20 JAHRE IM EINSATZ FÜR WILDTIERE. WELTWEIT - Pro Wildlife
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Pro Wildlife feiert sein 20-jähriges Bestehen. Hierzu gratuliere ich herzlich. Seit 1999 arbeitet der engagierte Tier- und Artenschutzverband mit Sitz in München auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene an der Verbesserung des Schutzes von wildlebenden Tierarten, deren Bestände unter Jahre anderem durch Wilderei und Handel bedroht sind. Eines der wirksamsten Instrumente zur Bekämpfung des Verlustes der Artenvielfalt ist das Washingtoner Artenschutzübereinkommen (englisch: CITES), welches gefährdete Tier- und Pflanzenarten vor nicht nachhaltigem internationalem Handel schützt. Pro Wildlife bringt sich zu diesen CITES- Themen seit Jahren mit Wissen und Erfahrung in die Diskussionen zum Schutz etwa von Elefanten, Affen, Reptilien und Amphibien ein. Ich schätze an Pro Wildlife die fachliche Arbeit und das beharrliche Engagement. Einige CITES-Artenlistungen, die das Bundesumweltministerium vorangetrieben hat, gehen auf Initiative von Pro Wildlife zurück. Derzeit analysiert Pro Wildlife im Auftrag des Bundesumweltministeriums in einem Vorhaben den deutschen Heimtiermarkt daraufhin, inwiefern die Nachfrage nach exotischen Tierarten zu Gefährdungen der Arten in ihren Ursprungsländern beiträgt. Kronenkraniche Ich wünsche Pro Wildlife, dass es sich auch weiterhin mit Leidenschaft und fundiertem Wissen für einen besseren Schutz gefährdeter Tierarten einsetzen kann und wird. Tierquälerei im Frachtraum Pro Wildlife erstattete sofort Anzeige gegen Lufthansa Jochen Flasbarth Cargo sowie die tierärztliche Grenzkontrolle in Frankfurt und Staatssekretär Bundesministerium für Pro Wildlife war erst wenige Monate alt, schon deckten wir gab das Videomaterial an die Presse. Die Meldung schlug ein, © BMUB/Thomas Imo Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit einen massiven Skandal auf. Uns erreichten erschreckende als das ZDF in einem investigativen Fernsehbeitrag berichte- 1999 Videoaufnahmen aus Südafrika. Tierschützer hatten bei te. Gleichzeitig forderten wir Lufthansa auf, den Transport von einem Flug der Lufthansa Cargo bis auf die Knochen abge- Wildtieren einzustellen. Wie konnte es sein, dass dutzende Tie- magerte, tote und bereits verweste Wüstenfüchse, Kraniche re im Frachtraum der größten deutschen Airline verendeten und Tauben entdeckt. Wir recherchierten und fanden bald her- und trotz angeblicher Kontrollen bei Zwischenstopps in Frank- Wir geben Wildtieren eine Stimme! 0 20 Jahre Pro Wildlife – wir sind stolz und glücklich, dass wir heute auf eine lange Liste von Erfolgen zurückblicken können und immer mehr Menschen für den Schutz von Wildtieren begeistern. Dieses Jubiläumsheft soll Ihnen einen Überblick über unsere Arbeitsweise sowie einige unserer wichtigsten Kampagnen und Erfolge geben. Zwei Schlüsselerlebnisse waren die Auslöser für die Gründung von Pro Wildlife: Zum einen die Teilnahme an ei- ner Artenschutzkonferenz, bei der der strenge Schutz von Elefanten aufgehoben und der Elfenbeinhandel freigege- ben wurde. Zum anderen, als unsere Gründungsmitglieder mitten in Deutschland auf einer der größten Wildtier- börsen Europas tausende Chamäleons, Frösche und Schildkröten in Plastiktöpfchen vorfanden. Sogar geschützte Arten wurden aus der Natur gerissen und dort verramscht. Wie konnte das sein? Schnell stellte sich heraus, dass sich in Deutschland kaum eine Organisation der Ausbeutung von Wildtieren aus aller Welt für kommerzielle Zwecke ent- gegenstellt. Um diese Lücke zu schließen, wurde Pro Wildlife gegründet. Mit Herzblut und Expertise haben wir es seither geschafft, uns national und international immer mehr Gehör zu verschaffen und den Schutz bedrohter Arten auszuweiten. Unsere hartnäckige, uneigennützige Arbeit hat sich ausgezahlt und ist unser Ansporn, auch in den kommenden 20 Jahren den Wildtieren unserer Erde eine Stimme zu geben. Der alarmierende Bericht des Weltbiodiversitätsrats vom Mai 2019 zeigt nur zu deutlich, wie wichtig der Schutz der Artenvielfalt auch weiterhin bleibt. Andrea Höppner 1. Vorsitzende des Vorstands Pro Wildlife e.V. aus, welches Martyrium die Tiere hinter sich hatten: Sie wurden in der Wildnis eingefangen und auf einer aberwitzigen Flug- route von Sudan über Frankfurt nach Südafrika verfrachtet. Der Verwesungsgrad eines Tieres deutete darauf hin, dass es bereits am Flughafen der Main-Metropole tot gewesen sein musste. Die Abfertigung dort bescheinigte den Tieren dennoch einen „guten Gesundheitszustand“ und schickte sie trotz feh- lender Gesundheitspapiere und missachteter Transportbestim- mungen weiter nach Südafrika. In den elf Stunden Aufenthalt in Frankfurt kümmerte sich offenbar niemand um das Wohl der Tiere. Aber es kam noch schlimmer: Wegen fehlender Papiere verweigerten die Behörden in Südafrika die Annahme der vermutlich für einen Zoo bestimmten Tiere – und schickten sie über Frankfurt zurück an den Tierhändler im Sudan. 1999 2 Februar: Gründung von Pro Wildlife Biologen, Tierärzte und Naturschutzinteressierte gründen Pro Wildlife. Das gemeinsame Ziel: weltweit den Schutz von Wildtieren und ihrer Lebensräume zu verbessern. Von Anfang an verbindet Pro Wildlife Tier- und Artenschutz miteinander, bekämpft Ursachen und Folgen gleicherma- ßen, zeigt Missstände auf und nimmt Einfluss auf Gesetze sowie politische Entscheidungen. furt sogar weiter transportiert wurden? Der Skandal spitzte sich zu, als ebenfalls in einer Lufthansa-Cargo-Maschine Delfine aus Argentinien starben, die für Delfinarien be- stimmt waren. Gemeinsam mit Kollegen der Whale and Dolphin Conservation verhandelten wir mit Lufthansa-Vertre- tern über einen Ausstieg aus dem Geschäft mit Wildtieren; mit Erfolg. Lufthansa lenkte ein und stoppte (mit Ausnahmen) den Versand von Wildtieren für kommerzielle Zwecke. Für den jungen Verein Pro Wildlife war das ein Meilenstein. Zudem zeichnete sich bereits damals ab, welche Strategien auch künftig erfolgsversprechend sein würden: Öffentlicher Druck gepaart mit Gesprächen mit Entscheidungsträgern sowie Zusammenarbeit mit Verbündeten. Ein Rezept, das wir bis heute erfolgreich zum Schutz von Wildtieren einsetzen. Mitgründerinnen Daniela Freyer und Dr. Sandra Altherr bei Verhandlungen zum Schutz von Wildtieren 3
Florian Weiss TV- & Radiomoderator Ich tauche seit fast fünfzehn Jahren, 2000 Großer Tümmler habe viele Wunder unseres blauen © Trevor Scouten Planeten mit eigenen Augen gesehen und wünsche mir, dass auch unsere Kinder diese Chance Peggy Motsch bekommen: in Ozeanen voller Leben zu schwimmen. Limbe Wildlife Centre: Limbe Wildlife Centre Vom Schutz der Arten, und zwar aller Arten, wird auch unser Überleben abhängen. Deshalb muss das auf jeder politischen Unser erstes Projekt vor Ort Welchen Stellenwert hat Pro Wildlife für und wirtschaftlichen Agenda ganz oben stehen. Pro Wildlife gibt das Limbe Wildlife Centre? Wildtieren wie Delfinen und Walen eine Stimme. Ich unterstüt- Im Westen Afrikas finden Schimpansen und Gorillas einige der Pro Wildlife ist seit 19 Jahren an ze diese großartige Organisation von Herzen und werde auch letzten Zufluchtsorte. Leider dringen Menschen immer tiefer in unserer Seite und der beständigste Partner im Einsatz weiterhin an ihrer Seite stehen! die Regenwälder ein, jagen die Affen und verkaufen die Jungtie- für unsere Tiere. Mit der Gewissheit einer verlässlichen Un- Delfinjagd in Futo re als Haustiere. Für Pro Wildlife stand deshalb schon sehr früh terstützung seitens Pro Wildlife konnte das LWC seit dem © EIA fest, dass Tier- und Artenschutz auch vor Ort stattfinden muss. Jahr 2000 mehr als 260 Primaten, über 3.370 gefährdete Auf der Suche nach guten Partnern wählten wir als unser erstes afrikanische Graupapageien, 55 andere Vögel und mehr als Schutzprojekt das Limbe Wildlife Centre (LWC) in Kamerun aus. 280 andere Wildtiere wie Reptilien und kleine Säugetiere retten und pflegen. Pro wildlife deckt Delfin-Massaker in Japan auf Wichtig war für uns von Anfang an ein vielschichtiger und nach- 2000 haltiger Ansatz: Das LWC nimmt Affen und andere Wildtiere in Wie teuer ist die Versorgung der Tiere? Bei diesen Bildern kann sich schnell der Magen umdrehen: Pro Wildlife blieb über die Jahre am Thema dran, denn die Not auf und arbeitet mit den Menschen vor Ort. Zahlreiche Das ist schwer zu sagen und hängt davon ab, wie viele Tiere Hunderte Delfine liegen in blutrotem Wasser, Fischer töten sie mit Grausamkeit, mit der die sensiblen Meeressäuger getötet wer- Wildtiere können nach ihrer Rehabilitation wieder ausgewildert wir in der Einrichtung versorgen. Für das Gorillababy Bobga, Eisenhaken und Messern – ein Massaker. Was uns die Organisa- den, ließ uns nicht mehr los. werden. Über die Jahre hat sich Pro Wildlife zum wichtigsten das aus fürchterlicher Haltung gerettet und zu uns gebracht tion EIA aus Japan schickte, war kaum zu glauben. Denn vor der Geldgeber für das Zentrum entwickelt. Wir finanzieren unter an- wurde, benötigen wir zum Beispiel etwa 1.000 Euro pro Jahr. Veröffentlichung dieser Videos wusste niemand in Europa, was in 2018 schließlich veröffentlichten wir gemeinsam mit Kollegen derem die Stelle des Projektleiters und unterstützen kontinuier- Insgesamt sind es für alle Schützlinge etwa 120 Tonnen Früch- den japanischen Fischerorten wie Taiji oder Futo vor sich ging. Die unseren Bericht „Small cetaceans, big problems“ über den Fang lich den Bau neuer Gehege, Futterversorgung und medizinische te, 35 Tonnen Proteinnahrung und 85 Tonnen Blätter jährlich. Jagd auf Delfine war unbekannt, bis Pro Wildlife das Material der und die Tötung von Delfinen und Kleinwalen weltweit. Der Bericht Betreuung. Die Förderung des Projekts „Aframomum“ gibt der Presse zur Verfügung stellte. macht deutlich: Nicht in Japan oder auf den zu Dänemark gehören- lokalen Bevölkerung die Möglichkeit, Futterpflanzen für die Affen Gab es in den vergangenen Jahren eine Situation, die dir in den Färöer-Inseln werden derzeit die meisten Tiere gejagt, sondern anzubauen und so ein Einkommen für ihre Familien zu erwirt- besonderer Erinnerung geblieben ist? Das Team von Stern TV machte die Jagd auf Delfine in Japan zum in Peru, Nigeria und Madagaskar. Weltweit sind es 100.000 Delfi- schaften. Insgesamt gaben wir bisher 300.000 Euro nach Limbe. Es brach uns das Herz, als Utah und Mungo bei uns ankamen. Aufmacher seiner Sendung. Die Pro Wildlife Mitarbeiter gaben ne und Kleinwale pro Jahr. In einigen Teilen der Welt werden die Die beiden Schimpansen waren 15 Jahre lang in kleinen Käfi- ihr Interview im privaten Wohnzimmer, denn ein richtiges Büro Meeressäuger sogar nur deshalb getötet, um als Köder für Haie Der ganzheitliche Ansatz, wie er im LWC praktiziert wird, ist uns gen gehalten worden, die nur etwa einen Quadratmeter groß hatten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Die Reaktionen der zu dienen oder um aus ihren Zähnen Brautschmuck zu machen. bei der Auswahl von Projekten bis heute enorm wichtig. Denn um waren. Menschen können extrem grausam sein. Andererseits Zuschauer, Anrufe, Website-Aufrufe und E-Mails nach der Aus- Delfine und Kleinwale sind anders als Großwale bisher nicht durch zu verhindern, dass immer mehr Tiere aufgenommen werden sind Schimpansen starke Tiere, die auch schlimme Zeiten strahlung der fürchterlichen Bildern, brachten unseren Server die Internationale Walfangkommission (IWC) geschützt, was sie in müssen, ist die Ursachenbekämpfung unerlässlich. Deshalb sind überstehen können. Die beiden leben inzwischen in einem zum Absturz; so groß war die Resonanz. Die laute, internatio- vielen Regionen zu einfachen Zielen für Jäger und Fischer macht. uns Aufklärung, die Unterstützung des Vollzugs und dass die Be- großen Freigehege mit ihren Artgenossen. Ohne die Partner- nale Kritik zeigte Wirkung und das Fischerörtchen Futo stellte völkerung in den Einrichtungen Arbeit findet, wichtig. Denn nur, schaft mit Pro Wildlife hätte das LWC nicht einen solchen die Jagd auf Delfine ein. In ganz Japan gingen seither die Fang- Unser neuer Bericht sorgte für internationale Aufmerksamkeit wenn die Menschen profitieren und eine Alternative zu Wilderei langfristigen Einfluss auf den Schutz der Wildtiere in Kame- zahlen stark zurück, von anfänglich fast 19.000 Tiere auf in- und soll als Vorlage für neue politische Initiativen dienen, um und Buschfleischhandel haben, gewinnen auch die Wildtiere. run haben können und dafür sind wir unendlich dankbar! zwischen etwa 2.300 pro Jahr. Für uns einer der wichtigsten auch Delfine endlich international besser zu schützen. Erfolge der vergangenen 20 Jahre. 6 4 5 7 Juni April Mai Juli 2000 2001 Unser Bericht „The Decline of Asian turtles” Lufthansa stoppt nach der Im Gespräch mit der damaligen Um- Eine Analyse von Pro Wildlife zeigt die massive Bedrohung für zahlrei- massiven Kritik von Pro Wild- weltministerin Renate Künast kann und Kollegen deckt auf, wie che asiatische Schildkrötenarten, die völlig life und Kollegen den Transport Pro Wildlife bewirken, dass die deutsche Japan seit Jahren Länder bei ungeschützt entweder in Terrarien oder im von Wildtieren zu kommerziel- Delegation für die Walfangtagung ihre den Konferenzen der Interna- Kochtopf landen. Unsere ersten Anträge bei len Zwecken. Zuvor waren auf Position überdenkt und sich vom Wal- tionalen Walfangkommission der 11. CITES-Artenschutzkonferenz in Kenia mehreren Flügen zahlreiche fang-Sympathisanten zum Walfang- bestochen hatte, damit diese sind erfolgreich. Scharnierschildkröte Wildtiere gestorben (s. Seite 3). Gegner mausert (s. Seite 19). Dr. Sandra Altherr für Japans Anträge stimmten. © Roland Wirth mit Renate Künast 4 5
Die wichtigsten Pro Wildlife Berichte: Eine Auswahl 2000 „The Decline of Asian turtles“ Drohende Ausrottung asiatischer Schildkröten 2001 „Wildtiertransporte & Tierschutz: Ein Paradoxon“ Mortalitätsraten im Wildtierhandel 2004 „Affenschande“ Auswirkungen des Tropenholzhandels auf Primaten Orang-Utan © IAR 2005 „Ein tödliches Geschäft“ Bedrohung von Wildvögeln durch millionenfache EU-Importe 2007 „Going to pot“ Affenwilderei in Lateinamerika 2011 „Canapés to extinction“ Internationaler Handel mit Froschschenkeln Bengalischer Tiger 2014 „Stolen Wildlife I“ Die Rolle der EU im Reptilienschmuggel © James Warwick 2015 „Endstation Wohnzimmer“ Exotische Säugetiere als Haustiere 2016 „Frozen in Time“ Norwegen als weltgrößte Walfangnation entlarvt AufKlärung: Wildtiere sind keine WunderHeilmittel 2017 „EU ivory trade“ Elfenbeinhandel in der EU 2002 2018 „Ein Leben in Ketten“ Das Leiden von Elefanten im Tourismus Rheuma, Geisteskrankheit, Triefauge? Knochen, Hirn, Haut oder Da der internationale Schutz am wirkungsvollsten über die 2018 „Small cetaceans, big problems“ Analyse der weltweiten Delfinjagd der Penis von Tigern sollen helfen. Bei Gicht und Fieber wird CITES-Artenschutzkonferenz funktioniert, helfen wir bei © Nanang Sujana Rhino-Horn verabreicht und Schildkrötenpanzer beugt angeb- Anträgen zum Schutz dieser Arten mit. 2002 dokumentier- lich Vergesslichkeit vor. Die Traditionelle Chinesische Medizin ten wir den millionenfachen Handel mit Schildkröten für die (TCM) ist Jahrtausende alt und wird bis heute in großen Teilen TCM und erreichten einen wichtigen Sieg, als wir 22 Arten Asiens angewandt. Die meisten Inhaltsstoffe sind aus Arten- asiatische Sumpfschildkröten unter Schutz stellen lassen Verzicht auf Tropenholz statt fragwürdige Siegel schutzsicht unbedenklich, einige aber höchst problematisch. konnten. Die Saiga-Antilope soll bei der nächsten Artenschutz- konferenz streng geschützt werden. Ihre Hörner werden zur Eigentlich war das Credo seit den 1980ern klar: Kauft kein Tropen- sorgen vor allem für ein gutes Gewissen, denn in Wirklichkeit Immer mehr Menschen mit immer mehr Geld suchen in der Behandlung von Fieber und Schmerzen eingesetzt. holz! Doch ab den 1990ern waren Einrichtungshäuer und Bau- bekommen häufig auch solche Unternehmen oder Produkte ein 2004 traditionellen Medizin Linderung für alltägliche Leiden oder märkte wieder voll davon, in den Gärten standen Teak-Liegen und Siegel, die mit Naturschutz und Nachhaltigkeit wenig am Hut ernsthafte Krankheiten. Viele nutzen Nashorn-Pulver und Der zweite, ebenso wichtige Ansatz ist die Reduktion der Nach- Mahagoni-Schreibtische zierten die Arbeitszimmer. Auf den Möbeln haben. Schuld daran ist die lasche Zertifizierungspraxis eben- andere, besonders teure Inhaltsstoffe auch als Statussymbol. frage in den Absatzmärkten in Asien, aber auch in Europa. und Holzstücken prangten Siegel, die Nachhaltigkeit versicherten. so wie das Expansionsstreben vieler Siegel. Denn sie wollen Für einige Tierarten, denen heilende Kräfte zugesprochen Deshalb kooperiert Pro Wildlife mit der Gesellschaft für Was war passiert? ihren Anteil am Weltmarkt stetig ausbauen, was dann zu Las- werden, bedeutet das eine ernste Bedrohung. Tiger, Nas- Traditionelle Chinesische Medizin, veröffentlichte wieder- ten von Kriterien und Kontrollen geht. Plantagenholz suggeriert horn und Seepferdchen sind nur einige der Arten, die für die holt Artikel für ein Fachmagazin zur TCM und machte auf die Pro Wildlife nahm die Recherchen auf und veröffentlichte 2004 den Verbrauchern Nachhaltigkeit, doch oft musste erst Urwald Medizin ausgerottet werden. Dabei ist der Übergang zu ver- Bedrohung der Tiere aufmerksam. In einem Übersichtsartikel den Bericht „Affenschande“. Wir dokumentierten die verhee- weichen, um den schädlichen Monokulturen Platz zu machen. meintlich stärkender Ernährung fließend. Alleine mehr als 100 zeigten wir, welche Tiere gegen welche Leiden eingesetzt wer- renden Folgen, die der Tropenholzhandel für Primaten hat. Wir zeigten, dass selbst illegaler Holzeinschlag und Wilderei Rezepte nutzen Tigerteile, auf den Märkten werden getrocknete den und wie gefährlich das für das Überleben zahlreicher Ar- Als Beispiele dienten uns Indonesien, Malaysia, Kamerun und die trotz Zertifikat vorkommen. Plumploris und Geckos ebenso verkauft wie Saiga-Hörner und ten ist. Chinesische TCM-Ärzte reagierten positiv darauf und Demokratische Republik Kongo, wo Orang-Utans, Schimpansen, Schlangengalle. Auch das am meisten gewilderte Säugetier zeigten Alternativen auf, so dass die Anwender die Gorillas und zahllose weitere Arten bis heute unter dem Holz- Nicht nur FSC steht bis heute in der Kritik, auch die Siegel MSC der Welt, das Schuppentier, fällt der TCM zum Opfer. Nutzung von Wildtierprodukten vermeiden können: Bocks- einschlag leiden. Wo immer die Holzindustrie Straßen und Tras- für Meeresfisch und RSPO für Palmöl gaukeln Nachhaltigkeit vor. hornkleesamen statt Seepferdchen, Seifenbohnendornen statt sen baut, haben auch Wilderer leichtes Spiel und können immer MSC beispielsweise will in zehn Jahren 30 Prozent des Weltmarktes Millionen Wildtiere werden zu Salben, Pillen und Pulvern Schuppentieren und Spargelwurzel statt Landschildkröten. tiefer in die Wälder eindringen. Sie versorgen dann die Holzfäller- mit nachhaltigem Fisch versorgen. Wie soll das funktionieren an- verarbeitet. Diese enorme Menge kann die Natur unmöglich camps mit Fleisch; auch Menschenaffen gehören zur Beute, denn gesichts schwindender Bestände? Standen wir Mitte der 2000er wieder ausgleichen; denn nicht nur in Asien, sondern auch in Die ständige Kritik unter anderem an der Regierung Chinas, die sie liefern besonders viel Fleisch pro Kugel. Jahre noch recht alleine mit unserer Kritik an der Siegel- Teilen Südamerikas und Afrikas werden Wildtiere in der tradi- zum Teil sogar in den staatlichen Krankenhäusern den Einsatz Schwemme, setzt sich inzwischen immer mehr die Einsicht tionellen Medizin eingesetzt. Wir sind überzeugt, dass diese von Wildtierprodukten befürwortet, zeigt langsam Wirkung. Wir fanden heraus, warum Tropenholz plötzlich wieder ange- durch, dass der Konsum von Wildtieren und Pflanzen drastisch Tiere nur gerettet werden können, wenn sie streng geschützt 2019 kündigte Peking an, die Verwendung von Schuppen- sagt war. Viele Verbraucher vertrauten angeblichen Nachhal- reduziert werden muss. Ein Anlass zur Hoffnung. werden und die Nachfrage durch Aufklärung sinkt. tieren und Nashörnern in TCM-Rezepturen zu verbieten. tigkeitssiegeln wie FSC oder PEFC. Doch diese Zertifizierungen 5 4 12 1 9 10 Mai April Dezember Januar September Oktober 2003 2002 2004 Unser Bericht „Running Das ZDF-Auslandsjour- Pro Wildlife verhindert Nach mehrjähriger Arbeit Pro Wildlife beginnt eine Pro Wildlife verhandelt out of Fish“ zeigt, dass nal besucht das Limbe mit Hilfe von öffentlichem kann Pro Wildlife die EU Kooperation mit dem erfolgreich auf der CITES- Wale nicht die Fischbe- Wildlife Centre in Kame- Druck den geplanten Ex- überzeugen, endlich den Elephant Transit Home Ar tenschutzkonferenz stände plündern. Japan run und informiert über port alter Schimpansen Import von Grizzly-Jagd- in Sri Lanka, das als eine und hilft, unter anderem hatte seinen Walfang da- die Bedrohung von Men- von Berlin an Zoos mit trophäen aus Kanada in der wenigen seriösen Gelbwangenkakadus und mit begründet, Wale wür- schenaffen und anderen schlechten Haltungsbe- die Europäische Union zu Stationen Elefanten auf- Blaukopfamazonen zu den zu viel Fisch fressen. Seiwale Wildtieren (s. Seite 4). dingungen in China. stoppen (s. Seite 18). Grizzly Bär nimmt und auswildert. schützen (s. Seite 22). © Ch. Khan NOAA © Heather Johnson 6 7
EU-Wildvogelimportverbot rettet Millionen Tieren das Leben 2005 Bis 2005 war die EU mit Abstand der größte Importeur für wild- gefangene Vögel. Allein für den europäischen Markt wurden laut Berechnungen von Pro Wildlife jedes Jahr 3,5 Millionen Wildvögel in Afrika, Asien und Lateinamerika aus der Wild- nis gerissen. Ein Großteil starb bereits bei Fang und Transport, denn die Methoden sind brutal: Es werden beispielsweise Leim- Die negativen Schlagzeilen gaben unserer Forderung nach einem EU-weiten Importverbot neuen Auftrieb. Zunächst verhängte die EU nur temporäre Verbote für die Einfuhr von Vögeln aus eini- gen asiatischen Ländern. Pro Wildlife informierte gemeinsam mit seinen Partnern Politiker, Behörden und wissenschaftliche Gre- mien unablässig über die globalen Missstände im Vogelhandel. fallen ausgelegt, an denen die Tiere kleben bleiben. Vom Baum Als auch in der Quarantänestation eines Vogelhändlers in Groß- gepflückt werden sie zu Boden geworfen und in Säcken und britannien Papageien an der Vogelgrippe starben, wuchs bei den Kisten verstaut. Für Pro Wildlife ein unhaltbarer Zustand, denn Entscheidungsträgern die Erkenntnis, dass nicht nur der Handel die Tiere leiden fürchterlich, der massenhafte Fang bedroht ganze mit Geflügel, sondern auch Ziervögeln ein Risiko bedeutet. Zu Arten sowie die Gesundheit von Menschen und Tieren in den guter Letzt erkannte ein Bericht der zuständigen EU-Behörde Importländern, da Vögel verschiedene Krankheiten übertragen. zudem an, dass der Wildvogelhandel auch aus Tier- und Natur- Jemen-Chamäleon schutzsicht problematisch ist. 2004 starteten wir eine Kampagne zum Schutz von Wildvögeln. Mit Berichten, Petitionen und Verhandlungen setzten wir uns 2005 verhängte die EU zunächst ein befristetes, 2007 endlich ein Von Wühltischen, Leitlinien und einem langen Atem dafür ein, die Einfuhr in die EU aus Gründen des Tier-, Arten- und dauerhaftes Verbot. Die Kampagne für den Schutz der Wild- Gesundheitsschutzes zu verbieten. 2005 brach die Vogelgrippe vögel ist in unserer Geschichte bislang diejenige, die den meisten Tausende Tiere, in kleine Plastikboxen gestopft und auf regel- Ebenfalls 2006 fand zum letzten Mal die Börse „Exotic Animal“ bei europäischen Geflügelzuchtbetrieben aus, in Asien waren auch Tieren das Leben rettete: Der weltweite Handel ist laut Studien rechten Wühltischen zur Schau gestellt: Reptilienbörsen sind ein statt, auf der exotische Säugetiere verkauft wurden. Dort hat- Menschen an der Viruserkrankung gestorben. seither um 90 Prozent zurückgegangen. Albtraum für Tiere. Lange Jahre konnten Händler, Käufer und ten sich ab 2002 unglaubliche Szenen abgespielt: Flughunde Schmuggler agieren, wie sie wollten. Pro Wildlife sind diese 2006 wurden in Vogelkäfigen angeboten und mit dem Hinweis ver- Veranstaltungen ein Dorn im Auge, allen voran Europas größte kauft, sie zu Hause an der Gardinenstange halten zu können. Eine Börse „Terraristika“ in Hamm (NRW). Nicht nur der Tierschutz Käuferin erkundigte sich wenige Minuten, nachdem sie das Geld Seit dem EU-Wildvogelverbot in 2005 ist der weltweite wird mit Füßen getreten, sondern auch der Artenschutz: In den über den Tisch geschoben hatte, was sie da eigentlich erstan- Handel um 90% zurück gegangen. Behältern und Schaukästen war und ist noch immer fast alles zu den hat. Ihr Quastenstachler wird wohl kein artgerechtes Leben finden, was die Natur hergibt. Seltene Arten, Wildfänge, poten- führen. Diese Zeiten sind zumindest für exotische Säuger vorbei, tiell invasive Arten werden dort wie auf einem Flohmarkt ange- die Börse wurde eingestellt. boten, Schleuderpreise inklusive. Giftige Schlangen gibt es schon für 30 Euro, Skorpione für 15 Euro, manche Arten werden regel- Die Reptilienbörsen bleiben jedoch Umschlagplätze für Anbieter recht verramscht oder wandern als Zugabe zu anderen Tieren und Käufer aus der ganzen Welt. 2010 zogen wir deshalb durch über den Tisch. Andere, besonders seltene Arten erzielen Preise die Republik, besuchten viele Börsen und dokumentierten die von mehreren tausend Euro. eklatanten Missstände, die es trotz der mühsam erarbeiteten Leitlinien noch immer gab. Unsere Kritik wurde auch durch die Von Anfang an hat Pro Wildlife diese Börsen kritisiert – bei 2015 vom Landwirtschaftsministerium in Auftrag gegebene Politikern und Ministerien sowie in Medienberichten. Dank und 2018 veröffentlichte EXOPET-Studie bestätigt: Die Stu- unserer beharrlichen Arbeit berief das Bundeslandwirt- die hatte Tierschutzprobleme in Handel und Privathaltung von schaftsministerium (BMEL) 2004 endlich einen Arbeitskreis Wildtieren untersucht und auf Tierbörsen und im Internethandel ein; 2006 wurden die ersten Leitlinien für Tierbörsen veröf- die gleichen Probleme festgestellt wie Pro Wildlife. Der Druck fentlicht. Es waren die ersten Regeln für Tierbörsen überhaupt. auf die Bundesregierung ist größer denn je, Handel, Verkauf Venezuela-Amazone und Privathaltung von Wildtieren endlich streng zu regeln. 5 6 1 2 3 Mai Juni Januar Februar März 2005 2006 Pro Wildlife deckt in einem Bericht auf, dass Grönland plant, die Trophäenjagd auf In chinesischen Zoos tauchen vier wild- Pro Wildlife startet die Kooperation mit Das Elephant Tran- die Walfangländer Statistiken fälschen, Eisbären zu erlauben. Pro Wildlife protes- gefangene Gorillas auf. Langwierige der Last Great Ape Organization (LAGA), sit Home in Sri Lanka Kontrolleure manipulieren und Beobachter tiert dagegen, denn Eisbären sind bereits Verhandlungen zur Rückgabe der Tiere aus der das EAGLE-Netzwerk entsteht. wildert sechs Elefanten im austricksen. Damit verhindern wir, dass bei durch Erderwärmung und andere Fak- an ihre Heimat in Kamerun sind erfolg- Das Projekt kämpft gegen Wilderei in Af- Udawalawe-Nationalpark der Internationalen Walfangkonferenz Rah- toren bedroht. Die Trophäenjagd würde reich. 2007 nimmt sie das von Pro Wildlife rika, greift Regierungen mit Recherchen aus. Die Tiere wurden menbedingungen für den kommerziellen zusätzlichen Schaden anrichten. Die Pläne unterstützte Limbe Wildlife Centre auf unter die Arme, deckt Korruption auf und jahrelang auf ein Leben in Walfang geschaffen werden (s. Seite 19). werden auf Eis gelegt (s. Seite 18). (s. Seite 4). unterstützt die Behörden beim Vollzug. Freiheit vorbereitet. Eisbär 8 9
2007 Durch das weltweite Handelsverbot können nun endlich Gründerin Daniela Freyer: Kampf gegen Elfenbeinhandel Tiere beschlagnahmt werden, die in der Wildnis gefangen wurden. Wenn Plumploris gerettet werden, kommen sie Daniela, seit wann arbeitest du am Thema Wie steht es im Moment um die Elefanten? zum Beispiel in die von uns unterstützte Auffangstati- Elfenbeinhandel? Seit 2008 konnten wir verhindern, dass Elfenbein wieder inter- on Ciapus, die unser Partner International Animal Re- Mein ganzes Berufsleben lang setze ich mich national gehandelt wird. Wir überzeugten immer mehr Länder, scue betreibt. Stationen wie diese sind für die Primaten schon für den Schutz von Elefanten ein. Und den Handel zu verbieten. Trotzdem attackieren einige wenige unheimlich wichtig. Denn in der Praxis ist es häufig so: Gibt es Elfenbeinhandel ist ihre größte Bedrohung. südafrikanische Staaten das geltende Handelsmoratorium bei keine Station, wird nicht beschlagnahmt. Wo könnten die jeder CITES-Konferenz aufs Neue. Sie wollen ihren Ansatz, Wild- Behörden die Tiere sonst auch unterbringen? Deshalb traf Wie war die Ausgangslage bei der Gründung von Pro Wildlife? tiere zu Geld zu machen und wie Ware zu handeln, ohne Rücksicht Pro Wildlife bereits kurz nach dem CITES-Schutzerfolg die Kurz bevor Pro Wildlife seine Arbeit aufnahm, fiel bei der Welt- auf Verluste durchzusetzen. Egal ob es um Elfenbein, Jagdtrophäen, Entscheidung, ein Projekt vor Ort zu unterstützen. Die Station artenschutzkonferenz CITES ein internationales Handelsmo- Fleisch, Häute oder lebende Tiere geht. Ciapus haben wir ausgesucht, weil sie einen ganzheitlichen ratorium, das zehn Jahre gegolten hatte. Drei Länder durften Ansatz verfolgt: Beschlagnahmte Tiere werden aufgepäppelt, 50 Tonnen Stoßzähne nach Japan verkaufen. 2002 lockerte die Was fordert Pro Wildlife? rehabilitiert und wieder ausgewildert. Nur die Tiere, die in internationale Staatengemeinschaft erneut den Elefantenschutz Wir kämpfen für den strengen Schutz aller Elefanten, ein Freiheit nicht mehr überleben können, bleiben dauerhaft in und stellte einen weiteren „experimentellen“ Elfenbeinverkauf in dauerhaftes, absolutes Handelsverbot und die Schließung aller Pflege. Außerdem informiert die Station Bevölkerung und Aussicht. Da nahm das Desaster seinen Lauf. Das war eine sehr Absatzmärkte. Nur so können wir die Nachfrage und damit die Vollzugsbeamte über die Plumploris, ihre Gefährdung und frustrierende Zeit. Wilderei eindämmen. Plumplori Schutzbestimmungen. © IAR Was passierte, als der Handel freigegeben wurde? Um den Vollzugsbehörden dabei zu helfen, die Tiere zu 2008 verkauften Simbabwe, Namibia, Botswana und nun Rettung für Plumploris identifizieren, ließen wir zudem Schulungsmaterial in fünf auch Südafrika 102 Tonnen Elfenbein nach Japan und China. asiatischen Sprachen anfertigen. Denn häufig wussten die Insbesondere in China wurde damit ein riesiger Markt eröffnet, 2008 Riesige Augen, winzige Fingernägel, fluffiges Fell: Plumplo- Mitarbeiter von Zoll oder Polizei nicht, dass Plumploris Schnitzfabriken und Geschäfte schossen aus dem Boden. Neben ris sind unglaublich niedlich. Und genau das wird ihnen zum geschützte Äffchen sind und dass es verschiedene Arten gibt. dem legal eingeführten Elfenbein wurde in den gleichen Geschäf- Verhängnis. Denn in ihren Heimatländern in Asien werden So setzten sie aufgegriffene Tiere einfach in irgendeinem ten gewildertes verkauft. Einem Stoßzahn oder einer Schnitzerei die Tiere zu Tausenden aus der Wildnis gerissen und auf Wald aus, ohne darauf zu achten, ob diese Art auch wirklich sieht ja niemand seine Herkunft an. Die Handelserlaubnis löste den Märkten als Haustiere, angebliche Medizin oder Foto- in dieser Region vorkommt. eine riesige Wilderei-Krise aus und kostete weit mehr als 100.000 motive für Touristen verkauft. Für die nachtaktiven Prima- Elefanten das Leben. ten bedeutet dies oft das Todesurteil, denn viele überleben Für die Plumploris hat der Schutzantrag 2007 das Über- Afrikanischer Elefant nur wenige Wochen oder Monate in Gefangenschaft. Bis 2007 leben bedeutet, für sie gilt seitdem ein striktes internati- Warum kämpft Pro Wildlife für ein totales Handelsverbot? waren die Tiere international völlig unzureichend geschützt. onales Handelsverbot. Völlige Entwarnung gibt es jedoch Als der Handel mit Elfenbein nach Japan und China erlaubt wur- noch nicht, denn nach wie vor werden Tiere aus der Wildnis de, argumentierten Regierungsvertreter, das CITES-Sekretariat und Rückgang Afrikanischer Elefanten Pro Wildlife erfuhr durch ein Forschungsprojekt, wie schlecht gefangen und illegal gehandelt. Im Internet tauchen immer einige Verbände, das Geld aus den Verkäufen könne zum Schutz es um die kleinen Äffchen bestellt war, und machte sich so- wieder Fotos von Touristen mit Plumploris an den Stränden der Elefanten beitragen. Aber afrikanische Länder machten mit fort an die Arbeit. Für die CITES-Artenschutzkonferenz Thailands auf. Und noch immer werden sie als Haustiere dem Verkauf nur wenig Geld, profitiert haben vor allem Händler 2007 arbeiteten wir gemeinsam mit Kambodscha einen verkauft. Schuld daran sind auch Internetvideos, die die Tie- und Syndikate in Asien. Außerdem waren an den Erlösen sowie- Antrag aus, der den Schutz für alle Plumplori-Arten vor- re mit hochgerissenen Armen zeigen. Was viele Menschen so nur vier afrikanische Länder beteiligt. Die daraus resultierende sah. Auf der Konferenz organisierten wir Informationsveran- niedlich finden, ist in Wirklichkeit eine Abwehrreaktion der Wilderei-Krise betraf dagegen alle 37 afrikanischen Staaten mit staltungen, und gemeinsam mit der Plumplori-Expertin kleinen Primaten. Solche Online-Clips heizen das Geschäft Elefanten. Die allermeisten von ihnen lehnen den Elfenbeinhandel Prof. Dr. Anna Nekaris erreichten wir schließlich, dass der mit den Tieren an. Deshalb gehen unsere Aufklärungsarbeit, vehement ab. Und die folgende Wilderei-Krise kostete viel mehr Antrag auf ein Handelsverbot angenommen wurde. Hilfe bei Beschlagnahmen und Auswilderungen weiter. Geld, als der Handel eingebracht hatte. Was noch viel schlimmer ist, sie kostete das Leben unzähliger Menschen und Tiere. 1 10 11 5 11 11 Ganzjährig Oktober November Mai November November 2007 2008 Im UN-Jahr des Delfins Nach jahrelanger Vorar- Pro Wildlife bewahrt das Unser Bericht „Going to Pot“ zeigt die Um den Beifang von Schüler sammeln im Rahmen eines Ak- klären wir die Öffent- beit veröffentlicht Hes- Schutzgebiet Babille in Folgen der Affenjagd in Südamerika, wo Delfinen in der Fischerei tionstages 15.000 Euro, die Pro Wildlife lichkeit und die Presse sen als erstes deutsches Äthiopien vor „Landgrab- „stille Wälder“ leer gejagt sind und Affen zu verhindern, unter- an das Projekt Ikamaperu gibt. Mit dem verstärkt über die vielen, Bundesland ein strenges bing“. Die deutsche Firma als wichtige Verbreiter von Samen fehlen. stützt Pro Wildlife die Geld kann Regenwald am Rand eines Na- oft unbekannten Bedro- Gefahrtiergesetz und eine Flora Eco Power drohte Eine Resolution der Biodiversitätskon- Forschung mit reflektie- tionalparks in Peru gekauft werden und hungen der kleinen Mee- Verbotsliste für giftige den Lebensraum durch vention (CBD) greift das Problem auf un- renden Fischernetzen in so zum Überleben zahlreicher Arten wie ressäuger auf (s. Seite 5). und großwüchsige Tiere. Plantagen zu zerstören. seren Druck hin auf. Argentinien. Klammeraffen und Wollaffen beitragen. Tümmler 10 11
Senta Berger Schauspielerin Pro Wildlife ist ein wichtiger Partner an der Seite von Gorillas, Schim- pansen, Orang-Utans und vielen weiteren Wild- tieren. Der Ansatz, die Ursachen zu bekämp- fen und nicht nur die Folgen einzudämmen, ist genau das, was im Artenschutz so wichtig ist. Bereits seit 20 Jahren kämpft das Team von Pro Wildlife für die Wildtiere und ich unterstütze Graupapagei es dabei gerne. Westlicher Gorilla Östlicher Gorilla © Geoffrey Oddie © Greg S. Garrett Zurück in die Freiheit: Auswilderung bleibt das Ziel 2010 Das von uns unterstützte Limbe Wildlife Centre (LWC) tausende Papageien medizinisch zu versorgen, zu füttern, auf- Pro Wildlife IM Einsatz für bedrohte Gorillas in Kamerun wurde 2010 auf eine besonders harte Probe zupäppeln und schließlich wieder in die Freiheit zu entlassen. gestellt: 1.450 beschlagnahmte Graupapageien, viele davon Glücklicherweise können die durch die Leimfallen zerstörten Alle Menschenaffen sind vom Aussterben bedroht. Die Bestände Die am meisten bedrohte Unterart, der Cross-River-Gorilla, mit zerstörten Flugfedern, kamen in die Auffangstation. Für Flugfedern nachwachsen, doch das dauert einige Monate. des Westlichen und Östlichen Gorillas schrumpfen immer weiter. stand im Fokus eines Projekts, das wir gemeinsam mit der das LWC war das ein trauriger Rekord. Bereits in den Jahren Selbst ihre massive Statur und die bis zu 160 Kilogramm Körperge- Organisation WCS zum Schutz der Menschenaffen starteten. Im zuvor waren hunderte Papageien in die Station gebracht wor- Die Auswilderung der Papageien verdeutlicht eine Herausfor- wicht schützen die sanften Affen nicht vor der Rodung des Regen- Cross-River-Wald an der Grenze von Kamerun und Nigeria leben den. Viele Tiere konnten nicht mehr fliegen und waren in einem derung, der alle Auffangstationen begegnen. Viele Tierarten 2009 walds, der Wilderei und der Verdrängung für Minen. Als die Verein- noch etwa 250 Tiere. Der Honig der Wildbienen diente den Men- fürchterlichen Zustand. Graupapageien sind begehrte Haus- können nur mit extrem großem Aufwand ausgewildert werden. ten Nationen 2009 zum Jahr des Gorillas erklärten, nutzten wir schen vor Ort als Nahrungsquelle. Jahrelang fällten sie die Bäume tiere und sie wurden über viele Jahre hinweg zigtausendfach Plumploris beispielsweise sind meist in sehr schlechter Verfas- das intensiv, um auf die Gefährdung dieser Primaten aufmerk- im Wald, um an die begehrten Honigwaben zu kommen. So wurde gehandelt. Beim Fang gehen die Vogelfänger äußerst brutal sung, wenn sie gerettet werden. Über Monate oder Jahre hin- sam zu machen. das einzige Rückzugsgebiet der hochbedrohten Tiere immer kleiner. vor. Sie legen an beliebten Versammlungsorten der Schwär- weg werden sie fit gemacht für die Freiheit. Noch schwieriger ist Wir organisierten vor Ort Imker-Schulungen für die Menschen, me Leimruten aus, an denen die Vögel kleben bleiben. Viele es für Orang-Utans, die in einer speziellen Schule das Klettern Auf unserer eigens für das UN-Jahr erstellten Website informier- die dadurch nicht mehr auf die Ressourcen in dem bedrohten Tiere überleben diese Tortur nicht. Der Handel mit Grau- und Hangeln auf Bäumen lernen müssen. Und Elefantenbabys ten wir über das Verschwinden der Riesen und darüber, was wir in Wald angewiesen waren. Sie lernten dabei, wie sie Bienenstöcke papageien war damals außerhalb der EU noch erlaubt und brauchen jahrelang spezielle Milch und intensive Betreuung. Europa für ihren Schutz tun können. In vielen elektronischen Gerä- anlegen, nachhaltig Imkerei betreiben und gleichzeitig den Gorilla- Kamerun gab offizielle Exportquoten aus, die jedoch oft ten sind seltene Rohstoffe wie Tantal-Erze verarbeitet. In unseren wald schonen können. überschritten wurden. Einmal mehr zeigte sich: Wo legaler Doch der Aufwand lohnt sich: Wenn die Tiere erfolgreich in Handys und Smartphones findet sich beispielsweise Coltan, das im Handel stattfindet, gibt es auch illegalen. die Freiheit zurückkehren, hilft dies nicht nur den betroffe- Osten der Demokratischen Republik Kongo unter unmenschlichen Anfang 2017 erfuhren wir von den Plänen des zuständigen nen Individuen, sondern kann zum Erhalt bedrohter Arten Bedingungen in illegalen Minen ausgerechnet im Gebiet der be- Gouverneurs in Nigeria, der einen sechsspurigen Highway ausge- Die von Pro Wildlife unterstützte Last Great Ape Organizati- beitragen. Auffangstationen sind die Voraussetzung dafür, dass drohten Grauer-Gorillas abgebaut wird. Für die Fleischversorgung rechnet durch diesen wichtigen Gorilla-Wald bauen will. Mit der on (LAGA) half bei der Beschlagnahme von tausenden Grau- überhaupt Tiere beschlagnahmt werden. Denn wissen die Voll- der Minenarbeiter werden auch Gorillas gewildert. Diese Kampa- breiten Schneise wäre nicht nur wertvoller Wald unwiederbringlich papageien innerhalb weniger Jahre, mehr als 3.300 nahm zugsbeamten nicht, wohin mit den Tieren, lassen sie sie meist gne war der Startschuss unserer erfolgreichen Handysammel- verloren, Wilderer könnten auch viel einfacher in die allerletzten das LWC zwischen 2007 und 2010 auf. Für die Einrichtung bei den Tierhändlern oder Haltern. Zudem können Arten- aktion. Seitdem konnten wir Rohstoffe aus tausenden alten Rückzugsgebiete der Tiere eindringen. Für die einzigartige Arten- war das ein riesiger Kraftakt, denn die Auffangstation war vor- schutzbehörden nur solche Arten aufgreifen, für die überhaupt Handys recyceln lassen und die Erlöse in unser Affenschutzpro- vielfalt im Wald wäre das ein Desaster. Pro Wildlife kämpft unter nehmlich für Affen, nicht aber für diese große Menge an Vögeln Handelsbeschränkungen oder -verbote gelten. 2016 konnten gramm investieren. Im gleichen Jahr wurde die bekannte Schau- anderem mit Hilfe einer Petition gegen den Bau der Straße. Eine ausgelegt. Pro Wildlife finanzierte den Bau einer großen Voliere wir für die Graupapageien auf der CITES-Artenschutzkonfe- spielerin Senta Berger unsere Botschafterin für die Gorillas. teilweise Umplanung des Highways wurde bereits erreicht. und unterstützte das Team bei der enormen Herausforderung, renz ein internationales Handelsverbot erwirken. 9 10 12 3 10 12 September Oktober Dezember März Oktober Dezember 2009 2010 Gemeinsam mit Schauspieler, Autor und Der Oscar-prämierte Film „Die Bucht“ Das Pro Wildlife-Team Auf der 15. CITES-Arten- Die EU verabschiedet die Nach aufwändigen Re- Aktivist Hannes Jaenicke protestieren über die Schlachtung von Delfinen in berichtet bei Stern TV schutzkonferenz werden FLEGT Holzhandels-Ver- cherchen fordern Pro wir gegen die Jagd auf Eisbären. Für den Japan feiert Deutschland-Premiere. über die zahlreichen Ge- alle Rotaugenlaubfrö- ordnung, die Importe für Wildlife und der Deut- Handel mit Fellen werden jährlich hun- Pro Wildlife ist Kooperationspartner in fahren für Gorillas und sche erstmals geschützt. illegal geschlagenes Holz sche Tierschutzbund mit derte Tiere geschossen und das, obwohl Deutschland, veranstaltet eine Vorfüh- informiert über Möglich- Zuvor landeten sie zu verbietet. Pro Wildlife ist einer Dokumentation der Eisbär durch die Klimaerwärmung rung für Politiker in Berlin und macht auf keiten der konkrete Hilfe Tausenden im Haustier- Mitglied einer Arbeits- mehr Tierschutz auf Tier- bereits bedroht ist. die Delfinjagd aufmerksam (s. Seite 5). für die Menschenaffen. handel (s. Seite 9). gruppe zum Thema. börsen (s. Seite 9). Rotaugenlaubfrosch 12 13
Solarkocher: Mit Sonnenlicht gegen die Abholzung Reduzierung der Nachfrage 2011 Walter Dübner Leiter des Referates „Seefischerei- Abholzung und Brandrodung gefährden zahllose Wildtiere. Der ist eine der höchsten in Afrika. Brandrodung und Abholzung wüten, nach Delfin- & Walfleisch management und -kontrolle, IWC“ Schutz von Lebensraum ist deshalb eines unserer wichtigsten Ziele. der Wald verschwindet in schwindelerregendem Tempo. 80 Prozent im Bundesministerium für Ernährung Um die Habitate für Wildtiere zu sichern, half Pro Wildlife unter der gefällten Bäume landen als Holzkohle unter Kochtöpfen. Das Fleisch von Delfinen und Walen ist schädlich! Das belegten und Landwirtschaft anderem beim Kauf von Regenwald in Peru und unterstützt noch immer wieder wissenschaftliche Studien, die uns hellhörig wer- heute Projekte zum Waldschutz in Kamerun. Auch rückte die Si- Die Lösung für dieses Problem ist erstaunlich einfach: Solarkocher. den ließen. Auf den dänischen Färöer-Inseln wurden bei Kindern, Als deutscher Regierungsvertreter in der Internationalen tuation der Wälder in Madagaskar immer mehr in unseren Fokus. Mit ihnen verbrauchen die Menschen keine Holzkohle beim Kochen, deren Mütter während Schwangerschaft und Stillzeit das Fleisch Walfangkommission (IWC) schätze ich die fundierte Bera- was sowohl die Wälder schont als auch den Geldbeutel der Fami- von Grindwalen aßen, irreversible kognitive Probleme festge- tung von Pro Wildlife ganz besonders. Seit nunmehr zehn Als die Vereinten Nationen 2011 zum Jahr der Wälder ausriefen, lien. Denn viele Madagassen geben einen Großteil ihres Einkom- stellt: Je höher der Grindwal-Konsum, desto stärker waren die Jahren kenne ich Pro Wildlife als Organisation, die sich startete Pro Wildlife eine Kooperation mit der in Madagaskar mens für die Holzkohle aus. Kinder in Sprache, Konzentrations- und Erinnerungsvermögen gleichermaßen mit Sachkenntnis und Herzblut für den aktiven Organisation ADES, um dort gegen das Verschwinden beeinträchtigt. Bereits 2008 hatten lokale Mediziner die Empfeh- Schutz von Walen und Delfinen einsetzt. von 200.000 Hektar Wald pro Jahr zu kämpfen. 490 Solarkocher, finanziert durch Spenden, konnten wir den lung ausgegeben, kein Fleisch der Tiere mehr zu essen. 2012 Menschen in Madagaskar zur Verfügung stellen, lokale Schu- Pro Wildlife ist fester Bestandteil des Beraterkreises Madagaskar ist eines der artenreichsten Länder der Welt. Die riesige lungen sicherten den korrekten Einsatz. Jeder Solarkocher spart Auch aus Japan mehrten sich Horrorberichte zum Konsum von meines Referates im Bundesernährungsministeri- Insel ist schon so lange vom Festland getrennt, dass sich hier eine im Jahr 2,5 Tonnen CO2 ein, denn die Kocher sind im Gegensatz zur Wal-und Delfinfleisch. Forscher fanden in Stichproben stark um, wenn es um Strategien rund um die IWC geht. Das einzigartige Tierwelt entwickelt hat. Viele Arten wie Lemuren, Fos- Holzkohle emissionsfrei. Der Schutz von Menschen, Klima und Ar- erhöhte Werte von Chlorverbindungen (zum Beispiel PCB, DDT) Ende des kommerziellen Walfangs und der bestmögliche sas oder Tenreks gibt es nur hier. Mehr als 25 Millionen Menschen ten ist eng vernetzt – dieses Projekt ist ein positives Beispiel hierfür. und Quecksilber; zum Teil waren sie 200-fach höher als die Schutz von Meeressäugern sind die herausragenden Ziele, leben derzeit auf Madagaskar, die Wachstumsrate der Bevölkerung Gesundheitsempfehlung. Bei einem Delfin fanden die Experten die uns einen und für die wir uns auf EU- und internatio- sogar den 5.000-fachen Wert an zulässigem Quecksilber. naler Ebene mit allem Nachdruck einsetzen. © ADES Studien wie diese verschwinden jedoch häufig in Schubladen Mit neuen Ideen und Impulsen bereichert Pro Wildlife Pro Wildlife unterstützt verschiedene Projekte nicht und wissenschaftlichen Archiven. Pro Wildlife machte sich immer wieder die Diskussion um den optimalen Schutz nur mit Geld-, sondern auch mit Sachspenden, deshalb daran, diese Ergebnisse zu sammeln und verständlich der Riesen unserer Weltmeere. Dazu zählt unter anderem zum Beispiel: aufzuarbeiten. Unser Ziel: den Appetit auf Delfin- und Wal- die einstimmig beschlossene IWC-Resolution von 2012, fleisch zu verringern. Heraus kam der Bericht „Toxic Menu“, den für die Pro Wildlife wichtige Beiträge geleistet hat. Diese 2003 Medikamentenlieferung für Elefantenwaisen wir gemeinsam mit der Schweizer Organisation OceanCare 2009 Resolution warnt vor der Giftstoffbelastung in Wal- und in Sri Lanka veröffentlichten. Unsere geballten Informationen zur Giftstoff- Delfinfleisch und fordert die Walfangländer auf, ihre Be- 2005 OP- und Verbandsmaterial für Orang-Utans belastung in Delfin- und Walfleisch konnten auch die Staaten- völkerung über die damit verbundenen Gesundheitsrisi- auf Borneo gemeinschaft bei der Internationalen Walfangkommission (IWC) ken aufzuklären. Ich gratuliere Pro Wildlife zu 20 Jahren 2008 Material für den Umweltunterricht von nicht ignorieren. Unser Bericht wurde zur Grundlage einer Reso- engagiertem, professionellen Einsatz für Wildtiere und Kindern in Limbe, Kamerun lution der Bundesregierung, die auf der Walfangkonferenz 2012 freue mich auf die weitere Zusammenarbeit. 2011 Organisation gespendeter Laborgeräte für angenommen wurde. Die Walfangländer müssen nun ihre Bevöl- ein Artenschutzlabor in Kenia kerung über die immensen Gesundheitsrisiken aufklären, die mit 2012 Neuer Truck für das Limbe Wildlife Centre, dem Konsum von Walfleisch einhergehen. mit dem Futter und Tiere transportiert Produkte wie Wal-Burger und Nahrungsergänzungsmittel aus werden können Für uns war diese Resolution ein voller Erfolg. Unser Bericht Wal auf den Markt zu bringen, helfen den Walfängern nicht. 2017 Medikamente für die Schimpansen- trug direkt dazu bei, die Nachfrage zu reduzieren. Tatsächlich Wirtschaftlich lohnt sich die Jagd inzwischen meist nicht auffangstation J.A.C.K in der Demokratischen gehen in Japan seit Jahren die Zahlen der getöteten Delfine stark mehr; häufig wird sie mit viel Geld vom Staat subventioniert. Republik Kongo zurück. Auch Walfleisch findet in Norwegen, Island und Japan Unsere Aufklärungskampagnen helfen dabei, dass der Walfang immer weniger Abnehmer. Selbst die Versuche, neue „hippe“ zum Auslaufmodell wird. Zwergwal 1 10 3 5 6 11 Januar Oktober März Mai Juni November 2011 2012 Pro Wildlife unterstützt in Kamerun ein neu- Unser Bericht „Canapés to extinction“ zeigt, Mit einer Petition helfen Pro Wildlife startet die Das ZDF stellt die TV- Die EU beschließt ein es Aussteigerprogramm für Wilderer: Statt dass die Europäische Union noch immer wir, den Bau eines Del- Kooperation zum Ele- Serie „Unser Charlie“ ein. Hai-Finning-Verbot. Als Wildtiere zu töten und ihr Fleisch auf den ein Hauptabsatzmarkt für Abermillionen finariums auf den Male- fantenschutz mit Game Pro Wildlife hatte den Mitglied der Shark Alli- Märkten zu verkaufen, bietet unter anderem Froschschenkel jährlich ist. Erstmals seit diven zu verhindern, für Rangers International Sender wiederholt auf- ance kämpfen wir dafür, der Anbau von Futterpflanzen für die Affen den 1970ern macht Pro Wildlife dieses ver- das eigens Tiere aus der in Sambia und unter- gefordert, die Serie mit dass das Abschneiden im Limbe Wildlife Centre ein alternatives gessene Tier- und Artenschutzproblem wie- Karibik importiert wer- stützt unter anderem das dem dressierten Schim- der Flossen von lebenden Einkommen (s. Seite 4). der zum Thema. Asiatischer Reisfrosch den sollten. Elefantenwaisenhaus. pansen zu beenden. Haien verboten wird. © Thomas Brown 14 15
Gründerin Dr. Sandra Altherr über illegalen tierhandel Sandra, wie kam es zum ersten Bericht Welche Folgen hatte die Veröffentlichung des Berichts? „Stolen Wildlife“, der 2014 erschien? In Vorbereitung auf die CITES-Konferenz 2016 erstellte die EU Auslöser war die auffällige Preisliste eines eine Liste mit möglichen Schutzinitiativen. Ein Großteil der Vor- Tierhändlers, auf die wir bei unseren Re- schläge basierte auf unserem ersten Stolen-Wildlife-Bericht. Die cherchen gestoßen waren. Der Mann hatte EU hat Schutzanträge für 31 gefährdete Arten bei der 17. CITES- hier in Deutschland einige Arten angebo- Konferenz 2016 eingereicht, für weitere 24 Arten beantragten ten, die nicht durch das Weltartenschutzübereinkommen CITES die Herkunftsländer selbst den Schutz ihrer Tiere. Alle Anträge geschützt und dennoch unfassbar teuer waren. Ein Paar Wald- hatten Erfolg. Unser Bericht war also die Grundlage dafür, dass Asiatischer Elefant © Avijan Saha geckos aus Neuseeland wurde mit 5.300 Euro angesetzt, Neuka- 55 stark gefährdete Tierarten endlich besser geschützt wurden. ledonische Greifschwanzgeckos mit 1.100 Euro. Hornagamen aus 2013 Sri Lanka brachten es ebenso auf 1.100 Euro pro Paar. Die unge- Gäbe es weitere Möglichkeiten, diesen Handel zu unterbinden? Zirkus ohne WildtierE Renz führte Mädi an einen See, in dem sie sich hinlegte. Video- wöhnlich hohen Preise machten uns stutzig und schon bald fanden Ja natürlich, mit Hilfe eines Gesetzes, wie die USA es haben. aufnahmen zeigten Renz, der in Badehose auf ihr herumturnte – wir die Erklärung: Diese seltenen Tiere waren in ihren Heimat- Dieser sogenannte „Lacey Act“ verbietet nicht nur den Handel mit 2013 wurden wir Zeuge, wie deutsche und europäische Behörden offenbar als Werbeaktion für seine Zirkusshow. 47 Minuten lang ländern geschützt. Doch sind sie erstmal herausgeschmuggelt, eingeschmuggelten Arten, er würde auch verhindern, dass die beim Schutz von Zirkustieren versagten; erst nach Jahren gab es dauerte das Schauspiel, am Ende war Mädi qualvoll ertrunken. ist in der EU der Verkauf der gestohlenen Tiere legal. Es waren Händler einfach auf andere national geschützte Arten ausweichen späte Gerechtigkeit. Seit 2007 hatte Pro Wildlife auf Missstän- Die Elefantin war zu schwach, um sich wieder aufzurichten. Ihr Reptilien aus Australien und Costa Rica dabei, aber auch Borneo- können, die noch nicht bei CITES unter Schutz gestellt wurden. de bei der Schaustellerfamilie Renz hingewiesen. Daniel Renz Rüssel lag unter Wasser, wegen einer lange bekannten Rüssel- Taubwarane und psychedelische Felsengeckos aus Vietnam. Wir setzen uns auf EU-Ebene intensiv für ein solches Gesetz betrieb den „Circus Universal Renz“, sein Bruder René verdiente lähmung konnte sie ihn nicht herausheben. Die Aufnahmen von ein und lassen nicht locker. Nach der EU-Wahl 2019 gehen die Geld damit, Kinder mit Alligatoren schwimmen zu lassen und ihrem Todeskampf sorgten international für Schlagzeilen. Du bist also bei den Recherchen auf eine Gesetzeslücke gestoßen? Verhandlungen in Brüssel weiter. zog mit einer Reptilienshow durch die Lande. Pro Wildlife erstattete Strafanzeige bei der Staatsanwalt- Richtig, denn dieser Händler hat, wie einige seiner Konkurrenten, 2014 schaft, die Ermittlungen wurden jedoch eingestellt. ein eiskaltes Geschäftsmodell. Sie können für diese teils hoch- 2013 erfuhr Pro Wildlife von einem Informanten, dass René bedrohten Arten hohe Preise bei minimalem Risiko erzielen. Renz einen Elefanten kaufen und mit dem Tier durch Osteuro- Zurück in Deutschland wollte Renz weiterhin Geld mit seiner Konsequenzen drohen ihnen hierzulande keine. Die EU und pa touren wollte. Bei uns klingelten alle Alarmglocken: René Krokodilshow verdienen. Wir informierten Medien und Politiker Deutschland sind für diesen Handel der zentrale Umschlagplatz. Renz hatte bisher keine Elefanten gehalten. Die Zirkuselefantin und machten weiter Druck bei allen verantwortlichen Behör- Mit der großen Reptilienbörse Terraristika in Hamm und der mit Namen „Mädi“ war bereits in schlechtem Gesundheits- den, um die Tierhaltung der Brüder Renz endlich zu beenden. Börse im niederländischen Houten gibt es in Europa zwei der zustand und wurde tierschutzwidrig alleine gehalten. Wir Der Universal Circus Renz meldete 2013 Konkurs an und gab größten Handels-Plattformen für Reptilien weltweit. Händler informierten sofort die zuständigen Behörden und Minis- endlich seine verbliebenen Tiere ab. Die Alligatorfarm wurde aus aller Welt verkaufen hier Tiere, zum Teil auch geschmuggelte. Schönechse aus Sri Lanka terien. Zwar erreichten wir, dass die Veterinärbehörde das weiter betrieben, wenn auch unter Auflagen. Es dauerte bis 2017, Die meisten wickeln ihre Deals online ab, die Tiere werden dann auf © S. Hyamal Gelände inspizierte. Doch offenbar hatte sie ihren Besuch zuvor bis die Behörden aus Sicherheitsgründen endlich die Betriebs- den Börsen an die zahlungskräftigen Käufer übergeben. angekündigt und die Zirkusleute konnten das Tier rechtzeitig genehmigung als Zoo verweigerten. 2018 wurden 28 Alligatoren verstecken. Kurz darauf verluden sie es auf einen LKW und trans- zum Verkauf angeboten. Es scheint als müsse Renz endlich auf- Was macht diesen Handel so problematisch? portierten es 2.000 Kilometer bis nach Estland. geben – aber offenbar nicht, ohne aus seinen Tieren noch den Hier werden seltene, bedrohte Arten gehandelt, weil es in der EU letzten Profit zu schlagen. eine Gesetzeslücke gibt. In den USA dürfen beispielsweise längst Pro Wildlife wandte sich an die Behörden in den Ländern, in keine Arten mehr gehandelt werden, die im Herkunftsland ille- denen Renz Station machte. Niemand schritt ein. Fotos und Wie kaum ein anderer Fall zuvor brachte der Fall Renz das Tier- gal gefangen oder exportiert wurden. In der EU ist das aber noch Videos zeigten Renz, wie er mit der deutlich abgemagerten leid im Zirkusgeschäft und die Ohnmacht der Behörden an die immer erlaubt und das untergräbt natürlich alle Schutz- Mädi durch Innenstädte spazierte, in Zirkuszelten und auf Kin- Öffentlichkeit. Pro Wildlife kämpft weiter dafür, Wildtiere in bemühungen in den Herkunftsländern. Vor unserem Bericht hatte dergeburtstagen auftrat. Schließlich kam es zur Katastrophe: Zirkussen endlich zu verbieten. dieses Problem hier niemand auf dem Schirm. Psychedelischer Felsengecko aus Vietnam © Lee Grismer 3 11 11 2 10 10 März November November Februar Oktober Oktober 2013 2014 Bei der CITES-Arten- In Indonesien kommen Pro Wildlife ist offizieller Pro Wildlife startet eine Auf Druck einer interna- Beim Besuch der Münch- schutzkonferenz wer- in die von Pro Wildlife Partner der preisgekrön- Kampagne gegen den tionalen Koalition, der ner Mineralientage findet den fünf Haiarten sowie unterstützte Auffangsta- ten Kino-Dokumentation Einsatz von Elefanten im auch Pro Wildlife ange- Pro Wildlife viele bedroh- alle Teufelsrochen unter tion 232 beschlagnahmte „Blackfish“, der das Lei- Tourismus und klärt so- hört, stoppen 25 Fluglini- te Meerestiere. Auf unse- Schutz gestellt; ein wei- Plumploris und werden den von Orcas in Delfi- wohl Touristen als auch en wie Singapore Airlines ren Protest hin reagiert terer Erfolg unserer Hai- bis zur Auswilderung ge- narien enthüllt. Der Film die Reisebranche über die und Thai Airways den der Veranstalter und in- Kampagne (s. Seite 22). Teufelsrochen sund gepflegt (s. Seite 10). sorgt für weltweite Kritik. Probleme auf (s. Seite 21). Transport von Haiflossen. Hammerhai formiert alle Händler. © G. S. Garrett © Tomas Kotouc 16 17
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