspektivenwechsel Von Markus Wild 54,5 Prozent Nein. Am 19. Mai 2019 lehnte die Stimmbevölkerung von Basel-Stadt das «Ozeanium» ab. Das Ozeanium war ein seit fast zehn Jahren vorbereitetes Prestigeprojekt des Basler Zoos: Ein grosses Aqua- rium sollte ab 2024 Meeresbewohner aller Art zeigen, unzählige Besuche- rinnen und Besucher nach Basel lo- cken, Generationen von Kindern und Jugendlichen für die Bedrohung der Weltmeere, für Umwelt- und Arten- schutz sensibilisieren und dem ein- geengten Stadtzoo Wachstum erlau- ben. Klingt doch gut. Foto © Markus Wild Der «Zolli» gehört wie die Fas- nacht oder der FCB zu den unver- rückbaren Werten der Stadt am Rhein. Der Basler Zoo hatte die Un- terstützung des Parlaments, er hatte Markus Wild mit Hund Titus. bereits über 50 Millionen Franken an privaten Spenden beisammen, er in- auf einen Fächer von fantasievollen Deut hilft? Nein, das will und kann vestierte Zehntausende von Franken Kleinaktionen. Und dank des Klima- man nicht mehr glauben. Das klingt in den Abstimmungskampf, wochen- streiks sah man Tiere, Umwelt, Kli- nicht gut und nicht erfolgverspre- lang lächelte die Lokalprominenz von ma plötzlich als Glieder einer Kette. chend! den omnipräsenten JA-Plakaten. Im Zentrum dieses Rings, dieses Fä- Klingt doch erfolgversprechend. chers, dieser Kette aber stand ein ein- Ich hoffe, dass der Widerstand faches, starkes Bild, das alles zusam- gegen das Ozeanium ein Modell für Und dennoch: 54,5 Prozent Nein. menhielt: ein einzelner Korallenfisch zukünftige Tierpolitik sein wird: far- Wie war das möglich? Ich gehörte in einem kleinen transparenten Plas- bige Allianzen, fantasievolle Aktio- zum Lager der aktiven Gegner des tikbeutel vor blauem Hintergrund. nen, ein kraftvolles Bild. So ändern Projekts und war bis zuletzt unsicher. die Menschen ihre Perspektive und Was war passiert? Natürlich, es gab Plötzlich sah man, dass es um beginnen die Welt auch mit den Au- Argumente pro und contra. Als Geg- Tiere geht; plötzlich sah man alles gen der Tiere zu sehen. Wir stehen ner bin ich der Ansicht, dass wir die mit Blick auf die Tiere und was wir ih- erst am Anfang dieser Revolution besseren Argumente hatten. Aber nen antun. Sollen wir sie tatsächlich der Denkungsart. ■ ich denke, das erklärt die Niederlage aus dem Meer holen und nach Ba- des Zoos nicht. Vielmehr hatte der sel transportieren in der Hoffnung, Wind gedreht. Oder besser: Die Per- dass diese sonderbare Schaustel- Porträt spektive hatte gewechselt. Es ist wie lung irgendetwas am katastropha- bei Kippbildern. Plötzlich sieht man len Zustand der Meere ändern wird? Markus Wild ist Philosophie-Pro- in einer Zeichnung keine junge Dame Sollten wir wirklich glauben, dass fessor an der Universität Basel mehr, sondern eine alte Hexe, plötz- der rücksichtslose und unkontrol- und beschäftigt sich seit mehr als lich sieht man statt eines Hasen eine lierte Fischfang, der uns Fische auf zehn Jahren mit dem Geist der Ente. dem Teller präsentiert, von anderem Tiere. Geist ist als der ebenso rücksichts- Zu seinen Hauptforschungsgebie Die Gegnerschaft bestand aus ei- lose und unkontrollierte Fischfang, ten gehört die Tierphilosophie, die nem Ring von politischen Parteien, der uns Fische hinter Glas präsen- sich mit Fragen des Mensch-Tier- Umweltschutzverbänden, Tierrechts- tiert? Sollten wir tatsächlich denken, Unterschieds, des Denkens und organisationen, Einzelpersonen und dass die Überführung dieser Tiere des Bewusstseins bei Tieren und der Klimajugend. Sie setzte nicht auf ins Binnenland Schweiz den Nöten der Tierethik beschäftigt. Hochglanzplakataktionen, sondern der Meeresbewohner auch nur einen ProTier 2/ 19 7
Lieben heisst loslassen Viele Tierhalter kennen die Situation: Ein Tier verunglückt oder erkrankt plötzlich schwer und braucht sofort medizinische Hilfe. Die Kosten für die Behandlung schiessen in die Höhe, und je nach finanziellen Möglichkeiten stösst man irgendwann an seine Grenzen. Schweren Herzens sieht man sich gezwungen, eine Entscheidung gegen das Herz, aber für das Tier zu fällen. Von Barbara Kerkmeer E ine verzweifelte Tierhalterin meldete sich telefonisch bei uns. Ihre sechs Monate alte Katze sei schwer verunglückt, von einem Auto angefahren worden, und werde im Tierspital Zürich operiert. Das Tier war so schwer verletzt, dass eine Operation unumgänglich war. Die Polizei hatte die Katze gefunden und direkt ins Tierspital gebracht, die Halterin wurde erst später informiert. Selbstverständlich muss in so einem Fall sofort geholfen werden, und es ist klar, dass Kosten entste- hen. Im Fall der kleinen Katze sum- mierten sich diese schon bald auf sechstausend Franken, Folgekosten Foto: zvg waren noch nicht abschätzbar. Medizinische Behandlungen sind auch für Tiere teuer Das Tierspital schlug vor, die Kat- Frau, sich auf die neue Situation ein- Für die Halterin, eine Studentin, war ze einer Mitarbeiterin des Spitals zu zustellen. Ihr Schmerz war gut nach- es unmöglich, diese Summe innert übergeben. Damit sei auch die pro- vollziehbar, aber die Fakten waren nützlicher Frist aufzubringen, und fessionelle Nachversorgung für das es auch. Die Katze lebt heute bei der die unvorhersehbaren Folgekosten Tier gewährleistet und eventuelle Fol- Tierspitalmitarbeiterin, und die Stu- waren wie ein Damoklesschwert für gekosten könnten finanziert werden. dentin hat ihr Tier nicht mehr gese- sie. hen. Wie es der Katze heute geht, Das Tierspital kam der jungen Der Preis, wenn die Vernunft wissen wir nicht. Frau im Hinblick auf die Kosten sehr über die Liebe siegt entgegen, aber die notwendigen Die Katzenhalterin – und ehrlich ge- Ende gut, alles gut? Behandlungen waren so kostspie- sagt auch wir – war im ersten Mo- Ja, denn für die schwerverletzte Kat- lig, dass die Rechnung am Schluss ment absolut schockiert von diesem ze wurde die optimale Lösung gefun- doch sehr hoch war. Löblicherweise Vorschlag. Musste die Frau jetzt auf den. Sie wird von der neuen Halterin, wurde nicht entschieden, das Tier ihr geliebtes Haustier verzichten, nur die über tiermedizinische Kenntnisse wegen Geldmangels der Halterin weil sie nicht so viel Geld hat? Das und finanzielle Reserven verfügt, ge- einzuschläfern, doch das Tierspital durfte doch nicht sein! sund gepflegt und auch im Fall von musste auf der Kostenübernahme Bei genauerem Hinsehen und Komplikationen optimal betreut. bestehen, bevor das Tier der Halte- nach verschiedenen Gesprächen wur- Die Tierhalterin hat sich bei aller rin zurückgegeben werden konnte. de uns klar, dass es einfach darum Trauer mit der Situation abgefunden Wir versuchten zu helfen, spra- ging, die beste Lösung für das Tier zu und versteht, dass ihre Möglichkei- chen mit den Ärzten und der Tierhalte- finden. Die Halterin liebte ihre Katze ten, dem Tier beizustehen, sehr be- rin und ermöglichten eine finanzielle sehr, doch aufgrund des Unfalls und schränkt sind. Unterstützung. Natürlich war es uns der möglichen Folgekosten war es ihr Lieben heisst oft auch loslassen. nicht möglich, die gesamten Kosten nicht mehr möglich, für ihr Tier aufzu- Wer sein Tier liebt und will, dass es zu übernehmen, und da die Halterin kommen – traurig, aber wahr. ihm gutgeht, muss in gewissen Fäl- keinerlei finanzielle Mittel hatte, löste Mit viel Verständnis und einfühl- len bereit sein, das Wohl des Tieres unser Beitrag das Problem nicht. samen Gesprächen halfen wir der vor sein eigenes zu stellen. ■ 8 ProTier 2/ 19
Die grosse Not der Tiere in Albanien – wenn sich jemand hinzuschauen traut Maria Cristina Medina stammt aus den Bündner Bergen und lebt seit 2006 in Tirana. Dort gründete sie das erste Tierheim in Albanien. Sie nimmt sich der unzähligen verletzten, vernachlässigten und gequälten Tiere an, und seit 2009 darf sich die Tierhilfe Tirana als anerkanntes Tierheim bezeichnen. Von Bettina Ebner D ie Bevölkerung in manchen südlichen Ländern ist noch immer zu wenig sensibilisiert gegenüber dem Elend der Tiere in ih- rem Land. In der Regel soll ein Hund in Albanien nur einen Zweck erfül- len: Er wird als Wachhund oder Ge- brauchshund eingesetzt und hat zu Foto © Tierhilfe Tirana funktionieren. Viele Hunde werden ein Leben lang an einer kurzen Kette gehalten. Meist haben sie statt eines Halsbands einen Draht oder eine Schnur um Hier sind wir in Sicherheit. den Hals gelegt, die irgendwann in die Haut einwachsen, was dem Tier nischen Bevölkerung einleiten. Zurzeit auch seit Jahren getragen. Aber nun starke Schmerzen bereitet. Nicht alle leben rund 300 Tiere auf dem 12’000 steht sie vor einem riesigen Problem Hunde haben ein geschütztes Plätz- m2 grossen Tierhilfehof, wo Pferde, und bat ihr Netzwerk um Hilfe. Die chen, oft sind sie schutzlos der Witte- Hunde, Katzen, Esel, Schafe und Mu- Bilder aus Tirana sind dramatisch, rung ausgesetzt. Futter und frisches lis eine liebevolle Betreuung finden. und weil Tierleid kein Fremdwort für Wasser gibt es kaum, und die Tiere uns ist, traf uns der Hilferuf mitten hungern elend. Erfüllen sie ihre «Auf- ins Herz. «Tierschutz muss grenzenlos sein.» gabe» nicht mehr, werden sie aus- Maria kämpft unermüdlich für gesetzt, zu Tode geprügelt, vergiftet notleidende Tiere und steht plötz- oder ertränkt. Auch viele andere Tiere, Die Tiere, die zur Tierhilfe kommen, lich vor einem Engpass. Das Geld wie etwa Esel, Pferde oder Schafe, haben ein traumatisierendes Leben für die Tiere fehlt, und die jahrelan- werden wie sie als gebrauchte Wa- hinter sich. Mit viel Herzblut und Hin- ge finanzielle Unterstützung aus der re entsorgt, wenn sie dem Menschen gabe werden sie tierärztlich behan- eigenen Familie ist nicht mehr länger keinen Nutzen mehr bringen. delt, gepflegt, geimpft und kastriert. möglich. Plötzlich kann sie kein Fut- Sie werden sozialisiert und dürfen ter mehr für die Tiere kaufen, Tier- zum ersten Mal in ihrem Leben erfah- arztrechnungen sind offen und die «Der eingewachsene Draht ren, was es heisst, umsorgt und ge- Tierhilfe steht kurz vor dem Aus. am Hals schmerzt.» liebt zu werden. Schliesslich wird ein Doch wohin mit so vielen Tieren? liebevolles Zuhause für sie gesucht. Dank der finanziellen Unterstützung Tierhilfe Tirana in Albanien von ProTier, Gesuchen an neue Geld- Unter der Leitung von Maria setzt sich Die Tierhilfe Tirana braucht Ihre geber und der Spenden von vielen die Tierhilfe Tirana seit 13 Jahren für Unterstützung tierliebenden Menschen ist es ge- die Tiere in Albanien ein. Sie bekom- Seit Jahresanfang kämpft die Tierhilfe lungen, das Tierheim in ruhigere men eine Stimme, und sie werden als Tirana ums Überleben und um das Gewässer zu bringen. Danke, dass fühlende und schutzbedürftige We- Wohlergehen der Tiere. Das Tierheim wir mit Ihrer Hilfe in solcher Not ein- sen behandelt. Um ihnen ein Leben ist im Unterhalt enorm kostspielig, greifen können und die Tiere Schutz in Würde zu schenken, mussten lang- und es wird vom Staat nicht unter- und Sicherheit erfahren. wierige, nervenaufreibende Auseinan- stützt. Es wird vollständig über Spen- Möchten auch Sie Tieren helfen? dersetzungen mit Behörden durchge- den finanziert und ist somit dringend Dann unterstützen Sie unser Engage- standen werden. Aber mit den Jahren auf Unterstützung angewiesen. ment mit einer Spende. Danke, dass konnte das Tierheim durch Vermitt- Maria ist im Netzwerk der Le- Sie ProTier helfen, wenn Tiere in Not lungsarbeit ein Umdenken in der alba- benshöfe gut vernetzt und wird dort sind! ■ ProTier 2/ 19 9
Lebenshoftag Schweiz, 24. August 2019 Ein Erlebnistag mit wahren Tier-Mensch-Begegnungen Am Samstag, 24. August, organisiert ProTier zusammen mit sieben Lebenshöfen den ersten Lebens- hoftag Schweiz. Tür und Tor werden geöffnet, um Tiere für die Besucher erlebbar zu machen. Die Hofbesitzer nehmen sich an diesem Besuchstag ausgiebig Zeit, um Ihnen ihre Tiere, ihre Arbeit und ihre zukunftsweisende Vision zu zeigen. Von Joey Zijlstra ziert werden können, bei der medi- ProTier ist überzeugt, dass diese zinischen Versorgung sowie bei der Tier-Mensch-Erlebnisse für Erwach- S eit bald sechs Jahren fördert Anpassung der Infrastruktur. sene und Kinder der Schlüssel zum ProTier als Netzwerkpartner Verständnis und ein Anreiz zum die Arbeit der Lebenshöfe. Die Überdenken unserer menschlichen «Erstmals werden am Lebenshoftag Stiftung organisiert zweimal jährlich Verhaltensmuster sind. Mit dem Le- Schweiz die Türen gemeinsam ein Treffen für die inzwischen über benshoftag Schweiz fängt ProTier geöffnet für eine interessierte 30 Höfe mit der Möglichkeit zum gemeinsam mit den Lebenshöfen an, breite Öffentlichkeit.» Erfahrungsaustausch sowie zur Dis die Türen für die breite Öffentlichkeit kussion fachlicher Themen. Auch zu öffnen. bietet ProTier Beratung und Kontakt Mit dem Lebenshoftag Schweiz möglichkeiten an für Lebenshöfe, macht ProTier den nächsten Schritt. «Die Höfe werden zum Lern- und die neu gegründet werden oder ihre Wir möchten die Lebenshöfe dabei Erlebnisplatz mit vielen Tieren.» Landwirtschaft umstellen wollen. unterstützen, dass ihre Stimme bes- Gleichzeitig ist ProTier Anlaufstel- ser gehört wird und gleichzeitig zei- le für Tiere in Not und oftmals deren gen, dass die Arbeit der Lebenshö- An diesemTag möchte ProTier Lebens letzte Hoffnung. Wir helfen finan- fe eine Chance für die Zukunft sein höfe erlebbar machen und Menschen ziell, wenn Tiere gerettet und plat- kann. und Tiere näher zusammenbringen. Finden Sie einen Hof in Ihrer Nähe Rielasingen-Worblingen (D) Kaisten Hunzenschwil Wald ZH Hinteregg Romont BE Kallnach 10 ProTier 2/ 19
Schenken Sie Hoffnung, werden Sie Lebenshof-Pate oder -Patin! Als Lebenshof-Pate unterstützen Sie das Netzwerk der Lebenshöfe in der Schweiz. Ein Lebenshof ist für verstos- sene und «überflüssig» gewordene Haus- und Nutztiere häufig die einzige Hoffnung auf Rettung. Als Lebenshof-Pate/-Patin helfen Sie ein ganzes Jahr lang. Mit Ihrer Patenschaft können Tiere in Not gerettet, medizinisch versorgt und ihren Bedürfnissen entspre- chend untergebracht werden – dort, wo es im Netzwerk möglich und sinnvoll ist. Der Patenschaftsfonds wird als Solidaritätsfonds geführt. Er trägt die Kosten, um ein Tier zu retten und medizinisch zu versorgen oder um bauliche Anpassungen vorzuneh- men, so dass ein Tier langfristig auf einem Hof Zuflucht finden kann. Als Lebenshof-Pate helfen Sie Tieren im Moment der grössten Not, damit sie ein Zuhause finden, und geben ihnen das zurück, was ihnen zusteht: Achtung, Respekt und ein bedürfnisgerechtes Leben bis zu ihrem letzten Tag! Möchten Sie Patin oder Pate werden? Dann melden Sie sich online an unter lebenshoefe-schweiz.ch oder rufen Sie uns an: 044 201 25 03 Ich lebe wohl auf dem Lebenshof. Wir möchten Herzen erreichen, Köpfe lich und verspielt Ihnen diese Tiere gen die weitverbreitete Tierhaltung inspirieren und zum Umdenken ani- begegnen, wenn sie ihrer Natur ent- hat. mieren. sprechend, gewaltfrei und würdevoll Mit ihrer ganzheitlichen Landwirt- Wenn Sie am Lebenshof tag leben können. schaft leben die Lebenshofbetreiber Schweiz einen Lebenshof besuchen, Die Hofbesitzer machen ihre Höfe vor, wie zukunftsweisender Nah- kommen Sie in Berührung mit vielen zum Lern- und Erlebnisplatz. Durch rungsmittelanbau für Tier, Mensch Tierpersönlichkeiten, und Sie werden Informationen und Gespräche kön- und Umwelt aussehen kann. erstaunt sein, wie neugierig, freund- nen Sie erfahren, welche Auswirkun- ■ Besuchen Sie am Samstag, 24. August 2019, einen der teilnehmenden Höfe in Ihrer Nähe: • Tierlignadenhof in Kaisten • Vaikuntha Farm in Hunzenschwil • Hof Narr in Hinteregg • Hof zuKUHnft in Wald ZH • Tierarche Seeland in Kallnach • Hof Tante Martha in Romont BE • Ganymed-Fohlenhof Arlen, Rielasingen-Worblingen, Deutschland Anmeldung bis 10. August mit dem Anmeldetalon auf der Fotos © ProTier letzten Seite dieses Magazins oder online auf: www.lebenshoefe-schweiz.ch Wir dürfen einfach sein. ProTier 2/ 19 11
The Save Movement – wir müssen kurz die Welt retten Fotos © The Save Movement «Wenn dir das Leiden eines anderen Wesens Schmerzen verursacht, unterwirf dich nicht dem anfänglichen Wunsch, vor dem Leidenden zu fliehen, sondern komm dem Leidenden so nahe wie möglich und versuche ihm zu helfen.» Diese Worte von Leo Tolstoi umreissen die Aufgabe, der sich «The Save Movement» weltweit verschrieben hat. Die Mitglieder legen Zeugnis ab vom Leiden der Tiere auf dem Weg ins Schlachthaus, geben der anonymen Masse Tier ein Gesicht und stehen den Tieren in ihren schwersten Stunden bei. Von Barbara Kerkmeer der Situation komplett ausgeliefert Anita, die zur Rolle der Wissenschaft sind. im Zusammenhang mit der Erzie- A ngefangen hat alles mit einem So entstand 2010 die Organisa- hung der Bevölkerung zum Thema Hundespaziergang von Anita tion «Toronto Pig Save». Zusammen Umwelt doktoriert hatte, The Save Krajnc, der späteren Gründe- mit anderen Aktivisten fing Anita an, Movement zu gründen. rin von The Save Movement. die Transporte von Schweinen auf Während sie entspannt mit ihrem ihrem Weg ins Schlachthaus zu be- Bei den Tieren sein Hund unterwegs war, begegnete ihr gleiten und zu dokumentieren. Na- The Save Movement ist ein soge- ein Transporter voller Schweine. Die tionale und internationale Bekannt- nanntes Grass-Root-Movement, auf Ampel stand auf Rot, und Anita hat- heit bekam das Engagement, als im Deutsch eine Graswurzelbewegung. te die Gelegenheit, den Tieren in die Hitzesommer 2015 in Toronto den Das bedeutet, die Bewegung ist basis- Augen zu schauen. Sie erkannte die leidenden Schweinen in einem kom- demokratisch und konsensorientiert Angst, den Schmerz und das Lei- plett überhitzten Transporter Wasser organisiert, arbeitet primär mit frei- den der Tiere und fragte sich, worin gereicht wurde. Der Schweinezüch- willigen Aktivisten und ist darauf aus- nun der Unterschied zwischen den ter und der Transporteur schätzten gelegt, bestehende Gesellschaftsfor- Schweinen und ihrem Hund läge. die gute Tat gar nicht, und sie reich- men aufzuzeigen und zu verändern. Plötzlich wurde ihr bewusst, dass ten gegen Anita Strafanzeige ein. Sie Krajnc und ihre Leute fingen an, es im Leiden und in der Empfindung wurde eingesperrt und musste vor bis zu dreimal pro Woche Zeugnis von Schmerz keinen Unterschied Gericht. Zwar wurde sie freigespro- beim Transport von sogenannten gibt und alle betroffenen Wesen chen, aber dieser Vorfall ermutigte «Schlacht»tieren wie Schweinen, 12 ProTier 2/ 19
Das Warten auf den nächsten Transporter. Kühen oder Geflügel abzulegen, zu sieht, dass auch sein Schnitzel früher gründen. Es braucht keine kompli- beobachten und zu dokumentieren. ein Gesicht hatte. Wer seinem Stück zierten Konzepte, langwierigen Ver- Ausserdem sind sie bei den Tieren Fleisch vor dem Verzehr in die Augen handlungen und Diskussionen. Man und stehen ihnen in den schlimms- geschaut hat, empfindet den Umgang meldet sich bei The Save Movement, ten Stunden bei. Nach Möglichkeit mit dem Produkt ganz anders. erhält Unterstützung, vernetzt sich erleichtern sie ihnen die Situation, via Social Media mit anderen Akti- indem sie ihnen Wasser reichen, ru- Die Faszination der visten, und schon entsteht eine neue hig zureden, sie vorsichtig berühren, Handlungsmöglichkeit Gruppe. Auch Geld ist kein grosses oder ihnen mit freundlichen Worten Gegründet wurde The Save Move- Thema, die meisten «Mitarbeiter» Respekt zollen. ment vor rund vier Jahren. Mittler- bei The Save Movement nehmen weile gibt es bereits mehr als 560 freiwillig und ehrenamtlich an den Gruppen weltweit, und täglich wer- «Vigils» (Zeugnis ablegen) vor den «Den Tieren in den schlimmsten den es mehr. Jeder, der sich für Schlachthöfen teil, jeder bringt seine Stunden Respekt zollen.» das Leid der Tiere interessiert und eigene Kamera mit, verteilt werden bisher das Gefühl hatte, dass er al- die Informationen über Social Media Ein grosses Anliegen ist es auch, lein nichts dagegen tun kann, hat wie Facebook, Twitter usw. Braucht der anonymen «Masse Tier» ein Ge- die Möglichkeit, einer Gruppe bei- es für eine spezielle Aktion doch mal sicht zu geben, damit der Konsument zutreten oder eine neue Gruppe zu finanzielle Mittel, werden diese per Crowdfunding (Sammelaktion) be- schafft. The Save Movement ist auch in der Schweiz aktiv, und ich hatte vor kurzem das Vergnügen, Silvano Lie- ger, den Koordinator der Bewegung für die Schweiz, kennenzulernen. Bei strömendem Regen trafen wir uns im «Impact Hub Zürich», einem innova- tiven Zentrum für die Zusammenar- beit vieler Menschen, Generationen und Kulturen, die sich gemeinsam für eine bessere Welt einsetzen. Silvano, ein freundlicher, zuvor- kommender, engagierter und höfli- cher junger Mann, hatte schnell mei- ne ungeteilte Aufmerksamkeit, als er voller Tatendrang und Zuversicht an- fing, die Welt zu umschreiben, die The «Die Tiere wollen, dass wir dort sind.» Save Movement kreieren möchte. ProTier 2/ 19 13
Dass diese Verantwortung nur mangelhaft wahrgenommen wird, zeigt sich u.a. in unserem Umgang mit Tieren. Sie werden verdrängt oder leiden in der Nutzung. Dank Be- wegungen wie The Save Movement besteht für jeden Bürger die Mög- lichkeit, gegen dieses System aktiv zu werden und den Tieren eine Stim- me zu geben. Natürlich ist es psychisch eine grosse Belastung, am frühen Mor- gen vor einem Schlachthof zu stehen und die Tiere in den Tod zu begleiten im Wissen, dass diese Tierpersön- lichkeiten keine Chance auf Rettung haben. Aber man ist nicht allein, zu- sammen mit Gleichgesinnten flüch- tet man nicht vor dem Leid, sondern legt Zeugnis ab und zollt den Tieren Respekt. «Vigils», wie die Aktionen ge- Kein Tier will sterben. nannt werden, sind nie gewalttätig. Sie richten sich weder gegen die Nur miteinander sind wir stark gemeinsam lebbaren Zukunft. Viele Chauffeure der Tiertransporte noch Er zeichnete das Bild einer Welt, in der jungen Leute, die sich auf diese gegen die Mitarbeiter des Schlacht- der nicht mehr jeder sich selbst der Weise einsetzen, sind sehr gut aus- hauses. Das Credo der Aktionen ist: Nächste ist, in der geteilt und mit- gebildet und verdienen ihr Geld in «Am Ende siegt die Liebe», und Lie- einander gearbeitet wird. In der Of- herausfordernden Jobs. be kann sich immer nur gewaltfrei fenheit und gegenseitiger Respekt manifestieren. die Grundlage jeglicher Zusammen- Den Tieren eine Stimme geben Anita Krajnc sagt in einem Inter- arbeit sind und grosse Herausforde- Tiere in der heutigen Gesellschaft view: «Die Tiere wollen, dass wir dort rungen wie Klima, Gesundheit, aber leben entweder wild – sie machen sind, sie sind dankbar für jede noch eben auch Tierleid angepackt wer- weltweit noch rund 3% aus –, beglei- so kleine Berührung und für jedes den, ohne dass zunächst über Ge- ten den Menschen als Heimtier oder wohlwollende Wort. Das gibt uns winnmaximierung diskutiert werden werden genutzt. Heim- und Nutztiere Kraft und Zuversicht, immer weiterzu- muss. machen 97% des Tierbestandes aus. machen und bei den Tieren zu sein.» Die Visionen von Silvano und Die dominierende Spezies auf dem den Aktivisten des Save Movement Planeten ist der Mensch, damit hat In der Kraft solcher Bewegungen sind keineswegs Tagträumereien, er auch eine grosse Verantwortung liegt die Chance auf eine friedliche sondern das realistische Bild einer allen «Mitwesen» gegenüber. Welt im Sinne aller! ■ 14 ProTier 2/ 19
Kein närrisches Gemüse ohne Tunnel! Der Schreck auf dem Hof Narr war gross, nachdem ein Frühlingssturm Mitte März den Gemüse tunnel dem Erdboden gleichgemacht hatte. Tagelange Arbeit und wertvolles Material waren verloren, und den Närrinnen und Narren des Hofes war schnell klar, dass eine professionelle Lösung für die Aufzucht des Gemüses gefunden werden musste. D er Hof Narr im Zürcher Ober- land ist ein ganz besonde- rer Ort. Ehemals sogenann- te Nutztiere wie Hühner, Truthähne, Enten, Schweine, Ziegen und Pferde werden hier aufgenommen, gepflegt, versorgt und bekommen die Möglich- keit, bis ans Ende ihrer Tage frei, ihren Bedürfnissen entsprechend und in Würde zu leben. An sich eine Selbst- verständlichkeit, würde man sagen, aber leider sind solche Lebensbedin- gungen weit weg von den Verhält- nissen, die Tiere in der sogenannten Foto © Hof Narr Nutzung ertragen müssen. «Arbeit mit Hand, Herz Der neue Tunnel steht – herzlichen Dank! und Verstand!» auch die Seele. Ganz im Gegensatz zu partner und selbstverständlich leis- «Schau mir in die Augen, Kleines!» Produkten von geschundenen Wesen. teten auch wir einen finanziellen Bei- – der berühmte Spruch von Hum- Mit vollem Körpereinsatz und trag. Uns liegen die Arbeit und das phrey Bogart im Film «Casablanca» wertvollem Material hatten die Nar- herausragende Engagement vom gilt auch für den Hof Narr. Wer ein- ren einen Gemüsetunnel zur frühen Hof Narr sehr am Herzen und auch mal mit einem Schwein gekuschelt Aufzucht des Gemüses gebaut. Bis wir erachten es als wichtig, dass den hat, ein schlafendes Huhn auf dem der grosse Frühlingssturm im März Tieren ihre Rechte zugestanden wer- Arm hielt, eine Pferdeherde auf die kam und mit seiner Intensität den den. Inzwischen steht der neue Ge- Weide galoppieren sah oder einen Tunnel dem Boden gleichmachte, müsetunnel. Vielen Dank an alle, die Truthahn beim Begrüssen der Narren zurück blieben die Trümmer. geholfen haben! erlebte, dem wird bewusst, dass die So hielten sich die Narren nicht anonyme Masse Tier, die täglich ge- lange mit dem Verlust auf, sondern «Die enorme Solidarität war quält und getötet wird, aus Individu- überlegten, wie es weitergehen soll- überwältigend!» en mit eigener Persönlichkeit besteht. te. Schnell war klar, dass sie einen Jeder, der «Fröilein Tiffy», einem der professionellen, sturmsicheren Ge- glücklichen Schweine, in die Augen müsetunnel mit sparsamer Bewässe- Der Hof Narr bedeutet für ProTier gesehen hat, versteht im Herzen, wie rungsanlage brauchten. So ein Tunnel ein wertvolles Beispiel praktischer viel Unrecht den Tieren angetan wird. kostet und sie riefen ein Crowdfun- Nachhaltigkeit, Transparenz und ein Die Narren müssen nicht viel sagen, ding ins Leben. hohes Engagement für die Natur. Fer- diese Aufgabe übernehmen die Tiere, ner Achtsamkeit und Verantwortung von Herz zu Herz. Wer Gutes tut, dem wird gegenüber Lebewesen. Und nicht geholfen zuletzt ist der Hof ein grossartiges Hilferuf vom Hof Narr Die Solidarität war unglaublich. Vie- Beispiel dafür, dass ein Leben von Die Leute vom Hof Narr wollen nicht le Menschen kennen den Hof Narr Menschen, Tieren und Pflanzen mög- «nur» mit dem Zeigefinger winken, ih- und seine innovativen und herzli- lich ist, ohne dass nur einem Glied re Message ist positiv, denn sie zeigen chen Betreiber. Innert kürzester Zeit aus der biologischen Kette Schaden auch ganz bewusst Alternativen auf. kamen CHF 20’000 zusammen, das zugefügt wird. Wir freuen uns, dass Gemüse zum Beispiel – lokales Gemü- war mehr, als der Wiederaufbau des ProTier einen Teil zu dieser wichtigen se, von Herzen gezogen, gepflegt und Tunnels benötigte. Botschaft beitragen kann! geerntet, nährt beim Menschen nicht Wir von ProTier unterstützen die nur den Körper, sondern vor allem Lebenshöfe Schweiz als Netzwerk- ProTier / keb ■ ProTier 2/ 19 15
Neuigkeiten vom Ganymed-Fohlenprojekt In unserer ProTier-Zeitschrift 4/2018 berichtete Irina Wenk ausführlich von ihrem Ganymed-Fohlen projekt und ihre Arbeit stiess bei unseren Lesern auf grosses Interesse. Einerseits, weil die Fohlen subventionspraxis hinterfragt wird, und andererseits, weil Irina einen ganz besonderen Umgang mit ihren Pferden pflegt. Lesen Sie hier, wie es weitergeht bei Ganymed. Von Bettina Ebner J ahrelang hatte Irina Wenk die Ga- nymed-Pferde eingestellt, selbst- verständlich in guten Ställen, trotzdem wuchs der Wunsch nach einem eigenen Zuhause für die Pfer- de. Mitte Dezember 2018 hat sich die einmalige Gelegenheit ergeben, ei- nen «eigenen» Hof zu beziehen. Bis dahin waren die Pferde auf verschie- Foto © ProTier denen Höfen untergebracht, was mit der steigenden Anzahl Pferde eine Reihe finanzieller und logistischer Uneingeschränkte Bewegungsfreiheit im neuen Paddocktrail. Herausforderungen und Probleme mit sich brachte. Doch jetzt wurde der Traum dank viel persönlichem chend immer Nahrung aufnehmen etwas immer so gemacht haben, hat Engagement und der finanziellen Un- können. Zusätzlich zum Paddocktrail aber nichts damit zu tun, dass das terstützung durch ProTier wahr: Der ist aktuell ein Round-Pen im Aufbau. Vorgehen sinnvoll war. Ganymed-Hof wurde Realität. Ein Round-Pen ist ein runder, einge- Menschen wie Irina brechen Tra- zäunter Platz, auf dem mit dem Pferd ditionen auf. Sie zeigen, dass alles Matschlos glücklich auf einer Kreisbahn gearbeitet wird. anders sein könnte, und sie beglei- Was Irina Wenk mit einem Team von Das dient der Gymnastizierung des ten Pferdebesitzer auf dem Weg in Helfern seit Dezember geleistet hat, Pferdes und dem gezielten Muskel- ein neues Zusammenleben von Tier ist unglaublich. Die Bilder, die uns er- aufbau. und Mensch. Dieser Weg dient nicht reichten, sprechen für sich. Die Boxen Die misshandelten Tiere, welche «nur» dem Pferd, sondern in erster wurden zu Gruppenliegeflächen für bei Irina ein neues, liebevolles Zu- Linie auch dem Menschen. die Pferde umgestaltet und ein Teil hause finden, haben oftmals Fehl- der Anlage wurde zu einem weitläu- stellungen im Bewegungsapparat Irina: «Wer nicht am Knotenhalfter figen, rund 300 m langen Paddocktrail und verspannte Muskeln. Dies ist mit seinem Pferd entspannt in den ausgebaut. Um den Paddocktrail auf- nicht weiter verwunderlich, da die Wald spazieren gehen kann, hat auf zubauen, musste der Auslaufbereich Tiere oftmals bereits im Fohlenal- seinem Rücken nichts verloren!» komplett saniert werden. Der ständi- ter zu schwerer körperlicher Arbeit ge Matsch, in dem sich die Tiere auf- gezwungen werden. Diesen Leiden halten mussten, war unzumutbar. Sie kann im Round-Pen optimal und Irinas Pferdefamilie wächst ständig, konnten sich nur ungenügend bewe- schonungsvoll entgegengewirk t da ein ethisch korrekter Umgang mit gen und die ständige Nässe an den werden und der Pferdekörper kann den Tieren noch lange nicht in allen Hufen stellte ein gesundheitliches Ri- sich behutsam regenerieren. Köpfen angekommen ist. So kam es, siko dar. dass Mitte April zwei neue Pferdebu- Nach der Errichtung des neu- Ganymed: Kompetenz im ben auf dem Ganymed-Hof eingezo- en Trails fühlen sich die Tiere nun Umgang mit dem Pferd gen sind: Tao und Zwirbel. «pferdewohl» in der Gruppe. Sie ha- Pferden und vielen anderen Tieren Auch diese zwei Kleinen muss- ben viel Auslauf, können sich rund geschieht Tierleid oft aus Unwis- ten in ihrem erst kurzen Leben be- um die Uhr frei bewegen und dür- senheit und nicht nur aus Ignoranz reits viel Leid von den Menschen er- fen selbst bestimmen, neben wem und einem Mangel an Einfühlungs- fahren. Nun dürfen sie bei Irina das und wo sie fressen oder sich aus- vermögen. Auch die Tradition spielt erste Mal in ihrem Leben ganz Pferd ruhen. Zwei grosse, reich gefüllte eine Rolle: «Das haben wir immer so sein, sie werden bedingungslos ge- Heuraufen sorgen dafür, dass die gemacht!», hören wir oft, wenn wir liebt und ihre traumatisierten Seelen Tiere ihren Bedürfnissen entspre- Tierhaltungen kritisieren. Dass wir können sich langsam erholen. 16 ProTier 2/ 19
Das Ganymed-Fohlen- projekt braucht weiterhin unsere Unterstützung Ein solcher Lebensraum, wie Foto © Valentina Schmitter, www.reflected.ch ihn Irina für ihre Schützlin- ge erschafft, erfordert nicht nur wochenlange körperliche Schwerstarbeit, sondern verur- sacht auch enorme Kosten. Schön, dass wir dieses ethisch wertvolle Projekt mitunterstützen können. Möchten auch Sie den Tao und Zwirbel – zwei glückliche «Pferdebuben». Umbau des Lebensraumes der Ganymed-Pferde weiter In diesem Kurs wurde in erster Linie Uns liegt genau dieser ethisch korrek unterstützen? Dann helfen gezeigt, wie eine gleichberechtigte te Umgang mit Tieren, wie ihn Irina Sie mit und spenden Sie Partnerschaft zwischen Pferd und pflegt, sehr am Herzen: ein Umgang einen Beitrag unter dem Mensch aufgebaut werden kann, wie auf Augenhöhe zwischen Tier und Vermerk: Spende Ganymed. die feine Kommunikation zwischen Mensch, bei dem die Bedürfnisse Den Einzahlungsschein dazu Pferd und Mensch funktioniert und des Tiers im Vordergrund stehen. finden Sie in der Heftmitte. wie es dem Zweibeiner gelingt, Ver- Diese Aufgabe ist oft eine grosse He- trauen zu seinem Freund Pferd auf- rausforderung, da viele Menschen zubauen resp. sein Vertrauen zu ge- noch der Meinung sind, dass Tiere Kommunikation zwischen Tier winnen. Im Einsatz standen neun der ihre Existenzberechtigung nur darin und Mensch zehn Ganymed-Pferde, die derzeit hätten, dem Menschen zu dienen. Da Ganymed jetzt einen eigenen auf dem Hof leben. Mit Ganymed haben wir einen Hof hat, kann Irina Wenk auch ihre Partner gefunden, der den ethisch Träume von Natural-Horsemanship- ProTier und Ganymed korrekten Umgang mit Pferden nicht Kursen für Tier und Mensch wahr- Unsere Partnerschaft ist noch im nur vorlebt, sondern auch den Raum machen. Den Anfang machte sie mit Aufbau. Für ProTier ist Tierethik ein schafft für viele weitere Menschen, einem Einsteigerkurs Anfang Juni, zentrales Element, welches das gute ihn selbst zu erlernen. Wir freuen welcher von einer erfahrenen In Leben mit Tieren und für sie ins Zen- uns auf die weitere Zusammenar- struktorin geleitet wurde. trum stellt. beit. ■ Tierliebe in Ewigkeit Tierschutzprojekte sind Herzensangelegenheiten und machen Wunder für Tiere möglich. Möchten Sie Tieren auch über Ihr irdisches Leben hinaus helfen? Dann denken Sie bitte bei der Erstellung Ihres Testaments an ProTier – Stiftung für Tierschutz und Ethik. Noch immer erfahren viele Tiere unsägliches Leid. Mit Ihrem Vermächtnis bekommen sie Hilfe und erhalten ein Zuhause in Sicherheit. Für eine Beratung kontaktieren Sie uns unter: Monika Wasenegger, Geschäftsführerin ProTier, PRO Telefon 044 201 25 03 oder monika.wasenegger@protier.ch ProTier 2/ 19 17
| S ER IE T IERG E S U ND HE I T Bissverletzungen bei Katzen Viele Katzenbesitzer können ein Lied davon singen: Tierarztbesuche als Folge von Bisswunden. Die häufigste Ursache sind Revierkämpfe infolge der dichten Besiedlung. Von Dr. Josef Föhn zu einer Blutvergiftung führt. Nach lenswert. Diese Massnahme führt zwei bis drei Tagen bildet sich ein dazu, dass sie ein kleineres Revier B isswunden sind in unserer Pra- Abszess. Dem Besitzer fällt das ver- beanspruchen. Eine Katzenklappe xis die weitaus häufigsten Ver- änderte Verhalten seiner Katze auf: mit Chip, die nur von den eigenen letzungen bei Katzen. Sie kom- Fressunlust, Apathie, Bewegungs- Katzen benutzt werden kann, hilft, men gerade bei freilebenden Tieren unlust, Berührungsempfindlichkeit, dass sie wenigstens nicht bis in die als Folge von Revierkämpfen mit Art- Schwellung, bei Bissen an den Glied- eigenen vier Wände verfolgt werden genossen relativ häufig vor, da in un- massen auch Lahmheit. können. seren Dörfern und Städten sehr viele Noch ein Wort zu Katzenbissen Katzen leben und die Reviere sich Die Prognose bei Bissverletzungen an Menschen: Tiefe Verletzungen überlappen. Während der Paarungs- ist im Allgemeinen gut, aber … sind nicht harmlos, und Betroffene zeit häufen sich diese unerfreulichen In der Praxis werden Abszesse meist gehören in jedem Fall unverzüglich Begegnungen. Viele Besitzer kennen unter Narkose gespalten, so dass der in ärztliche Behandlung. Bisse in Ge- das Problem, dass ihre Katze in re- Eiter abfliessen kann. Bei grossen lenke oder Knochen erfordern unter gelmässigen Abständen von einem Wundhöhlen muss mit desinfizie- Umständen sogar einen chirurgi- «Terroristen» im Quartier attackiert render Lösung gespült und drainiert schen Eingriff. ■ und so verletzt wird, dass ein Besuch werden, d.h., ein feiner, weicher Plas- beim Tierarzt notwendig wird. tikschlauch wird in die Abszesshöhle Verletzungen durch Katzenbisse geschoben und verhindert, dass sich sind prinzipiell an allen Körperstel- die Wundöffnung zu schnell schliesst Porträt len zu erwarten. Besonders häufig und der Abszess sich wieder füllen sind sie allerdings im Kopfbereich kann. Gibt es Anzeichen einer Sep- (Backe, Ohrgrund), an den Vorderbei- sis (Blutvergiftung), werden Antibio- nen (Pfote, Vorarm) und am Schwanz tika eingesetzt. Ausserdem hilft eine (Schwanzansatz, Kruppe). kurzzeitige Schmerztherapie, damit Eine oberflächliche Bisswunde die Katze ihre Lust am Fressen und kann harmlos sein und von selbst an der Bewegung schneller zurück- abheilen. Sind die Wunden aber tief erhält. oder sind delikate Strukturen wie Ge- Wenn eine Behandlung – Desin- lenke, Sehnen, Knochen oder Ner- fektion und Antibiotika – frühzeitig ven betroffen, wird die Sache kom- durchgeführt wird und sich noch plizierter. kein Eiter gebildet hat, kann dem Tier oft eine Narkose erspart werden. Die Oberflächlich ist praktisch nichts zu Prognose bei Bissverletzungen ist im sehen, doch tief darunter schwelt Allgemeinen gut. Sind jedoch Kno- eine Entzündung chen, Gelenke, Sehnen oder Nerven Die feinen und spitzen Fangzähne, betroffen, kann der Heilungsprozess Foto: zvg die ins Gewebe eindringen, verursa- komplikationsreich sein und lange chen wenig Blutung, und die Haut dauern. verschliesst sich schnell wieder mit Dr. Josef Föhn ist seit über 20 Jah- einer kleinen Kruste, so dass dem Leider kann Bisswunden praktisch ren als Tierarzt in Kleinandelfingen Besitzer zunächst nichts auffällt. In nicht vorgebeugt werden im Zürcher Weinland tätig. der Tiefe des Gewebes aber bahnt Viele Katzenhalter fragen, welche sich eine bakterielle Infektion an, Möglichkeiten es gibt, damit ihre ProTier unterstützt ihn und seine da Katzenzähne stark mit Bakterien Katze nicht immer wieder gebissen bäuerliche Kundschaft finanziell besiedelt sind. Als Folge dieser Be- wird. Leider kann Bissverletzungen bei Katzenkastrationen. siedlung mit Keimen kommt es zu relativ schwer vorgebeugt werden. einer starken Entzündung, die zu ei- Sicher ist die Kastration aller im www.wyland-vets.ch ner schmerzhaften Schwellung und Quartier lebenden Katzen empfeh- 18 ProTier 2/ 19
Ein Leben auf der Überholspur … … und welche Folgen das für Tiere hat – das Schicksal der ehemaligen Trabrennstute Melody hat viele «ProTier»-Leser berührt. Von Martina Futterlieb he Leistungen erbringen, darüber hinaus müssen sie sehr unnatürlich Erinnern Sie sich noch an laufen – im gestreckten Trab –, und Melody? Ein kurzer Rückblick das führt schon bei jungen Pferden Im Herbst 2017 erreichte ProTier der zu bleibenden körperlichen Schäden. Hilferuf einer Pensionsstall-Besitze- Sie leiden danach lebenslang an star- rin, die seit geraumer Zeit eine ehe- ken Verspannungen und Blockaden malige Trabrennstute in ihrem Stall im Rücken und an der Kruppe. Auch Foto © Pferdealtersweide Valendas hatte, deren Besitzer einfach nicht Melody leidet immer wieder unter mehr zahlte («ProTier» berichtete). Schmerzen, was dazu führt, dass sie Ohne lange zu überlegen sagten wir sich nicht mehr gern anfassen lässt zu, dass wir uns um eine Lösung für oder die Hufe nicht mehr aufhalten Melody kümmern würden. Als ehe- möchte. Wir haben sie deswegen maliges Rennpferd hatte sie Glück, vom Osteopathen behandeln lassen, überhaupt noch am Leben zu sein, und sie genoss es sichtlich. denn normalerweise werden solche Ab auf die Alp. Seit der Behandlung ist sie wie- Tiere, sobald sie nicht mehr einsatz- der viel zufriedener und ausgegli- fähig sind, «entsorgt». Wir suchten halten, und bei der Übergabe sagte chener. Dem diesjährigen Alpaufzug und fanden eine wunderbare Pferde- man uns, sie vertrage sich nicht mit und einem wunderschönen Sommer altersweide im Bündnerland, wo Me- anderen Pferden. Mittlerweile lebt auf der Alp steht nun nichts mehr im lody liebevoll gepflegt wird und den sie in der Herde und hat neue Freun- Weg. ■ Sommer auf der Alp verbringen darf. de gefunden, von schwierigem Ver- halten gegenüber Artgenossen kei- Ein schwieriges Pferd ne Spur mehr. Es ist wunderbar, zu Die Pension und die medizini- Seit Herbst 2017 ist Melody nun in sehen, was für ein lebensfrohes und sche Versorgung für Melody ihrem neuen Zuhause, wo sie zum glückliches Pferd sie jetzt ist. sind teuer, und wer ihr einen ersten Mal in ihrem Leben einfach Zustupf geben möchte, darf Pferd sein kann und mit ihren Art- Die Jahre auf der Rennbahn dazu gern einen der Einzah- genossen nach Herzenslust grasen, haben ihre Spuren hinterlassen lungsscheine in der Heftmitte herumtoben und spielen darf. Sie Wie alle Rennpferde müssen auch nutzen. wurde davor in einer Einzelbox ge- Traber auf der Rennbahn extrem ho- BU C H T IP P | Die Absurdität unserer Überflussgesellschaft Andrea Stift-Laube gelingt es in ihrem neuen Roman, Konstantin, der unglücklich in Franzi verliebt war. Ila und trotz psychologischer Detailaufnahmen und liebevoll ge- Konstantin werden Freunde und bewältigen ihre Trauer in zeichneter Charaktere ins Makabre zu kippen, und das einem schrägen Kunstprojekt, das ein Statement gegen gänzlich unaufgeregt. Massentierhaltung und Fleischkonsum sein soll: einem Dabei zeigt sie auf erschreckende Weise den kaum hinter- Online-Versand für Katzenfleisch. fragten Wahnwitz unseres Gesellschaftssystems ange- sichts Klimawandel und Ressourcenknappheit: SCHIFF ODER SCHORNSTEIN Franzi ist verschwunden. Das ist sie schon öfter. Dann Andrea Stift-Laube sagte man, sie ist wohl wieder irgendwo Tiere befreien, im Wald, am Nordpol, irgendwo auf einem Schiff. Aber 192 Seiten dieses Mal kommt sie nicht mehr zurück. Sie ist spur- CHF 27.50 (empfohlener Verkaufspreis) los verschwunden, und niemand weiss, was passiert ist. ISBN 978-3-218-01154-9 Ihre Schwester Ila begibt sich auf die Suche, wühlt in erschienen bei Kremayr & Scheriau der Vergangenheit und trifft auf den Umweltaktivisten am 4. Februar 2019 ProTier 2/ 19 19
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