Theatermagazin Wieder im Schauspielhaus! Saisonstart mit "Dantons Tod" - Nr. 7 Sommer/Herbst 2019 - Düsseldorfer Schauspielhaus - Bürgerbühne ...
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Theatermagazin Wieder im Schauspielhaus! Saisonstart mit »Dantons Tod« »Dantons Tod« mit Wolfgang Michalek. Foto: Thomas Rabsch Nr. 7 Sommer/Herbst 2019 — Düsseldorfer Schauspielhaus — Bürgerbühne — Junges Schauspiel
ommen Liebes Publikum, Um die letzten Meter gemeinsam zu punkte der Saison an. Der eine ist verehrte Gäste, meistern, haben wir zum Wieder das Jubiläumsprogramm, das sich einzug viel Neues zu bieten. Zum um den 50. Geburtstag ranken wird. noch ist es nur eine Computersi einen natürlich unsere Eröffnungs Mit den Premieren von Brechts mulation, die das Schauspielhaus in premieren. »Dantons Tod« »Leben des Galilei« (in der Regie von neuem, weißem Glanz erstrahlen von Büchner (Regie: Armin Petras), Roger Vontobel, Burghart Klaußner lässt. Mit nunmehr nicht bron Helene H egemanns »Bungalow« spielt Galileo Galilei) und »I build cierter Fensterfront, sodass sich der (Regie: Simon Solberg), »Der Kleine my time«, einem Liederabend Blick öffnet ins belebte Haus hinein Prinz und die Krähe« von Martin von André Kaczmarczyk mit dem und auf der Rückseite hinaus in den Baltscheit (Regie: Frank Hörner) und Ensemble, der musikalisch nach Hofgarten. Mit einem neuen, mitten von der Bürgerbühne »Was ihr denkt über die Jahre, die vergangen auf dem Gustaf-Gündgens-Platz wollt« nach Shakespeare mit Düssel- sind, und über das, was dieses Haus stehenden Pavillon zum Ticketver dorfer Jugendlichen in der Regie von und seine Besucher*innen gemein kauf. Mit einem neuen, frischen, Joanna Praml. sam erlebt haben. Dazu kommen hellen Foyer, dessen Farbgebung Zum anderen eröffnen wir am zehn Tage voller Konzerte, Partys, akribisch dem Zustand der Eröffnung Gustaf-Gründgens-Platz eine dritte Reden, Diskussionsrunden und im Jahr 1970 angepasst wurde. Mit Bühne: das Unterhaus. Dort – im einem Tag der offenen Tür im dann runderneuerten Zuschauergarde Keller des Theaters – ist Raum für vollendeten Schauspielhaus. roben und Aufzügen, die das Haus Herzensprojekte, Schnellschüsse, Im Mai 2020 ist dann schließlich endlich barrierefrei machen. Sie wer Experimente. Von der intimen, die Welt zu Gast in Düsseldorf – den es als vertraut wiedererkennen – konzentrierten Lesung zum raum beim Festival Theater der Welt. und zugleich überrascht sein über die greifenden Trash, vom Popkonzert Es zählt zu den international großen kleinen Veränderungen. zum politischen Diskursabend findet bedeutendsten Festivals für zeitge Noch existiert vieles davon nur hier alles statt, was die Künstler* nössisches Theater und Performance. in der Simulation – aber wir befin innen dieses Hauses lieben und der Über 40 künstlerische Produktionen den uns gemeinsam mit Ihnen auf Intendant nicht verhindern konnte. und mehr als 300 Künstler*innen der Zielgeraden. Wenn wir ab dem Poesie, Politik, Performance, Prosa. aus allen Kontinenten und Sparten 20. September die neue Theater- Thesen, Trash und Tragik. Intim und werden zu Gast in der Stadt sein. saison nach drei Jahren im Baustellen tiefgründig oder schnell und laut Mit zahlreichen Projekten im öffent exil endlich wieder am Gustaf- oder alles zugleich. lichen Raum wird Theater der Welt Gründgens-Platz eröffnen werden, Mit dem Wiedereinzug in zu einem Festival für die ganze Stadt. dann werden Sie noch immer Bau das sanierte und modernisierte Im Schauspielhaus am Gustaf- gerüste sehen können – aber dabei Düsseldorfer Schauspielhaus wird Gründgens-Platz entsteht ein leben auf einem neuen Teppich stehen. sich auch gastronomisch einiges diges Festivalzentrum, das mit einem Sie werden noch frische Farbe rie ändern. Restaurant und Theater umfangreichen Rahmenprogramm chen und an allen Ecken und Enden kantine wachsen räumlich näher aus Vorträgen, Führungen, Diskus des Hauses die Bautätigkeit bemer zusammen und werden künftig aus sionsrunden, Filmen und Partys dazu ken – aber dabei sitzen Sie, so hoffen einer Hand und Küche betrieben – einlädt, internationales Theater in wir, auf dem neuen Foyermobiliar. ebenso die Bars in den beiden all seinen Facetten zu feiern. So werden sich bis zum Januar 2020 Foyers. Die Düsseldorfer Gastro – dem Datum des 50. Geburtstages – nomin Veronika Schillings über Viel ist schon getan – viel ist noch noch A ltes und Neues, Fertiges und nimmt gemeinsam mit ihrem Sohn zu tun, zu erleben, zu feiern. Unfertiges, Baustelle und Theater André Schillings in Zukunft die weiter bunt mischen. Bis dann pünkt kulinarische Versorgung für das Wir freuen uns auf Sie lich zum J ubiläum – toi, toi, toi! – gesamte Theater – in den Foyers ab am Gustaf-Gründgens-Platz! die Realität die Simulation endgültig dem Saisonbeginn, im Restaurant eingeholt haben wird und wir wieder ab Mitte Oktober. Ihr Foto: ingenhoven architects ein vollständig renoviertes altes, Und schließlich kündigen sich Wilfried Schulz — Generalintendant neues Schauspielhaus haben werden. schon jetzt zwei Programmhöhe Düsseldorfer Schauspielhaus 3
79 % Dantons Tod — Die Eröffnungspremiere im Schauspielhaus am 20. September — Ein Probenbericht Zum Stück — Fünf 21. Februar 1835 Jahre nach dem Sturm schrieb Büchner auf die B astille 1789 ist über den Tod der der Traum von »liberté, Dantonisten unter égalité, fraternité« der Guillotine, der ausgeträumt, der T error am 5. April 1794 regiert. Viele hundert stattgefunden hatte Köpfe sind bereits – also gerade mal gerollt, und immer neue 40 Jahre früher. Feinde der Revolution werden ausgemacht, Armin Petras insze- verhaftet und auf der niert Georg Büchners Guillotine hingerichtet. großes Revolutions- Die politischen Ent- stück »Dantons Tod« scheidungsträger haben in der Jubiläumsspiel- den Überblick verloren, zeit 2019/20. Das zahlreiche Gruppie- Düsseldorfer Schau- rungen konkurrieren spielhaus wurde 1970 um Macht und Einfluss mit »Dantons Tod« – doch beim einfachen eröffnet – höchst um- Volk herrschen nach wie stritten und begleitet vor Hunger und Armut. von studentischen Protesten. »Bürger in Georg Büchner schrieb das Schauspielhaus »Dantons Tod« in bloß – schmeißt die fetten fünf Wochen, nachdem Bonzen raus«, riefen er sich in historische die Demonstrierenden Dokumente der Fran- draußen, während zösischen Revolution drinnen Robespierre vertieft hatte. Ihm seinen Kontrahenten drohte damals wegen guillotinieren ließ. seiner Streitschrift »Der Hessische Land- bote« selbst die Verhaf- tung. Er befand sich auf der Flucht und entwarf 23-jährig das Porträt einer ebenso hitzigen wie unberechenbaren Zeit, die damals wohl- gemerkt nicht beson- ders l ange her war: Von Probenfotos: Thomas Rabsch Mitte Januar bis zum Foto oben: Felicia Chin-Malenski, Anna-Sophie Friedmann, Kilian Land, Kai Götting, Madeline Gabel, Sophia Schiller, Lieke Hoppe (Robespierre), Ron Iyamu — Foto unten: Wolfgang Michalek (Danton), Kai Götting und Regisseur Armin Petras. 4 Probenbericht
Das »Danton«-Ensemble. Probenfoto: Thomas Rabsch Ende Juli 2019. Eigentlich befindet sich das Düsseldorfer Schauspielhaus ten. Man erfand auch einen neuen Kalender, eine neue Währung, eine neue bereits in der Sommerpause: Die Baustelle kommt zu ihrem Recht, die Hand Mode, neue politische O rgane und Strukturen, zahlreiche Debattierklubs werker sind die Herren über das Haus, und alle hoffen, dass das Theater im entstanden, in denen Jakobiner, Sansculotten, Frauen über Ideen und Um September bezugsbereit ist. Bloß auf der hintersten Probebühne im Central setzung der F orderung »Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit« diskutierten. rauchen noch Köpfe: Es sind die 21 des »Danton«-Ensembles, das sich unter Büchner hat in seinem Drama überraschend viele Originaltexte auf der Regie von Armin Petras mit dem Stück von Georg Büchner beschäftigt. genommen: 17 % des Textes stammen aus historischen Reden und Briefen. In Im Vorfeld haben wir den Büchner-Text gekürzt und in 41 Szenen aufgeteilt. den ersten Wochen der Probenzeit werden weitere historische Texte geprüft, Nun sitzen die Schauspieler*innen, darunter die neun neuen Studierenden zusätzliche Figuren im Umkreis der Revolution und ihre Aufnahme in die des Mozarteums Salzburg, aufgeteilt in Gruppen an kleinen Tischen und dis Inszenierung überlegt. »Wir werden auf jeden Fall Originaltext von Büchner kutieren den Stoff. Was ist der Kern der jeweiligen Szene? Welche historischen auf der Bühne haben, meine Schätzung ist [überlegt] 46 %«, meint Petras Figuren sind das? Und wie könnte man das darstellen auf der Bühne? Zur scherzhaft. Nach der Sommerpause und weiteren zwei Wochen Proben kann Verfügung stehen ein Haufen Material, zahlreiche B ücher und die Expertise man diese Zahl nach oben korrigieren und mit … sagen wir: 79 % beziffern. von zwei Musiker*innen, einem Choreografen, einem Videokünstler sowie Das Endergebnis bleibt abzuwarten. — von Felicitas Zürcher Regie und Dramaturgie. Er wollte immer gerne workshopartig arbeiten, sagt Armin Petras in einem Gespräch am Rand der Proben. Die Kreativität von so vielen Men Dantons Tod — von Georg Büchner — Mit: Miguel Abrantes O strowski, schen einzubinden und auszuwerten ist Lust und Herausforderung zugleich, Cathleen Baumann, Markus Danzeisen, Henning Flüsloh, Anna-Sophie aber gerade zu diesem Revolutionsstück von Georg Büchner passt sie viel Friedmann, Lieke Hoppe, Ron Iyamu, Johann Jürgens, Serkan Kaya, Kilian leicht besonders gut. »Es gibt viel Trauer, viel Schmerz, viel Freude, viel Leid. Land, Wolfgang Michalek, Gunnar Teuber sowie den Studierenden des Es gibt eine große Bewegung. Ich möchte gerne ein Stück über Menschen Mozarteums Salzburg Caroline Adam Bay, Felicia Chin-Malenski, Chris machen, die extrem leben«, skizziert Petras zu Beginn der Proben. Inspi Eckert, Madeline Gabel, Kai Götting, Eva Lucia Grieser, Sophia Schiller, Tino riert hat ihn der Film von Andrzej Wajda »Danton« mit Gérard Depardieu Julian Zihlmann — Regie: Armin Petras — Bühne: Olaf Altmann — K ostüm: als Danton und das Stück der polnischen Autorin Stanisława Przybyszewska Annette Riedel — Musik: Anna Bauer, Johannes Hofmann — Video: Clemens »Die Sache Danton« aus dem Jahr 1929, auf dem der Film von Wajda basiert: Walter — Licht: Norman Plathe-Narr — Choreografie: Denis Kuhnert — Die Menschen hungern, schwitzen, frieren, rennen, schreien … Die Euphorie Dramaturgie: Felicitas Zürcher — Premiere am 20. September — W eitere der damaligen Zeit sollte trotz des Schlachtens auf der Guillotine nicht unter Termine 17. Sept. (öffentliche Probe/Voraufführung), 22. und 26. Sept., 4. und schätzt werden: Nicht nur hatte man eine neue Gesellschaftsordnung erstrit 28. Okt. und unter www.dhaus.de — im Schauspielhaus, Großes Haus Probenbericht 5
Du BIST kokainabhängig, Sweetheart Bungalow — Klar und radikal erzählt Helene Hegemann von der Selbstfindung eines jungen Mädchens in einer zunehmend apokalyptischen Welt. Lesen Sie vorab eine bisher unveröffentlichte Kurzgeschichte und tauchen Sie ein in die Welt der Berliner Autorin. Ihr viel beachteter Roman »Bungalow« feiert am 22. September im Kleinen Haus des Düsseldorfer Schauspielhauses Uraufführung. Große, mit Kunst behangene, dunkle Halle und Menschen, die mich n ervten, Sie waren gleichzeitig wie Algen oder Seesterne am Meeresgrund, deren weil man anhand der pseudosubversiven Statements ihrer Anziehsachen so Bewegungen das Wasser – wie nennt man das? – ABSCHWÄCHT, natürlich! fort feststellen konnte, aus welchen Designklassikern deren Inneneinrich Ey Leute! Und diese Frau stand auf, wie könnte es anders sein, sah mir in tung bestand. Dazu noch ein paar sorgsam kalkulierte Brüche, beispielsweise die Augen, ich schwieg, denn ich fürchtete sie – oh, wie ich sie fürchtete in irgendein bambusmäßiges, aus Bali eingeflogenes Windlicht der Ausgestelltheit dessen, was sie durchlebt hatte, was ich oder ein Motörhead-Poster neben dem Eames Soft Pad Chair. Zum Stück — Während durchleben würde, wie recht sie haben würde mit den wenige Sogenannte Scheißkreativoasen, in denen sich an folkloristi ihre Mutter das letzte Minuten später folgenden Sätzen: scher Kunst geschätzte Einfachheit und Schlichtheit wider Einkaufsgeld vertrinkt, »Das hier sind alles Wichser, und du bist jung, und dieses spiegelt, auf keinen Fall Hängeschränke in der Küche. Auf beobachtet Charlie vom Arschloch wird dich so lange quälen, ausnutzen, pleite dem Boden gestapelte Bildbände, beispielsweise von Terry Balkon ihrer Betonmiets- machen, bis du wieder zurückkehrst zu deiner jetzigen Richardson, aus der Zeit, in der auf jedem dritten Foto ent kaserne aus die benach Ausgangsposition. Aber du musst da durch, durch diese weder jemand gefesselt war oder eine Maske trug. Männer, barten Bungalows und widerliche Zeit, Schatz.« die diese Kunstbände nachts um vier vor ihren Eroberungen deren Bewohner. Sie »Was soll ich tun? Ich bin verliebt.« durchblätterten und ab und zu auf eine besonders ausgefeilt lernt, dass es mehrere »Guck mich an.« inszenierte Sexpraktik draufzeigten mit den krampfhaft soziale Klassen gibt und »Ja.« geäußerten Worten: »Mh, so was könnten wir eigentlich sie selbst zur untersten »Guck mich an.« auch mal machen.« gehört. Dann, kurz nach »Ja, es ist okay, ich gucke Sie an.« Frauen in skandinavischer Unisexmode mit rot ge ihrem zwölften Geburts- »Du siehst halbwegs okay aus. Dementsprechend bist du Ka schminkten Lippen zu grauen T-Shirts. Es hatte ihnen nie tag, zieht ein Ehepaar pitalistin. Du kannst mit diesem Idioten alles machen, was jemand gesagt, dass ihre einstige Beliebtheit nicht auf die ins Viertel. Die beiden du willst. Hörst du? Alles. Bis er erkennt, dass du ein genauso Schönheit ihrer Gesichtszüge zurückgeführt worden war, sind Schauspieler, unbe widerwärtiger, hedonistischer Poser bist wie er selbst und sondern auf die Intensität ihrer Unbefangenheit, ihrer Nai rechenbar, chaotisch, all diese anderen Afterhour-Verwundeten da vorne. Warum vität, ihrer scheißverdammten abhanden gekommenen luxuriös, schlauer als alle glaubst du, sind die hier? Weil ihnen mal eine große Zukunft JUGEND, wann auch immer die stattgefunden haben mag. anderen – und für Charlie versprochen wurde, als sie so alt waren wie du, die hat sich Das passiert also, wenn man sich auf seine Jugend verlässt das, was der Rest der aber nie eingelöst. Sie erkennen irgendwas in dir, ihr Poten und bösartig wird deswegen. Ich hasste die Jugend. Diese Welt als ihre »erste große zial von früher. Sie betrachten das mit einer Mischung aus Frauen waren durchschaubar. Sie standen auf unattraktive Liebe« bezeichnen würde: Neid, Wohlwollen und Eislaufeltern-Handlungsspielraum. Typen, die es im ä ußersten Fall zu Redakteuren bei e iner Spielkameraden und Sie wollen dich kontrolliert zu dem machen, was sie hätten ihnen politisch entgegengesetzt ausgerichteten Tages Lover, größter Einfluss sein müssen, und werden dir dadurch die Chance zerstören, zeitung gebracht hatten, und einer von denen hatte sich auch und größte Gefährdung. das zu werden, was du werden könntest, nämlich: größer als das Motto dieser Party ausgedacht, es lautete: »Seventies«. Ein extremer Gegenent- deren Vorstellung.« Die Einladung hatte ein Bild von Yoko Ono und Mick Jagger wurf zur toxischen Bezie- geziert. hung, die Charlie mit ihrer »Wir wollen dir zum Geburtstag gerne ’ne It-Bag schenken, Du hast dich die ganze Zeit gewehrt gegen diese große Mutter führt, und eine was sagst du dazu??« krasse Welt der Finsternis, bis plötzlich irgendwelche out Aufforderung, die v itale »SEID IHR VERRÜCKT, HABT IHR EIN RAD AB, IT-BAG? standing Partypeople anfingen, dich mit Komplimenten zu Kraft des freien Willens DAFÜR WÄRT IHR IN DEN SIEBZIGERN GESTEINIGT überschütten. Und du für einen Bruchteil deines Lebens das für sich zu entdecken. WORDEN!! ’NE IT-BAG???« Gefühl bekamst, in deiner ganzen unerkannten Schönheit »Ja, ’ne It-Bag!!« erstmalig konkret beteiligt zu sein an etwas. Du bist cool geworden, nicht »ICH FASS ES NICHT!! Da muss ich direkt an Gitte H oppe denken, die i mmer trotz, sondern wegen der Nagelbettentzündung und den unmanikürten Fin so was sagte wie, Geld ist eigentlich gar nicht so schlecht oder so, DAS WAR gern, wegen der unfrisierten, blau angesprühten Haare, wegen der verlau SUPERPEINLICH. DIE HATTE NÄMLICH DIE RULES NOCH NICHT fenen Wimperntusche und den Hautirritationen. Es ging auch wirklich nicht BEGRIFFEN!!!!!« mehr darum, gesund auszusehen, in erster Linie musstest du bloß anders sein als die stahlbearbeiteten Miezen mit den vollgekotzten Chanel-Oberteilen. But all in all, Jesus was a b-boy! Und da hat es sich für dich dann ausgezahlt, nie an die Erfüllung der Sexy He died for our sins, has arisen and now resides in Heaven. werdung in einer Resignationsschleife der perfekt gegelten Kurzhaarschnitte That is to say, he lives in the kick drum of a perfect hip-hop song circa 1987. geglaubt zu haben, ja, endlich. Denn während diese ganzen gutaussehen den Girls und Typen jetzt an ihren Fließbändern stehen und aus einer in den AMEN meterdicken Beton eingelassenen Luke irgendwelchen Nonnen neidisch da von Helene Hegemann bei zusehen, wie die ein freies Leben führen, hast du eine komplette Fenster front vor dir. »Du BIST kokainabhängig, Sweetheart. Du bist es. Es ist egal, wie alt du Bungalow — nach dem Roman von Helene Hegemann — Mit: Florian bist, es ist egal, wie alt ich bin, aber lass dir das von mir gesagt sein.« Lange, Jonas Friedrich Leonhardi, Judith Rosmair, Lea Ruckpaul, Sebastian Was weißt du denn bitte? Was weißt du denn von dem Klopfen in Tessenow, Minna Wündrich — Regie: Simon Solberg — B ühne: María meinen Adern, wenn ich das Meer sehe? Von der Verachtung gegen, ach, all Reyes Pérez, Simon Solberg — Kostüm: Maike Storf — Musik: M iles jene Menschen mit ihren kraftlosen Bewegungen, die umsanken und hin Perkin — Dramaturgie: Janine Ortiz — Premiere /Uraufführung am stürzten, um sich auf der Erde zu winden zwischen von Stella McCartney- 22. September — Weitere Termine 19. Sept. (öffentliche Probe/Vorauf und G ucci-Schuhen abgetretenem Matsch, alle zwischen 30 und 40, in soge führung) und 26. Sept., 4., 11. und 28. Okt. und unter www.dhaus.de — nannter konsequenter Verschwitztheit, inmitten ausgelaufener Longdrinks. im Schauspielhaus, Kleines Haus 6 Kurzgeschichte
n eines Kindes Das Dschungelbuch — Robert Wilson im Gespräch. Der Meister des abstrakten Theaters inszeniert Rudyard Kiplings Klassiker als fantasievolles Musiktheater für die ganze Familie neu Er hört nie auf zu arbeiten, reist von einer Stadt zur nächsten, Das ist der Ausgangspunkt der Arbeit. Das Darstellen von Zum Stück — von einem Kontinent zum nächsten, immer auf der Suche. Mit Tieren setzt Tiefe und Innerlichkeit voraus. Die Schau Generationen seinen 78 Jahren wirkt Robert Wilson wie ein sehr weiser Schüler spieler*innen müssen wissen, wie man sich bewegt, tanzt, von Kindern und eines amerikanischen Eliteinternats. Sein intensiver Blick aus singt ... Aber besonders wichtig ist, dass sie eine Gruppe Erwachsenen ken- stahlblauen Augen, die hochgewachsene Erscheinung und die bilden, eine Familie im Geiste, die Gefühle teilt. nen und lieben die präzise Artikulation können einen Gesprächspartner einschüch 1894 erschienenen tern. Dabei begegnet »Bob« den Menschen offen, einfach und ist Sie zitieren Baudelaire, der sagt, »Genie ist die Geschichten vom am Ende eines langen Probentages durchaus bereit, über seine willentlich z urückeroberte Kindheit«. Sehen indischen Jungen neue Produktion zu sprechen, die am 19. Oktober am Düssel Sie »Das Dschungelbuch« mit den Augen eines Mowgli und seinem dorfer Schauspielhaus Premiere feiern wird. Kindes? Dschungelleben. Ich sehe alle großen Kunstwerke mit den Augen eines Kindes, Nach einem Angriff Was hat Sie dazu inspiriert, »Das Dschungelbuch« sei es »König Lear«, »Medea« oder »Turandot«. des hinterhältigen auf die Bühne zu bringen? Tigers Shere Khan, Die Geschichte erscheint mir zugänglich – für junge und er Dies ist Ihre vierte Kollaboration mit den Schwes- bei dem Mowgli wachsene Menschen, für solche ohne Ausbildung und solche, tern Bianca und Sierra Casady, die zusammen das von seinen Eltern die über einen hohen Bildungsgrad verfügen. Es ist ein Stoff, Folkrock-Duo CocoRosie bilden. getrennt wird, findet der die Fantasie anregt. Pierre Bergé, der mir so wichtig war, Ihre Musik berührt mich, denn sie ist voller Witz und Ironie. das Menschenkind hat mich vor einigen Jahren auf K iplings Buch aufmerksam Ich bin jedes Mal überrascht und verzaubert. Und genau das Aufnahme bei gemacht, nachdem er ein Gastspiel meines »Peter Pan« in ist es, was man für Mowgli und seine Tierfreunde braucht. einem Wolfsrudel. Paris gesehen hatte. Sowohl Emmanuel Demarcy-Mota, der Da hätte ich schlecht Tom Waits oder Philip Glass fragen Als Berater und das Théâtre de la Ville leitet, als auch Wilfried Schulz vom können … Beschützer stehen Düsseldorfer Schauspielhaus zeigten g roßes Interesse an ei dem Jungen der ner familienorientierten Produktion, die keine Alters- oder Bonnie Tyler hat einmal gesungen »I hear you gutmütige Bär Zielgruppe ausschließt. So wurde die Idee für diese Show call it civilization / It’s a jungle out there«. Ist der Baloo und der ge- geboren. Dschungel in Ihrer Vision vegetabil oder urban? fährliche Panther Er ist eine bestimmte mentale Einstellung. Bagheera zur Seite. Kannten Sie »Das Dschungelbuch« Zahlreiche Aben- bereits als Kind? Mit dem Dschungel verbindet s ich die Vorstellung teuer lehren Mowgli Ich bin in Texas aufgewachsen, dort gab es eine Jugendversi von Chaos und Unberechenbarkeit. Ihre Kunst das »Gesetz des on von Mowglis G eschichte. Kiplings Originalbuch habe ich hingegen ist formal und abstrakt. Wie halten Sie es Dschungels«, bevor erst als Erwachsener kennengelernt. Es ist umfangreicher mit dem Chaos? er sich dem ent- und komplexer. Aber um dieses Material zu zeigen, muss Ohne Chaos gibt es keine Ordnung. scheidenden Kampf man wissen, wie man Einfachheit findet. Walt Disney hat mit seinem alten sich darin nicht getäuscht: wenige Worte, Taten ... Würden Sie ein Tier essen, das Sie Feind Shere Khan – persönlich kennen? und damit dem Wie werden Sie die Tiere auf der Bühne Nein. Erwachsenwerden darstellen? Das Interview führte Janine Ortiz und einer möglichen Wenn sich eine Katze einem Vogel nähert, spitzt sie nicht nur Rückkehr in die die Ohren, ihr ganzer Körper richtet sich aus, um zu hören. Zivilisation – stellen muss. Das Dschungelbuch — von Rudyard Kipling — Für Erwachsene und Kinder ab 8 Jahren — Eine Koproduktion mit dem Théâtre de la Ville-Paris — Mit: Takao Baba, Tabea Bettin, Judith Bohle, Felicia Chin-Malenski, Rosa Enskat, Ron Iyamu, André Kaczmarczyk, Sebastian Tessenow, Georgios Tsivanoglou, Cennet Rüya Voß, Thomas Wittmann sowie den Musiker*innen Leo Henrichs, Thomas Klein, Zuzana Leharová, Annette Maye — Regie, B ühne, Licht: Robert Wilson — Musik, Lyrics: CocoRosie — Kostüm: J acques Reynaud — M usikalische Leitung: Sven Kaiser — Mitarbeit Regie: Ann-Christin Rommen — Mitarbeit Bühne: Annick Lavallée-Benny — Mitarbeit Licht: Marcello Lumaca — Sound: Nick Sagar — Make-up-Design: Manu Halligan — Dramaturgie: Janine Ortiz — Premiere am 19. Oktober — Weitere Termine 16., 17. und 18. Okt. (öffentliche Proben/Voraufführungen) — Vorstellungen 26. und 27. Okt., 19. und 28. Nov., 1., 15., 23. und 25. Dez. — Schulvorstellungen 20. und 29. Nov., 2. Dez. und unter www.dhaus.de — im Schauspielhaus, Großes Haus Wir danken für die partnerschaftliche Unterstützung Interview 9
U haus U haus U haus Unterhaus — Programm September + Oktober — um 20:30 Uhr 21.9. New World — 27.9. Off-Off the Record — 28.9. Pamela Anderson unter- stützt den Green New Deal — 2.10. Streusalz Vol. 1 — 3.10. Alles renkt sich wieder ein — 10. + 11.10. Embracing Realities — 17.10. Majority Report Vol. 1 – Das xenofeministische Manifest — 18.10. Spin-off: Die Rache der Nebenfiguren — 24.10. Airchina in concert — 25.10. Aggro Alan — 31.10. Mini Horror Playback Show — www.dhaus.de/unterhaus Im Keller des Schauspielhauses wird eine Bühne neu eingerichtet – das Unterhaus. Dort zeigen wir in verschiedensten Formaten Improvisiertes, Experimentelles und Schräges. Poesie, Politik, Performance, Prosa. Thesen, Trash und Tragik. Intim und tiefgründig oder schnell und laut oder alles zugleich. Das Unterhaus ist der Ort für alle, die immer weiter w ollen, alle, denen es nie genug ist. Fotomotive: Ausschnitt Wahlplakat Green New Deal (Europawahl), Zoë Buckman, Airchina Albumcover 10 Unterhaus
Realität umarmen, abbilden, umschlingen — Diversity – unter diesem Stichwort setzen sich Guy Dermosessian und das D üsseldorfer Schauspielhaus für eine Gesellschaft der Gleichberechtigung ein. D iese Aufgabe soll das gesamte Programm des Schauspiel hauses durchdringen und findet i hren Ort auch auf der neuen Bühne – dem Unterhaus. Guy Dermosessian verantwortet gemeinsam mit Veronika Gerhard ab dieser Spielzeit den Bereich Diversity am Düsseldorfer Schau- spielhaus. Er ist im Libanon geboren und aufgewachsen und stu- dierte zunächst Maschi- nenbau an der Univer sität Karlsruhe und an der Ruhr-Universität Bochum. Von der Dynamik der Subkul turen Beiruts inspiriert, entwarf er Club- und Konzertreihen, Festivals und interdis ziplinäre Orte der Kunst im ungenutzten oder öffentlichen Raum. Als Projektmanager der Zukunftsaka- demie NRW beriet er Kommunen und Kulturinstitutionen des Landes NRW in Diversity Management. Mit seinem Musiklabel Kalakuta Soul Records bringt er Musiker* innen und Künstler* innen verschiedener Kontinente für gemeinsame Projekte zusammen. Mit Beginn der neuen Spiel lichkeiten für eine gemeinsame zeit nehmen wir verstärkt die Zukunft. Monatlich begrüßen Diversität in der Programm wir Künstler*innen, Denker*- entwicklung, in unseren eige innen, Wissenschaftler*innen nen Strukturen und nicht zu Guy Dermosessian. Foto: Thomas Rabsch und Aktivist*innen ein ihre Ge letzt auch im Publikum in den danken, künstlerischen Posi Blick. Wir glauben, dass das tionen und Perspektiven für eine Theater als öffentliche Institution der Künste ein Raum für diverse Positionen plural gedachte und gelebte Realität vorzustellen und diese mit dem Publikum und gesellschaftliche Utopien sein und einen wesentlichen Beitrag zur Vision zu diskutieren und weiterzuentwickeln. So freuen wir uns im Herbst auf einer zukünftigen Gesellschaft der Gleichberechtigung leisten kann. Beiträge der Performancekünstler*innen, Musiker*innen und Wissenschaft Als eines von acht Theatern bundesweit ist das Düsseldorfer Schauspiel ler*innen Kapwani Kiwanga, Fadi Abdelnour, Senu, Hiba Salameh, Nathalie haus von der Kulturstiftung des Bundes für das Programm »360° – Fonds der Anguezomo Mba Bikoro, Stella Chiweshe und Amir Abdullah. Kulturen der neuen Stadtgesellschaft« ausgewählt worden. Im Rahmen dieses In einer Kooperation mit dem Düsseldorfer Callshop Radio grün Förderprogramms i ntensivieren wir die Auseinandersetzung mit den Chan den wir darüber hinaus einen neuen und hauseigenen Radiosender D’haus cen und Perspektiven, die die vielfältige Gesellschaft in sich birgt mit dem Community Radio (zum ersten Mal am 14.9. ab 22 Uhr im Schauspiel Ziel, diese in ihrer Diversität in unseren Strukturen, in unserem Programm haus-Foyer). Die Plattform für die vielen verschiedenen Stimmen Düssel und in unserem fantastischen Publikum zukünftig stärker abzubilden. dorfer Bürger*innen und Akteur*innen sendet monatlich Redebeiträge, Das alles können wir jedoch nicht ohne euch und ohne Sie entwerfen, DJ-Sets sowie Konzerte live aus dem Foyer am Gründgens-Platz, das wir zum denken und umsetzen. Wir laden euch/Sie ein, das Düsseldorfer Schauspiel offenen und öffentlichen Ort in der Mitte unserer Stadt erklären. haus mit neuen künstlerischen, diskursiven und politischen Formaten in Wir laden euch und Sie herzlich ein, diese Räume einzunehmen, zu über einen Ort gelebter Demokratie und einen Generator für zukünftige Utopien nehmen und möglichst viele Menschen mitzunehmen. Seid und seien Sie zu verwandeln. Eines dieser Formate trägt den Titel Embracing Realities unsere Partner*innen und Kompliz*innen. Seid und seien Sie unsere neuen (am 10. und 11.10. im Unterhaus) und widmet sich mit performativen Lesun Freund*innen! — von Guy Dermosessian gen, Vorträgen und Filmvorstellungen verschiedenen Entwürfen und Mög Porträt 11
Gibt es die Was ihr wollt — Jemand anderes sein, in eine andere Rolle schlüpfen zu können, dieser Wunsch steht oft ganz oben bei Jugend lichen, die es auf die Bühne zieht. In »Was ihr wollt«, der neuen Inszenierung von Joanna Praml, wird diese Idee für einen Tag ganz wörtlich genommen. »Die Jungs verkleiden sich als Mädchen und die Mädchen als Jungs«, lautet ihr Motto für diesen Probentag. In Shakespeares Komödie »Was ihr wollt«, die hier geprobt wird, ist es die junge Viola, die nach einem Schiffbruch in Illyrien strandet und sich dort, als junger Mann verkleidet, in den Dienst des Herzogs Orsino stellt. Dieser Rollentausch zieht eine ganze Reihe von Verstrickungen und Verwechslungen nach sich. Was in der elisabetha nischen Zeit, als im Globe Theatre noch überhaupt keine Frauen auf der Bühne stehen durften, eine derbe Verkleidungsklamotte mit entsprechend zotigen Witzen gewesen sein dürfte, ist in dieser Inszenierung ein flirrendes Spiel mit herrschenden Geschlechterrollen. Auf die Probebühne am Gustaf-Gründgens-Platz haben die beiden Kostümbildner innen Jana Denhoven und Inga Timm haufenweise K ostüme, Schuhe, Perücken, falsche Bärte und Schmuck gebracht. »Es soll echt aussehen«, erklärt die Regisseurin Joanna Praml ihre Idee. »Wir wollen uns wirklich für einen Moment die Frage stellen können, was wäre, wenn ich plötzlich ein Junge wäre, ein Mädchen?« Einige stehen erst zögerlich vor dem neuen Ich, andere stürzen sich voller Neugier in den Kleidertausch. Überall auf der Probebühne sind Spiegel aufgestellt, und als der Geschlechterwechsel perfekt ist, setzen sich die Jugendlichen mit Zetteln und Stiften davor und beginnen ein Zwiegespräch mit ihrem neuen Spiegelbild. Plötzlich wird es ganz still im Raum. Wer blickt mir da entgegen? Warum bin ich mir plötzlich so fremd? S träube ich mich gegen das, was ich da sehe? Könnte ich mich in mein eigenes Spiegelbild verlieben? Die Texte der Jugendlichen sind zärtlich, neugierig, zerrissen. 12 Probenbericht
esen Ort? Zum Stück — Bei einem Schiffbruch werden die Zwillinge Viola und Sebastian auseinandergerissen. Auf sich allein gestellt, verkleidet sich Viola als Mann und bringt durch diesen Rollentausch das Liebesleben der Bewohner*innen von Illyrien ziemlich durch einander. Die jugend lichen Darsteller*innen stürzen sich ins Liebes- getümmel der Shake- speare-Figuren sowie in das ihres eigenen Lebens. Die Regisseurin J oanna Praml wurde mit ihrer Überschreibung von Shakespeares »Ein Sommernachttraum«, den sie ebenfalls mit Düsseldorfer Jugend- lichen erarbeitete, für den Theaterpreis Der Faust nominiert »Die Person zu sein, die ich sein will, egal welches Geschlecht sie hat, egal was andere und zum Theatertref- von mir denken, egal was die Blicke mir b edeuten, das ist viel schwerer als gedacht«, fen NRW eingeladen. beschreiben die Jugendlichen am Ende des Tages ihre neuen Erfahrungen. Vielleicht Nach Wedekinds an einem a nderen Ort, wo uns niemand kennt, vielleicht an einem Ort wie I llyrien. Ein »Frühlings Erwachen« Ort, an dem wir alles ausprobieren können. Ein Ort, an dem wir uns verlieben können, 2017 inszeniert sie nun in wen wir wollen. Gibt esdiesen Ort? Wenn es ihn in der Wirklichkeit noch nicht ge zum dritten Mal an der ben kann, ist es umso wichtiger, dass es das Theater gibt. Im Kleinen Haus werden sich Bürgerbühne. die 13 Jugendlichen ab dem 28. September auf die Suche nach Illyrien machen. — von Dorle Trachternach Fayola Tabea Schönrock, Was ihr wollt — nach William Shakespeare — Düsseldorfer Jugendliche tauschen die Philine Berges, Louis Rollen und setzen ihr Herz aufs Spiel — Mit: Philine Berges, Finn Cosmo Faust, Celina Gustav Martin, Celina Fette, Marc Goldbach, Philomena Höner, Aschif Kasem, Louis Gustav Martin, Dennis Fette, Philomena Höner, Mertens, Lea-Marie Pohl, Tristan Rheinbay, Fayola Tabea Schönrock, Freya Tomlinson, Pablo Vuletić, Finn Cosmo Faust, Freya T omlinson, Pablo Vuletić — Regie: Joanna Praml — Bühne und Kostüm: Jana Denhoven, Inga Timm — Tristan Rheinbay, Aschif Musik: Hajo Wiesemann — Dramaturgie: Dorle Trachternach — P remiere am 28. Septem- Kasem, Lea-Marie Pohl, ber — Weitere Termine 25. Sept. (öffentliche Probe/Voraufführung), 2. und 12. Okt. und Marc Goldbach. unter www.dhaus.de — — im S chauspielhaus, Kleines Haus Foto: Thomas Rabsch Probenbericht 13
Das ist Bürgerbühne. Eine Einladung, das Schauspielhaus zu erobern. Dem Herzschlag der Stadt im Theater nachzuspüren. Mit ihren Fragen und Erinnerungen, ihren Menschen und ihrer Zukunft. Düsseldorf, deine Geschichten sind unsere – und wir inszenieren sie mit einem professionellen Team für den allabendlichen Spielplan. Das ist B ürgerbühne. Spielen Sie mit! Klubben Sie mit! Bürgerbühnen-Inszenierungen — Zu Beginn der Bürgerbühnen-Klubs — sind für alle, die sich spiele- Spielzeit suchen wir wieder Bürger*innen aus Düssel- risch ausprobieren möchten. In diesem Jahr begeben dorf und Umgebung, die Lust haben, intensiv Theater sich Schauspieler, Theaterpädagog*innen, Regie zu spielen und dabei aus ihrem Leben zu erzählen. assistentinnen, Choreografinnen, Musiker und sogar Für alle unsere Angebote gilt: Es sind keine Theater- ein Mathematiker mit euch und Ihnen gemeinsam vorkenntnisse erforderlich. auf die Suche nach den besten Geschichten für die Bühne, egal ob aus Büchern oder aus dem echten Leben, ob wahr oder gelogen. Blick zurück nach vorn Sie können mit Ihren Biografien das vergangene Jahrhun Einmal in der Woche finden über den gesamten Zeitraum dert nacherzählen oder verbinden mit Orten in der Stadt der Spielzeit regelmäßig Proben statt. Im Sommer 2020 Ihre Geschichte? Sie wissen, was Ihre Familie im Krieg werden alle Klubs bei der großen Bürgerbühnen-Klubsause und danach gemacht hat, und wollen uns Ihre Geschichten präsentiert und gefeiert! — Mit dabei: Die Theater-Soap, erzählen? Oder Sie sind zwischen 18 und 35 Jahren, spielwütig Staffel 2 (16 bis 35 Jahre) — Die Androiden (10 bis 14 Jahre) und politisch interessiert? Dann machen Sie mit bei unserer — Die Großstadtgewächse (15 bis 99 Jahre) — Die Softies Bürgerbühnen-Produktion »Blick zurück nach vorn«, die ab (12 bis 16 Jahre) — Die Unbeschwerten (7 bis 12 Jahre) — Januar 2020 im Kleinen Haus am Gustaf-Gründgens-Platz zu Die Ungereimten (16 bis 25 Jahre) — Die Weltgestalten sehen sein wird. Regisseur Christof Seeger-Zurmühlen (7 bis 99 Jahre) — Die Widerspenstigen (25 bis 55 Jahre) — versammelt Mitglieder aus mehreren Generationen deutscher Theatersport (13 bis 99 Jahre) (Nach-)Kriegszeit an einem Tisch. Bei einem gemeinsamen Abendessen fächern sie die Geschichte der Bundesrepublik Das Auftakttreffen für die Klubs beginnt am Deutschland auf und betten ihre eigene Familienchronik ein. 22. September 2019 um 15 Uhr im Jungen Schau- »Blick zurück nach vorn« versucht, dem Vergessen zu begeg spiel in der Münsterstraße 446. — Dort stellen die nen, damit sich unsere Vergangenheit nicht wiederholt. Leiter*innen sich und ihre Klubs vor und kommen gerne — In Kooperation mit dem Kulturzentrum zakk. — mit allen Neugierigen ins Gespräch. — Fragen sowie Anmeldungen und Informationen unter Telefon Anmeldungen gerne unter 0211. 85 23-789 oder 0211. 85 23-789 oder buergerbuehne@dhaus.de buergerbuehne@dhaus.de O Fortuna! Sie stehen in der Kurve, singen die Lieder, feuern Ihr Team an und fragen: Wem gehört der Verein? Sie wollen Ihre Hoff nungen teilen oder von Abhängigkeiten, Liebeserklärungen, Rivalitäten, Bier aus Plastikbechern und von der ewigen Faszination der neunzig Minuten erzählen? Unzählige Bio grafien sind mit dem Verein verbunden, und »O Fortuna!« will unter der Regie von Felix Krakau die schönsten von ihnen zum Jubiläum »125 Jahre Fortuna« auf die Bühne bringen. — In Kooperation mit Fortuna Düsseldorf und dem Förder verein des Nachwuchsleistungszentrums. — Melden Sie sich schon jetzt zu den Infotreffen vom 10. bis 12. Januar 2020 an, die Uraufführung »O Fortuna!« ist für Juni 2020 geplant. 14 Bürgerbühne
Café Eden – New Friends. New Stories — Das Café Eden organisiert sich neu und soll zu einem Zukunftslabor für Kunst und Gesellschaft werden. Veronika Gerhard möchte Raum für neue Allianzen und transdisziplinäre Experimente schaffen. Veronika Gerhard verantwortet gemeinsam mit Guy Dermosessian ab dieser Spielzeit den Bereich Diversity am Düsseldorfer Schau- spielhaus. Sie studierte Philosophie, Soziolo- gie und Neuere deut- sche Literatur in Frank- furt/M. und Berlin, bevor sie den M. A. in Visual Culture Studies an der Universität der Küns- te Berlin bei Katharina Sieverding sowie ein Studium der bildenden Kunst und des Expe- rimentalfilms in Pitts burgh, USA, absolvierte. Sie war Stipendiatin des Education Project der Documenta11 unter der Leitung von Okwui Enwezor. Von 2010 bis 2017 leitete sie die »akademie der auto didakten« am Ballhaus Naunynstraße, wofür sie den Julie und August Bebel-Preis erhielt. Zuletzt war sie am Maxim Gorki Theater in Berlin als Dramaturgin für par- tizipative Projekte tätig. Mit dem Café Eden richten Narrativen, transdisziplinären wir uns an die ganze Stadt, mit Ästhetiken und queeren Prak allen, die in den vergangenen tiken bieten wir nicht nur eine Jahrzehnten dazugekommen Bühne für die Selbstermächti sind, ob durch Flucht, Exil, gung von neuen Protagonist*in Einwanderung, Studium, Job nen und schaffen Zugänge zum wechsel oder einfach durch das Theater, sondern öffnen auch Aufwachsen in Düsseldorf. Das Veronika Gerhard. Foto: Thomas Rabsch Denkräume für gesellschaftliche Theater als Kulturinstitution Veränderungen und eine zeit kann Räume für Allianzen und gemäße Kulturproduktion. Experimente schaffen, in denen die Teilnehmer*innen Erfahrungen austau Wir treffen uns an der Bar zu G esprächen und nehmen teil an Lesungen, Vor schen, Inhalte produzieren und Prozesse in Bewegung bringen. trägen, Schreib,- Video- und Performanceworkshops, entern die Open Stage, Mit dem neuen Programm »New Friends. New Stories« denken wir das zeigen Theater- und Filmvorführungen und spielen Konzerte – jeden Montag Café Eden als Ort für ein gesellschaftliches Miteinander und als neues Labor von 16 bis 22 Uhr in der Münsterstraße 446 bei weiterhin freiem Eintritt. Wir für künstlerische Produktionen, partizipative Formate und diskursive Ver feiern, debattieren, lernen, produzieren und entwickeln gemeinsam künst anstaltungen. Hier werden wir in den kommenden Jahren gemeinsam mit lerische Strategien. Herzlich willkommen. — von Veronika Gerhard migrantischen und postmigrantischen Künstler*innen und Protagonist*innen neue Stoffe und Perspektiven für eine Stadt entwickeln, die schon längst von Gefördert durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) und die Menschen verschiedener Herkünfte und Kulturen gestaltet wird. Mit neuen Bezirksregierung des Landes NRW Café Eden — immer montags von 16 bis 22 Uhr in der Münsterstr. 446 Kara Günlük – Die geheimen Tagebücher des Sesperado — — Eintritt frei — Eröffnungsfest am 16.9. ab 16 Uhr, mit Electro multimediale Lesung und Gespräch mit Mutlu Ergün-Hamaz Hafiz ab 19 Uhr — Electro Hafiz, Musiker aus Köln, mischt östliche am 23.9. um 19 Uhr — Hinter dem nicht ganz fiktionalen Charakter Instrumente wie Electric SZ, Darbuka und Finger Cymbals mit verschie Sesperado steckt Autor, Sozialforscher und Performer Mutlu Ergün- denen Genres. Bis vor Kurzem war er in der Undergroundszene Istanbuls Hamaz, der uns Szenen seiner politischen Satire präsentiert. Rassismus mit psychedelischen Klängen und der Band Fairuz Derin Bulut unterwegs. als grundlegendes Hindernis von Demokratie und Gleichberechtigung Nachmittags öffnet erstmals die neue künstlerische Leiterin Veronika muss aufgelöst werden. Mutlu Ergün-Hamaz übernimmt: Noch 100 Tage. Gerhard das Café Eden und lädt ein zu Köstlichkeiten, Begegnungen und Dann ist sie da. Die Revolution of Color (R. O. C.), die der weißen Vor zur Rather Kulturwoche. — Infos und Anmeldung: cafeeden@dhaus.de herrschaft und dem Rassismus ein Ende bereiten wird. Porträt 15
Bin ich nur ausgedacht? Der Kleine Prinz und die Krähe — Eine neue Geschichte für den Kleinen Prinzen? Immerhin wurde der Klassiker seit Erscheinen weltweit 140 M illionen Mal verkauft. Der Düsseldorfer Autor und Illustrator Martin Baltscheit nahm diese Herausforderung an und landete einen Bestseller. Auf der Bühne inszeniert Frank Hörner seinen Kleinen Prinzen als bildstarkes Theater mit Witz, Musik und Glamour. Als der Verlag den Düsseldorfer Autor und Illustrator Martin Baltscheit bat, Ihr habt gemeinsam in Düsseldorf die Schule besucht. den berühmten kleinen Helden auf die Erde zurückkehren zu lassen, zögerte er. Wart ihr als Kinder befreundet? Ein so bekanntes Werk weiterschreiben? Erst als seine Tochter ihm Größenwahn Martin Baltscheit — Ja. Erst verschiedene Planeten, dann in der Oberstufe attestierte, machte sich Baltscheit an die Arbeit. Er führte Saint-Exupérys Lob gleiche Fächer und Blick in ähnliche Universen. Beim Fußball auf derselben lied auf eine naive Weltsicht ins Heute und räumte dem Prinzen das Recht auf Umlaufbahn. Ein Traumduo. Schließlich zusammen Jugendtheater gespielt. Autonomie ein. Entstanden ist eine Geschichte über das Erwachsenwerden und Frank Hörner — Nach dem Abi sind wir mit meiner Ente (Für unsere Ziel ein Porträt unserer Zeit. gruppe: Das war ein formschönes Auto.) nach Frankreich gefahren. Unser absoluter Sehnsuchtsort: das Land der Bohèmiens, des guten Essens und Saint-Exupérys Geschichte spielt in der Wüste. In welcher der Liebe. Wir haben niemanden kennengelernt, da unser Französisch Welt findet sich der Kleine Prinz heute wieder? zu schlecht war, Geld für gutes Essen hatten wir nicht, und mit der Liebe: Frank Hörner — In einer Stadt, einem gefährlichen Ort für kleine Prinzen. Wir haben viel gestarrt und nix erlebt. Aber danach waren wir Freunde. Einem Ort, an dem man für alles zahlen muss, alles seinen Preis hat. Einem Ort, bevölkert von Wesen, die ums Überleben kämpfen, meist auf Kosten Ab wann ist man ein Freund fürs Leben? anderer. Aber auch an einem Ort, der voller Abenteuer ist, voller Menschen, Martin Baltscheit — Wenn man immer wieder gerne zusammenarbeitet. die sich Geschichten ausdenken können. Er landet auf der Erde, heute, auf Frank Hörner — Da gibt es, glaube ich, keinen bestimmten Punkt, den man der Suche nach seinem Autor. benennen könnte. Das passiert einem einfach. Wie alle schönen Dinge im Martin Baltscheit — In einer guten Welt. Es gibt mehr Krähen als Diktatoren. Leben. Mehr Bücher als Soldaten. Mehr Theater als Gefängnisse. Und weniger Hass Die Fragen stellte Kirstin Hess als Tropfen im Meer! Äh … warte, ne, noch zuviel. Wir arbeiten dran. Der Kleine Prinz fragt sich einmal, ob er nur ausgedacht sei. Kennt ihr dieses Gefühl? Der Kleine Prinz und die Krähe — nach dem Buch »Der Kleine Prinz Martin Baltscheit — Ja. Mich hat die Evolution erdacht. Leider ist es ihr feiert Weihnachten« von Martin Baltscheit — ab 10 — Mit: Selin Dörtkardeş, schrecklich egal, wie es mir dabei geht. Hauptsache die Geschichten sind Jonathan G yles, Natalie H anslik, Noëmi Krausz, Eduard Lind — Regie: Frank schön. Hörner — Bühne und Kostüm: S tefanie Stuhldreier — Musik: Sebastian Maier Frank Hörner — Viel Zeit in meinem Leben verbringe ich ja damit, mir was — Dramaturgie: Kirstin Hess — Theaterpädagogik: Saliha Shagasi — Urauf- auszudenken. Da muss ich wohl davon ausgehen, dass ich auch nur aus führung/Premiere am 15. September — Weitere Termine 12. Sept. (öffent gedacht bin. Aber wer hat mich ausgedacht, oder darf ich mir jemanden liche Probe/Vorauff ührung) und 17., 18., 27. und 29. Sept., 27. und 29. Okt., ausdenken, der mich gerade ausdenkt? Hä? – Wer hat sich denn diese Frage 20. und 21. Nov. und unter www.dhaus.de — — ausgedacht? in der Münsterstraße 446 16 Interview
Zum Stück — Eine höchst eigenwillige Krähe wartet einsam im Hinterhof einer Bäcke- rei auf Abfälle. Als der Kleine Prinz überra- schend aus dem Himmel fällt und neben ihr lan- det, schreit sie: »Mein Revier, mein Revier, mein Revier!« Der zeigt sich unbeeindruckt und tritt einfach in die Bäckerei ein. Öffnet er der Krähe Türen in ein sorgenfreies Leben ohne Hungerbiest im Magen? Der Prinz aber will seinen Pilotenfreund wiederfinden. Eine neue Rose soll er ihm zeichnen, da das Schaf seine gefressen hat – der gezeichnete Maulkorb hatte keinen Riemen. War der Kleine Prinz bei seinem letzten Be- such auf der Erde in der Wüste gelandet und nur dem Piloten begegnet, findet er sich diesmal in einem Großstadt dschungel wieder. Über- all sind Menschen, doch scheinen sie im Gegen- satz zum Piloten keine Zeit zu haben. Niemand will ihm bei seiner Suche helfen. Auf dem Weg durch die Stadt erkennt sich der Kleine Prinz in einem Buch wieder. »Bin ich nur ausgedacht?«, fragt er sich. Die Krähe entschließt sich (nicht ganz uneigennützig), ihn auf seiner Odyssee zu begleiten. Mit der Kraft einer neu geschlossenen Freundschaft gelingt es dem Kleinen Prinzen, sich für das Leben zu entscheiden. Noëmi Krausz, Jonathan Gyles Foto: Thomas Rabsch Interview 17
heul doch Mit der Faust in die Welt schlagen — Schwäche zeigen ist unmännlich? Wie tröstlich es sein kann, sich die Widersprüche des Heranwachsens von der S eele zu weinen, daran erinnert sich Regisseur Martin Grünheit. Und an eine Zugfahrt von Ost nach West. Paul Jumin Hoffmann, Ali Aykar Foto: Thomas Rabsch 2019 wirkt die Realität in Deutschland wie eine bru Gedanken: Ich weinte stellvertretend für meine haben, sind sie verunsichert, wütend. Scheinbare tale Fortsetzung von Lukas Rietzschels D ebütroman Oma, die fließend Französisch sprach, aber nie in Widersprüche ihrer Identität – Ost und West, das »Mit der Faust in die Welt schlagen«. Anhand des Frankreich gewesen war. Ich weinte, weil ab so Deutsche und das Nichtdeutsche, das Vertraute Textes untersucht der 1987 geborene R egisseur Martin fort meine kleine Welt, bestehend aus Thüringen, und das F remde – können sich Philipp und Tobi Grünheit Selbstbilder, Beziehungen sowie das Grup Sachsen und Ostberlin, zu existieren aufhören nicht einfach in einem Zug von der Seele weinen.« penverhalten von Männern und warum ihnen noch würde. Ich weinte aus Angst vor dem Grenzüber — von Martin Grünheit immer beigebracht wird, keine Emotionen außer Wut tritt. Ich weinte aus Angst vor den Wessis, die mir zu zeigen. Der heute 32-jährige Theatermacher kennt auf der Zugfahrt begegnen und mich für meinen Zum Stück — Als die Eltern in der auch andere Gefühle. Dialekt auslachen würden. sächsischen Provinz ein Haus bauen, Die einzige Erklärung, die sich auch heute sind Philipp und Tobi noch Kinder. »Als ich 18 wurde, gab ich meine Ersparnisse, die noch traurig genug anfühlt: Ich weinte, weil ich Die Nachwirkungen der Wiederver- eigentlich für einen Führerschein gedacht waren, am Tag zuvor mit meiner Freundin Schluss ge einigung in ihrem Umfeld können für ein unbezahltes Praktikum in Frankreich aus. macht hatte. Ich hatte mir eingeredet, dass ich solo sie ebenso wenig deuten wie das Ausgestattet mit vier Jahren Schulfranzösisch und sein müsse für meinen neuen Lebensabschnitt. In Hakenkreuz auf dem Schulhof oder einem Wörterbuch meiner Oma fuhr ich mit dem diesem Moment war ich allein auf der Welt. die Fernsehbilder der einstürzenden Zug von Gera nach Lyon. Am Bahnsteig weinte Vielleicht weinte ich auch ein wenig, weil ich Twin Towers. Die Erwachsenen sind meine Mutter. Es fühlte sich nach etwas Histo merkte, dass es ganz einfach war, meine bishe keine Hilfe. Sie können oder wollen rischem an. Als sie in meinem Alter war, hätte rige Identität aufzugeben, um jemand Neues zu nichts erklären. Daran ändert sich meine Mutter nämlich nicht einfach in den Zug werden, jemand ohne Geschichte und Dialekt, auch nichts, als die Brüder älter steigen und in den Westen fahren können. Doch ein 18-jähriger Praktikant im Ausland, der erste werden. In ihrer Jungsclique finden mit Sicherheit weinte sie jetzt vor allem aus Sorge Student in der Familie. sie, wonach sie suchen. Doch die um mich. Auch ich war gerührt, weinte aber lie Und vielleicht ist das Traurige an unse Sehnsucht nach Zusammenhalt und ber ein bisschen später alleine im Zug. Ich wusste rem Roman, dass es für die zwei Brüder nicht so Entgrenzung führt auch zur Ausgren- nicht warum. Lange und oft habe ich seitdem sein kann. Ihre Umgebung kennt keine Gefühle, zung anderer und zu Gewalt. darüber nachgedacht. Ein paar wiederkehrende schon gar nicht bei Jungs, und wenn sie welche Mit der Faust in die Welt schlagen — nach dem Roman von Lukas Rietzschel — ab 12 — Mit: Ali Aykar, Paul Jumin Hoffmann — Regie und Bühne: Martin Grünheit — Kostüm: Imke Paulick — Musik: Frieder Hepting — Dramaturgie: David Benjamin Brückel — Theaterpädagogik: Thiemo Hackel — Premiere am 26. September — Weitere Termine 24. Sept. (öffentliche Probe/Voraufführung), 28. Sept., 1., 8. und 30. Okt., 2., 4., 5., und 29. Nov. und unter www.dhaus.de — — in der Münsterstraße 446 18 Premieren im Jungen Schauspiel
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